Jenny ließ erschrocken den Topf mit dem Kartoffelbrei fallen, als die Männer eindrangen. Sie sah wie Semir den ersten Mann ansprang und zu Boden riss und auch wie der zweite Mann sich einmischte. „SEMIR! VORSICHT!!“ schrie sie um ihren Kollegen zu warnen und riss Leonie vom Stuhl. „Schnell unter den Tisch!“ forderte sie das Mädchen auf und wollte Semir helfen, als sie bereits gepackt und der linke Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht wurde. Sie trat um sich und wollte sich losreißen, doch gegen diesen Mann kam sie nicht an. Er wich geschickt den Tritten aus. Der Mann, den Semir angesprungen war kam zu ihr und lächelte sie böse an. „Whow…sowas ist doch viel zu schade für die Polizei…“ verhöhnte er sie, als er vor ihr stand. Er streichelte ihr Gesicht und Jenny drehte angewidert den Kopf zur Seite. So konnte sie sehen wie Semir gefesselt wurde. „Komm! Sei ein bisschen nett zu mir…“ forderte er sie auf. Seine Hand glitt an ihrem Körper herunter und blieb auf der Brust liegen. „Lassen Sie mich! Ich warne Sie, wenn Sie weitergehen, dann können Sie ihr blaues Wunder erleben!“ fauchte die Frau ihn an. Christian lächelte und drehte sich nach seinen Freunden um. „Die Kleine gefällt mir…“ meinte er, doch schon im nächsten Moment ging er mit einem heiseren Aufschrei zu Boden. Seine Hände umklammerten seine Kronjuwelen, die höllisch schmerzen. Und jetzt traf sie auch den Mann, der hinter ihr stand. Dieser ließ sie los und Jenny packte Leonie, die völlig erschrocken immer noch am Boden saß. Raus hier…nur raus…dachte sie und rannte mit dem Mädchen einfach los. Doch die Flucht war zum Scheitern verurteilt. Der Kerl, der sie eben noch angemacht hatte, erholte sich zu schnell von dem Tritt und grätschte ihre Beine weg. Jenny schlug schwer zu Boden und bevor sie sich aufrichten konnte packte eine Hand in ihre Haare und zerrte den Kopf in den Nacken. Jenny schrie auf. „Leonie! LAUF!!“ wandte sie sich an das Mädchen, doch das war vor Schreck völlig starr und sah nur auf die Szene die sich vor ihr abspielte. „So meine Kleine…das war es für dich!“ fauchte der Mann sie an. „Genug jetzt! Wenn du nicht friedlich bist, werde ich deinen Kollegen dort abknallen lassen! Willst du das? Willst du zusehen?!“ fauchte er sie wütend an. „Ist ja gut….ich….ich gebe auf!“ kam von der Frau. Christian stand auf ohne die Haare loszulassen und zerrte sie auf die Beine. „Dann wirst du jetzt ganz friedlich mitkommen!“ befahl er und stieß die junge Frau wieder auf die Couch. Das kleine Mädchen fing an zu weinen, sie wurde ebenfalls auf die Couch bugsiert und klammerte sich regelrecht an die Polizistin. Der Mann ging zu Semir und betrachtete ihn höhnisch.
Christian sah auf den gefesselten und immer noch benommenen Polizisten der vor ihm auf dem Bürostuhl saß. „Na…sind wir wieder klar? Zu spät mein Freund. Aber ich kann dich beruhigen. Für dich haben wir keine Verwendung. Wir werden nur deine süße Kollegin und die kleine Leonie mitnehmen.“ versprach er. „Lassen Sie die Beiden in Ruhe! Damit erreichen Sie überhaupt nichts.“ kam von dem Polizisten. Christian beobachtete grinsend wie er sich gegen die Fesseln wehrte. Christian bemerkte es und schlug mit der Waffe zu doch er tat es so leicht, dass der Mann nicht das Bewusstsein verlor. „Nicht anstrengen… das bringt nur Ärger.“ verhöhnte er den Mann. „Wo ist Benz?“ wollte Christian wissen. „Er wird dafür sorgen, dass Stenger hinter Gitter wandert. Die Verhandlung ist bereits im Gange…Ihr seid zu spät..“ kam von dem Polizisten. Christan atmete wütend ein. Erneut hob er die Waffe und schlug zu. Diesmal fester und diesmal sackte der Polizist zusammen und verlor das Bewusstsein. Dann sah er Arno an. „Knebel ihn, und wickel ein Seil um seinen Hals. Verbinde es mit den Handfesseln. Wenn er versucht sich zu befreien, wird er sich selbst strangulieren. Und vergiss den Sender nicht. Die sollen uns ja nicht gleich auf die Spur kommen. Wenn ich es richtig einschätze wird jeder glauben das Richter uns hier her gelockt hat und zu uns gehört. Er wird in den Knast wandern und dort werden sich dann unsere Freunde um ihn kümmern. Er wird uns nie wieder Ärger machen.“ lachte Christian. Arno führte den Befehl aus während Christian sich an Jenny wandte „Los beeilt euch! Wir müssen weg!“ forderte er seine Leute auf und nahm das Handy in die Hand. Er wählte Torben Benz an und sendete eine SMS. Dann sah er Jenny an und grinste leicht. „Hast du ihr das Handy abgenommen?“ wollte er von Arno wissen. „Noch nicht!“ gab dieser zu. Christian lachte, „dann werde ich es jetzt tun..“ versprach er und durchsuchte Jenny. Das Handy warf er auf den Boden. „Und nun werden wir gehen.“ versprach er.
Auf der Flucht
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- Fertig gestellt
- Elvira
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Elvira -
29. September 2014 um 18:07 -
Geschlossen
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Ben sah sich im Saal um. „Setzen wir uns dorthin…“ meinte Ben und wies auf eine der vorderen Reihen. Dieter war einverstanden. Langsam füllten sich die Stühle und nur wenig später wurde der Angeklagte in den Saal geführt und an den Tisch gebracht. Und wieder etwas später kam dann der Rechtsanwalt. Ben sah wie die Beiden tuschelten, doch er maß dieser Unterredung keine Bedeutung bei. Es war ja nicht unüblich, dass der Anwalt mit seinem Mandanten über den Verlauf der Verhandlung sprach. Auch Staatsanwältin Dr. Isolde Maria Schrankmann hatte ihren Platz gefunden. Die Zuschauer im Saal tuschelten und wenige Wortfetzen drangen an sein Ohr. Dann traten der Richter und seine Helfer ein. Alle standen auf bis auf Stenger. Dieser musste von seinem Anwalt vom Stuhl gezogen werden, um dem Richter die Ehre zu erweisen. „Bitte nehmen Sie Platz!“ forderte der Mann in der schwarzen Robe auf. Alle setzten sich. Reinhold Stenger wurde auf den Platz gesetzt wo in Kürze auch Torben Benz sitzen würde und der Richter befragte ihn zu seinen Personalien. Stenger hörte ihm stoisch zu und gab brav Antwort auf die Fragen. Dann wandte sich der Richter an die Staatsanwaltschaft. „Frau Staatsanwältin…die Anklage bitte!“ kam die nächste Anforderung und Isolde Maria Schrankmann stand auf. Auch sie trug die typische Robe. Sie zählte die Verbrechen von Reinhold Stenger auf und setzte sich dann. Der Richter sah zu Stenger. „Möchten Sie sich zu den Anschuldigungen äußern oder machen Sie von Ihrem Recht zu Schweigen gebrauch?“ wollte er wissen. Reinhold stand auf. „Ich erkenne mich in allen Punkten für nicht schuldig. Die Zeugen, die hier aussagen sind mit Sicherheit von der Staatsanwaltschaft und dem Polizeiapparat gekauft worden. Damit dürfte eine Verhandlung nur Zeitverschwendung sein.“ erklärte er. Ben sah Dieter an. „Ganz schön aufgeblasen…“ knurrte er.
Der Richter sah Stenger an. „Herr Stenger…ob die Verhandlung eine Zeitverschwendung ist oder nicht, bestimmen nicht Sie! Wollen Sie zu den Vorwürfen Stellung nehmen? Wollen Sie sich äußern?“ hakte der Richter erneut nach. Reinhold Stenger grinste. „Ich habe alles gesagt, was zu sagen war.“ verkündete er. „Gut, dann setzen Sie sich bitte zu Ihrem Anwalt wir beginnen mit Beweisaufnahme!“ erklärte der ehrenwerte Mann und rief den ersten Zeugen auf. Es war ein verschüchtertes thailändisches Mädchen, was die Polizei bei einer Razzia befreit hatte. „Sie sprechen unsere Sprache?“ wollte der Richter wissen. „Ja…“ kam leise von dem Mädchen. Ängstlich schaute sie zu Stenger der sie nur ansah und böse grinste. „Sie heißen Ngor Wachirawadee Luang? Geboren am 11.04. 1995 in Chong Buri?“ fragte der Richter. „Ja…das ist richtig…“ gab das Mädchen mit einem typisch asiatischen Dialekt von sich. „Frau Luang…Wie sind Sie nach Deutschland gekommen?“ wollte Schrankmann wissen. „Herr Stenger hat mich aus Thailand nach Deutschland gebracht. Er hat gesagt, dass ich hier arbeiten kann und viel Geld verdienen werde. Geld für meine Familie in Thailand.“ gab die Zeugin von sich. „Und haben Sie hier arbeiten können?“ kam die nächste Frage. Das Mädchen sah zu Boden. „ Ja, aber nicht gute Arbeit…“ gab sie zu. „Warum nicht?“ fragte nun der Richter. „Stenger hat gesagt, ich muss die Männer glücklich machen, aber ich will nicht…und Stenger ist böse….er hat mich eingesperrt und geschlagen. Und….dann…dann sind fünf Männer gekommen und haben mit mir Liebe gemacht. Ich habe immer gesagt ich will nicht, aber die Männer haben es nicht gehört…“ sprudelte es nun aus dem Mädchen heraus. „Frau Luang…war Herr Stenger auch dabei?“ warf der Anwalt nun ein. „Nein….Stenger nicht…nur seine Freunde…“ bestätigte das Mädchen. „Euer Ehren…damit ist bewiesen, dass mein Mandant nicht hinter dieser Vergewaltigung steckt.“ grinste der Anwalt. Isolde Maria Schrankmann sah den Mann an. „Das ist absurd! Hier wird nicht die Vergewaltigung von Frau Luang verhandelt, sondern der Menschenhandel, der absolut menschenunwürdig war!“ fauchte sie ihn an. Doch Roth blieb gelassen. „Das ist noch nicht bewiesen…“ grinste er nur. -
Torben Benz saß nervös auf dem Gerichtsflur und sah sich unsicher um. War es wirklich richtig was er hier tat? „Herr Torben Benz bitte eintreten!“ ertönte aus dem Lautsprecher. Zögerlich betrat er den Saal und glaubte die Blicke aller anwesenden Personen regelrecht zu spüren. Unsicher setzte er einen Fuß vor dem Anderen. „Herr Benz, bitte nehmen Sie hier vorn Platz!“ forderte ihn der Richter auf. Torben nickte und setzte sich. „Herr Benz, bevor Sie aussagen möchte ich gern die Personalien abgleichen…“ lächelte ihn der Richter an und zählte alle Bereiche auf. Torben gab Antwort und sah immer wieder zu Reinhold Stenger der ihn höhnisch angrinste. „Herr Benz, Sie haben vor der Polizei ausgesagt, dass Sie es selbst mitbekommen haben, wie der Angeklagte sich an ein minderjähriges Mädchen vergangen hat. Würden Sie dem Gericht bitte schildern, wie es dazu gekommen ist?“ bat ihn die Staatsanwältin. Torben nickte. „Ich wollte Akten in den Keller bringen und kam dabei an einer offenen Tür vorbei. Ich bin eigentlich nicht neugierig, aber es kamen Schreie aus dem Raum und da habe ich rein gesehen. Herr Stengers stand mit herunter gelassener Hose vor einem auf dem Bett gefesselten nackten Mädchen und….“ erzählte Torben leise. „… Herr Stenger hat sich an dem Mädchen vergangen. Sie hat geschrien in einer anderen Sprache, aber es war klar, dass sie um Hilfe gebeten hatte.“ erklärte er. „Woher wollen Sie das wissen? Welche Sprache war es?“ warf Roth die Frage in den Raum. Torben sah ihn an. „Ich weiß es nicht genau….zumindest wusste ich es damals nicht. Jetzt weiß ich es schon. Es war thailändisch und sie kann nur Hilfe geschrien haben.“ antwortete Torben. „Und woher wissen Sie dass es Hilfe war? Sprechen Sie Thai? Vielleicht hat sie auch anderes gerufen.“ erklärte Roth. Der Richter sah Torben an. „Das ist nicht wahr! Das Mädchen war am Bett gefesselt und sie hat um Hilfe geschrien! Es war vielleicht 14 oder 15!“ widersprach er. „Herr Benz, wenn Sie das Mädchen doch um Hilfe haben schreien hören, warum haben Sie dann nicht eingegriffen?“ hakte Roth nach. „Weil es an die fünf Mann waren. Ich hätte doch gar keine Chance gehabt!“ erklärte Torben. „Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?“ wollte nun Roth wissen. „Das hat der Zeuge getan. Allerdings konnte man das Mädchen nicht finden! Herr Benz hat sich also nichts vorzuwerfen!“ nahm Schrankmann ihren Zeugen in Schutz.
