Beiträge von Krypto

    Alex stand noch bei den Polizisten, hatte Ihnen gerade berichtet, was er wusste, da erreichte diese der Funkspruch des Einsatzleiters. Trotz sorgfältiger Suche hatten sie keine Kinder gefunden - weder tot noch lebendig. Wirklich erleichtert war jedoch niemand. Alex ging zum Haus zurück, wo immer noch diverse Zettel im Beet und Gras verteilt lagen. Er besah sich die einzelnen Blätter, die zum Teil Kopien bereits zerknüllter oder aus Fetzen zusammengesetzter Kopien zu sein scheinen. Mit seinem Smartphone knipste er Bilder von allen Dokumenten, die er fand.
    Semir gab derweil alle notwendigen Daten von Ben an die Rettungskräfte weiter. Es tat ihm in der Seele weh, ihn so zu sehen und ihm weder die Hand halten geschweige denn sonst irgendwie helfen zu können. Dazu kamen seine blitzartige Erinnerungen: Er sah, wie die Verneblermaske auf Bens Gesicht saß. Und ihn überkam das Gefühl, auch er bekäme gerade wieder Hilfe beim Atmen - was ja tatsächlich mehrere Wochen gebraucht hatte. Er brauchte ein paar Atemzüge mit Blick in den freien Himmel, um sich klar zu machen, dass dahingehend bei ihm alles in Ordnung war. Mit etwas Erleichterung bemerkte er, dass Ben sich wieder etwas rührte, seit er ein Medikament bekommen hatte.

    Ben hatte einen Stich verspürt. Anschließend hatte jemand an seiner linken Hand gearbeitet. Irgendwer klebte ihm etwas auf den Oberkörper. Ansonsten nahm er seine Umgebung nur schemenhaft wahr. Er hörte Semirs Stimme, was ihm signalisierte, dass er nicht alleine unter Fremden war. Er hörte ein zischendes Rauschen direkt vor seinem Gesicht, hatte aber den Eindruck, dass die kühle feuchte Luft, die da ausströmte ihm gut hat. Er hörte ein rasches Piepsen, das ihn an die letzte Deep-House-Party erinnert hätte - wenn da nicht die Übelkeit gewesen wäre, die in ihm tobte. Er hörte wie ihn jemand anfasse und ihn mit seinem Namen ansprach: 
    "Herr Jäger, hören sie mich?"
    Er versuchte zu nicken, doch alleine der Versuch der Bewegung verstärkte die Übelkeit massiv. Er konnte sie nicht mehr kontrollieren und begann zu würgen - schnell nahm der Sanitäter ihm die Maske vom Gesicht und hielt ihm eine Nierenschale unter. Doch trotz heftigen Würgens kam nur Magensaft.

    "Oh je, Sie Armer," bedauerte ihn der Arzt. "Nichts gegessen und dann das...Moment, ich gebe Ihnen gleich etwas dagegen..."

    Ben spürte nur kurz einen Druck am Handrücken, dem er aber angesichts des Würgereizes keine Beachtung schenkte. Kurz darauf ließ der Brechreiz nach und Ben fiel erschöpft zurück auf die Trage. Der Sanitäter setzte ihm die Verneblermaske wieder auf und stimmte dem Notarzt zu, als der sagte: "Ich denke, wir schauen, dass wir schnell in die Klinik kommen..."

    Semir hatte inzwischen Andrea angerufen:

    "Andrea, mein Herz! Ich glaube, ihr müsst ohne uns Pizza essen. Wir müssen erst noch ins Krankenhaus. "

    "Semir! Alles in Ordnung? Was ist mit dir?"

    "Nichts. Andrea, mir geht es gut. Aber Ben liegt hier neben mir im Rettungswagen. Der Notarzt ist bei ihm..."

    "Um Gottes Willen! Warum?"

    "Er hat bei einem Brand gelöscht - ich denke, der Rauch...Aber er ist wohl ansprechbar. "

    "Oh je! Natürlich ist dann die Pizza nicht mehr so wichtig!"

    Nach kurzer Pause schlug Andrea dann vor: "Pass auf, wie wäre es, wenn wir uns in einer halben Stunde am Krankenhaus treffen? Wir können zu Fuß gehen. Ich bestelle Pizza und bringe Ben die Tasche mit seinen Sachen."

    Dieses Angebot zauberte Semir ein Lächeln ins Gesicht.

    "Das wäre ganz toll, Andrea! So machen wir das!"

    Sowohl der Rettungswagen mit Sabrina als auch der mit Ben waren losgefahren. Da kam zuerst Matthias und kurz darauf Alex um die Ecke. Alex hatte von Bens Zusammenbruch noch gar nichts mitbekommen und war entsprechend betroffen. Sie vereinbarten, gemeinsam zum Krankenhaus zu fahren - Matthias übernahm Bens Wagen, in dem die Kindersitze für Ayda und Lilly waren. Er wollte ohnehin nach seinem Freund Lukas sehen und er hoffte inständig, dass es Laura besser ging, als er anhand des ersten Eindrucks im Einsatz befürchten musste.

    Inzwischen traf die Feuerwehr ein und auch die von Alex vor einer gefühlten Ewigkeit alarmierte Polizei hielt vor dem kleinen Haus in Weingarten.
    Als letzte Vertreter der Blaulichtorganisationen kam schließlich noch ein Notarzt mit zwei Rettungswägen-bei seinem Notruf hatte Semir bereits angegeben, dass möglicherweise auch noch zwei kleine Kinder in dem Haus waren.
    Matthias' Kollegen kümmerten sich sofort um Sabrina.

    Alex brachte indessen Semir zu seinem Auto :
    "War anstrengend heute," sagte er und legte Semir die Hand auf die Schulter. Dieser nickte traurig. Die Ungewissheit, was mit den entführten Kindern geschehen war, bedrückte beide. Alex wies auf die Polizisten hin:
    "Ich gehe mal meine Aussage machen und schick sie dann zu dir. Okay?"

    Semir nickte. Er lehnte sich zurück und schloss erschöpft die Augen.

    Zwei Feuerwehrleute mit Atemschutzmasken waren auf Ben zugekommen. Sie hatten ihm kollegial auf die Schulter geklopft und den Feuerlöscher abgenommen. Als Ben aus der Hocke aufstehen wollte, bemerkte er jedoch, wie es ihm schwindelig wurde. Vor seinen Augen tanzten 1000 Sterne. Er schwankte und wurde glücklicherweise von den beiden Feuerwehrleuten aufgefangen. Ben sah sie irritiert an.

    "Na, geht's," fragte ihn einer der Männer, was Ben mit einem "Ja, ja," bestätigte.

    Sie begleiteten den keuchenden Ben langsam und vorsichtig zum Rettungswagen.

    "Ich glaube, wir haben hier Kundschaft für euch. Hat wohl was von dem Rauch erwischt," sagte einer der Männer.

    Semir sah auf: Ein schlurfendes Geräusch, das von leisem Klirren begleitet war, näherte sich. Er drehte sich auf seinem Sitz um und sah zwei Feuerwehrmänner. Sie gingen mit Ben zwischen sich auf den Rettungswagen zu, der auf der Straße parkte angehalten hatte. Ben schien kaum noch selbst gehen zu können. Das versetzte Semir einen ordentlichen Schreck. Der Adrenalinstoß reichte aus, dass er zu sich aufraffen und mit den Krücken zu der Gruppe humpeln konnte.

    Er rief: "Ben, was ist mit dir?"

    Aber der antwortete gar nicht, sondern ließ sich mit letzter Kraft auf die Trage fallen, die die Rettungsdienstler bereit gehalten hatten. Ihm war ganz elend. Benommen registrierte er ein Stimmengewirr. Jemand hob seinen Oberkörper an. Irgendwer hielt ihm etwas vor Mund und Nase, was nach Plastik roch. Selbst als er nochmals Semirs Stimme hörte, war es ihm nicht möglich, die Augen zu öffnen. Er entfernte sich.

    Semir blieb nichts anderes übrig, als hilflos mitanzusehen, wie sein Freund das Bewusstsein verlor und eilig von den Rettungsdienstlern in den Wagen geschoben wurde.

    Den Notarzt hatte der Einsatzleiter der Feuerwehr gleich zu sich gerufen, nach dem der eingetroffen war.

    "Wissen Sie schon was von den Kindern," fragte der Notarzt.
    "Meine Männer suchen gerade das ganze Haus mit Wärmebildkameras ab. Sollte da irgendjemand sein, finden wir die."
    Dann räusperte er sich:
    "Das war zwar nur ein kleiner Brand. Aber so wie es aussieht, sind hier Federkissen und ein Woll-Kunstfasergemisch im Teppich in Brand geraten. Das gibt böse Rauchgasvergiftungen, ich sag' nur: Cyanid..."

    "Matthias, richtig," fragte Semir, um nach dem Nicken des Rettungsassistenten weiter zu fragen:"Du wohnst doch nicht wirklich hier? Und es ist auch kein Zufall..."

    "Nein," antwortete Matthias wiederum einsilbig.

    "Sabrina Schmied, hm?" Matthias schaute nach oben - er war schon immer ein schlechter Lügner und dieser kleine Mann verstand etwas von seinem Job. Also gab er zu: "Ja, zu der will ich."

