wieder einmal eine überraschende Wendung in der Geschichte, wobei ich zugebe ... ich habe mich innerlich auch gefreut, als ich von Polizeisirenen und dem Hubschrauber gelesen habe.
Lucas musste zwangsläufig eines seiner Geheimnisse lüften ... bei der Flucht in den Wald und im Waldgebiet selbst fühlte mich in die Szene eines Kriegsfilmes versetzt, indem sich Lucas als der Anführer einer Special Force Einheit entpuppt.
Absolut gelungen
irgendwie wird Lucas für mich immer undurchsichtiger für wen arbeitet er wirklich????
Unsere beiden Polizisten sind ebenfalls sehr misstrauisch geworden ... Respekt vor Ben ... der hat mitbekommen, wie die Angreifer Lucas nannten
der Schluss ... der Schluss war genial ... wie erkläre der Chefin einen Totalschaden ... war herrlich der Dialog
ich lache immer noch ... doch ich befürchte, das Lachen wird mir im nächsten Kapitel wieder vergehen
Beiträge von Mikel
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In seinem Gehirn fing es fieberhaft an zu arbeiten. Verdammt … verdammt … dann befand sich Ben in größter Gefahr. Doch noch eine Frage beschäftigte Semir, wer war diese geheimnisvolle Frau, die es geschafft hatte einen Keil, zwischen Anna und Ben zu treiben?
„Kennst du den Namen der Frau? … Was genau hat Sie dir erzählt? Bitte Anna, erzähl mir jedes Detail, welches dir noch einfällt! Alles ist wichtig!“ forderte er sie auf vom Besuch von Bens Ex-Freundin zu berichten.
Die dunkelhaarige junge Frau hatte ihr Beine angezogen und auf dem Sofa abgelegt. Andrea drückte ihr eine Tasse Tee in die Hand, an der sie sich krampfhaft festhielt. Semir nahm die Teetasse ebenfalls in Empfang. Er war aufgestanden und wanderte ruhelos im Wohnzimmer umher, während seine Frau anstelle von ihm neben Anna Platz genommen hatte und sie tröstend in den Arm nahm. Zuerst noch sehr stockend, doch dann immer flüssiger berichtete die junge Frau über das, was sich vor einigen Tagen in ihrer Wohnung zugetragen hatte.
„Die Frau war ungefähr so alt wie Ben und hat sich als Jessica Habermann vorgestellt. Sie sei mit Ben zur Schule gegangen!“ Sie erzählte alle Details, die ihr einfielen … über das Kettchen, die Fotos, die Geschichte mit dem Kind, das angebliche Verhältnis zu Bens Familie, den Rauswurf aus der Wohnung einfach alles. Zwischendrin nippte sie an ihrem Tee.
Semir stand etwas ratlos da und zuckte hilflos mit den Schultern.
„Sorry, ich kenne die Frau nicht. … Nie gesehen! …. Den Namen habe ich noch nie gehört. Aber es sollte kein Problem sein, über sie etwas raus zubekommen. Ich denke, auch da kann uns Susanne weiterhelfen.“„Ich glaube, ich weiß, wer da bei dir war!“ meldete sich zu Semirs Überraschung Andrea zu Wort. Anna wendete ihr Gesicht Andrea zu und blickte sie erwartungsvoll an. „Es war an irgendeinem Abend … Semir und ich hatte einen tollen Wellness-Nachmittag verbracht und Ben hatte den Babysitter-Job bei Aida und Lilly übernommen. Selbst nach unserer Rückkehr hat er so liebevoll mit den beiden Mädchen gespielt. Nachdem wir zusammen die Kinder ins Bett gebracht hatten, sprach ich ihn darauf an, ob er sich denn auch mal Kinder wünsche“, sie dachte sinnend nach und versuchte sich an die Einzelheiten zu erinnern. Mit ihrer ruhigen Stimme fuhr sie fort, „Er erzählte mir, dass er schon fast einmal vor ein paar Jahren Papa geworden wäre. Er nannte die Frau Jessie. Sie war mit ihm zusammen zur Schule gegangen. Damals waren sie miteinander befreundet gewesen, ein Paar gewesen. Nach der Schule hatten sie sich aus den Augen verloren. Bei einem LKA Einsatz im Rotlicht Milieu trafen sie sich nach Jahren wieder. Diese Jessie hatte Ben um Hilfe gebeten, um auszusteigen. Als Gegenleistung sagte sie gegen einen der Zuhälter aus.“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Mann hatte sich ihr gegenüber hingesetzt und hörte fasziniert zu. Die Verblüffung, dass seine Frau etwas über seinen Partner wusste, was er selbst nicht kannte, stand ihm im Gesicht geschrieben. Auch Anna saß schweigend dabei und hielt ihre leere Teetasse krampfhaft in den Händen, als könne sie ihr einen Halt geben. „Ich weiß nicht, ob die beiden zu diesem Zeitpunkt wirklich was miteinander hatten. Auf jeden Fall war diese Jessie schwanger und Ben half ihr von ihrer Alkoholsucht loszukommen und wieder auf die Füße zu kommen, kümmerte sich um Mutter und Kind. Lange Zeit spielte er wohl auch so ein bisschen Ersatz-Papa für das Kind und diese Jessie schien sich schon berechtigte Hoffnungen gemacht zu haben, dass Ben sie vielleicht heiraten würde. Scheinbar ging das auch relativ lange gut, bis der kleine Junge so ungefähr eineinhalb Jahre alt war. Diese Jessie fing wieder an zu trinken. Mehr als einmal hatte Ben den Jungen völlig verwahrlost und alleine gelassen in der Wohnung vorgefunden. Das eingeschaltete Jugendamt machte Hausbesuche, stellte der Mutter eine Familienhelferin zur Seite, nur es änderte sich nichts. Daraufhin wurde der kleine Junge für einige Wochen in die Obhut einer Pflegefamilie gegeben. Die Mutter begann eine Therapie, legte Beschwerde ein und bekam ihr Kind wieder zurück. Das Jugendamt vertrat zu diesem Zeitpunkt die Meinung, ein Kind gehöre zu seiner Mutter. Aber kaum war der Kleine wieder bei dieser Jessica, begann diese wieder damit Alkohol zu trinken und zusätzlich noch Drogen zu nehmen. Ben hatte damals das Gefühl, das Jugendamt schaute einfach weg.“ Für einige Sekunden verstummte Andrea. Zu sehr hatte sie das Schicksal des hilflosen Kindes berührt. Semir stand, wie eine Statue an die Terrassentür gelehnt, völlig geschockt da. Das Schicksal von Kindern, denen ein Leid zugefügt worden war, berührte ihn ganz besonders. Es machte ihn wütend. „Eines Abends, die Nachbarn hatten Ben verständigt, weil der Junge so gottjämmerlich den ganzen Tag über geweint hatte, fand er den Jungen mit einem Fieberkrampf und einer schweren Lungenentzündung allein gelassen in seinem Kinderbettchen vor. Er hat dem kleinen Kind an jenem Abend das Leben gerettet, wie die Ärzte im Krankenhaus bestätigten. Anschließend hatte Ben mit Hilfe eines Anwalts dafür gesorgt, dass dieser Jessie der Junge weggenommen wurde, das Sorgerecht entzogen wurde. Er hätte ihn gerne selbst adoptiert, aber nachdem er nachweislich nicht der leibliche Vater war, wurde der kleine Junge vom Jugendamt zu Pflegeeltern gegeben. Die hatten anfangs noch in Köln gelebt, doch diese Jessie schien die Pflegefamilie regelrecht terrorisiert zu haben, gestalked zu haben, wo sie nur konnte. Selbst vor Gewalt gegenüber der Pflegemutter schreckte sie nicht zurück. Die Familie, die den Jungen in Obhut hatte, wollte verhindern, dass das Kind von einer Pflegefamilie zur andern weitergereicht wurde und so sind sie schließlich aus Köln weggezogen. Solange der Junge in Köln gelebt hat, hatte Ben auch noch Kontakt zu ihm gehabt. Um ihn zu schützen, hat er den Kontakt abgebrochen. Ich glaube, wenn es diese Jessie war, die Anna besucht hat, hatte die auch ein Motiv Ben eins auszuwischen. Denn der von Ben beauftragte Anwalt, der die Rechte des Kindes vertrat, machte richtig Druck. Auf Veranlassung des Jugendamtes bekam diese Jessica eine richterliche Anordnung, die ihr das Besuchs- und Umgangsrecht mit ihrem Sohn entzog.“
Als sie verstummte, herrschte Schweigen im Raum. Semir schaute mit einem leeren Blick zum Fenster raus in den Garten und musste das gehörte erst mal verarbeiten. Anna saß mit zitterndem Körper neben Andrea auf dem Sofa. Diese konnte spüren, wie innerlich aufgewühlt die junge Frau war. Semir drehte sich zu den beiden Frauen um und kniete sich vor Anna hin und umschlang deren Hände.
