Beiträge von SpeedBird90

    'Abschied'


    10. April 2003

    PAST, 16:45 Uhr


    Bonrath, Herzberger, Andrea und die Chefin standen geschlossen vor einem der Büros in der PAST und beobachteten Semir dabei, wie er versuchte Informationen von einem der Männer, der mit Leon Zyrs in Verbindung gebracht wurden, zu bekommen.

    Dabei wurde Semir immer grober, sodass Anna befürchtete, jeden Moment einschreiten zu müssen.

    Auch wenn sie dem Scheißkerl selber gerne den Hals umgedreht hätte!

    Es war noch keine vier Stunden her, das Tom Kranichs schwangere Freundin bei einem Bombenanschlag, angeordnet von Leon Zyrs, ums Leben gekommen war.

    Das allgemeine Entsetzen über diese Gräueltat, war nicht messbar und Anna wollte und konnte sich nicht vorstellen, wie sich Tom in diesem Moment fühlen musste.

    Zumal der Anschlag eigentlich ihm gegolten hatte...

    Sie holte tief Luft und versuchte sich wieder auf das Geschehen vor ihr zu konzentrieren, da Semir in dem Moment aufgebracht aus dem Raum stürmte.

    „Der Penner sagt nichts!“ Der kleine Polizist schlug wütend gegen eine Wand. „Bonrath, der Kerl kommt sofort in U-Haft!“

    „Hat er irgendetwas gesagt?“ Anna ging neben Semir her der anscheinend ziellos, auf dem Revier umherlief.

    „Nein, gar nichts! Außer: ‚Ich will meinen Anwalt sprechen‘!“ Er schüttelte den Kopf. „Manchmal kotzt mich das alles einfach nur noch an!“ Die Chefin nickte bedächtig, wusste sie doch genau, wovon er sprach.

    „Hat sich Tom bei ihnen gemeldet?“

    „Nein... Er hat vorhin nur gesagt das ich ihn in Ruhe lassen soll und ist zu Fuß losgezogen...“

    „Worauf warten sie dann noch?“ Semir sah sie fragend an.

    „Gehen sie ihn suchen und sein sie für ihn da! Wir kommen hier einen Nachmittag auch ohne sie zurecht. Und wenn sich etwas tut, rufe ich sie an. Versprochen.“

    „Danke Chefin!“ Er nickte ihr aufrichtig dankbar zu und war auch schon auf dem Weg nach draußen.


    ***


    Nach längerer Suche fand er seinen Partner schließlich an der Bar eines kleinen Hotels im Kölner Süden.

    Auf den ersten Blick war klar, dass Tom hier schon eine ganze Weile sitzen musste und der mit Whisky gefüllte, vor ihm stehenden Tumbler, nicht sein erster war.

    Semir setzte sich schweigend neben ihn auf einen der Hocker.

    Er setzte mehrere Mal an, wusste aber einfach nicht was er sagen konnte, um seinem Freund ein wenig Schmerz zu nehmen.

    Also saßen sie eine ganze Weile einfach schweigend nebeneinander und tranken.

    „Weißt du wie das ist, wenn man genau weiß das man angekommen ist? Das man den Menschen gefunden hat, mit dem man alt werden will?“ Tom sprach leise und nicht mehr ganz deutlich.

    Semir schüttelte zaghaft mit dem Kopf. Wobei er sich da nicht sicher war. Er konnte sich vorstellen, mit Andrea diese Person vielleicht doch schon gefunden zu haben. Möglich war es...

    „Und dann wird dir diese Person genommen... Sie ist einfach weg. All die Dinge, von denen du gedacht hast, dass du noch ein ganzes Leben Zeit hast sie zu sagen, bleiben für immer ungesagt und ungehört...“

    Semir schluckte schwer und beobachtete wie Tom ein weiteres Glas leerte. Er wusste nicht was er darauf sagen sollte. Also saßen sie weiter einfach nur nebeneinander.


    14. April 2003

    PAST, Büro der Dienststellenleitung, 09:54 Uhr


    „Sind sie sicher? Tom, wenn sie einfach nur eine Pause und Zeit zum Nachdenken brauchen...“

    „Nein. Ich brauche nicht nur eine Pause.“ Kranich schüttelte müde mit dem Kopf, auch wenn er seine Vorgesetzte verstand und es zu schätzen wusste, dass sie versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.

    „Chefin, ich habe die letzten Tage lange darüber nachgedacht. Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll oder was ich machen will. Aber ich weiß, dass ich kein Polizist mehr sein will.“

    Anna lehnte sich weiter in ihrem Schreibtischstuhl zurück und musterte ihn aufmerksam. Auch wenn sie, zum Glück, keine Ahnung hatte, wie sie selber in so einer Situation reagieren würde, verstand sie ihn und konnte sein Handeln durchaus nachvollziehen. Und sie war sich auch bewusst, dass es nichts bringen würde, zu versuchen, ihn weiter zum Bleiben zu überreden.

    „Tom ich kann nicht sagen, dass ich auch nur ansatzweise weiß, was sie im Moment durchmachen. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich diesen Schritt gut überlegt haben. Auch wenn ich es sehr schade finde, dass sie sich dazu entschieden haben. Man wird sie hier vermissen.“ Sie lächelte und spezifizierte: „Ich werde sie hier vermissen.“

    „Danke Chefin...“ Er brachte ein knappes Lächeln zu Stande, wirkte im nächsten Moment jedoch schon wieder bedrückt und unsicher.

    „Ich möchte auch, dass sie wissen, das keiner der Kollegen hier glauben wird, dass sie uns im Stich lassen.“ Kranich nickte und sie glaubte Erleichterung in seinen Augen zu sehen. Bis sein Blick in Richtung seines und Semirs Büro glitt und sich wieder ein Schatten über sein Gesicht legte. Die Chefin folgte seinem Blick und sagte sanft:

    „Auch Semir wird es verstehen. Er wird zu Anfang vielleicht ein wenig enttäuscht sein, aber er wird es verstehen.“ Tom nickte bedächtig und eine etwas längere Pause entstand, ehe er sagte:

    „Sagen sie den Kollegen bitte erst einmal nichts? Ich möchte heute Abend in Ruhe mit Semir reden und will das er es von mir erfährt. Genau wie die übrigen Kollegen.“

    „Selbstverständlich, Tom.“

    ***

    Genau wie die Chefin es gesagt hatte, war Semir im ersten Moment in der Tat sehr enttäuscht und gab sich alle Mühe Tom davon zu überzeugen doch nicht zu kündigen.

    Letztlich hatte er es, nach ihrem mehrstündigen Gespräch am Rhein, aber doch verstanden und konnte das Handeln seines Freundes nachvollziehen.

    Dennoch kam es ihm unglaublich unwirklich vor, als Tom Kranich zwei Tage später die PAST ein für alle Mal verlies, einen kleinen Karton mit seinen persönlichen Dingen unterm Arm.


    'Vater und Sohn'


    24. August 2002:

    Parkplatz vor der PAST, 15:30 Uhr


    „Doch, ich bin mir ganz sicher das Dieter sich die Kochmütze und Kochschürze in blau gewünscht hat!“ Semir nickte heftig, während er gemeinsam mit Tom und Herzberger in den BMW einstieg.

    „Sicher? Ich meine er hat was von einer roten Schürze gesagt...“ Tom sah seinen Partner etwas skeptisch an und auch Hotte meinte etwas von einer roten Schürze gehört zu haben.

    Alle drei waren auf dem Weg zu Bonrath, der an diesem Tag Geburtstag hatte und zu einem Grillnachmittag zu sich nach Hause eingeladen hatte.

    Die Diskussion über die Farbe von Mütze und Schürze wurde auf der Fahrt jedoch jäh unterbrochen, als sie zu einem schweren Unfall auf der A3 zur Verstärkung dazu gerufen wurden.

    „So ein Mist!“ maulte Semir, während er Gas gab und den BMW nun anstelle zu Bonrath, in Richtung A3 steuerte. Auf der Rückbank beschwerte Hotte sich, dass er Hunger hatte und auch Tom war von der unerwarteten Arbeit wenig begeistert.


    Bei Dieter im Garten beobachtete die Chefin zur selben Zeit, wie Andrea, die zum Set aus Mütze und Schürze gehörende Schleife, um Bonraths Hals band.

    Leonie auf ihrem Arm sah fasziniert dabei zu und deutete mit einem Finger auf Dieter.

    „Rot!“

    „Genau mein Schatz: Rot!“ Anna nickte lächelnd und sagte an Bonrath gewandte: „Rot steht ihnen ausgezeichnet.“

    „Danke! Das ist auch genau das Set in der Farbe, dass ich mir gewünscht habe.“

    Andrea und die Chefin warfen sich einen zufriedenen Blick zu.

    Im Gegensatz zu Tom und Semir, hatten sie zugehört als Bonrath von der Farbe gesprochen hatte.

    Anna reichte Andrea einen der bereitstehenden Teller, ehe sie sich selber einen nahm und genau wie ihre Sekretärin zu Bonrath an den Grill trat.

    „Junge Dame, was möchtest du denn haben?“ Dieter lächelte die Miniausgabe seiner Chefin freundlich an, die unentschlossen zwischen den vielen Verschiedenen Dingen auf dem Grill hin und hersah und es offensichtlich war, dass sie keine Ahnung hatte.

    „Leo magst du ein Würstchen bei mir probieren?“ schlug Anna schließlich vor und hielt ihrem Kollegen den Teller hin. Die Kleine nickte eifrig, sodass ihre dunklen, Haare umherflogen.

    „Wo ist denn eigentlich ihr Sohn, Bonrath?“ fragte Anna da sie den heute noch nicht gesehen hatte.

    „Ach der...“ Dieter zuckte mit den Schultern. „Der sagt mir schon lange nicht mehr, wo er sich rumtreibt. Genießen sie also bloß die Zeit, solange die Maus noch so klein ist.“ Er zwinkerte ihr zu. „So einfach wird es nie wieder werden!“


    ***


    Eine gute Stunde später tauchten dann auch endlich Tom, Semir und Hotte auf, die etwas peinlich berührt auf die rote Schürze blickten, die Dieter noch immer trug.

    „Ich habe dir ja gesagt rot... Und nicht blau!“ stichelte Tom, was dazu führte, dass der Kleinere mit den Augen rollte.

    Nach dem sie die schon anwesenden Gäste begrüßt hatten, gesellten sie sich zu Andrea und beiden Engelhardts an den Tisch.

    „Ja, tut uns leid, dass wir erst jetzt kommen... Aber zwei Jugendliche haben noch ein riesen Zinnober auf der A3 veranstaltet...“ entschuldigte sich Semir als er platzt nahm.

    Leonie sah ihn vom Schoß der Mutter aus unschuldigen Augen an und fragte: „Onkel Semir hat Unfall gemacht?“ was vor allem bei Tom für Erheiterung sorgte.

    „Oh, nein, nein, nein Leo...! Ich habe heute keinen Unfall gemacht! Das waren andere Leute.“

    „Ganz oft ist es aber doch Onkel Semir der die Unfälle macht. Da hast du schon recht!“ bestätigte Kranich.

    „Weil das bei dir so anders ist Tom... Die Tage im Jahr, wo du keinen Unfall baust, sind ganz klar in der Unterzahl!“

    „Ich würde mir eher Gedanken darüber machen, dass dich schon eine Zweieinhalbjährige durchschaut hat, Partner!“ lachte Tom.

    „Ach was! Leo und ich sind ein super Team, nicht wahr?“ Semir streckte eine Hand über den Tisch, in die kurz darauf eine kleine Kinderhand einschlug.

    Anna hatte es von Anfang an erstaunlich gefunden, was für einen ausgesprochen guten Draht, Semir zu ihrer Tochter hatte.

    Wobei es sie auf der anderen Seite, eigentlich überhaupt nicht wundern sollte.

