Wie bereits im Spoilerthread vermerkt: Diese Folge tat richtig weh. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie groß die Enttäuschung damals nicht nur bei mir war, als man Jenny Dorn zum vermeintlichen Abschied in „Blut und Wasser“ ganz easy going wegfliegen ließ, ohne jegliches Herzblut inszeniert, es fühlte sich komplett „kalt“ an. Dass die Auszeit nicht von langer Dauer war, sei mal dahingestellt. Heute ist es ähnlich mit Susanne König, die sogar noch viel länger dabei war als Jenny und doch gibt es noch gravierende Unterschiede zu Jennys Abgang.
Ganz allgemein erst mal: Je nachdem, wie lange die Serie noch läuft, wird es wohl höchstens nochmal zu einem Gastauftritt kommen. Ich glaube tatsächlich, dass man hier wirklich mal Nägel mit Köpfen macht und Susanne im Herbst 2020 nicht plötzlich wieder anklopft, Hilfe braucht und dann zurückkehrt. Zweitens kommt der Ausstieg deutlich plötzlicher und ist auch viel erzwungener als der von Jenny. Drittens ist die Machart der Folge kurioserweise im doch recht ordentlichen Kontrast zum Rest der Staffel extrem leicht und auf eine gewisse Art fast schon comedymäßig. Also anstelle von Hauptcharaktere machen sich zum Deppen ist es eher ungefähr die Art von Comedy, die auch „Das letzte Rennen“ zerstört hat. Witzigerweise war „Blut und Wasser“ im Herbst 2017 das genaue Gegenteil, eine ernste Folge in einer sauschlechten Staffel.
Und doch haben beide Endszenen etwas gemeinsam: Sie sind komplett blutleer, für die lang dabei gewesenen Charaktere absolut unverdient und zudem extrem unrealistisch inszeniert worden. Paul verabschiedet sich von Jenny, die restliche PAST schert sich nicht drum und vor allem Semir hakt bis „Most Wanted“ auch nie nach. Und hier sagen Paul und Semir Susanne Lebewohl, sind wieder richtig gut drauf und zuvor darf Susanne sich noch einen abgrinsen, weil sie der doofen Kim Krüger mal so richtig eins reingewürgt hat. Authentisch? Nicht die Bohne. Da war ja der Ausstieg von Jan Richter schlüssiger.
Davon abgesehen gibt der Rest leider auch herzlich wenig her. Stefan Barths Drehbuch kann in manchen Szenen zwar durchaus überzeugen, doch dieser Eindruck wird genauso schnell wieder zunichte gemacht.
Die erste Hälfte erinnert doch recht stark an den Aufbau von „Summer & Sharky“. Der Unterschied dürfte sein, dass man hier auf die ach so witzigen Humorszenen verzichtet und ernst bleibt und man sich nicht fühlt, als wäre man auf einmal bei GZSZ gelandet. Aber ansonsten passiert rein gar nichts, es spielt sich alles erst mal lang und breit auf der Dienststelle ab. Vielleicht ist es Thomas Höret zu verdanken, dass es dennoch nicht ins Langweilige abdriftet. Ich weiß nicht, schauspielerisch hat mich Daniela Wutte schon mal mehr überzeugt. Ihre Wut auf Tommy und auf die Krüger kommt stellenweise einfach stark aufgesetzt rüber.
Und dann gibt es auch schon den ersten krassen Patzer: Jana hatte das wertvolle Handy also bei sich. Verfolgt wurde sie wohl von Tommy, auch wenn das nicht zu hundert Prozent aus den Dialogen hervorgeht, da er in erster Linie (so hörte es sich für mich an) nur den Gebüschhocker mit Kamera zugibt. Aber trotz Kinderzimmer im Haus (öhm, ja, mal weiterdenken...), trotz Crash, gibt es so gar keine Konsequenzen für ihn? Von Susannes Seite aus schon nicht, was wirklich stark unglaubwürdig ist, aber vom juristischen Standpunkt aus? Und wenn es doch Janas Freund gewesen sein sollte, wäre das angesichts der späteren Erkenntnisse komplett unlogisch gewesen, tippe also mal auf Tommy.
