Beiträge von Mikel

    Das hört sich ja alles mal positiv an
    finde es gut, dass der Arzt nichts beschönigt und Ben erklärt, dass auch kleine Fortschritte wichtig sind auf dem Weg zurück zur Selbstständigkeit
    klar, die Aussicht erst einmal im Rollstuhl zu sitzen, gefällt Ben nicht
    aber Hallo ... Hauptsache wieder ein bisschen mobil
    nur diese eine gewisse Sache habe ich im Hinterkopf ;(

    Semir, der all dies beobachtet hatte, stockte der Atem. Fassungslosigkeit legte sich wie eine Kette um seinen Hals … bleischwer … würgte ihn, sein Puls raste in ungeahnte Dimensionen. Er hatte das Gefühl alles drehte sich um ihn herum und ihm wurde schwindlig. Er konnte einfach nicht glauben, was er gerade eben beobachtet hatte.
    Sein Partner, sein Freund, sein Bruder …. Er war vor seinen Augen zum Mörder geworden. Seine Knie gaben nach, im letzten Moment konnte er einen Sturz von der Kiste verhindern und glitt an der Backsteinmauer entlang nach unten. Er stützte sich mit seinen Händen an der Mauer ab. Übelkeit stieg in ihm hoch und der Inhalt seines Magens bahnte sich einen Weg ins Freie. Keuchend setzte er sich erst mal auf die Holzkiste. Zurück blieb in seinem Mund ein übler Geschmack. Tränen des Entsetzens und der Enttäuschung liefen ihm über die Wangen. Sein Körper bebte und zitterte und gleichzeitig brach ihm kalter Schweiß aus. Schwer atmend verharrte er vornübergebeugt in seiner sitzenden Position. Sein Verstand weigerte sich einfach, diese Wahrheit, Ben Jäger ist zu einem kaltblütigen Mörder geworden, zu erfassen. Zu sehr war er in seinen Grundfesten erschüttert worden.
    Der kleine Türke war einfach nicht fähig irgendetwas zu unternehmen. Er war durch den Schock wie gelähmt, Sekunden verrannen und wurden zu endlosen Minuten.
    Aus den Augenwinkeln konnte er gerade noch beobachten, wie der Van wegfuhr. Einige Minuten später durchfuhr der blaue Golf die enge Durchfahrt zum Hinterhof. Semir wusste nicht zu sagen, wie lange es dauerte, bis er zur Besinnung kam, fähig war, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
    Er beschloss als erstes Frau Krüger anzurufen, um ihr zu berichten, was geschehen war. Mit zitternden Fingern fischte er sein Handy aus der Hosentasche und wählte ihre Nummer.
    Seine Chefin schien genauso sprachlos zu sein wie er selbst. Als er mit seinem Bericht geendet hatte, herrschte am Ende der Leitung einfach nur Schweigen.
    Sie räusperte sich. Mit einer merkwürdig klingenden Stimme befahl sie ihrem Kommissar: „Bleiben sie, wo sie sind Gerkan. Unternehmen sie nichts auf eigene Faust! Ich komme mit Hartmut und der Spurensicherung!“
    Semir wollte sich selbst überzeugen, dass der blonde Mann tot war. Noch einmal erklomm er die Kiste und schaute durchs Fenster. Mit Hilfe seiner kleinen Taschenlampe leuchtete er das Innere des Raumes aus. Im Schein des Lichtkegels stellte er fest, dass die Leiche verschwunden war. Nur noch der dunkle Fleck einer Blutlache auf dem staubigen Boden zeugte davon, dass hier ein Mord stattgefunden hatte.

    ****
    Eine Stunde später wimmelte es auf dem Gelände von Einsatzkräften. Das flackernde Blaulicht der Fahrzeuge spiegelte sich an den Wänden des Hinterhofes wieder. Übergroße Scheinwerfer leuchteten den mutmaßlichen Tatort aus. Die Beamten der Spurensicherung in ihren weißen Overalls sicherten unter Hartmuts Leitung die vorhandenen Spuren. Weder Hartmut noch seine Kollegen konnten Aufschlüsse über den Verbleib der Leiche geben. Ben schien sie weggebracht zu haben.

    Der Türke saß auf dem Beifahrersitz eines Streifenwagens. Ein hilfsbereiter Kollege hatte ihm eine Flasche Wasser gegeben. Er starrte einfach vor sich hin. Der Schock saß tief drinnen in Semir. Alles woran er geglaubt hatte, … sein Bruder … sein Freund… seine Prinzipien … seine Werte … waren in einem Augenblick zerstört worden. Es wollte einfach nicht in seinen Kopf hinein, wie konnte man sich so in einem Menschen täuschen. Was war geschehen, dass ein Mensch wie Ben Jäger zu einem eiskalten Killer werden konnte. Er verstand es einfach nicht.

    Selbst Frau Krüger kam ihm merkwürdig ruhig vor. Kreidebleich stand sie neben ihrem Fahrzeug und beobachtete die Szene. Auch sie schien geschockt zu sein, so wie alle anderen anwesenden Kollegen. Kurz bevor alle abrückten kam die Chefin nochmals auf Semir zu. Ihre Schultern hingen nach unten.
    „Verstehen sie das unter abfeiern von Überstunden Herr Gerkan?“ warf sie ihm vorwurfsvoll an den Kopf, „Mir erzählen Sie die ganze Zeit, dass ihre Familie sie braucht! Und dann das hier! Dieser Alleingang! … Ihre Frau hat vor drei Stunden voller Sorge im Büro angerufen! Sie weiß nicht wo sie sind? Sie gehen nicht an ihr Handy! Sie macht sich Sorgen!“ Kim hielt einen Moment inne und schien sich zu sammeln. Sie schürzte ihre Lippen und verschränkte ihre Arme „Gehen Sie nach Hause, machen sie Feierabend. Ich kümmere mich selbst um die weiteren Ermittlungen!“
    Bevor Semir zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hatte sie sich umgedreht und stapfte zu ihrem Dienstwagen. Er beobachtete, wie sie mit ihrem Handy hektisch telefonierte, einstieg und wegfuhr.
    Er beschloss nach Hause zu fahren … zu seiner Familie.
    Auf der Fahrt hämmerten seine Gedanken wie wild auf ihn ein. Sein Kopf schmerzte. Dieses Bild, wie Ben einfach den Abzug seiner Waffe durchzog und die Kugel in das Opfer einschlug, hatte sich förmlich in sein Gehirn eingebrannt. Sein Verstand sagte ihm, es war keine Illusion gewesen sondern die Wahrheit. Er schrie verzweifelt im Auto auf. „Warum Ben? Warum hast du das gemacht? … Warum?“
    Diese Wahrheit, wie sollte er das Andrea beibringen … den Kindern … Aida … plötzlich tanzten die Bilder vom letzten gemeinsamen Abend vor seinen Augen … Ben spielte ausgelassen mit den Kindern im Garten … mit ihrem Onkel Ben … und jetzt aus und vorbei … bei dieser Vorstellung liefen ihm die Tränen über die Wangen.
    Zu Hause erwartete ihn Andrea im Wohnzimmer. Er wankte fast wie in Trance auf seine Frau zu, die ihm entgegen kam.
    „Was ist passiert Semir?“ Er biss sich auf die Lippen und brachte keinen Ton heraus. „Ben?“, wisperte sie. Was er mit einem Kopfnicken beantwortete. Er umfasste ihre Oberarme und drückte sie sanft in Richtung des Sofas. Als sie saßen, umschlang er mit seinen Händen die ihren und begann anfangs stockend, nach Worten ringend, zu erzählen.
    Mit jedem Wort, mit jedem Satz wich die Farbe mehr und mehr aus Andreas Gesicht. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Nein Semir, du musst dich getäuscht haben. … Doch nicht Ben! … Er würde so etwas niemals tun!“ Es klang wie ein gequälter Aufschrei. “ Ihre Augen wurden feucht und Tränen liefen ihr über die Wangen. Semir zog seine Frau zu sich heran und strich ihr über den Rücken. Mit belegter Stimme murmelte er, „Es war Ben. … Ich habe keinen Zweifel daran.“
    „Nein Semir, nein … das kann einfach nicht sein!“, schluchzte sie leise vor sich hin.
    „Ich muss wissen, was mit ihm passiert ist. Ihn finden, koste es, was wollte? … Verstehst du mich mein Schatz?“ gab er genauso gequält zurück.

