Auf der Flucht
Maximilian überlegte fieberhaft, wo er mit Tommy hinfahren könnte, sicher hatten die Polizisten das Kennzeichen seines Landrovers erkannt und die Fahndung gestartet. Er musste zusehen, den Wagen loszuwerden. Er fuhr zunächst ziellos über die Landstraßen. „Vati, was hat das alles zu bedeuten? Warum hast du auf die Polizisten geschossen?“ – „Deine Mutter ist tot, Tommy, es war ihr Blut in der Küche. Und Katja ist verschwunden. Die Polizei denkt doch bestimmt, ich habe etwas damit zu tun. Sie werden uns trennen, Tommy. Das willst du doch nicht?“
Tommy starrte nach vorne auf die Straße. Ihm stiegen die Tränen in die Augen. „Mutti tot? Woher weißt du das?“ – „Da hing ein Zettel von der Polizei an der Tür. Da stand es drauf:“ – „Und wer war das? Etwa Katja?“ Obwohl Maximilian durchaus an eine mögliche Flucht seiner „Tochter“ dachte, wollte er Tommy gegenüber die Fassade wahren. „Das glaube ich nicht.“, antwortete er deshalb, „bestimmt ein Verrückter, der dann vielleicht auch Katja entführt hat. Ach, was weiß denn ich?“ – „Aber Vati, dann müssen wir doch gerade zur Polizei, die wird doch den Fall aufklären. Wir waren doch nicht zuhause.“ – „Tommy, das verstehst du nicht. Ich kann nicht zur Polizei gehen. Frag bitte nicht weiter nach. Wir müssen untertauchen. Am besten ins Ausland.“ – „Nie mehr zurück nach Hause?“ Tommy blickte jetzt Maximilian an.
Er wurde aus diesem Mann, seinem Vater, nicht mehr schlau. Da stirbt seine Frau, alles ist voll Blut, seine Tochter ist verschwunden, und er will nicht mit der Polizei sprechen? Tommy erinnerte sich an einen Abend im Sommer, als Katja mit ihm redete und ihm erzählte, die Langes seien gar nicht ihre Eltern. Sie wäre entführt worden und musste bei ihnen leben, und auch er hätte ganz andere Eltern. Er hatte es damals ihrer überschwänglichen Phantasie zugeschrieben und als Spinnerei abgetan. Aber jetzt würde es ins Bild passen. Auch dass sie nicht zur Schule gehen durften, den Hof nur in Begleitung und nur sehr selten verlassen durften, passte. Würde sein Vater mit der Polizei sprechen, würde die ganze Geschichte ans Licht kommen. Klar, dass sein Vater dann lieber untertauchen wollte.
„Jetzt weiß ich, was wir machen!“, unterbrach Maximilian Tommys Gedanken und steuerte sein Firmengelände an.