Wenn seine infizierten Opfer noch nicht tot waren,dann lagen sie vermutlich im Krankenhaus.Auch dieser Gerkan war vermutlich noch am Leben,also holte er ein altes Prepaidhandy heraus,das er vor vielen Jahren mal einem Ballettschüler für 20€ abgekauft hatte,weil der ein Vertragshandy zum Geburtstag bekommen hatte,und rief die Krankenhäuser der Umgebung durch.So dumm,dass er mit seinem privaten Handy anrief,oder bei seiner Wohnung vorbeischaute,war er nicht.Ihm war durchaus klar,dass das alles überwacht wurde und so verbarg er sich eben so gut wie möglich.In der Uniklinik wurde er fündig.Ja,ein Herr Gerkan und ein Herr Jäger lägen dort,könnten aber nur von den nächsten Angehörigen besucht werden,weil sie auf der Intensivstation wären,sagte freundlich die Dame an der Information.Karl bedankte sich für die Auskunft und stieg in die nächste U-Bahn,um zur Uniklinik zu gelangen.Nach ein paar Stationen mit der Strassenbahn kam er auch an und weil gerade Hauptbesuchszeit war,schloss er sich einfach dem Besucherstrom an und landete an der Pforte.
Nachdem eine seiner Pflegemütter,als er 14 gewesen war,lange auf Intensiv gelegen hatte,bis sie dann letztendlich doch gestorben war,kannte er ein wenig die Regelungen und Abläufe,obwohl seitdem ja über 30 Jahre vergangen waren.Er gab sich an der Pforte als Bruder von Ben Jäger aus und bekam so die Auskunft,wo der zu finden war.An der herzchirurgischen Intensiv drückte er sich eine Weile draussen auf dem Flur herum und beobachtete,wie die Mitarbeiter und Besucher da hineingelangten.
Kurz darauf kam ein Mann vom Fahrdienst mit einem frischen Bett,der etwa seine Statur hatte.Am unauffälligsten war man in irgendeiner Klinikuniform,das öffnete die Türen.Daher bat er den jungen Mann kurz um eine Auskunft,zog ihn in die leere Toilette vor dem Intensivwartebereich und schlug ihn gründlich bewusstlos.Er wechselte schnell die Klamotten,legte seine eigenen in das frische Bett und fuhr selbstbewusst durch die Tür.Er stellte das Bett kurz hinter dem Eingang in eine Nische-das sah so aus,als wenn das da sogar hingehören würde- und strich einfach unauffällig an den ganzen Zimmern vorbei.Durch die Uniform würdigte ihn niemand eines Blickes und plötzlich sah er diesen Gerkan und Jäger in nebeneinanderliegenden Betten.Gerkan hatte die Augen geschlossen und schlief,schien aber nicht beonders schwer verletzt.Sein Fuss tat immer noch schweineweh,er konnte eigentlich nur mit Schmerztabletten laufen,jetzt konnte er sich endlich rächen.Jäger daneben hatte es schlimmer erwischt.Der sah furchtbar krank aus und war an tausend Schläuche und Kabel angeschlossen.Wahrscheinlich war dem zwar eh nicht mehr zu helfen,aber trotzdem würde er versuchen,das für beide schnell zu Ende zu bringen.Was ihm gleich in die Augen sprang,waren die dicken,blutgefüllten Schläuche,die aus der Leiste des Aushilfstanzlehrers kamen und zu einer kleinen Maschine liefen.Das war dort der Ansatz.Danach musste er schnell reagieren und diesen Gerkan erledigen,bevor die ganzen Alarme losgingen.An den Monitoren waren gut erkennbar die „Alarm aus“ Tasten,ein wenig Zeit konnte er so gewinnen.In seinem Kopf legte er einen Plan zurecht,nahm noch eine spitze Schere von einer Anrichte und lächelte irr,als er auf leisen Sohlen das Intensivzimmer betrat.
Bonrath und die Chefin waren inzwischen in der PASt zurück.Unterwegs hatte Frau Krüger ihrem Kollegen noch erzählt,dass Jenni schon wieder zu Hause war und ihren unfreiwilligen Ausflug in den Rhein wohl folgenlos überstanden hatte.Bonrath lächelte glücklich,er war sehr froh,dass seiner jungen Partnerin,die er inzwischen sehr ins Herz geschlossen hatte,nichts passiert war.“Ich wollte mich auch noch für ihren selbstlosen Einsatz bedanken.Ohne sie,wäre Frau Dorn wohl nicht mehr am Leben!“ lobte ihn die Chefin.Als er gähnte,fragte sie ihn:“Wollen sie nach Hause gehen? Immerhin hatten sie nach ihrem Nachtdienst ja nur einen kurzen Schlaf!“ bemerkte sie ein wenig schuldbewusst.“Nein,ich werde mit ihnen versuchen,diesen Mörder dingfest zu machen,ich kann ja abends früh ins Bett gehen.Ich könnte jetzt sowieso nicht mehr schlafen,das ist schon in Ordnung!“ erwiderte Bonrath mit fester Stimme und setzte sich erst mal an seinen Schreibtisch.
Susanne stellte ihm und auch ihrer Chefin im Büro je eine Tasse Kaffee hin.“Gibt’s was Neues?“ wollte sie wissen,aber beide schüttelten den Kopf.Sie beschlossen,nachdem es inzwischen früher Nachmittag geworden war,erst mal eine Pizza zu bestellen und nachdem sie sich gestärkt hatten,versuchten sie gemeinsam zu überlegen,wo eine Suche nach Karl wohl den grössten Erfolg bringen würde.