das war wieder mal ein Action Kapitel mit Kampfszenen ... aller erste Sahne
super beschrieben ... man war als Leser mitten dabei
und der Schluss hat mir gut gefallen ...
das Team der PAST mit Kevin ist wieder vereint
nur Anis wird das nicht gefallen, da gebe ich Benny Recht ... und ich fürchte der Tunesier wird sich rächen
freue mich auf mehr
Beiträge von Mikel
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ich schließe mich mal an ... Der arme Ben
selbst die Versorgung auf der Intensiv ist für ihn eine einzigartige Tortur
und kaum kommt er mal zur Ruhe, steht schon der nächste Arzt vor der Tür ... wobei ich einräumen muss, eine Untersuchung des Auges habe ich mir ja gewünscht
und zum krönenden Abschluss stellt man fest ... da blutet ja noch was ... ts ts ts
ich würde aber dem armen Kerl jetzt erst ein wenig Ruhe gönnen
und zu Sarah gibt es nur eines zu sagen ... Krankenschwestern und Ärzte scheinen die schlimmsten Patienten zu sein -
Das Kribbeln in den Fingern hat nicht nur Kevin verspürt, sondern auch ich, als ich begann das Kapitel zu lesen ….
Mit jedem Satz wurde es mehr … dieses mulmige Gefühl … und dann … dann diese überraschende Wendung
Die Zukunft siegt über die Vergangenheit … die Freundschaft über den Dämon Rache
Das war einfach wieder einmal genial geschrieben von dir -
bei Zofia bin ich innerlich hin- und hergerissen
auf der einen Seite ist da das Verständnis: die Angst um ihre Tochter, die man als Mutter nachvollziehen kann
auf der anderen Seite: Wurden vor ihren Augen Menschen zu Tode gequält, auch wenn sie bei den Folterungen nicht direkt dabei war
ich habe die Szenen im Kopf, wie sich um Ben gekümmert hat ... kann man da wirklich wegschauen und nichts tun
zumindest hilft Zofia jetzt der Polizei bei ihren Ermittlungen und kann endlich wieder mit ihrer Tochter zusammen sein
und bei dem Säuretank ... wird es mir ganz anders
ich weiß nicht, ob Ben darüber so glücklich ist, dass er weiß, was da noch auf ihn zukommt ... aber Semir ist an seiner Seite, da wird er auch diese Hürde noch nehmen und darf dann hoffentlich ein wenig schlafen -
Irgendwo in Düsseldorf … einen Tag später … Ein Telefon klingelte.
„Guten Morgen, was gibt es denn so wichtiges, dass du mich schon am Sonntag vor dem Frühstück störst?“, erklang eine leicht verärgerte männliche Stimme.
„Wir haben ein Problem.“, erwiderte ebenfalls eine männlich, markante Stimme.
„Problem?“ Der Gesprächsteilnehmer lachte süffisant auf. „Wie kann ich dir helfen Chris?“
„Pfeif die Autobahnpolizei zurück! Die Jungs sind gut … leider zu gut! Einer ihrer Ermittler hat rausgefunden, was der tatsächliche Grund des Überfalls in Düsseldorf war. Dir ist klar, was das heißt! Neben dem LKA wird auch das BKA wegen des Wirtschaftsdelikts ermitteln und da könnte irgendwann auch für dich die Luft dünn werden. Vor allem werden die rausbekommen wollen, von wem der Tipp stammte oder hast du den Laden auch so im Griff wie das LKA.“
„Fuck!“, entfuhr es dem Angerufenen, mit dieser Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Er stand, in seinem Seidenkimono bekleidet, auf der Terrasse seiner Villa und betrachtete seine Frau, die in dem beheizten Pool eine Bahn nach der anderen schwamm. Ihr makelloser Körper hatte ihn vor dem Anruf auf andere Gedanken gebracht. Er fühlte sich gestört und war verärgert. Neben ihm stand ein Servierwagen mit alkoholischen Getränken. Auf diesen Schrecken hin, schenkte er sich während des Gesprächs ein Glas Whiskey ein und nippte daran. Normalerweise trank er morgens nie.
„Ich kümmere mich darum, dass der Fall beim LKA bleibt. Mach dir keine Sorgen!“„Das will ich auch hoffen.“ Christian schwenkte um zu einem völlig anderen Thema. „Sehen wir sehen uns heute Nachmittag im Club zum Golf spielen Justin?“
„Ja klar! Dabei können wir uns ja auch über unsere weiteren geschäftlichen Beziehungen unterhalten.“ Die beiden Herren verabschiedeten sich.
Justin von Gronau betrachtete die goldfarbene Flüssigkeit in seinem Glas und dachte nach. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er trank mit einem großen Schluck den Whiskey aus. Seine flatternden Nerven beruhigten sich wieder. Für was arbeitete er schließlich als Staatssekretär im Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese übereifrigen Autobahnpolizisten hatten bei diesem Deal schon genug Ärger gemacht. Es wurde Zeit, dass jemand sie mal in die Schranken wies. Die sollten Strafzettel auf der Autobahn verteilen und sich aus den Ermittlungen von anderen Polizeibehörden raus halten.
Der Staatssekretär kannte keine Skrupel, wenn es um seinen persönlichen Vorteil ging. Er war in der Vergangenheit über Leichen gegangen, um bis hierher zu kommen: an die Schaltstellen der Macht. Es war schön zu wissen, wenn man die richtigen Fäden in den Händen hielt und nur daran ziehen musste, damit andere wie Marionetten danach tanzten. Bei diesen Gedanken lachte er meckernd vor sich hin und leckte sich genüsslich über die Lippen, als seine Frau aus dem Pool stieg.
*****
Zwei Tage später zu Dienstbeginn auf der PAST erwarteten den türkischen Kommissar einige Überraschungen. Er hatte noch nicht richtig das Büro betreten, als aus dem Hintergrund die erboste Stimme von Frau Krüger erklang.
„Herr Gerkhan und Frau König, kommen Sie bitte gleich zu mir ins Büro! Sofort!“
Die Aufforderung war klar und unmissverständlich. Semir warf Susanne einen fragenden Blick zu, den diese mit einen Achsel zucken und der Geste … keine Ahnung beantwortete. Kims Miene sprach Bände. Sie war furchtbar geladen. Wie gewohnt, nahm sie hinter ihrem Schreibtisch Platz.
„Setzen Sie sich bitte!“ dabei zeigte sie einladend auf die beiden Besucherstühle. Da sie sich nicht mal nach dem Zustand von Ben erkundigte, war Semir klar, dass seine Chefin innerlich am überkochen war.
„Es gibt Neuigkeiten“, begann sie ihren Bericht, wobei die beiden klar erkennen konnten, wie es in ihrer Mimik arbeitete. Sie schnaufte einmal tief durch, bevor sie fortfuhr.
„Ich war gestern Nachmittag noch zu einer Besprechung ins BKA Wiesbaden zusammen mit Frau Schrankmann geladen worden.“ Sie blies sich eine nicht vorhandene Haarsträhne aus dem Gesicht. „Um es in einen Satz zusammenzufassen, die gesamten Ermittlungen werden ab sofort vom BKA in Zusammenarbeit mit dem LKA Düsseldorf zentral übernommen.“
Susanne und Semir warfen sich verwunderte Blicke zu. Mit dieser Entwicklung bei den Nachforschungen hatte keiner gerechnet. „Wir, die Autobahnpolizei, sind raus aus dem Fall! Und zwar endgültig! Dank ihrer und Hartmuts Hilfe wurde festgestellt, dass es die Einbrecher beim Überfall auf das Bürogebäude in Düsseldorf nicht nur auf die Edelsteine bzw. seltene Erden abgesehen hatten, sondern denen ging es in der Hauptsache um den Diebstahl wertvoller Forschungsunterlagen. Die haben die Server von den Forschungslabor Science Int. Corp. angezapft und deren neuesten Forschungsergebnisse im Bereich der Halbleitertechnik und Nanotechnik gestohlen. Das Labor wurde vom Bundeswirtschafts- und Bundesforschungsministerium finanziell mitunterstützt. Brauch ich noch mehr zu sagen?“
Sie hatte ihre Hände vor sich auf den Schreibtisch gelegt und zusammengefaltet. Ihr Blick war fest darauf gerichtet.„Das erklärt einiges Frau Krüger, aber nicht alles“, bemerkte der Kommissar ein bisschen sarkastisch und konzentrierte sich weiter auf die Ausführungen seiner Chefin.
„Ja, … die Forschungen waren abgeschlossen und bereit zum Übergang in die industrielle Fertigung. Wir sprechen hier über Wirtschaftsspionage im großen Stil und Verluste für die betroffenen Unternehmen, die sich im dreistelligen Millionenbereich bewegen. Wobei die hohen Herren davon ausgehen, dass die Forschungsergebnisse bereits an interessierte Abnehmer in Fernost weiterverkauft wurden. … Allerdings ist allen Beteiligten klar, dass hier mit Insider Wissen gehandelt wurde. Die wollen den Maulwurf finden!“
„Aber warum sollen wir nicht weiter ermitteln? Wir haben doch gute Arbeit geleistet oder behauptet da jemand was anderes.“, bohrte Semir nach. Verärgert runzelte er die Stirn. Er war dabei aufgestanden und stützte sich mit seinen Handflächen auf dem Schreibtisch von Frau Krüger ab. Seine Augen funkelten aufgebracht seine Chefin an.
