Beiträge von Saschas

    Mit hasserfülltem Blick saß Sascha vor dem Bild seiner Schwester Jessica. Jetzt hatte Jäger auch noch seine geliebte Schwester auf dem Gewissen. Zuerst sein Vater und das Familienunternehmen und jetzt auch noch seine Jessica.

    Sein Leben war nun endgültig zerstört, er hatte nichts mehr, er hatte alles verloren was im lieb war.

    Dieser verdammte Bulle hatte ihm alles genommen, angefangen bei seiner Sammy!

    Aber er wollte und konnte sich nicht einfach geschlagen geben! Über die Kanäle seiner Schwester hatte er herausgefunden, dass sowohl Josef als auch Jessica die Explosion nicht überlebt hatten. Bei dem Gedanken an seine geliebte Schwester, zog es ihm schmerzhaft sein schweres Herz zusammen und der Hass auf Jäger stieg ins Unermessliche.

    Zahlreiche Anhänger ihrer Organisation wurden ebenfalls getötet oder festgenommen. Auch erfuhr er, dass dieser Verräter Ben Jäger und auch seine Ex-Verlobte überlebt hatten.

    Sascha hatte Glück, da er sich zum Zeitpunkt der Detonation außerhalb des Steinbruches aufhielt. Nachdem ihm Sammy wieder ins Netz gegangen war, wollte er die letzten Vorbereitungen für den großen Deal treffen, das war sein Glück, ansonsten wäre er jetzt auch tot.

    Nun lag es ganz allein an ihm seine Familie zu rächen, er war bereit und wenn er dabei draufging! Er hatte nichts mehr zu verlieren!

    Ein perfider Plan reifte in seinem verwirrten Geist, jedoch musste er sich noch etwas gedulden bis der Bulle wieder etwas zu Kräften gekommen war. Er musste leiden für all seine Sünden und er, Sascha de Guillard höchstpersönlich, war sein Untergang.

    ******

    Er rannte und rannte, doch seine Peiniger waren ihm schon ganz dicht auf den Fersen. Er war gefangen, gefangen in diesem Alptraum aus Schmerz und Hoffnungslosigkeit.

    Vor ihm tat sich ein schwarzer Abgrund auf!

    Was sollte er denn jetzt tun?

    Entweder er sprang in die Dunkelheit, nicht wissend was ihn erwarten würde oder er begab sich wieder in die Klauen dieser Schlächter.

    Panisch drehte er sich um, sein Atem ging schnell und stoßweise.

    Schweißperlen lagen auf seiner Stirn und seine Umgebung verschwamm immer mehr zu einer grauen Nebelsuppe.

    Jeder Zentimeter seines Körpers schmerzte!

    Seine Muskeln waren zum Zerspringen angespannt!

    Sein geschundener Leib schrie ihm förmlich zu, springe doch endlich, aber sein Verstand hielt ihn zurück.

    Er wollte noch nicht sterben, er hatte noch so viel vor, hatte so viele Dinge in seinem Leben noch nicht getan. Warum half ihm denn keiner?

    Alle hatten ihn im Stich gelassen!

    Verzweifelt drehte er sich noch einmal um, bevor er resigniert seine Augen schloss und.......

    „Ben, Ben....komm schon Ben mach deine Augen auf, du bist in Sicherheit...“, verzweifelt versuchte Semir seinen besten Freund aus einem Alptraum zu befreien. Ben lag schweißgebadet in seinem Krankenbett und warf seinen Kopf panisch von der einen auf die andere Seite. Semir konnte es nicht ertragen seinen jungen Kollegen so leiden zu sehen. Endlich erwachte Ben mit einem herzzerreißenden Schmerzensschrei und schaute Semir mit entsetzten Augen an.

    Tränen rannten ihm über sein von Schnitten und Platzwunden gezeichnetes Gesicht.

    „Schscht, beruhige dich...schscht es ist alles gut... du bist im Krankenhaus, du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich passe auf dich auf mein Freund“, sprach Semir beruhigend auf Ben ein, nahm schnell dessen Hand in seine und streichelte ihm beruhigend über das fiebernde Gesicht.

    Der Halbtürke wusste, um was es in den Alpträumen ging.

    Er wusste auch, dass selbst wenn die körperlichen Wunden irgendwann verheilen würden, die seelischen Wunden würden noch lange bleiben. Natürlich würden er und Bens Freunde und seine Familie, alles Menschen mögliche tun um Ben wieder ins Leben zurück zu holen.

    Erst kurz vor seiner Entführung war es Ben gelungen sich gegenüber ihm zu öffnen, er war dabei wieder glücklich zu sein und jetzt war alles noch viel viel schlimmer. Er wusste nur aus Sammys Erzählungen, was Ben alles angetan wurde, all die Demütigungen, die Schmerzen und die Ängste welche er ertragen musste.

    Wehmütig blickte er auf Ben, der langsam seine Atmung wieder in Griff bekam jedoch noch immer mit den aufkommenden Schmerzen kämpfte.

    „Ben, ich werde einen Arzt holen, der dir etwas gegen die Schmerzen gibt, ich sehe doch dass du starke Schmerzen hast.“

    „Nein, Semir bitte nicht“, flehte der Verletzte ihn an.

    „Ich möchte nicht wieder schlafen, bitte Semir, bleib einfach bei mir und lass mich nicht allein! Ich....ich....bitte ...Semir!“

    „Keine Angst Ben, ich lass dich nicht alleine, geht es denn ohne Schmerzmittel?“

    „Es geht schon, wenn ich Schmerzen habe dann weiß ich zumindest, dass ich noch am Leben bin“, versuchte er zu scherzen.

    Doch dann wurde Ben plötzlich ganz ernst!

    „Semir, bitte sag ....mir...die Wahrheit...habt ihr die...ganze Bande ....erwischt? Was ...ist mit Jessica……..passiert? …….Ist sie tot?“

    Jetzt saß der erfahrene Polizist in der Zwickmühle, wieviel Wahrheit konnte sein verletzter Freund ertragen?

    Sollte er ihm sagen, dass Jessica tot war und auch Josef Van Gochen?

    Er entschied sich für die Halbwahrheit um Ben zu schonen.

    Semir erzählte ihm von der Explosion, wie Jessica alle gerettet hatte und dass es viele Tote gab, viele Verletzte und dass dadurch der Waffendeal vereitelt wurde.

    „Semir, warum ...sitzen vor ...meinem Zimmer zwei Kollegen?“

    Damit hatte der erfahrene Hauptkommissar nun wirklich nicht gerechnet, trotz dessen schlechten Zustandes funktionierte Bens Polizisteninstinkt einwandfrei. Ertappt senkte Semir seinen Kopf und redete etwas von reiner Vorsichtsmaßnahme, was ihm Ben natürlich nicht abkaufte.

    „Mein körperlicher Allgemeinzustand ist.....im Moment...vielleicht..nicht..der Beste, aber mein Verstand...funktioniert noch einwandfrei. Also Semir, was....verschweigst du..mir?“

    Semir merkte, wie Ben langsam aber sicher an seine Schmerzgrenze stieß und darin sah er seine Chance ihn noch nicht mit der bitteren Realität konfrontieren zu müssen.

    „Ben, du hast starke Schmerzen, ich werde jetzt einen Arzt holen, der dir etwas Erleichterung verschafft. Er muss dich ja nicht gleich wieder ins Land der Träume schicken.“ Schnell erhob sich Semir und war auch schon nach draußen verschwunden.

    Natürlich hatte sein Freund Recht, die Schmerzen waren mittlerweile nicht mehr zu ertragen und so wehrte er sich auch nicht dagegen, als der Arzt ihm die Qualen nahm.

    Sollten doch diese Verbrecher kommen, dieses Mal würde er ihnen die Stirn bieten!

    Er war bereit gegen diese Dämonen anzukämpfen!


    Plötzlich stand Bens Vater hinter ihr und starrte entsetzt auf seinen verletzten Sohn.

    „Was haben sie nur mit dir gemacht, mein Sohn......oh du meine Güte.....“, geschockt setzte sich Konrad neben Ben und nahm seine Hand in seine. Semir, der mit Konrad das Krankenzimmer betreten hatte war erleichtert, als er sah, dass Ben nicht mehr an die Beatmung angeschlossen war. Gemeinsam saßen sie Stunden bei Ben und erzählten sich gegenseitig Geschichten über ihn und so lernte Sammy, Bens Vater von einer ganz anderen Seite kennen. Konrad erzählte liebevoll von seinem Sohn und auch immer mit ein wenig Stolz in seiner Stimme.

    Semir musste sich beherrschen um ihn nicht zu fragen, warum er dies nie seinem Sohn gesagt hatte.

    Ben dachte noch immer, dass sein Vater ihn und seinen Beruf nicht respektierte, dabei hatte Konrad nur immer Angst Ben zu verlieren. Er hoffte, dass die beiden noch die Gelegenheit bekommen würden, sich irgendwann einmal auszusprechen.

    Irgendwie wollte keiner Ben alleine lassen, jetzt da sie wussten, dass er bald aufwachen würde.

    Er fühlte sich schon wieder so unglaublich müde, zuerst hatte er da Gefühl gleich ersticken zu müssen, doch dann ging das Atmen ganz leicht.

    Irgendjemand zog ihm das Ding welches in seinem Hals steckte heraus. Wirre Bilder entstanden vor seinem inneren Auge.

    Er sah einen Riesenwurm welcher seinen Hals hinunter kroch und in seinem Inneren verschwand. Er musste nun endlich aus diesem dunklen Loch heraus, mit eisernem Willen kämpfte er gegen diese tonnenschweren Gewichte an, welche auf seinen Augenliedern zu ruhen schienen. Er musste es schaffen und die ihm vertrauten Stimmen spornten ihn noch zusätzlich an.

    Wie in Zeitlupe öffnete er seine Augen und musste erst einmal den Nebel weg blinzeln.

    Er versuchte die Person, welche direkt in sein Blickfeld trat zu erkennen, sein Herz machte einen kleinen Sprung, als er seine Sammy sah.

    Sie sah wunderschön aus, ihre blonden langen Locken standen wild von ihrem Kopf ab und ihre blauen Augen leuchteten glücklich, als er sie anschaute. Sein Engel war tatsächlich da und die zweite Person konnte er ganz eindeutig als seinen besten Freund identifizieren. Etwas erstaunt stellte er fest, dass er auch die Stimme seines Vaters vernommen hatte.

    „Ben, .....Semir er wird wach...Ben...schau er wird wach....“, aufgeregt fing Samantha an auf Ben einzureden.

    „S...a..mm..y“, kam krächzend von ihm. Unter großer Kraftanstrengung hob er zitternd seine Hand und streichelte seiner Freundin eine Freudenträne von der Wange.

    „N...i...ch...t…. w...ei....n...e..n, a...lles.....w..i..rd........gut!“ Brachte Ben stotternd hervor. Nun konnte auch Semir seine Tränen nicht mehr zurück halten!

    „Mensch Ben mein Bruder, du hast es aber spannend gemacht, ich dachte schon ich muss mir einen anderen suchen, der mit mir Autos schrottet und die Autobahn in Schutt und Asche legt!“

    „ D..a..s...... k..a..nn....st......du.....ver....ge...ss..e..n......Par...tner......“, das Reden strengte Ben so sehr an, dass ihm augenblicklich wieder die Augen zufielen und er einschlief.

    Erleichtert lagen sich die Drei in den Armen und konnten das gerade Geschehene fast nicht glauben. Selbst Konrad verdrückte ein paar Tränen und verabschiedete sich sichtlich erleichtert von Sammy und Semir.

    Dieser musste sich jetzt ein wenig ausruhen, der lange Flug und die Aufregung um seinen Sohn hatten ihn sichtlich mitgenommen. Semir musste ihm noch versprechen, ihm jegliche Veränderung sofort mitzuteilen.

    Sammy war überglücklich, dass Ben endlich wieder bei ihr war. Das Fieber war am nächsten Tag nochmal leicht gesunken und als Ben das nächste Mal die Augen öffnete sah er schon viel orientierter aus.

    Die junge Krankenschwester ließ es sich nicht nehmen die Nacht über bei Ihrem Ben zu bleiben. Eine Kollegin stellte ihr am Abend nachdem auch Semir gegangen war, einen Schlafstuhl neben das Krankenbett und so konnte auch Sammy einigermaßen bequem schlafen.

    Als Ben sie aus geröteten, jedoch wachen Augen musterte, huschte ein verschmitztes Lächeln über seine Lippen.

    Oh wie sehr hatte sie es vermisst, jetzt konnte es nur noch aufwärts gehen!

    Als der Verletzte allerdings versuchte sich etwas aufzusetzen, entwich ihm ein herzzerreißender Schmerzenslaut.


    Die Schmerzen trafen ihn mit voller Wucht und er fiel mit zusammengekniffenen Augen wieder ins Kissen zurück.

    „Ben, du musst es langsam angehen, ich werde jetzt Dr. Professor Stefanovic holen, damit er dir ein Schmerzmittel gibt.“ Und schon war sie auf dem Weg zur Tür.

    „Nein, bitte mein Schatz warte bitte noch ein bisschen, ……wenn ich Schmerzmittel bekomme… werde ich sofort….. wieder müde und ich…… möchte dich doch so gerne noch….ein bisschen ansehen. Es ist so schön und…. ich kann es noch……. immer nicht glauben,….. dass wir es aus dieser Hölle….. geschafft haben.“ Ben streckte seiner Freundin die Hand entgegen und zog sie unter großer Anstrengung zu sich heran.

    Langsam strich er mit seiner gesunden Hand über ihre Augenbrauen, über ihre etwas geröteten Wangen und ihre schön geschwungenen vollen Lippen. Sie genoss diese Berührungen von ihm so sehr und schloss ihre Augen um diesen Moment zu genießen. Wie hatte sie seine Liebkosungen vermisst, seine Hände waren so unbeschreiblich zärtlich und sie wünschte sich, dass dieser Moment nie enden würden.

    Als sie jedoch merkte wie Ben sich unter den Schmerzen verkrampfte, löste sie sich von ihm und holte den Arzt um ihrem Freund ein wenig Erleichterung zu verschaffen.


    Semir war gerade auf dem Weg zur Wachablösung für Ben als er auf dem Gang seiner Chefin in die Arme lief. „Frau Krüger, was machen sie den hier?“

    „Ich habe mich nach dem Gesundheitszustand von Ben erkundigt.......ich weiß...nicht... es tut....mir so leid....Semir..“ Sie konnte einfach nicht mehr, ihre unnahbare Fassade fiel und sie begann hemmungslos zu weinen.

    „Oh du meine Güte, Frau Krüger was ist los, ist etwas mit Ben passiert?“ Semir war schon fast panisch, so hatte er seine Chefin noch nie gesehen.

    „Nein, nein....bei Ben ist alles unverändert..., nein es tut mir...nur so leid, dass...es so weit kommen musste....Ich hätte damals hinter ihnen stehen müssen und Ben und Frau Held gleich nachdem sie Herrn Guillard den Sender untergejubelt haben....befreien müssen.

    Es....tut ...mir sehr leid. Ich hoffe so sehr, dass Herr Jäger es schaffen wird...!“, Erklärte sie schnell, nachdem sie bemerkt hatte wie Semir anfing zu zittern und zu beben, da er dachte mit seinem Freund war etwas schlimmes passiert.

    „Frau Krüger, ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie das so mit uns durchgezogen haben. Sie haben durch diesen Einsatz ihren Job riskiert, vielen Dank und Ben wird es schaffen, ich glaube fest an ihn.“

    Plötzlich klingelte Kims Handy und da sie sah, dass die Gerichtsmedizin anrief ging sie sofort ran. Semir bemerkte wie angespannt seine Chefin war und wartete geduldig bis sie fertig telefoniert hatte. Er hoffte auf die Identifizierung der Leichen und genauso war es.

    „Herr Gerkhan, leider habe ich weniger gute Nachrichten. Unter den Toten war Josef Van Gochen und auch Jessica Guillard, jedoch nicht....Sascha Guillard.... und wenn er erfährt, dass seine Schwester bei dem Einsatz ums Leben gekommen ist……... ich denke Ben und auch Samantha sind in Gefahr.“ Resigniert ließ Kim ihren Kopf sinken.