    "Warum? Meinst du, sie war's?"
    Matthias zuckte mit den Schultern und beugte sich weiter zu Semir. "Ich weiß nur, dass Sie Lukas gedroht hat, er würde es noch bereuen."
    " Das scheint also ein offenes Geheimnis zu sein," meinte Semir und forderte Matthias dann auf: "Komm mit. Vielleicht kannst du uns helfen - auch wenn das eigentlich Polizeiarbeit ist und nichts für den Rettungsdienst.."
    "Hoffentlich," antwortete Matthias, der jetzt doch erleichtert war, dass Semir ihn mitnehmen wollte. Schließlich hatte er das Gefühl, Lukas den "Besuch" bei Sabrina zu schulden.

    Alex war schon vorangegangen. Er hatte sich versichert, dass das Namensschild an der Klingel auch auf Schmied lautete.
    Dann kam er zur Straße zurück, wo Ben ihm entgegen kam. Semir folgte ihm mit etwas Abstand in Begleitung von Matthias.
    "Ben, ich schlage vor, wir beide teilen uns auf. Ich gehe rechts,du links herum. Wir schauen einfach, ob wir etwas sehen, was auf die Kinder hindeutet. Wir halten per Handy Kontakt. Semir, du klingelst und lenkst die Frau oder andere Bewohner ab..."

    "Das kann ich auch übernehmen, " mischte sich Matthias ein "Ich hätte da nämlich schon eine Idee..."

    Alex sah vorsichtig in die Räume, die von der Straße aus zugänglich waren. Er sah in die Küche, die jedoch einen völlig aufgeräumten Eindruck machte. Plötzlich ertönte ein Alarm. Alex dachte zunächst an eine Alarmanlage und duckte sich. Aber mit Blick nach oben konnte er nichts entdecken, was auf das Vorhandensein einer Alarmanlage hingedeutet hätte.

    Ben hatte auf der anderen Seite des kleinen Hauses gerade das offene Fenster im Badezimmer bemerkt - offensichtlich hatte dort vor kurzem jemand ein Bad genommen und lüftete nun - als ihm der einsetzende Alarm einen Schreck versetzte. Allerdings hatte er bereits einen seltsamen Geruch wahrgenommen. Rasch drückte er sich am Beet vorbei zum Wohnzimmer. Schon beim ersten Blick schrie er:
    "Alex! Feuer! Es brennt!"

    Alex hörte Bens Ruf und beeilte sich, mit einem Sprung über die Hecke zu ihm zu kommen. Hinter der Glastür war eine deutliche Rauchansammlung an der Decke zu sehen. Es war dicker schwarzer Rauch, der offensichtlich vom Teppichboden und Sofa aufstieg. Nahe der Glastür standen mehrere Ordner und ein Papierstapel auf dem Boden. Mit dem Kopf über dem Sofa hängend, war eine Person zu sehen. Ihr Kopf und Rumpf war bereits vom dichten Rauch bedeckt, nur Beine und Füße die nackten Füße waren noch klar zu erkennen. Ben hatte bereits versucht, die Glastüre zu öffnen, was ihm jedoch nicht gelungen war. Alex war sofort zur Stelle. Ben rief ihm zu:
    "Ich versuche durch das Bad zu kommen - vielleicht kannst du die Glastür einwerfen! Da ist mindestens noch ein Mensch drin!"

    Während Ben in das Badfenster kletterte, suchte Alex einen größeren Stein. Er fand aber nur einen Spaten, mit dessen Metallseite er mit aller Kraft gegen die Scheibe des Wohnzimmers schlug. Diese war jedoch so stabil, dass sie nur einen großen Sprung bekam. Zugleich sah Alex, dass innen die Tür des Wohnzimmers geöffnet wurde. Ben tastete sich auf allen Vieren von der Gegenseite an die Glastür heran und öffnete sie. Sofort zog der Rauch auch nach draußen. Alex kam herein. Gemeinsam zogen sie den regungslosen Körper vom Sofa durch den Papierstapel nach draußen. Draußen angekommen, kam langsam wieder Leben in die Frau. Kräftiges Husten verriet, dass die Gerettete zumindest atmete und die Schutzreflexe funktionierten.
    "He," sprach Alex sie an: "Wo sind die Kinder?" Aber Sabrina gab außer weiterem Husten keine Antwort.

    Semir hatte die Hilferufe gehört und die Feuerwehr verständigt. Matthias hatte das mitbekommen und hatte ebenfalls losrennen wollen, aber Semir hielt ihn zurück:
    "Warte kurz. Wir haben noch einen Feuerlöscher im Auto - vielleicht bringt der ja was!"

    Mit dem Feuerlöscher im Arm kam Matthias zu Ben und Alex gerannt. Gerade sah er, wie diese wie die beiden Sabrina auf der Wiese ablegen.
    "Lasst mich das mal machen. Ich hab euch was mitgebracht."
    Ben nahm Matthias den Feuerlöscher ab. Er ging an die Glastür und zielte mit dem Schlauch des Feuerlöschers auf den vermeintlichen Brandherd auf Teppich und Sofa. Dabei fiel sein Blick zufällig auf die am Boden verstreut liegenden Papiere. Da waren verschiedene Dokumente, die er eher in der Bäckerei Bährle vermutet hätte, als hier. Es gab also tatsächlich einen Zusammenhang! Auch Alex waren ein paar der Papiere aufgefallen.

    "Wir müssen noch mal rein," schrie er "Was ist, wenn die Kinder da noch drin sind?"

    Matthias rüttelte seine in Seitenlage befindliche Patientin. Deren Fahne war trotz des Brandgeruchs deutlich wahrnehmbar.

    "Sabrina! Wo sind die Kinder?"

    Da murmelte sie stockend:"Ich... Habe... Keine... Kinder." Sie hustete wieder, antwortete jedoch nicht mehr, obwohl jetzt Alex kräftig an ihr rüttelte.

    Von Weitem hörten sie die ersten Martinshörner. Ben löschte stoßweise, wie ihm das bei der letzten Fortbildung beigebracht worden war, auch wenn der Qualm ihn ebenfalls husten ließ. Immerhin schien er Erfolg zu haben - Flammen waren keine mehr zu sehen und auch der Rauch wurde deutlich weniger.
    Alex wollte nochmal über das Badfenster ins Haus, aber Semir, der um die Ecke kam, hielt ihn davon ab:
    "Du, warte! Hier ist nichts, was auf ein Baby und kleines Kind hinweist. Keine Kindersitze im Renault, kein Wagen bei der Haustür, keine Fläschchen in der Küche - rein gar nichts! Vor allem : Kein Geschrei!"
    Bis zu diesem Wort hatte Semir seinen Freund erreicht. Er musste sich an ihm festhalten, so schlimm waren körperliche wie seelische Schmerzen. Traurig sagte er:
    "Alex, entweder hat sie damit nichts zu tun. Oder... Sie hatte nie vor, die Kinder lebend hier her zu bringen...."

    Langsam zeigte der Alkohol Wirkung. Gemeinsam mit der Müdigkeit ergab sich eine angenehme Schwere. Sabrina legte ihren eher breit gebauten Körper auf dem Sofa ab.

    Sie griff nach den Zigaretten, die auf dem Couchtisch lagen und zündete sich eine an. Genüsslich zog sie daran, atmete den Rauch in ihre Lungen und blies ihn mit spitzen Lippen wieder aus. Mit dem nächsten Zug grinste sie breit. Sie setzte sich nochmals kurz auf, nahm einen weiteren Schluck und rückte ihre Brüste in den BH-Schalen zurecht. Sie strich sich über den Oberkörper bis hinab zu den Knien.
    "Alles hättest du haben können, Lukas. Alles..."
    Dann ließ sie sich in die Kissen zurück fallen und sog erneut den Rauch ein.

    Semir und Ben waren Alex gefolgt, der im Feierabendverkehr durch Weingarten fuhr. An einer Ampel auf einer zweispurigen Straße hielt Ben neben ihm und rief:

    "Hast du eigentlich den Kollegen vor Ort Bescheid gesagt?"

    Alex sah ihn unverwandt an:
    "Nein, meiner Oma! Mensch Ben! Klar hab ich das gemeldet. Aber es hieß nur, sie würden dem nachgehen. Spricht doch nichts dagegen, dass wir nachsehen - wenn da schon alles geklärt ist, umso besser, oder?"

    Semir war müde. Er hatte Schmerzen - so heftig, dass ihm fast übel war - und auch Zweifel daran, dass dieser Fall noch heute gelöst werden würde. Selbst wenn - für die Familie würde noch lange nichts mehr so sein wie heute morgen. Wenn überhaupt jemals wieder. Er konnte das sehr gut verstehen. Er zückte sein Handy und schrieb Andrea eine kurze Nachricht :
    "Ich liebe dich und freue mich nachher auf eine Pizza mit euch!" Auch wenn es ihm gerade nicht nach Essen war. Immerhin : Er spürte, gut es ihm tat, wieder zu ermitteln.

    Schließlich, in einem Wohngebiet mit vielen kleinen Häusern aus den 30er Jahren,wurde Alex langsamer - offensichtlich suchte er nach Hausnummer oder Parkplatz.
    Etwas weiter oben sah Semir ein bekanntes Gesicht.

    "Ben, fahr mal zu dem jungen Mann da vor. Ich glaube, ich kenne ihn..."
    Semir ließ das Fenster herab und beugte sich soweit er konnte zu dem Mann auf dem Gehsteig.
    "Na, Feierabend," fragte er freundlich.

    Der junge Mann wurde feuerrot im Gesicht. "Ja," antwortete er knapp.