    hallöchen,
    Erleichterung pur ... Andrea ist nichts passiert, außer vielleicht ein bisschen wackelig auf den Beinen
    und mir geht es wie Alex, frage mich auch gerade, warum sich Andrea und Semir getrennt haben :*:*
    Das Duell Berger gegen Sander ging auch in die nächste Runde - was verbirgt sich nur dahinter :?:
    und zum Schluß ... Alex :D
    :D:D:D:D mehr sage ich nicht
    doch ... ich freue mich auf die Trainingseinheit :):D

    ach so viel Harmonie, das klingt, wie die Ruhe vor dem Sturm :)
    Ben wurde erfolgreich in die Reha-Klinik verlegt
    kann Bens Gedankengänge verstehen, als er den Rollstuhl sieht
    was hat das Schicksal für ihn noch bereit hält

    In letzter Sekunde konnte der Türke sich zusammenreißen, um nicht ganz laut Bens Namen zu rufen. Ja, von einer Sekunde zur anderen war er sich vollkommen sicher, der Mann dort drüben ist Ben. Der kleine Polizist stöhnte gequält auf, als er seinen ehemaligen Partner genauer betrachtete … seine zerschlissene Kleidung … sein Aussehen … Was war nur mit ihm passiert?
    Er unterdrückte erneut den Impuls, einfach über die Straße zu rennen und ihn anzusprechen. Sein Instinkt warnte ihn.

    Das Opfer wurde in einen dunklen Chrysler, einen Familien Van, gedrängt. Ben stieg alleine in seinen dahinter geparkten alten blauen Golf ein. Das Auto sah genauso heruntergekommen aus wie sein Fahrer. Die Scheiben des Vans waren abgedunkelt, so dass man von außen nicht erkennen konnte, was darin geschah.
    Kurz entschlossen verfolgte er mit seinem Wagen den Chrysler. Während der Fahrt rief er Susanne über Funk an und bat sie, unauffällig über das Kennzeichen Informationen zum Halter rauszufinden.
    Die Fahrt führte über die Stadtautobahn in den Kölner Norden und endete in einem verwahrlosten Wohngebiet. Die meisten Wohnhäuser sahen unbewohnt aus. Die Farbe an den Fassaden war abgeblättert oder übergroße Graffiti-Zeichnungen zierten die Häuserwände. Viele Fensterscheiben waren eingeschlagen. Auf den Gehwegen oder vor den Häusern lag überall Schutt und Unrat herum. Die Gegend sah nicht sehr vertrauenserweckend aus. Kein Mensch war zu sehen. Nur hier und da brannte noch vereinzelt eine Straßenlaterne.
    Semir vergrößerte den Abstand zu den verfolgten Fahrzeugen und schaltete vorsichtshalber die Scheinwerfer seines Skodas aus. Er wollte um jeden Preis verhindern, dass die Verfolgten ihn vorzeitig entdeckten. Fast von ihm unbemerkt, bogen die beiden Autos in einem verwilderten Hinterhof ab. Semir sondierte seine Umgebung und überlegte fieberhaft, wo er seinen Skoda unauffällig parken könnte. Langsam ließ er das Auto weiter rollen und entschloss sich, sein Fahrzeug in einer Parallelstraße zum Grundstück abzustellen. Als er die Autotür öffnete schlug ihm der bestialische Gestank von menschlichen Hinterlassenschaften entgegen. Im Schutz der Dunkelheit und des Häuserschattens näherte er sich dem Hinterhof an. Seine Augen hatten sich zwischenzeitlich an die diffusen Lichtverhältnisse gewöhnt. Er drückte seinen Rücken gegen die Backsteinmauer, als er durch die schmale Zufahrt schlich. Seine Dienstwaffe hatte er sicherheitshalber in der Hand. Soweit er erkennen konnte, hatten die Gebäude früher einmal eine Werkstatt oder einen Handwerksbetrieb beheimatet. Überall lagen Schutthaufen herum, zwischen denen das Unkraut wucherte. Kleine mannshohe Bäumchen reckten sich dem Nachthimmel entgegen. Bedächtig setzte er einen Fuß vor den anderen, immer drauf bedacht, keinen Lärm zu verursachen und gleichzeitig misstrauisch seine Umgebung im Visier haltend. Wo waren die nur abgeblieben?
    Im hinteren Teil des Hofes entdeckte er einen schwachen Lichtschein, der aus einer Fensteröffnung fiel. So sehr Semir auch suchte, er konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, wo sich der Eingang zu dem Gebäude, das einer Halle glich, befand. Also blieb ihm nur die Möglichkeit über das Fenster zu erfahren, was im inneren des baufälligen Gebäudes geschah.
    Als er sich näherte, hörte er Stimmen. Unterhalb der Fensteröffnung blieb er stehen und lauschte angespannt. … Ja, das war Bens Stimme … Eindeutig! Es waren Wortfetzen, die zu ihm durchdrangen. Er verstand immer etwas von Geld. Eine ihm unbekannte Männerstimme fragte nach verschwundenem Geld. … Ein Mann wurde geschlagen … sein Stöhnen, seine Schmerzlaute waren deutlich zu hören … Warum unternahm Ben nichts? Es war doch nicht seine Art, zu zuschauen, wenn ein Wehrloser geschlagen wurde.
    Wieder einmal verfluchte der Türke seine Körpergröße. Das Fenster schien unerreichbar hoch zu sein, selbst wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte er mit seinen Fingerspitzen die Fensterbank nicht erreichen. Er suchte in seiner Umgebung nach einem passenden Gegenstand, der die Höhendifferenz ausglich. Zu seinem Glück wurde er bald fündig und er konnte endlich einen Blick ins Innere der Fabrik werfen und beobachten, was sich dort abspielte.
    Von der Decke hing eine Glühbirne herab, die an einem losen Kabel baumelte und mit ihrem kümmerlichen Licht den Raum ausleuchtete. Als er die Situation in vollem Umfang erfasst hatte, stockte ihm der Atem.
    Einer der vier Männer war tatsächlich Ben. Doch wie sah er aus? Blankes Entsetzen machte sich in Semir breit. Die braunen Haare, die sonst wuschelig nach allen Seiten abstanden, waren schulterlang und einfach nach hinten gekämmt. Durch das Haargel wirkten sie noch dunkler, als sie von Natur aus waren. Sein ehemaliger Drei-Tage-Bart war zu einem wuchernden Monster mutiert, das bis zur Brust reichte. Um seine Augen lagen dunkle Ringe und er sah völlig übernächtigt aus. Bei diesem Anblick war auch Semir klar, woher der Name „Der Araber“ kam und wer damit gemeint war. Ben. War das noch der Mann, den er früher einmal gekannt hatte?
    Bei der schummrigen Beleuchtung wirkte alles nur noch unrealer. Ben hielt eine Waffe in der Hand, die er auf einen blonden Mann richtete. Dem stand die Todesangst ins Gesicht geschrieben. Die Spuren der Misshandlung waren unübersehbar. Dessen Körper zitterte … er krümmte sich am Boden liegend vor Schmerzen … die aufgeplatzte Lippe … Blut rann ihm im Mundwinkel herunter.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte das Opfer auf Ben. Seine Augen flehten förmlich um Gnade. Tränen liefen dem Mann über die Wangen. Er winselte leise vor sich hin, bettelte um sein Leben. Doch die Männer, die vor dem Blonden standen, kannten keine Gnade.
    Einer der Männer, scheinbar der Anführer, schaute zu Ben.
    „Jetzt kommt dein Part Ben, du weißt, was du zu tun hast. Hier, kannst auch die Waffe haben, die ist nicht registriert!“
    Ben schüttelte den Kopf.
    „Nein, nein, ich verlasse mich lieber auf meine Pistole!“
    Bens Gesicht war, wie zu einer Maske erstarrt. Ein Augenblick schien es, als zögerte er.
    „Wenn du das machst Ben, gehörst du endgültig zu uns!“ stellte Erik, der hinter ihm stand, fest.
    Ein Ruck ging durch Bens Körper. Er wandte sich zu dem blonden Mann zu, hob seine Waffe und drückte ab.