    Was sie hingegen wirklich wunderte, und wovor sie am Anfang durchaus etwas Sorge gehabt hatte, war, dass Semir anscheinend noch keine eindeutigen Schlüsse in Bezug auf Leonies Vater geschlossen hatte.

    Auch wenn sich schon sehr früh abgezeichnet hatte, dass die Kleine äußerlich ganz eindeutig nach der Mutter kam, war es offensichtlich, dass ihre blauen Augen, ganz klar nicht von Anna, sondern vom Vater, kommen mussten.

    Auf der anderen Seite war es ihr so um einiges lieber und sie musste sich nicht erklären.

    Sie wusste zwar sehr wohl, dass hin und wieder, hinter vorgehaltener Hand gerätselt wurde, wer der Vater sein könnte, allerdings hielt es sich sehr in Grenzen und jeder respektierte, dass sie dazu nichts sagte.

    Todesfahrt der Linie 834


    5. April 2001:

    PAST, 10:20 Uhr


    Kriminalhauptkommissarin Anna Engelhardt sah genervt von einem der vier vor ihr stehenden Männern zum nächsten. Dabei tippte sie unablässig mit einem Kugelschreiber auf ihren Schreibtisch.

    Sie war erst vor drei Tagen aus der Elternzeit zurückgekommen und hatte wieder angefangen in Teilzeit zu arbeiten, nachdem sie am 30. Dezember 1999 ihre Tochter, Leonie, auf die Welt gebracht hatte.

    Jetzt gerade bereute sie es zutiefst, nicht die vollen drei Jahre Elternzeit genommen zu haben!

    Ein Basejumper hatte an diesem Morgen auf der A3 für eine Massenkarambolage gesorgt und natürlich waren Tom, Semir und dieses Mal sogar Bonrath und Herzberger, wieder einmal voll mittendrin gewesen!

    „Was wissen wir bis jetzt über diesen toten Fallschirmspringer?“ fragte die Chefin schließlich.

    „Ja, leider nicht so viel...“ Semir räusperte sich und deutete auf das Stück Nylon auf dem Schreibtisch seiner Vorgesetzten. „Wir haben nur ein Stück des Fallschirms...“

    „Worauf warten sie dann noch? An die Arbeit meine Herren! Ich will alles über diese Verrückten wissen, bevor noch so ein Unfall passiert!“

    Die Vier nickte eifrig und hatten es eilig aus dem Büro zukommen.

    In der Tür wurden sie jedoch noch einmal aufgehalten. Als die Chefin ganz beiläufig erwähnte:

    „Der Polizeipräsident möchte übrigens zu gerne wissen, wie ein mit Möbeln beladenes Dienstfahrzeug der Polizei in eine Massenkarambolage geraten konnte...“

    Anna sprach von dem LKW, den sich Bonrath für einen Umzug ‚ausgeborgt‘ hatte.

    Während Tom, Semir und Hotte ertappt dreinblickten, sagte Dieter ziemlich selbstbewusst:

    „Bei einem dienstbezogenen Wohnortswechsel darf man, in Absprache mit der zuständigen Dienstellenleitung, sehr wohl ein Dienstfahrzeug der Polizei für solche Zwecke benutzen.“

    Zustimmendes Nicken von allen Seiten ließ die Chefin schnaubend den Kopf schütteln.

    „Und wer hat sich mit mir abgesprochen?“

    Darauf hatte Bonrath nichts Schlaues zu antworten, da sich natürlich niemand mit ihr abgesprochen hatte.

    „Naja... Wir wollten ihnen den lästigen Papierkram ersparen...“ sagte Dieter schließlich kleinlaut und Anna konnte nur mit dem Kopfschütteln.

    „Sehen sie zu, dass sie Land gewinnen!“ Der Papierkram, der jetzt auf sie wartete, war um einiges aufwendiger und sie würde einmal mehr beim Polizeipräsidenten zu Kreuze kriechen müssen...

    ***

    Auf Tom und Semir war jedoch Verlass, und sie gerieten kurz darauf in einen noch größeren Schlamassel, sodass der Papierkram ihr kleinstes Problem war und schnell in Vergessenheit geriet.

    „Wenn sich in einem Umkreis von 200 Kilometern irgendwo eine Katastrophe anbahnt, sind die Herren Gerkhan und Kranich natürlich ganz vorne mit dabei! Ich weiß gar nicht wie die das immer schaffen...!“ murmelte Anna mürrisch, als Andrea ihr mitteilte das die zwei Helden mitten in eine Bus-Entführung geraten waren.

    Während sie auf den Helikopter wartete, der sie an die Front des Geschehens zu Tom und Semir bringen würde, telefonierte sie mit ihrem Vater und entschuldigte sich dafür, dass es bei ihr heute vielleicht etwas später werden könnte.

    „Das ist überhaupt kein Problem. Pass du nur gut auf dich auf und sei vorsichtig!“

    Holger Engelhardt war ein, seit einem Monat, pensionierter Lufthansa Boeing 747 Langstrecken Kapitän und war vom ersten Moment an, seit sie erfahren hatte das sie schwanger war, eine unendlich große Hilfe gewesen.

    Er war vernarrt in seine Enkelin und kümmerte sich rührend um sie. Anna wusste wirklich nicht, was sie ohne ihn machen würde.


    ***

    Am Ende des Tages hatten Tom und Semir einmal mehr eine Schneise der Verwüstung durch halb NRW gezogen. Allerdings hatten sie auch einmal mehr in Windeseile die Verbrecher geschnappt, wodurch sie letztlich schlimmeres verhindert hatten.

    Trotzdem konnte sich die Chefin einen Spruch nicht verkneifen, als sie ihre Männer auf der stark beschädigten Autobahnbrücke, wo die wilde Busfahrt letztlich geendet hatte, zu Gesicht bekam.

    „Da haben sie ja wieder ganze arbeite geleistet- alles Schrott!“

    „Naja, mehr war in der kurzen Zeit einfach nicht zu schaffen...“ Semir grinste verschmitzt.

    „Aber morgen ist ja auch noch ein Tag!“ fügte Tom ebenfalls grinsend hinzu und Anna kam nicht mehr umher zu Lachen.

    „Und ein bisschen haben sie unser Chaos doch bestimmt auch vermisst, Chefin... Oder?“ fragte Gerkhan unschuldig.

    Anna sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und tat so, als ob Semir völlig übergeschnappt war.

    In Wirklichkeit hatte sie das Chaos ihrer Kommissare, während ihrer anderthalbjährigen Pause, sehr wohl ein bisschen vermisst.

    Jedenfalls hin und wieder.

    Auf der anderen Seite genoss sie ihre neue Rolle als Mutter in vollen Zügen und wollte ihre Tochter um nichts in der Welt mehr missen.

    Die Kleine hatte ihr Leben zwar völlig auf den Kopf gestellt und trotzdem hatte sie sich nach ihrer Geburt in Rekordzeit an die neue Situation gewöhnt und sie mit völliger Selbstverständlichkeit und Begeisterung angenommen.

    Hatte ihr altes Leben ohne Kind einfach hinter sich gelassen und sich Hals über Kopf in das neue Abenteuer gestürzt.

    Fairerweise musste sie allerdings zugeben, dass Leo ein, wie sie es selbst beschrieb, ‚Anfängerkind‘ war, die es ihr bis jetzt recht leicht gemacht hatte. Und sie hätte ganz sicher nichts dagegen, wenn es auch so bleiben würde.

    14.Juli 1999

    PAST, 17:10 Uhr


    „Semir haben sie noch einen kurzen Moment Zeit für mich? Ich wollte noch kurz etwas mit ihnen besprechen.“

    Der angesprochene hielt mitten in der Bewegung inne, als er mit Tom Kranich gemeinsam Feierabend machen wollte.

    „Ja klar, Chefin.“ Er wandte sich seinem Partner zu. „Wir sehen uns dann morgen früh, Tom“

    Kranich nickte lächelnd und wünschte ihm und der Chefin einen schönen Abend.

    Als Gerkhan kurz darauf vor ihrem Schreibtisch saß, musterte Anna ihn einen Augenblick aufmerksam.

    Sie hatte ihn und Tom in den zwei Wochen, die sie jetzt zusammenarbeiten, genauestens beobachtet. Und das, was sie gesehen hatte, gefiel ihr. Aber sie wollte von Semir persönlich hören, was er von seinem neuen Partner hielt.

    „Sie scheinen mit Herrn Kranich ja ganz gut zurecht zu kommen...“ fing Anna schließlich an und behielt ihn dabei weiter im Auge.

    „Och jo...Naja... Ich denke schon“ Semir zuckte lässig mit den Schultern. Das Grinsen auf seinem Gesicht sprach jedoch Bände und er spezifizierte:

    „Nein, Tom ist wirklich in Ordnung. Er ist ganz lustig und kann sogar Autofahren. Natürlich nicht so gut wie ich, aber das kann man ihm bestimmt noch beibringen!“

    Die Chefin war sich ziemlich sicher, dass er mit ‚Autofahren beibringen‘ wohl eher meinte ihm zu zeigen, wie man seine Dienstwagen auf schnellstem Weg in die Werkstatt brachte...

    Aber dazu sagte sie in dem Moment nichts. Sie war einfach froh darüber, dass Semir so gut mit Tom zurechtkam.

    „Ich bin mir sicher, dass sie ihm das mit dem Autofahren in Windeseile beibringen werden.“

    „Darauf können sie sich verlassen.“ Gerkhan grinste, wurde im nächsten Moment dann aber doch ernster. Ihm war durchaus bewusst, dass sich die Chefin ernsthaft Gedanken gemacht hatte.

    „Ich weiß das ich mich im Juni ein bisschen daneben benommen habe... Und den Kollegen gegenüber nicht wirklich fair war. Aber sie müssen sich keine Sorgen machen. Tom und ich kommen gut zurecht!“


    Anna sah ihn noch einen Moment lang prüfend an, ehe sie zufrieden lächelnd nickte.

    „Das beruhigt mich wirklich. Und es freut mich.“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie sagte:

    „Dann kann ich sie also ab Ende November mit ihm alleine lassen und muss mir keine Sorgen machen?“

    „Klar...“ Er hielt abrupt inne und setzte sich kerzengerade in seinem Stuhl auf. „Bitte was? Alleine lassen?! Was soll das denn heißen?“

    „Nicht das was sie jetzt denken...“

    „Ja, wie? Wollen sie etwa aufhören?“

    „Nein Semir, das will ich nicht. Und das werde ich auch nicht.“

    „Haben sie einen neuen Job?“ Semir war ehrlich verwirrt und die Vorstellung das bald auch die Chefin weg sein könnte, beunruhigte ihn zutiefst. Und das stand ihm auch deutlich ins Gesicht geschrieben.

    „Semir, es ist nur eine Pause auf Zeit.“ Versuchte sie ihn zu beruhigen.

    „Wie jetzt? Ich verstehe nicht ganz... Eine Pause?“ Er war nun endgültig komplett verwirrt.

    „Ich werde ab Ende November in Mutterschutz gehen.“

    „In... Was?“ Semir starrte seine Vorgesetzte nun mit riesengroßen Augen an. Hatte er da gerade richtig gehört?

    „In Mutterschutz, Semir.“ Wiederholte die Engelhardt und ein leicht amüsierter Zug spielte um ihre Mundwinkel.

    Gerkhan blinzelte mehrfach und man konnte förmlich sehen wie sich die unterschiedlichen Rädchen in seinem Kopf drehten, ehe er zu begreifen schien und noch immer vollkommen perplex fragte: „Sind sie etwa schwanger?“

    „Ja, das bin ich.“

    „Oh. O-kay...“ Er blickte noch immer keinen Deut weniger verdattert drein. „Das kommt jetzt ehrlich gesagt eine wenig überraschend...“

    Anna hob wissentlich amüsiert die Augenbrauen. Ja, wem sagte er das...

