Beiträge von Saschas

    „Bist du völlig übergeschnappt, Sascha, Mensch was war denn das? Du bist ja völlig ausgetickt!Wenn du dich nicht im Griff hast, werde ich das Ganze alleine durchziehen. Hast du mich verstanden?“ Josef war völlig außer sich. Hatte er sich doch schon so auf diesen Bullen gefreut und nun hatte dieser kleine Bastard ihm alles versaut.

    Sascha hatte sich wieder etwas beruhigt und versuchte sich nun gegenüber Josef zu erklären.

    Die Wut des Guillard Sprössling auf diesen Mann, wuchs gerade ins Unermessliche und nachdem Van Gochen nun wußte, wer die zweite Geisel war, konnte dieser, Sascha durchaus verstehen.

    „Du bekommst deine Chance dich an ihm zu rächen, das verspreche ich dir. Aber wenn du ihn umbringst, wird dich mit Sicherheit deine Schwester umbringen. Das kannst du mir glauben. Aber wir brauchen ihn noch als Druckmittel gegen die Bullen, also halte dich vorerst zurück. Mehr musst du vorerst nicht wissen.“

    Für heute hatte der Bulle genug, was für ein Glück, dass er seine Krankenschwester gleich dabei hatte. Sie würde ihn bis morgen bestimmt wieder flott machen. Er befahl seinen Handlangern, den zwei Geiseln etwas Wasser und Brot und ein Erste-Hilfe-Set zu bringen.

    Als Jessica von Josef erfuhr, was heute vorgefallen war, konnte sie ihre Verärgerung schwerlich verbergen. Sie kannte Sammy schon lange und mochte sie ganz gern, aber auch ihre Fast-Schwägerin konnte sich ihr nicht in den Weg stellen. Wenn es an der Zeit war, machte sie sich darüber Gedanken, was mit Sam passieren sollte. Der Hass auf diesen Bullen wuchs nun auch bei ihr noch weiter an, da Ben ihrem kleinen Bruder nun auch noch die Frau seines Lebens ausgespannt hatte. Sascha war damals am Boden zerstört und sie hatte sehr lange gebraucht, um ihn aus diesem Tief wieder heraus zu holen. Die Trennung von Sammy und der Tod ihres Vaters waren damals einfach Zuviel für ihren sensiblen Bruder.

    Als sich die Türe ihres kalten Gefängnisses abermals öffnete, schob Ben seine Sammy instinktiv hinter sich und war bereit sich seinen Geiselnehmern zu stellen. Doch diese öffneten die Tür nur einen Spalt und stellten einen Korb ab, dann wurde die Tür wider verriegelt.

    Erleichtert atmete Ben durch und war schlagartig hellwach. Die zierliche Krankenschwester öffnete nun ebenfalls ihre Augen und sah sich erschrocken um.

    So hatte sie sich das Wiedersehen mit diesem gut aussehenden Polizisten wahrlich nicht vorgestellt. Sie wusste jetzt zwar, dass Ben sie noch liebte, jedoch könnte ihnen dies, in Anbetracht der Lage, durchaus zum Verhängnis werden. Besorgt begutachtete sie Bens Blessuren von dem Angriff ihres Ex-Verlobten. Dessen Gesicht, schimmerte im Schein des Dämmerlichts, gespenstisch blass. Wie ein Häufchen Elend saß dieser an die kalte Wand gelehnt und atmete schwer.

    In dem bereitgestellten Korb befanden sich eine Wasserflasche, etwas trockenes Brot und Verbandsmaterial.

    Vorsichtig begann sie mit dem Wasser Bens offenen Wunden auszuwaschen und zu verbinden. Die Bauchwunde machte ihr besonders Sorgen, da sich diese schon leicht entzündet hatte. Die zahlreichen Hämatome bereiteten Ben große Schmerzen, jedoch hatten diese Typen kein Mitleid mit diesem, denn bei dem Erste-Hilfe-Set konnte Sammy kein Schmerzmittel finden. Nachdem Sammy alle Wunden versorgt hatte, lag Ben völlig geschafft auf ihren Oberschenkeln und versuchte seiner Schmerzen Herr zu werden. Durch seine Nase bekam er kaum noch Luft, da diese von dem Schlag angeschwollen war. Gebrochen war sie wahrscheinlich nicht, aber angeknackst auf jeden Fall.

    In Bens Kopf arbeitete es unaufhörlich, er war sich ziemlich sicher, dass nicht der Ex-Verlobte von Sammy der Grund für ihre Entführung war. Somit begann er, Sammy gezielt über Sascha und ihre Beziehung mit diesem, auszufragen. Sie erzählte ihm wie sie sich kennengelernt hatten und in welchen Familienverhältnissen dieser lebte. Sam berichtete ihm, von der Firma dessen Vaters und dem Tod des ehrenwerten Graf Guillard. Allmählich wurde Ben klar, dass die Frau auf der Autobahn, tatsächlich Jessica war. Und da er diesen Unfall überlebt hatte, musste Jessy ihn so schnell wie möglich zum Schweigen bringen. Bei seiner Entführung kam ihnen jedoch Sammy in die Quere und somit nahmen sie die Ahnungslose einfach mit. Natürlich wußten die Entführer nicht, wen sie da mit entführt hatten und erst Sascha klärte dies durch seine Attacke auf ihn auf. Das ihr Ex-Verlobter ausgerechnet der Sohn von dem Mann war, den Ben ruiniert und auf dem Gewissen hatte, war einfach ein dummer Zufall.

    Auch wenn er die Zusammenhänge nun kannte, machte dies ihre Lage nicht besser. Sowohl Jessica, als auch Sascha, sannen auf Rache und diese würde er mit Sicherheit bald zu spüren bekommen. Resigniert dachte er an Semir, warum hatte er ihn nicht doch noch angerufen und von Jessica erzählt? Wie sollte sein Partner sie jemals finden? Semir hatte nicht den kleinsten Anhaltspunkt, aber er wusste, dass sein Freund niemals aufgeben würde ihn zu suchen, da war er sich zu einhundert Prozent sicher. Erschöpft biss er von dem alten Brot ab und würgte es mit etwas Wasser hinunter. Er durfte jetzt nicht aufgeben, schon allein wegen Sammy musste er kämpfen, denn wegen ihm, war seine Freundin erst in diesen Schlamassel reingerutscht.

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    Nach der Ankunft im Krankenhaus, versuchte Semir herauszufinden was passiert war. Der Arzt welcher ihn telefonisch informiert hatte, dass Ben verschwunden war, zerstörte im Handumdrehen seine Hoffnung auf einen Hinweis, zum Verbleib seines Partners. Es war doch nicht möglich, dass tatsächlich niemand etwas gesehen hatte.

    Semir hoffte nun auf die Spurensicherung und nahm Hartmut ins Gebet, dass er sich anstrengen sollte, schließlich ginge es um Ben. Nachdem er im Krankenhaus nichts mehr ausrichten konnte, fuhr er in die PAST, denn an Schlaf war nun eh nicht mehr zu denken. Auch Susanne und die Chefin waren schon bei der Arbeit, jetzt galt es so schnell wie möglich Ben zu finden. Doch so wie es aussah, hatten sie keine Spur! Es gab nicht den kleinsten Anhaltspunkt, mit dem sie einen Ansatz fanden um zu ermitteln.

    Semir fühlte sich schon wieder so unendlich hilflos! Warum musste er schon wieder um das Leben seines Partners bangen? Warum immer Ben, es war diesem nicht vergönnt zur Ruhe zu kommen.

    „Partner wo bist du? Ich verspreche dir, dass ich dich finden werde und wenn es das letzte ist was ich tue!“

    Josef Van der Gochen war schon voller Vorfreude, seinem Erzfeind endlich einen ehrenvollen Empfang zu bereiten. Hierzu musste er sich allerdings noch etwas vorbereiten. Ein sadistisches Grinsen zeichnete sich in seinem Gesicht ab und er öffnete einen Koffer in dem sich allerhand böse Spielsachen, für böse Jungs befanden. Er hatte extra für seinen Besuch ein Zimmer eingerichtet, in dem er ungestört mit ihm arbeiten konnte.

    Gerade als er seinen Handlangern den Befehl geben wollte, Ben zu holen, stand Sascha in der Tür und schaute sich fasziniert um.

    „Ich möchte dabei sein und sehen, wie der Mann leidet, der meinen Vater und unsere Firma auf dem Gewissen hat.“ Josef sah den Bruder seiner Verlobten an und konnte ihm diese Bitte nicht verwehren. In dessen Blick lag so viel Enttäuschung, Wut und Hass und wenn er es geschickt anstellte, konnte er aus diesen unübersehbaren negativen Schwingungen des Guillard Sprössling, vielleicht sogar einen Profit ziehen. Sascha hatte durch Ben Jäger eine sichere Zukunft in Reichtum und Unbeschwertheit verloren. Jetzt musste er sich, zusammen mit seiner Schwester, eine neue Existenz aufbauen.

    Als sie zusammen mit den Schlägertypen den Kellerraum betraten, geschah etwas, mit dem Josef absolut nicht gerechnet hatte.