    es könnte alls so schön sein :)
    Ben ist auf Normalstation, soll in die Reha in der Nähe von Köln verlegt werden :)
    die Übungen des Physio zeigen Wirkung und so langsam kehrt das Gefühl in seinen Beinen zurück ^^
    sehr schöne und emotionale Ansprache, die Ben für Sarah und Semir hatte
    alles sieht so positiv aus, wenn da nicht diese erneute Todesdrohung durch die Scheichs geben würde :(:(:(
    gönne doch dem armen Ben ein bisschen Frieden und heile Welt mit seinen Kindern

    Hallöchen,
    kann voll nachvollziehen, das Caro richtig stinikig auf Alex ist :(X(X(X(
    Vertrauen, ist eine wichtige Grundlage in einer Beziehung
    aber irgendetwas scheint ja der gute Alex schon bei ihr ausgelöst zu haben, wenn man Tammy glauben darf
    und der SEK Einsatz - gut beschrieben
    nur der Schluss X( wer liegt da bitte verletzt am Boden
    doch nicht Andrea?

    Guten Abend Susan,
    habe mich gefreut, als ich gesehen habe das du zurück bist :)
    da hat Ben aber mal zur Abwechslung Glück gehabt
    eine Physio ... mit heilenden Händen ... die können wahrhaftig kleine Wunder bewirken
    nicht nur Ben ... auch mir ist der Typ sympathisch
    okay ... und zu dem A.... von Psychiater sag ich mal nichts ... das Wichtigste hat er der Kerl ja gemacht
    gesagt, dass Ben nicht mehr selbstmordgefährdet ist

    und zum anderen Kapitel ...
    der Arzt sagt Ben mal klar die Meinung ...sehr gut ...
    und der Physio ... ist wirklich ein kleiner Zauberer
    den sollte mal Ben einpacken und mit zur Reha nehmen
    es geht bergauf .. hört sich gut an ... ich hoffe nur, du hast dir nicht noch was fieses ausgedacht
    denn Ben hat noch einen harten und steinigen Weg vor sich

    Hallo Valentina,
    ich habe es tatsächlich geschafft, mal die ganzen Kapitel nachzulesen ... :)
    ich mag deine Art zu schreiben ... vor allem deinen Humor ^^^^^^
    allein schon die Namen der Orchideen :thumbup: ... die origenellen Dialoge ... :thumbup:
    es sind diese Kleinigkeiten, die dazu führen, dass man beim Lesen ein Grinsen im Gesicht hat, das recht schnell durch die Dramatik, mit der du die Geschichte gespickt hast verschwindet
    der Unfall .. die Falle
    und ohhhh... unser Herr Staatsanwalt Sander spielt auch eine Rolle =O
    Caro und er haben vermutlich eine gemeinsame Vergangenheit
    und ja ich gebe Tammy recht ... vertrauen ist alles ... vielleicht hätte der gute Alex einfach ein bisschen mehr mit seiner Hexe reden sollen
    aber die kriegen das doch wieder hin ... oder =O:)

