Überraschung ... Überraschung!
Dieser abgebrühte Gangster ist Semir und Ben tatsächlich auf den Leim gegangen und hat ein Geständnis abgelegt
wow, hätte ich nicht erwartet
sprich die Spannung steigt ... und steigt .. freue mich auf das kommende Kapitel
Beiträge von Mikel
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ich sage nur armer Ben ... selbst das Verabreichen einer Spinalanästhesie verläuft bei ihm nicht problemlos
und dass er beim Anblick des Behandlungsstuhles ausflippt, kann ich voll nachvollziehen
bei ihm wird sich dieser Stuhl als "Folterstuhl" ins Gedächtnis eingebrannt haben
zum Glück ist Semir an seiner Seite
und ja ... die weitere Behandlung schreit ja förmlich nach so einem kleinen Geheimkapitel -
So wieder mal zwei auf einem Streich
Na das war ja ein Einbruch wie aus dem Lehrbuch, den Ben und Kevin in Anis Büro veranstaltet haben … fündig sind die beiden Polizisten auch geworden
Nur ???? was hat es mit diesem Datum auf sich? An was denkt Kevin dabei? Und des Rätsels Lösung kommt prompt im nächsten Kapitel – Geburtstag und Todestag ….
Kein Wunder dass Kevin mit seinen Gedanken ganz wo anders ist. Es spricht für Jenny, dass sie dies sofort erkennt. Nur warum will Kevin Ben und Semir ausschließen? – Neue Geheimnisse?
Hartmut macht seinem Spitznamen „Einstein“ wieder einmal alle Ehre und findet des Rätsels Lösung oder in diesem Fall: Bennys Drogenrezept
Mich würde auch interessieren, ob der Drogenkoch weiß, was sein Rauschmittel in den falschen Händen in geänderter Rezeptur anrichten kann. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass Benny die Seiten wechselt und gegen Anis aussagt …
Und noch viel mehr interessiert mich, warum wurde der 16.07. im Kalender von Anis Büro markiert -
Einen Tag später ….
Anna betrat vor ihrer Übergabe nochmals Bens Krankenzimmer und betrachtete den schlafenden Patienten. Seine Wangen waren vom Fieber noch leicht gerötet, aber bei weitem war die Temperatur nicht mehr so hoch wie vor zwei Tagen. Sein Körper kämpfte mit den Auswirkungen der Sepsis, die am Abklingen war. Das Zentrallabor konnte den Erreger bestimmen, seitdem bekam der Patient ein neues Antimykotikum verabreicht. Das neue Medikament schien gut anzuschlagen. Sie hatte seine neuesten Blutwerte gesehen und die sahen vielversprechend aus. Mit viel Glück würde die Sepsis an den Nieren und den anderen Organen keine Spätfolgen hinterlassen.
Während ihrer Frühschicht hatte der Patient einen Untersuchungsmarathon in der Urologie mit einem kleinen Eingriff, der erfolgreich verlaufen war, über sich ergehen lassen müssen.„Hey Ben, ich sehe schon, ich habe kein Glück, dich noch einmal wach zu erleben. Hat wohl nicht sollen sein, dass wir beide noch einmal miteinander reden können!“
Traurigkeit schwang in Annas Stimme unüberhörbar mit. Mit routinierten Handgriffen legte sie in dem Perfusor die neuen Medikamentenspritzen ein, programmierte den Automat gemäß den ärztlichen Anweisungen und redete anschließend weiter mit ihrem Patienten.
„Ich weiß, der Eingriff heute Morgen war wohl verdammt unangenehm und schmerzhaft. Kein Wunder, dass du noch fix und fertig bist und schläfst.“
Sie seufzte auf und begann mit der Mundhygiene. Fasziniert musterte sie seine Lippen. Für einen Augenblick schloss sie die Augen und stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, diese zu küssen. Oh man, schalt sie sich selbst in Gedanken, du benimmst dich wie ein verliebtes junges Mädchen. Genau das war es, sie hatte sich in den jungen Mann verliebt und wusste nicht mal, ob der Dunkelhaarige diese Gefühle erwidern würde. Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als sich die Zimmertür öffnete und Jens, der Physiotherapeut, sie ansprach.„Hallo Anna, wie lange brauchst du noch? Ich hätte Zeit, um den Patienten durchzubewegen. Brauchst ihn auch nicht umzulagern, mache ich hinterher!“
„Lass ihn noch ein wenig schlafen Jens! Herr Jäger hat heute schon einiges hinter sich gebracht. Fang doch erst einmal mit der Patientin in Zimmer fünf an.“
Der Physiotherapeut nickte zustimmend, die Tür schloss sich und sie war mit Ben alleine im Zimmer.
Anna beendete ihre Arbeit. Sie biss sich kurz auf die Lippen und Wehmut überfiel sie. „So schwer es mir auch fällt, für mich heißt es Abschied nehmen. Heute ist mein letzter Arbeitstag auf dieser Station als Krankenschwester. Ausgerechnet jetzt ….“ Sie hielt inne und dachte nach „Lassen wir das Schicksal entscheiden, ob wir uns noch einmal begegnen werden. Ich muss erst mal lernen für meine Prüfungen. Das wirst du nicht verstehen, aber ich habe für meinen Traum Ärztin zu werden, so viel geopfert, mich mit meinen Eltern überworfen und habe mein Ziel fast erreicht. Die große Hürde, drittes Staatsexamen, wenn ich die überwunden habe, beginne ich hier an der Klinik am ersten Juli als Ärztin zu arbeiten. Dann beginnt ein anderes Leben für mich!“ Zärtlich strich sie ihm über die Stirn und widerstand der Versuchung ihm einen Kuss darauf zu hauchen. „Vielleicht begegnen wir uns ja im Club 99 wieder, wenn du gesund bist und dort einen Auftritt mit deiner Band hast.“
Mit diesen Worten verließ sie das Krankenzimmer und vermied es zurückzublicken.******
Die Tage, die Ben auf der Intensivstation verbrachte, waren auch für Semir nicht einfach. Er verbrachte viele Stunden am Krankenbett seines Freundes. Bens Schwester Julia löste ihn regelmäßig ab. Der junge Polizist befand sich zwar nicht mehr in akuter Lebensgefahr, aber das Fieber und damit verbunden die Infektion verschwanden nicht einfach über Nacht, so wie es sich der kleine Türke gerne gewünscht hatte. Bens Gesundheitszustand war in dieser Zeit ein stetiges auf und ab. Zwischendrin war er wach und ansprechbar, allerdings litt er vor allem nachts unter heftigen Alpträumen. Man verabreichte ihm Medikamente, die sedierend wirkten und dazu führten, dass der dunkelhaarige Polizist sich manchmal tagsüber in einer Art Dämmerschlaf befand.
Sowohl der Oberarzt, als auch der Chefarzt versicherten Semir, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche, Ben würde wieder gesund werden, der geschwächte Körper seines Partners benötige einfach mehr Zeit, um sich wieder zu regenerieren.Der Autobahnpolizist pendelte zwischen der Uni-Klinik, der Dienststelle und dem Haus seiner Schwiegereltern hin und her. Ihm war auch wichtig, soviel Zeit wie möglich mit seinen Töchtern und seiner Frau zu verbringen.
In dieser Zeit folgte ihm Gabriela Kilic wie ein Schatten und beobachtete jeden seiner Schritte. Nachdem sie den Tagesablauf des Polizisten und den Aufenthaltsort von Andrea kannte, entfernte sie aus Angst vor einer möglichen Entdeckung den Peilsender am silbernen BMW.Auf der PAST hatte ihn Frau Krüger vorerst einmal zum Innendienst verdonnert. Der Türke sollte die Bemühungen von Susanne und Hartmut unterstützen, den Maulwurf in der Staatsanwaltschaft zu finden. Diese vorrangigen Ermittlungsarbeiten gestalteten sich schwieriger als gedacht. Susanne meinte irgendwann einmal mit einen verzweifelten Unterton: „Selbst Erbsen zählen, sei da einfacher!“
Dank der akribischen Zusammenarbeit der Drei konnte der Kreis der Verdächtigen auf fünf männliche Personen eingegrenzt werden. Der Maulwurf hatte seine verräterischen Spuren geschickt verborgen. Zusätzlich durchleuchteten die Mitarbeiter der Autobahnpolizei die überfallenen Firmen in Düsseldorf und suchten dort nach Anhaltspunkten und Zusammenhänge. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit ermittelte Semir mit Bonrath vor Ort, nur um dem Büroalltag zu entfliehen.Wie versprochen, übersandte Martin Hillenbrand an Frau Krüger alle Akten zur Schießerei im Fuchsbachgrund. Über Interpol wurde die Identität des unbekannten Toten festgestellt. Es handelte sich um Mario Kilic, einen Verwandten von Gabriela Kilic. Damit bestätigte sich Andreas Aussage, die bisher nur den Vornamen des Toten nennen konnte. Die Verdächtige selbst blieb unauffindbar. Keine Spuren, keine Hinweise, einfach nichts!
Vor seinem Dienstbeginn auf der PAST wollte Semir, wie in den letzten Tagen auch, unbedingt bei Ben auf der Intensivstation vorbeischauen. Auf dem Weg dorthin erreichte ihn Susannes Funkruf. „Zentrale für Cobra 11!“ - „Cobra 11 hört!“, antwortete er.
„Guten Morgen Semir, wo bist du gerade!“, flötete sie sanft ins Mikro.
„Ich bin auf dem Weg zu Ben, auf der A4, unmittelbar vor der Abfahrt Klettenberg. Was ist denn so dringend? Ich komme erst gegen Mittag zur Spätschicht ins Büro, war mit der Chefin so abgesprochen!“
„Sorry Semir, daraus wird wohl nichts!“ seufzte sie wohlwissend auf, dass ihr Kollege am anderen Ende der Leitung nicht damit einverstanden sein würde, mit dem, was sie jetzt zu sagen hatte. „Du sollst zur Dienststelle kommen und zwar gleich! Anweisung von der Krüger!“
„Oh, verdammt …!“ Den Rest verschluckte er lieber mal und schlug wütend mit dem Handballen auf sein Lenkrad.
„Gibt es Neuigkeiten von Ben?“, fragte die Sekretärin interessiert nach. „Muss er noch lange auf der Intensivstation liegen?“
„Ich habe gestern Abend noch mal mit Julia telefoniert. Alles unverändert, während der Besuchszeit schläft er die meiste Zeit … Naja, etwas ist doch anders, er hat seit gestern Morgen kein Fieber mehr. Und die Ärzte meinten, mit Verschwinden des Fiebers sollte er munterer und ansprechbarer werden. Was glaubst du, warum ich zu ihm fahren wollte?“, brummte er missmutig ins Mikro zurück, der unterdrückte Ärger war deutlich rauszuhören. „Was ist denn so wichtig, dass ich zur Dienststelle muss? Gestern hieß es noch, ich habe morgens frei! Habt ihr wenigstens eine heiße Spur gefunden?“, erkundigte er sich weiter bei Susanne, während er seinen BMW geschickt durch den morgendlichen Berufsverkehr lenkte.