    Heute
    Sabrina Schmied schloss die Tür zum Wohnzimmer. Sie setzte sich auf ihr großes breites Sofa, trank den letzten Rest Cognac aus ihrem Glas. Ihre nackten Füße streiften immer wieder über die Flokati-Teppiche, der wie das Haus und die vielen Kissen Erbstücke ihrer Großmutter gewesen waren. Genau diese Dame hatte ihr stets erklärt :
    " Wenn du etwas willst, wirst du es auch bekommen. Du musst nur dafür arbeiten - vielleicht manchmal auch mit weniger akzeptierten Methoden..."
    Sabrina sah ihre Großmutter vor sich, wie sie mit Augenzwinkern diesen Satz sagte. Dann blickte sie durch die weite Fensterfront hinaus in den Garten. Seit sie als Kind hier gespielt hatte, war es immer ihr Traum gewesen, dass hier auch ihre Kinder spielen würden. Und daran hielt sie fest, auch jetzt, mit Ende 30.
    Sie öffnete die Champagnerflasche und goss sich genüsslich ein Glas ein. Sie war hundemüde, aber heute war der Tag ihres Erfolges. Jahrelang hatte sie auf diesen Tag hingearbeitet! Und niemand würde ihr diesen Triumph zerstören können. Sie prostete sich selbst zu.
    "Gut gemacht, Sabrina! Jetzt bekommt Lukas endlich, was er verdient hat!"
    Sie trank das Glas auf ex und goss sich ein zweites Glas ein. Bei diesem ließ sie den Champagner langsam innen den Hals hinunter laufen, prickelnd, kitzelnd, wärmend. Was für ein erhebendes Gefühl! Sie hatte die ganze letzte Nacht die letzten Vorbereitungen getroffen und heute Mittag endgültig dafür gesorgt, dass zukünftig in der Bäckerei Bährle nichts mehr so sein würde wie bisher. Sie goss sich das dritte Glas ein und prostete in die Luft:
    "Auf dich, mein Lieber! Dem ich meine besten Jahre und Chancen geopfert habe!"

    2008

    Ich fand es nett, dass er mich abholt. Schließlich ist ziemlich widerliches Wetter mit Schneetreiben und Schneematsch. Ich habe mich gefreut, dass er mich zu meiner Mutter bringen will, die seit gestern aus der Klinik ist. Ich dachte, er hätte sich wieder eingekriegt. Aber kaum war ich eingestiegen, meinte er, ich sei ja noch gar nicht verkleidet.
    "Dieses Jahr ist mir nicht nach Fasching dafür geht's einfach meiner Mutter zu schlecht," sage ich und er nickt. Ich dachte, wir würden jetzt - wie vereinbart - zu ihr fahren. Aber stattdessen fährt er, los Richtung Kölner Innenstadt. Er will sich amüsieren - ich will zu meiner Mutter, die schon wartet. Er will, dass wir auf Karneval gehen, lässt sich nicht davon abbringen. Ich sage:
    "Lass mich bitte aussteigen." Aber er lacht und verriegelt die Türen! Und an meine Tasche auf dem Rücksitz, in dem das Handy ist, komme ich so leicht nicht dran.
    "Was machst du? Willst du mich jetzt entführen?"
    "Ach komm, hab dich nicht so! Auf einen Abend mehr oder weniger kommt es bei deiner Mutter doch auch nicht mehr an."

    Ich bin kurz sprachlos. Hat er das gerade wirklich gesagt?
    "Aber sie würde sich freuen und es war für heute ausgemacht!"
    Er macht eine abwertende Geste mit der Hand. Ich bin sauer.
    "Halt sofort an! Lass mich aussteigen!"
    Er lacht nur.
    "Ich ziehe die Handbremse, wenn du mich jetzt nicht sofort aussteigen lässt," drohe ich. "Traust dich ja doch nicht!"
    Ich schaue mich um. Tatsächlich ist es keine so gute Idee, die Handbremse zu ziehen, hier mitten im Verkehr. Keine Ahnung, was dann passiert. Wir halten an der Ampel. Neben uns auf der rechten Spur hält ein BMW. Der Fahrer ist ein Mann mit kurzen Haaren, dunklen Augen und einer Lederjacke. Der Beifahrer Beifahrer ist etwas jünger, mit dunklen wuscheligen Haaren. Sie diskutieren. Vielleicht kann ich sie darauf aufmerksam machen, dass ich hier in dem Auto sitze und nicht rauskomme? Ich klopfe gegen die Scheiben. Ich winke, ich schreie.

    "Hör auf mit dem Scheiß! Hab dich nicht so."
    Da wird es grün. Er startet durch.

    Zur gleichen Zeit im Auto daneben :
    Ben : " Ach komm, du kannst mich doch nicht verhungern lassen..."
    Semir :"Ich lass dich nicht verhungern. Ich will nur endlich nach Hause zu Andrea und Ayda. Und außerdem will ich nicht, dass das Auto wieder vollgesaut wird. Du kannst ruhig noch ein bisschen warten, fällst schon nicht vom Fleisch."
    Ben: "Ich verspreche:Ich mache den Wagen sauber, aber lass mich endlich was essen..."
    Semir: "Ja, ja. Dein Wagen sauber machen kenne ich : Einmal kurz drüber wischen, das war's."
    Ben: "Hey, guck mal da drüben! Meinst du, da ist alles in Ordnung?"
    Semir: "Keine Ahnung. Können wir ja gleich mal schauen. Jedenfalls meint der auch, er wäre in Hockenheim und nicht in Köln...."

    Semir fuhr hinter dem weißen BMW her, der jetzt plötzlich am rechten Fahrbahnrand hält.

    Er entriegelt die Tür, motzt:
    "Na, dann geh doch zu deiner Mama... "
    Es gelingt mir gerade noch, meine Tasche vom Rücksitz zu angeln, bevor er schon wieder Gas gibt.

    Die Beifahrertür öffnete sich, kurz darauf stieg eine junge Frau aus. Der BMW fuhr gleich darauf weiter, während Semir nun an dessen Stelle anhielt. Ben ließ das Fenster herunter:
    "Alles in Ordnung bei Ihnen?"

    Die Männer aus dem Wagen neben uns hatten mich tatsächlich bemerkt. Der mit dem Wuschelkopf fragt, ob alles okay ist. Ich nicke nur, sage irgendwas wie
    "Ja, ja. Danke!"
    Er sieht mich noch einen Moment an, scheint mir nicht zu glauben.
    "Alles okay," lüge ich ihn mit meinem freundlichsten Lächeln an. Was soll ich ihm auch sagen? "Mein Mann wollte mich gerade zum Karneval entführen, obwohl meine todkranke Mutter in Koblenz auf mich wartet?" Klingt doch völlig irre! Jetzt lächelt er auch. Der Fahrer nickt mir freundlich zu. Er fährt wieder an.

    Das tut mir schon beim Lesen weh... Ich hätte Ben da jetzt wirklich eine gute Sedierung zum Schmerzmittel dazu gewünscht. Gut, dass der Psychologe da ist - vielleicht wird jetzt ja endlich alles gut. Wobei - braucht Ben das Dschungel - Medikament jetzt nicht mehr?

    Semir wollte sich von Ben zur Kurklinik zurückfahren lassen. Sein Oberschenkel bereitete ihm heftige Schmerzen, so dass er sich kaum auf das konzentrieren konnte, was Ben ihm aus der Notaufnahme berichtete. Und in seinem Kopf spukte immer noch eine Nachtschicht auf verschneiten Autobahnen bei Köln herum. Wenn er die Augen schloss, vermischten sich Bilder von der verletzten Frau mit seiner Erfahrung. Wie er selbst um jeden Atemzug hatte kämpfen müssen, wie ihm die Sinne geschwunden waren und er sich später langsam wieder ins Leben hatte zurück kämpfen müssen. Immer wieder fuhr er mit seiner Hand am Hals entlang. Er wusste nicht, was gerade schwerer wog: Die immer noch nicht völlig abgeheilte Schussverletzung oder die Zweifel, die er an seiner geistigen Gesundheit hegte.
    Kurz bevor sie die Kurklinik erreichten, fragte ihn Ben: "Weißt du, was seltsam ist?"
    "Hm?" Semir öffnete die Augen und sah seinen Freund an. Der fuhr fort:
    "Sorry, ich weiß, du hast Schmerzen und willst deine Ruhe..."
    Semir machte eine abwehrende Bewegung. Jede Abwechslung war ihm willkommen. Ben nickte leicht und sah ihn kurz an:
    "Als ich Laura Bährle heute Morgen zum ersten Mal auf dem Spielplatz gesehen habe, hatte ich das Gefühl, ich hätte schon mal was mit ihr zu tun gehabt..."
    Jetzt musste Semir grinsen: "Da sieht Ben ein hübsches Mädel und fragt gleich " kennen wir uns nicht? "..."
    Ben zog eine Schnute.
    "Im Ernst jetzt. Ich glaube sogar, du warst dabei. Mal auf Streife..."
    Plötzlich richtete sich Semir auf und murmelte etwas vor sich hin, was Ben nicht verstand. Bevor der noch fragen konnte, bat ihn Semir:
    "Ben bitte fahr' nochmals zu dem Parkplatz am See. Ich muss da was nachsehen..." und leise dachte er bei sich:"Wenn Ben meint, Laura Kern schon mal begegnet zu sein, vielleicht bin ich dann doch nicht verrückt...."

    "Ich dachte, du wolltest dich ausruhen?"