    Mit müden Schritten stieg Semir die Treppe hinunter in die Küche und hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Wange. „Morgen Schatz!“, murmelte er.
    „Ist gestern wieder spät geworden!“, gab seine Frau als Antwort zurück und drückte ihm eine Tasse mit dampfenden Kaffee in die Hand.
    „Ja! Es ist wie verhext. Man könnte meinen, Ben ist wie vom Erdboden verschluckt.“ Semir lehnte sich an die Anrichte in der Küche, schlürfte von dem heißen Getränk und beobachtete seine Frau, wie sie das Frühstück für Aida und Lilly vorbereitete. Die beiden Mädels waren noch im Badezimmer. Ihr Geplapper und Gekicher drang bis in die Küche. Es versetzte Semir einen kleinen Stich ins Herz, als er daran dachte, wie wenig Zeit er mit seinen Töchtern momentan verbrachte.
    Eine halbe Stunde später saß er in seinem Dienstwagen und befand sich auf der Fahrt zur Dienststelle. Während der Fahrt schwirrten ihm tausend Dinge durch den Kopf. Die Blätter der Bäume färbten sich bunt. Der Herbst hatte mit feuchtem Schmuddelwetter und ersten Nachtfrösten Einzug gehalten. Der Wandel der Jahreszeit war wie ein Spiegelbild für die Zeit, die verstrichen war, seit sein Freund verschollen war. Er vermisste Ben, seinen Humor, seine Sprüche, sein herzliches Lachen, es war als hätte man ein Stück aus seiner Seele herausgebrochen. Diese Wunde wollte einfach nicht heilen.
    Selbst sein letzter Funken Hoffnung, seinen Freund und ehemaligen Kollegen zu finden, erlosch kläglich. Aladin hatte ihm Hinweise geliefert, dass dieser sogenannte „Araber“ sich in Köln Porz aufhalten würde. Daraufhin hatte der Türke seine Suche auf diesen Stadtteil verlagert. Wie besessen hatte er systematisch alle kleinen Glücksspielhöllen, Sky-Kneipen und sonstigen Kneipen, die es in der beschriebenen Gegend gab, abgeklappert. Hatte er dem Personal ein Foto von Ben gezeigt, hatte er ein Schütteln des Kopfes geerntet. Hatte er ihnen Fragen wegen dieses Phantomwesen „den Araber“ gestellt, hatten sich alle in Schweigen gehüllt. Mehr als einem Kneipenbesitzer war die Angst ins Gesicht geschrieben gestanden. Heute Nachmittag wollte er sich den letzten verbliebenen Straßenzug vornehmen. Vielleicht würde er es schaffen, dass ihm die Krüger erlaubte, einige Überstunden abzufeiern. Kaum hatte er die Dienststelle betreten, wurde er von Frau Krüger in ihr Büro gebeten.
    „Guten Morgen Herr Gerkan, setzen sie sich doch bitte. Ich muss dringend etwas mit ihnen besprechen!“
    Semir blickte in das Gesicht seiner Chefin. Ihm entgingen nicht die dunklen Ringe unter ihren Augen. Seit Bens Entlassung glich ihr Gesicht einer eisernen Maske. Undurchdringlich … undurchsichtig … wie um Jahre gealtert. Auch wenn sie es niemals zugeben würde, schien die Entlassung von Ben aus dem Polizeidienst auch bei ihr Spuren hinterlassen zu haben. Sie räusperte sich und begann vor dem Türken drei Akten aufzulegen.
    „Unsere Vorgesetzten sind der Meinung, es wird langsam Zeit, dass sie wieder einen neuen Partner bekommen. Hier sind mögliche Kandidaten.“ Sie deutete dabei auf die Personalakten, die zwischen ihr und dem Kommissar auf dem Schreibtisch lagen. Ihre Stimme klang merkwürdig tonlos und ihr Gesicht verlor auch noch den letzten Hauch von Farbe. Der Pulsschlag von Semir beschleunigte sich bei dieser Aussage.
    Er schnappte erst einmal nach Luft und polterte los.
    „Das ist doch nicht ihr Ernst Frau Krüger!“ Er merkte, wie ihn das Blut vor Zorn ins Gesicht schoss.
    „Doch Gerkan! Bei allem Verständnis … und glauben sie mir, ich verstehe sie wirklich besser, als sie denken.“ Sie biss sich auf die Lippen bevor sie mit Ausführungen fortfuhr. „Jedoch haben das weder sie, noch ich zu entscheiden. Ben Jäger ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden. Auf dieser Dienststelle ist eine Planstelle für einen Hauptkommissar frei. Nennen sie mir einen triftigen Grund für unsere vorgesetzte Behörde, warum ich sie alleine weiter Dienst schieben lassen soll! Das müssen sie doch verstehen!“
    „Nein! … Nein! … und nochmals nein!“, gab er wütend zurück. Er hatte sich zwischenzeitlich von seinem Stuhl erhoben und hämmerte bei jedem „Nein“ mit der Faust auf die Schreibtischplatte. „Das können sie nicht machen! … Das könnte ihr mit mir nicht machen. Niemand kann Ben ersetzen! … Niemand!“
    „Ich kann es nicht ändern!“
    Der Schock saß tief bei Semir. Hatte diese Entscheidung seiner Vorgesetzten doch so etwas Endgültiges. Seine Stimme bekam einen merkwürdigen Klang. „Was bilden sie die da oben ein Frau Krüger? Ich lege in meinem Kopf einfach einen Schalter um und mein Partner Ben Jäger gehört der Vergangenheit an?“ Unwillig schüttelt er den Kopf.
    „Selbst wenn sie sich wie ein trotziges Kind dagegen auflehnen, sie werden es nicht ändern können Gerkan!“, versuchte Kim ihn zu überzeugen. „Jäger wurde durch sein eigenes Verschulden aus dem Polizeidienst entlassen. Was bei dem schwebenden Strafverfahren heraus kommt, ob Herr Jäger eine Bewährungsstrafe bekommt oder gar ins Gefängnis muss … ich kann es nicht voraussagen!“
    Mit hängenden Schultern stand Semir da und begann zu resignieren. Er wusste, so sehr er sich auch gegen einen neuen Partner wehrte, er würde einen bekommen.
    „Krieg ich den Rest des Tages frei? … Überstunden abbauen? Ich brauche dringend eine Luftveränderung und ein bisschen Zeit für meine Familie!“
    Kim Krüger nickte zustimmend und der Türke verließ fast schon fluchtartig ihr Büro und die Dienststelle. Draußen stieg er in seinem aktuellen Dienstwagen, einen silbernen Skoda und brauste mit Vollgas vom Hof an das andere Ende von Köln.
    Semir war bei seinem letzten Ziel bei seiner Suche angelangt. In einer kleinen Bäckerei trank er einen Kaffee und beobachtete von dem Stehtisch aus das Treiben auf den Gehwegen und der Straße. Gegenüber in dem heruntergekommenen Gebäude befand sich eine Kneipe, die er zuletzt aufgesucht hatte. Wie all die Tage zuvor, erhielt er auf seine Fragen keine Antworten. In dem überfüllten Raum hatten sich grölende Fußballanhänger auf dem überdimensionierten Flat Screen ein Bundesligaspiel des 1. FC Köln angeschaut. Da die Kölner Mannschaft bereits mit drei Toren führte, war die Stimmung ausgelassen. Die Fußballfans luden Semir zum Mitfeiern ein, doch dem war nach den Ereignissen des heutigen Morgen und der vergangenen Wochen überhaupt nicht danach. Fluchtartig hatte er die Kneipe verlassen.
    Nun stand er in der kleinen Bäckerei, vor ihm auf dem Stehtisch stand eine Tasse Espresso. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Nur am Rande nahm er durch den anschwellenden Geräuschpegel wahr, dass die Fußballfans die Kneipe verlassen hatten und singend und feiernd die Straße entlang zogen. Die Zeit ließ sich einfach nicht anhalten. Gerade diese feiernden Fans machten ihm klar, das Leben dort draußen ging weiter. Wie sollte er denn jemanden finden, der nicht gefunden werden wollte? Wie? Mit einem Aufseufzen beschloss er für sich, aus und vorbei! Vielleicht hatte seine Chefin heute Morgen Recht gehabt, es wäre es wohl an der Zeit die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Schon allein bei diesem Gedanken blutete seine Seele, blutete sein Herz.
    Mit müden Schritten verließ Semir die Bäckerei und schlurfte zu seinen geparkten Skoda. Gewohnheitsgemäß sondierte er seine Umgebung, bevor er einstieg. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren die grölenden Fußballfans verschwunden. Es dämmerte schon, der Tag ging langsam zur Neige. Etwas erregte dennoch seine Aufmerksamkeit.
    Vier Männer, die ihre Gesichter durch Kapuzenpullover oder Baseball-Caps verbargen, hielten einen schmächtigen, blonden Mann fest. Gemeinsam verließen sie ein heruntergekommenes Backsteinhaus, in dessen Erdgeschoss die Sky-Kneipe untergebracht war.
    Semir konnte klar erkennen, dass der Blonde nicht freiwillig mitkam, er versuchte sich immer wieder dem Klammergriff seines Bedrängers zu entziehen. Sein Blick fiel auf den offensichtlichen Täter, dessen Kapuzenshirt das Gesicht verbarg. Nur der dichte, dunkle Vollbart war erkennbar. Sein Atem stockte … die Person, die Statur … die Art sich zu bewegen, sie kam ihm so vertraut vor … Ben?

    Hallo Susan,
    sorry … ging einfach zeitlich nicht, deshalb heute ein Feedback für mehrere Kapitel … :)
    Muss erst einmal meine Gedanken dazu sortieren, als ich alles nachgelesen hatte.
    OMG … was war das für ein Wechselbad der Gefühle sind diese Kapitel meine Liebe ^^;(;(
    Ben erwacht … reagiert gut … und nicht nur Sarah und Semir scheinen beruhigt, sondern auch ich. Zumindest erkennt Ben wie er gerettet wurde und was er mit seinem Selbstmordversuch angerichtet hat
    Und was machst du? Du setzt wieder eine Komplikation oben drauf … und was für eine gleich!!!!! ;(=O
    Einen Status epilepticus vom Feinsten – was für eine Höllensituation für Sarah
    Wie konntest du nur??? Hat die Ärmste denn noch nicht genug mitgemacht??? Kein Wunder dass sie zusammenbricht
    Aber gut, Diazepam wirkt schnell und die darauf folgenden Untersuchungen beruhigen erst einmal. Tief durchatmen. Denn ein Anfallsleiden kann Ben wirklich nicht noch zusätzlich gebrauchen. Die meisten Leute sind ja vom Anblick einer krampfenden Person entsetzt, nur was der alles so im Gehirn anrichten kann, ahnen die wenigsten.
    Aber das nächste Erwachen von Ben … Erleichterung sieht ja alles gut aus … sogar Ben hat die Selbsterkenntnis, was er Sarah angetan hat schön zu lesen, dass er leben will.
    Zum letzten Kapitel … Aufatmen .. nicht nur bei Semir und Sarah … die Kanüle wird entfernt … Ben kann tatsächlich ein paar Worte krächzen … hört sich ja alles positiv an.
    Nur ich traue dir nicht! … Sarah und Ben haben genug gelitten! Hörst du! Die Kinder wollen ihre Eltern zurück und Bens Weg wird noch schwierig und steinig werden. Lass es bitte weiter aufwärts gehen.