„Anna!“ fast schon beschwörend sprach er sie an, „wann hast du das letzte Mal etwas von Ben gehört? Es ist wichtig! …Mit ihm gesprochen!“
Mit bebender Stimme wisperte sie stockend „Vor drei Tagen … nachdem … ich ihn aus meiner Wohnung rausgeschmissen hatte … versuchte … er mich anzurufen … Ich …ich bin nicht rangegangen … und … und er … hat … mir daraufhin eine SMS geschickt!“ Sie schluchzte lauthals auf … mit zitternden Fingern suchte sie in ihrer Hosentasche nach ihrem Handy, zog es heraus und öffnete die Nachricht, bevor sie es an Semir weiterreichte. Dieser las die letzten Worte, die Ben an seine Freundin geschrieben hatte.'Anna bitte, ich flehe Dich an … lass es nicht so zwischen uns enden! Vertraue mir, niemals könnte ich Dir so etwas antun. Verstehst DU? NIEMALS! Raube mir nicht meinen letzten Hoffnungsschimmer, Dir die Wahrheit zu beweisen. Du trägst meine Liebe … mein Herz in deinen Händen … Wenn Du es fallen lässt, zerbricht es …zerbreche ich daran in tausend Scherben … Ohne Dich kann ich nicht sein und will ich nicht sein, du bist die Liebe meines Lebens … Glaube mir, man kann mir alles nehmen, das ist mir egal. Aber Deine Liebe bedeutet mir alles, ohne diese kann ich nicht existieren … Denk an unsere Pläne und Träume, ich werde dafür kämpfen … bitte Du auch … in Liebe Ben'
Semir legte das Handy zurück auf das Sofa und murmelte fassungslos vor sich hin: „Oh mein Gott … oh mein Gott!“ Der Türke umschlang Annas eiskalte Hände. „Scht … beruhige dich doch! … Wir finden ihn Anna, versprochen! Verstehst DU? Ich werde Ben finden! Bei allem was mir heilig ist. … Versprochen!“
Bens Freundin fühlte sich schuldig und hundeelend. Leise, kaum hörbar flüsterte die junge Frau vor sich hin „Was habe ich nur getan? … Oh mein Gott! … oh mein Gott! … Semir! … Was habe ich nur Ben angetan? …“
Ständig wiederholte sie monoton diese Worte, schlug sich die Hände vor das Gesicht und fing erneut hemmungslos an zu weinen ... Semir war in diesem Moment vollkommen hilflos, was sollte er nur sagen, um Anna Trost zu spenden. Als er seine Hände ihre Schultern legen wollte, schüttelte Andrea den Kopf und gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er die beiden Frauen alleine im Wohnzimmer lassen sollte.
Für ihn war es die passende Gelegenheit auf die Terrasse zu gehen, um mit Susanne zu telefonieren.
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ein Kapitel zwischen Hoffnung und Bangen
mit Ben und Sarah geht es aufwärts ... das freut mich zu hören
naja ... zu dem Arzt sage ich mal nichts mehr ... außer ... es geht hier um das Wohl des Patienten
was Pfleger Andy ja meisterhaft umsetzt
hmm ... was machen wir mit Ben? In dessen Oberstübchen ist ja einiges gewaltig durcheinander geraten, wenn es selbst Philipp, dem Psychologen, nicht gelingt, da ein wenig Ordnung rein zu bringen ... Wie wäre es mit einer richtig schönen Schocktherapie?
Vielleicht kapiert Ben dann, auf wessen Seite Semir steht und wer der wirklich Böse ist?
das große Fürchten kriege ich bei Maria's Plänen ... Semir nimm dich vor der Frau in Acht: Du läufst ihr ins offene Messer!!!!
schon allein bei diesen Gedanken, geht mal wieder mit mir durch -
ich bin emotional gerade ein wenig hin und her gerissen
Die Reaktionen von Anja irritieren mich total ... weiß überhaupt nicht, was ich davon halten soll
Das Baby ist nicht Leon Wo ist das Baby -
Ich schließe mich den anderen an. Mir fehlt momentan einfach die Zeit, zeitnah einzelne Kapitel zu lesen und ein Feedback zu hinterlassen. Wobei ich sagen muss, ich veröffentliche meine Geschichte ja auch in einem anderen Forum … da läuft es ähnlich … es gibt zwar Leser … aber leider nur sehr wenige, die auch ihre Meinung zu den einzelnen Kapiteln schreiben.
Semir hat Lunte gerochen, wie man so schön sagt und bohrt ein wenig bei Lucas nach und dann kommt Action ….
Was soll ich sagen? …
Du bist und bleibst ein Meister darin, diese Action Szenen zu beschreiben … man schließt die Augen und ist mitten drin! Dramatik pur!!!
Du weißt, wen ich ständig im Kopf habe, wenn ich an Lucas denke … Lucas überrascht mich! Der hat tatsächlich Skrupel, dass Semir sein Leben für ihn riskiert!
Haben unsere beiden Autobahnpolizisten mitbekommen, wie Lucas von den Angreifern genannt wurde? … Gelingt die Flucht durch den Wald?
Fragen über Fragen … und man wartet auf die Fortsetzung
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Während der Rückfahrt von der Hütte am See herrschte im silbernen BMW eine ausgelassene Stimmung. Semir und Andrea neckten sich gegenseitig, brachten sich zum Lachen und genossen einfach diese neu erwachte Harmonie in ihrer Ehe. Der Psychologe hatte mit seiner These, dass eine Woche Auszeit vom Alltag, von den Kindern, dem Beruf und dem Rest der Welt wahre Wunder bewirken könnte, Recht behalten. In der vergangenen Woche hatten die beiden Gerkans ihre Liebe zueinander wieder neu entdeckt, nicht nur die Körperliche. In vielen gemeinsamen und sehr intensiven Gesprächen hatten sie den anderen Partner wieder als Mann oder Frau wahrgenommen. Es war fast wie zu Beginn ihrer Liebe gewesen. Leider ging auch die schönste Zeit einmal zu Ende und die Rückkehr in den Alltag nahte. Die Kinder sollten noch für ein paar Tage bei Andreas Eltern bleiben. In dieser Zeit wollten Semir und seine Frau ein paar Häuser, die zum Verkauf anstanden, besichtigen. Außerdem hatte der Türke für seine Familie noch eine Überraschung auf Lager, die er noch nicht Preis geben wollte.
Als Semir und Andrea die Auffahrt zu ihrem Haus einbogen, erstarb das Lachen auf ihren Lippen. Wie ein Häufchen Elend saß Bens Freundin zusammengekauert im Schatten der Hauswand auf der kleinen Bank neben der Eingangstür. Sofort schrillten bei dem Türken die Alarmglocken auf, irgendetwas musste mit Ben passiert sein.
