Meine 150. Story.... Eigentlich wollte ich warten bis "Knock out" zu ende ist, aber mit der Überarbeitung der anderen STory war ich heute schneller fertig als gedacht und deshalb geht es hier nun los. Aber Achtung...sie ist nichts für schwache Nerven.... Ach ja...und feeden nicht vergessen!
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Semir und Ben waren auf der A2 unterwegs um einen Informanten zu treffen. Schweigsam saß der Deutschtürke auf dem Beifahrersitz und sah aus dem Fenster. Ben warf ihm einen kurzen Blick zu. „Was ist?“ wollte er wissen. „Nichts…“ kam tonlos von Semir. „Natürlich ist was. Du bist abwesend. Hast du Stress zu Hause?“ harkte Ben nach. „Nein….es ist nichts. Wirklich, es ist alles in Ordnung.“ lächelte Semir. Ben sah ihm genau an, dass dies garantiert nicht die Wahrheit war. „Das ist es nicht. Aber gut…wenn du nicht mit mir reden willst…Ich dränge mich nicht auf.“ meinte Ben gespielt beleidigt. „Nein es ist wirklich nichts mit dem du dich belasten musst. Ich mache mir einfach nur ein paar Gedanken. Das ist alles.“ lächelte Semir. Er knetete dabei seine Hände wie er es immer machte, wenn er eine Ausrede brauchte. „Semir, ich sehe es dir an. Und wenn du mir nicht jetzt nicht sofort sagst, was los ist, dann werde ich Andrea fragen!“ drohte Ben ihn. Semir stöhnte auf. „Also gut…ja du hast Recht. Wir haben Streit zuhause. Es ist immer wieder das gleiche Thema. Andrea will nicht, dass ich so lange arbeite. Sie denkt, das ich zu alt wäre für den Job und lieber an einem Schreibtisch sitzen sollte. Ich hätte dann pünktlich Feierabend und könne mit den Kindern abends zusammen sein. Ich meine, klar ich setze mein Leben aufs Spiel. Selbst wenn wir nur Streife fahren und Andrea fordert nun von mir, dass ich zeitlich nach Hause komme. Sie will mit mir reden, sie will das ich mich auch um die Kinder kümmere und...nun ja...“ erzählte Semir leise. „Okay, dann willst du aber nicht in den Innendienst oder?“ harkte Ben. Semir sah ihn an. „Ich weiß es wirklich nicht. Ich verstehe sie ja, aber sie muss doch auch mich verstehen. Ich bin keiner der nur am Schreibtisch sitzen kann und auf den einen oder anderen Zettel einen Stempel und seine Unterschrift setzt. Das ist nicht mein Job. Ich will raus! Ich will...ich glaube sie will die Scheidung...“ gab er leise zurück. „Bitte was? Semir! Das ist jetzt nicht dein Ernst. Habt ihr euch denn so zerstritten?“ kam erschrocken von Ben. „Ich habe ihr vor einigen Tagen etwas Dummes an den Kopf geworfen und seit dem spricht sie gar nicht mehr mit mir.“ erklärte Semir. „Was denn?“ harkte Ben neugierig nach. „Ich habe sie gefragt, ob es nicht schlimmer wäre, wenn ich nach Hause komme und sie mit ihrem Liebhaber im Bett erwische.“ stöhnte Semir. Ben sah ihn an. „Autsch…“ stieß er aus. Semir nickte. „Ja autsch. Ich schlafe schon seit sechs Nächten im Gästezimmer und Felix will auch nichts mehr von mir wissen. Er geht nur noch zu Andrea. Ayda und Emilie merken das natürlich auch. Der Einzige der nichts davon mitbekommt ist Sören. Ich habe versucht mich zu entschuldigen, aber sie geht auf nichts ein. Sie spricht nicht mit mir. Wenn ich in die Küche komme, dann geht sie raus. Ich muss mir mein Essen selbst machen.“ erzählte Semir weiter. Ben erwies sich als geduldiger Zuhörer. Er kannte Semir und er wusste das er wenn er erst einmal angefangen hat zu erzählen, auch alles auf den Tisch brachte. „Ihr seid jetzt seit neun Jahren verheiratet. Es gibt sicher in jeder Ehe Streitigkeiten. Ich glaube nicht dass Andrea sich scheiden lässt. Dafür seid ihr doch viel zu sehr auf einander angewiesen.“ versuchte er Semir Mut zu machen.
Während Semir seinem Partner sein Herz ausschüttete fuhr Andrea mit Ayda, Emilie und Sören zur Schule und zum Kindergarten. An der roten Ampel hielt sie an. Sören lag in seinem Autositz und daneben war Emilie. Ayda saß mit ihrer Erhöhung auf dem Beifahrersitz und sah zu ihrem kleinen Bruder. „ hallo Sören…“ rief sie. Ihr kleiner Bruder brabbelte und lachte auf. „Er hat gelacht! Mama…“ strahlte die Siebenjährige. „Ja ich habe es gehört… mein Engel…“ kam von Andrea. Sie sah auf die Ampel. Irgendwie schien die Rotphase diesmal länger zu dauern als sonst. „Mama? Warum bist du Papa böse?“ wollte Ayda wissen. Andrea sah sie kurz an. „Manchmal streiten sich auch Erwachsene. Das ist genauso als wenn du dich mit Lucy streitest. Dann redet ihr doch auch nicht miteinander.“ versuchte Andrea zu erklären. Doch Ayda war nicht so einfach zufrieden zu stellen. Da kam sie Semir sehr ähnlich. „Ja schon, aber wir reden dann nicht davon dass wir uns scheiden lassen. Was ist das?“ wollte sie nun wissen. Andrea schluckte. „Schatz, ich erkläre es dir nach der Schule okay?“ bat sie. Ayda nickte. „Aber eine Frage noch Mama….hast du Papa nicht mehr lieb?“ wollte sie nun wissen. Andrea sah sie kurz an und dachte nach. „Doch…. Ich habe ihn sehr lieb.“ gab sie nach einigen Augenblicken zu und erschrak. Es war das erste Mal, dass sie sich überlegen musste ob sie Semir noch liebte. Das erste Mal seit sie zusammen waren. „Und warum muss Papa dann im Gästezimmer schlafen? Und sich selbst das Essen machen? Warum redet ihr nicht miteinander? In der Schule habe ich gelernt, dass durch Reden manche Probleme gelöst werden können. Vielleicht gehört euer Problem ja auch dazu.“ schlug Ayda vor. Andrea lenkte in die Straße wo die Schule und der Kindergarten der Mädchen waren. Sie lächelte ihre Tochter an. Für Kinder war es scheinbar sehr einfach einen Streit zu vergessen, doch Semir hatte ihr sehr weh getan und so etwas konnte sie nicht einfach vergessen. Dennoch musste sie ihrer Tochter indirekt Recht geben. Mit Reden konnte man viele Probleme lösen und vielleicht sollte sie Semir die Chance geben sich zu entschuldigen. „Wir sind da…du musst zur Schule. Was haltet ihr davon, wenn wir alle am Wochenende zu Oma fahren?“ schlug sie nun vor. Ayda sah sie an. „Mit Papa?“ wollte sie wissen. „Papa muss bestimmt arbeiten.“ lächelte Andrea. „Gib es doch zu, du willst Papa nicht dabei haben um einen klaren Kopf zu bekommen. Aber gut, wir fahren mit.“ stimmte Ayda zu. Andrea lachte leise. Ihre Tochter war Semir sehr ähnlich. Sie sagte alles bevor sie dachte, doch ihrer Tochter konnte sie verzeihen.
Im Namen der Wissenschaft
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- Fertig gestellt
- Elvira
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Elvira -
5. Mai 2013 um 20:28
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Semir sah sich gelangweilt um. Und auch Ben schien die Geduld zu verlieren. Mittlerweile warteten sie bereits eine Stunde und von dem Informanten war weit und breit nichts zu sehen. „Also wenn er nicht gleich auftaucht, dann werde ich verdammt sauer und Charly bekommt einen Einlauf.“ knurrte der junge Hauptkommissar. „Ganz ruhig. Bisher waren die Tipps von Charly erster Klasse und wenn er behauptet dass er was Heißes hat, dann ist es auch so.“ setzte Semir dagegen. Ben zog die Schultern hoch. „Bisher hatte Charly immer interessante Informationen. Aber was meinte er mit Experimente. Das hörte sich irgendwie sonderbar an.“ dachte er laut nach. „Das werden wir sicher gleich erfahren. Sobald er hier ist wird er uns erzählen was er weiß. Ich vertraue ihm. Denk doch mal nach, wir haben zwei Tote, die ziemlich übel zugerichtet waren. Die Obduktion hat ergeben, dass sie gequält wurden. Quetschungen an den Fingern und Zehen. Verbrennungs- und Strangulierungsmale. Der oder die Täter müssen verdammt brutal mit ihnen umgegangen sein. Alles waren Ausreißer die in Köln und Umgebung auf der Straße lebten. Charly wird uns nicht belügen.“ gab Semir von sich. „Oder aber er lacht sich eins ins Fäustchen weil er uns einen Bären aufgebunden hat.“ ließ Ben von sich hören. „Abwarten. Wir geben ihm noch fünf Min…Ben...dort im Gebüsch…“ stieß Semir aus und wies auf die gegenüberliegende Seite. „Okay….. Du rechts ich links?“ schlug der junge Hauptkommissar vor. Semir nickte. Sie überprüften ihre Waffen und schlichen sich an die Stelle heran. Ungesehen kamen sie an und sahen sich erstaunt um. Hier war niemand. „Da will uns doch jemand verarschen!“ fauchte Ben wütend. Semir sah sich um. „Nein, leider nicht…dort…“ meinte er als ein Auto schnell auf dem Platz fuhr, die Türen öffnete und etwas auf die Straße warf. Von der Rückbank des Wagens fielen Schüsse in die Richtung der Beiden, die sofort hinter ihrem Wagen in Deckung gingen. Dann raste es davon. „Charly!“ stieß Ben aus als er erkannte was dort auf der Straße lag. Sofort hechtete er zu dem Mann, der am Boden lag und drehte ihn vorsichtig um. „Ben…Semir….ich…entschuldige…“ kam leise kaum hörbar von dem schwer verletzten Mann. „Schon gut…nicht reden. Der Arzt ist gleich da.“ beruhigte Ben ihn, während Semir zum Wagen sprintete und die Verfolgung aufnehmen wollte doch er kam wütend zurück. „Die Reifen sind zerschossen.“ knurrte er. „Charly? Was ist passiert?“ wollte Ben wissen. Der Informant sah ihn an. „Sie…sie haben mich erwischt…als…als ich…euch anrief…passt auf euch auf…bitte…“ flehte Charly. „Hey, bleib wach, nicht schlafen…der Arzt ist gleich da…ganz ruhig…“ warnte Semir ihn. Charly lächelte leicht und nickte.
„Wir hätten ihn kalt machen sollen. Charly wird uns doch verraten!“ fauchte Paul. „Nur keine Panik, wenn er wirklich alles wüsste, dann wären nicht nur die beiden Schmalspurbullen aufgetaucht. Dann wäre der Parkplatz überfüllt mit denen. Nein, Charly weiß viel zu wenig. Er kennt ja nicht einmal unsere Namen. Der Doc hat schon aufgepasst und das war gut so. Er ist halt der Boss. Wir sollten aber auf jeden Fall eine Pause machen, sagt er.“ lachte Peter und zog ebenfalls seine Maske ab. Paul sah sich um. „Keiner der uns verfolgt…“ stieß er erleichtert aus. „Das geht auch nicht, die Reifen sind zerschossen und bis deren Kollegen kommen werden sicher noch ein paar Minuten vergehen in denen wir das Weite suchen.“ kam von der Rückbank von Robert der seine Waffe nachfüllte. „Also gut, und wie geht es nun weiter?“ wollte Paul wissen, der sich langsam beruhigte. „Ganz einfach. Wir machen für diese Woche Urlaub und nächste Woche holen wir uns das neue Auto.“ grinste Peter. „Dann muss ich wieder den Saubermann spielen. Meine Frau ist schon ganz wild darauf..“ lachte Robert. „Das kann ich mir bei deinem Schwabbelbauch gar nicht vorstellen. Wie willst du den Saubermann spielen? Auf Papi machen oder was?“ gluckste Peter, der den Wagen ruhig über die Straßen lenkte. „Also gut, wir sehen und dann in einer Woche. Urlaub tut auch mal gut.“ meinte Paul und stieg aus, als Peter den Wagen vor seiner Haustüre anhielt. „Okay, ich melde mich bei dir, sobald ich vom Doc was Anderes höre.“ verabschiedete Peter sich und fuhr mit Robert davon. „Was denkst du? Wird Charly noch etwas sagen?“ wollte dieser von ihm wissen. „So wie er aussieht? Nein, er wird nichts mehr heraus bekommen. Wir haben ihn gut genug bearbeitet.“ grinste Peter. „Wenn er doch noch etwas erzählen kann, haben wir ein Problem. Er weiß verdammt viel über uns und über dem Boss.“ warnte Robert. „Nur keine Sorge, ich werde mich darum kümmern. Charly wird eh ins Krankenhaus gebracht und dort werde ich ihm dann einen Besuch abstatten, sofern er den Transport überlebt.“ wiegelte Peter ab. Er setzte auch Robert vor dessen Tür ab und fuhr anschließend selbst nach Hause. Dort rief er sämtliche Krankenhäuser an um zu erfahren ob und in welches Krankenhaus Charly Bruns gelandet ist. „Vielen Dank…und wie sieht es um ihn aus?“ fragte er als er die Schwester aus dem Franziskus-Hospital am Gerät hatte und diese ihm erklärte das Charly Bruns bei ihr auf der Station lag. „Es sieht leider nicht gut aus für ihren Schwager. Wir versuchen was in unserer Macht steht.“ Versprach sie. „Darf ich ihn besuchen?“ wollte Peter wissen. „Morgen…heute werden keine Besuche zugelassen.“ Wies die Schwester ihn ab. Danke für die Auskunft. Auf welchem Zimmer liegt er denn?“ harkte er noch nach. „Er liegt auf der Intensivstation…“ kam prompt die Auskunft. „Aber vor morgen wird kein Besuch zugelassen.“ hängte die Dame am anderen Ende an. „Das schaffe ich eh vorher nicht. Vielen Dank für die Information.“ gab Peter freundlich von sich und legte auf.
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„Wie geht es ihm?“ wollte Semir von dem Arzt wissen, als dieser zu ihm und Ben in den Besucherbereich des Krankenhauses kam. „Wir haben ihn stabilisiert, aber ob er durchkommt entscheidet die Nacht. Wenn er kämpft, dann sieht es gut aus. Er hat drei gebrochene Rippen, das Nasenbein ist ebenfalls gebrochen, Der Körper ist übersät mit Hämatomen und die Milz hat einen Riss, den wir flicken konnten. Aber es ist nicht auszuschließen, dass er innere Verletzungen hat, die wir nicht festgestellt haben. Außerdem hat er eine ziemlich üble Kopfverletzung. Es scheint als wäre er unter eine Dampfwalze geraten.“ erklärte der Arzt. Semir nickte. „Er ist zusammen geschlagen worden und er ist immer noch in Gefahr. Wir müssen ihn in ein sicheres Zimmer legen und vor allem für seinen Schutz sorgen. Kein Besucher darf ohne die Genehmigung von mir ins Zimmer. Wir werden vor der Tür einen Beamten aufstellen.“ legte Semir fest. Der Arzt sah ihn an. „Dann ist das Zimmer was wir ihm zugedacht haben nicht dafür gemacht. Das kann man über die Feuertreppe ohne Probleme von außen erreichen und wenn da ein Fenster auf ist, dann wird es noch leichter. Ich würde sagen wir legen ihn auf die Private Station im fünften Stock.“ schlug der Arzt vor. „Danke, das wäre sehr gut.“ stimmte Semir zu. Er sah Ben an. „Charly wollte uns wichtige Dinge erzählen und das hat der unbekannte Boss verhindert. Das zeigt doch wie gefährlich die Bande ist.“ stieß er aus. „Ah, es ist also doch eine Bande...“ grinste Ben doch das Grinsen verschwand sofort. „Ich denke er wird hier sicher sein. Solange die Gangster nicht erfahren wo er liegt. Doc, wann können wir ihn vernehmen?“ wollte er vom Arzt wissen. „Das wird sich morgen zeigen. Wenn er die Nacht übersteht dürfen Sie morgen Nachmittag zu ihm und ihn ein paar Fragen stellen. Vorher auf gar keinen Fall.“ legte der Arzt fest. „Okay, dann werden wir jetzt den Beamten anfordern und vor der Tür postieren.“ nickte Semir und griff zum Handy. „Susanne, ich benötige einen Beamten als Zeugenschutz ins Krankenhaus!“ bat er die Sekretärin. „Werde ich umgehend in die Wege leiten.“ kam von der Sekretärin zurück. Nur wenig später stand ein Beamter vor der Tür. „Du lässt niemanden rein, ohne mich davon zu informieren. Wir müssen damit rechnen, dass die Bande es erneut versucht und ihn umbringen will, sobald sie erfahren, dass er noch lebt.“ Informierte er den Beamten. „Keine Sorge, an mir kommt keiner vorbei.“ versprach der Beamte. Ben und Semir verschwanden.
