Beiträge von Mikel

    Zurück auf der Dienststelle
    Nach seiner Rückkehr hielt es Semir nicht sehr lange in seinem Büro aus. Er bedrängte Frau Krüger solange, bis diese ihre Zustimmung gab, dass er zusammen mit Dieter Bonrath noch mal die ehemalige Nachbarin und den Bewährungshelfer von Nicholas Schneider persönlich befragen konnte. Die Gespräche brachten leider keine neuen Erkenntnisse. So verging der Nachmittag. Der Türke und seine Kollegen kamen bei ihren Ermittlungen einfach nicht weiter.
    Es war mittlerweile Abend geworden. Die nächsten Stunden bis zum Anbruch der Nacht verliefen ereignislos. Trotz wiederholter Nachfragen konnte die Firma HSG zwar noch ein paar vereinzelte Objekte im Großraum Köln nennen, die auf Anweisung des LKAs Düsseldorf, das sich zwischenzeitlich in die Ermittlungen miteingeschaltet hatte, sofort unter Objektschutz gestellt wurden. Aber die versprochene Liste der Gebäude, die außerhalb von Köln lagen, lies noch auf sich warten. Semir befand sich in einem emotionalen Ausnahmezustand. Wut, Frust und Verzweiflung wechselten sich ab mit seinem unbändigen Willen, die Hoffnung nicht aufzugeben, die Entführten wieder wohlbehalten in seine Arme schließen zu können.

    Im Schuppen … im Nirgendwo
    Zäh zogen sich die nächsten Stunden bis zum Anbruch der Dunkelheit hin. Weder der schwarze Sprinter, noch ihre Bewacher ließen sich nochmals sehen. Ben dämmerte während des frühen Abends nach dem spärlichen Abendessen erneut in einen tiefen Erholungsschlaf hinüber. Andrea hatte bis zur völligen Finsternis an ihrem Beobachtungsposten ausgeharrt. Es war eine sternenklare Nacht. Der Mond hatte fast seine Vollmondphase erreicht und entsprechend groß war seine Leuchtkraft. Durch die Ritzen zwischen den Brettern verirrten sich ein paar spärliche Lichtstrahlen in den Schuppen und warfen gespenstische Bilder an die Wand. Als Ben sich sicher war, dass Aida tief und fest schlief, sprach er Andrea an. Er hatte vorher gründlich darüber nachgedacht, wie offen und ehrlich er zu ihr sein sollte.

    „Andrea? Bist du noch wach? Wir müssen reden!“ Leise und abgehackt kamen seine Worte.
    „Ja“
    „Dir ist klar, was es bedeutet, dass die Entführer ohne Masken bei uns aufgetaucht sind, ihr Verhalten heute und gestern und was die mit uns vorhaben?“ Er versuchte sich dabei etwas aufzurichten. Aida hatte sich wie am gestrigen Abend an sein unverletztes Bein herangekuschelt.
    „Ja! Ben, ich habe furchtbare Angst. Die wollen uns hier nicht mehr weglassen oder?“ Ihre Stimme vibrierte vor Furcht … „Die bringen uns um …. Alle! Oh mein Gott … Aida…. !“ Der Rest ging in einem Aufschluchzen unter.
    „Die wollen keine Zeugen. Die hatten schon gestern darüber geredet, dass sie uns beide beseitigen wollen. Wir müssen fliehen und können nicht drauf warten, ob uns jemand finden wird bzw. befreien wird!“
    Andrea nickte zustimmend, bis sie daran dachte, dass es Ben ja wahrscheinlich in der Dunkelheit nicht sehen konnte und murmelte ihre Zustimmung.

    „Gut!“ er bemühte sich weiterhin leise zu sprechen. „Du lockerst die Bretter am Fenster … wir wecken Aida und ihr versucht in der Dunkelheit zu entkommen. Denn machen wir uns nichts vor, eine Flucht durch das Fenster können wir in meinem Zustand vergessen. Und wenn die Kerle was merken, hätten die uns schneller eingeholt, als wir bis drei zählen können.“
    „Nein! … Nein! … Ich lass dich hier nicht alleine in diesem Schuppen zurück. Die würden dich sofort umbringen … Außerdem wo sollen wir hinlaufen im Wald bei Nacht? Wir werden uns verirren? … Bei Tag könnte man sich orientieren …!“, protestierte sie energisch gegen Bens Vorschlag, der so etwas schon befürchtet hatte. Er spürte ihre Angst und ihren Widerstand und überlegte, mit welchen Argumenten er Andrea zu einer Flucht in der Nacht überreden könnte. Und gleichzeitig wurde ihm bewusst, er konnte sie nicht dazu zwingen. Darum lenkte er ein. „Also gut! Bei Plan B bleibt nur noch die Tür und wir müssen die Beiden zumindest eine Zeit lang außer Gefecht setzen, um einen Vorsprung zu bekommen.“ Bei sich dachte er, damit ihr einen Vorsprung bekommt. Er schnaufte einmal kurz durch. „Ohne deine Hilfe werde ich wohl nicht mal alleine auf die Beine kommen. Und wie lange ich bei einer Flucht zu Fuß durch den Wald durchhalte … keine Ahnung!“
    „Verstehe doch Ben, ich lass dich in diesem Schuppen nicht zurück. Auch nicht im Wald. Niemals …“, fiel sie ihm ins Wort.

    „Vergiss es und sei vernünftig! Wenn es hart auf hart kommt, ist nur noch eines wichtig. Du musst dich und Aida in Sicherheit bringen. Verstanden! … Die werden euch töten … uns töten! …. Versprich es mir Andrea!“ Er hielt dabei ihre Hand fest und forderte sie nochmals auf „Versprich es mir!“ - „Ja, Ben! Aber ich kann dich doch nicht …!“ fast schon heißer wisperte sie diese Worte. Ben ahnte, dass ihr dabei die Tränen über die Wangen liefen. „Wenn ich mit euch nicht Schritt halten kann und zurückbleiben muss, kümmerst du dich nicht um mich! Irgendwie werde ich es schon schaffen, mich in ein Loch zu verkriechen, damit die mich nicht finden. Wenn ihr es geschafft habt, schickst du mir deinen türkischen Hengst, der rettet mich dann schon!“
    „Oh Gott Ben, weißt du, was du von mir verlangst?“, schluchzte sie. Sie hielt seinen Arm fest gedrückt. „Ja, Andrea ich weiß es! Glaube es mir, ich weiß es! Denk an Aida, sie hat noch ihr Ganzes Lebens vor sich! Denk an deine Tochter! …. Das ist alles was zählt oder willst du dir vorstellen, was die ihr antun könnten! Hast du die Blicke des Dicken gesehen? … Und vergiss nicht Lilly und Semir, die beiden brauchen dich, warten auf dich!“ Es zerriss ihm fast das Herz, dass er sie mit diesem Versprechen so quälen musste.
    Und dann erklärte er ihr seinen Plan B. Unter Tränen besprachen sie alle Details. Es war ihre einzige Chance … Hoffentlich kam die Schwarzhaarige nicht zurück. Denn sonst wäre alles verloren.

    mit seinem Freund Semir an der Seite schwindet die Angst ein wenig und die Hoffnung kehrt zurück
    mich würde auch nach wie vor interessieren, ob diese aufwendige Untersuchung notwendig war oder nicht
    und die guten Nachrichten von Sarah sollten Ben Hoffnung machen
    mir macht mal Hoffnung, dass er nicht wieder dauernd Stromstöße von dem implantierten Defi bekommt ... weckt so ein kleines Flämmchen in einem
    und dann die Krönung ... schon eine heftige Situation für Ben, wenn er sich so erleichtern muss :(:(:( und das wird ja nicht das einzige Mal sein, da kann ich verstehen, dass selbst ihm der Appetit vergeht

    Einige Zeit später
    Andrea verharrte auf ihrem Beobachtungsposten am Fenster. Nachdenklich betrachtete sie den am bodenliegen Polizisten. Ben lag mittlerweile wieder in einer halb sitzenden Position ruhig auf dem Strohlager. Aida deckte ihn fürsorglich mit der Steppdecke zu und setzte sich neben ihn. Zu gerne hätte Andrea gewusst, was den jungen Polizisten emotional so aufgewühlt hatte. Waren es seine Verletzungen, seine Schmerzen oder hatte er im Traum die schrecklichen Misshandlungen des Morgens erneut durchlebt. Ein paar Mal hatte sie noch versucht in ihn zu dringen, etwas aus ihm herauszulocken. Keine Chance … er blieb schweigsam und stur. Ihr weiblicher Instinkt sagte ihr, dass er einen Alptraum durchlebt hatte. Es musste furchtbar gewesen sein. Niemals würde sie den panischen Ausdruck seiner Augen vergessen, mit dem er sie betrachtet hatte, nachdem sie ihn aus seinen Traum gerissen hatte. Wie einen Geist, ja so hatte sie es empfunden, als würde Ben einen Geist erblicken. Noch im Nachhinein lief ihr die Gänsehaut über den Rücken, wenn sie daran dachte.

