Beiträge von Mikel

    mir ist das Lachen am Ende des Kapitels auch recht schnell vergangen :(
    warum werden Ponys nur immer so unterschätzt? Keiner bedenkt, wofür die kleinen Viecher einmal gezüchtet worden sind ...
    die sind im Verhältnis zur ihren Körpermaßen die reinsten Kraftprotze ...
    zu allem Überfluß hat Ben zwei Hengste gekauft ... OMG ... jetzt möchte ich gerne mal wissen, wie alt die beiden Ponys sind?
    anfangs habe ich mich köstlich darüber amüsiert, wie Rocky und Rambo - welch passende Namen - mit ihrem neuen Herren umgesprungen sind :D:D:D
    Oh Semir, wie konntest du nur auf die Idee kommen, mit den kleinen Biestern den Audi zu verfolgen ;(
    Abspringen, siehe Ben, in der Situation das kleinere Übel gewesen ... doch jetzt möchte ich nicht wissen, was unserem kleinen Türken passiert ist, welche Verletzungen er davon getragen hat?
    Das Drama nimmt seinen Lauf ...

    Auf der Dienststelle der Autobahnpolizei herrschte für einen Sonntag absoluter Hochbetrieb, als Semir mit Anna und Sebastian im Schlepptau eintraf. Werner Holzinger, ein Kollege der Streife fuhr, fragte Semir, „Haben Sie dich auch aus deinem wohlverdienten Wochenende geholt?“

    Verwundert schüttelte der Türke den Kopf und stoppte am Schreibtisch des Kollegen. In Richtung von Anna und dem Krankenpfleger meinte er, „Geht schon mal durch in mein Büro. Ich komme gleich nach!“

    Er wandte sich wieder seinem jüngeren Kollegen zu. Im Hintergrund entbrannte unter anderen Kollegen der Dienststelle eine heiße Diskussion. Währenddessen berichtete Werner Holzinger dem Kommissar, was sich im Laufe des Morgens in Düsseldorf ereignet hatte. Es hatte auf einige SEK Beamte tödliche Anschläge gegeben. Unter einem Einsatzfahrzeug war eine Bombe angebracht worden, die die vier Beamten, die darin saßen, mit in den Tod gerissen hatte. Ein weiterer leitender SEK-Beamter war kaltblütig beim Verlassen seines Wohnhauses aus großer Entfernung erschossen worden. Semir war fassungslos.
    Der Kommissar musste sich regelrecht zusammenreißen, um die Zeugenaussage von Anna und Sebastian bezüglich Bens Verletzung zu protokollieren. Dieter Bonrath, der zwei Stunden früher als üblich zum Nachtdienst erschienen war, brachte die blutbefleckte Kleidung von Ben in der Zwischenzeit in die KTU.

    Anna erweckte den Anschein, dass sie sich einigermaßen beruhigt hatte. Seit sie den Brief gelesen hatte, hatte sie aufgehört zu weinen, war in ihr eine Änderung vorgegangen. Dennoch die dunklen Ränder um ihren Augen waren unübersehbar. Den kleinen Diamantring, der sich in der Geschenkschachtel von Ben befunden hatte, trug sie an einer Kette um ihren Hals. Sie hatte sich geweigert, ihn über ihren Ringfinger zu streifen. Dieses Recht habe nur Ben, hatte sie dem Krankenpfleger klar gemacht. Mit Engelszungen hatten Sebastian und Semir auf sie eingeredet und versucht, sie von der Idee abzubringen, morgen wieder zur Arbeit zu gehen.

    Keine Chance. Sie blieb stur.

    Bonrath hatte auf dem Rückweg bei einem Asia Imbiss Halt gemacht und Abendessen für alle eingekauft und mitgebracht. Recht kurz angebunden meinte Sebastian in Richtung Anna, „Wer arbeiten gehen will, muss auch essen!“ und hielt ihr eine Schachtel Nasi Goreng unter die Nase.
    „Essen! … Wenigstens die Hälfte, sonst sorge ich eigenhändig dafür, dass der Chef dich den Rest der Woche außer Gefecht setzt.“

    Die Drohung verfehlte nicht ihre Wirkung. Man sah Anna an, dass sie keinen Appetit hatte und sich regelrecht zwang, ein bisschen was zu essen. Anschließend brachte der Krankenpfleger Bens Freundin wieder nach Hause und versprach Semir bei allem, was ihm heilig war, auf sie gut aufzupassen.

    ******

    Als er alleine war, zog sich der Autobahnpolizist in das gemeinsame Büro mit Ben zurück. Inzwischen hatte sich sein Bruder Mehmet auf dem Handy gemeldet. Andrea und die Mädchen waren wohlbehalten in dem Küstenstädtchen Belek angekommen, in dem Mehmet mit seiner Frau Ayshe und ihren vier Kindern lebte. Sein Bruder hatte Semir mehrfach versichert, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche. Andrea und die Kinder stünden unter seinem Schutz, unter dem Schutz der Familie. Ayshes Brüder unterstützten Mehmet bei seinen Bemühungen und der Autobahnpolizist war sich mittlerweile sicher, kein Sonderkommando der Polizei könnte bessere Dienste leisten.

    Gedankenverloren rührte er mit seinem Löffel in seiner Tasse Kaffee und studierte eingehend nochmals alle Ermittlungsprotokolle und Beweise gegen Ben. Vor allem die beiden Streifenpolizisten, die mit ihren Aussagen seinen Freund und Partner schwer belastet hatten, interessierten den Kommissar. Susanne hatte ihm entsprechende Auszüge aus den Personalakten der beiden Herren auf den Schreibtisch gelegt. Kollege Villmoz hatte behauptet, er hätte gesehen, wie Ben zuerst auf den Obdachlosen mit der Faust eingeschlagen hätte. Als das Opfer anschließend zu Boden gesunken war, hätte der junge Polizist wütend auf den bewusstlosen Penner am Boden eingetreten. Semir verglich die Angaben in der Zeugenaussage mit dem Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin, wo die Verletzungen des Verstorbenen dokumentiert worden waren. Das passte nicht zusammen.
    Wütend murmelte er halblaut vor sich hin: „Das schwöre ich dir du miese Drecksau, ich kriege dich für deine Falschaussage dran! Dann gnade dir Gott!“

    Was ihn ebenfalls wunderte, warum stieß nur er auf diese Ungereimtheiten. War der Kollege Kramer von der Kripo Köln Nord ein Anfänger in seinem Job oder steckte der gar mit den beiden anderen Polizisten unter einer Decke? Selbst die Staatsanwaltschaft schien sich nicht für diese Widersprüche zu interessieren.
    Er machte sich Notizen, wo er mit seinen Ermittlungen weiter ansetzen wollte, suchte im Internet die Adressen der Kneipen raus, die ihm Anna genannt hatte und durchsuchte die Datenbank nach den Namen der Leute, die Ben vor seinem Verschwinden aufgesucht hatte.

    Es war schon eine Stunde nach Mitternacht. Semir hatte sich aus der Küche nochmals eine Tasse Kaffee geholt. Während er an dem heißen Getränk schlürfte, betrachtete er nachdenklich die Landkarte von Nordrhein-Westfalen und den Stadtplan vom Großraum Köln, die im Gang zum Umkleideraum an der Wand hingen. Mit seinem Zeigefinger tippte er auf die verschiedenen Tatorte, die Kneipen, in denen er Ben suchen wollte und fuhr sich mit der Hand müde über seine Augen.

    In einer Sache war sich der Autobahnpolizist ziemlich sicher, man hatte seinen Freund und Partner reingelegt, wollte ihm Morde anhängen, die er nicht begangen hatte. Die entlastenden Beweise hierfür zu finden, das würde ihm sicherlich gelingen. Doch Ben war nach wie vor spurlos verschwunden. An das Märchen mit der Flucht nach Griechenland glaubte Semir sowieso nicht. Ben war weder an der gebuchten Fähre in Ancona aufgetaucht, noch hatte er das Abteil im Schlafwagen des Reisezuges von Köln nach Süditalien benutzt. Die Großfahndung im In- und Ausland war bislang erfolglos verlaufen. In all den Akten und Unterlagen, die er durchgeschaut hatte, war nicht der leiseste Hinweis über den Verbleib seines Freundes.

    Semir kam sich gerade vor, als müsste er die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchen und hatte keinen Plan, wo er eigentlich bei seinen Ermittlungen als Erstes ansetzen sollte. Wer steckte hinter Bens Verschwinden? Diese Familie Stojcovicz oder doch Gabriela Kilic? … Beide kamen dafür in Frage. Viele ungeklärte Fragen standen im Raum, auf die er keine Antwort wusste und er wurde das beklemmende Gefühl nicht los, dass ihm die Zeit unter den Fingern zerrann.
    Wo bist du mein Freund? ….
    Wo bist du Ben?

    nach dem Kapitel heißt es tief durchatmen....
    Ayda ist scheinbar erst mal in Sicherheit ... aber wirklich?
    das Semir im Ausnahmezustand agiert, war mir klar ...
    doch die große Frage die bleibt: Wie reagiert Lucas?