„Es tut mir leid Herr Gerkhan, es bleibt dabei, wir sind raus aus der Nummer!“
So langsam kochte sein türkisches Blut in ihm hoch. Semir konnte und wollte die Anordnung seiner vorgesetzten Dienststellen nicht verstehen, diese nicht einfach so hinnehmen. Der Kommissar hieb wütend mit der Faust auf die Schreibtischplatte, dass Kims Kaffeetasse klapperte.
„Verdammt noch mal, dass können die doch nicht mit uns machen!“Frau Krüger, die ebenfalls innerlich kurz vorm explodieren war, hatte sich mittlerweile auch erhoben. Sie und ihr Kommissar standen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber, nur durch die Schreibtischplatte getrennt und schnaubten sich gegenseitig an.
„Oh, doch Herr Gerkhan, das können die! …. Und wie die das können! … Die Anweisung kommt von ganz oben, vom Innenminister höchstpersönlich, dessen Staatssekretär Herr von Gronau, war bei der Besprechung mit anwesend. Die Ansage, die wir bekommen haben, ist eindeutig oder wollen Sie ihren Job riskieren und zukünftig irgendwo in einem Keller Akten sortieren? Aber es kommt noch dicker! Ich bin ab sofort für die nächsten drei Wochen beurlaubt.“
„Wie bitte?“, fragte Semir völlig paff erstaunt nach. „Sie gehen in Urlaub? Geht’s noch!“
„Ja, Herr Gerkhan! Sie haben richtig gehört! ….“ Kim schürzte ihre Lippen, sie war an der Grenze ihrer Selbstbeherrschung angelangt, was sich auf ihrem Gesicht wiederspiegelte. „Auf Anraten des Herrn Polizeipsychologen haben mir die hohen Herren ans Herz gelegt, meinen Jahresurlaub einzureichen!“
„Ticken die nicht mehr richtig?“, erboste sich der Kommissar und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger an die Schläfe. -
„Hey, du Schlafmütze! Wird langsam langweilig, die meiste Zeit sitze ich hier rum und du schläfst. …!“
Semir schnappte sich den Besucherstuhl und setzte sich neben das Krankenbett. Eine Zeit lang beobachtete er seinen schlafenden Freund und grübelte nach. Urplötzlich brach es aus dem enttäuschten Kommissar heraus. Sein aufgestauter Frust brauchte ein Ventil.„Verdammt Ben! … Ich vermisse dich! … Ich brauche dich! … Jedes Mal, wenn ich dieses Zimmer betrete, hoffe ich darauf, dass du wach bist, mit mir redest! Doch die Zeitspanne, die wir miteinander sprechen können, ist so verschwindend klein … so kurz … “ Semir seufzte auf. Sicher wusste er, dass der Körper seines Freundes diesen Schlaf brauchte, um wieder gesund zu werden. Dennoch, Semir konnte nicht anders, er brauchte jemand, der ihm zuhörte und wenn es sein schlafender Partner war.
Er schüttete ihm sein Herz aus, erzählte, was ihn bewegte, seine Sorgen und Bedenken … den erneuten Fehlschlag bei ihren Ermittlungen.
„Weist du, diese Hintermänner … diese verfluchten Schweine … stellen sich außerhalb des Gesetzes, nutzen ihre Macht und Geld und verschaffen sich Vorteile ohne Ende … und wenn man ihnen zu nahe kommt, werden Zeugen beseitigt, Spuren verwischt … und die Idioten sind solche kleinen Polizisten wie du und ich. Korrupte Kollegen, korrupte Politiker, das ist alles ein dreckiger Sumpf. Ich frage mich momentan, wofür sind wir eigentlich Polizisten geworden?“ Nachdenklich streifte er sich mit gespreizten Fingern durch das kurzgeschorene Haar und ließ sie dann wieder auf die Bettdecke fallen. „Damit wir die kleinen Fische kriegen und um am Ende die, die das dicke Geld einstreichen, … damit wir die, wieder laufen lassen müssen.“ Er schüttelte den Kopf. „verstehst du Ben, das kann es nicht sein. Wo liegt der Sinn in unserer Arbeit? … Das du bei einer Entführung fast drauf gehst? … Nein … nein, das kann es einfach nicht sein. Wir wollten für Gerechtigkeit sorgen, Unschuldige beschützen!“ er lachte sarkastisch auf „weißt du, wie sich das anhört … sich anfühlt, wenn Aida nachts schreiend und weinend aufwacht, deinen Namen verzweifelt ruft …“ seine Stimme klang verbittert und enttäuscht. ….Die Zimmertür öffnete sich und Dr. Vollmers trat ein, begrüßte den Besucher und prüfte die Werte seines Patienten.
„Sie wirken heute so niedergeschlagen, Herr Gerkhan?“, stellte der Arzt fest „wegen Herrn Jäger? Das brauchen Sie nicht. Wir haben ihn heute Morgen nochmals ein CT gemacht. Seine inneren Verletzungen heilen sehr gut ab. Da“, der Oberarzt deutete auf den Urinbeutel, der seitlich am Bett hing „seit gestern ist kein Blut mehr im Urin nachweisbar. Trotz der Sepsis konnten wir die verletzte Niere retten. Die Drainage an der Rückenwunde haben wir heute Morgen gezogen.“„Darum geht es doch gar nicht Dr. Kraus“, fiel ihm Semir ins Wort und fügte erklärend hinzu. „Ich hatte gehofft, dass Ben wach ist, ein bisschen mit mir redet, sie sagten doch …“
Der erfahrene Arzt nickte verstehend. „Er war heute Morgen sogar lange wach, hatte seine erste aktive Physio-Einheit. … Stand auf eigenen Füßen vor dem Bett! … Geben Sie ihm einfach ein bisschen Zeit. Das war alles sehr anstrengend für Herrn Jäger!“
Mitfühlend legte er seine Hand auf Semirs Schulter, als sich der Zustand des Patienten sich schlagartig änderte. Bens Augenlider begannen zu flattern. In dem Türken kam schon die Hoffnung auf, dass er am Aufwachen war. Sein verletzter Partner begann sich unruhig zu bewegen, versuchte seine Hand Semir zu entziehen und dann begann, was Semir von der vergangenen Nacht kannte. Das Alarmsignal am EKG-Monitor fing hektisch an zu piepsen. Die grünen Zacken über die Herzfrequenz sprachen eine eigene Sprache. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, sein Atem ging keuchend. Er versuchte sich unter stöhnen aufzurichten und sprach im Schlaf erregt vor sich hin.
„Nein! … Nein! … nicht … nicht schießen! Andrea … Nein … Oh Gott … Aida lauf! …Lauf!“
Der Monitor fing wieder an Alarm zu schlagen. Noch bevor der Oberarzt reagieren konnte, war Semir bereits aufgestanden, hatte Ben an den Schultern angefasst und sachte zurück auf sein Bett gedrückt. Sanft tätschelte er seine bärtige Wange.
„Ben … Ben … wach auf! Ich bin es Semir! … Du bist in Sicherheit! Beruhige dich doch!“ Mehrmals wiederholte er den Satz, der langsam zu dem Patienten durchzudringen schien. Die Ausschläge des EKG Monitors verlangsamten sich zu einem normalen Rhythmus.Der dunkelhaarige Polizist blinzelte und blickte ein bisschen verwirrt drein, bis er seinen Freund erkannt. Er flüsterte leise:„S…e...m…i...r? … Wo ist Aida?“ Langsam beruhigte er sich und starrte seinen Freund, der neben ihm am Bett saß, forschend an.
„Und geht es wieder?“, erkundigte sich dieser fürsorglich.
Ben nickte und meinte beschwichtigend „Ich habe wohl nur ein bisschen schlecht geträumt!“
Dr. Vollmers, der die Szene wortlos beobachtete, warf dem älteren Polizisten vielsagende Blicke zu. Dieser verstand.
„War wohl eher ein Alptraum, und zwar ein ziemlich heftiger Ben!“, stellte Semir ernüchternd fest und nicht der erste dieser Art mein Freund, dachte er bei sich. Schon in der vergangenen Nacht hätte er gerne gewusst, was sich in den Tagen der Entführung abgespielt hatte. Er sah wie sich Bens Körperhaltung veränderte und nur noch Ablehnung ausdrückte. So gut kannte er seinen jungen Kollegen, dass er keine Chance hatte, weiter in ihn zu dringen. Stattdessen gab er dem Gespräch eine andere Wendung. Er erzählte davon, dass er auf dem Weg zu Andrea und den Kindern war, um diese nach Hause zu holen. Im Laufe der recht einseitig geführten Unterhaltung entspannte sich Ben mehr und mehr. Nachdem sich Dr. Vollmers versichert hatte, dass der Türke die Situation im Griff hatte, verließ er wortlos das Krankenzimmer.Einige Minuten später betrat ein älterer Krankenpfleger mit einem Tablett, auf dem verschiedene Schüsseln mit Essen standen, das Krankenzimmer. „Ich habe einen Teller Suppe und eine Schale Pudding vom Mittagessen für Sie aufgehoben. Brauchen Sie Hilfe beim Essen Herr Jäger?“ Ben schüttelte den Kopf. Eine Frage brannte ihn auf der Seele, die er nicht länger zurückhalten konnte. „Entschuldigung, Wolfgang, ich hätte noch eine Frage! Hat Schwester Anna Urlaub?“
Der Krankenpfleger blickte überrascht hoch. „Anna? Die arbeitet hier nicht mehr. Die hatte vor ein paar Tagen ihren letzten Arbeitstag!“ Ben kniff die Lippen zusammen und versuchte irgendwie seine Enttäuschung zu verbergen, sowohl Semir als auch dem Pfleger war Bens Reaktion nicht entgangen.
