Beiträge von Mikel

    Rückblick
    Die Morgendämmerung am Horizont kündigte den neuen Tag an. Die Nacht war genauso ereignislos verlaufen, wie die Nächte davor. Ben und Semir saßen im silbernen Mercedes und beobachteten den Verkehr auf dem Rastplatz, bis ein BMW Cabriolet, in den vier Männer, Anfang zwanzig mit südländischem Aussehen saßen, Semirs Aufmerksamkeit erregten. Die Bassboxen des blauen Fahrzeugs beschallten den kompletten Parkplatz und der Fahrer fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit die Parkplätzte entlang. So nah wie möglich, stoppte der BMW vor der Toilettenanlage. Die Jungs stiegen laut grölend aus und wollten ihr Geschäft im WC Häuschen erledigen. Der Fahrer blieb währenddessen wartend im Fahrzeug sitzen, drehte die Musik noch ein bisschen lauter und steckte sich eine Kippe zwischen die Lippen.

    „Na warte, die kaufe ich mir! Das ist Ruhestörung!“, brummte der kleine Türke und sein Blick haftete förmlich auf dem BMW Cabriolet.
    „Mensch Semir, lass doch die Jungs in Frieden! Die sind doch harmlos und wollen nur ein bisschen Spaß haben und Party machen!“
    Bens Worte waren noch nicht verhallt, als sein älterer Partner die Fahrzeugtür aufstieß und auf den blauen BMW zu stapfte.
    „Vergiss es! Wo kommen wir denn hin, wenn sich jeder so aufführt!“

    „Oh fuck,“ entfuhr es Ben, der schon ahnte, dass bei der derzeitigen Verfassung seines Kollegen die Situation eskalieren würde. So schnell, es ging eilte er seinem Partner hinterher, hatte aber den längeren Weg zum verdächtigen Fahrzeug. Zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass Semir seine Dienstwaffe gezogen hatte und den Fahrer aufforderte, dass Fahrzeug zu verlassen und ihm Führerschein und Fahrzeugpapiere auszuhändigen. Gleichzeitig trafen die anderen drei Kumpels des schwarzhaarigen Fahrers ein. Einer davon, der scheinbar der Wortführer der jugendlichen Gruppe war, blaffte provozierend in Richtung des kleinen Türken:
    „Hey, was geht denn hier ab Opa?“
    „Gerkhan, Kripo Autobahn!“, wies sich der ältere Polizist aus und hielt dem Wortführer seinen Dienstausweis unter die Nase, „das hier ist eine Fahrzeug- und Personenkontrolle. Also Ausweis her! Sofort!“
    „Na, da haste aber noch frisch und knackig ausgesehen Opa!“, meinte der junge Mann frech in Richtung des Türken. Er wandte sich wieder seinen beiden Kumpels zu, die hinter ihm standen und seine Kommentare durch hämisches Lachen unterstützen.
    „Habt ihr das gehört Jungs, wat das Streifenhörnchen von uns will?“, meinte der Anführer lauthals lachend. „Hey Opa, geh doch nach Hause! Wärme deiner Mutti das Bett und lass uns in Frieden!“

    Auf diese Aussage hin, brannten bei Semir die Sicherungen durch. Blitzschnell drehte er sich auf dem Absatz um, warf den Wortführer mit dem Gesicht nach vorne gegen den Kofferraumdeckel. Der Wortführer jaulte auf, als Blut aus seiner Nase auf den Kofferraumdeckel tropfte. Mit einem eisernen Griff fixierte der Türke den Jugendlichen. Dessen Kumpels verstummten eingeschüchtert. Jetzt erst hatte Ben die Gelegenheit aktiv in die Situation einzugreifen. Im Hintergrund erklangen schon murmelnde Stimmen über Polizeigewalt im Dienst und Polizeiwillkür, von anderen Besuchern der Rastanlage.

    Als erstes zog Ben Semir zurück, redete beschwichtigend auf ihn ein, „Lass es gut sein Semir!“ und drückte ihm die Fahrzeugpapiere und die Ausweise in die Hand und meinte bestimmend: „Ich glaube Kollege, es ist besser, du gehst zurück zu unserem Dienstwagen und über prüfst mal unsere Jungs hier.“

    Er schob den kleinen Türken in Richtung des Mercedes und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Jugendlichen. Der Wortführer hatte sich aufgerichtet und hielt seine schmerzende Nase. In Richtung des Türken blaffte er:
    „Das Bullenschwein, hat mir die Nase gebrochen! Das gibt eine fette Anzeige.“
    Ben entwich hörbar die Atemluft. Mit seinen Blicken musterte er einen Jugendlichen nach dem anderen.
    „Und jetzt zu euch Freunde! Mein Kollege hatte heute eine ganz miese Nacht hinter sich. Und eure Bemerkungen trugen nicht unbedingt dazu bei, seine Laune zu verbessern. Was haltet ihr davon, wenn wir mal ein bisschen Taschenkontrolle machen, ob ihr Gras oder sonst ein paar unerlaubte Pillchen von eurer Party einstecken habt?“
    Der kleinste des Quartetts wurde um einige Nuancen bleicher. Wahrscheinlich Volltreffer, dachte sich der junge Kommissar.
    „Auf geht’s! Legt mal schön euren Tascheninhalt auf die Motorhaube von eurem Flitzer!“ Dabei schritt er auf den Wortführer der Gruppe zu, umfasste dessen Kinn und betrachtete ihn eingehend.
    „Wenn du meinst, dass bisschen Nasenbluten ist eine gebrochene Nase, dann reden wir von Beamtenbeleidigung und Provokation! Verstanden!“ Dieser bewegte seinen Kopf auf und ab und drückte mit seinem Finger auf das blutende Nasenloch.
    „Sehr schön Jungs! Ich sehe, wir verstehen uns! Wir kontrollieren noch kurz eure Papiere und der Fahrer darf einen Alkoholtest machen!“

    Ben ging zurück zu seinem silbernen Dienstwagen, in dem auf dem Beifahrersitz ein äußerst gereizter Semir saß. In seinen Händen hielt er die Ausweispapiere, die Ben wortlos an sich nahm. Der Türke saß da und starrte vor sich hin. Den Zustand seines Partners ignorierend, gab der Jüngere die Daten der Jugendlichen per Funk an die Zentrale durch. Ben stand neben seinen Wagen, die Unterarme auf das Wagendach gestützt und beobachtete die Jugendlichen. Weder er noch Semir sprachen ein Wort. Nach wenigen Minuten bekam Ben vom Kollegen am Funk die Mitteilung, dass die Papiere der Jugendlichen in Ordnung waren. Jedoch ergab der Alkoholtest des Fahrers, dass dieser etwas getrunken hatte, der Wert aber unterhalb des Grenzwertes lag. Zu seinem Glück war er vor zwei Tagen einundzwanzig geworden.

    Als Ben vom Mercedes zurückkam, blickten die jugendlichen Draufgänger etwas betreten drein.
    „So wie sieht es aus? Bestehen die Herren auf eine Anzeige?“ Dabei schaute er in Richtung des Wortführers, „dann können wir selbstverständlich gerne zu unserer Dienststelle fahren und diese aufnehmen. Ihnen ist doch aber klar, dass es im Gegenzug eine Anzeige wegen Beleidigung, Lärmbelästigung etc geben wird und …!“ Den Rest seiner Worte ließ er unausgesprochen im Raum stehen.

    „Schon gut, schon gut!“ wiegelte der Wortführer ab, dem ebenfalls klar war, dass er eine Menge Ärger zu erwarten hatte. Sein Kumpel hatte noch eine komplette Ration der kleinen blauen Glücklichmacher in der Hosentasche. „Wer wird denn wegen ein bisschen Nasenbluten gleich einen Aufstand bauen!“, räumte er ein und trat den Rückzug an. Seine Freunde nickten beifällig.
    Ben beließ es bei einer polizeilichen Belehrung wegen des Fehlverhaltens der Jugendlichen. Die Sache schien noch mal für seinen Partner glimpflich auszugehen.