    Sascha betrat den Raum als Erster und starrte völlig entsetzt, auf die am Boden eng umschlungenen Gefangenen. Wie als wäre bei ihm eine Sicherung durchgebrannt, rannte er auf die Zwei zu und zerrte den noch schlafenden Ben von der Frau weg. Dann begann er wie von Sinnen auf ihn einzutreten.

    Ben hatte keine Zeit sich zu orientieren. Als er seine Augen öffnete, wurde er grob von Sammy weggezogen und sogleich explodierte an unzähligen Stellen auf seinem Körper, ein unbarmherziger Schmerz. Ein ihm völlig unbekannter Mann, trat wutentbrannt auf ihn ein. Zuerst traf dieser ihn in der Flanke und sofort durchfuhr sein rechtes Bein ein gnadenloser Schmerz, um dann mehrere Tritte auf seinen Brustkorb zu kassieren. Schützend legte Ben seine Hände auf die Bauchwunde und seine gebrochenen Rippen, dadurch war sein Kopf schutzlos den unbarmherzigen Tritten seines Angreifers ausgesetzt. Ein schrecklichen Knacken in seiner Nase, ließ keine Zweifel übrig, dieser Typ hatte ihm gerade seine Nase gebrochen. Ben begann vor Schmerz zu schreien und plötzlich war der Spuk vorbei. Zwei bullige Typen hielten seinen Angreifer fest und ein anderer Mann redete beruhigend auf ihn ein.

    „Ich werde es dir zeigen du Scheißkerl, du bist der Kerl der mir damals meine Verlobte genommen hat...du...du bist ein toter Mann.. und du wirst ganz langsam verrecken“, schrie dieser, bevor ihn die zwei Männer, aus dem Kellerraum zerrten.

    Die Tür schloss sich und Ben und Sammy waren wieder allein. Schnell war Sammy bei Ben und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Ein leises Stöhnen entwich seinem Mund und seine Atmung ging stoßweise und hektisch. Aus seiner Nase flossen Unmengen seines roten Lebenssafts und seine Lippen waren aufgeplatzt.

    „Oh mein Gott Ben, das wollte ich nicht.. das ist alles meine Schuld... er wird dich meinetwegen töten“, weinte sie und konnte sich nicht mehr beruhigen. Sanft strich Ben ihr über die Wange und streifte mit seinen Fingern eine Träne weg.

    „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr, wer ist der Kerl....ich habe ihn noch nie gesehen“? Ben schaute Sammy fragend an.

    „Das war Sascha, er..er ist mein Ex-Verlobter,....Ben ich habe ihn damals, nachdem wir uns getroffen haben, verlassen. Ich habe mich in dich verliebt und gleichzeitig gemerkt, dass ich noch nie so für Sascha empfunden habe, wie für dich. Auch nachdem du unserer Liebe keine Chance geben wolltest ......wußte ich, dass er nicht der Mann war mit dem ich alt werden möchte“, schluchzte sie.

    Ben tat es in der Seele weh, sie so zu sehen. Unter Schmerzen stützte er sich ab und kam zum Sitzen, zärtlich nahm er sie in den Arm und drückte sie an sich. Was hatte er nur getan? Er hatte damals nur an sich gedacht. Es war für ihn unvorstellbar, dass sie damals ihr ganzes Leben aufgegeben hatte, nur weil sie sich in ihn verliebt hatte. Wie konnte er nur so egoistisch handeln.

    „Es tut mir so leid Sammy...ich ...wollte dich ...doch nicht unglücklich machen, wollte nicht dass du dich mit einem total kaputten ........Typen abgeben musst. Ich dachte ........du hast eine perfekte und glückliche Beziehung“, brachte er unter größter Anstrengung hervor.

    „Ben, ich hatte noch nie ein perfekte Beziehung, erst recht nicht mit Sascha. Du hast mir damals gezeigt, was es heißt für andere da zu sein. Du hast dein Leben für andere riskiert und bist daran fast selbst zerbrochen. Ich hätte dir aus diesem Tief gerne geholfen, aber du hast mich nicht gelassen. Ich war sehr verletzt, Ben ich liebe dich noch immer und ich ertrage es nicht, wenn du schon wieder leiden musst. Das hast du nicht verdient!“

    Nach diesen Worten war es völlig um Ben geschehen, Tränen bahnten sich den Weg über sein blutverschmiertes Gesicht und er hauchte ihr einen scheuen Kuss auf ihre erhitzte Wange. Dann waren alle Worte gesprochen, völlig erschöpft glitt Ben in die Arme der blonden Krankenschwester und genoß ihre Wärme und ihre Nähe. Schon lange hatte er sich nicht mehr so geborgen bei einer Frau gefühlt, wie bei Sammy. Selbst die aussichtslose Situation in der sie sich befanden, tat diesem Gefühl keinen Abbruch.

    „Warum“? Dachte sich Ben.

    „Warum, war es ihm nicht vergönnte glücklich zu sein?“

    Wünsche allen Cobra-Fans ein schönes Osterfest!!!!

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    Langsam versuchte Ben seine Augen zu öffnen, seine Lieder waren so unglaublich schwer, dass er nur unter größter Anstrengung einen kleinen Spalt auf bekam. Langsam setzte er sich auf!

    Der Untergrund auf dem er lag, war definitiv kein weiches Krankenhausbett mehr. Ganz im Gegenteil, der Untergrund war hart, kalt und feucht. Der Raum in dem er sich befand, war ein dunkler Kellerraum ohne Fenster mit einer geschlossenen Stahltüre. Eine alte Glühbirne baumelte in der Mitte des Raumes, welche aber nur minimal Licht spendete. Panisch versuchte er sich zu orientieren und stützte sich vom Boden ab, um auf die Beine zu kommen. Mit einem leisen Schmerzenslaut sank er jedoch sofort auf den Boden zurück. In seinem Kopf hämmerten tausend kleine Männchen gegen seine Schädeldecke und ihm war furchtbar schlecht. Vorsichtig berührte er die Stelle an seinem Bauch, von der aus dieser unglaubliche Schmerz ausgesendet wurde. Die klebrige Flüssigkeit, welche durch den Verband drang, war ohne Zweifel sein eigener Lebenssaft. Die Wunde von dem Unfall, war wohl wieder aufgebrochen.

    „In was für eine Scheiße bist du den jetzt schon wieder geraten, Ben Jäger?“ Murmelte er resigniert vor sich hin. Er wollte sich bemerkbar machen, doch verließ seine trockene Kehle nur ein klägliches Krächzen. Völlig geschafft rollte er sich wieder ein, um sich wenigstens ein bisschen warm zu halten. Nach kurzer Zeit war Ben erschöpft eingeschlafen.

    Sammy erwachte aus ihrer Bewusstlosigkeit und schaute sich verwirrt um. Nur ganz langsam drangen die Ereignisse welche sich im Krankenhaus ereigneten, in ihr noch immer vernebeltes Gehirn ein. Sie war Sebastian gefolgt, der gerade im Begriff war Ben zu entführen und dann ging ihr Piepser los und sie wurde entdeckt. Dann wurde alles schwarz um sie.

    Ihr wurde schnell klar, dass sie schwer im Schlamassel saß. Ihre Augen gewöhnten sich nur bedingt an das dürftige Licht und sie versuchte in dem Dämmerlicht sich in dem relativ großen Kellerraum umzuschauen. An der gegenüberliegenden Wand sah sie zu ihrem Entsetzen eine zusammengekauerte Person auf dem Boden liegen. Sie erkannte ihn sofort an dessen langen braunen Wuschelhaaren. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals und sie krabbelte schnell und auf allen Vieren zu ihm hinüber.

    „Oh Gott Ben, was haben sie mit dir gemacht? Wen hast du denn jetzt schon wieder geärgert“? Sprach sie ihn leise an. Als sich Ben nicht rührte, strich sie ihm sanft eine Strähne aus dem verschwitzten und erschreckend blasen Gesicht. Erschrocken öffnete der junge Polizist seine Augen und blickte panisch auf die vor ihm kniende Sammy.

    „Sammy oh nein....was....du darfst ...nicht...bitte sag dass dass ....ich...“. Das durfte nicht sein, was machte Sammy hier? Ben hatte das Gefühl, als würde man ihm die Luft zum Atmen nehmen.

    „ Schscht beruhigte dich, Ben. Komm ich helfe dir dich aufzusetzen,......... lass mich bitte deine Verletzungen anschauen“. Wie in Trance blickte er in ihre wunderschönen azurblauen Augen.

    Er war nicht in der Lage auch nur einen zusammenhängende Satz zu sprechen. Und schon wieder hatte er einen Menschen, den er über alles liebte, in Gefahr gebracht.

    Semir hatte, nachdem er sich von Ben verabschiedet hatte, sein berühmtes schlechtes Bauchgefühl, welches ihn normalerweise niemals trog. Was wollte sein Freund ihm noch sagen, bevor er völlig erschöpft eingeschlafen war? Trotz seines unguten Gefühls, fuhr er mit Andrea nach Hause um sich auch etwas auszuruhen. Er würde gleich morgen früh wieder zu Ben ins Krankenhaus fahren, er wollte nicht, das sein Partner sich allein gelassen fühlte. Sein Freund brauchte ihn jetzt, das musste auch die Krüger verstehen.