    Ben beschäftigte sich mit Aida. Abgesehen von seinem Alptraum fühlte er sich nach dem kleinen Erholungsschlaf etwas besser. Er schaffte es abermals, seine Schmerzen soweit in sein Unterbewusstsein zu verdrängen, dass sie erträglich wurden. Ab und an hatte er ein kleines aufmunterndes Lächeln auf den Lippen. Mit seiner einfühlsamen Art schaffte er es, dass auch Aida wieder anfing zu lächeln. Der eingeschüchterte und verängstigte Blick wich aus ihren Augen. Es schmerzte Ben tief in seiner Seele seine kleine Prinzessin so leiden zu sehen. Er hatte mit ihr gesprochen … ein bisschen rumgealbert … ihr Geschichten erzählt … dem Mädchen konnte er seinen wahren Zustand verschleiern … ihr etwas vorspielen. Aida war einfach nur glücklich gewesen, dass Ben mit ihr redete … sie zum Lachen brachte. Es bereitete ihr Vergnügen, dass sie Ben umsorgen durfte. Er musste sich abermals dazu zwingen etwas zu essen. Gleichzeitig reifte in seinen Gedanken der Plan zur Flucht heran, nahm konkrete Formen an … er sollte versuchen noch ein bisschen zu schlafen … Schlaf war das einzige Mittel, welches ihm in seiner momentanen Situation half, dass sich sein Körper weiter etwas erholte, selbst auf die Gefahr hin, wieder einen solch heftigen Traum durchleben zu müssen.

    Andrea bewunderte Ben insgeheim. Es war ihr ein Rätsel, wie er es trotz seines angeschlagenen Zustandes hinbekommen hatte, dass Aida auf einmal wieder strahlte. Es war einfach nur Wahnsinn. Allerdings war der aufmerksamen Beobachterin nicht entgangen, wie er immer wieder bei seinen vorsichtigen Bewegungen vor Schmerzen zusammenzuckte.

    Am Haupthaus tat sich was. Ihre Entführer bewegten sich in Richtung des Schuppens. Andrea konnte deutlich sehen, dass der kleinere Mann in beiden Händen etwas trug. Sie konnte nicht genau erkennen, was es war. Die Strahlen der tiefstehenden Sonne, die zwischenzeitlich Regenwolken vertrieben hatte, trafen direkt auf das vernagelte Fenster und nahmen ihr die Sicht.

    „Achtung! Sie kommen wieder, aber diesmal ohne die Frau!“, warnte sie Ben vor.

    Das Eingangstor wurde ruckartig aufgerissen und grelles Sonnenlicht fiel in das Innere des Schuppens. Geblendet schlossen die beiden Gefangenen die Augen. Aida verkroch sich regelrecht hinter ihre Mutter.
    Mario stand am Eingang und beobachtete abwartend die Gefangenen. Seine Waffe steckte griffbereit im Holster an der Seite. Sein abschätzender Blick musterte den angeschlagenen Polizisten und er gab ein merkwürdiges Brummen von sich. Zufrieden registrierte es Ben und wertete es als Zeichen, dass ihn dieser Schrank als Gegner nicht mehr ernst nahm. Auch sein weiteres Verhalten signalisierte dies dem Polizisten. Gut, dachte Ben bei sich und versuchte alles, den Geiselnehmer in diesem Glauben zu bestärken. Er stöhnte mehrmals lauthals vor sich hin und setzte einen gequälten Gesichtsausdruck auf, dass Andrea und Aida schon erschrocken herumfuhren und zu ihm blickten. Er nutzte seinerseits die Gelegenheit seine Gegner einzuschätzen. Unter seinen halb geöffneten Augenlidern musterte er die beiden. Der Verletzte machte sich nichts vor, in seinem jetzigen Zustand hatte er alleine keine Chance, die beiden Entführer auf einmal auszuschalten. Ja … er hatte eine Idee … Doch zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass der kleine Dicke grinsend auf ihn zukam. In seinen Augen stand das gleiche sadistische Leuchten, wie bei seiner Schwester. Oh Gott … Nein bitte nicht … nein nicht noch einmal schlagen oder treten. In Ben stieg eine grenzenlose Furcht vor neuen Misshandlungen hoch. Unbewusst fing er an zu zittern. Noch eine Attacke würde er nicht mehr lebend überstehen. Würde alle seine Pläne zu Nichte machen ….

    In der rechten Hand hielt der Dicke eine Stofftasche mit Lebensmittel, die er in Richtung Andrea warf. In der anderen trug er einen Six-Pack Mineralwasser, den er einfach auf den Lehmboden stellte. Dann wandte er sich wieder dem jungen Polizisten zu und holte aus, um auf ihn einzutreten. Ein mahnender Ruf seines Partners, ließ ihn mitten in der Bewegung inne halten.

    „Das würde ich an deiner Stelle nicht machen, Luca! Du weißt genau, was Gabriela gesagt hat. Wir sollen ihn in Ruhe lassen. Diese wandelnde Leiche gehört ihr. Leere den Eimer aus und anschließend nichts wie raus hier!“

    Der Dicke zuckte kurz zusammen. Oh ja, Gabriela. Ihr sollte er lieber nicht in die Quere kommen. Er hatte in der Vergangenheit schon mehrfach erlebt, wozu seine Schwester fähig war, wenn sie wütend wurde. Ja, seine große Schwester sollte er lieber nicht ärgern. In seinen Augen war der Polizist eh schon so gut wie tot, wenn ihn seine Schwester nochmals bearbeitete. Als er den geleerten Eimer für die Notdurft zurück brachte, stellte er ihn zurück in die Ecke. Auf dem Weg zum Tür blieb er bei Ben stehen. Luca hielt seinen Kopf ein bisschen schief und überlegte, ob der Polizist, so wie er da lag, morgen früh überhaupt noch am Leben war. Bei diesen Gedanken huschte ein sadistisches Grinsen über sein Gesicht. Na so ein kleines Trittchen macht da doch keinen Unterschied mehr. Als könnte Mario seine Gedanken lesen, fauchte er ihn wütend an „Denk nicht mal dran Luca!“ Er ging zu seinem Cousin, packte ihn an der Schulter und riss ihn zurück. „Los! Raus jetzt!“

    Ben schnaufte erleichtert auf, als er die Worte „des Schrankes“ vernahm. Der Dicke gehorchte ohne zu widersprechen. Die beiden ungleichen Männer verließen wortlos den Schuppen.

    so viele kleine Hoffnungsschimmer ... Zu Hause bei Sarah scheint das Schlimmste überstanden ... die Kleinen auf den Weg zur Besserung .. scheinbar bringt sie auch der Eingriff bei Ben nicht aus der Ruhe
    Natascha hat das Attentat ohne Folgen überstanden und schmiedet Zukunftspläne ... mit Semirs Unterstützung :thumbup:
    das hört sich alles nach so viel Harmonie an ...
    Ben hat mit Semir seinen Rettungsanker ... ich glaube, den wird er auch brauchen ... irgendwie traue ich dem Frieden nicht, wobei ich mir nichts mehr wünsche, als dass unser Lieblingspolizist auf den Weg der Besserung ist

    Norbert Haug? Ist das nicht dieser Mercedes-Motorsport-Chef? Den kenn ich doch von der Formel Eins. Hat der mit dieser Firma ein zweites Standbein?

    nur eine zufällige Namensgleichheit, die beiden Herren sind weder miteinander verwandt ...befreundet ... etc.
    aber um Verwechslungen auszuschließen, geben wir ihm halt sicherheitshalber einen neuen Nachnamen ... "Heller" besser ;)

    Zurück auf der PAST ….