    "Kann ich danach bestimmt besser..."meinte Semir und griff zum Smartphone. Kurz darauf hatte er Susanne am Apparat. Die freute sich, ihn mal wieder zu hören, aber Semir war nicht nach Geplänkel.
    "Sag mal, kannst du nachsehen, ob Ben oder ich dienstlich mal etwas mit einer Laura Kern oder Laura Bährle zu tun hatten? Kann auch schon 10 Jahre her sein...Bährle schreibt man Berta, Ärger, Heinrich Richard Ludwig Emil"

    "Tut mir leid, beide Namen tauchen hier nicht auf!"

    "Schade. Danke dir! Gute Schicht noch!"

    "Semir? Ihr seid aber schon noch krank geschrieben oder? Ich meine, vor fünf Minuten rief Alex an und wollte Hartmut, der mal wieder das Telefon nicht gehört hatte, jetzt du...Hat das was mit der Entführung heute Morgen zu tun?"

    "Vielleicht" sagte Semir kurz angebunden "Danke für deine Hilfe, Susanne! Wünsche dir noch eine gute Schicht."
    "Danke, grüß mir Andrea."

    Ben hatte zugehört und zuckte mit den Schultern.
    "Dann habe ich mich wohl getäuscht..."
    Semir sah nachdenklich aus dem Fenster, wo er bald schon den Parkplatz am Stadtsee entdeckte.

    Im Licht des Spätnachmittags flogen Schwalben und Mauersegler zwitschernd über ihren Köpfen hinweg. Aber Semir schenkte ihnen keine Beachtung. Er betrachtete intensiv den Boden vor sich, den die örtliche KTU in den letzten Stunden abgesucht hatte. Vielleicht erinnerte er sich hier an etwas, was er unterbewusst wahrgenommen hatte? Dabei fiel sein Blick auf das Gras neben dem Begrenzungsstein, vor dem der Nissan gestanden hatte. Er nahm seine Krücken zu Hilfe - sein Oberschenkel ließ heute keine Belastung mehr zu - und humpelte dorthin. Er bewegte das Gras mit den Krücken hin und her. Tatsächlich! Dort lag ein Zigarettenstummel... Natürlich könnte der auch dorthin gekommen sein, seit die KTU das Feld geräumt hatte. Oder schon länger dort liegen.
    "Ben! Hast du noch eine saubere Tüte?"
    Der dunkelhaarige Freund schüttelte seine Haarpracht.
    "Aber ich," rief da eine bekannte Stimme. "Eine hab ich noch!"
    Es war Alex, den Semir darüber informiert hatte, dass sie zum Stadtsee gefahren waren. Er ging mit der Beweismitteltüte zu Semir, wo er geschickt die Zigarettenstummel aus dem Gras fischte. Währenddessen berichtete er von seinen Erkenntnissen.
    "Wir sollten unbedingt mal in Weingarten bei Sabrina Schmied vorbei. Die Adresse habe ich schon über das Melderegister abgefragt. Das ist die Ex von Lukas Bährle und hat ihm wohl früher mal gedroht, dass er die Trennung noch bereuen würde. Sie wollte unbedingt Kinder von ihm... "

    Semir war ganz froh, dass Alex eine plausible Spur hatte. Er stieg zu Ben in den Wagen, gemeinsam fuhren sie hinter Alex her. Die Fahrt über schwieg Semir. Wie kämen sie wohl an die mutmaßliche Entführerin heran? Einfach nur klingeln und nachfragen? Oder einfach die örtliche Polizei informieren und die ihren Job machen lassen? Wieder brachte sich seine Verletzung schmerzhaft in Erinnerung...

    Die große Glastür öffnete sich automatisch. Alex ging hindurch und kam in den Wartebereich, in dem Anja neben ihrem Bruder Lukas stand. Der saß auf einem Stuhl und starrte aus dem Fenster. Bald stand Alex vor ihnen. Überwältigt von ihren Gefühlen umarmte die Physiotherapeutin Alex. Sie klammerte sich geradezu an ihn und schluchzte:"Ich bin so froh, dass du da bist! Mein Gott, das ist so schrecklich! Wer um alles in der Welt tut so etwas?" Alex hielt sie fest. Er roch ihr Parfum, ihre langen braunen Haare, die sie zum ersten Mal offen trug, kitzelten ihn in der Nase. Innerlich war er etwas überrumpelt von der plötzlichen Umarmung. Zu viele widersprüchliche Gefühle beschäftigten ihn. So war seine Haltung noch etwas steif - aber auch, weil es da ja etwas gab, was Anja und ihr Bruder noch nicht wussten.
    "Ich weiß es auch nicht. Aber Anja? Ich muss dir etwas sagen..." Alex drückte sie sanft auf Abstand, auch wenn es ihm schwerfiel. Sie sah ihn mit ihren großen braunen Augen an. Auch sie hatte geweint. Zu gern hätte Alex ihr jetzt gesagt, was er für sie empfand, vor allem aber, dass alles wieder gut würde.
    "Anja, ich wollte heute Mittag gerade Semir am Stadtsee abholen. Wie ich oben von der Bahntrasse kam, habe ich gesehen, dass unten auf dem Parkplatz eine Frau niedergeschlagen und hinter dem Auto hergeschleift wurde... Ich habe versucht, den Wagen zu stoppen. Aber er ist in mich reingefahren. Ich habe ihn verfolgt, aber... " Beim letzten Satz war Lukas Bährle aufgestanden. Er war etwas größer als Alex und deutlich breiter gebaut.
    "Na, ein toller Polizist bist du! Lässt das Arschloch mit meinen Kindern einfach entkommen..." Er nahm seine Hände auf die Höhe von Alex Schultern, um ihn zu stoßen. Da stellte sich Anja blitzschnell dazwischen:"Lukas! Das reicht!"
    Alex ging einen Schritt zurück - er wollte es jetzt nicht eskalieren lassen. Und irgendwie konnte er die Reaktion des verzweifelten Mannes auch verstehen.
    "Wie geht es Ihrer Frau? Mein Kollege konnte sie von der Anhängerkupplung befreien, als ich versucht habe, das Auto aufzuhalten. Semirs Frau hat sie beatmet, Semir selbst den Rettungsdienst dazu geholt. Wir haben wirklich alle getan, was wir konnten..."
    "Oh, Alex!" Die Physiotherapeutin umarmte ihn nochmals. "Es sieht leider richtig schlecht aus," flüsterte sie ihm dabei ins Ohr. Dann löste sie sich von ihm und sagte etwas lauter:
    "Sie operieren immer noch und versuchen, die Hirnblutung zu stillen. Ich sollte die Patientenverfügung bringen..." Alex versuchte, Blickkontakt zu Lukas aufzubauen:
    "Es tut mir sehr leid, wirklich! Ich wüsste zu gern, wer..."
    "Ich denke an nichts anderes... Wenn ich den erwische..." fauchte der Bäcker und knetete seinen Oberschenkel als wäre der schwerer Hefeteig. Alex konnte sich lebhaft vorstellen, dass dieser Mann nicht mehr zu halten wäre, wenn er wüsste, wer seine Kinder entführt und versucht hatte, seine Frau zu ermorden. " Das wäre eine allerdings eine Situation, in der es mir mal wenig ausgemachen würde, zu spät zu kommen..." dachte er sich.
    "Warum" den"? "fragte Anja ihren Bruder da und drehte sich zu Alex um:
    " Wenn du gesehen hast, wie es passiert ist: War es ein Mann? Oder könnte es nicht auch... Eine Frau gewesen sein? "
    " Ich konnte es nicht klar erkennen. Aber ja, es könnte auch eine etwas stabilere Frau mit ca. 1,70cm gewesen sein..."
    Er sah Anja ernst an." Du hast doch einen Verdacht..." Sie drehte sich wieder zu ihrem Bruder um und fragte den :"Hast du an Sabrina gedacht?"
    Lukas machte eine abweisende Handbewegung. Aber Anja schob nach:
    "Ich dachte, du wärst ihr neulich begegnet? Und denk' mal daran, dass sie dir gesagt hat, es würde dir nochmal leid tun... "
    Lukas bewegte seinen kräftigen Oberkörper wiegend hin und her. Er kämpfte sichtbar mit den Gedanken.
    "Das war vor bald vier Jahren..."
    Alex war nicht mehr zu bremsen: "Was ist das für eine Geschichte? Wer ist Sabrina?"
    Er setzte sich zu Lukas Bährle. Dieser begann, stockend zu erzählen:
    "Ich habe vor ein paar Wochen meine Exfreundin Sabrina wieder getroffen. Zufällig, in Ulm, bei der Eröffnung der neuen Sonderausstellung im Brotmuseum. Unsere Bäckerei hat da ein paar Leihgaben beigesteuert. Naja... Sabrina hatte sich immer Kinder von mir gewünscht. Aber ich.... Nicht mit ihr. Sie kam einfach nicht vom Rauchen los, das hat mich gestört. Und Jahre lang hat sie mir gedroht, sie würde sich umbringen, wenn ich sie mal verlassen würde. Immer wenn es Probleme gab, sagte sie das. Ich meine, mit so jemand will man doch keine Kinder.... Und jetzt in Ulm... Sie hat Leon, der war da ja noch... " Jetzt brach Lukas in Tränen aus und begann, hemmungslos zu weinen. Er konnte nicht weiter sprechen, so groß war die Sorge und der Schmerz, als er daran dachte, wie er dort in Ulm mit dem Neugeborenen auf dem Arm auf seine Frau gewartet hatte. Die kleinen Hände, die die jeweils einen seiner großen Finger fest umschlossen hatten. Das selige Lächeln im Traum, das sich abwechselte mit leichten Saugbewegungen der kleinen Lippen. Ein kleiner Mensch, der mit seinem Unterarm den zweitbesten Platz der Welt gefunden hatte....
    Anja legte Lukas beruhigend die Hand auf die Schulter. "Ich glaube, das war euer erster Ausflug nach seiner Geburt, oder?" Lukas nickte schluchzend.
    "Laura war nachher ziemlich fertig, hat sie mir erzählt," erinnerte sich Anja.
    "Warum? Was hat diese Sabrina denn gemacht, " wollte Alex wissen.
    Lukas schüttelte nur den Kopf und presste hervor :"Nichts. Sie hat Leon und Marie nur so seltsam angesehen. Und als Laura von der Toilette zurück kam, hat sie Laura angesehen und gezischt:"Ich dachte, du hättest was gegen Dirndl." Dann ist sie gegangen. Laura war so müde, so fertig - sie hat gar nicht nachgefragt, wer das war... " Lukas sah hinaus, wo sich die Sonne weiter dem Horizont näherte. Dann ergänzte er:
    " Sabrina und ich :Wir hatten uns getrennt, kurz nachdem ich zum ersten Mal mit Laura zusammen gearbeitet hatte. Aber Laura war nicht der Grund. Sabrina hat es einfach nicht begreifen wollen, dass ich ihren Entschluss, die Pille abzusetzen und mir nichts davon zu sagen, als den letzten Vertrauensbruch ansah. Ich meine, jeder wusste doch, wie sehr sie sich Kinder wünschte!"
    " Das reicht doch, " fand Alex "Ich brauche den Namen und die Anschrift der Frau." Lukas zuckte mit den Schultern :"Sabrina Schmied, geboren am 05.02.1980 in Wangen im Allgäu. Keine Ahnung, wo sie wohnt..."