„Anna studiert und macht momentan ihre Abschlussprüfungen, mehr weiß ich auch nicht“, erklärte ihm Semir, nachdem der Pfleger das Zimmer verlassen hatte. Völlig verblüfft schaute Ben seinen Freund an.
„Woher weißt du das?“
In dem Augenblick huschte ein schelmisches Grinsen über Semirs Gesicht und mit einem kleinen Augenzwinkern erzählte er seinem kranken Freund „Ich war mit der jungen Dame Kaffee trinken.“
Dieser Satz versetzte dem Dunkelhaarigen einen leichten Stich im Herzen, er beneidete seinen Kollegen um dieses Erlebnis, der ihm in knappen Worten von dem gemeinsamen Frühstück mit Anna erzählte. Die Horrornacht davor verschwieg er lieber. -
Kevin ... Kevin ... was machst du nur????
Lernst Du denn niemals aus deinen Fehlern? Lebst Du in der Vergangenheit???
Ich verstehe nicht, dass Kevin wirklich seine Zukunft hinwirft ... alles für die Rache ... und dann? Knast!!!!
ich bin schockiert und hoffe nur noch darauf, dass es vielleicht Jenny gelingt den Schalter in Kevins Kopf umzulegen -
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer Dusche erreichte Semir zusammen mit Susanne erst um die Mittagszeit die Dienststelle. Die Chefin hatte darauf bestanden, dass die Sekretärin den angeschlagenen Beamten erst von seinem Hausarzt untersuchen ließ. Alles protestieren half dem Kommissar nichts und es kam, wie es kommen musste, Semir wurde für zwei weitere Tage krank geschrieben.
Schon beim Betreten der Dienststelle konnte man spüren, dass etwas in der Luft lag. Eigentlich wollte sich der Türke nur seinen Autoschlüssel von Dieter abholen. Frau Krüger, die neben dem Schreibtisch von Bonrath und Jenny stand, erwartete bereits ihre beiden Mitarbeiter und empfing sie mit einer Hiobsbotschaft.
„Hallo, Herr Gerkhan, auch wenn Sie offiziell krank sind, gibt es ein paar Entwicklungen in unserem Fall, die Sie unbedingt wissen müssen!“ Ihr ernster Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Semir folgte seiner Chefin wortlos in ihr Büro und ließ die Türe offen stehen. Sie stand hinter ihrem Schreibtisch mit verschränkten Armen.
„Ich habe vor einer halben Stunde einen Anruf der Staatsanwaltschaft erhalten. Herr Stiebler wurde vom Untersuchungsrichter bei der Haftprüfung um neun Uhr gegen Auflagen und Hinterlegung einer Kaution freigelassen. Anschließend wurde er von seiner Frau am Gerichtsgebäude abgeholt. Auf der Fahrt nach Hause hatten die beiden auf der A4 einen Unfall. Beide Fahrzeuginsassen sind tot. Der BMW der Stieblers kam aus noch ungeklärter Ursache ins Schleudern, durchbrach die Mittelleitplanke und geriet auf die Gegenfahrbahn … der Fahrer eines Sprinters konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten und prallte frontal in das Cabriolet. Die Kollegen ermitteln Vorort!“
Diese Nachricht musste Semir erst einmal verdauen. Jetzt war ihm das Verhalten seiner Chefin verständlich. „Glauben Sie wirklich, dass das einfach nur so ein Unfall war, Frau Krüger?“
Diese schnaufte durch und bewegte ungläubig den Kopf hin und her. „Ganz ehrlich, Nein!“
„Sie wissen schon, was Sie gerade gesagt haben Chefin!“
Diese nickte wissend ihrem Kommissar nachdenklich zu.
„Frau Schrankmann ist übrigens der selben Meinung und ist zurzeit auf dem Weg zur Unfallstelle. Sie will sich vor Ort selbst ein Bild machen und die Ermittlungen leiten. Irgendjemand hat da gewaltig Dreck am Stecken und beseitigt mögliche Zeugen. … Ist halt nicht mehr unser Fall, Herr Gerkhan!“ meinte Kim Krüger mit einem leichten Bedauern im Tonfall. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie setze sich auf ihren Stuhl nieder und suchte etwas in dem Papierstapel, der rechts auf ihrem Schreibtisch lag. „Hier ist ein Fax vom BKA, welches gestern Abend noch rein kam. Da lesen Sie selbst!“ mit diesen Worten reichte sie den Ermittlungsbericht des BKAs wegen Gabriela Kilic an Semir weiter. Dieser überflog das Schriftstück und erfasste den wesentlichen Inhalt.Über das BKA, das in diesem Fall eng mit Interpol zusammenarbeitete, kam die Information, dass auf dem Friedhof in Gabriela Kilics Heimatort ein frisches Grab mit der Aufschrift „Luca Kilic“ entdeckt worden sei. Die Nachforschungen durch beauftragte Mitarbeiter vor Ort in Mostar ergaben, dass sich die Gesuchte tatsächlich dort vor gut einer Woche aufgehalten hatte. Der Pfarrer, der die Beerdigung geleitet hatte, gab zu Protokoll, dass sich die gesuchte Person nach Südamerika absetzen wollte. Die Ermittler verfolgten ihre Spur bis zum Internationalen Flughafen in Zagreb. Laut der Passagierliste hatte eine Gabriela Kilic einen Flug nach Havanna gebucht. Die dortigen Behörden hatten die Einreise von der Kroatin bestätigt und gingen davon aus, dass sich diese nach Venezuela abgesetzt hat. Das BKA, seines Zeichens die verantwortliche Ermittlerin, Waltraud Kistner sprach nach diesen gesicherten Ermittlungsergebnisse die Empfehlung aus, dass ein Polizeischutz für Familie Gerkhan nicht länger erforderlich sei.
Semir atmete mehrmals tief durch. Eigentlich sollte er eine gewisse Erleichterung verspüren. Die Gefahr für seine Familie, für Andrea und auch Ben schienen gebannt. Doch sofort regte sich sein warnendes Bauchgefühl. Die unbekannte Besucherin auf der Intensivstation ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Er berichtete Frau Krüger davon, obendrein dass er sich in den vergangenen Tagen öfters beobachtet gefühlt hatte. „Ich kann es nicht ändern, Semir. Die Anweisung ist eindeutig. Der Polizeischutz für ihre Familie wird heute abgezogen.“
Dieter Bonrath war in der Tür erschienen und hatte einen Teil der Unterhaltung zwischen Kim Krüger und seinem Kollegen mitangehört. „Entschuldigung Chefin, ich habe die aktuellen Meldungen durchgeschaut. Das hier wird ihnen gar nicht gefallen und dir auch nicht Semir!“
Interessiert blickten die beiden den Dienst ältesten Polizisten der PAST an. „Im Seeweg in Köln Porz gab es eine Gasexplosion. Das Wohnhaus ist komplett ausgebrannt. Der Brand begann in der Garage mit einem riesigen Knall, wie Anwohner berichteten. In den angrenzenden Häusern sind die Fensterschreiben zerborsten. Die Feuerwehr geht davon aus, dass eine Propangasflasche für das Wohnmobil explodiert ist. Die Kollegen für die Brandursachenermittlung sind Vorort und ebenfalls die Kollegen der Kriminaltechnik und der Staatsanwaltschaft. Wie mir Kollege Kern vom dortigen Polizeirevier gesteckt hat, geht man davon aus, dass Stiebler vielleicht die Gasflasche gestern anschließen wollte und von uns dabei gestört wurde.“
Der Türke schüttelte skeptisch den Kopf und fluchte ungehalten vor sich hin. „Das ist doch alles kein Zufall mehr Frau Krüger. Hier räumt doch jemand gründlich auf und beseitigt Beweise und Zeugen. … Jedes Mal taucht dieser arrogante Anwalt auf. Der Kerl steckt doch mit denen unter einer Decke. Wenn der keinen Dreck am Stecken hat wer dann? Da sieht doch selbst ein Blinder!“ Erregt hatte er sich von seinem Stuhl erhoben und trippelte vor dem Schreibtisch unruhig hin und her „Erst der angebliche Unfall … dann der Brand … hier verarscht uns doch jemand ganz gewaltig … Verstehen Sie! Unsere Gegner sind uns immer einen Schritt voraus … sobald wir den Hauch einer Spur haben, löst sich alles im Nichts auf!“ Wütend hieb er mit seiner Faust gegen die Wand „Und dann erklären Sie mir, der Polizeischutz für meine Familie wird abgezogen. Haben Sie eine Vorstellung, wie ich mir gerade vorkomme?“, schleuderte er seiner Chefin empört entgegen. Die stand etwas ratlos da. Sie hatte keine Argumente, um die Bedenken ihres Mitarbeiters zu zerstreuen. Im Gegenteil, sie pflichtete ihm innerlich bei.