    Ben entdeckt die Zusammenhänge zwischen der unbekannten Frau und Lucas - was hilft ihm in dieser Situation?
    Wir Leser wissen ja, das Spiel ist noch nicht vorbei, die Entführer haben noch nicht den begehrten Stick .. ich bin gespannt, was passieren wird
    und vor allem, ob Christian endlich die Wahrheit sagt

    ich freue mich auf das nächste Kapitel

    ich kann mir Sarahs Überraschung so richtig bildlich vorstellen ... die Szene im Schlafzimmer
    die beiden Kinder, die ihrer Mutter voller Freude von den beiden Ponys erzählen ... und Ben, der mit schlechtem Gewissen daneben steht
    Sarah hat sehr schnell kapiert, dass Ben ... sprichwörtlich die Katze im Sack gekauft hat ... okay ... in dem Fall Ponys
    und dass mit denen einiges nicht stimmt, macht das Ende des Kapitels klar
    illegaler Pferdehandel ... Medikamentenmissbrauch ... und der Kreis schließt sich: der gelbe Audi
    na das riecht ja nach einem neuen Fall für unsere beiden Helden
    und wenn ich Semir richtig verstehe ... Verfolgungsjagd mit zwei PS :):):):)

    Semir nickte ihr mit zusammengekniffenen Lippen zu. „Ja, Andrea und die Kinder sind deswegen auch heute Morgen in die Türkei geflogen. Ich ….!“ Er brach ab, die junge Frau verstand ihn auch so und der Kommissar wechselte das Thema.
    Der kleine Türke hatte lange überlegt. Wenn sein Freund tatsächlich durch einen Messerstich schwer verletzt worden wäre, wie es die Kriminaltechnik und Spurensicherung behaupteten, wo wäre der Verletzte hingegangen. Auf keinen Fall in ein Krankenhaus, da war er sich sicher. Seine Hoffnungen ruhten auf die junge Ärztin.

    „Anna, das ist wichtig! Ist Ben in den letzten Tagen vor seinem Verschwinden verletzt worden?“
    Ihre Lippen bebten. Das Foto samt Bilderrahmen rutschten kraftlos an der Lehne zur Sitzfläche des Sofas runter.
    „Wieso fragst du?“
    Ihre Gegenfrage war für Semir schon die Antwort. „Es ist wichtig! … Bitte! … Ich muss die Wahrheit wissen!“, legte er energisch nach und umschlang ihre kalten Hände.
    „Ja, vor gut einer Woche, in der Nacht zum Montag, lag er blutend vor meiner Wohnungstür!“
    „Es ist wichtig! Erzähl mir alles was du weißt!“

    Sie nickte langsam und schilderte Semir alle Details, an die sie sich noch erinnern konnte, wie es zu der Verletzung gekommen war, wo sich Ben für seine Nachforschungen aufgehalten hatte und was er in jenen Nächten gemacht hatte. „Krieg ich jetzt Ärger, Semir, weil ich ihm geholfen habe und es nicht gemeldet habe?“

    „Nein, das werde ich zu verhindern wissen! Du hast gerade den ersten echten Beweis geliefert, dass man Ben einen Mord anhängen will. Gibt es noch irgendeinen Zeugen für deine Aussage? Wo ist Bens Kleidung?“
    „Ja mich!“, kam es aus der Küche von Sebastian, der der Unterhaltung schweigend gelauscht hatte. „Ich war nach meinem Frühdienst am Montag in Annas Wohnung und habe auf Ben aufgepasst.“

    Das war die beste Aussage in den letzten vierundzwanzig Stunden in Semirs Augen. Dagegen konnte auch dieser arrogante Fatzke von einem Staatsanwalt nichts mehr machen. „Können wir eure Aussagen noch heute auf der PAST protokollieren? Und wir nehmen bei dieser Gelegenheit Bens Kleidung mit!“

    „Ich denke, wir haben mal gerade nichts Besseres vor!“, kam es kess von Sebastian.

    Semir zog aus seiner Jackentasche den Briefumschlag und das kleine Geschenk für Anna. „Ich habe das gestern Mittag in Bens Wohnung gefunden. Der Brief ist an dich adressiert. Ich denke, Ben hätte gewollt, dass du ihn in dieser Situation bekommst! Ich lass dich einen Moment allein!“

    Der kleine Türke folgte Sebastian in die Küche, der dort für ihn eine Tasse Kaffee bereitgestellt hatte. Anna hörte die beiden Männer miteinander tuscheln. Der Inhalt des Briefumschlags fühlte sich hart an. Ungeduldig riss sie ihn auf. Eine CD mit einem Klebezettel und ein Brief fielen heraus. Fast automatisch erhob sie sich vom Sofa und legte die CD in den Player ein und las die Zeilen, die Ben auf dem Zettel an sie gerichtet hatte.

    Ben schrieb Anna, dass er in ihr die Liebe seines Lebens gefunden hatte und deswegen hatte er für sie dieses Lied mit seiner Band aufgenommen … „Ich will doch nur, dass du alles bist!“(*1) Anschließend ließ sie sich einfach in den Sessel fallen, der dem Player am nächsten stand, faltete den Brief auseinander und begann zu lesen. Im Hintergrund ertönte zuerst eine wunderschöne Melodie, gespielt mit dem Klavier. Nach dem Intro erklang Bens Stimme aus den Lautsprechern der Boxen.

    „Du siehst wirklich aus
    Eigentlich bist du genau mein Typ

    Ich will doch nur, dass du alles bist …..“ (*1)

    und Anna las die Zeilen des Briefes, den Ben an sie gerichtet hatte:

    Hallo Anna, mein Schatz!
    Oder sollte ich besser schreiben, Du Liebe meines Lebens.
    Wenn Du diesen Brief in den Händen hältst, sind wohl meine schlimmsten Befürchtungen zur Wahrheit geworden und ich bin vielleicht nicht mehr in der Lage, es Dir selbst zu sagen.
    Nenne es eine Vorahnung, nur seit heute Morgen habe ich bei diesem Komplott, das sich gegen mich richtet, ein richtig mieses Gefühl, wie es für mich ausgehen könnte. Dabei gibt es noch so vieles was ich Dir sagen möchte, mit Dir zusammen erleben möchte. In Dir habe ich die Liebe meines Lebens gefunden, mein zweites ICH. Mit Dir wollte ich eine Familie gründen, Kinder haben und erleben, wie sie heranwachsen, … mit Dir alt werden. Du wärst bestimmt eine wundervolle Mutter geworden.
    Wenn ich meine Augen schließe, fange ich an, davon zu träumen …
    Zwei Deiner Träume und Wünsche möchte ich Dir erfüllen, egal was noch kommen wird.
    Du wolltest immer, dass ich mit den Jungs der Band nur für Dich einen Song aufnehme. Wir haben es gemacht. Eigentlich wollte ich Dich in unseren Probenraum entführen. Ich hatte mit den Jungs schon alles bis ins kleinste Detail geplant. Den Tag … Die Stunde … Nur für Dich allein, nur für DICH wollte ich dieses Lied singen und anschließend um Deine Hand anhalten.
    Schließe Deine Augen Schatz, stell Dir den Probenraum vor, abgedunkelt hinter mir ein Gitternetz mit vielen kleinen LED-Leuchten, die wie ein Sternenmeer funkeln. Das alte Sofa steht in der Mitte des Raums, umgeben von vielen kleinen Kerzen. Du sitzt da, vor mir, so wie damals in der Bar, als ein Blick in Deine Augen mich magisch angezogen hat. Es war ein Zauber … ein unbeschreiblicher Liebeszauber gewesen, der mich nicht mehr losgelassen hat. Ich bin dankbar für jeden Tag, für jede Stunde, die ich mit Dir zusammen verbringen durfte. Sie waren ein Geschenk des Himmels … so wie DU, mein Engel …
    … und nun hör in den Song rein … mehr kann ich mit Worten nicht ausdrücken, was ich für Dich empfinde …
    … Ich weiß zu einer Verlobung gehört auch ein Ring … Kannst Du Dich noch an unseren gemeinsamen Besuch beim Juwelier Meissner erinnern … Ja? … Dieser kleine wunderschöne Diamantring, dessen Steinchen so herrlich im Sonnenlicht gefunkelt haben? Ich habe ihn für Dich gekauft … Er wartet nur darauf von Dir aus der kleinen Geschenkschachtel geholt zu werden … Nimm ihn und trage ihn … Oh Gott, was hätte ich darum gegeben … vor Dir zu knien und Dir den Ring über den Finger zu streifen …
    … Glaube mir, ich wünsche mir nichts sehnlichster, als dass diese Alpträume, die mich seit Tagen plagen, niemals Wahrheit werden … ich dies alles zusammen mit Dir durchleben darf und Du diese Zeilen niemals lesen wirst … wir unser Leben gemeinsam bis ans Ende unserer Tage miteinander verbringen werden.
    Doch ich weiß nicht, was das Schicksal uns vorherbestimmt hat …. Ich weiß es nicht. … Ich weiß es wirklich nicht … Ich sitze hier und denke darüber nach, wann ich das letzte Mal Dir diese magischen drei Worte ins Ohr geflüstert habe … ICH LIEBE DICH … war es oft genug? ….
    Es gibt so vieles, was ich Dir noch sagen möchte, hier schreiben möchte …
    denke immer an mich, vergiss mich nicht …
    Auf immer und ewig in Liebe DEIN Ben

    Basti stand in der Küche und kämpfte mit seinen Gefühlen, die ihn gerade überwältigten, als der Song erklang. Die blauen Augen des Blonden schimmerten feucht. Einsam rollte eine Träne über seine Wange. Er drehte sich um, konnte es einfach nicht hinnehmen, dass Semir ihn so sah. Er stützte sich mit seinen Händen an einen der Hängeschränke in der Küche ab und rang darum, seine Fassung wieder zu gewinnen. Siedend heiß fiel ihm plötzlich Anna ein. Wie mochte es ihr dabei ergehen? Er drehte sich um und durch den Türspalt sah er, dass Semir bereits vor der dunkelhaarigen Frau kniete und sie an den Handgelenken festhielt. Leise drangen ihre Worte zu ihm durch, mit denen sie fast schon beschwörend auf Semir einsprach.