Andrea saß nachdem sie Ayda und Emilie abgeliefert und Sören zum Mittagsschläfchen gelegt hatte in der Küche und sah auf das Bild was sie und Semir zur Hochzeit zeigte. Sanft strich sie über das Abbild ihres Mannes und dann über ihren Ring. Hatte ihre Ehe noch eine Chance? War es nicht schon zu spät, alles wieder zu richten? Wie oft hatten sie sich schon gestritten und wieder versöhnt? Doch diesmal hatte sie das dumpfe Gefühl, dass es nun aus war. Aus und vorbei. Vielleicht hatte Semir eine Neue und machte ihr deswegen Vorwürfe. Wie konnte er nur glauben, dass sie einen Liebhaber hatte? Sie hatten drei Kinder. Sören war gerade sechs Monate alt und Semir war doch so glücklich als er zur Welt kam. Und nun sollte alles aus sein? Sollte sie um das Familienglück kämpfen? Aber was wenn Semir die andere Frau mehr liebte als sie? Wie sollte sie den Kindern das erklären? Papa kommt nicht mehr nach Hause, weil er eine andere Frau kennen gelernt hat? Nein, sie musste kämpfen. Sie musste um ihren Mann kämpfen denn er war es wert. Ja…sie würde kämpfen. Sie würde Semir nicht so einfach verlassen und klein beigeben. Sie war die Bessere und niemand konnte ihr das Wasser reichen. Und auch Semir musste es einsehen. Schon für die Kinder war es wichtig. Sie brauchten ein ruhiges und gemütliches Zuhause. Keine Streitereien, keine Affären. Andrea nahm sich vor mit Semir am Abend zu reden. Er wird ihr zuhören müssen und dann würden sie auch wieder zueinander finden. Dennoch würde sie am Wochenende mit allen Kindern zu ihrer Mutter fahren. Wenn Semir mitkam wäre es noch schöner, denn sie liebte ihn aus vollem Herzen und sie wollte ihn nicht verlieren. Vielleicht schaffte sie es ja auch, dass er sich das Wochenende frei nahm und mitfuhr. Ein Wochenende konnte über die Zukunft ihrer Ehe entscheiden. In diesem Augenblick hörte sie ihren Sohn weinen. „Mama kommt…mein Engel...“ rief sie und ging die Treppen hoch. Für Sören wurde das Gästezimmer zum Babyzimmer umgestaltet. So hatte jedes Kind ein eigenes Zimmer. Das war ihr und Semir wichtig. „Oh, mein Kleiner…hast du Hunger?“ wollte sie von Sören wissen. Dieser lachte als er sie sah und streckte seine Ärmchen aus. „Na komm mein Schatz…“ Andrea nahm das Baby hoch und ging in die Küche um den Brei zu kochen. Sören sah sie mit seinen dunklen Augen an und dieser Blick erinnerte an Semir. Ihr Sohn hatte eine große Ähnlichkeit mit ihm. Leichte rötliche Haare säumten sein Köpfchen.
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„Wissen Sie, wer Charly verletzt hat?“ wollte Kim wissen, als Semir und Ben wieder in der PAST waren. „Nicht genau. Wir haben den Verdacht, dass es mit dem Fall der beiden Toten zusammenhängt. Charly wollte uns ja Hinweise geben und so ist es nun verhindert worden.“ Kam von Semir nachdenklich. „Gut, dann sollten Sie sich ausschließlich um diese Sache kümmern. Die anderen Fälle werden von Bonrath und Dorn übernommen. Finden Sie die Kerle und sorgen Sie für Gerechtigkeit!“ befahl Kim. „Danke Chefin, genau das haben wir vor.“ versprach Ben. Sie verschwanden in ihrem Büro. „Du hängst sehr an Charly oder?“ wollte Semir wissen. „Er ist mein Freund. Schon sehr lange. Er hat mich schon damals beim LKA mit Informationen versorgt. Wenn du einen Hinweis brauchtest… Charly kannte sich aus. Und nun? Jetzt liegt er auf der Intensivstation und niemand weiß ob er durchkommt. Das ist zum Kotzen.“ gab Ben leise von sich. „Er wird es schon schaffen. Charly ist ein Kämpfer und er wird es schaffen, daran musst du glauben.“ beschwor Semir ihn. Kim Krüger trat ein. „Herr Jäger, das Krankenhaus hat eben angerufen. Charly ist soeben eingeschlafen. Der Arzt hat mir gesagt, dass er noch einmal kurz zu sich kam und „Bergen“ sagte und dann schloss er die Augen. Sie haben wohl ein Blutgerinsel im Kopf übersehen und…“ gab sie leise von sich. Ben sah sie an. Seine Augen sagten ihm dass es nicht sein konnte, doch er selbst sagte nichts. Der Mund war leicht geöffnet und dann traten ihm die Tränen in die Augen. „Bergen?“ fragte er leise. Semir ging um den Tisch und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Damit haben die Kerle nun zwei sehr gefährliche Gegner. Jetzt geht es um Mord.“ stieß er aus. Kim nickte. „Bergen. Können Sie damit was anfangen?“ harkte Kim nach. Ben sprang auf „Vielleicht ja…und das würde einiges erklären.“ stieß er aus. Dann zog er Semir an der Jacke. „Komm! Wir haben zu tun!“ erklärte er. „Was? Wieso…wo willst du denn hin?“ wollte Semir im Gegenzug wissen. „Das sage ich dir, wenn wir unterwegs sind!“ meinte Ben nur. „Ben…nun warte doch mal!“ versuchte Semir sich zu wehren, doch Ben zerrte ihn einfach mit. Nur wenig später waren sie unterwegs.
„Okay, wer ist dieser Bergen?“ harkte Semir nach als sie im Wagen saßen. „Tobias Bergen ist ein Mann der mit Charly im Knast gesessen hat. Charly hat das Wort nicht so gesagt, sondern wollte mir damit einen Hinweis geben, wer mit drin hängt. Bergen ist alles zuzutrauen. Er ist einer der übelsten Zuhälter in Düsseldorf der seine Mädchen nicht gerade gut behandelt. Eines von ihnen haben wir bei minus 12 Grad nackt an den Baum gefunden. Sie wurde nur 22 Jahre alt.“ stieß Ben aus. „Okay, das ist übel. Aber was macht dich so sicher, das Bergen mit drin steckt? Nur weil Charly seinen Namen nannte heißt es nicht, das Bergen was damit zu tun hat. Vielleicht wollte er nur sagen, dass du da mehr Informationen bekommst. Außerdem wäre das doch wohl sehr einfach oder?“ harkte Semir nach. „Weil Bergen über Leichen geht. Überleg doch mal…Charly will uns informieren, weil er herausgefunden hat das Bergen hinter den Morden steckt. Und Bergen wiederum kommt dahinter das Charly von seinem Geheimnis weiß. Er lässt Charly zusammenschlagen, nachdem er erfahren hat, dass er sich mit uns verabredet hat. Das passt alles zusammen. Und jetzt werden wir ihn durch die Mangel drehen und er wird für den Mord an Charly in den Knast gehen.“ stieß Ben aus. Semir schüttelte den Kopf. „Wenn wir Beweise finden, ja. Aber wenn Bergen wirklich so ein Schwein ist, dann wird er sich nicht so einfach verhaften lassen.“ gab er zu bedenken. „Deshalb werden wir ihn ja auch zu zwei festnehmen. Er wird für den Tod von Charly büßen müssen.“ knurrte Ben. „Ben, es ist doch gar nicht bewiesen, dass dieser Bergen wirklich dahinter steckt. Wir wissen nicht was Charly damit gemeint hat.“ versuchte Semir erneut, doch Ben war von seiner fixen Idee besessen. Er fuhr konzentriert und steuerte sein Ziel an. Nur wenige Minuten später standen sie vor einem ziemlich großen Haus. „Hier wohnt Bergen. Er hat hier einen privaten Puff aufgebaut. Seine Frauen sind hier regelrecht Sklaven im Haus.“ erzählte Ben. „Warum hat das LKA ihn nicht schon längst verhaftet?“ wollte Semir wissen. Ben sah ihn an. „Du kennst doch die Akten. Es gab nie stichhaltige Beweise. Und damit es weiterhin so bleibt hat er Charly umgebracht. Oder besser umbringen lassen.“ erklärte Ben. „Wenn es keine Beweise gibt, dann werden wir ihn sicher nicht aus dem Verkehr ziehen. Du hast keine Beweise dass er hinter Charlys Verletzungen steht. Ben, er wird sich einfach rausreden. Wir brauchen Beweise. Wo sollen wir die denn finden?“ harkte Semir nach. Ben stieg aus und sah ihn noch einmal an. „Kommst du mit oder nicht?“ wollte er von Semir. Dieser stöhnte auf und stieg ebenfalls aus.
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Tobias Bergen saß in seinem Wohnzimmer und starrte auf den Fernseher. Das Telefon klingelte. „Charly ist tot…“ gab der Anrufer durch. „Hat er noch etwas sagen können?“ wollte Bergen mit kühler Stimme wissen. „Nein, er ist nicht mehr zu sich gekommen, das hat mir der Arzt gesagt.“ kam von dem Anrufer. „Gut, dann sind wir wieder sicher. Du, Robert und Paul werdet für ein paar Tage untertauchen. Ich werde euch informieren wenn es sich wieder ergibt. Bis dahin seid vorsichtig und gebt nicht zu viel von dem Geld aus.“ warnte Tobias und legte auf. „Du siehst gerade so glücklich aus. Woran denkst du?“ riss Laila ihn aus seinen Gedanken. Er zog sie an sich heran. Sie war seine beste Nutte und durfte sich um ihn kümmern. Ein Privileg was er nicht vielen Mädchen angedeihen ließ. „Ich denk daran, wann ich dich verkaufe und vor allem an wen. Du holst vieles rein und ich denke das sollte ich auch mal meinen Freunden zukommen lassen. Findest du nicht?“ grinste er sie an. Laila sah ihn wütend an. „Das ist nicht fair! Ich habe dir nichts getan. Du hast Gloria schon verkauft und ihre Tochter und nun bin ich dir zu wider?“ fauchte sie wütend. Sie fuhr regelrecht ihre Krallen aus und wollte ihn kratzen, doch er packte schnell ihre Handgelenke. „Du wirst mir ganz sicher nichts tun, Baby…ich kann dich fertig machen ohne das du auch nur eine Chance bekommst. Also lass es und hol mir ein Bier aus dem Kühlschrank!“ forderte er sie auf und stieß sie von sich. Laila schrie leise auf und rieb sich die Handgelenke als er sie losließ. Sie tat was er verlangte und ging in die Küche. Doch kaum hatte sie zwei Schritte getan da flog die Tür gegen die Wand und zwei Männer sprangen herein. Laila schrie erschrocken auf und machte einen Schritt zurück. Bergen griff nach der Waffe die auf dem Tisch lag und zog durch. Ein Knall ertönte und eine Vase zerbrach. Laila warf sich zu Boden und zog die Arme über den Kopf zusammen. „Keine Bewegung! WAFFE WEG!!! WEG DAMIT!!“ schrie der eine Mann, der reingekommen war. „POLIZEI!! WAFFE WEG!“ kam von dem Zweiten. Das war ihre Chance. Diese Männer konnte sie von Tobias befreien und sie konnte endlich frei sein. Doch Tobias Bergen war kein Mensch der sich so einfach aufgab. Er schoss auf die Polizisten die das Feuer erwiderten. Eine Kugel traf ihn ins Bein und eine weitere ging in die Schulter. Laila schrie wie von Sinnen. Sie bekam nicht einmal mit, dass die Männer ihrem Zuhälter die Handschellen anlegten. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte sah sie auf. „Es ist alles in Ordnung. Sind Sie verletzt?“ wollte der Mann wissen. Seine etwas längeren Haare und die braunen Augen die sie ansahen waren wunderschön. „Nein…ich…ich…bin okay….“ schluchzte sie. „Kommen Sie…es ist vorbei.“ sagte er zu ihr und zog sie hoch. Laila fror und zitterte am ganzen Leib. Der Polizist zog seine Jacke aus und legte sie ihr über die Schultern. „Der Krankenwagen steht draußen.“ lächelte er. „Wenn Sie jemanden brauchen, der gegen ihn aussagt, dann haben Sie jetzt einen Zeugen gefunden. Ich werde mich als Kronzeuge stellen. Ich bin eine seiner Nutten und ich habe Zugang zu allem was er getan hat. Erpressung, Entführung… und noch viele Dinge mehr.“ erzählte sie.
„Okay, Herr Bergen, wir kennen uns ja noch. Wer hat Charly das angetan?“ wollte Ben wissen als er nur wenig später mit Tobias Bergen im Verhörraum saß. „Charly? Ich kenne keinen Charly..“ grinste ihn der Verbrecher an. „Sie kenne Ihren eigenen Zellengenossen nicht? Wen wollen Sie denn hier zum Narren halte? Charly Bruns war vier Jahre in einer Zelle mit Ihnen!“ stieß Ben aus. „Ach den Charly meinen Sie….wie geht es ihm? Und was hat man dem armen Kerl angetan?“ lachte Bergen. Ben atmete kurz und heftig. Semir legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ben, ich mache weiter…geh ein wenig frische Luft schnappen.“ bat der Deutschtürke seinen Partner. Ben sah ihn an und nickte. Semir wartete bis er draußen war und stemmte sich dann auf dem Tisch ab. Er hatte nichts gegen Bergen in der Hand, außer dass der Mann auf ihn und Ben geschossen hatte. Das war zwar ein Haftgrund würde aber nicht wirklich etwas erreichen. „Herr Bergen, Charly wurde aufs übelste zusammen geschlagen und wir würden den Täter gern der gerechten Strafe zuführen. Ihre Freundin zeigt sich da sehr kooperativ.“ meinte er nur. „Ich habe Ihnen nichts zu sage und würde nun gern gehen. Ich benötige ärztliche Hilfe, die mir bisher verweigert wurde.“ kam lässig von Bergen. „Niemand verweigert Ihnen etwas. Der Arzt ist bereits unterwegs. Ihre Freundin hat mir alles erzählt. Warum sind Sie nicht auch kooperativ?“ setzte Semir dagegen. „ Laila erzählt viel wenn der Tag lang ist. Ich hätte sie längst verkaufen sollen. Sie ist nur nervig und langweilig. Wollen Sie sie nicht kaufen? Sie sind doch Türke und ihr habt doch immer vier oder fünf Frauen. Mache ihnen auch einen Freundschaftspreis.“ schlug Bergen vor. Semir musste sich beherrschen um nicht wütend zu werden, doch er hatte sich unter Kontrolle. „Danke ich werde sicher darauf zurück kommen. Menschenhandel ist nämlich auch eine Straftat.“ grinste er leicht. Die Haftgründe von Bergen wurden größer. Tobias Bergen setzte sich aufrecht hin. „Hören Sie, Herr Kommissar. Ich weiß nicht was Sie mir vorwerfen wollen. Wenn Sie wegen dem Angebot eine Anklage machen wollen, dann würden mich die Zeugen interessieren. Wir sind doch ganz allein und können das unter Männer regeln. Was mit Charly passiert ist, tut mir echt leid. Er war ein netter Kerl, aber für seinen Tod kann ich nun wirklich nichts.“ erklärte der Verbrecher. Semir sah ihn an. „Wer sagte denn, dass er tot ist?“ harkte er nun nach. Tobias schluckte. Hatte er hier einen Fehler gemacht? „Ihr Kollege sagte ja, dass ihm etwas angetan wurde.“ wich er aus. „Das ist schon richtig, aber er sagte nichts davon, dass Charly tot ist.“ nickte Semir. „Dann muss ich das wohl missverstanden haben.“ lächelte der Verbrecher. „Ach ja? Vielleicht ist es aber auch Täterwissen.“ meinte Semir wie beiläufig. Das Lächeln aus Tobias Gesicht verschwand. „Das müssten Sie mir allerdings beweisen und das dürfte Ihnen schwer fallen. Ich habe ein Alibi für die Tatzeit.“ gab er gelassen von sich. Semir lachte auf. „Sehr gut….und was ist Ihr Alibi?“ harkte er nach. „Ich war zur Tatzeit, als Charly zusammen geschlagen wurde mit Laila im Bett. Sie ist echt gut….“ grinste der Zuhälter. Er schien sich seiner Sache sicher zu sein. „Und wann war das?“ harkte Semir nach. Für ihn war schon klar, dass er hier einen der Mörder vor sich hatte.