„Naja Semir“, unterbrach Bonrath den Wutausbrauch seines Kollegen und sein Blick richtete sich auf Frau Krüger „ich hätte da einen Vorschlag. Mir steht doch noch mein ganzer Jahresurlaub zu. … ich habe noch Überstunden ohne Ende … Jürgen, mein Sohn, wollte mit mir zum Segeln, aber … aber er hat eine Freundin und …“ ein bisschen Traurigkeit schwang in seinen Worten mit … „Hotte muss seiner Mutter helfen …“ er verstummte für einen Moment „wenn du möchtest Semir und Andrea natürlich auch einverstanden ist, würde ich in den nächsten Tagen und Wochen während deiner Dienstzeit auf Andrea und die Kinder aufpassen. Wir hätten alle was davon … und ich wäre nicht so allein.“
Semir war richtig gerührt von Bonraths Angebot und gleichzeitig betroffen von der Einsamkeit, die sein Kollege durchlebte.
Kim Krüger stimmte unverzüglich dem Vorschlag zu und genehmigte den Urlaubsantrag. Nach diesen deprimierenden Nachrichten wollte Semir nur noch zu seiner Familie und Ben. Zuerst wollte er zu seinem Partner ins Krankenhaus und hinterher Andrea und die Kinder nach Hause holen. Auf der Fahrt versuchte er seine Emotionen in den Griff zu kriegen. Unzählige Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher.
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war ein sehr gefühlvolles Kapitel, welches tiefe Einblicke in das Seelenleben von Kevin und Jenny gab
da wünscht man sich förmlich als Leser, dass die beiden wieder ein Paar werden
ich hoffe nur, dass dieser Moment Kevin zur Besinnung bringt und ihm hilft seinen Dämon zu besiegen:
denn für wen lebt er: Für seine Schwester, die umgebracht wurde - die Vergangenheit
oder für Jenny, die seine Zukunft sein könnte -
Ben schlief den Nachmittag hindurch bis in den späten Abend hinein. Während der Abendvisite aß der Türke eine Kleinigkeit in der Cafeteria. Irgendwann vor der Übergabe an den Nachtdienst überfiel auch Semir die Müdigkeit. Er hatte seinen rechten Arm auf Bens Bett abgelegt, sein Kopf ruhte darauf. Er war eingeschlafen. Als Marco, der Krankenpfleger, der heute Nachtdienst hatte, ihn wecken wollte, hielt ihn Dr. Vollmers am Arm fest. „Ich denke wir lassen Herrn Gerkhan heute Nacht bei seinem Freund schlafen. Vielleicht erschlagen wir damit zwei Fliegen mit einer Klappe.“ Fragend blickte der erfahrene Pfleger den Arzt an. „Möglicherweise gelingt es Herrn Gerkhan den Patienten ohne Medikamente zu beruhigen, wenn ihn wieder die Alpträume plagen.“ Auf diese Aussage bekam der Arzt ein zustimmendes Nicken von Marco, bevor er fortfuhr: „Kollege Renger aus der Notaufnahme ist beruhigt, dass Herr Gerkhan bei uns unter Beobachtung steht. Er scheint sich neben seiner Blessur am Arm eine schöne Gehirnerschütterung eingefangen zu haben. Fahren Sie den Mobilisationsstuhl rein und haben sie ein Auge auf die beiden Herren! …. Ärztliche Anweisung!“, meinte der Oberarzt mit einem Schmunzeln um den Mundwinkel.
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Am frühen Morgen des darauffolgenden Tages ….
Eine ältere Krankenschwester, die Frühdienst hatte, kam ins Krankenzimmer und tippte Semir auf die Schulter. Aus verschlafenen Augen und ein bisschen desorientiert blickte dieser die Schwester an. Er stöhnte auf, als er seine steif gewordenen Glieder langsam aufrichtete. So bequem der Mobilisationsstuhl auch im Vergleich zu dem Besucherstuhl war, in seinem eigenen Bett schlief es sich in jedem Fall angenehmer. In der vergangenen Nacht war es ihm tatsächlich gelungen, Ben zu beruhigen, als dieser von Alpträumen geplagt wurde. Händchen haltend, wie ein vertrautes altes Ehepaar, waren sie dann nebeneinander liegend eingeschlafen.
Die Schwester meinte mitfühlend: „Sie sehen trotz Schlaf müde und erschöpft aus, Herr Gerkhan. Ich habe es schon vom Kollegen gehört, war eine unruhige Nacht. … Übrigens, deshalb habe ich sie geweckt. … Eine Frau König wartet draußen vor der Intensivstation auf Sie. Sie machte sich schon große Sorgen um Sie, weil sie Sie telefonisch nicht erreichen konnte.“
Semir fischte mit seiner gesunden Hand sein Handy aus der Hosentasche. Tatsächlich, schon gewohnheitsgemäß hatte er es beim Betreten der Intensivstation ausgeschaltet und überhaupt nicht daran gedacht, dass er Susanne hätte informieren sollen. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn ein wenig.
Die Krankenschwester interpretierte seinen Gesichtsausdruck anders und meinte: „Herrn Jäger geht es doch soweit schon wieder besser und wir passen auf ihn auf. …Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen, wenn Sie für ein paar Stunden nach Hause gehen.“
„Schon gut! … Schon gut!“, murmelte er, richtete sich endgültig auf. Im ersten Moment war ihm ein wenig schwindlig, als er die ersten Schritte in Richtung Zimmertür tapste. Er warf noch einen flüchtigen Blick auf seinen Freund. „Schlaf gut du Langschläfer und mach bloß keinen Unsinn mehr. Wir sehen uns spätestens am Nachmittag!“
Ben schlief währenddessen seelenruhig weiter.Susanne hatte am gestrigen Abend nach Dienstschluss ein bisschen eingekauft und vergeblich Semir in seinem Haus gesucht. Nach zahlreichen Telefonanten hatte die Sekretärin herausgefunden, dass Semir im Krankenhaus geblieben war. Dr. Vollmers hatte Susanne beruhigen können und ihr erklärt, dass er es aus ärztlicher Sicht sogar begrüße, dass Herr Gerkhan eine Nacht im Krankenhaus verbringt. Die beiden vereinbarten, dass sie den Polizisten am frühen Morgen abholen könne. Den Umweg über die Notaufnahme lehnte Semir kategorisch ab, auch wenn ihm beim Verlassen der Intensivstation die Auswirkungen der Gehirnerschütterung noch sichtlich zu schaffen machten. Er war total blass und kämpfte auf dem Weg zum Ausgang mehrmals gegen das aufkommende Schwindelgefühl an. Während seine Kollegin ihren roten Mini aus einem weiter entfernten Parkhaus holte, setzte sich Semir auf eine Parkbank im Eingangsbereich der Uni-Klinik und nutzte die Wartezeit, um mit Andrea zu telefonieren. Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich beobachtet. Mit seinen Blicken suchte er die Gegend ab, konnte aber nichts entdecken.
*****
Aus sicherer Entfernung beobachtete Gabriela wie der Autobahnpolizist in Begleitung einer Frau das Krankenhaus verließ und sich auf einer Parkbank setzte. Geschickt schlich sie sich, die Deckung der Büsche und Sträucher ausnutzend, von hinten an den Kommissar heran und wieder kam sie bis auf Tuchfühlung in die Nähe des Türken. Dies gab ihr die Gelegenheit seinem Telefonanruf zu lauschen. Zufrieden grunzte sie vor sich hin, als sie die Nachricht hörte, dass Ben Jäger auf dem Weg der Gesundung war. Wenig später tauchte ein roter Mini in der Zufahrt zum Krankenhaus auf, in dem der kleine Türke auf der Beifahrerseite einstieg.
Als das Auto außer Sichtweite war, stapfte Gabriela zurück zu ihrem eigenen Wagen, ließ sich auf den Fahrersitz nieder und sinnierte über ihre Rachepläne nach. Ein kaltes Lächeln umspielte dabei ihre Lippen, als sie sich vorstellte, wie sie Ben Jäger beim Sterben zusah. Ihre ursprüngliche Absicht hatte sie über den Haufen geworfen, obwohl sie bereits ein geeignetes Objekt inmitten von Köln gefunden hatte. Ihr Lieblingsanwalt würde in ihrem Auftrag über ihre Schweizer Briefkastenfirma die Villa kaufen. Sie betrachtete mittlerweile dieses Schmuckstück als eine gute Geldanlage.
Im Laufe der letzten Tage hatte sie begriffen, dass es noch Wochen dauern würde, bis der dunkelhaarige Polizist der körperlichen Verfassung war, um tagelangen Folterungen Stand zu halten. Ihr Kontaktmann beim BKA hatte bei einem gemeinsamen Treffen eindringlich an ihre Vernunft appelliert, sich ins Ausland abzusetzen, bis Gras über die Sache gewachsen war. Im Falle einer Verhaftung würde auch er ihr nicht mehr helfen können. Angesichts der Beweislage warteten ein paar Jahre Gefängnis auf sie. So besessen Gabriela von ihrem Rachewahn war, siegte der letzte Funken Verstand in ihrem Kopf. Die Kroatin liebte ihre Freiheit über alles. Die Aussicht, wie ein wildes Tier eingesperrt zu werden, versetzte sie in Panik.