    „Bitte Semir, versprich, dass du mir Ben zurückbringst! Bitte Semir!“ „Versprochen Anna! …. Versprochen!“

    (*1) Dieser Song gehört selbstverständlich Tom Beck … wer möchte, kann ja einfach einmal reinhören.

    oh ich kann mir Ben so richtig lebhaft als Hausmann vorstellen
    ... wie heißt so ein alt bekannter Song "Das bisschen Haushalt" ...
    macht der gute Ben die gleiche Erfahrung, wie schafft das seine Sarah nur alles
    ich hoffe, da wandert mal ein wenig Anerkennung rüber :D
    so so .... der gute Lucky soll um das Vergnügen gebracht werden . ts ts ts .
    schauen wir mal, ob die Hunde da so mit spielen
    und dann ... Ben, der von Pferden keine Ahnung hat, lässt sich vom Pferdehändler mal so richtig schön über den Tisch ziehen
    weiß der Gute, was er sich da eingekauft hat ... diese kleinen Ponys haben es faustdick hinter den Ohren
    bin schon gespannt, was Sarah dazu sagt

    so nach dem Kapitel leide ich unter Schnappatmung ... :thumbup:
    auch wenn es auf den ersten Blick brutal erschien, hat Lucas das einzig richtige getan ... einen finalen Rettungsschuss
    ich habe dabei ja immer den gewissen Schauspieler vor meinen inneren Auge ... und ja ... der hätte ich in dieser einen Rolle genau so gehandelt
    wo es mir endgültig die Sprache verschlagen hat, war bei den Video-Aufnahmen
    ich möchte behaupten, jetzt werden die Karten nochmals neu gemischt ...
    vor allem bin ich gespannt, ob Lucas Semir gegenüber die Wahrheit sagt

    Ben schlief, als die Tür zu seinem Verlies geöffnet wurde. Brutal weckten ihn seine Widersacher. Er hatte keine Chance zur Gegenwehr, als sie ihn an den Füßen packten und über den Boden schleiften. Benommen versuchte er sich zu orientieren. Als er die Augen öffnete, wurde ihm ein Sack über den Kopf gestülpt. Ben versuchte sich zu wehren. Doch dem erbarmungslosen Griff des Mannes, der seinen Oberkörper festhielt, hatte er nichts entgegenzusetzen.

    Wütend fauchte er: „Ihr verdammten Schweine, was habt ihr nun wieder vor? Eine kleine Dusche?“ Schweigen war die Antwort. „Lass mich los du Arschloch!“

    Man drückte ihn runter auf einen Stuhl. Seine Arme wurden rücksichtslos nach hinten gedreht und mit Kabelbindern fixiert. Schon nach wenigen Augenblicken schnitt die zu enge Fesselung in die Haut. Daraufhin zog man ihm seine Socken aus und band seine Füße in gleicher Art und Weise an die Stuhlbeine. Ohne ein Wort zu reden verließen die beiden Männer den Raum, knipsten das Licht aus und zogen die Tür ins Schloss.

    Dunkelheit und Stille um gab den Polizisten. Gewaltsam unterdrückte er den Anflug von Panik, dass er unter diesem Sack ersticken würde. Er zerrte an den Fesseln, was zur Folge hatte, dass die sich tiefer und tiefer in die Haut schnitten. An seinem kleinen Finger rann etwas Warmes entlang. Nach einiger Zeit schmerzten seine Arme unerträglich von der verdrehten Haltung. Seine Handgelenke brannten wie Feuer und in seinen Beinen verlor er langsam das Gefühl. Sie fühlten sich an abgestorben, als wären sie nicht mehr vorhanden.

    Die Zeit verstrich.

    Ben hatte keine Ahnung, wie lange er hier schon auf diesem Stuhl saß und vor sich hindöste. Das Zeitgefühl war ihm verloren gegangen. Das unangenehme Drücken einer vollen Blase weckte ihn. Krampfhaft versuchte er es zu ignorieren. Diese Demütigung würde er sich nicht antun.
    Die Tür zu seinem Gefängnis wurde geöffnet. Ben hörte das tack, tack, wenn Absätze auf Fliesenboden klappern und dann war sie da, diese verhasste Stimme.

    „Zieh ihm den Sack vom Kopf. Ich möchte meinem Lieblingsbullen in die Augen schauen!“

    Gierig sog Ben die Luft in seine Lungen, nachdem man den Sack entfernt hatte. Das grelle Licht stach wie kleine Nadelstiche in seinen Augen. Mühsam blinzelte er und versuchte etwas zu erkennen. Wie erwartet, stand Gabriela vor ihm, bekleidet mit einer Kampfhose und einem schwarzen Top. Ob er wollte oder nicht, der vernarbte Oberarm zog seinen Blick magisch an. Die Hand und ihr Unterarm wurden durch eine Spezialmanschette verdeckt. Der Kroatin war dies nicht entgangen und es stachelte ihre Wut und Hass noch mehr an.

    „Guten Morgen, ich hoffe der Herr Polizist hatten eine angenehme Nachtruhe!“
    „Danke der Nachfrage, habe schon besser geschlafen!“, gab Ben mit einem frechen Grinsen zurück.
    „Unbelehrbar wie immer! Keine Sorge, deine schlechten Manieren treibe ich dir noch aus!“, zischte sie zurück. Der Grauhaarige war hinter ihr aufgetaucht und reichte ihr einen Bambusstecken.
    „Brauchst du mich noch?“ fragte er unter der Tür stehend.
    „Nein! Mein morgendliches Training schaffe ich auch ohne dich!“

    Sie wandte sich wieder Ben zu. In der Hand ihres verkrüppelten Armes hielt sie den Stock. Es sah etwas unbeholfen und linkisch aus, wie sie damit in ihre linke Handfläche klopfte. Eine dumpfe Ahnung stieg in Ben auf, was auf ihn zukommen würde. Seine Nackenhärchen stellten sich vor Entsetzen auf. Wie zur Bestätigung, schlug ihm Gabriela mit dem Stockende gegen die Beine.

    „Weißt du Jägerlein, mein Physiotherapeut hat mir empfohlen, viel zu üben und zu trainieren, um wieder meine Beweglichkeit in dem Arm zurück zu bekommen. Und wer wäre denn besser als Trainingspartner geeignet als du!“
    Sie holte erneut aus und schlug kräftiger zu. Hatte Ben geglaubt in seinen Oberschenkeln kein Gefühl mehr zu haben, wurde er getäuscht. Auch wenn hinter den Schlägen nicht die Wucht und die Kraft gelegen hatte, die diese Frau noch im vergangenen Jahr in diesem Arm hatte, fügten sie ihm Schmerzen zu.

    „Na wie gefällt dir das?“

    „Besorge es dir doch selbst?“, fauchte Ben zurück.

    Sie wechselte das Bambusrohr in die linke Hand und holte aus. Der Hieb traf seinen Oberkörper. Trotz Anspannung seiner Muskeln hatte er das Gefühl, seine Rippen würden brechen. Gnadenlos schlug sie wieder zu. Die Atemluft wurde aus seinen Lungen gepresst und entwich pfeifend über seine Lippen. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, die sich ihren Weg über seine Wangen bahnten.

    Gabriela lachte triumphierend auf. „Doch nicht so hart wie du dachtest!“

    Der Stecken wechselte die Hand. Ben war nicht bereit sich einfach so verprügeln zulassen. Diese Hexe quälte ihn einfach nur zu ihrem Spaß. Vielleicht sollte er sie ein bisschen provozieren, damit sie einen Grund dafür hatte, um dieser Tortur ein schnelleres Ende zu bereiten.
    Zwischen zwei Schlägen presste er hervor: „Na macht es Spaß? Das mit deinem Arm hast du Miststück dir selbst zuzuschreiben. Ich bedauere es jeden verfluchten Tag, dass Semir dir damals nicht gleich eine Kugel in deine hohle Birne gejagt hat!“
    Als der Gefolterte erkannte, welche Wirkung seine Worte bei ihr erzielten, wie sich ihr Gesicht vor Wut verzerrte, sie die Zähne fletschte, legte er noch einen nach.
    „Das Gleiche gilt für deinen schwachsinnigen Bruder. War doch klar, dass dieser faule Sack von deinem Cousin sich nicht um ihn kümmern würde. Du hättest ihn niemals mit ihm allein in dem verfallenen Bauernhof zurücklassen dürfen! Du bist schuld an seinem Tod! Du bist selbst schuld am Tod deines Bruders.“

    Wütend heulte sie auf. Sie war außer sich. Unbewusst hatte Ben einen ihrer wunden Punkte erwischt. Wie oft hatte sie sich in den Tagen im Gefängnis gefragt, was wäre gewesen … wenn, sie ihrem Gefühl vertraut hätte, wenn sie ihren Bruder beschützt hätte, so wie sie es ihm versprochen hatte.
    Bens Brüllen erfüllte den Raum, als der nächste Schlag ihn am Oberkörper traf. Er war sich sicher, das bedeutete mindestens eine gebrochene Rippe. Gabriela verlor die Kontrolle über sich. Der nächste Treffer am Kopf erlöste den Polizisten von seinen Qualen. Die Dunkelheit einer Ohnmacht hüllte ihn ein.