    Nach einer kurzen Dusche, kuschelte er noch mit seiner Herzensdame und war dann schnell eingeschlafen. Doch der Schlaf war ihm anscheinend nicht vergönnt! Kaum eingeschlafen, klingelte unbarmherzig sein Handy. Semir brauchte einen Moment bis er registrierte, wer da am anderen Ende der Leitung war.

    „Herr Gerkhan, es tut mir leid, dass ich sie mitten in der Nacht wecke, aber sie sagten wenn etwas mit Ben Jäger sei, soll ich sie sofort anrufen.“ Semirs Atem stockte! Ging es Ben so schlecht?

    „Was ist passiert?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern.

    „Ihr Kollege ist spurlos verschwunden und eine Kollegin von uns, Frau Samantha Held, wird ebenfalls vermisst.“

    Völlig verwirrt und panisch erklärte er Andrea was passiert war und fuhr viel zu schnell ins Krankenhaus. Während der Fahrt informierte er seine Chefin und bat Susanne die Spurensicherung ins Marienkrankenhaus zu schicken.

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    „Die Ware ist angekommen“, berichtete Josef stolz und küsste sie innig.

    „Leider ist uns so eine kleine Krankenschwester in die Quere gekommen und wir mussten sie mitnehmen.“

    „So ein Mist wie konnte das passieren, jetzt haben wir noch einen Zeugen“, bellte ihn Jessica mit zornigem Gesicht an. Josef versuchte sich aus der Situation rauszureden.

    „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht eine Krankenschwester bei ihm zu haben, denn wenn ich mit ihm fertig bin, wird er diese bestimmt brauchen.“

    Er glaubte, ein kleines triumphierendes Grinsen über ihr Gesicht huschen zu sehen und hegte Hoffnung, sich nun endlich an diesem Mann rächen zu können.

    „Na dann will ich mal nicht so sein und du bekommst bevor ich mich ihm zeige, ein bisschen Vorlaufzeit für deine Rache. Beherrsche dich aber bitte, wir brauchen ihn noch!“

    „Du kennst mich leider nur zu gut, mein Schatz. Ich werde unsere Mission auf keinen Fall gefährden, du kannst dich auf mich verlassen. Aber er wird so leiden, dass er sich wünscht sterben zu dürfen.“

    Unterdessen hatte sich Sammy wieder etwas gefasst und begann Ben vorsichtig zu untersuchen. Sie wollte ihm nicht noch mehr weh tun und so zog sie langsam sein T-Shirt hoch, welches sich schon tief rot verfärbt hatte.

    Sie ahnte schlimmes, „Ben, deine Bauchwunde von dem Unfall ist wieder aufgegangen und hat sich etwas entzündet, aber wir bekommen das hin.....“, versuchte sie ihn zu beruhigen.

    „Das wird jetzt etwas wehtun, aber ich muss versuchen die Blutung zu stoppen“. Leider lagen neben der offenen Bauchwunde, zwei gebrochene Rippen und es würde ihm höllische Schmerzen bereiten, die Blutung mit einem Druckverband einzudämmen.

    Ben schaute sie noch immer wie in Trance an und nickte nur kurz um ihr zu signalisieren, dass er bereit war. Mit geübten Handgriffen zauberte sie aus ihrem Unterhemd und seinem T-Shirt einen passablen Druckverband.

    „So das müsste fürs erste reichen“, stellte sie sichtlich erleichtert fest. Ben hatte sich vor lauter Schmerzen die Lippen blutig gebissen und lag nun völlig erschöpft mit seinem Kopf auf ihrem Schoß.

    „Bitte versuche noch ein bisschen zu schlafen, damit du wieder zu Kräften kommst, die wirst du bestimmt noch brauchen“. Ohne große Worte kuschelten sie sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen und waren beide schnell eingeschlafen.

    Als Jessica erfuhr, dass es ihr Widersacher geschafft hatte dem Tod von der Schippe zu springen, traf sie eine Entscheidung. Mittlerweile war Josef auf dem Anwesen eingetroffen und Jessica begrüßte ihren Verlobten mit einem innigen Kuss. „Wir müssen uns um ihn kümmern, unser großer Deal darf hierdurch nicht gefährdet werden. Du wirst ihn her bringen und dadurch haben wir ein Druckmittel gegen die Bullen. Sie werden ihren eigenen Mann nicht opfern. So können wir den Deal in Ruhe durchziehen und uns an dem Mann rächen, der meinen Vater und die Organisation auf dem Gewissen hat“. Josef liebte dieses Temperament an dieser Frau so sehr, sie war nicht wie alle anderen seiner bisherigen Freundinnen. Sie war super taff und wußte genau was sie wollte. Aber sie war auch skrupellos, wenn sie ein Ziel vor Augen hatte, ging sie über Leichen. Ben Jäger hatte damals alles zerstört was er und Guillard aufgebaut hatten, er war dessen rechte Hand und erledigte alle unangenehmen Dinge, immer zur Zufriedenheit seines Chefs. Aber auch er wollte nicht ewig die zweite Geige spielen und somit klügelte er mit Jessica den Plan mit dem Bullen aus. Es hatte alles perfekt funktioniert, bis dass dieser scheiß Bulle seine Jessica wieder erkannt hatte. Er hatte sie mehr als einmal davor gewarnt, dass es zu riskant sei in Köln zu bleiben, aber sie wollte ihre Heimat nicht verlassen. Vor allem hatte sie nie damit gerechnet, dass sie Ben jemals wieder über den Weg laufen würde.

    Unter falschem Namen wuchs die Organisation ganz schnell wieder an und sie weiteten die Geschäfte drastisch aus. Der Waffen-und Drogenhandel boomte und die früheren Verbindungen ihres Vaters öffneten ihr neue Türen. Der Zeitpunkt des Wiedersehens mit Ben Jäger war jedoch denkbar schlecht, da in wenigen Tagen ein Millionenschwerer Deal über die Bühne gehen sollte. Sie kannte den jungen Polizeibeamten so gut, dass sie wußte, er würde erst Ruhe geben wenn er sie überführt hatte. Zudem war ihnen das SEK Hamburg auf die Spur gekommen und hatten Ben Jäger schon in den Fall mit einbezogen. Dieser brauchte jetzt nur eins und eins zusammenzählen um darauf zu kommen, dass sie ihn reingelegt hatte.

    „ Also schlagen wir noch heute Nacht zu, ich habe einen Freund im Krankenhaus der mir noch einen Gefallen schuldet, er wird ihn uns bringen“.

    „Wen wird er uns bringen?“ Kam es lautstark aus dem Nachbarzimmer. Mit Zornesröte im Gesicht preschte Sascha ins Wohnzimmer und verlangte von seiner Schwester nun endlich die Wahrheit. Jessica wußte, dass sie ihren kleinen Bruder nicht mehr aus der ganzen Sache raushalten konnte, dafür hatte er Zuviel gehört. Somit weihte sie ihn in alle wichtigen Details ein, natürlich ließ sie die Dinge weg, welche sie und Josef mit dem Tod ihres Vaters in Zusammenhang bringen könnte. Sie schilderte alles so, als wäre dieser Polizist Schuld an allem. Mit der Tatsache, dass der junge Polizist den Tod ihres Vaters zu verantworten hatte, konnte Jessica sicher sein, dass ihr Bruder voll und ganz hinter ihr stand. So wütend hatte Jessica ihren, sonst so friedliebenden Bruder noch nie erlebt. Dieser wollte Rache und sie konnte in dessen hasserfüllten Augen sehen, dass Sascha auch nicht vor dem Äußersten zurückschrecken würde. Alles hatte sich verändert, seit vor ein paar Monaten sein Vater erschossen wurde und der Ruf von dem ehrenwerten Graf Guillard und der Firma zerstört wurde. Kurz nach seinem Tod trennte sich auch noch seine langjährige Verlobte von ihm. Sascha war so wütend und nun hatte er einen Schuldigen für all sein Leid gefunden.

    An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken und so gab Ben sich seinen Erinnerungen an Jessica hin. Hatte er sich getäuscht? Vielleicht war sie es gar nicht. Er stand in letzter Zeit sehr unter psychischem Druck, vielleicht hatte ihm seine Wahrnehmung einen Streich gespielt. Sie war doch tot, er hatte es mit seinen eigenen Augen gesehen, wie Jessicas Vater den Abzug zog und sie direkt ins Herz traf.

    Dieser hatte sein eigenes Kind hingerichtet, genau in dem Moment als das SEK das Versteck stürmten. Semir blieb keine andere Wahl als den ehrenwerten Graf Guillard zu erschießen. Dieser hatte seine Waffe nach dem tödlichen Schuss auf Jessica, nun auf ihn gerichtet. Semir hatte ihn wieder mal im letzten Moment gerettet. Doch nun war alles anders, langsam begriff er, dass Jessica ein falsches Spiel gespielt hatte. Wenn sie ihn auch erkannt hatte und er mit seinen Vermutungen richtig lag, dann war er definitiv in großer Gefahr. Sollte er Semir informieren?

    Jedoch verwarf er die Idee sogleich wieder und wurde nun schlagartig, von den gerade verabreichten Schmerzmitteln, in den Schlaf gerissen.