Sie startete den Motor und ließ ihren Wagen anrollen. Über die Schulter warf sie einen Blick auf das Krankenhausgebäude und dachte sich, wozu weiter nachgrübeln, es gab nur zwei Optionen. Entweder den Polizisten aus dem Krankenhaus entführen oder abwarten, bis er entlassen würde. In seiner Wohnung würde sie ihm ungestört in aller Ruhe beim Sterben zuschauen können. Dabei würde Zeit keine Rolle spielen. Auch Andrea Gerkhan würde nicht verschont werden. Für sie wollte sich Gabriela noch was Besonderes ausdenken. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Polizeischutz aufgehoben wurde. Früher oder später würde ein Ermittler auf die falsche Spur stoßen, die sie in Kroatien gelegt hatte. Dies würde ihr auf jeden Fall noch ein paar Tage Zeit verschaffen.Mitten in ihre Gedankenspiele hinein klingelte ihr Handy. Über die Freisprecheinrichtung nahm sie das Gespräch an.
„Bist du allein und kannst du reden?“, fragte eine männliche Stimme nach.
„Oh, du Christian!“, entfuhr es ihr erstaunt. „Mit einem Anruf von dir hätte ich nicht gerechnet. Was willst du? … Dich versichern, dass Brauer seine Arbeit gemacht hat. Danke, die Botschaft ist angekommen! … Ich habe es begriffen!“, blaffte sie ihn schnippisch an.
„Nein, das ist nicht der Grund meines Anrufes! Hast du bei all deinen Racheplänen Zeit für einen Auftrag?“, fragte er kühl nach. Sie lachte ironisch auf und er ließ sich auf keine weitere Diskussion ein. „Interesse? Dann treffen wir uns in einer Stunde an der üblichen Stelle. Dort bekommst du alle Information einschließlich deiner Bezahlung. Wichtig ist nur, es muss schnell passieren und wie ein Unfall aussehen!“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, beendete er das Gespräch. -
Bei der gemeinsamen Vergangenheit wundert es mich nicht mehr, dass Anis die „Achillesferse“ von Kevin kennt … tja … und jetzt kommt die Angst, dass Kevin, der Racheengel, alles auf’s Spiel setzt nur um den Unbekannten zu bekommen
Die Atmosphäre in dem Nobel-Restaurant … das Gespräch zwischen Anis und Kevin, mit ihrer Körpersprache und Dialogen … ist einfach gelungen beschrieben
Anis hat sich Kevin so richtig schön häppchenweise zu Recht gelegt.
Den inneren Kampf von Kevin zwischen Engelchen und Teufelchen kann ich mir sogar richtig vorstellen. Und seine dunkle Seite wird siegen???? Ist er wirklich bereit diesen Preis zu zahlen? Es geht ja nicht nur um die Freundschaft zu Ben und Semir! … Da ist auch noch Jenny. Und seine Frage, ob Anis bei der Befreiungsaktion dabei ist, bringt mich ins Grübeln … Ist Kevin doch noch nicht verloren?
Und um den Ganzen noch ein i-Tüpfelchen aufzusetzen, kommt dann noch der Überfall auf Kevin und Jenny als rettender Engel in der Not … ich bin gespannt, auf das kommende Kapitel -
das war wieder eine kleine Lehrstunde in Medizin
habe mich auch gefragt, wo kommt das Magengeschwür her?
vor allem in diesen Ausmaß? Hat er sich da ein paar lästige Untermieter eingehandelt?
Nur ... der gute Ben muss doch da schon vorher Beschwerden gehabt haben
ich bin auch gespannt, ob er sich in seinem Bett einfach so ausruhen darf ... ich vermute da kommen noch ein paar Komplikationen hinz
was ist denn übrigens mit seinem Auge? -
ich fange mal mit dem Schluss des Kapitels an den Satz "Krankenschwestern als Patienten - ein Alptraum" fand ich einfach zu süß
bist du auch so eine Patientin Susanne????
aber letztendlich scheint Sarah das Schlimmste überstanden zu haben und ihre Sorge um Ben ist verständlich und nachvollziehbar
und Ben???
der leidet!!! Wobei die Informationen des Urologen sich schon mal gut anhören
nur diese anderen "Baustellen" machen einem Sorgen
Bin ja immer noch der Meinung, dass Elias der Verursacher von Bens inneren Verletzungen ist ... und Blut erbrechen, hört sich einfach nicht gut an. -
Jenny kann einem Leid tun, sie sitzt wirklich zwischen den Stühlen ...
und ich teile Bens Ansicht: Kevin ist der einsame Rächer ... der ist bestimmt nicht damit zufrieden, wenn der dritte Täter, der am Mord von Janine beteiligt war, nur ins "Gefängnis" wandert ...
also Fazit: Kevin wird gegen diesen Namen Benny tauschen und alles riskieren ... wirklich ALLES -
Intensivstation …..
Beim Betreten von Bens Zimmer war Semir fast ein wenig enttäuscht, seinen Partner wieder schlafend vorzufinden. Zu seinem Erstaunen saß Julia neben dem Krankenbett auf dem Besucherstuhl und hielt die Hand ihres Bruders fest umschlungen.
„Hallo Semir! Er schläft. Ist irgendwie unheimlich ihn so ruhig daliegen zu sehen nach den letzten Tagen, wo er sich in seinen Fieberträumen wie wild hin und her gewälzt hat.“
Der antwortete erst mal gar nichts, sondern musterte seinen Freund und Partner. Es stimmte, sein Gesichtsausdruck sah so friedlich aus. Die Risswunden und Schwellungen in seinem Gesicht waren fast verschwunden. Der dunkle Bart unterstrich noch die blasse Gesichtsfarbe. Sein Oberkörper wurde durch einen dieser Krankenhauskittel verdeckt. Als der Arzt gestern Ben während seiner Anwesenheit untersucht hatte, hatte er einen Blick darauf werfen können. Die Hämatome waren verblasst, schillerten in Gelb- und Grüntönen und waren fast schon nicht mehr sichtbar. Seine äußeren Verletzungen und Operationswunden waren am Ausheilen. Ein breiter Verband schützte die Wunden am Bauch und Rücken. Ein Teil der Plastikschläuche, die aus seinem Körper herausgekommen waren, waren verschwunden. Die Flüssigkeit im Urinbeutel war nicht mehr rot gefärbt. Mit Ben schien es gesundheitlich wirklich aufwärts zu gehen.
„Oh mein Gott, was ist denn mit dir passiert?“, riss Julia ihn aus seinen Gedanken, während sie auf seine Verletzung an der Stirn deutete und seinem bandagierten Arm.
„Ach nicht weiter schlimm!“, wiegelte er ab „Kleiner Betriebsunfall! Das wird schon wieder.“
Er holte sich den anderen Besucherstuhl und setzte sich Bens Schwester gegenüber.
„Bist du schon lange hier?“, fragte er sie.
„Ja seit einer guten halben Stunde. Paps wird heute entlassen. Er hat den Eingriff am Herzen gut überstanden und wird direkt in ein privates Reha-Zentrum zur Nachsorge verlegt. Dort wird er noch für mindestens zwei Wochen stationär weiter behandelt. Es war nicht einfach, ihn davon zu überzeugen und wenn Onkel Peter ihm nicht ordentlich die Meinung gesagt hätte … “ Sie rollte ein bisschen genervt die Augen, „ach was sag ich, du kennst ja meinen Vater. … Ich wollte nur mal kurz bei Ben vorbeischauen, in der Hoffnung, dass er vielleicht wach ist! … Die kommenden Tage werde ich wohl kaum Gelegenheit haben, ihn zu besuchen.“„Wie geht es denn deinem Vater sonst? Hat er sich in Bezug auf Ben beruhigt oder…?“, erkundigte sich Semir.
Zwischendurch hatte er auch Konrad Jäger einen Kurzbesuch abgestattet, als dieser auf die Pflegestation verlegt worden war. Als dieser ihn nur mit Vorwürfen wegen Bens Verletzungen und dessen Berufswahl bombardiert hatte, hatte er auf weitere Krankenbesuche verzichtet. Julias Blick fiel auf ihre Armbanduhr. Die Entlassungspapiere sollten fertig sein und ihr Vater wartete bestimmt schon seit geraumer Zeit auf sie. Mit einem Seufzen stand sie auf und stellte ihren Stuhl zurück. An der Schiebetür blieb sie nochmals kurz stehen, um die Frage des Türken zu beantworten. Sie drehte sich zu ihm um.„Der Arzt hat ihn eindringlich darauf hingewiesen, den Stress zu reduzieren, geschäftlich kürzer zu treten und sich zukünftig mehr zu schonen. Das nächste Mal wird es nicht mehr so glimpflich für ihn ausgehen.“ Julia fuhr sich mit Hand nachdenklich über ihr Gesicht und seufzte auf. „Peter und ich haben schon mehr als einmal mit ihm darüber geredet, dass mein Mann in die Geschäftsführung der Firma miteintreten würde, ihn entlasten würde. Aber Paps ist so stur und eigensinnig. Niemand kann es ihm Recht machen … nur er trifft die richtigen Entscheidungen. … Das allerschlimmste ist nur, er gibt im Moment Ben an seinem gegenwärtigen Gesundheitszustand und seinen Herzproblemen die Schuld!“ bei den letzten Worten schluchzte sie auf und suchte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch. Semir stand auf und nahm sie zum Trost in den Arm.