    „So ist das eben manchmal...“ sie lächelte leicht verlegen und auch Semir fing jetzt an breit zu lächeln.

    „Das sind wirklich mal schöne Neuigkeiten! Das freut mich für sie!“

    „Danke!“

    „Wissen die Kollegen schon bescheid?“ Anna wog den Kopf hin und her. „Offiziell sind sie der erste Kollege der Bescheid weiß. Ich habe aber die Vermutung, dass Frau Schäfer bereits vor ein paar Wochen dahinter gekommen ist...“

    Semir grinste wissentlich. Das wunderte ihn nicht wirklich. Ganz kurz fragte sich der Polizist allerdings, wie es sein konnte, dass die Chefin ein Kind erwartete.

    Denn soweit er wusste, hatte sie seit Ende des letzten Jahres keinen festen Partner mehr. Den Gedanken verdrängte er jedoch umgehen wieder, schließlich brauchte es keinen Trauschein um schwanger zu werden und sie lebten nicht mehr im 18. Jahrhundert. Außerdem ging es ihn überhaupt nichts an, wie es dazu gekommen war.

    Innerlich musste er kurz grinsen: Das hin und wieder ‚Unfälle‘ passierten, wusste er ja nun mal mit am besten.

    Und als er seine Vorgesetzte jetzt musterte, war deutlich zu sehen, dass sie rundum zufrieden wirkte.         

    ‚Höllenfahrt auf der A4‘


    1. Juli 1999

    A4, Ausfahrt bei Aachen 12:04 Uhr


    „Verdammt noch mal! Sind die denn alle vollkommen durchgeknallt?! Scheiße! Wollen die uns umbringen?! Herrgott, in dem Auto sitzt ein Baby!“

    Semir Gerkhan brüllte ungehalten und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen in sein Handy, nachdem er keine Minute zuvor die Barriere aus Wasserfässern durchbrochen hatte, die verhindern sollte, dass der Amokfahrenden Mercedes durch die Aachener Innenstadt fahren konnte.

    Mit dieser Aktion hatte er den Insassen, unter denen sich auch sein neuer Partner befand, wohl das Leben gerettet.

    „Semir es tut mir unglaublich leid! Aber ich konnte nichts machen! Regierungspräsident Brüssler hat die Aktion angeordnet...“ Aufrichtiges und ehrliches Bedauern schwang in der Stimme der Chefin mit.

    Auch wenn der kleine Polizist wusste, dass die Engelhardt alles in ihrer machtstehend tat, um zu helfen, warf er das Handy dennoch wütend auf den Beifahrersitz.

    Die Nummer hätte wirklich böse enden können!


    In der PAST war die Chefin keinen Deut weniger wütend und fuhr sich entnervt durch die mittlerweile etwas längeren Haare.

    Semirs neuer Partner, Tom Kranich, gab einen Einstand, der aufregender und ereignisreicher wohl nicht hätte sein können. Etwas, auf das sie momentan gut und gerne hätte verzichten können.

    Immerhin könnte dies zur Folge zu haben, dass Semir ihm vielleicht eine Chance geben würde.

    Im Juni hatte er zwei Kollegen, die ihm als Partner hättet dienen sollen, derart herablassend und gemein behandelt, dass sie nach zwei, beziehungsweise drei Tagen, freiwillig das Handtuch geschmissen hatten.

    Nach dem ersten Vorfall hatte Anna noch versucht mit Engelszungen auf ihn einzureden und ihm versucht verständlich zu machen, dass er nicht länger alleine auf Streife fahren konnte und dringend einen neunen Partner brauchte. Bei allem Verständnis, das sie für ihn hatte und wusste, dass niemand André ersetzen konnte.

    Nach dem zweiten Vorfall war ihr jedoch der Kragen geplatzt und sie hatte ein Machtwort gesprochen, da sie aktuell einfach nicht die Nerven oder Kraft hatte, sich weiterhin mit Semirs kleiner Rebellion auseinander zu setzen.

    Also hatte sie ihn vor die Wahl gestellt einen neuen Partner zu akzeptieren, oder aber in den Innendienst zu wechseln. Die Auswahl hatte ihm natürlich nicht geschmeckt und entsprechen war seine Laune in den letzten Tagen gewesen.

    Selbst Andrea hatte ihn mehr als einmal als ‚Giftzwerg‘ tituliert, was Anna als sehr passend empfunden hatte.


    Die Sekretärin war es jetzt auch, die neben sie trat und auf die Karte von Aachen und Umgebung deutete, vor der die Chefin momentan stand.

    „Was gibt es denn Andrea?“

    „Der Regierungspräsident hat die Durchfahrt durch Aachen jetzt doch genehmigt.“ Die jüngere der beiden Frauen zögerte und musterte die andere kurz, ehe sie sagte:

    „Aber wir haben ein neues Problem...“

    „Was ist denn nun schon wieder?“ Es war der Chefin deutlich anzuhören wie genervt und angespannt sie war.

    „Sie kennen die Zugbrücke, drüben bei Heinsberg?“ Anna nickte knapp und Andrea schluckte, bevor sie weitersprach: „Die ist oben und angeblich kaputt...“

    Die Engelhardt begriff sofort was das bedeutete und schloss kurz entsetzt die Augen, um ihre Gedanken zu sortieren.

    Ihrer aufmerksamen Sekretärin entging nicht, dass sie dabei, in einer schützenden Geste, eine Hand auf den Bauch legte. Etwas, das sie so erst seit kurzem tat.

    Der Sekretärin war auch nicht entgangen, dass ihre Chefin schon seit geraumer Zeit auffällig wenig Kaffee trank, sich in den letzten Wochen morgens, kurz vor Dienstbeginn, drei Mal recht plötzlich für den Tag Krankgemeldet hatte und bei ihrem Revier Grillfest am letzten Wochenende nichts außer Wasser getrunken hatte.

    Und da Andrea 1 und 1 zusammenzählen konnte, hegte sie bereits seit ein paar Wochen den Verdacht, dass ihre Vorgesetzte ein süßes kleines Geheimnis mit sich herumtrug, was sie jedoch noch recht erfolgreich zu verstecken wusste.

    Die Blonde glaubte aber, dass ihr das nicht mehr allzu lange gelingen würde, da sie glaubte erkannt zu haben, dass auch Bonrath und Herzberger vor einigen Tagen Verdacht geschöpft hatten.

    „Gibt es einen Weg um die Brücke herum?“

    Die Frage riss Andrea aus ihren Gedanken und sie schüttelte verneinen den Kopf. „Nein, den gibt es nicht.“

    „Dann sollten wir uns schleunigst etwas einfallen lassen!“


    ***


    Die Erleichterung auf der PAST war mit Händen greifbar, als sie am Fernseher das glückliche Ende der ‚Höllenfahrt‘, live verfolgen konnten.

    Bonrath und Herzberger hatten es doch noch geschafft die in Wirklichkeit vollfunktionsfähige Hubbrücke soweit zu senken, dass die beiden Autos darüber springen konnten.

    Kurz darauf war der Mercedes dann auch endlich zum Stehen gekommen und die Insassen waren alle wohlbehalten ausgestiegen.

    Noch erleichterte war die Chefin darüber, als sie sah wie angeregt sich Semir mit seinem neunen Partner unterhielt. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung...

    14. Mai 1999

    Flughafen Köln/Bonn 09:46 Uhr


    Semir Gerkhan starrte an diesem frühen Morgen emotionslos aus dem kleinen ovalen Flugzeugfenster der Boeing 737 von Air Berlin, während sie immer weiter dem Boden entgegenflogen. Wirklich etwas sehen tat er jedoch nicht.

    Mit seinen Gedanken war er noch immer auf Mallorca und bei seinem toten Partner.

    Die erfolglos Suche nach André Fux war am Abend zuvor offiziell eingestellt worden.

    Für die spanischen Behörden und Kollegen bestand kein Zweifel mehr daran, dass der deutsche Polizist tot war.

    Und auch wenn er sich nichts sehnlicher wünschte als dass sie damit falsch lagen, wusste Semir, dass sie recht hatten.

    Sein Freund war tot.

    Mit dem Pfeil einer Harpune von Carlos Berger erschoss und von den unendlichen Weiten des Meeres verschluckt.

    Er war zu spät gekommen und hatte nichts mehr tun können, um das Unglück zu verhindern. Hatte André nicht mehr helfen können!

    Gott, er hatte es nicht einmal zustande gebracht die Leiche seines Partners zu finden, um ihm ein anständiges Begräbnis zu ermöglichen! Das Mittelmeer würde ihm als letzte Ruhestätte dienen.

    Immerhin hatte die Chefin ihm Zeit gegeben vor Ort zu suchen und sich anschließend an den Gedanken zu gewöhnen, das André nicht wiederkommen würde. Und dafür war er ihr unglaublich dankbar.

    Am Abend zuvor hatte er sich dennoch derart betrunken, dass er heute Morgen um ein Haar das Flugzeug zurück nach Köln verpasst hätte.

    Bei allem Verständnis für die Situation und die gegebenen Umstände, hätte ihm das vermutlich einen Anschiss von der Engelhardt eingebracht, da sie beide in nicht einmal einer Stunde im BKA erwartet wurden, wo man noch einige Fragen an sie, vor allem aber wohl an ihn hatte.

    Der Flieger setzte nicht ganz sanft auf und Gerkhan wurde im wahrsten Sinne des Wortes auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

    In ihrer Wohnung, keine 20 Kilometer entfernt, war zur selben Zeit auch seine Vorgesetzte kurz davor, auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden.


    Wohnung der Chefin, Köln Eigelstein, 09:47 Uhr


    Anna Engelhardt lief unruhig im Badezimmer auf und ab.

    Dabei fuhr sie sich abwechselnd nervös durch die dunkeln Haare oder knetete genauso nervös ihre Hände. In regelmäßigen Abständen ging ihr Blick zudem zu der kleinen Digitaluhr, die oberhalb des Waschbeckens stand.

    Noch zwei Minuten...

    Warum dauerte das auch so lange?! Das konnte doch alles nicht wahr sein!

    An der Tür drehte sie sich zum zigsten Mal um und lief die wenigen Schritte zurück in Richtung Dusche.

    Anstelle wieder kehrt zu machen setzte sie sich dieses Mal jedoch auf den Toilettendeckel neben der Dusche und vergrub das Gesicht in den Händen, unwillkürlich mit dem Kopf schüttelnd.

    Zum hundertsten Mal ging sie die Liste der Indizien in ihrem Kopf durch. Es deutete vieles in eine Richtung und auch zeitlich passte es wunderbar zusammen.

    Die braunen Augen wanderten wieder unruhig zu den roten Ziffern der Uhr.

    Noch eine Minute...

    ‚Was-wäre-wenn‘- Szenarien begannen in ihrem Kopf zu tanzen und machten es ihr nicht leichter.

    Ja... Was wäre, wenn?!

    Was um alles in der Welt sollte sie dann tun?

    Was wollte sie dann tun und was konnte sie tun?

    Im Gegensatz zu den beiden anderen Fragen, gab es auf die letzte Frage tatsächlich nur eine begrenzte Zahl von Antwortmöglichkeiten. Zu mindestens, wenn man im gesetzlich erlaubten Rahmen bleiben wollte.

    Anna fuhr sich erneut mit den Händen über das Gesicht, als könne sie so die Gedanken einfach wegwischen. Wenn es doch nur so einfach wäre!

    Vielleicht machte sie sich auch völlig umsonst so verrückt und es gab eine ganz harmlose, andere Erklärung für alles.

    Sie hob den Blick und konnte es nicht verhindern schwer zu schlucken.

    Die fünf Minuten waren um.