„Ach Semir, ich verstehe dich doch. … Und es gibt eine heiße Spur ….“ Die Sekretärin informierte ihn darüber, dass Hartmut gestern Abend durch einen Datenabgleich noch einen Volltreffer bei den Nachforschungen gelandet hatte. Die Identität des Maulwurfs, der bei der Staatsanwaltschaft arbeitete, war endgültig bekannt.
„Übrigens, es kommt noch dicker. Hartmut hat herausgefunden, dass Herr Stiebler, so heißt der Kerl, eine Schadsoftware ins Computernetzwerk der Staatsanwaltschaft eingeschmuggelt hatte. Wenn ich Hartmut richtig verstanden habe, hatte dieser Trojaner alle abgelegten Dateien nach bestimmten Schlagwörter und Namen durchsucht und wenn es fündig wurde, eine Alarmmeldung an Stiebler ausgegeben.“ Sie gab ihm über Funk vorab die Adresse und den Namen des Rechtspflegers durch. Als der Kreis der Verdächtigen feststand, hätte Semir am wenigsten auf diesen Mann getippt, den er von verschiedenen Gerichtsverhandlungen kannte. Er konnte ihn förmlich vor sich stehen sehen in seinem grauen Anzug, der seine füllige Figur kaschieren sollte. Immer korrekt, nach außen hin ein Beamter wie aus dem Bilderbuch. Der Mann stand kurz vor der Pensionierung. Einfach unglaublich, wie man sich so in einem Menschen täuschen konnte.
Für die Festnahme sollte er sich mit Dieter Bonrath auf der PAST treffen. „Frau Schrankmann ist bereits da und erwartet euch. Sie hat den Haftbefehl dabei!“, klärte sie den Kommissar auf. Dieser schnaufte deutlich hörbar aus. Allerdings war diese Verhaftung ein wichtiger Grund, um den Besuch bei Ben zu verschieben. „Hartmut und die Kollegen von der Spurensicherung werden das Haus des Verdächtigen im Beisein der Staatsanwaltschaft erst durchsuchen, wenn er bei uns im sicheren Gewahrsam ist. Die Staatsanwältin will verhindern, dass er irgendwelche Spuren zu den Hintermännern verwischen kann.“
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Gabriela saß am vereinbarten Treffpunkt in der Nähe des Rheinufers. Sie beobachtete das Treiben um sich herum. Die angenehmen Temperaturen hatten Jogger, Radfahrer und Spaziergänger ins Freie gelockt. Alle hatten etwas gemeinsam, sie genossen das schöne Frühjahrswetter entlang der Uferpromenade. Auf den Grünflächen des Rheingartens hatten sich junge Menschen niedergelassen, die sich unterhielten, lachten, Spaß miteinander hatten und das eine oder andere Bier tranken.
Die kleine Eckkneipe hatte nur ein paar Tische im Außenbereich, die alle voll besetzt waren. Gabriela hatte ihren Cappuccino schon längst ausgetrunken und bezahlt. Ungehalten blickte sie auf ihre Uhr. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte sich ihr Gesprächspartner verspätet. Sie wollte schon aufstehen und weggehen, als jemand sie von hinten ansprach.
„Hallo Gabriela!“ Sie drehte sich um und blickte über die Schulter. Von ihr unbemerkt hatte sich Christian Wenzel von hinten genähert. Sein Kleidungsstil passte zu seinem gepflegten Erscheinungsbild, wie immer trug er einen Maßanzug, der der Jahreszeit angepasst, aus hellem Leinenstoff angefertigt worden war. Ein dazu passendes hellblaues Hemd mit einer dezent gepunkteten dunkelblauen Krawatte.
Sein Gesicht war braun gebrannt und stand im Kontrast zu seinem kurzgeschnittenen grau-weißen Haaren. Solange sie ihn kannte, hatte er schon diese Haarfarbe, die damals sogar vor gut fünfzehn Jahren gar nicht zu seinem Alter zu passen schien. Wie sie mittlerweile wusste, war er Ende vierzig. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Jedoch blickten seine blauen Augen kalt drein und hoben sich von den gutgeschnittenen Gesichtszügen ab.
„Wollen wir ein Stück am Ufer entlang gehen? Im Laufen redet es sich besser oder geht das nicht in diesen Schuhen?“ sein Blick war dabei auf ihre hochhackigen Sandalen gerichtet, die perfekt zu ihrem himmelblauen Kleid mit den weißen Tupfen passten. Gabriela nickte ihm zu und erhob sich. Unauffällig folgten ihnen die beiden Bodyguards ihres Begleiters. Beide Männer, die in dunklen Anzügen gekleidet waren, hätten jederzeit an einem Wettbewerb für Bodybuilding teilnehmen können.
„Was hast du für mich Christian?“, ergriff sie zum ersten Mal das Wort.
„Es wird dir nicht gefallen, was ich dir jetzt sagen werde!“
Eines seiner Laster war das Rauchen, das so im krassen Gegensatz zu seiner sportlichen und gesunden Lebensweise stand. Sport war eine seiner wichtigsten Freizeitbeschäftigungen. Gewohnheitsgemäß zündete er sich ein Zigarillo an und inhalierte den Rauch tief in seine Lungen, während er seine Informationen preisgab.
„Du wirst per internationalen Haftbefehl gesucht meine Liebe! Man konnte dir eindeutig die Entführung des Polizisten und der Frau mit ihrem Kind nachweisen. Außerdem wurden deine Fingerabdrücke in dem schwarzen Audi gesichert. Dein Anschlag auf die KTU der Autobahnpolizei war wohl ein Fehlschlag.“
Sie blieb augenblicklich stehen und drehte sich zu ihrem Gesprächspartner hin und nahm ihre Sonnenbrille ab. In ihren Augen blitzte es wütend auf und sie fauchte ihn an.
„Pfff …. Wem ich das mit den Zeugen zu verdanken habe, weist doch du wohl am besten!“
„Ich weiß, worauf du anspielst. Aber ich hatte meine Gründe und das Geschäft ging vor! Du kennst die Regeln!“, wies er sie in einem scharfen Tonfall zu Recht. Schweigend liefen sie einige Schritte nebeneinander her. Christian studierte dabei die Mimik seiner Gesprächspartnerin. „Woran denkst du?“ Er lachte ironisch auf und schnippte seine Kippe achtlos zu Seite. „Vergiss es! Es nützt dir auch nichts die Zeugen zu beseitigen. Die Beweislage ist eindeutig! Hier, in dem Umschlag findest du alle Informationen, die du wolltest. So wie es aussieht, hat der entführte Polizist, dieser Ben Jäger, deinen Bruder und deinen Cousin auf dem Gewissen. Ich habe dir alles hineingesteckt, was ich über ihn auftreiben konnte … und ich meine wirklich alles. Außerdem sind auf dem Stick alle Protokolle und Tatortberichte, an die ich in der Kürze der Zeit ran kam!“
Dabei hielt er ihr einen verschlossenen dicken DIN A4 Briefumschlag hin.
„Was hast du vor?“
Eigentlich kannte er die Antwort schon im Voraus und hätte sich die Frage sparen können. Sie hatte zwischenzeitlich wieder ihre Sonnenbrille aufgesetzt. Ihr breitkrempiger Hut verdeckte ihr Gesicht.
„Ich werde meinen Bruder und auch meinen Cousin rächen. Und nichts und niemand wird mich aufhalten können! Dieser Ben Jäger wird sterben und ich schaue ihm dabei zu!“ Es war wie ein Versprechen und ihre Stimme klang dabei so eiskalt, dass selbst Christian Wenzel, der selbst absolut keine Skrupel kannte, wenn es ums Geschäft ging, eine Gänsehaut bekam.
„Überlege es dir noch mal Gabriela! Setz dich ins Ausland ab, geh in dein Domizil in der Schweiz! Lass erst Mal Gras über die Sache wachsen. Denn momentan sucht dich die ganze Polizei von Nordrheinwestfalen.“ Versuchte er sie mit seinen Argumenten zu überzeugen.
Sie lachte spöttisch auf und hielt erneut an. „Schau mich doch an? Wer erkennt mich? Nicht einmal du hättest mich erkannt, wenn ich dir nicht vorher ein Foto geschickt hätte! Und zerbrich dir mal nicht meinen Kopf! Ich habe schon vorgesorgt. Diese Trottel von der Polizei suchen mich bestimmt nicht in Köln und Umgebung.“ Sie lehnte sich an das Geländer der Uferpromenade und schaute hinaus auf den Rhein. An einem der Landungsstege bestiegen Touristen einen der Ausflugsdampfer, die auf dem Fluss in Richtung Düsseldorf fuhren.
„Gabriela, bitte! Denk doch mal nach!“ appellierte er an ihre Vernunft. „Deine Rachepläne kannst du doch auch auf später verschieben!“
„Hast du Angst Christian? Oder worum geht’s es dir? … Dir geht es doch immer nur ums Geld. Dir hat ja auch noch niemand etwas weggenommen oder deine Familie umgebracht. Aber keine Sorge, das ist allein meine Sache!“
Sie kannte ihn zu gut. Er hasste nichts mehr, als dass seine Geschäfte gestört wurden, vor allem die, die außerhalb des Gesetzes lagen. Nichts war schlimmer als neugierige Polizisten und Staatsanwälte. „Unter diesen Voraussetzungen ist es wohl besser, wenn wir unsere Geschäftsbeziehung erst mal auf Eis legen! Mit deinen Racheplänen möchte ich nichts zu tun haben. So was ist nicht gut fürs Geschäft!“, brummte er missmutig.
Mit einem ironischen Blick zur Seite konnte sie sich ihre nächste Bemerkung nicht verkneifen. „Ein Glück, dass deine sogenannten Freunde aus dem Rotary-Club oder wo du noch alles Mitglied bist, nicht wissen, womit du tatsächlich dein Geld verdienst! Du spendest ja für so viele wohltätige Zwecke!“ Gabriela lachte zynisch auf.