„Du wirst sehen Julia, wenn dein Vater etwas Abstand hat, wird er seine Meinung über Ben ändern.“
Als sie sich beruhigt hatte, verließ sie ohne einen Blick zurück zu werfen die Intensivstation. Semir schaute ihr bedrückt hinterher und dachte in dem Moment an seinen eigenen Vater, mit dem er sich ebenfalls sehr oft wegen seiner Berufswahl gestritten hatte. Väter und Söhne, warum konnte es keinen Frieden zwischen beiden geben.„Woran … bin … ich … schuld?“, wisperte jemand hinter ihm.
Erschrocken fuhr der Türke zusammen. Hatte da Ben gerade gesprochen? Er drehte sich um. Mit weit aufgerissenen Augen lag der Patient in seinem Bett und wirkte irritiert. Was Semir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnte, sein Freund hatte die gesamte Unterhaltung mit Julia mitangehört.
„Schuld?“, lachte der ältere Autobahnpolizist erleichtert auf … „schuld … an einigen der schlimmsten Stunden meines Lebens …“
Semir konnte einfach nicht anders. Er musste seine Gefühle zum Ausdruck bringen und beugte sich über seinen Freund und drückte ihn vorsichtig. Dabei hatte er nicht bedacht, dass er selbst ein bisschen lädiert und flügellahm war. Als Ben den Druck mit seiner rechten Hand sanft erwiderte, konnte sich Semir ein leichtes Aufstöhnen nicht verkneifen.„Was haben Sie denn mit dir gemacht Partner?“, fragte Ben nach, als sie sich voneinander gelöst hatten und deutete auf die Verletzung an Semirs Stirn. „Sieht so aus, als bräuchtest du dringend jemanden, der auf dich aufpasst!“ Bei seinen letzten Worten huschte ein schelmisches Grinsen über sein Gesicht. „Wird wohl Zeit, dass ich endlich aus dem Krankenhaus raus komme!“
In knappen Sätzen berichtete der Kommissar über den Einsatz heute Morgen und dem aktuellen Stand der Ermittlungen. Obwohl das Gespräch nicht lange dauerte, erkannte Semir wie erschöpft sein Freund war und wie schwer es ihm viel, die Augen noch offen zu halten.
„Ruh dich aus Ben, … ich bleib noch ein bisschen da! Bin krank geschrieben, flügellahm und habe den Rest des Tages nichts Besseres vor!“, meinte er mit einem kleinen Augenzwinkern und einem Blick auf seinen lädierten Arm. Insgeheim gab Semir Julia Recht, es war ein angenehmes Gefühl, Ben so ruhig schlafend zu beobachten. Er war kurz davor, selbst auf dem Besucherstuhl ein kleines Nickerchen zu machen. Das Öffnen der Zimmertür holte ihn zurück in die Realität.
„Entschuldigung, Herr Gerkhan, ich wollte Sie nicht erschrecken!“
Eine jüngere Krankenschwester, zu Semirs Enttäuschung war es nicht Anna, wechselte die Infusionen, kontrollierte Bens Verbände und lagerte ihn ein wenig um. Außer einem leisen Seufzen und Stöhnen schien die Maßnahme den Erholungsschlaf des Patienten nicht weiter zu stören. Nachdem sein Freund sein Einverständnis gegeben hatte, wurde Semir deswegen nicht mehr vor die Intensivstation geschickt. Beim Verlassen des Raumes zögerte die Krankenschwester einen Augenblick und drehte sich zu dem Kommissar um.
„Ich weiß ja nicht, ob es wichtig ist, Herr Gerkhan, aber heute Morgen ist etwas Merkwürdiges passiert.“
Semir hob verwundert die Augenbraue und fragte neugierig nach: „Merkwürdiges? … Wie meinen Sie das Schwester Theresa?“ Er wandte seinen Kopf der jungen Frau zu.
„An der Eingangstür zur Intensivstation klingelte eine Frau und wollte Herrn Jäger besuchen. Diese Frau weigerte sich ihren Namen zu nennen, obwohl wir ihr erklärt hatten, dass nur bestimmte Personen, deren Namen hinterlegt sind, Herrn Jäger besuchen dürften. Sie behauptete, sie sei eine enge Freundin der Familie Jäger und das sei nur ein Missverständnis, dass sie nicht auf der Besucherliste stand. Die Stationsschwester ließ sie aber trotzdem nicht rein und bat sie, sich einen Moment zu gedulden. Anja telefonierte anschließend mit dem Chef und wollte in dessen Auftrag die Identität der Frau feststellen. Nur die war weg, als Anja an der Eingangstür wenige Minuten später nachschaute.“„War sie noch einmal da?“ der Polizist in Semir war mit einem Schlag hellwach und er wusste nicht wieso, aber irgendwie regte sich sein warnendes Bauchgefühl. „Die darf auf keinen Fall zu Herrn Jäger durchgelassen werden, verstehen Sie!“
„Nein, keine Sorge, hier kommt niemand rein!“, beruhigte sie den Kommissar.
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ich pflichte Jenny bei ... ich würde Kevin auch so gerne vertrauen
es ehrt den jungen Mann, dass er Jenny vertraut ... ihr seine Geheimnisse anvertraut ... selbst das Treffen mit Anis
nur ... ich hätte mir so gerne gewünscht, dass er dieses Vertrauen auch Semir und Ben entgegengebracht hätte
.... mittlerweile bin ich mir absolut sicher, dass Anis den Namen des dritten Mannes kennt, der damals beim Mord von Kevins Schwester dabei war
Kann Kevin tatsächlich dieser Versuchung widerstehen? -
Die Verhaftung ihres Mannes wurde von der Ehefrau, Gerda Stiebler, die sich im Haus befunden hatte, beobachtet. Sie war unter der Dusche gewesen und hatte deswegen die Eingangstür nicht geöffnet. Über ein gekipptes Fenster im Wohnzimmer verfolgte sie jedes Wort, das draußen gesprochen wurde. Ihr Mann hatte ihr für solch einen Fall klare Anweisungen hinterlassen, die sie befolgte.
Auf der PAST wurde der Gefangene von Bonrath sofort in einen Verhörraum gebracht.
„Gerkhan!“ Entsetzt erklang die Stimme von Frau Krüger, als der Kommissar auf unsicheren Beinen die Dienststelle betrat und die Richtung seines Büros ansteuerte. „Was ist denn passiert? Wer hat sie denn so zugerichtet? Etwa Herr Stiebler?“, prasselten die Fragen der Chefin auf ihn ein. Semir hatte rasende Kopfschmerzen und wollte nur noch seine Ruhe haben. Ziemlich ungehalten, antwortete er: „Wer sonst! Sehen Sie hier noch einen anderen Verdächtigen!“
Erleichtert ließ er sich auf seinem Bürostuhl niedersinken, drückte den Kopf gegen die Lehne, schloss die Augen und wartete darauf, dass seine Umgebung aufhören würde zu schwanken. Unbewusst lauschte er durch die geöffnete Tür den Anweisungen von Frau Krüger, die wie durch einem Wattebausch zu ihm durchdrangen.„Susanne, fahren Sie Herrn Gerkhan ins Krankenhaus. Das soll sich ein Arzt anschauen und kümmern Sie sich darum, dass er anschließend zu Hause bleibt! … Bonrath, wir brauchen ihren Bericht zur Verhaftung so schnell wie möglich. Sobald Harmut sich wegen der Hausdurchsuchung meldet, geben Sie Frau Schrankmann und mir Bescheid. Ab sofort sind wir im Verhörzimmer. Und keine Störung!“
Susanne betrachtete besorgt den Mann ihrer besten Freundin. Mit kalkweißem Gesicht saß er zurückgelehnt in seinem Bürostuhl und versuchte mit Kühl-Akkus, die sie ihm zwischenzeitlich gebracht hatte, gegen die Schwellungen an seinem Kopf und Arm anzukämpfen. Entschlossen schnappte sie sich ihren Autoschlüssel und ihre Handtasche. Susanne stützte Semir ein wenig am gesunden Arm, dem beim Aufstehen ein bisschen schwindlig wurde.
„Na, ich will mal nichts sagen Kollege, aber das sieht nach einer astreinen Gehirnerschütterung aus. Ich gebe Frau Krüger vollkommen recht, du solltest den Rest des Tages zu Hause auf dem Sofa verbringen und nicht hier im Büro oder auf der Autobahn!“Als die beiden in Susannes Auto einstiegen, fuhr vor der PAST eine große Mercedes Limousine vor. Der geschniegelte Herr im Designeranzug mit seinem geschäftsmäßigen Lächeln war Semir bestens bekannt. Es war der ehemalige Rechtsanwalt von Nicolas Schneider, Dr. Hans-Heinrich Hinrichsen. Was will der denn hier, wunderte sich Semir, als das Auto der Sekretärin vom Parkplatz rollte und er dem Herrn nachblickte, wie er im Eingangsbereich der Dienststelle verschwand.