    Sebastian wollte gerade einen Patienten versorgen, als sein Handy vibrierte. Auf dem Display erschien der Name von Van der Gochen. Van der Gochen hatte ihm vor kurzem aus einer misslichen Lage geholfen und ihm wurde sofort klar, dass er sich jetzt revanchieren musste. Sebastian arbeitete seit gut einem Jahr als Pfleger im Katherinenkrankenhaus und war heute in der Nachtschicht eingeteilt. Mit kurzen Worten erklärte er ihm was er zu tun hatte, wie er es anstellte war seine Sache. Unten am Ausgang der Notaufnahme würde ein Rettungswagen mit der Nummer 25 auf ihn warten, wo er Ben Jäger abliefern sollte, dann war die Sache für ihn erledigt. Sebastian blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen, dann würde Van der Gochen ihn hoffentlich in Frieden lassen.

    Da es mitten in der Nacht war, konnte er diesen Patienten nicht einfach abholen und sagen er müsste ihn zum Röntgen oder zu einer Untersuchung bringen. Es musste sehr schnell gehen und somit zögerte er nicht lange. Er würde ihn zuerst mundtot machen und dann konnte er nur hoffen, dass ihm niemand auf dem Gang über den Weg laufen würde. Er holte aus dem Notfall-Medizinschrank eine Ampulle Propofol und zog eine kleine Menge auf eine Spritze auf. Er wollte ihn ja nicht umbringen, sondern nur für kurze Zeit außer Gefecht setzen. Unauffällig schaute sich Sebastian im Flur und im Schwesternzimmer um. Keiner war zu sehen, wahrscheinlich waren alle Kollegen bei der Patientenversorgung. Es konnte losgehen, die Luft war rein! Laut Einsatzplanung waren heute Sammy und Lisa auf Station. Mit schnellen Schritten steuerte er auf das Zimmer mit der Nummer 233 zu. Beim Betreten des Krankenzimmers stellte er erleichtert fest, dass der Patient schlief. Mit einem geübten Handgriff war die Spritze in Bens Zugang versenkt und der Überwachungsmonitor ausgeschalten. Kurz betrachtete er den schwer angeschlagenen und sehr blassen Patienten und fragte sich, was nun mit ihm geschah, wenn er in die Hände von Van der Gochen fallen würde. Doch er musste jetzt an sich denken, seine Schuld war mit diesem einen Gefallen erledigt und somit löste er schnell die Feststellbremse des Krankenbettes und schob nach kurzer Gangkontrolle, den jungen Polizisten zum Aufzug. Als der Aufzug sich öffnete passierte es, Sammy trat unweit des Aufzuges aus einem Krankenzimmer und schaute in das entsetzte Gesicht von Sebastian. Er zögerte nicht lange und schob ohne auf Sammy zu achten, Ben Jäger in den Aufzug. Bevor Sammy mit lautstarken Rufen bei ihm angekommen war, schloss sich die Tür.

    Was machte Sebastian auf ihrer Station? Warum hat er einen Patienten mitten in der Nacht abgeholt? Tausend Gedanken schossen Sammy durch den Kopf. Irgend etwas war hier faul, ohne zu zögern rannte sie zum Treppenhaus und sprintete auf gut Glück hinunter.

    Mit pochendem Herzen stand sie unten in der Notaufnahme und konnte gerade noch das Ende des Krankenbettes erkennen, welches auf den Hof der Rettungswagen-Abstellplätze verschwand.

    „Da ist doch irgend etwas oberfaul“, murmelte Sammy leise und schlich sich langsam an das Geschehen ran. Sie behielt recht! Als sie Ben Jägers braunen Wuschelkopf auf dem Krankenbett erkannte, geriet sie in Panik. Fand hier gerade vor ihren Augen eine Entführung statt? Sie musste etwas unternehmen! Nur was? Sie zählte vier bullige Männer in Sanitätermontur, plus Sebastian. Just in dem Moment als Ben in den Rettungswagen verfrachtet wurde, fing ihr Piepser an Alarm zu schlagen. Panisch versucht sie den Alarm auszuschalten, doch da war sie schon entdeckt. Ein Schlag in den Nacken beförderte sie augenblicklich in eine tiefe Dunkelheit.

    Schweißgebadet schreckte Ben aus seinen Erinnerungen auf, ein stechender Schmerz durchfuhr ihn und sein Blutdruck ließ das an ihm angeschlossene Überwachungsgerät laut piepend Alarm schlagen. Panisch riss er seinen Zugang aus seiner Armbeuge und versuchte aufzustehen. Sofort gaben seine Beine nach und er landete unsanft auf dem kalten Boden.

    Heute hatte Sammy die Nachtschicht für eine Kollegin übernommen und eilte schnell zu dem Zimmer in dem der Alarm losgegangen war. Sie kannte den Patienten aus dem Zimmer 233 bereits, von seinem letzten Krankenhausaufenthalt vor ein paar Monaten. Ben Jäger wurde damals in einem desolaten physischen und psychischen Zustand eingeliefert. Sie hatte sich damals intensiv um ihn gekümmert und sie waren sich auch etwas näher gekommen. Sammy war sogar bereit für Ben, ihre langjährige Beziehung zu ihrem sehr gut betuchten Verlobten aufzugeben. Sie spürte auch, dass Ben die selben Gefühle für sie hegte, jedoch als der junge Polizist erfuhr, dass sie bereits verlobt war, zog er die Notbremse. Er wollte sie nicht unglücklich machen, obwohl er sich ebenfalls unsterblich in sie verliebt hatte, musste er zuerst einmal sein eigenes Leben wieder in den Griff bekommen. Er wußte dass dies ein steiniger Weg werden würde und so brach er schweren Herzens den Kontakt zu ihr, nach seinem Krankenhausaufenthalt ab. Sie war sehr enttäuscht, da sie sich wirklich in ihn verliebt hatte und sie dieses Gefühl in ihrer Beziehung vermisste.

    Als Sammy in das Zimmer stürmte, sah sie voller Entsetzen was passiert war. Ben musste schlecht geträumt haben und wollte vor irgend etwas flüchten. Jedoch konnte der junge Polizist, sich durch seinen geschwächten Zustand, nicht einmal ansatzweise auf den Beinen halten.Völlig verängstigt und desorientiert schaute er sie mit seinen rehbraunen Augen an. Mit sanfter Stimme versuchte sie ihn aus diesem Zustand zu holen: „Schscht, ganz ruhig, es ist alles in Ordnung... du bist in Sicherheit Ben, du bist im Krankenhaus....alles ist gut!“

    Zärtlich strich sie ihm eine naße Haarsträhne aus dem verschwitzten Gesicht und redete weiter beruhigend auf ihn ein. Als er sie erkannte, verschwanden langsam seine panischen Gesichtszüge und er rappelte sich verlegen auf.

    Ein leises: „Tut mir leid“, war zu hören. Mit geübten Handgriffen buxierte sie den verletzten Polizisten zurück in sein Bett und kontrollierte die Verletzungen ob diese bei dem Sturz nicht wieder aufgebrochen waren. Nun lag Ben mit schmerzverzerrtem Gesicht in seinem Bett und wartete geduldig, bis die Schmerzwelle etwas abgeebbt war.

    „Ich werde jetzt den Arzt holen, damit er dir die Zugänge neu legen kann und nochmal schaut ob alles ok ist“, schaltete Sam schnell in den Krankenschwester-Modus um.

    Ben nickte nur und entschuldigte sich noch einmal für die Unannehmlichkeiten. Nachdem Ben frisch versorgt in seinem Bett lag und der Arzt das Zimmer verlassen hatte, wurde ihm eines schlagartig klar. Er war sich gar nicht bewußt, wie sehr er sie vermisst hatte. Als er sie gerade nach so langer Zeit wiedersah, musste er schmerzlich feststellen, dass sein Herz noch immer bei ihrem Anblick zu hüpfen begann. Er liebte sie noch immer, es war zwecklos das zu leugnen. Sein Herz machte einen Sprung und er versuchte das Gefühl zu ignorieren.

    Er war damals derjenige gewesen, der dieser Liebe keine Chance gegeben hatte. Wahrscheinlich war sie bereits glücklich verheiratet und schon lange über ihn hinweg.

    Als Sammy wieder im Schwesternzimmer saß, brach alles über ihr zusammen. Diese Gefühle, welche sie versucht hatte, über Monate hinweg zu ignorieren, wurden beim Wiedersehen mit Ben wieder allgegenwärtig.

    Sie wußte nicht wie ihr geschah! Dieser Mann hatte sie gerade komplett aus der Bahn geworfen und obwohl sie sich damals geschworen hatte, sich nie wieder das Herz brechen zu lassen, wünschte sie sich gerade nichts sehnlicher als bei ihm zu sein und ihn zu trösten. Allein seine Anwesenheit ließ ihr Herz rasen und ihren Verstand vernebeln.

    Sie begann bitterlich zu weinen und beruhigte sich erst wieder als eine Kollegin sie tröstend in die Arme nahm. „Oje Sammy was ist denn passiert, ist etwas mit einem Patienten“?

    Oh, wie Recht sie doch hatte, ja es war etwas mit einem Patienten und es tat ihr in der Seele weh, Ben so voller Schmerz zu sehen. Es war für sie unerträglich! Sie schüttelte schnell den Kopf und signalisierte ihr, dass sie darüber nicht reden möchte. Ein neuer Alarm rettete sie vor weiteren Fragen und so eilte sie schnell aus dem Schwesternzimmer.