    *****

    Semir fuhr vom Flughafen direkt zu Annas Wohnung. Er musste unbedingt noch einmal mit Bens Freundin reden. Außerdem wollte er ihr den Briefumschlag und das Geschenk geben, welches er in Bens Wohnung für sie gefunden hatte. Sebastian öffnete ihm die Wohnungstür. „Hallo Semir, tut gut dich zu sehen. Weißt du was Neues wegen Ben?“, überfiel er ihn gleich mit der Frage, die den Krankenpfleger am meisten bewegte. Die beiden Männer umarmten sich zur Begrüßung und tuschelten leise miteinander weiter.

    „Nein, nichts Neues wegen Ben. Ich muss unbedingt mit Anna sprechen. Wie geht es ihr heute Morgen!“

    „Unverändert! Sie weigert sich, etwas zu essen. Sie ist psychisch total angeschlagen. … fast am Ende … Semir, so habe ich sie noch nie erlebt. Seit fast einer Stunde sitzt sie auf dem Sofa und starrt auf eine Fotografie von Ben und ihr!“

    Die Anspannung und Sorge in Sebastians Gesicht war für den kleinen Türken unübersehbar, während sie gemeinsam ins Wohnzimmer schritten. Anna saß mit angezogenen Beinen in einer Ecke des Sofas. In ihrer linken Hand hielt sie ein Bild. Ihren Kopf hatte sie an der Lehne abgelegt. Mit dem Daumen ihrer rechten Hand strich sie zärtlich über die Stelle, an der Ben abgebildet war. Ein sinnliches Lächeln umspielte ihren Mund und trotzdem konnte man erkennen, wie sie mit sich kämpfte, um nicht in Tränen auszubrechen. Semir setzte sich neben sie in den Sessel, lehnte sich zu ihr rüber und ergriff ihre freie Hand. Sie hob den Kopf an und blickte ihn aus ihren rotgeränderten Augen hoffnungsvoll an. Semir räusperte sich, wusste nicht so recht, wie er das Gespräch beginnen sollte. In knappen Sätzen berichtete er von seinen gestrigen Ermittlungen. Bisher hatte ihn Anna schweigend angestarrt. Als er die Flucht von Gabriela Kilic erwähnte, weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen.

    „Diese Frau ist frei!“, hauchte sie.

    Semir nickte ihr mit zusammengekniffenen Lippen zu. „Ja, Andrea und die Kinder sind deswegen auch heute Morgen in die Türkei geflogen. Ich ….!“ Er brach ab, die junge Frau verstand ihn auch so und der Kommissar wechselte das Thema.
    Der kleine Türke hatte lange überlegt. Wenn sein Freund tatsächlich durch einen Messerstich schwer verletzt worden wäre, wie es die Kriminaltechnik und Spurensicherung behaupteten, wo wäre der Verletzte hingegangen. Auf keinen Fall in ein Krankenhaus, da war er sich sicher. Seine Hoffnungen ruhten auf die junge Ärztin.

    Hallo Susan,
    freut mich, dass es mit einer neuen Geschichte aus deiner Feder so schnell weiter geht :)
    Der Titel verrät ja noch nicht viel ... die kleine Action auf der Autobahn ist auf jeden Fall gelungen
    und ein verliebter Lucky :D:D:D
    na das ist mal ganz was Neues ...

    Einige Stunden vorher

    Anna saß neben Basti auf dem Beifahrersitz ihres schwarzen Golfs. Andi, der Drummer von Bens Band, hatte ihn zu Semirs Anwesen gefahren. Vorher hatten die beiden Jungs ein paar Kneipen in der Altstadt von Köln und einige Freunde abgeklappert, in der Hoffnung irgendwo eine Spur von Ben zu finden. Selbst dem blonden Krankenpfleger, der immer einen kessen Spruch auf der Lippe hatte, war in den letzten Tagen das Lachen vergangen. Er schaffte es nicht seine Freundin ab zu lenken oder aufzuheitern. Sie starrte gedankenverloren zum Beifahrerfenster hinaus.

    „Fährst du mich direkt zur Uni-Klink!“, bat Anna ihren Fahrer, „ich habe heute Nachtdienst und komme ja sowieso schon zu spät!“
    „Nein ich bringe dich nach Hause. Und du hast heute keinen Nachtdienst!“
    Auf diese Aussage hin, kam ein bisschen Leben in die dunkelhaarige Frau. Sie richtete sich in ihrem Sitz auf und blickte erstaunt zu ihrem Freund rüber.
    „Wieso? ... Ich will aber arbeiten, das lenkt mich zumindest ein bisschen ab!“, widersprach sie mit einem energischen Unterton.
    „Tut mir leid Anna! … Der Chefarzt hat mich heute Morgen angesprochen, was mit dir los. Du bist so was von neben der Spur, dass es selbst ihm nicht entgangen ist. Ich habe ihm alles erzählt, soweit es nötig war.“
    „Du hast bitte was gemacht!“, fiel sie ihm im Tonfall ungehalten ins Wort. „Spinnst DU! … Was geht dem Chef mein Privatleben an?“
    „Mensch Anna! … Jetzt reg dich wieder ab! … Schau dich doch mal im Spiegel an! … Höre dich mal reden, wie du drauf bist! Der Chef hatte schon Recht, in solch einer Verfassung kannst du niemals in den OP. Dr. Kraus hat dir morgen einen Tag frei gegeben, damit du etwas zur Ruhe kommen kannst und ab Montag arbeitest du vorerst auf Station.“

    Seine blauen Augen funkelten sie dabei aufgebracht an. Als Sebastian jedoch sah, wie seine Beifahrerin in sich zusammensank und anfing, am ganzen Körper zu zittern, taten ihm seine Worte schon wieder furchtbar leid. Anna kämpfte gegen ihre Tränen an. Als der Krankenpfleger den Golf vor dem Haus einparkte, traf ihn ihr flehentlicher Blick.

    „Kommst du mit hoch, Basti? Ich ertrage es nicht alleine zu sein und Anja hat Nachtdienst!“
    „Natürlich! Ich mach uns, erst einmal eine Kleinigkeit zu essen. … Einverstanden!“
    Anna murmelte nur, „Ich habe bei Andrea bereits eine Kleinigkeit gegessen und du kannst doch sowieso nicht kochen!“
    „Sorry Madame! Für eine Tiefkühlpizza oder eine Portion Rührei mit Schinken reichen meine Fähigkeiten noch aus!“

    Als sie in Annas Wohnung angekommen waren, zog sich die junge Frau in ihr Schlafzimmer zurück. Sie warf sich aufs Bett und konnte ihrem Tränenstrom einfach kein Einhalt mehr bieten. Sebastian ließ in der Küche alles stehen und liegen und eilte zu ihr, als er ihr hemmungsloses Schluchzen vernahm. Er nahm sie liebevoll in den Arm und hielt sie fest. Wie eine Ertrinkende an ihren Retter, so klammerte sich Anna an ihn fest. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und sprach auf sie ein.
    „Du wirst sehen, alles wird wieder gut und Ben hat dir längst verziehen.“
    Sie schluchzte weiter vor sich hin. „Ich war so … wütend auf ihn … die Behauptungen dieser Frau hatten mich … zu tiefst gekränkt… ich wollte ihm in dem Moment als er vor mir stand, auch weh tun … ihn in diesem Moment verletzen!“
    Anna versuchte ihr abgehacktes Schluchzen etwas zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht. Ihr Körper erbebte weiter unter ihren emotionalen Druck.
    „Du … hättest Ben sehen … sollen! … Basti! …. Meine Worte! … ich habe ihn so … verletzt … ihn so furchtbar verletzt …Sein Blick, als ich ihn … geohrfeigt habe … OH GOTT BASTI … was habe ich … nur gemacht …ICH WOLLTE DAS DOCH NICHT …. ICH WILL IHN ZURÜCK BASTI, … ICH WILL BEN ZURÜCK …!“

    Der Rest ihrer Worte erstarb in ihrem Schluchzen. Sebastian hielt sie einfach nur fest. Ihre Tränen durchnässten sein Shirt. Irgendwann, als es draußen schon längst dunkel geworden war und das helle Mondlicht das Schlafzimmer ausleuchtete, war Anna eingeschlafen. Der Krankenpfleger wagte es nicht, sich von ihr zu lösen. Fürsorglich zog er eine der Zudecken heran und deckte sie damit zu. Obwohl er sich vorgenommen hatte, wach zu bleiben, dämmerte auch er in den Schlaf hinüber.

    Ein Schreien und Stöhnen weckte ihn auf. Anna bewegte sich unruhig hin und her, murmelte vor sich im Schlaf hin und schrie plötzlich auf „BENNN …. NEIIIIIIN … BEENNN!“ Er rüttelte sie an der Schulter. „Hey Anna, wach auf!“ Völlig verwirrt blickte die junge Frau aus ihren dunklen Augen den Krankenpfleger an. Ihr Körper war in Schweiß gebadet. „Alles wird gut Anna, du wirst sehen!“ Langsam begriff sie, dass die Bilder, die vor ihrem geistigen Auge sich abgespielt hatten, nur ein Traum gewesen waren.