    Jenny und Endres hatten inzwischen Siegfried Kern in seinem Vorgarten angetroffen und sich vorgestellt. Der Gesichtsausdruck des alten Mannes veränderte sich kaum, als er die beiden Polizisten nach drinnen bat." Es wird bald regnen," erklärte er und wies auf die dunklen Wolken, die bereits bedrohlich tief hingen. Erst als die Tür geschlossen war, fragte er:
    "Was kann ich für Sie tun?" "Herr Kern, Ihre Tochter Laura..."
    "Eigentlich heißt sie Laurentia - aber ja, im Ausweis steht nur Laura.."unterbrach er.
    "... ist heute Mittag bei einem Überfall in Bad Waldsee schwer verletzt worden. Ihre beiden Enkel wurden entführt ," beendete Jenny ihren Satz. Nach einer kurzen Schrecksekunde nickte er. Dann atmete der Pensionäre ein und seufzte:
    " Deshalb geht sie nicht an ihr Handy. Es klingelt und klingelt...Ich habe bei Ihr angerufen, als ich im Radio etwas von der Entführung zweier Kinder in Bad Waldsee gehört habe...Wie geht es ihr?"
    "So weit wir wissen, wird sie noch operiert." Er setzte sich an den Tisch und bot seinen Gästen mit einer Handbewegung einen Sitzplatz an. Dann zog er sich ein Glas heran und goss sich aus einer Karaffe etwas Wasser ein.
    "Oberschwaben war schon immer ein schlechter Ort für kleine Kinder, " stellte Siegfried Kern trocken fest. "Früher die höchste Kindersterblichkeit in Europa, heute irgendwelche Verrückten, die die Mütter töten wollen und die Kinder entführen...." Jenny und Endres sahen sich an. Gerade als Endres zu einer Frage ansetzen wollte, erklärte sich der alte Herr:
    "Ich war früher Oberstudiendirektor in Koblenz. Latein, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Laurentia...war immer ein hübsches Mädchen. Leider unser einziges Kind. Als sie 17 war, bekam Claudia," er sah kurz mit schmerzerfülltem Blick auf. "meine Frau, Krebs. Sie hat wirklich gekämpft. Aber nach 6 Jahren..." Siegfried Kern drehte die Hände nach oben, schüttelte den Kopf.
    "Das tut mir sehr leid," beteuerte Endres und Jenny fügte hinzu :"Das war sicher auch nicht leicht für Laura. Herr Kern nickte und legte die Hände auf den Tisch."Ja, das war es bestimmt nicht. Und so schlimm das mit meiner Frau auch war, das schlimmste aus heutiger Sicht ist, dass wir in dieser Zeit nicht für Laura da sein konnten. Jedenfalls nicht so, wie es notwendig gewesen wäre. Ich war wütend, weil sie in der Schule nachgelassen hat - sie hätte sich mehr zusammenreißen müssen. Mein Gott, sie hätte so viel erreichen können.. Sie hat die zehnte Klasse wiederholt und ist dann so vom Gymnasium gegangen. Sie hat eine Ausbildung gemacht, hat auch abgeschlossen und in Bäckereien gearbeitet. Aber meistens im Verkauf. Dann hat sie einen Mann kennengelernt. Wir waren dagegen, dass sie schon heiratet, mit 20. Aber ich glaube, sie hat sich nach einem eigenen zu Hause gesehnt. Einem zu Hause, das wir ihr nicht bieten konnten." Herr Kern schüttelte verzweifelt den Kopf."Heute muss ich ehrlich sagen: Ich habe mich nicht so um meine Tochter gekümmert, wie sie es hätte verdient hätte. Und heute sitze ich da und heule wie ein kleines Kind... "

    Alex hatte sich gerade auf den Rückweg zur Kurklinik gemacht, als das Smartphone klingelte. Es war Anja. Sein Herz klopfte bis zumHals, als Alex den Anruf annahm. "Alex... Es tut mir sehr leid...Ich muss deinen Termin morgen absagen..."
    Alex hörte, wie Anjaausatmete. Augenblicklich sank seine Laune ins Negative.
    "Ja,verstehe," log er, denn eigentlich ließ seine Enttäuschungkeinen Platz für irgendeine Rationalität, für irgendein Verständnis. In seinem Inneren zertrater gerade das zarte Pflänzchen, das in seinem Trümmerfeld gewachsenwar.
    "Nein. Es ist nicht wegen dir. Wirklich nicht. Ich... Alex,meine Schwägerin Laura ist heute Mittag am See überfallen worden.Die Kinder...entführt!"
    Alex hörte ein lautesSchluchzen. "Der Leon ist doch noch ein ganz kleines Baby! Alex,wer macht so etwas?"
    "Ich weiß es nicht. Anja... Wo bistdu?"
    "Bei Laura in der Klinik in Ravensburg."
    "Ichkomme zu dir, okay?"
    "Danke, Alex."

    "Im Rahmen der bundesweiten Fahndung 15318-PBWL muss der Großvater der Kinder und Vater der Mutter informiert und über mögliche Hintergründe zu befragt werden. Sie sind im Moment das nächste freie Fahrzeug. Bitte übernehmen Sie und fahren Sie zu Siegfried Kern, Erlenweg 9 in Ochtendung. Nähere Informationen zu dem Fall können Sie dem zentralen Polizeiinformationsdienst entnehmen."

    Schnell war Endres und Jenny klar, dass es sich um den Fall handelte, der auch ihre im Krankenstand befindlichen Kollegen betraf. Während Endres den Wagen nach Ochtendung lenkte, telefonierte Jenny mit Semir, dem sie erst noch von den Auswirkungen der Rückrufaktion berichten musste. Dann aber legte Semir los:
    "Wir müssen herausbekommen, wo die Kinder sind! Der Kleine ist erst drei Monate alt, noch ein ganz kleiner Knopf!"
    "Ich weiß Semir! Aber wer könnte es gewesen sein?"
    "Frag den Großvater, ob er etwas über das Verhältnis von Lukas Bährle zu seinem Vater weiß - vielleicht gibt es auch Geschwister, die ihm die Bäckerei nicht gönnen... Frag auch, was er über die Ex-Partnerin von Lukas oder irgendeinen Ex seiner Tochter weiß. "

    Im Bereich der Notaufnahme gab es jeweils für 3 Personen abgetrennte Sitzecken. Die Polizisten wurden gebeten, hier zu warten. Dort versuchte Frau Fischer es noch einmal : "Herr Bährle, bitte denken Sie nach. Gibt es irgendjemanden, der mit Ihnen oder Ihrer Frau Ärger hatte? Gab es Streit mit Ihrer Familie oder der Familie Ihrer Frau? Irgendwelche unzufriedenen oder ehemaligen Mitarbeiter?"
    Lukas Bährle schüttelte nachdenklich den Kopf.
    " Nichts weshalb man so etwas täte! " 
    " Wie lange kennen Sie Ihre Frau denn schon? Können Sie uns etwas über sie erzählen?"

