Beiträge von Mikel

    so ich bin wieder auf dem Laufenden :)

    Felix finde ich sehr sympatisch und ich bin schon gespannt, was auf der Suche nach seiner Schwester alles passiert :/

    Semir und Technik - das ist sprichwörtlich wie Feuer und Eis ... da hätte unser Türke doch mal lieber Ben ran lassen sollen ... Die Nachricht hatte doch eine Bedeutung ... :/

    ich frage mich sowieso, was hat diese aufgeräumte Wohnung zu bedeuten :/

    auf jeden Fall versprechen die ersten Kapitel eine sehr interessante Geschichte ... ich bin gespannt.

    Als Gabriela den ehemaligen Partyraum betreten hatte, schlug ihr ein beißender Geruch nach Erbrochenen, Schweiß, Blut und Urin entgegen. Sie hatte es vorgezogen, ihren vernarbten Arm wieder durch einen Bolero zu verdecken. Angewidert verzog sie das Gesicht und widerstand der Versuchung, sich ihr parfümiertes Halstuch vor die Nase zu halten. Die beiden Söldner hatten den Gefangenen wieder an den Seilen in der Mitte des Raumes sprichwörtlich aufgehängt. Sie ging einige Meter, bis sie Ben Jäger gegenüberstand. Eingehend musterte die Kroatin ihr Opfer, dessen Körper mit Wunden übersät war. Auch ihr entging nicht, dass sich einige davon entzündet hatten. Der Stofffetzen, der einmal die Bezeichnung T-Shirt getragen hatte und die Jeanshose waren mit getrocknetem Blut durchtränkt und von den Ausscheidungen verdreckt.

    Zu ihrem Leidwesen musste Gabriela sich eingestehen, dass Remzi bei seiner Beschreibung wahrhaftig nicht übertrieben hatte und sich Ben Jäger in einem erbärmlichen körperlichen Zustand befand. Die Spezialbehandlung des Grauhaarigen am gestrigen Nachmittag und Abend schienen dem Polizisten den Rest gegeben zu haben. Mit ihrem Todfeind ging es langsam aber sicher zu Ende. Völlig apathisch starrte er vor sich hin. Der Blick seiner Augen war leer.
    Kein trotziges Grinsen im Gesicht, kein frecher Spruch auf den Lippen, keine Spur von aufkommendem Widerstand.

    Sie hatte den verhassten Mann endlich an den gewissen Punkt. Heute würde sie ihn endgültig zerbrechen.

    Mit einer unverhohlenen Freude begrüßte Gabriela ihren Gefangenen. „Hallöchen, wie geht es denn meinem Lieblingsbullen heute Morgen? … Gut geschlafen, vergangene Nacht?“ Ihre Stimme troff vor Spott. „Und bereit, für das große Spektakel?“ Sie schob sich langsam näher in Bens Blickfeld, auch wenn seine Ausdünstungen ihre Schleimhäute reizten. Sie hob ihre Linke und schnippte mit den Fingern. Als Rashid darauf nicht reagierte, drehte sie sich um und blaffte ihn ungeduldig an: „Wie lange brauchst du denn noch?“ Ihr Blick richtete sich angespannt auf den Albaner, als der Bildschirm schwarz blieb.

    Rashid verfiel in Hektik, während er auf der Tastatur seines Laptops rumhämmerte und alles für die Übertragung des Livestreams vorbereitete.

    „Es dauert ein paar Minuten bis sich ein stabiles Bild im Livestream aufbaut. Ich hatte dir doch bereits mehrfach erklärt, wie es funktioniert. Der Livestream überträgt die Daten zeitlich versetzt!“, versuchte der Schwarzhaarige sich zu rechtfertigen. Erleichterung machte sich in ihm breit, als der Bildschirm anfing zu flackern.

    „Ich darf dir ankündigen Jägerlein …“, Gabriela legte bewusst eine lange künstlerische Pause ein, „dass du in wenigen Minuten als Ehrengast dem Ableben deiner Schwester Julia beiwohnen darfst!“

    Dieser Satz ließ den geschundenen Körper des Gefolterten einen wahren Schub an Adrenalin ausschütten. Ben schaffte es seinen Kopf anzuheben. Voller Verzweiflung zerrte er an den Fesseln. Seine verschorften Wunden an den Handgelenken brachen wieder auf und das austretende Blut rann an seinen Armen hinunter und tränkte die Stofffetzen seines zerrissenen Shirts. All die Schmerzen, die seinen Körper durchfluteten, spürte er nicht, sie waren in den Hintergrund gedrängt worden, von der Morddrohung seiner Schwester gegenüber. Der Monitor des Laptops lieferte prompt ein klares Bild vom Livestream. Der mutmaßliche Mörder schritt die Krankenhausflure zielstrebig entlang in Richtung der Privatstation. Er trug eine Brille, in der eine Kamera eingebaut war, die mit Funksignalen alles was vor dem Attentäter geschah, auf den Bildschirm in Bens Folterkammer übertrug. Gleichzeitig speicherte der Albaner die Daten auf seiner Festplatte ab.

    Die Angst um das Leben seiner Schwester stand Ben ins Gesicht geschrieben. Gabriela, die mittlerweile seitlich versetzt von ihm stand, um so einen guten Blick auf Ben zu haben und zum anderen genau die Vorgänge auf dem Bildschirm beobachten zu können, weidete sich förmlich an der Angst und Verzweiflung des jungen Polizisten. „Hat es dir die Sprache verschlagen Jägerlein? So kenne ich dich überhaupt nicht!“

    Das blanke Entsetzen hatte sich in Ben ausgebreitet, als er den Krankenhausflur der Uniklinik zur Privatstation auf dem Bildschirm wiedererkannte. „Neiiiiin … Neiiiiin …!“ schrie er „Du verdammtes hinterhältiges Aas …. Lass Julia aus dem Spiel, sie hat dir doch nichts getan! Hör auf! … Lass meine Schwester in Frieden! … Du hast doch mich! Reicht Dir das nicht?“

    „Warum regst du dich überhaupt auf Jägerlein? … Ist doch noch gar nichts passiert! … Das Beste kommt doch erst!“

    „Du Furie, bist doch die Ausgeburt der Hölle! … Warum hat Semir dich nicht gleich über den Haufen geschossen!“ Ben beschimpfte sie, versuchte sie zu provozieren, was die Kroatin mit einem höhnischen Lachen beantwortete.

    Die Kilic konzentrierte sich ausschließlich auf Ben, wollte jede Millisekunde seiner Qualen miterleben, wenn seine Schwester ermordet wurde … Gabrielas Körper wurde förmlich überflutet von einem Schwall Glückshormone, genüsslich stöhnte sie auf und sog an ihrer Zigarillo.

    Der Polizist starrte wie gebannt in Richtung des Bildschirms und verfolgte den Weg des mutmaßlichen Mörders weiter. Er schien irgendetwas vor sich herzuschieben. Niemand hielt ihn auf. Keine Schwester, kein Krankenpfleger. Eine Schwester auf dem Gang grüßte ihn sogar, als würde sie den Attentäter kennen. Bens Magen verwandelte sich in einen Eisklumpen, als der Kerl die Zimmertür zu Julias Krankenzimmer aufstieß und wieder verschloss.

    Tatsächlich im Krankenbett saß seine Schwester Julia. Das Kopfteil war aufgerichtet. Um ihren Kopf trug sie einen Verband. Mit einem verträumten Lächeln blickte sie auf etwas, was sich rechts neben dem Bett befand. Sie nahm den Krankenpfleger erst einmal gar nicht war, bis er sie ansprach. Sie schüttelte energisch den Kopf. In ihren weit aufgerissenen Augen spiegelte sich plötzlich Todesangst wieder. Ihr Mund schien etwas zu schreien, als in der Hand des Attentäters ein Messer auftauchte.

    Die Kälte in Bens Magen breitete sich über seinen Körper aus, ließ ihn in eine Art Schockstarre fallen. Sein Verstand weigerte sich eisern, das Szenario zu akzeptieren, dass sich vor ihm abspielte. Sein Herzschlag raste wie wild und ein letzter, verzweifelter Entsetzensschrei entfuhr seiner Kehle „Juliiiiiaaaaaa!“, bevor er auf seinen Lippen erstarb.

    auch wenn es ein wenig gedauert hat :) ich habe es geschafft, das letzte Kapitel deiner Geschichte zu lesen ... eigentlich war alles erzählt ... okay ... mich hätte schon interessiert, ob es Lucas tatsächlich geschafft hat, gemeinsam mit seiner Familie in einen neuen Lebensabschnitt durchzustarten ... bleibt wohl dein Geheimnis :/

    Was soll ich sagen oder besser schreiben ... mir hat diese Geschichte aus deiner Feder gefallen ... sie hatte alles, was ich mir als Leser wünsche ... Spannung ... Emotionen ... überraschende Wendungen ... und ich habe entdeckt, dass wir einen bestimmten Schauspieler in seinen Rollen lieben. Den werde ich wohl ab jetzt immer im Zusammenhang mit deiner Geschichte im Kopf haben.

    Der Schluss :/:/:/wer hat bei Jenny angerufen?

    Zu meiner großen Freude habe ich entdeckt, dass es eine neue Story gibt :love:.... ich hoffe, die Fortsetzung und eine Antwort auf meine Frage ;)

    Die tagelangen Folterungen hatten Ben Jäger schwer gezeichnet.

    „Hey, Bulle aufwachen! Genug gepennt“ Jemand schlug ihn mit der flachen Hand auf die Wange und holte Ben zurück in die grausame Wirklichkeit. „The Show must go on!“ Langsam drangen die Worte in das schmerzumnebelte Gehirn von dem jungen Polizisten durch. Schlagartig wurde ihm bewusst, wer ihn da weckte. Es war so weit. Die schlimmsten Stunden seines Lebens standen ihm bevor und er war hilflos seinen Peinigern ausgeliefert. Er konnte die Lawine, die Gabriela in Gang gesetzt hatte, nicht mehr aufhalten.