    Dieter Bonrath und Semir kamen im Laufe des Nachmittags wieder zurück von der Befragung bei der Firma HGS. Frau Krüger erwartete sie bereits an Susannes Schreibtisch, um sofort Bericht erstattet zu bekommen. Endlich gab es die nächsten Hinweise zu Nicolas Schneider. Der junge Mann hatte tatsächlich erfolgreich seine Ausbildung zum Energieelektroniker dort abgeschlossen und auch eine Zeit lang für die Firma gearbeitet. Sein ehemaliger Chef, Norbert Heller, war voll des Lobes über seinen ehemaligen Mitarbeiter gewesen und hatte dessen Weggang sehr bedauert. Nicholas Schneider schien im Bereich der Schalttechnik für elektronische Anlagen ein kleines Genie gewesen zu sein. Besonders Alarmanlagen waren sein Spezialgebiet. Bei dieser Aussage schrillten bei Frau Krüger die Alarmglocken.
    „Moment mal! Wollen Sie damit sagen, der junge Mann war ein Spezialist für Alarmanlagen?“, hakte sie nochmals bei Semir nach.
    „Ja, so sieht es aus! Ich habe mit seinem ehemaligen Meister gesprochen, der konnte sich noch an ein paar Objekte erinnern, bei denen der junge Mann Alarmanlagen mitinstalliert hatte. Es waren meistens Privathäuser gewesen. Nur ein Bürogebäude in der Kölner Innenstadt war dabei.“ Der Kommissar reichte Frau Krüger einen Zettel, auf denen verschiedene Adressen notiert waren. „Wir bekommen so schnell wie möglich eine komplette Übersicht aller Objekte, an denen der junge Mann damals mitgearbeitet hat. Ist leider nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die haben ihre älteren Geschäftsunterlagen ausgelagert, damit sie digital archiviert werden können.“ Semir fuhr sich über das Gesicht und dachte nach „Ich glaube … nein ich bin mir so was von sicher, die planen ein richtig großes Ding, wenn ich bedenke, was die für einen Aufwand betrieben haben, um den Kerl frei zu kriegen! Dieser Nicholas Schneider soll garantiert eine Alarmanlage außer Kraft setzen.“ Er entfernte sich einige Schritte von Susannes Schreibtisch und blieb nachdenklich vor der Karte von Nordrhein-Westfalen stehen und betrachtete diese: „Es fragt sich nur wo?“

    „Ok, ich informiere die Staatsanwaltschaft. Ich werde Frau Schrankmann empfehlen, dass wir das fragliche Gebäude in Köln unter Beobachtung stellen. …Puuuh … nur wer weiß, bei wie vielen gewerblichen Objekten dieser Nicolas Schneider mitgearbeitet hat. Wenn wir die alle beobachten wollen!“ Gedankenverloren streifte sich Frau Krüger eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr. Eine Überlegung schoss ihr noch den Kopf. „Auf der anderen Seite haben wir keine Gewissheit, ob die Firma HSG in dem fraglichen Objekt auch eine Alarmanalage installiert hat.“ Unruhig trippelte Kim Krüger zwischen den Schreibtischen ihrer Mitarbeiter umher und grübelte nach. Vor Susannes Schreibtisch blieb sie stehen und wandte sich wieder Semir zu. „Was soll‘s, sie haben Recht Herr Gerkhan! Hier geht es nicht um „Peanuts“, diese Bande hat was richtig Großes vor. Soll die Staatsanwaltschaft entscheiden, welcher Aufwand da gerechtfertigt ist.“ Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie drehte sich wieder zur Sekretärin um. „ Susanne, bitte bleiben sie an der Firma HSG dran. Das ist die erste vielversprechende Spur, die wir haben!“ Mit diesen Worten schloss Frau Krüger die Besprechung ab.

    Semir schnappte sich seine Autoschlüssel. Sein Ziel war die Firma Datec Stystems, die die Archivierung der alten Firmenunterlagen übernommen hatte. Zusammen mit Jenny wollte er Vorort die fraglichen Adressen aus den Geschäftsunterlagen der Firma HSG heraussuchen. Dort trafen sie auf die beiden Angestellten von Norbert Heller, die ihr Bestes gaben, um aus den eingelagerten Kisten die Auftragsunterlagen herauszusuchen. Nachdem Semir erkannte, dass er mit seiner Anwesenheit die Bemühungen der beiden Frauen mehr behinderte, trat er mit Jenny und einigen neuen Adressen den Rückzug auf die Dienststelle an.

    Zurück im Nirgendwo …
    Jemand klopfte ihm sanft auf die Wange und rief seinen Namen. „Ben! Ben … wach auf! Ben! Um Himmels willen … Hey beruhige dich doch! Alles ok! Keiner tut dir was!“ Seine Hände wurden festgehalten. Ben überlegte, das war doch Andreas Stimme. Der Polizist zwang sich die Augen zu öffnen. Mit einem besorgten Blick beugte sie sich über ihn. Er bemerkte, dass er schweißgebadet war und seine Atmung nur noch stoßweise ging. „Hey, beruhige dich doch! Alles ist in Ordnung!“ Sanft fuhr ihre Hand über seine schweißnasse Stirn. So langsam legte sich seine Verwirrung. Andrea war tatsächlich noch am Leben. Sein Blick schweifte im Raum umher. Sie befanden sich nach wie vor in dem Schuppen. Aida schaute ihn verschreckt aus weit aufgerissenen Augen an, aber sie waren alleine. Keine Entführer waren anwesend. Allmählich dämmerte es ihm: er hatte geträumt. Doch die Bilder waren so real gewesen. Sein Unterbewusstsein hatte ihm seine schlimmsten Befürchtungen vor Augen geführt. Der Schreck saß tief in ihm drinnen und in dieser Sekunde wurde ihm klar, er würde alles daran setzen, dass dies nie Wirklichkeit werden würde. Erneut drangen Andreas gefühlvolle Worte zu ihm durch.

    „Ben? Was war denn? Du hast so furchtbar geschrien! Was ist los mit dir? Hast du Schmerzen?“ Der Dunkelhaarige schüttelte leicht den Kopf. Er konnte ihr doch nicht erzählen, was er geträumt hatte. Niemals.
    „Nicht der Rede wert, Andrea! Es geht wieder!“, wiegelte er leise ächzend ab. Andrea kannte Ben gut genug, um an seinem Blick und seinem abweisenden Verhalten zu erkennen, dass da mehr gewesen war, aber sie momentan nichts aus ihm herausbekommen würde. Die letzten Minuten hatten ihr Angst gemacht. Nicht nur ihr, auch Aida hatte sich völlig verstört in die hintere Ecke des Schuppens zurückgezogen, als Ben sich hin und her gewälzt hatte, mit den Händen um sich geschlagen hatte. Der Dunkelhaarige hatte dabei laut gestöhnt und aufgeschrien.

    so aus medizinischer Sicht, war das ja wieder mal ein sehr interessantes Kapitel .... :thumbup:
    aber jetzt kommt das große ABER :thumbdown:
    ich habe ja verstanden, wie heikel dieser Transport von der Intensivestation zum Katheder Labor war ... aber denkt bei all dem Maschinenpark auch jemand an dem Menschen um den es geht
    die Herrschaften in weiß hätte es ja nicht mal gestört, wenn Ben vor lauter Aufregung und Angst einen Stromschlag nach dem anderen bekommen hätte
    der Begriff "Versuchskanninchen" trifft es wohl sehr genau ... ich möchte dem Herrn Chefarzt nur wünschen, dass diese Tortur zu Bens Heilung maßgeblich beiträgt
    da muss Semirs Auftauchen für Ben wie eine Erlösung gewesen sein ... ein Freund in größter Not .. :thumbup: den lässt er bestimmt nicht mehr so schnell weg