    Nach der Ankunft im Krankenhaus wurde Ben sofort für den OP vorbereitet. Semir setzte sich völlig verzweifelt auf einen Besucherstuhl vor dem Operationssaal. Er verbarg sein Gesicht in seinen zittrigen Händen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, nahm Semir sein Handy aus der Jackentasche und wählte Andreas Nummer. „Andrea ich bin im Marienkrankenhaus, .....kannst du kommen, Ben und ich hatten einen Unfall....er, er ist schwer verletzt und wird gerade operiert, bitte......“. Andrea versprach zu kommen.

    Semir war völlig in seinen Gedanken um Ben gefangen, dass er zusammenzuckte als eine warme Hand seine Schulter berührte. Kim Krüger redete sanft auf ihn ein und erkundigte sich besorgt nach Ben. Der geschrottete Dienstwagen war auch für sie zweitrangig, das musste er ihr lassen, das Wohl ihrer Beamten stand für sie immer an erster Stelle.

    „Ben ist noch immer im OP, es ging alles so schnell... habe ihn fast nicht mehr aus dem Wagen bekommen, oh Gott es war so verdammt knapp....“! Schluchzte Semir. So hatte sie Ihren besten Beamten noch nie gesehen, die Angst seinen Partner schon wieder zu verlieren ließ ihn fast verzweifeln. Erst vor kurzem wurde Ben schwer verletzt und nun schon wieder. Er konnte ja nicht ahnen, dass alles zusammenhing.

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    Noch jemand war am Gesundheitszustand von Ben Jäger interessiert, jedoch wünschte diese Person dem jungen Polizisten eher den Tod. Jessica hatte ihre Verbindungen und ließ diese gekonnt spielen. Noch bevor Semir Auskunft bekam wußte sie schon wie es um Ben stand und was sie erfuhr gefiel ihr überhaupt nicht. Jetzt konnte sie erst einmal nichts unternehmen und musste sich in Geduld üben, vielleicht wendete sich alles doch noch zum Guten für sie.

    **********

    Nach einer gefühlten Ewigkeit ging die Tür zum OP auf und ein Arzt trat zu den Beide. „Guten Tag, sind sie die Angehörigen von Ben Jäger“? Fragte dieser sofort. „Ich bin Semir Gerkhan, der Kollege, ich habe den Unfallwagen gefahren, bitte wie geht es ihm... geht es ihm gut, bitte sagen sie mir, dass alles mit ihm in Ordnung ist“. Flehte Semir den Arzt förmlich an. „Und wer sind sie“? Richtete er seine Frage an Frau Krüger. „ Mein Name ist Kim Krüger, ich bin seine Vorgesetzte, bitte wie geht es Herrn Jäger“?

    „ Also, ich heiße Viktor Heinrichs und habe Herrn Jäger operiert“. In kurzen Worten erklärte er, dass Ben die OP gut überstanden hatte und die sehr tiefe Wunde geschlossen werden konnte. Jedoch kam sein Patient nicht ohne eine Bluttransfusion aus, da er sehr viel Blut verloren hatte. Außerdem wurde eine Rippe gebrochen und 2 weitere geprellt. Die Kopfverletzung sah schlimmer aus als befürchtet und war nur eine mittelschwere Gehirnerschütterung. Zudem mussten noch kleinere Verletzungen wie Schnittwunden und Verbrennungen versorgt werde. Dr. Heinrichs lächelte nach seinen Ausführungen die Beiden beruhigend an, so dass er förmlich hören konnte, wie den Beiden ein Stein vom Herzen fiel.

    „Dürfen wir zu ihm?“ bat Semir den Arzt. „Ja, aber bitte nur Einer, er braucht viel Ruhe, die Schwester gibt ihnen Bescheid, wenn sie zu ihm können“.

    Es war ganz klar, dass Semir zu Ben durfte.

    Als Ben langsam seine schweren Lieder öffnete blickte er direkt in das erleichterte Gesicht von seinem türkischen Partner.

    „Mensch Ben, hast du uns einen Schrecken eingejagt, das war scheissknapp, ich dachte schon du willst auschecken“.

    „So schnell wirst du mich nicht los.“ Flüsterte dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht.

    „Nicht reden Ben, du musst dich jetzt ausruhen...“. Semir war der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Ben sah furchtbar aus, dessen Gesicht konnte locker in Konkurrenz mit dem weißen Bettlaken treten und die vielen Schnittwunden in dessen Gesicht taten ihr Übriges.

    „ Semir, ich habe sie gesehen.....“. Doch weiter kam er nicht, die Narkose und die Schmerzmittel forderten ihren Tribut und Ben driftete wieder ab ins Land der Träume. Semir schaute verwirrt auf seinen verletzten Partner und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Wen hatte Ben gesehen? Er dachte kurz zurück an das entsetzte Gesicht von Ben, als sie neben dem Fluchtfahrzeug fuhren, unterbrach jedoch seine Gedankengänge wieder als eine Krankenschwester herein kam und ihn bat zu gehen. Eigentlich wollte er Ben nicht alleine lassen, aber auch er merkte nun langsam, dass er am Ende seiner Kräfte war. Der Unfall und die Sorge um seinen schwer verletzten Freund, brachten auch ihn an seine Belastungsgrenze. Er versprach Ben gleich morgen früh wieder zu kommen und verließ schweren Herzens das Krankenzimmer. Draußen erwartete ihn schon eine völlig aufgelöste Andrea und Frau Krüger welche noch immer auf den Besucherstühlen ausharrten. Semir konnte die beiden beruhigen und somit fuhren sie nach Hause. Kim versprach Semir noch alle Kollegen, insbesondere Susanne, über den Gesundheitszustand von Ben zu informieren.

    Josef van der Gochen hatte sich sofort nach dem Telefonat mit Jessica auf den Weg von der Schweiz nach Köln gemacht. Er wußte das die Lage ernst war und sie sofort handeln mussten. Dieser Bulle konnte ihnen noch immer gefährlich werden, vor allem jetzt da er wußte, dass Jessica noch lebte. Sie hatten ihn die ganze Zeit im Auge behalten, vor allem während des für Jäger sehr belastenden Prozesses. Jessica und er hatten ihr perfides Spiel jedoch so hervorragend inszeniert, dass es zu keinem Zeitpunkt, einen Zweifel am Tod von Jessica und an der Zerschlagung des Menschenhändler-Rings aufkommen konnte.

    Jessica hatte ihren Vater für die Organisation geopfert, sie verstand sich noch nie sonderlich gut mit dem ehrenwerten Graf Guillard. Sie war der Meinung, er war zu weich für dieses Geschäft. Da kam ihr der Einsatz von Ben Jäger und dem LKA gerade passend. Sie hatte einen Maulwurf beim LKA der sie über jeden Schritt von Ben informierte. Als sie sein Vertrauen mit einer herzzerreißenden Geschichte über ihren vom Vater ermordeten Verlobten gewann, konnte sie ihr Vorhaben zur Übernahme der Organisation in die Tat umsetzen. Sie erkannte sehr schnell, dass Ben sie niemals im Stich lassen würde und sein Leben für die Menschen die ihm etwas bedeuteten geben würde.

    *********

    Die schweißnassen Haare klebten ihm auf der Stirn, sein Atem ging stoßweise und er versuchte die Schmerzen in seinem Körper unter Kontrolle zu bekommen. Er war aufgeflogen und die haßerfüllten Augen des ehrenwerten Graf Guillard starrten ihn an. Seit gut 2 Tagen versuchten die Handlanger von ihm, Informationen zum Wissensstand der Polizei herauszubekommen. Ben hatte es geschafft, genug belastende Beweise zu sammeln, um dieser Organisation den gar aus zu machen. Er hatte durch Insider-Informationen einen riesigen Deal mit Thailändischen minderjährigen Mädchen gesprengt, dadurch konnten alle Hintermänner und Seilschafften identifiziert und inhaftiert werden. Leider ging das ganze für ihn nicht so gut aus, irgendjemand musste Graf Guillard gewarnt haben und hatte ihn als Polizist enttarnt. Guillard merkte sehr schnell, dass dieser Bulle vor ihm die Informationen die er wollte nicht durch ein bisschen drohen und tätscheln herausrückenden würde.

    Guillard setzte seine brutalsten Handlanger auf Ben an. Jedoch auch nach 2 Tagen, hatten seine Schläger, noch nichts aus dem Bullen heraus gebracht. Dann musste er wohl zu drastischeren Mitteln greifen! Eigentlich hatte er sich diese Möglichkeit als letztes Mittel offen gehalten. Seine Tochter rebellierte schon immer gegen ihn und er hatte bemerkt, dass Jessica und dieser Ben eine besondere Beziehung zueinander aufgebaut hatten. Er wußte aus sicheren Quellen, dass seine Tochter, nicht ganz unschuldig an der zerschlagenen Organisation war.

    Somit benützte er Jessica als Druckmittel und folterte sie vor den Augen von Jäger.

    Wie konnte ein Vater nur so grausam sein? Doch Jessica machte ihm unmissverständlich klar, dass er trotzdem keine Informationen preis geben durfte.