Armin Roth lachte auf. „Sie haben Recht! Und wissen Sie warum Sie weder ein Mädchen noch einen Hinweis auf die Vergewaltigung gefunden haben? Weil es keine gibt! Herr Benz… Sie lügen in einer Reihe durch! Sie haben gar nichts gesehen! Vielleicht gab es nicht einmal diese Vergewaltigung! Wo ist denn bitte das Mädchen? Sie wollen sich nur an meinen Mandanten rächen, weil er Ihnen keine Gehaltserhöhung gewährt hat! Und auch keine der von Ihnen geforderten Freiheiten, wie zum Beispiel, sich eines der Mädchen zu nehmen!“ fauchte er den Zeugen an. „Euer Ehren…nur vier Tage vor diesem angeblichen Vorfall von dem Herr Benz berichtete, kam es zu einem Gespräch im Büro meines Mandanten. Herr Benz hatte eine unangemessene Erhöhung seines Gehaltes um sage und schreibe 40% gefordert! Mein Mandant ist nicht darauf eingegangen und ich vermute, dass diese angebliche Vergewaltigung eine Lüge ist!“ wandte er sich an den Richter. „Das ist absurd! Warum sollte er so etwas behaupten?“ wollte Schrankmann wissen. „Okay…dann frage ich mal was Anderes. Wenn es diese Vergewaltigung gegeben hat, wo ist das Opfer? Ich sehe hier außer Frau Luang niemand aus Thailand. Und sie war nicht die Frau. Außerdem gehe ich davon aus, dass Frau Luang hat ebenfalls lügt, weil sie illegal in Deutschland ist.“ gab der Anwalt von sich. Schrankmann schüttelte den Kopf. „Das ist doch lächerlich. Es ist ja nicht nur die Vergewaltigung angeklagt, sondern auch der Menschenhandel. Und das das Mädchen welches vor den Augen vom Zeugen vergewaltigt wurde nicht anwesend ist, liegt daran, dass der Angeklagte das Mädchen noch vor dem Eintreffen der Polizei weg geschafft hat!“ widersprach sie. Roth sah sie an. „Haben Sie dafür außer der Aussage des Zeugen noch andere Beweise?“ grinste er. „Herr Benz, Sie waren ja eine ganze Weile bei Herrn Stenger angestellt. Was war Ihre Aufgabe?“ wandte sich Roth wieder an Torben. „Ich war für die Buchhaltung der Bordelle, die Herr Stenger führte, zuständig.“ gab er zur Antwort. „Bordelle? Es waren Spielcasinos und keine Bordelle. Ich möchte Sie doch bitten die korrekte Bezeichnung zu nutzen...“ grinste Roth ihn an. „Es waren Bordelle!“ widersprach Torben und sah die Staatsanwältin an. -
Semir kam langsam zu sich. Er brauchte eine Weile um sich wieder daran zu erinnern was eigentlich passiert war, doch als die Erinnerungen da waren zerrte er an seine Handfesseln und bemerkte wie sein Hals zugeschnürt wurde. Panik trat auf. Er versuchte das Seil irgendwie zu lösen, doch je mehr er seine Hände bewegte umso enger wurde es. Ein Klebeband über seinem Mund verhinderte dass er sich bemerkbar machte. Da er sich nicht selbst befreien konnte, konzentriere er sich auf die Atmung und saß einfach still da. Das Seil um seinen Hals lockerte sich allerdings nicht und er glaubte kaum noch Luft zu bekommen. Er dachte nach und kam zu dem Entschluss, dass es nur einen gab, der die Verbrecher hier her geführt hatte. Jan Richter! Dass die Verbrecher erst jetzt zugeschlagen haben, konnte nur eines bedeuten. Jan Richter steckte mit diesen Leuten unter einer Decke. Warum konnte nicht wenigstens einer seiner Expartner eine ehrliche Seele sein? Erst André und jetzt Jan? War Jan wirklich ein Verräter? Wenn ja, warum tat er es? Hatte Stenger ihn in der Hand? Stand er auf der Lohnliste dieses Verbrechers? War vielleicht die Familie in Gefahr? Es war so vieles möglich. Doch was sollte es ihm jetzt bringen? Er konnte sich selbst nicht befreien und war auf fremde Hilfe angewiesen. Vielleicht sollte er es noch einmal vorsichtig versuchen die Hände frei zu bekommen. Nur wenig später kam er erneut zu der Erkenntnis dass es keine gute Idee war. Das Seil um seinen Hals zog sich enger und Semir wusste genau, dass wenn er nicht in Kürze befreit wurde, er ersticken würde. Jenny und Leonie waren in der Gewalt von Stengers Männern und Semir konnte sich ausmalen was die Kerle mit seiner Kollegin und dem Mädchen machen würden. Ob Benz schon ausgesagt hatte? Oder hatten die Gangster ihm bereits die Information überbracht, dass seine Tochter in deren Gewalt war? War es möglich, dass Stenger bereits wieder auf freiem Fuß war? Reichte es schon, wenn Benz nicht aussagte? Doch was brachte es ihn, Semir? Er konnte nichts tun. Er war hilflos und musste auf Hilfe von außen warten.
Jan Richter wurde aufgerufen und betrat den Saal. „Herr Richter, Sie sind Hauptkommissar beim Landeskriminalamt und haben dort den Fall Stenger bearbeitet. Was können Sie uns von dem Angeklagten erzählen?“ wollte Schrankmann wissen. Jan nickte. „Das ist korrekt. Allerdings erwiesen sich die Ermittlungen als ziemlich schwierig.“ erklärte er. „Warum?“ warf Roth ein. Jan sah den Anwalt an. „Herr Stenger war sehr vorsichtig und verstand es sich den Zugriffsversuchen immer wieder zu entziehen.“ gab Jan zu. „Ist es nicht eher so, dass Sie überhaupt keine Beweise in der Hand hatten, bevor Herr Benz den Kontakt zu Ihnen suchte?“ hakte Roth nach. Jan nickte. „Das ist korrekt.“ stimmte er zu. „Und warum haben Sie sich dann auf Herrn Stenger eingeschossen? Gab es dafür irgendeinen Grund? Einen triftigen Grund?“ fragte Roth. „Ja den gab es! Wir hatten vor ungefähr vier Wochen vor der Verhaftung des Angeklagten die Leiche eines knapp 14jährigen Thaimädchens gefunden. Sie wurde nicht nur schwer misshandelt sondern auch brutal vergewaltigt. Leider konnten wir das Mädchen bis heute nicht identifizieren. Unter den Fingernägeln von dem Mädchen fanden wir DNA-Spuren von Herrn Stenger.“ erklärte Jan mit gepresster Stimme. Dieser Anwalt ging ihn gegen den Strich. „Euer Ehren, es ist doch wirklich sehr sonderbar, dass man nur Indizien vorbringen kann. Wo bleiben die wirklichen Beweise für die Schuld meines Mandanten? Ich vermisse hier die korrekte Arbeit der Staatanwaltschaft und der Polizei!“ kam von Roth. „Herr Richter….gab es außer diesen DNA-Spuren noch weitere Hinweise?“ warf nun Schrankmann ein. „Ja…wir konnten vor knapp drei Wochen einen Transport im Hafen stoppen. Dort auf dem Schiff waren 25 Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren in einer kleinen Kammer eingesperrt. Ohne Tageslicht und ohne Verbindung zur Außenwelt. Mit Hilfe eines Dolmetschers konnten wir die Mädchen vernehmen und alle sagten einvernehmlich aus, dass sie von Herrn Stenger das Visum erhalten haben und sie in Deutschland einen Job versprochen bekamen.“ erklärte Jan weiter. Roth lachte auf. „Vor drei Wochen saß mein Mandant bereits in Untersuchungshaft! Wie konnte er da so einen Transport organisieren?“ hakte er nach. Jan sah ihn an. „Bevor so ein Transport startet ist eine Vorarbeit von mehreren Wochen nötig. Herr Stenger hatte diesen Transport bereits in Auftrag gegeben. Es braucht eine Zeit bis die Visen ausgestellt wurden. Seine Leute sind darin geübt und konnten die Sache auch ohne den Angeklagten durchführen!“ gab er gepresst von sich. Irgendwie sah er gerade alle Felle davon schwimmen. -
Jenny hockte mit Leonie in einem kleinen Transporter auf der Ladefläche. Sie hatte ihre Hände gefesselt und konnte kaum etwas erkennen. „Jenny?“ fragte das Mädchen leise. „Ich bin hier, Leonie…keine Angst…es wird alles gut.“ versprach Jenny. Sie hörte dass das Mädchen sich bewegte und nur wenig später saß Leonie direkt neben ihr. „Ich habe aber Angst. Ich will zu Papa…“ fing das Mädchen an zu weinen. „Hey…komm her…“ sagte Jenny und sie spürte wie das Mädchen sich an sie schmiegte. „Es wird alles gut…das verspreche ich dir, Leonie. Willst du mir glauben?“ wollte sie wissen. „ja…aber ich habe Angst. Die Männer sind böse…“ kam von dem Mädchen. „Ja ich weiß…Leonie….wenn wir hier raus sind, dann musst du mir eines versprechen…..ja?“ bat Jenny. „Was denn?“ wollte Leonie wissen. „Du musst all das tun, was ich dir sage und wenn ich dir sage lauf! Dann lauf auch! Hast du mich verstanden?“ hakte die Polizistin nach. „Ja….“ antwortete Leonie. „Sehr gut…“ lobte Jenny das Mädchen. Der Wagen wurde langsamer. „Ich glaube wir sind da.“ meinte Jenny. „Und wo ist da?“ hakte Leonie nach. Doch darauf wusste Jenny keine Antwort. Der Wagen hielt und nur wenig später wurden die Türen aufgemacht. „Los raus!“ fauchte der Mann und richtete die Waffe auf Jenny. „Haben Sie so eine Angst vor einer gefesselten Frau?“ reizte Jenny. Der Mann schien allein. „Los da lang!“ kam der nächste Befehl. „Leonie…komm zu mir! befahl Jenny. Tatsächlich tat das Mädchen was sie ihr sagte und ging neben ihr her. Jenny sah sich um. Dieses Gelände war ein alter Bauernhof. Vor ihr lag eine große Weide ohne Zaun und direkt dahinter war ein Wald. Wenn sie es schaffte, den Mann zu überwältigen und dann mit Leonie über die Weide in den Wald rannte, dann konnte sie Hilfe holen. Doch ihre Planung wurde jäh zerrissen „Los doch…bring sie endlich rein!“ fauchte eine weitere Stimme. Jenny drehte sich in die Richtung und sah zwei weitere Männer. Mist, dachte sie… ohne Fesseln hätte sie sicher eine Chance gehabt aber so? Sie musste auf eine Gelegenheit warten. Sie wurden beide in das Gebäude gebracht und mussten dort durch eine Bodenklappe in den Keller. Anschließend wurden sie in einen Raum gesperrt. Die Fesseln wurden nicht abgenommen.
Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, sah Jenny sich um. Der Raum war wenig gemütlich. Auf dem Boden lag eine Matratze, die schon bessere Tage gesehen hatte. Sie sah Leonie an. „Setz dich da auf die Matratze.“ bat sie das Mädchen. Leonie nickte und setzte sich. „Ich habe Angst…ich will nach Hause….ich will zu Papa…“ weinte das Mädchen. Jenny setzte sich zu ihr. Durch das Fenster in diesem Raum kam nicht sehr viel Licht. „Ich weiß Leonie…ich will auch nicht hier sein.“ gab sie zu. Die Handschellen taten ihr weh, doch sie glaubte nicht, dass die Männer sie ihr abnehmen würden wenn sie darum bat. „Warum machen die Männer das? Ist das wegen Papa?“ wollte Leonie wissen. Jenny nickte. „Ja, das denke ich. Leonie…egal was passiert. Wenn du die Möglichkeit hast wegzulaufen, dann tu es, okay? Egal was passiert!“ sagte sie. Leonie nickte und schwieg eine Weile. „Hast du Angst?“ wollte sie plötzlich von Jenny wissen. „Ja…ich habe Angst….“ bestätigte Jenny. Sie konnte sich wirklich nicht davon freisprechen. Was Stenger oder besser seine Männer mit ihr machen würden, war ihr klar. Ob Benz wohl vor der Aussage noch die SMS lesen konnte? Wenn ja, dann würde Stenger sicher bald hier auftauchen. Wenn nicht, dann war das mehr oder weniger Leonies Todesurteil. Stenger würde sich das Mädchen gefügig machen lassen und sie ausnutzen. Vermutlich werden ihr sogar Drogen verabreicht werden, damit sie nie wieder von ihm los kam. Nein!! kam eine Stimme in ihrem Kopf. Das wirst du nicht zulassen! Du wirst Leonie in Sicherheit bringen! Doch wie?, fragte sie sich dann wieder. Sie war gefesselt….aber ja….ja das könnte klappen. Auch wenn sie sich davor ekelte, war es der einzige Weg Leonie aus dieser Gefahr zu bringen. Ja….für Leonie würde sie es tun, legte sie fest. Nun musste sie nur noch warten bis einer der Kerle reinkam. „Jenny….mir ist kalt…“ riss Leonie sie aus den Gedanken, doch gegen diesen Umstand konnte sie nichts tun. -
Jan wurde aus dem Zeugenstand entlassen. „Gibt es weitere Zeugen?“ wollte der Richter wissen und sah die Staatsanwältin an. „Nicht von meinen Seiten.“ gab sie von sich. „Und Sie Herr Roth?“ wandte sich der Richter an den Verteidiger. „Nein euer Ehren….“ Der Richter nickte. „Frau Staatsanwältin Ihr Plädoyer bitte!“ forderte der Richter auf. Schrankmann stand auf. „euer Ehren, verehrter Kollege….aufgrund der Ermittlungen von Herrn Richter und dessen Kollegen konnte einwandfrei bewiesen werden, dass der Angeklagte in mehreren Fällen minderjährige Mädchen von Thailand nach Deutschland geschleust hat um sie hier an Bordelle zu verkaufen um sich damit zu bereichern! Des Weiteren ist durch die DNA-Spuren an dem 14jährigen Thaimädchens bewiesen, dass der Angeklagte das Mädchen schwer missbraucht und eventuell sogar misshandelt hat. Ob er an dem Tod des Mädchens schuld ist, konnte nach der heutigen Verhandlung nicht geklärt werden. Nach Aussagen von Frau Luang wurde ebenfalls eindeutig bewiesen, dass der Angeklagte keine Skrupel hatte, sich die Mädchen gefügig machte und sie zum Sex zwang! Die Aussage vom Zeugen Benz ist ebenfalls glaubwürdig. Er selbst hat gesehen dass der Angeklagte mit herunter gelassener Hose vor einem Mädchen stand und es mit Sicherheit missbraucht hat. Die Aussage des Angeklagten vor der Polizei, dass es einvernehmlicher Sex war, ist aus der Luft gegriffen. Auch ist es widersprüchlich zu erklären, dass der Angeklagte keine Bordelle hätte, sondern Spielsalons jedoch der Zeuge Benz nach Angaben der Verteidigung gefordert hätte mit einem der Mädchen zu schlafen. Warum sollte der Zeuge denn etwas verlangen, was es eigentlich gar nicht gibt? Dass der Zeuge Benz aufgrund von einer Ablehnung der Gehaltserhöhung sich so an den Angeklagten rächen wollte ist aus der Luft gegriffen! Ich beantrage daher auf Grund der bewiesenen Schuld, den Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von 8 Jahren zu verurteilen!“ endete Schrankmann.
