Anouk Winter war etwas besonderes. Als Sohn zweier Ureinwohner Amerikas, verfrachteten ihn seine Eltern nach Deutschland, damit der heute 25 Jährige seinem Traum nachgehen konnte, Menschen zu helfen. Er war gerade sieben Jahre alt, als er ohne jegliche Sprachkenntnisse in ein Kölner Internat verfrachtet wurde und aufgrund seiner Herkunft auch dort, einige Häme einstecken musste.
Jedoch gab es dort auch einen Lichtblick. Die junge Andrea Schäfer, die freiwillig, nebst ihrer Polizeiarbeit, auch noch Jugendfälle annahm und sich um sie sorgte. Sie scheute die "Rothaut" nicht und kümmerte sich um ihn. Als Dank, begann er sich im späteren Alter um sie zu kümmern, lernte ihren damaligen Mann Semir Gerkan kennen und schätzen und gab ihr den Rat, sich nicht von ihm scheiden zu lassen, sondern nochmals auf ihr Herz zu hören. Doch man kannte ja die Frauen, stur und uneinsichtig.
Und obwohl Andrea und Semir nun geschiedene Leute waren, so brach Anouks Kontakt mit dem Autobahnpolizisten nicht ab - im Gegenteil. Seit Semir bei seinem Kollegen Bonrath lebte, hatten sie vereinbart, sich jeden Dienstag Morgen, soweit ihre Schichten es ermöglichten, gemeinsam einen Kaffee zu trinken in ihrer Lieblingsraststätte nahe der Grenze zu Bonn. Denn inzwischen hatte sich Anouk zu einem beachtenswerten Sanitäter gemausert, der für die Feuerwehr arbeitete. Seine Deutschkenntnisse waren beinahe besser als die eines bürgerlichen Bewohners und seine Hautfarbe, spielte inzwischen keine Rolle mehr. Besonders nicht bei Semir Gerkan, der beinahe das selbe Schicksal mit ihm teilte.
"So", unterbrach der Deutschtürke Anouks Gedanken und stellte eine Tasse hin, "schwarz mit Zucker, so wie du es magst!" Anouk lächelte. "Tja, auf dich kann man sich halt verlassen", entgegnete er und die Beiden prosteten sich zu. "Schön, dass du es noch einschieben konntest, ich meine, mit deinem neuen Partner hast du doch noch rechte Probleme!" Semir winkte auf Anouks Einwand ab und setzte sich richtig hin. "Du kennst mich, ein Gerkan hält seine Versprechen, ausserdem erfahre ich auch ein wenig durch dich, wie es meinen Kindern geht...obwohl ich sie jedes Wochenende sehen darf!"
"Semir..."
"...nein, darüber wollen wir nun nicht sprechen!", lenkte Semir sofort ab und nahm einen Schluck seines Kaffees. "Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, sich was eigenes zu suchen?", begann Anouk die Diskussion doch wieder erneut und Semir seufzte. "Ich weiss, das bedeutet Abschied...doch...Andrea kann sich nicht einfach immer hin und her entscheiden und das hast du ihr eigentlich deutlich gezeigt, darüber habe ich auch mit ihr gesprochen...aber dafür musst du nun den nächsten Schritt tun!" Semir nickte. Natürlich wusste er, dass Anouk recht hatte, der Kleine war mit seinen 25 ein besserer Eheberater als jeglicher Mensch mit doppelt so langer Lebenserfahrung, aber es war schwierig.
"Nun ja...ich kam in letzter Zeit auch kaum dazu...ich hatte mich um Alex gekümmert...."
"Du meinst dein Partner...diese Drogengeschichte?"
"Allerdings, die Wunde an seinem Unterleib, mit der hatte er noch lange zu kämpfen..." Anouk nickte verstanden. "Hör zu...wenn wir mal wieder an einem Wochenende Zeit haben, sehe ich mich mit dir um okay? Vielleicht hilft ja auch noch dieser Alex mit, dann würde ich ihn auch endlich kennenlernen!" Semir grinste. "Ich glaube nicht das dein sonniges Gemüt, gegen die Schlechtwetterfront der Nation ankommt!" Anouk blickte verdutzt rein. "Also bitte, wie redest du über deinen Partner!", entrüstete er sich und Semir hob verteidigend die Hände. "Was nicht heisst, dass ich ihn nicht schätze, oder er ein guter Freund ist, aber er hat seinen eigenen Kopf und macht beinahe aus jeder Mücke einen Elefanten!" Anouk nahm während Semirs Erzählungen, seinen Becher Kaffee in die Hand und nahm einen Schluck. "Heisst ein schönes Sprichwort nicht: Wenn man im Glashaus sitzt, sollte man nicht mit Steinen werfen?" Semirs Unterkiefer klappte nach unten. "Also jetzt wirst du echt frech!", kicherte Semir und puffte Anouk in die Schulter. "Es war nur eine Feststellung!", verteidigte sich Anouk und beide zuckten auf, als Semirs Handy klingelte.
"So viel zu dem entspannten Morgen!", seufzte Semir und nahm ab.
"Gerkan?"
"Semir ich bins!"