    „Wir müssen die beiden schützen, ich werde Personenschützer anfordern, wir dürfen nicht riskieren, dass den Beiden noch einmal etwas zustößt!“

    Nachdem Semir die Hiobsbotschaft vom Verschwinden des Guillardsohnes erfahren hatte, war er sofort wieder in den Beschützermodus gewechselt. Er schwor sich diesen Guillard zu finden und für seine Taten büßen zu lassen. Jetzt war es erst einmal wichtig, dass Ben dieses schreckliche Fieber überstand und schnell wieder auf die Beine kam.

    Zudem musste er mit Sammy reden, sie musste wissen, dass sie und Ben noch immer in Gefahr schwebten.

    Als Semir zur Wachablösung an Bens Bett trat, versetzte ihm der Anblick seines jungen Freundes abermals einen Stich in sein Herz. Er war immer noch in seiner Fieberwelt gefangen und seine Freundin schaute ihn flehend an.

    Jetzt musste er ihr auch noch mitteilen, dass ihr Ex-Verlobter nicht unter den Toten im Steinbruch war. Er würde dies nicht vor Ben tun können, da er nicht wusste ob der Verletzte etwas von dem Gesprochenen mitbekam. Somit wartete er bis die Visite kam und der Krankenpfleger, so dass Ben auf keinen Fall alleine war.

    Er lud Samantha zu einer Tasse Kaffee in die Krankenhauscafeteria ein und erzählte ihr von den neuesten Erkenntnissen.

    „Semir, das darf alles nicht wahr sein! Ich kenne Sascha so gut, dass ich weiß, dass er nicht ruhen wird bevor er sich nicht an Ben und mir gerächt hat. Er wird den Tod seiner Schwester nicht einfach so hin nehmen.“ Kam es völlig entsetzt von ihr.

    „Das befürchte ich leider auch, die Chefin hat Polizeischutz angeordnet. Es wird rund um die Uhr jemand vor Bens Zimmer stehen und du erhältst natürlich ebenfalls einen Beamten zur Seite gestellt, wenn du nicht hier bei ihm bist.“ Erklärte Semir ihr gleich, um ihr ein wenig die Angst zu nehmen.

    „Wenn doch nur Ben endlich aufwachen würde, ich vermisse ihn so schrecklich......“, eine einsame Träne kullerte über Sammys Wange und ließ den erfahrenen Polizisten fast verzweifeln. Wie konnte er ihr nur helfen das durchzustehen?

    Er selbst war mit den Nerven am Ende und nun auch noch das!

    Warum konnte sich nicht endlich alles zum Guten wenden? Sanft nahm er Sammy in die Arme und somit spendeten sie sich gegenseitig etwas Trost bevor sie wieder zu dem kranken Ben zurückkehrten.

    Als die beiden auf die Intensivstation zurückkehrten saß auf dem Besucherstuhl vor Bens Zimmer ein völlig in sich gekehrter Konrad Jäger.

    „Hallo Herr Jäger, schön dass sie es so schnell hier her schaffen konnten. Waren sie schon bei ihrem Sohn?“ Sprach Semir Bens Vater an.

    „Ah, ja Herr Gerkhan, nein sie haben mich noch nicht zu ihm gelassen. Die Ärzte sind noch bei ihm. Ich habe gerade noch mit Herrn Stefanovic über den Gesundheitszustand meines Sohnes gesprochen und ich bin erschüttert, was ihm alles widerfahren ist. Ich habe ihm schon zig mal gesagt, dass der Beruf des Polizisten zu gefährlich ist und er bei mir in die Firma einsteigen soll, anstelle Verbrecher zu jagen und sich ständig in solch eine Gefahr zu bringen,“ begann Konrad sofort mit seiner Moralpredigt.

    Sammy schaute etwas verdutzt auf Bens Vater, da sie in dieser Situation solche Vorhaltungen nicht verstehen konnte.

    „Herr Jäger, das ist Samantha Held, Bens Freundin. Sie war ebenfalls in den Fängen dieser Verbrecher,“ versuchte Semir die Situation etwas zu entschärfen.

    „Ich wusste gar nicht dass Ben eine Freundin hat. Guten Tag Frau Held, ich bin Bens Vater Konrad Jäger, freut mich sie kennenzulernen, allerdings wären mir andere Umstände wesentlich lieber gewesen,“ und streckte Sammy höflich seine Hand entgegen.

    Sammy ergriff diese und hatte komischerweise sofort das Bild eines eiskalten und nur von seinen Geschäften geleiteten Mannes im Kopf. Ben hatte mit ihr schon über seinen Vater gesprochen, sie wusste, dass das Verhältnis der beiden sehr unterkühlt war. Dennoch beschloss sie dem älteren Herrn eine Chance zu geben, sie durfte ihn nicht vorverurteilen.

    Ihre Gedanken schweiften jedoch schon wieder ab, sie wollte zurück zu Ben, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sie brauchte.

    Mit schnellen Schritten ging sie in Bens Zimmer zurück aus dem gerade die Visite strömte. Der Arzt nickte Sammy noch aufmuntern zu, um dann auf Bens Vater zuzugehen um ihn über den aktuellen Zustand seines Sohnes aufzuklären.

    Ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht, Ben lag zwar noch immer Fieber geplagt in seinem Bett jedoch hatte sie das Gefühl irgendetwas hatte sich an seinen Gesichtszügen verändert. Sanft nahm sie seine Hand in ihre und streichelte ihm darüber. Sie konnte es ganz deutlich spüren, er griff nach ihr, wenn es auch nur ein Hauch von einem Druck war.

    „Ben, oh mein Gott! Ben mach das nochmal bitte, gib mir ein Zeichen! Ich brauch dich so sehr, komm zurück zu mir.......bitte Ben,“ flehte sie den fiebernden Polizisten an.

    Sie war zurückgekehrt, er konnte ihre Nähe schon spüren, als sie das Zimmer betrat. Seine Hand wurde zärtlich gestreichelt und ihre Worte drangen immer mehr in sein Bewusstsein. Er versuchte ihr, unter größter Kraftanstrengung ein Zeichen zu geben. Sein Körper stand noch immer in Flammen, doch er musste dieser Hölle endlich entfliehen. Seine Finger wollten zuerst nicht so wie er, doch er schaffte es den Druck auf ihre Hand zu übertragen.

    Juhu, sie hatte es bemerkt, endlich!

    Jetzt musste er nur noch versuchen seine Augen zu öffnen.

    Doch was war das?

    Das Atmen funktionierte irgendwie nicht richtig! Irgendetwas steckte in seinem Hals fest, panisch begann er dagegen anzukämpfen. Was war das für ein piepen, war das jetzt doch sein Ende, er wollte doch nicht sterben, er wollte nur zu Sammy, zu seiner großen Liebe. Und zu seinem besten Freund, warum half ihm den niemand.....?

    Sammy schlug sofort Alarm, als sie bemerkte, wie Ben anfing gegen das Beatmungsgerät zu kämpfen. Schnell wurde der Notfallwagen reingeschoben und der Arzt, welcher gerade noch bei Ben war, meinte: „Das ging jetzt aber zügig Herr Jäger, sie dürfen jetzt nicht gegen die Maschine atmen, ganz ruhig...es ist sehr schön, dass sie zu uns zurück wollen!“

    Mit geübten Handgriffen entfernte er dem würgenden Patienten den Tubus und Sekunden später begann Ben selbständig die Luft in seine Lungen zu ziehen.

    „Frau Held, ich habe ihm jetzt eine leichtes Schlafmittel gespritzt, so dass wenn er aufwacht einen sanften Übergang hat. Er wird jetzt erst mal noch ein paar Stunden schlafen. Ich denke aber, dass Herr Jäger über den Berg ist auch wenn das Fieber noch sehr hoch ist…… will er nun wieder ins Leben zurück!“


    Ohne auf eine Reaktion von Frau Schrankmann zu warten drehte sich Kim Krüger um und verließ ihr Büro. Sie hatte sich total in Rage geredet und wenn sie noch eine Sekunde länger geblieben wäre, wäre sie explodiert. Als sie durch das Großraumbüro der PAST lief erhielt sie von allen Seiten anerkennende Blicke und sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte.

    Hätte sie das LKA gewähren lassen, könnte sie ihren Leuten nicht mehr unter die Augen treten. Sie wusste, dass es hier einen großen Zusammenhalt gab, fast so wie in einer Familie. Jeder stand für den anderen bedingungslos ein und sie war schon ein bisschen Stolz darauf, auch zu dieser großen PAST Familie zu gehören.

    Jetzt konnte sie nur hoffen, dass unter den Toten Josef Van Gochen und Sascha Von Guillard waren, ansonsten wäre Ben Jäger auch weiterhin in großer Gefahr.

    Sie hatte darum gebeten sofort Bescheid zu bekommen, wenn die Leichen identifiziert waren. Jetzt würde sie erst einmal ins Krankenhaus fahren und nach Ben schauen.

    Hatte er das alles nur geträumt oder war es tatsächlich sein Engel mit den blonden Locken, der ihm einen Kuss auf seine Lippen hauchte. Sein Körper brannte wie ein Inferno, ihm war so unglaublich heiß, dass er befürchtete zu verbrennen. Eigentlich wollte er gar nicht aufwachen, denn dann würden diese unmenschlichen Schmerzen wieder kommen und er wollte nie wieder solche Qualen ertragen müssen.

    Er war so unendlich müde und der Kampf gegen die unzähligen Dämonen in seinem Körper ließen ihn resignieren. Wie lange musste er denn noch kämpfen, doch er wusste wofür er nicht aufgab. Für seine Sammy, für Semir und all seine Freunde und Kollegen in der PAST Familie und natürlich für Julia und seinen Vater.

    Seine Freunde hatten viel riskiert, allen voran Semir um ihn und Sammy zu retten, er durfte ihn jetzt nicht enttäuschen.

    Als Kim die Intensivstation betrat hatte sie ein sehr flaues Gefühl in der Magengegend, sie wusste nicht was sie erwarten würde.

    Am Bett von Ben saß eine junge Frau, sie hielt seine Hand in ihrer und streichelte ganz sanft dessen Handrücken. Als Kim näher herantrat und ihren Mitarbeiter betrachtete, wurde ihr erst so richtig bewusst wie schlecht es um ihn stand.

    Seine Wangen waren eingefallen, das Gesicht war von Striemen, Schnittwunden und Hämatomen gezeichnet. Er sah gespenstisch blass aus, jedoch waren einzig seine Wangen von dem Fieber gerötet und ein Schweißfilm überzog seinen Körper. Die blinkenden und piependen Geräte an die er angeschlossen war, ließen seinen geschundenen Körper noch zerbrechlicher wirken.

    Sein Oberkörper war mit diversen Verbänden bedeckt und sie erschauderte als sie die Verletzungen auf der nackten Haut sah. Sie wollte sich gar nicht vorstellen wie es unter den Verbänden aussah.

    Was musste Ben wohl für Qualen und Ängste ertragen!

    Wer tut so etwas einem Menschen an?

    Als Sammy sich umdrehte schaute sie in das entsetzte Gesicht von Bens Chefin. Sie hatte sie damals in ihrem ersten Gefängnis schon kurz gesehen und dann nochmal bei dem Einsatz im Steinbruch.

    „Kommen sie, Ben freut sich bestimmt sie zu hören“, und zog sie ein Stück näher zu ihrem Freund heran.

    „Wie geht es ihm denn?“ Flüsterte Kim leise.

    „Wir machen uns gerade große Sorgen wegen dem hohen Fieber, er kämpft gegen eine Sepsis an und das Antibiotikum schlägt noch nicht an. Er war einmal ganz kurz wach und wir waren schon erleichtert, dass er endlich außer Lebensgefahr ist, aber das Fieber steigt und steigt.“ Erklärte die Krankenschwester in kurzen Worten ihre Sorge um Ben.

    „Er war schon immer ein Kämpfer und auch ein großer Sturkopf, ich glaube fest an ihn!…. Er wird es schaffen. Wissen sie Ben und ich sind meistens nicht einer Meinung und doch ist er mir sehr ans Herz gewachsen, weil er immer selbstlos und mit viel Leidenschaft für seine Arbeit handelt. Er und Semir sind das perfekte Team und ergänzen sich hervorragend, er wird seinen besten Freund nicht im Stich lassen und seine hübsche Freundin natürlich auch nicht“, versuchte Kim Sammy zu beruhigen.

    „Danke, wissen sie, wenn dies alles nicht passiert wäre hätte ich Ben wahrscheinlich nie wieder gesehen. Ich hoffe nur nicht, dass ich ihn jetzt schon wieder verliere“.


    „Ben kannst du mich hören? Du musst jetzt ganz schnell wieder aufwachen, wir brauchen dich hier. Ich brauche dich, du darfst dich nicht einfach so aus dem Staub machen. Mit wem soll ich denn dann meine Dienstwagen schrotten?“ Semir legte seinen Kopf neben Ben und begann leise in die Bettdecke zu weinen. Hätte das LKA einem Zugriff gleich nachdem sie Sascha Guillard geortet hatten genehmigt, würde sein bester Freund jetzt nicht hier liegen und mit dem Tode kämpfen.

    Dieser Einsatz würde ihn höchstwahrscheinlich seinen Job kosten und bei den anderen sah es ähnlich schlecht aus. Wobei die Chefin den Einsatz mit Sicherheit auf ihre Kappe nehmen würde. Sie müssten gemeinsam gegen das Vorgehen des LKAs ankämpfen und mit Sammy als Zeugin hätten sie vielleicht sogar Erfolg.

    Er und Sammy hatten besprochen, dass sie abwechselnd bei Ben blieben, so dass wenn er aufwachen sollte nicht alleine war. In 2 Tagen würde dann auch Bens Vater hier sein und dann könnte er sich ebenfalls beteiligen. Da er suspendiert war hatte er auch die Zeit bei seinem Kumpel Bettwache zu halten.

    Gerade als Semir sich von Ben verabschiedet hatte und er schon in Richtung Tür unterwegs war begannen die Geräte Alarm zu schlagen.

    Hatte er gerade nicht Semirs Stimme gehört? Oh nein, Semir lässt ihn schon wieder in den Händen dieser Psychopathen zurück. Er konnte sich nicht bewegen, Ben hatte das Gefühl in seinem eigenen Körper gefangen zu sein. In seinem Kopf spielten die Gedanken völlig verrückt, er konnte nicht mehr. Wenn er hier nun wieder allein zurück bleiben musste, dann wollte er nicht mehr leben. Resigniert gab er auf und ließ sich in dieses riesige schwarze Loch aus Hoffnungslosigkeit hineinfallen, dann hatte er es endlich geschafft.

    Keine Schmerzen, keine Demütigungen und kein gebrochenes Herz mehr.

    Plötzlich wurde es ganz hektisch, zig Schwestern und Ärzte stürmten in Bens Zimmer.

    „Schnell, wir brauchen den Defibrillator, Herzstillstand……, schnell 100ml Adrenalin…..!“

    Und schon hob sich der geschundene Körper seines Kollegen unter dem Stromschlag ein paar Zentimeter von seinem Bett ab. Mehr bekam Semir nicht mehr mit, da er von einer energischen Krankenschwester hinausgezogen wurde und die Tür sich gnadenlos hinter ihm schloss.

    Sammy, die vor dem Zimmer auf Semir gewartet hatte, um die nächste Schicht zu übernehmen, war kreidebleichen geworden, als sie mitbekam was geschehen war.

    Semir nahm sie behutsam in die Arme und drückte sie sanft an sich, leise Tränen rannten ihm über die Wangen.

    Hatte Ben nun endgültig aufgegeben?

    War er Schuld an dieser Reaktion?

    „Sammy, vielleicht hat mich Ben gehört wie ich mich verabschiedet habe und er dachte ich würde ihn wieder allein lassen……. Oh nein, nein, nein was habe ich nur angerichtet?“ Nun bahnten sich dicke Tränen der Verzweiflung über sein Gesicht.

    „…… bitte Ben gib jetzt nicht auf, wir sind doch bei dir......!“ Völlig verzweifelt mussten sie warten, ob Ben stark genug war, um auch dies zu überstehen.

    Nach einer guten halben Stunde trat der behandelnde Arzt sichtlich erschöpft vor die Zwei.

