Susanne hatte fast ihr Ziel erreicht, als ihr Handy klingelte. Sie sah auf das Display und sah die Nummer der PAST. Sie drückte den Knopf der Freisprechanlage und meldete sich. „Susanne, Claudia hier…ich konnte Semirs Handy orten. Das Signal ist schwach und verschwindet ab und zu, aber das Handy befindet sich genau an dem Ort, zu dem du unterwegs bist. Ich habe die Chefin informiert. Sie ist auf dem Weg hier her und zwei Kollegen sind…“ mitten im Gespräch war die Verbindung weg. Susanne sah auf das Display. Kein Netz!. Mist…dachte sie nur. Doch dann blickte sie wieder angestrengt auf die Straße um die Einfahrt nicht zu verpassen. Der Nebel machte es nicht gerade einfach. Dort war der Kilometerstein, registrierte sie in Gedanken. Also musste hier irgendwo die Einfahrt sein. Sie fuhr langsamer weiter und fand den Weg. Nur wenig später holperte sie mit ihrem PKW über den unebenen Weg. Angestrengt sah sie nach allen Seiten doch sie konnte nichts erkennen. Sie stoppte den Wagen, ließ den Motor aber laufen und stieg kurz aus. Vielleicht konnte sie mehr sehen, wenn sie zu Fuß weiter ging. Doch dann überlegte sie, ob es nicht doch besser wäre auf die Kollegen zu warten. Aber was wenn Ben oder Semir verletzt waren und irgendwo hier auf dem kalten Boden lagen. Wenn das so wäre, dann würde jede Minute zählen. Entschlossen holte sie ihre Taschenlampe hervor und leuchtete abwechselnd von rechts nach links den Weg ab.“Semir?! Ben?!“ rief sie in die Dunkelheit. Doch es kam keine Antwort. Dann hatte sie eine Idee. Susanne lief zurück zum Auto und holte ihr Handy. Vielleicht konnte sie doch eine Verbindung zu Semir herstellen. Ein Blick auf das Display zeigte ihr jedoch immer noch, dass sie kein Netz hatte. Sie ging wieder auf den Weg und sah immer wieder auf ihr Handy. Immer weiter entfernte sie sich von ihrem Wagen von dem nur noch die Lichter sehr schwach den Nebel durchdrangen. Da! Ein Balken erschien im Sichtfenster des Handys. Schnell tippte sie Semirs Nummer. Der Ruf ging raus. Susanne hörte in der Ferne ein Klingeln und erkannte Semirs Rufton sofort. Jetzt musste sie nur die Richtung bestimmen und dann fand sie hoffentlich die Kollegen. Doch plötzlich war das Klingeln wieder verstummt. Susanne sah auf ihr Handy. „Kein Netz! Nein…nicht jetzt verdammt!“ fluchte sie verhalten.
Semir der vor Kälte, Erschöpfung und auch den Nachwirkungen des Betäubungsmittels noch einmal eingeschlafen war, wurde von einem vertrauten Geräusch geweckt. Nur mühevoll gelang es ihm die Augen zu öffnen. Er registrierte sofort, dass es sein Handy war, welches dort klingelte. Er zerrte erneut an seinen Fesseln, doch es war wie zuvor schon vergebens. Die Handfesseln bekam er nicht los. Wieder und Wieder klingelte das Handy. Er liebäugelte mit dem Gerät doch was nützte es ihm? Er kam nicht dran. Dann sah er einen Lichtschein im Nebel. Jetzt war er hellwach. Er setzte sich so gut es trotz der Fesselung ging, gerade hin und starrte in die Dunkelheit. Wer kam da? War es ein Freund oder war es ein Feind? Angst stieg in ihm auf. Vielleicht kamen diese Kerle zurück um ihr Werk zu beenden und ihn zu töten. Sein Handy verstummte. Der Lichtschein war plötzlich verschwunden. Nein, dachte er. Nein…nicht aufgeben, kommt her! Verzweifelt fing Semir an mit den Füßen auf die Erde zu schlagen. Dabei brach ein trockener Zweig, der in der nächtlichen Stille wie ein Peitschenknall klang und erleichtert sah er den Lichtschein, der jetzt stetig näher kam. „Semir?! Bist du hier irgendwo?“ hörte er Susanne rufen. Das war eindeutig die Dienststellensekretärin. Ja, ja… dachte er erleichtert und trommelte weiter. Das Heben der Beine erwies sich als Schwerstarbeit und schon bald spürte er die Schmerzen dennoch hob er sie immer wieder an und machte sich weiter bemerkbar. Das Schreien hatte keinen Sinn, das wusste er, denn diese Grunzgeräusche die er von sich gab, konnte niemand hören. Aber der Lichtschein kam näher. Semir schloss erleichtert die Augen. Er war gerettet. Es konnte nicht mehr lange dauern bis er endlich frei kam und dann würde er so schnell wie möglich heraus finden wo Ben war. Gebannt sah er nun in die Richtung aus der Susannes Stimme kam.
