Aber warum hat Andrea Schüsse gehört? Wenn die fast gleichzeitig abgedrückt haben, dann hört sich das doch wie ein Schuss an.
hmmm... Silli , ich glaube du hast recht, man hätte an dieser Stelle auch schreiben können, Andrea hat einen Schuss gehört
Aber warum hat Andrea Schüsse gehört? Wenn die fast gleichzeitig abgedrückt haben, dann hört sich das doch wie ein Schuss an.
hmmm... Silli , ich glaube du hast recht, man hätte an dieser Stelle auch schreiben können, Andrea hat einen Schuss gehört
also ich schließe mich mal Semir's Wünschen an ... und wünsche mir, es darf mit Ben langsam aufwärts gehen
und dieser junge Arzt hat erkannt, wie gut es ist, wenn man eine solch erfahrene Schwester wie Anita an seiner Seite hat ...
vor allem, wenn man eine Tätigkeit das erste Mal eigenverantwortlich ausführen muss
aber wollen wir mal nicht so sein ... jeder muss in seinem Job lernen ....
so so .. die gute Milena ist zu Hause angekommen
die Gute lernt aber überhaupt nichts dazu
es gibt einen guten Spruch: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung
vielleicht sollte sie den ein wenig beherzigen ... dann gibt es auch wieder zwischenmenschliche Kontakte
und noch jemand erlebt ein böses Erwachen ... der Admin des Forums
auch der hat erkannt, es ist was anderes, über das Unglück anderer in der Zeitung zu lesen oder einen direkten Bezug zur betreffenden Person zu haben ... so und mein Wunsch steht: Lass es mal langsam bei Ben aufwärts gehen
LG
Crimegirl
Zurück im Wald bei Ben
Er lauschte den Schritten, mit denen Andrea sich entfernte. Wie aus weiter Ferne hörte er, wie sie auf Aida einredete und die beiden sich auf ihren Weg in die Freiheit machten.
Stille kehrte ein.
Noch nie hatte er in seinem Leben solche fürchterlichen Schmerzen erlitten. Anfangs hatte er noch seine Hände in den Bauch gekrallt, in der Hoffnung dies würde Linderung verschaffen. Doch die Schmerzen kannten keine Gnade, kamen wie in Wellen … peinigten ihn … quälten ihn … raubten ihn fast die Besinnung. Wie Feuerlohen durchrasten sie seinen Körper. Die Verletzung an der linken Seite brannte wie Feuer. Langsam driftete sein Bewusstsein ab. Ja er sehnte sich förmlich danach, dass ihn die wohltuende Dunkelheit einer Ohnmacht endlich aufnahm.
Die Bewusstlosigkeit hielt nicht lange an. Die Schmerzen kehrten wieder. Einzig der kühle Waldboden verschaffte ihm ein bisschen Linderung. Hin und wieder streifte ein Grashalm sein Gesicht. Er hörte seinen Herzschlag … wie sein Herz raste. Seine Atmung war ganz flach und er dämmerte vor sich hin. Langsam drangen die Geräusche des Waldes zu ihm durch. Das Zwitschern der Vögel … das sanfte Rauschen der Baumwipfel … alles hörte sich so friedlich an. Das Rascheln der welken Blätter am Boden war ganz nahe. Er zwang sich die Augen zu öffnen … blinzelte … durch die noch lichten Kronen der Bäume verirrten sich ein paar wärmende Sonnenstrahlen bis auf den kühlen Waldboden zu ihm herunter… ein Eichhörnchen äugte zu ihm herüber … neugierig auf seinen Hinterbeinen stehend. Alles schien so friedlich … so still …
Wieviel Zeit mochte vergangen sein seit Andrea und Aida gegangen waren? Minuten … Stunden er vermochte es nicht zu sagen.
Plötzlich zuckte das Eichhörnchen zusammen und ergriff die Flucht. Was hatte es denn erschreckt? Waren seine nächsten Gedankengänge. Jetzt hörte er es auch … das Knacken wenn ein Ast bricht … das Stampfen, wenn jemand über den Waldboden rennt … das Knistern der Blätter am bodenliegenden Blätter, wenn sie aufgewirbelt werden. … Hoffnung auf Hilfe … Kam da seine Rettung? Semir? Kam da Semir? Seine Blicke suchten die Quelle der sich nähernden Schritte.
Und dann sah er ihn …. Mario! Er hatte sich befreien können und ihre Spur gefunden … Er erkannte die Gefahr für Andrea und Aida … Das Adrenalin, das durch seinen geschundenen Körper strömte, setzte noch mal ungeahnte Reserven frei. Ungelenk tastete er mit seinen Fingern über den Waldboden nach der Waffe, die Andrea zurückgelassen hatte und die irgendwo neben ihm lag.
„Oh wie schön, dich noch mal lebend zu sehen, du Bullenschwein! Ihr habt meinen Freund … meinen Cousin umgebracht!“ Auf einmal sah er das Brett mit dem blutigen Nagel vor Ben liegen. „Du warst es also! Du hast ihn auf den Gewissen!“ heulte er wutentbrannt auf. „Gabriela hätte wirklich ihre Freude an dir gehabt, so zäh wie du bist!“ stieß er hasserfüllt hervor.
„Schade, dass ich keine Zeit mehr habe, mich mit dir länger zu beschäftigen.“ Er lachte diabolisch auf „Wäre echt ein Spaß geworden! Wo sind denn die Mädels geblieben?“ Er blickte sich dabei suchend um. „Versteh schon! … Hi hi … die hatten wohl keine Lust mehr dich mitzuschleppen! Macht nix … Die krieg ich schon noch! Die gehören mir und die werden dafür büßen, dass ihr Luca umgebracht habt. Dein türkischer Freund sieht sie nie mehr!“, legte er boshaft nach. „Und dir wünsch ich eine schöne Reise in die Ewigkeit!“
Bei diesen Worten zog er seine Pistole aus dem Hosengurt, entsicherte diese und legte auf Ben an. Mario war sich seiner Sache so sicher, dass er gar nicht auf die Bewegung des am bodenliegenden Polizisten achtete. Wieder unterschätzte er den schwerverletzten Polizisten.
Ben war innerlich total ruhig geworden …ignorierte seine Schmerzen …sein ganzer Focus richtete sich auf den Gangster? Er betrachtete ihn eingehend. Für ihn war er in diesem Moment wie die Ausgeburt der Hölle. Die eine Kugel, die Andrea heute Morgen im Schuppen auf ihn abgefeuert hatte, hatte ihn am linken Arm schwer verletzt … Blut hatte den Ärmel durchtränkt … ein provisorischer Verband hatte die Blutung nicht endgültig gestoppt. Sein blauer Overall war mit Flecken aus getrocknetem und frischem Blut übersät. Unaufhörlich rann Blut an der Hand entlang und tropfte auf den Waldboden. An der Stelle, wo er stand, hatte sich bereits eine kleine Blutlache gebildet.
Sein hassverzerrtes Gesicht, welches durch eine Platzwunde am Kopf blutverschmiert war, ließen ihn noch grausamer … noch unheimlicher aussehen, als er schon war. Wieder keimte die Frage in dem jungen Polizisten auf, während er dem Entführer zuhörte, würde er einen letzten gezielten Schuss schaffen? … Die tödliche Gefahr, die von dem Verfolger für Andrea und Aida ausgingen, mobilisierten seine letzten Kräfte.
Ganz fest umfasste er den Griff der entsicherten Waffe, zog sie unter seinem Körper hervor, hob sie an und zielte. Fast zeitgleich mit Mario feuerte er die Waffe ab. Der Rückschlag der Waffe war so heftig, dass sie seiner Hand entfiel. Während die Kugel des Gangsters in seinem Körper eindrang, konnte er erkennen, auch er hatte getroffen.
Ungläubiges Staunen breitete sich auf dem Gesicht von Mario aus … sein dunkler Overall färbte sich auf Höhe des Herzens blutrot …. unmittelbar neben der Stelle, die von der Kugel heute Morgen zerfetzt worden war, tränkte den umliegenden Stoff … er fing an ein Stück hangabwärts zu laufen … nach einigen Metern begann er zu torkeln … nach einigen Schritten knickten seine Knie ein … sein Körper brach zusammen … und er rollte dem Abgrund entgegen. Am Fuße des Abhangs neben dem Wanderweg blieb er liegen und hauchte sein Leben aus.