    Er musste nur noch ein bisschen durchhalten, dann würde Semir sie da raus holen. Der Glaube daran half ihm die Folter durchzustehen. Jessica hielt es auch durch, wenn er jetzt aufgab war alles verloren.

    Nachdem Ben von seiner Chefin aufgeklärt wurde, was es mit dem Besuch der zwei LKA Beamten auf sich hatte, kochten all die schrecklichen Erinnerungen wieder in ihm hoch. Die Gefühle überrollten ihn förmlich und er versuchte die Fassung zu bewahren. Schnell hatte er sich wieder im Griff und ließ sich nicht anmerken, dass dieser Fall mehr war als ein abgehakter Undercover-Einsatz. Er hatte sich damals mit der Tochter des Menschenhändlerbosses zusammengetan, um dem ganzen ein Ende zu bereiten. Jedoch wurden sie, wegen eines Maulwurfs aus dem LKA enttarnt. Jessica, die Tochter des Bosses, wurde von ihrem eigenen Vater vor seinen Augen bestialisch hingerichtet. Jessy war schon lange vor seinem Einsatz hinter die Machenschaften ihres Vaters gekommen und in ihm hatte sie einen Verbündeten gefunden. Beide hatten sich schnell angenähert, jedoch war es keine Liebesgeschichte. Es war mehr eine innige Freundschaft, eine besondere Art von Seelenverwandtschaft, welche sich zwischen den Beiden auftat. Jessica hatte zuvor ihren Verlobten, durch die Hände ihres Vaters verloren und sühnte auf Rache. Ben wurde nachdem er verraten wurde, tagelang auf seelische und körperliche Art und Weise misshandelt. Er war damals bereit zu sterben!

    Sie wollten aus ihm Informationen, über den Ermittlungstand gegen ihre Verbände herausbekommen, aber Ben hielt bis zum Schluss dicht. Sein Partner hatte ihn in letzter Sekunde da rausgeholt. Ben war Semir sehr dankbar, aber was danach kam, war für beide eine schwere Prüfung. Ben weigerte sich zu einem Psychologen zu gehen und kam alleine aus diesem schwarzen Loch nicht mehr heraus. Semir war immer für ihn da und auch Andrea und die Kinder hatten in den letzten Wochen alles daran gesetzt, ihm zu helfen. Erst jetzt, nach diesem Wochenende hatte Ben beschlossen wieder positiv in die Zukunft zu blicken und die Sache endgültig hinter sich zu lassen.

    Und nun kam alles wieder hoch, es war ihm irgendwie nicht vergönnt glücklich zu sein!

    Nachdem Ben sich mit den LKA-Beamten ausgetauscht hatte, Semir hatte ihn selbstverständlich keine Minute aus den Augen gelassen, fuhren die beiden Hauptkommissare auf die Autobahn zur Streife. Da es sehr ruhig war hingen beide ihren Gedanken nach. Semir ließ Ben in Ruhe, da er seinen Kollegen mittlerweile so gut kannte, um ganz genau zu wissen, dass er in dessen jetzigen Gemütszustand, sowieso nichts aus ihm raus bekam.

    Leider sollte es an diesem Tag nicht so ruhig bleiben. Die Beiden fuhren schon eine ganze Weile hinter einem polnischen Lastwagen her, welcher augenscheinlich gekühlte Lebensmittel transportierte, als plötzlich ein silberner BMW an ihnen vorbei donnerte. Die beiden schauten sich an und ein leichtes Grinsen spiegelte sich auf ihren Lippen.

    Das war für Semir der Startschuss zum Gas geben!

    „Der kommt wie gerufen“, kam es freudig von Ben. In rasantem Tempo, hatte Semir den Raser schon nach kürzester Zeit eingeholt und Ben hob dem Fahrer die „BITTE FOLGEN“ Kelle vor die Scheibe. In diesem Moment blickte Ben in das von ihnen verfolgte Fahrzeug. Vor Schreck ließ der junge Polizist die Kelle fallen.

    War sie das? Bens Sinne schwirrten und er hörte aus weiter Ferne Semir wütend schimpfen.

    „Ben, spinnst du jetzt total, ist dir denn so eine doofe Kelle schon zu schwer?“ Ben saß kreidebleich auf dem Beifahrersitz und war nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen.

    Der BMW Fahrer war jedoch, ganz und gar nicht bereit sich freiwillig zu stellen und gab nun noch mehr Gas. Semir versuchte verzweifelt dem Wagen zu folgen. Eine wilde Verfolgungsjagd, auf einer sehr stark befahrenen Autobahn, begann. Semir war jedoch machtlos gegen ein Raketenwerfer, welcher der Beifahrer des BMWs auspackte und aus dem Fenster, auf einen neben Semir und Ben fahrenden Benzinlaster, zielte. Der Schütze verfehlte sein Ziel nicht und mit einem riesigen Feuerball, stand innerhalb weniger Sekunden, die ganze Autobahn in Flammen. Da Semir direkt neben dem Tanklaster fuhr, flog sogleich, das Auto der zwei Beamten, durch die entstandene Druckwelle, in hohem Bogen über die Leitblanke in den Gegenverkehr. Als das Auto der Zwei auf dem Dach liegend zum Stillstand kam, reagierte Semir als erster und hechtet aus dem völlig zerstörten Dienstfahrzeug.

    „Na das ist ja super gelaufen, die Chefin reißt uns den Kopf ab“, schimpfte Semir und merkte erst jetzt, dass Ben noch im Auto war. Entsetzt registrierte er die Flammen, welche in rasanter Geschwindigkeit auf sie zukamen.

    „Ben, oh mein Gott wo bist du.....Beeeen?“

    Ben erwachte aus seiner Bewusstlosigkeit und wünschte sich auf der Stelle in diese zurück. Ein leises Aufstöhnen entwich seiner Kehle und er versuchte sich zu orientieren.

    Plötzlich hörte er die panischen Schreie seines türkischen Partners.

    „ Ben, du musst hier raus, schnell gib mir deine Hand, Ben komm schon du musst mithelfen, ich... ......bekomm dich alleine ......nicht raus.“

    Mit letzter Kraft streckte der Jüngere seine blutige Hand, durch die zerborstene Seitenscheibe und griff nach Semirs Hand. Mit einem kräftigen Ruck, gelang es dem kleinen Polizist, seinen wesentlich schwereren Partner aus dem Auto zu befördern.

    „Komm schon Ben wir müssen weg hier, gleich fliegt uns hier alles um die Ohren!“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte Ben seinen Arm um seinen Partner und stolperte mehr schlecht als recht vom brennenden Auto weg. Mit einem ohrenbetäubenden Knall und einer heißen Druckwelle wurden die zwei Hauptkommissare von ihren Beinen gerissen und mehrere Meter nach vorne geschleudert.

    Schnell rappelte Semir sich wieder auf und rannte unbeholfen, zu seinem noch immer am Boden liegenden und sich vor Schmerz windenden Partner.

    „Aaaah, Semir bitte mach, dass der Schmerz aufhört, oh Gott es tut so weh, bitte......“! Semir brach es fast das Herz, Ben so zu sehen. Erst vor kurzem, nach dem Undercover-Einsatz, war dieser so schwer verletzt und jetzt hatte sein junger Partner, wieder unvorstellbare Schmerzen.

    Schnell zog Semir sein Handy raus und wählte Susanne an.

    „Susanne, schick schnell die Kavallerie und ein paar RTWs zu km 58, Ben ist schwer verletzt. Ben ......bitte bleib wach, oh nein..... Ben du musst wach bleiben!“

    Erst jetzt registrierte Semir, dass sein Partner eine Tiefe, stark blutende Wunde am Bauch hatte. Er riss sich seine Jacke vom Leib und drückte mit aller Kraft auf das klaffende Loch an Bens rechter Flanke, um die Blutung einzudämmen. Immerzu redete er auf seinen am Boden liegenden Freund ein. Das durfte nicht sein, er konnte ihn nicht verlieren, nicht nach all dem was sie zusammen durchgemacht hatten!

    Ben sah in die tränennassen Augen seines Freundes und begann gegen die aufkommende Dunkelheit anzukämpfen. Er konnte ihn doch jetzt nicht im Stich lassen! Semir redete ununterbrochen auf ihn ein und schlug ihm ab und an, sanft gegen die blutverschmierten Wangen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte man die Martinshörner des RTWs und schon wurde Semir sanft zur Seite geschoben und ein Notarzt kümmerte sich um den Verletzen. Mit wackligen Beinen erhob sich Semir und wählte abermals die Nummer der PAST.

    In kurzen Worten erklärte er der Chefin, was passiert war und gab die Fahndung nach dem Fluchtfahrzeug durch. Als er sich umblickte, sah er wie die Sanitäter Ben auf eine Liege hoben und ihn in den RTW schoben. Der junge Mann war leichenblass und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Schnell nahm er dessen Hand und fragte den Sanitäter, ob er mit ihm fahren dürfte. Der Notarzt merkte, wie sich sein Patient mit der Anwesenheit des kleinen Polizisten etwas beruhigte und ließ dann auch Semir einsteigen.

    „Wie geht es ihm, bitte wird er es schaffen“? Versuchte Semir etwas über den Zustand seines jungen Freundes zu erfahren.

