Kaum war Semir mit Tanja wieder bei den Schuberts angekommen, kam ihnen Seegers stürmisch entgegen. „Herr Gerkhan, Herr Gerkhan!“, rief er und Semir, der gerade dabei war auszusteigen, schaute in das Gesicht des Polizeichefs. „Soeben hat unsere KTU angerufen… wir haben Toms vollständigen Namen! Und was noch besser ist…“, fing der Mann an und machte eine dramatische Pause. „Ja?“, fragte Semir leicht gereizt über seinen Kollegen. „Die anderen beiden Gangster, die mit diesem Tom da waren, stehen in seiner Akte als Mithelfer bei mehreren kleinen Delikten! Ich habe gleich noch zwei Fahndungen nach denen rausgegeben!“, prahlte Seegers und Semir nickte. Immerhin kamen sie schon etwas weiter voran! „Wie heißen die drei denn ganz?“, fragte er und betrat erstmal gefolgt von Tanja und seinem Kollegen aus Bayern das Haus. „Moment… ah ja hier… ähm… Tom Andritz, 25 Jahre alt, Paul Latze, ebenfalls 25 und Timo Heuert, 26 Jahre alt. Alle drei sind laut Akte wie gesagt schon öfters Komplizen gewesen und sie stehen sich wohl sehr nahe…“, erklärte der Polizist und Semir nickte. Gute Neuigkeiten waren das auf jeden Fall! So konnten sie eventuell die zwei restlichen noch festnehmen… dann fehlten nur noch Ralf und Max, und natürlich der Drahtzieher des Ganzen, vermutlich Dr. Sasha Thiel. „Sind die Adressen auch mit angegeben?“, erkundigte sich der türkischstämmige Kommissar und Seegers nickte freundlich. „Dann fahren wir erst zu diesem Thiel und befragen ihn, danach geht’s dann mit weiteren Kollegen zu Paul und Timo!“, bestimmte dieser. Semir stimmte zu und nachdem sich eine Polizeistreife vor dem Haus der Schuberts positioniert hatte - natürlich kein Polizeiwagen sondern ein Zivilfahrzeug - fuhren die beiden Polizisten los.
Nach einer halben Stunde Fahrt in Semirs BMW, der dann auch noch zu allem Übel getankt werden musste, waren die zwei bei der Villa von Thiel angekommen. Sie klingelten und hielten ihre Ausweise bereit, als ihnen schließlich ein kräftiger Mann aufmachte. „Gerkhan und Seegers von der Autobahn… ähm von der Polizei!“, korrigierte sich Semir sofort und hielt dem Mann seinen Ausweis unter die Nase. „Sind Sie Herr Thiel?“, fragte nun Seegers und der Mann schüttelte den Kopf. „Ich bin der persönliche Leibwächter von meinem Boss, Jim Fischer“, stellte er sich vor und ließ die Männer nach kurzem Zögern hinein. „Was ist denn Ihr Anliegen?“, fragte er freundlich und geleitete die beiden durch verschieden Räume. „Wir haben die dringenden Verdacht, Herr Thiel könnte etwas mit einer Entführung zu tun haben…“, äußerte sich Semir nur kurz und Jim schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Stimmt, mein Boss ist ein Schwerverbrecher? Jedenfalls kamen sie nach gefühlten tausend Treppen und Räumen zu einem großen Arbeitsraum, wo ein Mann auf seinem großen Sessel saß. „Boss? Gerkhan und Seegers von der Polizei, die beiden wollten dringend mit Ihnen sprechen. Ich warte draußen!“, erklärte der Leibwächter knapp und verließ anschließend den Raum. „Worum geht’s denn, meine Herren?“, fragte Thiel freundlich. ‚Dem wird das Lachen noch vergehen!‘, dachte Semir grimmig und legte drauf los.
Max saß immer noch in seinem kleinen Gefängnis und wartete auf… ja, worauf wartete er eigentlich? Darauf, dass er bald starb? Dass er freigelassen wurde? Dass das nächste Essen kam? Denn er hatte schon wieder Hunger, wie er feststellen musste… Es regte sich nichts, bis er jedoch Stimmen vernahm. Die von Jim und dem Boss und… Moment, die anderen kannte er nicht! Es war nicht Ralf, auch nicht Paul oder Timo! War das seine Chance um Hilfe zu rufen, um endlich hier rauszukommen? Er versuchte es. „Hilfe!“, schrie er. Aber hörte ihn überhaupt jemand?