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Ben sah eine Weile durch den Nebenraum dem Verhör zu. „Er wird nichts sagen.“ kam leise von Ben. Kim sah ihn an. „Nun, wenn er schon ein Alibi für die Tatzeit hat, aber gar nicht von der Tatzeit gesprochen wurde, dann ist ja wohl klar, dass er Dreck am Stecken hat. Schon für das Angebot was er Semir gemacht hat wird er in U-Haft genommen. Wie wäre es, wenn Sie sich Laila vornehmen? Wenn sie wirklich alles weiß, dann kann sie uns sicher helfen.“ schlug sie vor. Ben nickte und verließ das Zimmer. Laila war in eine Schutzwohnung gebracht worden, da sie als Kronzeuge gegen Bergen aussagenwollte. „Frau….?“ fragte er als er ihr gegenüber stand. „Laila reicht…“ lächelte sie und kam nah an ihn ran. Ben wich zurück. „Sie müssen mir helfen, Laila…“ versuchte er. „Aber gern…ich bin dafür da, Männern zu helfen.“ lächelte sie weiterhin. Sie fing an Bens Hemd aufzuknöpfen. Ben nahm ihre Hände und sah sie ernst an. „Nicht so. Ich muss wissen mit wem Tobias Berger arbeitet und wo ich diese Männer finden kann. Sie sind schuld an dem Tod eines guten Freundes. Sie haben gesagt, dass Sie uns helfen wollen, dann tun Sie es auch!“ forderte er sie auf. Laila stöhnte auf. „Also gut…was wollen Sie wissen?“ harkte sie nun nach. „Wo finde ich die Komplizen von Bergen?“ stellte Ben die Frage. Laila sah ihn an. „Wenn ich Ihnen die Adresse verrate, gönnen sie mir dann einen Abend mit Ihnen?“ wollte sie wissen. „Darüber könnte man reden. Also wo sind die Männer?“ lächelte Ben. Er wollte der Frau nicht direkt einen Korb geben, aber wenn es soweit wäre, würde er ihr schon klar machen, dass sie nicht sein Typ war. „Also gut…die Männer heißen Paul Harmsen, Peter Reinhart und Robert Lauch. Sie sind alle in Tobias zweiter Wohnung am Ebertplatz 18 in Köln. Aber Tobias hat nicht für sich gearbeitet. Er hat immer wieder Anrufe bekommen und den anderen mit Doc angesprochen.“ kam von ihr. „Danke… und wer der Anrufer war, wissen Sie nicht?“ harkte Ben nach. Laila schüttelte den Kopf. „Okay, danke und viel Erfolg im neuen Leben.“ meinte er und verschwand. Während er auf den Weg zum Auto war orderte er ein SEK Team an. Er war knappe zehn Minuten vor Ort und wartete auf die Kollegen. Als sie kamen sprachen sie sich ab. Dann betraten sie geschlossen das Gelände und staunten nicht schlecht. Auf dem Parkplatz direkt vor dem Haus stand das Fahrzeug was Ben und Semir vom Tatort wegfahren haben sehen. „Okay…los geht’s!“ befahl Ben. Der SEK-Leiter nickte. „Dann wollen wir mal sehen ob Sie auch so gut sind wie Alex Hoffmann.“ meinte Ben und grinste. Die Männer schlichen sich an das Haus heran und verteilten sich so dass sie von mehreren Richtungen angreifen konnten. Dann gab es den Zugriffsbefehl. Mit lautem Gebrüll drangen sie in die Wohnung ein wo drei Männer auf der Couch saßen. Keiner von den Dreien hatte Zeit sich auf eine Gegenwehr einzustellen.
Ben kam nach einer Stunde wieder in die PAST und ging zu Semir, der immer noch bei Kim war. „Fehlschlag. Die Typen sagen sie kennen Bergen nur als Vermieter.“ stöhnte er. „Dann war der Tipp von dieser Laila also ein Schlag ins Wasser. Vermutlich Rache, weil er sie so schlecht behandelt hatte. Gut, dann müssen Sie weiter ermitteln. Ich will nicht noch mehr Tote an der Autobahn haben. Hat der Gerichtsmediziner etwas herausgefunden? Zum Beispiel wer die Toten sind?“ harkte Kim nach. „Ja, den ersten haben wir identifizieren können. Er war auf dem Jungenstrich am Kölner Bahnhof zuhause. Seine Eltern wollen nichts mit ihm zu tun haben, weil er schwul war. Der Gerichtsmediziner hat herausgefunden, dass er mehrfach vergewaltigt wurde. Er hat etliche Quetschwunden an Fingern und Zehen und auch am Genital. Verstorben ist er an einen Herzinfarkt aufgrund von mehreren Stromschlägen.“ zählte Semir auf. „Und was ist mit der Frau?“ wollte Kim nun wissen. „Da tappen wir noch im Dunkeln. Sie ist ebenfalls übel gefoltert worden. Der Gerichtsmediziner hat auch bei ihr Vergewaltigungsmale gefunden. Ebenfalls Quetschungen an den Gliedern außerdem an der Brust und auch im Genitalbereich. Sie muss unglaublich gelitten haben, bevor sie starb. Die Untersuchung hat ergeben, dass sie an einer Überdosis Schlafmittel verstarb. Ob jetzt absichtlich oder nicht, können wir natürlich nicht sagen.“ endete Semir mit seinem Bericht. Kim nickte. „Also gut, wir haben es jetzt 20 Uhr 15 und damit sollten wir Feierabend machen.“ schlug sie vor. „danke Chefin. Die Berichte werden morgen auf Ihrem Schreibtisch liegen.“ versprach Semir und stand auf. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“ hängte Kim an und entließ die Beiden. Semir sah sie an. Wie gern hätte er sich einen schönen Abend gemacht, doch er wusste genau wie es nun zuhause ablaufen würde. Andrea würde ihm wieder aus den Weg gehen und es würde Schwiegen herrschen. Ben und er verschwanden wieder in ihrem Büro. „Du hast Magenschmerzen wegen dem Streit oder?“ harkte er nach. Semir nickte. „Ich muss nach Hause. Ich will noch mal versuchen mit Andrea zu sprechen. Ich muss es wieder gerade rücken.“ hängte er traurig ran. Ben legte ihm die Hand auf die Schulter. „Soll ich dir helfen?“ bot er an. Semir schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nicht helfen. Ich muss mit Andrea allein sprechen. Sie darf mich nicht verlassen.“ wies er diese Bitte ab. Er nahm seine Jacke und fuhr mit dem BMW los. In Gedanken fuhr er durch die Straßen. Wie sollte er Andrea erklären, dass er es nicht so meinte, was er sagte? Konnte sie ihm überhaupt diesen Spruch verzeihen? Warum konnte er nicht einfach den Mund halten und sachlich mit ihr diskutieren? Warum musste es immer im Streit ausarten wo man sich dann mit Worten verletzt? Ein Hupen riss ihn aus seinen Gedanken. Semir war während der Fahrt zu weit nach rechts gekommen und fast in einen Bus gerauscht. Schnell lenkte er den Wagen zurück auf seine Spur und hob die Hand zur Entschuldigung. Doch schon kam der nächste Gedanke. Würde Andrea um ihn weinen, wenn er jetzt bei einem Unfall gestorben wäre? Empfand sie eigentlich etwas für ihn? Er kam zuhause an und war erstaunt. Es brannte noch Licht im Haus. Sollte Andrea noch auf sein? Warum? Sie hatten nun schon seit Tagen kein Wort mehr gesprochen. Wollte sie ihn noch fertiger machen als er es eh schon war? Er schloss die Tür auf und warf die Schlüssel wie immer auf die Kommode.
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Andrea sah auf, als ihr Mann ins Wohnzimmer kam. „du kommst spät…“ empfing sie ihn mit sanfter Stimme. Semir zog sie Schultern hoch. „Na und? Hat dich doch die letzten Tage auch nicht interessiert. Warum jetzt?“ fragte er kühl. Andrea kam auf ihn zu. Sie sah ihn ernst an. „Semir, ich möchte mit dir reden…über uns…über unsere Zukunft und über unsere Kinder…“ erklärte sie. „Schön, reden wir..“ gab er immer noch gleichgültig zurück. Dabei sprang sein Herz schmerzhaft in seiner Brust. Idiot…schallte er sich selbst. „Willst du die Scheidung?“ wollte Andrea nun wissen. Semir drehte sich von ihr weg, denn nur so konnte er verhindern, dass sie seine Tränen sah. Er atmete tief ein. „Was willst du von mir hören? Ich habe mich doch schon entschuldigt. Ich weiß, dass ich etwas ziemlich Dummes gesagt habe, aber ich war so wütend und…“ versuchte er erneut zu erklären und er versuchte auch seiner Stimme eine Festigkeit zu geben, doch ihm war klar, das Andrea genau hörte wie es um ihn stand. „Das ist nicht die Antwort auf meine Frage. Willst du die Scheidung? Und siehe mich bitte an wenn du sprichst! “ wiederholte Andrea. Semir drehte sich um. „Nein, ich will sie nicht. Ich liebe dich verdammt noch mal. Ich will nur dich und die Kinder haben. Ich kann nicht ohne dich leben. Nicht ohne dich und schon gar nicht ohne die Kinder. Aber ich kann verstehen, wenn du ….“ gab er nun von sich. Er kam auf sie zu und wollte sie in den Arm nehmen, doch Andrea wich zurück. „Semir, du hast mich sehr verletzt. Mit deiner Verdächtigung mit dem Liebhaber hast du mich sehr verletzt. Die Kinder bekommen doch mit, dass wir uns streiten. Weißt du was Ayda mich gefragt hat?“ wollte sie von ihm wissen. Semir senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf. „Sie hat mich gefragt ob ich dich nicht mehr lieb habe. Und das erste Mal seit wir verheiratet sind, musste ich darüber nachdenken.“ gab sie leise zu. „Andrea, ich weiß das es nicht in Ordnung war. Du bist die einzige Frau die mir etwas bedeutet. Aber ich bin Polizist und das mit Leib und Seele. Und du willst dass ich Büroarbeit mache. Ich bin kein Mensch für diese Sache. Wir haben es doch schon einmal versucht. Als ich beim LKA war. Es klappt nicht. Ich brauche die Straße. Das musst du akzeptieren. Kannst du das?“ stellte er die Gegenfrage. Andrea atmete tief ein. „komm…wir wollen essen. Ich habe für dich gekocht.“ lächelte Andrea. Gemeinsam gingen sie in die Küche und dort war der Tisch gedeckt. „Ich habe dir Lamm gemacht. Ich denke wir haben beide unsere Fehler und wir müssen mit den Fehlern leben. Ich liebe dich. Aber ich bitte dich darum, dass du dir wenigstens das Wochenende frei nimmst um mit mir und den Kindern zu meiner Mutter zu fahren. Sie möchte Sören doch auch kennen lernen.“ bat sie leise. Semir nickte leicht. „Das werden wir.“ versprach er. Der Streit war vorbei und damit fiel eine große Last von ihm.
Während Semir und Andra ihren Streit vergessen ließen traf sich in einer anderen Ecke von Köln Berger mit dem Doc. „Was war los?“ wollte dieser wissen als er Bergen mit den Krücken sah. „Jäger! Ben Jäger von der Kripo Autobahn und sein toller Partner Semir Gerkan. Sie haben die beiden Toten gefunden.“ fauchte Bergen wütend. „Und weiter?“ harkte der Doc nach. „Sie haben mich verhaftet und vernommen. Ich habe nichts gesagt, aber die beißen sich an mir fest. Ich hasse Bullen, die das machen. Bisher konnte mir niemand was nachweisen. Aber nicht nur das, meine Helfer sind auch verhaftet. Auch wenn die schweigen, aber aufgrund der Vorstraßen sitzen die ein.“ erklärte Bergen weiter. „Tobias, ich sagte doch, dass ich kein Aufsehen will. Ich muss diese Tests durchführen und du sollst mir Freiwillige besorgen. Hast du noch vier Personen für mich?“ harkte der Doc nach. „Nein, Doc…ich kann derzeit nichts machen. Ich werde mit Sicherheit beobachtet. Dieser Jäger war mit Charly befreundet und die haben Laila in Schutzhaft genommen. Diese kleine Schlampe hat ihnen alles gesteckt.“ erklärte Bergen weiter. Der Doc sah ihn an. „Hör zu, ich brauche noch vier Wochen, bis ich meine Arbeit beendet habe. Ich brauche noch vier Leute für die Experimente und du wolltest sie mir besorgen. Ich habe dich dafür bezahlt. Um Jäger und Gerkan werde ich mich kümmern. Sie werden die nächsten vier Wochen nichts mehr machen, das verspreche ich.“ grinste der Doc. „Und was hast du vor?“ harkte Bergen nach. Doch sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Warte es einfach ab. Aber sagen wir mal so….deine Liste hat sich gerade um zwei Probanden verringert.“ verkündete er leise. Bergen verzog seine Mundwinkel zunächst zu einem leichten Grinsen doch schnell wurde ein freudiges Lachen daraus. „Dann wünsche ich dir viel Spaß. Zeig es ihnen so richtig. Aber ich habe keine Männer die dir helfen können.“ gab er zu bedenken. „Nur keine Sorge, ich habe da noch vier Männer, die mir einen Gefallen schulden. Ich werde sie sicher dazu bewegen können mir Gerkan und Jäger aus dem Weg zu räumen.“ kam leise und ruhig von dem Mann. „Diese beiden sind schlimmer wie Kakerlaken.“ stieß Tobias Bergen aus. „Nun, sie sind Polizisten und sie machen ihren Job. Sie machen ihn sogar sehr gut, muss ich zugeben. Aber auch gute Polizisten machen irgendwann einen Fehler und den haben sie gemacht. Sie haben meine Geschäfte empfindlich gestört. Jetzt werde ich böse und das ist nicht gut für die Beiden. Sie werden mich nun von einer anderen Seite kennen lernen.“ versprach der Doc. „Willst du sie kalt machen?“ harkte Bergen nach. „Nein, Bullenmord würde nur zu viel Aufruhr mit sich bringen. Ich habe mir das was ganz Besonderes hausgedacht. Meine fünf Freunde, die ich aus dem Gefängnis rekrutiert habe, werden mir dabei sehr gute Dienste leisten.“ lachte der Doc. Er stand auf und verließ das Lokal.
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Der nächste Morgen startete mit einem herrlichen Frühstück für Semir im Kreise seiner Familie. Ayda lachte und sah Mama an. „Ich wusste, dass du vernünftig wirst.“ gab die Kleine kess zurück. Andrea sah Semir an. „Sie hat eindeutig mehr von dir, als von mir.“ stöhnte sie gespielt. „Sie ist meine Tochter…“ strahlte er und strich seiner älteren Tochter über den Kopf. Dabei knipste er ein Auge zu. „Aber Papa, mach das nicht noch mal! Das nächste Mal kann ich dir sicher nicht helfen.“ warnte sie ihn. „ Was denn?“ wollte er wissen. „Ich will nicht, dass du mit Mama streitest und ihr von Scheidung sprecht. Das ist nicht gut. Ihr habt schließlich Kinder.“ erklärte Ayda. „Versprochen meine Große….“ lachte Semir. „So…und nun muss ich auch schon los.“ hängte er an. „Du hast doch noch gar nicht gefrühstückt… Frühstück ist das Wichtigste am ganzen Tag und außerdem kannst du auch mal später kommen. Ben macht das doch auch.“ empörte sich Ayda. „Ich habe keine Zeit…ich muss ins Büro…“ erklärte Semir. „Papa muss die Welt retten, mein Schatz. Wir dürfen ihn nicht aufhalten und kommen immer an 2. Stelle bei ihm.“ gab Andrea von sich. Ayda zog die Schultern hoch. „Ich komme schon damit klar. Hauptsache ihr streitet euch nicht mehr. Das nervt nämlich.“ erklärte sie. Ihre Eltern sahen sich an. „Das ist dein Charakter!“ stieß Semir aus. „Das mag sein, aber das lose Mundwerk ist eindeutig von dir.“ lachte Andrea. Sie gab Semir einen Kuss zum Abschied und auch seine Töchter bedachten ihn. „Bis später mein Prinz…“ verabschiedete er sich von Sören, der seinen Vater anstrahlte und dann verschwand er. Er wollte Ben abholen, da sein Wagen noch immer in der Werkstatt war. Und zu seinem Erstaunen war er sogar pünktlich. „Einen wunderschönen guten Morgen Ben…“ trällerte Semir. „Oh, du hast gute Laune, das kann eigentlich nur bedeuten, dass Andrea dir vergeben hat.“ grinste Ben. „Ja, sie hat eingesehen, dass sie einen Fehler gemacht hat und hat sich bei mir entschuldigt.“ nickte Semir. Ben stutzte leicht doch er sagte nichts. „Was ist?“ harkte Semir deshalb nach. „Nichts…ich war nur in Gedanken. Irgendwas stimmt nicht. Übrigens…Bergen ist bis zum Prozessbeginn auf freiem Fuß. Es bestünde keine Verdunklungsgefahr, da er einen festen Wohnsitz hat. “ murmelte Ben leise. „Wieso? Sie hat sich bei mir entschuldigt weil sie eingesehen hat, dass ich nichts falsch gemacht habe. Das ist doch einfach.“ behauptete der Deutschtürke. „ Die Gefängnisse sind hoffnungslos überbelegt und deshalb ist Bergen auf freien Fuß. Aber damit ist er noch nicht raus aus der Sache und zu Andrea…nicht sie hätte sich entschuldigen müssen, sondern du….das hast du selbst erzählt. Also was ist?“ harkte Ben grinsend nach. „Wir haben uns gestern ausgesprochen. Es ist alles in bester Ordnung. Wir haben uns wieder lieb. Weißt du was das Schlimmste heute Morgen war?“ fragte Semir. „Nein, was denn?“ wollte Ben wissen. „Ayda hat unsere Streitereien mitbekommen. Sie hat mir und auch Andrea vorgeworfen, dass wir keine Rücksicht auf sie und ihre Geschwister nehmen. Und ich muss ihr Recht geben. Wir haben wirklich keine Rücksicht genommen. Es war völlig Gedankenlos.“ gab Semir zu. Ben nickte. „Ja sie hat einen hellen Kopf und den hat sie bestimmt nicht von dir. Da sind Andreas Gene deutlich zu erkennen. Und was musst du machen, damit sie wieder ganz zahm ist?“ lachte Ben. „Ich muss nächstes Wochenende mit ihr und den Kindern zur Schwiegermutter fahren.“ erklärte Semir. „Gut, dann hast du frei. Du hast es dir verdient…“ nickte Ben. Semir lenkte den Wagen auf den Parkplatz der PAST und nur kurz darauf waren sie bei Kim Krüger im Büro.
