„Bist du völlig übergeschnappt, Sascha, Mensch was war denn das? Du bist ja völlig ausgetickt!Wenn du dich nicht im Griff hast, werde ich das Ganze alleine durchziehen. Hast du mich verstanden?“ Josef war völlig außer sich. Hatte er sich doch schon so auf diesen Bullen gefreut und nun hatte dieser kleine Bastard ihm alles versaut.
Sascha hatte sich wieder etwas beruhigt und versuchte sich nun gegenüber Josef zu erklären.
Die Wut des Guillard Sprössling auf diesen Mann, wuchs gerade ins Unermessliche und nachdem Van Gochen nun wußte, wer die zweite Geisel war, konnte dieser, Sascha durchaus verstehen.
„Du bekommst deine Chance dich an ihm zu rächen, das verspreche ich dir. Aber wenn du ihn umbringst, wird dich mit Sicherheit deine Schwester umbringen. Das kannst du mir glauben. Aber wir brauchen ihn noch als Druckmittel gegen die Bullen, also halte dich vorerst zurück. Mehr musst du vorerst nicht wissen.“
Für heute hatte der Bulle genug, was für ein Glück, dass er seine Krankenschwester gleich dabei hatte. Sie würde ihn bis morgen bestimmt wieder flott machen. Er befahl seinen Handlangern, den zwei Geiseln etwas Wasser und Brot und ein Erste-Hilfe-Set zu bringen.
Als Jessica von Josef erfuhr, was heute vorgefallen war, konnte sie ihre Verärgerung schwerlich verbergen. Sie kannte Sammy schon lange und mochte sie ganz gern, aber auch ihre Fast-Schwägerin konnte sich ihr nicht in den Weg stellen. Wenn es an der Zeit war, machte sie sich darüber Gedanken, was mit Sam passieren sollte. Der Hass auf diesen Bullen wuchs nun auch bei ihr noch weiter an, da Ben ihrem kleinen Bruder nun auch noch die Frau seines Lebens ausgespannt hatte. Sascha war damals am Boden zerstört und sie hatte sehr lange gebraucht, um ihn aus diesem Tief wieder heraus zu holen. Die Trennung von Sammy und der Tod ihres Vaters waren damals einfach Zuviel für ihren sensiblen Bruder.
Als sich die Türe ihres kalten Gefängnisses abermals öffnete, schob Ben seine Sammy instinktiv hinter sich und war bereit sich seinen Geiselnehmern zu stellen. Doch diese öffneten die Tür nur einen Spalt und stellten einen Korb ab, dann wurde die Tür wider verriegelt.
Erleichtert atmete Ben durch und war schlagartig hellwach. Die zierliche Krankenschwester öffnete nun ebenfalls ihre Augen und sah sich erschrocken um.
So hatte sie sich das Wiedersehen mit diesem gut aussehenden Polizisten wahrlich nicht vorgestellt. Sie wusste jetzt zwar, dass Ben sie noch liebte, jedoch könnte ihnen dies, in Anbetracht der Lage, durchaus zum Verhängnis werden. Besorgt begutachtete sie Bens Blessuren von dem Angriff ihres Ex-Verlobten. Dessen Gesicht, schimmerte im Schein des Dämmerlichts, gespenstisch blass. Wie ein Häufchen Elend saß dieser an die kalte Wand gelehnt und atmete schwer.
In dem bereitgestellten Korb befanden sich eine Wasserflasche, etwas trockenes Brot und Verbandsmaterial.
Vorsichtig begann sie mit dem Wasser Bens offenen Wunden auszuwaschen und zu verbinden. Die Bauchwunde machte ihr besonders Sorgen, da sich diese schon leicht entzündet hatte. Die zahlreichen Hämatome bereiteten Ben große Schmerzen, jedoch hatten diese Typen kein Mitleid mit diesem, denn bei dem Erste-Hilfe-Set konnte Sammy kein Schmerzmittel finden. Nachdem Sammy alle Wunden versorgt hatte, lag Ben völlig geschafft auf ihren Oberschenkeln und versuchte seiner Schmerzen Herr zu werden. Durch seine Nase bekam er kaum noch Luft, da diese von dem Schlag angeschwollen war. Gebrochen war sie wahrscheinlich nicht, aber angeknackst auf jeden Fall.
In Bens Kopf arbeitete es unaufhörlich, er war sich ziemlich sicher, dass nicht der Ex-Verlobte von Sammy der Grund für ihre Entführung war. Somit begann er, Sammy gezielt über Sascha und ihre Beziehung mit diesem, auszufragen. Sie erzählte ihm wie sie sich kennengelernt hatten und in welchen Familienverhältnissen dieser lebte. Sam berichtete ihm, von der Firma dessen Vaters und dem Tod des ehrenwerten Graf Guillard. Allmählich wurde Ben klar, dass die Frau auf der Autobahn, tatsächlich Jessica war. Und da er diesen Unfall überlebt hatte, musste Jessy ihn so schnell wie möglich zum Schweigen bringen. Bei seiner Entführung kam ihnen jedoch Sammy in die Quere und somit nahmen sie die Ahnungslose einfach mit. Natürlich wußten die Entführer nicht, wen sie da mit entführt hatten und erst Sascha klärte dies durch seine Attacke auf ihn auf. Das ihr Ex-Verlobter ausgerechnet der Sohn von dem Mann war, den Ben ruiniert und auf dem Gewissen hatte, war einfach ein dummer Zufall.
Auch wenn er die Zusammenhänge nun kannte, machte dies ihre Lage nicht besser. Sowohl Jessica, als auch Sascha, sannen auf Rache und diese würde er mit Sicherheit bald zu spüren bekommen. Resigniert dachte er an Semir, warum hatte er ihn nicht doch noch angerufen und von Jessica erzählt? Wie sollte sein Partner sie jemals finden? Semir hatte nicht den kleinsten Anhaltspunkt, aber er wusste, dass sein Freund niemals aufgeben würde ihn zu suchen, da war er sich zu einhundert Prozent sicher. Erschöpft biss er von dem alten Brot ab und würgte es mit etwas Wasser hinunter. Er durfte jetzt nicht aufgeben, schon allein wegen Sammy musste er kämpfen, denn wegen ihm, war seine Freundin erst in diesen Schlamassel reingerutscht.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------