Die junge Frau hatte ihre Beine auf die Sitzfläche hochgezogen und ihre Unterschenkel mit ihren Armen umschlungen. Ihre Stirn war auf den Knien abgelegt. Als das Auto anhielt, blickte sie aus verweinten Augen kurz auf. Selbst aus der Entfernung von einigen Metern konnte Semir die tiefen dunklen Ringe erkennen, die darum lagen. Ihr Gesicht war kreidebleich. Zusammen eilten die Gerkans, nachdem der BMW abgestellt worden war, auf Anna zu.
„Was ist denn passiert Anna? … Ist etwas mit Ben? … Hey, komm beruhige dich!“, prasselten die Fragen des Türken auf die junge Frau ein.
Während Andrea die Haustür aufschloss, steuerte ihr Mann auf Anna zu. Er zog die junge Frau an sich und nahm sie tröstend in den Arm und spürte wie sie zitterte und ihr Körper vor Erregung bebte. Trotz der sommerlichen Temperaturen schien sie zu frieren.
„Wie lange sitzt du denn schon hier?“ Auf dem Weg zur Haustür reichte er ihr ein Taschentuch und sie schniefte mehrmals rein und meinte unter ständigen Schluchzen. „Heute Vormittag stand …. Dieser widerliche Kripo-Beamte Kramer … meiner Wohnungstür. Semir!“, sie schluchzte auf, „Semir! … Semir, die Polizei … sucht Ben mit Haftbefehl!“ Der Deutschtürke erblasste bei diesen Worten, „und Leon … und … und dieser Kommissar…! Und … und …“, stammelte sie weiter „Ben geht fremd! …. Er …. andere, mit der er früher … Schule gegangen ist. Semir, er … ein Kind mit ihr.“
Der größte Teil ihrer Antwort ging in ihrem Aufschluchzen unter. Der Türke verstand nur Bruchteile von dem, was die junge Frau ihm mitteilen wollte. Jedoch etwas hörte er klar heraus: Ben wurde von der Polizei gesucht.
„Kommt erst einmal rein!“, forderte Andrea ihren Mann und Anna auf, ihr ins Haus zu folgen.
Semir lenkte Anna in Richtung des Wohnzimmers und drückte sie sanft ins Sofa und setzte sich neben sie und hielt ihre Hände umschlungen. Andrea legte eine wärmende Decke um Annas Schultern und ging anschließend in die Küche und bereitete für alle drei eine Tasse Tee zu. Aus der Ferne verfolgte sie ungläubig die Unterhaltung. Der Türke versuchte seiner Stimme einen beruhigenden Klang zu verleihen.
„Moment mal Anna! Alles schön der Reihe nach. Was hat Ben denn angestellt? So wie ich den Sturkopf kenne, ist er nicht zur Anhörung bei der Staatsanwaltschaft gegangen und hat sich deswegen noch mehr Ärger eingehandelt.“
Anna beruhigte sich etwas und schaffte es unter Aufschluchzen ein paar verständliche Sätze herauszubringen. „Semir, … Semir! Ben wird wegen Mordverdachts gesucht!“
„Mord? …Mordverdacht???“, fiel ihr der Türke perplex ins Wort. „Ben begeht doch keinen Mord!“ Ungläubig schüttelte er seinen Kopf. „Wen soll er denn umgebracht haben und warum? Ben mag zwar ein Hitzkopf sein, doch der begeht doch keinen Mord!“, bekräftigte er nochmals seine Meinung. „Was soll der Unsinn?“
„Ich weiß es nicht. Der Polizist sagte nur, dass man ihn wegen Mordverdachts suche und Leon …. Leon, Bens Rechtsanwalt, erklärte mir, dass dieser Obdachlose, den Ben angeblich zusammengeschlagen hatte, an den Folgen seiner Verletzungen verstorben ist. … und … und … Ben soll irgendjemanden umgebracht haben … Leon wollte bei der Staatsanwaltschaft Details erfragen, aber er hat sich noch nicht bei mir gemeldet.“
‚Oh mein Gott! Ben, in was bist du da nur rein geraten?‘ dachte Semir bei sich und wagte nicht seine Gedanken laut auszusprechen. Deutlich hörbar atmete er aus und ein. Der Türke versuchte ruhig zu bleiben. Sein Gesichtsausdruck spiegelte seine aufgewühlten Emotionen wieder.
„Na gut, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das wird schon wieder, glaube es mir Anna. Bitte beruhige dich. Ich frage bei Susanne nach, die kann Nachforschungen anstellen und uns auf jeden Fall Auskunft erteilen. … Und wegen der Geschichte mit der Frau und fremdgehen: Wir sprechen von Ben Jäger. Nee, glaube mir, er war bestimmt vor deiner Zeit kein Kostverächter und hat mitgenommen, was ging. Aber seit er mit dir zusammen ist, schaut er doch keine andere mehr an. Wie heißt denn die Frau, die bei dir war? Und ein Kind! Er wünscht sich nichts sehnlichster als eine Familie und ein eigenes Kind. Das wüsste ich, wenn Ben Vater wäre. Ich kenne doch meinen Partner!“„Du kennst deinen Partner? … Entschuldige bitte mal Semir! Wer hat denn Ben unterstellt, dass er einen wehrlosen Obdachlosen einfach zusammengeschlagen hat? Schon vergessen? Warst das nicht du, der ihm nicht geglaubt hat, dass er in eine Falle gelockt wurde?“, schleuderte ihm Anna vorwurfsvoll entgegen und der Tränensee versiegte langsam. „Vielleicht wäre es nicht so weit gekommen, wenn wenigstens DU Ben geglaubt hättest! Vielleicht hätte er dann diese gefährlichen Ermittlungen auf eigene Faust nicht gemacht!“
Schuldbewusst senkte Semir seinen Blick auf den Fußboden.
„Ok Anna! Der Punkt geht an Dich. Ich habe an jenem Tag vor einer Woche irgendwelchen Fakten und Indizien mehr geglaubt, den Aussagen fremder Leute. Du hast Recht. Warum habe ich meinen Freund und Partner, den ich wohl am besten kenne, nicht vertraut!“, gab er zerknirscht zu und fuhr sich nachdenklich mit beiden Händen über das Gesicht, schloss dabei die Augen und sammelte sich innerlich. Der Streit auf der Dienststelle war das letzte Gespräch, das er mit seinem Partner geführt hatte. Ihm wurde plötzlich speiübel bei der Vorstellung, dass Ben recht gehabt hatte und man ihm eine Falle gestellt hatte.
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Ben und die Aufzüge werden wohl keine Freunde mehr in diesem Leben .... finde es cool, wie du immer wieder diese kleine Szenen, die so viel Ausdruck haben mit einbaust
der Laborleiter Schubert hat gut verstanden, Fragen zu beantworten und doch nicht viel zu sagen. Wobei ... eine Tatsache wissen wir: es gibt eine Connection zwischen dem Forschungslabor in Köln und der Firma PEC
ich frage mich natürlich auch, hat Semir wirklich die Befragung von Herrn Schubert abgebrochen, damit der keine Beweise verschwinden lassen kann oder keimt da ein wenig Misstrauen gegenüber Lucas????
ich bin gespannt, auf die Antwort -
Zurück in Köln bei Anna
Unruhig wälzte Anna sich in ihrem Bett herum, bis jemand an der Wohnungstür Sturm klingelte. Die junge Frau schreckte hoch. Ihr Blick streifte den Wecker auf dem Nachttisch. Es war Viertel vor zwölf, gerade mal zwei Stunden lag sie nun im Bett. Ben? … War das vielleicht Ben? Ein bisschen Hoffnung glomm in ihr auf. Sie streifte sich einen dünnen Morgenmantel über ihr Shirt und ging zur Wohnungstür. Sicherheitshalber blickte sie durch den Türspion nach draußen ins Treppenhaus. Ihre Enttäuschung war groß. Vor der Tür stand ein ungefähr fünfzigjähriger Mann, der strähnige, graue Haare hatte, mit einer schmuddelig wirkenden Kleidung. Der Typ wirkte auf Anna total schmierig und unsympathisch. Ungeduldig pochte er mit der Faust energisch gegen die Tür.