Der verletzte Polizist wartete drauf, dass der feurige Schmerz sich an der Stelle meldete, wo die Kugel in seinem Körper eingedrungen war. Doch stattdessen vernahm er den dumpfen Fall, als der Körper des Gangsters leblos auf dem Waldboden aufschlug … das Knacken der morschen Äste am Boden, das Rascheln der welken Blätter während er dem Ende des Hanges entgegenrollte. Ben hatte die Gewissheit Aida und Andrea waren gerettet … waren in Sicherheit … Mario konnte sie nicht mehr verfolgen … ihnen nichts mehr antun… alles würde gut werden. Eine unglaubliche Erleichterung machte sich in ihm breit. Er schloss seine Augen und war sich nicht sicher, ob er sie jemals wieder öffnen würde. Das Atmen fiel ihm immer schwerer … war das der Anfang vom Ende … bei diesen Gedanken tanzten plötzlich Bilder der Vergangenheit vor seinem inneren Auge auf, seine Mutter mit ihm in ihren Garten … Szenen seiner Kindheit … seine erste Begegnung mit Semir … die Kollegen auf der Dienststelle … Eine unglaubliche Müdigkeit breitete sich in ihm aus. Er gab den Kampf auf … und eine wohltuende Dunkelheit umfing ihn.
Auf der PAST
„Semir, Frau Krüger kommt mal schnell alle her!“ Der Ruf von Susanne hallte durch das Großraumbüro. Erwartungsvoll blickten alle Anwesenden in Richtung der Sekretärin.
„Hartmut hat sich gemeldet. Er hat einen Treffer in der Datenbank gelandet. Er konnte neben Nicolas Schneider die Fingerabdrücke einer weiteren Person, die der Beifahrerin identifizieren!“
Während dessen ging sie zur Videowand in Semirs Büro. Dort präsentierte Susanne das Foto einer hübschen dunkelhaarigen Frau.
„Darf ich vorstellen? … Das ist Gabriela Kilic. Wir wissen leider nicht sehr viel von ihr. Sie kam zusammen mit ihrem Bruder als Kriegsflüchtlinge während des Kosovo Krieges nach Deutschland. Sie war damals 14 Jahre alt. Ihr Bruder ist fünf Jahre jünger als sie. Sprich sie ist mittlerweile so Anfang dreißig. Sie waren in einem Auffanglager für jugendliche Kriegsflüchtlinge in der Nähe von Köln, in dem speziell Jugendliche, die ohne die Begleitung von Erwachsenen in Deutschland ankamen, untergebracht waren. Nachdem sie das Übergangslager verlassen haben, verliert sich ihre Spur. Jemand scheint bewusst alle Hinweise über ihren Verbleib aus den Akten und Unterlagen gelöscht zu haben. Ich habe schon alles versucht, um eine aktuelle Meldeadresse, Sozialversicherungsnummer raus zubekommen. Momentan warte ich noch auf eine Rückmeldung vom Kraftfahrtbundesamt, ob die einen Eintrag über einen Führerschein von Gabriela Kilic haben. Auf etwas Merkwürdiges bin ich gestoßen. Es gibt eine Verschlußakte beim BKA. Frau Kilic scheint in einem Fall, wo das BKA ermittelt hat, vor gut zehn Jahren Kronzeugin gewesen zu sein. Hier sind drei Fotos von ihr, die alle mittlerweile mindestens zehn Jahre alt sein dürften. Von ihrem Bruder existiert nichts, außer dass ich seinen Vornamen Luca herausfinden konnte. Ich habe schon mal versucht über die Hintertür und meinem Kontaktmann beim BKA an die Unterlagen ranzukommen. Keine Chance. Jetzt sind sie gefragt Frau Krüger!“
„Haben Sie die Aktennummer Susanne oder am besten schicken Sie mir alles per Mail. Ich kümmere mich sofort darum. Und die Schrankmann, soll sich auch mal bewegen. Die kommt bestimmt an die Unterlagen ran!“
Der Hoffnungsschimmer, der in den Augen des Kommissars aufglomm, erlosch gleich wieder. Frau Krüger drehte sich um, um zum Telefonieren in ihr Büro zu gehen, als sie erneut von Susannes Ruf zurückgehalten wurde.
„Moment Mal, ich bin noch nicht fertig. Es gibt da noch was!“, versuchte sie erneut die Aufmerksamkeit der Beiden zu gewinnen.
„Bei dem Einbruch vergangene Nacht in das Technologie Zentrum Düsseldorf Rheinhafen war Nicolas Schneider definitiv beteiligt.“
Ihre Chefin hielt im Türrahmen inne und drehte sich um. Angespannt legte sie ihre Stirn in Falten, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass die Sekretärin mit ihrem Bericht fortfuhr.
„Es gab einen Schusswechsel mit den Beauftragten der Sicherheitsfirma von Diamonds & Gems International Ltd. Die entsprechenden Berichte des LKAs habe ich auf den Server gelegt. Nicolas Schneider ist einer der Toten, eindeutig identifiziert anhand der Fingerabdrücke. “
Zuerst herrschte Schweigen im Büro.
„Verdammt, verdammt!“, brach es urplötzlich aus Semir heraus. „Was hilft uns das alles weiter? So finde ich meine Familie und Ben nie! Die hatten doch was sie wollten! Und jetzt … jetzt ist der scheiß Kerl tot. Wisst ihr was das heißt? …. Die lassen die drei niemals frei? … Nein … Nie …Niemals … Wer weiß, ob sie überhaupt noch leben?“
Die letzten Worte schrie er heraus, seine Stimme überschlug sich und dann brach er in sich zusammen. Er konnte einfach nicht mehr …. Tränen der Verzweiflung liefen ihm über das gerötete Gesicht. Er stürmte aus dem Bürogebäude hinaus. Das Gefühl ersticken zu müssen kam in ihm hoch. Luft … er brauchte frische Luft. Vor seinem silbernen BMW blieb er stehen. Mit seinen Handflächen stützte er sich auf der Motorhaube ab. Er konnte einfach nicht mehr. Wann hörte denn endlich dieser Alptraum auf?
*********
Irgendwo im Wald …
„Mama, was ist mit Ben? Warum kommt er nicht mit uns mit? Was ist mit ihm? Deine Hände sind voller Blut, Mama!“, prasselten Aidas Fragen aufgeregt Ihre Mutter ein, als diese zu ihrer Tochter zurückgekehrt war. Sie kniete vor ihr nieder und suchte nach den richtigen Worten, um das Unglück zu erklären.
„Du weinst ja? Was ist los, ich bin kein Baby mehr Mama!“, forderte sie sehr bestimmt ihre Mutter auf, ihr endlich eine Antwort zu geben. Andrea kämpfte mit sich, damit sie nicht ihre Selbstbeherrschung verlor und schwieg. Sie blickte auf den Waldboden.
„Sag mir was mit Ben ist! Ich habe ihn doch vor Schmerzen schreien gehört, gesehen wie er gefallen ist. Ich bin doch nicht dumm! Was ist los?“ Dabei schob sie ihre Unterlippe vor und zog eine richtige Schnute und stampfte wütend mit ihrem Fuß auf. Andrea fasste sie zärtlich an der Schulter und schaute sie an.
„Schatz, … ja … Ben ist gestürzt und … und … hat sich noch mehr … verletzt. Er kann nicht … mehr mit uns … gehen. Aber wir …wir holen Hilfe… für ihn … ja. Wir müssen zu Papa und uns beeilen… für Ben!“
Etwas würgte in Andreas Hals, als sie stockend mit ihrer Tochter redete. Zustimmend nickte das Mädchen. Die Angst um ihren Ben stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie fasste die Hand ihrer Mutter und gemeinsam folgten sie dem Wanderpfad, der sich am Fuße des Abhanges durch den Wald zog. Entlang des Pfades plätscherte Wasser in einem Bachbett. Andrea entschied sich, dem Lauf des Wassers zu folgen und sie behielt Recht. Schon nach wenigen Metern erkannte sie, wie sich der Waldrand lichtete. Umso schlimmer empfand sie es, den schwer verletzten Freund so kurz vor dem Ziel zurücklassen zu müssen. Sie blickte nochmals über die Schulter zurück hoch zum Hang, wo Ben lag. Dichtes Unterholz und Grashalme verdeckten ihn. Nichts war von ihm zu sehen und zu hören.
Als sie den Schatten des Walds verließen, umfingen sie die wärmenden Strahlen der Frühjahrssonne. Andrea versuchte sich zu orientieren. Vor ihr lagen Wiesen, die von einem gelben Blütenteppich aus blühenden Löwenzahn überzogen waren. Überall summten Bienen. Sie hatte gehofft, irgendwo einen Spaziergänger oder irgendeine Menschenseele zu entdecken, der hätte helfen können oder einen Landwirt bei der Feldarbeit. Doch sie wurde enttäuscht, sie waren alleine. Eingehend scannte sie ihre Umgebung. Der Wanderweg ging am Waldrand direkt in einen Feldweg über. Sie folgte diesem Weg mit ihren Blicken und erkannte, dass er auf einer der gegenüberliegenden Anhöhe in einen befestigten Flurbereinigungsweg überging. Alle anderen Wege sahen wenig genutzt aus oder führten wieder zurück in den Wald. Die Entscheidung war getroffen.