    Es war Zeit der Realität ins Auge zu schauen und Gewissheit zu erlangen.

    Sie zögerte.

    Wischte ihre, vor Aufregung feuchten Hände, an dem flauschigen Bademantel ab, den sie noch immer trug.

    „Jetzt sei kein Feigling! Du hast dich ganz alleine in diese Situation gebracht! Also stell dich jetzt nicht so an!“ Dachte sie, ein wenig von sich selbst genervt und stand schließlich auf.

    Strenggenommen, war das jedoch nicht ganz richtig. Denn ganz alleine, war sie nicht in diese Situation geraten...

    Ein wenig fahrig griff sie schließlich nach dem weiß-blauen Plastikstäbchen, dass neben dem Waschbecken lang und drehte es langsam um- Großer Gott!

    Umgehend riss sie, noch immer ungläubig, die Augen weit auf.

    Aber nun hatte sie sie.

    Nun hatte sie die Bestätigung, dass sie die verschiedenen Symptome der letzten Wochen allesamt durchaus richtig gedeutet und den richtigen Schluss daraus gezogen hatte:

    Sie war schwanger.

    Und es gab genau eine Möglichkeit, wie es dazu gekommen war...

    ***

    Das plötzliche, unerwartete Klingeln ihres Handys ließ sie derart heftig zusammenzucken, dass ihr der Test aus der Hand fiel und klappernd im Waschbecken landete.

    Wie ferngesteuert ging sie durch die Wohnung zum Wohnzimmertisch, auf dem das Handy lag, und meldete sich.

    Semir war am anderen Ende der Leitung und fragte, wo genau sie denn sei.

    Im ersten Moment wusste die Chefin nicht, wovon er redete, bis es ihr in den Sinn schoss und sie leise fluchte.

    Sie hatte total vergessen, dass sie Semir vom Flughafen hatte abholen wollen, um mit ihm gemeinsam ins BKA zu fahren, wo man bereits ungeduldig auf Gerkhans Aussage wartete.

    Anna entschuldigte sich mehrfach und versprach in einer halben Stunde am Flughafen zu sein.

    Hastig stürzte sie zurück ins Badezimmer, wo sie den Bademantel gegen einen Hosenanzug tauschte.

    Bevor sie das Bad jedoch verließ, blieben ihr Augen für einen kurzen Moment noch einmal an dem, immer noch im Waschbecken liegenden und immer noch positiven Schwangerschaftstest hängen.

    Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter.

    Aber dafür hatte sie jetzt keine Zeit! Damit würde sie sich in Ruhe heute Abend auseinandersetzen. Oder Morgen...


    04. Juni 1999

    Kapelle am Süd-Friedhof, 11:30 Uhr


    Da man noch immer keine Leiche gefunden hatte, gab es auch keine Beerdigung im klassischen Sinn.

    Allerdings hatten die Kollegen der PAST in Zusammenarbeit mit dem BKA eine Gedenk- und Trauerfeiere für ihren verstorbenen Kollegen organisiert.

    Die Anzahl der Anwesenden Kollegen und Wegbegleiter, die sich an diesem Freitag in der Kapelle versammelt hatten, sprach eindeutig dafür, wie beliebt André Fux gewesen war.

    Semir saß zwischen Bonrath und Andrea in einer der vordersten Reihen und lauschte mit versteinerter Mine der ruhigen Stimme der Chefin, die, wie er fand, genau die richtigen Worte gefunden hatte, um die Geschehnisse zu beschreiben und in einer sehr gelungen, passenden Art und Weise an André erinnerte. Dabei würdigte sie auch dessen Leistungen und seine hervorragende Arbeit als Polizist.

    Andrea neben ihm machte sich nicht die Mühe, die Tränen zu verbergen, die ihr in regelmäßigen Abständen über die Wangen liefen.

    Er selber schaffte es einfach nicht zu Weinen, auch wenn er keinen Deut weniger um den Verlust seines Partners und guten Freundes trauerte.

    Ganz im Gegenteil.

    Aber die Tränen wollten einfach nicht kommen. Denn er konnte noch immer nicht so richtig begreifen, was da vor einem Monat geschehen war und dass er André nie wiedersehen würde.


    Gerkhan blinzelte kurz, als die Chefin verstummte und einen kurzen Blick mit dem Pfarrer austauschte, ehe sie zurück in Richtung ihres Platzes ging.

    Auf halbem Weg dorthin hielt sie jedoch kurz inne und lenkte ihre Schritte stattdessen zügig in Richtung Ausgang. Semir glaube zu sehen, wie sie sich dabei eine Hand vor den Mund hielt.

    Als sie nach ein paar Minuten nicht wiederkam, stand er leise auf und ging ihr nach. Er fand sie schließlich in dem kleinen Vorraum der Kapelle, neben dem Eingang zu den Toiletten lehnend.

    „Geht’s wieder?“

    „Ja... Es muss ja.“

    „Die letzten Wochen haben wohl bei uns allen ihre Spuren hinterlassen.“

    Als Reaktion auf seine Aussage bekam er ein mattes Nicken und einen Blick, den er überhaupt nicht zu deuten wusste, was dazu führte, dass Gerkhan sie jetzt ein wenig aufmerksamer musterte.

    Dabei stellte er fest, dass ihre Mine nun wieder genauso versteinert war wie seine eigene.

    Ihre Blicke trafen sich und ein eigenartiges, stummes Verständnis lag in ihren Augen, das Semir in diesem Moment ebenfalls nicht so richtig zu deuten wusste, es im dennoch viel bedeutete und er ihr dankbar zunickte.

    Er wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es noch Jahre dauern würde, bis er den Blick schließlich verstehen würde und hinter das darin liegende Geheimnis blicken durfte.

    Hallo susan! :)

    Vorweg:

    Ich ziehe meinen Hut und verbeuge mich ganz tief, vor der Leistung, die du und deine Kollegen seit über einem Jahr erbringen!!!

    DANKE <3


    Ganz leiben Dank für dein Feedback!

    Da die zusätzliche Zeit mich nicht nur zum schreiben an den PC getrieben hat, sonder ich auch die Zeit hatte in alten Cobra Folge zu schwelgen, hab ich mich sehr bemüht, den Ton der einzelnen Charaktere bis zu einem gewissen Grad zu treffen.

    Ich bin sehr gespannt, wie du die Abweichungen in den folgend Kapiteln, die ich mir erlaubt habe einzubauen, finden wirst ;)

    Ja, kann mir denken, das du viel zutun hast.... Leider! Aber ich hoffe das auch ihr ein kleines Licht am Ende des Tunnels seht...

    GLG SpeedBird

    06. Mai 1999

    PAST Köln, 21:18 Uhr


    Die Chefin war seit dem Nachmittag unruhig auf dem Revier auf und ab gelaufen und hatte mehr als einen Kollegen barsch angefahren, wenn dieser, in ihren Augen, unnütze Fragen gestellt hatte, oder seinen Aufgaben nicht schnell genug nachgekommen war.

    Auch Andrea hatte den einen oder anderen genervten Kommentar über sich ergehen lassen müssen.

    Aber Anna wusste das irgendetwas nicht stimmte, und ihre Nerven lagen blank.

    Hinzukam, dass sie unglaublich müde war und es ihr zwischendurch schwerfiel, sich zu konzentrieren. Eine ungute Kombination die die eh schon angespannte Situation nicht besser machte.

    Semir und André hätten sich eigentlich schon vor geraumer Zeit melden sollen. Mit jeder weiteren Stunde, die verstrich und in der sie sich nicht meldeten, wurde ihre Sorge größer, das etwas fürchterlich schief gegangen war.

    Das von Seiten des BKA ebenfalls Schweigen herrschte, machte die Sache nicht besser.

    Auf das, was sie dann von Semir zu hören bekam, als er um kurz nach 21:00 Uhr endlich anrief, hätte sie jedoch nichts auf der Welt jemals vorbereiten können.

    Anna hörte die tonlose, leise Stimme.

    Hörte auch die Worte die Semir nacheinander sagte.

    Aber es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Worte in ihren Verstand vorkämpften und sie tatsächlich begriff, was Gerkhan ihr da sagte.

    Realisation brach wie ein unbändiger Sturm über sie herein und ihr war von der einen auf die andere Sekunde speiübel.

    Der Telefonhören fiel ihr aus der Hand und schlug klappern auf den Schreibtisch auf, ehe sie, mit einer Hand vor dem Mund und so schnell es ihr in dem Moment möglich war, aus dem Büro stürzte.

    Sie schaffte es gerade so die nächstgelegene Toilette zu erreichen, bevor ihr Magen endgültig rebellierte und sie sich übergeben musste.


    Andrea hatte das Spektakeln mit großen Augen von ihrem Schreibtisch aus beobachtet und erkannte sofort das etwas nicht stimmte. Auch sie war länger geblieben und hatte auf den ersehnten Anruf aus Spanien gewartet.

    Mit schnellen Schritten ging sie in das Büro der Dienstellenleitung und hob den Hörer vom Schreibtisch auf, aus dem man Semirs fragende Stimme rufen hören konnte.

    „Semir?“ Fragte sie aufgeregt und hielt sich das Plastik ans Ohr.

    „Andrea? Was machst du am Telefon? Wo ist die Engelhardt?“ Semir klang leicht verwirrt.

    Die Sekretärin berichtete knapp was passiert war und frage dann ihrerseits, was denn los sein.

    Auch sie konnte und wollte das, was sie dann zu hören bekam, nicht wahrhaben!

    Tränen stiegen ihr unaufhaltsam in die Augen und sie musste ein Schluchzten unterdrücken, in dem sie sich eine Hand fest auf den Mund legte.

    Um Gotteswillen! Das durfte einfach nicht wahr sein!

    „Vielleicht finden sie ihn ja morgen doch noch...“ ihre Stimme klang erstickt und wenig Hoffnung schwang darin mit.

    „Ja... Vielleicht. Sag der Chefin das ich mich morgen wieder melde. Ich bin jetzt müde.“ Semirs Worte klangen nicht weniger trostlos als er auflegte und das beständige Tuten Andrea daran erinnerte, den Hörer ebenfalls aufzulegen.

    Als sie das getan hatte, ließ sie den Tränen der Bestürzung und Trauer freien Lauf.

    Die anwesenden Kollegen der Nachtschicht sahen überrascht, zeitgleich besorgt in ihre Richtung. Sie ahnten bereits das etwas schreckliches Geschehen sein musste.


    Nebenan, über eins der Waschbecken gebeugt, versuchte die Chefin gerade ihre Gedanken und Emotionen soweit zu sortieren und unter Kontrolle zu bringen, dass sie der anstehenden Aufgabe gewachsen war.

    Nämlich den anwesenden Beamten mitzuteilen, was passiert war. Das einer der Ihrigen sehr wahrscheinlich nicht mehr am Leben war.

    Anna hatte die Lippe fest aufeinander gepresst und atmete schwer durch die Nase.

    Aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe verschwunden und in ihren Ohren rauschte das Blut.

    „Reiß dich zusammen!“ mahnte sie sich selber zur Rasant.

    Für sie war jetzt nicht die Zeit, ihren Emotionen nachzugeben und Schwäche zu zeigen. Ihre Aufgabe war es jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Aufgaben zu bewältigen, die ihr als Leiterin zugeteilt worden waren. Sie hatte jetzt für ihre Mitarbeiter dazu sein und Stärke zu zeigen.

    Der Bestürzung und dem Schock, über die Geschehnisse auf Mallorca konnte sie nachgeben, wenn sie alleine zu Hause war. Aber nicht jetzt!

    Die Chefin schloss für ein paar Sekunden die Augen und atmete tief ein und aus. Als sie die Augen wieder öffnete, straffte sie die Schultern und setzte einen nüchternen Gesichtsausdruck auf, von dem sie hoffte, dass sie ihn aufrechterhalten konnte und die Fassade nicht vor den Kollegen anfangen würde zu bröckeln.