    "Sie ist in Koblenz geboren, ihr Vater lebt noch da in der Nähe. Sie arbeitet seit fast zehn Jahren in unseren Bäckereien und hat das Café mitaufgebaut. Zunächst unter meinem Vater. Aber er und ich... naja, wir hatten unterschiedliche Meinungen. Als der vor vier Jahren verstorben ist, kam ich aus Österreich zurück. Habe die Bäckerei übernommen. Und Laura kennengelernt. Aber erst nach einem Jahr sind wir zusammen gekommen... Vorher war ich mit einer anderen Frau... "
    Er hielt kurz inne, die Seitentür der Notaufnahme zum Schockraum ging auf. Ein ganzer Pulk an medizinischem Fachpersonal schob rasch eine Liege mit vielen Geräten, Schläuchen und Kabeln vorbei. Man konnte mehr erahnen als sehen, dass sich auf der Liege auch noch ein Mensch befand. Aber der Bäcker hatte den großen rechten Zeh seiner Frau, dem seit einem Arbeitsunfall die Kuppe fehlte, erkannt. Er sprang auf, rief ein lautes "Laura!"
    Er versuchte, einen Blick auf seine Frau zu erhaschen, sie zu berühren. Doch der kleine Ausschnitt, den er von ihrem Gesicht sah, schien ihm verfärbt und seltsam fremd zu sein.
    "Herr Bährle? Ich bin Dr. Krasnic. Ich komme gleich zu Ihnen, mache nur kurz die Übergabe am OP. Haben Sie eine Betreuungsvollmacht für sie? Hat ihre Frau eine Patientenverfügung, "fragte ein Arzt mit starkem slawischen Akzent. Völlig überfordert sah der Bäcker den Arzt an. Der ließ ihn im Flur stehen - für seine Patientin zählte jede Sekunde.
    " Ich glaube, Sie hat da was in einem Ordner zu Hause, " rief der Ehemann ihm nach. Er sah, wie der Arzt den Daumen hob. Dann ließ er sich auf den Besucherstuhl fallen, legte sein Gesicht in die Hände. Der kräftige Körper des Mannes bebte.
    "Herr Bährle..." Herr Semmler legte die Hand auf die Schulter des Mannes. Der aber drehte sich um und fauchte ihn an:
    "Was machen Sie denn überhaupt noch hier? Dumm rumstehen? Sucht lieber meine Kinder! Leon... Gerade 3 Monate alt! Marie... Mein Sonnenschein! Und ihr? Dass euer Krüppel da ihnen nicht helfen könnte, okay. Aber ihr? Verschwindet lieber und arbeitet... "
    Lukas Bährle ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Spätestens jetzt war sich Ben, der sich in der Sitzgruppe daneben zur Tarnung einen (bereits benutzten) Eisbeutel an die Stirn hielt, sicher, den richtigen Mann zu beobachten. Bei dem Wort" Krüppel " musste er schlucken. Gut, dass Semir das nicht hörte!

    " Herr Bährle, ich kann Ihre Wut ja verstehen. Aber wir müssen wissen, wo wir ansetzen können... Gibt es wirklich niemanden, der Ihnen einfällt? Irgendwelcher Streit? Oder hatte Ihre Frau in letzter Zeit mal etwas erzählt? Fühlte sie sich beobachtet, " fragte Frau Fischer nochmals eindringlich. Herr Bährle schüttelte verzweifelt den Kopf. Dann sprang er auf, denn der Arzt kam wieder.
    "Herr Bährle, bitte, bleiben Sie sitzen. Ich setze mich zu Ihnen. Ihre Frau hat schwere Verletzungen am und im Hals. Was uns aber leider im MRT aufgefallen ist: Auch die Wirbelsäule ist verletzt und es gibt eine Hirnblutung. Die Kollegen versuchen Ihre Bestes... " Der Bäcker sah den Arzt nur erwartungsvoll an. Der legte seine Hand auf dessen Unterarm.
    "Wir tun alles, damit sie überlebt. Aber... Es sieht nicht gut aus. Wir bräuchten die Patientenverfügung, wenn das geht."
    Die Hand des kräftigen Mannes schnellte zu der des Arztes auf seinem Arm. Dort verkrallte sie sich. Seine rötlichen Gesichtszüge zentrierten sich. Er begann, hemmungslos zu weinen. Der Arzt sah zu den Polizisten :
    " Haben Sie das KIT schon informiert? Gibt es noch andere Angehörige?"

    Jenny und Endres hatten die Ausfahrt Kretz gerade hinter sich gelassen. Susanne hatte sie über den Fahndungsaufruf nach dem dunkelblauen BMW informiert. Und auch von Alex, mit dem Jenny Kontakt hielt, hatten die beiden von dem Fall erfahren, in den ihre Kollegen da geraten waren. "Manchmal zweifle ich schon an den Menschen," seufzte der lange Endres. Jenny nickte und nahm den Ruf der Rheinland-Pfälzischen Zentrale an. "Cobra 9 hört!"

    "Lukas? Vorn' im Geschäft steht die Polizei. Sie wollen mit dir reden," riss die Verkäuferin Lukas Bährle aus der Buchhaltung. Das Geschäft mit den Zahlen war eindeutig nicht so seins - er war Bäcker mit Leib und Seele. Das schlug sich in der Qualität der Produkte nieder - weshalb er sich auch gegen die Supermarktkonkurrenz behaupten konnte. Er hatte in den letzten Jahren die Bäckerei mit seinem Können und handwerklichen Traditionsbewusstsein aus den roten Zahlen geführt, in welchen sein Vater sie ihm hinterlassen hatte. Laura war ihm dabei eine große Hilfe gewesen. Aber - wenn er sich jetzt nicht zum 6. Mal verrechnete - da stimmte etwas nicht. Die Summe der Belege stimmten nicht mit den Berechnungen des Buchhaltungsprogrammes überein. Zwar nur um wenige Euro, aber seltsam war das schon...
    "Was ist denn jetzt schon wieder? Ist einer der Lieferfahrer wieder zu schnell gefahren? Schick Sie nach hinten."
    Eine Minute später war das kleine Büro neben der Backstraße voll:
    "Fischer, mein Kollege Semmler vom Polizeiposten Bad Waldsee. Das ist Herr Gerkan."
    "Kenne ich nicht. Nie gesehen," wiegelte Lukas sofort ab.
    "Das stimmt.Ich bin Kriminalhauptkommissar bei der Kölner Autobahnpolizei und derzeit hier in Reha." Verständnislos blickte der Mann ihn an: "Ja und?"
    Frau Fischer seufzte: "Herr Bährle, ist Laura Bährle, geborene Kern, geboren am 29.11.1982 in Koblenz, Ihre Frau?" Der Bäckermeister nickte, seine Augen wurden weiter.
    Jetzt setzte Semir an:"Ich war mit Freunden und meiner Familie in der Nähe, als Ihre Frau Laura vor etwa 90Minuten überfallen wurde...." Semir hatte sich gegenüber vom Bäckermeister auf den Stuhl gesetzt. Sein Oberschenkel pochte wie wild und ließ gerade keine weitere Belastung zu. Ungläubig sah der Mann ihn an:
    " Was... Wo ist Laura? Wo sind die Kinder? "
    " Herr Bährle, Ihre Frau ist niedergeschlagen und hinter Ihrem Auto, in dem Ihre Kinder saßen, hergeschleift worden. Meinem Kollegen gelang es, Ihre Frau zu befreien, aber Marie und Leon...wurden entführt. " Semir legte die Hand auf den Unterarm des Fassungslosen.
    "Meine Kollegen sind sofort hinterher, leider wurde ihnen durch die Bahnschranke der Weg abgeschnitten..."
    "Nein..." Der Bäcker hielt sich die Hände vor das Gesicht.
    "Laura... Marie! Mein Baby, Leon! Er... Ist doch noch so klein. Er nimmt doch kein Fläschchen!"
    Nach einem kurzen Blickwechsel mit Semir fuhr Frau Fischer fort:
    "Herr Bährle, Ihre Frau wurde in die Oberschwabenklinik gebracht. Sie hat trotz des schnellen Eingreifens der Zeugen leider schwere Verletzungen erlitten...Die Frau von Herrn Gerkan hat Ihre Frau beatmet bis der Rettungsdienst eintraf. Wir wissen nicht, ob.... Sie wollen bestimmt schnell zu ihr. Wir bringen Sie hin. Ihr Auto, der Nissan Evalia, wurde zur KTU gebracht, die werden ihn erst in ein paar Tagen freigeben."
    Wie in Trance trottete der Mann zwischen den Polizisten zum Wagen. Semir humpelte mit seinen Krücken hinterher. Er stellte sich den Wagen auf einer Hebebühne vor, wie Hartmuts Kollegen ihn nach allem Möglichen durchsuchen würden. Wieder blitzte dabei vor seinem inneren Auge eine Szene im verschneiten Köln auf. Er schüttelte leicht den Kopf - als würde er die seltsamen Gedanken dadurch schneller los - und nahm ganz selbstverständlich neben dem verzweifelten Ehemann auf der Rückbank Platz.
    "Herr Gerkan, ich denke, Sie können das jetzt uns überlassen..." wollte Herr Semmler ihn zum Aussteigen bewegen.
    "Da bin ich mir sicher. Es ist nur so, dass meine Kollegen mich an der Oberschwabenklinik abholen wollen. Und da können Sie mich doch kurz mitnehmen, oder," log Semir.
    "Meinetwegen," seufzte Semmler, der eigentlich ganz froh war, dass nicht er dem Mann die schlimmen Neuigkeiten hatte beibringen müssen. Semir sah sich den Bäcker von der Seite nochmals an: Wie ein Häufchen Elend, leicht zitternd und mit Tränen in den Augen saß der kräftige Mann mit den rotblonden Haaren neben ihm. Nein, wenn das hier kein eiskalter, gefühlloser Profischauspieler oder ein Mensch mit zwei Persönlichkeiten war, war das hier nicht der Täter!