    „Ich habe so schreckliche Angst Basti. …Ich habe immer wieder diesen schrecklichen Traum … Ben liegt blutüberströmt in einer dunklen Gasse und ruft nach Hilfe … nach mir … ich will zu ihm … ihm helfen und werde festgehalten … muss zusehen wie er verblutet … BASTI!“, schrie sie zum Schluss auf.
    „Scht! …. Scht! … Oh Gott Anna, beruhige dich … glaube mir, alles wird wieder gut!“
    „Ich habe ANGST, furchtbare Angst Basti! … Verstehst du mich nicht!“
    „Doch!“ Er drückte die junge Frau wieder an sich. „Versuch noch ein bisschen zu schlafen!“ Er wiegte sie sanft in seinen Armen, in der Hoffnung die junge Frau würde sich beruhigen.

    wow ... das waren ein paar super-spannende Kapitel von dir :thumbup:
    du bist und bleibst der Meister der Action Beschreibung ... selbst das Water-Boarding ist dir genial gelungen
    jetzt wünsche ich mir nur, dass Lucas genau die Figur verkörpert, die ich mir bildlich in ihm vorstelle
    das Chamäleon, welches immer auf der Seite der Guten steht und letztendlich das Böse bekämpft

    mit Verspätung ein kurzes Abschluss-Feedback von mir :)
    Ende gut ... alles gut ...
    die letzten beiden Kapitel war nochmals ein kleiner Lesegenuss :D
    die Versöhnung zwischen Ben und Semir, die wieder einmal zeigte, die beiden sind einfach Freunde fürs Leben
    das Zwischenstück mit Lucky .... :)
    ach was soll ich sagen, diese Geschichte hatte wieder einmal alles zu bieten, Drama ... viel Drama ... Freundschaft ...Emotionen ... eine kleine Exkursion in die Medizin und Wissenschaft, ich könnte die Aufzählung beliebig fortsetzen.

    ich sage einfach Danke dafür und freue mich auf das Geheimkapitel, welches ich mir als Sahnehäubchen aufgehoben habe.

    Und wenn ich einen Wunsch offen habe, möchte ich mich Darcie anschließen:

    Du kannst immer so schön emotional beschreiben, deshalb hätte ich persönlich auch gerne mal eine Geschichte, bei der Semir im Krankenhaus ist und Ben den Part an seinem Krankenbett hat. Ja, ich weiß, das schreibe ich oft im Abschlussfeed. :rolleyes:

    In diesem Sinne freue ich mich schon auf die kommende Geschichte aus deiner Feder :thumbup:

    Als Semir in die Zufahrt zu seinem Anwesen einbog, hatte sich der erste Schock über die Flucht von Gabriela Kilic gelegt.
    Zu seinem Erstaunen war kein Fenster seines Hauses erleuchtet. In der Annahme die beiden Frauen würden schlafen, schlich er sich auf Zehenspitzen leise ins Haus. Als er den Autoschlüssel auf den Garderobenschrank ablegte, fiel sein Augenmerk auf ein flackerndes Kerzenlicht auf der Terrasse, deren Schein durch das große Wohnzimmerfenster ins Haus leuchtete. Die Umrisse einer Person, die auf einem der Liegestühle saß, wurden schemenhaft sichtbar. Zwischendrin glühte der rote Punkt einer brennenden Zigarette auf: Da saß Andrea.

    Ohne das Licht im Wohnzimmer anzuknipsen, huschte er leise durch den Raum auf die Terrasse.
    „Hallo mein Schatz!“, wurde er von seiner Frau begrüßt, die sich vom Liegestuhl erhob, ihn umarmte und innig küsste. „Wie ist es auf der Dienststelle gelaufen? Hast du etwas über Ben raus gefunden?“

    Semir nahm auf dem anderen Liegestuhl ihr gegenüber Platz. Er stützte seine Ellbogen auf die Knie und fuhr sich mit seinen Händen nachdenklich über das Gesicht, bevor er seiner Frau seine neuesten Erkenntnisse zu Ben erzählte. Dann kam der alles entscheidende Satz. „Gabriela Kilic ist gestern Spätnachmittag bei einem Gefangentransport geflohen.“

    Selbst im flackernden Licht des Kerzenscheins konnte Semir erkennen wie seine Frau die Augen vor Entsetzen aufriss und sie schlagartig kreidebleich wurde.

    „Die Kilic ist frei!“, hauchte sie. „Oh mein Gott, Semir! … Ich habe Angst!“
    Der Türke beugte sich weiter nach vorne und umfasste mit seinen Händen die Handgelenke seiner Frau.
    „Keine Sorge mein Schatz! Ich pass auf euch auf, damit nichts passiert!“ Er atmete einmal tief durch und suchte mit seinen Augen im schummrigen Licht des Kerzenscheins Blickkontakt zu seiner Frau. „Hör zu Andrea! … Es sollte eigentlich eine Überraschung für dich und die Kinder werden. … Du weißt doch, dass mein Bruder Mehmet einige Ferienhäuser in Antalya besitzt. Es war geplant, dass wir am kommenden Sonntag zusammen dort hinfliegen und für drei Wochen dort unseren Familienurlaub verbringen, wenn du damit einverstanden gewesen wärst.“

    Andreas Augen leuchteten auf. Ja, genau so etwas hatte sie sich seit langem gewünscht, einen Familienurlaub. Semirs nächste Worte holten sie wieder zurück in die Gegenwart.

    „Ich habe mit Mehmet während der Fahrt nach Hause telefoniert. Er könnte alles so arrangieren, dass ihr bereits morgen ein Ferienhaus, praktisch in seiner Nachbarschaft, 150 Meter vom Strand weg, beziehen könnt.“ Er drückte ihre Hand fester, „Sag einfach ja und du und die Kinder wärt in Sicherheit! … Ich komme nach, sobald ich Ben gefunden habe … Bitte!“
    „Du wolltest wirklich dein lang gegebenes Versprechen mit dem Türke-Urlaub einhalten!“ Andrea blinzelte vor Rührung die Tränen weg, während ihr Semir mit zusammengekniffenen Lippen zu nickte.
    „Nur versteh Andrea, ich muss wissen, was mit Ben ist! … Wo er ist? … Ich würde keine Minute Ruhe finden! … Die Kilic können meinetwegen die Kollegen jagen.“
    „Schon gut! … Schon gut! … Ich verstehe dich besser als du denkst! Ben hat dir eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Der Klang seiner Stimme … er muss völlig verzweifelt gewesen sein …am Ende … ich habe ihn so noch nie erlebt! Höre es dir an!“

    Andrea drückte auf den Wiedergabeknopf des Telefons, das neben ihr auf dem kleinen Glastisch stand.

    „Ich … bin … es … Ben! … Ich stecke … bis … zum Hals in der Scheiße! … Die wollen …mir den Tod des Penners … als Mord … anhängen. …. Anna … hat … Schluss … gemacht! … Die … wollen … mich … fertig machen!!!!“ Das unterdrückte Aufschluchzen seines Freundes war durch den kleinen Lautsprecher zu hören. Der Türke konnte fast körperlich die Verzweiflung seines Freundes spüren. „… Semir! …. Semir … ich weiß … nicht mehr weiter! … Bitte Semir … hilf mir …bitte! …Andrea, ich weiß … was … ich von euch verlange, …. Semir ich brauche dich! … Hilf mir!“

    Dann brach die Nachricht plötzlich ab.

    Der Türke saß wie gelähmt da. Für einige Minuten herrschte Schweigen, bevor Semir deutlich hörbar die Atemluft entwich. Er erhob sich von seiner Sitzgelegenheit, wanderte umher und murmelte einige nicht jugendfreie Flüche vor sich hin. Von einer Sekunde zur anderen blieb er schlagartig stehen und blickte seine Frau an.

    „Oh, verdammt!“ entfuhr es Semir, „hat Anna das gehört?“
    „Zum Glück nicht!“, erwiderte Andrea und nippte von ihrem Glas Rotwein, „Ich habe die Nachricht erst abgehört, als sie schon gegangen war. Basti hat sich um sie Sorgen gemacht und Anna gesucht. Vor zwei Stunden hat er sie abgeholt und nach Hause gebracht. Er hat mir versprochen, heute Nacht bei ihr zu bleiben und sich um Anna zu kümmern. Du brauchst dir also keine Sorgen um sie machen!“

    Die beiden Eheleute besprachen noch viele Einzelheiten, die in den kommenden Tagen geregelt und organisiert werden mussten. Zusammen packten sie die Koffer für die Abreise in die Türkei. Nachdem Andrea mit ihren Eltern telefoniert hatte, stand Semir hinter ihr und umschlang sie liebevoll mit seinen Armen. Zarte Küsse hauchte er ihr auf den Hals. Sie seufzte genießerisch auf. Er drehte sie zu sich um und ihre Lippen fanden einander. Seine Hände wanderten über ihren Rücken, ihren Po, streichelten sie und erregten sie. Wohlig stöhnte sie auf.
    „Schaff mich ins Bett mein türkischer Hengst!“
    Das ließ sie Semir nicht zweimal sagen. Die beiden blendeten für einige Minuten all ihre Sorgen und Probleme aus ihrem Bewusstsein aus und gaben sich ihrer Leidenschaft hin. Völlig erschöpft rollte sich Semir von seiner Frau herunter und sank auf das Kopfkissen. Es war Mitternacht geworden. Andrea war nach wenigen Minuten eingeschlafen. Ihr Kopf ruhte auf Semirs Brust und mit ihrem Arm umschlang sie seinen Oberkörper.