    Es war eine lange Nacht gewesen. Auf dem Heimweg hatte Ben sich in einem Coffeeshop noch ein paar Croissants und einen Kaffee mitgenommen, die auf dem kleinen Tisch in seinem Zimmer auf ihn warteten. Die kleine Pension, in der er wohnte, lag auf halben Weg zwischen Köln und Düsseldorf in einer kleinen Ortschaft namens Burscheid. Das Zimmer war spartanisch eingerichtet, aber es war sauber.
    Der Dunkelhaarige stieg aus der Dusche und schlang sich ein Badetuch um die Hüften und trocknete sich mit einem weiteren Handtuch ab. Mit seinen gespreizten Fingern fuhr er sich durch seine feuchten Haare und betrachtete sich in dem halbblinden Spiegel. Die dunklen Strähnen waren mittlerweile definitiv zu lange, um sie zu wuscheln. Minutenlang starrte er sein Spiegelbild an. Das war er nicht selbst. Er kam sich selbst seltsam fremd vor und überlegte, ob er seinen Bart, der ihm bis zur Brust reichte, etwas kürzen sollte.
    Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen trübsinnigen Gedanken. Mit müden Schritten tapste er zurück ins Zimmer und nahm das Gespräch an.
    „Ja!“, meldete er sich. Auf dem Display war Eriks Name gestanden.
    „Ich bin es!“, bekam er zu Antwort. „Wir haben ein Problem. Du musst sofort kommen!“
    „Fuck!“, entfuhr es ihm mürrisch. „Muss das sein? Ich bin müde und will einfach nur pennen!“
    „Tut mir leid mein Freund! Nicht am Telefon!“ Damit beendete Erik Hauser das Gespräch und machte Ben damit klar, dass er keinen Widerspruch duldete.

    Notgedrungen schlüpfte der Dunkelhaarige wieder in seine Jeans und streifte ein blaues Kapuzenshirt über. Nebenbei trank er schluckweise seinen Kaffee und vertilgte ein Croissant nach dem anderen. Anschließend machte er sich mit seinem alten Golf auf dem Weg zu der kleinen Kneipe in der Kölner Innenstadt, in deren Obergeschoss sich die Schaltzentrale von Eriks Organisation befand.
    Ben hatte so einen leisen Verdacht, was der Grund für Eriks alarmierenden Anruf gewesen sein könnte. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte Ben im Auftrag des sizilianischen Mafiaclans Schutzgelder einkassiert. Für die Zahlungsfreudigkeit der Kunden hatten zwei Muskelprotze gesorgt, die ihn begleitet hatten.
    Nach ungefähr vierzig Minuten Fahrzeit erreichte er sein Ziel in Köln. Der dunkelhaarige Ex-Polizist war hundemüde und wollte nur noch schlafen. Entsprechend übellaunig war er, als er durch den Seiteneingang das äußerlich heruntergekommene Gebäude betrat. Im ersten Stock und auch darüber, wo Erik wohnte, war alles auf dem neuesten Stand der Technik und modern eingerichtet.

    „Was gibt es?“ brummte er seinen neuen Freund gereizt an, der hinter seinem Schreibtisch saß und die Füße auf der Schreibtischplatte abgelegt hatte. „Ich wollte pennen! Du sagtest, ich habe bis morgen früh frei!“ Müde fuhr Ben sich über die Augen. Bei Eriks nächsten Satz war er auf einem Schlag hellwach. Das Adrenalin schoss ihm durch die Adern und sein Herzschlag beschleunigte sich.
    „Andrea, die rechte Hand des Sizilianers, ist vor einer Stunde dagewesen.“ Erik schürzte die Lippen und atmete deutlich hörbar aus, bevor er weiter sprach. „Die Abrechnung der vergangenen Woche stimmt nicht! Es fehlen fünftausend Euro!“
    Unterschlagung war ein harter Vorwurf. Die Mafiosi verstanden keinen Spaß, wenn sie sich über den Tisch gezogen fühlten. Im schlimmsten Fall könnte so etwas für Ben, als der verantwortliche Kassierer, sein Todesurteil bedeuten.
    „Zeig her!“ forderte Ben sein gegenüber auf, ihm die Unterlagen zu überreichen. „Ich habe diesmal extra alles selbst kassiert und Buch darüber geführt!“
    Aus seiner Hosentasche zog er ein kleines Notizbüchlein hervor, blätterte darin rum und ging die Liste Position für Position durch. Ben war völlig vertieft in seine Tätigkeit, drehte den Laptop zu sich herüber und verglich weiter Zahlen. Die Tastatur klapperte. Ein ums andere Mal zischte es zwischen seinen Lippen wütend. Ärgerlich runzelte sich seine Stirn und die Adern schwollen ihn an.
    „Fuck! Fuck …Diese miese kleine Drecksau!“ entfuhr es dem Dunkelhaarigen bitterböse, „ich glaube es nicht.“ Er blickte von seinem Laptop hoch in Eriks Gesicht, der ihn die komplette Zeit über interessiert beobachtet hatte. „Dieser kleine Spießer von einem Buchhalter hat uns alle die ganze Zeit verarscht.“
    Erik stand auf und umrundete den Schreibtisch. Aufmerksam schaute er auf die Namensliste und die vielen Zahlenkolonnen dahinter, die auf dem Bildschirm angezeigt wurden. Ben hatte einige Namen und Zahlen mit unterschiedlichen Farben hervorgehoben.
    „Dieser Svensson schafft systematisch kleine Geldbeträge zur Seite. Der Typ ist frech und durchtrieben. Der lässt es so aussehen, als wären wir es gewesen. … Da überzeuge dich selbst!“ forderte er seinen Kumpel auf, sich neben ihn zu hinzusetzen und die Tabellen und Zahlen zu begutachten und zu vergleichen. Er klickte dabei mit der Maus auf dem Bildschirm herum.
    „Das sind nur die Schutzgeldeinnahmen der letzten Wochen, die ich mit kassiert habe. Da … das sind die Einnahmen laut meinen Aufzeichnungen … das sind die Einnahmen von Calderones Buchhalter … alles klar!“
    „Dafür hast du dir einen Extra-Bonus verdient Ben!“ Anerkennend klopfte Erik dem Ex-Polizisten auf die Schulter.
    Die Beweislage war eindeutig. Ben speicherte die Daten auf einem USB Stick und steckte ihn in seine Hosentasche.
    Währenddessen war Erik aufgestanden und blickte in Gedanken versunken zum Fenster hinaus auf die Straße. Dann ging ein Ruck durch dessen Körper. Er fischte sein Handy aus der Hosentasche und wanderte unruhig durch das Büro.
    Ben schenkte sich in ein Glas zwei Finger hoch Whiskey ein, die auf dem Schreibtisch bereit standen und trank es in einem Zug leer. Den missbilligenden Blick von Erik ignorierte er einfach und genehmigte sich noch einen weiteren Drink. Anschließend lümmelte er sich auf das gemütliche Sofa in Eriks Büro und lauschte interessiert den teilweise hektisch geführten Telefongesprächen seines Freundes.
    Das Kartell hatte seinerseits den Buchhalter seit längerem in Verdacht gehabt, Gelder zu unterschlagen und Eriks Bande hatte die notwendigen Beweise geliefert. Der Sizilianer beauftragte Erik aus dem Buchhalter ein Geständnis heraus zu pressen und die Information über den Verbleib des unterschlagenen Geldes in Erfahrung bringen. Danach sollte der Typ spurlos verschwinden.
    Rico und Timo Falkner, zwei Brüder, die ebenfalls zu Eriks Organisation gehörten, wurden beauftragt den Buchhalter abzuholen und hierher zu Eriks Hauptquartier zu bringen. Neben Erik sollte auch Ben bei der Befragung dabei sein.
    Mit geschlossenen Augen lag Ben da. Für einen Ausstehenden sah es so aus, als würde er schlafen. Doch das täuschte. Hinter seiner Stirn arbeitete es fieberhaft. Ihm war vollkommen klar, welcher Teil bei der Beseitigung des Buchhalters ihm zu fallen würde. In den vergangenen Wochen musste er mehr als einmal handgreiflich werden, um seine Position innerhalb der Organisation zu festigen. Die eine oder andere blutige Schramme, die er bei diesen Kämpfen davongetragen hatte, zierte als Narbe seinen Körper. Es galt das Gesetz der Straße: Nur der Stärkere überlebt, der Schwache geht unter. Wenn er kneifen würde, würde es ebenfalls sein Todesurteil bedeuten.