    „Das war sehr knapp, wir konnten Herrn Jäger nach einem Herzstillstand jetzt wieder stabilisieren. Was diese Reaktion ausgelöst hat, können wir nicht sagen, da sich die Werte nicht negativ verändert haben…….Sie können dann gerne wieder zu ihm rein, ich denke er braucht ganz dringend eine vertraute Person an seiner Seite. Ich weiß, was Herr Jäger durchgemacht hat und umso mehr braucht er jetzt ihre Unterstützung um wieder ins Leben zurück zu finden. Sprechen sie mit ihm und lassen sie ihn ihre Nähe spüren, wenn sie sich abwechseln wollen können sie auch zu zweit rein, so dass er nicht alleine ist. Seine Werte haben sich soweit stabilisiert, das Antibiotikum schlägt ebenfalls an, so dass das Fieber etwas gesunken ist. Wir müssen Geduld mit ihm haben, seine körperlichen Wunden werden heilen, bei den seelischen Wunden braucht er höchstwahrscheinlich ihre und professionelle Hilfe.“

    Mit diesen Worten verabschiedete er sich und eilte abermals in Bens Zimmer um noch einmal nach ihm zu schauen.

    „Gott sei Dank, Semir wir dürfen ihn bis er aufwacht nicht mehr alleine lassen, keine Sekunde, versprich es mir?“ Flehte sie den kleinen Polizisten an.

    Entschlossen rieb sich Semir über das verheulte Gesicht.

    „Ich verspreche es dir und jetzt lass uns schnell zu Ben gehen, bevor noch einmal so ein Unglück passiert.“

    Bis zum Abend blieben sie gemeinsam an seinem Bett und Semir musste Sammy alles über ihre gemeinsamen Einsätze erzählen. Sie redeten über geschrottete Dienstfahrzeuge und Sammy erzählte viel über sich und ihre Berufung und auch über ihre Familie.

    Nur der vergangene Einsatz um Bens Befreiung wurde mit keinem einzigen Wort erwähnt.

    Wo war er denn jetzt schon wieder gelandet, dachte er gerade noch Semir hätte ihn abermals verlassen, so hörte er ihn nun ganz entspannt mit seiner Sammy plaudern.

    Sammy, seine Sammy!

    Wie schön war es doch ihre Stimme zu hören!

    Er wollte ihr so viel sagen und er wollte alles von ihr wissen, er wollte sie berühren und er wollte sie nie wieder loslassen.

    Doch war er schon bereit diesen Schritt zurück zu gehen?

    Er war so unendlich müde und er hatte Angst, dass wenn er aufwacht würde, wieder in dieser Hölle landete.

    Er musste es einfach wagen, auch wenn mit der Wirklichkeit wieder die Schmerzen zurückkehren würden.

    Seine Lider schienen tonnenschwer!

    Wie konnte er sich denn nur bemerkbar machen?

    Unter größter Kraftanstrengung versuchte er seine von einer anderen Hand umfassten zu bewegen.

    „Semir, Semir oh mein Gott Semir, ich glaube Ben hat gerade meine Hand gedrückt. Ich habe es ganz deutlich gespürt! Semir schnell hol bitte einen Arzt!“ Aufgeregt schaute Sammy auf seine Werte auf dem Monitor und erkannte sofort, dass Bens Herzfrequenz sich stark erhöht hatten.

    „Ben, mein Schatz komm schon mach deine Augen auf, trau dich du bist in Sicherheit!“ Sanft streichelte sie ihm sanft über sein schweißnasses Gesicht und hauchte ihrem Geliebten einen zärtlichen Kuss auf dessen Lippen.

    Unter größter Anstrengung öffnete Ben seine Augen einen Spalt und tatsächlich blickte er in die allerschönsten Augen die er je gesehen hatte.

    „….oh Gott Ben!“ Abermals küsste sie ihn nun auf die Wange und dicke Tränen kullerten ihre geröteten Backen hinab.

    Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht als er dann auch noch in das erleichterte Gesicht seines Partners schaute.

    „Mensch Kumpel, bin ich froh, dass du dich für das Leben entschieden hast. Was hätte ich nur ohne dich gemacht? Dienstwagen Schrotten ohne dich macht doch keinen Spaß!“

    Völlig erschöpft schloss der Verletzte seine Augen und war auch schon wieder eingeschlafen.

    Nachdem Sammy sich mit dem behandelnden Arzt unterhalten hatte war sie etwas beruhigter. Dr. Stefanovic gab Ben ganz gute Heilungschancen, er sei eine Kämpfernatur. Was ihm etwas Sorgen bereitete war das hohe Fieber und die Sepsis. Man konnte nur hoffen, dass das Antibiotikum schnell anschlagen würde.

    Jedoch musste dieser zugeben, dass Ben diese vier Herzstillstände nur überlebt hatte, da dieser eine gute körperliche Konstellation besaß. Da er Bens Bericht von vor ein paar Monaten gelesen hatte, indem dieser schon einmal schlimme körperliche und seelische Misshandlungen erfahren musste, befürchtete der Weißkittel, dass Ben ohne psychologische Unterstützung nicht auskommen würde. Sammy musste ihm versprechen, dass sie Ben Jäger zu einer Therapie überredete.

    ******

    „Frau Krüger, dieser Einsatz war unverantwortlich, was haben sie sich dabei gedacht?“

    Die Oberstaatsanwältin Schrankmann war am Toben und sie war noch nicht am Ende ihrer Strafpredigt, als es Kim Krüger zu blöd wurde sich ständig Vorwürfe machen zu lassen.

    „Frau Schrankmann ich werde mir das nicht mehr länger anhören!…... Ich habe so gehandelt, da einer meiner Männer in Gefahr schwebte und zudem eine Zivilistin, die mit der ganzen Sache rein gar nichts zu tun hatte. Sie können uns keinen Vorwurf machen, das LKA hat ein Zugriff verweigert obwohl Leib und Leben in Gefahr waren. Das LKA dachte nur daran einen großen Deal zu vereiteln und das haben wir ebenso geschafft, haben aber gleichzeitig Ben Jäger und Samantha Held lebend aus den Fängen dieser Schwerverbrecher befreit. Wenn Ben Jäger das Ganze überlebt, wird er aussagen können und dann geht es den Verantwortlichen an den Kragen!“ Kim holte nochmals tief Luft und schmetterte der mittlerweile ganz kleinlaut geworden Oberstaatsanwältin, ihren ganzen Frust entgegen.

    „Zudem möchte ich dass sie unverzüglich die Suspendierung von Semir Gerkhan aufheben und ihn in den Dienst zurückholen. Wir wissen noch nicht, ob es die ganze Bande erwischt hat,…….. dass wird die Obduktion der Leichen ergeben. Auf jeden Fall, konnte ein Großteil der Waffen gesichert werden, zwar unbrauchbar da diese durch die Explosion zerstört wurden, …..aber der Deal wurde vereitelt. Wir haben auch schon herausgefunden an wen die Waffen verkauft werden sollten, hier werden wir selbstverständlich weiter ermitteln. Da diese Waffendealer jetzt an neue Waffen kommen müssen, ist es nur eine Frage der Zeit bis wir sie dingfest machen können.

    Jetzt bitte ich sie mich zu entschuldigen, ich möchte mich jetzt um meine Mannschaft kümmern…….. und vor allem mich nach Ben Jägers Gesundheitszustand erkundigen. Er schwebt meines Wissens noch immer in Lebensgefahr und wenn er stirbt, dann werden wir sie und das LKA zur Verantwortung ziehen! Das schwöre ich ihnen!“ Ohne Frau Schrankmann nochmal zu Wort kommen zu lassen, schnappte Kim sich ihre Tasche und ließ die Oberstaatsanwältin einfach stehen.


    Kim hatte auch schon Bens Familie informiert und für Semir und Sammy eine Erlaubnis erwirkt, dass sie vollumfänglich über Bens Gesundheitszustand Auskunft bekamen. Konrad Jäger war sehr geschockt über die Ereignisse, jedoch war er Zurzeit geschäftlich in Singapur und konnte erst in zwei Tagen in Deutschland sein. Julia war mit ihrem Vater unterwegs und somit war es überhaupt keine Frage, dass Bens bester Freund alle Entscheidungen, nach Rücksprache mit Konrad Jäger, treffen durfte.

    Nach fünf Stunden ging der OP auf und eine OP Schwester kam heraus. Sammy kannte diese und stürmte auf sie zu.

    „Sammy, du musst warten bis der Arzt raus kommt. Ich kann dir nur sagen, dass Ben Jäger die Operation überstanden hat. Alles weitere wird euch Dr. Stefanovic erklären.“

    Es dauerte noch einmal ein halbe Stunde bis der leitende Arzt völlig erschöpft zu der kleinen Gruppe trat.

    „Sind sie Semir Gerkhan der Kollege von Ben Jäger und Samantha Held? Man hat mich schon darüber unterrichtet, dass ich ihnen vollumfänglich Auskunft geben darf, solange die Familie von meinem Patienten, noch im Ausland verweilt. …..Mein Name ist Dr. Stefanovic, ich habe Herrn Jäger operiert. Zuerst einmal vorweg, ihr Freund ist ein Kämpfer, bei diesen Verletzungen haben wir ganz ehrlich nicht daran geglaubt, dass er diese OP überlebt. Er hatte während des Fluges hier her bereits einen weiteren Herzstillstand und im Operationssaal mussten wir ihn ebenfalls 2 Mal reanimieren. Frau Held sie wissen, was dies bedeuten kann für den Patienten.“ Der Arzt machte eine kurze Pause, um das Gesagte etwas setzen zu lassen und sprach dann mit beruhigender Stimme weiter.

    „In kurzen Worten, Herr Jäger hatte eine Milzruptur, welche wir aber operativ versorgen konnten, die inneren Blutungen konnten gestoppt werden. Zudem wurden ihm 3 Rippen gebrochen, eine Rippe hat leider die Lunge verletzt. Auch die fortgeschrittene Sepsis macht uns große Sorgen, …..der Patient hat über 40 Fieber. Mehrere äußerlichen Verletzungen haben sich entzündet unter anderem auch die Bauchverletzung von seinem vorangegangenen Unfall. Wir können jetzt nur abwarten und hoffen, dass er bereit ist um sein Leben zu kämpfen. Er wird jetzt auf die Intensivstation gebracht, bitte immer nur eine Person. Er benötigt viel Ruhe! Die Schwester gibt ihnen Bescheid wenn sie zu ihm können. Jetzt entschuldigen sie mich bitte.“ Ehe Sammy ihn mit Fragen bombardieren konnte, war dieser verschwunden.

    „Oh mein Gott, Semir was haben diese Verbrecher ihm nur angetan“, schluchzte Sammy und war augenblicklich wieder am Weinen.

    Sie konnte nicht mehr!

    Was wenn sie Ben nun doch verlieren würde!

    Er durfte jetzt nicht aufgeben, sie konnte sich nicht vorstellen ohne ihn zu leben. Es hatte ihr damals, als Ben sich von ihr abgewandt hatte, schon einmal ihr Herz entzweit gerissen.

    Kim Krüger musste sich erst einmal für den nicht abgesprochenen und nicht genehmigten Einsatz zur Befreiung von Ben Jäger und Samantha Held verantworten. Das KTU Team hatte sofort mit der Spurensicherung begonnen, es wurden mehrere Leichen gefunden. Die Identifikation der Toten war jedoch aufgrund der bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen nur in der Gerichtsmedizin möglich.

    Der Großteil der Waffen wurde durch die Explosion zerstört. Kim hoffte insgeheim, dass bei der Detonationen alle Bandenmitglieder ums Leben gekommen waren, ansonsten musste man Ben und Frau Held unter Sicherungsverwahrung nehmen. Sie hatte sich bei Semir schon erkundigt wie es ihrem Beamten ginge und dieser hatte sich nicht sehr zuversichtlich angehört. Sie überlegte kurz, ob dieser Einsatz die richtige Vorgehensweise war, verwarf die Bedenken aber sofort wieder. Selbst wenn sie jetzt ihren Job verlieren würde, wusste sie, dass ohne diesen Einsatz Ben jetzt auf jeden Fall tot wäre. Ben hatte ihr ebenfalls schon einmal zusammen mit Semir das Leben gerettet und dabei auch in keinem Moment an sich oder seine Karriere gedacht.

    Sie war es ihm schuldig!

    Ganz vorsichtig öffnete Sammy die Tür zu Bens Intensivzimmer und erschrak furchtbar, als sie ihren Freund so bleich und an die vielen Maschinen angeschlossen daliegen sah. Auf seiner Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet und das Beatmungsgerät ließ seinen Brustkorb gleichmäßig auf und ab heben. Sie rückte sich einen Stuhl an das Bett und nahm seine unverletzte Hand in ihre. Zärtlich streichelte sie ihn und begann leise mit ihm zu reden. Sie hatte die Hoffnung, dass er sie hörte und begann um sein Leben zu kämpfen. Als Krankenschwester konnte sie jedoch auch all diese Geräte und Werte sehr gut deuten und wusste, dass es nicht gut stand um ihren geliebten Ben.

    Nach einer guten Stunde, in der keinerlei Regung von dem jungen Mann kam beschloss sie, seinem besten Freund auch die Möglichkeit zu geben Ben zu sehen.

    „Ich werde euch hier jetzt ganz schnell raus bringen“, und schon hatte Jessy die Tür gekonnt geöffnet, in dem das Cobra Team gefangen war.

    Jetzt lastete Bens komplettes Gewicht auf Susanne!

    Wie eine schlaffe Puppe hing er an ihr und hatte seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt. Er schien schon wieder abzudriften als Semir ihn sanft ansprach.

    „Ben, Ben komm schon durchhalten, wir müssen hier raus, schau mal wer hier ist, …..deine Sammy, du musst ihr helfen hier raus zu kommen!“

    Tatsächlich öffnete er langsam seine Augen.

    Schon war Sammy bei ihm und gab ihm einen zärtlichen Kuss.

    Es war wie als würde sie ihm neue Lebenskraft einhauchen!

    Behäbig hob er seine Hand und strich ihr ungläubig über die Wange, über welche nun Unmengen an Tränen flossen.

    „Nicht....weinen..mein Engel...“, versuchte er sie zu trösten.

    „Schnell ihr müsst den Gang vor und dann rechts ist eine Tür, da kommt ihr aus dem Steinbruch raus. …..Die Tür ist nicht verschlossen. Ich muss noch etwas erledigen!“

    Sie drehte sich nochmals zu Ben um und strich ihm zärtlich über die schweißgebadeten Haare. „Danke Ben, du hast mir die Augen geöffnet. Ich werde jetzt das Richtige tun! Sammy bitte verzeihe mir!…. Ihr habt 5 Minuten um hier raus zu kommen, beeilt euch!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte in Richtung des Waffenlagers.

    Ben begriff als erster, dass Jessica gerade ihr Leben für sie alle opferte. Er hatte schon einmal um sie getrauert. Bevor er richtig darüber nachdenken konnte wurde er von Einstein und Dieter gepackt und Richtung Ausgang getragen.

    „Josef, du wirst den Waffendeal nun auf der Stelle abblasen“, drohte sie ihrem Freund, sie stand vor ihm mit einer Waffe auf diesen gerichtet.

    „Jessy, mein Schatz, was ist nur aus deinen Idealen und deinen Träumen geworden?….. Hat dieser elende Bulle dir deinen hübschen Kopf so vernebelt? ….Komm schon es ist noch nicht zu spät“, versuchte Josef seine Jessy zu überzeugen, dass der Deal der richtige Weg sei.

    Doch er sah in ihren Augen, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war, sie hatte sich für die gute Seite entschieden. Plötzlich holte sie einen kleinen Zünder aus ihrer Tasche. Schnell legte sie den kleinen Hebel um und war bereit zu sterben.

    „Ich habe nachdem ihr mich verraten habt, an jeder Waffenkiste eine kleine Bombe angebracht, ……du wirst diesen Deal nicht durchführen, du wirst jetzt zusammen mit mir zur Hölle fahren!“ Mit diesen Worten drückte sie den Auslöser und der Steinbruch verwandelte sich in ein gleißendes Feuerinferno.

    Gerade noch rechtzeitig erreichte das PAST Team den Ausgang, bevor sie von einer riesigen Druckwelle zu Boden gerissen wurden. Da Hartmut und Dieter, durch den halb bewusstlosen Ben in ihrer Mitte diejenigen waren, welche als letzte das Freie erreichten, traf sie die Druckwelle am heftigsten.

    Ben konnte sich nicht abfangen und landete unsanft auf seinem eh schon böse zugerichteten Brustkorb. Sofort war Sammy bei ihm und drehte ihn behutsam auf den Rücken.