Armin Roth hörte den Worten der Staatsanwältin gelassen zu. Als sie fertig war, stand er auf. „Euer Ehren…wehrte Frau Staatsanwältin. Ich sehe die Schuld meines Mandanten in keinster Weise für bewiesen. Es ist sehr tragisch, dass ein 14jähriges Mädchen tot aufgefunden wurde. Noch schlimmer wenn es auch missbraucht und misshandelt wurde. Aber mein Mandant, kann doch nichts dafür. Mein Mandant ist ein ehrbarer Bürger dieses Landes, welcher noch nicht einmal ein Mandat wegen Falschparkens erhalten hat. Die Aussage von Frau Luang ist belastend, das ist unbestritten, aber es gibt auch hier keine konkreten Hinweise für die Schuld meines Mandanten! Nach eigener Aussage von Frau Luang war mein Mandant nicht bei der Vergewaltigung dabei! Was haben wir denn noch? Die Aussagen des Zeugen Benz, der ja bis zur Anklage sogar bei meinem Mandanten als Buchhalter gearbeitet hatte. Hier ist es nach Ansicht der Verteidigung, ein Racheakt für die nicht zugestimmte Gehaltserhöhung. Wenn wir dann noch die Aussage des ehrenwerten Hauptkommissar Richter Revue passieren lassen, dann kommen wir zu dem Schluss, dass die Polizei alles versucht hat, um die Taten zu klären, aber auch hier kommen wir zu dem Schluss und das sagte uns ja auch der Zeuge, dass sich keine Hinweise auf die Schuld meines Mandanten erkennen lassen. In dubio pro reo….im Zweifel für den Angeklagten und die Zweifel sind hier sehr groß. Ich beantrage meinen Mandanten aus Mangel an Beweisen freizusprechen!“ endete auch Roth und setzte sich. Der Richter sah Reinhold Stenger an. „Herr Stenger, Sie dürfen sich auch noch äußern. Sie haben das letzte Wort!“ erklärte er. Reinhold Stenger sah ihn grinsend an. „Ich schließe mich den Worten meines Anwalts an. Ich habe nichts getan.“ erklärte er.
Der Richter unterbrach die Verhandlung und zog sich mit seinem Helfer ins Richterzimmer zurück. Während dieser Unterbrechung wurde das Publikum gebeten den Raum zu verlassen. Torben, Ben und Jan standen auf dem Flur und warteten. Torben war immer noch sehr nervös. „Meinen Sie, er wird ins Gefängnis gehen?“ wollte er wissen. Jan nickte. „Ja, das denke ich. Die Beweise sind mehr als ausreichend. Roth wird ihn nicht freibekommen.“ versprach er. Torben stöhnte auf. „Der Anwalt war aber verdammt sicher, dass er ihn frei bekommt. Wenn das wirklich passiert, dann….dann sind Leonie und ich auch in Hamburg nicht sicher.“ gab er zu. „Er wird ins Gefängnis gehen und dann können Sie und Leonie ein ruhiges Leben führen.“ versprach Jan. „Ob bei Leonie wohl alles in Ordnung ist?“ kam die nächste Frage. Ben griff zu seinem Handy und schaltete es an. „Das werden wir gleich haben…“ meinte er und wählte Semir an. Doch dieser ging nicht ans Telefon. „Sonderbar…er müsste doch ran gehen.“ murmelte er nachdenklich. Doch er erreichte nur die Mailbox seines Freundes und Partners. „Okay, dann versuchen wir mal Jenny zu erreichen.“ gab Ben von sich. „Vielleicht ist er gerade auf der Toilette. Ich würde mir da keine Sorgen machen.“ wiegelte Jan ab. Ben nickte. „Gut möglich…“ gab er zu. Er wollte gerade Jenny anwählen als alle in den Saal gerufen wurden. „Es ist soweit…“ meinte Jan zu Torben und Ben und sie gingen wieder in den Saal. Der Richter trat ein und alle standen auf. Die Gespräche wurden umgehend eingestellt und alle horchten den Worten des Richters. „Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil! Reinhold Stenger ist schuldig der mehrfachen Vergewaltigung, des Menschenhandels, der Förderung der Prostitution und schwerer Körperverletzung gemäß §§ 177, 232, 233, 226 sowie 180a des Strafgesetzbuches. Er wird daher zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 6 Jahren und 8 Monaten verurteilt. Der Haftbefehl bleibt aufgrund des heutigen Urteils in Vollzug. …verkündete der Richter. Die Anwesenden durften sich setzten und der Richter führte die Begründung des Urteils auf. Torben hörte zu und sah dann zu Jan. „Das ist verdammt wenig…“ gab er zu. Jan zog seine Schultern hoch. „Das ist meistens so. Immerhin bekommt er eine Strafe und wird nicht auf freien Fuß gelassen.“ gab er leise zurück. Er sah auf die Uhr. Die Verhandlung hatte fast drei Stunden gedauert und so langsam war es genug. „Gehen wir?“ schlug er daher vor. Torben und Ben waren einverstanden. Sie verließen das Gerichtsgebäude und fuhren zur Schutzwohnung. Während der Fahrt dorthin schaltete Torben sein Handy wieder ein und bemerkte die SMS. Er las sie. „Oh mein Gott!“ stieß er aus. Ben, der auf dem Beifahrersitz saß, sah ihn an. „Was ist?“ wollte er wissen. „Die haben Leonie…“ stieß Torben aus. „WAS?!“ kam von Jan. „Die haben Leonie...sie haben sie geholt! Sie wollen dass ich nicht aussage, sonst ist Leonie tot! Ich … ich habe meine Tochter zum Tode verurteilt!“ kam von Torben. Angst schwang in der Stimme mit. Jan trat das Gaspedal durch. -
Ben sprang vor dem Safehouse bereits aus dem Wagen bevor dieser stand. Die Haustür stand offen, der Fahrstuhl war im Erdgeschoss und so konnte er direkt rein und nach oben fahren. Nervös trommelte er gegen die Türen und die Fahrt dauerte ihm länger als er es gewohnt war. Doch dann endlich stand er vor der Tür. Er sah, das die Tür auf war und rannte in die Wohnung. „SEMIR!!“ stieß er aus, als er seinen Partner bewusstlos im Bürostuhl sitzen sah. Er sah das Seil um seinen Hals und die Wut über diese Fesselung stieg auf. Schnell nahm er ein Messer und schnitt das Seil durch. Als die Fesseln und der Knebel gelöst waren glitt Semir aus dem Stuhl und blieb reglos liegen. Ben kniete sich neben ihn. Er überprüfte die Atmung, die sehr flach aber immerhin da war und prüfte den Puls. Erleichtert schloss er die Augen. Sanft klopfte er auf die Wangen seines Partners. „Semir…hey…komm…mach die Augen auf…komm schon!“ forderte er ihn auf. Auch Jan und Torben stürmten die Wohnung. Jan sah bestürzt auf Semir. „Ist….ist er…?“ fragte er leise. Ben schüttelte den Kopf. „Nein…er lebt. Gefällt es Ihnen nicht? Würden Sie ihn lieber tot sehen?“ wollte er wissen. Seine Stimme klang leise und drohend. „Was? Natürlich nicht! Was soll der Mist?“ fauchte Jan. Doch bevor Ben antworten konnte regte sich Semir und hustete. Sofort sah Ben auf seinen Partner, der ihn etwas verwirrt ansah. „Hey….Partner…ganz ruhig….komm erst mal richtig zu dir und dann erzählst du mir, was passiert ist.“ bat er ihn. „Ben…die haben…die haben Leonie und Jenny…“ gab Semir heiser von sich. „Ja wir wissen es schon Benz hat eine SMS bekommen. Allerdings hat er ausgesagt weil sein Handy abgestellt war. Weißt du wo sie sind?“ warf Jan ein. „Was soll das heißen, ob er es weiß? Vielleicht sagen Sie uns, wo sie sind!“ fauchte Ben ihn an. Jan sah ihn an. „Was soll das denn heißen? Glauben Sie, ich habe die Wohnung verraten?“ hakte dieser erstaunt nach. „Ja…genau das! Bevor wir Sie mitgenommen haben, war Leonie in Sicherheit! ich habe es schon einmal erlebt, dass eine Zeugin durch einen verantwortungslosen, korrupten Expartner von ihm zu Tode kam! Diesmal wird es mir nicht passieren! Also wo ist sie?!“ schrie Ben den Expartner seines Partners an und presste ihn gegen die Wand. Mit einer Hand hielt er ihn fest und die andere war zur Faust geballt. Semir kam langsam auf die Beine. „Ben…Ben…das bringt nichts…. wir werden ihn aufs Revier bringen. Leg ihm die Handschellen an.“ bat Semir leise und setzte sich auf die Couch. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. „Bist du okay? Soll ich einen Arzt rufen?“ kam besorgt von Ben. „Nein…geht schon….“ gab Semir zu und sah zu Jan. „Tut mir Leid, Jan…aber ich sehe es genauso wie Ben.“ sagte er leise.
„Warum haben Sie sie nicht beschützt? Sie haben gesagt, sie ist sicher! Sie haben mich angelogen…warum? Warum haben Sie das getan?“ kam von Torben vorwurfsvoll. Semir ging zu ihm. „Es tut mir leid, ich konnte nichts tun. Meine Kollegin und ich wurden überrascht.“ erklärte er. Er legte seine Hand auf Torbens Schulter doch dieser wischte sie mit einer harschen Bewegung weg. „Ben, es waren fünf Mann. Jenny und ich hatten keine Chance!“ beschwor Semir. „Wann waren die hier?“ hakte Ben nach. „Etwa zehn Minuten nachdem ihr weg ward. Wir wollten gerade essen und….die Tür flog auf. Jenny hat versucht Leonie zu schützen, während ich auf die Kerle losging. Aber es war …aussichtslos. Sie haben mich am Stuhl gefesselt und sind dann mit Leonie und Jenny weg.“ berichtete Semir. Er ließ sich auf das Sofa fallen. „Ich hätte es wissen müssen. Warum Jan? Warum hast du das getan?“ Semir sah seinen Expartner an. „Semir…ich war das nicht! Warum hätte ich es denn verraten sollen? Ich bin seit Jahren hinter Stenger her! Ich habe es nicht verraten…ich schwöre!“ kam von ihm. Torben stand auf und packte Jan bevor Semir oder Ben etwas tun konnten. „Ich habe Ihnen vertraut! Ich habe Ihnen das Leben meiner Tochter anvertraut!! Sie Verräter!! Sie Mörder!!“ schrie er wütend und drängte Jan an die Wand. Er schlug mit der Faust in Jans Magen. Jan, der die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte, konnte sich nicht wehren. Semir sprang seinem Expartner zur Hilfe und auch Ben zog Torben zurück. “Beruhigen Sie sich, Herr Benz!! Noch ist nichts verloren. Wir werden Ihre Tochter zurück holen…wir werden sie befreien…das verspreche ich Ihnen und er wird dafür bestraft werden, wenn er uns wirklich verraten hat.“ versprach Ben. Semir zog Jan, der unter den Schlägen zu Boden gegangen ist auf die Beine. „Jan….sag mir dass du es nicht warst…bitte….sag, dass du kein Verräter bist..“ flehte Semir ihn an. Jan erwiderte den Blick mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ich schwöre es…beim Leben meiner Kinder. Ich bin kein Verräter…Semir...ich habe nichts verraten.“ stöhnte er leise. -
Reinhold Stenger wurde nach der Verhandlung direkt ins Gefängnis nach Ossendorf gebracht. Dort erwartete ihn Armin Roth in einem der Besucherräume. Stenger stürmte auf ihn zu. „Du hast gesagt, dass ich nicht verurteilt werde! Verdammt ich muss für mehr als 6 Jahre in den Knast! Du verdammter Rechtsverdreher! Ich habe das alles für dich getan! Was meinst du, was der Richter gesagt hätte, wenn ich ihn stecken würde, dass du der eigentliche Drahtzieher bist?“ fauchte er ihn an. Armin Roth grinste leicht. „ich denke nicht, dass du in der Lage bist mich zu erpressen oder? Reinhold….du hast dich auf den Deal eingelassen und ich habe dir gesagt, dass es ein gefährliches Spiel sein wird. Aber du konntest dich ja nicht zurück halten und musstest die Mädchen selbst testen. Und wenn du dich zurück gehalten hättest, dann wärst du jetzt nicht am jammern.“ grinste Roth. „Ich warne dich, wenn du nichts unternimmst, dann werde ich dich verpfeifen!“ drohte Reinhold nun ganz deutlich. Roth lachte auf. „Du willst mir wirklich drohen? Nach allem was ich für dich heute getan habe?“ hakte er nach. „Ich weiß einige Dinge über dich, die du lieber geheim halten würdest. Wenn du nicht willst, das ich es diesem Richter oder seinen Kollegen stecke, dann hol mich hier raus!“ forderte Reinhold erneut. Er ließ sich auf kein Gespräch mit Roth ein. Roth sah ihn an. „Ich würde es an deiner Stelle nicht machen. Du weißt doch wie ein Verrat ausgehen kann. Denk an Ingo…er wollte mich damals auch ans Messer liefern und hat es mit dem Leben bezahlt.“ gab er ruhig von sich. Reinhold Stenger sah ihn ernst an. „Wenn du mich hängen lässt, kannst du was erleben. Ich werde dich finden, wenn ich raus bin! Und dann bringe ich dich um!!“ schrie er wütend. Roth nickte. „Wenn mein Freund…wenn…“ gab er zurück und machte dem Beamten vor der Tür ein Zeichen, dass er gehen wollte.