„Chefin, Susanne sagte uns, dass Sie uns sprechen wollten. Um was geht es denn?“ wollte Semir wissen. „Ja, guten Morgen. Es geht um ein etwas merkwürdiges Schreiben was ich heute in der Post hatte. Und zwar sind Sie und Ben für eine Schulung angefordert worden. Ein Befehl von ganz oben.“ gab Kim von sich. „Eine Schulung? In welcher Richtung denn?“ wunderte sich auch Ben. „Psychologische Anwendung bei Geiselnahme. Ich dachte eigentlich dass Sie diesen Kurs nicht brauchen, aber der Polizeipräsident sieht das scheinbar anders. Die Schulung wird drei Wochen dauern.“ erklärte Kim weiter. „Chefin aber das geht doch nicht. Wann soll die Schulung denn starten?“ harkte Semir nun nach. „Schon am Sonntag müssen Sie in Berlin sein.“ wies Kim sie hin und zeigte ihnen die Einladung. „Aber normalerweise müssen wir doch mindestens ein Monat vor Start der Schulung informiert werden!“ beschwerte Semir sich, als er den Brief gelesen hatte. „Es scheint als hätte dort jemand diese Angelegenheit verpennt. Der Polizeipräsident besteht darauf, dass Sie auch wenn es kurzfristig ist an der Schulung teilnehmen. Ich habe versucht ihm zu erklären, dass Sie gerade an einem Fall arbeiten, aber da lässt er nicht mit sich reden. Ich werde den Fall übernehmen.“ kam von Kim. Semir stöhnte leise auf. „Wir müssen also schon dieses Wochenende dort sein?“ harkte er noch einmal nach. Kim nickte. „Am Sonntag müssen Sie dort sein. Und zwar bis neunzehn Uhr. Das heißt für Sie, dass Sie spätestens um drei am Nachmittag losfahren müssen. Und da auch Ferienbeginn in Berlin ist, werden die Autobahnen voll sein. Ist das ein Problem für Sie?“ wollte Kim wissen und sah ihn eindringlich an. „Nun ja… ehrlich genommen schon. Ich wollte mit meiner Familie die Großeltern besuchen und….“ erklärte Semir. Kim nickte. „Gut, ich denke ich kann das regeln. Sagen Sie mir wann Sie am Sonntag gedenken dort einzutreffen und ich werde dafür sorgen, dass es in Ordnung geht.“ lächelte Kim. „Geht das denn so einfach?“ staunte Ben nun. „Aber sicher. Der Kurs fängt erst am Montag an. Warum sollten Sie nicht dann einfach am Sonntag später dort eintreffen. Ich sehe da kein Problem.“ lächelte sie. Semir nickte. „Das wäre sehr nett. Was sind das für Personen?“ wollte er wissen und wies auf die Akten. „Ein Fall, der seit einiger Zeit die Leute des BKAs im Bann hält. Diese Männer sind wegen Erpressung, Menschenhandel, Diebstahl, versuchter Mord und anderen Delikten vorbestraft. Nur sind sie seit einiger Zeit spurlos verschwunden. Keiner weiß wo sie sich aufhalten oder ob sie überhaupt noch leben.“ erklärte Kim leicht stöhnend. Semir sah sich die Akte an die sie ihm hinhielt. Auch Ben bekam eine. „Whow…das scheint ja ein ziemlich übler Bursche zu sein.“ staunte Semir nicht schlecht. „Ja, aber damit müssen Sie sich nicht abgeben. Aber Sie können sich die Akten natürlich noch ansehen. Vielleicht finden Sie etwas, das das BKA nicht gesehen hat. Bis Donnerstag. Semir Sie haben am Freitag frei und können mit Ihrer Familie für das Wochenende abfahren. Sie Ben, werden am Freitag den letzten Bericht schreiben und dann ebenfalls ausschlafen. Ich möchte das Sie am Sonntag ausgeruht in Berlin ankommen.“ erklärte Kim. „Danke Chefin…“ strahlte Semir, der schon den nächsten Ehestreit mit Andrea vor Augen hatte.
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„Ich fasse es nicht. Ausgerechnet jetzt!“ stöhnte Semir als sie im Büro waren. Ben nickte. „Das ist schon sonderbar. Und wenn Krüger jetzt unseren Fall bearbeitet. Ich habe ein merkwürdiges Gefühl.“ meinte er nur. Semir zog die Schultern hoch. „Das wird Andrea gar nicht gefallen. Und dann auch noch für drei Wochen.“ stöhnte er und nahm sich eine Akte. „Frank Senkler…. 36 Jahre, er ist wegen Vergewaltigung, Erpressung und Menschenhandel vorbestraft. Hat schon sieben Jahre im Knast verbracht.“ las er vor. „Ja ich habe hier noch so einen Kandidaten. Hans Klausen, 35. Er ist ebenfalls wegen Erpressung vorbestraft. Außerdem Diebstahl und versuchter Mord. Er hat schon zehn Jahre gesessen. In Aachen…“ kam von Ben. „Aachen? Da war Senkler auch… schon merkwürdig oder?“ meinte Semir. „Das hat nichts zu sagen. Und Kollege Nummer drei ist Stanislav Bratava, 31 Jahre alt und auch er war in Aachen. Und zwar wegen räuberischer Erpressung, versuchter Totschlag und schwerer Körperverletzung. Allerdings hat er nur 5 Jahre gesessen. Aber auch in Aachen. Schon merkwürdig oder? Aber das ist so offensichtlich, das kann den Kollegen doch gar nicht entgangen sein…“ murmelte Ben nachdenklich. „Bei der Nr. vier ist es genauso… Stefan Heimerskirchen, 29 Jahre, saß in Aachen wegen Beschaffungskriminalität und Handeln mit Betäubungsmitteln. Sag mal, das ist doch nicht normal. Das muss den Kollegen doch aufgefallen sein. Die halten sich doch immer für so schlau. Lass uns nochmal mit der Krüger sprechen. Wir pfeifen auf diesen Lehrgang und suchen nach diesen Leuten. Vier Männer die alle im gleichen Knast saßen verschwinden nicht so einfach. Da ist was faul.“ stieß Semir aus. Gesagt getan. Nur wenig später saßen sie wieder bei Krüger im Büro. „Chefin, da ist was faul. Das müsste den Kollegen doch aufgefallen sein. Die Männer saßen alle in Aachen in der Vollzugsanstalt. Das ist doch nicht normal, dass sie alle auf einmal verschwunden sind.“ gab Semir zum Besten. „Das ist schon klar, aber das ist nicht Ihr Fall. Ich werde mich darum kümmern und Sie werden zu diesem gottverdammten Seminar fahren. Habe ich mich deutlich ausgedrückt? Ich habe eben klären können, dass Sie am Sonntag bis 23 Uhr eintreffen können.“ legte Kim fest. „Aber Chefin…wir können dieses Seminar doch auch verlegen. Sagen Sie, dass einer von uns krank geworden ist und Sie nicht auf uns verzichten können. Wir können doch das nächste mitmachen…“ bettelte Ben. Kim schüttelte den Kopf. „Das geht leider nicht. Ich muss darauf bestehen, dass Sie beide an diesem Seminar teilnehmen. Das ist Befehl von ganz oben und man hat mir auch zu verstehen gegeben, dass Sie sonst in den Innendienst versetzt werden, wenn Sie nicht teilnehmen. Das will ich auf jeden Fall verhindern. Ich brauche Sie beide draußen“
Der Tag endete und Semir fuhr nach Hause. Nun musste er Andrea beibringen, dass er am Sonntag für drei Wochen wegfahren musste. Ausgerechnet jetzt fällt diesen Leuten in der Verwaltung ein, dass ein Seminar anstand. Ausgerechnet jetzt wo er alles versuchen wollte um seine Ehe zu retten. Mit einem riesigen Strauß roter Rosen betrat er seine Wohnung und sah sich suchend um. Von Andrea, Ayda, Emilie und Sören fehlte jede Spur. „Andrea?“ fragte er laut. Doch es kam keine Antwort. „Andrea?“ wiederholte Semir. Doch nichts. Merkwürdig…er sah auf die Uhr. Es war gerade 18 Uhr und eigentlich müsste Andrea zuhause sein. Doch nachdem er Zimmer für Zimmer durchsucht hatte, war klar, Andrea und die Kinder waren nicht im Hause. Nervös ging er in die Küche wo das Telefon lag und wählte Andreas Handy an. Verwundert drehte er sich um, als er das Klingeln im Wohnzimmer hörte. Andrea vergaß nie ihr Handy. Sofort rannte er ins Wohnzimmer. Tatsächlich lag das Handy auf der Kommode neben dem Fernseher. Doch bevor er sich weiter Gedanken machen konnte, hörte er den Schlüssel. Er sah zur Tür. Seine Frau kam mit den Kindern rein und er atmete erleichtert auf. „Wo wart ihr denn?“ wollte er wissen. „Ich war mit Sören beim Kinderarzt. Heute war Vorsorgeuntersuchung.“ erklärte Andrea. Semir begrüßte sie mit einem Kuss und auch seine Töchter wurden gedrückt. Dann sah er sich Sören an. „Hey mein kleiner Prinz….was ist denn mit dir?“ wollte er wissen und strich seinem Sohn über die Stirn. Erschrocken sah er Andrea an. „Er ist ganz heiß…“ stieß er aus. „Na, das kommt jetzt weil er so geweint hat. Da ist er wie du, dabei hat er heute nur eine Impfung bekommen.“ lächelte Andrea beruhigend. „Ach so…na dann wäre ich vermutlich auch überdreht. Eine Spritze….grausam…“ lachte er zurück. „Ich bringe ihn in seine Wiege…“ hängte er an und nahm seinen Sohn in die Arme. Andrea zog sich ihre Jacke aus und sah ihm nach. „So mein Kleiner….hier kannst du dich von dem bösen Doktor erholen. So ein Böser….wie kann er dich nur so quälen.“ tadelte er den nicht anwesenden Arzt ab. Sören lächelte ihn an. „Ja…soll der Papa ihn verhaften? Soll er? Wir werfen ihn in den tiefsten Kerker wenn du willst…“ schlug er vor. „Setz ihm nicht solche Flausen in den Kopf.“ unterbrach Andrea lachend das Gespräch. „Die Mama versteht uns einfach nicht…“ grinste er Sören an und erhob sich. „Andrea…es gibt etwas, das ich mir dir besprechen muss.“ fing er an und kam zum eigentlichen Problem zurück. „Oh nein, Semir…. Du hast mir dieses Wochenende versprochen. Fang nicht damit an, dass die Fahrt nicht klappt.“ warnte sie ihn. „Nein, das nicht, aber danach muss ich direkt auf einen dreiwöchigen Lehrgang.“ kam leise von Semir. „Dann ist doch alles in Ordnung.“ lächelte Andrea und ging in die Küche. Semir sah ihr verwundert nach.
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Direkt am nächsten Morgen wurden Ben und Semir zu einem weiteren Leichenfund gefunden. Diesmal war es auf einem abgelegenen Parkplatz. „Wer ist es diesmal?“ wollte Semir wissen, als er am Tatort mit dem Gerichtsmediziner zusammen traf. „Wer kann ich dir nicht sagen, aber ich weiß wie sie starb. Unter verdammt schmerzenden Umständen. Und sie war schwanger. Im sechsten Monat. Den genauen Todeszeitpunkt von Mutter und Kind gibt es nach der Obduktion. Sieh sie dir an. In ihren gebrochenen Augen kannst du jetzt noch den Schmerz sehen, den sie durchmachen musste.“ stieß der Mediziner aus. „Danke Doc….“ schluckte Semir schwer als er die tote Frau sah. Das Gesicht war mit Hämatomen übersät und sogar der runde Bauch wies tiefe Wunden auf. „Sind die Wunden…dort am Bauch…?“ fragte er leise. „Ja, man hat sie gebissen. Das waren aber keine Tiere. Das sind Gebissabdrücke von Menschen. Irgendwie scheint es mir als wollte man sie aufessen. Was für grausame Menschen es doch gibt.“ stöhnte der Mediziner. „Dr. Wiedenbeck…ich will den Bericht noch heute auf meinem Tisch haben!“ forderte Semir ihn auf. „Ja sicher. Wie wäre es, wenn Sie gegen 14 Uhr in die Gerichtsmedizin kommen, dann habe ich sicher die Obduktion hinter mir gebracht und kann Ihnen alle Einzelheiten am Objekt zeigen.“ schlug er vor. Semir schüttelte den Kopf. „Die schriftliche Art und Weise genügt mir vollkommen.“ lächelte er nervös und ging zu Ben, der mit einem uniformierten Kollegen sprach. „Es gibt wie immer keine Zeugen. Die Spuren sind mehr als dürftig und die Tote hatte keine Papiere bei sich.“ stöhnte sein junger Kollege. „Sie sieht grausam aus. Aber was mich noch wütender macht ist, dass sie schwanger war. Gott, was ist das für ein Typ? Wer kann so etwas Unmenschliches tun und jetzt müssen wir auch noch auf die Lösung verzichten.“ Knurrte Semir wütend. Er ließ deutlich hören, dass er mit der Schulung auf die er musste nicht einverstanden war. Ben nickte. „Da stimme ich dir zu. Aber es ist nicht zu ändern. Denkst du, du wirst das Wochenende ruhig bei deiner Schwiegermutter schaffen?“ wollte er wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Wenn es dazu dient meine Ehe zu retten, dann werde ich es tun. Andrea wird mir nie verzeihen, wenn ich ihr sage, dass ich lieber den Fall lösen wolle. Dann ist es vorbei und das ist es mir nicht wert. Nein, ich werde fahren. Frau Krüger wird den Fall sicher auch ohne uns lösen können.“ nickte Semir.