    „Schnell ruft einen RTW oder besser einen Rettungshubschrauber! ….Ben hörst du mich? Sag bitte etwas, oh mein Gott nein. Er hat keinen Puls mehr, wir müssen ihn reanimieren! ….Semir komm hilf mir!“ Sammy wusste, dass nun jede Sekunde zählte. Sie riss ihm das blutverkrustete T-Shirt vom Leib und begann mit der Reanimation. Semir drückte auf seinen Brustkorb und Sammy gab Atemspende.

    „Beeeen, oh nein .....wo bleibt denn die Rettung...!“ Tränen rannen ihr über die geröteten Wangen und auch Semir war am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

    So durfte es doch nicht zu Ende gehen, nein, er hatte schon wieder versagt und konnte seinen Partner und besten Freund nicht retten!

    Er spürte rein gar nichts mehr, war es das jetzt?

    Es war wie ein Lebensfilm, welcher sich im Schnelllauf vor seinem inneren Auge abspielte. Er sah sich als Baby, seine kranke und sterbende Mutter und seinen Vater mit dem er sich nie richtig gut verstanden hatte. Seine geliebte Schwester Julia und seine Freunde, allen voran Semir mit seiner Familie. Die ganze PAST Familie und da war sie, die erst vor kurzem in sein Leben getreten war. Sammy, wie ein Engel stand sie vor ihm, sie streckte ihre Hand nach ihm aus und er versuchte nach ihr zu greifen. Doch es gelang weder ihm noch seiner Geliebten sich zu vereinen. Er versuchte nach ihr zu rufen, aber kein Ton entwich seinem Mund. Er sah die Verzweiflung in ihren Augen, doch er konnte sie nicht trösten. Schon wieder musste er sie verlassen, wie damals als er dachte es wäre das Beste für sie. Sie wäre ohne ihn viel glücklicher. Jedoch hatte sie sich von vorne rein für ihn entschieden und er hatte dieser Liebe keine Chance gegeben. Nun war alles zu spät, sie würde ihn ein zweites Mal verlieren, er brach ihr ein zweites Mal das Herz.

    „Wir haben ihn wieder!“ Hörte Semir durch einen Schleier aus Hoffnungslosigkeit und grenzenlosem Schmerz.

    Sammy und Semir waren am Ende ihrer Kräfte angekommen, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit von dem Notarzt Team abgelöst wurden.

    Sammy erklärte ihnen in kurzen Worten und mit für Semir unverständlichen Fachbegriffen, wie es um Ben stand und welche Verletzungen er davon getragen hatte. Sofort wurde an Ben der Defibrillator eingesetzt und sie versuchten ihn ins Leben zurück zu holen.

    Erst als Semir eine Hand auf seiner Schulter spürte realisierte er, dass es ihnen gelungen war, das Herz seines besten Freundes wieder zum Schlagen zu bekommen.

    „Wir müssen ihn sofort in die Klinik bringen!“ Erst jetzt konnte er seinen Patienten richtig untersuchen und erst jetzt sah er das ganze Ausmaß der Verletzungen. Er schüttelte kurz den Kopf und murmelte etwas von „wer macht denn so etwas Grausames?“

    Nachdem Ben erstversorgt war, das Bewusstsein hatte er nicht mehr erlangt, wurde er auf einer Trage eilig in den Helikopter geschoben.

    „Wo bringen sie ihn hin? Kann ich mitfliegen?“ Flehte Sammy den Notarzt an.

    „Es tut mir sehr leid, aber sie können aus Platzgründen nicht mitfliegen, wir bringen ihn ins Katherinen Krankenhaus.“ Und schon hob der Helikopter mit ihrem geliebten Ben ab.

    Jetzt war es endgültig um Sammy geschehen, sie brach völlig zusammen. Semir war sofort bei ihr und nahm sie tröstend in seine Arme. Obwohl er selber nicht mehr daran glaubte, versuchte er sie davon zu überzeugen, dass Ben es schaffen würde.

    „Sammy, Ben ist stark er ist ein Kämpfer er wird bei uns bleiben…..“ Doch auch er war am Ende und so lagen sie sich in den Armen und weinten gemeinsam.

    „Kommt ihr Zwei, ich fahr euch ins Krankenhaus zu Ben.“ Behutsam zog Susanne die beiden hoch und verfrachtete sie mit Jennys Hilfe in ein Auto.

    Mittlerweile wuselte es vor lauter Einsatzkräften und auch das LKA war nun vor Ort. Doch all das war für Semir nicht mehr von Bedeutung, er wollte jetzt nur noch zu seinem Freund.

    Ben war mittlerweile im Krankenhaus angekommen und wurde nach diversen Untersuchungen sofort in den OP geschoben. Ben hatte eine Milzruptur durch die vielen Schläge erlitten, mehrere Rippen waren gebrochen und man befürchtete innere Verletzungen. Zudem war der Patient während des Fluges abermals kollabiert und musste wiederbelebt werden. Sein Kreislauf war völlig daneben und er hatte sehr hohes Fieber. Die anderen Verletzungen wurden nur notdürftig versorgt.

    Man hatte den jungen Polizisten schon angekündigt und so konnte der OP dementsprechend vorbereitet werden.

    Es durfte keine Zeit verloren gehen!

    Es ging um Leben und Tod!

    Semir und Sammy starrten jetzt schon seit Stunden auf die Türe zum OP. Semir saß völlig in sich versunken auf den unbequemen Plastikstühlen im Besucherbereich und dachte wehmütig an die Zeit mit Ben zurück. Sollte sein junger Freund es nicht schaffen würde er die PAST verlassen, er konnte einfach nicht mehr. Ben wäre der dritte Partner den er zu Grabe tragen müsste.

    Oh nein, so durfte er nicht denken, Ben würde das alles überstehen. Und dann brauchte dieser ihn als Freund mehr denn je. All die Qualen und all das Leid welche diese Verbrecher über ihn gebracht hatten.

    Er wagte einen Blick auf Sammy welche in den Armen von Susanne hing und keine Träne mehr übrig hatte.

    Würde sie ihn abermals verlieren wusste er nicht was sie tun würde. Sie hätte ihr Leben für ihn aufgegeben, um ihn aus den Händen dieser Schlächter zu befreien.

    Seine Sinne schwanden immer mehr, er merkte wie es mit ihm langsam zu Ende ging. Er wünschte sich nichts sehnlicher als endlich in ein Reich ohne Schmerz und Leid eintauchen zu können. Sollte er sich jetzt einfach fallen lassen und aufgeben oder sollte er weiterkämpfen?

    Wieder hatte er das bildhübsche von Engelslocken umrahmte Gesicht seiner Freundin vor Augen. Nein, er musste noch ein bisschen durchhalten, er musste erst seine Sammy in Sicherheit wissen.

    Unterdessen waren Semir und die Chefin zusammen mit Team 3 in die Höhle des Steinbruchs vorgedrungen und gaben sich ein heißes Gefecht mit den Waffenhändlern.

    Als plötzlich Josef Van Gochen auftauchte!

    Er hatte Sammy im Schwitzkasten und hob ihr eine Waffe an den Kopf. Um aller Aufmerksamkeit zu bekommen schoss er in die Luft und brüllte los: „So, ihr werdet nun alle eure Waffen niederlegen und zu mir hier rüber schieben, ……..ansonsten hat unsere kleine Krankenschwester hier gleich ein kleines Loch in ihrem hübschen Lockenkopf“.

    Kim konnte nicht riskieren, dass bei ihrem Einsatz eine Zivilistin zu schaden kam und somit gab sie den Befehl zur Aufgabe.

    Jetzt hatten sie nur noch einen Trumpf in der Hand!

    Hartmut müsste über Funk alles mitbekommen haben und war angehalten, wenn etwas schief ging das LKA einzuschalten. Doch sogleich wurde auch diese Hoffnung zerstört, als Hartmut ebenfalls mit einer Waffe am Kopf, in den Steinbruch trat. Der riesige Kerl trat dem Rothaarigen brutal in den Magen, so dass Einstein wie ein Taschenmesser stöhnend zusammenklappte.

    Jenny welche das Desaster mitbekam, überlegte verzweifelt was sie nun tun sollte. Sie musste irgendwie Hilfe anfordern, doch bevor sie reagieren konnte wurde auch sie von einem Handlanger der Guillard Familie überwältigt.

    Zappelnd hing sie in den Armen eines monströsen Kolosses und schrie so laut sie nur konnte. Irgendwie musste sie Susanne warnen, so dass sie wenigstens Ben in Sicherheit bringen konnte. Doch der Koloss zögerte nicht lange und schlug ihr die Waffe ins Gesicht so dass sie Sternchen sah und augenblicklich das Bewusstsein verlor.

    Das ging ja gründlich schief, jetzt saßen alle zusammen in Bens ehemaligem Gefängnis, fein säuberlich verschnürt. Semir wurde nachdem sein türkisches Temperament mit ihm durch ging, sogar ein Knebel in den Mund gestopft.

    Kurz nachdem die Verbrecher sie allein gelassen hatten ging die Gefängnistür abermals auf und eine ohnmächtige und am Kopf blutende Jenny wurde herein gezogen.

    „Oh je auch das noch, jetzt können wir nur hoffen, dass wenigstens Susanne zusammen mit Ben es raus geschafft hatte.“

    Susanne bemerkte, dass keine Schüsse mehr fielen. War das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

    Sie hoffte inständig, dass gleich ein Notarzt für Ben hier auftauchen würde und Ben versorgte.

    Sie hörte Schritte näher kommen und war gewarnt, da keiner nach ihnen rief.

    Das konnten unmöglich ihre Leute sein!

    Schnell zog sie Ben hinter ein Regal und drückte ihre Hand auf seinen Mund. Sie wagte es kaum zu atmen, denn die Schritte kamen immer näher.

    Die eine Hand auf Bens Mund und in der anderen eine Holzlatte, war sie bereit wenn nötig sich zu verteidigen. Ben war wach und schaute sie voller Angst mit seinen rehbraunen Augen an. Sie schüttelte nur mit dem Kopf, so dass Ben sofort verstand.

    Sie hatten es nicht geschafft die Bande auszuschalten und nun waren alle seine Freunde wegen ihm in deren Gewalt.

    Warum fand diese Hölle kein Ende?

    Und er war hilflos wie ein Baby, konnte sie nicht aus den Klauen der Bestie befreien. Doch als er aufblickte, sah er gerade noch, wen Susanne hier mit der Holzlatte attackierte.

    „Nein...nicht... Susanne, das ist Jessica.....sie kann uns helfen....!“ Versuchte er mit schwacher Stimme, Susanne zu stoppen.

    Doch erst als Jessica, Susanne mit einem knallharten linken Haken auf den Boden zwang, verstand sie dessen Worte.

    „Oh Ben, es tut mir so leid, ich konnte es nicht verhindern. Sie haben sie alle eingesperrt, aber ich werde mein Unrecht wieder gut machen....,“ Jessica nahm behutsam dem Polizisten sein Gesicht zwischen ihre Hände und schaute ihn entsetzt an. Susanne ließ sie gewähren, diese Jessica wollte ihrem Kollegen nichts Böses, das hatte sie begriffen. Benommen rieb sich die Blondine ihre pochende Backe und funkelte Jessica böse an.

    „Ich weiß wo sie sind, du kannst nicht hier bleiben. Wenn wir sie befreit haben, gibt es nur noch eine Möglichkeit den Steinbruch zu verlassen. Meinst du, du schaffst es mit unserer Hilfe?“ Erklärte Jessy kurz was sie vor hatte.

    „Klar, ....ich...bin.. das blühende....Leben“, versuchte Ben zu scherzen. Er wußte sehr wohl, dass er es ohne fremde Hilfe nicht einmal in die Senkrechte schaffen würde.

    So ließ er sich von den zwei Frauen langsam hoch ziehen. Augenblicklich durchfuhr ein stechender Schmerz seine Rippengegend und er kämpfte mit tausenden, wild vor seinen Augen umher hüpfenden hellen Sternchen.

    „Nicht schlapp machen Ben, das bist du allen schuldig“, versuchte Ben sich selbst zu motivieren, was sich in seinem jetzigen Zustand, mehr als schwierig gestaltete. Als die Schmerzenswelle etwas abgeebbt war, signalisierte er, dass sie starten konnten.

    Mit schmerzverzerrtem Gesicht hing Ben zwischen den zwei Frauen. Zum Glück waren beide recht groß und auch nicht zierlich gebaut, so dass beide kräftig zupacken konnten und Ben ohne Probleme und fast schon tragender Weise, fortbewegten.

    Sie konnten jetzt auch keine Rücksicht auf die herzzerreißende Schmerzenslaute des Verletzten nehmen. In schnellen Schritten steuerten sie ihr Ziel an, in der Hoffnung nicht ebenfalls in die Arme dieser Kriminellen zu fallen.

    Sie hatten Glück!

    Wahrscheinlich waren alle damit beschäftigt die Waffen aufzuladen und an einen anderen Ort zu bringen.

    So war es auch!

    Jessica konnte erkennen, wie Josef ihren Männern, Anweisungen für die Verladung gab.

    „Schnell wir haben nicht viel Zeit, ihr müsst hier raus!“


    Bevor der zweite Muskelprotz sie aus dem Transporter holen konnte, war sie schon zu Ben geeilt. Dem wurden die Hände mit einem Kabelbinder vorne zusammen gebunden, so dass er unwillkürlich vor Schmerz aufstöhnte. Seine ohnehin malträtierte Hand sah furchtbar aus, die Wundränder von den rostigen Nägeln waren entzündet und eitrig.

    Zudem war die Hand noch immer stark angeschwollen.

    Zügig half Samantha ihrem Freund auf die Beine und stützte ihn so gut sie konnte ab. Jenny wäre am liebsten zu den Beiden geeilt und hätte ihnen geholfen. Doch sie wusste auch, dass sie jetzt nichts überstürzen durfte, ansonsten würde sie die ganze Operation gefährden.

    Somit musste sie zusehen, wie ihr Kollege und seine Freundin in dem Steinbruch verschwanden.

    Da es den Handlangern zu langsam ging, nahm einer von ihnen Ben und schleifte ihn hinter sich her. Ben begann sich in dem Griff zu winden und suchte verzweifelt nach seiner Sammy.

    Sie war weg, er konnte sie nirgends sehen und der zweite Muskelprotz war auch aus seinem Blickfeld verschwunden. Nun begann er aus Leibeskräften zu schreien, „Sammy...oh mein Gott.... Sammy....wo habt...ihr...sie ....hingebracht?..., ihr miesen ...Schweine, oh Gott...nein....,“ er schlug um sich und war wie von Sinnen.

    Adrenalin pumpte sich durch seinen Körper und für einen Moment entwickelte er Kräfte mit denen auch Mister Bodybuilding niemals gerechnet hatte.

    Blitzschnell riss er sich los, holte mit seinen gefesselten Händen aus und schlug seinen Widersacher mit einem Schlag k.o.

    „Schscht, seid doch mal still, habt ihr das gehört, das war doch Ben.....schnell hier lang,“ instinktiv folgte Semir dem Gebrüll seines Partners, er würde dessen Stimme aus Tausenden heraus hören.

    „Er ist ganz in der Nähe...wir müssen uns beeilen...“, und schon rannte Semir in die Richtung aus der die Schreie kamen.

    „Oh Gott, da vorne ist er!“ Semirs Puls schnellte in die Höhe, als er am Ende des Ganges zwei Gestalten sah. Die eine Person lag auf dem Boden und schien bewusstlos zu sein, die zweite Person stand an die Wand gelehnt und strauchelte sichtbar mit dem Gleichgewicht.

    „Ben, …..Ben bist du das?“

    Gerade noch rechtzeitig gelang es Semir, seinen besten Freund vor dem Sturz aufzufangen.

    Behutsam ließ er Ben auf den Boden gleiten, Tränen schossen Semir in die Augen als er den geschundenen Körper seines besten Freundes betrachtete.

    Aus Ben waren nach dem Adrenalin-Stoß seine letzten Kraftreserven geflossen, völlig ungläubig schaute er Semir an und berührte das Gesicht seines Freundes um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte.

    „Du ..... bist....es tatsächlich.....S..e..m..ir, oh Gott...bin ich...froh...dich...“, weiter kam er nicht, plötzlich flogen ihnen die Kugeln um die Ohren.

    „In Deckung!“ Brüllte Kim und fasste beherzt Ben unter einen Arm und zog ihn mit Semir in einen Seitengang. Dieser schrie auf vor Schmerz, doch hierauf konnten sie jetzt keine Rücksicht nehmen.