    Ich habe ja bereits einige deiner Geschichten gelesen … nur die muss ich einfach hervorheben. Da hast du eine richtig tolle und schöne Geschichte gezaubert. Bei einigen Szenen musste ich gewaltig schlucken … z. B. bei den Folterungen von Ben … die Emotionen der Beteiligten … es war einfach nur spannend und ich habe sie regelrecht verschlungen. War voll noch meinem Geschmack. :)

    Nachdem die Besprechung beendet war, begab sich Semir zu den Toiletten. Vor dem Waschbecken blieb er stehen und betrachtete sein Spiegelbild. Innerhalb eines Tages schien er um Jahre gealtert zu sein. Er stellte den Hebel der Waschtischarmatur auf kalt und ließ das Waschbecken mit kalten Wasser volllaufen. Anschließend tauchte er sein Gesicht so lange ins kalte Wasser, bis er die Atemluft nicht mehr anhalten konnte. Er war zu keinen klaren Gedanken mehr fähig. Seine Selbstvorwürfe überschwemmten sein Gehirn und blockierten alles. Doch auch das kalte Wasser war kein Wundermittel dagegen. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff er einige Papierhandtücher und trocknete sich ab. Sein nächster Weg führte in die Teeküche und er goss sich die nächste Tasse Kaffee aus der Thermoskanne ein, schüttete zwei Päckchen Zucker dazu, um den bitteren Geschmack zu mildern. Auf dem Weg zurück ins Großraumbüro steuerte er Susannes Schreibtisch an. Ihm war klar, noch länger würde er es alleine hinter seinem Schreibtisch aushalten. Er stellte sich hinter die Sekretärin, um ihr bei ihren Recherchen im Internet über die Schulter zu blicken und rührte dabei gedankenverloren mit seinem Löffel in der Kaffeetasse.
    „Hast du was Neues rausgefunden? Was ist mit der Handy Nummer? Irgendetwas?“, erkundigte er sich und schlürfte von dem heißen Getränk. Sie wandte sich ihm zu und erwartungsvoll blickte er Susanne an.
    „Die Handy Nummer gehört zu einem Pre-Paid Handy. Die Spur endet in einer Sackgasse. Die Angaben zum Käufer der SIM Karte waren gefälscht. Einen Hans Meier in der Maxstraße 123 in München gibt es nicht. Momentan ist das Handy abgeschaltet, somit können wir es nicht orten. Die Kollegen haben die Nummer auf dem Schirm. Sobald es angeschaltet wird, läuft die Ortung.“ Sie hob ein bisschen deprimiert die Hände. „Ich weiß, das ist nicht viel aber immer noch besser als gar nichts. Und zu Nicholas Schneider habe ich auch nicht viel Neues. Bonrath und Jenny sind gerade bei Frau Krüger und erstatten Bericht. Sie waren bei seiner letzten Wohnung in der Steinbruchstraße. Dort wohnt er seit zwei Jahren nicht mehr. Keiner hat ihn seit dem mehr dort gesehen. Du kennst ja die Leute, die sehen nichts und hören nichts. Bis auf eine ehemalige Nachbarin, die konnte sich noch an eine dunkelhaarige Frau erinnern, die seine Freundin zu sein schien. Aber mit der Beschreibung könnten es Tausende sein Semir.“ Hilflos zuckte Susanne mit den Schultern.
    Verärgert zog Semir die Augenbrauen zusammen und brummte: „Warum hat Bonrath nicht mich mitgenommen? Warum Jenny?“
    „Anweisung von Frau Krüger! Semir …“ Weiter kam Susanne nicht.
    „Verdammt, was soll das!“ Der Türke stellte voller Wut die Kaffeetasse mit einem lauten Knall auf die Schreibtischplatte. Um den Tassenboden bildete sich ein brauner Ring und die Fläche drum herum war mit vielen kleinen Tropfen braun gesprenkelt. „Was bildet die Krüger sich ein? Will die mich auf einem Abstellgleis parken? …“ Er schnaubte hörbar durch. „Das lass ich mir von der Chefin nicht gefallen! Mit der rede ich! …. Jetzt gleich! … Und … und wegen dieses Nicolas Schneider … sorry Susanne, kein Mensch verschwindet einfach so! … Frag den Vermieter, die Stadtwerke … ach was weiß ich! Lass dir was einfallen!“ Seine Stimme überschlug sich dabei vor Wut und seine dunklen Augen funkelten. Sein aufgestauter Frust entlud sich in einem Tritt gegen Susannes Papierkorb, der scheppernd quer durch das Büro flog und vor ein Paar Frauenschuhen liegen blieb. Der Inhalt verteilte sich davor auf dem Boden. Unbemerkt war Frau Krüger hinzugetreten und hatte den Rest der Unterhaltung mitangehört. Sie konnte ja die Reaktion ihres Kommissars verstehen.

    „Herr Gerkhan, bitte! Es hilft keinem, wenn Sie durchdrehen. Am wenigsten ihrer Familie oder Ben!“ Semir drehte sich um und schaute seine Chefin mit einem durchbohrenden Blick an. „Sie haben ja Recht! Ich hätte sie mit Herrn Bonrath rausschicken sollen. … Mein Fehler!“, gestand sie ihm und ihren Mitarbeitern. Sie biss sich auf die und überlegte kurz, ob sie die nächste Frage stellen sollte, um ihn noch ein bisschen runter zu holen. Denn wider Erwarten hatten ihre leisen und gefühlvoll gesprochenen Worte ihren frustrierten Kommissar erreicht.
    „Wie geht es denn ihrer zweiten Tochter Lilly? Und ihren Schwiegereltern? Wie kommen die mit dem Polizeischutz und der Situation klar?“

    Susanne hatte schon innerlich damit gerechnet, dass sein Temperament endgültig mit dem Türken durchgehen würde. Doch zu ihrer großen Verwunderung beruhigte sich Semir recht schnell. Er hielt für einen kurzen Moment inne und schloss seine Augen. Seine Atemluft entwich ihm hörbar zwischen den Lippen. „Lilly geht es gut. Meine Schwiegereltern versuchen die Dramatik der Lage vor ihr zu verbergen. Scheinbar gelingt es ihnen ganz gut. … Ich … habe heute Morgen erst mit Lilly und den beiden telefoniert. Die haben genauso Angst um Andrea und Aida wie ich … Diese Ungewissheit bringt nicht nur meine Schwiegereltern sondern auch mich fast um den Verstand.“

    Verstehend nickte ihm seine Chefin zu und gab ihm durch eine Geste zu verstehen, dass er sich auf Susannes Schreibtisch setzen sollte. Nicht nur die beiden, sondern auch die anderen Kollegen im Büro lauschten den Ausführungen von Frau Krüger. Sie hatte die ersten vielversprechenden Hinweise. Angespannt hörte Semir ihrem Bericht zu. Mit einer fast schon unheimlich ruhig anmutenden Stimme schilderte die Chefin der PAST, was sie zwischenzeitlich erfahren hatte. Der ehemalige Direktor des Jugendgefängnisses hatte sich telefonisch bei ihr gemeldet. Zur Überraschung aller kamen hier die ersten echten Anhaltspunkte zu Nicolas Schneider. Er hatte während seiner Jugendstrafe eine Ausbildung zum Energieelektroniker für Gebäudetechnik gemacht. Laut Aussage seines damaligen Ausbilders war er darin richtig begabt gewesen. Direktor Hassenkamp war der Meinung, dass er einen Job nach seiner Haftentlassung gefunden hätte, zumindest hatte man ihm ein Praktikum in einer Firma vermittelt, die zugesichert hatte, ihn trotz seiner Jugendstrafe nach einer abgeschlossenen Ausbildung zu übernehmen.
    „Ja und? Wie heißt die Firma? Arbeitet er noch dort?“, sprudelten die Fragen förmlich aus Semir heraus.
    „Herr Gerkhan, ich denke, Sie wollen auch noch was tun oder? Die Firma heißt HGS GmbH. Hier ist die Adresse.“ Kim Krüger zwang sich zu einem Lächeln, als sie an Semir einen Notizzettel weiterreichte. „Herr Bonrath wird sie begleiten!“