    Trotz seiner Müdigkeit und Erschöpfung fand der Türke keine Ruhe. Bens Worte auf dem Anrufbeantworter gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Seine Verzweiflung … so viel Verzweiflung war aus seiner Stimme herauszuhören gewesen, sollte tatsächlich das Unfassbare geschehen sein? Diese Beweise, die gegen seinen Freund sprachen, … Kim Krügers Aussage kam dazu, wozu Menschen in der Lage sind, die man in die Enge getrieben hatte, denen man alles genommen hatte … Diese Jessica hatte Ben das Wertvollste geraubt, das er besaß: Die Liebe seiner Freundin. Nein, er wagte diesen Gedankengang einfach nicht zu Ende zu denken … Wenn er seinem Freund und Partner diese Tat schon zu traute, wer sollte sich noch für ihn einsetzen, seine Unschuld beweisen, wenn nicht er, wer dann?

    Verglichen mit vielen anderen Mitgliedern bin ich ja noch nicht so lange ein aktives Mitglied im Fanclub. Nachdem aber beim Fanclubtreffen 2017 und dem Abschied von Thorsten genau dieses Thema Gesprächsstoff war, habe ich mir heute einmal die Zeit genommen und diesen Thread interessiert durchgelesen. Da ich selbst bei meiner Arbeitsstelle ein Opfer von Mobbing war, kann ich mich durchaus in Susan hineinversetzen, wie sie sich damals fühlte.
    Man kann in diesem Forum noch stundenlang diskutieren und hin und her schreiben, wenn die betreffende Person keine Einsicht hat, einen Fehler gemacht zu haben. Zu seinen Fehlern zu stehen, ist ein Zeichen von Größe und Persönlichkeit. Einfach mal eine Entschuldigung aussprechen, würde alle Diskussionen beenden.

    Gabriela machte es sich in einen gemütlichen Liegestuhl auf der Terrasse bequem und genoss bei einem Glas Rotwein den lauen Sommerabend. Sie war frei … endlich wieder frei … raus aus der engen Gefängniszelle … Keine Wärter mehr, die ihr Befehle erteilen konnten. Sie bestimmte selbst darüber, was sie tun und lassen würde … Jäger war in ihrer Gewalt … Das Leben war mit einem Male wieder so wunderschön. Ein Schwall wahrer Glücksgefühle durchströmten sie.

    Sie lauschte den Geräuschen ihrer Umgebung. Der Abendwind rauschte leicht in den Wipfeln der Bäume und sorgte für angenehme Temperaturen. Aus einem der Schlafzimmer im oberen Stockwerk erklang das Gekicher der jungen Russin. Scheinbar vergnügte sich Rashid mit ihr. Remzi und Camil saßen mit einer Flasche Bier in der Hand im Wohnzimmer und unterhielten sich in ihrer Muttersprache über die gemeinsame Vergangenheit … was wohl aus ihnen geworden wäre ohne den Balkankrieg. Gesprächsfetzen drangen zu ihr durch.

    Ihr Blick fiel auf ihren rechten Arm, der von der Kerze im Windlicht gespenstisch beleuchtet wurde. Der Physiotherapeut hatte ihr Hoffnung gemacht, dass sie mit viel Ausdauer und Training zumindest wieder einfache Tätigkeiten mit dem Arm ausführen konnte.

    Ihre Gedanken schweiften ab in Richtung von Boris Stojkovicz. Die Kroatin hatte den albanischen Mafia Boss vor drei Monaten während ihres Aufenthalts in der Uni-Klinik kennengelernt, als ihr rechter Arm operiert worden war. Die Schrauben und Platten, die den Knochen zusammengehalten hatten, waren entfernt worden, Teile der Sehnen repariert worden. Sowohl die Klinikleitung, als auch die Gefängnisleitung hatten beschlossen die beiden Gefangenen aus organisatorischen Gründen in einem Krankenzimmer unterzubringen. Eine spanische Wand trennte die beiden Krankenbetten voneinander und sollte deren Privatsphäre wahren. Doch das hinderte weder die Kilic noch Stojkovicz daran, miteinander ins Gespräch zu kommen, da sich ihre Bewacher vor allem während der Nachtstunden auf Anordnung der behandelnden Ärzte nicht ständig im Zimmer aufhielten. Als Gabriela ihrem Bettnachbarn erzählte, wie sie zu ihrer Schussverletzung gekommen war, hatten die beiden Patienten Recht schnell ein Gesprächsthema gefunden: BEN JÄGER. Sie entdeckten ihre Gemeinsamkeit: Ihre Rache.

    Nachdem Boris Stojkovicz die niederschmetternde Diagnose mit seiner tödlich verlaufenden Krebserkrankung bekommen hatte, wurden die beiden Gefangenen zu Verbündeten und schmiedeten in jener Zeit im Krankenhaus ihre Rachepläne.
    Ursprünglich war geplant gewesen, dass der Mafia Boss nach Gabrielas Flucht vom Pflegeheim hierher in die Villa transportiert werden sollte. Eine Krankenschwester aus dem Kosovo sollte sich zusammen mit deren Mann, der einmal Arzt gewesen war, um den Patienten kümmern. Der Todkranke wollte an den Folterungen, die man Ben Jäger in dem Anwesen zufügen wollte, teilhaben. Seine Rache in vollen Zügen genießen. Doch Rashid hatte ihr am gestrigen Nachmittag erklärt, dass sich der Gesundheitszustand seines Vaters in den letzten Wochen dramatisch verschlechtert hatte und einen Krankentransport unmöglich machen würde.

    Nicht eine Spur des Bedauerns oder Mitleids hatte die Kroatin bei dieser Nachricht empfunden. Boris Stojkovicz war gewissermaßen für sie nur Mittel zum Zweck gewesen. Der alte Mafia Boss hatte trotz seines Gefängnisaufenthaltes noch immer ungeahnte Verbindungen in die Kölner Unterwelt gehabt, kannte bestechliche Polizeibeamte und andere Staatsbedienstete. All das war nützlich gewesen, für die Ausführung ihrer gemeinsamen Rachepläne. Nun hatte die Kroatin freie Hand, konnte schalten und walten, wie sie es ihr beliebte und musste keine Rücksicht mehr nehmen.
    Der Deal, den sie mit dem alten Mann eingegangen war, würde sie einhalten. Das war Ehrensache. Boris Stojkovicz wollte den Staatsanwalt, der für die Undercover-Action verantwortlich war und den SEK-Beamten, der damals den Zugriff geleitet hatte, tot sehen. Dazu kamen noch die beiden Beamten, die die tödlichen Schüsse auf seine Söhne abgegeben hatten. Diese standen auf der Todesliste. Diese Wünsche würde sie ihm in jeden Fall erfüllen. Im Gegenzug gehörte ihr alleine Ben Jäger.
    Unterdessen näherte sich das Liebesspiel seines Sohnes Rashid seinem Höhepunkt, durch das geöffnete Fenster war jedes Detail unüberhörbar. Gabriela war klar, sie musste ihr Aussehen verändern, wenn sie sich außerhalb des Grundstücks und der Villa frei bewegen wollte. Die Russin??? Vielleicht hatte diese Frau noch anderen Fähigkeiten, als Männer zu befriedigen.
    Ihr Gedankenkarussell drehte sich wieder zurück zu ihren Rachefeldzug und nahm ihren Geist vollkommen in Besitz. Ihr Focus war aber nicht allein auf Ben Jäger gerichtet, der heute einen kleinen Vorgeschmack bekommen hatte, auf das was ihn die kommenden Tage erwarten würde.

    Am späten Nachmittag hatten ihn Remzi und Camil nochmals aus seiner Holzkiste gezogen und mit ihm ein bisschen Waterboarding gespielt. Nach Luft japsend, von Hustenanfällen geplagt, kaum dass Jäger einen Ton rausbekam, kommentierte der verdammte Bulle die Folter mit einem Satz: „Danke für die Dusche!“ Der Kerl war knallhart. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, seine Persönlichkeit zu brechen, bevor er das Zeitliche segnen würde. Ein anderer Teil ihrer Pläne betraf Semir Gerkhan. Er sollte nicht sterben. Wenn Gabriela mit dem verhassten Türken fertig war, sollte nur noch ein menschliches Wrack übrigbleiben. Aber das war nicht alles. Es gab noch mehr Kandidaten auf ihrer Todesliste.

    So saß sie bis spät in die Nacht hinein, nippte hin und wieder am Rotwein und schmiedete in ihren Gedanken ihre Rachepläne.

    das war spannend!!!! :thumbup:
    zwei richtig tolle Kapitel ... :thumbup:
    aus Christian werde ich immer noch nicht schlau ... Angst hat der Typ ... aber meiner Ansicht nach, spielt er mit Ben immer noch ein falsches Spiel
    Der gute Ben hätte mal lieber sein Handy ausgemacht. Ich vermute, darüber konnten ihn die "Bösen" orten ...
    die Verfolgungsjagd war wieder einmal Action vom Feinsten ...
    nur der Schluss ... der hat mir gar nicht gefallen ... frontal gegen einen Stein ... ein BMW mehr geschrottet, jedoch was ist den Insassen passiert?
    außerdem gibt es da noch ein paar Böse, denen Ben und Christian in die Hände fallen könnten ... da spielt sich schon wieder Drama pur in meinen Kopf ab ...