    Endlich hatten sie ihn gefunden, noch einmal würde Semir seinen verletzten Kumpel nicht zurück lassen.

    „Se..mir..., Sammy...sie ...haben sie! Wir ....müssen ihr....helfen!“ Stotterte Ben und war kurz vor einer Ohnmacht, sein Puls raste und sein Gesicht glühte wie ein Hochofen. Schnell schnitt Semir dem schwer Atmenden die Kabelbinder durch und hielt ihm sanft seine zitternden Hände.

    „Ich wusste doch, dass sie etwas Unüberlegtes tut. …….Ben wir werden deine Sammy da rausholen, aber jetzt müssen wir erst mal schauen, dass wir diese schießwütigen Verbrecher ausschalten. Ben du glühst, du brauchst dringend einen Arzt!“ Plapperte Semir auf Ben ein.

    Doch da kam auch schon die Unterstützung!

    Das Team 2, Bonrath und Herzberger, hatten die Schüsse vernommen und feuerten ebenso auf die Ganoven. So konnten sie die Gangster in den Steinbruch zurückdrängen.

    Jenny und Susanne waren mittlerweile auch dazu gestoßen und so beschloss Frau Krüger, den Waffenhändlern endgültig den Gar aus zu machen.

    „Los, jetzt schnappen wir uns diese Mistkerle, Semir sie kommen mit mir, Herzberger und Bonrath gehen über den linken Seitengang und Frau Dorn hält uns hier den Rücken frei. Susanne sie bleiben bei Ben und fesseln sie noch diesen Widerling, bevor er wieder aufwacht!“

    Ben versuchte sich verzweifelt aufzurichten, er wollte helfen und vor allem wollte er zu seiner Sammy. Susanne drückte ihn sanft hinunter und redete beruhigend auf ihn ein.

    „Ben, bitte sei vernünftig, Semir und die anderen kriegen das schon hin. …….Du musst dich beruhigen,….. Ben komm schon, …..bleib bei mir. Gib jetzt nicht auf!“ Sanft strich sie Ben eine verschwitzte Haarsträhne aus dem glühend heißen Gesicht. Sie brauchte dringend etwas zum Trinken für ihn und etwas zum kühlen.

    Vorsichtig hob sie das nasse und mit Blut und Eiter verklebte T-Shirt und wagte einen Blick darunter.

    „Oh du meine Güte, das sieht nicht gut aus, was hast du nur ertragen müssen?….. Das sind doch Sadisten!“ Susanne war völlig geschockt über Bens Zustand und für sie grenzte es an einem Wunder, dass Ben überhaupt noch am Leben war.

    Sie wusste, dass er ein Kämpfer war, dies hatte er bei seinen letzten Undercover Einsatz schon einmal bewiesen.

    Und auch damals hatte er sich mit Hilfe seiner Freunde, vor allem Semirs Hilfe wieder ins Leben zurück gekämpft.

    Doch sie wusste auch, dass er, wenn sie Sammy nicht retten konnten, Ben sich aufgeben würde. Sie blickte sich in dem kleinen Raum um und entdeckte ein Waschbecken, schnell füllte sie einen Deckel einer Sprühdose und flößte dem Verletzten behutsam etwas Wasser ein.

    Der Braunhaarige verschluckte sich jedoch und musste husten, so dass er das eben getrunkene in einem Schwall wieder erbrach. Mit dem Erbrochenen kam eine große Menge Blut und Susanne war nun gnadenlos überfordert.

    Wie konnte sie ihm nur helfen?

    Wahrscheinlich konnte es nur noch ein Arzt, also bettete sie Bens Kopf auf ihren Schoß und hielt ihm seine unverletzt Hand, an der er sich krampfhaft festhielt.

    Er musste unbeschreibliche Angst haben wieder alleine zurück gelassen zu werden.

    Seine braunen Augen drückten unsagbares Leid aus und sie schwor sich, egal was passieren würde, sie würde ihn nicht alleine lassen.

    Ben kam es vor als wäre er schon vor Stunden aus seinem kleinen Gefängnis herausgezerrt worden. Sein Zeitgefühl hatte er gänzlich verloren und er ließ alles ohne Gegenwehr über sich ergehen. Er bekam nur wie durch einen Schleier mit, wie die zwei Muskelprotze ihm ein T-Shirt und eine Jogginghose über seinen geschundenen Körper zogen und ihn mit verbundenen Augen wegbrachten. Das Fieber war ins Unermessliche gestiegen und er hatte das Gefühl gleich innerlich zu verbrennen. Gnädiger Weise hatte man ihm etwas Wasser eingeflößt, welches jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein darstellte. Sie wollten ihn noch ein bisschen am Leben erhalten, vermutlich für diesen Austausch. Ihm war mittlerweile alles egal, er war bereit zu sterben, er hatte keine Kraft mehr, er hatte keine Hoffnung mehr und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

    Doch plötzlich hörte er eine sehr vertraute Stimme, das konnte doch nicht sein. „Nein, nein....ihr miesen .....dreckigen....Schweine, Sammy bitte nein...lauf weg...die töten mich sowieso.....lauf doch......das könnt ihr nicht tun!“ Begann Ben leise zu flehen, zu mehr hatte er keine Kraft mehr.

    Jetzt zog Sascha dem Verletzten ruckartig die Augenbinde vom Kopf und genoss den Anblick seiner Geisel in vollen Zügen.

    Er legte provokativ seinen Arm um Sammy und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss.

    Sammy war entsetzt, Ben hing in einem erbärmlichen Zustand zwischen den zwei Handlangern, er konnte sich nicht mal mehr auf seinen eigenen Beinen halten.

    Dessen Jogginghose war am rechten Bein blutdurchtränkt und das weiße T-Shirt klebte an seinem schweißgebadeten Oberkörper. Sammy versuchte sich aus Saschas Griff zu lösen, um Ben zu Hilfe zu eilen. Sie ekelte sich vor ihrem Ex-Freund und bei ihm sollte sie nun ihr Leben lang bleiben!

    Erst jetzt war ihr so richtig bewusst geworden, was sie angerichtet hatte!

    sie würden Ben nicht gehen lassen, das war ihr nun klar!

    „Du wirst mich nicht kriegen Sascha, wenn du ihn tötest musst du mich auch töten. Ich liebe nur ihn und daran wird sich nie etwas ändern….. Du mieses verlogenes Dreckschwein…....“. Brüllte die zierliche Krankenschwester ihren Ex-Verlobten zornig an.

    Sie konnte erkennen wie Ben Tränen über sein geschundenes Gesicht liefen, er war nicht mehr in der Lage diese zurück zu halten. Schwach versuchte er sich aus dem Griff der Kolosse zu befreien um seiner Sammy zu helfen.

    Diese drehten ihm jedoch seine Arme noch weiter auf den Rücken, so dass ihr Geliebter vor Schmerzen jammerte. Bevor Ben in die Bewusstlosigkeit abdriften konnte trat Sascha vor ihn und holte ihn mit einem heftigen Schlag ins Gesicht, wieder zurück. Sofort schoss das Blut aus seiner Nase und ein leises Stöhnen entwich dessen rauher Kehle .

    „Bringt sie beide zurück zum Steinbruch, ich muss noch etwas erledigen, bevor der große Deal über die Bühne gehen kann,“ gab er seinen Lakaien harsch Anweisung.

    Rüde wurde Ben wieder in den Transporter katapultiert und Sammy gleich hinterher.

    Sie wussten beide, dass dies wahrscheinlich die letzte Möglichkeit war, sich voneinander zu verabschieden. Noch bevor der Transporter losfuhr, war Sammy bei Ben und drehte ihn behutsam auf den Rücken. Ihr zerriss es fast das Herz als sie in seine leeren, nach Erlösung schreienden braunen Augen schaute. Dennoch kam ein kleines Lächeln über seine Lippen als er sie anschaute: „Ich ....liebe ....dich...so sehr...., könnte....nicht,“ weiter kam er nicht, da der Transporter losfuhr und sie unsanft nach hinten geschleudert wurden. Ben stöhnte vor Schmerzen immer wieder auf und Sammy versuchte ihn an eine Seite zu drücken, damit er nicht unkontrolliert auf und ab rollte.

    Nach guten zehn Minuten holpriger Fahrt, kam das Auto endlich zum Stehen. Erleichtert hielt Samantha ihren Ben fest und streichelte ihm zärtlich eine Haarsträhne aus seiner schweißnassen Stirn.

    Wie an einen Rettungsanker klammerte sich Ben an seine Freundin, er wollte sie nie wieder loslassen. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr so verlassen und einsam, er konnte förmlich spüren wie sein Überlebenswille wieder etwas zurückkehrte.

    Er konnte sie doch nicht sterben lassen, sie war gekommen um ihn zu retten!

    Sie dachte diese Verbrecher würden ihn gehen lassen im Austausch gegen sie. Sein Engel wollte sich für ihn opfern, damit er weiterleben konnte und sie wäre ihr restliches Leben lang Saschas Sklavin gewesen.

    Bei diesem Gedanken stieg sein Hass gegenüber seinen Peinigern noch weiter an.

    Doch was sollte er tun?

    Er war ein Wrack, nur noch ein Schatten seiner Selbst!

    Wieder schloss er resigniert seine Augen und betete, dass Semir sie doch noch finden würde.

    ******

    Das Team zwei war gerade dabei über einen unwegsamen Seiteneingang in den Steinbruch einzudringen, als der Transporter um die Ecke bog. Schnell versteckten sich die zwei Frauen hinter einer Palette mit eingestretchter Ware und gingen in Lauerstellung.

    Jenny entfuhr ein Schreckenslaut als die zwei Muskelpakete die Heckklappe öffneten und sie Ben und Samantha Held entdeckte.

    Selbst aus dieser Entfernung konnte man erkennen in welchem erbärmlichen körperlichen Zustand sich ihr junger Kollege befand. Die Frau schien unverletzt zu sein und hielt Ben beschützend in einer Umarmung fest.

    Doch die zwei Kolosse kannten kein Erbarmen, grob zerrten sie die beiden auseinander und ließen Ben, der sich nicht ohne Hilfe auf seinen Beinen halten konnte, einfach vor dem Transporter fallen.

    Susanne hob sich entsetzt eine Hand vor den Mund, um nicht laut loszuschreien. Jenny und sie tauschten kurze Blicke aus und nickten sich zu, jeder wusste sofort was zu tun war. Jenny gab über Funk Semir Bescheid, dass sie Ben und Sammy gefunden hatten und an welchem Eingang diese gleich den Steinbruch betreten würden.

    Als Jessica die herzzerreißenden Schreie von Ben hörte, wusste sie, dass Josef gerade seine ganze Wut an ihm auslassen würde. Das war ganz alleine ihre Schuld, aber sie würde alles wieder gut machen. Sie hatte so viel Leid über ihn gebracht und auch über seinen Freund und Sammy. Sascha hatte sie nachdem er sie ertappt hatte in ein kleines Vorratslager in der Nähe von Bens Gefängnis eingesperrt. Aufmerksam schaute sie sich in dem Raum um, ob sie irgendetwas für eine Flucht verwerten konnte. Aber außer ein paar Konserven und so übliche Lebensmittelvorräte wie Mehl, Zucker und Salz, gab es hier nicht. Sie musste hier schnell raus kommen, ansonsten wäre dies Bens Todesurteil.

    Semir drückte erleichtert den „Anruf beenden Button“ auf seinem Prepaid Handy. Endlich würden sie etwas unternehmen, endlich würden sie seinen besten Freund befreien. Es wurde nur eine Hand voll in den Plan eingeweiht, das waren Bonrath, Hotte, Frau Krüger, Jenny, Hartmut und natürlich Susanne, die alles eingefädelt hatte.

    Frau Krüger hatte eine falsche Spur für das LKA gelegt, die gingen nun von einem Deal am nächsten Tag aus. Die Location, an dem der Deal anscheinend stattfinden sollte, wurde über einen absolut seriösen Informanten bestätigt.

    Sollte Semir Sammy informieren, oder wäre es besser, wenn sie nichts davon wusste?

    Sie war komplett mit den Nerven am Ende und er hatte Angst, dass sie noch etwas Unüberlegtes tun würde. Also beschloss er ihr zumindest zu erzählen, dass sie eine Spur hatten und Ben bald aus dieser Hölle befreien konnten. Als Semir vorsichtig an die Tür des Gästezimmers klopfte, hatte er schon ein ungutes Bauchgefühl und sein Bauchgefühl sollte ihn mal wieder nicht täuschen.

    Auf Samanthas Bett lag ein Zettel: „Es tut mir leid Semir, aber ich muss es tun, vielen Dank für deine Hilfe! Sammy!“

    „Oh, scheiße, scheiße, scheiße, was hast du vor Sammy, mach bloß nichts Unüberlegtes,“ schrie Semir entsetzt und überaus besorgt aus.

    Sofort wählte er Samanthas Nummer, aber keiner ging ran!

    Was musste sie tun?

    Hoffentlich versuchte sie nicht im Alleingang Ben zu retten!

    Sammy war ohne zu überlegen sofort nach Saschas Anruf losgefahren. Sie schaltete ihr Handy aus und fuhr zu ihrer Wohnung um das nötigste zusammen zu packen. Ihr war bewusst, dass sie wenn sie diesen Schritt machte, nie wieder zurückkommen würde. Mit Tränen in den Augen dachte sie an Ben, wie er leiden musste und wie seine schönen braunen Augen immer mehr an Glanz verloren hatten. Wahrscheinlich ging es ihm sehr schlecht und allein der Gedanke daran versetze ihrem Herzen einen kleinen Stich.

    Sie sah keinen anderen Ausweg mehr!

    Semir hatte ebenfalls nichts erreicht und somit lag alle Verantwortung nun bei ihr. Nur sie konnte ihn noch retten, auch wenn sie dann verloren war.

    Gott, wie sie ihn liebte und doch hatte ihre Liebe keine Chance.

    Sie musste ihre Liebe opfern für sein Leben!

    *****

    Als Semir und die anderen am Steinbruch ankamen, wurde nur noch kurz die Vorgehensweise besprochen. Semir und Kim Krüger bildeten ein Team, Jenny und Susanne waren das zweite und Bonrath und Hotte das Dritte Team. Hartmut blieb im Auto und lotste über Funk, er hatte den genauen Lageplan vor sich.

    Semir und Kim waren schon ganz gut aufeinander eingespielt. Sie hatten vor ein paar Monaten schon einmal miteinander ermitteln müssen, als Ben in einem Undercover Einsatz in Schwierigkeiten geraten war. Er und Kim hatten Ben damals, in letzter Minute retten können. Seit diesem Einsatz war das Verhältnis zwischen seiner Chefin und ihm etwas aufgetaut und Semir wußte, dass er sich auf seine Chefin verlassen konnte.

    Mit schnellen Schritten drangen sie in den Steinbruch ein und ließen sich über Hartmut zu der Stelle lotsten, an dem sie Ben vermuteten. Vorsichtig und leise bewegten sie sich auf den größten Hohlraum des Steinbruchs zu und staunten nicht schlecht, als sie auf die Kisten mit den Waffen stießen.

    „Damit kann man gut und gerne einen Krieg gewinnen! Das sind hoch moderne Waffensysteme....die dürfen auf keinen Fall in die falschen Hände fallen!…..“ Kim war so perplex, dass sie fast einem Wachposten in die Arme gelaufen wäre. Wenn nicht Semir so unglaublich schnell reagiert hätte und diesen unbemerkt überwältigt hätte, wären sie jetzt definitiv aufgeflogen.

    „Darum kümmern wir uns nachher, wir müssen jetzt erst Ben finden....kommen sie...hier lang!“ Gab Semir Anweisung. Nach ein paar Meter kamen sie an einem verschlossenen Raum an, in dem sie Ben vermuteten.

    „Ben, bist du da drin?“ Semir bekam keine Antwort und öffnete das Schloss mit einem Spezialwerkzeug und stürmte mit gezückter Waffe hinein. Als er in einer Art Vorratsraum stand staunte er nicht schlecht.

    Vor ihm stand unbewaffnet und sichtlich angeschlagen, Jessica Guillard!

    Sie machte keine Anstalten sich zu wehren und Semir senkte bei ihrem Anblick instinktiv seine Waffe.

