„So und nun gehen wir zu Ben.“ grinste Dr. Dr. Schmidt. Semir nickte leicht. Noch immer war er sehr verunsichert. Sollte Ben wirklich noch leben? Oder wollte der Doc ihn nun zur Leiche führen? War es alles nur wieder ein Trick des Docs? „Gut, dann gehen wir mal…aber bitte keine Tricks. Ich kann sehr ungemütlich werden.“ warnte ihn der Psychologe. Er machte eine Handbewegung und ließ Semir den Vortritt. Nur wenig später standen sie wieder in dem Raum wo die Folterkammer anfing. Semir sah den Doc an. Eine Ahnung stieg in ihn auf und nur wenig später bewahrheitete es sich. Er sah Ben auf einem Stuhl sitzen, der genauso aussah, wie er es aus Filmen aus Hollywood kannte. Es sah aus wie ein elektrischer Stuhl. Semir ahnte was nun passierte. Er sollte zusehen wie Ben gegrillt wurde. Nur wenige Sekunden später erfuhr er was der Doc sich ausgedacht hatte. „BEN!“ stieß er aus und wollte zu seinem Freund doch zwei Männer die er als Frank Senkler und Hans Klausen identifizierte, drehten ihm die Arme auf den Rücken und zerrten ihn zum Laufband. Semir sträubte sich so gut er konnte, vergeblich… er kam nicht gegen die Männer an. Er versuchte nach ihnen zu treten, doch er traf nicht. Sie zerrten ihn zwischen die Haltestanden des Laufbandes und banden die Hände fest. Semir versuchte die Fesseln zu lösen, doch er schaffte es nicht. Nun kam Dr. Schmidt zu ihm. „Ein schöner Stuhl nicht wahr. Damals wie heute noch einsatzfähig. Ich habe diesen Stuhl vor gut einem Jahr im Internet ersteigert. Mein Steckenpferd… und das tolle ist. Er funktioniert sogar. Ich will dir erklären, was nun passiert. Dieses Laufband hat insgesamt acht Widerstandsstufen und ich bin gnädig. Wir werden mit dem kleinsten Widerstand anfangen. Die Zeit sind vier Stunden und das Programm ist sehr straff. Jede Widerstandsstufe wird für dreißig Minuten laufen. Und ich bin gespannt wie lange du es aushältst. Ich habe mir erlaubt das Laufband ein wenig zu manipulieren. Auch ein Steckenpferd von mir. Basteln….erstaunlich was man so alles herstellen kann, wenn man etwas erfinderisch ist. Das Band ist mit einer raffinierten Einrichtung versehen, ganz wie es sich für ein Genie gehört. Zum Einen sind in dem Band die Schneiden von Skalpellen eingearbeitet. Eine eigene Kreation, auf die ich sehr stolz bin… Die Spitzen kommen dann raus, wenn man das Tempo nicht halten kann, was gerade angegeben ist. Und…und jetzt kommt das Beste. Der elektrische Stuhl ist mit dem Gerät verbunden. Wenn du zu langsam bist, dann bekommt der gute Ben einen Stromschlag. Nicht sehr stark aber da ist es wie beim Sex. Die Menge macht es.“ lachte Schmidt laut auf und lobte sich selbst in hohem Maße. „Das ist doch krank!“ stieß Semir aus. Er fing an langsam zu gehen, als das Band sich in Bewegung setzte. Nun war klar, warum die Füße der Toten zerschnitten waren. Sie musste auch auf dem Band laufen. Sogar die schwangere Frau wurde dieser Qual ausgesetzt. „So, ich muss mich nun um meine Patienten kümmern. Aber keine Sorge, ich bin in vier Stunden zurück.“ verabschiedete sich Schmidt. Semir sah ihm zunächst nach, doch dann sah er zu Ben und dieser fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. Noch hielt er Schritt und es war nicht anstrengend, doch Semir wusste auch, dass er irgendwann nicht mehr die Kraft hatte zu laufen und das verletzte Fußgelenk wird sich sicher bemerkbar machte. Das Band würde mit Sicherheit schneller und schneller werden und er würde straucheln. Die Klingen würden raus fahren und ihm die Fußsohlen aufritzen. Je mehr umso weniger konnte er damit laufen. Und was das für seinen Partner hieß, ließ ihn erschaudern.
Die Zeit verging und Semir lief. Immer wieder sah er zu Ben der ihn ängstlich ansah. Noch konnte Semir das Tempo halten, auch wenn es immer schmerzhafter wurde. Bisher hatte er zweimal das Pech gehabt, einen Fehltritt zu machen und das rächte sich sofort. Er spürte die Metallspitzen, die sich in seine Fußsohlen bohrten. Sie schnitten an der Fußsohle entlang und das verursachte einen heftigen kurzen Schmerz. Er spürte wie das Blut aus der Fußsohle trat. Noch ein Handicap, denn wenn das Blut sich auf dem Band verteilte, wurde es glitschig und das Ausrutschen war vorprogrammiert. Er sah zu Ben, der sich verkrampft hatte. Dieser Schmidt hatte also nicht gelogen. Sobald Semir aus dem Tritt kam, bekam Ben einen elektrischen Schlag. Doch wie stark war dieser? Konnte so ein Schlag Ben töten? Wurde er wieder zum Mörder von ihm werden? Ein zweites Mal? Semir konzentrierte sich auf das Laufen und sah immer wieder auf das Band. „Ben….ich…ich weiß nicht wie lange ich es machen kann…bitte verzeih mir…“ sagte er leise. Das Laufband war bei Stufe eins angefangen und stand nun bei Stufe drei. Noch konnte er unter Aufbringen aller Beherrschung das Tempo mitmachen, doch es erhöhte sich alle dreißig Minuten. Das Band wurde schneller. Mittlerweile lief er also schon eineinhalb Stunden. Wie lange würde er es aushalten? Wie lange konnte er laufen? Noch ging es automatisch. Seine Beine bewegten sich einfach. „Krüger wird uns finden.“ versprach Ben. Semir nickte. Seine Hoffnungen steckten auch bei der Chefin. Sie hatte den Fall doch übernommen und sie musste sie finden, denn sonst würden die Kinder von ihm ohne Vater aufwachsen. Er lief und lief. „Semir, wenn du nicht mehr kannst, dann bleib einfach stehen. Versuche deine Füße vom Band zu bekommen. Mach dir um mir keine Gedanken.“ forderte Ben. Hörte sich seine Stimme nicht anders an? Sie kam stockend und irgendwie klang das nicht gesund. „Wenn ich das tue, wirst du geröstet!“ stieß Semir aus. „Nur keine Sorge. So kleine Stöße bringen einen nicht um.“ gab Ben zurück. Doch konnte er damit Recht haben? Jeder Stromstoß hatte Folgen. Verbrennungen, Herzrhythmusstörungen oder sonstiges. Nein, Semir wusste, dass er laufen musste. Solange es noch ging, würde er laufen.