„Was hast du von Stenger bekommen? Dein Haus? Hast du es damit gekauft?“ fragte Semir kühl. Enttäuschung klang in der Stimme mit. Jan sah Semir im an. „Semir…ich habe nichts verraten. Warum glaubst du mir nicht?“ wollte er wissen. „Weil der Zugriff von diesem Verbrechern erst statt gefunden hatten, nachdem du von der Wohnung gewusst hast.“ erklärte Semir kühl. Jan stöhnte auf. Er schlug die Hände vors Gesicht. „Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung? Damals hast du auch gedacht, ich sei korrupt. Semir….es ist genau wie damals. Ich bin kein Verräter. Ich schwöre beim Leben meiner Kinder und meiner Frau, dass ich nichts gesagt habe. Ich bin seit über zwei Jahren an Stenger dran und er hat immer wieder einen Weg gefunden sich aus der Affäre zu ziehen. Ich war es nicht!“ kam eindringlich von dem LKA-Beamten. „Wie willst du das beweisen?“ hakte Semir nach. „Lass uns ins Gefängnis fahren und Stenger befragen. Er kann bestätigen, dass ich nicht mit ihm in Kontakt stand.“ bat Jan. Semir lachte bitter auf. „Denkst du wirklich, ich würde noch irgendwo mit dir hinfahren? Jan…du bist der einzige, der es hätte verraten können. Es bleibt sonst niemand übrig.“ gab er von sich. „Doch! Was ist mit Ben? Er hätte es auch verraten können, oder Jenny oder Dieter. Überleg doch mal! Ich bin nicht der Einzige und das die so lange gewartet haben, das könnte daran gelegen haben, dass sie genau diesen Zeitpunkt abpassen wollten!“ versuchte Jan ihn zu überzeugen. Semir sah ihn an. „Denkst du wirklich, dass es einer meiner Kollegen war? Jan…für jeden, der hier in der PAST ist, lege ich die Hand ins Feuer! Keiner von ihnen würde es wagen ein kleines Mädchen in Gefahr zu bringen! Ich hätte es auch für dich getan…“ antwortete Semir bitter. Er rieb sich seinen Hals wo eine rötliche Färbung noch an die Fesselung erinnerte. „Wie soll ich es dir sonst beweisen können? Vertrau mir…bitte….bitte Semir….“ flehte Jan. Semir zog die Unterlippe zwischen die Zähne und dachte nach. „Ich würde dir sehr gern glauben, Jan…wirklich…aber ich kann nicht.“ gab er dann von sich. -
Jenny und Leonie saßen in ihrem kleinen Gefängnis. Die Zeit verging und bisher hatte sich keiner von den Männern sehen lassen. Jenny wusste nicht wie spät es war, aber es war draußen schon seit langer Zeit dunkel. Leonie hatte geschlafen, doch nun wachte sie auf. „Ich hab Hunger…“ weinte Leonie. „Ich weiß Leonie…ich habe auch Hunger.“ gab Jenny zu. Ob Ben schon wusste was passiert war? Jenny hatte gehört, dass man Jan es anhängen wollte. Nur sie und Leonie konnten bezeugen, dass er nichts damit zu tun hatte. Doch was nützte es ihr? Sie saß hier in diesem Raum fest. Sie war gefesselt. Wie sollte sie Leonie schützen. Jenny zuckte zusammen als sie den Schlüssel im Schloss hörte. Gespannt sah sie zur Tür. Ein Mann trat ein und Jenny erkannte in ihm einen der Männer aus der Wohnung. „So meine Süße. Ich habe eine verdammt gute Nachricht für dich…“ lallte der Mann. Jenny roch schon von weitem die Alkoholfahne. Jenny zog Leonie an sich heran und deckte sie dann mit ihrem Körper. „Hey…komm…sei ein bisschen lieb zu mir!“ forderte der Mann auf. Jenny sah ihn an. „Wir haben Hunger..“ sagte sie mit fester Stimme. „Ah…ja….Hunger….nun ja…wie schon gesagt…nichts ohne Gegenleistung.“ kam zur Antwort. Er kam zu Jenny und strich ihr erst sanft über das Gesicht, doch dann griff er in ihr Haar und zerrte ihren Kopf in den Nacken. Dann presste er seinen Mund auf ihren und Jenny spürte den Ekel, der in ihr aufstieg, doch sie konnte sich nicht wehren. Doch dann nahm sie ihren Mut zusammen, auch wenn sie schon im Vorfeld ahnte, dass sie es bereuen würde. Sie biss zu. Der Mann schrie erstickt auf und löste sich von ihr. Blut kam aus der aufgebissenen Lippe. „Du verdammte Schlampe!“ fauchte er sie an und schlug mit der Faust zu. Jenny schrie auf und sie spürte wie die Haut an der Schläfe aufplatzte. „Das wird dir noch leidtun…das schwöre ich dir! Wenn ich das nächste Mal hier her komme, solltest du netter sein!“ fauchte er sie an. Jenny sah nur verschwommen, wie der Mann den Raum wieder verließ. Der Schlüssel drehte sich. Leonie weinte leise. Jenny sah ein, dass sie mehr denn je sich einen Plan einfallen lassen musste um mit Leonie zu entkommen. Der Tag verging ohne das wieder jemand zu ihnen kam.
Weit nach Mitternacht saßen Ben und Torben immer noch im Büro. Torben hatte seinen Kopf mit den Händen abgestützt. „Wie sollen wir sie finden? Vielleicht ist Leo schon tot…“ gab er leise von sich. Ben hörte die Trauer heraus. „Herr Benz….warum sollte Stenger Leonie entführen und sie töten? Er ist im Knast und damit ist die Wahrscheinlichkeit dass sie noch lebt sehr groß. Meine Kollegin ist bereits dabei, alle Besitztümer von Stenger zu ermitteln. Wir werden jedes einzelne Gebäude, jedes Bordell….alles was Stenger gehört durchsuchen und wir werden sie finden! Helfen Sie uns. Sie kennen Stenger. Wo könnte er Leonie und meine Kollegin hingebracht haben?“ wollte Ben wissen. „Hätte ich doch nie ausgesagt…wäre ich doch einfach nicht zur Polizei gegangen! Gott verdammt….warum hab ich nicht einfach meine Schnauze gehalten?“ kam von Torben. Er schien die Frage von dem Hauptkommissar gar nicht wahrgenommen zu haben. „Es war richtig auszusagen! Wir werden Leonie finden!“ beschwor Ben ihn. Torben sah Ben an. „Wo wollen Sie sie denn finden? Wissen Sie denn nicht, was Stenger mit Leo vorhatte? Er wird sie verkaufen…sie an Drogen bringen…sie….Gott ich will gar nicht daran denken, was dieses Schwein mit ihr anstellen wollte.“ stöhnte er. „Sie haben Recht…wollte…genau das. Stenger wird Leonie nichts antun können. Er sitzt hinter Gitter und er wird nicht so schnell frei kommen. Selbst wenn er Widerspruch einlegt, kann es noch Wochen dauern, bis die Ermittlungen wieder aufgenommen werden. Bis dahin werden wir Jan Richter weich gekocht haben. Ich werde nicht aufgeben und Sie sollten es auch nicht.“ forderte Ben den Zeugen auf. „Sie verstehen es nicht! Ich habe Stenger gesehen wie er sich an Kinder vergriffen hat. Ich hätte einfach wegsehen sollen, dann wäre meine Tochter bei mir! Wer weiß das die Kerle mit ihr anstellen..“ Torben konnte nicht anders. Er fing an zu weinen. Ben fühlte sich auf verlorenem Posten. Wie sollte er den Mann trösten? Es gab keine Spur von Jenny. Kein Lebenszeichen von Leonie…nichts. -
Semir und Ben fuhren nicht nach Hause. Die ganze Nacht suchten sie nach Möglichkeiten wo Jenny und Leonie festgehalten werden konnten. Susanne hatte alles versucht über Stenger heraus zu finden, doch weder Grundstücke noch unbekannte Häuser waren auf ihn eingetragen und auch Torben sagte aus, dass er in der Buchhaltung nie Grundbesitz gehabt hätte. „Das kann doch nicht sein! Nichts! Keine Spur.“ stöhnte Semir. „Okay…. wenn er Jenny und Leonie in keinem Haus oder auf irgendeinem Grundbesitz festhält, dann bleiben nur die Bordelle.“ meinte Ben nachdenklich. Kim Krüger die nun ebenfalls hinzugezogen wurde nickte. „Ich habe bereits bei der Staatsanwaltschaft für alle Häuser die Durchsuchungsbefehle erwirkt. Sobald das SEK da ist, werden Sie eines nach dem Anderen auseinander nehmen!“ befahl sie. Semir nickte. Er rieb sich erneut den Hals, wo ein roter Streifen noch an die Fesselung erinnerte. „Was ist mit Richter? Denken Sie wirklich, dass er mit drin hängt?“ wollte Kim von Semir und Ben wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Ich kann es nicht sagen. Ich hoffe sehr, dass es nicht so ist, aber ….“ gab er zu. „…aber die Kerle haben erst zugeschlagen als er wusste wo Benz und seine Tochter untergebracht waren. Für mich steht fest, dass er mit drin hängt und deshalb sollten wir ihn nicht gehen lassen. Erst wenn wir Leonie und Jenny gefunden haben!“ legte Ben fest. Kim nickte. „Ich habe mit dem Vorgesetzten von Richter telefoniert und ihn über den Stand der Dinge informiert. Er sagte aus, dass er Richter vertraut und nicht glaubt, dass er korrupt ist. Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit, wie die Verbrecher das Safehouse finden konnten? Denken Sie an das erste…da waren die Kerle auch.“ gab Kim zu bedenken. Ben nickte. „Ja…ich weiß…dennoch….wenn die Typen es vorher gewusst hätten, dann wären sie auch früher da gewesen. Nein…ich bin mir sicher, dass Richter dahinter steckt. Frau Krüger…lassen Sie ihn so lange in der Zelle bis wir Jenny und Leonie gefunden haben. Bitte…“ flehte Ben regelrecht. Kim überlegte eine Weile. „Semir?“ fragte sie. Ergeben nickte auch dieser. „Ja…ich stimme Ben zu.“ gab er von sich.
Die Tür zum Gefängnis von Jenny und Leonie ging auf. Wieder war es der Mann, der schon am Abend zuvor bei ihr war. Doch diesmal trug er ein Tablett mit Essen. „Hier…für euch..“ knurrte er und stellte das Tablett auf den Boden. „Können Sie mir die Fesseln abnehmen?“ bat Jenny leise. Unter ihrem Auge, wo die Faust sie getroffen hatte, blühte ein Veilchen. Der Mann lächelte sie an. „Aber nur wenn du ein bisschen nett zu mir bist.“ bot er an. Jenny nickte. „Okay…aber ohne diese Dinger, die meine Handgelenke schmücken.“ stimmte sie zu. Der Mann kam zu ihr und packte sie an. Bevor er ihr die Handfesseln löste drückte er ihren Kopf zu seinem und küsste sie. Jenny spürte wie die Zunge des Mannes in ihren Mund und versuchte den Ekel, den sie dabei fühlte, zu überspielen. Tatsächlich löste der Mann die Fessel und er schien nun mit seinem Hoseninhalt zu denken. Er drückte Jenny auf die Matratze zu und atmete gierig. „Du bist echt ein heißes Teil...“ stöhnte er und öffnete seine Hose. Jenny tat, als würde sie ebenfalls so empfinden. Sie sah aus dem Augenwinkel, dass die Tür offen war und der Schlüssel im Schloss steckte. Leonie hatte sich ängstlich an die Wand gedrückt und sah dem Geschehen verstört zu. Gerade als der Mann glaubte am Ziel zu sein, ihr die Hose öffnete, hob Jenny das Knie und ließ ihn die Engel singen hören. „Sorry…aber für dich ist das Sperrgebiet!“ sagte sie leise fauchend, ging auf die Knie und faltete ihre Hände. Dann schlug sie diese in das Genick des vor ihr knienden, vor Schmerzen wimmernden Mannes und streckte ihn nieder. Sie nahm die Handschellen und fesselte die Hände des Mannes auf dessen Rücken. „Leo…gib mir mal das Tuch dort!“ forderte sie von dem Mädchen. Leonie tat was befohlen wurde und Jenny knebelte den Mann. „So und jetzt komm Leo…“ forderte Jenny das Mädchen auf und packte sie am Handgelenk. Schnell rannten sie aus dem Raum. Jenny zog die Tür zu und schloss ab. Den Schlüssel steckte sie ein. So war sicher gestellt, das der Mann nicht zu schnell gefunden wurde und sie einen Vorsprung bekam. Sie sah Leonie an. „Wir müssen jetzt schnell weg hier!“ mahnte sie das Kind. Dieses nickte und sah sie ängstlich an. Jenny zog das Mädchen an der Wand entlang den Gang weiter und sah sich vorsichtig um. Dieser Kerl schien allein zu sein. Niemand ließ sich blicken und sie kamen ohne dass sie bemerkt wurden an der Klappe an, die zum Keller führte. Jenny sah Leonie an. „Ich werde jetzt da oben hochklettern und schauen ob wir allein sind. Wenn ich sage okay, dann kommst du auch hoch und wir laufen zum Wald!“ erklärte sie. Leonie nickte. -
Jenny sah vorsichtig aus der Luke hervor. Niemand war zu sehen und so stieß sie den Deckel auf. Damit er nicht zu viel Lärm machte hielt sie ihn immer noch fest, während sie den Keller verließ. „Komm Leo…aber leise…“ flüsterte sie dem Mädchen zu. Leonie folgte dem Befehl und war nur wenige Minuten später oben bei ihr. „Wir werden jetzt in den Wald rennen und du wirst nicht loslassen!“ forderte Jenny. Leonie nickte. Sie verließen das Haus und genau in diesem Augenblick sah Jenny, wie ein Wagen vor dem Tor stand. „Fuck…“ stieß sie aus. Schnell verschwand sie mit dem Mädchen hinter dem Haus und versteckte sich in der angrenzenden Scheune. Sie wusste genau, dass sie hier nicht lange bleiben konnte, denn der Mann, den sie überwältigt hatte würde sicher sehr bald vermisst werden. „Was machen wir denn jetzt?“ kam leise von Leonie. „Wir warten….bis die Kerle im Haus sind und laufen dann los. Wir werden das Auto nehmen und dann fahren wir ganz schnell zu meine Kollegen und zu deinem Papa..“ versprach Jenny. Doch sie wurde enttäuscht, denn am Wagen blieben zwei Männer stehen. Eindeutig zu viel für sie. Sie sah sich um und suchte nach einem weiteren Weg von hier wegzukommen. Nicht weit von ihr stand ein Maisfeld und es war kurz vor der Ernte. Das war ihre Rettung. „Leonie…komm!“ forderte sie das Mädchen auf und lief los. Immer wieder blickte sie zurück, doch bisher schien ihr Verschwinden nicht aufgefallen zu sein. Völlig unbemerkt erreichte sie das Maisfeld. Erleichtert schloss sie die Augen. „Ich weiß gar nicht wo wir sind…“ beklagte sich das Mädchen nachdem sie ein wenig tiefer im Feld waren. Jenny nickte. Sie wusste genau, dass sie nun sehr aufpassen musste, denn in einem Maisfeld konnte man sich schnell verirren oder auch im Kreis laufen und am gleichen Punkt herauskommen wo man gestartet war. Doch sie war als Kind sehr oft bei ihrem Großvater gewesen und dieser hatte ihr ein paar Tricks gezeigt wie man im Maisfeld den Überblick behielt. „Komm…wir werden es jetzt so machen, wie ich es mit meinem Großvater gemacht habe…“ schlug sie vor. Leonie sah sie an. „Wie hat er das denn gemacht?“ wollte sie wissen. Jenny sah an den Pflanzen hoch. Sie waren fast zwei Meter und verdeckten sie und Leonie komplett. Dennoch konnte sie höhere Gebäude oder aber auch Strommasten sehen.