    „Wo ist Ben? Was haben sie mit ihm gemacht?“ Harschte der kleine Polizist die Guillardtochter an.

    „Es tut mir so leid, was mit ihrem Freund passiert ist, ich wollte das alles nicht...oder zumindest jetzt nicht mehr.……..ich habe versucht ihm zu helfen und dann haben sie mich nieder geschlagen und eingesperrt...bitte sie müssen mir glauben.....!“

    Grob unterbrach Kim den Redefluss von Jessy: „Dafür haben wir jetzt keine Zeit...wo ist Ben Jäger..“? Kam sie direkt auf den Punkt.

    „Ich bring sie hin, wir müssen vorsichtig sein, Josef und Sascha sind auch im Steinbruch. Sascha will Ben gegen Sammy austauschen, aber sie haben bestimmt nicht vor Ben am Leben zu lassen....!“

    Mit schnellen Schritten ging sie zielstrebig über ein paar Gänge in Richtung eines Raumes.

    „Hier müsste Ben drin sein.“ Auch dieser Raum war schnell geöffnet, doch der kleine Raum war leer. Semir musste schlucken, als er die Blutflecken und die verdreckten und blutverkrusteten Verbände auf dem Boden erblickte.

    Waren sie etwa schon wieder zu spät?

    Ben hatte sich mit Mühe an das nahe gelegenen Waschbecken geschleppt, trank nun gierig das erfrischende Nass und versuchte sein fiebererhitztes Gesicht zu kühlen. Er wollte gerade anfangen seine blutdurchtränkten Verbände zu lösen, als die Tür zu seinem Gefängnis aufgestoßen wurde. Das zornverzerrte Gesicht von Josef ließ Ben nichts Gutes erahnen und damit hatte er vollkommen Recht.

    Ben hatte keine Chance auch nur im Entferntesten zu reagieren. Wutentbrannt packte Josef den überrumpelten Ben am Hals und schleuderte ihn an die Wand. Die Hand seines Peinigers quetschte ihn dann wie eine Spielzeugpuppe an den harte Beton und drückte grob zu. Sofort explodierte ein erbarmungsloser Schmerz an seinem Hals und er versuchte röchelnd, mit seiner gesunden Hand, sich aus dessen Würgegriff zu lösen.

    Seine Kräfte waren nahezu aufgebraucht, so dass er ohne Chance auf Erfolg verzweifelt versuchte, dessen Hand zu öffnen.

    Doch gegen dieses Muskelpaket würde er nicht einmal ohne diese ganze Verletzungen ankommen!

    Erst als sein Opfer ohnmächtig zu werden schien, ließ Josef ihn abrupt los, so dass Ben nun an der Wand herunter rutschte und unsanft auf dem Boden aufschlug. Nach Luft japsend und mit einer schon unnatürlichen blauen Gesichtsfarbe, versuchte dieser seine Lunge mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff zu füllen.

    „Du verlogenes hinterlistiges Bullenschwein, dafür wirst du büßen……. Meine Jessy so zu manipulieren...“, schrie Van Gochen den auf dem Boden Kauernden an.

    Schlagartig wurde Ben klar, was passiert war!

    Er hatte es geschafft seine alte Jessica wieder zum Leben zu erwecken und das musste er jetzt schmerzhaft büßen. Doch er wollte sich nicht so einfach geschlagen geben, zumindest verbal konnte er diesen Koloss verletzen.

    Vielleicht würde es dann schneller gehen und sein Leiden hätte jetzt sofort ein Ende.

    „Das spricht ....nicht gerade für .....deine Qualitäten......, aber eindeutig ......für meine“, versuchte Ben so schadenfroh und selbstbewusst wie möglich zu wirken.

    Und tatsächlich traf er mit diesem einen Satz voll ins Schwarze!

    Nun rastete Josef völlig aus, dieser zog nun sein Butterfly-Messer aus der Tasche und kniete sich zu seiner Geisel hinunter.

    „Du glaubst wohl du bist schlau mein Freund, aber ich habe dich durchschaut, ………dein Tod wird kommen!……. Qualvoll und langsam.“

    Nun begann er einen Verband nach dem anderen mit seinem Messer zu zerschneiden. Dabei ging er nicht zimperlich vor und als die Verbände neben Ben ruhten, tropfte aus unzähligen Schnitten des Gequälten, das Blut auf den Boden.

    Zufrieden blickte der Schlächter auf sein schwer schnaufendes Opfer.

    Brutal zog er ihn nun auf die Beine und drückte diesen abermals an die Wand.

    Ben war nicht mehr in der Lage selbständig zu stehen, das Einzige was ihn noch oben hielt waren Josefs Arme. Aus leeren Augen blickte er seinen Peiniger an und wünschte sich, dass dieser ihm doch endlich sein Butterfly-Messer einfach in sein Herz rammen würde.

    „Los, nun....mach.....doch endlich.....bring es zu Ende....du bist....so ein Schwächling.....kannst ....nur gegen...jemand....der... sich nicht wehren kann.....“, und spuckte Van Gochen direkt ins Gesicht. Mit einem widerlichen Grinsen wischte dieser die Spucke aus dem wütenden Gesicht und rammte ohne jegliche Gefühlsregung, Ben das riesige Butterfly-Messer, mit voller Wucht in den Oberschenkel.

    Ein furchtbarer Schrei hallte durch das kalte Gemäuer!

    Wenn er dachte, die Schmerzen hätten schon längst seinen Höhepunkt erreicht, so wurde er jetzt eines besseren belehrt.

    Er brüllte und brüllte, doch dieser Folterer hatte keine Gnade!

    Erbarmungslos hielt er ihn in aufrechter Position und ließ das Messer in seinem Oberschenkel stecken.

    „Wenn du jetzt schön bitte sagst, dann erlöse ich dich von meinem Baby“, griff nach dem Messer und drückte es noch ein Stück weiter in das weiche Fleisch.

    Warum konnte er denn nicht einfach ohnmächtig werden, sein Körper schrie nach Erlösung aber sein Geist ließ ihn nicht gehen.

    Er war noch immer nicht bereit sich geschlagen zu geben, wenn er jetzt dieses eine kleine Wort sagen würde, hatten diese Verbrecher es geschafft.

    Sie hätten ihn gebrochen!

    Ein letzter Adrenalinstoß mobilisierte seine übrigen Kräfte und er griff nach dem in seinem Oberschenkel steckenden Messer und zog es beherzt heraus. Ein unmenschliches Geräusch drang in sein eh schon rauschendes Gehör und verursachte ein leichtes Würgen. Sofort sprudelte sein Blut aus dem beachtlichen Schnitt und das Messer glitt ihm kraftlos aus der Hand.

    Völlig perplex löste Josef dessen Griff um das Opfer und ließ den schlaffen Körper los.

    Unsanft landete Ben auf dem harten Boden und wünschte sich einfach nur in die wohlwollende Ohnmacht.

    „Du bist echt ein harter Hund, wenn wir dich nicht noch für den Austausch bräuchten, würde ich dich jetzt nur zu gerne von deinem Leid erlösen. …….Aber so musst du noch ein bisschen durchhalten.“

    Mit einem letzten Tritt auf die blutende Messerwunde verließ Josef das kleine Gefängnis, befriedigt schloss er die schwere Tür hinter sich und klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter, über so viel Selbstbeherrschung.

    Schweißgebadet erwachte Ben aus seinen Träumen und schlagartig kehrten diese unbarmherzigen Schmerzen, ohne jegliche Vorwarnung zurück. Benommen schüttelte er seinen Kopf, um den Nebel aus seinen Augen zu vertreiben. Die ruckartigen Bewegungen lösten in seinem geschundenen Körper eine unbeschreibliche Schmerzenswelle aus, die ihn fast wieder abdriften ließen.

    Es war ihm so unsagbar heiß, seine Stirn fühlte sich an wie ein gleißender Feuerball und er verspürte einen unbändigen Durst.

    Toll, jetzt hatte er auch noch Fieber bekommen, als ob er nicht schon genug andere Baustellen hatte. Seine Verbände waren teilweise durchtränkt mit Wundwasser, Eiter und Blut. Wenn nicht bald ein Wunder geschah, würde sein Körper demnächst kapitulieren. Sein Verstand war zudem von dem hohen Fieber vernebelt, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er wusste nur eins, er war noch immer gefangen in dieser Hölle.

    „Mensch Semir.....wenn du..dich nicht...ein bisschen beeilst.....musst du dir .....bald einen.....neuen Partner suchen....fuck,fuck,fuck....bitte hilf mir .....mein Freund.....“, mit Tränen in den Augen schickte er seine Bitte an seinen besten Freund.

    Als Jessica ihre Augen öffnete, musste sie sich erst einmal orientieren. Sie hatte das Gefühl als würde ihr Kopf jeden Augenblick zerbersten. Lauter kleine helle Punkte tanzten in ihren Pupillen Samba und sie hatte Schwierigkeiten irgendetwas zu erkennen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schloss sie nochmals ihre Augen und massierte ihre Schläfen.

    Was war nur geschehen?

    Das letzte woran sie sich noch erinnern konnte, war dass sie Josef festgekettet hatte und zu Ben wollte.

    Dann wurde sie niedergeschlagen!

    Oh mein Gott, sie wurde niedergeschlagen von ihrem eigenen Bruder. Was war nur in ihn gefahren, sie mussten doch zusammenhalten.

    Jetzt hatte sich sogar ihr Bruder gegen sie gestellt!

    Zum Glück hatte sie schon vor dem Gespräch mit Josef einige Vorkehrungen getroffen. Im tiefsten Inneren wusste sie, dass sie sich zu Einhundert Prozent nur auf sich selbst verlassen konnte.

    Das war schon immer so gewesen!

    Sie konnte niemandem trauen, nicht einmal ihrem Bruder oder ihrem Verlobten. Sie musste dem ganzen nun ein Ende sitzen, auch wenn dies ihren sicheren Tod bedeutete. Auf dem Papier war sie dies ja sowieso schon und sie verspürte jetzt noch viel mehr den Drang, endlich das Richtige zu tun.

    Als Sascha in den Überwachungsraum trat und seinen Fast-Schwager an die Heizung gefesselt sah, musste er schmunzeln. Dieser war am Toben, er hatte vor Zorn einen hochroten Kopf und jede Ader an dessen Hals ragte Fingerdick heraus.

    „Mach mich los Sascha, wir müssen deine Schwester aufhalten, sie ist völlig verrückt geworden!…. Sie will den Deal absagen und dieser Bulle hat ihr auch den Kopf verdreht. Sie will sich von mir trennen und verdammte Scheiße......Sascha nun mach mich endlich los...“, brüllte er Sascha harsch an.

    „Ich mach dich erst los, wenn du runter gekommen bist, so muss ich ja Angst haben, dass du mich auf der Stelle umbringst.“

    Nachdem Josef sich etwas beruhigt hatte, löste der Guillardsohn die Fesseln und erklärte ihm, dass er dessen Schwester bereits außer Gefecht gesetzt hatte.

    „Aber jetzt werde ich erst ein ernstes Wörtchen mit diesem hinterlistigen Autobahnbullen reden. Er hat sie ganz berechnend auf seine Seite gezogen……. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo er mich anflehen wird ihn doch endlich zu töten.“ Josef zog sein Butterfly-Messer heraus und ging schnaubend in Richtung Bens kleines Gefängnis.

    Als ihn Sascha versuchte zu stoppen, wurde er noch wütender. Grob schüttelte er Saschas Hand ab und stapfte weiter.

    „Josef, du darfst ihn nicht umbringen! …..Ich brauche ihn lebend für den Austausch!“

    Abrupt blieb er stehen und schaute Sascha fragend an.

    „Was bitte für ein Austausch, ……hab ich irgendetwas verpasst?“

    „Ich möchte ihn austauschen, gegen Sammy. Er hat sie mir genommen und nun wird sie zu mir zurückkommen, sie wird ihn nicht sterben lassen. Sie gibt ihr Leben für Seins, sie wird mit mir nach dem Deal ins Ausland gehen und mich heiraten und irgendwann wird sie mich auch wieder lieben. Ich kann ihr das Leben bieten das sie verdient, in Glamour und Reichtum.“ Beendete Sascha sein Vorhaben.

    Fassungslos stand Josef vor Sascha und wunderte sich über so viel Naivität. „Okay, ich werde ihn nicht umbringen, zumindest jetzt noch nicht, aber eine Abreibung werde ich ihm trotzdem erteilen. Du weißt selber, dass wir ihn nicht laufen lassen können. Er muss sterben so oder so.“

    Mit diesen Worten drehte sich Josef kopfschüttelnd um und setzte seinen Weg in Richtung des Gefangenen fort.

    Hartmut hatte nachdem ihm Susanne den Stick übergeben hatte sofort mit der Arbeit begonnen. Natürlich konnte er seine Untersuchungen nicht in der KTU machen. Er hatte sehr gute Hackerfreunde die ihm noch einen Gefallen schuldeten. Somit saß er schon 10 Minuten nach der Übergabe vor einem Computer und sah sich das Video an.

    Was er hierauf sah, ließ ihm den Atem stocken!

    Völlig geschockt von der Brutalität der Entführer versuchte er zuerst einmal seinen guten Freund, Ben auszublenden. All die Grausamkeiten welche diese Leute ihm hier angetan hatten beeinträchtigten seine Beobachtungsgabe. Er musste sich auf die Umgebung, dieses Gestein konzentrieren.

    Ja, das war ein nicht alltägliches Gestein.

    Das musste ein stillgelegter Kalksandsteinbruch sein. Das Gestein war sehr hell und somit hatte er innerhalb kürzester Zeit alle Steinbrüche in der Umgebung, welche in Frage kommen würden in einer Liste erfasst.

    Er hatte nach Ausschluss bestimmter Kriterien zum Schluss noch 3 Steinbrüche zur Auswahl. Da die Zeit drängte und Semir eine verlässliche Aussage von ihm wollte, bedarf es noch mehrerer Telefonate bis er sich zu einhundert Prozent sicher war.

    Er hatte schon sein für Notfälle reserviertes Prepaid-Handy in der Hand als dieses klingelte. „Hartmut, wir haben keine Zeit mehr, hast du etwas für mich? Bitte sag mir, dass du weißt wo Ben ist“, Semir hörte sich furchtbar verzweifelt an und Hartmut musste erst einmal schlucken.

    So hatte er den taffen Polizisten selten erlebt.

    „Ja, Semir, das ist der Stand der Dinge. Ich konnte den Aufenthaltsort von Ben zu nahezu hundert Prozent lokalisieren. ……Jedoch werde ich dir die Adresse erst geben, wenn du dich mit Susanne und Frau Krüger abgesprochen hast. Ich werde dich nicht alleine in dieses Himmelfahrtskommando schicken und ich weiß aus sicherer Quelle, dass du die volle Unterstützung von der ganzen PAST Familie bekommst. Wir wollen alle, dass Ben da heile rauskommt, aber wenn du jetzt im Alleingang versuchst ihn zu retten, dann geht das schief....“, versuchte der Rothaarige, seinen Kollegen zu überzeugen.

    „Also gut Hartmut, du hast ja recht, ich werde Susanne anrufen, …..vielen Dank Einstein, das war gute Arbeit, schick die Adresse an Susanne! Tschau, tschau, tschau,“ verabschiedete sich Semir erleichtert. Endlich konnte er etwas tun, er würde seinen Freund da jetzt rausholen.

    Sammy hatte das Angebot von Semir angenommen und war bei den Gerkhans geblieben. So bekam sie alles mit, falls sich bei der Suche nach Ben etwas ergeben würde.

    Nach der Videobotschaft von der Verbrecherbande war sie zusammengebrochen, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

    Sie hatte Angst Ihren geliebten Ben nie mehr wieder zu sehen und als Krankenschwester hatte sie ein Auge für die Verletzungen welche man ihm zugefügt hatte.

    Sie kannte auch die Vorgeschichte mit seinem Unfall und die Folter seiner Hand und die vielen Tritte und Schläge welche Ben in den letzten Tagen einstecken musste. Die Summe all dieser Verletzungen konnte kein Mensch ertragen, Ben war stark, ja das war er!

    Wieder konnte sie ihre Tränen nicht zurück halten, als plötzlich ihr Handy klingelte.

    „Hallo Sammy, hier ist Sascha, ich möchte dir ein Angebot machen.“


    ******

    Es war so unbeschreiblich schön! Als er seine Augen öffnete, musste Ben ein wenig blinzeln, die helle Sonne blendete ihn ein wenig.