    Nachdem Ben auf dem Fahrersitz des Mercedes Platz genommen hatte, hatte auch seine Beherrschung eine Grenze erreicht. Er schnaufte mehrmals deutlich hörbar ein und aus. Seine Hände hatten das Lenkrad fest umklammert, dass das Weiße des Handrückens erkennbar war. Dann brach es aus ihm heraus.
    „Sag mal, was war das gerade für eine Wild-West-Nummer, die du da abgezogen hast Semir? … Drehst du nun endgültig durch? … Willst du deinen Job auch noch riskieren, reicht es noch nicht, dass dir deine Frau davongelaufen ist? … Was glaubst du denn, was die Krüger mit dir macht, wenn sie von der Zirkusnummer erfährt! … Hey schau mich an, wenn ich mit dir rede!“, die letzten Sätze brüllte er nur so raus.
    Semir starrte zum Beifahrerfenster hinaus und schwieg.
    „Verdammt noch mal rede mit mir Partner! So geht das einfach nicht weiter zwischen uns! … Ich kann nichts dafür, was zwischen dir und Andrea passiert ist. Du bist auch nicht der erste Mann, dem die Frau davongelaufen ist! Kriege dein Leben endlich wieder in den Griff, denn das hier ist unser Job! Wenn du dich nicht mehr unter Kontrolle hast, weil du angetrunken zur Arbeit kommst und bei dir deswegen einige Sicherungen durchgebrannt sind …“

    Rückblick Ende

    „Daraufhin haben wir uns wieder gestritten, Anna. So richtig heftig.“ Ben rang sichtlich um seine Fassung „Er hat mir vorgeworfen, nicht sein Freund zu sein … ihn in den Rücken zu fallen …er hat mir Vorwürfe wegen Andrea gemacht, es war … es war …!“
    Der junge Mann konnte einfach nicht weitersprechen. Ungläubig schüttelte er mehrmals an den Kopf. Anna kam um die Theke herum und nahm ihm mitfühlend in den Arm. Ben sah so verzweifelt aus.
    „Und jetzt? … Was machst du jetzt?“
    „Semir ist mein Freund. Verstehst du Anna?“ Er sah seine Freundin mit seinen dunklen Augen an, in denen sich sein Seelenleben wiederspiegelte. „Ich werde nicht einfach aufgeben und ihn hängen lassen. Gerade jetzt braucht er einen Menschen, der zu ihm hält und für ihn da ist. Irgendwann muss doch auch dieser sture Bock zur Einsicht kommen, was richtig und falsch ist!“, meinte er fast schon beschwörend.

    das war ein Kapitel, welches Kopfkino der anderen Art anregt
    warum wagt Kevin nicht mit Jenny einen Neuanfang
    in einer anderen Stadt ... in einem anderen Land ..
    sie wäre wohl die richtige Frau fürs Leben für ihn
    sehr tolles Kapitel :thumbup:

    Dumm gelaufen …. Aber so richtig dumm gelaufen … ist dieses Verhör X(
    Wieso haben Jenny und Kevin als Hauptbetroffene überhaupt dieses Verhör führen dürfen? X(X(
    Dieser Misserfolg war doch vorprogrammiert!!! :(
    Warum nicht Frau Engelhardt zusammen mit Semir?
    Und dieser Ferge deckt seine Mitarbeiter mit einem falschen Alibi? X(
    Der sitzt bei der Liste der Verdächtigen bei mir ab sofort ganz oben!!!!!!!!!!!
    Zumindest eine Aussage beruhigt mich: Anna Engelhardt kümmert sich ab sofort selbst um die Mordkommission … und wie ich die Gute kenne, gibt die hoffentlich nicht eher Ruhe bis die BÖSEN bestraft werden
    Und der Rest des Kapitels: tief durchatmen … Der Titel „Verloren“ bekommt eine so vieldeutige Bedeutung
    Kevin will zu Annie, hat er die Hoffnung, dass sie ihn versteht?
    Jenny beichtet ihr Geheimnis Semir und erfährt gleichzeitig von Kevins Absichten
    Das Stimmungsbild von Mutter Natur: das aufziehende Gewitter – besser hätte man wohl die emotionale Stimmung auf der Dienststelle abbilden können

    Irgendwo in der Nähe von Köln
    Ein Telefon klingelte. Es meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung, die Deutsch mit einem leichten Akzent sprach.
    „Hallo, was gibt es Remzi?“
    „Jäger ist wieder da!“
    Am anderen Ende der Leitung herrschte kurzes Schweigen und ein hörbares Ausatmen war zu vernehmen.
    „Gut! Sehr gut! Bereitet alles für den ersten Teil des Plans vor! Sind die Wanzen in seiner Wohnung angebracht worden?“
    „Ja, wir haben alles so gemacht, wie du es gewünscht hast. Die Wohnung ist verwanzt, sein Telefon und sein Diensthandy werden abgehört. Nur seine private Handy Nummer haben wir noch nicht. Keine Sorge, dieser Penner Memphis ist bald weich. Sobald das Startzeichen gegeben wird, läuft alles nach Plan!“
    „Ich kann es kaum erwarten!“, brummte die Stimme „Ich melde mich wieder!“

    *****

    Ben stand, seine Handflächen an die Fliesenwand gestützt, unter der Dusche und ließ die warmen Wassertropfen auf sich herunterprasseln, in der Hoffnung diese würden seine düsteren Gedanken etwas vertreiben. Er hatte furchtbar schlecht geträumt, fand sich in einem dunklen Loch gefangen, ohne Ausweg und war schreiend und schweißgebadet aufgewacht. Danach hatte er keinen Schlaf mehr gefunden und beschlossen früher als üblich aufzustehen.
    Ein kalter Lufthauch strich über seinen Rücken. Jemand hatte die Tür der Duschkabine geöffnet. Bevor er dazu kam, sich umzudrehen, umschlangen ihn zwei warme Hände und ein weicher Körper schmiegte sich an ihn heran.
    „Anna?“ entfuhr es ihm verwirrt, „Bist du schon zu Hause?“
    „Ja mein Schatz! Ich konnte heute früher gehen, nennt sich Überstundenabbau!“, gab sie als Erklärung zurück und fuhr sanft mit den Handflächen über seinen Rücken. „Du bist total verspannt. Was ist los? … Semir?!“
    Er nickte zustimmend und genoss es zeitgleich, wie sie seine Nacken- und Schultermuskeln massierte. Wohlig stöhnte er auf.
    „Entspanne dich einfach und genieße es!“ Ihre Hände wussten genau, wo sie ihn berühren mussten.
    „Du weißt schon, was du anrichtest?“
    „Hmmm!“, brummte sie genüsslich, denn er war auch nicht untätig geblieben, hatte sich umgedreht und begann seine Freundin ebenfalls mit seinen Händen und Lippen zu verwöhnen. In ihren Augen stand das pure Verlangen, als sie ihn küsste. Mit seinen starken Armen hob er sie leicht an, sie schlang ihre Beine um seine Hüften und die Arme um seinen Nacken. Er drückte ihren Rücken gegen die gekachelte Wand. Die nächsten Minuten gehörten alleine dem entbrannten Sturm ihrer Leidenschaft.
    Kurze Zeit später hantierte Anna in der Küche und bereitete für sich und Ben einen Kaffee und einen kleinen Imbiss zu.
    „Wow!“ entfuhr es ihm, als er an die Theke trat. Seine Freundin trug ein buntes kurzes Top, dazu schwarze Shorts, die ihre Figur noch mehr zur Geltung brachten. „Also! Wenn ich dich so anschaue, könnte ich den Imbiss glatt sausen lassen und an etwas anderem Naschen!“, dabei leckte er sich genüsslich über die Lippen. Als Antwort beugte sie sich über die Theke und küsste ihn. Anschließend drückte sie ihm ein Toast mit Marmelade in die Hand.
    „Damit du groß und stark bleibst!“ und lachte dabei herzerfrischend auf. Dann wurde sie wieder ernst. „Hattest du wieder Streit mit Semir?“
    „Ja!“, er fuhr sich nachdenklich über das Gesicht und überlegte, ob er die schöne Stimmung zerstören sollte. Auf der anderen Seite tat es gut, mit jemanden darüber zu reden. Er erzählte, dass Semir gestern Abend leicht angetrunken zum Dienst gekommen war. Die Krüger war entsprechend sauer gewesen und hatte ihn, Ben, zur Rede gestellt, wegen des Streits unter den beiden Kommissaren. Ben berichtete weiter, was sich in den frühen Morgenstunden zum Ende der Nachtschicht ereignet hatte, während er von seinem Toast abbiss und an seinem Kaffee nippte.