    Innerlich freute sie sich darüber, dass das Leben in ihrem Kommissar zurückgekehrt. Sie hätte ihn wirklich schon heute Morgen mit Bonrath rausschicken sollen. Ok … ihr Fehler gestand sie sich nochmals ein. Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass es mittlerweile schon nach 13.00 h geworden war.
    Auf dem Weg zurück in ihr Büro hielt Kim Krüger bei Dieter Bonrath kurz an und wisperte ihm zu, „Passen Sie auf ihn auf! Vor allen Dingen, dass er sich nicht zu einer unüberlegten Handlung hin reisen lässt!“

    Im Nirgendwo … im Laufe des Nachmittags ..
    Irgendein Geräusch hatte ihn geweckt. Ben lauschte mit geschlossenen Augen. Da … jetzt … wieder …. das gleichmäßige Prasseln des Regens wurde durch das mehrmalige Betätigen einer Auto Hupe unterbrochen. Eine Autotür wurde zugeschlagen. Ein eisiger Schreck durchfuhr Ben bei der Erkenntnis, die schwarzhaarige Hexe war zurückgekehrt. Jetzt schon! Die wollte doch frühestens morgen wieder da sein. Ein eisiger Klotz breitete sich in seinem Magen aus. Energische Schritte näherten sich dem Schuppen. Die Schuppentür wurde aufgerissen und da standen die Drei. Ohne zu zögern, betrat Gabriela den Schuppen. Ihre beiden Kumpels folgten ihr wortlos und steuerten direkt auf den am bodenliegenden Polizisten zu.

    Andrea schien das drohende Unheil genauso zu spüren wie er. Sie hatte sich mit Aida in die hinterste Ecke des Schuppens zurückgezogen. Schützend stellte sie sich vor ihre Tochter. In Ben zog sich alles zusammen, als er bemerkte, wie die Gangster sich zu ihm runterbückten. Jeder der beiden Männer packte sich einen seiner Oberarme. Gequält stöhnte er auf. Rücksichtslos zerrten sie ihn auf die Beine. Ein Meer aus Schmerzen durchflutete seinen Körper. Er schrie seine ganze Not heraus. Seine Beine konnten sein Gewicht nicht tragen, hätten seine beiden Peiniger ihn nicht mit Gewalt festgehalten, wäre er wieder in sich zusammengesackt und auf den Boden gestürzt. Die Stichwunde am rechten Bein brach wieder auf. Er spürte wie warmes Blut an seinem Bein herunterrann. Sein Blick richtete sich auf die Schwarzhaarige. Ein triumphierendes Grinsen stand in deren Gesicht … und ihre Augen … das war es wieder, dieses irre Leuchten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte keiner der Entführer ein Wort gesprochen.

    „So das war es! Wir brauchen euch nicht mehr! Und mit dir mein kleiner Bulle, habe ich noch was ganz Besonderes vor!“ Eiseskälte schwang in den Worten mit, als sie über Gabrielas Lippen kamen. Die Dunkelhaarige griff hinter sich und zog aus ihrem Holster am Rücken ihre Pistole. Sie entsicherte diese und zielte auf Andrea. Trotz seiner körperlichen Not versuchte sich Ben aus der Umklammerung zu befreien. Irgendwie musste er doch das kommende Aufhalten. Panik breitete sich ihn ihm aus. Schnürte ihn die Luft ab. Aus weit aufgerissenen Augen beobachtete er, was unmittelbar darauf geschah. Ohne mit der Wimper zu zucken, zog Gabriela den Abzug der Waffe durch. Andrea wurde durch die Wucht des Einschlags der Kugel nach hinten an die Schuppenwand und gegen Aida geworfen. Mit einem ungläubigen Blick schaute sie runter auf ihre Brust, in deren Mitte sich unaufhaltsam ein Blutfleck ausbreitete und ihre grüne Jacke durchtränkte. Ganz langsam, wie in Zeitlupentempo gaben ihre Beine nach und sie sank in sich zusammen und fiel auf den Boden. Aidas Stimme überschlug sich im Hintergrund, als sie nach ihrer Mutter rief. „Mamaaaaaaaaaa ….. Mamaaaaaaaaaaa!“ Aufschluchzend fiel das Mädchen auf die Knie, rüttelte an deren Brust ihrer Mutter, doch die regte sich nicht mehr.
    Ben versuchte sich verzweifelt aus dem Klammergriff zu winden und schrie wie von Sinnen die ganze Zeit über nur ein Wort „Neeeiiiiiiin! Neeiiiiin ….!“, als könnte er damit etwas aufhalten. ….. aus vorbei … er schloss die Augen … das Unvorstellbare war geschehen ….

    Sage einfach wow … Die Geschichte hatte alles, was sich ein Leser wünscht ... Spannung ... Emotionen ... unerwartete Wendungen ... einfach nur gelungen. Bin schon gespannt wie es weiter geht und lese Stück für Stück die bisherigen Geschichten über Kevin nach

    Vielen Dank für diese tolle Geschichte Campino :) … und wie du weißt, habe ich mich in diesen Charakter Kevin richtig gehend verliebt ^^:D ….Dieses Trauma über den Tod seiner Schwester verfolgt Kevin irgendwie sein Leben lang … seine Schuldgefühle zerstören ihn … zerstören sein Leben … ja irgendwie kann ich den jungen Mann verstehen, der da auf der Autobahn sitzt und mit den Lastern scheinbar russisches Roulette spielt. =O;(
    Ist schon krass, dass ausgerechnet Ben und Semir ihn dort finden … Gibt es einen neuen Anfang für Kevin, der ja scheinbar alles verloren hat, was ihm im Leben wichtig war
    Es gibt noch so viele andere Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte … Was ist mit Timo? Und Jenny … bleibt sie ihn Hamburg und flieht auch vor ihrer Vergangenheit
    Und klar, eine Frage beschäftigt mich am meisten: Findet Kevin wieder zurück ins Leben

    wie sieht die Zukunft aus?
    War schon interessant die Gedankengänge von Sarah und von Ben zu erfahren
    vor allem was Ben so durch den Kopf geht ... und die Geschichte mit dem Treaser und dem Hund :(
    warum stimmt Ben denn nur der Biopsie zu? Hätte er nicht vorher mit Sarah telefonieren können?
    Oder hat er es gemacht, weil er darin eine Hoffnung auf Heilung setzt
    bring den guten Ben mal langsam auf den Weg der Besserung .. der Ärmste hat genug gelitten

    Auf einmal wurde es ruhig im Schuppen. Gleichmäßige Atemzüge verrieten Andrea, dass beide in einen erlösenden Schlaf gefallen waren. Sie löste sich von der Holzwand und ging zum Strohlager hinüber. Sorgfältig deckte sie die beiden zu. Aida murmelte hin und wieder ein „Ben … Ben!“, während von dem verletzten Polizisten ein Stöhnen zu hören war. Andrea kehrte zurück ans vernagelte Fenster und blickte zwischen den Ritzen der Bretter nach draußen. Ruhe war auf der Waldlichtung eingekehrt. Der Himmel war wolkenverhangen und kleine Regentropfen fielen fast unhörbar zur Erde. Die Geräusche des umliegenden Waldes waren zu hören. Das Rauschen der Bäume, die sich sanft im Wind bewegten, das Knarzen der Äste, das Gezwitscher der Vögel … diese friedlichen Bilder passten überhaupt nicht zu dem Drama, das sich in dem alten Holzschuppen abspielte. Ihre Peiniger hatten sich in das Wohnhaus zurückgezogen und ließen sich nicht blicken.

    Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie mussten hier so schnell wie möglich raus … fliehen … nur wie? Sie begutachtete die Holzbretter vor dem zugenagelten Fenster. Na gut, mit viel Kraftanstrengung könnte sie vielleicht ein oder zwei Bretter locker treten, gerade groß genug um durch zu kriechen. Aber was dann? Sie gab sich keiner Illusion hin. Der Lärm würde die Entführer alarmieren. Sie und Aida könnten es vielleicht schaffen. … Könnten schnell genug in den angrenzenden Wald flüchten. Und Ben? Unwillkürlich lachte sie auf. Niemals würde er in seinem Zustand durch einen Spalt kriechen können, geschweige denn einen Sprint hinlegen können. Sein Oberkörper war übersät mit Hämatomen und Schwellungen … Der Blick, den sie vorhin unter sein T-Shirt werfen konnte, ließ sie das wahre Ausmaß seiner Verletzungen nur erahnen. Das waren nicht nur ein paar blaue Flecken, ein paar schmerzhafte Blutergüsse und Prellungen, wie sie auch Semir schon oft bei den zahlreichen Crashs mit seinem Dienstwagen erlitten hatte. Ben war so schwer verletzt, dass sie Angst um sein Leben hatte. Ihn zurückzulassen bedeutete sein Todesurteil. Nein, das konnte sie ihm nicht antun. Doch was war die Alternative?
    Eingehend studierte sie jede Kleinigkeit im Schuppen, die für einen Fluchtversuch wichtig sein könnte. Die Angst, vor dem was als nächstes kommen würde, schnürte ihr förmlich die Kehle zu. Das Gefühl ersticken zu müssen, machte sich in ihr breit. Ihr Pulsschlag raste und Schweiß brach aus allen Poren. Andrea war in ihrer Verzweiflung kurz davor in Panik zu geraten.
    Wer würde sie hier am Ende der Welt finden? Rechtzeitig retten? Semir?

    Zurück auf der PAST um die Mittagszeit
    Auf Anordnung von Frau Krüger hatte Semir den Vormittag auf der Dienststelle verbracht. Er hatte im Laufe des Vormittags die Berichte der Spurensicherung des LKAs über den Überfall auf der KTU und auf sein Haus mehr als einmal durchgelesen, die Strafakte von Nicolas Schneider studiert, die Stellungnahme des Jugendamtes. Er telefonierte mit der JVA über den Besuch des Anwalts, dem ehemaligen Vermieter der Wohnung, aber nirgendwo ergab sich wirklich ein greifbarer Hinweis, der sie auf die Spur der Verbrecher führte.
    Verzweiflung machte sich in ihm breit. Das Telefon auf dem Schreibtisch blieb stumm genauso wie sein Handy, das neben der Tastatur auf dem Schreibtisch lag. Immer wieder hatte er einen verzweifelten Blick auf das Display geworfen. Innerlich hatte er gehofft, dass die Entführer ihr Versprechen halten würden und sich im Laufe des Vormittags melden würden. Doch je weiter die Zeit voranschritt, desto mehr schwand diese Hoffnung, dass die Verbrecher seine Familie und Ben einfach frei lassen würden. Er stütze seine Ellbogen auf den Schreibtisch und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Seine Nerven lagen blank.
    Susanne war Semirs Reaktion nicht entgangen. Sie war sowieso gerade auf dem Weg zu Semirs Büro. Voller Mitgefühl legte sie ihre Hände auf seine Schultern.
    „Wir werden sie finden Semir!“, sprach sie ihn einfühlsam an. Er nickte wortlos und fuhr sich mit seinen gespreizten Fingern durch seine kurz geschorenen Haare. Stille breitete sich im Büro aus und nur das Atmen der beiden anwesenden Personen war zu hören. Es klang fast wie ein Paukenschlag, als das Handy des Polizisten ein Piepsen von sich gab und das Display aufleuchtete … Sie haben eine neue Nachricht von einem unbekannten Teilnehmer. Voller Hoffnung schauten beide auf die Anzeige, als Semir die SMS öffnete. Vielleicht endlich der ersehnte Treffpunkt, wo er die drei Entführten abholen konnte, der Austausch stattfinden sollte.
    „Neeeiiiiiin! Bitte nicht!“ schrie Susanne vor Entsetzen auf, als sie das Foto auf dem Display betrachtete.
    Es zeigte einen seltsam verkrümmt am bodenliegenden Mann. Die karierte Sweatjacke gehörte eindeutig … Ben. Sie erkannte seine schwarzen Stiefel und seine hellblaue Jeanshose, die am rechten Bein blutdurchtränkt war, wieder. Nur vom Gesicht, da war nicht viel zu erkennen. Vor ihm war eine dunkle Lache. Blut? Neben ihm kniete Aida am Boden, schaute mit verheulten Augen und einem Ausdruck völliger Verzweiflung in die Kamera.
    „Lass es nicht wahr sein, bitte, doch nicht Ben!“ murmelte die Sekretärin vor sich hin.
    Der Türke saß leichenblass neben ihr in seinem Bürostuhl und war zu keiner Reaktion fähig. Seine Hand, in der er das Mobiltelefon hielt, zitterte. Etwas schnürte ihn die Kehle und sein Herzschlag raste. Sein Verstand weigerte sich einfach, den Sinn dieser Botschaft zu begreifen und dann brach es aus ihm heraus: „Nein …. Nein …. Nein!“ Immer und immer wieder brüllte er die Worte lauthals heraus und schüttelte seinen Kopf.

    Frau Krüger, die durch die Entsetzensschreie aufgeschreckt worden war, stand Sekunden später unter der Bürotür. „Zeigen Sie mal bitte her!“, forderte sie Semir beherzt auf, ihr das Handy zu geben. Auch sie schluckte erst einmal als sie das Foto betrachtete und den Text las, der darunter stand.
    „Ruhe in Frieden!“, nuschelte sie mit einer tonlosen Stimme vor sich hin und betrachtete eingehend das Foto, als könnte dies ihr ein Lebenszeichen von Ben Jäger übermitteln. Fast schon beschwörend klangen ihre nächsten Worte. „Solange Ben Jäger nicht als Leiche vor uns liegt, glaube ich diesem Foto nicht. Verdammt noch mal, ich will es nicht glauben. Er lebt noch!“
    Sie setzte eine trotzige Miene auf. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wir kriegen diese Schweine! Koste es was es wolle!“ Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie drückte der Sekretärin das Mobiltelefon in die Hand. „Susanne versuchen Sie alles über die Handy Nummer des Absenders raus zu kriegen. Und ich meine wirklich alles! Haben wir sonst noch einen Hinweis? Hat sich endlich der alte Betreuer von Nicolas Schneider gemeldet? Oder der Gefängnisdirektor?“ Kim warf noch mal einen in die Gesichter ihrer Mitarbeiter. Die letzten 24 Stunden hatten ihre Spuren hinterlassen. „Also Susanne haben wir was? Irgendwas? Einen Anhaltspunkt?“
    So langsam kehrte das Leben in Susanne zurück und sie gewann ihre Fassung wieder. Die Routine der Arbeit half ihr die kritische Situation zu überwinden. Wie gewohnt, begann sie zu berichten. Anfangs war sie sich nicht sicher, ob der Türke ihren Ausführungen überhaupt folgte, der einfach die Videowand seines Büros anstarrte.
    „Deswegen war ich gerade auf dem Weg zu Semir. Der damalige gesetzliche Betreuer, ein Herr Klaus Altenhofer, hat sich gemeldet und uns die letzte ihm bekannte Wohnadresse gegeben. Die Kollegen sind bereits dahin unterwegs. Er hatte das letzte Mal vor drei Jahren mit ihm Kontakt und konnte uns nicht so wirklich weiterhelfen. Er erzählte was davon, dass Herr Schneider eine Frau kennengelernt hat, die ihn wohl wieder auf den Pfad der Tugend zurückführen wollte“, berichtete Susanne weiter. Dabei bediente sie die Videowand und zeigte einige ältere Bilder von Nicolas Schneider, die sie zwischenzeitlich gefunden hatte. Aber eine wirkliche heiße Spur war nicht dabei.

    also ich fühle auch mit Ben ... nachdem was ihm der Techniker erzählt hat, hat er nur noch eine Perspektive vor Augen ... das Ende seines bisherigen Lebens ... der Abschied von den Dingen, die ihm im Leben wichtig sind ... :(:(:(
    dazu Semirs Bericht ... der ihn förmlich den Spiegel vor Augen hält, was "vielleicht" zukünftig nicht mehr geht
    und zur Krönung kriegt er dann einen schönen Stromschlag nach dem anderen
    ich bin mir auch nicht sicher, ob er am kommenden Morgen Semir sehen will
    wie wäre es mal .... mit guten Laborwerten ... die Entzündung geht zurück und so ein wenig Hoffnung
    aber ich befürchte du setzt noch einen drauf