    Er griff neben sich und fischte seine Sonnenbrille von dem kleinen Beistelltisch neben seinem Liegestuhl.

    Glücklich ließ er seine Blicke schweifen, hinüber zu dem azurblauen Wasser und dem endlos scheinenden Sandstrand.

    Am Horizont konnte er ein prachtvolles Segelschiff erkennen, welches Kurs auf offene See nahm.

    Dann erspähte er das wundervollste Geschöpf auf Erden, seine Augen begannen zu leuchten bei ihrem Anblick.

    Mit kleinen Schritten hinterließ sie ihre Fußabdrücke im schneeweißen Sand. Ihr blondes Haar glänzte im Schein der Sonne und ihre leicht gebräunte Haut unterstrich die perfekt geformten Rundungen.

    Der schneeweiße Bikini bedeckte gerade das notwendigste und ließ dennoch Raum für ganz viele Phantasien. Ihre prallen Brüste hüpften prachtvoll mit jeder ihrer Bewegung auf und ab.

    Fasziniert beobachtete er seine große Liebe, wie sie langsam zu ihm schritt.

    Ein umwerfendes Lächeln umspielten ihre vollen Lippen!

    Er wollte am liebsten aufspringen um ihr entgegenzulaufen, denn es kam ihm vor wie eine Ewigkeit,…… als würde sie auf der Stelle laufen!

    Verzweifelt streckte er seine Hand nach ihr aus, um sie schnell zu sich zu ziehen.

    Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck!

    Er konnte nun die pure Panik in ihren blauen Augen sehen!

    Auch sie streckte ihre Hände nach ihm aus, doch auch sie konnte ihn nicht ergreifen. Es war wie ein Magnet der sie immer weiter von ihrem Angebeteten wegzog.

    Er versuchte sich aus dem Liegestuhl zu lösen, doch zwei unsichtbare Hände hielten ihn eisern zurück.

    Was sollte er tun?

    Seine Geliebte entfernte sich immer weiter von ihm, bis er am Horizont nur noch die Umrisse ihrer Gestalt erkennen konnte.

    Nun wurde sein Herz von einer eiskalten Hand umschlossen und drohte augenblicklich zu zerbersten.

    Ein herzzerreißender Schrei entwich seiner Kehle.....

    Jessica war versucht Ben zu Hilfe zu eilen, als sie über die Überwachungskamera sah wie er sich quälte. Da jedoch ihr Verlobter gerade das Zimmer betrat um mit ihr zu reden, brach sie ihr Vorhaben ab.

    „Jessica, wir müssen über den Deal morgen reden und wie wir weiter vorgehen.“ Begann Josef und versuchte sie zärtlich in den Arm zu nehmen und zu küssen. Jessica wand sich jedoch aus seinen Armen und kehrte ihm den Rücken zu. Sie musste mit ihm reden, das wusste sie, aber wie sollte sie es ihm erklären.

    „Josef, ich kann so nicht mehr weitermachen, mir ist klar geworden, dass das was wir tun nicht richtig ist. Ich möchte Schluss machen mit dem ganzen Scheiß, es tut mir leid! Das mit uns hat so keine Zukunft.“ Erleichtert atmete sie aus, sie hatte es tatsächlich gemacht!

    Ihr Noch-Verlobter stand völlig geschockt da und starrte sie nur an. Entsetzt schüttelte er seinen Kopf und musste sich erst einmal hinsetzen. Was war denn in seine Freundin gefahren, woher kam dieser Sinneswandel?

    Wo war seine eiskalte, berechnende und nur auf ihren Profit fixierte Freundin geblieben? Er hatte zwar schon bemerkt, dass sie sich seit sie diesen Bullen als Geisel beherbergten sehr verändert hatte, aber damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.

    „Jessica, das kannst du nicht machen, der Deal steigt morgen und dann haben wir ausgesorgt, wir können uns absetzen und wir werden heiraten ……und Kinder kriegen und wir müssen uns nie wieder über Geld Gedanken machen,“ versuchte er seine Jessy zu überzeugen.

    Doch diese schüttelte nur energisch ihren Kopf und begann herzzerreißend zu weinen.

    „Nein Josef, es tut mir leid aber mir ist klar geworden, dass ich dich nicht mehr liebe. Es ist alles eine große Lüge, ich habe mich immer hinter einer Fassade verstecken müssen. Ich bin es leid wie mein Vater zu sein. Ich werde den Deal morgen absagen, es ist einfach falsch. Wir beteiligen uns hier an der Ermordung Tausender von Menschen, nur um uns selbst zu bereichern.“

    „Das wirst du nicht, meine Liebe“, Josef zog seine Waffe und zielte auf sie. Jessica hatte mit so etwas schon gerechnet und schlug ihm schnell und gekonnt die Pistole aus der Hand.

    „Du mieses Dreckstück, diese Flausen hat dir doch dieser Drecksbulle in den Kopf gesetzt. Ich hätte ihn gleich umbringen sollen und nicht so zimperlich mit ihm umgehen sollen……. Liebst du ihn?…….. Er ist doch der Grund für deinen Sinneswandel, …..hab ich recht?“ Brüllte Josef sie nun ungehalten an.

    Jessica konnte und wollte nicht über ihre Gefühle zu Ben mit ihm reden. Sie forderte ihn auf sich die Handschellen umzulegen und sich an das Heizungsrohr zu ketten. Josef war am toben, dieser brüllte und schlug wild um sich.

    Sie durfte jetzt keine Zeit verlieren, sie musste Ben hier irgendwie raus bringen und sie musste dessen Partner informieren. Aber wie sollte sie zusammen mit Ben flüchten? Er war nun wirklich nicht in der Lage hier einfach raus zu spazieren.

    Auf dem Weg zu Bens Unterkunft wählte sie schon Semir Gerkhans Nummer.

    „Gerkhan“, hörte sie es am anderen Ende schon nach einmaligem klingeln.

    „Herr Gerkhan, hier ist Jessica Guillard, jetzt hören sie mir bitte ganz genau zu!“ Kam sie ohne großes Gerede sofort auf den Punkt. Zu weiteren Erklärungen kam sie jedoch nicht mehr. Sie spürte nur noch den Luftzug an ihrem Kopf und ein harter Schlag ließ sie nach hinten taumeln. Völlig entsetzt blickte sie auf die Person die sie niedergeschlagen hatte, bevor sie abdriftete ins Land der Finsternis.

    Semir saß wie auf Kohlen neben seinem Handy und wartete auf den erlösenden Anruf von Hartmut, welcher ihm hoffentlich gleich mitteilen würde, wo Ben steckte. Als er die Stimme von Jessica Guillard hörte, blieb ihm fast das Herz stehen.

    Er dachte, sie sei ihm auf die Schliche gekommen, da er über Umwege versuchte an Bens Aufenthaltsort zu kommen.

    Doch sie klang ganz und gar nicht drohend, nein ihre Stimme war gehetzt, fast schon panisch. Und nach diesem einen Satz war die Leitung wieder unterbrochen worden.

    Was hatte das zu bedeuten?

    Jetzt konnte der kleine Türke nicht mehr länger warten und nichts tun. Er spürte irgendetwas war geschehen und er musste schnell handeln, ansonsten würde ein Unglück geschehen.

    Semir spürte wie sich sein schweres Herz schmerzhaft zusammenzog, als ihm die Bilder von Bens grausamer Folterung wieder in den Sinn kamen. Entschlossen griff er zu dem Prepaid Handy welches er immer als Ersatz zu Hause hatte, ging in den Garten und wählte die Nummer von Hartmut.

    So sehr Semir sich auch bemühte, die Schmerzen welche sein bester Freund ertragen musste auszublenden, es gelang ihm nicht mehr. Voller Wut stand er auf, so dass der Stuhl nach hinten kippte.

    Er begann alles was ihm in die Quere kam kurz und klein zu schlagen, darunter war auch ein Bild auf der Kommode, welches ihn und Ben bei ihrem letzten Männerwochenende zeigte.

    Er schrie und weinte und senkte traurig seinen Blick auf das zerstörte Bild in seinen Händen.

    Als Andrea und Susanne, von dem Lärm aufgeschreckt in der Tür standen, bot sich ihnen ein Anblick, welcher ihnen die Tränen in die Augen trieb.

    Semir saß völlig aufgelöst, mit Tränen in den Augen auf dem Boden, das Bild von ihm und Ben drückte er wie ein Rettungsanker an sich. Er redete mit seinem verschollenen Freund als hätte er ihn direkt vor sich.

    „Ben, du musst mir ein Zeichen geben wo du bist, ich wollte nicht, dass sie dich wegen mir so verletzen. Was soll ich denn nur tun, soll ich aufs Ganze gehen und weiter ermitteln und riskieren, dass ich auffliege und sie dich umbringen? Oder soll ich die Füße stillhalten und abwarten? Was würdest du tun? Bitte hilf mir doch!“ Abermals sah er auf das Bild und plötzlich veränderte sich sein Blick!

    Er musste einen Mittelweg finden!

    Weiter ermitteln aber so, dass sie es nicht merkten?

    Er hob seinen Kopf und sah Susanne fest in die Augen.

    Susanne verstand ihn ohne weitere Worte. Sie wusste, dass jetzt alles von ihr abhing.

    Irgendwo war der Feind!

    Sie wurden abgehört und somit durfte kein Wort mehr über die weitere Vorgehensweise fallen. Sie trat zu Semir und nahm in herzlich in den Arm, Semir schaltete sofort und ließ den USB-Stick unauffällig in Susannes Hosentasche gleiten.

    „Susanne, es tut mir leid, ich kann nicht weiter ermitteln, das würde Ben umbringen. Bitte stelle alle Ermittlungen ein. Wir müssen nun auf Ben unseren guten Freund vertrauen.“

    Susanne hatte verstanden, sie nickte ihm zu und verließ dann das Gerkhansche Haus.

    Susanne fuhr jetzt auf dem direkten Weg nach Hause. Sie hatte heute ihren freien Tag und hatte auch schon eine Idee, wie sie Hartmut unauffällig den Stick zukommen lassen konnte. Zuhause angekommen kritzelte sie schnell etwas auf einen Zettel und befestigte den Stick daran. Dann zog sie ihre Jogging-Klamotten an und verließ ihre Wohnung. Sie schaute sich kurz unauffällig um, bevor sie losrannte. Den Spitzel auf der anderen Straßenseite hatte sie natürlich sofort entdeckt. Soviel Gespür hatte sie mittlerweile durch ihre Polizeiarbeit bekommen, dass sie so etwas sofort erkannte.

    Nach ca. 1/2 Stunde kam sie an ihrem Lieblingscafé vorbei und hier begann ihr improvisierter Plan. Im Café kam ihr auch schon der rothaariger Kollege entgegen, so dass die Übergabe wie geplant, unauffällig und ohne große Worte ablief.

    Zur besseren Tarnung kaufte sie schnell noch 2 Donuts und joggte auf dem gleichen Weg wieder zurück. Ihr Anhängsel hatte wohl nichts bemerkt und so atmete sie erleichtert auf.

    Jetzt lag es an Hartmut seinen guten Kumpel zu retten, wenn er über das Video keinen Anhaltspunkt finden würde, wäre Ben verloren. Aber da sie Einstein schon seit Jahren kannte, wusste sie, dass er alles geben würde.

    Jetzt musste sie nur noch Teil zwei ihres Planes umsetzten und das war eindeutig der schwierigere.

    Sie musste ihre Chefin, Frau Krüger einweihen und da sie wusste, dass es ein Spitzel in der PAST gab, wählte sie eine etwas außergewöhnliche Kontaktaufnahme. Ihre beste Freundin Katharina, ließ sich wegen einem Autodiebstahl von Bonrath und Jenny, welche beide vorher ebenfalls eingeweiht wurden, verhaften. Das Verhör fand in einem abhörsicheren Raum der PAST statt. Katharina bestand darauf, ausschließlich von Frau Krüger verhört zu werden.

    Ansonsten würde sie nicht reden.

    Kim Krüger wusste sofort was zu tun war, sie war zu allem bereit um ihre Männer wieder zurück zu bekommen. Die Vorgehensweise des LKAs war ihr zuwider und sie war auch bereit, ihre eigene Karriere aufs Spiel zu setzten. Sie konnte und wollte Ben und Semir jetzt nicht im Stich lassen. Sie musste das LKA irgendwie in die Irre führen! Da Semir zur Zeit suspendiert war, lag es nun an ihr.

    Als Ben aus einem fast schmerzfreien und traumlosen Schlaf erwachte, wurde er schlagartig in die böse Realität zurückgeholt. Es war für ihn schon eine enorme Anstrengung seine Augen zu öffnen, geschweige den sich zu bewegen.

    Jede Faser in seinem Körper strömte augenblicklich einen unerträglichen Schmerz aus und er musste sich enorm zusammenreißen, dass er nicht sofort wieder in eine Ohnmacht abdriftete.

    Hatte er das mit Jessica nur geträumt?

    Hat er im Fieberwahn etwas gesehen, was gar nicht existierte?

    Behutsam hob er seinen Kopf und schaute unter die über ihn gelegte Decke.

    Nein, er hatte nicht phantasiert, seine Wunden waren versorgt.

    Alle offenen Verletzungen wurden mit einem Verband bedeckt und auch alle kleineren Kratzer, Risse und Striemen waren gereinigt und mit einer Salbe eingecremt. Ein unbändiger Durst überkam ihn, seine Kehle schien staubtrocken, zudem verspürte er einen eisenhaltigen Geschmack in seinem ausgetrockneten Mund.

    Das war ja auch kein Wunder, so oft wie er in letzter Zeit Schläge ins Gesicht kassiert hatte. Der widerliche Geschmack ließ ihn würgen und sogleich meldeten sich seine Rippen schmerzvoll zurück.

    Sehnsüchte schaute er zu der Wasserflasche welche sich für ihn in kilometerweiter Entfernung auftat. Er musste es versuchen und somit setzte er sich unter größten Schmerzen auf und hob schwerfällig seine Beine aus dem Bett. Sogleich fuhren tausende kleine Blitze auf seinen Schädel herab und malträtierten sein ohnehin in Chaos schwebendes Hirn.

    Er konnte nicht mehr klar denken, wollte aufgeben und sich wieder hinlegen, er wollte einfach nur sterben!

    Doch er konnte nicht, er musste kämpfen, für sich, für seine Liebe, für Semir seinen besten Freund.

    Dieser würde auch nicht aufgeben!

    Doch er konnte nicht mehr, sein Körper zeigte ihm ganz deutlich seine Grenzen auf.

    „Ben, was bist du nur für ein Weichei,……jetzt reiß dich zusammen! Aufgeben gibt es nicht!“, versuchte er sich selber aufzubauen und ein sarkastisches Lachen kam über seine Lippen.

    Er konzentrierte sich mental auf die zärtliche Berührung seiner Sammy und hörte ihrer tröstenden Worte zu. Er wußte, dass da noch ganz viel Schönes kommen würde, wenn er dieser Hölle entfliehen konnte. Unter größter Anstrengung kam er auf die Beine und hob sich krampfhaft an der Bettumrandung fest, um nicht auf der Stelle wieder umzukippen. Er musste feststellen, dass jegliche Kraft aus seinen sonst so gut trainierten Beinen verloren gegangen war.

    Dennoch schaffte er die kurze Strecke bis zur Wasserflasche und zurück. Gierig setzte er die Flasche an und trank sie in nur einem Zug aus.

    Erschöpft legte er sich wieder hin und fiel nach einer halben Ewigkeit, in einen schmerzgeplagten und äußerst unruhigen Schlaf.

    Ben hörte in weiter Ferne eine sanfte weiche Frauenstimme. War er jetzt gerettet, hatten sie ihn endlich gefunden?

    Konnte er jetzt gleich seine Sammy in die Arme schließen und dann würde alles gut werden? Eine weiche Hand berührte seine Wange und Ben versuchte sich durch den Nebel der Bewusstlosigkeit zurück zu kämpfen.

    Es musste so sein, „komm schon Ben, du musst nur noch deine Augen öffnen,“ versuchte er sich selbst anzuspornen.

    Seine Augenlider waren so unendlich schwer und erst nach einer Ewigkeit, gelang es ihm seine Augen einen Spalt weit zu öffnen. Erschrocken und mit einem Anflug von Panik, sah er die Person an, welche sich jetzt in sein Gesichtsfeld schob. Es war nicht seine geliebte Sammy, nein vor ihm kniete Jessica, die Jessy wie er sie kannte. Ihre dunklen Haare hingen ihr wild ins Gesicht und ihr bildhübsches Gesicht war voller Herzlichkeit und Besorgnis.