    das erste Erwachen von Ben war erst einmal Erleichterung pur ... das liest sich mal grundsätzlich positiv ...
    auch wenn er voll unter Panik steht .. Hoffnung, dass alles für ihn gut ausgegangen ist und das Gehirn keinen bleibenden Schaden erlitten hat
    Semir wieder einmal der Retter :)
    und Sarah ... oh Gott, die Ärmste tut einem einfach nur Leid ;(;(
    Drama pur ..

    Die Stunden des Wartens sind wohl das Schlimmste für Semir und Sarah
    na gut .. Semir wird ein bisschen abgelenkt ... :)
    nur die Ungewissheit bleibt ... :(:( da kann jede Stunde zur Unendlichkeit werden
    hat mir gefallen, wie du das beschrieben hast
    und der Schluss ... :) Reaktion von Ben ...
    nur .... ich will wissen, wie es ihm geht .. ob er Schäden davon getragen hat

    Semir war sprichwörtlich am Ende. Er fühlte sich leer, müde und ausgebrannt. Die mitleidigen Blicke seiner Kollegen auf der Dienststelle gaben ihm den Rest. Die Krüger fasste ihn mit Samthandschuhen an, obwohl er vor zwei Tagen seinen Dienstwagen bei einer wilden Verfolgungsjagd zu Schrott gefahren hatte. Er wusste einfach nicht mehr weiter. Wo sollte er noch im Kölner Nachtleben nach Ben suchen? Selbst Andrea hatte ihn angefleht seine Suche endgültig aufzugeben, als sich einer seiner alten türkischen Freunde aus seiner Jugendzeit bei ihm meldete. Aladin Celik, so hieß Semirs Freund aus alten Tagen, bat um ein Treffen, indem der Kommissar den ersten wirklichen Hinweis erhielt.

    Die beiden alten Freunde trafen sich nach Dienstschluss in der kleinen Kneipe „Sahara Bar“ in der Kölner Innenstadt. Aladin Celik, dessen Lockenpracht mittlerweile grau meliert war, war ein hagerer Typ und einige Jahre älter als Semir. Nervös schlürfte er von seinem türkischen Kaffee und zog an seiner Zigarette.
    „Also komme zur Sache Aladin, ich habe nicht ewig Zeit. Was hast du für mich?“, bedrängte der Türke seinen Freund. Er fischte dabei sein Handy aus der Hosentasche und suchte nach einem Foto von Ben. „Das hier ist Ben Jäger. Ich vermute, dass er in irgendwelchen Kneipen abhängt, in denen gezockt wird.“
    „Na … also!“, druckste er rum und strich sich zum wiederholten Male nervös über das Kinn. „Ich muss ja auch von was leben. Sieben Mäuler haben viel Hunger.“ Dabei legte er seine geöffnete Hand auf den Tisch.
    Semir nickte verstehend und drückte seinem Informanten einen Fünfziger in die Hand. „Wenn die Information was bringt, lege ich noch einen drauf!“

    Sichernd blickte sich Aladin Celik um, ob sich auch wirklich niemand in ihrer Nähe aufhielt und dem Gespräch lauschen konnte. Er beugte sich etwas über den Tisch und berichtete in einem flüsternden Ton von einer Bande, die die „Contraente“ genannt wurden. In deren Reihen sei ein neues Mitglied aufgetaucht, der wegen seiner Kompromisslosigkeit bereits in der Unterwelt gefürchtet wurde. Dem Aussehen und der Beschreibung nach könnte dieser Mann eine gewisse Ähnlichkeit mit Ben Jäger haben.

    Mit diesen Aussagen gab sich Semir nicht zufrieden. Er blieb hartnäckig und trieb seinen Freund aus früheren Tagen mit seinen Fragen in die Enge. „Wo finde ich die? Wie heißt der Kerl? Was weißt du über diese Gruppe?“
    In seinem Gegenüber flackerte die Angst in den Augen auf. Seine Stimme vibrierte vor Erregung. „Semir! … Semir! … Mit den Kerlen ist nicht zu spaßen. Nimm dich in Acht!“ Seine Hände, die auf dem Tisch lagen, zitterten. „Die „Contraente“ arbeiten für den Sizilianer. Es wird gemunkelt, nur mit den richtigen Verbindungen kommst du an die ran. Gegen Zahlung des passenden Geldbetrages erledigen die Dienstleistungen aller Art…. Den Namen von dem Kerl kennt keiner. Wegen seines Aussehens nennt man ihn nur den Araber! Und da wo der verkehrt, fragt man nicht nach Namen!“

    So sehr der Türke bei seinem älteren Freund auch nach bohrte, mehr Informationen bekam er nicht aus ihm heraus. Er schob ihm noch einen weiteren Geldschein über den Tisch, den dieser einsteckte, aufstand und wortlos verschwand.

    Daraufhin begann sich Semir in den Reihen seiner Kollegen, die gegen die organisierte Kriminalität ermittelten, umzuhören. Bei den Ermittlungsbehörden wusste keiner so recht, wer hinter dieser mysteriösen Bande steckte und mit wem die zusammen arbeiteten. Zumindest über den Clan des Sizilianers erfuhr er, dass deren Wirkungskreis sich nicht nur auf Köln beschränkte, sondern auch im Rotlichtmilieu des Großraum Düsseldorf lag.
    Es stachelte den Ehrgeiz des Türken, Ben zu finden, aufs Neue an. In ihm schwelte diese unterschwellige Angst, dass sein Freund wegen seiner Spielsucht endgültig auf die andere Seite des Gesetzes geriet oder bereits geraten war.
    Nachdem er ein mögliches Ziel vor Augen hatte, fing er an, ihn systematisch in den einschlägigen Kneipen, Bordellen und Glücksspielhöllen zu suchen, die dem sizilianischem Clan von Seiten seiner Kollegen zugeordnet wurden. In diesem Milieu war er teilweise am Rande der menschlichen Gesellschaft angelangt. Drogenhandel, Prostitution, illegales Glücksspiel und Schutzgelder, alles womit sich Geld verdienen ließ, gehörten hier zur Tagesordnung.
    Um mehr Zeit zum Suchen zu haben, nahm er sich die Nachmittage frei und fuhr abwechselnd in die Kölner und Düsseldorfer Innenstadt. Planmäßig besuchte er eine Kneipe nach der anderen und fragte nach Ben. … Nichts … Keine Spur…. Kein Hinweis … Nur Schweigen und Misstrauen begegneten ihm.