    Gottes Mühlen mahlen langsam aber gerecht .. Wanke hat bekommen, was er verdient hat
    ok ... solch einen Tod wünscht man niemanden
    aber wer weiß, mit all den Tricks und seinem Geld hätte er bestimmt wieder ein Schlupfloch gefunden
    wobei lebenslänglich im Knast hätte ich dem Typen schon gegönnt
    so und jetzt .. bitte lass bei Ben den Weg der Besserung eintreten

    so ein Paragraphenreiter hat Semir gerade noch gefehlt ... boah nicht nur der Türke hegt da ein paar wilde Gedanken ich auch.. . X(X(X(X(
    und Wanke .. ich schließe mich da mal Trauerkloß an .. und hoffe inständig, dass er so einen kleinen Rückfall hat, weil er sich zu früh aus dem Krankenhaus entlassen hat ... das wäre es :thumbup:
    und Ben .. OMG ... der Ärmste tut mir einfach nur Leid ... doch ich weiß, Mitleid hilft ihm nicht
    denn seine Situation ist einfach nur grausam ... regt er sich auf, kriegt er einen Elektro-Schock .. das muss man sich vorstellen
    ansonsten ist er allein .. :(;(;(;(
    seinen Wunsch, die Zeit anzuhalten, die Rad der Zeit zurückzudrehen, kann ich voll verstehen ;(

    „Hilf mir bitte Andrea! Ich … möchte zurück … auf das Strohlager … mich … ein bisschen aufrichten.“ hauchte er mit verzerrter Stimme. Die Wunde am Bein pochte im Takt seines Herzschlags … es sickerte nur noch wenig Blut durch den provisorischen Verband. Der Rest seines geschundenen Körpers protestierte mit Schmerzen ohne Ende gegen die Bewegung, als er mit Andreas Hilfe sich kriechend fortbewegte. Nein … keine Schwäche mehr zeigen, nahm er sich vor, reiß dich zusammen Ben, ohne die Kleine hätte dich die Hexe umgebracht, du schuldest Aida was. Ein Blick in Aidas Augen verriet ihm ihre Angst und den Hoffnungsschimmer, der aufflackerte, als er es tatsächlich schaffte, mit der Unterstützung von Andrea sich an die Schuppenwand anzulehnen. Oh verdammt, tat das weh, als er den Druck der Wand in seinem Rücken spürte. Ein schmerzvolles Aufstöhnen konnte er nicht unterdrücken. Zumindest fiel ihm so das Atmen leichter.

    „Andrea bitte! … Kannst du ein bisschen Stroh … drunter schieben!“, leise flüsternd kamen die Worte aus seinem Mund und deutete mit der Hand an, wo er gerne die Polsterung gehabt hätte. Er schloss seine Augen, damit man nicht erkennen konnte, wie es ihm tatsächlich ging. Ihm war speiübel. Dieser üble Geschmack in seinem Mund! Was half dagegen? Vielleicht trinken?
    „Bringst du mir was zu trinken Aida?“
    Die Augen des Mädchens leuchteten auf, als Ben sie ansprach. Anschließend forderte er sie mit einer schwachen Handbewegung auf, sich auf seine linke Seite zu setzen.
    „Komm her zu mir Prinzessin! Setz dich zu mir!“
    Nachdem der verletzte Polizist ein paar Schluck Wasser getrunken hatte, zwang er sich noch das von Andrea angebotene Stück Brot zu essen. Zwar verspürte er keinen Hunger, allerdings musste er bei Kräften bleiben, sonst hatten sich irgendwelche Fluchtpläne gleich zerschlagen, die in seinem Gehirn umherschwirrten. Im Gegensatz zu ihm aß Aida ihr belegtes Brot mit wesentlich mehr Appetit. Es herrschte Stille im Schuppen, die von den Regentropfen, die auf das Holzdach fielen durchbrochen wurden. Ben versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie schlecht es ihm wirklich ging.

    „Erzählst du mir eine Geschichte Ben? …. Tabaluga?“, fragte das Mädchen und schaute ihn mit einem flehentlichen Blick an. Ben nickte. Sanft nahm er Aida in den Arm. Leise begann er die Geschichte von Tabaluga und der Reise zur Vernunft zu erzählen. Immer wieder legte er Pausen ein. Ben versuchte sich damit von seinen Schmerzen abzulenken und zu seiner Verwunderung stellte er fest, es funktionierte, solange er völlig ruhig dalag.

    Am Ende summte er leise eine Melodie vor sich hin. Es war Aidas Lieblingslied Nessaja aus der Geschichte, das er ihr oft vor dem schlafen gehen vorgesungen hatte. Ganz vorsichtig, immer darauf bedacht Ben keine Schmerzen zuzufügen, seinen Oberkörper nicht zu berühren, kuschelte sich das Mädchen an die Hüfte und den linken Oberschenkel des verletzten Polizisten heran, so als könne sie ihn mit ihrer Anwesenheit beschützen. Er legte seine linke Hand auf ihren Kopf und strich ihr sanft über das Haar.

    Andrea hatte währenddessen wieder an ihren Beobachtungsposten am zugenagelten Fenster Platz genommen und schwieg. Von hier aus betrachte sie die beiden auf dem Strohlager. Ihr Blick begegnete Bens Blick. Der Ausdruck seiner dunklen Augen ließ sie erahnen, welche Höllenqualen er durchlitt. Wenn sie für einen Moment die Augen schloss, tanzten die schrecklichen Bilder des Morgens vor ihren inneren Augen herum. Nie würde Andrea diese brutalen Tritte der Frau vergessen. Diesen irren Glanz in den Augen ihrer Entführerin. Sie hegte keine Zweifel, für sie war die Dunkelhaarige wahnsinnig.
    Ab und an biss sie in das trockene Brot, das sie in ihrer Rechten hielt und kaute appetitlos darauf rum. Sie schaute nach draußen und wandte sich wieder den beiden auf dem Strohlager zu, als der verletzte Polizist leise eine Melodie vor sich hin summte. Nach einigen Minuten begann er den Text von Aidas Lieblingslied zu singen … Sie horchte auf seine Stimme, ob die ihm etwas über seinen Zustand verriet … Oh Gott, wie schaffte er es nur, in dieser Situation noch zu singen … Aida lag ruhig neben ihm und schien eingeschlafen zu sein …

    Aida war ruhig geworden. Ben schaute an seiner Seite runter zu dem schlafenden Kind. Der Ansatz eines Lächelns umspielte seine Lippen bei diesem friedlichen Bild. Er schloss seine Augen … ausruhen, ja er musste ausruhen und neue Kräfte sammeln. In seinen Gedanken reifte ein Fluchtplan heran. … Ja schlafen … das sollte er auch tun … er fing an seinen Lieblingssong der Beatles vor sich hinzusingen … vor sich hinzusummen … irgendwann dämmerte er in einen erlösenden Schlaf hinüber.

    Andrea lauschte ihm fassungslos … die Textzeilen, sie kamen ihr so bekannt vor „When i find myself in times of trouble, Mother Mary comes to me,Speaking words of wisdom, Let it be …“ Jetzt erkannte sie den Song „Let it be“ von den Beatles. Später summte er nur noch die Melodie immer und immer wieder. Warum hat er sich ausgerechnet dieses Lied ausgesucht, fragte sie sich. Es ging ihr durch und durch. Unablässig rann ihr ein Schauer nach dem anderen über den Rücken. Andrea drehte ihr Gesicht weg, schaute nach draußen. Sie konnte sich kaum noch beherrschen und ihre Gefühle im Griff behalten. Lautlos liefen ihr Tränen über die Wangen.