    Sicher weglaufen ich keine Lösung von Problemen
    aber auf der anderen Seite, irgendwie kann ich Kevin verstehen, wenn ich mich in ihm hineinversetze
    Ist er denn wirklich jemals in diesem Leben als Polizist angekommen?
    Grundsätzlich wäre ja nicht der erste Mensch, der im Laufe seines Lebens den Job wechselt
    eine Frage bleibt im Raum stehen: Wie wird Kevin damit umgehen, dass Jerry der Verräter ist, wenn er dieses Geheimnis erfährt
    seinen bis zu diesem Zeitpunkt besten Freund umbringen ... sich von allen verraten vorkommen und wieder in die Drogensucht verfallen
    denn die anderen beiden Bezugspunkte, die seinem Leben halt gegeben haben, sind ja weg: Sein Job und seine Liebe zu Jenny
    zumindest hier würde ich mir wünschen, dass er mit offenen Karten spielt und Jenny die Möglichkeit gibt selbst eine Entscheidung zu treffen
    nämlich will sie mit oder ohne Kevin leben
    aber toll von Semir, dass er so zugehört hat

    ich fange mal beim Schluss an: Der Schein trügt lieber Semir ;(;(;(;(
    aber die Ernüchterung wird wohl kommen, wenn er im Krankenhaus ankommt
    Du machst mir richtig Angst Susan: Was ist mit Sarah los?????? ;(<X<X<X
    ich sehe schon kommen, diesmal darf sich Ben an die Seite seiner kranken Frau setzen und beten, dass diese wieder gesund wird
    wobei Halt: Ben geht es ja genauso schlecht, dabei habe ich alle Hoffnung auf dieses geheimnisvolle Pulver gesetzt
    Nach wie viel Dosen hat es bei anderen Kranken angefangen zu wirken????
    Irgendwie klingt das für mich noch ein wenig nach Magie, wenn das Pulver wirkt, Fieber verschwindet, dass Ben all diese Traumata überwindet und Semir wieder vertrauen wird .... da kommt noch was oder?

    Wie Ben von Susanne in der Zwischenzeit bei einer Tasse Kaffee in der kleinen Küche der Dienststelle erfahren hatte, war Andrea mit ihren Kindern ein paar Tage zu ihren Eltern gefahren. Sie wollte sich eine Auszeit nehmen, zur Ruhe kommen und nachdenken. Aber irgendwie klang es für den jungen Kommissar nach dem Anfang vom endgültigen Ende der Beziehung zwischen Andrea und Semir. Der kleine Türke tat ihm unendlich leid, wusste Ben doch, dass seine Familie ALLES für ihn war. Doch wie hilft man jemanden, der sich nicht helfen lassen will, fragte sich der junge Kommissar immer wieder.

    Als Semir am Donnerstagabend unrasiert, sichtlich ungepflegt und völlig verkatert zur Nachtschicht erschien, wollte Frau Krüger eingreifen. Susanne stand bei ihr im Büro und hatte kurz vor Dienstschluss ihrer Chefin noch ein paar Akten gebracht.

    „Jetzt reicht es!“ entfuhr es Kim, als sie Semir sah und fuhr empört aus ihrem Stuhl hoch. „Was ist denn nur mit Gerkhan los? Der Zoff mit Jäger die letzten Tage! Man hat ja das Gefühl zwischen den beiden ist eine Eiszeit ausgebrochen. Und jetzt dieser Auftritt!“ Sie schürzte die Lippen und musterte durch die Glasscheibe ihren Mitarbeiter. „Der sieht aus, als käme er frisch von einer Sauftour! So geht das nicht weiter, der lässt sich ja völlig gehen! Da muss man ja Angst haben, ihn Streife fahren zu lassen. Schick ihn zu mir rein Susanne! Mit dem muss ich ein ernstes Wörtchen reden!“, sprudelten die wütenden Worte nur so aus Kim heraus. Susanne hielt ihre Chefin am Ärmel fest, als diese im Begriff war aus ihrem Büro zu stürmen.
    „Kim, bitte, gib ihm noch ein paar Tage. Das renkt sich schon wieder ein zwischen ihm und Ben. Die brauchen einander und spätestens, wenn sie sich aufeinander verlassen müssen, wird alles wieder gut. Semir macht halt die Trennung von Andrea und den Kindern schwer zu schaffen!“, gab sie aufklärend zurück, „da hilft es auch nichts, wenn du ihn einen Einlauf verpasst oder sogar vom Dienst suspendierst. Lass ihn seine Arbeit machen, sonst dreht er endgültig durch!“

    Überrascht blickte Kim ihre Freundin an, „Die Gerkhans haben sich getrennt? … Das wusste ich nicht! … Hmmm! … Erklärt aber einiges!“ kommentierte Frau Krüger und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Na gut, schick mir Herrn Jäger noch mal rein. Ich will kurz mit ihm reden, wie er die Situation einschätzt und dann eine Entscheidung treffen.“

    ******

    Am darauf folgenden Tag...
    Es war die Tage zuvor ... Semir hielt die Stille in seinem Haus nicht mehr aus, sie machte ihn verrückt. Er hatte nach der Nachtschicht nur ein paar Stunden auf dem Sofa im Wohnzimmer geschlafen. Das leere Bett von Andrea ließ ihn im gemeinsamen Schlafzimmer keine Ruhe finden. Wenn er durchs Haus tigerte und in die Kinderzimmer blickte, waren die Betten leer. Die Sehnsucht nach seiner Frau und seinen Kindern war allgegenwärtig. Das Leben war aus dem Haus verschwunden. Seine Familie war aus seinem Leben entschwunden.
    Semir hatte mehrmals versucht, Andrea telefonisch zu erreichen. Doch diese hatte seine Anrufe auf dem Handy einfach abgewiesen. Auf seine SMS oder Whatsapp Nachrichten nicht reagiert. Seine Schwiegereltern schirmten ihre Tochter zusätzlich ab.

    Semir saß auf dem Sofa. Seine Ellbogen waren auf den Oberschenkeln abgestützt und mit seinen Fingerkuppen massierte er seine Schläfen. Er grübelte vor sich hin, während er den geöffneten Pizzakarton auf den Fußboden anstarrte, in dem eine halb aufgegessene Pizza vom Vortag vor sich hingammelte. Einige leere Bierflaschen lagen darum verteilt. Alkohol war auch keine Lösung seiner Probleme, hatte er festgestellt. Sie ließen sich auch nicht damit ertränken. Sein Schädel brummte von dem Folgen des übermäßigen Alkoholgenusses.

    Auf dem Couchtisch lag ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Er griff danach. In seinen zitternden Händen hielt er Andreas Brief, den sie ihn zum Abschied Freitagnacht hinterlassen hatte. Ihre Tränen hatten ihre Schrift teilweise verschwimmen lassen. Immer wieder hatte er ihre verzweifelten Worte gelesen, dass sie ihn immer noch liebe, aber keine Liebe der Welt diese Spannungen aushält. Sie fragte ihn, ob er sie denn noch liebte? Wo waren ihre Gemeinsamkeiten geblieben? Was verband sie noch? Seine Fürsorglichkeit, die schon in Bevormundung ausartete, erstickte sie, nahm ihr die Luft zum Atmen … auch sie brauche Freiheiten in der Ehe. Sie war nicht nur die Mutter seiner Kinder, seine Ehefrau, sie wollte auch als die eigenständige Person Andrea wahrgenommen werden. So wie früher, wie damals, als ihre Liebe begann. Wo war sie geblieben? Wo? Wo war ihr Platz geblieben? Diese Zeilen und ihre anderen Worte hatten ihn sehr nachdenklich gemacht.

    Dazu kam der Streit mit Ben, der erneut eskaliert war. Er wusste genau, dass er nicht ganz schuldlos an der zerfahrenen Situation war. Er hatte seinen besten Freund mit seinen Bemerkungen tief verletzt. Dessen enttäuschter Blick heute Morgen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Dabei sollte er sich doch glücklich schätzen, so einen Freund wie Ben zu haben, der ihn vor einer riesen Dummheit bewahrt hatte. Ihm war nicht entgangen, dass nach dem morgendlichen Disput die Augen des jungen Kommissars feucht geschimmert hatten, als sie in seinen grauen Mercedes gestritten hatten.