    Behutsam versuchte Semir Kontakt zu ihm aufzubauen.
    "Herr Bährle? Haben Sie irgendeine Idee, wer Ihrer Frau oder Ihnen, soetwas antun könnte?"
    "Herr Gerkan! Sie sind nicht im Dienst! Zeugen stellen keine Fragen," ermahnte Herr Semmler seinen Fahrgast. Semir nickte brav - sein alter Lehrer an der Polizeischule hatte jede Stunde mit seinem Mantra begonnen "Ein guter Beamter ist immer im Dienst!" und das hatte er verinnerlicht! Der Bäcker sah zwischen den Polizisten hin und her, flüsterte ein tonloses "Nein" bei dem er die Schultern hochzog und starrte weiter stumm aus dem Fenster. Semir schrieb unterdessen eine Nachricht an Ben: Der sollte rasch zu Klinik kommen!


    2008
    "Wer ist das?" Er hält mir ein Foto aus der Berufsschule unter die Nase. Auf dem Foto umarmt mich Steve. Er hat eine Bierflasche in der Hand. Das war am Abend nach den letzten Abschlussprüfungen. "Steve."
    "Wie lange hattest du was mit ihm? Trefft ihr euch noch?" Er ist aggressiv, fahrig. Er wedelt mit dem Foto vor mir herum. Ich nehme Abstand, stoße aber schnell an der Wohnungstür, durch die ich gerade herein gekommen bin, an. Er kommt näher.
    "Wir hatten noch nie etwas miteinander."
    "Lüg mich nicht an!"
    "Verdammt, Steve ist der schwulste Bäcker, den ich kenne! Was machst du überhaupt an meinen Sachen?"
    Jetzt bin ich sauer. Aber er gibt nicht nach.
    "Na, ich muss doch wissen, warum du so abweisend zu mir bist. Warum du so... frigide bist...Da ist doch nur ein anderer Mann im Spiel..."
    Er steht knapp vor mir. Ich kann mir schon denken, worauf das hinaus läuft.
    "Ich glaube, du spinnst! Es gibt keinen anderen Mann! Hast du mal daran gedacht, dass ich Angst habe vor dir, so wie du dich in letzter Zeit verhältst? Dass ich nicht weiß, wie du in 5 Minuten tickst? Außerdem arbeite ich den ganzen Tag, stehe 3 Stunden vor dir auf... Was ist bloß los mit dir, "stelle ich die Frage, die mich seit Wochen beschäftigt. Eigentlich rechne ich damit, dass er jetzt total austickt. Ich nehme schon die Arme etwas höher, um mich notfalls besser schützen zu können. Aber stattdessen steht er mit wässrigen Augen vor mir. Dann umarmt er mich plötzlich, drückt mich ganz fest.
    "Es tut mir so leid, Laura. Ich kann dir das auch nicht erklären...."

    Ich bin ja einerseits froh, dass die Romanze mit Anna weiter gehen darf. Andererseits ist das aber auch eine Möglichkeit, Ben so richtig zu quälen. Ich habe gestern Abend die Geschichte bis hier her gelesen - und scheinbar war sie so gut geschrieben - sie dann als Ben tatsächlich weiter geträumt! Hoffentlich geht es besser aus, als in meinem Traum....

    Ayda hielt ihm eine Verpackung einer Venenverweilkanüle entgegen." Das ist doch von euch... Oder? "
    " Ja. Das ist aber lieb, dass du uns hilfst..." lächelte Florian sie an.
    "Zumal Aufräumen normalerweise zu den verhassten Dingen gehört," bemerkte Andrea verwundert.
    "Bei uns auch," stellte Matthias grinsend fest und trug den Koffer in den KTW. Ayda nutzte die Gelegenheit, folgte ihm und ließ sich erklären, wozu man was brauchte.
    "Wir sind ja nur ein besseres Taxi. Der RTW von vorhin ist schon fast eine kleine Intensivstation..." bemerkte Florian bescheiden.
    "Intensivstation - das kenne ich! Da war mein Papa dieses Jahr schon ein paar Wochen. Weil auf ihn geschossen wurde. Der ist nämlich Polizist. Aber jetzt ist er fast wieder ganz gesund. Nur am Bein..." sprudelte es aus Ayda heraus.
    Matthias war nun Einiges klarer. In zahlreichen Schulungen hatte er bereits von Posttraumatischen Belastungsstörungen gehört. Entweder hatte der kleine Polizist dort drüben eine solche oder vorhin durch das ruhige Stehen einfach Kreislaufprobleme. Allerdings : Jetzt stand er auch ganz ruhig bei seinen süddeutschen Kollegen und sprach mit denen...

    Ein Auto fuhr auf die Straße zum Parkplatz zu und hielt vor der inzwischen angebrachten Absperrung. Ben stieg aus und schüttelte auf Andreas fragenden Blick hin bedauernd den Kopf. Auch Alex stieg aus:
    "Diese verdammte Bahnschranke..." hörte man ihn fluchen - auch auf dem Rückweg hatte sie ihn aufgehalten. Andrea griff Lillys Hand noch fester als zuvor.
    Was wohl mit den kleinen Kindern jetzt passieren würde?

    Semir machte bei den schwäbischen Kollegen seine Aussage. Viel mehr als von Andrea erfuhren sie zwar nicht, aber der kleine Kölner hatte noch eine Bitte:
    "Sagen Sie, wäre es möglich, dass ich mit zu dem Mann fahre. Ich habe ja direkt gesehen, was passiert ist..."
    "Eigentlich machen wir das nicht. Mal ehrlich :Halten Sie es für klug, ihm zu signalisieren, dass Sie seine Frau und Kinder nicht gerettet haben?"
    Semir richtete sich auf, sah der Polizistin direkt in die Augen :"Ich halte es für klug, ihm zu signalisieren, dass alles dafür getan wird, seine Frau und Kinder zu retten. Und sein Bedürfnis nach Information ernst zu nehmen..."
    Semir war selbst überrascht, wie ruhig und eloquent er sein Anliegen verpackte. Denn eigentlich ging es ihm darum, zu ermitteln, wer als Täter in Frage kam. Er hatte Erfolg - die Polizistin stimmte sich kurz mit ihrem Kollegen ab und machte dann eine einladende Handbewegung - und war kurz darauf auf dem Weg zur Bäckerei Bährle.

    "Geschafft!" Die Erleichterung des Notarztes angesichts der doch noch geglückten Intubation übertrug sich rasch auf alle Umstehenden. Florian legte dem Arzt kurz anerkennend die Hand auf die Schulter und flüsterte ein "Danke!". Auch Semir atmete auf. So ähnlich hatte er dagelegen. Und es hatte Menschen gegeben, die ihm geholfen hatten. Allerdings war es hier noch etwas knapper. Und an die süßen Kinder wollte er gar nicht erst denken. "Gut, dass sie nichts mitbekommt," dachte er. Die Haare der Frau lagen braun und weich um ihr Gesicht. "Wie damals bei Andrea," schoss es Semir durch den Kopf. Es arbeitete in ihm. Er erinnerte sich lebhaft daran, wie er nach ihrem Bauchschuss verzweifelt den Brustkorb seiner Frau malträtiert und ihr dabei zwei Rippen gebrochen hatte. Ja, es war viel passiert in den letzten beiden Jahren. Er begann zu schwitzen, zu zittern, es war ihm kalt und heiß zugleich.
    "Alles klar bei Ihnen," fragte Matthias ihn. Ihm war aufgefallen, dass der kleine hilfsbereite Mann weiß geworden war und die Infusion auch auf seine Ansprache (die Semir tatsächlich gar nicht wahrgenommen hatte) hin nicht ablegen wollte.
    "Ja, ja," murmelte Semir und reichte dem Rettungssanitäter die Flasche.
    "Sind Sie Diabetiker," fragte der zurück, was Semir mit einem Kopfschütteln quittierte. Er trat einen Schritt nach hinten, machte Platz für die Trage. Die Frau darauf ließ er nicht aus den Augen. In die Bilder von seiner letzten Verletzung und der Reanimation seiner geliebten Frau mischten sich Bilder von einer Fahrt bei dichtem Schneetreiben auf der Autobahn. Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten? Jetzt hatte er wirklich Angst, durchzudrehen!

    "Entschuldigung, habe ich Sie richtig verstanden? Marie und Leon sind entführt worden?" Florian Frey war nach dem Abtransport der Patientin mit dem Rettungswagen zu Andrea und den Polizisten getreten. Andrea nickte ergriffen und strich Lilly über den Kopf
    "Es ist so schrecklich..."
    "War es der Vater," fragte Florian, wurde aber sofort von dem dazukommenden Matthias unterbrochen.
    "Lukas? Du spinnst wohl! Der räumt bestimmt gerade noch in der Backstube auf... Und hat keine Ahnung..."
    "Wir werden ihn informieren. Wenn Sie mir bitte die Adresse mitteilen könnten," bat die Polizistin Matthias.

    "Sie mögen Laura sehr..." bemerkte Andrea. Florian Frey versuchte, alle Hinterlassenschaften auf dem Parkplatz zu entfernen. Erst reagierte er nicht auf die Andeutungen der Ersthelferin. In Gedanken versunken hob er die Haarklammer auf, die Laura Bährle verloren hatte, als sie hinter dem Auto hergeschleift worden war. Dann sah er mit seinen blauen Augen direkt in Andreas Gesicht und sagte:
    "Ich werde nie den Tag vergessen, als ich sie zum ersten Mal sah. Ich werde nie vergessen, wie ich sie" Er stockte, denn er dachte an die Worte des kleinen Mädchens vorhin. "wie ich sie geküsst habe. Aber danach... Ich habe es einfach nicht auf die Reihe bekommen, daraus eine Beziehung zu machen...Sie muss gedacht haben, ich... Und sie war trotzdem immer so nett zu mir. Auch als sie mit Lukas zusammen kam, ihn geheiratet hat. Ich war so ein Idiot..."
    "Was heißt da" war"? Was sollte das mit Lukas vorhin, hm? Als würde der Laura so was antun und erst recht seinen Kindern." Matthias gab seinem Schichtpartner einen leichten Schubs.
    Florian zog die Schultern hoch:"Rein statistisch gesehen, sind das doch immer Beziehungstaten..."
    "Rein statistisch gesehen passiert das hier gar nicht und - rein statistisch gesehen - müsste Laura sterben..."