„Hallo Frau Dr. Becker, hier ist Hauptkommissar Kramer, Kripo Köln. Bitte öffnen Sie die Tür, ich weiß, dass sie zu Hause sind.“
Anna legte die Sicherungskette ein und öffnete die Wohnungstür einen Spalt.„Kann ich ihren Ausweis sehen?“, forderte sie den unsympathischen Mann auf. Nur widerwillig und murrend zog der Kommissar seinen Ausweis aus der Hosentasche und hielt ihn Anna vor das Gesicht und blaffte sie an: „Zufrieden, Frau Becker!“
„Was kann ich für sie tun Herr Kramer?“
„Würden Sie mich bitte reinlassen, Frau Becker? ... Ich bin auf der Suche nach Ben Jäger und muss mich davon überzeugen, dass er sich momentan nicht in ihrer Wohnung aufhält!“Ben hatte ihr von diesen widerlichen Typen berichtet, von dem Verhör und wie sich der Kommissar dabei verhalten hatte. Anna dachte deshalb überhaupt nicht daran, diesen Kerl in ihre Wohnung zu lassen.
„Herr Jäger befindet sich nicht hier und jetzt verschwinden sie wieder!“
Anna wollte mit diesen Worten die Türe schließen, als der Kommissar seinen Fuß in den Türspalt schob und dies verhinderte.
„Tut mir leid Frau Becker! Davon muss ich mich selbst überzeugen. Also öffnen sie endlich die Tür und gehen sie zur Seite! Oder muss ich Gewalt anwenden?“ Der Polizist legte eine Pause ein, um seine Drohung wirken zu lassen. „Gegen Herrn Jäger liegt ein Haftbefehl vor. Er wird wegen Mordverdachts gesucht, er ist gewalttätig und Gefahr ist in Verzug! Also los! Öffnen Sie auf der Stelle die Wohnungstür und stellen Sie sich nicht so an!“
Auch wenn die Aussage des Kripo-Beamten Anna bis ins Innerste ihres Herzens traf, ließ sie sich nicht einschüchtern.
„Zeigen Sie mir erst einmal einen Durchsuchungsbefehl, der ihnen erlaubt, meine Wohnung ohne meine Zustimmung zu betreten!“, widersprach die junge Frau energisch.Mit ihrer Hand fischte sie nach dem Telefon, das im Ladegerät auf dem kleinen Dielenschrank stand. Ohne dass es der Kommissar draußen vor der Wohnungstür mitbekam, tippte sie die Handynummer von Leon ein. Der Grauhaarige war in seiner Ausdrucksweise mittlerweile sehr rüde, ausfallend und beleidigend geworden, um sich den Zutritt zu Annas Wohnung zu erzwingen.
Bens Rechtsanwalt meldete sich am Ende der Leitung nach dem zweiten Klingelton und bekam ungewollt die Beleidigungen des Kommissars mit. „Hier ist Anna, vor meiner Tür steht ein Kommissar der Kölner Kripo, der ohne meine Erlaubnis meine Wohnung betreten will. Könntest du ihm mal meine Rechte klar machen, Leon!“ Sie stellte das Telefon auf Lautsprecher. „Herr Kramer kann mithören!“ und für den Grauhaarigen fügte sie erklärend hinzu „am anderen Ende der Telefonleitung hört mein Rechtsanwalt mit. Erklären sie ihm doch bitte mal, was sie vorhaben Herr Kommissar Kramer! Von wegen Tür eintreten und solche Dinge!“
Unter wüsten Beschimpfungen zog es der Hauptkommissar vor, den Rückzug anzutreten. „Sie hören noch von mir Frau Becker! …. Das haben sie nicht umsonst gemacht! …Das wird für Sie noch ein sehr unangenehmes Nachspiel haben! …Ein sehr Unangenehmes! Wir sehen uns auf der Dienststelle!“
Seine Schimpftriade verhallte im Treppenhaus. Man hörte wie die eine oder andere Wohnungstür von neugierigen Nachbarn geschlossen wurde. Die Tür fiel ins Schloss und mit zitternden Knien rutschte Anna am Türblatt entlang auf den Fußboden.
Leon sprach währenddessen beruhigend auf Anna ein, „Mach dir keine Sorgen und wenn dich der Typ nochmals belästigt, setzt es eine Anzeige! Falls er mit einem Durchsuchungsbefehl auftaucht und dich verhören will, sagst du gar nichts und verlangst mich zu sprechen. Wirst du auf diese Dienststelle geladen, verlangst du mich zu sprechen! Verstanden Anna!“
Ihr Herz pochte wie wild vor Aufregung.„Ja … Aber, was ist passiert Leon? …. Warum sucht die Polizei Ben mit einem Haftbefehl? Wegen Mordes? Wen soll er denn umgebracht haben?“, fragte sie verzweifelt nach.
Die Antwort des Anwalts zog ihr förmlich den Boden unter den Füßen weg. Mit jedem Satz wurde sie eine Spur blasser. Panik stieg in ihr hoch, als der Rothaarige mit seinen Ausführungen geendet hatte. Sie schaffte es gerade noch, den beendet Knopf zu drücken und ließ den Telefonhörer aus der Hand fallen. Ihr wurde schlecht und sie fing an zu würgen. Mit letzter Kraft schleppte sie sich in ihr Badezimmer und spuckte den Inhalt ihres Magens in Kloschüssel. Zitternd saß sie auf dem kalten Fliesenboden und überlegte, wer Ben noch helfen könnte.
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hmm... so wie es scheint, geht der Plan von Lucas auf.
Ben und Semir liefern ihm die gewünschten Informationen auf einem Silbertablett. Wobei ... noch wissen wir ja nicht, was sich in diesem Labor befindet.
Interessant fand ich die gedanklichen Vergleiche von Semir ... Erwacht da das berühmt Bauchgefühl von unserem Türken ... schafft er es hinter die Fassade von Lucas zu blicken ... -
Irgendwo …. im sicheren Versteck
Ben döste in seinem Verlies vor sich hin. Er versuchte seine Ängste und Panikattacken aus seinen Kopf zu vertreiben. Die Therapiestunden bei Dr. Eberlein im vergangenen Jahr rief er sich zurück ins Gedächtnis. Positiv denken… den Focus auf schöne Erlebnisse richten, waren so einige Leitsätze des Psychologen gewesen.
Vor seinem inneren Auge lief gleich einem Film der letzte Urlaub mit Anna in Italien ab. Es war wie eine Zeitreise zurück in ein anderes Zeitalter. Wie lange war das denn her? Es kam ihm vor wie eine gefühlte Ewigkeit Er konnte förmlich den warmen Sand zwischen seinen Zehen spüren, hörte das Rauschen der Brandung, wenn das Meerwasser an die Felsen schlug. Sie waren abseits der überlaufenen Badestrände unterwegs gewesen. An einer einsamen Bucht ließen sie sich im warmen Sandstrand häuslich nieder und breiteten ihre Decken aus. Es war ihm, als könne er Annas Hände auf seinem Körper spüren, als diese ihn gefühlvoll mit Sonnenmilch eincremte. Das Kribbeln, das ihn damals durchfahren hatte, ihn erregt hatte. Er hatte ihre zärtlichen Berührungen erwidert, sie leidenschaftlich geküsst. Wild und hemmungslos hatten sich die beiden jungen Menschen in der einsamen Bucht geliebt.Was Ben in den Moment nicht bewusst war, er lächelte völlig sinnlich und glücklich vor sich hin.