    „Na los Freundchen, mach die Augen freiwillig auf, sonst helfe ich ein bisschen nach!“

    Bevor Ben antworten oder reagieren konnte, ergoss sich ein Schwall Wasser über seinen Oberkörper.


    „Boah, der Kerl stinkt schlimmer, als ein Rudel Wildschweine!“, kommentierte Camil seine Aktion, „der verträgt dringend eine weitere Ladung Wasser!“

    „Doch nicht hier, du A.rsch! Oder hast du Lust die Sauerei wieder weg zu putzen! Warte bis wir ihn später zurück in seine Hundehütte schaffen, da können wir ihn vorher mit dem Schlauch abspritzen!“, wies der Ältere den Jüngeren zu Recht. In Richtung Ben meinte er „Freundchen! Letzte Warnung! Entweder du machst die Augen auf oder ich helfe nach!“

    Wie durch Watte waren die Worte der Söldner zu Ben durchgedrungen. Als er nicht gleich reagierte, trat ihn einer der beiden gegen das Gesäß. Der brennende Schmerz zeigte Ben, dass noch Leben in ihm war. Der nächste Stiefeltritt wurde heftiger. Ja genau! Tretet mich, bringt mich gleich um, dann habe ich es hinter mir, dachte sich Ben. So als schien sein Widersacher seine Gedanken zu erahnen, stoppte dieser die Misshandlungen. Remzi kannte Gabrielas Wunsch nur zu genau, der Polizist sollte dem kommenden Spektakel in möglichst wachen Zustand beiwohnen. Deshalb schüttete er den nächsten Eimer kaltes Wasser über Bens Oberkörper.


    „Regt den Kreislauf an! Beweg dich, sonst wende ich andere Methoden an!“, brummte die Bassstimme.

    Tatsächlich gelang es Ben, seinen Kopf anzuheben und seine Augen aufzuschlagen. Verschwommen sah er die Umrisse der beiden Söldner vor sich. Mit einem Messer durchtrennte Remzi die Fesselungen von Armen und Beinen. Wie ein nasser Sack fielen seine Arme runter auf seine Beine. Ohne Fixierung seiner Hände nach oben sackte Bens Oberkörper in sich zusammen. Durch die enge Verschnürung hatte er jegliches Gefühl in seinen Armen und Beinen verloren. Langsam setzte die Blutzirkulation ein. Es kribbelte und brannte in seinen Extremitäten. Es war, als würde eine ganze Armee kleiner roter Waldameisen darüber herfallen und ihn beißen. Ben stöhnte leise vor sich hin.

    „Los steh auf! Meinetwegen krabble oder krieche, nur beweg dich endlich!“, befahl ihm der grauhaarige Söldner barsch und trat ihn wieder mit der Stiefelspitze in die Seite. Ben entfuhr ein schmerzhafter Aufschrei. Selbst wenn er gewollt hätte, er konnte sich nicht bewegen. Seine Glieder waren steif, fühlten sich wie gelähmt an.

    „Komm hör auf Remzi! Der kann nicht mehr! Ich weiß zwar nicht, was du gestern Nachmittag mit dem noch veranstaltet hast, aber schau dir den Kerl mal richtig an. Der ist fertig!“, ermahnte der Schnauzbärtige seinen Kumpel. Camil umfasste Bens Handgelenke und forderte seinen Freund auf „Nimm seine Beine! Wir schleifen ihn rüber zum Seil und hängen ihn dran auf!“

    „Oh Fuck!“, danach folgte noch eine wüste Ansammlung von Flüchen in seiner serbischen Muttersprache. Remzi hatte Bens rechtes Hosenbein angefasst, das von Urin durchfeuchtet war. „Boah, kein Wunder, dass der Kerl so widerlich stinkt! Dafür hätte er eine extra Abreibung nach der Sondervorstellung heute verdient!“

    „Ach halt, die Klappe! Wer wollte denn unbedingt, dass der Bulle die Nacht heute hier verbringen muss! War doch völlig klar, dass der sich voll pissen würde! Was wolltest du damit erreichen? …. Du wolltest ihn demütigen! Schau ihn dir an! … Ziel erreicht! … Wenn einer wütend sein sollte, dann ich! Schließlich darf ich die Sauerei wegputzen, wenn du nachher wegfährst oder willst du das Jüngelchen machen lassen. Der kotzt dir dabei gleich komplette Bude voll!“

    Es folgt eine Flut von derben Schimpfwörtern der Söldner, mit denen sie sich gegenseitig beschimpften.

    Ben kam sich vor wie in einer Parallelwelt. Er lauschte der Unterhaltung der beiden Männer und nahm sie doch nicht wahr. Seine Schmerzen ließen ihn in eine Schattenwelt abdriften. Nur vage bekam er mit, wie man seine Handgelenke fixierte und ihn in die Höhe zog. Wieder tätschelte der Grauhaarige ihm auf die Wange und wartete bis er die Augenlider hob.
    „Na wer sagt es denn! Hallo wach! … Mach dich bereit, Bulle. Gleich ist Showtime!“


    Der Söldner verließ den Raum. Einige Zeit später folgte ihm sein Kumpel. Vorher hatte der Schnauzbärtige das Fenster und die Terrassentür verschlossen und die Verunreinigungen auf dem Boden beseitigt. Angewidert hatte er beim Verlassen des Raumes den Polizisten angespuckt.

    Diese Beleidigung spielte für Ben keine Rolle mehr, denn in ihm existierte nur noch Angst und Verzweiflung, ein unbeschreibliches Grauen, vor dem, was sich in den nächsten Stunden vor seinen Augen abspielen würde.

    Remzi war Rashid einige Zeit später in den Keller gefolgt, um vor allen Dingen nach dem gefangenen Polizisten zu schauen. Auf der Kellertreppe kam ihm der Albaner auf dem Weg ins Erdgeschoss entgegen gestürmt. Der Schwarzhaarige war kreidebleich gewesen, hatte seine Hand vor dem Mund gehalten und kämpfte darum, dass sein Frühstück sich nicht auf der Kellertreppe verteilte. Der grauhaarige Söldner lachte lauthals gehässig auf und rief den jungen Mann „Weichei!“ hinterher.


    Auf der Terrasse nippte Gabriela an ihrem Kaffee und erwartete ungeduldig die Rückkehr ihrer Handlanger. In Gedanken ging sie noch einmal jedes Detail ihres perfiden Racheplanes durch. Ein triumphierendes Grinsen überzog ihre Gesichtszüge. Zu gerne hätte sie Julia Jäger selbst die Klinge eines Kampfmessers in den Bauch gerammt. Doch Remzi hatte sie davon überzeugt, dass es für Gabriela zu gefährlich werden würde. Zu leicht konnte sie erkannt werden, denn wie sie aus ihren polizeilichen Quellen wusste, lief die Fahndung nach ihr auf Hochtouren. Doch ihr blieb ja noch die Freundin von Ben Jäger. Vor den Augen des Autobahnpolizisten wollte sie Anna Becker die Kehle durchtrennen. Die junge Frau sollte genau so sterben, wie ihr Bruder. Gabriela konnte förmlich spüren, wie es vor Erregung in ihren Fingern kribbelte.

    „Hast du einen Augenblick?“, riss sie die tiefe Stimme von Remzi aus ihren Gedankengängen, als er zu ihr auf die Terrasse getreten war. Er ließ sich in einem der gemütlichen Rattan-Sessel nieder. Gleichzeitig ertönte aus der Gästetoilette des Erdgeschosses das würgende Geräusch, wenn sich jemand die Seele aus dem Leib kotzt. Fragend blickte Gabriele ihren Handlanger an. Die Antwort des Söldners klang ein wenig abfällig.

    „Jüngelchen hat den Anblick des Bullen nicht vertragen. Der Bulle hat sich vollgekotzt und vollgepisst. Der Gestank ist ihm scheinbar etwas auf den Magen geschlagen. …Dieser junge Albaner ist und bleibt ein Weichei, der nur Weiber flach legen kann… Ich sag doch schon die ganze Zeit, wenn es hart auf hart kommt, kannst du den in der Pfeife rauchen!“

    „Was ist mit Jäger?“, unterbrach ihn die Kroatin und runzelte die Stirn. „Er soll wach sein! Alles mitbekommen!“

    Remzi machte eine wegwerfende Handbewegung. „Um deinen Lieblingsbullen mach dir mal keine Sorge meine Liebe, der ist nachher schon fit, wenn die Show beginnt. Dafür sorge ich höchstpersönlich!“ Ein selbstzufriedenes Grinsen huschte über das Gesicht des Serben. „Viel wichtiger ist es, dass Jüngelchen dafür sorgt, dass die Technik funktioniert.“ Er blickte auf seine Armbanduhr. „Um 11.00 h treffe ich mich mit dem Mittelsmann am Krankenhaus. Er hat für Michael einen Originalausweis der Uni-Klinik und die Kleidung eines Krankenpflegers organisiert. Sascha und seine beiden Männer begleiten mich ebenfalls. Wir haben einen genauen Gebäudeplan und werden Jägers Freundin vor den Personalumkleideräumen abfangen. Wie du siehst, es ist alles perfekt vorbereitet! Nichts wird schief gehen! … Versprochen!“

    Zufrieden nickte Gabriela. Bis auf den in ihren Augen verkorksten Anschlag auf die Staatsanwältin Schrankmann, die schwer bewacht in einer Spezialklinik um ihr Leben kämpfte und dem unerwarteten Familienurlaub des Türken, hatte ihre tödliche Vergeltung unerbittlich ihre Opfer erreicht.