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Semir saß in der Notfallambulanz der Uni-Klinik Köln und wartete darauf, behandelt zu werden. Den Kopf an die Wand gelehnt, beobachtete er das Geschehen um ihn herum. Ein bekanntes Gesicht kam mit einer Patientenakte aus einem der Behandlungszimmer, Herr Dr. von Zadelhoff. Hoffentlich arbeitete dieser Idiot nicht seit neuestem hier. Bei der Vorstellung, diesen Kerl als behandelnden Arzt zu haben, verspürte er ein Würgen im Hals.
Als der Blondschopf den Autobahnpolizisten im Wartebereich erblickte, zuckte er zusammen und senkte seinen Blick. Dr. von Zadelhoff hatte eine für ihn schmerzliche Erfahrung machen müssen. Obwohl sein Onkel eine wichtige Position in der Verwaltung Inne hatte, gab es auch für ihn in seiner ärztlichen Ausbildung keine Sonderbehandlung. Heute musste er in der Notaufnahme aushelfen. Er hatte einen Versetzungsantrag gestellt, von der chirurgischen Intensivstation auf eine andere Intensivstation im Uniklinikum versetzt zu werden, um dort seine Facharztausbildung abzuschließen. Doch Professor Kraus war dagegen und meinte, der angehende Facharzt sollte seine Entscheidung nochmals in Ruhe überdenken.
Kaum hatte Susanne die Anmeldeformalitäten für ihren Kollegen erledigt, als ihr Handy klingelte. Frau Krüger bat sie darum, so bald als möglich zur Dienststelle zurückzukommen, da sie dort für das Protokoll dringend gebraucht wurde. Semir versprach ihr hoch und heilig keinen Blödsinn zu machen und mit einem Taxi nach Hause zu fahren.Wie nicht anders zu erwarten war, diagnostizierte der behandelnde Arzt bei Semir eine Gehirnerschütterung. Er nähte mit vier Stichen die Kopfwunde und begutachtete dessen Arm. Schwere Prellung, nichts gebrochen, lautete die Diagnose. Um den Unterarm zu schonen, wurde dem Autobahnpolizisten eine Schiene angelegt, die er die nächsten Tage tragen sollte. Am liebsten hätte der Arzt den Kommissar zur Beobachtung mindestens für eine Nacht im Krankenhaus behalten. Doch hier biss er auf Granit. Also blieb dem Arzt nichts anderes übrig, als mit einigen Verhaltensmaßregeln und einer Hand voll Schmerztabletten den türkischen Kommissar auf eigene Verantwortung zu entlassen. Dieser zog mühselig seine abgelegte Jacke an und überlegte kurz, während er von der Behandlungsliege aufstand, sitzen oder liegen ist doch egal, den Rest des Tages könnte er bei Ben auf der Intensivstation verbringen. Damit würde er sogar zum Teil dem Wunsch des Arztes nachkommen und unter ärztlicher Aufsicht stehen. Bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über sein bleiches Gesicht. Jedoch vorher sollte er sich noch einen starken Kaffee genehmigen und angesichts der pochenden Kopfschmerzen, würde wohl eine Schmerztablette auch nicht schaden. In der Cafeteria ließ er sich an einem der Tische nieder und schlürfte das heiße Getränk und wartete darauf, dass die Tablette ihre Wirkung zeigte. Anschließend machte er sich auf unsicheren Beinen auf den Weg zur Intensivstation, um seinen Freund zu besuchen.
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Die Staatsanwältin konnte es nicht verstehen, wie ihr langjähriger Mitarbeiter Thorsten Stiebler, dem sie in der Vergangenheit vollkommen vertraut hatte, so einen Verrat hatte begehen können. In all den vergangenen Jahren war der Rechtspfleger für sie der Inbegriff eines Vorzeigebeamten gewesen. Wie konnte man sich nur so in einem Menschen täuschen, die Frage hämmerte unaufhörlich auf sie ein. Jedoch war die Beweislage eindeutig und erdrückend. Frau Schrankmann wollte nur noch eines wissen: die Hintermänner, die Namen der Leute, die dem Rechtspfleger die Informationen abgekauft hatten bzw. ihn beauftragt hatten, gezielt die Staatsanwaltschaft auszuspionieren. Während des Verhörs blieb ihr Mitarbeiter stumm, starrte auf die Tischplatte vor sich und hin und wieder auf seine Armbanduhr. Ohne eine Miene zu verziehen, ließ der Mann die Anschuldigungen und Fragen über sich ergehen. Dem Blick der Staatsanwältin hielt er kaltschnäuzig stand, was deren Wut nur noch mehr anstachelte. Frau Krüger, die dem Verhör beiwohnte, hatte das Gefühl, der Verdächtige spielte auf Zeit, wartete auf etwas. Die Schrankmann polterte mit ihren Fragen auf ihn ein. Sie konnte ihren Zorn und Erregung kaum im Griff halten.Währenddessen betrat ein elegant gekleideter Mann die PAST und ging sofort auf Dieter Bonrath zu. „Guten Tag, ich bin der Rechtsbeistand von Herrn Wolfgang Stiebler. Mein Name ist Dr. Hans-Heinrich Hinrichsen. Ich möchte sofort zu meinem Mandanten vorgelassen werden.“
Der Autobahnpolizist blickte von seinem Bericht hoch und meinte in einem fast gelangweilt klingenden Tonfall: „Einen Moment mal bitte. Ich sag der Chefin Bescheid!“ Er ließ sich von dem dominanten Auftreten des Anwalts nicht beeindrucken und schritt gemächlich in Richtung des Verhörraums. Als er bemerkte, dass ihm dieser folgte, drehte er sich um und stellte sich ihm in den Weg. „Warten Sie hier bitte Herr Rechtsanwalt! Frau Krüger wird zu ihnen kommen!“, wies er ihn in seine Schranken.
Er klopfte leise an der Tür des Verhörraums. Frau Schrankmann stand mit hochrotem Kopf da und kochte. Nach wie vor verlief die Befragung des Verdächtigen nicht nach ihren Vorstellungen. Die Laune von Frau Krüger schien nicht viel zu sein. Entsprechend maulte sie ihn an: „Was gibt es Herr Bonrath, dass Sie das Verhör stören?“
Dieter Bonrath flüsterte seiner Chefin ins Ohr, wer da im Großraumbüro aufgetaucht war. Während die beiden Frauen zum Rechtsanwalt gingen, bewachte Dieter Bonrath den Verdächtigen. Er stellte sich mit dem Rücken zur Eingangstür und beobachtete ihn mit einer ausdruckslosen Miene. Über das Gesicht von Wolfgang Stiebler zog ein selbstzufriedenes Grinsen. Draußen entbrannte zwischen der Staatsanwältin und Herrn Dr. Hinrichsen eine hitzige Diskussion, die damit endete, dass der Anwalt zu seinem Mandanten durchgelassen wurde. Nach einer kurzen Unterredung mit diesem zog er seinen nächsten Trumpf aus dem Ärmel. Er hatte sich bereits mit dem Haftrichter in Verbindung gesetzt. Der Verdächtige sollte in die Untersuchungshaft überstellt werden und morgen früh sollte ein Haftprüfungstermin stattfinden. Der Anwalt spielte auf Zeit und wollte erreichen, dass Wolfgang Stiebler gegen Zahlung einer Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. -
Da scheint Ben ja bei allem Unglück noch ein wenig Glück zu haben, wenn man dem Urologen glauben darf ... Nachwuchs scheint noch möglich zu sein
bis zu dem Zeitpunkt hörte sich der Verlauf der OP noch gut an
nur dann ist das eingetreten, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet habe: Ben erbricht Blut ... dem war ja schon die ganze Nacht vorher schlecht und er hat blutigen Schaum erbrochen ... möchte nicht wissen was Elias bei seiner letzten Spezialbehandlung angerichtet
und Sarah .. die sorgt sich um Ben ... verständlich ... nur die Nachrichten werden ihr nicht gefallen -
In mir kommt der Verdacht auf, dass Anis weiß, wer der der letzte Typ war , der an Janines Tod beteiligt war. Und jetzt will er Kevin damit Ködern , wie in " Auferstehung " als Andre so völlig abgedriftet ist. Und Kevin traue ich das ehrlich gesagt auch zu , für diese Information , Benny zu befreien. Aber vielleicht geht auch meine Fantasie mit mir durch.
ich schließe mich Silli an ... ich denke dieser eine Anruf war der wertvolle Hinweis für Anis.
Und Anis kennt wirklich Kevins Schwachpunkt: Rache für den Tod seiner Schwester
ich bin überzeugt, für den dritten Täter ist Kevin bereit einen hohen Preis zu zahlen
jetzt hoffe ich nur noch auf Jenny, dass die das Schlimmste verhindert -
Irgendwo in Köln - Porz
Thorsten Stiebler, so hieß der Verdächtige, bewohnte zusammen mit seiner Frau ein schmuckes Einfamilienhaus in der Gartenstraße 25 in Porz, am Stadtrand von Köln. Das einstöckige Gebäude, zusammen mit dem Grundstück, welches für Semirs Geschmack recht großzügig waren, hätte in jede Villengegend gepasst. Der Besitzer hatte keine Kosten und Mühen bei der Ausstattung und Anlage des Gartens und den anderen Außenanlagen gescheut. Der Eingangsbereich war mit teuren Terrakotta-Platten ausgelegt. Rechts neben dem Wohnhaus befand sich eine überdimensionierte Doppelgarage. Daran schloss sich ein Carport an, unter dem ein schwarzes BMW Z3 Cabriolet parkte.