*****
Völlig gebannt starrte Gabriela auf den Monitor, der die Bilder der Überwachungskamera aus dem Kellerverlies übertrug. Sie hatte erwartet, einen leidenden Ben Jäger zu beobachten, der von seinen Ängsten und Panikattacken beherrscht wurde. Stattdessen hockte der Kerl einfach da und grinste selbstzufrieden vor sich hin. Wütend hieb sie mehrfach mit der Faust auf die Tischplatte und murmelte sie vor sich hin:
„Warte nur mein Freund! Dir wird gleich das Lachen vergehen!“ Sie erhob sich von ihrem Stuhl, riss die Tür zum Treppenhaus auf und schrie lauthals los „Remzi! Remzi, wo bist DU?“*****
Das Geräusch, wenn ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und umgedreht wird, weckte Ben urplötzlich aus seinen wundervollen Träumen. Er schlug die Augen auf und erkannte den Lichtschimmer, der unter dem Türspalt in sein Verlies herein fiel. Fast schon zeitgleich wurde die Stahltür aufgerissen und die Deckenbeleuchtung flammte auf. Geblendet schloss der junge Kommissar die Augen. Das grelle Licht der Leuchtstoffröhre schmerzte in seinen Augen. Schützend legte er noch zusätzlich seinen Unterarm davor.„Los steh auf!“, befahl ihm eine barsche Stimme mit einem ausländischen Akzent.
Bevor Ben reagieren konnte, hatte er einige derbe Tritte gegen seine Beine und den Unterleib empfangen. Der plötzliche Schmerz, der seinen Körper durchfuhr, weckte seine Lebensgeister und seinen Widerstand. Zu spät. Brutal wurde er an seinen Armen auf die Beine gerissen, die durch das lange Sitzen und Liegen steif geworden waren und einfach sein Gewicht nicht tragen wollten. Der Polizist knickte ein, jedoch wurden ihm die Arme erbarmungslos nach hinten verdreht. Ben glaubte, jeden Augenblick würden die Knochen aus den Schultergelenken springen. Der Mann hinter ihm verstand sein Handwerk und war an Brutalität kaum zu übertreffen. Der Polizist hatte keine Chance, vornübergebeugt, wurde er gezwungen sein kleines Gefängnis zu verlassen. In dem Raum dahinter roch es feucht und modrig. Aus den Augenwinkeln konnte der junge Polizist Weinregale erkennen. Durch eine Tür erreichten sie einen weiteren Raum, der gefliest war und wesentlich wärmer als sein kleines Verlies und der angrenzende Raum waren.
Die Bewegung hatte seinen Körper geschmeidiger gemacht und Ben dachte bei sich, wenn nicht jetzt, wann dann! Das war die Chance, auf die er gewartet hatte. Vielleicht seine Einzige! Er war nicht bereit, sich einfach so widerstandslos seinem Schicksal zu ergeben. Einen verzweifelten Versuch gegen zwei Gegner hatte er oder vielleicht war es auch nur einer? Er wehrte sich gegen den brutalen Griff seiner Arme, buckelte wie ein störrisches Pferd und trat nach hinten aus. Der schmerzerfüllte Aufschrei seines Widersachers zeigte ihm, dass seine Bemühungen durchaus erfolgreich gewesen waren. Doch dabei blieb es. Der zweite Mann war hinzu getreten und verpasste ihm mit seinem angezogenen Knie einen rüden Tritt in die Magengrube. Ben fing an zu würgen, Sterne tanzten vor seinen Augen und er schnappte nach Luft. Nur sein Gegner war so richtig gereizt und setzte mit seinen stahlharten Fäusten nach. Jeder Schlag war ein Volltreffer. Unbarmherzige Schmerzen überschwemmten seinen Körper, bis ihn ein gezielter Treffer an die Kinnspitze ins Land der Träume schickte. -
Dieser Lucas ist wie ein wahres Chamäleon ... der passt sich augenblicklich der Situation an, so wie er es braucht.
Ich fand es toll, wie du in den letzten Kapiteln die Stimmung mittels Natur eingefangen hast ... die Trauer von Jenny verdeutlicht hast ... um die man sich fast mehr Sorgen machen muss, als es offensichtlich scheint.
waren tolle Kapitel ... und sorry ... durch private Umstände komme ich nicht dazu jedes Mal ein Feedback zu hinterlassen -
Von all dem ahnte Anna nichts. Nach dem Besuch bei Konrad Jäger fuhr sie zurück nach Köln. Die Ärztin war direkt von ihrer Nachtschicht in der Uni-Klinik aus nach Düsseldorf in die Firmenzentrale der Jäger AG gefahren. Über die Freisprecheinrichtung in ihrem Golf telefonierte sie mit Basti und informierte ihn von ihren erfolglosen Bemühungen.
„Gut! Einen Versuch war es wert!“, kommentierte er. „Anna bitte! Fahr nach Hause und versuche ein bisschen zu schlafen! Keine Widerrede! … !“
„Schlafen? … Ich kann nicht schlafen!“
„Mensch, betrachte dich doch mal in einem Spiegel! Du siehst aus wie ein wandelnder Zombie! Wenn du nicht aus den Latschen kippen willst, dann versuche ein bisschen zu schlafen! Nach dem Frühdienst fahre ich zu dieser Flamingo Bar und komme anschließend bei dir vorbei!“ - „Versprochen?“ - „Versprochen! Bitte! Versuch es! … Es reicht schon, dass ich mir über Ben Sorgen machen muss, da musst du nicht noch nachlegen!“
Sie beendete das Gespräch. Zwischen zeitlich war sie bei ihrer Wohnung angekommen. Nach einer Dusche streifte sie sich eines von Ben Shirts über und warf sich auf ihr Bett. Sobald Anna ihre Augen schloss, entwickelte ihr Gehirn ein Eigenleben. In dessen Windungen tobten sich ihre Gedanken gleich einer wild gewordenen Horde Büffel aus. Quälten sie, raubten ihr den Schlaf. Mit jeder Stunde, die sie mit der Suche nach Ben verbracht hatte, war ihr klar geworden, wie sehr sie den jungen Polizisten liebte. Was sie vielleicht verloren hatte? Sie wagte nicht sich vorzustellen, was wäre, wenn Ben etwas passiert war? Seine Alpträume der letzten Wochen kamen ihr in den Sinn? Was wäre wenn sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet hatten? Nein … nein … das durfte einfach nicht sein. Ihr Gefühl sagte ihr, Ben lebte noch.
Noch etwas war in den Stunden der Suche geschehen …. Nachdem sich der erste Schock über die ungeplante Schwangerschaft und Bens angebliche Affäre mit dieser Jessica Habermann bei ihr gelegt hatten, hatte die Ärztin etwas begriffen. Die Uhr des Lebens blieb nicht einfach stehen, weil sich eine menschliche Katastrophe ereignet hatte, sondern tickte unaufhaltsam weiter. Das Leben ging weiter auch wenn es eine andere Wendung nahm, als sie es ursprünglich geplant hatte.
Anna hielt sich vor Augen, diese Jessica Habermann war ein billiges Flittchen. Auch wenn diese Frau ein gemeinsames Kind mit Ben hatte, ältere Rechte hatte, war Anna nicht bereit, so einfach ihre große Liebe Ben aufzugeben. Sie wollte darum kämpfen. So ein bisschen war der Lebensmut in ihr zurückgekehrt und sie hatte begonnen nach vorne zu blicken. Pläne für die kommenden Tage zu machen. Ihre Frauenärztin kam erst kommende Woche aus dem Urlaub zurück … sie musste einen Termin vereinbaren … sollte ja eigentlich keine Nachtschichten mehr arbeiten … mühselig hatte sich die Ärztin durch ihre letzten beiden Nachtdienste geschleppt. Ihr Chef, Dr. Peter Kraus, hatte ihr mehr als einmal einen Rüffel erteilt, weil sie während der Operationen unkonzentriert war, zuletzt heute Morgen kurz vor Dienstschluss. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider. „Was ist denn los mit ihnen Frau Becker? So oberflächlich und abgelenkt kenne ich sie nicht. Entweder sie reißen sich ab sofort zusammen oder sie betreten bis auf weiteres keinen OP-Saal mehr!“Es wurde Zeit, dass sie an ihre Gesundheit und das Ungeborene dachte.