    Semir sandte einen traurigen und gleichzeitig verzweifelten Blick in Richtung seiner Chefin. Mit seiner Linken strich er sich über sein kurz geschorenes Haar und suchte erneut Blickkontakt mit Kim Krüger.

    „Frau Krüger, bitte! … Denken Sie doch mal nach! … Hören Sie auf ihr Gefühl!“, seine Stimme wurde leiser und eindringlicher. Er hob seine Hände beschwörend an, „Ben mag zwar ein Heißsporn sein, aber eine Frau eiskalt erwürgen? … Tut mir leid. Glauben sie das wirklich? …“ Für einige Augenblicke herrschte Stille im Raum. „Für mich gibt es noch immer ein paar offene Fragen und Details, die den Herrn Oberstaatsanwalt oder die ermittelnden Kollegen der Kripo Köln Nord, seines Zeichens Herr Kommissar Kramer, scheinbar nicht zu interessieren scheinen. Seit wann sticht eine Linkshänderin mit der rechten Hand zu? …. Warum gab es im Umkreis des Wohnwagens keine Blutspuren oder im Wohnwagen selbst? … Sondern nur gut dreihundert Meter entfernt eine eingetrocknete Blutlache?“
    Semir stützte sich auf die Schreibtischplatte mit seinen Händen, wandte dem Staatsanwalt den Rücken zu und blickte seine Chefin eindringlich an.
    „Frau Krüger!“, appellierte er, „Lesen Sie noch einmal den Tatortbericht. Die Klinge des Messers war vollkommen mit Blut benetzt. Das muss laut dem Gerichtsmediziner und den Kollegen der Kriminaltechnik eine tiefe Wunde gewesen sein, die heftig geblutet hatte. … Nicht ein Blutstropfen im Wohnwagen? … Kommen Sie mir nur nicht mit der Behauptung, Ben hätte was auf die Wunde gedrückt. … Keine Fingerabdrücke von ihm im Wohnwagen und trotzdem soll Ben so bescheuert gewesen sein und ausgerechnet seinen Schlüssel dort verloren haben, ohne dass er es merkte? … Da war der Zündschlüssel für sein Motorrad dran! … Dass passt nicht zusammen! … Sehen Sie nicht die Widersprüche?“

    Er schwieg wieder für einen Moment. … Sah, wie es in der Mimik seiner Vorgesetzten arbeitete, die mit verschränkten Armen in ihrem Bürosessel saß und ihre Lippen zusammenpresste.
    „… Haben sie auf meine Fragen auch Antworten für mich?“
    Erneut schwieg er für einige Atemzüge und ließ seine Worte auf Kim Krüger wirken, bevor er die nächste spitze Bemerkung in Richtung seiner Chefin losließ.
    „Was ist mit ihrem tollen Spruch von heute Nachmittag Frau Krüger, sie wollen die Wahrheit wissen? Ist das Schnee von gestern, weil ihnen der Herr Staatsanwalt ein paar schöne Augen gemacht hat?“

    Das war zu viel. Kim atmete deutlich hörbar scharf aus und schoss förmlich aus ihren Bürosessel in die Höhe.
    „Gerkhan! Das geht zu weit!“, fauchte sie ihn an. „Das geht wirklich zu weit!“

    Trotzdem, die Ansprache ihres besten Mitarbeiters hatte gesessen. Wortlos drehte sie sich um und fuhr sich mit ihren Händen über das Gesicht. Betreten schaute sie zum Fenster hinaus auf den Parkplatz. Im Licht der Parkplatzbeleuchtung sah sie Bens silbernen Mercedes. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Vor dem Eintreffen des Staatsanwaltes hatte Kim den Bericht der KTU über den Tatort in Hürth gelesen. Der Türke war einer der besten Ermittler, mit denen sie in ihrer bisherigen polizeilichen Laufbahn zusammengearbeitet hatte. Seine Argumente hatten Hand und Fuß, ließen die Indizien der Staatsanwaltschaft und die gesammelten Beweise von Kommissar Kramer in einem anderen Licht erscheinen. Sie biss sich auf die Lippen und wandte sich ihrem Kommissar wieder zu.

    „Sie haben ja Recht Herr Gerkhan! Ich habe mich irgendwie zu sehr von anderen beeinflussen lassen und eine objektive Betrachtung der Tatsachen aus den Augen verloren.“, lenkte sie kleinlaut ein, was ihr einen vorwurfsvollen Blick des Staatsanwaltes einbrachte. „Herr Jäger mag ein Draufgänger mit einem losen Mundwerk sein. In unserem Fuhrpark gibt es bestimmt fast kein Fahrzeug mehr, in das er noch keine Delle rein gefahren hat.“ Der Ansatz eines Lächelns huschte in ihren Mundwinkel, „Und im Schrotten von Dienstwagen macht er ihnen ernsthafte Konkurrenz, Herr Gerkhan!“
    Sie blickte dem Staatsanwalt direkt in die Augen und stützte ihre Hände auf der Schreibtischplatte ab. Ihr Körper bebte vor Erregung ebenso wie ihre Stimme.
    „Ach, zum Teufel noch mal, Herr van den Bergh. Ich bin nicht bereit, einen meiner Männer, dem ich bisher immer vertrauen konnte, einfach so fallen zu lassen. Dieser Pressemeute zum Fraß vorzuwerfen, nur weil es ein paar von unseren oberen Herren so passen würde. Ob mit oder ihrem Einverständnis Herr Oberstaatsanwalt beauftrage ich ab sofort Herrn Gerkhan offiziell damit, eigene Ermittlungen der PAST in allen Fällen, die Herr Jäger zur Last gelegt werden, anzustellen. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Einwand, dass Herr Gerkhan persönlich befangen ist. Selbst Sie, Herr Oberstaatsanwalt, müssen zugeben, dass speziell die Ermittlungen in Hürth alles andere als professionell von den zuständigen Ermittlern durchgeführt wurden. …" Sie richtete sich auf und wandte sich dem Türken zu. "Herr Gerkhan, Sie sind ab sofort wieder im Dienst und sobald Frau Dorn kommende Woche von ihrem Lehrgang zurück ist, wird sie sie bei den Nachforschungen unterstützen.“

    Hendrik van den Bergh war sich gar nicht bewusst, wie er Kim Krüger anstarrte. Genau das war es, was ihn so an dieser Frau faszinierte, diese selbstbewusste Art, ihre Ausstrahlung und in seinen Augen sah sie einfach umwerfend gut in dem engen taubenblauen Rock mit der passenden Weste aus. An der Bluse stand ein Knopf mehr offen, als sein musste. Er konnte ihr einfach nicht widersprechen und bewegte seinen Kopf auf und ab, obwohl er innerlich schon triumphiert hatte. Die Verurteilung eines Hauptkommissars mit solch einem interessanten familiären Hintergrund wäre seinem Sprung nach oben auf der Karriereleiter äußerst förderlich gewesen.

    Die Besprechung, die sich eigentlich ihrem Ende zuneigte, wurde unterbrochen. Susanne kam ohne Vorwarnung ins Büro gestürmt. Ihre sommerliche Gesichtsfarbe war gewechselt in einem unnatürlichen bleichen Farbton.

    „T’schuldigung! Aber ich glaube das ist wichtig! Gerade eben kam eine Fahndungsmeldung rein!“ Erwartungsvoll blickten die drei anderen Anwesenden Susanne an. „Gabriela Kilic ist gestern Spätnachmittag bei einem Gefangenentransport geflohen!“

    Diese Nachricht verfehlte nicht ihre Wirkung. Der Oberstaatsanwalt schaute irritiert von Kim zu den anderen beiden Mitarbeitern der PAST. Alle schienen regelrecht geschockt zu sein, nur er verstand nicht warum.

    Kim gewann als erste ihre Fassung wieder und schilderte Hendrik van den Bergh mit knappen Sätzen das Drama, das sich im vergangenen Jahr abgespielt hatte. Die Entführung von Gerkhans Familie, die Flucht und die Rolle, die Ben Jäger dabei gespielt hatte.

    Semir brannte nur eine Frage auf der Seele „Wird meine Familie ab sofort Polizeischutz bekommen Frau Krüger?“

    Der Oberstaatsanwalt übernahm für die Chefin der PAST die Antwort. „Dafür besteht doch momentan überhaupt keine Veranlassung Herr Gerkhan. Ihre Frau hat damals in der Gerichtsverhandlung ausgesagt. Warum also Polizeischutz? … Wissen Sie, was das dem Steuerzahler kostet? Außerdem kann man doch davon ausgehen, dass sich die entflohene Frau bestimmt schon längst ins Ausland abgesetzt hat!“, bekräftigte er seine Meinung. „Denn zu welchem Zweck fliehen Gefangene denn sonst aus dem Gefängnis?“

    Semir nahm diese Aussage des Oberstaatsanwalts widerspruchslos hin. Die letzte Stunde hatten ihm mehr als deutlich gezeigt, dass es zwecklos war, mit dem Dunkelhaarigen zu diskutieren, ihn davon zu überzeugen, dass die Kilic eine von Rachsucht besessene Frau war.
    Wer waren ihre möglichen Opfer? … Seine Frau? … Ben! …. OMG … in seinem Gehirn machte es nur noch klick … klick … klick. Ein Zahnrädchen passte perfekt ins andere. Er musste dringend nach Hause. Ihm würde schon etwas einfallen, wie er seine Familie schützen könnte. Und Ben?????