Das Wochenende kam immer näher und noch immer gab es keine Spur von dem Täter, der mittlerweile drei Menschen nein, vier Menschen auf dem Gewissen hatte. Ben und Semir hatten die Identität der schwangeren Frau herausgefunden und mussten dem Ehemann die traurige Nachricht überbringen. Der Mann brach zusammen, als er hörte das Mutter und Kind durch die Hand eines Irren ums Leben kam. Selbst der Zuspruch von Semir und Ben, den Täter zu stellen und der gerechten Strafe zu überführen brachte für diesen Mann keinen Trost. Nur wenige Stunden nachdem er davon erfahren hatte warf er sich vor die Straßenbahn und verstarb noch am Unfallort. Doch davon erführ Semir nichts. Denn wie versprochen nahm er das Wochenende bei der Schwiegermutter auf sich. Als es am Sonntag zurück ging dachte er daran, dass er in wenigen Stunden bereits wieder fahren musste. Sie fuhren extra am frühen Nachmittag los und Andrea packte ihm sogar seinen Koffer. „Ich finde es nicht gut, dass man dich schon wieder wegschickt. Aber du hast ja auch selbst schuld. Immerhin haben du und Ben etliche Autos geschrottet, andere Fahrzeuge beschädigt und die ganzen Einrichtungen der Straße und so…da muss man dann schon damit rechnen. Wo findet dieses Seminar denn statt?“ wollte Andrea wissen. „In Berlin…“ kam von Semir. „In Berlin? Okay, das ist weit….aber du hast ja dein Handy dabei und damit sind wir nicht ganz aus der Welt.“ lachte Andrea. „Du freust dich scheinbar wenn ich nicht da bin.“ knurrte Semir und schluckte die nächsten Worte die ihm auf der Zunge lagen runter. Andrea sah ihn an. „Nein, das ist nicht so!“ fauchte sie ihn sofort an. „Hör auf meine Gedanken zu lesen. Und abwegig ist es ja wohl nicht, aber ich will nicht streiten. Lass uns noch etwas zusammen machen bis ich fahre.“ bat er sofort. Andrea sah auf die Uhr. „Das sind knappe fünfzehn Minuten. Was willst du denn da noch machen?“ lachte sie. Semir zog die Schultern hoch. „Mich küssen zum Beispiel. Das wäre schon mal ein Anfang. Ich habe ziemlich lange darauf verzichten müssen und bei Mama war es ja auch nicht so mit Zärtlichkeit…“ lächelte er verlegen. Andrea lachte auf. „Dafür fehlt mir leider die Zeit. Deine Kinder haben Hunger und ich muss kochen. Immerhin bist du der Grund das sie nicht bei Oma essen durften.“ erinnerte sie ihn. „Das hat ja auch seinen Grund. Ich muss gleich noch drei Stunden mit Ben im Auto auskommen.“ gab er ernst zurück. „Semir, übertreib nicht so…“ lachte sie nur und ging in die Küche um das Essen zuzubereiten. Semir sah ihr grinsend nach. Doch schon sehr bald musste er sich von seiner Familie verabschieden. „Papa, bringst du uns was mit von deinem Lerngang?“ wollte Ayda wissen. „Schauen wir mal. Ich werde mich umsehen, versprochen.“ gab Semir zurück und drückte seiner Ältesten einen Kuss auf. Dann verließ er das Haus und fuhr zu Ben, der bereits auf gepackten Koffern an der Straße saß. „Was ist denn mit dir passiert?“ wollte Semir wissen, als er vor Ben stand. „Wieso?“ harkte Ben nach. „Weil du ausnahmsweise pünktlich bist.“ grinste Semir. „Ich habe ja auch ausgeschlafen.“ lachte Ben nur. Die Fahrt ging los.
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Semir lenkte den Wagen sicher über die Autobahn während Ben auf dem Beifahrersitz schlief. „Hey! Du hast den ganzen Tag gepennt, irgendwann muss doch mal gut sein!“ weckte er seinen Partner. Ben öffnete nur ein Auge. „Ich schlafe nicht, ich entspanne. Das ist für dich doch wohl ein Vertrauensbeweis. Semir, du hast über 100 Autos geschrottet, da ist es doch wohl für dich ein sehr gutes Zeichen, wenn ich als dein Beifahrer obwohl du fährst schlafe oder?“ grinste Ben breit. „Ha, ha…sehr witzig. Du hast auch schon dreißig weg. Und das in einer verdammt kurzen Zeit.“ setzte Semir dagegen. „Ja, aber in meinem Auto hast du noch nie geschlafen.“ gab Ben zurück. Auch Semir grinste nun. „Einer muss ja auf die Straße gucken.“ konterte er. „Ja klar, solange du nicht anfängst zu singen, ist alles gut.“ lachte Ben. Doch die Fröhlichkeit im Fahrzeug wurde schnell getrübt, denn auf Semirs Seite kam ein LKW der ihn zu überholen versuchte. „Ja spinnt der denn?“ fauchte Semir. „Pass auf!“ warnte Ben ihn, als der LKW vor ihnen bremste. Semir ging in die Eisen. „Die sind ja wohl wahnsinnig!“ fauchte er wütend. Er sah Ben an und bemerkte auch auf dessen Seite ein LKW war. „Ben, ich habe ein verdammt mulmiges Gefühl. Wir sind von LKWs eingekreist. Die haben irgendwas Übles vor.“ warnte Semir. Ben setzte sich auf und sah sich um. „Stimmt irgendwie sonderbar. Versuch mal auf den Standstreifen auszuweichen.“ bat Ben ihn und rückte näher an ihn heran. „Dazu müsste der LKW auf deiner Seite abhauen und das sieht nicht danach aus.“ knurrte Semir. „Und was machen wir jetzt?“ wollte Ben wissen. „Keine Ahnung, mal abwarten was die vorhaben. Aber der vor uns scheint ein Einsehen zu haben Guck…er fährt nach rechts.“ kam erleichtert von Semir als er den LKW vor sich blinken sah und auch der LKW auf Bens Seite schien sich zu besinnen. Er ließ den LKW vor sich. „Dann gib Gas, damit wir hier weg kommen.“ forderte Ben seinen Partner auf. Semir nickte, doch bevor er es in die Tat umsetzen konnte sah er einen weiteren LKW auf seiner Spur. Die Ladeluke war offen und zwei Rampen die auf die Straße führten. „Was haben die denn vor?“ fragte Semir verwundert und sah in den Rückspiegel. Der LKW hinter ihm fuhr ihm verdächtig auf die Stoßstange. „Die wollen uns in den LKW verladen!!“ stieß er aus. Obwohl Semir gegenlenkte, konnte er es nicht verhindern, dass ihn der LKW hinter ihn regelrecht in den vorausfahrenden Wagen drückte. Nur wenige Augenblicke war es soweit. Ben und Semir konnten nicht einmal aussteigen, denn die Ladefläche war gerade breit genug für den BMW.
Semir sah Ben an. „Verdammt, was wollen die Typen denn von uns?“ fragte er. „Keine Ahnung, aber der Aufwand muss aufgefallen sein. Immerhin waren es vier LKWs die uns in der Mangel hatten.“ meinte Ben nachdenklich. „Fünf….der hier war vor dem. Aber ich denke nicht, dass es irgendwen aufgefallen ist. Es ist spät und es war kaum etwas los.“ ließ Semir seine Erinnerung an den Vorgang Revue passieren. „Okay, dann müssen wir Hilfe holen.“ knurrte Ben und zückte sein Handy, doch er wurde enttäuscht, denn er bekam keinen Empfang. „Ich habe auch keinen Empfang.“ stieß Semir aus, als er Bens verwunderten Blick sah. Dann schüttelte er das Handy. „Nichts…“ wiederholte er. „Funk?“ fragte Ben. Semir nickte und griff zum Mikro. „Cobra 11 an Zentrale!“ bat er. Es kam keine Antwort zurück. „Die haben an alles gedacht. Wir sind so gut wie tot!“ stieß Semir aus, als er das Mikro wieder einhängte. „Okay….dann wirklich nur abwarten. Verdammt wir haben unsere Waffen nicht dabei.“ bemerkte Ben. „Ja wir waren ja auch auf dem Weg zu einem Seminar.“ knurrte Semir. Er drehte die Scheibe runter und versuchte aus dem Fenster zu klettern. „Was machst du da?“wollte Ben wissen. „Ich versuche zu fliehen. Das solltest du auch tun. Ich haben nämlich keine Lust zu warten, bis man uns umbringt.“ stieß Semir aus und wandte sich. Doch er kam nach einigen Minuten zum Entschluss dass er nicht aus dem Auto konnte. „Tja, du wirst es nicht ändern können.“ meinte Ben nur. Semir rutschte wieder auf den Fahrersitz. „Scheint ganz so. Verdammt….wir müssen doch was tun!“ suchend sah Semir sich um. „Vielleicht durch die Dachluke? Ja klar!! Komm Ben…wir können über die Dachluke raus!“ stieß er aus und öffnete das kleine Fenster über ihn. Tatsächlich konnten sie so das Fahrzeug verlassen, doch was sollte dann passieren? Der LKW fuhr schnell, das hörte man am Geräusch und die Türen schienen von außen verschlossen zu sein. Dennoch versuchte Semir sich daran. Er konnte allerdings nichts erreichen. Ben half ihm. „Das bringt nichts. Wir sitzen fest. Warten wir ab, was die mit uns vorhaben. Immerhin haben sie uns nicht umgebracht und das heißt die brauchen uns lebend. Wofür auch immer.“ meinte er nachdenklich. „Ja danke, das habe ich schon mehrfach mitgemacht. Noch einmal will ich das nicht. Bisher bin ich danach immer im Krankenhaus gewesen und hatte Krach mit Andrea. Es könnte doch wohl einmal anders sein.“ knurrte Semir. Doch nach wenigen Minuten sah auch er ein, dass er nicht entkommen konnte. Resignierend ließ er sich zu Boden gleiten. „Ich glaube das werden wir sehr bald erfahren. Und das löst bei mir ein wenig Angst aus.“ gab er zu.
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Die Fahrt endete schneller als gedacht. Semir spürte das der LKW langsamer wurde und dann holperte es. Semir stand auf und stellte sich in eine Ecke. Ben rührte sich nicht. Er war mittlerweile auch aus dem BMW gekrochen, aber saß nun auf der Kofferraumhaube. „Okay, machen wir uns mal bereit. Sobald die Tür aufgeht, werden wir die Kerle anspringen und dann werden wir erfahren was das zu bedeuten hat.“ knurrte Semir. Ben sah ihn zweifelnd an. „Ich weiß nicht, Semir die Kerle waren bisher ziemlich pfiffig. Was wenn sie einen Trick haben. Was wenn sie den Wagen einfach so stehen lassen und wir nicht raus können? Was wenn wir…“?“ wollte Ben wissen. Semir sah ihn an. „Hör auf darüber nachzudenken und hilf mir!“ forderte er seinen jungen Kollegen auf. Doch dann schnupperte er. Ein sonderbarer Geruch lag in diesem engen Raum. „Was riecht hier denn so?“ fragte er und zog noch einmal tief Luft durch die Nase ein. Auch Ben zog tief Luft ein. Im selben Augenblick sprang er vom Auto. „Das riecht nach Gas! Semir, die wollen uns einschläfern!“ stieß Ben aus und hielt sich die Hand vor Mund und Nase. Er rannte zur der Tür und hämmerte verzweifelt dagegen. Doch je mehr er dagegen schlug umso heftiger wurde seine Atmung. Schon sehr bald hatte er zu viel von dem Gas eingeatmet. Auch Semir riss seine Arme hoch, doch bei ihm war es zu spät. Er taumelte und sah seinen Partner hilfesuchend an. „Ben….mir…mir ist…nicht gut..“ gab er von sich und sackte zusammen. Er hörte nicht, dass Ben das gleiche passierte. Auch Ben ging zu Boden. Nur wenig später waren sie am schlafen. Sie bekamen nicht mit, wie die Türen geöffnet und sie herausgeholt wurden. Sie spürten nicht, wie sie in ein Haus getragen und dort auf zwei Betten gelegt wurden. Semir und Ben waren im tiefen Schlaf versunken. Doch ihre Entführer machten sich nicht die Mühe sie zu fesseln. Als die beiden Hauptkommissare in ihrem Zimmer lagen verschwanden die Männer. Nur kurz darauf kam erneut einer zu ihnen und prüfte die Lebensfunktionen, nahm ihnen die Handys und die Schlüssel weg. Dann stellte er jedem ein Glas Wasser auf den Tisch und legte zwei Tabletten dazu. Nur wenig später war auch dieser Mann verschwunden. Wenn Semir und Ben wach gewesen wären, dann hätten die den LKW samt BMW wegfahren sehen, doch die beiden Hauptkommissare schliefen tief und fest.
Erst am Abend schlug Semir die Augen auf. Er spürte eine weiche Unterlage und sah sich unsicher um. Die Erinnerung war weg. Was war passiert? Wo war er hier? Er wusste noch das er mit Ben auf dem Weg nach Berlin war wo er an einer Schulung teilnehmen musste. Ben!!! Wo war er? „BEN?“ fragte er und erschrak über seine Stimme. Sie klang rau und heiser. Er hustete leicht und erhob sich. Schwindel packte ihn und sein Kopf fing an zu dröhnen. Er stützte seinen Kopf ab und sah sich in seinem Raum um. Doch keine Spur von Ben. War er auch hier? Wenn ja wo und warum hatte man sie getrennt? Er stand auf und ging zur Tür. Sie war wie erwartet geschlossen. „HEY!!“ schrie er und hämmerte dagegen, doch nichts passierte. „HEY!!“ wiederholte er. Dann hörte er tatsächlich Schritte. „Pack dich wieder hin, Bulle!“ fauchte ein Mann durch die Tür. „Wo ist mein Kollege? Was habt ihr mit ihm gemacht?“ schrie Semir zurück. Doch von dem Mann kam nichts. Semir rüttelte an der Tür. Sie hielt stand. Semir suchte seine Taschen durch. Handy, Schlüssel alles war nicht mehr da. Klar, sonst hätte er ja Hilfe holen können. Er ging zum Fenster und sah hindurch. Es war schon dunkel und ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass die Nacht bereits angebrochen war. Hier gab es kein Licht, was wirklich Helligkeit versprach, sondern nur durch das was draußen von den Laternen verursacht wurde, ließ den Raum in einem schummerigen Schein erhellen. Heute würde er sicher nicht erfahren was der tiefere Sinn seines Hierseins war. Aber eines war sicher, in Berlin würden er und Ben vermisst werden und dann konnten sich die Entführer auf ein übles Spiel mit der Krüger einlassen. Sie würde alles in die Wege leiten um die Beiden zu finden. Ein Husten ließ ihn zusammen zucken. Irritiert sah er in die Richtung und versuchte etwas zu erkennen. Erst jetzt fiel ihm ein weiteres Bett auf. „Ben?“ fragte er hoffnungsvoll. „Ja…oh man…mein Schädel. Er dröhnt wie nach einer durchgemachten Nacht.“ stöhnte Ben. „Ja mir auch…aber unsere Entführer scheinen ein Herz für uns zu haben. Sie haben uns Aspirin hingelegt. Wasser ist auch da.“ kam von Semir. „Wo sind wir hier?“ wollte Ben wissen, als er sich aufgerichtet hat. „In diesem Zimmer eingesperrt. Wer weiß wo. Es ist dunkel draußen und so kann man nichts erkennen.“ gab Semir zum Besten. Ben nahm das Aspirin und schluckte es mit Wasser runter. „Spinnst du? Das könnte auch Gift sein!“ stieß Semir aus. „Hör auf zu fantasieren. Wenn die uns umlegen wollten, dann hätten sie schon die Gelegenheit gehabt und hätten uns nicht erst entführen müssen. Nein, ich denke die wollen was von uns. Warum sonst hätten sie sich die Mühe machen sollen uns in den LKW zu schieben, uns zu betäuben und nun….hier…einzusperren. Ist die Tür wirklich zu?“ wollte Ben wissen.
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Der nächste Morgen brach mit einem wundervollen Vogelgezwitscher an. Andrea sah aus dem Fenster. Ayda war in der Schule und Emilie war im Kindergarten. Sie war mit Sören allein und sah auf den schlafenden Knaben in der Wiege. Sie lächelte leicht, als sie ihren Sohn sah. Er war Semir so ähnlich. Die Gesichtszüge, während er schlief. Manchmal verzog auch Semir im tiefen Schlaf die Mundwinkel und genau das tat Sören auch. Andrea hatte es früher sehr oft beobachtet und musste immer wieder grinsen. In solchen Augenblicken spürt sie wie tief die Liebe zwischen ihr und Semir war. Niemals könnte sie ihn verlassen. Und selbst wenn ein Streit so hart war die der letzte. Sie würde zu ihm halten. Sie würde um ihn kämpfen. Und ja, er hatte Recht. Er gehörte auf die Straße. Semir war kein Mensch für das Büro. Dafür war er einfach nicht geschaffen. Er brauchte den Kontakt zu anderen Menschen. Er brauchte die Action und sie war entschlossen, es ihm zu gewähren. Sie musste mit der Gefahr leben, die dieser Beruf mit sich brachte. Sie schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte sie nur so egoistisch sein und immer nur den Teil sehen, der sie und die Kinder betraf. Semir war ein eigenständiger Mensch und….ja…sobald er wieder kam wollte sie ihm sagen, dass sie sich mit dem Beruf von ihm abfinden konnte. Und sie würde ihn zur Vorsicht mahnen. Jedes Mal wenn er einen gefährlichen Einsatz hatte würde sie ihn daran erinnern dass er Kinder hatte. Kinder die ihren Vater brauchten und natürlich sie, die ihren Mann brauchte. Sören regte sich. „Oh, mein kleiner Engel, hast du Hunger?“ fragte sie sanft und hob den Säugling aus der Wiege. Doch in diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Sie sah erstaunt auf die Uhr. Besuch erwartete sie eigentlich doch gar nicht. Sie ging mit Sören auf dem Arm zur Tür und staunte nicht schlecht als Kim vor der Tür stand. „Kim? Was gibt es denn? Ist was mit Semir?“ wollte sie sofort wissen. „Ja….“ kam von Kim. „Komm rein…“ lächelte Andrea nervös. Sie spürte wie Unruhe in ihr aufstieg. „Andrea, ich habe eben einen Anruf von der Schulungsleitung erhalten. Semir und Ben sind nicht in Berlin angekommen. Aber wir können sie auch nicht erreichen. Weder per Funk, noch per Handy.“ erklärte Kim. „Aber wie kann das sein? Ich meine, er ist doch hier weg gefahren und….?“ harkte Andrea nach. „Wir wissen es nicht. Wir haben allerdings einen Hinweis erhalten, dass sich auf der A2 ein seltsames Spektakel abgespielt hat. Einige Autofahrer haben beobachtet wie ein BMW in einen LKW gedrängt wurde. Danach verliert sich leider jede Spur. Keiner der Beobachter hat sich das Kennzeichen gemerkt. Wir tun schon alles um sie zu finden.“ kam mit schleppender Stimme von Kim. „Aber warum? Was steckt dahinter?“ wollte Andrea leise wissen. Kim zog die Schultern hoch. „Das wissen wir nicht. Ich habe bereits mit dem Polizeipräsidenten gesprochen und er hat mir alle Unterstützung zugesagt. Wir werden Semir und Ben finden, das verspreche ich dir…“ hängte Kim an.