Es wirkte alles so friedlich, erinnerte an einen wunderschönen Sonntagsspaziergang mit der Familie. Auch Aida marschierte ohne zu quengeln neben ihrer Mutter her. Recht schnell hatten sie mehrere Bodensenken durchquert und die gegenüberliegende Anhöhe erreicht, als ein vertrautes Geräusch an ihre Ohren drang, die Motorengeräusche von Autos und LKWs. Nicht weit entfernt von der Stelle, wo die beiden sich befanden, musste eine stark befahrene Straße vorbei führen. Sie suchte mit ihren Blicken das Gelände ab und versuchte den schnellsten Weg zur Straße zu finden.
„Komm, Aida! Wo Autos sind, da sind auch Menschen und damit Hilfe für Ben!“ forderte sie ihre Tochter auf, ihr zu folgen und schneller zu laufen.
In diesem Augenblick der Hoffnung durchbrach der Schall von einem abgefeuerten Schuß die Stille der Natur aus der Richtung, aus der sie gekommen waren. Andrea zuckte zusammen und ihre Gedanken galten nur einer Person, die sie dort hilflos zurückgelassen hatte: Ben.
diese Schwester Anita mutiert immer mehr zu meiner Lieblingsschwester für Ben
die möchte man gar nicht mehr aus dem Patientenzimmer von unserem dunkelhaarigen Kommissar weglassen
sie hat genau die richtige Mischung aus Berufserfahrung .... zwischenmenschliche Wärme, die besonders wichtig ist ... und ein bisschen Durchsetzungsvermögen gegenüber der Männerwelt
nur mir geht es wie Trauerkloß: hmmmm.... ein junger Arzt, scheinbar ohne viel Praxis, bekommt Ben als Versuchskaninchen serviert ... kann der Stationsarzt nicht einen anderen Patienten wählen, der noch nicht so viel durchgemacht hat ... mir schwant übles
hoffe nur, Semir passt auf, der hat ja mittlerweile am eigenen Leib erfahren, was Ben durchleiden muss
freue mich auf die Fortsetzung
Oh Gott-hoffentlich werden die Flüchtigen bald gefunden, sonst sehe ich schwarz für unseren dunkelhaarigen Kommissar. Und seine Schreie habe ich bis nach Nordschwaben gehört!
ich würde mal sagen Susan, bereite mal ein Bett für unseren dunkelhaarigen Kommissar vor
Andrea, die längst auf dem Weg zu Ben war, um ihn bei dem schwierigen Gelände behilflich zu sein, hatte die Hälfte des Abhanges überwunden, als er stürzte. Sie zuckte zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Aufschrei erstarb beim dem Anblick, der sich ihr bot, es war grauenhaft. Es schnürte ihr förmlich die Kehle zu. Hilflos war sie gezwungen, den Sturz des jungen Polizisten mit anzusehen.
Jeden Schlag gegen einen Busch… einer aus dem Boden stehende Wurzel … Steinbrocken … seine Aufschreie …es war für sie, als würde sie seine Schmerzen wie Nadelstiche selbst körperlich verspüren. Und trotzdem hatte Ben noch Glück im Unglück. Im oberen Drittel des Hanges stoppte der Stamm einer riesigen Eiche endgültig den Absturz. Wäre sein Fall bis zum Ende des Abhanges gegangen …nein, das hätte er nicht überlebt … ein Schauer durchlief sie bei diesem Gedanken.
„Aida! Bleib da unten stehen! Ich muss Ben helfen!“, schrie sie erregt ihrer Tochter zu.
Ohne eine Antwort des Mädchens abzuwarten, stürmte sie das letzte Stück des Hanges bis zu dem jungen Mann hoch. Ihr Herz begann zu rasen. Vor dem Verletzten kniete sie sich nieder. Der dunkelhaarige Polizist winselte nur noch vor Schmerz. Sein Gesicht war von Kratzspuren übersäht, aus denen in kleinen Rinnsalen das Blut hervorsickerte….
Ben spürte wie jemand neben ihn kniete und über das Gesicht strich. Durch einen Schleier nahm er wahr, dass es Andrea war. Er stöhnte auf „Oh Gott Andrea, … es tut so furchtbar weh … Oh Gott hilf mir doch!“ Seine Hände hatte er in den Waldboden gekrallt, so dass das Weiße der Knöchel hervortrat. Sie konnte in dem Moment nur im Ansatz erahnen, was für Höllenqualen der Verletzte durch litt.
Warum nur? … Warum nur musste das ausgerechnet jetzt passieren? Hatte Ben noch nicht genug gelitten?
„Ben! … Oh Gott, Ben, wie kann ich dir helfen!“ Ihre Worte klangen so hilflos … so hilflos wie sich in diesem Augenblick fühlte.
„Andrea!“, japste der Verletzte. Er zitterte. Wie ein heißer Feuersturm fegten die nächsten Schmerzwellen durch seinen geschundenen Körper. Er bekam keine Luft … hatte das Gefühl ersticken zu müssen … seine gebrochenen Rippen …seine Lunge … hatte sich eine der gebrochenen Rippen da reingebohrt …. sein Rücken … sein Bauch … er bäumte sich förmlich auf … schrie vor Schmerzen lautstark auf … jedes Körperteil rebellierte und sandte seine eigenen Höllenqualen aus. Er schrie gequält bis ihn seine Stimme verlies. Andrea strich ihm beruhigend über die Haare. „Ben! Alles wird wieder gut! Versprochen ….“, hielt seine Hand umschlungen.
„Andrea … Andrea ….ich … kann nicht … mehr! Es …geht … nicht mehr… Lass … mich hier … liegen! Geh! …. Bring … Aida … in Sicherheit …!“, leise stöhnend kamen die Worte abgehackt über seine Lippen. Aus seinem Mundwinkel sickerte ein kleiner Blutfaden aus hellrotem Blut. Zu ihrem Entsetzten bemerkte die Frau seines Freundes wie sich unterhalb des linken Rippenbogens das T-Shirt des Polizisten mit frischem Blut durchtränkt wurde. Die Schusswunde war wieder aufgebrochen, war ihr erster Gedanke …. Doch …
„Oh Gott Ben, auch das noch!“ stöhnte sie. „ … dein Rücken … du blutest wieder… Ich versuch,… die Blutung zu stillen, … dazu muss ich dich bewegen! Verstehst du?“
Der Verletzte nickte ganz leicht. Hastig streifte Andrea ihre grüne Jacke ab und zog ihr Shirt aus. Sie fasste Ben an, zog sein Shirt nach oben. Nein … nein … das durfte nicht wahr sein. Oberhalb des Streifschusses hatte sich ein spitzer Stein oder die Spitze eines Baumstumpfes, der aus dem Boden ragte, seitlich in Bens Rücken reingebohrt und eine klaffende Wunde hinterlassen. Jede Bewegung löste neue Welle von Schmerzen in ihm aus … Bens Aufschreie gingen Andrea durch Mark und Bein. Mit ihrem Shirt drückte sie ganz fest auf die Wunde und versuchte die Blutung zu stillen. Beim Versuch seine angezogenen Beine auszustrecken, fing er erneut an, fürchterlich aufzustöhnen und schrie seine Pein heraus.
„Nein … nein … nicht … anfassen… Lass meine Beine …. Mein Bauch …uuahhh mein Bauch …. Nicht anfassen!“ immer und immer wieder stieß er gequält diese Worte hervor.
„Ist gut Ben! …Ben …. Alles gut!“, versuchte Andrea sich und Ben zu beruhigen. „Hör zu! Ben, hörst du mich! Unten am Weg … ich denke, ich konnte den Waldrand sehen … verstehst du! Wir haben es fast geschafft! Ich hole Hilfe!“ Dabei schob sie Laub unter seine angezogenen Beine, damit er sie ein wenig bequemer ablegen konnte. Das Gesicht des Verwundeten war in den letzten Minuten noch bleicher geworden. Ein Schweißfilm bedeckte es. Er hielt die Augen geschlossen. Seine Atmung ging gepresst, teilweise röchelnd und abgehackt.
„Kann ich noch irgendwas für dich tun?“ Tränen liefen ihr über die Wangen, tropften auf das Gesicht des Verletzten herab und vermischten sich mit dem Blut, das aus den kleinen Risswunden sickerte.