    Was war nur aus dem großen Semir Gerkhan geworden? Was hatte er nur angerichtet? Das Gedankenkarrussell drehte sich unaufhörlich in seinem Kopf. Es fiel ihm so schwer über seinen eigenen Schatten zu springen, seinen Stolz zu überwinden und seine Fehler einzugestehen. Sein Blick fiel auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, konnte er vor Dienstbeginn, noch bei Andreas Eltern vorbeifahren. Er musste mit seiner Frau reden. Es wurde Zeit, dass er den Anfang machte, bevor es endgültig zu spät war.

    also das Kevin kein Unschuldslamm ist, war mir ja klar. hmmm .... was für ein Geheimnis gibt es um diesen Mordfall wirklich????
    Aber Respekt für Kevin, dass er seinen ehemaligen Chef anruft, um seine ehemaligen Kollegen vor zu laden.
    Wobei .... ich hätte erst einmal Anna Engelhardt eingeweiht, ins Boot geholt und sie das Ganze übernehmen lassen
    denn so wie sich das liest, ist dieser Claus Ferge bereit seine Mitarbeiter mit einem falschen Alibi zu decken

    ... und Ben scheint ja wirklich der einzige Mensch zu sein, den Mann in Urlaub schicken muss ... also ich gönne ihm eine Auszeit ... nur ich traue dir nicht Campino ... der Flieger hat noch nicht abgehoben ... und wer weiß, wer den beiden Urlaubern auf ihrem Roadtrip so alles begegnen wird.
    Der Anruf von Kevin war eine sehr versöhnliche Geste und weckt Erinnerungen ...

    „Aber Semir!“ versuchte er ihn zu unterbrechen … keine Chance im Tonfall noch ein paar Nuancen lauter und schärfer, ging es weiter.
    „Weist du was Ben, nur weil bei dir mal eine Beziehung länger als ein paar Monate hält, brauchst du mir nicht zu erzählen, wie eine Partnerschaft funktioniert. Oder bist du jetzt unter die Frauen-Versteher gegangen? … !“ blaffte er seinen Kollegen mit wütend funkelnden Augen an. Die Bemerkung saß. Ben schluckte erst mal und schwieg. Vor Anspannung lag seine Stirn in Falten. Mit der Hand fuhr er sich über das Kinn und überlegte, ob er noch einen Vorstoß auf ein anderes heikles Thema wagen sollte, vielleicht zeigte sich sein Freund hier ein bisschen einsichtiger, war vielleicht ein bisschen zugänglicher.

    „Mensch Semir, ich meine es doch nur gut mit dir. Du bist mein Freund, wie ein Bruder für mich und als Dritter sieht man vielleicht manches auch ein bisschen anders. Ihr seid doch wie eine Familie für mich … du … Andrea und die Kinder…. Bitte … Und ich kann doch nicht einfach so zuschauen, wie das mit euch so den Bach runter geht!“ er legte eine kurze Pause ein und seine Stimme bekam fast einen flehentlichen Ausdruck. „Bitte, … Semir … ich kann Andreas Wunsch nach einem Umzug in ein anderes Haus verstehen? Die Erinnerungen, an das was im vergangenen Jahr dort geschah, sind für sie allgegenwärtig, kommen immer wieder hoch, wenn sie sich im Wohnzimmer aufhält, sie auf eurer Terrasse steht!“

    Ihm selbst lief ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, wie er damals dort brutal niedergeschlagen wurde und was sich daraufhin ereignete. Bei seinen Besuchen vermied er es nach Möglichkeit, den Teil der Terrasse zu betreten, wo sich die getrocknete Blutlache befunden hatte, sein Blut. Man konnte diese nur noch als einen Schatten erahnen. „Was wäre denn so schlimm daran, sich ein anderes Haus zu kaufen? Ich könnte doch mit meinem Vater reden“, schlug er ihm vorsichtig vor.

    Der kleine Türke flippte nun endgültig aus. Er schrie seinen Partner auf eine Art und Weise an, dass selbst die umstehenden Personen, die auf den Disput der beiden aufmerksam geworden waren, nur den Kopf schüttelten.
    „Merk dir mal eins Ben, ich brauche keine Almosen von dir und deiner superreichen Familie.“ Dabei verzog er angewidert das Gesicht, als würde Ben einen ekligen Geruch verströmen. „Ja Mann, ich weiß, ich bin nur ein armer Bulle, der aus Köln Kalk stammt. Aber wir haben ein Haus und meine Familie und ich sind darin sehr glücklich und zufrieden. Ich habe da meinen Traum verwirklicht. Und dieses ganze Gerede von wegen Traumata und usw. hat ihr doch dieser Psycho Doktor eingeredet. Das bildet sich Andrea doch nur alles ein. Wenn sie da nicht mehr hinrennt, wird alles wieder so wie es mal war und sie vergisst den ganzen Scheiß, den ihr der Typ eingeredet hat! Ich kenne ja schließlich meine Frau!“
    Semirs Gesichtszüge hatten sich zum Schluss vor Wut zu einer hässlichen Fratze verzerrt.

    Als der dunkelhaarige Kommissar antwortete, war seine Stimme ungewöhnlich ruhig geworden, dennoch war der vibrierende Unterton darin unüberhörbar. „Du bist also der Meinung, dass alles, was da vergangenes Jahr passierte, die Entführung und was sonst noch geschah, nur ein böser Alptraum war, aus dem man aufwacht … und wusch zack ist der weg.“ Er schnippte dabei mit seinen Fingern, „Vielleicht vergisst du etwas PARTNER“, dieses Wort betonte er besonders, „Andrea und Aida waren dabei, haben es hautnah erlebt, waren Gefangene dieser Verrückten … wurden bedroht … hatten Angst … Todesangst.“ Ben verstummte, fuhr sich über das Kinn, rang sichtlich darum, seine Fassung zu behalten. „Weißt du was? … Die beiden sind halt nicht so gestrickt, wie der große Semir Gerkan, der sich einmal schüttelt und alles ist vergessen und vorbei. … Du stürzt dich in deine Arbeit, deinen nächsten Fall und machst anschließend weiter mit Buisness as ususal. Aber es gibt auch Menschen, die leiden unter solchen Erlebnissen, werden davon nachts in ihren Träumen verfolgt und stecken das nicht so einfach weg!“

    Damit schloss er auch sich mit ein. Ben hatte ebenfalls einige Therapiesitzungen mit dem Psychologen Dr. Eberlein im vergangenen Jahr verbracht, um die traumatischen Erlebnisse der Entführung und der Flucht durch den Wald zu verarbeiten.
    Der Türke verlor endgültig die Beherrschung. Den halb ausgetrunkenen Kaffeebecher warf er wutentbrannt ins nächste Gebüsch am Straßenrand. „Ehrlich Ben, … es reicht! … Sei endlich ruhig!“ Wild gestikulierte er mit seinen Armen rum, hieb mit seiner Faust wütend auf das Autodach, dass eine kleine Delle entstand. „Zum letzten Mal: Halte dich aus meiner Ehe raus! … Misch dich nicht in Sachen ein, von denen DU, gerade DU, keine Ahnung hast! Und vor allen Dingen höre auf, wie dieser Psycho Doc, meiner Frau irgendwelche Flausen in den Kopf zu setzen... Von wegen neues Haus! … Arbeiten gehen … Geld verdienen, wo kommen wir da hin, wenn ich meine Familie nicht mehr ernähren kann. … Pah!“ Er schnaubte wie ein wild gewordener gereizter Büffel durch. „Andrea ist eine starke Frau, … eine Persönlichkeit, die haut so leicht nichts um. Die hätte sich wahrscheinlich ohne Psycho Doc viel schneller wieder eingekriegt.“

    Ben war bei den letzten Worten leichenblass geworden, etwas schnürte seine Kehle zu. Das blanke Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Mit allem hätte er gerechnet, doch die Worte seines Partners trafen ihn mitten ins Herz. … „Du willst mir allen Ernstes erklären, ich weiß nicht wovon ich rede?“
    Fassungslos bewegte er seinen Kopf hin und her. Er schluckte seine letzten Worte hinunter und stieg ohne ein weiteres Wort in den BMW ein.