    Das Warten ist das Schlimmste ... auch für Semir und Sarah
    sie können einfach nur für Ben da sein und doch nicht helfen
    sehr einfühlsam vom Krankenhauspersonal, dass sie sich auch um Sarah und Semir sorgen und kümmern
    und Ben ... ich sag nichts mehr und schließ mich dem Arzt an
    vielleicht hilft ja noch beten, dass er alles gut überstanden hat. ;(

    Humor ist, wenn man trotzdem lacht
    und ja ... ich verstehe, dass bei allen menschlichen Tragödien so ein kleiner Schuss Humor, das Ganze erträglich macht
    fand die Szene sehr realitätsnah geschilldert
    aber dennoch ... sitze ich hier und wünsche mir, du hättest noch einige Kapitel mehr hochgeladen, damit ich weiß, was mit Ben ist
    denn die Prognose des Arztes hört sich nicht gut an :(;(

    Voller Bestürzung hatte der Türke Susannes Worten gelauscht. Als sie mit ihren Ausführungen geendet hatte, herrschte eine bedrückende Stille im Raum. Er hatte seine Ellbogen auf die Schreibtischplatte abgestützt und sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Ihm war kalt, einfach nur kalt. Die Gänsehaut rann ihm über den Körper. Gleichzeitig zog sich sein Magen zu einem Klumpen zusammen. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
    Semir war fest entschlossen, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Er musste sich selbst davon überzeugen, dass die Beweise und die Taten, die man Ben zur Last legte, nicht gefälscht waren. Vielleicht hatte ihn jemand reingelegt oder erpresst, der sich an ihm rächen wollte. Er räusperte sich mehrmals und trotzdem klang seine Stimme merkwürdig heißer. „Kannst du mir alle deine Unterlagen überlassen Susanne?“ Er hob den Kopf blickte in das bleiche Gesicht seiner Kollegin. Darin las er die gleiche Verzweiflung und Enttäuschung, die er empfand. „Und, lass mich einfach alleine!“

    Susanne erhob sich und drückte Semir den Aktendeckel ohne Aktenzeichen und Namen in die Hand. „Darin befinden sich meine kompletten Notizen!“ Wortlos verließ sie das Büro und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Aufgewühlt ließ sie sich hinter ihrem Schreibtisch nieder.
    Einige Zeit später trat Kim Krüger zu Susanne an den Schreibtisch heran. „Wie geht es ihm?“, erkundigte sie sich bei der Sekretärin, während sie nachdenklich den Türken durch den Fensterausschnitt in der Tür beobachtete, wie er eine Notiz nach der anderen las und zwischendurch wie wild auf seiner Tastatur rumhämmerte.
    „Wie soll es ihm schon gehen? … Wie würde es ihnen denn gehen, wenn man ihnen mitteilt, dass ihr Freund und Partner vermutlich die Seiten gewechselt hat? Keiner von uns begreift, was mit Ben passiert ist, wie soll es dann Semir verstehen!“ Im Hintergrund nickten Bonrath und Herzberger bestätigend. Kim verschränkte ihre Arme vor der Brust und setzte eine eiserne Maske auf. Tonlos murmelte sie vor sich hin: „Niemand kann in die Seele eines Menschen blicken! … Niemand!“
    Frau Krüger drehte sich um und ging zurück in ihr Büro. Durch die Glasfront beobachtete sie weiter das Büro ihres Hauptkommissars. Ihr war klar, dass er bei seinen Recherchen zum gleichen Ergebnis wie sie selbst kommen würde. Die Anschuldigungen gegen Ben Jäger waren berechtigt.

    Einige Zeit später …
    Semir hatte in den letzten Stunden alle Beweise selbst gesichtet, endlose Telefongespräche geführt und zum Schluss die Akten der internen Ermittlungsabteilung eingesehen, die Susanne über ihren Kontaktmann zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Er seufzte abgrundtief auf, als er auf den verwaisten Stuhl seines Partners blickte und versuchte nach all den Informationen einen klaren Gedanken zu fassen.
    War er wirklich die letzten Wochen und Monate vor seinem Urlaub so blind gewesen, dass ihm das entgangen war, welche Probleme hatte Ben? Wie er sich verändert hatte? Mehr als einmal war sein junger Kollege verspätet und völlig übernächtigt zum Dienst erschienen. Warum nur hatte er sich mit dessen fadenscheinigen Ausreden abspeisen lassen.. Warum nur? Schuldgefühle wallten in ihm hoch. Was war nur mit seinem Freund geschehen? Warum nur hatte Ben sich ihm nicht anvertraut? Er hätte ihm geholfen.
    Der Türke war fest entschlossen, seinem Freund zu helfen, bevor dieser endgültig über den Abgrund abrutschte.
    Nach Dienstschluss fuhr Semir zu Bens Wohnung. Ein Blick zum Fenster hoch zeigte ihm, dass alles dunkel war. Als erstes überzeugte er sich, ob das Motorrad und sein Privatauto in der Garage standen. Tatsächlich, der Platz, an welchem normalerweise der Porsche geparkt wurde, war leer. Semir konnte es nicht begreifen, was Ben dazu getrieben hatte, ausgerechnet diesen Wagen zu verkaufen. Er wusste, wie sehr er daran gehangen hatte, es war ein Geschenk seiner Mutter gewesen.
    Da der kleine Türke einen Zweitschlüssel besaß, war es kein Problem in Bens Wohnung zu gelangen. Nachdem er das Licht eingeschaltet hatte, blieb er stehen und ließ seinen Blick erst einmal in der Wohnung umherschweifen.
    Man sah sofort, dass sich hier seit längerem niemand mehr aufgehalten hatte. Die Möbel waren von einer dünnen Staubschicht bedeckt. Die Luft roch muffig und abgestanden. Eine Zimmerpflanze hatte mangels Wasser ihre Blätter verloren. Gleich einen Mahnmal ragte ihr nackter Stamm in die Höhe, während die braunen Blätter gleich einem Kranz um den Blumentopf herumlagen.
    Auf dem Fußboden fielen ihm im Eingangsbereich merkwürdige Flecken auf. Er ging in die Hocke und fuhr mit den Fingerspitzen darüber. Er betrachtete die braunen Flecke eingehend. Es war getrocknetes Blut und er verfolgte mit seinen Blicken, die Spur, die die Blutstropfen auf dem hellen Fußboden hinterlassen hatten. Semir merkte wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Ganz langsam ging er weiter in Richtung des Badezimmers. Vor der Toilette befand sich ebenfalls eine eingetrocknete Blutlache. Bens Kleidung lag auf dem Boden verstreut herum und wies ebenfalls Blut- und Kampfspuren auf. Sein nächster Weg führte ihn ins Schlafzimmer, wo ihn der nächste Schock erwartete. Das Bett lag voller rausgerissener Kleidung, als hätte jemand im Schrank nach etwas gesucht. Auf der Bettwäsche die unter den Kleidungsstücken hervorlugte, waren ebenfalls rostrote Blutflecke sichtbar.
    Welches Drama hatte sich hier abgespielt?
    Semir beschloss Hartmut und die Spurensicherung anzurufen …

    *****

    In den nächsten Tagen und Wochen verbrachte er jede freie Minute damit, nach Ben zu suchen. Er klapperte der Reihe nach Bens Freunde und Bekannte ab, die er kannte. Keiner hatte von ihm seit jenem bewussten Montag mehr etwas gehört oder ihn gesprochen.
    Spätestens zu diesem Zeitpunkt der Suche war dem Kommissar klar, dass sein Freund in die Schattenwelt des Kölner Nachtlebens abgetaucht war. Durch seine Tätigkeit als Polizist kannte Ben genügend Unterkünfte, die gegen entsprechende Bezahlung die Anmeldung unter den Tisch fielen ließen. Es war wie verhext. Sein ehemaliger Partner war wie vom Erdboden verschwunden. ….