„Nein … lass mich … nur … einfach … so … liegen! Gib … mir … die Waffe! … Und… geh! …Geh! … Denk … an Aida! …Geh endlich!“, hauchte er. Innerlich hoffte er nur noch, dass es bald vorbei sein würde und er von seinen Qualen erlöst werden würde. Krampfhaft umschlang der den Griff der Pistole.
„Ben, du musst durchhalten, hörst du? Du musst kämpfen, für uns deine Freunde, für die Kinder! Wir sind doch deine Familie. Gib nicht auf! … Hörst du Ben! … Gib nicht auf! …. Wir brauchen dich! Ich schick dir Semir!“, beschwor sie ihn.
Andrea hatte das Gefühl, dass langsam das Leben aus dem Körper des verletzten jungen Mannes wich. Sie strich ihm über die Haare, küsste ihn auf die Stirn und drückte ihm die Hand zum Abschied.
Innerlich dachte sie nur noch … halt durch … Bitte …bitte … bitte halt durch!
erst einmal grenzenlose Erleichterung .... die Katastrophe um Ben scheint gebannt
ich fand es auch gut, dass Semir am eigenen Leib erfahren durfte, welche "Folter" Ben bei den Stromstößen aushalten muss
der medizinische Teil war einfach wieder super beschrieben ...
und was lernen wir noch: ein bisschen Erfahrung ist Gold wert
großes Lob an Schwester Anita
so Ben hat für meinen Geschmack genug gelitten .. gib ihm so langsam einen Hoffnungsschimmer und lass ihn auf den Weg der Besserung kommen
Auf der Dienststelle …
Am nächsten Morgen, kurz nach acht Uhr. Semir hatte im Bereitschaftsraum geschlafen und sah trotzdem völlig übernächtigt aus. Susanne machte sich nicht nur große Sorgen um die drei Vermissten, sondern auch um den kleinen Kommissar. Der Türke war nur noch ein Schatten des Mannes, der gestern Morgen die PAST betreten hatte. Die Verzweiflung stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Er weigerte sich etwas zu essen, trank nur noch Kaffee. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sein Körper gegen diese Strapazen streiken würde. Die ganze Situation wirkte auf alle Beteiligten der PAST wie ein nicht enden wollender Alptraum.
Gemeinsam mit Susanne und Dieter Bonrath saß er mittlerweile im Büro seiner Chefin und hielt die nächste Tasse mit dampfenden Kaffee in der Hand. Zusammen überflogen sie die Meldungen der vergangenen Nacht, welche Einbrüche und Überfälle sich im Großraum Köln und dem gesamten Ruhrgebiet ereignet hatten und verglichen sie mit der Gebäudeliste der Firma HSG, die Susanne vor fünf Minuten gemailt bekommen hatte. Frau Krüger landete den Volltreffer.
„Da lesen sie selbst!“
Sie reichte ein Stück Papier an Semir weiter. Dieser riss erstaunt die Augen auf, als er die Meldungen der Überfälle der vergangenen Nacht las.
„Verdammt, Herr Reeder, erzählte gestern was davon, dass sie damals einen Großauftrag in einem Bürogebäude im Düsseldorfer Industriehafen an Land gezogen hatten. Er konnte sich nur nicht mehr an den Auftraggeber und die Adresse erinnern. Oh hätte ich bloß energischer nachgefragt.“ Zerknirscht raufte er sich seine kurzen Stoppelhaare, „Ja und er meinte, dass Herr Schneider kurz darauf gekündigt hatte. Ob es genau das Objekt ist? Ich kümmere mich mit Susanne darum Frau Krüger! “
Susanne nickte zustimmend und folgte Dieter Bonrath aus dem Büro. „Einen Moment noch Herr Gerkhan! Schließen sie die Tür und setzen Sie sich nochmal hin!“, forderte ihn Kim Krüger auf. Verwundert blickte er seine Chefin an und nahm auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch Platz. Seine Hände legte er auf die Schreibtischplatte und seine Finger spielten mit dem Zettel, den ihm seine Chefin vor wenigen Minuten gegeben hatte. Diese zögerte einen Augenblick, schloss die Augen und atmete tief durch. Sie beugte sich leicht nach vorne und umschlang mit ihren Händen die des Türken.
„Herr Gerkhan, auch wenn wir momentan nicht wirklich mit den Ermittlungen vorankommen, können Sie sicher sein, dass ich von meiner Seite aus alles unternehmen werde, damit wir ihre Familie und auch Ben Jäger finden werden. Ich meine damit wirklich alles.“ Sie hatte dabei so einen Ausdruck in den Augen, der Semir signalisierte, dass seine Chefin, die sonst auf die Einhaltung der Dienstvorschriften größten Wert legte, bereit war, diese über den Haufen zu werfen.
„Danke! Ich weiß das zu schätzen!“ Er erhob sich aus dem Sessel und wollte das Büro seiner Chefin verlassen, als die Tür von außen geöffnet wurde. Der Türke blieb wie erstarrt stehen.
„Hartmut? Was machst du denn hier? Ich dachte, du liegst im Krankenhaus?“, kam es erstaunt aus Semirs Mund. Noch ein bisschen blasser als sonst, mit einem schönen weißen Verband um den Kopf, stand der Rothaarige in der Tür.
„Jenny hat mir erzählt was passiert ist. Du wirst doch nicht glauben, dass ich mich da ins Krankenhaus lege“, antwortete der vorwurfsvoll zurück. Sein Blick richtete sich auf Frau Krüger. „Vielleicht kann ich euch helfen. Ich habe in der besagten Nacht noch die Fingerabdrücke in dem schwarzen Audi gesichert. Wenn nicht alles verbrannt ist, habe ich möglicherweise ein paar Antworten für Euch!“
„Danke Herr Freund. Geht’s wirklich? Frau Dorn soll Sie rüber in die KTU bringen und bei ihnen bleiben. Die Fahrzeughalle wurde zwar komplett zerstört, die restlichen Räume waren zwar stark verraucht und sind zwischenzeitlich laut den Kollegen wieder nutzbar.“
Nicht nur Semir atmete erleichtert auf. Seinen Kollegen aus der KTU wieder mit im Team zu wissen, war eine große Bereicherung. Wenn sonst keiner eine Spur zu den Tätern fand, Einstein entdeckte vielleicht den entscheidenden Hinweis.
Zurück im Nirgendwo
Der unkontrollierte Sturz ging über die am Waldboden liegenden abgebrochenen Äste, herausragenden Wurzeln und abgestorbenen Baumstümpfe und Steine. Er spürte wie diese von allen Seiten auf ihn einstachen, als sich etwas wie ein glühendes Stück Eisen in seine linke Rückenseite bohrte, bevor sein Absturz von einem Baumstamm endgültig gestoppt wurde. Er wusste nicht mehr wo oben und unten war. Als seine rechte Flanke anschlug, hatte er es Knirschen gehört. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst und vor seinen Augen tanzte ein Funkenregen. Das Gefühl sein Körper sei in mehrere Stücke zerteilt worden machte sich in ihm breit. Der Schock verebbte und mit seinem Verschwinden setzte der Schmerz ein. Zuerst kam er nur ahnungsweise, um ihn wie eine Welle zu überrollen. Er schrie seine ganze Not hinaus. Seine markerschütternden Schmerzensschreie durchhallten die Stille des Waldes. Die Höllenfeuer, die in seinem Inneren tobten, ließen sich dadurch nicht beeindrucken. Übelkeit stieg in ihm auf und er würgte und röchelte.
vielen Dank für diese tolle Geschichte
und ich muss gestehen, ich habe sie mittlerweile mehr als einmal gelesen
es war alles drinnen, was ich an einer guten Geschichte liebe ... Emotionen .. Spannung ... Herzschmerz ... und Freundschaft
ich habe mit Ben mit gelitten ... mit Sarah ...
ist schon der Wahnsinn, wozu eifersüchtige Ehemänner fähig sind und von dieser Estelle mal ganz zu schweigen
das war alles so spannend und emotional
fand es toll, wie du die medizinischen Themen richtig gut für einen Laien verständlich rüber gebracht hast
ich glaube, ich wiederhole mich
wieder eine geniale Geschichte aus deiner Feder ... ich habe sie regelrecht verschlungen ...
spannend vom ersten bis zum letzten Kapitel ..
durchdacht mit interessanten Wendungen
voller Emotionen ... das Thema mit den Kindern ging einem so richtig unter die Haut
und das Ende ... Schock lass nach, animiert einen sofort die nächste Geschichte zu lesen
ist ja fast alles zu diesem Kapitel gesagt ...
mir ging es nicht anders ... ich habe so mit Ben gelitten .. sein Alptraum .. diese Auswirkungen ...
und vor allem, dass er sich die Zugänge rausreist OMG
hoffentlich konnte Semir durch sein beherztes Eingreifen noch das schlimmste verhindern
nur dieser Satz ... Ben ist erschlafft, der regt mein Kopfkino auf das Äußerste an ...
und Sarah die ahnt von diesem Drama nichts ... ist nicht erreichbar ... aber ich gönne ihr die paar Minuten oder Stunden Auszeit mit ihren Kindern. Die Kraft, die sie dabei schöpft, wird sie wohl dringend für Ben brauchen ....