Susanne kam ins Büro. „Das SEK ist da!“ verkündete sie und sofort sprangen Ben und Semir auf. Nur wenig später waren sie unterwegs um ein Bordell nach dem Anderen in der Kölner Innenstadt nach Jenny und Leonie zu durchsuchen. Als sie beim Ersten ankamen war das Lokal geschlossen. Semir hämmerte mit Fäusten gegen die Tür, bis endlich jemand aufmachte. „Hey…so eilig kann ….“ der Mann der ihn ansah stockte, denn er hatte bereits Semirs Ausweis und Durchsuchungsbefehl vor der Nase. „Schnauze halten!“ fauchte er ihn an und zog ihn direkt zur Seite. Das SEK und Ben gingen an ihn vorbei und während Semir auf den Mann aufpasste, durchsuchten sie Zimmer für Zimmer. Doch sie fanden weder Jenny noch Leonie noch minderjährige Mädchen. Stenger schien alles „gesäubert“ zu haben. Nach nur 30 Minuten hatten sie das Haus durch und fuhren zum nächsten. Doch egal welches Etablissement sie vornahmen, es kam nichts dabei raus. Nach dem vierten Bordell sah Semir Ben an. „Das war das Letzte in Köln. Die anderen Häuser stehen in Düsseldorf.“ meinte er. Ben nickte. „Ich hab eine andere Idee…wir werden uns Stenger direkt vornehmen!“ schlug er vor. Semir grinste leicht. „Das ist eine gute Idee.“ stimmte er zu. Schnell war mit dem SEK abgesprochen wie nun weiter gegangen wurde. Semir wählte Kim Krüger an. „Frau Krüger, die Häuser in Köln sind negativ. Das SEK wird nun nach Düsseldorf fahren und dort die Clubs auseinander nehmen. Ben und ich fahren ins Gefängnis um Stenger zu befragen.“ erklärte er. „Halten Sie das für eine gute Idee?“ wollte Kim wissen. „Nein, aber es ist die einzige Möglichkeit Jenny und das Mädchen zu befreien.“ gab Semir zurück. Kim gab ihr Okay und Semir fuhr mit Ben los. Sie brauchten nur knappe 10 Minuten bis sie in Ossendorf angekommen waren wo Stenger einsaß. Doch als sie dort ankamen herrschte dort ein heilloses Durcheinander. Ein Rettungswagen stand vor der Tür. Sie wurden von mehreren Beamten aufgehalten und erst als Semir und Ben sich auswiesen wurden sie zum Direktor gebracht. -
„Was ist denn hier los?“ wollte Semir von dem Leiter wissen. „Wir können es uns auch nicht wirklich erklären, aber leider gab es hier einen…wie soll ich es nennen….Unfall. Herr Reinhold Stenger wurde in seiner Zelle tot aufgefunden. Der Arzt konnte ihm nicht mehr helfen. Wir vermuten, dass andere Insassen ihn aufgrund seiner Haftgründe umgebracht haben. Ich denke, ich erzähle ihnen nichts Neues, dass ein Kinderschänder und Vergewaltiger kein leichtes Leben im Gefängnis hat. Wir haben Herrn Stenger zwar abgeschirmt, aber irgendwie ist es einigen Insassen doch gelungen zu ihm zu kommen. Der Arzt hat festgestellt, dass er brutal vergewaltigt wurde und dass ihm so ziemlich alle Knochen gebrochen worden sind. Eine Rippe hat sich in seine Lunge gebohrt und ihn so getötet. Leider ist unsere Kameraüberwachung in diesem Bereich ausgefallen und können wir nicht sagen wer dafür verantwortlich ist.“ berichtete der Direktor. Semir sah Ben an. „Da ist doch was faul…“ meinte er nachdenklich. Ben nickte. „Vielleicht kann uns Richter helfen.“ schlug er nun vor. Semir nickte. „Können Sie uns Jan Richter bitte in einen der Räume bringen lassen?“ wandte er sich an den Direktor. Jan Richter war ebenfalls in diesem Gefängnis untergebracht, jedoch in einem anderen Trakt. „Natürlich…“ nickte er und ließ Jan Richter direkt ins Büro bringen. Die Begrüßung von Semir war kühl. „Wir brauchen deine Hilfe.“ erklärte er kurz. Jan nickte. „Wenn ich so meine Unschuld beweisen kann, dann helfe ich dir.“ stimmte er zu. „Ob es deine Unschuld beweist, kann ich nicht sagen. Du weißt sicher das Stenger tot ist oder?“ wollte Semir wissen. Jan nickte. „Das habe ich gehört. Solche Nachrichten verbreiten sich sehr schnell.“ nickte Jan. „Wo kann Stenger Leonie und Jenny hingebracht haben?“ fragte Ben nun. Jan sah ihn an. „Das weiß ich nicht. Stenger hat keine Besitztümer und wir haben vermutet dass er eigentlich nur ein Handlanger eines unbekannten Bosses ist. Aber wir haben noch keine Beweise gehabt.“ erklärte Jan. Semir sah ihn an. „Warum hast du uns das nicht erzählt?“ wollte er nun wissen. „Semir…wir hatten keine Hinweise. Es war lediglich ein Bauchgefühl von mir.“ erklärte Jan. „Okay…und du hast keinen Verdacht? Jan…dieser Kerl…wenn es ihn gibt, hat Jenny und Leonie. Was mit den Beiden passiert, wenn wir sie nicht finden, muss ich dir sicher nicht erst erzählen oder?“ hakte Semir nach. Jan schüttelte den Kopf.
Jenny sah sich kurz um. Heute war es trüb und die Sonne konnte sie nicht als Orientierungspunkt nehmen. Doch dann sah sie einen Strommast im Feld stehen. „Siehst du den Strommast?“ wollte sie von Leonie wissen. „Ja…“ nickte das Mädchen. „Wir werden dort jetzt hingehen. Das ist unser Orientierungspunkt. Wenn wir dort sind, werden wir den zweiten suchen und darauf zu gehen und immer so weiter. Wir werden immer nur geradeaus gehen, bis wir die Straße erreichen und dort halten wir dann einen Wagen an, der uns mitnimmt.“ erklärte sie dem Mädchen. Leonie nickte. „Dann los!“ forderte Jenny auf. Sie nahm die Hand des Mädchens und lief los. Das Haus wo sie und Leonie gefangen gehalten wurden, sah sie schon nicht mehr aber sie hörte einen der Männer wütend brüllen. „Sucht sie!!“ hörte sie einen der Männer sagen. „Mist..“ fluchte sie leise. Die Zeit wurde knapp. Sie rannte mit Leonie los. Jenny wusste nur zu gut, dass sie dennoch vorsichtig sein musste. Im Maisfeld waren meist auch Vögel und wenn sie die aufschreckte dann wussten die Kerle, wo sie war und würden die Verfolgung direkt ins Maisfeld aufnehmen. Wie gut, dass sie von ihrem Großvater einiges gelernt hatte. Sie gingen immer tiefer ins Maisfeld und standen nach einer guten halben Stunde am Strommast. Leonie sah sie an. „Jenny ich kann nicht mehr…ich habe Hunger…“ sagte das Mädchen. Jenny nickte. „Ich hab nichts dabei, aber ich verspreche dir, wenn wir hier raus sind, dann lade ich dich zum Essen ein. Was ist dein Lieblingsessen?“ wollte sie von dem Mädchen wissen. „Ich mag Spaghetti mit Ketschup…“ kam von Leonie. Jenny lächelte leicht. „Na das ist ja ein Zufall…das ist auch mein Lieblingsessen.“ gab sie zu. Sie sah sich suchend nach dem zweiten Mast um und so ging es immer weiter. Auch den zweiten Mast erreichten sie ohne Probleme. Hinter sich hörte sie es rascheln. Außerdem hörte sie einen Motor, doch sie konnte nicht zuordnen zu was für einem Fahrzeug er gehörte. Verdammt sollten die Verbrecher es geschafft haben sie einzuholen? -
„Chefin…ich weiß was ich heute Morgen gesagt habe! Aber Jan ist der einzige der Stenger wirklich gekannt hatte, weil er die Ermittlungen geführt hat und er will helfen.“ erklärte Semir seiner Vorgesetzten per Telefon. „Wie ist Stenger tot?“ hakte sie nach. „Er wurde totgeschlagen und nach der Auskunft des Direktors mehrfach vergewaltigt.“ ging es bei Semir weiter. „Also gut…Jan Richter darf Ihnen helfen, aber Sie werden ihn nicht aus dem Gefängnis holen! Er bleibt weiter in Haft! Passen Sie auf sich auf!“ bat Kim Krüger. „Danke Chefin… das werde ich.“ versprach Semir und beendete das Gespräch. „Also gut Jan…was weißt du über Stenger oder besser über einen unbekannten Boss.“ forderte Semir seinen Expartner auf ihm alles zu erzählen. „Das meiste über Stenger weißt du auch. Du hast doch die Akte gelesen. Was für mich deutlich war, ist dass es einen Hintermann geben muss. Die Mädchen die wir als letztes auf dem Schiff befreit hatten, waren nach Deutschland gebracht worden als Stenger bereits verhaftet war. Das heißt es muss jemand organisiert haben. Ich weiß dass solche Dinge nicht so einfach zu regeln sind, aber ich glaube nicht, dass Stenger es gemacht hat. Seine Männer sicher auch nicht. Das sind brutale Schweine, die aber nicht von hier nach dort denken können. Es muss jemand sein, der logistisch denken kann. Allerdings habe ich keine Hinweise wer es ist. Es könnte jeder sein, der mit Stenger in Kontakt ist. Jemand aus der Botschaft, jemand von der Ausländerbehörde…“ erklärte Jan. Semir nickte nachdenklich. „Okay…was ist denn mit diesem Anwalt? Dieser Roth?“ wollte er nun wissen. Jan zog die Schultern hoch. „Er ist unbescholten. Aber um nachzuweisen, dass er wirklich etwas damit zu tun hat, fehlen uns Beweise.“ gab Jan von sich. „Was auch nicht heißt, dass er unschuldig ist.“ warf Ben ein. „Das ist richtig. Semir…lass mich mit euch gehen…ich kann euch helfen…“ flehte Jan. Semir sah Ben an und dieser schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich habe meine Anweisungen und ich werde mich diesmal daran halten“ legte Semir fest.