Semir richtete sich auf und blickte verwirrt zu Anouk. "Alex...is' irgendwas? Du klingst als hättest du einen Geist gesehen?" Anouk zuckte mit den Achseln. "Semir, stell jetzt ja nicht auf Lautsprecher, aber ich war vorhin im Büro und da war eine Nachricht auf unserem AB." Nun war Semir noch verwirrter. "Und?", fragte er nach. "Semir, bist du gerade im "American Breakfast" mit deinem guten Kollegen?" Semirs Herz begann sich immer mehr zu verkrampfen, denn er wusste, dass Alex überhaupt nicht der Typ für Scherze war und schon gar nicht für solche geschmacklosen. "Semir, es ist eine Bombenandrohung an dich eingegangen! In genau fünf Minuten wird der Diner explodieren!" Semir liess beinahe vor Schock sein Handy fallen und musste die Lippen zusammenpressen, um nicht loszuschreien.
Ruhe bewahren!
Keine Panik!
"Semir was ist los?", fragte Anouk ebenfalls sichtlich angespannt, da er die nervösen Schwankungen seines guten Freundes mitbekam. Semir hängte auf, ohne sich von Alex zu verabschieden und zog seinen Ausweis hervor.
Er stellte sich auf den Tisch und pfiff kurz mit den Fingern, um so die Aufmerksamkeit der Besucher an sich zu binden. "Meine Damen, meine Herren", begann er, so ruhig wie er konnte, "ich bin von der Autobahnpolizei, Hauptkommissar Gerkan! Es wurde mir gerade mitgeteilt, dass binnen fünf Minuten, eine Bombe hochgehen soll!" Ein lautes Geschrei durchbrach seine Rede. "Ruhig bleiben! Bitte gehen sie alle durch die Ausgänge nach draussen! Bleiben Sie ruhig! Nehmen Sie, wenn Sie Kinder haben, diese an die Hand und führen Sie diese nach draussen!" Viele der Besucher rannten einfach los und Anouk reagierte richtig, er begann mit Semir, die Leute nach draussen zu lotsen und benachrichtigte Mitarbeiter und Leute, die nicht im Raum waren. So schafften sie es eigentlich schnell, den Raum zu evakuieren.
Viele der Menschen fuhren sofort mit ihren Autos davon, doch die Leute, die nicht mehr schnell zu Fuss waren, wurden von Semir und Anouk in eine sichere Entfernung gebracht. "Mit dir wird's auch nie langweilig!", keuchte Anouk der gerade eine alte Frau, die er trug, absetzte und sie nochmals beruhigte. "Meinst du mir macht das Spass?", keifte Semir zurück und rief sofort eine Nummer durch sein Handy an.
"Ja?"
"Milena?"
"Ey, mein türkischer Hengst, lass' mich doch meine zweite Arbeitswoche richtig beginnen!"
"Milena, hacke dich in die Systeme des Diners ein, in dessen Nähe ich mich befinde, suche eine Unregelmässigkeit!" Milenas sonst so freudige Stimme wurde sofort ruhig. "So was wie eine Bombe?", fragte sie.
"Woher?"
"Semir, deine Stimme ist wie ein offenes Buch für mich. Ich gebe mein bestes!" Mit diesen Worten hängte Milena auf. "Milena?", fragte Anouk nach und Semir nickte. "Die junge, ehemalige BKA-Beamtin von der ich dir erzählt habe. Sie arbeitet nun unter Hartmut Freund in der KTU, aber manchmal können wir sie auch extern gebrauchen!" Anouk gab zu verstehen, dass er verstanden hatte und sah einen Mercedes zur Tankstelle fahren. Er wollte gerade losrennen um diesen zu warnen, doch Semir hielt ihn zurück. "Das ist Alex, keine Sorge, der weiss, dass er zu uns kommen muss! Noch hat er eine Minute."
Alex fuhr sogar noch ein Stück weiter weg und stieg aus dem Wagen aus. Hektisch begann er, auf die Gruppe zu zu rennen. Semir drehte sich von Anouk ab und wollte auf seinen Partner zugehen, als Anouk einen roten Punkt auf Semirs Nierengegend sah.
"SEMIR, RUNTER!", schrie Anouk, packte Semir und drückte ihn nach unten. Ein ohrenbetäubender Donner grollte über die Autobahn und Alex blieb vor Schreck für eine Sekunde stehen.
Semir und Anouk landeten auf dem Boden. Wie ein schützender Panzer hatte sich Anouk über Semir geworfen, doch Semir entging das endlose Zittern seines Kollegen nicht. "Anouk?", fragte er und als Anouk neben ihn zu Boden ging, schrie Semir kurz auf. "ANOUK!"
-------------------------------
Hallo
Endlich geht es auch bei mir weiter!
Diese Story ist mit einer kleinen Hilfe von Elvira entstanden, Elli, vielen, lieben Dank dafür! :3
Gerne nehme ich eurer Lob oder eure Verbesserungsvorschläge gerne an.
sollte sich jemand interessieren, wie Anouk ungefähr aussehen sollte: http://www.voyagerliveaction.com/jsmirkbysquad1.jpg