    Bevor er sich entscheiden konnte ob er sich über ihre Anwesenheit freuen oder ob er besser in Abwehrhaltung gehen sollte, kehrten die Schmerzen unbarmherzig und mit voller Wucht zurück. Völlig erschöpft schlossen er seine Augen wieder und versuchte seine hektische Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

    „Ben, hey Ben, bitte nicht wieder ohnmächtig werden,……bleib bei mir,……komm schon! Du musst mir helfen, ich bekomme dich alleine nicht auf das Bett, komm schon....“, versuchte Jessy ihn wach zu halten.

    „Ich werde dir jetzt ein Schmerzmittel spritzen, dann wird das gleich etwas erträglicher für dich.“ Und schon setzte sie die Spritze an und jagte sie ihm in die Vene. Nach kürzester Zeit merkte Ben wie die Schmerzen nachließen und er in einen Zustand der Schwerelosigkeit verfiel.

    Er wollte nur noch schlafen und sich diesem schmerzfreien Gefühl hingeben. Doch Jessica wollte etwas ganz anderes von ihm, er sollte aufstehen und ihr bei irgendetwas helfen. Sein Verstand war zu verwirrt, als dass er den Ernst der Lage verstand. Jessica griff jetzt beherzt unter seine Arme und zog ihn bis zum Bett, dann wuchtete sie ihn auf die Knie und legte seinen schlaffen Oberkörper auf dem Bett ab.

    „Ben auf,….ein bisschen musst du schon mithelfen,“ flehte sie den Verletzten jetzt an.

    Und tatsächlich schienen sich ein paar Lebensgeister in dem Gepeinigten zu rühren.

    Jessica griff Ben abermals unter die Arme und gemeinsam schafften sie es dann doch, ihn auf das Bett zu wuchten.

    Jetzt konnte sie endlich mit der Behandlung anfangen.

    Da seine Boxershorts mittlerweile trocken waren, ließ sie ihm diese an und deckte seine Beine mit einer Decke zu.

    Völlig entsetzt betrachtete sie den geschundenen Körper, wo sollte sie denn da anfangen?

    Vor allem, sie war keine Ärztin oder Krankenschwester! Seine Sammy wüsste jetzt ganz genau was zu tun war!

    Vorsichtig begann sie mit dem mitgebrachten warmen Wasser seinen Oberkörper vom Dreck und Blut zu befreien.

    Es gab fast keine Stelle mehr an ihm, an dem keine Verletzung zu sehen war.

    Ben konnte kaum seine Augen offen halten, jedoch hatte er panische Angst, dass gleich Josef oder Sascha kommen würden und ihn wieder quälten. Er konnte es kaum glauben, dass die Jessica bei ihm war und sich um ihn kümmerte, welche er damals während seines Undercover Einsatz kennengelernt hatte. Eine Frau die sich gegen ihren Vater gestellt hatte, gegen das Böse gekämpft hatte, zusammen mit ihm!

    Seine Seelenverwandte!

    Nicht die Frau welche ihre Seele verkauft hatte und die Rache an ihm nehmen wollte.

    Nicht die Frau mit den eiskalten Augen und dem Herz aus Stein.

    Eine einsame Träne bahnte sich über Bens Wange und er stöhnte leise auf. Würde sie ihn auch weiterhin für ihr krankes Spiel missbraucht oder half sie ihm aus Mitgefühl?

    Der junge Polizist konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, es war als schwebte er über dem Bett und spürte kaum Schmerzen.

    Was war das nur für ein tolles Zeug welches sie ihm da gespritzt hatte?

    Jessica war froh, dass das Schmerzmittel Ben ein wenig Linderung brachte, so konnte sie ihn versorgen, ohne dass sie ihm noch weitere Pein zufügen musste.

    Nachdem sie die letzte Wunde versorgt hatte, fasste sie einen Entschluss!

    Sie strich ihrem Seelenverwandten noch einmal sanft über das Gesicht und überließ ihn dann einem schmerzfreien Schlaf.

    Josef hatte das Schauspiel voller Argwohn über die Videokamera beobachtet. Er sah wie seine Jessica diesen Drecksbullen wie ein rohes Ei behandelte. Wie sie voller Fürsorge seine Verletzungen reinigte und verband und vor allem wie sie ihm zärtlich über dessen Gesicht streichelte.

    Er musste jetzt etwas unternehmen, ansonsten würde er seine Verlobte und vor allem das viele Geld durch den Deal verlieren. Dieser war nun definitiv gefährdet! Der kleine türkische Bulle hielt zwar im Moment die Füße still, aber er traute ihm trotzdem kein Stück über den Weg. Heute kam die letzte Fuhre Spezialwaffen an und dann konnte es morgen endlich über die Bühne gehen.

    Als Ben wieder erwachte, lag er in seinem Gefängnis auf dem harten Boden. Seine Boxershorts waren noch immer triefend nass, so dass er davon ausging, nicht all zu lange im Land der Träume verweilt zu haben. Die Kälte ließ ihn augenblicklich zittern wie Espenlaub und er schlang seine Arme um seinen Oberkörper, um wenigstens das bisschen Wärme, welche noch in seinem Körper weilte, festzuhalten. Jedoch war nicht nur die klirrende Kälte ausschlaggebend für sein Zittern, zu allem Überfluss kehrten nun auch noch diese unbarmherzigen Schmerzen mit voller Wucht in sein Bewusstsein zurück.

    Diese überrollten ihn förmlich und er war nicht mehr in der Lage sich zu bewegen. Seine Atmung ging hektisch und doch gelang es ihm nicht, ausreichend Luft in seine brennenden Lungen zu pumpen.

    „Ben, du musst dich beruhigen!“ Super jetzt redete er schon mit sich selbst, langsam aber sicher wurde er verrückt, wenn nicht endlich diese furchtbaren Qualen aufhören würden.

    Er musste sich eingestehen, dass er verloren hatte, er war sowohl körperlich als auch seelisch am Ende.

    Er wollte und konnte nicht mehr, resigniert ließ er seinen Kopf wieder auf den Boden sinken und gab sich einer erneuten Bewusstlosigkeit hin.

    Nachdem Josef sich etwas beruhigt hatte, war er bereit für ein klärendes Gespräch mit seiner Verlobten. Jessica hatte sich in die Steinbruch Wohnung zurückgezogen, welche sie eben für diese Ausnahmesituation eingerichtet hatten.

    Gedankenverloren saß diese vor ihrem Laptop und hatte die Bilder der Überwachungskamera aus Bens Zelle vor sich.

    Nun trat Josef von hinten an sie heran und umarmte sie zärtlich.

    Erschrocken drehte sich Jessica zu ihm um und fauchte ihn wütend an.

    „Du siehst so sexy aus, wenn du wütend bist,“ versuchte Josef seine Freundin zu besänftigen. Er wusste, dass er über das Ziel hinaus geschossen war und es maßlos mit dem Gefangenen übertrieben hatte.

    Doch er war nur so ausgerastet, da dieser Bulle seine Jessica versucht hatte zu manipulieren.

    „Bis Du denn komplett übergeschnappt…, du hättest ihn fast umgebracht….….!“ Brüllte sie ihm lautstark entgegen und erklärte ihm was er mit seinem Ausraster angerichtet hatte.

    „Du wirst ihn jetzt nicht mehr anfassen, bis der Deal über die Bühne gegangen ist, …….tot bringt er uns rein gar nichts, du Idiot…..du gefährdest die ganze Operation mit deiner Rachelust.“ Stellte sie ein für alle mal klar.

    „Ich werde mich jetzt um ihn kümmern, wenn er nicht versorgt wird, überlebt er die Nacht nicht!“ Mit diesen klaren Worten drehte sie sich um und ließ Josef einfach stehen.

    Er konnte ja verstehen warum sie so ausgerastet war, er hatte sich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Sollte sie doch diesen Bullen versorgen, dann hält er vielleicht noch ein Weilchen durch. Vor allem wollte er nicht, dass dieser ganze Spaß schon ein Ende fand, weil der Bulle das Zeitliche segnete.

    Er war mit ihm noch nicht fertig, ein bisschen leiden musste er dann schon noch.

    Mit einem hämischen Grinsen beschloss er sich erst einmal um den zweiten Bullen zu kümmern, nicht dass dieser noch auf blöde Gedanken kam. Somit holte er von seinen Spitzeln, Handlangern und Informanten die neuesten Erkenntnisse über Semir Gerkhan ein.

    Jessica hatte unterdessen einen Entschluss gefasst und setzte diesen, bevor es zu spät war, in die Tat um. Sie holte aus dem Erste-Hilfe-Schrank, welcher gut bestückt war, alle notwendigen Utensilien heraus, die sie dachte zu benötigen.

    Schnellen Schrittes steuerte sie auf Bens Unterkunft zu und öffnete diese.

    Und da lag er nun vor ihr, ein völlig geschundenes Häufchen Elend Mensch. Er lag noch immer in der Mitte des kleinen Raumes, genauso wie ihre Handlanger, diesen wie einen alten Sack, fallengelassen hatten.

    Gerade war sie noch so in Rage über das Verhalten ihres Freundes und dieses Feuer breitete sich beim Anblick des jungen Polizisten, sogleich zu einem ungezügelten Flächenbrand aus.

    Diesen sollte sie unbedingt löschen, bevor sie ihrem Verlobten wieder entgegentrat.

    Jedes Mal wenn sie ihn sah, breitete sich etwas in ihr aus, was sie zuvor noch nie so intensiv erlebt hatte.

    Ihr Herz empfand Mitleid, Geborgenheit, Verbundenheit, Vertrautheit und auch ein klein wenig Hoffnung. Sie durfte diese Gefühle nicht länger ignorieren, sie musste jetzt handeln, ansonsten war alles verloren. Plötzlich traten der Deal, das große Geld, die Macht und die Rettung der Organisation in den Hintergrund.

    Sie musste ihre eigene Seele retten und dies würde sie nur schaffen, wenn sie Ben Jäger rettete!

    Semir bekam gerade Besuch von Susanne, es war ihr zu riskant die Informationen ihrer Recherche per Telefon durchzugeben. Sollte Semir abgehört werden, würden sie Ben dadurch nur noch mehr in Gefahr bringen.

    Sammy wich Semir nicht von der Seite, diese wollte ihm helfen ihren Ben wieder zurück zu bekommen. Aufmerksam lauschte sie jedem Hinweis den Susanne recherchiert hatte.

    „Also, folgendes habe ich über diesen Josef Van Gochen herausgefunden. Er war damals die rechte Hand von dem Graf Guillard und hatte für diesen die Drecksarbeit erledigt. Seine Vorstrafenlatte geht von Drogenhandel über Körperverletzung, Menschenhandel bis hin zu versuchtem Mord. Er konnte damals flüchten, man vermutet, dass er die Organisation des Grafen in der Schweiz wieder aufgebaut hat. Da die Tochter von Guillard, Jessica Guillard, so wie du gesagt hast wohl doch noch am Leben ist, hat sie höchstwahrscheinlich von Köln aus die Fäden gezogen. Ich konnte nun in den Akten des LKA Hamburg....“. Susanne wurde von Semirs Türklingel unterbrochen.

    Semir kam mit einem kleinen Päckchen zurück welches er neugierig öffnete.

    Der Absender war nicht bekannt.

    In dem Päckchen befand sich ein USB-Stick, welchen Semir misstrauisch betrachtete.

    „Semir nun komm schon, schieb ihn in dein Laptop, vielleicht gibt dieser uns ja einen Hinweis wo wir Ben finden“, versuchte Sammy den Halbtürken zur Eile zu bewegen. Sie hatte so ein ungutes Gefühl, irgend etwas war mit ihrem Freund passiert, sie konnte es spüren.

    Der Polizist schob mit zittrigen Händen den Stick in den Slot und klickte dann auf die Videodatei.

    Was sie dann zu sehen bekamen, ließ ihnen allen den Atem stocken.

    Auf dem Video tauchte Ben auf, er war nur mit einer Boxershorts bekleidet. Mit den Händen hatte man ihn an Ketten gefesselt, welche von der Decke hingen. Sammy entwich ein entsetzter Schrei und Semir stoppte schnell das Video.

    „Sammy es ist glaube ich besser, wenn du dir das hier nicht anschaust..“, weiter kam er nicht. „Nein Semir, ich werde nicht gehen, ich muss wissen was sie mit ihm gemacht haben“, beschloss sie mit fester Stimme.

    Zögerlich ließ er das Video wieder starten.

    Ben sah furchtbar aus, seine geschundene Hand quoll an den viel zu festen Ketten hervor. Sie war feuerrot und man konnte erkennen, dass die Wunden entzündet waren. Seine Bauchverletzung war ebenfalls ohne Verband und die Wundränder blutverkrustet und ebenfalls stark entzündet. Auf dessen ganzen Körper verteilten sich dunkle Hämatome und blutige Striemen. Die Stichwunde an der Schulter blutete zwar nicht mehr, jedoch war der Einstich deutlich zu sehen. Als der Kameramann Bens Gesicht in den Fokus nahm, schnürte sich Semirs Kehle schmerzhaft zusammen.

    Ben war nur noch ein Schatten seiner Selbst, seine Augen lagen tief in den Höhlen, die Wangen waren eingefallen und blutverkrustet, sein Blick sah flehend in die Kamera. Als würden seine Lippen die Worte „Semir hilf mir“ formen. Noch konnte sich Ben auf den Beinen halten, jedoch schwankte er schon verdächtig.

    Doch was dann kam, brach Semir und allen Anwesenden das Herz. Dieser Josef Van Gochen begann mit einem Schlagring unkontrolliert und mit einer nicht zu glaubenden Brutalität auf den Festgeketteten einzuschlagen. Nach kürzester Zeit war Bens Körper über und über mit Blut verschmiert.

    Mit dessen eigenen Blut!

    Es tropfte auf den Boden herab und auch an den Wände, war dessen Blut zu sehen.

    Als Ben bewusstlos in den Ketten hing, wurde er los gemacht und dessen spannungsloser Körper glitt haltlos auf den harten Steinboden herab.

    Doch leider gönnten diese Verbrecher Ben diese schmerzfreie Auszeit nicht. Mit einem Eimer Wasser wurde dieser sofort wieder in die harte Realität zurückgeholt. Nun trat Jessica an seinen Partner heran und riss dessen Kopf rüde an den Haaren nach hinten, so dass alle das volle Ausmaß dieser Tortur erkennen konnten.

    Ohne jegliche Gefühlsregung erklärte die Guillard Tochter, was Semir zu tun hatte, um seinen Freund zu retten.

    Semir wurde immer bewußter, dass er vielleicht Bens Leben durch sein Handeln, auf dem Gewissen hatte.

    „Oh mein Gott, was habe ich nur getan? Die haben ihn fast umgebracht, nur weil ich unvorsichtig war!“ Erst jetzt blickte er auf und sah in das Gesicht der völlig aufgelösten Sammy.

    Sie weinte hemmungslos und auch Susanne konnte die Tränen nun nicht mehr zurück halten.

    „Semir, wenn sie ihn jetzt nicht medizinisch versorgen wird er sterben, er...oh..nein...warum muss immer er leiden? Semir du musst alles tun um ihn zu finden, er.. sie haben ihn ....,“ weinend brach sie zusammen.

    Susanne nahm sie nun behutsam in die Arme und ließ sie gewähren, bis keine einzige Träne mehr zu fließen schien.

    Auch Semir musste sich erst einmal sammeln, er musste seinen Freund finden, koste es was es wolle!

    Nachdem alle sich etwas gefangen hatten, begannen sie die Fakten auszuwerten. So schwer es ihm fiel, zog sich Semir mit dem Video zurück und schaute es sich immer wieder und wieder an.

    Irgendeinen Anhaltspunkt musste es doch geben!

    Dieses Gestein im Hintergrund war nicht alltäglich, es war sehr hell und Helmut könnte mit Sicherheit etwas dazu in Erfahrung bringen.

    Doch wie sollten sie Einstein das Video zukommen lassen? Diese Verbrecher durften auf keinen Fall etwas von ihrem Vorhaben bemerken, ansonsten würde dies höchstwahrscheinlich Bens Todesurteil bedeuten.