Du verstehst es wirklich, die Leiden des Ben Jägers zu steigern ... und die Leser gleich mit leiden zu lassen
dieses Ende von dem Kapitel
weißt du was sich da alles in meinem Kopfkino abspielt
dabei ... war da so was von Alltag .. Sarah geht es gut ... die Kinder sind wieder fit Hildegard kann wieder helfen und Sarah könnte Ben wieder besuchen ... das hörte sich alles so toll an
und Jerry findet voraussichtlich eine Bleibe ...
nur der Schluss ... der Schluss ...
„Ist gut Andrea! … Ist gut!“, hauchte er schmerzerfüllt. „Gib mir einen Augenblick!“ Er schloss seine Augen und lauschte seinem Herzschlag, seiner Atmung und versuchte den Schmerz in die hinterste Ecken seines Bewusstseins zu drängen.
Ok …Ben Jäger … du bist hart im Nehmen! Irgendwie musst du es schaffen… zumindest ein paar Schritte … komm reiß dich zusammen! dachte er bei sich … die paar Schritte zwischen die Bäume, die schaffst du noch Ben, versuchte er sich selbst weiter zu motivieren. Und dann … wer weiß … wenn sie einmal im Wald unterwegs waren … Hauptsache die beiden Mädels brachten sich in Sicherheit.
„Geht … vor! Na los! … Ich schaffe … es schon … und … komme irgendwie … hinterher!“
Jeder Schritt kostete ihn eine fast übermenschliche Anstrengung. Die Schmerzen tobten durch seinen Körper. Sie ließen sich einfach nicht verdrängen … waren da … peinigten ihn. Ganz fest hielt er seine Zähne zusammengebissen … seine Lippen aufeinandergepresst, um nicht bei jedem Schritt lauthals aufzuschreien. Vor seine Augen tanzten bunte Sterne. Immer wieder verschwammen die Bilder. Er war froh, dass er Andrea mit der Kleinen voran geschickt hatte und so dem Mädchen sein leidender Anblick erspart blieb.
Vorsichtig darauf bedacht, ja keine falsche Bewegung zu machen, die ihn aus dem Gleichgewicht bringen konnte, humpelte er auf dem Brett gestützt hinter den beiden her. Sein Blick war immer stoisch geradeaus gerichtet, fixiert auf Andreas Rücken. Ihre grüne Jacke wirkte wie ein Leuchtpunkt, der ihn anzog, hinter sich herzog. Er bewegte sich wie in Trance. Zwischendrin stützte er sich an vereinzelten Baumstämmen ab und schnappte keuchend nach Luft. Mit jedem Schritt, den er machte, schwanden seine Kräfte.
Er nahm die zum Leben erwachende Natur um sich herum überhaupt nicht wahr. Überall spross frisches Grün aus dem Boden. Die blühenden Buschwindröschen verkündeten mit ihren zarten weißen Blüten den nahenden Frühling. An den Bäumen sprangen die Knospen auf … zartes Blattgrün zeigte sich an deren Spitzen. Für Ben war der Waldboden übersät mit Hindernissen … morsche Äste, die der Wind abgebrochen hatte. Laub, das vom gestrigen Regen glitschig und nass war. Hier und da ragten die Stümpfe von abgebrochenen Bäume wie Mahnmale in die Höhe. Anfangs war das Gelände noch eben … doch es wurde immer abschüssiger … scheinbar war der Einsiedlerhof auf einer Anhöhe erbaut worden.
Er lauschte nach dem Geräusch eines sich nähernden Autos. … Nein, da war nichts … es war nur seine Einbildung. … Da … wieder ein Geräusch … hinter ihm … das Knacken eines Astes. Er warf einen angstvollen Blick über die Schulter. Wurden sie verfolgt? Ein neuer Schub Adrenalin pulsierte durch seine Adern. Nichts war zu sehen … nur das zarte Blattgrün an den Zweigen der Bäume und des Unterholzes. Er atmete erleichtert auf. Hoffentlich kam Gabriela nicht so schnell zurück, sonst war die Flucht schneller zu Ende als gedacht. Ben war klar, dass er mit seinem langsamen Tempo Andrea und Aida aufhielt, sie behinderte …
Ben hatte jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren. Er konnte nicht sagen, wie viele Meter sie bereits zurückgelegt hatten oder wieviel Minuten vergangen waren, seit sie den Schuppen verlassen hatten und mitten durch den Wald liefen. Sein Körper war schweißgebadet. Sein Herz raste. Nur noch seine ungeheure Willenskraft hielt ihn auf den Beinen und brachte ihn Meter für Meter vorwärts.
Das Gelände fing an noch abschüssiger zu werden und ging über in einen steilen Abhang. Er benötigte erneut eine Erholungspause und lehnte sich an einen Baumstamm an. Sein geschundener Körper war am Ende. Seine Augen und Ohren spielten ihn ständig Halluzinationen vor und er nahm seine Umwelt nur noch wie durch einen Wattebausch wahr. Er schüttelte seinen Kopf und wollte die verschwommenen Bilder vor seinem Auge verscheuchen. Er löste sich vom Stamm und stützte sich auf seine provisorische Krücke. Sein Blick richtete sich nach vorne in Richtung auf Andrea und ihrer Tochter, die bereits am Fuße des Abhanges angekommen waren und auf ihn warteten. Aber so viel konnte er vor sich erkennen, die steile Böschung war mit Felsen übersät, die aus dem Waldboden ragten. Grünes Moos bedeckte ihre Oberfläche. Er überlegte, keine Chance, niemals würde er da runter kommen. Selbst wenn Andrea ihm in dem abschüssigen Gelände behilflich war. Er hatte keine Kraft mehr. Die Flucht war für ihn an dieser Stelle zu Ende. Nur wie sollte er das den beiden da unten klar machen? Übelkeit stieg in ihm hoch, seine Umgebung fing an sich zu drehen. Er schloss kurz seine Augen und wollte sich am Baumstamm festhalten und griff daneben. Seine Beine versagten den Dienst und knickten ein. Er verlor endgültig seinen Halt und das Gleichgewicht. Die Welt fing an sich zu drehen.
Von unten erklang ein Schrei des Entsetzens „Beeeeenn! Neeeeiiiiiin!“
Die Leiden des Ben Jägers … ich glaube keiner, möchte mit ihm in dieser Situation tauschen
Stelle mir das absolut krass vor … wenn du zu schwach bist, selbst die einfachsten Tätigkeiten, wie Zähneputzen nicht mehr machen kannst, weil sie zu anstrengend sind … krass … einfach nur krass
Ja ein bisschen menschliche Wärme und Zuwendung kann viel Bewirken, wie Ben ja selbst merkt … ich verordne ihm ab sofort Schwester Anita und seine Sarah
aber Respekt … diesmal hat unser Lieblingspolizist den absoluten Willen wieder gesund zu werden und nicht aufzugeben, auch wenn noch ein langer Weg vor ihm liegen wird
und Semir ist wohl auf dem Hund gekommen … nee Scherz … ich finde es toll, wie er sich bemüht für Jerry ein passendes Heim zu finden
„Luca? Luca, wo bist du? Was ist los!“, erklang die dunkle Stimme von Mario als er über den Waldweg rannte. Vor dem Schuppen verlangsamte er seine Schritte. Ben hielt den Atem an. Würde Mario ebenfalls so leichtsinnig in ihre Falle tappen? Das Geräusch einer Waffe, die entsichert wurde, durchbrach die Stille. Durch die Bretterwand hörte der dunkelhaarige Kommissar die gepressten Atemzüge seines Gegners. Durch ein Handzeichen gab er Andrea zu verstehen, dass sie sich aus dem Sichtbereich des Schuppentors zurückziehen sollte.