Und wieder geisterten ihre Gedanken zurück zu Ben. … sie dämmerte vor sich im Halbschlaf hin … Da war er wieder, dieser schreckliche Alptraum, in dem sie ihren Freund schwer verletzt und blutüberströmt in einer dunklen Gasse liegen sah … zum Greifen nah und doch so weit entfernt … verzweifelt nach Hilfe rufen … ihren Namen rufen … sie wollte zu ihm hinrennen … ihm helfen … doch es ging nicht, es war, als würde eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen stehen … sie voneinander trennen …
Anna schreckte schweißgebadet und schreiend hoch, erkannte im einfallenden Sonnenlicht, wo sie sich befand und blickte wehmütig auf die leere Seite des Bettes neben ihr. Mühsam blinzelte sie die aufkommenden Tränen weg. Ihr Herzschlag hämmerte zwischen ihren Schläfen und sie versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Anna ergriff das Kopfkissen, auf dem Ben normalerweise ruhte und zog es an sich. Die junge Frau umklammerte es und drückte es an ihre Brust. Sie wippte mit ihrem Oberkörper hin und her. So ein letzter Hauch von seinem Geruch haftete daran. Tief inhalierte sie den Hauch seines After Shaves in ihre Nase ein. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich zumindest einbilden, er würde neben ihr liegen. Leise jammerte sie vor sich hin „Ben … Ben … wo bist du nur? … Ich habe … dir doch … schon längst alles verziehen … Ben, ich brauch … Dich! … Komm zurück zu mir …!“Es schmerzte so … es tat einfach so furchtbar weh … Sie konnte die Tränen der Verzweiflung einfach nicht zurückhalten. Unbewusst fiel sie irgendwann erneut in einen leichten Dämmerschlaf
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schön, dass es mit der Geschichte weiter geht ... ich schließe beim Kommentar mich einfach mal Susan an
das deckt sich mit meiner Meinung -
Bernadette Riedle versuchte ihrer Stimme einen beruhigenden Klang zu verleihen, „Beruhigen Sie sich Herr Jäger! Um Gottes Willen beruhigen Sie sich! … Hilfe ist unterwegs!“
Zusätzlich verständigte sie noch über die Notrufnummer den Rettungsdienst.Zeitgleich stürmte Herr Vögele ins Büro und kümmerte sich um seinen Chef. Nach einigen Fragen und Untersuchungen meinte er: „Ich denke, das ist keine Herzattacke, Herr Jäger! Sie hyperventilieren. Versuchen Sie sich zu beruhigen. Schauen Sie mich an!“
Er hielt seinen Zeigefinger vor das Gesicht seines Chefs und wies diesen an: „Sie müssen langsamer atmen! … Verstehen Sie mich!“ Konrad Jäger nickte. „Verfolgen Sie meinen Finger! …. Einaaaaatmeeeeen …. und Auuuuusaaaaatmeeeen!“
Zig Mal wiederholte der Sanitäter den Atemrhythmus, dabei stülpte er dem Firmenboss eine Beatmungsmaske über, ohne den Sauerstoff zu nutzen.
„Sehr gut machen Sie das! Sie atmen jetzt ihr eigenes Kohlendioxid ein und werden sich gleich besser fühlen. Das Kribbeln in den Finger sollte auch gleich verschwinden!“
Bens Vater beruhigte sich etwas. Sein Atemrhythmus wurde langsamer.„Sehr gut! … Sehr gut!“ kommentierte Benno Vögele das Verhalten seines Patienten, bevor er unterbrochen wurde. Peter Kreuzer kam in Direktionsbüro gelaufen. Völlig außer Atem stieß er hervor: „Oh mein Gott Konrad, wie geht es dir? Doris hat mich angerufen und mir erzählt, dass die Polizei hier war und Anna Becker!“
Er kniete vor seinem Schwiegervater nieder und umschlang dessen kalte Hand. „Was hat dieses intrigante Frauenzimmer wieder angestellt, dass es dir so schlecht geht?“
Konrad richtete sich in seinem Bürosessel etwas auf und zog sich die Maske ein bisschen vom Gesicht herunter und antwortete: „Es geht um Ben! … Die Polizei sucht Ben wegen Mordes!“
Benno Vögele kontrollierte während des Gesprächs die Vitalwerte seines Chefs. Unwillig schüttelte er den Kopf.„Ben wird wegen Mordes gesucht?“, entfuhr es Peter verwundert, „Was zum Teufel ist nur in ihn gefahren? … Hat Ben endgültig den Verstand verloren? Ist der auf Droge oder was? ... Erst diese Sache mit Julia und nun ein Mord!“, sein Tonfall ließ darauf schließen, dass er nicht den geringsten Zweifel an der Schuld seines Schwagers hegte. „Da siehst DU es Konrad! … Ich sage es doch schon die ganze Zeit über! Diese Anna Becker hat einen schlechten Einfluss auf Ben, hat seinen Charakter verdorben! Hättest mal besser auf mich gehört! Jetzt hat sie sogar aus deinem Sohn einen Mörder gemacht. Die ist an allem schuld!“, stellte er kaltschnäuzig seine Mutmaßungen auf.
Konrads Atmung beschleunigte sich wieder. Ächzend erhob er sich aus seinem Stuhl, kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Den Sanitäter schob er gegen dessen Widerstand etwas zur Seite und hielt sich mit der einen Hand an der Schreibtischkante fest, um nicht zu stürzen. Mit der anderen Hand hatte er die Atemmaske vom Gesicht weggezogen. Sein Schwiegersohn hatte sich ebenfalls aufgerichtet. Auge in Auge standen sich die beiden Männer gegenüber. Aufgebracht fauchte der Ältere den Jüngeren an.
„Hör auf Peter! … Hör einfach auf! Ben ist mein Sohn, falls du das vergessen haben solltest. Ich kenne meinen Sohn. Er mag ein Draufgänger sein, aber niemals ein Mörder. Unterlasse deine haltlosen Anschuldigungen!“, sein Tonfall wurde lauter und lauter. „Ich kann deine Anschuldigungen nicht mehr hören.“ Er schnappte deutlich hörbar mehrmals nach Luft. „Ich will diese Unterstellungen nicht mehr hören! ... Lass Ben und Anna in Ruhe!“
In dem Moment dachte Konrad für sich, welcher Teufel hat mich geritten, dass ich auf Peter gehört habe und nicht auf mein Gefühl und meine Tochter.Anstelle von Herrn Jäger meinte der Sanitäter: „Es ist wohl besser, Sie verlassen den Raum, Herr Kreuzer! Sie sehen doch, wie ihre Anwesenheit auf Herrn Jäger wirkt!“ Benno Vögele wandte sich wieder an Konrad, „Bitte Chef, setzen Sie sich wieder hin und beruhigen Sie sich!“
Dabei drückte er ihn sanft runter in den Bürostuhl. Diesmal leistete Konrad keinen Widerstand.„Was erlauben Sie sich? Ich bin ihr Chef!“, blaffte Peter Kreuzer zurück. Sein Gesicht färbte sich vor Zorn dunkelrot. Aufgebracht schnaubte er. Jedoch bevor er weitersprechen konnte, fiel ihm der Sanitäter ins Wort.
„Sie sind gar nichts. Sondern Herr Jäger ist mein Boss und Sie schaden gerade mit ihrem Verhalten seiner Gesundheit. Als behandelnder Sanitäter sage ich ihnen: Raus jetzt!“
Blindwütig stapfte Peter Kreuzer-Jäger aus dem Büro seines Schwiegervaters. In ihm brodelten die wildesten Rachegedanken. So sprang niemand mit ihm um. Niemand! Schon gar nicht so ein kleiner Angestellter! Der würde schon noch merken, wer am längeren Hebel saß. Auf dem Weg zu seinem Büro begegneten Julias Mann der Notarzt und die Rettungssanitäter im langen Flur, die zwischenzeitlich eingetroffen waren.