„Was soll deine Bemerkung? Willst du mir drohen?“
„Ich?… nein! … War nur eine Feststellung Christian. Du solltest dir mal ab und an dein Spiegelbild vor Augen halten. In gewisser Weise bist du nicht besser als ich. Deine sogenannte weiße Weste ist genauso beschmutzt wie meine Hände, die für dich die Drecksarbeit erledigen.“
Sie legte eine kurze Pause ein und beobachtete ihn. Er hatte sein Pokerface aufgesetzt, doch an dem Flackern in seinen Augen konnte sie erkennen, dass ihre Worte ihn sehr wohl erreicht hatten. „Wir sprechen uns! Und wenn du einen Auftrag hast, weißt du ja, wie du mich erreichen kannst!“ legte sie noch selbstgefällig nach. Sie waren zwischenzeitlich auf Höhe des Doms angekommen. Ohne jedes weitere Wort drehte sie sich um und ging über eine der Treppen hoch zur Domplatte und verschwand im Gewühl der Menschen in Richtung Kölner Innenstadt.Auf dem Weg zu ihrem PKW, den sie in einem nahe gelegenen Parkhaus abgestellt hatte, warf sie in Gedanken einen Blick zurück in ihre Vergangenheit. Sie kannte Christian schon fast fünfzehn Jahre. Ja, er hatte sie aus dem Sumpf herausgezogen, in dem sie nach ihrer Flucht aus den Kriegsgebieten des ehemaligen Jugoslawien mit ihrem Bruder und Cousin gelandet waren. Eine Zeit lang war sie seinen erotischen Verführungen erlegen. Durch ihn hatte sie gelernt, dass man mit viel Geld alles erreichen konnte, sich alles kaufen konnte, welche Macht man mit Reichtum in den Händen hielt. Ihr erklärtes Ziel, nachdem sie den Mördern ihrer Familie entkommen waren, war Rache. Dieser übermächtige Wunsch hatte Gabriela alles ertragen und durchstehen lassen. Dank Christians Verbindungen und seiner Hilfe hatte sie sich in militärischen Trainingscamps ausbilden lassen und die Namen und Wohnorte der Täter ausfindig gemacht, die damals für die Tat verantwortlich gewesen waren. Sie hatte blutige Rache geübt, lies die Meuchelmörder und Mordbrenner leiden und genoss bei jedem ihrer Opfer ihren Rachefeldzug. Als Gegenleistung erledigte sie für Christian blutige Mordaufträge, Überfälle und schaltete seine Gegner aus. Ja, er war schon geschickt und durchtrieben. Er hatte Beziehungen bis in die höchsten Regierungskreise, er bediente sich selbst der Justiz, um unliebsame Personen aus dem Weg zu räumen. Sie war mehrmals in der Vergangenheit als Informantin des BKAs aufgetreten und hatte dank ihrer Aussagen sogar Zeugenschutz genossen. Das war Geschichte, aus und vorbei in ihren Augen.
In einer ihrer geheimen Wohnungen in einem Hochhaus am Rande des Stadtkerns studierte sie eingehend die übergegebenen Unterlagen. Beim Anblick des Fotos ihres getöteten Cousins drehte sie kurzfristig durch. Jeder Gegenstand, der in ihrer Reichweite stand oder lag, wurde Opfer ihrer Zerstörungswut. Erst das erboste Klopfen einiger Nachbarn, die sich durch den Lärm belästigt fühlten, brachte sie wieder zur Besinnung. Sie beschimpfte diese lauthals in ihrer Heimatsprache. Ihr Atem ging dabei keuchend und rasselnd, ihr Körper war schweißgebadet. Sie stützte sich mit ihren Händen an der Wand des Eingangsflurs ab und spann ihre Rachegedanken gegen Ben Jäger. Sie hatte das gestrige Telefongespräch im Park nicht vergessen. Sollte dieser seine Verletzungen überleben, gehörte er ihr. Und über noch etwas machte sie sich Gedanken, die Zeugin Andrea Gerkhan.
Nur tote Zeugen waren gute Zeugen in ihren Augen. -
kein Wunder, dass Ben Semirs Beistand braucht .... nachdem was er in der Vergangenheit schon durchleben musste, wird die Operation im Tiefparterre bei vollem Bewusstsein kein Zuckerschlecken ... von der Nachbehandlung reden wir mal nicht
Dank Hartmuts Entdeckungen - die große Erkenntnis woher der Titel der Geschichte kommt
und dass es Kim dabei anders wird, kann ich mir gut vorstellen
wobei ich behaupten möchte ... Maria als unzurechnungsfähig in die Klapse zu schicken, ist mir zu wenig ... die Gute hat Ben leiden lassen
also für meinen Geschmack kann die ruhig auch noch ein paar medizinische Komplikationen bei ihrem Hundebiss durchleben
so und jetzt kommt der interessante medizinische Teil -
Die ersten Strahlen der Morgensonne schimmerten durch die Fenster, als Dr. Kraus den Krankenhausflur entlang zur Intensivstation eilte. Sein Blick fiel in den Wartebereich vor der Intensivstation, täuschte er sich oder saß da zwischen den Plastikstühlen tatsächlich jemand einsam und verlassen am Boden. Neugierig geworden, schritt er auf die betreffende Person zu. Beim näheren Betrachten erkannte er den Freund von Ben Jäger. Semir hatte seine Beine angezogen und den Kopf auf den Knien abgelegt und schien zu schlafen.
„Herr Gerkhan?“, ein bisschen ungläubig klang die Stimme des Chefarztes „Was machen Sie denn noch hier? Ich dachte, Sie wären schon längst nach Hause gegangen?“
Der Kommissar hob ganz langsam, fast schon im Zeitlupentempo, seinen Kopf und schaute zu dem vor ihm stehenden Arzt auf. Dr. Kraus erschrak. Der am Boden sitzende Mann schien seit dem Zeitpunkt, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, um Jahre gealtert. Semir räusperte sich.
„Ich warte seit Stunden auf Sie, Dr. Kraus oder einem ihrer Kollegen! Darauf, dass mir irgendjemand sagt, wie es Ben Jäger geht!“
Völlig erschüttert, stand der Arzt da und wusste im ersten Moment nicht, was er darauf entgegnen sollte. Keiner hatte ihm davon berichtet, dass der Freund von Ben Jäger auf ihn wartete.
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen hoch!“ Dabei reichte er ihm auffordernd die Hand, die der Polizist dankbar ergriff. Mühsam erhob sich Semir. Die letzten Stunden am Boden sitzend, hatten seine Glieder steif werden lassen.
„Wie geht es Ben?“, fast schon ehrfürchtig kam die Frage aus seinem Mund.
„Besser, zumindest hoffe ich es. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm. Was halten Sie davon, wenn Sie mich begleiten?“
Dieser Satz ließ die Augen des kleinen Türken aufleuchten.*****
Diesmal fühlte sich das Erwachen anders an. Ben fühlte sich total benommen. In seinem Kopf hämmerte es wie wild. Was war nur geschehen, seit er in die Dunkelheit der Schattenwelt abgedriftet war? Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern. Wieviel Zeit mochte seitdem vergangen sein? Erinnerungsfetzen kamen in ihm hoch. Verschwommene Eindrücke prasselten auf ihn ein … Da war dieser unendliche Schmerz gewesen, das Gefühl innerlich zu verbrennen … die Dämonen, die ihn in seiner Phantasie gejagt und verfolgt hatten und da war diese sanfte weibliche Stimme gewesen, die ihn seinen Namen gerufen hatte, die mit gesprochen hatte. Dank ihr hatte er das Gefühl gehabt, immer wieder den Weg aus diesem tiefen und dunklen Labyrinth seiner Ängste und Alpträume herausgefunden zu haben, in welches er sich verirrt hatte.
Langsam lichteten sich die Nebel, die ihn eingehüllt hatten. Er registrierte die Geräuschkulisse, die um ihn herum war… ein monotones Blubbern … Stimmengewirr … er lauschte … Da war sie wieder diese vertraute Frauenstimme. Er zwang sich gegen die Schwerkraft anzukämpfen und seine Augen zu öffnen.
Zuerst sah Ben noch alles wie durch einen Dunstschleier. Langsam nahm das Antlitz, das sich über ihn gebeugt hatte, Gestalt an. Es war ein hübsches Gesicht, mit einem strahlenden Lächeln, umrahmt von einer schwarzen Lockenpracht, aus deren Mitte zwei wunderschöne braune Augen ihn anschauten. Er hatte nicht geträumt oder es sich eingebildet, es war wirklich Anna, die junge Krankenschwester, die neben seinem Bett stand. Er versuchte sich zu bewegen und bereute es im gleichen Augenblick, als der Schmerz in seiner rechten Seite wie ein Feuerstrahl durch seinen Körper fuhr. Gequält verzog er das Gesicht und stöhnte auf.
„Hallo Herr Jäger, wieder zurück unter den Lebenden! Wie fühlen Sie sich? Haben Sie Schmerzen?“, begrüßte Anna ihn mit einem leisen Lachen und fuhr fort. „Ich weiß, zu viele Fragen auf einmal!“
„Ah …. Was … ist … denn … passiert?“ flüsterte Ben, seine Stimme hatte einen merkwürdigen Klang und ähnelte eher einer verrosteten Gießkanne. Erneut konnte er ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. In diesem Moment betrat der Chefarzt das Krankenzimmer und beantwortete anstelle der Krankenschwester die Frage.
„Hallo Ben!“ Die Erleichterung die in seinem Tonfall mitschwang war unüberhörbar, „du hattest dir zu allem Übel noch eine richtig böse Infektion eingefangen. Man … man … man hast du uns einen Riesenschrecken eingejagt. So langsam kann ich deinen Vater verstehen, du schaffst es wirklich, dass man vor lauter Sorge um dich, an den Rande des Wahnsinns getrieben wird!“„Onkel Peter …. Du?“ hauchte er von seinem Krankenbett aus, als er den Freund seines Vaters erkannte. „Ich … kann … mich … an nichts mehr … erinnern … alles weg. Nur die Schmerzen … so weh! … Bitte!“ Fast schon flehend wisperte er die schwer verständlichen Worte. Seine rechte Hand presste Ben an seine Schläfe und schloss die Augen, als könne er damit die schrecklichen Kopfschmerzen verjagen.
„Ich gebe dir erst einmal etwas gegen die Schmerzen, Junge!“ Während der Chefarzt mit ihm sprach, erhöhte er die Dosis des Schmerzmittels, das per Infusion verabreicht wurde. „Dauert ein paar Minuten, aber dann wird es gleich besser.“, fügte er erklärend hinzu. Als er bemerkte, wie sich das Gesicht des Kranken entspannte, fing er vorsichtig an, den Patienten zu untersuchen. Zufrieden brummte er vor sich hin „Die Rückenwunde sieht gut aus!“
Ben hatte während der Untersuchung seine Augen weiterhin geschlossen gehalten und sammelte neue Energie, um sie anschließend blinzelnd zu öffnen. Sein Blick schweifte suchend umher.
„Semir … wo …ist … er?“
Der Chefarzt winkte Semir zu sich herein. Er hatte den Autobahnpolizisten gebeten, vor dem Krankenzimmer zu warten, bis alle Untersuchungen abgeschlossen waren. Bens Augen leuchteten auf, als er seinen Freund neben seinem Krankenbett erblickte. Seine Finger tasteten nach der Hand des kleinen Türken und ergriffen diese.
„S…e…m…i…r !“, wisperte Ben „Du … bist … da … Par…t…ner!“
Aus jedem einzelnen Buchstaben konnte der Deutsch-Türke heraushören, wie Ben das Sprechen anstrengte.