    Rashid trat kreidebleich hinzu. Remzi konnte es einfach nicht lassen und ärgerte den jungen Mann aufs Neue. „Na Weichei! Geht es wieder oder soll ich Elena rufen, damit sie dir hilft und ein bisschen Händchen hält? Dein Vater hätte dich mal nicht so verhätscheln sollen.“ meinte der Söldner abfällig und grinste ihn dabei verächtlich an. Um seinen nächsten Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, griff er sich mit einer eindeutigen Geste in den Schritt. „Vielleicht sollte ich mal deinem Liebchen zeigen, was ein richtiger Mann so drauf hat!“ Schallend lachte er auf.

    „Lass es gut sein Remzi!“, wies ihn die Kroatin zu Recht. Missmutig brummte der Grauhaarige vor sich hin und erhob sich aus seinem Stuhl, um sich für die Fahrt zum Krankenhaus umzuziehen. Dort konnte er ja schwerlich in Springerstiefel und Kampfhose auftauchen. Vorher musste er mit Camil noch mal runter in den Keller und sich um den jungen Polizisten kümmern.

    Rashid stand vor Gabriela und kam sich vor wie ein dummer Schuljunge. Ihre gefühlskalten grauen Augen musterten ihn durchdringend. Er rang mit sich, sollte er der Kroatin mitteilen, dass sein Vater verstorben war. Nein, beschloss er für sich. Noch mehr Demütigungen würde er am heutigen Tag nicht ertragen. Nicht nur Remzi sondern auch Gabriela hatte ihn in den letzten Tagen mehrfach zu verstehen gegeben, wo er in der Hierarchie stand. Ganz weit unten.

    „Und alles fertig vorbereitet?“, erkundigte Gabriela sich. Sie hielt ihr Morgenzigarillo in der linken Hand und blies den Rauch in kleinen Kringeln auf den jungen Mann zu. Mit der rechten Hand quetschte sie einen kleinen Gymnastikball zusammen. Der Blick von Rashid wanderte zu ihrem vernarbten Oberarm und blieb daran haften. Sie trug heute Morgen ein ärmelfreies Top. Keine Jacke oder ein Bolero kaschierten die Reste des zerfetzten Oberarmmuskels und der Narben.

    „Glotz nicht so blöde!“ blaffte sie ihn an, „zieh dir ein paar saubere Klamotten an und beweg deinen A.rsch in den Keller!“

    Sein entsetzter Blick hatte ihr weibliches Selbstwertgefühl verletzt, ihr offenbart, wie abstoßend diese grässliche Narbe auf Männer wirkte. Dies schürte einmal mehr ihre Feindseligkeit gegen den Verursacher dieser Verletzung.

    Die Erstversorgung im OP hat Semir schon mal überstanden ... wobei wenn ich mir das Ausmaß der Verletzungen vorstelle, läuft es mir eiskalt den Rücken runter .... :(Trümmerbrüche an den Armen, die wie ein Puzzle zusammengesetzt werden müssen :/

    Ich kann mich da gut in Andrea hineinversetzen, die vor dem OP sitzt und wartet und jede Minute, die vergeht, gleicht einer kleinen Ewigkeit ... Ihre Emotionen kamen richtig gut rüber

    Nur ... sie sucht die Schuld alleine bei Ben :/hmmm ... das war Semirs Entscheidung nicht mit auf die Geburtstagsfeier zu fahren ... auch wenn das alte Sprichwort "Lügen haben kurze Beine" ... zu einer bitteren Wahrheit wird

    und Ben :/dessen Selbstvorwürfe fressen ihn förmlich auf ... hoffentlich macht er keinen Blödsinn, denn Andreas Verhalten ihm gegenüber ist wie Öl ins Feuer kippen ...

    Die Bewohner der riesigen Villa hatten gemeinsam auf der Terrasse gefrühstückt. Elena, die kleine Russin, beeilte sich den Tisch abzuräumen, vorher hatte sie Gabriela nochmals Kaffee nachgeschenkt. War die Kroatin anfangs noch über die Anwesenheit der jungen Frau verärgert gewesen, so hatte sie sich im Laufe der letzten Tage, als große Hilfe auch für sie erwiesen. Sie schenkte ihr ein wohlwollendes Lächeln, bevor diese mit einem voll beladenen Tablett in Richtung Küche verschwand.

    Laut Wetterbericht sollte es heute wieder ein schwül-warmer Hochsommertag mit tropischer Hitze werden. Im Laufe der kommenden Nacht sollten dann Gewitter endlich die lang ersehnte Abkühlung bringen. Doch das interessierte Gabriela nicht wirklich. Ihre Gedanken drehten sich nur um ein Thema: Ihre Rache. Heute Morgen sollte der Mord an Julia Jäger stattfinden und mitten in dem Chaos der polizeilichen Ermittlungen sollte anschließend die Freundin oder sollte sie besser sagen ehemalige Freundin von Ben Jäger, Anna Becker, aus dem Leben scheiden. Ihr Mundwinkel verzog sich voller Vorfreude zu einem zynischen Lächeln.

    Rashid war von ihr während des Frühstücks beauftragt worden, nochmals die komplette Elektronik zu überprüfen, damit bei der Übertragung aus dem Krankenhaus auch wirklich nichts schief gehen konnte. Der Albaner war für den Auftrag dankbar gewesen. Remzi hatte ihn während des Frühstücks mit seinen spöttischen Bemerkungen und Sticheleien an dem Rande der Weißglut getrieben. In ihrer letzten körperlichen Auseinandersetzung war der Albaner dem Serben hoffnungslos unterlegen gewesen und hatte die Prügel seines Lebens bezogen. Er hatte den Bärenkräften des Söldners nichts entgegenzusetzen gehabt. Rashid haderte mit seinem Schicksal. Wenn sein Vater nicht auf diesen idiotischen Handel mit der Kroatin eingegangen wäre. In Gedanken malte er sich aus, was er alles mit der geklonten Sim-Karte von Ben Jäger hätte anstellen können. Es wäre sein persönlicher Rachefeldzug geworden. Er hätte den dunkelhaarigen Polizisten als Verräter dastehen lassen können, ihn fertig gemacht. Als Krönung hätte er die Elektronik vom Dienstwagen des Autobahnpolizisten ebenso manipuliert, wie die von Julia Jäger. Sein kleiner „Virus“ hätte mittels Funkempfänger die Lenkung des silbernen Mercedes auf Befehl ebenfalls lahmgelegt. Kein normal Sterblicher hätte einen Mordverdacht gehegt. Es hätte wie ein Unfall auf Grund menschlichen Versagens oder Selbstmord ausgesehen.

    Nichts war so eingetroffen, wie es sein Vater ihm prophezeit hatte. NICHTS! Zu allem Überfluss stand er seit gestern auf der Fahndungsliste der Polizei als mutmaßlicher Entführer von Ben Jäger. Ironisch lachte er bei dem Gedanken auf. Für ihn bedeutete es, er war seit gestern in dieser Villa gefangen. Gabriela hatte ihm strikt untersagt seinen Vater zu besuchen und auch sonst das Grundstück zu verlassen. Zu groß war ihre Angst, dass man ihn verhaften würde und die Polizei dadurch ihr Versteck entdecken würde. Rashid hatte einen Entschluss gefasst. Er wollte mit Elena fliehen. Sascha, die ehemalige rechte Hand seines Vaters, hatte ihm gestern Abend versprochen, ihm bei einer Flucht aus der Villa zu helfen. Anschließend wollte der junge Albaner sich mit seiner Geliebten ins Ausland absetzen. Sascha hauste mit drei weiteren Gefolgsleuten seines Vaters in der Chauffeurs-Wohnung über der Garage.

    Als Rashid an der untersten Treppenstufe im Kellergeschoß angelangt war, hörte er das leise Stöhnen des Gefolterten. Die Tür zum früheren Partyraum war nur angelehnt. Ihm graute vor dem Anblick des Polizisten. Der Albaner vermied es, den Gequälten anzuschauen, als er den Raum betrat. Er stakste schnurstracks in die Ecke des Zimmers, wo er seinen Laptop und die Elektronik aufgebaut hatte. Aus dieser Entfernung belauerte er Ben Jäger, der mit geschlossenen Augen leise vor sich hin ächzte und stöhnte. Es war ihm unbegreiflich, wie ein Mensch über Tage solche Misshandlungen ertragen konnte und trotzdem noch am Leben war. Ihm war klar, er selbst hätte keine Stunde solche Folterungen über sich ergehen lassen können, ohne zusammenzubrechen.

    Und trotzdem murmelte er voller Hass vor sich hin, „Du A.rsch, bist daran schuld, dass ich hier festsitze!“ Mit seiner rechten Hand griff er nach hinten an den Hosenbund und zog die kleinkalibrige Waffe heraus, die er von Sascha bekommen hatte. Sein Hemd hing lose über der Hose und hatte die Schusswaffe perfekt verdeckt. Nachdenklich wanderte sein Blick von der Pistole zum verhassten Polizisten. Ein Schuss! Ein einziger Schuss und die Vendetta wäre erfolgreich durchgeführt! Die Familienehre wäre wiederhergestellt. Doch da war diese abgrundtiefe Angst vor Gabriela, die ihm im Nacken saß und seinen Zeigefinger am Abzugshahn lähmte. Seine Hand fing an zu zittern. Er atmete tief durch, steckte die Waffe zurück an ihren Platz im Verborgenen und fischte stattdessen ein Handy aus der Hosentasche. Die Telefonnummer des Hospizes war eingespeichert. Die Frau am Empfang stellte ihn direkt zur Krankenschwester Jutta durch. Die Begrüßung fiel kurz aus.