„Ihr Schweine! Ihr verdammten Schweine, was habt ihr mit Luca gemacht?“, heulte Mario wütend auf. Er konnte von seiner Position am Eingangstor seinen am bodenliegenden Cousin erkennen, um dessen Hals und Kopf sich eine riesige Blutlache ausgebreitet hatte. „Ich bringe euch alle um!“, drohte er wutentbrannt weiter. Vorsichtig, die Schuppentür im Rücken schlich er in den Schuppen. Die nachfolgenden Ereignisse überschlugen sich und geschahen innerhalb weniger Sekunden.
Ben ergriff die Initiative und versuchte die Aufmerksamkeit des Gangsters auf sich zu ziehen. „Hallo Arschloch! …. Suchst du mich?“, zischte er ihn von der Seite her an. Auch Mario rechnete nicht damit, dass Ben neben der Tür des Schuppens stand. Die Waffe im Anschlag drehte er sich in Richtung der Stimme und zog sofort den Abzug der Waffe durch. Ben zuckte zusammen, als die Kugel wie ein Peitschenhieb über seine linke Seite strich. Trotz des brennenden Schmerzes schaffte es der Polizist, mit dem Holzbrett auf den Geiselnehmer einzuschlagen. Der Angriff lenkte ihn den entscheidenden Moment von Andrea ab. Aus dem Augenwinkel erkannte Mario zu spät, dass die Frau eine Pistole auf ihn gerichtet hatte.
„Lass die Waffe fallen oder ich schieße!“, forderte sie ihn energisch auf.
„Das traust du dich doch eh nicht, du Miststück!“ Der Gangster zögerte einen Moment, er wusste nicht so recht, auf wen er sich zuerst stürzen sollte, attackieren sollte. Mario dachte gar nicht daran der Aufforderung von Andrea Folge zu leisten. Statt dessen lachte er hämisch auf und wollte nochmals auf Ben schießen. Andrea hatte keine andere Wahl … hier ging es nur noch ums nackte Überleben und so zog sie den Abzug durch. Am Arm getroffen, fiel der Mann auf die Knie, drehte sich in ihre Richtung …und sie schoss ein zweites Mal … sah, wie Mario einen Schlag gegen die Brust bekam. Die Waffe entfiel seiner Hand. Ben nutzte seine Chance, ihn durch einen Schlag mit dem Brett auf den Kopf endgültig bewusstlos zu schlagen … der Entführer sank zu Boden.
„Und jetzt nichts wie raus hier! Komm Aida mein Schatz!“, forderte Andrea ihre Tochter auf ins Freie zu laufen.
„Andrea … durchsuche ihn! Wir … brauchen … ein Handy!“ Seine linke Seite brannte wie die Hölle … etwas Warmes lief ihm am Bein hinunter … nicht stöhnen … nichts anmerken lassen … Mühsam, auf das abgebrochene Brett gestützt, humpelte Ben hinter Aida ins Freie. Dabei wankte er bedrohlich. Ständig hatte er das Gefühl, dass er das Gleichgewicht verlieren und zu Boden stürzen würde. Aida stand neben ihm und schaute ihn mit ihren dunklen Augen voller Hoffnung an „Gehen wir jetzt zu Papa Ben?“ Er konnte nur nicken.
Andrea trat ebenfalls ins Freie und erschrak bis ins Mark, als sie den jungen Mann, der nur wenige Meter von ihr entfernt auf dem Trampelpfad stand, bei Tageslicht näher betrachten konnte. Oh Gott… seine Haare hingen ihm von Blut und Dreck verklebt in Strähnen herunter. Sein Gesicht war kreidebleich. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Ein dünner Schweißfilm überzog sein Gesicht. Die Qualen der letzten Tage, der letzten Minuten, waren deutlich darin zu lesen. Seine Körperhaltung verkrümmt … eine Schonhaltung um möglichst wenig Schmerzen zu erleiden … das rechte Hosenbein … Der Verband … blutdurchtränkt … mehr und mehr wurde Andrea bewusst, in welch schlechten Zustand sich ihr junger Begleiter tatsächlich befand. Es grenzte schon an ein Wunder, dass er sich noch auf den Beinen halten konnte … dass er sich überhaupt fortbewegen konnte.
„Andrea verschließ den Schuppen! Schnell! Das Handy …. Hast du ein Handy?“, ächzte er gequält. Ein Handy war seine letzte Hoffnung auf mögliche Rettung. Andrea hielt ein Smartphone in der Hand. In ihm wollte sich schon Erleichterung breit machen, als er das zerschossene Display erkannte. „Das bescheuerte Ding hat dem Typen das Leben gerettet Ben!“ Sie zeigte es ihm und warf es anschließend wutentbrannt in die angrenzende Schlehenhecke.
Ben seufzte gequält auf. Ok, das ließ sich nicht mehr ändern. Es blieb nur noch die Flucht zu Fuß. Geblendet vom grellen Licht der Sonne blinzelte er. Der verletzte Polizist versuchte sich zu orientieren …. Zu konzentrieren … die Umgebung … die Gebäude … den Waldrand … und die Zufahrtsstraße… einen Fluchtweg zu finden. Krampfhaft versuchte er sich daran zu erinnern, was die beiden Gangster wegen Gabriela gesagt hatten … die wollte doch heute wieder kommen … damit fiel der Zufahrtsweg als Fluchtweg aus. Blieb nur der Ausweg mitten durch den Wald. Oh Gott … wie sollte er das nur schaffen?
Er spürte wie seine Knie weich wurden, seine Beine den Dienst versagen wollten. Ben überlegte schon aufzugeben, sich einfach auf den Boden fallen zu lassen … der Gedanke war so verlockend.
Andrea kam auf ihn zu. Ihre Blicke, mit denen sie ihn musterte, sprachen Bände.
„In welche Richtung wollen wir gehen Ben?“ Er deutete in Richtung des Waldrandes. Zwischen dem Dickicht aus Brombeersträuchern und Schlehen war eine kleine Lücke.
„Da rüber! Los …. Macht schon … wir müssen hier weg!“
„Komm stütz dich auf mich!“ forderte sie ihn auf, ihre Hilfe anzunehmen. Bevor Ben reagieren konnte, nahm sie seinen linken Arm und legte ihn auf ihre Schulter. Unwillkürlich streifte ihre rechte Hand seine linke Flanke. Nach dem ersten Schritt schrie er vor Schmerzen auf. Andreas Hand zuckte erschrocken zurück. Sie hatte etwas Warmes, etwas Feuchtes gespürt. Eine furchtbare Ahnung stieg in ihr auf.
„Es geht … so … nicht …. Andrea! Lass mich … alleine … laufen“, keuchte er. Das was als gutgemeinte Hilfe und Erleichterung gedacht war, fügte ihn nur mehr Qualen zu, als wenn er alleine laufen würde. Zusätzlich hatte sie unbewusst die Schusswunde berührt.
„Der Kerl … die Kugel … er hat dich getroffen! Ben! Warum … hast du nichts gesagt?“ fragte sie ihn vorwurfsvoll. „Lass mich sehen! Ich muss die Blutung stoppen!“ Sie blickte ihm direkt in die Augen und sah seinen verzweifelten Blick, im gleichen Augenblick bereute sie ihre Worte. Wortlos öffnete sie ihre grüne Jacke und riss aus ihrem Shirt einen breiten Streifen heraus. Vorsichtig zog sie das T-Shirt des Polizisten hoch und hielt die Luft an. Die Kugel hatte eine tiefe Furche eine Handbreit unterhalb des linken Rippenbogens hinterlassen. Sie drückte das Stück Stoff wie eine Kompresse auf die Wunde. Der Hosenbund fixierte es. Dabei hatte sie erneut Gelegenheit die rechte Rückenseite des jungen Mannes zu betrachten. Die Hämatome waren in dunkellila übergegangen und zusätzlich waren noch deutliche Schwellungen zu sehen.
Kein Laut kam über Bens Lippen. Er hörte wie sein Herz raste, während die Schmerzen wie Feuerlohen durch seinen Körper tobten. Krampfhaft hielt er sich an dem Brett fest. Während Andrea versuchte die Blutung zu stoppen, hatte er seine Augen geschlossen und versuchte so flach wie möglich zu atmen.
„Ok, so müsste es gehen Ben!“ - „Du sagst nichts dazu?“, presste er hervor „Sieht es so schlimm aus?“ Sie nickte und hatte dabei Tränen in den Augen. Ihr war klar, was gerade in ihm vorging. „Ich lass dich nicht hier Ben! Ich lass dich nicht zurück! Denke nicht einmal daran!“, wisperte sie energisch. Es gab ein Mittel, um ihn zu motivieren, dass er nicht aufgab, dass er weiter um sein Leben kämpfte. Fast hasste sie sich selbst dafür, was jetzt machte. Ihr Blick fiel auf ihre Tochter. „Ben, schau dir Aida an! Das kannst du ihr doch nicht antun!“, flehte sie ihn förmlich an. Die dunklen Augen des Mädchens strahlten ihn so hoffnungsvoll an.