    Zu ihrer großen Erleichterung, hielt die Fassade stand.

    Sie hielt genau bis zu der Sekunde stand, als sie gute drei Stunden später die Wohnungstür hinter sich schloss.

    In dem Moment als die Tür ins Schloss gefallen war, drang ein ersticktes Schluchzen über ihre Lippen und sie sackte kraftlos in sich zusammen.

    Ein einsamer Sieg


    06. Mai 19999:

    Mallorca, Bucht bei Port d’Andratx 17:11 Uhr


    Er wusste das es vorbei war.

    In dem Moment als Carlos Berger die Harpune auf ihn richtete, wusste André Fux, dass seine Zeit gekommen war und er jetzt sterben würde.

    André beobachtete noch wie Berger sich mit dem Handrücken Blut vom Mund wischte. Seine Lippen verzogen sich daraufhin wie in Zeitlupe zu einem fiesen Grinsen, als er den Finger am Abzug krümmte.

    Der Pfeil schoss nach vorne und fand sein Ziel.

    Fast schon ein wenig ungläubig starrte Fux auf das Stück Metall, das jetzt aus seiner Körpermitte herausragte.

    Aber er fühlte kaum Schmerzen und eine merkwürdige Welle der Erleichterung durchflutete seinen Körper. Er hatte es sich schlimmer vorgestellt von einer Harpune durchbohrt zu werden...

    Erst jetzt drang der ohrenbetäubende Lärm, den der Helikopter, der über dem Motorboot schwebte, verursachte, wieder zu ihm durch. Wenn er sich konzentrierte, glaubte er auch die entsetzen Schreie seines Partners und Schüsse zu hören.

    André trat einen taumelnden Schritt nach hinten und fühlte im nächsten Augenblick wie er fiel. Das noch recht kalte Mittelmeerwasser empfing ihn mit offenen Armen und umschloss ihn innerhalb weniger Sekunden komplett.

    Die so entstehende Stille war das friedlichste, was er jemals erlebt hatte. Mit jeder Sekunde sank er ein wenig tiefer, der Dunkelheit entgegen, völlig abgeschnitten und losgelöst von Allem.

    Ein letztes Mal fühlte er Bedauern, als er an seinen Partner und Freund dachte, der jetzt ohne ihn zurechtkommen musste.

    Vermutlich würden Semir, die Kollegen und ein paar seiner engen Freunde auch die Einzigen sein, die um ihr trauern würden.

    Sein Vater war abgehauen als er noch ein Teenager gewesen war und seine Mutter vor knapp drei Jahren einem Krebsleiden erlegen. Geschwister hatte er keine. Allzu sehr würde man ihn also nicht vermissen.

    Er bedauerte es jedoch zutiefst, dass es niemals zu dem Gespräch zwischen ihm und Anna Engelhardt kommen würde, dass sie nach seiner Rückkehr nach Köln hatten führen wollen. Kurz fragte er sich was wohl hätte werden können, aber der Gedanke verflog genau so schnell wie er gekommen war.

    Vermutlich war es auch besser so.

    So konnte sie um einen Kollegen trauern und schon bald wäre er nur noch eine Erinnerung, die immer weiter verblassen würde. Und damit würde auch die Erinnerung, an die eine Nacht, in der sie mehr als nur Kollegen gewesen waren, verblassen.

    André blinzelte gegen das gebrochene Licht der Sonne.

    Vollkommenen Leichtigkeit überkam ihn als er schließlich vollends von endloser Dunkelheit umschlossen wurde...


    ***


    Semir schrie voller Entsetzen und konnte nicht glauben was er da zu sehen bekam!

    „ANDRÈ!!“

    Nein! Das konnte nicht sein!

    Das dufte nicht sein!

    „ANDRÈ!“ brüllte er erneut aus vollen Leibeskräften. Er musste etwas tun!

    Sofort!

    Er feuerte das gesamte Magazin seines Revolvers auf Carlos Berger. Mehrere Kugeln fanden ihr Ziel.

    Ohne weiter groß nachzudenken setzte er anschließend an und sprang mit dem Kopf voraus aus dem Helikopter in Richtung des azurblauen Meeres, das soeben seinen Freund und Partner verschluckt hatte.

    Das Schnellboot mit dem tödlich verletzten Verbrecher an Bord fuhr davon und Semir tauchte panisch nach seinem Partner.

    Aber da war nichts! Er konnte ihn einfach nirgendwo sehen!

    Erst als seine Lungen brannten tauchte er wieder auf, um gierig nach Luft zu schnappen, nur um im nächsten Augenblick erneut nach André zu tauchen.

    Nein... Nein... Nein...!

    Wo zur Hölle war sein Freund nur?! Semir sah sich immer panischer um, schwamm ziellos umher und blinzelte gegen das Salzwasser in seinen Augen.

    Wieder musste er auftauchen, um nach Luft zu schnappen.

    „ANDRÈ!“ brüllte er über Wasser, in der Hoffnung, dass er vielleicht von alleine wieder an die Wasseroberfläche gekommen war und er ihn deshalb Unterwasser nicht finden konnte.

    Der kleine Polizist vollführte eine 360 Grad Drehung.

    Die durch den Downwash des über ihm kreisenden Helikopters entstehenden Wellen, machten es ihm jedoch unmöglich wirklich etwas zu sehen.

    Gott, bitte nicht!

    Und schon war er wieder untergetaucht, um dort erneut sein Glück zu versuchen.

    Semir vollführte diese Prozedur so lange, bis er selber drohte vor Erschöpfung zu ertrinken. Unter heftigstem Protest wurde er von Kollegen der mallorquinischen Küstenwache zurück an Land gebracht.

    Über eine Stunde hatte er vergeblich nach einem seiner besten Freunde gesucht.

    Gott, er hatte ihm im Stich gelassen! Versagt, als André ihm am dringendsten gebraucht hatte!

    Küstenwache und die hinzugerufene Seenotrettung suchten noch immer nach ihm. Allerdings bestand kaum noch Hoffnung Fux lebend zu finden.

    Erst als die Nacht über die Baleareninsel hereinbrach, unterbrachen sie die Suche.

    Auf sein Flehen hin, hatte man Semir jedoch versichert sofort bei Sonnenaufgang mit der Suche fortzufahren.

    Allerdings war es dann keine Rettungsaktion mehr, sondern nur noch eine Bergungsaktion. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, war sich Semir dessen unterschwellig schon bewusst.

    Von dem kleinen Hotel aus, in dem er bereits die letzte Nacht geschlafen hatte, rief er schließlich auf dem Revier an.

    Auch wenn es bereits kurz nach 21:00 Uhr war, war er sich sicher, dass die Chefin noch in ihrem Büro war und ungeduldig auf Meldung von ihm wartete.

    Es schnürte Gerkhan die Kehle zu, als er daran dachte, was er ihr gleich berichten musste...


    Der Tod eines Jungen

    03.Mai 1999:

    PAST, 14:17 Uhr


    André Fux saß alleine in der kleinen Küche und rührte seit mehreren Minuten Zucker in seinen Kaffee.

    Die Bilder vom heutigen Morgen wollten einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden.

    Der dunkelhaarige Junge, der blutüberström in den Armen seiner Mutter lag und für den jeden Hilfe zu spät gekommen war.

    Genauso gedankenverloren wie er unaufhörlich Zucker in seinen Kaffee gekippt hatte, griff er jetzt nach der Tasse und wollte einen Schluck des inzwischen kalten Getränks nehmen, wurde jedoch von seiner Vorgesetzten davon abgehalten.

    „Das würde ich an ihrer Stelle nicht mehr trinken...“ Fux sah auf und blinzelte etwas verwirrt in ihre Richtung.

    Als er den leeren Zuckertopf vor sich auf dem Tisch stehen sah, auf den die Chefin deutete, begriff er jedoch und ein schiefes Grinsen trat kurz auf seine Lippen.

    „Danke für die Warnung...“ Er schob die Zuckerkaffeemischung von sich weg und nahm die frische Tasse Kaffee, die sie ihm jetzt reichte, dankend entgegen.

    Die Chefin zögerte kurz, setzte sich dann aber doch zu ihm an den Tisch. Seit ihrem ‚Unfall‘ von vor knapp drei Wochen waren sie wie auf Zehenspitzen umeinander hergeschlichen und waren sich, wann immer es möglich war, aus dem Weg gegangen.

    „Wer macht so etwas?“ André sah sie bei der Frage direkt an. „Wer schießt auf einen neunjährigen Jungen?“

    Sie hielt dem Blick stand, konnte aber nur matt mit dem Kopfschütteln. „Ich weiß es nicht...“

    „Herr Gott! Er hatte sein ganzes Leben doch noch vor sich! Wenn ich doch nur...“ Die Chefin unterbrach ihn mit einem entschiedenen Schütteln ihres Kopfes.

    „Sie hätte nicht mehr tun können.“ Anna zögerte erneut, legte dann aber doch sachte eine Hand auf seine.

    „Das ist wohl das härteste an unserem Beruf: Manchmal können wir einfach nichts mehr tun. Auch wenn wir alles in unserer Macht Stehende versuchen. Und sie haben alles gegeben und getan was sie konnten.“

    André nickte, dankbar für die ehrlichen Worte. Dabei trafen sich ihre Blicke und für einen kurzen Augenblick glaubte er dieselbe Nähe zu fühlen, die er vor knapp drei Wochen gefühlt hatte. Schon im nächsten Moment wandte sich die Chefin jedoch von ihm ab und das Gefühl verflog. Sein Eindruck der letzten Tage, dass sie sich dringend unterhalten sollten, verfestigte sich dadurch jedoch.

    „André!“ Semirs Ruf holte ihn endgültig aus seinen Gedanken und er wandte sich seinem Partner zu.

    „Ich habe da vielleicht etwas zu diesem Carlos Berger gefunden, dem Vater des Jungen, komm mit!“ Das ließ Fux sich nicht zwei Mal sagen und sprang von seinem Stuhl auf.


    04.Mai 1999:

    PAST, 10:04 Uhr


    Die schlechte Stimmung von Vortag hatte sich noch verschlimmert.

    Am späten Abend war auch noch die schwerverletzte Mutter, des gestern Morgen getöteten Jungen, bei einem Anschlag im Krankenhaus ums Leben gekommen.

    André und Semir schritten gerade mit gesenkten Köpfen durch das Hauptbüro, als sie aufgebrachte Stimmen aus dem Büro der Chefin hörten. Schon im nächsten Moment flog die Bürotür auf und die Engelhardt kam auf sie zu gelaufen. Im Schlepptau einen hochgewachsenen Mann.

    „Meine Herren, darf ich ihnen Herrn Kessler vom BKA vorstellen? Er ist im Fall Carlos Berger zuständig.“ Anna deutete auf das Büro der Kommissare und alle vier traten ein.

    „Sie beide haben keine Ahnung was für eine Tragweite der Fall ‚Berger‘ hat!“ polterte Kessler auch gleich los.

    „Oh das denke ich doch! Ein neunjähriges Kind und seine Mutter sind tot!“ zischte Fux wütend und baute sich vor dem Anzugträger auf.

    „Das ist sehr bedauerlich, aber ihre Ermittlungen gefährden die monatelange Arbeit der SOKO ‚Mallorca‘!“

    Gerkhan schnaubte im Hintergrund abfällig und auch die Chefin konnte sich einen missmutigen Laut nicht verkneifen, ehe sie sagte:

    „Herr Kessler hier hat mich gebeten, ihnen beiden zu sagen, dass sie doch ab jetzt bitte die Füße stillhalten sollen.“

    „Hat er das?“ Semirs Augen verengten sich zu Schlitzen. „Seit wann hat das BKA Weisungsbefugnis über die Autobahnpolizei?“

    „Hat es nicht... Weswegen ich dem auch nicht nachkommen werde.“ Kessler warf der Chefin einen wütenden Blick zu. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein?