Während dessen saßen Semir und Ben immer noch in ihrem Raum. Bisher hatte sich keiner der Entführer gezeigt. Die beiden Hauptkommissare wussten nicht warum dies geschah, doch in Semir machte sich eine Unruhe breit. „Was wollen die Kerle von uns und wer sind die?“ harkte Ben um x-ten Mal nach. „Ich weiß es nicht, aber mein Bauchhirn sagt mir, dass wir es in wenigen Augenblicken erfahren werden. Ben, ich habe ein verdammt komisches Gefühl und das hat mich noch nie betrogen.“ prophezeite Semir. Ben nickte. „Ich muss dir zustimmen.“ Ein Knacken von der Wand ließ die Aufmerksamkeit sofort aufflammen. „Guten Morgen meine Herren, ich hoffe Sie haben gut geschlafen. Es wird sicher die letzte Nacht sein, die Sie so ruhig verbringen durften. Sie sind uns leider zu gefährlich geworden und da verstehen Sie sicherlich, dass wir uns das nicht bieten lassen können. Sie behindern einen großen Schritt in der wissenschaftlichen Studie zu Schmerzen.“ erklärte eine sonore Stimme. Ben sah Semir an. „Bitte was?“ harkte er nach. „Herr Jäger, Sie werden es sicher noch erfahren. Sie sind die letzten Probanden die benötigt werden. Dann haben wir alles durch. Feuerwehrmänner, Verkäuferinnen, Nutten, und werdende Mütter und die Penner nicht vergesse. Nur die Polizei haben wir dabei außer Acht gelassen. Aber das können wir ja jetzt nachholen.“ erklärte die Stimme. „Ben, das ist der Irre….“ stieß Semir aus. „Bravo Herr Gerkan, schön dass Sie so gut kombinieren. Aber bevor wir mit den Experimenten weitermachen, möchte ich Ihre geistigen Fähigkeiten nicht zu kurz kommen lassen. Jeder weiß, das Schmerzen mit dem Geist kombinierbar sind. Und damit Sie sich nicht unterfordert fühlen, bekommen Sie nun Ihre Aufgabe. Sie haben von heute an sechs Tage Zeit einen Mörder zu finden, der sich hier auf dem Gelände befindet. Sie wissen nicht wen er ermordet, aber glauben Sie mir, Sie werden es herausfinden. Aber nun dürfen Sie erst einmal frühstücken. Ach ja, ein entkommen von diesem Gelände ist unmöglich. Sie dürfen es gern versuchen, aber Sie werden es nicht schaffen. Nachbarschaft gibt es hier nicht.“ lachte die Stimme. Es knackte erneut. „Das ist doch ein Wahnsinniger!“ stieß nun auch Ben aus. Semir nickte. „Oh ja, und das ist genau das was mir Angst macht.“ stimmt er zu. Ein weiteres Geräusch ertönte. Semir sah Ben an. „Das hörte sich an, als hätte sich die Tür geöffnet.“ meinte er nachdenklich. Er stand auf und ging zur Tür. Vorsichtig drückte er die Klinke runter und tatsächlich ließ sich die Tür öffnen.
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„Das ist eine seltsame Entführung. Wir wurden doch entführt oder?“ wollte Semir von Ben wissen und sah ihn verwundert an. „Ja, das glaube ich schon…aber irgendwie ist es sonderbar. Wo sind wir hier?“ stellte Ben die Gegenfrage. Semir öffnete die Tür vollständig und grinste leicht. „Das werden wir jetzt herausfinden.“ meinte er nur und schlüpfte hindurch. „SEMIR! Warte auf mich!“ rief Ben hinterher und folgte seinem Freund. „Warte doch mal…du kannst doch nicht so einfach hier durch das Haus laufen. Was wenn die uns auflauern?“ fragte er. Semir blieb stehen und sah ihn an. „Dann müssten sie schon hier sein. Ben, ich will wissen wo ich hier bin und dann werde ich den Typen der das gemacht hat in den Arsch treten und dafür sorgen, dass die Kollegen uns hier abholen.“ knurrte Semir. „Du bist wütend…“ stellte Ben fest. „Ja sicher bin ich wütend! Wir sind entführt worden. Mit LKWs…, wir wurden betäubt und eingesperrt und das finde ich nicht gerade nett. Und was diese Ansprache von dem Kerl gemeint hat, will ich erst gar nicht herausfinden“ gab Semir erklärend von sich. Ben nickte. „Das will ich auch nicht, aber was sollte es für einen Grund geben? Denkst du wirklich das es der Kerl ist, der die drei umgebracht hat?“ wollte er wissen. „Ja das denke ich. Die Stimme, sie kam mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher.“ nickte Semir. „Also gut, dort geht es nach draußen…“ wies er die Richtung. Ben nickte und folgte dem türkischen Hauptkommissar. Nur wenig später standen sie in einem großen Hof. Semir sah sich um. „Sieht aus wie eine Kaserne…“ staunte er. „Was sollten wir denn in einer Kaserne?“ wollte Ben nun wissen. „Keine Ahnung. Gehen wir mal in die Richtung dort. Vielleicht finden wir dort ein Tor oder sowas.“ schlug Semir nun vor. Ben folgte ihm ohne Widerworte. Sie erreichten tatsächlich ein Tor, doch dieses war mit schweren Ketten verschlossen. „Da kommen wir nicht durch. Vielleicht klettern?“ fragte Semir. „Das würde ich mir überlegen. Hier stehen überall Warnschilder wegen Starkstrom“ wies Ben ihn hin. Semir sah ihn an. „Denkst du wirklich das die Dinger unter Strom stehen?“ wollte er wissen. Ben sah sich suchend um. Er fand eine kleine Eisenstange und warf sie gegen den Zaum. Ein Blitzen und Zischen ertönte und zeigte ihnen das der Zaun tatsächlich unter Strom stand. Sofort machte Semir zwei Schritte rückwärts. Diesen Fluchtweg mussten sie aufgeben. „Der hat wirklich an alles gedacht…“ kam von ihm. „Was machen wir jetzt?“ wollte Ben wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Es muss doch einen Grund geben, warum wir hier sind. Wir können uns frei bewegen. Es ist irgendwie seltsam….“ murmelte er nachdenklich. „Gehen wir erst mal wieder ins Haus und schauen ob wie was zu essen finden. Ich habe Hunger.“ schlug Ben vor. Semir grinste leicht. „Klar doch….wir stecken zwar ganz tief in der Scheiße, irgendwo auf diesem Planeten, man droht uns mit Schmerzen aber Ben Jäger hat Hunger…“ stöhnte er. Doch dann knurrte auch sein Magen. Verwundert sah er Ben an. „Ja und du hast auch Hunger. Das habe ich gehört. Semir, wir müssen bei Kräften bleiben und das schaffen wir nur durch Nahrung. Da der Kerl uns ja einige Tage hier festhalten will, müssen wir essen. Und das finden wir mit Sicherheit in der Küche, sofern es hier eine gibt.“ erklärte Ben. Semir musste seinem Partner Recht geben. Ohne Nahrung würden sie sehr schnell zusammen klappen. Sie verschwanden in Richtung Haus wo sie eben noch gefangen waren. Hier fanden sie nach einigem Suchen einen Raum der einer Großküche glich. Sie öffneten die Schränke und staunten nicht schlecht. Alles war gefüllt. „Whow….der Typ mag uns scheinbar.“ grinste Ben. „Bevor du ihn in den Himmel lobst, denk bitte daran, dass wir hier festgehalten werden. Wir sind nicht freiwillig hier.“ knurrte Semir wütend. „Ja schon klar. Aber dennoch sollten wir das Angenehme damit zu verbinden und wir müssen essen“ wiederholte Ben. Semir ließ sich auf einen der Stühle fallen und nickte. Doch nur kurz, dann erhob er sich und verließ das Gebäude erneut. Ben blieb in der Küche.
Juliane sah sich gehetzt um. Sie hatte es geschafft. Sie war diesem Wahnsinnigen entkommen. Nun musste sie nur noch dieses Gelände verlassen und Hilfe holen. Aber wo musste sie lang? Ihr Körper schmerzte. Immer noch glaubte sie die Daumenquetschen zu spürten. Nicht nur an den Fingern. Die Zehen brannten ebenfalls. Die Fußsohlen waren durch Schnitte verletzt worden und sie hatte schon viel Blut verloren. Dennoch…der Überlebenswille war stark. Sie musste von hier weg. Fünf Männer hatten sie vor sechs Tagen einfach von ihrem Standplatz weg geholt und sie musste widerliche Dinge über sich ergehen lassen. Nein, dann lieber von Bergen zusammen geschlagen werden. Aber so eine Behandlung würde sie nicht noch einmal über sich ergehen lassen können. Ihr Unterleib schmerzte von den Schlägen, von den Vergewaltigungen und von all den grausamen Dingen, die man mit ihr gemacht hatte. Ihre Brustwarzen waren durch die Misshandlungen von Klemmen die ihr aufgesetzt wurden und von der Zigarettenglut, die an den empfindlichen Stellen ausgedrückt wurden, stark geschwollen. „AUA!!“ stieß sie aus, als sie stürzte. Doch schnell kam sie wieder auf die Beine. „DA!! DA ist unsere kleine Maus!“ hörte sie plötzlich eine Männerstimme. Sie drehte sich um und sah vier Männer auf sich zukommen. Nein, dachte sie….die dürfen mich nicht mehr bekommen. Sie rannte los. Sie rannte auf eines der Häuser zu, die hier standen. Verdammt warum war das Gelände so groß? Sie rannte und rannte. Als sie kurz vor dem Haus war sah sie einen kleineren Mann aus der Tür kommen und blieb stehen. Juliane blieb stehen. Gehörte er auch zu den Männern die sie verfolgten? Wenn nicht, dann war er ihre Rettung. „HILFE!!“ Schrie sie. Der Mann sah sie an. Sofort kam er auf sie zu und konnte sie gerade noch auffangen sonst wäre sie gestürzt. „Hilfe…helfen Sie mir…bitte..“ flehte sie mit zitternder Stimme. „Ganz ruhig…ich bin von der Polizei….kommen Sie…“ sprach der Mann. Juliane lächelte nervös. Sie wurde von dem Mann, den sie mit einem Kopf überragte gestützt. Sie hatten noch wenige Schritte bis sie das schützende Haus erreicht hatten, doch dann fiel ein Schuss. Juliane spürte den harten Einschlag in der Brusthöhe und sah den kleinen Mann erstaunt an. Dann brach sie zusammen. Vorsichtig ließ der Mann sie zu Boden gleiten „Hören Sie mich….ganz ruhig…versuchen Sie ganz ruhig zu bleiben.“ beschwor er sie. Juliane fühlte wie die Kälte in ihr aufstieg und das Leben aus ihrem Körper wich. „Fliehen Sie…das…das…ist….die …. Hölle….“ bekam sie noch schweratmend heraus.
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Semir starrte ein paar Sekunden auf die Frau vor ihm und dann suchte er nach dem Schützen. Eine weitere Kugel schlug dicht neben ihn ein. Schnell brachte er sich in Sicherheit. Das Haus war erreicht. „BEN!!“ schrie er und sein Partner kam angerannt. „Was ist?“ wollte dieser wissen. Scheinbar hatte er die Schüsse nicht gehört. „Eine Frau…sie ist tot…“ stieß Semir aus. „Verdammt, wir haben keine Waffen dabei.“ kam nun von Ben. „Der Schütze ist hier auf dem Gelände und er hat noch Munition.“ erklärte Semir weiter. „Wo sitzt der Schütze?“ harkte Ben nach und wagte den Kopf hinaus zu strecken. „Weiß nicht genau. Es müsste eines der Hütten sein, die da hinten stehen. Er hat sie einfach abgeknallt.“ antwortete Semir. Es blieb ruhig. „Nichts zu sehen.“ murmelte Ben als er Semir wieder ansah. „Das gefällt mir überhaupt nicht. Wir müssen die Frau zu uns reinholen. Vielleicht lebt sie noch.“ schlug Semir vor. Ben nickte. Gemeinsam schlichen sie zu der Frau und Semir überprüften den Puls. Doch dann schüttelte er den Kopf. Die Frau war tot. „Sieh sie dir an. Sie hat überall Wunden. Semir, ich sag es nicht gern, aber ich glaube ich weiß wo wir sind.“ stieß Ben aus, als er die Frau genauer ansah. „Sie hat noch gesagt, fliehen Sie, das ist die Hölle. Ben, wenn das hier der Kranke ist, dann ist es kein Zufall dass wir hier sind.“ kam nun von Semir. „Aber was will der Kerl von uns?“ harkte Ben nach. „Das weiß ich nicht, aber das hier ist das erste. Er sagte doch etwas, dass er uns geistig fordern wollte. Vielleicht meinte er den Mord an ihr.“ dachte Semir laut nach und wies auf die Frau. „Er sagte doch auch, dass wir einen Mörder finden müssen. Sie ist das Opfer. Der Schütze ist hier also auch eingesperrt. Genau wie wir aber wir sind zu zweit und damit haben wir einen Vorteil“ sinnierte Semir weiter. „Wer sagt dir, dass der Mörder allein ist? Er könnte auch Hilfe haben.“ warf Ben ein. Semir nickte. „Das ist klar, dennoch… Meinst du der Kerl der zu uns gesprochen hat, scherzt nur? Oder er war der Mörder?“ wollte er nun von seinem jungen Kollegen wissen. „Keine Ahnung, aber wir sollten sie wenigstens reinbringen oder abdecken. Wir können sie doch nicht so liegen lassen.“ schlug dieser vor. Semir nickte. „Klar, nur wohin? Sie muss kühl gelegt werden, damit der Gerichtsmediziner sie untersuchen kann. Grausam wie sie zugerichtet wurde. Sieh es dir an. Die Fußsohlen sind aufgeschlitzt.“ stöhnte Semir leise. Ben nickte. „Semir, der Kerl will mit uns spielen und ich denke wir sollten es nicht mitmachen. Wir werden nichts tun. Wir werden uns einfach hier hinsetzen und nichts tun.“ schlug Ben vor.