    Als Semir das entsetzte Gesicht seines jungen Kollegen blickte, aus dem jegliche Farbe gewichen war, wurde ihm bewusst, was er gerade von sich gegeben hatte und mit seiner Unbeherrschtheit angerichtet hatte. Oh Fuck! Ben wäre bei der Entführung fast draufgegangen. Sein Freund und Partner war bereit gewesen, für seine Familie sein Leben zu opfern. Innerlich bereute der Türke sofort seine Worte. So hatte er seinen Freund nicht verletzten wollen. Er focht einen inneren Kampf mit sich aus. Aber er konnte in diesem Moment einfach nicht über seinen Schatten springen und sich bei Ben entschuldigen. Die Wut und Empörung darüber, dass sein Freund Partei für seine Frau ergriffen hatte, überwog.
    Semir stieg in den BMW ein und fuhr langsam los in Richtung PAST. Sein Partner setzte seine Sonnenbrille auf, blickte zum Seitenfenster raus und schwieg. Bis zum Dienstschluss sprachen die beiden Polizisten kein Wort mehr mit einander.
    ****

    Auch die nächsten beiden Arbeitstage bzw. Nachtschichten verliefen ungewöhnlich wortkarg zwischen den beiden Hauptkommissaren. Semir war kurz angebunden und sprach mit seinem jüngeren Kollegen nur das Nötigste über dienstliche Angelegenheiten. Kein Scherz von Ben, kein lockerer Spruch! Die Spannung, die zwischen den beiden Kommissaren herrschte, war fast körperlich von allen anwesenden Kollegen der Dienststelle zu spüren. Für die Mitarbeiter der PAST war es ein ungewohntes Bild, das die beiden Kommissare so giftig miteinander umgingen.

    irgendwie tut mir Semir leid. Ich kann ja mit ihm fühlen. In solchen Krisensituationen im Krankenhaus kommt man irgendwann an seine mentale Grenze und sagt oder macht Dinge, die man hinterher bereut
    Die Nacht zu Hause bei Andrea ... kann vielleicht zumindest bei Semir ein kleines Wunder bewirken und ihm neue Kraft geben
    die er am kommenden Tag bitter nötig haben wird
    ich hatte es schon befürchtet, dass Sarah sich übernommen hat, um ihren Ben zu retten und sie landet tatsächlich im Intensiv-Zimmer neben ihrem Mann
    bei Ben sage ich einfach nur die Hoffnung stirbt zuletzt ... auch wenn er innerlich aufgegeben hat, hoffe ich, dass das Wundermittel seine Wirkung zeigt ... Hartmut ihm neue Kraft und Lebensmut verleiht
    der letzte Satz .... beide Männer schliefen tief und fest .... lässt zumindest mich hoffen, dass es Ben am kommenden Morgen besser geht

    also ich gönne Ben seinen Urlaub mit Carina und wenn es nach der Arbeit geht, könnte er ja nie gehen
    wobei ich Silli recht gebe ... Ben sitzt mit seiner Freundin noch nicht im Flieger und Campino ist so einiges zuzutrauen
    zu der Befragung selbst: Dieser Hühne hat für mich Geheimnisse ... und mich interessiert auch brennend, was steckt hinter dem Mord an Monika Keller
    Zufall ... zur falschen Zeit am falschen Ort
    oder Absicht und geplant??? Wirtschaftskriminalität ... da geht es manchmal um viel Geld
    und dieser Jens Hühne hat für mich Geheimnisse ... niemand sitzt mit einer Kollegin im gleichen Büro und kriegt nichts mit ... da steckt noch was dahinter

    Auf der Autobahn in Richtung Aachen

    Solange die beiden Kommissare während der Fahrt über die Überfälle und die daraus resultierenden Ermittlungen redeten, war Semir recht gesprächig. Zwischen durch erzählte Ben ein bisschen was über seinen Urlaub und erntete dafür von seinem Partner einen genervten Blick. Also entschied Ben für sich, lieber mal für die nächsten Minuten zu schweigen. Doch seinen Vorsatz hielt er nicht lange durch. Er kannte Semir einfach zu gut. Dieser Satz, „Die Fetzen sind geflogen“ … hallte Bens Kopf nach und hörte sich nach einem mittelprächtigen Orkan an. Also startete er den nächsten Versuch, seinem türkischen Partner etwas über den neuesten Stand seines Familienlebens zu entlocken.

    „Glaubst du Schweigen löst Probleme?“, fragte ihn Ben einfach, lehnte den Kopf gegen die Scheibe der Beifahrertür und beobachtete seinen Partner.

    „Hmmm? Was meinst du?“, gab der als Antwort zurück.

    „Du weißt genau, wovon ich spreche Semir. Als rück mal raus mit der Sprache, was ist am Wochenende zwischen dir und Andrea wirklich passiert!“
    Ben erkannte, wie sein Partner mit sich rang, nach Worten suchte, um dann ziemlich kleinlaut zu sagen: „Andrea ist am Wochenende mit den Kindern zu ihren Eltern gezogen!“
    Mit einem Schlag wurde Ben die Gemütsverfassung seines Partners klar. Seine Familie war ihm heilig. „Einfach so? … Worüber habt ihr denn gestritten?“, bohrte er vorsichtig nach.
    Unwillig schüttelte Semir den Kopf. „Ich kann jetzt nicht darüber reden Ben. …. Außerdem erreichen wir gleich den letzten Tatort für heute.“
    Er setzte den Blinker, wechselte die Fahrspur und steuerte mit dem BMW die Ausfahrt zum Parkplatz an.

    Die beiden Kommissare der Autobahnpolizei hatten sich mittlerweile drei Tatorte der letzten Überfälle angeschaut. Dabei handelte es sich um ältere Rastplätze, die nicht gut ausgeleuchtet waren. Auf dem letzten Rastplatz befand sich ein kleiner Kaffeeshop. Während Semir den Besitzer des kleinen Shops und das Personal hinter der Theke befragte, ob die in jener fraglichen Nacht und die Tage davor etwas Auffälliges bemerkt hatten, begab sich Ben erst einmal zur Toilette.

    Während der junge Kommissar sich die Hände wusch, betrachtete er sein Spiegelbild. Er hatte das Gefühl zwischen zwei Stühlen zu sitzen und rang mit sich, ob er seinen Partner nochmals auf seine Eheprobleme ansprechen sollte. Aber die beiden, Semir und Andrea, waren ihn so ans Herz gewachsen, dass er nicht einfach so mitanschauen konnte, wie sie sich mehr und mehr zerstritten und ihre Ehe den Bach hinunterging. Die Gerkhans waren für ihn wie seine Familie, waren ihm wichtig. Nein beschloss Ben, auch wenn es gleich einen Riesenkrach geben würde, er konnte sich einfach nicht raushalten. Zumindest einen letzten Versuch wollte er starten, um Semir zum Nachdenken zu bringen. Bei einem seiner letzten Besuche vor seinem Urlaub hatte er sich lange mit Andrea unterhalten, kannte deren Standpunkt … deren Gefühle … deren Sorgen.

    Der dunkelhaarige Polizist kaufte für sich und seinen Partner einen Becher Kaffee – Extra groß und ein paar Schoko-Muffins. Nachdem die beiden Autobahnpolizisten die süße Leckerei verspeist hatten, nippten sie an dem heißen Getränk und Ben dachte bei sich, dies sei eine gute Gelegenheit Semir anzusprechen. Zu Beginn verlief das Gespräch noch sehr ruhig und harmonisch bis Ben den ersten heiklen Punkt ansprach.

    „Was ist daran so schlimm, dass Andrea wieder halbtags arbeiten will? Sie hat doch vor den Kindern auf der PAST gearbeitet. Warum hast du Bedenken dagegen? Aida geht in die Schule und Lilly ist bald im Kindergarten. Eure Schwiegereltern unterstützen euch in den Ferien. Ist doch perfekt!“

    „Meine Frau braucht nicht zu arbeiten. Ich bringe genug Geld nach Hause. Sie soll sich um unsere Kinder und das Haus kümmern. Verstanden!“, maulte der Türke gleich mürrisch zurück.