    Lest euch den Abschnitt nochmal durch:


    Glaubt ihr wirklich, Kevin wäre jetzt offener?

    nein .. ich glaube das nicht. Eher das Gegenteil passiert, falls Kevin tatsächlich auf der PAST bleibt
    ... die Mauer wird noch höher und die Maske, die er nach außen zur Schau stellt noch undurchdringlicher ...
    vor allem auch dem Gespräch mit Jenny .. wobei ich ja noch nicht weiß, was da noch geschehen ist bzw. wird.

    ich würde mir auch wünschen, dass Kevin wieder auf die PAST zurückkehren kann
    denn sonst???? Ben würde ihm wahrscheinlich irgendwann wieder vertrauen doch Semir????
    der Teil mit Jenny und Kevin war sehr emotional ....
    und der Anfang vom Ende ihrer Liebe ... ihrer Beziehung :(

    Zurück im Schuppen ...
    Die Stimmen entfernten sich vom Schuppen. Nach kurzer Zeit war das Zuschlagen einer Autotür zu hören. Der Motor wurde gestartet und das Fahrzeug entfernte sich langsam vom Einödhof. Stille kehrte ein und die Geräusche der Natur übernahmen wieder die Oberhand.

    „Ist die böse Frau jetzt weg Mama? Tut sie Ben nicht mehr weh?“ Die Stimme des Mädchens vibrierte vor Angst. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie kniete nach wie vor neben ihrem geliebten Ben, der leise vor sich hin stöhnte und hielt dessen Hand mit ihren kleinen Händen umschlungen. Ihr kleiner Körper spannte sich und sie schaute auffordernd zu ihrer Mutter hoch, die ebenfalls noch unter dem Schock der Ereignisse stand.
    „Mama! … Mama! … Du musst Ben helfen! … Bitte! … Er braucht dich mehr als ich!“ Fast trotzig klangen diese Worte und sie schob die Hand ihrer Mutter zur Seite, die ihr über die Haare strichen. Zu Andreas Überraschung hatte sich ihre Tochter binnen Sekunden beruhigt. Der Tränenstrom versiegte. Die Not ihres Bens machte das dunkelhaarige Mädchen in der Situation stark. Sie knotete ihr kleines Kopftuch auf und hielt es ihrer Mutter hin. „Da, für Ben! Du kannst es doch brauchen Mama?“, noch ein bisschen schniefend aber beherzt kamen diese Worte und lösten auch endlich die Erstarrung von Andrea.
    „Du hast ja Recht! … Entschuldige Aida!“, nuschelte sie vor sich hin. Ihr wurde bewusst, dass immer noch unaufhaltsam der Blutstrom aus der Stichwunde am Bein hervorquoll und die Jeanshose durchtränkte. Mittlerweile hatte sich auch bereits eine kleine Blutlache am Boden gebildet. Sie suchte das Strohlager nach ihrem Halstuch ab. Neben dem verletzten Polizisten kniete sie sich nieder und drehte ihn behutsam auf den Rücken. Fachmännisch versuchte sie mit Hilfe der Tücher eine Art Druckverband anzulegen und hoffte nur, damit die Blutung zu stoppen. Anschließend schob sie sein T-Shirt mit äußerster Vorsicht nach oben. An einigen Stellen klebte es am Oberkörper durch das eingetrocknete Blut. Einige der kleinen Risswunden brachen wieder auf. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie den Atem anhalten, sie förmlich erstarren. Im Gegensatz zum gestrigen Tag, als der Oberkörper durch rote Stellen gezeichnet war, sah er heute am Morgen völlig anders aus. Nicht nur die linke Seite von den kurzen Rippen bis runter zur Flanke des jungen Polizisten war von blutunterlaufenen Stellen, die von dunkelrot bis lila schimmerten übersät. …auch der Rest des Oberkörpers schillerte in allen möglichen Farben. An einigen Stellen waren Schwellungen an der Hautoberfläche zu erkennen, die den Verdacht nahe legten, dass darunter Blutgefäße geplatzt waren und ins Gewebe bluteten. Vorsichtig begann sie ihn abzutasten aber sie war kein Arzt. Wie sollte sie denn erkennen, was gebrochen war? Ihr war nur vollkommen klar, dass Ben schwere innere Verletzungen haben musste. Wie sollte sie ihm denn nur helfen? Als sie bemerkte, wie seine Augenlider zu flattern begannen und er schmerzvoll aufstöhnte, stoppte sie ihre Bemühungen.

    Als Ben wieder zu sich kam, schaffte er es kaum seine Augenlider zu öffnen. Sie fühlten sich an, als würde eine Zentnerlast darauf ruhen. Wie durch einen Schleier nahm er die Umrisse von Andrea wahr, die neben ihm kniete. Und noch etwas nahm er wahr: Schmerz … unendlicher Schmerz, der sich in jeder Faser seines Körpers ausgebreitet hatte. Mit jeder Sekunde, in der sein Bewusstsein mehr und mehr zurückkehrte, verstärkten sich seine Leiden und er begann sich zu verkrampfen. Durch das Rauschen in seinen Ohren vernahm er wie aus weiter Ferne Andreas Stimme.

    „Ben? Ben … alles in Ordnung! Scht … alles gut! Beruhige dich! … Dir passiert nichts mehr! Die sind weg! …Die Schwarzhaarige ist wieder mit dem Auto weggefahren!“ Aus ihren Worten konnte er heraushören, wie sie versuchte ihn und sich zu beruhigen. „Dein Bein ist verbunden … komm lass mich mal sehen, wie ich dir noch helfen kann!“

    Beim letzten Satz begann sie erneut, ihn vorsichtig abzutasten. Jede Berührung von ihr verstärkte seine Qualen. Als sie seine rechte Flanke und den Unterbauch berührte, stöhnte er fürchterlich auf, hielt ihre linke Hand fest und konnte seinen Schmerzensschrei nur mit Mühe und Not noch unterdrücken.

    „Nein, Andrea! … Nein … bitte nicht … nicht mehr anfassen … bitte“, wimmerte er … dabei griff er erneut krampfhaft nach ihrer linken Hand, als ob er durch den Körperkontakt ein Teil seiner Leiden auf sie übertragen könnte. Das Atmen fiel ihm so schwer … er bekam keine Luft in seine Lungen … jeder Atemzug schien seine Brust zu sprengen … er keuchte. Er spürte, wie er schwitzte, sein Gesicht war von einem dünnen Schweißfilm überzogen. Gleichzeitig wurde ihm kalt und er begann zu zittern. Die nächste glühende Welle von Schmerzen überfiel ihn, durchströmte seinen Körper, er biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien, der Geschmack von Blut breitete sich in seinem Mund aus. Er wünschte sich nur noch eines … erneut bewusstlos werden … in eine wohltuende Dunkelheit abtauchen, nichts mehr spüren … von seinen Leiden erlöst werden.

    Aber sein Körper tat ihm nicht den Gefallen. Stattdessen spürte er eine zarte Kinderhand, die ihm tröstend über sein Gesicht strich. Aida … durchfuhr es Ben voll Entsetzen … Aida … oh Gott Aida … seine Gedanken fixierten sich auf seine kleine Prinzessin. Wie musste das alles auf das arme Mädchen gewirkt haben? Ihre Worte kamen ihm wieder in den Sinn, die sie der dunkelhaarigen Frau an den Kopf geworfen hatte. Welche Ängste, die Kleine wohl um ihn ausgestanden hatte?
    Ja, für Aida musste er stark sein. Irgendwie musste er Herr über diese unerträglichen Schmerzen werden … seine Schmerzen überwinden, seine Schwäche überwinden … egal wie. Ben versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Mit geschlossenen Augen lauschte er auf seinen Herzschlag … konzentrierte sich darauf … mehr und mehr gelang es ihm die Schmerzen aus seinem Bewusstsein zu verdrängen … zu ignorieren … Sein Kampf dauerte viele, viele Minuten lang…. Andrea saß ruhig da. Sie hatte zwischenzeitlich seinen Kopf auf ihren Schoss gebettet. Ihren linken Arm hatte er weiter fest umklammert. Er konnte es nicht verhindern, aus den Augenwinkeln rannen ihm Tränen, während er mit sich kämpfte… er verlor jedes Gefühl für Zeit. Ben fühlte wie ihm Aida, die sich neben seinem Kopf hingesetzt hatte, über die Stirn, seine Wangen und den Haaransatz strich. Seine Tränen wischte sie mit einem Taschentuch sachte weg, das sie irgendwo aus den Tiefen ihrer Jackentasche gezogen hatte.

    Der schwerverletzte Polizist war ruhig geworden, Andrea dachte schon, dass er in eine Ohnmacht hinübergedriftet sei, als sie seine schwache Stimme vernahm.