„Ich bin da, Ben!“, er schnaufte hörbar durch, „ich bin da! … Und bleibe bei dir! … Hörst du! Werde einfach nur wieder gesund Partner!“
Die Erleichterung, die in Semirs Stimme mitschwang, war unüberhörbar. Die Ängste, die er in der vergangenen Nacht ausgestanden hatte, wieder einen Partner zu verlieren, hatten auch ihn äußerlich schwer gezeichnet. Ben war mehr als ein Partner für ihn, fast schon ein Bruder. Er beugte sich zu dem Kranken hinunter um die nächsten Worte zu verstehen, die leise flüsternd aus dessen Mund kamen: „Du … hast … auch … schon mal … besser … ausgesehen … Partner!“ Dabei huschte ein Lächeln über Bens Gesicht. Semir spürte wie seine Augen feucht wurden und antwortete innerlich tief bewegt: „Verdammt …. Verdammt Ben, das sagt gerade der Richtige!“ Er schüttelte erregt den Kopf und sprach weiter „Wie fühlst du dich?“
Die Antwort konnte er mehr von den Lippen des Patienten ablesen als hören. „Müde … müde!“
Dieser schloss vor Erschöpfung die Augen und dämmerte in den Schlaf hinüber.Währenddessen gab Dr. Kraus der Krankenschwester durch ein Handzeichen zu verstehen, dass sie zusammen mit ihm das Krankenzimmer verlassen sollte und verschloss die Zimmertür. Durch das Fenster in der Tür beobachtete er die beiden Polizisten. Draußen meinte er zu Anna „Geben Sie den beiden ein paar Minuten alleine. Und vorerst kein Wort zu Herrn Jäger, über den Zusammenbruch seines Vaters. Herr Gerkhan soll später wieder kommen. Ich denke, Ben wird die nächsten Stunden sowieso schlafen.“
Der Chefarzt verabschiedete sich und die Krankenschwester kehrte ins Krankenzimmer zurück. Zuerst schaute sie auf Ben, der ruhig schlafend dalag, die Anzeigen der Monitore und dann wanderte ihr Blick weiter zu Semir. „Alles in Ordnung mit ihnen Herr Gerkhan?“ Ihr war aufgefallen, wie blass der ältere Polizist noch war.„Alles gut! Danke der Nachfrage! …. Das Wichtigste ist, dass Ben eine realistische Chance hat, wieder gesund zu werden.“ Semir atmete mehrmals tief durch. „Sie wissen gar nicht, was diese Nachricht für mich bedeutet!“
Anna nickte ihm zu „Doch!“ in Gedanken fügte sie hinzu, ich kann sie besser verstehen, als sie denken. Laut fragte sie Semir: „Ich kenne hier in der Nähe eine kleine Bäckerei bei der man morgens ab 06.00 h bereits ein tolles Frühstück bekommt. Möchten Sie mich nicht begleiten? Sie sehen so aus, als könnten Sie einen starken Kaffee und was zu essen gut vertragen! Anschließend können Sie ja Herrn Jäger wieder besuchen. Geben Sie Schwester Theresa ihre Handy Nummer. Man wird Sie anrufen, falls er aufwacht! Einverstanden?“
Nachdem die Anspannung etwas von ihm abgefallen, merkte Semir, wie sein Magen grummelte und nahm die Einladung dankend an. Anna bat ihn während der Übergabe an ihre Kollegin, das Zimmer bzw. die Station zu verlassen. Der Türke entschloss sich unten im Eingangsbereich auf die Krankenschwester zu warten, die sich erst noch umziehen musste.
Beim gemeinsamen Frühstück erwies sich Anna als interessierte Zuhörerin. Die Anspannung fiel von Semir ab und er erzählte einige Anekdoten, die er mit Ben erlebt hat. Gefühlte Stunden später und nach der dritten Tasse Kaffee verabschiedeten sich die beiden voneinander und der Türke kehrte in die Uni-Klinik auf die Intensivstation zurück. -
Wollen wir ein Spiel spielen? Der Satz aus einem bekannten Hollywoodthriller fiel mir spontan ein
Kevins Trümpfe haben gestochen .... Anis Kunden und somit er selbst haben mächtig Ärger an der Backe ... doch das Spiel ist noch nicht zu Ende.
Anis möchte seine Trumpfkarte "Benny" haben .... warum ist jetzt auch klar ... der große Deal mit den Russen
jedoch wird mir bei der Andeutung seines nächsten Zuges ein wenig flau im Magen ....
hat er Jenny im Visier? -
Als Anna wieder alleine mit Ben war, musterte sie ihn eingehend. Der verschwundene Bart, die Verletzungen im Gesicht und die daraus resultierenden Schwellungen hatten sein Äußeres so verändert, dass Anna ihn anfangs nicht wiedererkannt hatte. Erst als sie das Foto auf Semirs Handy gesehen hatte, war ihr bewusst geworden, wer Ben tatsächlich ist.
Ihre Gedanken schweiften zurück zu jenem Abend vor gut drei Wochen in der Kölner Innenstadt …
Die Trennung von ihrem langjährigen Freund Andre, der sie zum Schluss ihrer gemeinsamen Beziehung nur noch ausgenutzt und betrogen hatte, hatte Anna emotional ziemlich runter gezogen. Sie hatte sich in ihr Schneckenhaus zurückgezogen, war nicht mehr ausgegangen und hatte den Kontakt zu anderen gemieden. Alle in ihrer Clique hatten gewusst, dass Andre sie mit ihrer Freundin Nadja betrogen hatte. Alle! Aber keiner hatte den Mut besessen ihr die Wahrheit zu sagen.
Sebastian, der mit ihr zusammen die Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert hatte, war der Einzige gewesen, der sie zu Beginn ihrer Beziehung vor Andre gewarnt hatte. Nachdem Andre und er sich überhaupt nicht leiden konnten, war der private Kontakt zum dem Blondschopf ein wenig eingeschlafen. Jedoch war es der Krankenpfleger gewesen, der nach dem Liebes-Aus sie mit aufgefangen hatte und versuchte, sie auf andere Gedanken zu bringen. Mit Engelszungen hatte er auf sie eingeredet, ihr von der Live-Band vorgeschwärmt, die dort auftreten würden, bis sie sich bereit erklärte, in dem Club 99 zu kommen.
Der Club befand sich in einem Kellergeschoß und schon auf dem Gehsteig vor dem Eingang konnte man die Bässe der Musik hören. Nach kurzem Zögern ging sie die Kellertreppe hinunter und betrat den großen Gewölberaum. Anna ließ ihren Blick in dem gut besuchten Raum in die Runde schweifen. Da sie niemanden kannte, setzte sie sich kurz entschlossen auf einen Barhocker vor der Theke, so konnte sie zumindest hin und wieder ein Wort mit Sebastian wechseln, der dort als Barkeeper arbeitete. Sie trug ihr kleines Schwarzes, das ihre Figur formvollendet zur Geltung brachte und den einen oder anderen anerkennenden Blick der anwesenden Männer. Die ersten beiden Bands waren nicht so nach ihrem Geschmack gewesen, aber anschließend war er, Ben Jäger, als Highlight des Abends auf der Bühne mit seiner Band erschienen. Schon mit seinem ersten Song hatte er sie mit seiner Ausstrahlung völlig in seinen Bann gezogen. Es war ihr, als würde die Welt still stehen, sie starrte ihn an. Vom ersten Moment an kam er ihr auf eine Art und Weise vertraut vor, die sie sich nicht erklären konnte. Auch wenn es ihr schon fast peinlich war, sie konnte ihre Blicke einfach nicht von ihm nehmen. Als auch Ben seinerseits immer wieder in ihre Richtung schaute, ihre Blicke sich für eine gefühlte Ewigkeit trafen, rann ein angenehmer Schauer durch ihren Körper. Beim Song „Ain’t got you“ war es endgültig um sie geschehen und Raum und Zeit hatten ihre Bedeutung verloren. Ihr schien es mehr als einmal, als würde er dieses Lied nur für sie singen. Am Ende des Auftritts kam er von der Bühne herunter und steuerte in ihre Richtung. Ihr Herz schlug bis zum Hals vor Aufregung. Er war nur noch wenige Schritte von ihr entfernt gewesen, als ihn jemand aufhielt, am Arm mit sich hinter die Bühne in den Backstage-Bereich zog. Vergeblich hatte sie fast noch eine Stunde darauf gewartet, dass er wieder auftauchen würde. Enttäuscht war sie anschließend nach Hause gegangen. Doch …..Im nächsten Augenblick wurde sie von einem gequälten Stöhnen und Gemurmel aus ihren Gedanken gerissen. Anna konnte deutlich erkennen, wie sich Bens Lippen bewegten … sie versuchte die Worte zu entziffern … zwischendurch kamen laute Wortfetzen, die völlig unverständlich waren. Sein Atem ging schwer und abgehackt. Mit einem feuchten Stäbchen benetzte sie seine rissigen Lippen. Prüfend betrachtete sie ihren Patienten und die Werte der Monitore und überlegte, ob sie den Chefarzt wecken sollte. Ein leichtes Zittern durchlief seinen Körper. Erneut stöhnte er furchtbar auf, sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen oder Angst, sie wusste es nicht. Bens rechter Arm fuhr mit einer Abwehrbewegung in die Höhe, fast hätte er Anna dabei unabsichtlich geschlagen. Es war, als wollte er sich gegen etwas wehren, gegen etwas kämpfen. Ein Ruck ging durch seinen Oberkörper, er probierte sich aufzurichten und wimmerte dabei vor sich hin. Sanft, aber bestimmt, drückte ihn die Krankenschwester wieder zurück auf das Kopfkissen sprach auf ihn ein.
„Scht …. Ben … scht … alles wird gut Ben … beruhige dich … scht … du bist in Sicherheit! Keiner wird dir etwas antun!“ Sachte strich sie ihm über die Wangen. Mit der anderen Hand tupfte sie ihm mit einem feuchten Tuch die Schweißperlen von der Stirn. In diesem Moment wünschte sie sich den Freund von Ben Jäger an ihrer Seite. Anna hatte nicht vergessen, welchen beruhigenden Einfluss dieser auf den Schwerkranken hatte. Unruhig bewegte er seinen Kopf hin und her. Bens Augenlider begannen zu flattern. Anna hatte das Gefühl, er würde diese gleich aufschlagen. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen entspannten sich seine Gesichtszüge und die Atmung wurde ein bisschen ruhiger. Das Infusionsgerät fing an Alarm zu schlagen. Anna verließ das Krankenzimmer, um einen neuen Infusionsbeutel zu holen. Sie nutzte die Gelegenheit, um zumindest telefonisch dem Chefarzt einen kurzen Zwischenbericht zu liefern und sich neue Anweisungen bezüglich der Medikation zu holen.Als sie zurück ins Krankenzimmer kam, erwartete sie eine Überraschung. Ben lag mit geöffneten Augen da, deren fiebriger Glanz unterstrich noch die dunkle Farbe seiner Pupillen. Sein Blick irrte im Zimmer umher, als suche er etwas und erfasste Anna. Er starrte sie an. Die Art und Weise, wie er sie anschaute, vermittelten ihr den Eindruck, dass er sie erkannt hatte und ansprechbar war. Seine Lippen fingen an sich zu bewegen, er wollte ihr etwas mitteilen. Jedoch nur ein Krächzen entrang sich seiner Kehle. Vorsichtig befeuchtete sie seinen Mundbereich mit einem Pflegeset. Dankbar blinzelte er ihr zu. Sein Mund formte ein Wort: Semir. Ben vermisste seinen Freund.