    „Leider kann ich im Moment noch keine Prognose stellen, er hat, durch diese Schnittwunde im Bauchbereich sehr viel Blut verloren, diese muss operativ geschlossen werden. Gebrochen scheint Nichts zu sein, jedoch macht mir die Kopfverletzung etwas Sorge. Alles weitere, besprechen sie bitte mit seinem weiter behandelten Arzt im Krankenhaus.“

    ******

    Nachdem Jessica auf der Autobahn in die unverkennbaren rehbraunen Augen von Ben geschaut hatte und durch sein entsetztes Gesicht erkennen musste, dass er sie erkannt hatte, war sie außer sich vor Wut. Warum ausgerechnet er, das konnte doch kein Zufall sein!

    Aufgebracht griff sie zum Handy und telefonierte wild gestikulierenden.

    „Du musst unbedingt rausbekommen, ob er den Crash überlebt hat! Josef, wenn er redet ist unsere mühsam aufgebaute Organisation in Gefahr. Er weiß zu viel! Ja, .....er dachte ich bin tot und die Organisation von meinem Vater zerschlagen“.

    Sascha versuchte nicht zu lauschen, aber seine Schwester war sehr aufgebracht und redete in einer Lautstärke, bei der er jedes Wort klar und deutlich verstand. Was hatte dies zu bedeuten? Warum war das Unternehmen seines Vaters in Gefahr? Sein Vater wurde vor ca. 1/2 Jahr heimtückisch ermordet und er hatte immer das Gefühl, dass man ihm wichtige Details bezüglich seines Todes verschwiegen hatte. Er wußte, dass die Geschäfte des ehrenwerten Graf Guillard nicht immer ehrenwert waren, aber welche Geschäfte sein Vater außerhalb seiner Immobiliengesellschaft getätigt hatte, blieb ihm bisher verborgen.

    Nachdem Jessica das Telefonat beendet hatte, bemerkte sie ihren Bruder. Sie hatte jedoch im Moment nicht die Muse, sich mit ihrem kleinen Bruder auseinanderzusetzen.

    Gemeinsam ließen sie sich zwei Tage nach Strich und Faden verwöhnen. Sie gönnten sich mehrere Massagen, lagen Stundenlang im Whirlpool und genossen alle möglichen exotischen Köstlichkeiten. Vor allem konnten sie sich ungestört über banale Männerdinge unterhalten. Aber auch ganz private Themen kamen ans Tageslicht. Semir erzählte zum ersten Mal, ganz intime Momente, aus seiner Zeit mit seinem toten Partner Tom Kranich. Auch Ben offenbarte Semir familiäre Geheimnisse, über die er bisher noch mit niemandem gesprochen hatte. Er erzählte vom frühen Tod seiner Mutter und vom angespannten Verhältnis zu seinem Vater, Konrad Jäger. 

    Semir war sehr froh, dass Ben sich endlich gefühlsmäßig etwas öffnete, denn bisher war er bei näherem Nachfragen, was Bens Familie anging, immer auf Schweigen gestoßen. 

    Und auch Ben freute sich sehr darüber, dass Semir ihm soweit vertraute, dass er ihm etwas über seinen ehemaligen besten Freund und toten Partner erzählte. Immer wenn er ihn auf Tom angesprochen hatte, blockte dieser wirsch ab. Tom Kranich war für Semir bisher unantastbar und noch immer, war es für den kleinen Halbtürken sehr schmerzhaft, über ihn zu sprechen. 

    Nachdem sie den Wellness-Tempel mit einem Lächeln auf dem Gesicht verlassen hatten, wollte sich Semir revanchieren und lud Ben noch zum Essen bei ihrem Lieblingsitaliener ein.  

    „Semir, das war ein Wahnsinns Wochenende, das müssen wir bald mal wieder machen!“ Semir zog Ben in eine herzliche Umarmung und bedankte sich überschwänglich bei Ben, für die gelungene Überraschung. 

    „Du hast Recht, das müssen wir bald wiederholen, aber dann bin ich dran mit etwas Ausdenken!“ 

    „Ja, ja“, winkte Ben ab und verdrehte die Augen so, dass es Semir nicht sehen konnte. 

    „Dann landen wir entweder auf dem Schießstand oder am See, zum Angeln und Campen. Und bisher hat dies immer in einem Desaster geendet“. 

    Semir machte ein schmollendes Gesicht, um kurz darauf lautstark Aufzulachen. Ben hatte ja Recht, er hatte bei der Wahl von Überraschungen, bisher kein gutes Händchen gehabt, allesamt waren in Stress und absolutem Chaos geendet. 


    Nachdem Ben, Semir zu Hause abgeliefert hatte, wollte er es sich noch ein bisschen gemütlich machen und den Abend mit einem kühlen Bier ausklingen lassen. Er setzte sich auf sein Sofa und ließ in Gedanken das Wochenende Revue passieren. Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht entschloss er sich dann doch ins Bett zu gehen, denn Morgen Früh würde ihn Semir um 8 Uhr zur Arbeit abholen. Schade! Das Wochenende war viel zu schnell vorbei und morgen hatte sie der Alltag wieder voll und ganz im Griff. Ben zog sich schnell ein T-Shirt an und entledigte sich der unbequemen Jeans. Beim Einschlag auf dem Kopfkissen war er auch schon eingeschlafen. 


    Unbarmherzig drang das Läuten der Türklingel in sein Bewusstsein. Oh nein, er hatte gestern mal wieder vergessen seinen Wecker zu stellen. 

    „Ja, ja ich komme ja schon“, moserte Ben und öffnete Semir verschlafen die Tür. Semir hatte mit sowas schon gerechnet und war, weil er seinen Partner einfach schon zu gut kannte, eine halbe Stunde früher zu Ben aufgebrochen um ihn zu wecken und mit ihm zu frühstücken. So hatte er Gewissheit, dass Ben nicht auf dem Weg zur PAST sein ganzes Auto voll krümelte.  

    Nach einer kurzen Dusche für Ben und einem schnellen Frühstück, brachen beide dann pünktlich zur PAST auf. 


    Kaum in der PAST angekommen hörten sie auch schon das Feldwebel mäßige , „Gerkan, Jäger in mein Büro....“, und da wurde den beiden unwiderruflich klar, dass das wunderschöne Wochenende endgültig zu Ende war.  

    Frau Krüger wartete ungeduldig auf ihre zwei besten Männer und ihre frostige Miene, versprach nichts Gutes. Semir und Ben überlegten fieberhaft was sie angestellt hatten, weshalb die Laune der Chefin auf Sturm stand und das an diesem überaus schönen, sonnigen Montagmorgen.  

    „Herr Gerkan, Herr Jäger, darf ich ihnen die Herren Lasslo und Fendrich vorstellen, sie sind vom LKA Hamburg und arbeiten an einem Fall bei dem sie unsere Unterstützung benötigen. Es gibt wohl einen Zusammenhang zwischen dem Menschenhandel-Fall, bei dem Herr Jäger Undercover ermittelt hatte und diesem Fall des LKAs. Wir dachten, dass wir den Ring zerschlagen konnten, jedoch gibt es eindeutige Hinweise, dass der Kopf der Bande noch immer tätig ist und nun die Fäden von der Schweiz aus zieht. Ben, es tut mir sehr leid, dass wir sie in diesen Fall noch einmal einbeziehen müssen, aber sie kennen die Bande nach Ihrem Einsatz am besten und wissen wie sie agieren und wie ihre Verbindungen aussehen.“ 

    Semir schaute besorgt zu Ben, dem jegliche Gesichtsfarbe entwichen war. Er wusste wie sehr ihm dieser Einsatz an die Psyche ging. Sein Partner hatte eine sehr enge Verbindung zu einem der Mädchen aufgebaut und diese wurde vor Bens Augen, bestialisch hingerichtet. Und auch Ben, hätte dieser Undercover-Einsatz fast das Leben gekostet. Er war wegen einem Maulwurf aus den Reihen des LKAs aufgeflogen und man hatte ihn, um an Informationen zu kommen, daraufhin fast zu Tode gefoltert. Semir konnte ihn, in letzter Minute, aus den Fängen dieser Verbrecherbande befreien. Eigentlich dachte die Polizei, dass der Ring vollständig zerschlagen wurde, aber anscheinend wurde nur an der Oberfläche gekratzt. Und nun war Ben abermals in Gefahr.  

    Semir kannte den Gesichtsausdruck des jungen Heißsporns nur zu gut und wenn es um Gerechtigkeit ging, stellte dieser, seine Bedürfnisse und Gefühle immer in den Hintergrund.  

    Und so war es auch dieses Mal! Ben hatte sich schon wieder gefangen und dem entsetzen Gesichtsausdruck, folgte ein lockeres Ben-ich-habe-alles-im-Griff-Gesicht. Semir kannte seinen Freund aber trotzdem gut genug um zu sehen, dass dies nur eine coole Fassade war und er in Wirklichkeit sehr wohl, noch an diesem gefährlichen Einsatz, zu knabbern hatte. 

    „Frau Krüger, sie können das von Ben nicht verlangen, sie wissen wie sehr ihn der Fall belastet hatte“, versuchte Semir Ben zu Hilfe zu kommen.  