    „Tut mir leid, Herr Stojkovicz. Ihr Vater ist vergangene Nacht verstorben, ohne dass er das Bewusstsein nochmals erlangt hatte.“

    Rashid merkte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken rann. Sein Herzschlag beschleunigte sich, hämmerte wie wild und sein Innerstes verwandelte sich in einen Eisklumpen. Seine Rechte, in der er das Handy hielt, fing an zu zittern.

    „Herr Stojkovicz, sind Sie noch dran? Wollen Sie ihren Vater nochmals sehen, bevor der Bestatter ihn abholt?“

    „Nein! … Nein! …Ist Dr. Hinrichsen informiert?“

    „Ja! Ich habe alles veranlasst, so wie es ihr Vater verfügt hat!“

    „Gut! Vernichten Sie bitte alle Unterlagen, Handynummern, Telefonnummern! Sofort! Und wenn die Polizei bei Ihnen auftaucht und nachfragt, sie wissen nicht, wie man mich erreichen kann!"
    Ohne ein weiteres Wort beendete er das Gespräch. Der Schock saß tief, obwohl die Todesnachricht zu erwarten gewesen war. Er schlich mit schweren Schritten zum Polizisten hin. Dessen Ausdünstungen quälten seine Magennerven.
    „Du bist schuld Ben Jäger! ….“


    Der Rest seiner Worte blieb dem Albaner förmlich in der Kehle stecken. Der Gefolterte hatte sich ein bisschen bewegt. Die Stofffetzen auf seiner linken Schulter verschoben sich und gaben den Blick auf Peitschenstriemen frei. Die Haut um die Verletzungen herum waren angeschwollen und dunkelrot verfärbt. Ungläubig starrte Rashid auf die Wunden. Es war keine optische Täuschung. Darin bewegten sich etwas. Er fing an zu würgen. Saurer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus. In letzter Sekunde gelang es ihm seine Hand auf seine Lippen zu pressen. Wie von Furien gejagt, stürmte er aus dem Partyraum.

    Irgendwie war mir klar, dass Semir die Sache mit dem Stick und Lucas durchschauen wird ... :)

    die Frage von Lucas hatte Semirs wunden Punkt erwischt: Was würde Semir alles machen, um seine Familie zu retten? :/

    es ist für mich wie eine Patt Situation ... keiner kann gewinnen - keiner will verlieren - wie weit wird Lucas gehen?

    ich kann mir nicht vorstellen, dass Semir ihn einfach mit dem Stick gehen lässt oder kommt noch eine unbekannte Partei dazu?

    Nachdenklich fuhr sich der Türke mit der Hand über sein Gesicht und verfiel weiter in seinen Grübeleien. Zusammen mit Hartmut und den Kollegen der KTU hatten Jenny und er die Mietwohnung des Albaners bis in den letzten Winkel auf den Kopf gestellt. Nirgends war ein Hinweis zu entdecken gewesen, ob Rashid eine weitere Wohnung, eine Halle oder irgendeine andere Räumlichkeit angemietet hatte, die als Versteck bzw. Gefängnis für Ben herhalten konnten. Jenny hatte beschlossen den Abend und die Nacht gemeinsam mit Hartmut in der KTU zu verbringen und wollte dort nochmals alle beschlagnahmten Unterlagen sichten. Vielleicht verbarg sich in der Ansammlung von losen Blättern eine Stromrechnung oder ein Mietvertrag … irgendetwas.
    Der Kommissar hatte alles, was er in den Polizeicomputern zu Rashid Stojkovicz gefunden hatte, gelesen und war zu einer Schlussfolgerung gekommen. Wenn der Albaner sich an Ben hatte rächen wollen, warum ausgerechnet jetzt? Warum nicht schon sieben Jahre vorher? Was war der Auslöser gewesen? Die tödliche Erkrankung seines Vaters, den er bis zu seinem Verschwinden zweimal im Monat im Gefängnis besucht hatte? Laut den Beschreibungen seiner Person hätte Rashid Ben eine Bombe unter dessen Auto gelegt. Aber der Kerl war bestimmt nicht der Typ, der sich solch einen perfiden Racheplan ausdachte.

    Semir betrachtete die Pinnwand mit den vielen Kärtchen. Gedanklich ging er alle möglichen Konstellationen durch. Zum anderen war da noch der todkranke Boris Stojkovicz, der vor knapp drei Monaten vorzeitig aus der Haft entlassen worden war. Susanne hatte dem Türken die komplette Ermittlungsakte des LKAs in diesem Fall besorgt. Ohne Bens damaligen wagemutigen Undercover Einsatz wäre der alte Mann niemals zur Strecke gebracht worden. Der Mafia Boss hatte seinem Freund im Gerichtssaal bei der Urteilsverkündung VENDETTA geschworen. Er könnte dieser JEMAND sein, der Ben systematisch fertig machen wollte. Falsch! Fertig gemacht hatte! War sein jüngster Sohn einfach sein Handlanger, sein verlängerter Arm, in diesem perfiden Spiel um Rache gewesen? Welche Rolle spielte Zladan Stojkovicz, der Bruder des Alten, der vorgegeben hatte, seine Hände in Unschuld zu waschen?

    Sollten der Kotzbrocken von Oberstaatsanwalt und Frau Krüger richtig liegen und alles war ein Racheakt der Familie Stojkovicz gewesen. Die Profiler des LKAs würden dem alten Mafia Boss jederzeit einen derartigen Rachefeldzug zutrauen. Semir beschloss als erstes morgen früh den Alten im Hospiz aufzusuchen und zu befragen. Diesmal würde ihn diese Schreckschraube von Krankenschwester nicht mehr abwimmeln können.

    Semirs Blick wanderte weiter über der Tafel und blieb an dem Kärtchen „Gabriela Kilic“ haften. Sein Gedankenkarussell drehte sich unaufhörlich weiter. Wie passte sie ins Bild? Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass diese Frau da mitmischte! Doch wo, wo war eine Verbindung zwischen den beiden Familien? Außer dass beide Verurteilten durch den gleichen Rechtsanwalt vertreten worden sind. Vom Balkan stammten? Zufall? Semir schüttelte seinen Kopf. In diesem Fall glaubte er an keine Zufälle mehr.

    Doch wie? Wie sollte diese Frau das organisiert haben? Sie war doch in den letzten Monaten im Frauengefängnis in einer Einzelzelle untergebracht gewesen, da konnte man nicht einfach mal telefonieren, rein- und rausspazieren, wie man eben mal Lust dazu hatte. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt war ihr Anwalt gewesen. Er richtete sich auf und durchwühlte den Aktenstapel auf seinem Schreibtisch und suchte die Unterlagen über die Flucht von Gabriela Kilic. Die Protokolle der Zeugenbefragungen … die Termine bei dem Physiotherapeuten und auf einmal waren ihm die Zusammenhänge klar. Er las und las, verglich die Daten, recherchierte im Internet, machte sich Notizen für Susanne und die weiteren Ermittlungsansätze. Es war schon weit nach Mitternacht. Die Buchstaben fingen an, vor seinen Augen zu verschwimmen. Die Müdigkeit ließ sich selbst vom stärksten Kaffee nicht mehr vertreiben.

    Völlig erschöpft ließ er sich auf einem der Feldbetten im Bereitschaftsdienstraum nieder. Unruhig wälzte er sich hin und her. Semir fand einfach keinen Schlaf. Der Anblick von Bens Freund Memphis ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Welche menschliche Bestie mochte diesen Mann gefoltert haben? Kaltes Grauen packte ihn bei der Vorstellung, was man Ben alles antun könnte, wenn er in die Hände dieses grauhaarigen Sadisten gefallen war.

    Oh verdammt Ben, halte durch mein Freund, sendete er innerlich die Botschaft an seinen Partner aus. Halte durch! Halte einfach nur durch und gib nicht auf! Ich werde dich finden! Versprochen!

    Zurück im Nirgendwo bei Ben …

    Das lästige Summen einiger Fliegen riss Ben aus seiner Lethargie. Die kleinen Plagegeister quälten ihn schon seit Stunden. Der süßliche Geruch des Blutes hatte die Insekten angelockt. Etwas krabbelte über seine Nase, über seine nackte Haut am Oberkörper. Es kitzelte, kribbelte …. Ben wollte es mit seiner Hand zur Seite wischen. Keine Chance, seine Hände waren an dem Eisenring gefesselt.

    Wie viel Zeit mochte wohl vergangen sein, seit ihn Remzi in der Folterkammer alleine gelassen hatte. Sein geschundener Körper bestand nur noch aus einem unendlichen Schmerz und wurde von Stunde zu Stunde schwächer. Früher oder später würde es zu Ende gehen. Seine linke Schulter brannte und pochte am Rücken im Rhythmus seines Herzschlags. Vermutlich hatte sich nicht nur eine der unzähligen Wunden entzündet. Früher oder später würde ihn solch eine Infektion umbringen. Doch bis dahin wollte sich der junge Polizist gar nicht ausmalen, was ihm noch bevorstand. Es war einer der Momente, in denen Ben über sein Schicksal nachgrübelte. Alles hätte so perfekt sein können in seinem Leben. Warum nur?