„Ihr Freund war die ganze Zeit über da. Nur nachts, da geht es halt nicht!“, erklärte sie ihm beschwichtigend, ergriff seine rechte Hand und umschlang diese. Sie konnte ihm doch nicht die Wahrheit sagen, dass dieser idiotische Assistenzarzt den Polizisten mehr oder weniger aus dem Zimmer rausgeschmissen hatte. Ben klammerte sich mit einer Kraft, die sie seinem geschwächten Körper nicht zugetraut hätte, an ihrem Arm fest und zog sie zu sich hin und versuchte ihr etwas mitzuteilen. Anna musste ihr Ohr nahe an seinen Mund legen, um ihn zu verstehen.
„Nicht weggehen!“, wisperte er kaum hörbar. „Bitte … lassen Sie mich … nicht alleine … Anna! Nicht … weggehen! …Nicht … alleine … lassen … Anna!“
Das Flehen in seinen Worten jagten ihr einen Schauer über den Rücken. In seinen Augen konnte sie seine ganze Not, seine Ängste und Schmerz lesen. In seinem Augenwinkel löste sich eine kleine Träne. Ergriffen strich ihm Anna mit der freien Hand beruhigend über die Stirn und streichelte über seinen Arm. „Keine Angst Ben, ich bleibe bei ihnen!“ Sein Wunsch hatte ihre innerste Seele berührt. Er schloss erschöpft seine Augen und driftete wieder ab, während sie sich bemühte, ihre Tränen wegzublinzeln.Immer wieder stöhnte Ben gequält auf. Anna wusste nicht, ob er Schmerzen verspürte oder ob es an den wilden Träumen lag, die er in seinem Fieberwahn durchlebte. Ab und an konnte sie einzelne Wortfetzen verstehen. Nach und nach vermittelten diese ihr einen Eindruck darüber, was der junge Mann während der Entführung und der anschließenden Flucht durchlebt hatte.
Sie fing wieder an beruhigend auf ihn einzusprechen. Sie hatte keine Ahnung, ob ihre Worte zu ihm durchdrangen. Zärtlich strich sie ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn und wurde nachdenklich … keine Regung in seiner Mimik entging ihr. Sanft streichelte sie ihm über die Wange. „Werde bald wieder gesund Ben! Hörst du!“ Ben jammerte leise gequält vor sich hin. „Scht … Ben … Alles wird wieder gut. … Scht … Du wirst schon sehen.“ Sie hielt einen Moment inne und dachte nach. „Dir ist schon klar, dass du mir jetzt ein Abendessen schuldest und ein Konzert!“ entfuhr es ihr sehnsüchtig. „Ja, ich möchte dich gerne noch mal singen hören. Deine Augen haben damals so wundervoll geleuchtet, als du mich angeschaut hast. Dein Freund sagte, du hättest so wunderschöne dunkelbraune Augen und ich gebe ihm recht …wie drückte er sich aus Teddyaugen!“ Sie kichert kurz leise auf. „und so was sagt ein Mann. Ich möchte mich mit dir unterhalten … dich näher kennenlernen Ben! … Hörst du, streng dich an! Werde wieder gesund!“
Es war ihr auch egal, was andere darüber dachten, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach. Außerdem hörte es keiner. Mit ihrer linken Hand ergriff sie Bens Hand und hielt sie fest. Wollte ihm das Gefühl geben, dass er nicht alleine war, so wie sie ihm es versprochen hatte. Durch den Körperkontakt konnte sie förmlich spüren, wie das Fieber ihn innerlich versengte und in seinem Körper wütete. Da war noch was … seine Finger … diese hatten sich bewegt … übten leichten Druck aus … er suchte den Kontakt zu ihr. Ihr Blick ging wieder mal Richtung Uhr … Es war kurz vor Mitternacht. Es würde noch eine lange Nacht werden, aber egal was sie heute geplant hatte, dieser junge Mann hier brauchte sie …
Endlos zogen sich die Stunden dahin. Immer wieder kontrollierte der Oberarzt den Zustand des Patienten. Erst mit Beginn der Morgendämmerung trat eine Änderung von Bens Zustand ein. Anna bemerkte wie die Atmung ihres Patienten ruhiger wurde, der ganze Patient ruhiger wurde. Die hektischen Ausschläge der Herztöne auf dem Monitor verlangsamten sich. So wie Ben jetzt dalag, wirkte es, als würde er sanft und selig schlafen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass das Fieber gesunken sei und dies bestätigte sich bei einem Blick auf die Temperaturanzeige. Erleichtert atmete sie auf, als der Wert 39,1 Grad anzeigte. Hoffentlich bedeutete dies auch, dass er die schlimmsten Auswirkungen der Sepsis überstanden hatte und er auf dem Weg der Besserung war. Die Krankenschwester verständigte den Chefarzt, der sich in seinem Arztzimmer zum Schlafen hingelegt hatte.
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Überraschung ... Überraschung: Kevin spielt mit offenen Karten
die Drohung gegenüber Jenny würde ich an seiner Stelle auch sehr ernst nehmen
vor allem wenn einige von Anis Drogengeschäften bzw. Geschäftspartnern auffliegen werden
und warum wundert es mich nicht, dass Benny ein Drogenkoch ist?
der besonderen Art? ... Was für ein Teufelszeug braut der da zusammen?
das hört sich wirklich danach an, als müssten unsere Helden die Welt retten -
gerade noch einmal gut gegangen .. .
ich hatte schon Angst, dass die Blase reißt .... und was kommt raus eitrige Brühe
oh oh ... da steht Ben ja einiges bevor ... zum Glück hat er Semir an seiner Seite -
Als die Ärzte und Schwestern Bens Zimmer verlassen hatten und die Schiebetür sich geschlossen hatte, betrachtete Anna den dunkelhaarigen Polizisten gedankenverloren. Sie hatte ihn mit Hilfe ihrer Kollegin gesäubert, neu gebettet und wieder mit all den Maschinen und Monitoren verbunden. Erneut stellte sie sich eine Waschschüssel mit Wasser bereit. Sie tauchte den Lappen hinein, wrang ihn aus und tupfte die Schweißtropfen von der Stirn ihres Patienten. Leise sprach sie auf ihn ein.
„So langsam kenne ich jeden Zentimeter deines Gesichts. So glatt rasiert … passt irgendwie nicht zu dir.“
Unerwartet wurde die Zimmertür geöffnet und ihre mütterliche Freundin Anja betrat das Intensivzimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Ich habe Feierabend. Brauchst du noch Hilfe Anna?“, erkundigte sie sich.
Diese schüttelte den Kopf. „Nein lass mal gut sein! Ich komme schon klar! Wird wohl eine extra Nachtschicht werden, so wie es ihm geht!“
Anna schaute dabei auf ihren fiebernden Patienten, der wieder begonnen hatte, sich unruhig im Bett hin und her zu bewegen. Anja stellte sich auf die andere Seite des Krankenbettes.
„Darf ich dich mal was fragen Anna? Was ist mir dir in den letzten Tagen los? Ist es der Prüfungsstress? Ich erkenne dich gar nicht wieder! Gerade du bist doch in der Vergangenheit eine Meisterin darin gewesen, solche Schicksale wie dieses von Herrn Jäger nicht persönlich an dich ran zu lassen, die gewisse Distanz zum Patienten zu bewahren. Was ist diesmal anders?“
Die dunkelhaarige Krankenschwester hielt inne und überlegte einige Atemzüge lang, ob sie sich ihrer Freundin anvertrauen könnte. Augenblicklich war ihr klar, diese kannte sie viel zu gut und allein schon ihr Erscheinen und ihre Fragen offenbarten ihr, dass Anja sie schon längst durchschaut hatte. Anna blies sich eine ihrer widerspenstigen Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor sie leise wispernd die gewünschte Erklärung ablieferte. Fast schon liebevoll tupfte sie dabei von Bens Oberkörper den Schweiß.
„Ich war doch vor drei Wochen zusammen mit Basti in dem Club, wo er nebenbei als Barkeeper arbeitet. Damals ist doch diese tolle Live- Band aufgetreten.“
Anja nickte ihr zu, ja sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie Anna ihr tagelang von diesem Abend vorgeschwärmt hatte.
„Der Sänger der Band … dieser Dunkelhaarige mit den Wuschelkopf, … dem Drei-Tage-Bart … den bezauberndsten Lächeln, das du dir vorstellen kannst! … Und seine dunkelbraunen Augen, als die mich anblickten …“ ihre Stimme stockte. Ihr Gesicht bekam einen verträumten Ausdruck.„Du meinst deinen Traumprinzen, der für einige schlaflose Nächte bei dir gesorgt hat? …. Ja und … was hat das jetzt mit dem Patienten hier zu tun?“, fragte Anja vorsichtig nach. Eine dumpfe Ahnung stieg in ihr hoch.
„Anja …!“ Anna schluchzte gequält auf … „Anja, er ist dieser Sänger!“ Ungläubig riss ihre Freundin die Augen auf. „Oh, Sch …!“ den Rest verschluckte sie besser. „Ich dachte, er ist Polizist oder habe ich da was nicht richtig mitgekriegt!“
„Sein Freund, der andere Polizist, hat mir ein bisschen von ihm erzählt. … Ja er ist Polizist und macht Musik mehr so als Hobby! Verstehst du mich, da schwirrt er mir die ganze Zeit im Kopf herum und jetzt …“ Anna schniefte kurz auf „jetzt liegt er so schwer krank vor mir! Ich versuch schon ständig gegen meine Gefühle anzukämpfen. Aber es geht nicht … funktioniert einfach nicht … Bitte verrate es keinem!“, flehte sie förmlich ihre Freundin an. Ihre Augen glitzerten feucht. Anja schritt um das Bett herum und nahm ihre Freundin tröstend in den Arm. „Mach dir keine Sorgen Süße, dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Ich gehe und wenn was ist, ruf mich an, ja Liebes!“
Anja war trotz des Altersunterschiedes wirklich ihre beste Freundin.*****
Auf dem gleichen Stockwerk einige Meter Luftlinie entfernt, schritt Dr. von Zadelhoff unruhig auf dem Krankenhausflur hin und her. Er wusste, das Gespräch mit dem Chefarzt der Chirurgischen Intensivstation würde kein Zuckerschlecken für ihn werden. In Gedanken hatte er sich schon zig Rechtfertigungen für sein Handeln zu Recht gelegt. Wäre ja noch schöner, wenn eine Krankenschwester mehr Ahnung von Medizin hätte als er, dachte er bei sich. Der Versuch, seinen Onkel telefonisch zu erreichen, um von ihm noch zusätzlich Rückendeckung zu bekommen, war fehlgeschlagen. Dieser befand sich auf einer Charity-Veranstaltung, um Spenden für die Kinderkrebsstation der Uni-Klinik zu sammeln.Friedrich von Zadelhoff setzte eine trotzige Miene auf, als der Chefarzt Dr. Kraus auf dem langen Krankenhausflug auf ihn zukam. Der Professor kramte in seiner Hosentasche nach seinem Schlüssel und schloss die Tür zu seinem Arztzimmer auf. Er betrat als erster den Raum, knipste das Licht an und nahm wortlos hinter seinem Schreibtisch Platz. Ohne Aufforderung setzte sich Dr. von Zadelhoff auf einen der Besucherstühle davor, schlug die Beine übereinander, faltete seine Hände und legte diese auf den Oberschenkeln ab. Er versuchte einen möglichst selbstbewussten Eindruck seinem Chef gegenüber auszustrahlen.
