Kapitel 1
Die Sonne brannte auf die Autobahn. Mit offenen Fenstern kurvten Semir und Alex durch ihr Revier. "Jungs, wo seid ihr?" tönte Susanne durchs Funkgerät. "Wo sollen wir den sein? Wir sind auf der Autobahn." antwortete Semir und grinste. "Wir haben hier eine Meldung. Verdacht auf Entführung. Die Täter fahren in einem schwarzen Lieferwagen mit dem amtlichen Kennzeichen K NG 437. Die Täter sind bewa..." weiter kam sie nicht. "Hey!" brüllte Alex aus dem Fenster raus. Sie wurden angerempelt. "Du, Susanne, der Wagen hat uns gerade attackiert. Wir nehmen die Verfolgung auf."
Der Lieferwagen fuhr auf eine Baustelle zu. "Semir, was wird das?" fragte Alex, als er sah, dass Semir genau auf eine Rampe zufuhr. "Festhalten" brüllt dieser nur noch. Dann flogen sie über die Baustelle hinweg und landeten direkt neben dem schwarzen Wagen. "Siehst du? Halb so schlimm." meinte Semir zu seinem geschockten Partner. "Semir, die Motorhaube ist ab. Der muss nur einmal auf uns schießen und wir gehen in die Luft!". Semir versuchte sachte den Wagen zum Anhalten zu bringen. "Pass auf, ja?! Wenn die da wirklich jemanden drinne haben, musste echt vorsichtig sein." "Was mache ich denn gerade, Alex? Was glaubst du denn, warum ich nicht schieße, hm?". Mit viel Mühe gelang es ihm, den Wagen ohne Schäden von der Straße zu fegen.
Sie selbst fuhren dabei genau auf eine Böschung zu. Kurz vorm Abgrund kamen die zwei zum stehen. Die beiden stiegen aus ihrem Dienstwagen und liefen zum Auto der Entführer. "Ausgeflogen." murmelte Alex genervt, als er sah, dass sowohl der Platz des Fahrers, als auch der Beifahrersitz leer war. Semir öffnete den Kofferraum. "Bitte, bitte... tun sie.. mir nichts." stotterte eine völlig geschockte, junge Frau, die an einer Halterung festgebunden war. "Keine Sorge, wir sind von der Polizei. Wir werden ihnen helfen." erklärte Semir ihr. Er knotete sie los. "Was wollten die Typen denn von ihnen?" fragte er ruhig. "Geld...und...und...die wollten, dass...." die Frau begann zu weinen. "...dass ich meinen Mann umbringe....Sonst hätten die...mich getötet." flüsterte sie nach einer Pause. "Jetzt fahren sie sicher zu ihm." Alex sah Semir an. Als hätten sie sich telepathisch ausgetauscht, nickte Semir. "Wir bringen sie zur Polizeistation und fahren dann zu ihrem Mann."
Sie gingen zum Wagen. "Hoffentlich läuft der Gute noch weiter, sonst killt uns die Krüger." sagte Semir zu Alex, während sie ins Auto einstiegen. Sie hatten Glück. Der Wagen fuhr noch einwandfrei und die drei kamen schnell beim Revier an. Als sie durch die Tür gingen, starrte Susanne sie schon mit aufgerissenen Augen an. "Jungs!" flüsterte sie den beiden zu, als sie die Frau mit einer Decke und einem Kaffee versorgt hatten und zur Adresse ihres Mannes fahren wollten. "Euch ist schon klar, wer das ist, oder?" "Ne, Susanne und wir haben gerade echt keine Zeit für.." setzte Alex an. "Das ist Sandra Kingston, die Frontfrau der "Sick unicorns". Das ist zur Zeit Jennys Lieblingsband ." Semir schüttelte den Kopf und murmelte "Kranke Einhörner?" Ohne einen weiteren Kommentar wurde er von Alex zum Dienstwagen gezerrt. "Wenn die Frau wirklich Sängerin ist, dann muss die ja wirklich nen Haufen Geld haben. Also los jetzt!" verklickerte Alex seinem Kollegen. Mit Höchsttempo kurvten sie über die Straßen und kamen schließlich bei einer riesigen Villa an. Die Haustür war aufgebrochen.
"Scheiße." rief Alex. Die beiden liefen in die Wohnung. Alles war auf den Kopf gestellt worden. Der loftartige Wohnbereich sah aus, wie das Zimmer eines Kindes, dass sich weigert aufzuräumen. Auf den glänzenden Fliesen waren Blutspritzer. "Schau mal hier. Die Täter haben uns einen Hinweis da gelassen" sagte Semir und deutete auf einen Schlüsselbund, der auf dem Boden lag. "Der von Herr Kingston selbst kann es nicht sein." ergänzte er. "Was macht dich da so sicher?" hackte Alex nach. Semir zeigte auf den Küchentisch. Dort lag ein weiterer Schlüsselbund. Die Schlüssel waren golden und die Anhänger sahen auch nicht gerade billig aus. Alex nickte. Mit dem Schlüsselbund der Gangster im Gepäck machten sich die Komissare auf den Rückweg. In der KTU untersuchte Hartmut die Schlüssel auf Fingerabdrücke. "Tut mir Leid, aber hier ist echt nichts zu finden. Die Täter haben wohl Handschuhe getragen. Das einzige, was uns helfen könnte, ist dieser Anhänger hier. Der ist von einer Autowerkstatt. Die liegt zwar ein bisschen außerhalb und die Fahrt könnte länger dauern, aber vielleicht habt da ja Glück."
Semir und Alex kamen erst in der Dämmerung bei der Werkstatt an. Trotzdem war es immer noch extrem heiß. Die beiden traten ein. "Entschuldigung, meine Herren, aber wir schließen jetzt. Kommen sie doch bitte morgen wieder." begrüßte sie ein unfreundlich wirkender Kerl, der gerade ein Auto polierte. "Ganz ruhig. Gerkan, mein Name. Das ist mein Kollege Brandt." Ohne zu zögern warf der Kerl seinen Schwamm in Semirs Gesicht und rannte weg. "Ah, das brennt in den Augen!" schrie Semir. "Geht es?" fragte Alex besorgt. Semir blinzelte einen Moment. "Los, hinterher!" rief er. Die beiden sprinteten durch die Werkstatt, zum Hinterausgang raus und danach um eine Ecke. Da kam ihnen ein Wagen entgegen. Sie sahen sich kurz an, dann schossen sie auf den roten Jaguar. Schließlich traf Semir einen Hinterreifen. Mit vollem Tempo krachte der Wagen gegen einen Baum. Der Fahrer kletterte mühevoll aus seinem Wagen und wollte fliehen, doch Alex und Semir waren schon bei ihm.