Günter Jolle hielt seinen Maishecksler an. War da nicht eben etwas durch sein Feld gelaufen? Bewegten sich da nicht ein paar der Pflanzen?Ja da war es wieder! Das konnte keines der üblichen Tiere wie Rabe oder Kannichen sein, da war Günther sich sicher. Es musste ein Mensch sein! Wusste diese Person denn nicht, dass es gefährlich war zwischen den hohen Pflanzen herum zu rennen? Gerade wenn der Mais schon so reif war? Es war doch immer möglich, dass man da mit der Erntemaschine durchfuhr. Na die konnten gleich ihr blaues Wunder erleben, dachte er und zog den Schlüssel ab. Dann stieg er von dem Trecker und ging hinter der Person her. Gerade noch sah er sie nach rechts abbiegen. Er legte einen Schritt zu und sah, dass es sich um zwei Personen handelte. Eine Frau und ein Kind. Aber irgendwas hielt ihn davon ab, zu rufen. Irgendwie spürte er dass hier etwas nicht stimmte. Vielleicht war es ja eines der Mädchen die auf dem alten Bauernhof herum liefen. Er hatte schon öfter Thailänderinnen gesehen. Er hatte auch versucht mit ihnen zu sprechen, doch sie verstanden ihn nicht. Er ging schneller, doch plötzlich war die Frau verschwunden. Verdammt, dachte er. Er konnte doch mit der Maschine nicht weiter fahren und dabei die Gefahr laufen, die Frau und das Kind zu überfahren. Allerdings hatte er vom Trecker aus eine bessere Sicht. Entschlossen ging er zur Maschine zurück und fuhr nur wenig später in die Richtung in der er glaubte, die beiden gesehen zu haben. Vorsichtig fuhr er über das Feld und hielt Ausschau nach den Beiden. Er sah nach links, nach rechts….doch er konnte sie nicht erkennen. Sie schienen stehen geblieben zu sein. Nun musste er noch vorsichtiger fahren. Und plötzlich sprang eine Frau hervor. Günter stieg auf die Bremse und der große Trecker blieb mit einem Ruck stehen. „Sind Sie denn wahnsinnig?!“ fauchte er die Frau an. „Polizei! Der Trecker ist beschlagnahmt!“ erklärte sie und hob das Kind, welches sie bei sich hatte auf den Trecker. „Halt dich fest Leonie…“ forderte sie und stieg selbst auf. „Fahren Sie schon! Schnell!! Haben Sie ein Handy?“ wollte die junge Frau wissen. „Was? Ja…ja…warten Sie...“ nickte Günter. Er war völlig erschrocken über das Auftreten von der Frau. Er gab ihr das Handy. -
Carsten fluchte verhalten. Das Mädchen und die Polizistin waren weg. Vor wenigen Augenblicken hatte er das Gefängnis geöffnet und Wolfgang gefesselt vorgefunden. Er hatte seine Komplizen aufgefordert sie sofort zu suchen, doch die Suche wurde ergebnislos aufgegeben. „Die kann nur im Maisfeld sein!“ stieß Burkhardt aus, der nun zu ihm kam. „Darin findest du nicht mal ne Maus wieder! Verflucht!! Dieser Säufer hätte sich einfach nur zurück halten müssen!“ fauchte Carsten wütend und genau in diesem Augenblick kam Wolfgang zu ihm. „Es tut mir Leid…wirklich…ich wollte das nicht. Ich habe den Beiden das Essen gebracht und da hat sie mich überwältigt.“ erzählte er. Carsten sah ihn von oben bis unten an. „Wirklich? Und da hat sie dir dann mit auf dem Rücken gefesselten Armen die Hose geöffnet oder was?“ verhöhnte er ihn. „Nein…ich..ich war vorher auf Toilette und…ich hab vergessen sie zu schließen. Bitte…du musst mir glauben. Ich finde sie für dich…ich werde diese kleine Schlampe für dich umbringen…ich …“ stammelte der Mann. „Du wirst niemanden umbringen. Kapierst du eigentlich nicht, dass die Kleine und das Mädchen dem Boss ne Menge wert war? Wenn der erfährt, dass du sie vernaschen wolltest dann rastet er aus!“ fauchte Carsten. „Aber ich wollte das nicht! Wirklich…ich…sie wollte das ich… Es ist einfach über mich gekommen. Sie sah so niedlich aus….sie hatte Angst und das hat mich einfach angemacht. Ich bin doch auch nur ein Mann.“ stammelte Wolfgang und suchte nach einer guten Entschuldigung. Ein Schuss hallte und Wolfgang ging mit erstauntem Blick zu Boden. Seine Hände krallten sich noch in Carstens Jacke fest, doch damit konnte er sich nicht halten. Auch Carsten war geschockt und er sah dass hinter seinem toten Komplizen Armin Roth stand. Dieser hatte eine Waffe in der Hand, die immer noch qualmte. „Die Entschuldigung ist angenommen.“ sagte er und steckte die Waffe weg. „Habt ihr alles durchsucht?“ wandte er sich an Carsten. „Bis auf das Maisfeld.“ nickte er. „Okay…lassen wir es. Wir haben keine Zeit mehr. Die Bullen durchsuchen die Bordelle und wir mussten die Mädchen da raus holen. Sie werden gleich hier sein und dann auf die Wagen verteilt. Wir bringen sie erst einmal hier unter!“ legte Armin Roth fest. „Was ist mit Stenger?“ hakte Carsten nach. „Darum haben sich ein paar Freunde im Knast gekümmert. Er war ein zu großes Risiko.“ gab Roth von sich. „Die Bullen werden hier auftauchen sobald die Kleine Kontakt mit den Kollegen aufgenommen hat. Wir müssen verschwinden. Stenger ist tot?“ wollte Carsten sicher gehen. Armin Roth nickte. „Okay…dann bringen wir die Mädchen … ja wohin denn?“ Er sah Carsten an. Doch auch dieser wusste keine Möglichkeit. „Gut, dann doch hier!“ legte Armin fest. „Im Keller unter der Scheune? Der ist ja mittlerweile fertig und dort weiß niemand den Eingang.“ grinste Carsten plötzlich. Armin Roth nickte. „Da können wir uns auch verstecken. Sobald die Bullen weg sind, hauen wir auch ab. Die Mädchen lassen wir hier zurück.“ schlug er vor. Carsten sah ihn an. „Die verhungern dort, wenn sie nicht gefunden werden.“ Gab er zu bedenken. Armin grinste leicht. „Na und? Ist doch nicht mein Problem. Wir werden uns nach Osten absetzen und dort neu anfangen. Neue Mädchen, neue Geschäfte…“ sinnierte er. Carsten nickte. „Okay…dann los! Ach so… Ich brauche einen Nachfolger. Wie wäre es wenn du seine Stellung übernimmst? Mit allen Freiheiten die Stenger gehabt hat.“ schlug Armin vor. Carsten nickte. „Klar….“ nahm er das Angebot an.
Semir zuckte zusammen als sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. Die Nummer die dort anrief kannte er nicht. Sollte es einer der Entführer sein? Vielleicht hatte Jenny den Männern seine Handynummer gegeben. „Gerkhan…“ meldete er sich. „Semir!! Ich bin es!! Ich konnte mit Leonie fliehen!! Ihr müsst mich abholen!“ hörte er Jenny. „JENNY!! Wo bist du?“ fragte er sofort. „Wo sind wir hier?“ hörte er sie jemanden fragen. „Zonser Grind!“ hörte Semir. „Wir sind schon unterwegs!“ gab er durch. „Semir…warte…ich gebe dir jemanden…“ warf Jenny ein. „Hallo hier ist Günter Jolle…ich habe ein Maisfeld im Zonser Grind. Mein Hof liegt an der Oberstraße 15, 41541 Dormagen.“ hörte er einen Mann sagen. „Okay…passen Sie bitte auf die Beiden auf. Wir sind auf dem Weg!“ gab er durch und beendete das Gespräch. Ben sah ihn immer wieder an und dann auf die Straße. „Das war Jenny. Sie konnte mit Leonie entkommen. Die Beiden befinden sich in Dormagen.“ erklärte er. Ben nickte und stieg in die Eisen. Er wendete und fuhr auf die Autobahn nach Dormagen. „Sagst du Torben Bescheid?“ bat Ben ihn. Semir nickte und wählte das Handy von Torben Benz an, der immer noch in der PAST saß. „Torben…Semir hier. Wir haben Leonie. Sie sind geflohen und wir holen sie jetzt ab.“ gab er nur durch. Sein Gesprächspartner stöhnte auf. “Gott sei Dank… danke… danke..“ schluchzte er am Telefon. „Wir kommen mit Leonie auf die Wache.“ versprach Semir. Ben sah in den Rückspiegel. „Damit wäre die Sache fast erledigt. Wenn Jan was mit der Sache zu tun hat, dann kann Jenny uns vielleicht helfen, ihn zu überführen.“ meinte Ben nachdenklich. „Wenn…ich habe immer noch meine Zweifel und bevor du etwas sagst…nein, das hat nichts mit Freundschaft zu tun. Aber ich habe seine Familie kennen gelernt und es hat nichts mit André zu tun. Da habe ich einen Fehler gemacht….“ erklärte Semir. Ben nickte. „Ich sag doch nichts.“ gab Ben zurück. „Aber deine Gedanken sind laut genug!“ grinste Semir. Sie erreichten ihr Ziel und Semir stieg aus. Er sah sich intensiv um, doch der kleine Bauernhof schien leer zu sein. Dann öffnete sich die Tür und Jenny kam zu ihm. „Semir! Gott sei Dank….“ stieß Jenny aus. Semir sah sie prüfend an. Das blaue Auge war deutlich zu sehen. „Bist du verletzt? Brauchst du einen Arzt? Wo ist Leonie?“ schoss er die Fragen ab. „Sie ist noch im Haus bei Herrn Jolle. Und was die Verletzung angeht…das heilt wieder.“ gab Jenny zurück. Nun kam ein Mann mit Leonie aus dem Haus. Jenny sah ihn an. „Danke…“ sagte sie und stieg in den Wagen. Gemeinsam ging es zur Wache zurück. -
Torben Benz ging in der PAST hin und her. immer wieder sah er auf die Uhr. Die Zeit schien zu kriechen. „Wo sind sie denn nur?“ wandte er sich an Susanne. „Sie kommen sicher gleich.“ versuchte sie ihn zu beruhigen. Torben nickte. „Ja ich weiß…ich will nur meine Tochter wieder in die Arme schließen.“ Er sah Susanne an und dann zu Boden. „Als Frau Krüger mir sagte, das Stenger tot ist…da habe ich mich gefreut…verstehen Sie das? Ich habe mich über den Tod eines Menschen gefreut….bin ich krank?“ fragte er plötzlich. Susanne sah ihn an. „Warum sollten Sie krank sein? Es ist nachvollziehbar. Für mich jedenfalls. Ich glaube, ich wäre auch froh dass er tot ist, wenn er mir das angetan hätte, was er Ihnen angetan hat.“ gab sie zu. „Aber es ist nicht richtig. Ich weiß es….Gott würde es nicht für gut heißen. Das Leben ist das größte Gut…und man sollte sich nicht über den Tod eines Menschen freuen.“ gab Torben zu. Wieder sah er zur Uhr. Es waren gerade mal drei Minuten vergangen. „Können Sie Semir nicht noch mal anrufen wo er bleibt?“ bat er die Sekretärin. „Herr Benz….die Fahrt vom Zonser Grind bis hier her dauert knappe fünfzehn Minuten. Bitte haben Sie noch etwas Geduld…“ lächelte Susanne zuversichtlich. „Aber es sind doch schon fast zwanzig Minuten her, dass ich mit ihm telefoniert habe. Ich habe Angst, dass etwas dazwischen kommt.“ gab Torben zu. Doch genau in diesem Augenblick ging die Tür auf. “PAPA!!“ schrie Leonie und rannte auf ihren Vater zu. Torben sah in ihre Richtung, ging in die Knie und hielt die Arme auf. Er fing seine Tochter auf und drückte sie fest an sich. Er weinte vor Glück und hielt sie einfach nur fest. „Sie ist unverletzt…“ lächelte Semir ihn an. Torben nickte. „Danke…“ sagte er mit erstickter Stimme. „Papa…ich hatte so eine Angst…“ kam weinend von Leonie. „Ich weiß mein Schatz…aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ich werde dich nie wieder allein lassen, das verspreche ich dir.“ gab Torben von sich und küsste die Stirn seiner Tochter.
Susanne sah Jenny erleichtert an. „Wie gut, dass du wieder da bist. Was ist mit dir passiert? Brauchst du einen Arzt? Dein Auge sind ja schlimm aus.“ Wollte sie von der jungen Kollegin wissen. „Nein…das ist okay. Es ist nur jemand etwas zudringlich geworden. Ich hole mir gleich ein Coolpad und gut ist.“ gab sie zurück. Semir kam von der Berichtserstattung aus dem Büro der Chefin. „Ach Semir…noch eins. Einer der Typen die dich niedergeschlagen haben, hat gesagt, dass sie Jan Richter die Schuld in die Schuhe schieben würden. Also das mit dem Safehouse.“ erklärte sie. Semir sah Ben an. „Dann hat Jan nichts damit zu tun.“ stellte er fest. Jenny schüttelte den Kopf. „ Das hab ich nicht gesagt, aber ich vermute es anhand der Aussage. Er war wohl der Bande zu sehr auf die Füße getreten. Zumindest habe ich das mitbekommen.“ erklärte sie erneut. „Hast du noch mehr mitbekommen?“ hakte Ben nach. „Leider nein. Leonie und ich wurden eingesperrt und haben auch erst heute Morgen was zu essen bekommen. Heute Morgen kam dann ein Kerl rein und wollte mir zeigen wie gut er ist. Ich konnte ihn überlisten und bin mit Leonie geflohen. Der einzige Weg, der mir sicher schien, war durch das Maisfeld. Ich hab allerdings als ich mit Leonie durch bin, einen Schuss gehört.“ berichtete Jenny. „Wo du genau warst, weißt du nicht? Wie lange bist du gelaufen?“ hakte Ben nach. „Ich glaub es war eine Stunde oder mehr…ich bin wie mein Großvater es mir immer gezeigt hat auf ein Zielpunkt im Maisfeld zugelaufen. Das waren die Strommasten. Ich hatte gehofft so zur Straße zu kommen. Dann hat mich Herr Jolle gefunden und wir sind mit dem Traktor weg.“ erzählte Jenny weiter. „Meinst du, du könntest das Haus wiederfinden wo du warst?“ wollte Semir wissen. „Es war ein Bauernhof, das weiß ich. Die Felder waren zu sehen und auch ein Wald. Ja…ich denke schon.. und notfalls kann uns sicher der nette Mann helfen. Dieser Jolle.“ nickte Jenny. „Gut, dann auf!“ forderte Ben. Semir nickte. „Susanne, schick uns das SEK zum Bauernhof von Jolle! Wir werden dort auf sie warten und dann diesen Bauernhof stürmen! Sag der Krüger Bescheid!“ befahl er während er bereits auf den Weg nach draußen war.