Auch wenn Konrad Jäger energisch protestierte, wurde er auf Anweisung des Notarztes wegen seiner bekannten Herzerkrankung ins Krankenhaus eingeliefert. Zur Beobachtung musste er dort eine Nacht stationär verbringen.
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Es ist wie ein Lichtschimmer am Horizont. Ben scheint es besser zu gehen ... das Wundermittel scheint wieder seine Wirkung zu tun. Freut mich, dass Philipp Schneider wieder mit im Spiel ist. Auf ihn baue ich, nicht nur Sarah ... nur es wird viele Tage vielleicht auch Wochen dauern, bis er Semir wieder vertrauen wird. Oder gibt es eine heilsame Schocktherapie????
Bei den Rachegedanken von Maria könnte man sich solch ein Finale vorstellen -
Der Firmenchef richtete sich mit einem Ruck in seinem Stuhl auf. Der Kugelschreiber entfiel seinen Fingern und landete klappernd auf der Schreibtischplatte. Unbewusst griff sich Konrad Jäger an seine Krawatte, lockerte diese und öffnete den obersten Knopf an seinem Hemdkragen. Das letzte Telefongespräch mit seinem Sohn fiel ihm siedend heiß ein. Ein Anflug von Panik breitete sich in ihm aus und er erhob sich von seinem Sitzplatz.
„Wie verschwunden?“, versuchte er Zeit zu gewinnen und seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, während er auf Anna zuschritt.
„Was ist an dem Wort VERSCHWUNDEN so schwer zu verstehen?“, gab sie aufgebracht als Antwort zurück. „Ben ist nirgends aufzufinden! Er war seit Tagen nicht mehr in seiner Wohnung … nicht bei mir … bei keinem seiner Freunde! …. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Weg … er ist weg!“ Den letzten Satz brüllte sie heraus. „Ist das in ihrem Kopf angekommen? Ich bin auch nur hier, um von ihnen zu erfahren, ob es irgendeinen Platz gibt, … irgendeinen Ort … vielleicht ein Ferienhaus, ein Jagdhaus, wohin sich Ben zurückziehen würde, wenn er am Ende ist … ich meine so richtig am Ende. Wenn er verzweifelt ist und keinen Ausweg mehr sieht?“
Die Farbe war endgültig aus Konrads Gesicht verschwunden, als er sich der Tragweite von Annas Worten bewusst wurde. Seine Atmung und sein Herzschlag beschleunigten sich. Hatte er durch sein Verhalten seinen Sohn zu einer Verzweiflungstat getrieben? Er räusperte sich.
„Bens Flucht vor den Problemen des Alltags war die Musik … schon immer die Musik. Als er noch zu Hause war, zog er sich in seinen Kellerraum zurück und spielte stundenlang Schlagzeug. Später dann … flüchtete er in den Probenraum seiner Band. Wenn er sich da nicht aufhalten sollte, bin ich ratlos!“
„Da ist er nicht!“, murmelte Anna enttäuscht. Ihr Blick schweifte im Raum umher und blieb an einer riesigen Vitrine haften, in der die maßstabsgetreuen Modelle von Großprojekten der Konrad Jäger Bau AG ausgestellt waren. Sie rang darum, ihre Selbstkontrolle vor Bens Vater nicht zu verlieren. Sie riss sich von dem Anblick los und schaute Konrad direkt ins Gesicht.
„Was nützen ihnen denn all ihr Geld und ihre Macht, wenn Ben etwas passiert ist, sie ihren Sohn verloren haben?“Die Antwort wurde Konrad Jäger erspart, denn das Gespräch wurde unterbrochen. Die Sekretärin hatte die Tür geöffnet und lugte durch den Türspalt herein.
„Entschuldigung Herr Jäger, hier sind zwei Herren von der Kripo Köln, die möchten Sie dringend wegen ihres Sohnes sprechen.“
Anna nutzte die Gelegenheit, setzte ihre Sonnenbrille auf und huschte an den beiden Polizeibeamten im Vorzimmer vorbei in Richtung Aufzug.Als die beiden Kripo-Beamten das Büro von Konrad Jäger verlassen hatten, saß dieser psychisch völlig am Ende an seinem Schreibtisch. Die Befragung durch die Polizisten hatten ihm den Rest gegeben. Er konnte und wollte es einfach nicht glauben, dass sein Sohn zu einem polizeilich gesuchten Mörder geworden war. Was war nur mit Ben geschehen? Wieviel hatte sein Verhalten als Vater seinem Sohn gegenüber dazu beigetragen, dass das Leben seines Sohnes zu entgleisen schien? Die Schuldgefühle überwältigten ihn. Sein Herzschlag raste. Nach Luft ringend, lehnte er in seinen Sessel. Ihm wurde schwindlig, seine Hände und Beine fühlten sich so komisch an. Auf seiner Stirn bildete sich ein kalter Schweißfilm. Bernadette, die Sekretärin, hatte mehrmals geklopft. Als ihr Chef nicht geantwortet hatte, hatte sie einfach die Tür geöffnet und erschrak über dessen Zustand.
„Herr Jäger! … Herr Jäger! … Um Gottes Willen, was ist denn passiert? … Soll ich einen Arzt rufen oder den Rettungsdienst?“ Keine Reaktion. Schon schnappte sich die Sekretärin den Telefonhörer und verständigte den hausinternen Rettungssanitäter Benno Vögele, während ihr Chef vor sich hin japste.„Ich krieg keine Luft! … Bernadette, ich kriege keine Luft! … Luft …. Ich krieg keine Luft!“
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Bisher habe ich meine Meinung zu den einzelnen Folgen nicht öffentlich geschrieben. …
doch diesmal ja …
Ich muss gestehen, ich gehöre zu den Cobra Fans, die lange überlegt haben, ob sie überhaupt mit der neuen Herbststaffel wieder anfangen, Cobra zu schauen. Die Folge war heute absolut der Höhepunkt von dieser Staffel, einfach nur der Hammer.
Sie hatte alles, was ich mir in einer Cobra Folge wünsche … super schauspielerische Leistungen …. Von Erdogan … Paul … Carina … Dramatik ... Spannung ...
Bei uns war heute zum ersten Mal seit langem die komplette Familie, wie einstmals früher, vor dem TV-Gerät gesessen und hat von der ersten bis zur letzten Minute mitgefiebert.
Bitte weiter so!!!! -
Am darauffolgenden Morgen … irgendwo in der Düsseldorfer Innenstadt …
Verzweifelt hatte Anna in den letzten beiden Tagen versucht, eine Spur von Ben zu finden. Bitterlich bereute es die junge Frau mittlerweile, ihren Freund einfach so aus der Wohnung geworfen zu haben. Sebastian, der blonde Krankenpfleger, beteiligte sich ebenfalls an der Suche nach Ben. Er war in der Kölner Innenstadt und in den Stammkneipen seines Freundes unterwegs gewesen. Selbst die Mitglieder seiner Musikband unterstützten die Bemühungen der Ärztin auf der Suche nach Ben.
Nichts … keine Spur … kein Hinweis … absolut nichts, was darauf hindeutete, wo sich Ben momentan aufhalten würde. Der junge Polizist reagierte nicht auf Anrufe, Nachrichten über WhatsApp oder SMS… nichts. Sein Motorrad war aus der Garage verschwunden. Keiner seiner Freunde und Bekannten hatte ihn gesehen oder gesprochen. Auch Leon, Bens Rechtsanwalt, wusste nicht, wo sich der junge Kommissar aufhielt. Er hatte gegenüber Anna die Vermutung geäußert, dass sich der Polizist im Probenraum der Band aufhalten könnte. Aber auch an diesem Ort erlebte die junge Frau eine Enttäuschung, als sie durch die Stahltür den Innenraum der ehemaligen Werkstatt betrat. Ihr Freund war nicht da. Seine Sporttasche stand einsam und verlassen neben dem braunen Sofa. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Ein letzter Strohhalm blieb übrig.