Er sah erstaunt auf die Monitore. Diese beiden Männer dort unten taten nichts. Sie saßen in der Küche und spielten Karten. Sie sollten doch den Mörder suchen. Er hatte ihnen den Mord auf einem silbernen Tablett serviert und diese beiden Bullen taten nichts? Dachten sie wirklich der Fall würde sich von selbst lösen? Wütend ging er auf und ab. „Was hast du?“ riss Stefan ihn aus seinen Gedanken. „Sieh sie dir an! Sie sitzen da und tun nichts. Gar nichts. Sie ignorieren meinen Befehl den Mörder zu suchen. Sie sitzen da und spielen Karten!“ Die Stimme überschlug sich vor Wut. „Nun, sie wissen, dass sie hier gefangen sind und ich denke sie wissen dass der Mörder auch nicht entkommen kann. Du solltest ihnen deutlich machen, dass du das Sagen über sie hast.“ schlug Stefan vor. „Ach und wie?“ harkte sein Gegenüber nach. „Das weiß ich nicht, aber sie werden sicher nicht von sich aus anfangen zu tun, was du sagst. Du musst Druck ausüben. Ich kenne die beiden Bullen. Sie können unglaublich stur sein. Aber sie haben auch einen Schwachpunkt. Jeder von ihnen würde alles tun um das Leben des Anderen zu retten. Das wäre auch mal eine Art Untersuchung wert. Was macht man für Freunde. “ schlug Stefan vor. „Wie soll das gehen? Eigentlich habe ich ja für die Schmerzvariante genügend ausprobiert und das andere könnt man ja verbinden. Also gut, dann überspringen wir das Spiel und werden nun ernst machen.“ nickte der Andere und trat ans Mikrofon. „Meine Herren, ich bin maßlos enttäuscht von Ihnen. Ich habe Ihnen den Täter fast auf dem Silbertablett serviert und Sie ermitteln nicht. Kein Wunder, dass ihr den Täter von den anderen Morden noch nicht gefunden habt. Ihr seid faul.“ stieß er durch das Mikrofon. „Sie können uns mal. Verraten Sie uns den Grund, weshalb Sie uns hier festhalten.“ schlug der junge Mann vor. „Sie werden schon noch den Grund herausfinden, Jäger!“ stieß er durch das Mikrofon. „Sie verkennen Ihre Situation. Wir wissen, dass Sie hier auf dem Gelände sind, aber Sie haben sich mit den Falschen angelegt. Semir und ich werden Sie zur Strecke bringen und dann werden Sie für alle Morde, die Sie begangen haben, bestraft werden.“ versprach Ben Jäger. Er lachte irre auf. „Denken Sie wirklich, dass Sie mir das Wasser reichen können? Vielleicht sollte ich Ihren Horizont ja mal erweitern. Wissen Sie was wahre Schmerzen sind? Was Angst ist? Oder Panik? Wissen Sie was es heißt sich zu sorgen? Sie werden alles erfahren.“ warnte er über das Mikrofon. „Wer sind Sie denn? Warum nennen Sie uns nicht den Namen? Dann können wir uns gegenseitig ansprechen.“ schlug Gerkan nun vor. „Sie können mich mit Doktor ansprechen. Das ist sicher ausreichend für Sie.“ lachte er durch das Mikrofon.
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Semir sah Ben an. „Das gefällt mir gar nicht.“ stieß er aus. „Mir auch nicht. Aber was meint er damit? Denkst du wirklich das er ein Arzt ist?“ harkte Ben nun nach. „Klar ein Irrenarzt oder besser ein irrer Arzt. Ben, dieser Typ gehört in eine geschlossene Anstalt. Er hat vier Menschen umgebracht und ein ungeborenes Baby. Seine Androhungen die sind sicher nicht nur so dahin geredet. Wir müssen aufpassen.“ mahnte Semir. „Klar, ich werde auf dich aufpassen und du auf mich. Und jetzt sollten wir versuchen hier abzuhauen. Was denkst du über diesen komischen Turm dort hinten. Dieser Wachturm. Das wäre eine Möglichkeit ein Hinweis auf uns zu geben.“ schlug Ben vor und wies aus dem Fenster. Semir sah hin. „Dann los! Bevor der Kerl seine Drohungen wahr macht.“ stimmte er zu. Gemeinsam mit Ben machte er sich auf den Weg zum Wachturm. Doch als sie ankamen mussten sie einsehen, dass es ein schlechter Plan war. Die Tür des Wachturms war mit einem Gitter verbarrikadiert welches durch ein dickes Eisenschloss gehalten wurde. „Das werden wir nicht aufbekommen. Okay, nächster Plan?“ stöhnte Semir. „Im Augenblick fällt mir nichts ein.“ gab Ben zu. „Gut, dann werden wir den Rest des Geländes jetzt mal begutachten. Du links und ich rechts?“ schlug der Deutschtürke vor. „Spinnst du? Wir werden zusammen bleiben. Der Kerl wartete nur darauf, dass wir uns trennen.“ stieß Ben aus. „Wie sollen wir sonst das große Gelände durchsuchen? Hast du einen anderen Plan?“ harkte Semir nun nach. „Nein, aber ich denke dass Trennung das Schlimmere wäre.“ wich Ben aus. „Also gut, wir machen alles zusammen. Gehen wir dort hin. Wir müssen jedes Gebäude durchsuchen. Vielleicht finden wir Werkzeug oder Waffen oder sonst etwas, das uns hilft hier abzuhauen. Ich will nicht erst erfahren müssen, wie krank der Typ ist.“ knurrte Semir. „Ich auch nicht, das glaube mir. Mir passt es auch nicht in den Kram, das der Kerl und sieht und vermutlich auch hören kann. Wir sollten uns eine Möglichkeit überlegen ungestört arbeiten zu können. Die in Berlin werden sicher schon Alarm geschlagen haben, da wir ja unbedingt dort hin sollten.“ dachte Ben weiter laut nach. „Weißt du was, ich denke es gibt gar keine Schulung. Das ist alles nur eingefädelt worden, um uns zu schnappen.“ ließ Semir nun von sich hören. „Das denke ich nicht. Der Brief ist definitiv echt gewesen.“ widersprach der junge Hauptkommissar. Semir nickte. „Gehen wir da hin…“ schlug er vor und wies nach Norden.
„Wir haben nicht die geringste Spur wo Semir und Ben sind. Das ist doch nun echt nicht wahr!“ stieß Kim wütend aus. Sie hatte nun mehrere Zeugen befragt. Doch es kamen keine dienlichen Hinweise heraus. Außer das man sah wie ein PKW in einen LKW gezwungen wurde. Zwei der Zeugen hatten sogar ein Video gedreht, aber es war lediglich die Aktion darauf zu sehen. Keine Kennzeichen, keine Gesichter gar nichts. Auf die Frage warum die Kennzeichen nicht drauf sind, meinte einer der Zeugen, dass er das Video ins Internet stellen und die Action mit anderen teilen wollte. Der zweite war völlig begeistert von der Aktion, dass er nicht auf die Idee kam, dass etwas nicht stimmte. Selbst Hartmut war leicht verzweifelt, denn es gab nichts was er untersuchen konnte. „Wir müssen die gesamte Strecke abfahren. Irgendwo muss es eine Spur geben.“ dachte sie nach. „Wenn wir die Strecke abfahren, dann erreichen wir doch gar nichts. Wir sollten den Wagen zur Fahndung ausschreiben. Vielleicht taucht er wieder auf und dann können wir das Suchgebiet auch eingrenzen.“ schlug Jenny vor. Kim sah sie an. „Das ist bereits geschehen. Aber bisher haben wir noch keine Hinweise. Semir und Ben können überall hin verschleppt worden sein. Okay, so kommen wir nicht weiter. Wir haben keine Forderungen erhalten und auch sonst scheint es den Leuten nicht um Geld zu gehen, also muss es etwas mit dem Fall zu tun haben. Ich sage es ja nicht gern, aber es ist durchaus möglich, dass die Beiden in den Händen dieses Wahnsinnigen sind. Und was das bedeutet muss ich Ihnen nicht sagen.“ Kim sah alle Personen im Raum an. Neben Dieter Bonrath, Jenny Dorn waren auch zwei Beamte des BKAs anwesend. „Okay, dann werden wir uns nun die Akten zu dem Fall ansehen. Frau Krüger, wir werden jeden Schritt absprechen. Keiner macht etwas allein. Es geht hier um das Leben von zwei guten Polizisten und ich will nicht das …“ Thorsten Rahners stockte. „In Ordnung. Also gut, wir haben derzeit einen jungen Mann, der als Stricher bekannt war, eine junge Verkäuferin, Charly den Informanten, eine junge hochschwangere Frau und gestern einen toten Feuerwehrmann. Es gibt kein Muster. Außer das alle schwerst misshandelt wurden.“ erklärte Kim. „Also nichts was mit den Beruf zu tun hat. Gut, was ist mit Hinweisen auf den oder die Täter?“ wollte Thorsten Rahners wissen. „Nichts. Die Folter wurde sofern man dem Mediziner glauben kann, mit Daumenschrauben durchgeführt, Zigarettenglut, Stangen, Gürtel…Peitschen. Die Toten mussten in den letzten Stunden ihres Lebens verdammt viel leiden und das würde ich meinen Männern gern ersparen.“ stieß Kim aus. „Die Täter müssen einen Ort haben, wo sie ungestört sind. Wo die Schreie der Opfer nicht zu hören sind. Aber auch wo die Opfer nicht fliehen können. Eine alte leer stehende Fabrik, oder ein Bunker. Ruinen schließe ich jetzt mal aus, denn da könnten die Opfer fliehen. Der Täter muss sich seiner Sache sicher sein. Also gut, wenn die Beiden auf den Weg nach Berlin waren, dann müssen wir abchecken was für Gebäude dort auf dem Weg liegen. Es musst groß genug sein um LKWS zu parken und sie vielleicht sogar zu verstecken.“ dachte der BKA-Mann laut nach. Kim nickte zustimmend.
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„Lass uns wieder zurück gehen. Es wird schon dunkel und ich weiß nicht wo der Mörder steckt.“ bat Semir. Sie waren nun schon einige Stunden über das Gelände gelaufen, doch sie stellten nur fest, dass es kein Entkommen gab. „Wir sitzen hier echt fest. Kein Telefon, keine Nachbarn, hier ist nichts. Weißt du was mir Angst macht?“ wollte Ben von seinem Partner wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Das wir auf uns allein gestellt sind. Niemand weiß das wir hier sind, wo immer wir hier auch sind.“ erklärte Ben. Semir nickte. „Ich weiß was du meinst, und genau das macht mir auch Angst. Deshalb werden wir die Türen unserer Unterkunft verbarrikadieren. Nicht das wir heute Nacht noch unangenehmen Besuch bekommen. Wer weiß ob der Kerl allein ist.“ stimmte Semir zu. Ben war einverstanden. „Okay, wenn ich das so sehe und mir das hier alles betrachte sieht es ziemlich einer Kaserne ähnlich oder? Die Schranke dort, die Kabine…die Hütten hier…“ ließ Ben seine Gedanken schweifen. „Ja, das habe ich mir auch gedacht. In Nordrhein-Westfalen gibt es einige Kasernen die leer stehen.“ gab Semir zurück. „Wie kommst du darauf, dass wir noch in NRW sind?“ wollte Ben wissen. „Weil die Fahrt nicht sehr lange gedauert hat. Wir sind ungefähr bei Dortmund in den Wagen gedrängt worden. Die Fahrt dann war ungefähr eine Stunde. Wenn wir weiter in die Richtung gefahren sind, dann könnten wir ungefähr bei Bielefeld sein. Wenn wir zurück sind, dann könnten wir auch immer noch in Köln sein.“ sinnierte Semir. „Das ist dann für die Chefin sicher kein einfacher Job. Sie wird uns suchen nur wo…?“ stöhnte Ben leise. „Wir müssen uns selbst helfen. Wir können nicht warten bis die Chefin uns gefunden hat, denn der Kerl wird Ernst machen.“ ließ Semir von sich hören. Sie hatten mittlerweile die Küche wieder erreicht. „Ah, da seid ihr ja wieder. Wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.“ lachte die Stimme des Doc. „Ach Sie sind immer noch da? Wird Ihnen das nicht langweilig uns zuzusehen?“ knurrte Semir. „Herr Gerkan, bisher habe ich Ihnen noch nichts getan, warum dann so feindlich gesonnen?“ wollte der Doc wissen. „Wissen Sie Doc….Sie nerven mich. Und ich mag es nicht wenn ich genervt werde. Gehen Sie doch einfach zur Polizei und stellen Sie sich.“ schlug Semir gelangweilt vor. Ein Lachen ertönte. „Nur keine Sorge, Herr Gerkan, Sie werden der erste sein, der sich bei mir willkommen fühlen darf.“ versprach die Stimme. Semir sah zu Ben und schluckte schwer. „Keine Angst, er bekommt dich nicht. Ich werde aufpassen.“ versprach er seinem Partner. Dabei deckte er den Tisch, als sei er zuhause. Nach dem Essen gingen die Beiden in das Zimmer in dem sie aufgewacht waren. „Wir müssen hier weg Ben. Der Kerl wird uns töten…“ gab Semir leise von sich.
Wieder sah er auf seine Monitore. „Okay, Stefan….du und Stanislav werden mir heute Nacht Gerkan holen.“ befahl er. „Und denkst du er kommt so einfach mit?“ harkte Stefan nach. „Ja, das denke ich. Du und Stanislav werden ihn doch sicher überreden können oder?“ lachte der Doc. „Okay, und was ist mit Jäger?“ harkte Stanislav nach. „Er wird schlafen. Er wird morgen aufwachen und seinen Partner vermissen. Dieser wird hier bei mir ein paar Lektionen mitmachen. Erst fangen wir ganz langsam mit der Folter an. Schläge, Durst, Hunger… Und all das wird Jäger mit ansehen müssen. Er bekommt regelmäßig Videos auf denen er seinen Freund sehen darf, wie er immer mehr gequält wird. Mal sehen wie tief diese Freundschaft tatsächlich ist.“ grinste der Doc. „Oh du hast meinen Vorschlag angenommen…“ grinste Stefan. „In etwas. Ich habe den Beiden eine Leiche geboten und einen Mörder. Sie haben nichts getan also sollte sich Jäger nun um entscheiden. Denn er bekommt genau vier Tage Zeit seinen Partner zu finden. Danach ist es zu spät. Gerkan wird in der Zeit immer wieder ein Lebenszeichen von sich geben, sofern er das nach unserer Behandlung noch kann und Jäger wird ihn suchen. Wenn er ihn findet, okay, dann dürfen beide diese Anstalt verlassen. Wenn nicht, dann stirbt Gerkan einen langsamen qualvollen Tod. Ben Jäger dürfte damit überfordert sein, denn er ist noch viel zu jung.“ lachte der Doc. „aber nun muss ich meine reguläre Arbeit wieder nachgehen. Habt ihr die Leiche von Juliane bereits raus gebracht?“ wollte er wissen. „Ja, sie liegt an der Autobahn.“ bestätigte Stanislav. „Gut, dann wird sie heute sicher noch gefunden werden. Die arme kleine Juliane…“ lächelte der Doc. Er packte seine Sachen und sah Stefan an. „Du wirst Gerkan in Raum 19 legen. Binde ihn mit den Händen fest und sorge dafür dass er sich nicht befreien kann. Von mir aus kannst du ihn auch in den Käfig packen. Sobald ich wieder da bin, werde ich mich um ihn kümmern. Bis dahin sorge dafür, dass er keinen Schlaf bekommt. Schlafmangel ist eine sehr gemeine Art Menschen gehorsam zu machen. Ich verlassen mich auf dich!“ Der Doc sah Stefan an. „Geht klar Boss…“ grinste er nur. Der Doc verließ den Raum und ging durch einige Gänge. Nur er und seine Männer kannten diesen Ausgang. Es war der einzige um von dem Gelände zu entwischen. Nach wenigen Minuten war er auf der Straße und stieg in seinen Ford. Dann fuhr er davon. Schon am nächsten Morgen wollte er sich Gerkan vornehmen und damit dann auch Ben Jäger in die Enge treiben. Keiner dieser Polizisten werden das Gelände lebend verlassen, soviel war klar. Und niemand würde hinter sein kleines Geheimnis kommen.
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Semir sah Ben an. „Okay, lassen wir es noch einmal Revue passieren…wir haben vier Tote an der Autobahn. Alle wurden ermordet und alle wurden gefoltert. Charly wusste was und auch er wurde ermordet und jetzt diese Frau….sie warnte mich dass hier die Hölle wäre und da ist sie auch durch gegangen, wenn ich mir so die Verletzungen ansehe.“ überlegte Semir. Ben nickte. Er hielt sich den Kopf und das entging Semir natürlich nicht. „Alles in Ordnung?“ wollte er wissen. „Ich weiß nicht…mir ist schlecht…“ stöhnte sein Partner. „Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht zu viel von dem Pudding essen sollst. Der war schlecht, das habe ich gerochen. Deshalb habe ich auch nichts davon genommen.“ ermahnte Semir ihn. „Nein, nicht so schlecht. Mir dreht sich alles und ich habe…ich habe Probleme…mich zu konzentrieren…ich...ich bin müde…“ erklärte Ben. Seine Zunge wurde scheinbar immer schwerer. Semir sah ihn erschrocken an. „Ben, was wenn in dem Pudding Schlafmittel war? Versuch wach zu bleiben! Hörst du bleib ja wach!“ forderte er seinen Partner auf. „Ja klar….ich … ich versuche es…“ lallte Ben. Immer wieder gingen die Augen zu. „Ben! Bleib wach!!“ befahl Semir jetzt einen Ton härter, doch Ben sackte langsam zur Seite. „BEN!! NEIN!!“ schrie Semir. Er schüttelte seinen Partner, doch dieser schien tief zu schlafen. „Aber Gerkan, lass ihn doch schlafen…“ riss eine Stimme ihn aus seinem Tun. Semir drehte sich erschrocken um. An der Tür standen zwei Männer und Semir ahnte was sie wollten. Sie wollten Ben holen. Er wich zur Wand zurück. „Vorsicht Freunde, ich bin sauer und das kann übel für euch enden.“ warnte er und versuchte seiner Stimme die Überzeugung zu legen. Doch die Männer lachten nur. Sie kamen von zwei Seiten auf ihn zu. Semir drehte sich abwechselnd zu den Männern um bis der Erste angriff. Semir parierte den Schlag und trat zu. Der Mann ging stöhnend zu Boden und sofort griff auch der zweite Mann an. Er packte Semir von hinten und umschlang ihn. Semir ließ seinen Kopf nach hinten schnellen und traf die Nase des Angreifers und sofort löste sich der Griff. Er ging zu Boden und sprang sofort wieder auf die Beine. Er musste Ben beschützen, denn es war klar, dass man ihn mitnehmen wollte. Sie wollten Ben sicher auch foltern und das musste er verhindern. Zu spät erkannte er, dass nicht Ben sondern er das Opfer sein sollte. Der Mann den er zuerst bekämpft hatte griff nun gemeinsam mit seinem Komplizen ein. Während der eine tat, als würde er Semir packen wollen riss der andere ihm die Beine weg. Semir knallte zu Boden und sofort waren beide über ihn. Er wurde auf den Bauch gedreht, seine Arme wurden gepackt und auf den Rücken gezerrt. „AUA!!“ schrie er auf, als die Arme hochgedrückt wurden. „Und jetzt komm!“ hörte er einen der Männer höhnisch sagen. „BEN!! HILF MIR!!“ BEN!!“ schrie Semir und trat um sich. Er versuchte sich zu lösen während ihn die Männer aus dem Raum zerrten. „BEN!!!“ kam verzweifelt von Semir. Doch Ben schlief tief und fest.