Susanne wählte noch einmal Semirs Handy an, als sie wieder Netz hatte. Sie musste höllisch aufpassen wenn das Geräusch erneut kam. Denn wenn sie den Weg jetzt verließ und in die falsche Richtung lief, konnte sie sich verirren und genau das war was ihr große Angst machte. Dieser düstere Wald, der Nebel und die Bäume, die im schwachen Licht der Taschenlampe wie unheimliche Riesen aussahen, die nach ihr greifen wollten. Gerade als sie wieder konzentriert auf ihr Handy sah und freudig registrierte, dass sie wieder Empfang hatte, huschte etwas an ihr vorbei. Susanne erschrak und stieß einen spitzen Schrei aus. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Das reichte…besser wenn sie zum Auto zurück ging und auf die Kollegen wartete, beschloss sie und drehte sich um. Doch genau als sie ihren Entschluss in die Tat umsetzen wollte hörte sie ein lautes Knacken und ein sonderbares Trommeln auf dem Boden. Es kam von rechts. Erst dachte sie an ein Tier, aber dieses Getrommel passte nicht wirklich dazu. Es hörte sich komisch an. Susanne nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging in die Richtung, aus der ihrem Gehör nach die Geräusche kamen. Sie ging so immer tiefer in den Wald. Das Trommeln hörte auf. Susanne wählte Semir erneut an. Und wieder ertönte das Klingeln. Diesmal schien es sehr nah zu sein. Ihre Schritte beschleunigten sich und nur wenige Meter weiter sah sie sogar ein sehr schwaches Licht. „Semir?!“ rief sie laut. Es kam keine Antwort. „Semir?! Bist du hier irgendwo?“ versuchte sie nun. Jetzt kam das Trommeln wieder. Für Susanne gab es nun kein Halten mehr. Sie ging immer schneller und dann sah sie ihn.
Semir trommelte weiter und brummte in seinen Knebel. Dann strahlte das Licht ihn direkt an. Er schloss geblendet die Augen. „Semir!“ kam von Susanne und Semir atmete erleichtert auf. Endlich war die Rettung da. Susanne versuchte ihm das Klebeband zu entfernen, doch es gestaltete sich schwieriger als gedacht. Nach einer unendlichen Minute schaffte sie es dann doch. „Susanne! Endlich…bin ich froh dich zu sehen.“ stieß Semir mit zitternder Stimme aus, als das Klebeband weg war. „In meiner rechten Hosentasche, müssten die Schlüssel für die Handschellen sein.“ erklärte er weiter. Susanne nickte und hockte sich hin. Sie durchsuchte Semirs Hosentasche und fand tatsächlich die Schlüssel. Susanne befreite ihn und zog ihn auf die Beine. Etwas wackelig stand ihr Kollege dort und rieb sich die wunden Handgelenke, die schon ziemlich blau von dem Blutstau waren. „Wo ist Ben? Hast du ihn gesehen? Wo sind die Anderen? Bist du etwas allein hier?“ schoss er die Fragen ab. Sie erzählte ihm auf dem Weg zum Auto ihre Geschichte wie sie den Mercedes gefunden hatte und auch das von Ben jede Spur fehlte. „Wir müssen ihn suchen! Vielleicht ist er hier und auch gefesselt oder bewusstlos.“ bestimmte Semir. Susanne sah ihn an. „Semir….du musst jetzt erst einmal ins Warme.“ mahnte sie ihn. In diesem Augenblick hörten sie die Sirenen und sahen kurz darauf die Blaulichter. Ein Streifenwagen kam ihnen entgegen und hielt direkt hinter Susannes Renault an. Siggi und Klaus stiegen aus und kamen auf Semir zu. „Was ist denn mit dir passiert? Und wo ist Ben?“ wollte Siggi wissen. Semir zog die Arme um sich herum, weil ihm immer noch sehr kalt war. Susanne holte eine Decke aus ihrem Auto und legte sie Semir um die Schultern, der ihr dankbar zunickte. „Ich weiß es nicht. Ich wurde niedergeschlagen und als ich aufgewacht bin, war Ben nicht mehr da. Entweder er ist hier noch irgendwo oder sie haben ihn mitgenommen.“ gab Semir zurück während er zum Streifenwagen lief und das Funkgerät schnappte."Zentrale für Cobra11! Claudia, gib sofort eine bundesweite Fahndung nach einem roten LKW mit weißem Anhänger raus. Das Kennzeichen lautet K – SL 537. Ich vermute, dass er Richtung Osten unterwegs ist. Wahrscheinlich will er über die Grenze nach Polen. Der Fahrer hat einen polnischen Akzent und er ist bewaffnet!“ gab Semir durch.