Schweren Herzens suchte Anna Konrad Jäger in dessen Firma auf, nachdem die Sekretärin ihre Telefonanrufe alle unter fadenscheinigen Gründen abgewimmelt hatte. Ihre Hoffnung war, dass Bens Vater einen Platz kennen würde, wohin sein Sohn flüchten würde, wenn er aus lauter Verzweiflung nicht mehr ein noch aus wusste. Es war nicht das erste Mal, dass die junge Ärztin die Firmenzentrale der Konrad Jäger AG betrat. Sie hatte Julia schon einige Male hier abgeholt, als sich die beiden Frauen zu einem Mädels-Abend oder einer Shopping Tour verabredet hatten. Zielgerichtet durchschritt Anna die große Eingangshalle und steuerte auf den Aufzug für die Geschäftsführung zu.
Die Dame am Empfang diskutierte mit einem Besucher, der erbost darüber war, dass er irgendeinen Mitarbeiter der Personalabteilung nicht sprechen konnte. Die junge Ärztin konnte ungehindert zum Fahrstuhl gelangen. Mit klopfenden Herzen drückte sie den Knopf für die fünfte Etage. Surrend fuhr die Aufzugtür zu. Die Seitenwände des Aufzugs waren verspiegelt. Anna nahm ihre Sonnenbrille ab und betrachtete ihr Spiegelbild. Die Urlaubsbräune war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihre Wangen wirkten blass und eingefallen. In den letzten drei Tagen hatte sie keinen Bissen mehr gegessen. Um ihre Augenränder lagen dunkle Ringe. Ihre Augen selbst waren leicht gerötet und verquollen vom vielen Weinen. Das leise „Ping“ des Aufzugs, als er die oberste Etage erreicht hatte, schreckte sie aus ihren trübsinnigen Gedanken. Sie betrat den großen Flur, rechts rum, dritte Tür am Ende des Gangs, dort befand sich das Direktionszimmer von Konrad Jäger. Wie durch einen Tunnel schritt Anna auf die Mahagoni-Tür zu.
Die beiden Empfangsdamen davor beachtete sie nicht. „Halt! … Sie können nicht so einfach zu Herrn Jäger hinein! … Wer sind sie denn bitte?“, rief ihr die ältere der beiden Damen aufgebracht zu, als Anna kurz am Türblatt klopfte und die Türklinke in die Hand nahm und runterdrückte. Die Mitvierzigerin erhob sich mit einer Geschwindigkeit, die man ihr bei ihrer Körperfülle nicht zugetraut hätte und rauschte hinter Anna her. Gleichzeitig befahl sie ihrer jüngeren Kollegin: „Ruf die Security!“
Anna wartete nicht auf ein „Herein“ sondern betrat das Allerheiligste von Konrad Jäger, der hinter seinem großen Schreibtisch residierte. Der Firmenchef, der gerade seine Korrespondenz unterschrieb, blickte von seinem Schreibtisch hoch zur Tür. Das Büro des Firmenchefs war schlicht und zweckdienlich mit dunklen Möbeln im Kolonial-Stil eingerichtet. Die Wände bildeten mit ihrem weißen Farbton einen Kontrast und hellten das Zimmer auf.
„Tut mir leid Herr Jäger, die junge Frau ließ sich einfach nicht aufhalten!“, ging die Sekretärin in Verteidigungshaltung, „Die Security ist unterwegs und wird die Dame hinausbefördern!“
„Schon gut Bernadette! Bei Frau Becker handelt es sich um die Freundin meines Sohnes.“, klärte er die Sekretärin auf und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. „Lassen Sie uns bitte allein und die Security brauchen wir nicht!“
Konrad musterte die junge Frau abschätzend von oben bis unten. Ihm war die schlechte Verfassung nicht entgangen, in der sich Bens Freundin befand.
„Was kann ich für Sie tun, Anna?“, meinte er in einem herablassenden Tonfall. Er hatte dabei sein geschäftsmäßiges Pokerface aufgesetzt. Eine Maske ohne Emotionen. Er saß hinter seinem Schreibtisch und lehnte sich entspannt in seinem Bürosessel zurück. Dabei spielte er mit seinem goldfarbenen Kugelschreiber, den er durch seine Finger tanzen ließ. „Geht es um das Besuchsverbot bei Julia?“Die junge Frau kämpfte mit sich, kämpfte die aufkommenden Tränen nieder, nur keine Blöße zeigen, nur keine Schwäche zeigen. Ihre Stimme vibrierte und spiegelte ihre Seelenleben wieder, als sie antwortete: „Es geht nicht um Julia! Sondern um Ben!“ krampfhaft hielt sie ihre Sonnenbrille und Handtasche umklammert, damit ihr gegenüber nicht das Zittern ihrer Hände sah.
„Um Ben?“, überrascht zog Konrad seine Augenbrauen in die Höhe. „Hat er sie jetzt vorgeschickt, um einen auf schönes Wetter zu machen!“
Geräuschvoll atmete Anna aus, bevor ihr mit einem traurigen Unterton und einer gewissen Fassungslosigkeit entfuhr: „Sind sie wirklich so eiskalt, wie sie gerade tun? ... Was sind sie für ein Mensch? … Was sind Sie nur für ein Vater?" Anna schwieg für einige Atemzüge, bevor sie fortfuhr. "In meinen Augen sind sie ein selten dämlicher Idiot!“ Bens Freundin erkannte wie es Konrads Augen verräterisch flackerte. Ihre Worte hatten ihn getroffen. Mit jedem weiteren Satz wurde seine Gesichtsfarbe bleicher. „Als Menschenkenntnis von dem da oben verteilt wurde, haben sie sich wohl in einen Schutzbunker verkrochen? …“ Sie deutete mit ihrem Daumen ihrer Rechten nach oben in Richtung Zimmerdecke. „Wie konnten Sie nur eine Sekunde lang überhaupt glauben, dass Ben irgendetwas tun würde, was Julia und das Baby in Gefahr bringen würde, wie konnten sie nur? … Steckt Peter dahinter? Hat ihr Schwiegersohn sie mittlerweile so aufgehetzt, dass sie ihrem eigenen Sohn so etwas zutrauen würden? … Ich verstehe es nicht! … Ich verstehe es einfach nicht, dass man als Vater so verblendet sein kann.“ Unwillig schüttelte sie den Kopf. Für einen Moment schloss sie die Augen, sammelte Kraft und murmelte: „Ben ist seit fast drei Tagen spurlos verschwunden! Er geht nicht ans Handy, antwortet auf keine Nachricht. Niemand weiß, wo er sich aufhält!“
Stille herrschte im Raum, die durch das Ticken der Wanduhr durchbrochen wurde.
Tick … Tick … Tick …Tick … -
huhu ... ich gehöre auch noch zu den Lesern
das sind ja mal überraschende Wendungen , die du in die Geschichte einbaust
Familienzuwachs im Hause Jäger
Ben im vollen Tunnelblick ... das hört sich fast so an, als fährt er in die nächste Katastrophe
es bleibt spannend ... vor allem bin ich auf Semir gespannt -
Zuerst einmal schöner Szenenwechsel zu Semir … sehr gelungen …
ich hatte schon gedacht, der schläft den Schlaf der Gerechten. Aber seine Alpträume zeigen, wie sehr ihm die Situation mit Ben zu schaffen macht. Bewunderung für Andrea … für ihr Verhalten
Ben hat die Nacht tatsächlich gut überstanden. Das Fieber ist ein bisschen gesunken und weckt die Hoffnung, dass die Urwaldmedizin zu wirken scheint … hmmm … vielleicht intravenös sogar ein bisschen schneller als oral eingenommen …
Wobei wir schon bei seinem nächsten Problem wären … seine Psyche … Zum Glück betrachtet er Sarah nicht mehr als Feind. Doch seine Reaktion auf Semirs Name …. Oh oh …
Was ist mit Philipp Schneider???? Dessen Anwesenheit wird dringend benötigt …