    „Herr Gerkan, das ist alleine die Entscheidung von Herrn Jäger, er wird zu nichts gezwungen!“ 

    „Sie wissen ganz genau, dass Ben niemals nein sagen würde“. Nun schaltete sich Ben in die Diskussion ein und stellte gegenüber Semir klar, dass er für sich selbst sprechen konnte.  

    Ben willigte in die Unterstützung ein, jedoch war dieser nicht bereit, in einen weiteren Untercover-Einsatz zu gehen, da ihn die meisten dieser Bande kannten. Er war gewillt sie mit Informationen zu versorgen und sicherte dem LKA jegliche Unterstützung zu.  

    Man konnte den riesigen Steinbrocken, welcher Semir vom Herzen fiel förmlich hören. Dieser hatte nicht damit gerechnet, dass Ben so vernünftig agieren würde. Schon oft genug hatte der erfahrene Polizist, seinen jungen Kollegen davor bewahren müssen, dass dieser sich nicht kopflos in einen riskanten Einsatz stürzte. Aber er musste feststellen, dass Ben nach dem letzten Einsatz weitaus vorsichtiger geworden war und viel bedachter handelte als noch vor dem Fall. Der junge Hauptkommissar musste schmerzhaft und am eigenen Leib erfahren was passierte, wenn man zu unvorbereitet in einen Untercover-Einsatz ging. Dies hatte mehrere Menschenleben gefordert und um Haaresbreite auch das von Ben Jäger.

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    Hallo liebe Cobra-Fans!

    Möchte mich erst einmal ganz herzlich für die Aufnahme in den Cobra11-Fanclub bedanken.

    Ich bin ein großer AFC11 Fan und auch schon seit mehreren Jahren als Gast auf diesen Seiten unterwegs.

    Bin ein Fan der ersten Stunde und habe alle Folgen (auch die ganz Alten) gesehen.

    Da ich letztes Jahr coronabedingt sehr viel Zeit zum Schreiben hatte, sind meine ersten Fanfiction Geschichten

    entstanden.

    Zudem haben mich all die tollen Geschichten hier in diesem Forum dazu inspiriert, etwas eigenes zu schreiben.

    Mein favourite pairing ist auf jeden Fall Semir x Ben, wobei ich auch Semir x Tom sehr gerne lese.

    Dies ist meine erste Fanfiction, laßt ein bisschen Gnade walten, sollte diese stilistisch ab und an aus dem Rahmen fallen.

    Freu mich immer über Lob und Kritik!

    Nun aber viele Spaß beim lesen!

    *****


    Für Semir und Ben war es das erste freie Wochenende seit Monaten. Anstrengende Wochen lagen hinter den zwei Hauptkommissaren und sowohl ihre psychische, als auch ihre körperliche Verfassung schrie förmlich nach einer Erholungsphase.

    Der Tag begann für Semir und Ben sehr entspannt. Es war ein herrlicher Früh-Sommertag, an dem die Sonnenstrahlen schon am frühen Morgen die noch feuchte Luft sanft erwärmten.

    Andrea war mit den Kindern zu Ihren Eltern gefahren und gönnte den beiden Jungs, ihr gemeinsames Männer-Entspannungs-Wochenende, ganz von Herzen. Sie fand, dass sie sich dieses, nach den turbulenten letzten Wochen, redlich verdient hatten.

    Ein spektakulärer Fall von skrupellosem Menschenhandel, forderte das ganze kriminalistische Geschick der Beiden und das des Teams der Autobahnpolizei. Nicht nur einmal, waren sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gekommen, um diesen brutalen Machenschaften ein Ende zu setzen.

    Vor allem Ben, der im Undercover Einsatz hautnah mit den Menschenhändlern gearbeitet hatte, war sehr angeschlagen und dieser Fall hatte tiefe Narben auf seiner Seele hinterlassen. Nur um Haaresbreite hatte er den Einsatz überlebt. Nachdem der junge Polizist unerwartet aufgeflogen war, hatte sein Freund und Partner ihm sprichwörtlich in letzter Sekunde „den Hintern gerettet“.

    Dieser Einsatz hatte die zwei Männer noch mehr zusammen geschweißt und ihrer besonderen Freundschaft einen weiteren Vertrauensbonus beschert. Für Semir war Ben wie ein Familienmitglied und auch Andrea und seine Kinder, hatten den chaotischen jungen Mann ganz fest in ihr Herz geschlossen. Semirs Töchter Ayda und Lilly liebten ihren Benben abgöttisch und Semir war manchmal sogar ein bisschen eifersüchtig, denn wenn Ben auftauchte war der Papa komplett abgeschrieben. Semir sagte immer, dass in Ben noch ganz viel Kind steckte und dieser deshalb so gut mit seinen Kindern konnte.

    Nachdem Semir seinen Freund gefragt hatte, ob er der Patenonkel seiner zweiten Tochter Lilly werden möchte, ist dieser völlig ausgeflippt. Ben war so stolz! Er war mit so viel Engagement dabei und genoss jede Minute welche er mit seinen beiden Prinzessinnen verbringen konnte. Ben schwor sich damals, dass er immer für sie da war und alles dafür tun würde, dass es seiner „Ersatzfamilie“ gut ginge.

    Doch dieses Wochenende gab es nur Semir und Ben und nur Entspannung pur für die beiden Autobahncops. Ben war schon am Freitagabend bei Semir eingefallen und hatte in dem gerkhanschen Gästezimmer, welches Andrea extra für ihn eingerichtet hatte, geschlafen. Semir fuhr früh morgens zum Bäcker um die Ecke und kaufte für sich und Ben die halbe Bäckerei leer. Er wußte, dass Ben immer einen großen Appetit hatte und brachte vorsorglich etwas mehr mit.

    Nach einem ausgiebigen Frühstück war die Spülmaschine schnell gefüllt und der Frühstückstisch abgeräumt.

    Ben hatte sich für seinen Freund eine Überraschung ausgedacht und machte es gegenüber Semir sehr spannend.

    Nachdem Semir seinen Partner nun schon zum zehnten Mal gefragt hatte, wo es denn eigentlich hin ginge, hatte Ben es endlich geschafft, Semir in sein Auto zu manövrieren. Semir war so aufgeregt wie ein kleines Kind und Ben musste unwillkürlich schmunzeln.

    Nach ungefähr einer halben Stunde Autofahrt kamen sie an einer Anlegestelle am Rhein an und Ben präsentierte dem kleinen Türken seine Überraschung. Ben hatte lange nachgedacht, wie er seinem Kumpel eine Freude machen konnte und auch er seinem geplagten Körper etwas Gutes tun würde.

    „Tataaaa“ gab er stolz von sich und hob seine Hand in Richtung eines Flussschiffes, an einer Anlegestelle. Das Schiff sah aus wie ein Ausflugsschiff, welche man tagtäglich den Rhein hoch und runter fahren sah.

    „Das ist jetzt nicht dein Ernst! Wie oft haben ich mit Andrea und den Kindern schon an solch einer Bootsfahrt teilnehmen müssen!“ Semir zog eine gespielt beleidigte Schnute.

    Ben ließ sich jedoch nicht beirren und schob Semir in Richtung des Schiffes.

    „Semir, dass ist nicht das was du denkst, jetzt lass dich doch überraschen.“ Ben hatte mit solch einer Reaktion schon gerechnet, da er wußte, dass Semir solche Ausflugsdampfer hasste. Andrea nötigte ihren Ehemann ständig zu solchen Ausflugsfahrten, vor allem, wenn ihre Eltern zu Besuch waren und sie nicht wußte wie sie die beiden unterhalten sollte.

    Wiederwillig ließ sich Semir darauf ein und so bestiegen sie gemeinsam das Schiff. Sofort wurden Sie von einer sehr hübschen Stewardess begrüßt und an Bord gebeten. Beim Betreten des Innenbereichs verschlug es dem kleinen Polizisten förmlich die Sprache. Der Eingangsbereich sah aus wie ein orientalisches Bad mit einem plätschernden Springbrunnen und edlen Mosaikverzierungen. Überall standen tropische Pflanzen und Orchideen, welche einen unwiderstehlichen Duft verbreiteten.

    Semir war total fasziniert und brachte tatsächlich kein einziges Wort heraus. Eine leicht bekleidete, sehr hübsche Blondine, reichte Semir und Ben zwei tropische Cocktails und führte sie in ihre überaus luxuriöse und großzügige Kabine. Langsam dämmerte Semir was dies hier war! Ganz sicher kein Ausflugsdampfer, sondern ein luxuriöser Wellness-Tempel, mit jeglichem Komfort zum entspannen.

    „Ben, da hast du dich wirklich selbst übertroffen“, brachte Semir erstaunt und mit einem glücklichen Lächeln hervor. Er war immer wieder beeindruckt von den Ideen die Ben hatte und er war wieder mal sehr dankbar, so einen tollen Partner und besten Freund zu haben.

    Ben quittierte dies mit einem verlegenen Grinsen und einer freundschaftlichen Umarmung.

    „Semir, ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du gerade in letzter Zeit immer für mich da warst, vor allem als es mir so richtig beschissen ging.“ In Bens Augen glänzte es verdächtig feucht und schnell drehte er sich zur Seite, um seine Gefühlsduselei vor Semir zu verbergen.

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