Semir wehrte sich weiter und traf endlich einen der Männer mit seinen Tritten. Der Mann der ihn festhielt ließ unvermittelt los und schrie auf. Diese Chance nutzte Semir. Er drehte sich um seine eigene Achse und gab auch den Zweiten einen Schlag ins Gesicht. Dieser war so perplex, das er ihn losließ und seine Hand zur Nase führte. Semir hielt sich nicht lange auf und rannte einfach los. Nur weg hier! Einfach nur weg. Das Gelände war groß genug um sich zu verstecken. Er rannte über das Gelände und strauchelte einmal. Auch jetzt hielt er sich nicht damit auf Wunden zu entdecken sondern rannte weiter. Leicht humpelnd ging es nur langsam voran. Scheinbar hatte er sich den Fuß verknackst dennoch war alles besser als diesem Wahnsinnigen in die Hände zu fallen. Nachdem er einige Gebäude durchrannt und festgestellt hatte, dass er nicht verfolgt wird ließ er sich an einer der Wände nieder um Atem zu holen. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit. Er musste Ben holen und dann gemeinsam mit ihm verschwinden, bevor der Doc die Oberhand gewinnt. Es musste doch einen Ausweg geben. Einen Durchgang im Zaun, oder dort wo lockere Erde war und er sich wie ein Hund durchgraben konnte. Es musste etwas geben. Doch erst ein wenig Luft holen. Nur etwas verschnaufen. „Er muss hier sein!“ hörte er plötzlich und zuckte zusammen. Verdammt, sie hatten ihn gefunden! Semir drückte sich noch mehr an die Wand als diese plötzlich nachgab und er mitsamt dem Gestein nach hinten fiel. „Sieh mal einer an…da ist er…“verhöhnte ihn die Stimme. Doch Semir sah niemand. Diese Schweine spielten ein Spiel. Sie wussten genau wo er war und lachten sich ins Fäustchen, dass er vor ihnen wegrannte, dabei brauchten sie ihm nicht zu folgen. Langsam stand er auf. Er sah ein, das eine Flucht ohne jegliche Chance war, denn wenn der Gegner wusste wo er war, konnte er rennen wohin er wollte, er würde nicht entkommen. Oder doch? Sollte er es weiter versuchen? Immerhin war er noch nicht in ihren Händen, aber was wenn sie Ben holten und ihn dann….? Nein, dann sollten sie sich an ihm, Semir, die Zähne ausbeißen. „Okay….Sie haben gewonnen! Ich ergebe mich…“ sagte er leise. „Schade, dabei fing es gerade an Spaß zu machen. Aber gut…wir nehmen die Kapitulation an.“ verhöhnte ihn die Stimme erneut. Nur wenig später packten ihn wieder die beiden Männer und drehten ihm die Arme auf den Rücken.
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Semir wehrte sich nicht mehr dennoch drückten sie seine Arme noch höher und er ging schon stark gebückt. Er stöhnte gepresst auf, doch die Männer nahmen keine Rücksicht. Semir hatte sie längst erkannt. Es waren Stefan Heimerskirchen und Stanislav Bratava. Zwei von den vier Häftlingen von denen jede Spur fehlte, seit sie ausgebrochen waren. Sie erreichten ein Gebäude und nun erst ließ der Druck in den Armen nach. Ein Stoß beförderte Semir in die richtige Richtung. „so, wenn du jetzt friedlich bist, dann tun wir dir auch nicht mehr weh. Du wirst jetzt ganz friedlich vor uns hergehen. Wenn nicht, dann jagen wir dir eine Kugel in deinen Bullenwanst…verstanden?“ fauchte einer der Männer in sein Ohr. Semir nickte. Was sollte er auch tun? Zwei Waffen waren ein guter Grund nichts zu unternehmen. Langsam richtete er sich auf. „Sehr schön. Da lang!“ befahl Stefan Heimerskirchen. Semir setzte sich in Bewegung. Dabei rieb er sich seine schmerzenden Arme abwechselnd. Es ging einen langen Gang durch und dann eine Treppe in den Keller. Nur wenig später hatten sie einen weiteren Gang erreicht. Hier war alles gefliest. Die Wände, der Boden, die Decke. Es war eisig. Stanislav Bratava öffnete eine Tür und Heimerskirchen stieß Semir durch. Auch dieser Raum war vollständig gefliest. Semir lief ein Schauer über den Rücken, als er diverse Maschinen sah, die er aus Büchern kannte. Daumenquetschen, Streckbank wie aus dem Mittelalter und sogar ein spanischer Bock. Nicht weit davon stand ein Laufband und Semir überlegte sich was das hier zu suchen hatte. Doch an einer Maschine blieb Semirs Blick hängen. Es war ein elektrischer Stuhl. Er schluckte schwer. „Weiter!“ fauchte Heimerskirchen und wieder bekam Semir einen Stoß in den Rücken. Er stolperte vorwärts. Von dem Folterraum ging ein weiterer Raum ab. Hier stand ein Klinikbett mit allen Schikanen die so ein Ding hatte. Gitter an beiden Seiten, Riemen zum fixieren der Patienten und auch ein Tropfhalter war angebracht. Semir sah Stefan Heimerskirchen an. „Leg dich auf das Bett und bewege dich nicht!“ forderte er. Semir war unschlüssig. Sollte er tun was die Männer verlangten, dann wurde er mit Sicherheit ans Bett gefesselt und konnte sich nicht mehr wehren, doch wenn er es nicht tat würde er erschossen werden. „Los!“ riss die Stimme Heimerskirchen ihn aus den Gedanken. Ein Stoß unterstrich den Befehl. Semir setzte sich auf das Bett. „Hören Sie…“ fing er an. „Schnauze! Hinlegen!“ unterbrach Heimerskirchen ihn. Semir tat es langsam. Nur wenig später war er an Händen und Füßen am Bett gefesselt. Stefan Heimerskirchen sah ihn höhnisch an. „So gefällst du mir echt gut.“ lobte er Semir. „Sie werden eines Tages wieder im Gefängnis sein. Wenn nicht durch mich, dann durch meine Kollegen.“ stieß Semir aus.
Dr. Manfred Wiedenbeck zuckte zusammen als sein Handy klingelte. „Ja?“ meldete er sich kurz und knapp. „Dr. Wiedenbeck, Kim Krüger hier. Wir haben einen Leichenfund an der A4. Es scheint wieder eines der Opfer zu sein, wie bereits mehrfach aufgetreten.“ hörte er Kim Krüger sagen. „Wo genau?“ wollte er wissen. „Auf dem Rastplatz bei Kilometer 67,8. Es handelt sich um eine junge Frau.“ erklärte die Polizistin. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“ versprach Dr. Wiedenbeck und packte seine Sachen. Er sah auf den Tisch, wo eine bereits geöffnete Leiche lag. „Um dich kümmere ich mich dann später.“ versprach er, nahm seine Ausrüstung und verschwand. Er brauchte eine gute halbe Stunde bis er vor Ort war. Hier sah er schon das riesige Aufgebot von Polizei und Spurensicherung. Dann wurde er angehalten. Wiedenbeck nickte dem Polizisten zu und fuhr auf den Platz den ihm der junge Mann zugewiesen hatte. Dann stieg er aus. „Wo liegt die Tote?“ wollte er von dem jungen Mann wissen. „Vierte Parkbank in den Weg da rein.“ wies der Mann ihn hin. Wiedenbeck nickte und verschwand. Tatsächlich lag nicht weit von dem Rastplatz eine bereits mit Plane abgedeckte Leiche. „Schauen wir sie uns doch mal an.“ murmelte er und ließ sich nieder. Er hob die Plane und zuckte zurück. „Die hat auch einiges durchgemacht.“ gab er zurück. Er sah ein paar Beine neben sich stehen. „Ah, Frau Krüger….wo sind denn Semir und Ben?“ wollte er wissen. „Die sind auf einem Lehrgang.“ erklärte die Frau. „Aha…und Sie haben den Fall übernommen?“ harkte er weiter nach. „Ganz richtig. Was können Sie mir sagen?“ wollte die Kommissarin wissen. „Nun, sie ist ungefähr 25 Jahre alt höchstens 28. Wenn das was sie anhat ihre normale Kleidung ist, würde ich sie im horizontalen Gewerbe einordnen. Von der Körpertemperatur her würde ich sagen, ist sie schon seit zwei Tagen tot. Die Leichenflecke sind ja bereits vollständig ausgebildet. Näheres und vor allem die Todesursache kann ich Ihnen auch erst nach der Obduktion nennen.“ erklärte Wiedenbeck. „Danke...“ nickte Kim und verschwand. Wiedenbeck sah den Polizisten vor sich an. „Dann packen Sie sie mal ein und ab in die Gerichtsmedizin. Die überläuft so langsam.“ stöhnte er auf. „Geht klar…“ kam als Antwort. Wiedenbeck stand auf und desinfizierte sich die Hände. Anschließend fuhr er zurück zur Gerichtsmedizin um seine dortige Arbeit fort zu führen. Immerhin lag dort noch eine Leiche die er obduzieren musste, weil die Angehörigen einen unnatürlichen Tod vermuteten und per Gerichtsbeschluss eine Obduktion angeordnet hatten.
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Thorsten Rahners sah sich die Akten an, die Semir Gerkan und Ben Jäger bereits angelegt hatten. Die erste Akte war die von Mario Sendelheim. Das erste Opfer dieser Serie. 19 Jahre jung, Stricher. Brandwunden von Elektroschocks. Quetschwunden an Finger, Zehe und Genital. Den Obduktionsbericht las er sehr intensiv, doch als er die Quetschung am Genital las, verzog er sein Gesicht als würde er die Schmerzen spüren. Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein? Die nächste Akte behandelte ebenfalls einen Mann. 43 Jahre alt, Markus Stahl, Feuerwehrmann. Auch bei diesem Opfer wurden Quetschungen gefunden, doch noch schlimmer war, dass man ihm drei Finger abgetrennt hatte. Ob nun bei vollem Bewusstsein oder nicht, war nicht klar. Hier sah der Gerichtsmediziner jedoch dass es ein Könner war, denn die Gliedmaßen waren ordnungsgemäß abgetrennt und die Wunden gereinigt worden. Thorsten sah auf. Ein Arzt….ja sicher…es musste sich um einen Arzt handeln. Aber warum tat ein Arzt so etwas? Warum quälte er Menschen, wenn er doch helfen sollte? Das letzte Opfer über das eine Akte vorhanden war, war Sandra Hahn, 29 Jahre alt und Verkäuferin von Beruf. Sie war im sechsten Monat schwanger und Thorsten fühlte die Wut aufsteigen. Wie konnte ein Arzt eine Schwangere so peinigen? Sie vergewaltigen und dann….Er warf die Akte auf den Tisch. „Wir haben die nächste Leiche. Wieder eine Frau….“ riss Kim Krüger ihn aus seinen Gedanken. Thorsten Rahners sah sie an. „Dieser Kerl ist ein Arzt.“ stieß er aus. Kim sah ihn an. „Wie kommen Sie darauf?“ wollte sie wissen. „Die Gliedmaßen an diesem Feuerwehrmann sind von einem Profi entfernt worden. Das hat der Gerichtsmediziner festgestellt. Also müssen wir nach einem Arzt suchen. Was ist mit dem letzten Opfer?“ harkte er nun nach. „sie ist nicht einmal 30 Jahre alt. Ebenfalls übel zugerichtet worden. Aber der Mediziner ist sich sicher, dass sie schon zwei Tage tot ist. Die Obduktion läuft noch.“ kam von Kim. „Okay, wir müssen uns auf die Mediziner konzentrieren. Wenn es wirklich ein Arzt ist, dann können es nicht genehmigte Menschenversuche sein. Ich glaube kaum, dass sich die Opfer freiwillig gemeldet haben. Also müssen die Opfer auch entführt worden sein. Was mich sehr erstaunt ist, dass es kein Muster gibt. Die Opfer sind aus allen Schichten der Bevölkerung. Was könnte ein Arzt dazu veranlassen Menschen zu quälen?“ fragte Thorsten laut.
Kim stöhnte auf. „Ich weiß es nicht, aber ich habe irgendwie Angst, dass meine Kollegen diesem Wahnsinnigen in die Hände gefallen sind. Ich begreife nur nicht wie das passieren konnte. Der Täter musste gewusst haben, dass Semir und Ben zur Schulung fahren.“ dachte sie nun laut nach. „Oder er hat sie beobachtet.“ warf Thorsten ein. „Das denke ich nicht, es wäre Semir und Ben sicher aufgefallen, wenn sie einen Schatten gehabt haben. Nein, da muss etwas Anderes dahinter stecken. Vielleicht sind sie dem Täter längst begegnet…“ mutmaßte Kim. „Und wer sollte es sein? Die Akten sind doch wohl vollständig oder? Und da steht nichts drin von einem Verdacht oder sonst etwas.“ widersprach Thorsten. „Ach ich weiß es nicht. Mir ist nur wichtig meine Kollegen zu finden. Und zwar lebend. Semir ist vierfacher Vater und … ich habe seiner Frau versprochen ihn zu finden.“ erklärte Kim. „Das werden wir. Meine Kollegen fahren gerade die Strecke ab, die Gerkan und Jäger gefahren sind, wenn sie auf dem Weg nach Berlin gewesen wären. Vielleicht finden wir den BMW ja doch noch.“ lächelte Thorsten beruhigend. Kim sah ihn an. „Wenn es so wäre, dann hätten wir den Wagen längst gefunden.“ kam von Kim. Es klopfte und Susanne trat ein. „Ein Mann hat eben angerufen. Er hat den Aufruf in der Zeitung gelesen und er hat eine ziemlich sonderbare Beobachtung gemacht. Ich habe ihn gebeten herzukommen.“ erklärte die Sekretärin. „Was will er beobachtet haben?“ harkte Thorsten nach. „Er sagte etwas von fünf LKWs die ein Fahrzeug entführt haben. Den Fahrzeugtyp konnte er zwar nicht erkennen, aber es könnte ein BMW gewesen sein. Das würde sich mit den Aussagen der anderen Beobachter decken, nur dass dieser sich zwei Kennzeichen gemerkt von LKWs gemerkt hat.“ erklärte Susanne weiter. Kim sah Thorsten an. „Die erste Spur. Endlich…“ stieß sie aus. „Abwarten. Wenn das nur ein Trittbrettfahrer ist, der auf die Zeugenaussagen aufspringt kann das auch Luft sein.“ mahnte Thorsten. „ich weiß, aber ich habe ein Fünkchen Hoffnung, dass es nicht so ist.“ meinte Kim leise. Sie konnte mit dieser trockenen Art wie Thorsten Rahners den Sachverhalt darstellte nichts anfangen. „Warten wir es ab, bis der Zeuge uns gesagt hat, was er weiß. Vielleicht hat er wirklich etwas gesehen, was Andere nicht gesehen haben. Wie weit sind Ihre Kollegen eigentlich mit der Fahndung nach den Ausbrechern aus Aachen?“ wollte Kim nun wissen. „Sie sind weiterhin spurlos verschwunden.“ gab Thorsten zu. „Ich hoffe nur, sie sind nicht auch diesem Wahnsinnigen zum Opfer gefallen.“ meinte Kim nur. „Dann lass uns doch Bergen vernehmen. Vielleicht bekommen wir was aus ihm raus.“ schlug Thorsten vor. Kim war einverstanden.
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