Die "Grazien" sind mir noch viel zu milde aus dem Schlamassel rausgekommen, für dass sie letztendlich mit ihrem Verhalten die Verantwortung tragen ... die Höhe ist ja echt, da fragt die noch nach dem Ersatz für ihre Wäsche
und Milena träumt nur von ihren Stories ...
hmmm .... und bei Ben .... wenn dieses Fieber nicht wäre, würde ich ja fast glauben, es geht langsam aufwärts
aber so
Andrea war schon bei Sonnenaufgang wach. Wie vereinbart weckte sie Ben, während Aida noch weiterschlief. Gemeinsam nahmen sie ein spärliches Frühstück ein, das recht wortkarg verlief. Es gab nicht mehr viel zu besprechen.
Ben nickte Andrea aufmunternd zu. „Ok, fangen wir an Andrea. Sei vorsichtig, wenn du die Bretter hier lockerst! Sie dürfen nicht zu bald auf den Lärm aufmerksam werden.“ Mit eiserner Verbissenheit löste Andrea ein paar Bretter aus der Abtrennung heraus. Mit Wut hämmerte sie mit der Faust so lange dagegen, bis sie die beiden gewünschten Teile in der Hand hielt.
„Mama, was machst du da?“, kam es leise und verschlafen.
„Guten Morgen Aida, mein Schatz! Mama versucht für Ben eine Art Stock zu finden, damit er aufstehen kann. Pass mal auf und hör mir genau zu! Wenn ich es dir sage, gehst du dort hinten in die Ecke! Da bleibst du und bewegst dich nicht! Verstanden!“ Das Mädchen nickte ihrer Mutter zu und biss in das bereitgelegte Toastbrot.
Währenddessen hatte sich Ben ein wenig aufgerichtet. Mit dem Rücken lehnte er gegen die Schuppenwand und bereitete sich innerlich auf den nächsten Schritt vor. Andrea ging neben ihm in die Hocke. Der junge Mann fürchtete sich vor dem Kommenden. Jede Bewegung bedeutete eine Tortur für ihn, überflutete seinen Körper mit Wellen aus Schmerzen. Dennoch winkelte der Dunkelhaarige sein unverletztes linkes Bein an, stemmte seinen Oberkörper hoch und bemühte sich mit Unterstützung von Andrea aufzustehen. Sein Atem ging keuchend und pfeifend. Er japste nach Luft. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Er hielt sich krampfhaft an Andreas Schulter und der Wand des Schuppens fest. Als er sich ganz aufgerichtet hatte, fing sich alles an zu drehen … der Boden schien zu schwanken … er schloss die Augen und wartete darauf, sein Gleichgewichtsgefühl wieder zu finden. Das Schlimmste stand ihm noch bevor… das Auftreten auf dem verletzten Bein … der erste Schritt. Ben konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag und versuchte alles andere einschließlich der Schmerzen aus seinem Kopf zu verdrängen. Ihm war Andreas sorgenvoller Blick nicht entgangen.
„Alles gut! …Es wird alles gut!“ beruhigte er sie. „Bring mich an die richtige Stelle hinter der Tür!“
Und dann musste sein verletztes Bein das erste Mal Gewicht übernehmen. Der Schmerz zog von den Zehenspitzen bis unter die Haarspitzen … wie ein glühender Lavastrom durchflutete er seinen Körper. Nachdem er es schaffte, sich zu überwinden, humpelte er die paar Schritte auf Andreas rechten Arm und den provisorischen Stock gestützt, den er wie eine Krücke benutzte. Schweißgebadet erreichte er die richtige Position und holte Luft … vor seinen Augen tanzten bunte Sterne … ok, Kumpel reiß dich zusammen, die erste Hürde hast du genommen, den Rest kriegst du auch noch hin … Er lehnte sich an die Wand des Schuppens, um so das Gleichgewicht nicht zu verlieren. In seinen Händen hielt er seine provisorische Krücke … das Brett. Sein linkes Bein musste hauptsächlich sein Körpergewicht tragen. Er hob das Brett probeweise an … oh fuck dachte er sich … er konnte es gerade mal bis auf die Höhe seiner Brust anheben … mehr ging nicht. Wie sollte er da noch Kraft hinter seine Schläge bekommen? Vor Wut hätte er aufheulen können. Diese Verbitterung setzte ungeahnte Energien in ihm frei.
„Gut Andrea! Lock sie an! Ich bin bereit!“
Andrea klopfte mit den Fäusten verbissen gegen die Bretter des vernagelten Fensters, trat wiederholt mit einem Fuß dagegen und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass sich die Holzlatten trotz ihrer massiven Bemühungen nicht lockerten. In der Nacht wäre sie wohl an diesem Hindernis kläglich gescheitert. Doch ihr jetziges Ziel war, die Entführer sollten den Eindruck gewinnen, dass ihre Geiseln fliehen wollten. Nach wenigen Minuten tat sich was im Wohnhaus, die Haustür öffnete sich und eine Person kam in schnellen Schritten auf den Schuppen zugeeilt.
„Du hast Recht Ben, der schickt tatsächlich den Dicken allein zu uns rüber!“
Zufrieden schnaufte Ben auf. Dieser Teil des Plans schien zu funktionieren. Er hatte auf die Bequemlichkeit des Großen gesetzt und dass dieser ihn als Gegner voll unterschätzen würde. Durch die Anspannung und Aufregung wurde sein Körper ohne Ende mit Adrenalin vollgepumpt. Das half ihm seine Schmerzen in den Hintergrund zu verdrängen.
Der Riegel wurde aufgeschoben und das Tor öffnete sich. Andrea stand direkt im Blickfeld des Entführers. Hinter ihrem Rücken hatte sie geschickt eines der gelockerten Bretter verborgen. Gabrielas Bruder trat ein und suchte mit seinen Blicken den Boden des Schuppens nach Ben und Aida ab. Bevor er reagieren konnte, schlug Ben, der seitlich neben der Tür stand, mit seinem langen Brett auf den Mann ein.
Dieser heulte vor Wut auf, schrie quietschend nach seinem Kumpel „Mario, Mario hilf mir!“ Dann drehte er sich um die eigene Achse und wollte sich mit ausgestreckten Armen auf den jungen Polizisten stürzen. Dabei lief er mitten in einen Volltreffer hinein. Der nächste Schlag von Andrea traf ihn mit voller Wucht von hinten, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und er fiel auf die Knie. Dabei heulte und quietschte der Dicke in den schrillsten Tönen lauthals vor sich hin, dass sich Aida die Ohren zu hielt. Bens nächste Treffer landeten am Kopf … am Hals … am Oberkörper des Geiselnehmers. Ben merkte, wie seine Kräfte schwanden und er hauchte ein kraftloses „Andrea! Schnell! … Gib ihm den Rest!“ Und Andrea schlug zu … all ihre Wut und Verzweiflung lagen in dem Schlag, der den Geiselnehmer am Hinterkopf trag. Der dicke Gangster röchelte kurz auf und fiel mit dem Gesicht nach unten zu Boden, ein letzter kraftvoller Hieb von Andrea auf den Kopf gab ihm endgültig den Rest und schickte ihn ins Reich der Träume.
Schwer atmend lehnte Ben mit seinem Rücken an der Schuppenwand. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Der Angriff hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er gedacht hatte. Langsam ebbten die Schmerzwellen in seinem Körper wieder ab und er registrierte wieder, was um ihn herum passierte. Sein erster Blick galt dem am Boden liegenden Gangster. Er bemerkte, dass unter dessen Hals Blut hervorsickerte. Er betrachtete das Brett in seiner Hand und erkannte am Ende die Spitze eines rostigen Nagels, der wie ein Mahnmal herausstand. Vermutlich hatte er den Dicken damit verletzt, als er ihn einen der Schläge gegen den Kopf und Oberkörper verpasst hatte. Egal dachte er sich, Mitleid war hier nicht angebracht, nachdem wie die Typen ihn behandelt hatten. Sollte sich doch später sein Kumpel um ihn kümmern und ihn verarzten.