So, wieso wird Susanne dann von Janas Freund erpresst? Nach den ersten 15-20 Minuten ist ja eigentlich alles geklärt, alles super, denn das Verbrechen an sich ging ja noch gar nicht los. Ups. Jetzt hätte Jana doch einfach sagen können, hey, das Handy von meinem Freund liegt noch im Auto, er hat es bei mir vergessen, ich wollte es ihm später vorbeibringen - fertig. Es hätte keinen Grund gegeben, ihr nicht zu glauben oder das Handy zu prüfen. Stattdessen diese völlig überhastete, überhaupt nicht durchdachte Geiselnahme (und Semir und Paul haben sich wirklich unfassbar dämlich versteckt). Abgesehen davon, dass es sich ab diesem Moment wirklich sehr stark bis zur Auflösung zieht (und man als Kontrastprogramm dazu in den letzten Minuten gleich zwei Crashes mit Susanne im Auto hintereinander raushaut), hat Janas Freund aka Vollmer-Cem einfach mal gar keinen Plan, was er jetzt machen soll, was auf traurige Art unfreiwillig komisch herüberkommt. Dazu passt es dann auch, dass er erstmal schön auf Tommy ballert, als der sich ihm von hinten nähert und danach sehr unschlüssig ist, ob ihm das jetzt voll leid tut oder er einfach nur noch ohne Rücksicht auf Verluste an die Kohle will. Spätestens hier kann man das Geschehen kaum noch ernst nehmen und fühlt sich wie in einer schlechten Komödie, die nicht so recht weiß, ob sie eigentlich wirklich eine sein will. Die Präsentation der Niederländer ist schlichtweg unter aller Kanone und man bricht allein in dieser kurzen Szene komplett mit dem bisherigen Erzählstil und dreht es einmal um 180 Grad. Nik und Jaro machen dabei unerwartet fleißig mit. Dass Susanne Tommy letztlich verzeiht, war ja abzusehen, sonst wäre die Folge wohl auch recht sinnlos gewesen - aber doch nicht so! Er lässt sich anschießen und ALLES ist wieder in Butter! Kein tiefgründiges Gespräch, ein fröhlicher Friedrich, der überhaupt nicht hinterfragt, dass Papa von den Toten auferstanden ist und Happy Holiday-Schleifchen im Flieger. Das macht Susannes tiefe Wut in der ersten Hälfte umso lächerlicher.
Und sie haut ab, weil ... ja, aufgrund dieses seltsamen Konflikts, den man noch immer nicht greifen kann. Worin besteht denn jetzt das verdammte Problem? Warum sind denn gerade alle irgendwie angepisst? Und anstatt das klären zu wollen, wird davor geflüchtet und vorher noch selbstgerecht gegrinst beim Übergeben eines unglaublich neutralen Kündigungsschreibens, scheinbar waren die Jahre unter Frau Krüger für Susanne eigentlich die blanke Hölle, hat man nur nie gemerkt - und was in „Operation Midas“ gar nicht ging, ist hier plötzlich total leicht: Klauen in der Aservatenkammer für die mega sympathische Jana. Die hatte ja nicht mal ein eigenes Kind, das man noch als niedlicher Faktor hätte vorschieben können. Und das alles unter einer „Ach, wie ist das Leben schööön“-Musikuntermalung. Wenn man dann glaubt, dass es überstanden ist, kommt Hartmut noch auf die Idee, Susanne 2 Millionen für ihr neues Leben zu schenken. Ist ja gar kein Thema. Und die restlichen 500.000 gehen sicher in seine eigene Tasche. Das wird als so eine Selbstverständlichkeit präsentiert, da kann man echt nur noch den Kopf schütteln.
Ne, sorry. 0 Punkte. Was für ein Rotz.