    „Aber ich habe einen Vorschlag.“ Anna sah zu André und Semir. „Was würden sie beide davon halten, wenn ich sie für die Ermittlungen freistellen würde?“

    „Freistellen?“ Fux sah sie fragend an.

    „Soweit mir bekannt ist, ist das BKA chronisch unterbesetzt und kann dringen Hilfe bei der SOKO ‚Mallorca‘ gebrauchen. Sie würden während ihrer Freistellung, Herrn Kessler unterstehen und würde für ihn arbeiten. Dadurch können sie weiter ermitteln und das BKA bekommt die dringend gebrauchte Unterstützung auf Mallorca.“ Anna sah in die Runde. „Was halten sie davon?“

    Auch wenn es offensichtlich war das die drei Männen nur sehr ungerne zusammenarbeiten wollten, erkannte sie doch alle, dass sie dadurch nur Vorteile hatten.

    „Also gut...“ Kessler nickte grimmig. „Der Flieger geht in vier Stunden!“


    Bevor André nach Hause fuhr, um eilig ein paar Sachen zu packen, ging er noch einmal zur Chefin ins Büro.

    Anna sah ihm vom Schreibtisch aus entgegen, einen etwas fragenden Ausdruck auf dem Gesicht. „Gibt es noch etwas?“

    „Danke das sie sich für uns eingesetzt haben.“ Er lächelte sie ehrlich dankbar an, was sie erwiderte.

    „Das ist doch selbstverständlich.“ Anna legte den Kopf leicht zur Seite und fügte hinzu:

    „Der Fall bedeutet ihnen viel.“ Fux nickte bedächtig und trat näher an den Schreibtisch heran.

    „Lassen sie das Ganze trotzdem nicht zu nah an sich heran.“ Ein Anflug von Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit, die ihm nicht verborgen blieb.

    „Und passen sie bloß auf sich auf, André!“

    „Das werde ich. Versprochen!“

    Ihre Blicke trafen sich erneut und dieses Mal sah Anna nicht sofort weg.

    Dasselbe Gefühl von Nähe und Vertrautheit, dass er schon gestern geglaubt hatte zu fühlen, überkam ihn erneut. Die Sekunden verstrichen, bis er die Lippen zu einem leicht verlegenen Lächeln verzog.

    „Ich muss dann mal... Sonst fliegt Semir noch alleine nach Mallorca und trink vermutlich nur Sangria am Strand, anstatt zu arbeiten.“ Die Chefin lächelte und deutete in Richtung Tür.

    „Worauf warten sie dann noch? Sehen sie zu, dass sie hier rauskommen.“ Anna zwinkerte ihm zu.

    Als André nach der Türklinke griff, hielt er noch ein letztes Mal inne und wandte sich um.

    „Wenn ich von Mallorca wiederkomme, sollten wir uns, glaube ich, noch einmal ganz in Ruhe unterhalten.“ Anna begriff sofort was er meinte und nickte langsam.

    „Ja... Das sollten wir wohl wirklich...“ Fux nickte zufrieden und ging mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen aus dem Büro.

    Anna starrte noch eine ganze Weile gedankenverloren und mit einem eigenartigen Gefühl in der Brust, auf die Stelle, an der er zuletzt gestanden hatte, ehe sie den Kopf schüttelte und sich wieder den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch widmete.


    **********

    Szene aus Cobra 11, Folge 46, Staffel 3, 'Der Tod eines Jungen'


    15. April 1999

    Wohnung der Chefin, Köln Eigelstein 22:52 Uhr


    Das sie sich äußerst gut verstanden zeigte sich auch an diesem Abend wieder.

    Obwohl die Umstände nicht schön waren und André seine Aufgabe sehr ernst nahm und regelmäßige Updates von den Kollegen vorm Haus einforderte, war sowohl das Essen als auch die Unterhaltung danach sehr vergnüglich gewesen.

    Sie hatten sich vom ersten Tag an, seit Anna im März 1997 die Leitung der Autobahnpolizei von ihrer Vorgängerin, Katrin Lamprecht, übernommen hatte, gut verstanden und recht schnell festgestellt, dass sie nicht nur denselben Humor hatten, sondern auch sonst bei vielen Dingen auf einer Wellenlänge schwammen.

    Daraus war eine Art Freundschaft entstanden, die ein wenig über ihr dienstliches Verhältnis hinaus ging. Es war bei weitem nicht mit der Freundschaft zu vergleichen, die André und Semir verband, aber man schätze und mochte sich.

    „Habe ich bei ihrer Wahl für das neue Auto eigentlich Mitspracherecht?“ fragte Fux frech als sie sich auf der Couch gegenübersaßen.

    „Warum sollten sie?“

    „Naja, ich werde es dann ja wohl auch wieder sein, der daran herumschraubt, wenn es kaputt geht.“

    „Ha-Ha!“ Anna rollte mit den Augen, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Das war durchaus ein gerechtfertigter Einwand.

    Sie warf einen Blick auf die Uhr, die bereits kurz vor 23:00 Uhr anzeigte und sah fragend in Andrés Richtung.

    „Wollen sie im Gästezimmer oder hier auf der Couch im Wohnzimmer schlafen?“

    Er überlegte kurz und deutete dann schließlich auf das Sofa, auf dem er saß. So würde er eher mitbekommen, wenn jemand die Wohnung betrat.

    „Dann stehen sie mal eben auf. Man kann das Sofa noch ausziehen.“

    „Oh, wie praktisch!“ Das würde es bequemer machen, als er gedacht hatte. Mit wenigen Handgriffen und vereinten Kräften hatten sie das Sofa in kürzester Zeit aufgeklappt und Anna hatte frischbezogenes Bettzeug aus dem Gästezimmer geholt, das sie ihm zuwarf.

    ***

    Wie genau es zu dem gekommen war, was kurz danach geschah, konnte Anna auch Jahre später nicht so wirklich sagen.

    Und sie war sich auch nicht sicher, von wem es ausgegangen war oder wer den ersten Schritt gemacht hatte.

    Mit einem Mal waren sie sich so nah gewesen wie noch nie zuvor und blickten stumm in die Augen des Anderen. Sie hatten dem daraus entstanden Impuls einfach nachgegeben und schon im nächsten Moment hatten sich ihre Lippe sanft berührt.

    Der erste Kuss war von Zögern und unausgesprochenen Fragen geprägt gewesen. Beides wurde jedoch recht schnell durch erkundungsfreudiges Interesse und Verlangen nach Mehr abgelöst, dem sie Beide, ohne großes Bedenken, nachgaben.

    Ein Kuss führte zum nächsten und binnen kürzester Zeit hatte sie sich von André in das gerade erst dort platzierte Bettzeug auf der Schlafcouch drücken lassen.

    Aus sanften, unschuldigen Berührungen, wurde schnell sehr viel mehr, während Kleidungsstücke achtlos zu Boden fielen.

    Es war offensichtlich, dass sie, ohne es zu hinterfragen, ihren Instinkten folgten und dabei keine Sekunde an mögliche Folgen ihres Handelns dachten.

    Das ‚Hier und Jetzt‘ war alles, was in dem Augenblick für sie zählte und jegliche Vorsicht und Zurückhaltung wurde von ihnen für eine Nacht über Bord geworfen, als ihre Körper sich vereinten und Eins wurden.


    Erst mit dem Erwachen am nächsten Morgen hielt auch die Vernunft wieder Einzug und die erste Gewissheit setzte ein, dass ihr unbedachtes Handeln von der vorangegangenen Nacht wohl keine gute Idee gewesen war und unangenehme Konsequenzen mit jeder Menge Ärger nach sich ziehen konnte.

    Unangenehmes, bedrücktes Schweigen hing genauso schwer im Raum, wie der Geruch nach Sex.

    Sowohl Anna als auch André setzte mehrfach an, um zu sprechen, wussten dann aber doch nicht was sie sagen sollten oder wollten.

    Schließlich entschied sich Fux für die Flucht ins Badezimmer, wo er duschte und sich anzog.

    Unter der Dusche hatte André mehrfach lautstark geflucht und frustriert gegen die Fliesen geschlagen. Wie um alles in der Welt hatte er dem Impuls, dem Drang, nachgeben können sie zu küssen?

    Er konnte sie wirklich gut leiden und wusste, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Hier und da hatte es in den letzten zwei Jahren auch Wortgeplänkel gegeben, die ein Außenstehender durchaus als filierten bezeichnet hätte, aber es hatte eine eindeutige Grenze gegeben, von der er gedacht hätte, dass er sie nie überschreiten würden.

    Und dass Anna sie auch unter keinen Umständen überschreiten würde!

    Wozu sie sich die letzte Nacht hatten hinreißen lassen, war in mehr als einem Punkt falsch!

    Als André die schmale Wendeltreppe ins Wohnzimmer hinunterstieg las er auf dem Gesicht der Wohnungsbesitzerin, das sie anscheinend genau dasselbe dachte. Anna war es dann auch, die endlich das Schweigen durchbrach:

    „Das hätte nicht passieren dürfen...“

    „Nein... Hätte es nicht...“

    „André, wenn das raus kommt...“

    „Ich weiß... Ich weiß...“

    „Dann sind wir uns einig, dass das nie passiert ist?“

    „Ja! Da sind wir uns einig!“ Er nickte heftig und auch Anna schien damit einigermaßen zufrieden zu sein, da ein wenig Anspannung aus ihren Gesichtszügen verschwand.

    Entspannt, wirkte sie dennoch nicht.

    Und das war sie auch nicht.

    Die Chefin fühlte sie mies und schuldig. Das hätte auf keinen Fall geschehen dürfen! Gewisse Grenzen überschritt man einfach nicht! Und mit einem Untergebenen zu schlafen war für sie ganz eindeutig eine dieser Grenzen.

    „Also gut...“ Fux deutete in Richtung Wohnungstür und räusperte sich. „Meine Ablösung kommt gleich... Ich sollte langsam runter gehen...“

    „Ja, natürlich!“ die Antwort wirkte überhastete und wurde erneut von Schweigen abgelöst.

    Erst in der Tür bleib André noch einmal stehen und wandte sich zu Anna um.

    „Zwischen uns ist aber alles okay und wir bekommen keinen Stress miteinander, oder?“

    Er verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen, das jedoch etwas hilflos wirkte als er sagte: „Sowas ist doch schon ganz anderen passiert...“

    „Ich hoffe doch, dass alles okay ist und wir keinen Stress miteinander bekommen. An mir wird es nicht scheitern.“

    „An mir auch nicht...“ Mit den Worten verschwand er durch die Tür und ließ seine Chefin alleine in ihrer Wohnung zurück. Er hoffte innständig, dass sie wirklich keine Probleme miteinander bekommen würden...

    Aber so etwas sagte sich immer so leicht.

    Vor der Wohnung vergewisserte er sich, dass seine Ablösung da war und auch die Übrigen Personenschützer an ihren Plätzen waren.

    „Passt mir ja gut auf die Frau auf!“ mahnte er eindringlich, bevor er sich in seinen Dienstwagen setzte und Richtung PAST fuhr.

    15.April 1999

    Königsforst, Kettners Weiher 18:39 Uhr


    „Hmm... Hier am Motor kann ich nichts finden.“ André lugte hinter der geöffneten Motorhaube hervor. „Versuchen sie ihn einfach noch mal anzulassen.“

    Anna tat was er verlangte, oder vielmehr versuchte es. Sie verdrehte genervt die Augen.

    „Das Zündschloss klemmt mal wieder...“

    „Ah...“ Fux grinste wissend. Das war auch nicht das erste Mal...

    Er trat neben die geöffnete Fahrertür und kniete sich hin, während die Chefin weiter versuchte das widerspenstige Zündschloss zu zähmen.