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Semir setzte sich ans Steuer und wartete bin Jenny und Ben ebenfalls kamen. Nervös trommelte er auf mit den Fingern auf das Lenkrad. Endlich waren die Beiden im Wagen. „Was dauert das denn so lange?“ fragte er wütend. „Fahr los!“ befahl Ben grinsend. Semir nickte und trat das Pedal durch. Während der Fahrt sah er dass Jenny immer wieder auf ihr Handy sah. „Was hast du?“ wollte er neugierig wissen. „Ich habe den Zonser Grind mal auf Goggle-Maps eingegeben. Und ich glaub ich weiß wo wir hin müssen, aber mir wäre es lieber wenn uns der Bauer es bestätigt. Denn da sind einige Bauernhöfe und ich weiß nicht so genau welcher das nun war. Herr Jolle kann es bestimmt sagen.“ gab sie zurück. Semir sah zu Ben. „Ein schlaues Mädchen…“ grinste er seinen Partner an. „Sie hat von mir gelernt.“ nickte Ben nur. Ein Blick von Semir sagte alles. Als sie auf dem Hof ankamen, war Günther Jolle gerade dabei den Stall auszumisten und fuhr eine Karre mit Dung über den Hof. „Herr Jolle!“ rief Jenny und der Bauer sah sie an. „Ah…jetzt sehen Sie wieder besser aus. Was kann ich für Sie tun?“ wollte er freundlich wissen. „Herr Jolle…meine Kollegin, die Sie dankenswerter Weise unterstützt haben, sagte uns, dass Sie den Bauernhof, von dem sie geflohen ist, kennen.“ fing Semir an. „Ja…der alte Hof. Der ist leider ziemlich verkommen, zumindest was die Ackerwirtschaft betrifft. Vieh wird da eh nicht gehalten. Zumindest habe ich da nie etwas gesehen. Es sei denn die betreiben die Vielweiberei als Viehzucht.“ gab Jolle zu und grinste leicht. Semir sah ihn an. „Wie meinen Sie das?“ hakte er sofort nach. „Nun ja…das geht jetzt schon seit einigen Monaten so. Dort waren ständig asiatische Mädchen. LKW-weise wurden die dort angekarrt. Ich möchte gar nicht wissen wo die geschlafen haben. Und die Kerle die hier waren, waren ganz sicher keine Bauern.“ beschwerte sich Jolle. „Warum haben Sie nicht die Polizei angerufen?“ warf Jan ein. „Wir Bauern sind für uns allein. Wir reden nicht übereinander und schwärzen uns schon gar nicht an. Was stimmt denn nicht mit den Dingern? Da ist doch heute schon wieder ne Ladung angekommen. Da sind ein paar hübsche drunter.“ grinste Jolle. „Diese hübschen Dinger, werden gefügig und drogensüchtig gemacht und dann an Bordelle verkauft. Zuvor werden sie wie man es so schön nennt eingeritten. Das heißt sie werden mehrfach vergewaltigt.“ berichtet Ben. Günther Jolle sah ihn geschockt an. „Soll das heißen, dass dort ein Bordell betrieben wird?“ hakte er nach. „Nein…dort werden die Mädchen zwischengelagert, wenn Sie wollen. Heute Morgen ist noch eine Ladung angekommen?“ fragte Semir. „Diese Schweine! Ja…. ich bin ja nicht neugierig aber ich habe heute Morgen einen LKW gesehen. Da sind bestimmt 15 oder 20 junge Dinger.“ nickte Jolle. „Okay…wir schauen und um. Sie bleiben hier! Wo genau ist der Hof?“ hakte Semir nach. „Das ist Leinpfad 43.“ gab Jolle von sich. Semir gab Ben die Daten weiter die dieser sofort an das SEK weiterleitete.
Ben sah Semir an. „Das SEK braucht noch ein paar Minuten.“ erklärte er. Sie stiegen in den Wagen und fuhren zu der Adresse, die Jolle ihnen genannt hatte. Semir hielt den Wagen einige Meter hinter dem Bauernhof an. „Dann sehen wir uns die Sache jetzt mal kurz an.“ legte Semir fest. Ben grinste. „Kurz? Wie meinst du das? Wolltest du nicht auf das SEK warten?“ hakte Jenny nach. Semir nickte und stieg aus. Ben und Jenny folgten ihm. „Ja, das wollte ich auch, aber da wusste ich auch noch nicht, dass die da Mädchen auf dem Hof haben. Jenny…wir müssen jetzt was tun, bevor die abhauen. Glaubst du im Ernst, die schleppen die Mädchen da umsonst hin?“ wollte Semir wissen. „Und was genau hast du vor? Willst du da rein marschieren und die Typen allein festnehmen? Wir wissen doch nicht einmal mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben!“ gab Jenny zu bedenken. „Das wäre zwar der Optimalfall, aber das kriegen wir allein nicht hin. Nein…Ben und ich werden uns zum Haus schleichen und uns dort umsehen. Oder besser noch die Scheune nehmen. Du hast doch gesagt, dass der Keller durch eine Klappe zu betreten ist oder?“ hakte Semir nach. Jenny nickte. „Dann könnte auch in der Scheune ein solcher Keller sein. Das heißt wir hätten vielleicht zwei Orte wo die Mädchen sind und die will ich raus haben!“ legte er fest. „Und was soll ich machen?“ hakte Jenny nach, die absolut keine Lust hatte nur Däumchen zu drehen. Ben grinste leicht. „Du wartest hier auf das SEK und kommst dann mit den Jungs nach.“ schlug er vor. „Aber ich will jetzt mitmachen!“ forderte Jenny. „Du wartest hier!!“ befahl Semir nun schärfer. Jenny verschränkte die Arme vor der Brust. „Hast du mich verstanden? Du wirst dich an die Befehle halten! Klar?“ wollte Semir nun wissen. Er sah Jenny ernst an. „Ja …!“ fauchte diese zurück. „Okay….los Ben…!“ Ben nickte. Sie schlichen über die Straße und waren nur kurz darauf auf dem Grundstück. Vor dem Haus standen ein LKW und drei PKWs. -
Carsten sah die halbnackten Mädchen an. „Los! Macht das ihr da runter kommt!“ fauchte er die eh schon verängstigten Mädchen, die nun die Leiter in der Scheune nach unten stiegen. Es ging ihm viel zu langsam und so trat er dem ersten Mädchen in seiner Reichweite auf die Finger. Das Mädchen schrie auf und ließ wie von Carsten beabsichtigt los. Die anderen Mädchen die unten waren, wollten sie festhalten, doch sie schafften es nur, dass alle herunter fielen. Carsten lachte gehässig auf, als er den Haufen sah. Armin Roth kam zu ihm. „So, das sind die Letzen. Wir werden die Weiber da unten einsperren und dann nichts wie weg. Der Bauernhof ist versichert und leider wird er hier noch heute in Flammen stehen.“ grinste er. Carsten sah ihn an. „Ja, sowas kann passieren.“ stimmte er zu. „Schade eigentlich. Da sind ein paar hübsche Dinger, die sicher noch Geld einbringen würden.“ hängte er an. „Ja du hast Recht, aber ohne sie sind wir unauffälliger. Wenn uns die Bullen uns anhalten und die Mädchen bei uns sehen, können wir denen sicher nicht erklären, dass wir mit denen einen Ausflug machen. Die werden die Autobahnen schon gesperrt haben. Flughäfen und Bahnhöfe kannst du auch vergessen. Also müssen wir unauffällig bleiben.“ erklärte Armin. Nun kam auch Burkhardt rein gerannt. „Draußen schleichen zwei Leute rum. Der eine ist der Bulle, der bei der Kleinen war!“ stieß er aus. „Verdammt!“ fauchte Carsten. Doch Armin blieb ruhig. „Nur keine Sorge…auf zwei weitere Brandleichen kommt es nicht mehr an. Carsten… du wirst dich hier hinten verstecken und wartest bis die Bullen hier drin sind. Burkhardt, du ziehst die Leiter aus dem Keller und lässt die Klappe offen. Die Weiber werden anfangen zu brüllen und die Bullen werden sie sicher versuchen zu retten. Wenn ich die Bullen richtig einschätze werden sie sich teilen. Das heißt einer wird vermutlich zum Haupthaus gehen und einer in die Scheune. Carsten wird den in der Scheune vornehmen und ich den am Haus. Wir werden beide ausschalten zu den Weibern sperren und dann werden wir die Scheiße hier anstecken!“ legte Armin fest. Carsten nickte. „Alles klar!“ stimmte dieser zu. Sie bereiteten die Falle vor.
Jenny ging auf und ab. Sie fand es überhaupt nicht gerecht, dass Semir und Ben ihren Spaß hatten und sie hier warten sollte. Vielleicht sollte sie auch einfach mal den Befehl nicht folgen. Immerhin machten Ben und Semir das ständig. Ja…sie würde dem SEK einen Zettel an den Wagen kleben und dann zum Hof gehen. Sie war ja schon einmal da und das konnte ihr zum Vorteil gereichen. Jenny war so in Gedanken, dass sie gar nicht merkte wie sich jemand ihr näherte. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte sie erschrocken zusammen und ging direkt in die Angriffsposition. „Oh…ich wollte Sie nicht erschrecken..“ kam von Günther Jolle. „Was machen Sie hier?!“ fauchte Jenny ihn an. „Ich wollte helfen. Ich meine, wenn ich schon vorher die Polizei gerufen hätte, dann wäre es sicher gar nicht so schlimm gewesen, aber ich wollte nicht, dass man mich für einen Spanner hält.“ fing Jolle an. „Spanner?“ hakte Jenny nach. Sie sah auf die Uhr. „Ja…ich meine, ich habe die Weiber vom Maisfeld aus gesehen als sie reingebracht wurden und….also sie wurden in die Scheune gebracht …“ kam von Jolle. Jenny nickte „Okay…Herr Jolle! Sie können mir helfen. Ich werde jetzt zu meinen Kollegen gehen und Sie werden hier auf die Kollegen vom SEK warten und sie dann sofort zu uns schicken!“ bat Jenny. Jolle nickte. Jenny überprüfte ihre Waffe und ging mit dieser im Anschlag auf den Hof zu. Sie war jederzeit bereit sich zu wehren. Ein Blick ging zum Haupthaus wo sie Semir sah. Schnell machte sie einen Schritt zur Seite, vielleicht war es besser, wenn sie nicht von ihm gesehen wurde. Semir verschwand in dem Haus und Jenny betrat die Scheune. Sie sah mehrere Männer in der Mitte stehen, die sich angeregt unterhielten. Alle hatten ihr den Rücken zugedreht und so konnte sie sich hinter einen der Heustapel verstecken. Nun musste sie nur noch warten bis die Kerle die Scheune verließen. Vorsichtig lugte sie an einem der Heuballen vorbei. Sie sah wie einer der Männer die Leiter aus einer Lucke zog. Semir hatte also Recht. Hier gab es noch einen Keller und dort waren sicher die Mädchen versteckt. Ein Schatten an der Hintertür huschte vorbei. Mist, wenn das noch einer von den Kerlen ist, dann war ihr der Fluchtweg abgeschnitten. Und als sie sich wieder auf die Männer in der Scheune konzentrieren wollte, waren sie verschwunden. Fuck, dachte sie…und jetzt? -
Semir und Ben hatten sich nach kurzer Absprache doch getrennt. Während Semir zum Haupthaus ging, hatte Ben sich für die Scheune entschieden. „Sei vorsichtig! Wir gucken nur. Zugriff erst wenn das SEK da ist.“ mahnte Semir. Ben nickte. „Das gleiche gilt für dich!“ gab er zurück. Semir ging um das Haus herum und sah vorsichtig durch die Fenster. Das Haus schien leer. Egal durch welches Fenster er schaute, es war nichts zu sehen. Vielleicht waren die Kerle doch schon ausgeflogen, doch warum waren dann die Autos noch da? Semir war mittlerweile auf der Rückseite des Hauses und sah, das eine Tür offenstand. Einfacher ging es nun wirklich nicht. Er überprüfte seine Waffe und betrat das Haus. Vorsichtig sah er um die erste Ecke in die Küche. Alles war peinlich sauber. Semir ging auf das nächste Zimmer zu. So ging es weiter und es blieb nur noch der Keller über. Er dachte über die Aussage von Jenny nach. Sie war im Haupthaus durch eine Klappe aus dem Keller gegangen. Er überprüfte den Boden. Im Flur sah er eine Klappe im Boden und öffnete sie. Tatsächlich war darunter ein langer Gang. Semir überlegte sich ob er nach unten gehen sollte. Immerhin konnte es gut sein, dass die Gangster sich dort versteckten oder aber die Mädchen hier unten gefangen gehalten wurden. „Okay…ab geht’s“ forderte er sich selbst auf und stieg die Leiter runter. Immer wieder sah er nach unten und nach oben. Nicht dass ihm ein Gangster zum Verhängnis wurde, doch es war und es blieb ruhig. Semir erreichte den Boden und sah sich erneut um. Hier gingen mehrere Räume ab und er ahnte wozu diese gedient hatten. Es bestätigte sich als er den ersten Raum öffnete. An dem Bett war Fesselmaterial angebracht. Breite Lederriemen zierten Kopf- und Fussteil. Semir ging weiter. Auch die anderen Räume sahen nicht anders aus. Mittlerweile war er schon ein ganzes Stück von der Leiter, die nach oben führte weg, als er ein Geräusch hörte. Er wollte sich umdrehen, doch dann bekam er die Kraft eines Elektroschockers zu spüren und ging zu Boden. Er verlor jedoch nicht das Bewusstsein, aber er konnte sich nicht bewegen. „Neugier wird bestraft!“ verhöhnte ihn eine Stimme. Semir erkannte die Stimme. Sie gehörte dem Mann, der ihn im Gefängnis durchsucht hatte. Er spürte wie der Mann ihn packte und in eines der Zimmer zog. Dann wurde er auf das Bett geworfen. Mit schnellen Griffen wurde er daran gefesselt. „So gefällt mir das schon viel besser. Ich hätte dich direkt kalt machen sollen. Aber nun gut….“ grinste ihn der Mann an. „Und nun wünsche ich angenehmes Sterben!“ hängte er lachend an. Semir wurde klarer und zerrte an den Fesseln. „Ich bin nicht allein! Draußen ist die Hundertschaft. Das Beste wäre, wenn Sie aufgeben.“ versuchte Semir vergeblich. Der Mann verließ den Raum und schloss die Tür.