„Es wird nicht mehr lange dauern, dann kommt „dieser Schrank“. Der wird sich nicht so leicht überwältigen lassen Andrea!“, presste der junge Polizist schwer atmend hervor. „Du musst den Mops durchsuchen! … Los mach! … Vielleicht trägt er eine Waffe bei sich, dass würde unsere Aktien deutlich steigern! … Und ein Handy! Wir brauchen ein Handy!“
Die Frau seines Freundes kniete sich neben den bewusstlosen Mann nieder und tastete geschickt ihn ab. „Ben, er hat kein Handy bei sich!“ Als sie in die Blutlache griff, schrie sie erschrocken auf. Nach kurzer Zeit wurde sie trotzdem noch fündig und hielt triumphierend eine Pistole in der Hand.
Keine Sekunde zu früh … die schnellen Schritte einer sich nähernden Person waren zu hören. … Mario kam …
Lange lag Ben noch wach. Seine Schmerzen peinigten ihn und ließen ihn einfach nicht zur Ruhe kommen. Er starrte die gegenüberliegende Bretterwand an, sah wie die Lichtstreifen und Punkte des Mondlichtes sich bewegten. Ben war innerlich völlig aufgewühlt, grübelte nach und suchte Antworten. Einmal hatte er noch den verzweifelten Versuch gestartet Andrea zu einer Flucht in der Nacht zu überreden. Als sie ihm aber von der Rotte Wildschweine erzählte, die vergangene Nacht die Gegend um den Schuppen unsicher gemacht hatten, verstand er ihre Ängste und Bedenken und gab endgültig auf.
Andrea hatte sich leise in den Schlaf geweint. Gerne hätte er sie tröstend in den Arm genommen, ihr ein paar beruhigende Floskeln zugeflüstert, doch es ihm fiel nichts ein. Irgendwann verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie schlief. Unbewusst hatte sie ihren Arm um Bens Oberkörper gelegt und sich an ihn herangeschmiegt. Sie suchte Schutz, den er ihr in seinem angeschlagenen Zustand eigentlich nicht geben konnte. Er war von der Berührung total überrascht geworden und konnte nur mühsam einen Schmerzensschrei unterdrücken. Beruhigend streichelte er ihr über den Rücken und über ihr Haar und flüsterte: „Euch wird nichts passieren! … Alles wird wieder gut!“ Ein leises „Semir … Semir!“ kam gemurmelt als Antwort zurück.
Sobald Ben die Augen schloss, waren sie wieder da, die schrecklichen Bilder seines Alptraumes. Der Anblick, wie Andrea blutüberströmt in sich zusammensank, hatte sich förmlich in sein Gehirn eingebrannt. Tief in seinem Innersten spürte Ben, diesmal würde Semir nicht rechtzeitig kommen, um ihn zu retten …. Seine Familie zu retten. Wie würde sein Freund und Partner sagen: Bauchgefühl … ja das ist wohl der richtige Ausdruck dafür. Der dunkelhaare Polizist hatte eine Entscheidung getroffen. Sie mussten sich selbst helfen und befreien. Über das Gespräch mit Andrea grübelte der Verletzte nach. War ihm die Täuschung gelungen? Ben hatte in Andrea die Hoffnung geweckt, dass er, wenn er einmal auf den Beinen stand, zusammen mit ihr und Aida zu Fuß durch den Wald fliehen könnte…. Du schamloser Lügner, schalt er sich selbst … Wenn er in seinen Körper, den er dank seiner Begeisterung für Sport sehr gut kannte und einschätzen konnte, hineinhorchte, war das Ergebnis niederschmetternd … vernichtend ... Die Tatsachen sprachen eine andere Sprache … Die unzähligen Prellungen und Blutergüsse sandten unentwegt ihre Schmerzsignale aus. Gut … gestand er sich zu, er hatte schon öfters mal eine auf die Mütze bekommen, war ja nichts Neues. Es würde zwar beim Laufen höllisch weh tun, aber Zähne zusammenbeißen, dann war es schon auszuhalten. Das kleine Männchen, das in seinem Kopf hämmerte, hatte schon viel an Kraft eingebüßt … das Schwindelgefühl legte sich mit jeder Stunde, die verstrich. Dank des Schlafes klangen die Auswirkungen der Gehirnerschütterung langsam ab … Seine malträtierten Rippen peinigten ihn bei jedem tiefen Atemzug. Ben war sich sicher, er war hart im Nehmen irgendwie könnte er all diese Schmerzen schon irgendwie wegstecken … ging ja früher auch schon. Dies alles würde den verletzten Polizisten an einem Fluchtversuch zu Fuß nicht hindern.
Doch all diese Schmerzen waren im Verhältnis nichts zu dem, was sich in seiner rechten Flanke und seiner rechten Rückenseite abspielte … gar nichts. Die Schmerzen kamen wie in Wellen und strahlten in den Bauch, trieben Ben durch ihre Intensität fast in den Wahnsinn. Mehr als einmal hatte er das Gefühl innerlich zu verbrennen … Die Tritte der Dunkelhaarigen hatten ganze Arbeit geleistet. Da war mehr kaputt gegangen … Ben hatte Angst, furchtbare Angst davor innerlich zu verbluten, bevor die beiden Mädels in Sicherheit waren. Zu oft hatte er schon auf der Autobahn dramatische Situationen erlebt, wie Unfallopfer an ihren erlittenen Verletzungen unter den rettenden Händen von Notärzten und Sanitätern innerlich verbluteten. … Während des Nachmittags … bei seinen Ausscheidungen … alles war blutrot gewesen. Der Schock saß noch tief in ihm drinnen. Ben machte sich nichts vor, er gehörte in ein Krankenhaus, in die Hände von Ärzten, wenn er eine Chance zum Überleben haben wollte. Ha, ha … der Dunkelhaarige stellte sich gerade Semirs Gesicht vor, wenn er hört: Ben Jäger geht freiwillig in ein Krankenhaus. Fast hätte der junge Polizist bei der Vorstellung lauthals aufgelacht. Pfeifend entwich ihm seine Atemluft …. Oh shit …. Das tat weh. …. Ganz schnell war er wieder in der Realität gelandet. Er zog sein rechtes Bein an und tastete mit den Fingerkuppen über den Verband am Oberschenkel. Der fühlte sich trocken an, die Stichverletzung hatte aufgehört zu bluten. Die alles entscheidende Frage war, würde er morgen früh das Bein belasten können? Ja, vielleicht auftreten können aber niemals rennen, wenn es notwendig würde. … Oh man, gestand Ben sich ein, er sollte froh sein, wenn er in seinem Zustand mit Andreas Hilfe überhaupt auf die Beine kam.
Komm, hör auf zu träumen Ben Jäger und sei ehrlich zu dir selbst. Du hast keine realistische Chance aus diesem Gefängnis lebend rauszukommen, selbst wenn der Fluchtplan optimal funktionierte, redete er mit sich selbst. … Es wird zu einem Kampf kommen. Selbst wenn das Wunder geschah und die Entführer sich ausschalten ließen, bestand die Gefahr einer neuen Verletzung für ihn … und die war gleichbedeutend mit einem Todesurteil. In diesem Fall musste Ben Andrea und Aida dazu bringen, ihn zurückzulassen. Doch wie? Das würde ein hartes Stück Überzeugungsarbeit bedeuten. Ben vertraute auf Andreas Vernunft … ihre Mutterinstinkte, ihre Tochter zu schützen. … Oder nahm das Schicksal ihm vielleicht die Entscheidung ab. Egal! Sein erklärtes Ziel war es, Andrea und Aida die Flucht zu ermöglichen, selbst wenn es dem jungen Polizisten das Leben kosten würde. Ben war bereit dazu, das er seinem Freund Semir einfach schuldig. Der Türke brauchte seine Familie, wie die Luft zum Atmen. Er würde schon darüber hinwegkommen, wenn er erneut einen Partner verlieren würde. Und er, Ben Jäger? Wer würde ihn denn schon groß vermissen? Vielleicht Julia, seine Schwester? Aber die hatte ihren Mann Peter und war mitten in der Familienplanung. Seinen Vater war er doch eh egal, seitdem er sich entschlossen hatte zur Polizei zu gehen … ja … ihn würde niemand vermissen. Niemand … Über diese Gedanken dämmerte Ben in einen unruhigen Schlaf hinüber.
Da denkt so langsam geht es aufwärts ... und dann machst es Bummmm
also diese Schwester .... sorry, wo hat denn die ihre Ausbildung gemacht? Wie kann man einen schlafenden Patienten so erschrecken ... dann auch noch mit solch dramatischen Folgen
und Sarah, die Ärmste, hört das am Telefon noch alles mit, die traut sich doch gar nicht mehr ihren Mann anzurufen
ich bin dafür diese Anita, die das Herz am richtigen Fleck hat, als Dauerbetreuung für Ben zu angagieren
nur was mir wirklich Sorge macht: Warum hat Ben Fieber?