    Gerade als er sich hingekniet hatte, fiel dem Polizisten ein dünner Draht auf, der von der Lenksäule wegführte und in Richtung des Bodens verschwand.

    Binnen Sekunden begriff er, warum das Zündschloss dieses Mal vermutlich klemmte...

    Ohne zu zögern packte er seine Vorgesetzte am Arm und zog sie aus dem Fahrersitz, genau in dem Moment, als das Schloss nachgab und sie den Schlüssel umdrehte.

    Das der Zündfunke einige Sekunden verzögert kam, rettete ihnen das Leben! Nichtsdestotrotz wurden sie von der folgenden Explosion mehrere Meter weit von dem Auto weggeschleudert und landeten auf dem, zum Glück, immer noch feuchten Waldboden, so dass der Aufprall eine wenig Gedämpft wurde.

    Den ein oder anderen blauen Flecken würde es dennoch geben, das stand außer Zweifel.

    Während die letzten Trümmerteile zu Boden fielen, legte sich Fux schützend über die Frau unter sich.

    Innerhalb kürzester Zeit war alles vorbei und beiden Polizisten rappelten sich wieder auf. Die Chefin starrte dabei mit offenem Mund und leichten entsetzen im Blick auf das brennende Wrack, das noch vor eine Minute ihr Wagen gewesen war. Im nächsten Moment rief sie jedoch mit leichter Panik in der Stimme:

    „Um Gottes willen! Fux, sie brennen!“

    André hatte nicht bemerkt, dass seine Jacke am Rücken Feuer gefangen hatte. In Windeseile entledigte er sich des brennenden Kleidungsstücks und trat die Flammen am Boden aus.

    „Haben sie sich verletzt?“ Anna begutachtete bereits die Stelle am Rücken wo die Jacke gebrannt hatte. „Ne, alles gut. Ist nichts durch gegangen.“

    Auch André sah nun ein wenig geschockt in Richtung des brennenden Wracks. Der Typ hatte sich anscheinend in den Kopf gesetzt die einzige Zeugin zu beseitigen.

    Verdammt!

    Wieso hatte sie da nicht sofort dran gedacht! Er kickte wütend ein paar Steine beiseite. Auch die Chefin schien zu begreifen, dass sie den Kerl wohl unterschätzt hatten und er noch nicht aufgegeben hatte, sie aus dem Weg zu schaffen.

    Nach dem André die Feuerwehr und die Kollegen verständigt hatte deutete er mit einem schiefen Grinsen auf das noch immer brennende Auto.

    „Ich fürchte, da kann selbst ich jetzt nicht mehr viel machen...“ seine Worte hatten den gewünschten Effekt und Anna lachte kurz.

    „Ja... Ich denke um ein neues Auto werde ich wohl jetzt nicht mehr drum herum kommen...“


    ***


    Eine dreiviertel Stunde später hatten die Kollegen der Kriminaltechnik bereits ihre Arbeit aufgenommen.

    Semir, André und die Engelhardt standen etwas Abseits. Letztere schüttelte erneut den Kopf, als sie zu dem verkohlten Wrack hinübersah.

    Das war vorhin knapp gewesen. Richtig knapp.

    „Der Kerl meint es bitterernst und wir haben ihn gehörig unterschätz!“ verkündete Gerkhan soeben. „Ich denke, dass sie fürs Erste Personenschutz benötigen, Chefin.“

    Es stand der Engelhardt sofort deutlich ins Gesicht geschrieben was sie davon hielt, allerdings kam auch sie nicht umher zu erkennen, dass es in der Tat angebracht war.

    Etwas widerwillig nickte sie deshalb.

    „Gut! Semir kümmerst du dich darum?“ André sah von seinem Partner zu seiner Chefin. „Und sie, bringe ich jetzt nach Hause. Wie war das noch gleich? Seesternstraße?“

    „Fast... Seestraße...“ Als sie das sagte, schoss Anna ein weiterer Gedanke in den Kopf. Sie hatte dem Typen gestern gesagt, wo sie wohnte!

    „Stimmt was nicht?“ Semir sah sie fragen an, während die Chefin kurz die Augen schloss.

    „Ich habe dem Kerl gestern meine Adresse genannt...“

    Natürlich hatte sie das!

    André konnte nicht glauben, dass sie auch daran nicht gedacht hatten! Sie benahmen sich momentan wirklich wie die letzten, stümperhaftesten Anfänger!

    Das musste schleunigst aufhören!

    Der angeforderte Personenschutz war recht zügig eingetroffen, allerdings stand erst ab dem nächsten Morgen ein komplettes Team zur Verfügung.

    Daher beschloss André, dass er das Team bis zum Morgen unterstützen würde. Nachdem er und Semir die Wohnung der Chefin Zimmer für Zimmer kontrolliert hatten und nichts Verdächtiges hatten finden können, betrat auch die Besitzerin in Begleitung von Bonrath und Herzberger kurz darauf das Wohnzimmer.

    Sie hatten auf eine Hotel Unterbringung mit voller Absicht verzichtet. Wenn der Kerl es wieder versuchen würde, hatten sie so eine Chance ihn recht schnell zu schnappen.

    Und auch deswegen stand es für Fux außer Frage, dass er die Nacht dableiben würde. Den Kollegen vom Personenschutz traute er leider, aus Erfahrung, nicht allzu viel zu.

    „Soll ich nicht vielleicht auch besser hierbleiben?“ bot Hotte an.

    „Vielen Dank Herzberger, aber das ist wirklich nicht nötig...“

    „Sind sie sicher Chefin? Ich meine zwei Bodyguards sind besser als einer!“

    „Das ist wirklich nicht nötig!“

    Nachdem Semir, Bonrath und sogar Herzberger kurzdarauf gegangen waren und auch die Personenschützer wieder vor dem Haus Stellung bezogen hatten prüfte André erneut das alle Fenster verschlossen waren und die Umgebung ruhig war.

    „Mögen sie Nudeln mit frischem Pesto? Vielmehr habe ich im Moment leider nicht im Kühlschrank.“ Entschuldigte sich die Chefin als er zu ihr in die Küche trat.

    „Nudel und Pesto klingt doch gut, danke! Kann ich was helfen?“

    „Auch Quatsch! Sie haben heute schon mehr als genug getan, André!“

    14. April 1999

    PAST, an der A4 bei Hürth, 19:20 Uhr


    Kriminalhauptkommissar André Fux schaltete erleichterte seine Computer aus. Im gegenüber tat sein Partner dasselbe.

    Eigentlich hätten sie schon vor gut zwei Stunden in den Feierabend gehen können.

    Eigentlich.

    In den letzten vier Wochen waren sie mit dem Schreiben von ihren Berichten derart in Verzug geraten, dass der Chefin am Vormittag endgültig der Kragen geplatzt war und sie ihnen eine Deadline bis zum nächsten Morgen 09:00 Uhr gesetzt hatte. Ansonsten würde es zwei Wochen Innendienst für sie beide geben.

    Da sie darauf mehre als gut verzichten konnten, hatten sie sich umgehend an die Arbeit gemacht und seither all ihre noch offenen Berichte geschrieben und abgearbeitet.

    „Nu los Partner! Zur Feier des Tages lade ich dich auf eine Currywurst ein!“

    „Ach ja?“ Semir grinste in seine Richtung. „Was gibt’s denn zu feiern?“

    „Na, dass ich mir beim Tippen keine Blase an den Finger geholt habe!“ Fux grinste ebenfalls und gemeinsam schritten sie durch das Hauptbüro in Richtung Ausgang.

    Sie schaffte es jedoch nur bis zum Ausgang aus dem Großraumbüro, ehe ein überraschter „WAS?!“ Ruf von Dieter Bonrath, sie innehalten ließ.

    „Nein, natürlich, wir kommen sofort!“ Der Hüne sah in Semir und Andrés Richtung, während er auflegte.

    „Auf der A4 hat es einen Unfall gegeben. Und die Engelhardt ist mittendrin!“ verkündete er schließlich. Fux und Gerkhan musste nicht mehr hören. Genau wie Bonrtah und Herzberger waren sie bereits auf dem Weg!


    Zu ihrer aller Erleichterung stellten sie vor Ort sofort fest, dass ihrer Vorgesetzten nichts passiert war.

    Als sie erzählte, wie es zu dem Unfall gekommen war, staunten sie allerdings nicht schlecht.

    „Und sie haben keine Ahnung was der Taxifahrer von ihnen wollte?“ fragte Semir, währen André sich das leicht demolierte Taxi genauer ansah.

    „Nein. Er wollte kein Geld und hat auch sonst keine Anstalten gemacht irgendetwas zu versuchen. Ich hatte den Eindruck, dass er mich einfach nur erschießen wollte...“

    „Das kann gut sein!“ verkündete Fux, der soeben den Kofferraum des Taxis geöffnet hatte. „Allerdings glaube ich nicht, dass es sich bei dem Kerl um den Fahrer gehandelt hat.“

    Semir und die Chefin sahen ihn fragend an und André bedeutet ihnen zu ihm zu kommen.

    Als sie um das Auto herum traten, sahen sie sofort was Fux meinte:

    Im Kofferraum lag die Leiche eines Mannes, der offensichtlich erschossen worden war.

    „Ich denke das das hier der eigentliche Fahrer ist.“ André sah seine Vorgesetzte an.

    „Und ich glaube das sie seinen Mörder getroffen haben, Chefin.“


    15.April 1999

    PAST, 16:53 Uhr


    „Das Blut, was ich heute Morgen in der Sandstraße gefunden habe, wo unser getöteter Fahrer

    zuletzt hinbestellt wurde, stammt eindeutig von unserem Opfer.“

    Verkündete Semir, nach dem der Bericht aus der KTU eingetroffen war und er ihn überfolgen hatte.

    „Es scheint so, als ob der Mörder ihn zu sich bestellt hat und ihn auch gleich vor Ort erschossen hat.“ Semir sah zur Chefin, die im Türrahmen zu seinem und Andrés Büro lehnte. „Vermutlich wollte er die Leiche im Wald loswerden. Das passt zu dem Spaten, der im Kofferraum gelegen hat.“

    „Ja, genau. Aber bevor er das konnte, sind sie zu ihm ins Auto gestiegen.“ Stimmte Fux zu und auch Anna nickte. Das klang durchaus plausibel.

    Blieb die Frage, warum der Taxifahrer getötet wurde. Und natürlich von wem.

    „Wer wohnt an der Adresse, wo sie das Blut gefunden haben, Semir?“ fragte die Chefin.

    „Niemand. Das Haus steht leider seit Monaten leer.“

    „Schade. Aber das war ja leider zu erwarten. Hat die Überprüfung der anderen Fahrgäste etwas ergeben? Und die Überprüfung der Konten?“

    „Leider auch Fehlanzeige...“ Semir schüttelte ein wenig mürrisch den Kopf.

    „Na gut... Machen sie Schluss für heute. Sie haben gestern schon genug Überstunden gemacht.“

    Gerkhan nickte zustimmend. Ihm fiel momentan nichts ein, was sie aktuell noch tun konnten.

    „Soll ich mir ihr Auto nochmal anschauen?“ fragte André, da auch ihm nichts einfiel, was sie sonst tun konnten.

    „Das kann ich wirklich nicht von ihnen verlangen. Ich hatte vor ihn abschleppen zu lassen.“

    „Ach Quatsch! Das ist kein Problem!“ Er grinste. „Außerdem nehme ich es persönlich, dass er schon wieder Zicken macht, obwohl ich ihn erst von einer Woche repariert habe.“

    „Sind sie sicher?“

    „Na klar! Das wäre doch wohl gelachte, wenn ich den nicht wieder zum Laufen bekommen würde!“

    Sie verließen gemeinsam die PAST, in dessen Eingangsbereich zu dem Zeitpunkt Herzberger und Semir hinterm Empfangstresen standen. Während Zweiter damit beschäftig war etwas abzuheften, sah Hotte Fux und der Chefin mürrisch hinterher.

