So, das ist also meine erste Fan-Fiction zu Cobra 11. Ich hoffe sehr, dass sie euch gefällt!
Kapitel 1
Nervös sah Alex zur Uhr. Wo blieb Semir nur? Es war genau fünf Minuten nach 12, fünf Minuten war sein Partner bereits zu spät. Nein, soeben schob sich der Sekundenzeiger seiner Armbanduhr wieder über die Zwölf. Kim Krüger, Chefin der PAST, saß Alex mit strenger Miene gegenüber. Es war Sonntag, eigentlich hatten Semir und Alex heute einen freien Tag, doch Frau Krüger hatte sie ohne einen Grund zu nennen in die Dienststelle bestellt. Während Alex an seinem Kaffee nippte, vernahm er ein eigenartiges Geräusch. Es kam von einem Motorrad, welches zielstrebig die Dienststelle ansteuerte. Von seinem Fahrer konnte man aufgrund des Helms, und der Tatsache, dass das Motorrad jetzt im Schatten hielt, nichts sehen. „Hat sich Gerkhan etwa jetzt auf Motorräder spezialisiert?“ Alex sah zur Chefin und zuckte mit den Achseln: „Ich glaube nicht, aber…“ Bevor er seinen Satz zu Ende sprechen konnte, öffnete sich die Tür zum Büro der Chefin. Alex fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er sah, dass niemand anderes als Staatsanwältin Isolde Maria Schrankmann unter dem Motorradhelm zum Vorschein kam. Sie grüßte Frau Krüger kurz und schenkte Alex keinerlei Beachtung: „Wo ist Gerkhan?“, fragte sie barsch. Alex musste innerlich lächeln. Diese Frau einmal gut gelaunt zu erleben war fast noch unwahrscheinlicher als einen Tag zu erleben, an dem das Verbrechen mal nicht schlief. „Noch nicht aufgetaucht. Aber setzen Sie sich doch!“ Frau Krüger deutete auf einen der beiden leeren Stühle neben Alex. Natürlich setzte sich Frau Schrankmann auf den Stuhl, der weiter von Alex entfernt war. Alex nahm das gelassen. Würde man sich wirklich über alles, was es an der Staatsanwältin auszusetzen gab, aufregen, hätte man locker einige Bücher damit füllen können.
In diesem Moment fuhr auch Semirs Auto auf den Parkplatz der PAST. Der kleine Polizist stieg aus. Als er das Büro von Kim Krüger betrat, war auch ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Im ersten Moment dachte Semir daran, nun einer etwa fünfstündigen Predigt über die Dienstwagenschäden lauschen zu müssen. Doch als Frau Schrankmann ihn mit einer Handbewegung auf den einzigen noch leeren Platz im Büro verwies und nun zu überlegen schien, wie sie anfangen sollte, wich diese Angst von Semir.
„Tja, wie soll ich beginnen? Es geht um eine wirklich heikle Angelegenheit für die mir Frau Krüger ihre beiden besten Mitarbeiter zur Verfügung stellen möchte.“ Der Unterton, der in ihrer Stimme lag, war unüberhörbar. Isolde Maria Schrankmann hielt allgemein wenig von den Polizisten in dieser Dienststelle. Auch nachdem Semir und sein ehemaliger Partner Ben ihre Tochter Heike-Maria aus höchster Gefahr gerettet hatten, war ihr Verhältnis zu den beiden nicht unbedingt besser geworden. Im Gegenteil, noch vor kurzer Zeit hatte die Staatsanwältin den noch immer von der Scheidung von seiner Ex-Frau Andrea seelisch angeschlagenen Semir für ein unkalkulierbares Risiko erklärt. Nur knapp war Semir an einer Kündigung oder Versetzung in den Innendienst vorbeigeschlittert. Mit ausdrucksloser Miene starrte er Frau Schrankmann an. „Es geht um ein riesiges Netz. Ein Netz aus etwa 500 Kriminellen aus Deutschland, Polen, der Türkei, Serbien, Japan, Russland und den USA. Aus Leuten, die aus diesen sieben Ländern stammen, hat sich innerhalb eines halben Jahres eine gewaltige Organisation entwickelt. Die meisten davon sind nur kleine Fische, die wir im Laufe der Zeit fast alle verhaften konnten. Doch genau 15 Leute fehlen uns noch. Dank intensiver Forschung können wir mittlerweile 14 davon zweifelsfrei identifizieren. Nur einer fehlt uns noch.“ Sowohl Frau Krüger, als auch Alex und Semir konnten sich ausrechnen, welche Stellung der Unbekannte in diesem Netz einnahm, Es war Semir, der diesen Verdacht schließlich aussprach: „Der große Boss?“ Frau Schrankmann nickte. „Und jetzt haben wir ein Problem. Drei von den fünf undercover eingeschleusten Kollegen sind aufgeflogen … und hingerichtet worden!“
Es wurde totenstill im Raum. Schließlich hakte Alex nach: „Hingerichtet?“. „Enthauptet. Einfach so. Es ist unfassbar. Und jetzt scheint diese Organisation uns auf die Schliche gekommen zu sein, die Luft wird dünn!“ „Verstehe. Sie wollen unbedingt herausfinden, wem sie die schwarzen Schafe in ihren Reihen zu verdanken haben. Und sie scheinen nahe an der Lösung dran zu sein“, führte die Chefin den Faden weiter. „Ganz richtig. Diese Typen schrecken vor nichts zurück. Sie sind teuflisch!“ „Kennen Sie die eingeschleusten Kollegen persönlich?“, fragte Semir. „Nein, ich weiß nur, dass sie sehr erfahren sein sollen“, lautete Schrankmanns Antwort. „Und in welchem Gebiet ist diese Organisation unterwegs?“, erkundigte sich Alex, „Alles Mögliche. Von kleinen Delikten wie illegalen Graffitis, Schlägereien und Diebstahl geht es über Banküberfall, Geldfälschung, Erpressung, Drogenhandel und Entführung und endet bei Mord.“
Alle schluckten. 15 Leute waren zu so ziemlich allem fähig, wofür man eine Gefängnisstrafe kassierte. Und die Tatsache, dass Frau Schrankmann sie an einem freien Tag, unwissentlich von ihren Kollegen, zur PAST her zitieren ließ, unterstrich, dass es sich um einen wirklich dringenden und lebensgefährlichen Fall handelte. Ein Fall, bei dem drei Polizisten enthauptet worden waren. “Ich setze meine Hoffnungen in Sie beide. Wenn wir Sie in die Bande einschleusen, können wir unter Umständen Schlimmeres verhindern. Unsere toten Kollegen haben uns wissen lassen, dass die Bande etwas ganz Großes plant, aber niemand schien genau zu wissen, was, und in welchem Ausmaß. Und die beiden anderen melden sich nicht mehr.“ „Klar“, setzte Alex ein, „nach der Enthauptung der anderen dürfen sie kein Risiko eingehen.“ „Genau das denke ich auch, Brandt. Wie dem auch sei, wenn Sie annehmen, erhalten Sie genaue Informationen über die uns bekannten Personen.“
Was haben wir schon zu verlieren. Ich habe nichts mehr und Alex auch nicht, dachte Semir. Er überlegte nur kurz, dann nickte er stumm und sah, dass Alex es ihm gleichtat. Selbst, wenn es ihr letzter gemeinsamer Fall sein sollte…