Dr. Kraus musterte den angehenden Facharzt, der erst wenige Tage auf der Intensivstation arbeitete, eingehend. In den ärztlichen Besprechungen, die Fachbereichs übergreifend regelmäßig stattfanden, war ihm schon so einiges über den jungen Mann zu Ohren gekommen. Von seinen Chefarztkollegen und anderen Oberärzten war er schon vorgewarnt worden, dass Dr. von Zadelhoff beratungsresistent sei, aus Fehlern nicht unbedingt lernte und der Mensch an sich für den jungen Mann nicht viel zählte.
Die Anspannung im Raum war für beide Männer fast körperlich spürbar. In Dr. Kraus brodelte nach wie vor der Zorn über das Verhalten des jungen Mediziners. Es kostete ihn ein Maß an Selbstbeherrschung nicht einfach lauthals loszubrüllen, um seinen Ärger Luft zu machen. In der letzten halben Stunde hatte der Professor sich Gedanken darüber gemacht, wie er das Gespräch mit dem jungen Arzt führen sollte. Und dann stellte der Chefarzt eine Frage, die der junge Mediziner nicht erwartet hätte.
„Warum wollen Sie Facharzt für Innere Medizin werden?“
Von Zadelhoff hatte sich innerlich auf eine Standpauke eingestellt, doch nicht auf eine solche Frage. Fieberhaft suchte er nach einer passenden Antwort. Schließlich konnte er dem Professor nicht auf die Nase binden, dass er den Job in der Klinik nur als Sprungbrett auf der Karriereleiter betrachtete. Nervös biss er sich auf seine Unterlippe, während sich Dr. Kraus nach vorne beugte und seine Hände, ebenfalls verschränkt, auf der Schreibtischplatte legte. „Was hat Sie dazu bewegt, als junger Mensch den Arztberuf zu wählen?“
„Um Menschen, die krank sind, zu helfen!“, antwortete der junge Mann lapidar. Er richtete sich etwas in seinem Stuhl auf und fühlte sich auf einmal in seinem Element. „Wissen Sie, ich habe wie ein Wahnsinniger in meinem Studium gebüffelt, um dahin zu kommen wo ich jetzt bin. Im Klinikalltag bin ich ein Mann, der sehr hart arbeitet und das alles nur, um Menschen zu helfen.“ Und dann bekam seine Stimme fast schon einen abfälligen Tonfall. „Menschen, die oftmals durch ihre eigene Dummheit und Fahrlässigkeit ärztliche Hilfe brauchen!“ In diesem Sinne legte er noch ein paar Floskeln hinter her.
Dr. Kraus lachte ironisch auf und hämmerte mit einer geschlossen Faust auf die Schreibtischplatte. „Schluss jetzt! … Hören Sie auf mit diesem Gerede! … Jedem anderen Medizinstudent oder Assistenzarzt würde ich vielleicht die eine oder andere Aussage glauben, aber warum glaube ich ausgerechnet ihnen nicht?“ Er erhob sich aus seinem Stuhl und stützte sich mit seinen Handflächen auf der Lehne des Drehstuhls ab. „Reden wir nicht länger um den heißen Brei herum, Herr von Zadelhoff! … Sie haben Fehler gemacht! Gravierende Fehler, die fast einem Menschen das Leben gekostet hätten!“ Dr. Kraus ließ die Worte auf seinen Gesprächspartner wirken, der auf seinem Stuhl etwas in sich zusammenschrumpfte. Der Professor fixierte mit seinem Blick förmlich den jungen Arzt. „Grundsätzlich! …. Jeder von uns macht Fehler in seinem Leben! … Doch Fehler sollten eigentlich bewirken, dass wir aus ihnen lernen. Jedoch habe ich bei ihnen das Gefühl, Sie lernen absolut nichts aus diesen Erfahrungen.“
Dr. Kraus umrundete den Schreibtisch und setzte sich auf die Kante. Dr. von Zadelhoff vermied es seinen Vorgesetzten anzuschauen und starrte stattdessen eigensinnig an dem Professor vorbei in Richtung der Glasfront auf die Lichter der Großstadt. Ihm fiel einfach keine passende Antwort zur Rechtfertigung ein. Das entging auch nicht seinem Chef.
„Ich werde ihnen mal meinen Standpunkt darlegen. … Es geht darum, wie diese Fehler passieren konnten. … Die Art und Weise! … Ihre medizinischen Fähigkeiten will ich gar nicht anzweifeln oder diskutieren. Sondern ihr Problem liegt völlig wo anders. … Im Arztberuf ist es wie in jedem anderen Beruf. … Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also warum, so frage ich mich die ganze Zeit über schon, ziehen Sie wenn es bei einem Patienten Komplikationen gibt, nicht einen erfahrenen Oberarzt oder sonstigen Kollegen zu Rate?“ Als Antwort erntete der Chefarzt nur das Schweigen seines Gesprächspartners. Also fuhr Dr. Kraus mit seiner Ansprache fort, in der Hoffnung irgendetwas in dem jungen Mann zu bewirken, der wie ein trotziger Schüler vor seinem Lehrer saß. „Für Sie zählen andere Menschen nicht viel. Aber etwas kann ich ihnen heute schon prophezeien. Egal, ob Sie in einer Klinik arbeiten oder in die Forschung gehen, als erstes sollten Sie lernen, Menschen zu vertrauen, mit denen Sie zusammen arbeiten, Herrn von Zadelhoff.“ Dr. Kraus zwang sich ruhig zu bleiben, auch wenn er das Gefühl hatte, mit einer Wand zu reden und nicht mit einem Menschen. „Gewöhnen Sie sich ihre herablassende Art ab! … Lernen Sie die Arbeit von Krankenschwestern und Pflegern zu schätzen! …Denn diese Menschen sind genauso viel wert wie Sie im Alltag einer Klinik! … Egal, ob Sie studiert haben oder nicht! Verstehen Sie jeder, angefangen von der Putzfrau über das Servicepersonal, die Pflegekräfte …. Alle leisten ihren Beitrag, damit kranke Menschen wieder gesund werden!“
Röte schoss dem jungen Mann ins Gesicht. Solch deutliche Worte hatte schon lange nicht mehr jemand an ihn gerichtet.
„Aber … diese neunmalkluge Krankenschwester Anna ….!“, fiel er seinem Chef ins Wort.
„Sie haben es immer noch nicht verstanden oder? … Haben Sie ein Problem damit, dass diese Krankenschwester eine bessere Beobachtungsgabe hatte als Sie? … Genau darum geht es in der Teamarbeit. Das Pflegepersonal ist näher am Patienten dran als Sie … und damit wir uns verstehen: Auf meiner Intensivstation arbeiten Ärzte und Pflegepersonal eng zusammen, vertrauen einander, zum Wohle des Patienten.
Und wenn Sie ihren Schein für die Facharztprüfung von mir erhalten wollen, sollten Sie lernen auf die Hinweise und Ratschläge von erfahren Pflegekräften zu hören und mit ihnen zusammen arbeiten!“
Unruhig rutschte der junge Arzt auf seinem Stuhl hin und her und sehnte sich nur noch das Ende der Unterredung herbei.
„Denken Sie über meine Worte nach! Denn ich meine es Ernst! … Und nun gehen Sie zurück auf Station! … Ach ja, Ben Jäger ist ab sofort nicht mehr ihr Patient! Falls sich an seinem Zustand etwas ändert, verständigen Sie mich oder den diensthabenden Oberarzt!“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, erhob sich Friedrich von Zadelhoff und marschierte mit hängenden Schultern in Richtung Intensivstation. -
dumm gelaufen für Semir ... da hätte er erst einmal seinen Ausweis zeigen sollen, bevor er sich mit dem "Goliath" anlegt
zum Glück wendet sich noch alles zum Guten und er darf zu Ben
zumindest hat unser Lieblingspolizist verständnisvolle Ärzte in der Notaufnahme erwischt, die im Hinterkopf behalten, welches Trauma er durchlebt hat
ich bin auch schon gespannt, ob der Pufi noch rechtzeitig gelegt werden kann ... denn sonst
vom Rest reden wir nicht mehr groß ... von der Familienplanung kann sich Familie Jäger wohl endgültig verabschieden
und was da wohl alles kaputt gegangen ist????
Susan ... Auftrag an dich ... alles wieder heile machen ... auch wenn es ein paar Komplikationen geben darf
und bei den seelischen Wunde denke ich unwillkürlich an die Geschichte "Gefährliche Höhen" -
Hallo Susan,
Urlaubszeit ... Auszeit .. und ich habe mir deine nächste Geschichte reingezogen
ob ich so schnell Lust auf den nächsten Wellness Urlaub verspüre, nach dieser Geschichte .. ich weiß nicht ... ich weiß nicht
auf jeden Fall habe ich gemerkt, niemand ist vor dir sicher ... alle landen irgendwann im Krankenhaus
absolutes Gänsehaut-Feeling hatte ich bei den Szenen mit Ben, als er das Schlangengift gespritzt bekam ... die Versorgung und Übergabe durch die Ärzte einfach nur nachlässig war
Ben ist mitten drin ... und kann absolut nichts tun. Musste da unwillkürlich an Wach-Koma-Patienten denken
auch der Anblick von Sarah mit dem Messer im Bauch ... und so könnte ich weitere Szenen aufzählen
die Story ist gelungen ... war spannend ... dramatisch ... hat mir einige Stunden Schlaf gekostet, weil ich unbedingt weiter lesen wollte und hat ein Happy End .. -
das Kapitel klingt für mich so ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm
das Gespräch zwischen Semir und Andrea zeigt, die haben diesen verschlossenen jungen Polizisten eigentlich durchschaut
und Kevin selbst ... die Aktion im Anis Club scheint ein Erfolg zu werden
aber ... das große ABER ... die Reaktion - Rache von Anis wird dann nicht lange auf sich warten lassen
Kevins einziger schwacher Punkt ist Jenny ... auch wenn er die junge Frau mit seinem Leben beschützen wird, unwillkürlich kommt mir die Szene von dem Keller in Hamburg in den Sinn ... -
ich habe es geahnt .... das Katz und Maus Spiel zwischen Kevin und Anis beginnt
nur bei Anis Drohungen wird es mir anders
was liebt Kevin? ... Jenny ... eindeutig Jenny und ich vermute mal, die könnte das nächste Opfer der Intrige von Anis sein
warum macht Kevin das nur? Will der den Deutsch-Tunesier aus der Reserve locken?
das kann einfach nicht gut ausgehen -
was machst du denn nur mit dem armen Ben?