    Hatte ihm bisher die Liebe zu Anna, die Hoffnung sie eines Tages wiederzusehen, die Kraft und den Willen gegeben, all diese Folter und Qualen zu überstehen, so saß er in dieser Nacht in diesem Kellerloch und sehnte förmlich sein Ende herbei. Der junge Mann war an der Grenze seiner psychischen und körperlichen Belastbarkeit angelangt.
    Gabriela wollte seinen Widerstand, den er ihr entgegenbrachte, zerbrechen … ihn in jeder Hinsicht zerstören, die Person Ben Jäger zu einem menschlichen Wrack machen. Seine Widersacherin hatte ihr Ziel fast erreicht. Die Drohung, am kommenden Tag Anna und Julia vor seinen Augen zu ermorden und ihn zu zwingen, bei einem Livestream hilflos zu zusehen, raubte ihn fast den Verstand. Sein Gehirn lief bei dieser Vorstellung seit Stunden Amok. Er fing an nachzugrübeln … einen Ausweg zu finden. Das Gedankenkarussell in seinem Kopf begann sich unaufhörlich zu drehen und kam wieder zum gleichen Ergebnis.

    Ein Luftzug streifte seinen Körper. Dessen Kühle wirkte fast ein wenig belebend auf ihn. Eines der Kellerfenster über ihm und eine Terrassentür waren von Remzi geöffnet worden. Es war als wollte der Grauhaarige ihn damit zusätzlich quälen. Die geöffnete Tür war wie eine Einladung zur Flucht. Doch wie? Sein rechtes Bein war angebrochen, seine körperliche Verfassung so schlecht, dass er höchstens kriechen könnte. Davon mal abgesehen, dass er diese verdammten Kabelbinder, mit denen man ihn gefesselt hatte, nicht ohne Hilfsmittel durchtrennen konnte. Ironisch lachte er vor sich hin. Einige Tränen suchten sich ihren Weg über seine Wangen.

    Ben schloss seine Augenlider und lauschte dem Rauschen der Blätter im nächtlichen Sommerwind, das vom Zirpen einer Grille durchbrochen wurde. Kein weiteres Geräusch verriet ihm etwas über den Standort seines Gefängnisses. Oder war da nicht noch was anderes? Spielte seine Phantasie endgültig verrückt? Er träumte wohl von der Autobahn, denn ansonsten hätte er schwören können, dass sich so der Schall von schnell fahrenden Fahrzeugen anhörte, die eine Autobahn nutzten. Ben döste erschöpft wieder ein.


    Einige Zeit später auf der PAST …

    Im Großraumbüro auf der Dienststelle war nächtliche Ruhe eingekehrt. Draußen flammte die Parkplatzbeleuchtung auf und tauchte die die Umgebung der PAST in ein schummriges Licht. Die Hektik des Tages hatte ein Ende gefunden. Die Kollegen der Nachtschicht waren draußen auf der Autobahn unterwegs und fuhren Streife. Nur die Kollegin, die den Funk besetzte und noch ein weiterer Kollege am Eingangsschalter, waren anwesend.

    Frau Krüger und der Staatswalt schienen sich nach ihrem Krach recht schnell wieder versöhnt zu haben. Miteinander Händchen haltend, hatten sie zusammen schon vor zwei Stunden gemeinsam die Dienststelle verlassen. Semir hatte sich von einer Nahe gelegenen Raststätte einen kleinen Imbiss besorgt. Während er seinen Döner vertilgte, lümmelte er in seinem Schreibtischstuhl. Seine Füße hatte er bequem auf der Schreibtischplatte abgelegt. In seinen Gedanken ließ er die Ermittlungsergebnisse des vergangenen Tages nochmal vor seinem geistigen Auge vorüberziehen. Ein Ziel hatte er erreicht: Die Unschuld von Ben hatte er beweisen können, doch sein wichtigstes Ziel ist unerfüllt geblieben: Es gab keine Spur oder Hinweis auf den Verbleib von Ben.

    Zusammen mit Jenny hatten er und die Kollegen der Kriminaltechnik während des Nachmittags die Wohnung des Verdächtigen Rashid Stojkovicz in der Kölner Innenstadt durchsucht. Der Staatsanwalt hatte bei der zuständigen Richterin einen Durchsuchungsbefehl beantragt und prompt bekommen. Die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung hatte sich als typische Junggesellenbude entpuppt. Ähnlich wie früher bei Ben, lagen überall Kleidungsstücke wild verstreut herum. In den Schränken und Regalen stapelten sich Fachzeitschriften und Bücher zu Computer und Elektrotechnik. Dazu türmten sich Bauteile für Computern, Kabel und viele elektronische Kleinteile und bunte Kabel, deren Bedeutung Semir nicht kannte. Das war ein klarer Fall für Hartmut gewesen. Laut den Aussagen der Nachbarn hatte sich der Verdächtige in den letzten drei Monaten nur noch sporadisch in der Wohnung aufgehalten.

    Was hatte den jungen Albaner dazu gebracht, sein scheinbar geordnetes Leben hinzuschmeißen? Seinen gut bezahlten Job vor Monaten zu kündigen und mehr oder weniger unterzutauchen?

    Was?

    nach diesem Kapitel gehen mir so einige Gedanken durch den Kopf :/:/:/

    Ben plagt das schlechte Gewissen ... nur ist er wirklich daran schuld, dass dieser Unfall geschehen ist

    zumindest kann er nichts dafür, dass Semir seiner Frau nicht die Wahrheit gesagt hat ... warum auch immer. Klar, hat Andrea dafür in dem Moment kein Verständnis ... niemand hat Semir gezwungen auf die Kutsche zu steigen ...

    und ich bin bei Ben, der seine kranke Frau nach Hause schickt auch wenn ich gleichzeitig für Sarah Verständnis habe. Vielleicht will sie wirklich manchmal mit ihrer fürsorglichen Art zu viel ;):/

    ob die Krüger Ben ebenfalls Vorwürfe macht:/ Wie werden die Kollegen der Dienststelle auf den Unfall reagieren ... ist ja wirklich mal ein völlig neuer Blickwinkel .. bin gespannt, was du darauf machst

    Zurück auf der PAST

    Auf dem Weg zur Eingangstür der Dienststelle kamen Semir und Jenny der Rechtsanwalt Dr. Hans-Heinrich Hinrichsen und sein Mandant, Zladan Stojkovicz, entgegen. Beide grinsten selbstzufrieden vor sich hin. Dr. Hinrichsen konnte es nicht lassen und meinte herablassend im Vorbeigehen, „Hallo Herr Hauptkommissar Gerkhan. Wie laufen denn ihre aktuellen Ermittlungen, wenn man fragen darf? Sind sie, wie üblich, auf der Seite der Verlierer?“
    Meckernd lachte der Anwalt lauthals vor sich hin, bis er in sein Auto einstieg.

    Der Türke hätte dem aalglatten Rechtsanwalt am liebsten seine Faust ins Gesicht gesetzt. Jenny, die schon so etwas vorausahnte, zog ihn am Ärmel mit.
    „Nicht Semir, lass es! Es bringt doch nichts, wenn du dich mit dem Kerl anlegst!“

    Der Körper des Türken bebte vor Wut, er zerrte, versuchte sich von seiner jungen Kollegin loszureißen. „Eines Tages poliere ich dem Typen die Fresse!“

    „Nein! ... Nicht Semir! ... Darauf wartet der Kerl doch nur! Na los! … Geh schon rein!“
    Energisch schob ihn die Polizeibeamtin durch die Eingangstür, bevor ein Unglück geschehen konnte. Als die beiden Autobahnpolizisten das Großraumbüro betraten, herrschte dort Hochbetrieb. Susanne hatte bereits ihren Schreibtisch aufgeräumt und war im Begriff Feierabend zu machen.
    „Gut, dass ihr da seid! Semir, du sollst sofort zur Chefin reingehen. Sie erwartet dich! Schönen Abend, noch, ich muss heute mal zur Abwechslung pünktlich gehen, habe noch einen dringenden Arzttermin“, meinte sie fast schon entschuldigend, schnappte sich ihre Handtasche und den Autoschlüssel und stürmte aus dem Büro.

    Neben Kim Krüger befand sich der Staatsanwalt van den Bergh im Büro seiner Chefin. Bereits auf dem Weg dorthin konnte Semir durch die geschlossene Zimmertür hören, dass zwischen den Beiden so richtig die Fetzen flogen. Die Lautstärke ihrer Unterhaltung war unüberhörbar.

    „…. Was erwartest du denn bitte von mir Kim? Soll ich auf Grund der Hirngespinste einer Berufsanfängerin eine Überwachung für einen renommierten Rechtsanwalt beantragen? Das wäre karrieretechnischer Selbstmord! Sag mir, wie soll ich eine Telefonüberwachung bei einem Richter beantragen? Begründen? … Sag mir wie? … Ohne handfeste Beweise!“

    Kim Krüger räusperte sich laut und versuchte durch eine Geste, den Staatsanwalt darauf aufmerksam zu machen, dass Semir und Jenny hinter ihm standen und bereits Teile des Gesprächs mit angehört hatten. Hendrik warf einen Blick zur Seite und fuhr in seinen Ausführungen fort.
    „Mir stinkt dieser aalglatte Typ auch. Doch der hat nun mal Verbindungen bis in die höchsten politischen Kreise.“ Sein Blick schweifte in die Runde, als suchte er für seine nächste Aussage eine Bestätigung. „Oder hat jemand von ihnen Lust bis zum Ende seiner beruflichen Laufbahn als Straßenkehrer in Köln Kalk tätig zu sein.“ Er schüttelte den Kopf und hob entschuldigend die Hände hoch, „Tut mir leid, ohne hieb- und stichfeste Beweise unternehme ich nichts gegen den Rechtsverdreher!“

    „Ist doch immer das Gleiche, Geld regiert die Welt! Doch wo bleibt da bitteschön die Gerechtigkeit? Es kann nicht sein, dass solche Drecksäcke ungeschoren davonkommen! … Was ist mit diesem Stojkovicz? Wieso konnte der so hämisch grinsend hier einfach raus spazieren?“, murrte Semir ärgerlich in Richtung des Staatsanwalts. „Wie viele Beweise brauchen sie denn noch, um den Kerl festzusetzen?“