    „Susanne, schickst du mir alle Informationen zur Flucht von Frau Kilic aufs Handy! Ich fahre sofort nach Hause!“
    Der Türke drehte sich wortlos um und stürmte aus der PAST.

    tief durchatmen .... der Verlauf der OP bei Ben erweckt den Eindruck ... gerade noch einmal gut gegangen, die Kugel hätte definitiv schlimmeren Schaden anrichten können
    jetzt hoffen wir mal, dass der "böse Keim" verschwunden ist und unser Lieblings-Polizist sich auf den Wege der Besserung befindet
    vor allem nachdem Sarah und Semir sich an seiner Seite befinden

    Für Semir bestand kein Zweifel darin, woher das eingetrocknete Blut stammt, von Ben! War er doch mit dem Messer ernsthaft verletzt worden? Aber warum gab es nur hier auf dem Gehsteig eine kleine Blutlache? Unterwegs hatte er keine Blutflecke entdecken können. Er war zwischenzeitlich mehrmals den Weg zwischen Wohnwagen und Fundort des Motorradhelms abgelaufen. Nichts! Absolut Nichts! Nicht mal den Hauch eines Bluttropfens hatte er auf dem Gehweg oder auch an den Laternenmasten finden können. Er schloss seine Augen. Die Spuren waren so widersprüchlich. Hartmut, der zusammen mit seinem Kollegen Bernd gekommen war, weckte ihn aus seinen düsteren Gedanken.

    „Hallo Semir, was ist denn so wichtig, dass du uns bei dieser Hitze quer durch die halbe Stadt jagst?“, maulte der Rotschopf pampig rum.

    Wortlos hielt ihm der Angesprochene Bens Motorradhelm hin. Die Buchstaben „B.J.“ waren unübersehbar und Semir deutete auf den Blutfleck auf dem Gehsteig.
    „Sag mir einfach, dass es nicht von Ben stammte!“, meinte Semir schon leicht resignierend. Er blickte zu seinem Kollegen von der KTU hoch und schirmte mit einer Hand, seine Augen gegen die grelle Nachmittagssonne ab. Hartmut stand vor ihm, wie das schlechte Gewissen höchst persönlich und stotterte vor sich hin.

    „Semir? … Semir? … Weißt du wo Ben ist? … Er war vor drei Tagen bei mir …. Wollte meine Hilfe haben … aber … Fuck!“ … Hartmut fluchte leise vor sich hin und benutzte einen Wortschatz, der jedem Bierkutscher alle Ehre gemacht hätte. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, stellte er zerknirscht fest: „Ben ist mein Freund! …. Und … und ich bekomme einfach dieses Gefühl nicht mehr los, dass ich ihn im Stich gelassen habe, als er mich brauchte … Ich komme mir gerade wie der letzte Dreck vor!“

    „Glaub mir Hartmut, ich weiß, wie du dich fühlst!“, beschwichtigte Semir sein gegenüber „mir geht es nicht viel besser!“ Er nahm die angebotene Hand von Hartmut an und stand langsam auf. „Schau dich genau um. Dort drüben steht der Wohnwagen der Ermordeten!“ Er deutete zu Jessicas Wohnwagen hinüber. „Sag mir Bescheid.“
    Ohne sich umzublicken, ging Semir mit hängenden Schultern zu seinem BMW und machte sich auf den Weg zum Hospiz.

    *****

    Zurück auf der PAST
    In den frühen Abendstunden befand sich Semir auf der Rückfahrt zur Dienststelle. Tagsüber war es hochsommerlich heiß gewesen. Er dachte an seine Kinder, die mit den Großeltern an einem Badesee den Nachmittag verbracht hatten. Am Horizont trug die untergehende Sonne ein einzigartiges Farbenspiel der Natur in Rottönen zur Schau und verhieß für den morgigen Tag erneut schönes Sommerwetter. Laut Wetterbericht sollten in den kommenden Tagen tagsüber die bisher höchsten Temperaturen des Sommers erreicht werden. Die Nächte sollten tropisch warm bleiben und luden zu einer Grillparty am See ein, mit einer Übernachtung im Zelt, wie lange hat er dies schon seinen Mädels versprochen.
    Susannes Funkspruch riss ihn aus seinen Träumen.

    „Zentrale für Cobra 11!“

    „Cobra 11 hört!“, antwortete der Kommissar schon automatisch. Sein Blick fiel auf den Beifahrersitz, während er das Funkgerät bediente. Sonst ging Ben an den Funk. Ein Schauder rann ihn über den Rücken, als er daran dachte, was er bei seinen Ermittlungen im Laufe des Nachmittags herausgefunden hatte.

    „Semir! … Semir träumst du oder warum antwortest du nicht?“, erklang Susannes Stimme leicht frustriert.

    „Sorry … tut mir leid, ich war gerade abgelenkt“, antwortete er.

    „Die Chefin wartet auf dich! Wann kommst du?“

    „Die Antwort erübrigt sich Frau Kollegin. Schau mal zum Fenster raus!“ meinte er scherzhaft, obwohl ihm nach den Erlebnissen des heutigen Tages gar nicht danach zu Mute war. Wenige Minuten später betrat er die PAST. Zuerst steuerte er Susannes Schreibtisch an. Sein Blick fiel in Richtung des Büros seiner Chefin. Dort saß ein ihm unbekannter dunkelhaariger Mann und schien sich angeregt mit Frau Krüger zu unterhalten. Wie angewurzelt blieb er stehen und runzelte verwundert die Stirn, als er bemerkte, dass Kim mit dem Kerl so richtig zu kokettieren schien. Sie lächelte verklärt vor sich hin und ihre Wangen waren leicht gerötet.

    „Was geht denn da drinnen im Büro der Chefin ab?“, fragte er bei Susanne nach. „Hat die Krüger einen neuen Freund?“

    „Nein! Darf ich vorstellen, das ist Mister Arrogant höchstpersönlich oder mit anderen Worten der Oberstaatsanwalt van den Bergh, der die Ermittlungen in Bens Fall leitet!“ klärte sie Semir auf. „Deswegen solltest du auch zur Dienststelle kommen. Die beiden wollen unbedingt mit dir reden, bevor sie sich in ihren Feierabend verabschieden!“

    Semirs Weg führte zum Büro seiner Chefin. Er klopfte kurz an und trat ein. Nach einer kurzen Begrüßung wurde ihm der dunkelhaarige Mann offiziell vorgestellt. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen trug Herr van den Bergh einen blau-grauen Leinenanzug mit hellblauen Hemd und einer passenden Krawatte trug. ‚Geschniegelter Lackaffe‘ war Semirs erster Gedanke. Auf seinem persönlichen Barometer für Sympathien erreichte der Oberstaatsanwalt gerade mal Stufe 2. Der Kommissar zog es deshalb vor, seinen Bericht über die Ermittlungen im Industriegebiet Hürth und dem Hospiz im Stehen abzugeben. Ihm entging nicht, wie der Oberstaatsanwalt seine Beine übereinanderschlug und sich mit einem selbstzufriedenen Grinsen in seinen Stuhl zurücklehnte, als Semir vom Fund von Bens Motorradhelm und der Blutlache in der Nähe des Tatorts berichtete.

    „Hervorragende Arbeit Herr Gerkan!“, lobte er den kleinen Türken, „sie haben soeben den letzten Beweis geliefert, dass sich Herr Jäger tatsächlich am Tatort aufgehalten hatte.“

    In Semirs Ohren klang das schon fast wie ein endgültiges Urteil. Dieser Typ wurde ihm immer unsympathischer. Sein wütender Blick richtete sich auf Kim Krüger, die diesem auswich und ihre Lippen zu einem Strich zusammen kniff.

    „Sie sagen gar nichts dazu Frau Krüger!“, fuhr Semir sie in einem barschen Tonfall an.
    „Was erwarten Sie denn Herr Gerkhan? … Nach solchen Beweisen? … Soll ich mich vor Sie und Herr van den Bergh hinstellen und behaupten, ich halte Herrn Jäger für unschuldig?“, gab sie kühl zurück.
    „Das hörte sich vor ein paar Stunden noch völlig anders an Chefin! Woher kommt der Sinneswandel? Hat Sie dieser Schlipsträger so lange beschwatzt, dass sie wirklich Ben für einen Mörder halten? Was ist nur in sie gefahren!“, empörte sich der Türke. Zornesfalten lagen auf seiner Stirn und die Gesichtsfarbe wechselte auf dunkelrot.
    „So wie die Dinge liegen Herr Hauptkommissar Gerkhan!“, fiel ihm der Oberstaatsanwalt mit seiner sonoren Stimme ins Wort, „müssen doch selbst Sie zugeben, dass alle Indizien gegen Herrn Jäger sprechen. Aber wenn es sie beruhigt, ein Gericht wird darüber entscheiden, ob die Beweise für einen Schuldspruch ausreichen!“
    „Aus ihrem Mund klingt das, als wenn mein Kollege bereits ein verurteilter Mörder ist Herr Oberstaatsanwalt!“, brüllte Semir wütend zurück, „es ist mir so was von egal, was sie glauben oder auch sie, Frau Krüger.“