Nicht genug, dass er so schwer verletzt ist .. nein bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus sieht er seine verletzte Frau
ich kann ja Sarah auch verstehen, dass sie Ben sehen wollte, aber ob das alles so geschickt war?
"Ausbaden" darf das Ganze Semir ... der wie ein Irrer durch die Uni-Klinik flitzt ... die gewünschten Informationen austauscht, um dann vor verschlossener Tür des Untersuchungsraumes zu stehen ... der zusätzlich noch von solch einem "Gorilla" geschützt wird
na ob Semir diese lebende Schrankwand überwinden kann? ... und vor allem welche Konsequenzen hat das für unseren Lieblingstürken, wenn er sich den Anordnungen widersetzt -
Dr. Vollmers hatte mittlerweile seinen infektiösen Patienten auf Station in einem Isolierzimmer untergebracht, da der Zustand des betroffenen Mannes nach dem Eingriff überraschend stabil war. Als der erfahrene Oberarzt auf die Intensivstation zurückkehrte, war er ebenfalls entsetzt und sprachlos über das Verhalten des angehenden Facharztes. Der Oberarzt konnte nicht nachvollziehen, warum Dr. von Zadelhoff weder ihn noch den anwesenden Internisten zu Hilfe geholt hatte bzw. einen weiteren erfahrenen Arzt, der auf einer der Pflegestationen arbeitete, um Rat gefragt hatte.
Schemenhafte Gestalten standen um ihn herum. Nur verschwommen nahm Ben ihre Umrisse war. Sie wechselten die Farben von blau nach grün. Er hörte ihr Gemurmel, die Sprache klang so eigenartig. Redeten sie über ihn? Bens verwirrter Geist konnte den Inhalt der Worte nicht erfassen. Ein grelles Licht flammte auf und blendete ihn, zwang ihn, seine Augen geschlossen zu halten. Er wollte sich bewegen, sich bemerkbar machen. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht, fühlte sich wie gelähmt an, wie gefesselt an. Panik stieg in Ben hoch. Irgendetwas Glühendes fuhr in seinen Rücken hinein, eine Welle aus Schmerzen überflutete ihn … er schrie … er stöhnte … wollte sich aus der Umklammerung befreien, … warum half ihm denn keiner? Ein riesiger Abgrund tat sich vor ihm auf, nahm ihn mit auf die Reise in einen tiefen dunklen Schlund der Bewusstlosigkeit…
Als die Reinigung und Versorgung der Wunde beendet war, blickte Dr. Kraus noch Mal nachdenklich auf den jungen Patienten. Es hatte ihn fast das Herz zerrissen, als Ben lauthals geschrien hatte, vor Schmerzen sich gewunden und zum Schluss nur noch wimmernd vor sich hin stöhnte. Er hatte alles Menschenmögliche getan, um das Leben des jungen Mannes zu retten. Doch auch er war nur ein Mensch, der in seiner Gedankenwelt nicht ausblenden konnte, dass er persönlich befangen war.
Anna, die ihm gegenüber stand, zitterten die Hände, als sie die letzten Instrumente zurück auf den Eingriffswagen legte. Besorgt schaute der Chefarzt auf die Schwester bzw. angehende Ärztin. Hatte er ihr zu viel zugemutet? „Alles in Ordnung bei ihnen Anna?“, fragte er besorgt nach. „Sie haben eine sehr gute Arbeit geleistet. Ich kann ihnen versichern, ich kenne nicht viele angehende Ärzte, die das so professionell hinbekommen hätten wie Sie gerade eben!“, meinte er voller Respekt.„Alles gut, Chef! War wohl ein bisschen viel Aufregung am heutigen Nachmittag!“, wiegelte sie geschickt ab. Anna konnte Dr. Kraus doch nicht erklären, warum sie innerlich so aufgewühlt war. So schnell wie möglich versuchte sie ihre Gefühlswelt wieder in Ordnung zu bringen und konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Ihre Vermutungen hatten sich durch weitere Untersuchungen in doppelter Hinsicht bestätigt. Zusätzlich zur Infektion an der Rückenwunde hatte sich eine Candida-Sepsis entwickelt hatte, die letztendlich für den raschen und schweren Krankheitsverlauf bei Ben verantwortlich gewesen war.
Der Chefarzt streifte sich den Mundschutz und die Handschuhe ab. Dies war das Zeichen, dass der Eingriff endgültig beendet war.„Keine Angst Anna, ich habe gehört, wie Dr. von Zadelhoff ihnen gedroht hat. Ich regle das mit der Klinikleitung. Ihnen wird nichts passieren, versprochen!“ Sein Blick richtete sich auf seinen Patienten, dessen Wangen fiebrig rot glühten. „Mehr können wir für Ben nicht mehr tun. Hoffentlich wirken das Antimykotikum und das neue Antibiotikum schnell! … Anna, bleiben Sie bitte vorerst bei Herrn Jäger! Ich schlafe heute Nacht drüben in meinem Arztzimmer und will sofort Bescheid wissen, wenn sich etwas ändert! Sie wissen ja, was Sie im Auge behalten müssen.“
Anna nickte zustimmend und seufzte innerlich auf. Sie war sich sicher, es würde eine lange Nacht werden. Die junge Frau säuberte mit der Unterstützung ihrer Kollegin Natascha das Patientenzimmer.
Während dessen wandte sich Dr. Kraus seinem neuen Assistenzarzt zu, der am Stationsstützpunkt schweigend Krankenakten studierte und dokumentierte. Dr. Zadelhoff hatte einen fast schon trotzigen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Dr. Vollmers begleitete seinen Chef. Auch im Oberarzt brodelte es. Die beiden erfahrenen Mediziner kannten sich schon viele Jahre. Es bedurfte keinerlei Absprachen zwischen ihnen, es genügten Blicke und Gesten. Es war klar, dass das eigenmächtige Handeln eines angehenden Facharztes und dem daraus resultierenden verhängnisvollen Fehler nicht einfach unter dem Tisch gekehrt werden konnte. Egal, wieviel Vitamin B der junge Herr in der Klinikleitung hatte. So übernahm es auch Professor Kraus höchstpersönlich, den jungen Mann zu Recht zu weisen.
„Und jetzt zu ihnen, Herr Dr. von Zadelhoff, wir sehen uns in fünfzehn Minuten in meinem Arztzimmer, denn vorher muss ich erst einmal ein paar verzweifelte Angehörige beruhigen!“
Der Blondschopf begriff, diese Aufforderung des Chefarztes duldete keinen Widerspruch und auch keinen Aufschub. Selbst sein Patenonkel würde ihn weder vor der Standpauke des Professors, noch vor den möglichen Konsequenzen schützen können.******
Am Aachener Weiher ….
Am Rande des Parks war der kleine Weiher an dessen Ufer etliche Parkbänke, die unter riesigen Trauerweiden standen, zum Verweilen einluden. Semir nahm auf einer Platz und beobachtete das fröhliche Treiben in einem gegenüberliegenden Biergarten. Mittlerweile hatte er Kraft genug gesammelt, um mit seiner Frau und auch Susanne zu telefonieren.
Von ihm fast unbemerkt hatte sich inzwischen eine Frau, mittleren Alters, auf der Parkbank neben ihm niedergelassen. Sie trug eine schwarze enganliegende Hose, mit einem weißen Top. Die Kleidung brachte ihre sportlich durchtrainierte Figur voll zur Geltung und betonte ihre weiblichen Reize. Doch dafür hatte Semir keinen Blick. Ihre kurz geschnittenen Haare, die platin-blond gefärbt waren, bildeten zusammen mit der schwarzen modernen Hornbrille den passenden farblichen Kontrast und vervollständigten ihr Outfit. Die Frau zückte ein Smartphone aus ihrer Handtasche und schien in der Anzeige ihres Handys vertieft zu sein und tippte darauf rum.
Semir beachtete sie nicht weiter. Was der Kommissar zu diesem Zeitpunkt nicht ahnte, neben ihm saß Gabriela Kilic, die geschickt ihr Äußeres verändert hatte. Interessiert lauschte diese den Telefongesprächen des kleinen Türken. Innerlich stellte sie sich vor, wie einfach es wäre, wenn sie ihre Waffe mit dem Schalldämpfer aus der Tasche holen würde und einfach abdrückte. Bei dieser Vorstellung huschte ein selbstzufriedenes Grinsen über ihr Gesicht. Ihre Rachepläne nahmen langsam Gestalt an. In diesem Moment genoss sie es einfach nur, den Autobahnpolizisten leiden zu sehen. Dank des Peilsenders, den sie am silbernen BMW angebracht hatte, konnte sie dem kleinen Türken überall hin folgen und hatte gleichzeitig die Möglichkeit, wann immer sie wollte, zuschlagen zu können. Doch zuerst interessierte es sie vor allen Dingen, wo dieser Autobahnpolizist seine Frau versteckt hatte.Vom nahegelegenen Biergarten duftete es verlockend nach Essen, nach frischem Flammkuchen und gegrilltem Fleisch. Doch selbst als der kleine Türke seine Telefongespräche beendet hatte, verspürte er keinen Hunger. Das Lachen der Menschen, die dort ausgelassen ihren Feierabend genossen, klang zu ihm herüber. Was wussten die denn schon von seinen Sorgen und Problemen, schoss es ihm dabei durch den Kopf und er machte sich auf den Weg zurück zur Uni-Klinik.
Gabriela folgte ihm mit gebührendem Abstand. Die Abenddämmerung hatte eingesetzt und kündigte die kommende Nacht an. Auf der kardiologischen Intensivstation erfuhr der Kommissar, dass Julia Jäger vor zehn Minuten das Krankenhaus verlassen hatte, nachdem sie mit Dr. Kraus gesprochen hatte. Semir entfuhr ein wütender türkischer Fluch. Mehrfach versuchte er daraufhin auf dem Gang vor der kardiologischen Intensivstation Julia auf ihrem Handy zu erreichen. Doch die junge Frau hatte in der Aufregung vergessen, nach dem Verlassen der Intensivstation ihr Smartphone wieder anzustellen. Wiederholt meldete sich die Mail-Box von Julia Jäger auf die verzweifelten Anrufe des Türken. Wie sollte er nun erfahren, wie es um Ben stand?
Welcher Ausweg blieb Semir? Auf einen Rückruf von Julia warten oder zurück zur chirurgischen Intensivstation gehen. Er entschloss sich zum Letzteren. An der Gegensprechanlage wimmelte ihn ein Krankenpfleger ab. Auf Grund seines energischen Nachfragens bekam der Türke zumindest die Auskunft, dass man Ben Jäger noch einmal operiert hatte und der Chefarzt sich aktuell nicht mehr auf der Intensivstation befinde. Alles Weitere würde Semir von dem behandelnden Arzt erfahren. Die Aussicht darauf, mit diesem blonden Arzt ein weiteres Gespräch führen zu müssen, hinterließ bei Semir einen üblen Beigeschmack. Der Krankenpfleger bat Semir, er solle sich bitte vor der Intensivstation gedulden, bis der Arzt für ihn Zeit finden würde.
