Nach einer Weile begann Ben sich unruhig herumzuwerfen.Sein Atem kam abgehackt,so dass die Maschine immer wieder pfiff.Als Semir auf den Monitor sah,bemerkte er den erhöhten Blutdruck und die hohe Herzfrequenz.Ben selber war schweissgebadet und verzog vor Schmerzen das Gesicht.Semir sah mitleidig zu seinem Freund.Wenn er nur wüsste,wie er ihm helfen könnte? Nach einer Weile konnte Semir es nicht mehr ertragen und drückte auf den Klingelknopf.Als die Schwester kam,wies er auf seinen Freund,der sich immer noch in dem zerwühlten Bett herumwarf.Auch die Schwester sah mitleidig auf ihren Patienten,sagte aber: „Tut mir leid,da muss er jetzt durch.Das einzige,was ihm wirklich helfen würde,wäre,wenn wir den Opiatperfusor wieder einschalten würden,aber genau das wollen wir ja auf keinen Fall.Er hat eh schon Glück,denn durch die langsame Reduzierung des Opiats hatte er bis jetzt ja einen sogenannten warmen Entzug.Wenn man von jetzt auf gleich das Opiat komplett ausgeschaltete hätte,wäre es noch viel schlimmer!“ erklärte sie und immerhin erhöhte sie,bevor sie wieder hinausging die Dosis des Clonidinperfusors,das war das Medikament,das der Neurologe verordnet hatte,um die Entzugssymptomatik zu lindern.
Allerdings hatte sie auch Bens Hände erneut festgemacht,da er anscheinend nicht mehr so ganz bei sich war.Semir war einerseits froh darüber,denn so musste er nicht die ganze Zeit aufpassen,dass Ben nicht irgendwas herausriss,aber andererseits war es für Ben um so schlimmer,wieder in seiner Bewegungsfreiheit beschnitten zu werden.Als der die Augen öffnete und entsetzt auf die Handfesseln starrte,tat er Semir wieder so leid und er versuchte ihn mit Worten zu trösten: „Ben,du musst nur eine Weile aushalten.Irgendwann ist der Entzug auch vorbei,das kann ja schliesslich nicht ewig dauern!“ rief er ihm zu,aber Ben reagierte gar nicht darauf,sondern zerrte lieber an den Fixies,um freizukommen.
Kurz danach wurde Semir das Mittagessen gebracht.Als die Schwester es auf seinem Nachttisch abstellen wollte,schüttelte Semir den Kopf. „Nehmen sie`s wieder mit,ich kann jetzt nichts essen,solange es meinem Freund so schlecht geht!“ Er blieb dabei,auch wenn die Pflegerin ihn zu überrreden versuchte.Irgendwann nahm sie es schulterzuckend wieder mit und wenig später war Semir sehr froh darüber,denn nun begann Ben sich zu erbrechen.Spätestens jetzt hätte er mit Sicherheit sein Mittagessen auch wieder von sich gegeben.Er drückte wieder hektisch auf den Klingelknopf und als der Pfleger kam,wies er mit ausgestreckter Hand zu seinem Freund.Die Pflegekraft stoppte sofort die Ernährungspumpe,saugte aus der Magensonde ab,was noch im Magen war und verliess dann nochmals kurz das Zimmer,um ein Mittel gegen die Übelkeit und eine Kollegin zu holen,die beim Saubermachen half.Mit weissen Plastikschürzen und lila Handschuhen machten die beiden Ben sauber und bezogen das Bett frisch.Erst wehrte er sich sogar,denn in seinem vernebelten Gehirn bildete er sich die wildesten Sachen ein,als er die Kostümierung der Pfleger sah,aber als Semir wieder und wieder beruhigend auf ihn einredete,kam er ein wenig an den Rand seines Bewusstseins,als er die vertraute Stimme hörte.
Aua,das tat so weh! Er konnte gar nicht sagen,wo es überall wehtat,denn jede Faser seines Körpers schrie nach dem Opiat und reagierte mit Schmerzen auf den Entzug.Er hätte wirklich jemanden angreifen können,um zu seinem Stoff zu kommen. "Bitte,bitte gebt mir was!“ flehte er mit seinen Augen.Er versuchte wieder Worte zu formulieren und als man seinen Mund und seine verletzte Zunge,die vom scharfen Magensaft nach dem Erbrechen noch um ein Vielfaches wehtaten,noch absaugte und auswischte,lief es ihm vor Ekel und Schmerz kalt den Rücken herunter.Gerade war ihm noch furchtbar heiss gewesen,aber jetzt überkam ihn ein Schüttelfrost,dass es ihn in seinem Bett regelrecht hin-und herschmiss.
Der Pfleger holte eine dicke Decke und Semir,der das Elend fast nicht mehr mitansehen konnte,bat darum,aus dem Bett und zu seinem Freund gebracht zu werden.Schulterzuckend lockerte der Pfleger die Kabel und Schläuche-die Infusionen waren schon an sehr langen Leitungen deswegen angebracht und auch die anderen Kabel konnte man problemlos umhängen und so sass er dann wie am Vortag neben dem Bett seines Freundes auf der Safetexunterlage und versuchte den zu trösten und ihm beizustehen.Der Pfleger hatte eine Hand des jungen Polizisten freigemacht und Semir hielt die nun ganz fest und sagte nur immer wieder: „Ich bin da,Ben,ich bin da!“