    „Frage zurück!“, blaffte van den Bergh „Welche Beweise haben Sie denn Herr Gerkhan, die wir dem Haftrichter vorlegen können, dass Herr Zladan Stojkovicz für das Verschwinden von Herrn Jäger verantwortlich ist? … Dafür, dass er hinter diesen Intrigen stand, die ihren Partner unter Mordverdacht brachten? Sagen Sie mir welche?“, konterte der Staatsanwalt unwirsch zurück. „Alle Indizien, die wir haben, richten sich ausschließlich gegen Rashid Stojkovicz, gegen den bereits eine Großfahndung läuft. Sein Onkel behauptet er hat nichts mit den Machenschaften seines Neffen zu tun!“

    „Meine Herren, diese Diskussionen führen zu nichts! Der Streifenbeamte Villermoz wird momentan von den Verhörspezialisten der Inneren Abteilung befragt. Sollte sich hier ein Hinweis zum Verschwinden von Herrn Jäger ergeben, werden wir sofort informiert. Sein verdächtiger Kollege hat sich ins Ausland abgesetzt und wird ebenfalls per Haftbefehl gesucht. Außerdem hat mir der Oberstaatsanwalt van den Bergh gerade eben bestätigt, dass alle Anklagepunkte und der Haftbefehl gegen Herrn Hauptkommissar Jäger aufgehoben worden sind. Er gilt als ab sofort wieder im Dienst und als vermisst. Die Suche nach Herrn Jäger ist eine der vordringlichsten Aufgaben dieser Dienststelle für die kommenden Tage! Noch Fragen Herr Gerkhan? Ansonsten können Sie und Frau Dorn für heute Feierabend machen!“

    Die verschiedenen Blickwinkel der Rettungsaktion waren super beschrieben ... die Betroffenheit von Semir und Ben ... und dann wieder dieser rational denkende Lukas :thumbup:, der nichts besseres zu tun hat, als den Stick in seinen Besitz zu bringen. Glaubt er wirklich, die Organisation lässt ihn so einfach in eine neue Zukunft mit seiner Familie gehen ... :/

    Ich gehe davon aus, das wird ein Spiel mit Feuer, wenn er den Stick "der Organisation" übergeben will. Da vertraue ich voll und ganz auf die Fähigkeiten von Hartmut.

    jetzt wünsche ich mir einfach nur, dass Jennys Verletzungen nicht so schwer sind, wie es auf dem ersten Blick aussah ...:)und erwarte mit Spannung darauf, was mit Lucas passiert

    Zurück im Nirgendwo …

    Ben nahm von seiner Umgebung kaum etwas war. Ihm war kalt, einfach nur kalt. Das Blut rauschte in seinen Ohren und der Pulsschlag hämmerte in seinem Kopf. Auf den gefolterten Polizisten wirkte alles so unwirklich, was um ihn herum geschah, als würde er nicht dazu gehören. An seinem Körper wurde gezerrt, gerissen, er wurde gezogen und geschleppt.


    Verzerrt erreichten ihn Stimmen, die sich immer weiter entfernten. Auf einmal herrschte Stille um ihn herum. Seine Peiniger schienen ihn alleine gelassen zu haben. Je mehr die Bewusstlosigkeit aus ihm wich, desto mehr spürte er seinen Körper. Stück für Stück kehrten seine Empfindungen zurück und mit ihnen der Schmerz. Seine Augen wollten ihm einfach nicht gehorchen, als er versuchte diese aufzuschlagen. Zuerst nahm er alles wie durch einen Schleier wahr. Er blinzelte. …. Es dauerte einige Minuten bis sein Blick klarer wurde und er erfasste, wo er sich befand: in der Folterkammer. Diesmal hatte man ihn während seiner Bewusstlosigkeit nicht zurück in sein kleines Verlies geschleppt.


    Zu seiner Überraschung leuchteten einige abgedimmte Halogenstrahler den Raum aus. Von seiner Position aus konnte er die gesamte Größe des Raumes erfassen und die verschiedenen Einrichtungsgegenstände. Zum einen war da links die aufgebaute Elektronik mit der Kamera, mit der man ihn während der Folterungen anscheinend gefilmt hatte. Ihr gegenüber befand sich der Teil des Raumes, den er bisher noch nicht richtig gesehen hatte, eine komplett ausgestattete Bar mit Theke und Barhocker. Daneben luden moderne Ledersofas zum gemütlichen Verweilen ein. Ein Billardtisch, der an die Außenwand geschoben worden war, vervollständigte das Inventar des Partyraumes. Auf dem Tisch lagen Kampfmesser aller Art, die Peitsche, mit der er schon Bekanntschaft gemacht hatte und einige andere Folterinstrumente, die Ben nur aus Horrorfilmen oder Zeichnungen des Mittelalters kannte. Das war absolut makaber, was seine Entführer unter „Wir veranstalten eine Party“ verstanden. Ben lachte gequält auf.

    Als der Polizist den Verwendungszweck der verschiedenen Marterinstrumente zum Brechen von menschlichen Knochen erfasste, wurde ihm speiübel. Bitterer Magensaft bahnte sich schwallartig seinen Weg nach oben, benetzte seine Kleidung, den Boden und teilweise die Außenwand. Ein abscheulicher Geschmack blieb in seinem Mund zurück. Das Erbrochene verbreitete einen widerlichen Gestank und es ekelte ihn vor sich selbst.

    Der Versuch seine Sitzposition zu verändern scheiterte kläglich. Man hatte Ben wie ein Paket in seiner sitzenden Haltung verschnürt. Zusammengekauert saß er auf einem harten und kalten Untergrund. Seine Hände waren mit Kabelbindern, die in seine geschundenen Handgelenke schnitten, an einen Eisenring fixiert, der extra zu diesem Zweck ins Mauerwerk geschlagen worden war. Seine Beine waren ebenfalls gefesselt worden, nahezu bewegungsunfähig lehnte er mit seiner rechten Körperseite an der Außenwand. Trotzdem zerrte er erneut an den Fesseln, mit dem Erfolg, dass an seinem Rücken einzelne der blutigen Striemen wieder aufbrachen. Langsam rann warmes Blut herunter und vermischte sich mit den Salzkristallen, die noch in seinem Shirt hingen. Es fühlte sich an, als würde jemand mit glühenden Nadelspitzen an seinem Oberkörper entlangstreifen. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen und er stöhnte leise vor sich hin. Ben schloss seine Augen und wartete darauf, dass der Schmerz sich auf ein erträgliches Maß reduzierte.

    „Hallo mein Freund! Schön, dass du wieder wach bist! … Das erspart mir einige Arbeit!“, redete ihn eine tiefe Bassstimme an, in der er, ohne aufzublicken, den älteren der beiden Söldner erkannte. „Wie gefällt dir meine Spezialbehandlung mein Freund?“

    Ben konnte nicht vermeiden, dass ein Zittern seinen Körper durchlief. Der Grauhaarige war eindeutig der Brutalere seiner Peiniger und kannte keine Gnade. Er war ein sadistisches Schwein.

    „Ich bin nicht dein Freund! … Ich wüsste nicht, dass wir beide schon … einmal zusammen ein Bier getrunken hätten, du Bastard!“ quetschte der Polizist mühsam zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

    Dies entlockte dem Folterknecht nur ein hämisches Lächeln. „Humor hast du mein Freund, das muss man dir lassen und vertragen kannst du auch einiges! Das verspricht noch sehr unterhaltsam mit dir in den nächsten Tagen zu werden!“

    Er öffnete den Schraubverschluss einer Wasserflasche und griff brutal nach Bens Kinn. Remzi setzte die Flasche an den Lippen des Verletzten an und zwang ihn, mit einem derben Griff in den Unterkiefer den Mund zu öffnen und die Flasche fast leer zu trinken. Er nahm keine Rücksicht darauf, dass Ben sich mehrmals verschluckte, hustete und fast erstickt wäre. Die Reaktionen des Polizisten quittierte er mit einem grässlichen Lachen.

    Der Söldner erhob sich, ging zum Billardtisch, schüttete etwas Salz in die Wasserflasche und kam zurück. Daraufhin entleerte er den Rest des Flascheninhalts über Bens zerschlagenen Rücken. Dieser schrie gepeinigt auf. Seine Schmerzensschreie hallten im Raum wieder, als sich ein wahrer Feuersturm über seinen Rücken entfachte und ihm letztendlich die Besinnung raubte.

    Tief durchatmen ... Semir ist stabil und seine Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich:/ ... bei dir klingt das manchmal wie die Ruhe vor dem Sturm;), vor allem wenn ich an die Situation am Unfallort denke

    wenn man im überfüllten Wartebereich einer Notaufnahme sitzt, wünscht man sich auch eine Sarah, die mal schnell ihre Beziehungen spielen lässt. Sehe schon kommen, Ben geht mit Krücken auf Verbrecherjagd ...
    Wie Andrea in der letzten Stunde gelitten hat, kam richtig gut rüber. Bei der Beichte von Ben, wie es zu dem Unfall kam, wurde ihm wohl selbst bewusst, wie leichtsinnig er gehandelt hat. Wobei ... auch der kleine Türke hat wohl seine Fähigkeiten auch völlig überschätzt ... "Der Pferdeflüsterer" ... bin gespannt, wie Andrea darauf reagiert:/

    so ... ich habe mir dein neues Kapitel ein weiteres Mal durchgelesen und bin wieder total geflasht ...

    diese Begegnung zwischen Kevin und Jenny hat mich emotional tief berührt ...

    allerdings sitzt da so ein kleines Männchen in meinem Kopf und fragt ständig: Wird Jenny überleben? ...