    Ohnehin emotional geladen, ging Florian Matthias nun an: "Was willst du damit sagen?"
    "Was wolltest du..."

    "Jetzt reicht es aber," schritt Andrea ein. "Ich kann Sie ja verstehen, alle beide. Nur bringt es niemanden weiter, wenn Sie sich streiten. Es ist einfach nur schrecklich..." Betreten sahen die beiden Rettungsdienstmitarbeiter zu Boden.

    Dann begann Florian: "Matthias, es tut mir leid. Alles was ich will, ist, dass Laura das gut übersteht und ihre Kinder auch. Mein Gott, wie sie da lag... Mir will es einfach nicht in den Kopf, dass jemand so etwas tut..."
    Er reichte Matthias die Hand, der einschlug. " Ich weiß doch, wie viel dir an ihr liegt. Aber Lukas war es bestimmt nicht. Ich würde zu gern wissen, wer...Erinnerst du dich noch an Sabrina?"
    Florian hielt kurz inne. Er zuckte mit den Schultern.
    "Nicht so wirklich..."
    "Du? Ich hab da was gefunden...,"hörte er da eine Stimme von hinten.

    "Laura," sprachen Florian und Matthias fast gleichzeitig aus. "Um Gottes Willen..." "Sie kennen die Frau," fragte Andrea entsetzt. Die Eisenstange, das Blut hier, das durchtrennte Seil und die Male am Hals - das waren keine Filmrequisiten und wohl der Grund für den Zustand ihrer Bekannten. "Ja. Das ist Laura Bährle. Ihr Mann war mit mir in der Landjugend. Und wenn Lukas sie nicht geheiratet hätte..." deutete Matthias an. "Halts Maul, das tut jetzt nichts zur Sache! Konzentriert dich lieber und hilf ihr! Gib mal ein paar Coolpacks rüber, " Florian Frey fühlte sich, als hätte man ihm den Strick um den Hals gelegt. Sein Körper trennte sich von seinen Gedanken und völlig mechanisch packte er den Beatmungskoffer aus. Laura - gab es eine Frau, die dieses Schicksal noch weniger verdient hatte?
    "Papa, Papa! Mama hat die Frau geküsst," petzte Ayda ihrem Vater, der inzwischen auch dazu gekommen war. Der legte die Krücken ab, nahm seine Töchter in die Arme und sah wortlos zu, was da vor ihnen passierte. Er sah, wie Andrea in die Versorgung eingebunden wurde: Sie aktivierte die Coolpacks, legte sie der Frau auf den Hals. In seinem Kopf rauschte es, Bilder zogen wie Blitze vor seinem inneren Auge vorbei. Lag er jetzt dort am Boden? Er strich Ayda und Lilly über den Rücken. Nein, er war es nicht. Ihm war, als fühlte er die weichen Gummikissen der Beatmungsmaske auf seinem Gesicht, als würde die Eile des eingetroffenen Notarztes ihm gelten. Zwischendrin flackere die Erinnerung daran auf, wie auch schon Andrea leblos vor ihm gelegen hatte. Wie er von ihr weggezogen worden war, so wie Andrea jetzt vorsichtig von einer Polizistin zu sich gezogen wurde. Sie befragte Andrea zu den Geschehnissen. Semir sah, wie Matthias sich nach einem Ort umsah, an dem er die Infusionsflasche befestigen konnte. Wie in Trance fügte Semir die Hände seiner Töchter zusammen, sprach ein "Bin gleich wieder da" aus. Er ging zu Matthias, streckte ihm seine Hand entgegen:"Lassen Sie mich das machen. Bitte!" Als Infusionsständer war er geübt und etwas in ihm schrie geradezu danach, das jetzt wieder zu tun. War es sein Wunsch nach Normalität? Oder ging es darum, diese Situation jetzt bewusst durchleben zu wollen? Er schüttelte die Fragen wie Fliegen ab, sah das aufgequollene Gesicht der jungen Frau. Der Notarzt mühte sich mit der Intubation ab, der Schweiß stand auf seiner Stirn. Die Zeit drängte - der Hals schwoll auch innen immer stärker zu. "Ich kann den Kehlkopf nicht sehen," seufzte der Arzt. Semir führte unbewusst die Finger seiner freien Hand von seinem Mund am Hals entlang bis zu seiner frischesten Narbe. Er war bei vielen Unfällen dabei gewesen, hatte soetwas schon öfter gesehen. Aber selten hatte das sein Inneres so bewegt, wie jetzt. Sein eigener Atem war ganz flach. Alle hier waren aufs Äußerste angespannt.
    Ben und Alex waren vorsichtig um das Auto geschlichen - immer darauf vorbereitet, dass der oder die Fahrerin sie überraschen könnte. "Hey, Sie? Was machet Sia do," rief da plötzlich eine Stimme aus dem Laden hinter ihnen. Zugleich hörten sie das Martinshorn des sich nähernden Streifenwagens. Ben lief winkend auf die Straße. Alex trat auf die ältere Verkäuferin zu, zückte seinen Dienstausweis." Brandt. Kripo Autobahn - sind die Insassen des Nissans hier bei Ihnen im Laden?" Die Dame schüttelte den Kopf. Gerade als sie anfing, zu erzählen, kamen auch die beiden schwäbischen Polizisten mit Ben hinzu. "Vor oiner Schtond kam do en BMW us Köln ond hot Do driba barkt. Grad kam dann der Nissan, Do isch ebber ausgschtiega, hot des Mädle ond den MaxiCosi backt, in den donkelblaua BMW nei ond isch davo'..." Ben war sich erst nicht sicher, ob er die Frau richtig verstanden hatte. Aber Alex war schon etwas mehr an den Dialekt gewöhnt und begann zu fluchen:" Scheiße, Ben, du hattest Recht, das war der dunkle BMW, der vorhin vor uns auf die Straße aufgefahren ist! "" Welche Richtung, " wollte der Württemberger wissen" B 30 - mehr weiß ich leider nicht. " Gleich lief der Uniformierte los, um die Zentrale zu informieren.Sein Kollege wandte sich, auf den Nissan zeiged, an Ben:"So, ond des isch etza des Audo henter dem dia Frau herzoga worra isch?" Ben nickte - auch wenn er außer "Auto" und "Frau" kaum etwas verstanden hatte. Er ging mit dem Polizisten zum Fahrzeug und zeigte ihm die ramponierte Anhängerkupplung. "Ich konnte das Seil abreißen..." Der Polizist nickte anerkennend und begann, den Nissan zu fotografieren. "Hond Sia gseah, wer des gmacht hot?" "Bitte?" Konsterniert sah der Schwabe in Bens Gesicht. Der zuckte mit den Schultern: "Tut mir leid, Englisch würde ich ja noch verstehen..." "Mir kennet älles-außer Hochdeutsch," bemerkte sein Gegenüber grinsend. "Abr i brobiers mol: Haben Sie gesehen, wer die Frau... ähm...überfallen hat?" "Es war eine Person ca. 1,70m groß, mit Turnschuhen, weiten Jeans, dunklem Sweatshirt und dunkler Sturmhaube..." "Mann oder Frau?" "Konnte ich nicht klar erkennen...."

    Jenny und Endres machten sich bereit, um den zweiten Teil ihrer heutigen Schicht auf der Autobahn anzutreten. "Jenny," rief Susanne ihre Kollegin zurück, kurz bevor diese die Tür des Büros verlassen könnte. "Die Chefin will euch noch sprechen." Was die wohl wollte? Jenny sah Endres an. Der lächelte nur und zuckte mit den Schultern.
    "Ich nehme an, Sie haben von der großen Audi Rückruf Aktion gehört?!" Jenny und Endres nickten - erst gestern hatten sie den Fall gehabt, dass sich bei einem neuen Audi plötzlich mitten im Überholvorgang der Begrenzungs-Tempomat einschaltete und den Wagen auf 120 km/h herunterbremste. Hätten sie nicht vorab schon von ähnlichen Fällen gehört - sie hätten den Fahrer für verrückt erklärt! "Und wie Sie sicher auch wissen, haben die Kollegen aus Rheinland-Pfalz vor Kurzem neue Dienstwagen bekommen - die jetzt ebenfalls von dem Rückruf betroffen sind. Kurz: Unsere Innenminister haben vereinbart, dass wir - aber auch die Kollegen aus Hessen und Baden-Württemberg die nächsten 2 Wochen die Autobahnen in Rheinland-Pfalz mitbetreuen. Der Erlass gilt ab heute. Sie setzen also Ihre Schicht mit einer Fahrt auf der A 61 bis Worms und zurück fort."
    "Na, ist doch mal was anderes" freute sich Jenny beim Rausgehen "Ja," stimmte ihr Endres zu. "Und es ist alle Mal besser, als jetzt die nächsten 2 Wochen Ablage oder Inventur machen zu müssen."
    "Und besser als in einem Dienstwagen zu sitzen, der plötzlich das Tempo drosselt alle Mal," fand Jenny, was ihr ein "Wohl wahr," von Endes einbrachte. Parallel dazu schloss er ihren Dienstwagen auf.