Beiträge von harukaflower

    Lange nicht geschrieben?

    Die Welt hat sich weitergedreht, das Fanfiction-Forum ist semi-aktiv, irgendwann wurde mein Account wohl deaktiviert und plötzlich poppte da diese Idee auf. Also ja, ihr dachtet ihr seid mich los, aber tja, hier bin ich wieder. Um es schon einmal vorweg zu nehmen: Ja, Ben ist dabei. Er wird aber erst in Kapitel 3 oder 4 aktiv auftauchen. Der faule Hund ist gerade was erledigen oder so. :/

    Mikael sah hoch auf die Gefängnismauern, die in das warme Licht der aufgehenden Sonne getaucht waren. Er seufzte, ehe er mit Zeigefinger den Schlüssel seines Wagens betätigte und sich in Richtung des Gebäudes begab.
    Er ging zur Pforte. Dort gab sie Ausweis und Mobiltelefon ab und wartete geduldig darauf, abgeholt zu werden.
    Ein Beamter trat schließlich an ihn heran.
    „Herr Häkkinen?“ Er nickte. „Frau Halla wäre dann bereit.“
    Mikael folgte dem Mann durch das Labyrinth, passierte endlose Flure, hörte das Aufschließen und Zufallen der massiven Gittertüren hinter sich, bis sie schließlich vor einer Tür Halt machten.
    „Es gibt Kameras, wenn etwas ist, machen Sie sich bemerkbar oder drücken Sie den Knopf an der Tür. Frau Halla wurden keine Handschellen angelegt. Sie hat in den letzten Jahren kein aggressives Verhalten gezeigt.“
    Mikael nickte und die Tür wurde geöffnet.


    In dem Raum stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Frida Halla saß bereits und sah ihn erwartungsvoll an.
    „Du hast mir eine Nachricht zukommen lassen?“, fragte er und setze sich gegenüber der Frau an den Tisch.
    Sie lächelte. „Und du bist gleich gekommen. Schön zu sehen, dass ich dir im Gedächtnis geblieben bin.“
    Natürlich war sie das. Frida Halla war einer seiner ersten Fälle bei der Mordkommission gewesen und eine der wenigen weiblichen Serienmörderinnen. Auch wenn er es nicht gerne zugab, hatte er ihren Fall häufig studiert und versucht, diese Frau zu verstehen.
    „Was willst du von mir, Frida?“ Mikael lehnte sich ein wenig zurück.
    „Ich habe da vielleicht etwas für dich.“
    „Was genau?“
    Ein schmales Lächeln breitete sich auf dem Gesicht seines Gegenübers aus. „Etwas von der unangenehmen Sorte.“
    „Unangenehm? Inwiefern?“
    „Das weiß ich nicht genau. Man hört Dinge.“ Sie sah sich im Raum um. „Flüstern durch die Wände.“
    „Wer flüstert?“
    „Da gibt es etwas, dass ich dir zeigen könnte.“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Wenn du es wirklich möchtest.“
    „Du musst schon etwas konkreter werden. Was willst du mir zeigen?“
    Frida Halla beugte sich zu ihm vor. „Du magst doch Leichen, oder? Du hast sie immer schon gemocht“, säuselte sie.
    „Worauf willst du hinaus?“, erwiderte er kühl, während sein Herz vor Aufregung schlug. Er hatte immer vermutet, dass es noch mehr Opfer gab. Würde sie ihn nach all den Jahren endlich zu den Verstecken führen. Ihre armen Seelen befreien?
    „Hast du Papier und einen Stift?“, fragte die Frau und wollte nach seiner Hand greifen.
    Mikael zog seine Hand bestimmt zurück und legte sie auf seinen Oberschenkel. „Was denkst du?“
    „Dann besorg dir was.“

    Mikael war aufgestanden und nach einer kurzen Diskussion, hatte ihn der Beamte vor der Tür Stift und einen Zettel gereicht. Er setzte sich wieder vor Frida, legte es auf den Tisch und schob es ihre Richtung.
    Stumm verfolgte Mikael sie dabei, wie sie Zahlenreihen auf den Zettel schrieb. Koordinaten. Gab es wirklich weitere Opfer?
    Nach einer Weile legte sie den Stift auf den Tisch und schob ihm den Zettel zurück. „Zum Aufwärmen“, sagte sie und zwinkerte.
    „Heißt es, es gibt noch mehr?“, fragte Mikael und blickte auf den Zettel. Zwei Koordinaten, die vermutlich zu zwei Leichen führten.
    „Wer weiß.“
    „Müssen wir wirklich Spielchen spielen. Nach all den Jahren?“ Mikael legte den Zettel wieder auf den Tisch und schob ihn wieder hinüber. „Haben die Familien nicht verdient, dass sie erfahren, was mit ihren Liebsten ist?“
    Sie schob den Zettel zu ihm zurück. „Ich warte auf deinen nächsten Besuch“, sagte sie.

    Mikael hatte versucht, sie weiter zu überzeugen, ihm mehr zu geben, doch Frida Halla war hartnäckig gewesen und nachdem sich bei ihm Kopfschmerzen und Übelkeit angemeldet hatten, hatte er schließlich aufgegeben.

    Als er die letzte Tür des Gefängnisses hinter sich gelassen hatte und sich an sein Auto lehnte, atmete er tief durch und fuhr sich durch das Gesicht. Es gab bessere Möglichkeiten seinen Tag zu beginnen. Mikael nahm einen letzten Atemzug, ehe er seinen Volvo öffnete und sich auf den Fahrersitz gleiten ließ. Seine Hand glitt in seine Hosentasche und er zog einen kleinen Notizzettel heraus. Er starrte ihn einige Zeit an, glitt mit dem Zeigefinger über die geschriebenen Zeilen, bevor er ihn wieder in die Tasche gleiten ließ und seinen Wagen startete. Einer der Orte war nicht in Helsinki. Nicht einmal in Finnland. Und er konnte sich keinen Reim daraus machen. Frida Halla war nicht für Auslandsreisen bekannt gewesen. Im Gegenteil. Sie war sogar dafür bekannt, Fliegen gehasst zu haben.
    Er lenkte den Wagen auf die Autobahn. Sie könnte auch die Fähre genommen haben. Vielleicht hatte sie das Opfer sogar auf dem Weg nach Deutschland kennengelernt?

    Mikael ließ die Gedanken solange kreisen, bis das heftige Stechen in der Schläfe es ihm unmöglich machte. Als er spürte, wie sein Sichtfeld sich veränderte, lenkte er den Wagen von der Autobahn und hielt am Randstreifen der Landstraße an. Er atmete tief durch und schloss die Augen. Doch es half nichts, die Kopfschmerzen ließen nicht nach und die Übelkeit aus dem Gefängnis meldete sich zurück. Mit zittrigen Fingern öffnete er den Gurt und stieg aus dem Auto. Kurz war ihm schwarz vor Augen und er krallte sich am Autodach fest, damit seine Beine nicht den Halt verloren. Vielleicht hätte er doch besser sitzen bleiben sollen?
    Nach und nach nahm sein Umfeld wieder Konturen an. Der Schwindel ließ nach, die Übelkeit aber nicht. Mikael bereute, dass er den Kaffee heute Morgen überhastet in seinen Rachen geschüttet hatte und ehe er sich versah hockte er im Gras am Straßenrand und übergab sich keuchend.