Im Wartebereich lehnte Semir sich an die Wand, rutschte daran herunter und machte es sich auf dem Fußboden bequem. -
so ich fange auch mit dem Ende des Kapitels an
Kevin will sich wirklich in die Höhle des Löwen wagen ... zu Anis
dazu fällt mir nur noch ein: Katz und Maus ... so ähnlich wird wohl das Spiel zwischen den beiden werden
wer jagt wen?
und zum Rest ...
so ganz ist die Liebe zwischen Kevin und Jenny noch nicht erloschen... das Fünkchen Hoffnung glimmt weiter vor sich hin ... vielleicht sollte Jenny einmal daran denken .. Liebe heißt verzeihen
und zur Ansprache der Chefin: einfach gelungen -
Aus dem Hintergrund erklang eine erboste männliche Stimme:„Was suchen Sie denn noch hier Schwester Anna? Hatte ich mich vorhin nicht eindeutig ausgedrückt? Sie sollten nach Hause gehen! Brauchen Sie richtig Ärger?“
Dr. von Zadelhoff war in der Eingangstür zu Zimmer 12 aufgetaucht. Seine nächsten Worte blieben ihm förmlich im Hals stecken, als er erkannte, dass der Chefarzt der Intensivstation vor dem Bett des Patienten stand und dessen Krankenakte studierte. Dieser schaute von dem Krankenblatt auf und musterte seinen neuen Assistenzarzt eindringlich.„Vielleicht sollten Sie mir mal was erklären, Herr Dr. von Zadelhoff!“ Die Stimme des Chefarztes vibrierte. Jeder der ihn kannte, wusste der Dr. Kraus stand kurz vor einem emotionalen Tobsuchtsanfall. „Wann haben Sie die Werte des Patienten das letzte Mal kontrolliert?“ Dabei tippte er mit seinem Zeigefinger unmissverständlich auf die letzten Laborwerte in der Krankenakte. „Warum wurde ich von der Verschlechterung seines Zustandes nicht informiert, obwohl hier eine eindeutige Anweisung steht und ich seit einer Stunde Hintergrunddienst habe?“, fauchte der Professor den vor ihm stehenden Mann wutentbrannt an. Mit jedem Satz war der Klang seiner Stimme schärfer geworden.
Nachdem Dr. von Zadelhoff den ersten Schrecken über das unerwartete Auftauchen des Chefarztes verdaut hatte, kam seine übliche arrogante Art wieder zum Vorschein.
Friedrich von Zadelhoff hielt sich für etwas Besonderes, für etwas Besseres, seinen Kollegen und Kolleginnen überlegen. Nur noch ein paar Monate musste er diesen lästigen Klinikalltag mit Stress, Überstunden und Nachtschichten durchstehen, dann hatte er sein angestrebtes Ziel erreicht. Er dufte sich Facharzt für Innere Medizin bezeichnen und auf ihn wartete ein lukrativer und gut bezahlter Job in der Pharma-Industrie. Zu seinem Leidwesen erwartete sein künftiger Arbeitgeber den Nachweis von beruflicher Praxis in gewissen medizinischen Fachbereichen an einer Uni-Klinik und gute Verbindungen zur Klinikleitung, um Forschungsprojekte durchzuführen. Diese Beziehungen hatte er dank seines Onkels. Dem entsprechend verhielt er sich auch gegenüber dem Chefarzt.
„Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie sich so aufregen Herr Professor Kraus?“ Dabei rümpfte er die Nase. „Die Werte des Herrn Jägers werden selbstverständlich von mir oder der Schwester stündlich kontrolliert.“ Fast schon schnippisch kam die Antwort über die Lippen des jungen Mannes. Er zuckte mit den Schultern und reichte wie zum Beweis seinem Chef die neuesten Laborergebnisse, die er in seinen Händen hielt. „Da sehen sie doch selbst! ... Was kann ich dafür, dass das Labor den Erreger noch nicht bestimmt hat! Sollte ein Befund vorliegen, dann kann selbstverständlich eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.“ Für ein paar Augenblicke schwieg der angehende Facharzt, ließ seine Worte auf seinen Chef wirken und legte nach: „Wissen Sie, Herr Professor Dr. Kraus, ich arbeite strikt nach Lehrbuch und Kosteneffizienz!“Mit einer fast schon unnatürlichen Ruhe im Tonfall, leise fast schon flüsternd, antwortete der Chefarzt: „Sie wollen mir allen Ernstes erklären, ihre einzige therapeutische Maßnahme waren Blutentnahmen, das Fieber mit Medikamenten senken und das Warten auf die neuesten Laborwerte, sonst nichts?“
Aus welchem Grund auch immer fühlte sich der Assistenzarzt durch diese Frage in seinem Handeln bestätigt und hatte den warnenden Unterton in der Stimme seines Chefs völlig überhört. Er fing an zu selbstzufrieden grinsen: „Natürlich! … Alles andere wäre doch Verschwendung von teuren Medikamenten, die doch keinen Erfolg haben würden! … Schließlich bin ich auf die größte mögliche Kostenersparnis bedacht, was auf dieser Station ja nicht üblich zu sein scheint. Meinem Onkel habe ich davon schon unterrichtet.“
Die Blicke des anwesenden Personals richteten sich auf ihren Chef. Jeder konnte die Spannung fühlen, die sich aufgebaut hatte. Man hatte das Gefühl die Luft knisterte und nur noch ein kleiner Funke würde eine gewaltige Explosion auslösen. Dr. Kraus Stimme vibrierte vor unterdrückter Wut:„Das ist wirklich ihr Ernst?... Sie haben keinen erfahrenen Arzt um Rat gefragt? … Den Oberarzt nicht von der dramatischen Verschlechterung des Zustands ihres Patienten seit der Morgensivite informiert?“
Der Assistenzarzt, der sich mittlerweile an den Türrahmen angelehnt hatte, nickte voller Überzeugung. „Ich weiß ja schließlich was ich kann! … Keine Ahnung, was ihnen diese unfähige Krankenschwester“, dabei durchbohrte sein Blick Anna förmlich, „für einen Floh ins Ohr gesetzt hat.“
Dem Chefarzt entwich deutlich hörbar die Atemluft. „Pfffff!“ Er umrundete das Krankenbett und forderte die neben ihm stehende Krankenschwester auf, ihm zu assistieren.
„Anna, helfen Sie mir bitte den Verband abzunehmen!“ Mit geschickten Fingern kam diese der Aufforderung ihres Chefs nach. Mit einem kleinen Ruck riss sie die Wundabdeckung am Rücken, die sich mit dem angetrockneten Wundsekret verklebt hatte, ab. Die Verkrustungen, die sich gebildet hatten, wurden mit abgelöst. Zwischen den Stichen der Naht, die die klaffende Wunde verschlossen hatte, sickerte eitriges Sekret hervor. Die Augen des Chefarztes funkelten vor Zorn. Er kämpfte mit sich, um seine Selbstbeherrschung nicht zu verlieren und blaffte von Zadelhoff an: „Und jetzt erklären Sie mir mal diese Sauerei hier! Nach Lehrbuch, so weit ich mich entsinnen kann, steht die Suche nach möglichen Infektionsherden und deren Säuberung an erster Stelle! Nach ihren Aufzeichnungen haben sie vor zwei Stunden auf Bitten der Schwester die Wunden des Patienten das letzte Mal kontrolliert. Wie kann es sein….“ Professor Kraus wandte sich seinem Assistenzarzt wieder zu. Sein Gesicht war vor Zorn gerötet, „Das eine Krankenschwester,wie haben sie sich so abfällig ausgedrückt ... als unfähig bezeichnen, die geröteten und geschwollenen Wundränder sehr wohl erkennt und sie nicht? … Obwohl Schwester Anna sie extra darauf aufmerksam gemacht hat?“Die Gesichtsfarbe des Assistenzarztes änderte sich in Leichenblässe, als er seinen verhängnisvollen Fehler erkannte. Von Zadelhoff wich zwei Schritte zurück in Richtung des Ganges. Er suchte verzweifelt nach Worten, um sich zu rechtfertigen. Gerade noch rechtzeitig erkannte der Assistenzarzt an der Mimik seines Vorgesetzten, dass dies weder der geeignete Ort noch der richtige Zeitpunkt dafür waren.
„Falls sie es noch nicht begriffen haben, Herr Dr. von Zadelhoff, wir Ärzte arbeiten um Menschenleben zu retten und nicht um jeden Cent dreimal umzudrehen, wie diese Erbsenzähler in der Verwaltung. …. Soviel zum Thema Kostenersparnis!“ Professor Kraus schnaubte durch, „Wir sprechen uns noch verehrter Dr. von Zadelhoff. Doch zuerst werden wir versuchen, das Leben dieses Patienten zu retten!“Der Chefarzt schnaufte mehrmals erregt durch und versuchte zu verdrängen, welche persönlichen Beziehungen ihn mit dem jungen Patienten verbanden. In diesen Minuten war nur noch seine fachliche Kompetenz gefragt.
„Welcher OP ist frei Schwester Anja? Schaffen wir ihn rüber! Schnell!“, forderte er die Stationsschwester auf, tätig zu werden. Diese eilte zum Stationsstützpunkt, um die notwendigen Schritte einzuleiten, um nur wenige Minuten später ihren Chef etwas hilflos erklären zu müssen: „Tut mir leid Dr. Kraus! Momentan ist kein OP frei. Im Gegenteil! Es herrscht das reinste Chaos im OP Bereich. Operationssaal 1 ist vorläufig wegen Infektionsgefahr gesperrt und in OP zwei und drei laufen langwierige Eingriffe. Deswegen steht auch kein weiterer Chirurg zur Verfügung, der ihnen assistieren könnte. Wir werden noch warten müssen!“
Ein erneuter Blick auf die aktuellen Vitalwerte des fiebernden Ben Jägers offenbarten Dr. Kraus, dass es hier keine Zeit mehr zu verlieren gab. Er schüttelte seinen Kopf, während er antwortete, „Keine Zeit! Die Vitalwerte sind so instabil. Wir säubern die Wunde auf Station! Anna, sie gehen mir zur Hand!“ Sein Blick schweifte suchend umher. „Wo ist Dr. Vollmer?“ – „Im OP-Bereich, an der Schleuse! – Es gibt momentan Diskussionen, welche Intensivstation den infektiösen Patienten aus OP1 übernimmt!“ - „Was gibt es da zu diskutieren?", blaffte der Chefarzt. "Wir sind Rand voll, soweit ich es überblicken kann. … Also schaffen Sie mir Dr. Vollmer und alles her, was wir für den Eingriff brauchen. Wir werden den Eingriff im Patientenzimmer unter lokaler Betäubung durchführen. Sie werden mir ebenfalls assistieren, Schwester Anja.“
Gezielt erteilte der Chefarzt seine Anweisungen und der Eingriff wurde vorbereitet.