    Sankt Agatha Krankenhaus

    Auf der Intensivstation wurden Semir und Jenny bereits von Dr. Geiger erwartet. Dieser bat die beiden Autobahnpolizisten nach einer kurzen Begrüßung zuerst in einem Arztzimmer, das außerhalb der Station lag.

    „Wie gesagt Herr Gerkan, der Patient lehnte es strikt ab, sich mit ihren Kollegen von der Wasserschutzpolizei, die ihn aus dem Rhein gefischt hatten, zu sprechen. Er weigert sich, seinen Namen zu nennen und besteht darauf, dass der Polizist Ben Jäger kommt.“


    Der Oberarzt hatte hinter seinem Schreibtisch Platz genommen. Aus einem Stapel Patientenakten suchte er eine bestimmte heraus und öffnete diese. Oben drauf lagen einige Fotos. „Und ich kann ihn irgendwie verstehen, dass er niemanden vertraut. Schauen Sie sich diese Fotos an, die unmittelbar nach der Einlieferung auf Wunsch der Polizei gemacht wurden, um die Verletzungen des Patienten zu dokumentieren!“ Der Arzt legte einige Fotos auf die Schreibtischkante vor die beiden Polizisten. Jenny wurde bei deren Anblick kreidebleich und fing an zu würgen. „Ich habe das letzte Mal solche Wunden gesehen, als ich für Ärzte ohne Grenzen im Sudan tätig war und im dortigen Krankenhaus die Opfer von Folterungen eingeliefert wurden.“

    „Sie wollen damit sagen, man hat den Mann auf brutalste Art und Weise gefoltert, Herr Dr. Geiger?“

    Dieser nickte zustimmend und fuhr mit seinen Ausführungen fort: „An der rechten Hand wurden ihm alle Finger gebrochen!“ Dabei deutete er auf das entsprechende Bild, „man hat ihm bewusst, den Unterkiefer ausgerenkt und gebrochen, er kann deswegen auch nicht richtig sprechen, sondern schreibt einzelne Worte auf eine kleine Schiefertafel, die dankbarerweise eine der Schwestern mitgebracht hat. Sein Körper war übersät mit Hämatomen und kleinen Schnittwunden. Er hatte schwerste innere Verletzungen, weshalb wir ihn für fast zwei Wochen ins künstliche Koma legen mussten. Bitte verstehen Sie mich richtig, es grenzt an ein Wunder, dass der Mann diese Verletzungen überlebt hat.“

    Semir hörte schweigend zu, während Jenny sich entschuldigte, das Zimmer verließ und mit der Hand vor dem Mund haltend nach einer Toilette suchte.

    „Ich bringe Sie dann rüber auf die Intensivstation zum Patienten. Vielleicht gelingt es ihnen ja, die Mauer des Schweigens, die ihn umgibt zu brechen. Noch ein Wort zur Kommunikation. Wir haben mit dem Verletzten vereinbart, dass wir nach Möglichkeit Fragen stellen, die er mit ja oder nein beantworten soll. Ja beantwortet er mit einmal blinzeln des Auges und nein mit zweimal!“

    Der Arzt erhob sich und bat Semir ihm zu folgen. „Da der Patient noch sehr schwach ist, würde ich Sie nur alleine zu ihm reinlassen und der Unterhaltung beiwohnen, wenn Sie einverstanden sind Herr Gerkhan. Ihre Kollegin kann ja so lange vorne im Wartebereich sich aufhalten!“ Er musterte Jenny, die ins Arztzimmer zurückgekehrt war und noch immer leichenblass war. „Ich denke die Schwester bringt ihnen ein Glas Wasser Frau Dorn!“

    Semir musste erst einmal schlucken, als er den Patienten vor sich in seinem Krankenbett liegen sah. Man hatte das Kopfteil etwas aufgerichtet. Hinter dem Bett blinkten auf den verschiedenen Monitoren Zahlen und Kurven auf, deren Bedeutung der Polizist nicht kannte. Der Kopf des Patienten glich dem einer Mumie, auch der Rest des Körpers war von Verbänden umhüllt. Der rechte Arm lag auf einer speziellen Schiene. Erwartungsvoll blickten die blauen Augen des Mannes die beiden Besucher an. Der Arzt trat ein bisschen zur Seite und ließ den Polizisten neben das Bett treten.

    „Hallo Herr Schmidt, zumindest, meinte Dr. Geiger, ich solle sie so anreden. Mein Name ist Semir Gerkhan. Ich arbeite zusammen mit Ben Jäger bei der Kripo Autobahn und bin dessen Freund und Partner.“
    Als Semir erkannte, wie die Augen des Patienten bei der Nennung von Bens Namen aufleuchteten und sich leicht weiteten, beschloss er aufs Ganze zu gehen. Er fischte aus seiner Hosentasche sein Handy, was ihm einen verärgerten Blick des Arztes einbrachte.


    „Sehen, Sie!“ Er legte das Display vor dem Patienten ab, „das bin ich mit Ben vor unserer Dienststelle, zu Hause bei meinen Kindern, sie können mir also wirklich vertrauen und glauben, dass ich Bens Freund bin.“ Diese Aussage brachte ihm ein Blinzeln als Antwort ein.

    Der Patient kritzelte mit seiner linken Hand etwas ungeschickt auf die Schiefertafel und drehte sie zu Semir hin. ‚Wo ist Ben? stand darauf.

    Der kleine Türke seufzte auf und beantwortete die Frage „Ben ist seit fast zwei Wochen spurlos verschwunden!“

    Entsetzt weiteten sich die Augen des Patienten, sein Pulsschlag beschleunigte sich, dass die Monitore Alarm schlugen. Dr. Geiger trat hinzu und wollte die Befragung sofort abbrechen, aus Angst, die Aufregung würde seinem Patienten schaden. Der Verletzte hob seinen linken Arm hoch und gab dem Arzt zu verstehen, dass er weiterreden wollte. Semir erkannte auf dem Unterarm ein Tattoo, das ihm Ben schon einmal sehr eindringlich beschrieben hatte. Es war eine dieser berühmten E-Gitarren, originalgetreu nachgezeichnet mit einem Autogramm. Schlagartig war ihm klar, wer da vor ihm im Krankenbett lag.
    „Sie sind Memphis, Bens Freund, der ihm das Gitarre spielen erst so richtig beigebracht hat. Ihr Vater war Amerikaner und sie heißen mit richtigen Namen Charles Callahan und waren früher US-Soldat.“
    Der Patient bestätigte jede dieser Angaben mit einem Blinzeln. Semir spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten und sein Herzschlag sich beschleunigte. Hatte er mit diesem schwer verletzten Mann endlich die heiß ersehnte Spur auf der Suche nach Ben gefunden. Mit knappen Sätzen berichtete der Polizist dem Musiker, was er über Bens Verschwinden wusste.

    „Bitte Herr Callahan! Es ist wichtig! Ich brauche alle Informationen zu den Männern, die ihnen das angetan haben!“ Dabei deutete Semir auf die geschiente Rechte. „Ich vermute, diese Kerle haben auch Ben in ihrer Gewalt. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein, Namen einfach alles!“

    Der Türke hielt dem Kranken auffordernd die Schiefertafel hin. Sehr zum Missfallen des Arztes zog sich die umständliche Befragung länger als die eingeräumten 20 Minuten Besuchszeit hin. Mehrmals versuchte er, das Gespräch zu unterbrechen, als die Monitore warnend aufblinkten. Doch Memphis bestand nach kurzen Pausen darauf weiterzumachen.

    Nach einer Stunde verließ der Autobahnpolizist einen völlig erschöpften Patienten.

    Auf dem Weg über dem Parkplatz zu seinem silbernen BMW berichtete er Frau Krüger über das Handy von seinen neuesten Erkenntnissen. Jenny, die neben ihm herlief, lauschte aufmerksam dem Gespräch.

    „Frau Krüger, Gerkhan hier! Ich war gerade im Sankt Agatha Krankenhaus bei dem Patienten, der von der Wasserschutzpolizei vor drei Wochen aus dem Rhein gefischt wurde. Ich glaube, wir haben endlich ein paar fehlende Puzzleteile gefunden. Der Mann heißt Charles Callahan, genannt Memphis und ist ein Freund von Ben. Man hat ihn solange gefoltert, bis er Bens geheime Handy Nummer Preis gegeben hat. Klingelt es da bei ihnen?“

    „Oh, mein Gott, ich fasse es nicht. Jäger hatte also auch da Recht gehabt, als er behauptet hatte, man hätte ihn reingelegt!“

    „Ja, aber es kommt noch besser! Der Verletzte hat Rashid Stojkovicz eindeutig als einen seiner Entführer identifiziert. Ich habe ihm das Fahndungsfoto auf meinem Handy gezeigt. Der Kerl, der den Ärmsten so furchtbar zugerichtet hat, hieß mit Vornamen oder Nachnamen Remzi. Vermutlich Südosteuropäer, der aus dem Balkan stammen könnte. Auf der rechten Hand des Verdächtigen befindet sich ein Tattoo, ein Skorpion. Vielleicht kann ja Susanne schon mal in der Datenbank suchen, ob es einen passenden Eintrag gibt? So und das Beste zum Schluss? Dieser Memphis wurde von unserem lieben Kollegen Villermoz und noch einem Streifenbeamten in eine Falle gelockt und an seine Peiniger übergeben.“

    Am anderen Ende der Leitung herrschte fast schon Totenstille. Frau Krüger sog deutlich hörbar ihre Atemluft ein und aus. „Kommen sie sofort zurück zur Dienststelle. Kann jemand die Zeugenaussage bestätigen? Frau Dorn?“

    „Nein, Jenny war bei der Befragung nicht dabei. Allerdings der behandelnde Arzt war die komplette Zeit über anwesend und wird das Protokoll mit unterschreiben. Es steht also nichts im Wege, dass sie gegen diesen Villermoz einen Haftbefehl bei ihrem Freund dem Oberstaatsanwalt beantragen!“

    Einige Zeit später im Nirgendwo

    Ein derber Hieb in die linke Seite holte den jungen Kommissar zurück in die Wirklichkeit. Der aufdringliche Duft ihres Parfums stieg in seiner Nase hoch. Gabriela stand vor ihm. Mühsam zwang er sich die Augenlider zu öffnen und den Kopf zu heben. Im Hintergrund erkannte er verschwommen die Gestalt des jungen Stojkovicz. Mit ihrer linken Hand umfasste sie Bens Kinn, hob es an und nötigte ihn, ihr direkt ins Gesicht zu schauen. Ihre Augen funkelten ihn hasserfüllt an.