Wow, nicht schlecht, dachte sich der Kommissar beim Näherkommen, entweder bin ich in der falschen Gehaltsklasse oder der Typ hat tatsächlich Dreck am Stecken, mutmaßte Semir für sich. Er hatte seinen BMW am Straßenrand vor der Auffahrt geparkt, um so einen mögliche Fluchtversuch des Verdächtigen mit seinem Wagen zu verhindern. Auf sein Klingeln öffnete niemand die Eingangstür des Hauses. Die beiden Autobahnpolizisten wollten schon das Anwesen verlassen, als Semir aus der Garage ein leises Hämmern hörte. Er gab Dieter ein Zeichen, ihm zu folgen und ihm den Rücken zu decken. Die seitliche Eingangstür, die sich nach außen öffnen ließ, stand einen kleinen Spalt offen, aus diesem schimmerte ein Lichtschein nach draußen. Eine tiefe Männerstimme trällerte den aktuellen Schlagersong „Atemlos“ vor sich hin.„Hallo Herr Stiebler? …“ Semir umfasste mit seiner Linken den Türgriff und lauschte angespannt. „Mein Name ist Gerkhan, Kripo Autobahn, sind Sie da drinnen in der Garage? … Ich komme jetzt zu ihnen rein! Wir hätten ein paar Fragen an sie.“
Der Gesang war verstummt. Im Inneren der Garage herrschte Stille.
Semir war sich darüber im Klaren, wenn Stiebler der Maulwurf war, musste seine Anwesenheit die reinste Provokation für den Verräter sein. Mit gezogener und entsicherter Waffe öffnete er mit einem Ruck die Seitentür der Garage, die mit einem lauten Knall gegen die Außenwand krachte. Der Kommissar betrat den Raum und achtete nicht darauf, dass Bonrath nahe genug hinter ihm war, um ihn den Rücken zu decken. Das Licht der Neonröhre verlosch schlagartig. Es dauerte ein paar Sekundenbruchteile bis sich die Augen des Türken an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Ein kleines Seitenfenster auf der gegenüberliegenden Wandseite spendete ein diffuses Tageslicht. Inmitten der Garage parkte ein XXL-Wohnmobil, während an den Seiten Werkzeugschränke und eine riesige Werkbank standen. Aus dem Augenwinkel nahm Semir einen Schatten wahr, der sich auf ihn zu bewegte. Instinktiv wollte er ausweichen. Zu spät!Der Schlag eines Kantholzes erwischte den Deutsch-Türken voll am Rücken und brachte ihn zum Straucheln. Sein Gegner schlug erneut gnadenlos zu. Semir schrie vor Wut und Schmerz lauthals auf.
„Du verdammter Arsch!“
Der zweite Treffer brachte ihn endgültig zu Fall. Die Schusswaffe entglitt seiner Hand und schlitterte am Boden entlang, als Semir versuchte seinen Sturz abzufangen. Mit seiner Stirn knallte er gegen die Kante eines der Werkzeugschränke. Er spürte, wie die Haut aufplatzte und warmes Blut herausrann. Das Adrenalin in seinem Blut verdrängte seine aufkommenden Schmerzen und die Benommenheit. Blitzschnell wich der Kommissar dem nächsten Hieb aus, rollte über den Boden und schnellte auf die Beine, um seinerseits zum Gegenangriff überzugehen. Wieder kam das Kantholz auf ihn zu. Mit Mühe und Not blockte er mit dem linken Unterarm den Schlag ab und rammte seinem Gegner den Kopf in den Magen. Dem entwich keuchend die Atemluft. Mit lautem Gepolter entfiel das Holzstück dessen Händen. Als Semir nachsetzen wollte, um dem Verdächtigen den Rest zu geben, gehorchte sein linker Arm nicht mehr. Der Schmerz brandete auf, es fühlte sich an, als wäre der Unterarm in zwei Teile geteilt worden. Vor seinen Augen blitzten Sterne auf. So sehr auch gegen die aufkommenden Schmerzen und die Schwäche seines Körpers ankämpfte, Semir konnte es nicht verhindern, er fiel vor seinem Gegner wehrlos auf die Knie. Vor seinen Augen lag ein Schleier, das austretende Blut behinderte zusätzlich seine Sicht.
Wie aus weiter Ferne erklang hinter seinem Rücken Bonraths Stimme: „Das würde ich nicht machen Herr Stiebler! Lassen Sie die Waffe liegen, ansonsten zwingen Sie mich zu schießen!“, befahl er mit seiner unheimlich ruhig klingenden Stimme dem Verdächtigen. „Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie, Herr Stiebler. Nehmen Sie die Hände hoch und stützen sich an dem Wohnmobil ab!“Semir spürte wie sein Magen anfing zu rebellieren. Er versuchte die aufkommende Übelkeit und seine Schmerzen unter Kontrolle zu bringen. Die getroffenen Körperstellen brannten wie Feuer. Er war sich nicht sicher, ob sein Unterarm gebrochen war. Mit seinem Jackenärmel wischte sich Semir das Blut aus dem Gesicht und betastete mit den Fingerkuppen seiner Rechten die Platzwunde. Wie durch Watte erklang das Klicken der Handschellen. Eine Hand legte sich auf seine rechte Schulter.
„Geht’s Semir? Oder soll ich dir helfen?“, erkundigte sich Bonrath besorgt und zog ein Taschentuch aus der Hosentasche „Da nimm erst mal das Tuch und drücke es auf die Wunde.“ Dem schlaksigen Polizisten entging nicht der komische Blick, dem ihm sein Kollege zuwarf. „Keine Sorge, ist frisch gewaschen!“ Dessen Gestalt erschien Semir völlig verschwommen. Bevor ihm der Türke widersprechen konnte, griff ihm Bonrath unter die rechte Achsel und half ihm beim Aufstehen.
„Nein, nein … lass gut sein, ich komme klar. … Bring den Kerl zum Auto, Dieter!“, wiegelte der Verletzte ab und versuchte seiner Stimme ein bisschen Festigkeit zu verleihen, was ihm gründlich misslang. Vor seinen Augen tanzten bunte Sterne und er fühlte sich weiter total benommen. Der Kommissar lehnte sich mit dem Gesäß gegen die Werkzeugbank, drückte mit dem Taschentuch auf die Platzwunde und verharrte einige Augenblicke. Als sich das Schwindelgefühl ein wenig gelegt hatte, torkelte er mehr als das er aufrecht und gerade ging ins Freie. Ein bisschen unsicher auf den Beinen wankte er über den Gartenweg hinter Bonrath und dem Verhafteten in Richtung BMW her. An der Garagenecke konnte er den Brechreiz nicht länger unterdrücken und übergab sich ins angrenzende Blumenbeet. Sein Atem ging keuchend, er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um die letzten Meter zum BMW zurückzulegen. Dort angelangt, stützte er sich mit dem rechten Unterarm am Wagendach ab. Der Verhaftete saß bereits gesichert auf der Rücksitzbank.
„Nimm mal deine Hand weg Semir und lass mich mal die Platzwunde anschauen!“ Nur mühsam konnte er ein Aufstöhnen unterdrücken, als sein älterer Kollege die Wunde untersuchte. Als er seinen linken Arm abtastete, schrie er vor Schmerz auf.
„Das sieht gar nicht gut aus Semir! Ich fahr dich am besten erst mal ins Krankenhaus! Das muss sich ein Arzt anschauen und die Platzwunde muss genäht werden!“, lautete der trockene Kommentar von Bonrath, während er einen provisorischen Verband anlegte und auch den linken Arm notdürftig versorgte.„Jetzt nicht! … Wir bringen den Kerl erst einmal zur Dienststelle. Das hat Vorrang vor so ein paar Schrammen. Die Schrankmann und die Krüger warten auf uns!“, protestierte Semir, dabei reichte er den Autoschlüssel an Bonrath weiter. „Ist Hartmut mit den Kollegen schon da?“, fragte er nach, um von sich abzulenken.
Semir wusste nicht wie, aber irgendwann hatte er es geschafft und rutschte vorsichtig auf den Beifahrersitz. Die Schmerzen, die dabei aufwallten, ließen ihn aufstöhnen. Seinen linken Unterarm hielt er umklammert, in der Hoffnung damit die Qualen ein bisschen zu lindern. Aus den Augenwinkel konnte er erkennen, wie Bonrath ihm ein ums andere Mal einen sorgenvollen Blick während der Fahrt zuwarf. Der grauhaarige Mann auf dem Rücksitz zog es vor zu schweigen. Semir, der während der Autofahrt mit einer erneut aufkommenden Übelkeit und seinen Schmerzen zu kämpfen hatte, blieb ebenfalls stumm. Am meisten ärgerte er sich über sich selbst. Er hatte den Verdächtigen, der so unscheinbar wirkte, total unterschätzt und sich wie ein Anfänger von dessen Angriff überraschen lassen. Wer hätte auch gedacht, dass ein fast sechzigjähriger Mann mit einer fülligen Figur bei einer Verhaftung derart Widerstand leisten würde. Die Quittung dafür hatte er in Form seiner Blessuren bekommen.