Ben ging zur Scheunentür und sah hindurch. Die Scheune war leer, soweit er es sehen konnte. Zumindest war niemand direkt zu sehen. In dem Boden, das konnte er von hier aus sehen, war eine Klappe. Also war da tatsächlich ein Keller. Flink wie ein Wiesel schob sich Ben durch das halboffene Tor und versteckte sich zunächst hinter einen der Ballen. Dort überprüfte er seine Waffe und atmete noch einmal tief durch. Dann huschte er zur Klappe und sah hinunter. Er sah auf die verängstigten Gesichter asiatischer Mädchen. Er sah sich suchend nach einer Leiter um, doch er sah sie nicht direkt. „Okay, keine Angst, ich hole euch gleich raus…“ sagte er und beugte sich leicht vor. „BEN!!“ hörte er Jenny schreien und drehte sich erschrocken um. Dabei verlor er den Halt und stürzte kopfüber in das Loch. Instinktiv drehte er sich um und prallte auf. Eine Schmerzwelle durchzog seinen Körper und er verlor das Bewusstsein. Er hörte nicht wie ein Schuss fiel und er sah auch nicht, wie der Mann, der eben noch hinter ihm stand zu Boden ging. Er blieb nicht lange ohne Bewusstsein und spürte sofort den Schmerz in seinem Fuß. „BEN?“ hörte er Jenny rufen. „Jenny… mein Fuß…ich glaub er ist verstaucht…“ stöhnte Ben. Er wollte aufstehen, doch sobald er den Fuß belastete, knickte er wieder weg. „Fuck!“ fauchte er wütend und sah zu Jenny. Jenny verschwand für Sekunden, dann schob sie die Leiter in das Loch und kam runter. Sofort kümmerte sie sich um Ben und zog ihn an die Wand. „Ich schau ihn mir an. Wir müssen auf jeden Fall raus hier!“ mahnte sie ihn. Ben nickte. „Ja sicher….HEY DIE LEITER!“ schrie er plötzlich. Jenny drehte sich um und sah wie die Leiter hochgezogen wurden „HEY!! Was soll das!!“ fauchte sie wütend und versuchte sie noch zu packen, doch sie kam nicht ran. Über dem Loch erschien nun das Gesicht, eines der Männer mit denen Jenny schon konfrontiert war. „Hey….Süße…jetzt wird es heiß.“ versprach er und zeigte eine Flasche, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Aus dem Flaschenhals kam ein Lappen und genau diesen zündet er an. Sofort fing der Lappen Feuer. „HEY! was soll das?!“ schrie Jenny, doch der Mann lachte nur und warf die Flasche weg. -
Armin Roth sah Carsten an. „Und?“ wollte er von ihm wissen. „Den einen Bullen hab ich ins Loch befördert und die kleine Maus, die mit Leonie hier war, ist auch da unten. Das Feuer wird sie alle umbringen.“ grinste Carsten. Armin Roth nickte zufrieden. „Hoffe nur das Burkhardt auch Erfolg hatte.“ sagte er. In diesem Augenblick kam dieser dazu. „So, der Bulle ist safe. Ich habe unten im Keller Feuer gelegt, er wird nicht rauskommen.“ grinste er, Armin nickte erneut. „Gut, dann sollten wir abhauen. Wir nehmen den roten BMW, der ist schneller. Carsten du fährst. Wir werden direkt nach Holland fahren und dann sehen wir weiter!“ befahl er. Sie stiegen in den BMW und brausten davon. „Der Bauer der letztens bei uns war steht dort…wenn der uns sieht…“ mahnte Carsten als sie vom Hof fuhren. „Nur keine Angst… der wird nichts verraten, aber die Truppe die dahinter kommt, die könnte uns gefährlich werden! Sie haben uns zwar noch nicht gesehen, aber das könnte sich bald ändern. Fahr ganz normal!“ forderte Armin mit scharfem Ton. „Okay…“ nickte Carsten. Er fuhr ohne jede Hast vom Grundstück. Im Rückspiegel sah er wie mehrere Fahrzeuge bei dem Bauern stehen blieben und vermummte Männer ausstiegen. „Dann sollen die sich mal um die Rettung kümmern.“ grinste Burkhardt. „Ja…das dürfte etwas problematisch werden. Zwei Feuer auf einmal löschen ist nicht einfach.“ gab Armin zu. „Vor allem wird das Feuer im Haupthaus sehr spät zu erkennen sein. Unser kleiner Freund wird sterben. Entweder am Rauch oder als Grilldöner.“ lachte Burkhardt gehässig. „Abwarten.“ hielt Armin ihn zurück. Carsten fuhr ruhig und sah immer wieder in den Rückspiegel ob er Verfolger ausmachen konnte, doch scheinbar war ihre Flucht nicht bemerkt worden.
Alexander Hoffmann kam mit seiner Truppe am Einsatzort an. Er stieg aus und ging zu Semirs BMW. „Na das hätte mich auch gewundert.“ fluchte er leise. Ein Bauer kam zu ihm. „Die Kollegen sind bereits auf dem Gelände. Günther Jolle… ich betreibe den Nachbarhof.“ erklärte er. Alexander stöhnte leise auf. „Danke..“ gab er von sich. „Warum können die nicht einmal warten…“ fluchte er verhalten. Ein Kollege kam zu ihm. „Was hast du?“ wollte er wissen. „Das Übliche. Semir und Ben konnten mal wieder nicht auf uns warten.“ erklärte er und sah den Bauern an. „Wissen Sie wo sie sein könnten?“ wollte er wissen. „Ja, also die Männer sind zum Haupthaus gegangen und die junge Kollegin ist zur Scheune.“ berichtete der Bauer. „Kollegin?“ hakte Alex nach. „Ja, so ein junges Ding. Richtig hübsch in der Uniform. Lange blonde Haare, die zum Zopf gebunden waren.“ beschrieb Günther Jolle. Alex dachte kurz nach. „Dann war das Jenny….verdammt, die fängt jetzt auch damit an!“ knurrte Alex und sah seine Männer an. „Mark, du nimmst dir vier Mann und gehst zum Haupthaus! Stell es auf den Kopf! Ich werde mit dem Rest den Hof und die Scheune durchsuchen!“ befahl er. Der Angesprochene nickte und verschwand kurz darauf. „Eben ist ein Auto vom Hof gefahren. Da saßen drei Männer drin, aber keiner Ihrer Kollegen.“ berichtete Jolle weiter. Alex nickte. „Haben Sie ein Kennzeichen?“ wollte er wissen. „Nein, ich…oh mein Gott…die Scheune brennt! Da sind Menschen drin! ich weiß es! Die haben die Mädchen doch da rein gebracht!“ schrie Günther plötzlich. Alex drehte sich zum Hof. „Holen Sie die Feuerwehr!! Wir versuchen es mit den Löschern!“ befahl Alex rannte zum Wagen zurück. Er schnappte sich den Feuerlöscher und rannte zum Hof. Doch als er dort ankam, sah er sofort, dass er mit den Feuerlöschern nicht viel anrichten konnte. Schwarzer Rauch kam aus der Scheune und es schien, als würde das Ding schon sehr bald zusammenbrechen. „Wir müssen warten, bis die Feuerwehr da ist!“ legte er fest. „Und was ist mit den Mädchen? Wir können sie doch nicht verbrennen lassen!“ begehrte Jolle auf. -
Jenny sah Ben an. „Die Scheune brennt! Wir müssen weg!! Wir müssen schnell weg!“ mahnte sie. Ben nickte. „und wohin?“ wollte er wissen. „Ich weiß einen Weg…ich bin ihn schon gelaufen. Er führt zum Haus.“ kam leise von einem der Mädchen. Jenny sah sie an. „Okay, dann gehen wir dorthin.“ bestimmte sie. „Hilf mir auf!“ forderte Ben. „Du wirst mit dem Fuß kaum laufen können!“ mahnte Jenny ihn. „Nur keine Angst. lieber humpel ich, anstatt zu verbrennen oder zu ersticken. Hilf mir auf!“ forderte Ben erneut. „Du bist so ein Dickkopf!“ fauchte Jenny ihn an, aber sie fügte sich. „Versuch Semir zu erreichen.“ bat Ben. Jenny nahm ihr Handy und wählte Semir an. „Er geht nicht ran!“ gab sie nach einer Weile von sich. „Verdammt…okay…auf geht es! Zeig uns den Weg!“ forderte Ben das Mädchen auf. Diese nickte. Sie sagte etwas in der Landessprache zu den anderen Mädchen und alle standen auf. „Wir haben den Vorteil, dass der Rauch nach oben steigt.“ meinte Ben. Mit Hilfe von Jenny und einem anderen Thaimädchen kam er auf die Beine und folgte dem Mädchen, die einen Weg hier raus wusste. Es ging nur langsam voran. „Die haben den ganzen Hof unterkellert!“ stieß Jenny aus. „Ja…so war immer genügend Platz da, wenn neue Mädchen kamen. Ich hoffe nur, Semir konnte die Kerle stoppen und das SEK ist auch da. Allein dürfte er es nämlich nicht schaffen. Versuch noch einmal ihn über Handy zu bekommen.“ forderte Ben seine junge Kollegin auf. Jenny nickte und zückte erneut ihr Handy, doch auch diesmal ging Semir nicht ran. „Er meldet sich nicht. Ben, ich habe ein verdammt dummes Gefühl dabei.“ mahnte sie. Ben nickte. „Du könntest Recht haben. Okay…folgen wir dem Mädchen erst einmal. Vielleicht kennt sie wirklich einen Weg hier raus. Doch genau jetzt stoppte das Mädchen und sah ihn an. „Hier…diese Tür führt zum Haupthaus. Die Männer haben uns abends immer zu sich geholt, wenn sie….Spaß haben wollten.“ Sie betonte das Wort Spaß extrem deutlich. „Dann auf!“ forderte Ben. Das Mädchen nickte und betätigte den Türgriff. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen. „Sie ist zu…“ kam von ihr. „Okay… ich mach das. Ben setz du dich hin!“ befahl Jenny nun und Ben führte diesen Befehl tatsächlich aus. Jenny nahm den Dietrich und machte sich an der Tür zu schaffen.
Ben sah Jenny zu. Die Tür schien ihr keine Probleme zu machen. Sie brauchte nur zwei Minuten um die Tür zu öffnen. „Weiter geht es!“ sagte Jenny. Sie zog Ben hoch und stützte ihn ab. Hinter der Tür war ein weiterer langer Korridor. „Wir müssen da lang…“ erklärte das Thaimädchen und ging weiter. Alle anderen folgten ihr. „Ben, siehst du das? Hier ist auch überall Rauch, aber das kann nicht das Feuer von der Scheune sein. Die scheinen hier auch Feuer gelegt zu haben.“ meinte Jenny. Ben schnupperte. „Du hast Recht….okay…dann sollten wir sehen, schnell raus zu kommen!“ mahnte er zur Eile. „Ja….los schnell! raus!!“ forderte sie die Mädchen auf. Die Thaimädchen fingen an zu rennen, doch nur wenig später blieben sie stehen. „Da ist es…aber es glimmt nur.“ gab sie von sich als sie den Brandherd entdeckt hatte. „Wenigstens etwas…okay…weiter!“ befahl Ben. „HILFE!!“ hörten sie jemanden schreien und Ben erkannte genau wie Jenny Semirs Stimme. „Das ist Semir!“ stieß Jenny aus. „SEMIR?!“ rief sie um genau zu orten wo der Kollege war. „Hier!! Jenny! Ich bin hier!!“ kam prompt die Antwort. „Das ist einer der Räume hier….such ihn, ich warte hier auf dich.“ bat Ben sie. Jenny nickte. Sie ging die Räume durch. Viele Türen waren nicht verschlossen doch die Fünfte war es. Jenny zog erneut den Dietrich und öffnete die Tür in Windeseile. Sie fand sie ihren Kollegen auf dem Bett gefesselt. „Warte, ich mach dich los!“ sagte sie und fing an die Riemen zu lösen. „Danke…“ kam von Semir. Er erhob sich und rieb sich die wunden Handgelenke. „Habt ihr die Kerle?“ wollte er von Jenny wissen. „Nein….wir wurden genau wie du außer Gefecht gesetzt. Ben ist am Fuß verletzt. Ich vermute eine Stauchung aber es geht. Die Scheune steht in Flammen und wir müssen sehen, dass wir hier raus kommen!“ berichtete Jenny. Semir nickte. Er stand auf und verließ den Raum. Jenny folgte ihm. „BEN!“ kam von Semir, als er seinen Partner sah. „Nichts Wildes. Bin nur umgeknickt als ich in die Luke fiel.“ lächelte dieser. „Okay….ich bin wie ein Anfänger in die Falle getappt. Aber der Typ der mich überwältigt hat, war der Kerl, der mich im Gefängnis durchsucht hatte. Und da werden wir jetzt ansetzen. Ist das SEK schon da?“ wollte Semir als nächstes wissen. „Keine Ahnung…wir sind als die Scheune brannte dank der jungen Dame dort, in diesen Korridor gekommen. Sonst wären wir vermutlich schon gegrillt. Dein Gegner hatte das auch mit dir vor, nur hat er Pech gehabt und kein vernünftiges Feuer hinbekommen. Dein Glück.“ meinte Ben und wies auf einen kleinen Haufen in einer Ecke, die nicht weit von Semirs Gefängnis lag.
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