    „Sorry Partner! Genau darum geht es. Wir leben nun nicht mal mehr, wie vor fünfzig Jahren oder irgendwo im tiefsten Anatolien. Andrea ist eine moderne Frau, die möchte halt auch mal ein bisschen mehr Anerkennung bekommen, als nur Schatz, das Essen war gut oder unser Haus ist heute aber schön sauber.“ Ben unterstrich seine Bemerkungen noch mit entsprechenden Gestiken und Grimassen. „Darauf warten, wann du von der Arbeit nach Hause kommst. Klar hatte sie in der Vergangenheit ihre ehrenamtliche Sozialarbeit! Aber die steht vor dem Ende, die finanzielle Unterstützung für diese Projekte laufen aus … oder sind bereits zu Ende. Ist dir das denn bewusst? Was soll daran so schlimm sein, dass Andrea den Job bei der Staatsanwaltschaft annimmt?“

    Sie lehnten sich beide mit ihren Armen auf das Autodach und blickten sich direkt an. Ben konnte klar erkennen, dass sein türkischer Partner gleich endgültig ausflippen würde. Seine Gesichtsfarbe hatte sich schon vor Zorn verfärbt.

    „Oh hör auf! Fang du nicht auch noch an mit diesem albernen Geschwätz von wegen Selbstverwirklichung usw. Das kommt doch alles nur von diesem Psycho-Futzie. Das hat dieser Dr. Eberlein ihr eingeredet. Solange Andrea nicht zu diesem Heini hingerannt ist, war sie doch zufrieden mit ihrem Leben, so wie es war!“ brauste er auf. „Und überhaupt? Während der Fahrt hierher laberst du mich die ganze Zeit über damit voll, wie toll dein Urlaub mit Anna war. Kümmere dich lieber mal um deine Freundin, damit sie dir nicht wegläuft und lass meine Frau in Ruhe! …. Misch DU dich nicht in meine Ehe ein! … Denn ich schreibe dir schließlich auch nicht vor, wie du mit deinen diversen Freundinnen umgehen sollst. Und zum letzten Mal: ANDREA ist MEINE FRAU! HALTE DICH RAUS AUS MEINER EHE!!!!“

    mein lieber Campino .... Bens Gedanken während der Autofahrt
    der Prolog - da drehen sich in meinem Kopf schon wieder viele kleine Rädchen :/
    die Befragung der Frau klingt so ein wenig nach reiner Routine ... ohne wirkliches Ergebnis

    ich ahne nichts Gutes <X<X<X<X
    auch wenn im Fieberwahn Bens Wahrnehmungen verzerrt sind, hat sich in seinem Kopf ein Feindbild festgesetzt
    seine Reaktion auf Sarah und Semir lassen ja das Schlimmste befürchten
    =O dazu noch sein Wunsch, nicht mehr leben zu wollen, weil er sich einsam und verlassen vorkommt
    ich habe auch Angst, dass Sarah sich schlicht weg einfach übernommen hat und es bei ihr zu unerwarteten Komplikationen kommt
    wobei ... jetzt kommt die Dramaqueen in mir zum Vorschein - wäre mal eine neue Situation ... Ben geht es besser, weil das geheimnisvolle Pflanzenpulver wirkt und er kriegt eine "Kopfwäsche", weil es seiner geliebten Sarah schlecht geht
    aber kehren wir zurück zu den Tatsachen ... ich wünsche Hartmut ein glückliches Händchen mit viel Einfühlungsvermögen, wenn er eine lange Nacht an Bens Seite verbringt

    Beim Lesen dieses Kapitels hatte ich so einzelne Wortsequenzen und Bilder im Kopf

    Kevin, der einsame Wolf, der sich von seinem Rudel abschottet … einen eigenen Weg gehen will … ist das wirklich die Lösung aller Probleme oder einfach nur eine Flucht vor der eigenen Vergangenheit
    Das Zauberwort „Vertrauen“ kommt ins Spiel … wem vertraut Kevin wirklich: Jerry
    Boah … und dann diese Aktion von Anis
    Der spielt wirklich ein „dreckiges“ Spiel
    Nur etwas ist mir klar: An der Wahrheit würde Kevin zerbrechen, ob das Jenny auch so sieht

    Montagmorgen

    Mit einem Schmunzeln stand Anna in der Tür zu ihrem Schlafzimmer und musterte ihren schlafenden Freund. Ben hatte sich ihr Kopfkissen geschnappt, es an sich herangezogen und umschlang es mit seinen Armen. Auf seinem Gesicht lag so ein sinnliches, verträumtes Lächeln. Er schwelgte in seinen Träumen, befand sich noch in der Toskana, in dem wunderschönen Landhaus mit dem Pool und wurde urplötzlich herausgerissen.
    „Hallo, du Schlafmütze!“, rief Anna mit einem vorwurfsvollen Unterton, „wolltest du nicht längst unter der Dusche stehen?“
    „Oh neee. Lass mich doch einfach pennen!“, grummelte Ben verschlafen zurück, „nur noch fünf Minuten pennen!“ und schien sich noch tiefer in sein Kopfkissen zu vergraben.
    Anna betrachtete den tropfnassen Waschlappen in ihrer Hand und fing an zu kichern, während der Dunkelhaarige weiter vor sich hinmurmelte „…. Ich will nicht aufstehen. Nur noch fünf Minuten!“
    Zielgerichtet flog der nasse Lappen in Richtung Bett und landete in Bens Gesicht. Lauthals lachend, beobachtete Anna, wie er fast senkrecht in die Höhe fuhr und vor sich hin prustete. Mit gespielter Entrüstung in ihre Richtung knurrte Ben: „Boah, das war fies! … Na warte! … Das hast du nicht umsonst gemacht.“ Anna bewegte sich kichernd rückwärts.
    „So billig kommst du mir nicht davon!“ In Sekunden schnelle war Ben aus dem Bett gesprungen und hatte den Arm seiner Freundin ergriffen. Anna quiekte lachend auf, als der Dunkelhaarige sie zurück ins Schlafzimmer zog und auf das Bett drängte. Seine Hände schoben sich unter ihr Shirt, er kitzelte sie, liebkoste sie und sie quietschte vor Vergnügen laut auf. Aus dem wilden Gerangel wurde schnell mehr. Ihre Lippen fanden einander und ihre Zungen führten einen heißen Tanz auf. Das gegenseitige Verlangen übermannte sie und sie liebten sich ziemlich wild.
    Eine halbe Stunde später saß Ben frisch geduscht am Frühstückstisch in Annas kleiner Wohnküche. Zwischen zwei Bissen Toast murmelte er: „Anna, ich hätte da eine Idee. Was hältst du davon, wenn ich die Krüger und deinen Professor anrufe und denen erkläre, sie müssen noch einen Tag länger auf unsere Anwesenheit verzichten.“ Er blickte sie dabei so verliebt an, „Wir gehen zurück ins Bett, machen da weiter, wo wir aufgehört haben und fahren anschließend mit dem Motorrad zu einem Badesee!“
    Sie seufzte auf: „Schrecklich gerne! … Ich fürchte nur, unsere Vorgesetzten werden etwas dagegen haben.“ Anna war aufgestanden und schenkte nochmals Kaffee nach. Ben nutzte die Gelegenheit und zog sie auf seinen Schoß und küsste sie verlangend. „Oh hör auf, bevor ich schwach werde!“ Ihr Blick fiel auf die kleine Küchenuhr und sie löste sich aus seiner Umarmung. „Du musst los, wenn du nicht gleich wieder am ersten Tag zu spät kommen willst!“
    Wenn auch ein bisschen widerwillig, erhob sich der junge Polizist und küsste seine Freundin voller Leidenschaft zum Abschied.

    *****

    Gut gelaunt betrat Ben die PAST. Ein Blick zur Uhr zeigte ihm, er hatte es tatsächlich noch geschafft, pünktlich zu sein. Wie üblich saß Susanne schon am Schreibtisch und empfing ihn mit einem freundlichen Lächeln.