    Ein ganz mieses Gefühl beschlich ihn, sein Blick schweifte umher und suchte Ben. Er saß weder an seinem gewohnten Platz am Schreibtisch oder sonst wo. Schlagartig war seine gute Laune wie weggeblasen.
    In diesem Augenblick öffnete Frau Krüger die Tür zu ihrem Büro und forderte Semir auf, zu ihr zu kommen. Als er das Zimmer betrat, hatte Kim Krüger wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen. Ihre Unterarme lagen auf der Schreibtischplatte und ihre Hände waren ineinander verschlungen.
    „Wo ist Ben, Frau Krüger? Was ist hier los?“
    Semir baute sich vor ihr auf und blickte ihr direkt ins Gesicht. Dass, was er da sah, lies ihm sein Herz bis zum Hals klopfen und gleichzeitig das Blut in den Adern gefrieren. Ihre Gesichtszüge waren maskenhaft starr und ihr Blick war irgendwie so seltsam leer. Der Türke hatte Angst vor dem, was jetzt kommen würd. Er konnte förmlich spüren, wie Frau Krüger mit sich kämpfte, die richtigen Worte zu finden.
    Voller Ungeduld brüllte er sie an: „Nun reden Sie schon Chefin! … Ist Ben etwas passiert, wurde er verletzt? … Angeschossen? Liegt er im Krankenhaus? … Verdammt noch mal nun sagen sie endlich, was los ist!“ Mit jedem Satz wurde sein Tonfall lauter und gewann an Schärfe.
    Langsam begann Kim Krüger zu erzählen, was sich vor vier Wochen hier auf der Dienststelle zugetragen hatte.
    Mit jedem Wort aus ihrem Mund spürte Semir, wie er mehr und mehr die Fassung verlor. Er stützte sich auf der Lehne des Besucherstuhls auf, sonst hätte er den Halt verloren. Ungläubig schüttelte er seinen Kopf. Mehr als einmal murmelte er wie eine Beschwörungsformel vor sich hin „Nein … nein, das kann doch alles nicht wahr sein! …Das stimmt nicht!“
    Für Semir stürzte eine Welt ein. Man konnte sich doch nicht so in einem Menschen täuschen. Ben, ein Verräter? Nein, niemals, er konnte und wollte es nicht glauben, welche Anschuldigungen gegen seinen Freund erhoben worden waren. Das konnte alles nur ein Irrtum sein. Als Frau Krüger mit ihrem Bericht fertig war, polterte er drauf los.

    „Und was haben Sie zwischenzeitlich unternommen um Ben zu helfen, Frau Krüger? Wo ist Ben jetzt?“
    „Herr Gerkan, Ben ist seitdem verschwunden. Keiner hatte mehr Kontakt mit ihm oder ihn gesehen!“
    „Das ist doch nicht Ihr Ernst“, schrie er wutentbrannt seine Chefin an, „es geht hier um Ben. Nicht um irgendjemanden … Er ist mein Freund, verstehen Sie, mein Freund. … Ben würde so was nie tun…! ….. Nein! …. Niemals, würde Ben so etwas machen! …“ Semir hieb mehrfach mit seiner geballten Faust voller Wut und Frust auf die Schreibtischplatte. „Warum haben Sie mich nicht angerufen? ... Warum? …. Ich hätte Ben geholfen!", schleuderte er ihr aufgebracht entgegen.
    „Verstehen sie doch!“, fauchte sie zurück, „Niemand hätte Herrn Jäger in dieser Situation noch helfen können. Er hat in meinem Beisein gegenüber Bohm ein Geständnis abgelegt!“
    „Geständnis…“ Der Türke machte eine wegwerfende Geste und giftete weiter, „wir kennen alle Bohm! … Vielleicht hätten sie mal ein paar Dienstvorschriften außer Acht lassen sollen. … Ihm helfen sollen … Doch stattdessen haben Sie Ben im Stich gelassen!“ Sein ganzer Körper bebte vor Zorn. Die Adern schwollen ihn an. Er war an der Grenze seiner Selbstbeherrschung angelangt.
    „Bitte Semir, beruhigen Sie sich erst einmal und gehen Sie rüber in ihr Büro, wir reden noch mal darüber … bitte!“, versuchte sie den empörten Kommissar zu beschwichtigen.
    Der nahm nur am Rande wahr, dass ihn Frau Krüger mit Semir angeredet hatte. Das machte alles nur noch viel schlimmer. Wütend stürmte Semir aus dem Büro der Krüger, knallte die Tür zu, dass die Trennwand in ihren Grundfesten erbebte. Er stampfte ohne auf die Kollegen zu achten, in sein gemeinsames Büro mit Ben … Mit Ben …. Oh Gott wie sich das anhörte, angesichts dieser Situation ….

    Semir konnte das, was er eben gehört hatte nicht glauben. Er hatte das Gefühl, als zöge ihm jemand den Boden unter den Füßen weg. Jeder Satz, den Frau Krüger berichtet hatte, hallte in seinem Kopf wieder, hämmerte auf ihn ein. Und der nächste Schock stand ihm schon bevor. Als er das Büro betrat, sah er sofort… Bens Schreibtisch war aufgeräumt, ausgeräumt, er war leer, das hatte so was Endgültiges. Nur noch seine Lieblingsgitarre stand einsam und verlassen in der gewohnten Ecke. Er schloss die Jalousien, wollte einfach nur allein sein … allein sein und nachdenken. Semir ließ sich auf seinen Stuhl fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

    Waren es Minuten oder Stunden später, er konnte es nicht sagen, denn er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren, als er ein zaghaftes Klopfen an der Tür vernahm. Semir drehte sich um und öffnete die Bürotür.
    „Darf ich reinkommen?“ fragte Susanne vorsichtig an, ihre Blicke sprachen Bände. Er nickte zustimmend und die Sekretärin setzte sich auf dem Stuhl neben dem Schreibtisch nieder.
    „Semir ….. Semir“, begann sie den kleinen Polizisten langsam anzureden, „es konnte keiner was für Ben tun. … Verstehst du! .... Keiner ….. Du hättest Bohm nur erleben müssen! Der hatte seinen großen Auftritt!“
    Dabei schossen ihr die Tränen in die Augen, die sie mühsam wegblinzelte. Als sie sah, wie ihr Gegenüber aufbegehren wollte, umschlang sie seine Hände und sie fuhr mit belegter Stimme fort: „Ich kann es auch immer noch nicht glauben, trotz aller Beweise, … was man Ben da zur Last legt!“
    „Und was hast du unternommen, was hast du für Ben getan?“, bekam sie von dem kleinen türkischen Polizisten an den Kopf geworfen.
    Fast schon trotzig erwiderte sie: „Ich habe mal ein bisschen in den Ermittlungsakten der Inneren Abteilung rum gestöbert, soweit ich darauf Zugriff und Einblick bekommen habe. Daraufhin habe ich telefoniert.“ Sie schwieg einen Moment, biss sich kurz auf die Lippen und fuhr mit ihren Erklärungen fort. „Die Beweise gegen Ben sind tatsächlich alle hieb- und stichfest. …. Echt! … Kein Zweifel! … Absolut kein Zweifel!“ Sie schüttelte ungläubig dabei den Kopf. „Ich habe die mehr als einmal von vorne bis hinten durchleuchtet. … Wirklich alles! … Irgendwie scheint Ben in den letzten Monaten auf die schiefe Bahn gekommen zu sein. Ich weiß nicht warum! … Was ist in ihm vorgegangen? .... Warum? … Er scheint mit Glücksspiel und Pokern angefangen zu haben. In einigen der Kölner Spielcasinos und Umgebung hat er mittlerweile sogar Hausverbot, weil er, nachdem er viel Geld verloren hatte, randaliert hatte…. Daraufhin hatte er scheinbar angefangen in zwielichtigen Kneipen Poker zu spielen und hat dort Spielschulden gemacht. Sein Konto ist hoffnungslos überzogen … und er scheint sich auch bei dem einen oder anderen hier auf der Wache sich ein bisschen Geld geliehen zu haben ... Semir … er hat sogar seinen Porsche verkauft! Verdammt Semir … Semir was ist nur in Ben gefahren? Was hat Ben so verändert, ohne dass wir es gemerkt haben?“