    „Wieder wach? … Wir waren noch nicht fertig für heute!“, stellte sie fest. „Wir wollen doch nicht, dass es dir langweilig wird, Jägerlein, in deiner netten kleinen Unterkunft. Wir haben ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm für dich vorbereitet! … Schon vergessen?“
    Sie grinste ihn dabei höhnisch an und lauerte förmlich nach einer Reaktion in Bens Gesicht. „Ich wollte dich einmal in weitere Details meines kleinen Rachefeldzuges einweihen. Den Teil in Bezug auf deine kleine Schwester kennst du ja bereits“, verhöhnte sie Ben weiter „Da hätten wir zum anderen diesen kleinen Türken mit seiner Familie. Der meinte ja so schlau zu sein.“ Auf ihr Zeichen hin, flackerte der Zusatzbildschirm neben dem Laptop auf. In einer kleinen Diashow sah man Semir mit seiner Familie am Köln-Bonner Flughafen, wie sie gerade beim Einchecken waren. „Wie du siehst, brauchst du diesmal nicht auf deinen Freund zu vertrauen, dass er dich hier rausholt. Der hat sich eine Auszeit genommen. Aber keine Sorge, irgendwann kommt er wieder aus dem Urlaub zurück in die Heimat und dann ist er fällig. … Doch wer weiß, ob du diesen Tag noch erleben wirst.“

    Dieser Nadelstich saß bei Ben. Auf der anderen Seite machte sich eine gewisse Erleichterung in ihm breit, dass er Semir, Andrea und die Kinder vorerst in Sicherheit wusste.

    Sie wendete sich von ihm ab, kehrte im dem Rücken zu und stakste zwei Schritte in die Richtung von Rashid Stojkovicz. Auf dem Absatz machte sie eine Kehrtwendung, als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen. Höhnisch grinsend, musterte sie ihren Gefangenen. Sie tippte sich mit dem Zeigefinger ihrer Linken auf die Lippen.
    „Ach ja, das hätte ich glatt vergessen! Ts, ts, ts, …. Wie konnte ich nur?“ spottete die Kroatin weiter. „Da hätten wir noch deine hübsche kleine Ex-Freundin im Angebot, die könnten wir vorerst mal als Ersatz für den Türken nehmen, um die Wartezeit zu überbrücken. … Was hältst du von dieser kleinen Programmerweiterung? …. Perfekt, die Dame ist nach dem Ableben deiner Schwester als nächstes dran.“

    Rashid zeigte Ben über dem Monitor Fotos von Anna in Alltagssituationen vor der Klinik, in der Klinik und vor ihrer Wohnung. Der Zorn und der aufkommende Hass des jungen Mannes steigerte sich ins Unermessliche, schüttete Adrenalin ohne Ende in seinem Körper aus, das seine Schmerzen überlagerte und ihm ungeahnte Kräfte verlieh. Es geschah etwas, womit die Entführer nicht gerechnet hatten. Ben hing an den Seilen, wie ein Turner an den Ringen. Durch das Zappeln und seine wütenden Bewegungen fing das Seil an zu schwingen und Gabriela gelangte in die Reichweite von Bens Beinen. Der Polizist zog die Beine an und trat mit voller Wucht gegen den Oberkörper der Kroatin. Diese geriet ins Straucheln und konnte ihren Sturz nicht mehr richtig abfangen. Sie knallte mit dem verkrüppelten Arm zuerst auf den Marmorboden auf. Ihr gellender Schmerzensschrei hallte durch den Raum.

    Ben nutzte den neu gewonnen Schwung und fixierte seinen nächsten Widersacher, Camil. Dieser starrte ein bisschen fassungslos auf das, was sich soeben vor seinen Augen abspielte. Beim nächsten Vorwärtsschwung stieß Ben die Beine nach vorn und seine Füße landeten mitten im Gesicht des Schnauzbärtigen. Es gab ein hässliches Geräusch, als dessen Nase brach. Augenblicklich quoll ein Blutstrom aus den Nasenlöchern heraus. Der Söldner torkelte rückwärts, jaulte vor Wut und Schmerz lautstark auf, als er seine blutige Hand betrachtete.

    Ben heulte triumphierend auf. Doch sein Glücksmoment währte nur Sekundenbruchteile.
    „Na ihr Bastarde, wie hat euch das Gefallen! Wie fühlt sich das an, eines voll auf die Fresse zu bekommen?“, brüllte Ben schadenfroh in Richtung des Schnauzbärtigen, der laut fluchend versuchte den Blutstrom aus seiner Nase zu stillen. Der Polizist pendelte an den Seilen hin und her, genoss den Moment der Genugtuung, als das für ihn Unerwartete geschah. Zuerst hörte er einen Knall …. Dann setzte das Brennen auf seinem Rücken ein … ein erneuter Knall …ein Brennen … es wiederholte sich mehrmals…

    Zu Beginn beschimpfte Ben voller Wut seinen Widersacher: „Du feige Sau! … Schneid mich los! … Gib mir mal eine Chance dann besorge ich es dir du elende Drecksau!“

    Der Polizist zappelte wild an den Seilen herum, es gab kein Entkommen.… Remzi kannte kein Erbarmen, während er zuschlug. Die Schläge ließen Ben vor Schmerzen aufschreien … sein Shirt hing zerfetzt an seinem Leib herunter. Aus feinen Schnitten bahnten sich kleine Blutstropfen ihren Weg.

    „Hast du dir wohl so gedacht Bulle!“ brüllte Remzi hinter ihm. Ben konnte nur erahnen, dass sein Widersacher mit der Peitsche zu einem erneuten Schlag ausholte. „Aufmüpfig werden! Frech werden! … Widerstand leisten! … Warte nur, dass habe ich dir gleich ausgetrieben!“
    Ben verspürte den gleißenden Schmerz auf seinem Rücken, der von blutigen Striemen wie ein Netz überzogen war. Sein schmerzerfülltes Gebrüll schien den Grauhaarigen nur noch mehr anzustacheln, während er zuschlug.

    Gabrielas Zuruf ließ den Söldner in seiner Bewegung erstarren. „Hör auf Remzi! Der hat genug! … Schließlich soll er dem Schauspiel, das wir morgen mit seiner Schwester und Freundin veranstalten, noch bei halbwegs klarem Verstand beiwohnen können, bevor sich Herr Jäger von dieser Welt verabschieden wird.“

    Sie hatte sich mühsam vom Boden aufgerappelt. Mit ihrer linken Hand rieb sie ihren schmerzenden Arm und trat näher zu Ben hin und weidete sich förmlich an dessen schmerzverzerrten Gesicht. Gleichzeitig fletsche sie vor Wut und Schmerz ihre Zähne. In ihren Augen flackerte es bösartig auf. Ihr Blick verhieß nichts Gutes.

    „Nur so eine kleine zusätzliche Strafe hat sich mein Lieblingsbulle schon noch verdient!“ zischelte sie wie eine Giftschlange. Die Kroatin nahm einen der Schlagstöcke, die auf dem Tisch bereit lagen, in ihre linke Hand. Liebevoll leckte sie mit ihrer Zunge über dessen Oberfläche und strich mit ihren Fingerkuppen über die feuchte Stelle. Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine hämisch grinsende Fratze, als sie mit ihrer Linken den oberen Teil des Stockes umfasste und ausholte. Mit voller Wucht traf sie das Schienbein des gefolterten Polizisten. Dieser glaubte förmlich den Knochen brechen zu hören. Ben brüllte lauthals los, „Aaaaaaah! ……… Oh Gott! … Oh Gott, du verdammtes Weibsstück!“, ihm wurde schlecht und er keuchte vor Schmerzen und Entsetzen vor sich hin. Sie gewährte ihm ein paar Minuten, bis der erste Schmerz abgeebbt war.

    Wenn Ben ihren Blick richtig gedeutet hatte, war das noch nicht alles an Vergeltung gewesen. Gabriela gab Remzi ein Zeichen. Der Polizist hörte Geräusche hinter sich, konnte sich aber nicht vorstellen, was der ältere Söldner hinter seinem Rücken trieb. Er bekam die Antwort schneller als ihm lieb war.

    „Hast du schon mal das Sprichwort gehört: Salz in eine Wunde streuen?“
    Sie lachte teuflisch auf und weidete sich an seinen Qualen. Der Autobahnpolizist hatte den Sinn der Redewendung durch sein schmerz-vernebeltes Gehirn noch nicht richtig begriffen, als auf seinem Rücken ein flammendes Inferno entbrannte. Seine schrillen Schmerzensschreie hallten in dem Raum wieder, als in den Wunden der Peitschenhiebe ein wahres Höllenfeuer entfacht wurde. Es raubte ihm den Atem und die Sinne. Schwärze stieg vor seinen Augen auf … er konnte, … nein er wollte nicht länger gegen die aufkommende Bewusstlosigkeit ankämpfen, die sich wie ein wohltuender Mantel um ihn legte.