    Kurz zuvor hatte er der Engelhardt angeboten sie nach Hause zu bringen, was diese jedoch dankend abgelehnt hatte.

    „Klar, mit André fährt sie...“ murmelte er mit Neid in der Stimme und fragte an Semir gewandt: „Was hat der, was ich nicht habe?“

    Semir grinste verschmitzt und überlegte kurz ob er ehrlich darauf antworten sollte, tat es dann aber tatsächlich:

    „Was soll ich sagen: Keine Unterhaltszahlungen für Frau und Kind, keine Hypothek auf dem Haus und André hat ganz klar sein ideal Gewicht...“

    Nach der Antwort war Herzberger noch um einiges pikierter, während Semir schnell das Weite suchte.


    ***********

    Szenen aus Cobra 11, Staffel 3, Folge 44 'Taxi 541'

    Teil 1

    Vergangenheit


    'Taxi 541'


    14. April 1999:

    Königsforst, Kettners Weiher 19:07 Uhr


    Die frische Luft war herrlich und hatte genau die richtige Temperatur zum Joggen.

    Nicht zu warm, aber auch nicht zu kühl, dass es beim Einatmen in den Lungen brannte. Der Waldboden, auf dem sie lief, war vom Regen am Morgen noch immer recht feucht und hier und da musste sie einer Pfütze ausweichen.

    Die Chefin der Autobahnpolizei Köln warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr, die ihr zeigte, dass sie seit einer guten Stunde unterwegs war.

    Sie atmete weiter gleichmäßig ein und aus und steigerte das Tempo für den letzten Kilometer noch einmal.

    Sie hatte das Laufen erst vor einem guten halben Jahr wieder für sich entdeckt, nach dem sie einige Monate zuvor mit dem Rauchen aufgehört hatte. Ein unschönes Laster, das sie viel zu lange mit sich herumgetragen hatte und von dem es höchste Zeit gewesen war, es abzulegen.

    Ihre jüngere Schwester, Christina, hatte sie zudem angestachelt und motiviert, in dem sie an Silvester behauptet hatte, dass sie es niemals schaffen würde, im September den Köln Marathon mit ihr zu laufen.

    Selbstverständlich hatte sie dagegenhalten müssen. Alleine schon aus Prinzip!

    Deswegen war das Joggen mittlerweile ein festes Ritual nach Dienstschluss, welches auch dazu beitrug, dass sie während der Arbeit um einiges ausgeglichener und ruhiger war.

    Ein kurzer Anflug von schlechtem Gewissen überkam sie, als sie daran dachte, dass sie ihren Kollegen und Untergebenen, in der Zeit, als sie mit dem Nikotinentzug zu kämpfen hatte, doch einiges zugemutet hatte.

    Um es auf den Punkt zu bringen: Sie war launisch und unausstehlich gewesen.

    Aber das war zum Glück Geschichte.

    Keine zehn Minuten später stand sie bereits neben ihrem Wagen und dehnte sich zum Abschluss, noch einmal tief die leicht feuchte Waldluft einatmend.


    Anna Engelhardts gute Laune fand jedoch ein jähes Ende, als sie kurz darauf versucht ihr Wagen zu starten. Der schon etwas in die Jahre gekommene Renault machte bereits seit einigen Monaten immer mal wieder Zicken und es war nicht das erste Mal, das er nicht ansprang.

    Erst vor einer Woche hatte André Fux erneut sein Talent als Mechaniker unter Beweis gestellt. Dabei hatte er ihr nahegelegt, sich vielleicht besser nach einem neuen Wagen umzusehen.

    Ja, das sollte sie anscheinend wirklich besser tun. Helfen tat ihr das in dem Moment jedoch auch nicht.

    Da sie Fux nicht schon wieder um Hilfe bitten wollte, entschied Anna kurzerhand bis zur nächsten S-Bahn Haltestelle zu laufen, von wo aus sie in die Kölner Innenstadt fahren konnte. Es war zwar ein ganzes Stück und ihre Begeisterung darüber hielt sich eindeutig in Grenzen, aber es war durchaus in einer guten halben Stunde zu schaffen.

    Genervt stieg die Polizistin wieder aus dem Auto aus, schloss es ab und machte sich an den bevorstehenden Fußmarsch.

    Sie war jedoch erst 100 Meter weit gekommen, als doch tatsächlich ein Taxi auf sie zukam.

    Das Glück schien heute also doch auf ihrer Seite zu sein!


    Das dem ganz eindeutig nicht so war, wurde keine fünf Minuten später mehr als deutlich, als der Fahrer, der ihr eh schon ein wenig komisch vorgekommen war, da er recht nervös wirkte, plötzlich eine Waffe auf sie richtete, den Wagen stoppte und ihr befahl auszusteigen.

    Anna ließ den Blick kurz über ihre Umgebung schweifen und erkannte sofort, dass sie auf sich alleine gestellt war.

    Sie befanden sich noch immer im Wald und es war mehr als unwahrscheinlich, dass ihr hier jemand zur Hilfe kommen würde. Im Hintergrund waren nur die Geräusche der nicht allzu weit entfernten A4 zu hören.

    Ob sie es schaffen würde bis dorthin zu rennen? Es konnten nicht mehr als vielleicht 300 bis maximal 400 Meter sein...

    Aber auch den Gedanken verwarf sie recht schnell. Der Wald war in diesem Abschnitt nur von sehr wenigen Bäumen besiedelt und sie hätte kaum Deckung.

    Ihr Herz schlug wild und Adrenalin zirkulierte durch ihren Körper.

    Aber es war nicht das erste Mal, das jemand eine Waffe auf sie richtete. Wenn jemand eine Chance hatte aus dieser Situation zu entkommen, dann sollte das ja wohl sie sein!

    Auch wenn es schon zwei Jahre her war, das sie viel und regelmäßig im Außendienst bei Einsätzen tätig gewesen war.

    Die zwei Jahre am Schreibtisch konnten wohl nicht alles zunichte gemacht haben, was sie in ihren davor, knapp 13 Jahren Dienst auf der Straße gelernt hatte!

    „Los, vom Auto weg und auf den Boden!“ befahl der vollbärtige Fahrer und fuchtelte nervös mit der Pistole.

    „Hören sie... Wenn sie Geld wollen... Mein Portemonnaie ist in meiner rechten Jackentasche. Sie können es haben...“ versuchte sie den Mann zu beruhigen. Auch wenn sie nicht glaubte, dass er es auf Geld abgesehen hatte.

    „Auf den Boden habe ich gesagt!“

    „Okay, okay...“ Sie tat so als wolle sie der Aufforderung nachkommen. In dem Moment machte der Kerl jedoch den Fehler, auf den die Polizistin gehofft hatte.

    Wie viele Verbrecher, die eine Waffe auf jemand richteten, kam auch er zu nah an sein potentielles Opfer heran und verspielte so den Vorteil der Pistole in seiner Hand, bei der es sich ja eindeutig um eine Distanzwaffe handelte.

    Das was folgte, waren Bewegungen, die sie seit ihrer Ausbildung an der Polizeischule unzählige Male geübt hatte, die ihr schon das ein oder andre Mal den Hals gerettet hatten und ihr mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen waren.

    Mit einer schnellen Bewegung trat Anna einen Schritt nach vorne und schlug nach der Hand des Mannes, in der er die Pistole hielt, so dass sie von ihrem Körper weggerichtet war.

    Der krachende Schuss, der sich keine Sekunde später löste, konnte ihr so nichts mehr anhaben und die Kugel schlug harmlos im Boden ein.

    Mit derselben Bewegung verpasste sie dem Typen einen gezielten und kräftigen Tritt zwischen die Beine.

    Wenig elegant, aber sehr effektiv.

    Der Mann heulte vor Schmerzen und ging umgehend zu Boden. Die Pistole hatte er dabei fallen gelassen, um sein schmerzendes Gemächt zu schützen.

    Ohne groß nachzudenken schwang sich Anna hinter das Steuer des Taxis, dessen Motor noch immer lief, und gab Gas.

    Weit kam sie jedoch auch dieses Mal nicht.

    Der Kerl schien im Nehmen härter zu sein als sie es gedacht hatte. Er hatte sich binnen kürzester Zeit von dem Tritt erholt und hatte ihr wieder mit der Waffe in der Hand nachgesetzt.

    Links und rechts neben dem Waldweg befand sich ein Graben und bis zur nächsten Kurve war es noch ein Stückchen, weswegen es kaum keine Ausweichmöglichkeiten gab und die jetzt abgefeuerten Kugeln nacheinander in dem Taxi einschlugen.

    In Geduckter Haltung fuhr sie unbeirrt weiter, bis eine der Kugeln das rechte Hinterrad traf und es zerfetzte.

    Da der nasse Waldboden eh schon wenig halt gab, kam das Auto sofort gefährlich ins Schlingern.

    Anna tat das, in ihren Augen, einzig Richtige in dem Moment und gab noch einmal Gas. Der Motor des alten Mercedes heulte auf und anstelle, um die Kurve zu fahren, schoss er geradeaus zwischen mehreren Bäumen hindurch und rutschte den dahinterliegenden Abhang hinunter.

    Den Abhang, der als Lärmschutzwall für die dahinter liegende A4 diente.


    ***********

    Szenen aus Cobra 11, Staffel 3, Folge 44 'Taxi 541'


    Ein fröhliches Servus und Hallo in die Runde wünsche ich!

    Bin neu hier und wollte mal kurz 'Hallo' sagen :)


    Was kann ich groß erzählen:

    Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich jemals eigenen Fanfiktions veröffentlichen würde, aber: Corona macht’s möglich!

    Die angeordnete Zwangspause für viele von uns, hat mich mit einem Überfluss an Zeit ausgestattet, den ich versucht habe zumindest ein wenig kreativ zu nutzen und Dinge zu tun, die sonst niemals möglich gewesen wären.


    Cobra 11 hat mich in meiner Jugend (lang, lang ist’s her!) begleitet und war zwischen 2000 und 2008 jeden Donnerstagabend Pflichtprogram.
    In dieser Zeit habe ich auch fleißig FFs gelesen und mich von den vielen tollen Autoren inspirieren lassen und das ein oder andere Mal überlegt selber eine Geschichte zu schreiben. Ideen waren da, Zeit dafür leider nie. Bis jetzt.

    Die Geschichte ist zwar größten Teils ‚Old-School‘ und spielt hauptsächlich im Jahr 2004, ich hoffe aber trotzdem das sie gefällt und auch die jüngere Generation damit etwas anfangen kann.


    *****

    Nun ein bisschen etwas zu der Geschichte selber, und der Idee die da hinter steckt:


    ‚Von den Lebenden und den Toten‘ ist eine Reise durch die Welt von Cobra 11 und beginnt bereits im Jahr 1999.
    Ich habe die Geschichte in drei Teile eingeteilt und insbesondere im ersten und dritten Teil, nehme ich existierende Cobra 11 Folgen, aus denen ich mir mal eine, mal mehrere Szenen ausgesucht habe, die mehr oder weniger so im TV zu sehen waren.

    Hier und da habe ich die Szenen allerdings abgeändert oder etwas ergänzt.

    ‚Hauptpartner‘ von Semir wird Ben Jäger sein. Allerdings habe ich mir die künstlerische Freiheit heraus genommen, ihn zu einem anderen Zeitpunkt zum Cobra Team dazu stoßen zu lassen, als es in der Serie der Fall war.


    Ich bin wirklich gespannt wie diese Geschichte ankommen wird und würde mich natürlich sehr über euer Feedback freuen!

    Viel Spaß beim Lesen!


    GLG, eure SpeedBird!