    „Guten Morgen Urlauber! Wie geht’s?“ Sie lachte kurz auf. „Die Frage erübrigt sich. Man braucht ja nur in dein strahlendes Gesicht zu schauen.“
    Er blieb vor ihr stehen und deutete eine leichte Verbeugung an. „Einen wunderschönen guten Morgen Frau König! Hübsch sehen sie heute wieder aus. Diese Bluse steht ihnen wirklich ausgezeichnet!“
    „Oh du Charmeur! Dich sollte man öfters in Urlaub schicken, wenn du anschließend solche Komplimente verteilst.“ Doch dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. „Ähm, ich warne dich vor. Da drinnen herrscht dicke Luft.“ Dabei deutete sie mit ihrem Daumen in Richtung von Semir, der bereits am Schreibtisch saß und in einem Aktenordner rumblätterte.

    „Danke, für die Warnung. Werde mal schauen, welche Laus unserem türkischen Hengst über die Leber gelaufen ist!“ Dabei zog er ein paar feixende Grimassen. Noch bevor er die Tür zu gemeinsamen Büro öffnen konnte, erklang aus dem Hintergrund die Stimme von Frau Krüger.
    „Gerkhan … Jäger! Sofort in mein Büro!“

    Wow, dachte sich Ben, früher hat die Zeit noch für ein „guten Morgen“ gelangt. Der Tonfall verhieß nichts Gutes. Also machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte ins Büro seiner Chefin. Wie selbstverständlich lümmelte er sich in einem der Besucherstühle vor dem Schreibtisch und schaute Kim erwartungsvoll an.
    „Guten Morgen Ben!“, lautete die knappe Begrüßung durch seinen Partner, der nach ihm das Zimmer der Chefin betrat und ebenfalls Platz nahm. Diese betrachtete die beiden Kommissare vor sich. Ihr Blick fiel auf Ben, der selbstzufrieden vor sich hin grinste.

    „Schön, dass Sie zur Abwechslung mal pünktlich zum Dienst erscheinen Herr Jäger!“, raunzte sie ihn gleich an.
    Ben schluckte, schlechte Laune ist noch ein harmloser Ausdruck für das, was die Krüger gerade versprühte. Auch das Gesicht des Türken sprach Bände, dessen Gemütsverfassung schien nicht viel besser zu sein. Na Klasse, dachte sich Ben, was für ein Empfang.
    „So meine Herren, kommen wir zur Sache! Ich hatte gerade einen Anruf vom Polizeipräsidenten und der hatte einen vom Innenminister.“
    Alles klar dachte sich Ben, daher die schlechte Laune, sprich sie hat einen Einlauf bekommen, der gleich weitergereicht wird. Super Start! Und das gleich am ersten Arbeitstag, herzlich willkommen zurück im Alltag.
    „Jäger!“ schrie da jemand seinen Namen … oh verdammt, er hatte ihr nicht zugehört. „Ihr Urlaub ist vorbei. Vielleicht hören Sie mir mal zu und schwelgen nicht nur in Urlaubserinnerungen!“, pflaumte die Chefin ihn an. Ben riss sich zusammen und bemühte sich, einen aufmerksamen Gesichtsausdruck auszusetzen und den Ausführungen seiner Chefin zu folgen.
    „Also Kurzfassung für sie noch einmal, Susanne hat ihnen die Unterlagen bereits auf den Server bzw. den Schreibtisch gelegt. Sie können dort alle Details nachlesen. Es geht darum, dass in den letzten vier Wochen die Raubüberfälle nachts auf LKWs zunehmen. Auf der Rastanlage Siegburg hat es vergangene Nacht den ersten Toten unter den LKW Fahrern gegeben.“ Sie berichtete über einige weitere Details, die ihr die Kollegen vor Ort übermittelt hatten.

    „Wieso machen die hohen Herren da so viel Stress?“, fragte der dunkelhaarige Kommissar nach. „Wir schlagen uns seit Wochen mit dieser Bande rum …auch bereits vor meinem Urlaub!“
    „Weil ein paar Großspediteure Druck auf den Wirtschaftsminister machen. Die kriegen nämlich für die wertvollen Ladungen keine Versicherungen mehr. Es sieht eindeutig nach organisierter Kriminalität aus.“ Unterbrach sie den jüngeren der beiden Kommissare, lehnte sich in ihren Bürosessel zurück „Bevor sie jetzt den Einwand bringen, dafür ist eine andere Abteilung zuständig, gebe ich ihnen nur bedingt recht. Die Überfälle haben alle auf Autobahnrastplätzen oder auf Autohöfen nahe der Autobahn stattgefunden. Sie werden mit den Kollegen vom LKA und dort mit der Abteilung für organisierte Kriminalität zusammenarbeiten. Ihnen wird die Aufgabe zukommen, relevante Rastplätze der A3 und A4 zu observieren. Ihr Dienstplan wird entsprechend ab morgen auf Nachtschichten geändert! Noch Fragen?“

    Wortlos erhoben sich Ben und Semir aus den Stühlen. Auf dem Weg zum Büro dachte sich der junge Kommissar bei sich, ich kriege gleich das Kotzen, sprich ich sehe meine Freundin höchstens, wenn ich ihr die Türklinke in die Hand drücke, weil ihre Schichtpläne für die kommenden Tage hauptsächlich Tagschicht beinhaltete. Wenn Anna Dienstschluss hatte, musste er weg zum Nachtdienst. Sein Stimmungsbarometer sank deutlich und die gute Urlaubslaune verflog merklich. Als sie in ihrem gemeinsamen Büro angekommen waren, ließen sich die beiden Kommissare hinter ihren Schreibtischen nieder. Semir war immer noch schweigsam und sehr verschlossen. Unter seinen Augen lagen dunkle Ränder. Er schien die letzten Nächte nicht besonders gut geschlafen zu haben.
    „Hallo Partner! Was ist denn los? Du bist so ruhig …. So anders?“ erkundigte sich Ben vorsichtig bei seinem Kollegen.
    Der blickte von seinem Schreibtisch hoch und überlegte kurz. „Andrea und ich haben uns am Wochenende mal wieder gestritten. Dabei sind so richtig die Fetzen geflogen!“ seine Stimme klang belegt. Semir schüttelte so andeutungsweise leicht den Kopf und seufzte auf. „Ich … will jetzt nicht weiter drüber reden Ben!“

    Der junge Polizist fuhr sich nachdenklich mit der Hand über das Gesicht und überlegte.
    „Was hältst du davon, wenn wir erst Mal eine Runde Streife fahren und uns die Tatorte mal anschauen? Vielleicht fällt uns ja was auf! Außerdem bringt dich das auf andere Gedanken“, schlug er seinem älteren Kollegen vor. Dieser nickte zustimmend, schnappte sich seine Lederjacke, die über dem Stuhl hing und den Autoschlüssel, der auf dem Schreibtisch lag.
    „Aber ich fahre Kollege!“ Zusammen verließen sie die PAST.

    Susanne schaute den beiden Kommissaren gedankenverloren hinterher. Andrea, ihre beste Freundin, hatte ihr gestern in einem stundenlangen Telefongespräch ihr Herz ausgeschüttet. Sie hatte noch in jener Nacht ihre Sachen gepackt und war zusammen mit den Kindern vorübergehend zu ihren Eltern gezogen. Susanne hätte den beiden Gerkans so gerne geholfen. Nur wie? Semir blockte sofort ab, wenn man ihn nur auf seine Eheprobleme ansprach. Er hatte ihr recht eindeutig vergangene Woche klar gemacht, dass sie sich raus halten sollte. Wie konnte man nur so stur sein, fragte sich die Sekretärin. Wenn der Türke in ihm sich mal eine Meinung gebildet hatte, war es schwer, ihn von was anderem zu überzeugen. Ob es Ben wohl gelingen würde? Ob der sich überhaupt in die Angelegenheiten von Andrea und Semir einmischte?

    wie ich es mir dachte, Sarah ist am Ende ihrer Kräfte angelangt und gehört eigentlich ins Bett
    das wird für Semir noch eine lange Nacht werden ... auch wenn das Pflegepersonal die Selbstmedikation toleriert .... was ist mit Ben?
    sein Verhalten Hartmut gegenüber??? ... hmm ... ich glaube unser Einstein wird bald die Rolle von Semir übernehmen müssen
    so wie sich Ben in seinem Fieberwahn von seinem besten Freund abgewendet
    und zu Maria sag ich nur ... ich habe nach wie vor keine Spur von Mitleid ...

