Eine schwer einzuordnende Folge. Ernst, teilweise sehr hart, spannend, undurchsichtig, größtenteils glaubwürdig und mit gelungenen Wendungen, na ja, bis auf die Wendung 8 Minuten vor Schluss.
Spoiler anzeigen
Wer wirklich an Gott glaubt, der verübt mit Sicherheit keine Morde, um andere zu verhindern. Man hätte für die Rettung einen anderen Grund finden können. Dass ihm am Ende sogar eine Kerze angezündet wird... das ging für mich dann einfach nicht mehr. Ich habe noch drauf gewartet, dass man ihn laufen lässt, Gott sei Dank sind zumindest die Zeiten vorbei. Aber ihn am Ende fast schon als Identifikationsfigur für alle, die Mist gebaut haben, hinzustellen, ist... sehr gewagt und einfach misslungen. Einen solchen Verbrecher krampfhaft vom Teufel zum Hero umzugestalten, der zu Gott gefunden hat, das ist einfach nicht glaubwürdig und wohl dem RTL-Konzept geschuldet. Schade.
Die Action hat mich bis auf das Ende nicht sonderlich umgehauen, aber Paschmann hat sich bemüht, was Ansprechendes aus seinen begrenzten Mitteln zu kreieren. Das Wiedersehen mit zwei Schauspielern der Alex-Ära hat mich gefreut. Die Autobahn spielt eine wesentliche Rolle, der Humor ist dezent und an den wenigen Stellen auch okay (aber ich frage mich, was die Motorradgang sollte. Wurde ja nicht mal als Comedystilmittel benutzt. So völlig okay aber der Sinn dahinter bleibt verborgen).
Ich bin zunächst ein bisschen schwer in Paschmanns Stil reingekommen, musste da erst mal Zugang zu finden, da der Look sich einfach nochmal von den bisherigen Folgen abgrenzt. Er hat ein bisschen was vom Polinski der Alex-Ära, von Zavelberg und vielleicht ein Hauch Dierbach und einen Schuss Tozza. Nicht schlecht, wenn man sich erst mal vollends drauf konzentriert und sich darauf einlassen kann. Dieses beklemmende Gefühl war wieder da, wie zuletzt bei der Anfangsaction von „5 vor 12“, natürlich war auch „Vaterfreuden“ mit drin und ein wenig „Wo ist Semir?“ und „Revolution“.
Toll übrigens, dass Semir und Paul erst später vor Ort sind und zunächst auf ner Autobahnbrücke essen. Das hat einfach mehr Authentizität als dieses „Oh, Susanne, danke für den Funkspruch, den Wagen sehen wir zufällig 20 Meter vor uns!“
Der Soundtrack war in meinen Augen grandios. Einige bekannte Stücke gab es auch in neuem Gewand, gerade in Szenen mit emotionaler Tiefe wirklich gelungen.
Finn... joa, braucht man nicht, kann weg. Wird wahrscheinlich auch passieren. Wenn ich so daran denke, wie man die Rolle Dieter Bonrath vor seinem Ausstieg immer kleiner und bedeutungsloser gemacht hat...
Fazit: Ganz schwer im Staffelkontext einzuordnen. Deutlich über Polinski und für mich mindestens auf Augenhöhe mit „Amnesie“, wenn nicht sogar einen Hauch drüber, eine bessere Version von „Himmelfahrtskommando“ (wenn man so will) wars auf jeden Fall.
8,5-9 Punkte... Wäre dieser Schnitzer Richtung Ende nicht, dann wären es definitiv 9.
Ich schaue zuversichtlich Richtung Staffelfinale.