    schöne Erkenntnis von Semir ... wenn man es sprichwörtlich betrachtet: "So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus"
    nur ob Kevin sich jemals normal verhalten wird ??????
    zumindest konzentrieren sich unsere Kommissare wieder auf den Fall ... und da bin ich auch neugierig? Wer steckt hinter den Morden
    so ... und dann kommt wieder Augenblick wo ich einfach nur sprachlos bin
    Hotte... ;(;(;(;(

    „Genau das ist es, was ich meine! … Reden? … Nennst du das, was du gerade machst, … reden?“ wisperte sie entsetzt und versuchte die Tränen in ihren Augen wegzublinzeln. „Was denkst du darüber, wie reden miteinander funktioniert? … Das du sprichst und ich höre dir zu? …. Du brüllst mich an, so wie gerade eben und ich schweige!“ Andrea blickte zu Boden und anschließend ihrem Mann ins Gesicht „Wann Semir? ... Sag mir, wann hast du mir das letzte Mal richtig zugehört? … Wann? … Wann haben dich meine Probleme … mit den Kindern, bei meiner ehrenamtlichen Arbeit wirklich interessiert? … Wann hast du mich das letzte Mal gefragt, wie ich mich fühle? … Wie es mir geht? … Sag mir WANN?“
    Ihre Stimme bebte vor Erregung. Sie war zwischenzeitlich auch aufgestanden und stand ihrem Mann gegenüber. Andrea versuchte in seinem Gesicht zu lesen, ob ihre Worte ihn erreicht hatten, ihn in seinem Herzen berührten, ihr Mann sie verstand. Die Enttäuschung in ihr war groß, als sie erkannte, seine Mimik sprach eine andere Sprache. Zornesfalten zeichneten sich auf seiner Stirn ab. Seine Lippen waren zusammengekniffen und glichen einen Strich. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben und dennoch sah sie, wie er sie zu kleinen Fäusten ballte.
    „Wenn wir reden geht es immer nur um dich, deinen Job …und ich … ich bleibe auf der Strecke …“, sie brach ab, schluchzte kurz auf und riss sich zusammen, damit sie nicht endgültig in Tränen ausbrach. „So kann es einfach nicht weitergehen. …. Ich bin am Ende … Und um die Frage zu beantworten und ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen: Nein es gibt keinen anderen Mann in meinem Leben. … Den hat es nie gegeben! … Hier geht es nur um uns! Was ist aus unserer Liebe geworden Semir? … Sag mir was?“
    Andrea breitete ihre Hände flehentlich aus … Was hätte sie in diesem Moment dafür gegeben, wenn Semir sie in den Arm genommen hätte, an sich gedrückt hätte und ihr einfach ins Ohr geflüstert hätte, wie sehr er sie liebt. Doch stattdessen verlief der Streit in eine völlig andere Richtung.
    Zu Beginn ihrer Rede lief sein Gesicht vor Zorn rot an. Als Semir jedoch ihr emotionales Gefühlschaos sah, wurde er blass. Sprachlos schaute er seine Frau an und überlegte … fühlte sich hin- und hergerissen. In diesen Sekunden des Schweigens konnte Andrea förmlich sehen, wie es in ihm arbeitete. In ihr keimte schon die Hoffnung, dass er einlenken würde … Verständnis zeigen würde …sich ihre Hoffnung erfüllen würde … Doch dann kam seine Antwort, glich einem Paukenschlag und zerstörte alles.
    Eigensinnig schüttelte Semir seinen Kopf und blaffte seine Frau an: „Und dann?... Was ist nach zwei Wochen? …. Wie stellst du dir das vor Andrea? Ihr kommt zurück … wir fahren anschließend in Urlaub? …. Alles ist wieder Friede, Freude … Eierkuchen?“ Sein hitziges Temperament fing an mit ihm durchzugehen. Der Türke in ihm übernahm sein Denken und Handeln. Er hämmerte mehrfach seine Faust wütend auf die Sofalehne.
    „ Nein! …“, widersprach ihm Andrea heftig und lehnte sich haltsuchend an der Wand zur Terrasse an. Ihre Hände suchten verzweifelt in ihren Hosentaschen nach einem Taschentuch. Ihre Augen rollten flehentlich nach oben. Warum verstand sie ihr Mann nicht? Warum nur? Andrea versuchte ihrer Stimme ein wenig Festigkeit zu verleihen.
    „Ich möchte, dass du dir einmal Gedanken über uns … unsere Beziehung, unsere Ehe … unsere Kinder … unsere Zukunft machst. Ich habe es hingenommen, dass du den Job beim LKA hingeschmissen hast. Gleichzeitig hast du mir auch was versprochen. … Auf der Arbeit kürzer zu treten … weniger Überstunden zu machen … mal abends mit mir auszugehen, ein Candle-Light-Dinner, Tanzen gehen … so wie früher! … Was ist aus deinen Versprechungen geworden? … Nichts! … Alles leere Versprechungen! … Alles ist so geblieben, wie vorher. Denk noch mal nach, unser Termin bei Dr. Eberlein steht immer noch.“ Kam sie auf den entscheidenden Punkt. Andrea hielt krampfhaft das Taschentuch fest und versuchte das Zittern ihrer Hände zu verbergen.
    „Ich brauche keinen Psychoklempner, der mir erzählt, wie ich eine Ehe zu führen habe?“, brauste er auf. „Ich bin dein Mann!“
    Wild gestikulierend lief er im Wohnzimmer auf und ab.
    „Semir bitte, wenn schon nicht für mich, … dann tue es für die Kinder. Ich will unsere Ehe retten, denn ich liebe dich nach all den Jahren immer noch“, flehte sie förmlich ihren Mann an. Doch der ging überhaupt nicht auf ihre Worte ein.
    „Meine Frau soll sich um die Erziehung unserer Kinder kümmern, um unser Hause oder verdiene ich dir nicht genug?“, fauchte er sie an.
    „Darum geht es doch gar nicht. Du hörst mir einfach nicht zu. Aida geht in die Schule, Lilly ab August in den Kinderhort. Ich fühle mich im Leben noch zu etwas anderem berufen, als Heimchen am Herd zu spielen. Als du mich geheiratet hast, wusstest du, dass ich keine Frau bin, deren Lebensinhalt aus Haushalt und Kinder besteht. Meine Sozialprojekte, bei denen ich ehrenamtlich mitgearbeitet habe, stehen mit dem Ende des Monats vor dem finanziellen aus. Da gibt es keine Zukunft mehr. Ich möchte wieder halbtags arbeiten gehen. Außerdem wäre ein Umzug oder der Kauf eines anderen Hauses mit einem zweiten Einkommen kein Problem mehr.“
    Jetzt rastete der Türke endgültig aus. Der Streit eskalierte immer mehr. Ein Wort gab das andere und endete damit, dass Semir seine Frau nur noch anbrüllte und Andrea weinend auf die Terrasse flüchtete und sich dort mit zitternden Fingern eine Zigarette zur Beruhigung anzündete.
    Sie hörte durch die geöffnete Terrassentür, wie sich ihr Mann seinen Schlüssel schnappte und aus dem Haus stürmte. Mit einem dumpfen Schlag fiel die Haustür ins Schloss. Kurz darauf heulte der Motor des BMWs auf und mit durchdrehenden Reifen fuhr er vom Grundstück weg.
    Andrea war sich im Klaren, so konnte es nicht weiter gehen. Ihre Nerven lagen völlig blank. Es musste sich etwas ändern. Deshalb beschloss sie, ihre Koffer zu packen und noch am gleichen Abend vorübergehend zu ihren Eltern zu ziehen.

    Kevin - das Buch mit sieben Siegeln X(
    anders kann ich es nicht ausdrücken. Kaum hat man eines aufgetan, kommt das nächste Geheimnis hinterher
    warum sagt er nicht die Wahrheit? Was verbirgt er vor seinen drei Kollegen ... vor allem vor Jenny
    dazu sein Verhalten
    sorry ... irgendetwas vertuscht Kevin - was ist das Geheimnis von diesem Überfall
    du merkst schon Campino, mein Gedankenkarussell dreht sich ;)