So noch ein Stückchen als Gute-Nacht-Geschichte
Bei Steiners Worten stutzte Tom. Sein Auto? Was hatte denn sein Auto mit dieser Sache zu tun? Doch schon langsam ahnte er, was dieser Mark Steiner mit ihm vorhatte. ‚Ich werde dir zeigen wie es ist im Gefängnis zu hocken.’ schoss es Tom durch den Kopf. War das etwa des Rätsels Lösung? Will Steiner ihn ins Gefängnis bringen? Nur wie? Will er ihm etwa den Mord an Sebastian Mandl anhängen? Dann fiel es ihm wieder ein. Dieser Kerl hatte mit seiner Dienstwaffe geschossen! Seine Waffe war die Tatwaffe und da Steiner Handschuhe trug würde man sicherlich keine Fingerabdrücke von ihm finden. Da Steiner auch sein Auto erwähnt hatte, würde er die Leiche bestimmt in seinem Mercedes verstecken und noch dazu war er selber spurlos verschwunden. Das war also Steiners Rache. Tom wurde ganz flau im Magen. Würde noch jemand an seine Unschuld glauben, wenn man all diese Beweise fand?
Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Dann musste er jedoch trotz des Ernstes der Situation kurz grinsen. Steiner hatte die Rechnung ohne Semir gemacht! Egal was Steiner vorhatte, Tom wusste, dass Semir ihm kein Wort glauben würde. Darauf konnte er sich verlassen. Dafür waren er und Semir schon viel zu lange befreundet und kannten sich viel zu gut. Er war sich sicher, dass Semir bereits nach ihm suchen würde. Nein, Semir würde nicht an seiner Unschuld zweifeln, das Problem würden viel eher die Kollegen und vor allem die Schrankmann sein.
Nach kurzer Zeit hatten Semir und Petra tatsächlich Glück. „Sebastian Mandl.“ las Petra vom Bildschirm ab. „Er ist wegen einem Überfall auf eine Bank, Körperverletzung und noch ein paar kleineren Verbrechen zehn Jahre lang im Gefängnis gesessen und erst seit kurzem wieder auf freiem Fuß. Sein Zellengenosse war Mark Steiner. Er saß ebenfalls zehn Jahre. Sie haben alle Verbrechen gemeinsam begangen.“ „Und jetzt kommt ein brutaler Überfall auf eine Tankstelle und Entführung noch hinzu. Ich wette dieser Steiner ist der zweite Mann den wir suchen!“ murmelte Semir. „Wieso Entführung?“ fragte Petra verwundert. Semir winkte ab. „Ist nur eine Vermutung.“ „Du denkst Tom wurde entführt?“ fragte sie erschrocken „Von denen?“. „Na was soll ich denn sonst denken? Tom ist ja noch immer nicht aufgetaucht und ein Mörder ist er auch nicht!“ sagte Semir entschieden. Petra nickte. Sie glaubte auch nicht daran, dass Tom etwas mit der Leiche in seinem Auto zu tun hatte. „Aber Mandl ist doch tot und wieso sollte Steiner Interesse daran haben einen Polizisten zu entführen? Meinst du nicht, dass du dich da womöglich in was verrennst?“ Semir schüttelte den Kopf „Nein, ich bin mir ganz sicher, dass die etwas mit Toms Verschwinden zu tun haben! Möglicherweise hat Steiner selbst seinen Kumpel erschossen. Tom war es bestimmt nicht auch wenn jetzt alle das Gegenteil glauben. Schau mal bitte nach, was du über Mark Steiner herausfindest.“ Petra nickte und gab den Namen in ihrem Computer ein. „Dachte ich’s mir doch! Das ist der zweite Kerl, der die Tankstelle überfallen hat.“ sagte er und nickte dabei zufrieden als er ein Bild des Mannes sah. Er hatte Steiner sofort wiedererkannt, obwohl er ihn letzte Woche bei der Verfolgung nur kurz zu Gesicht bekommen hatte. Dieser Augenblick hatte jedoch ausgereicht um sich dieses starre Gesicht in sein Gedächtnis einzuprägen. „Diesen Mistkerl schnappe ich mir jetzt! Ich fahre sofort zu seinem Haus!“ Er schrieb sich die Adresse auf und machte sich auf den Weg. „Bitte finde Tom!“ rief Petra ihm besorgt hinterher. „Keine Sorge Petra, das werde ich!“
Als Semir die PAST verlassen wollte kam Anna ihm entgegen. „Was haben wir?“ fragte sie. „Der Tote heißt Sebastian Mandl. Er hat zusammen mit einem gewissen Mark Steiner letzte Woche die Tankstelle überfallen. Beide saßen bis vor kurzem noch im Gefängnis.“ Anna nickte. „Haben Sie irgendwelche Hinweise gefunden, warum Steiner Tom einen Mord anhängen und ihn entführen sollte? Welchen Grund er dafür haben könnte?“ „Leider nicht…aber das finde ich noch heraus!“ sagte er entschlossen. „Und wo wollen Sie jetzt hin?“ „Ich fahre zu Steiners Haus und verhafte den Kerl.“ Er wusste jedoch, dass Anna die Antwort nicht gefallen würde. „Alleine? Das werden Sie nicht tun! Ich werde das SEK informieren. Außerdem haben Sie mal auf die Uhr geschaut wie spät es eigentlich ist? Sie werden sich jetzt am besten ein bisschen ausruhen und morgen in der Früh stürmen Sie zusammen mit dem SEK das Haus.“ „Aber Chefin…wie kann ich mich denn ausruhen, wenn ich nicht weiß wo Tom ist? Ich muss ihn suchen! Ich muss jetzt zu diesem Steiner!“ Semir stürmte los ohne eine Antwort von Anna abzuwarten. „Semir!“ schrie ihm Anna nach, doch Semir blieb nicht stehen. Anna schüttelte verärgert den Kopf. ‚Was für ein Sturkopf!’ dachte sie sich, doch sie wusste, dass sie ihn nicht aufhalten konnte, zu groß war seine Sorge um Tom. „Aber bitte, seien Sie vorsichtig!“ sagte sie leise.
Kurze Zeit später stand Semir mit seinem BMW vor dem Haus. Es schien niemand da zu sein, da weder ein Licht brannte, noch ein Auto zu sehen war. Er stieg aus und zog seine Waffe. Vorsichtig schlich er sich in das Haus und durchsuchte jeden Raum, doch es war tatsächlich niemand da. ‚Mist!’ dachte er sich und steckte die Waffe wieder ein. Das Haus hatte den Anschein als würde schon seit längerer Zeit niemand mehr hier gewesen sein. Es gab weder eine Spur von Steiner noch eine von Tom. Semir konnte absolut nichts finden, dass ihm weiterhalf. Enttäuscht verließ er das Haus durch die Terrassentür. Er wollte sich gerade im Garten umsehen, als er plötzlich hinter ihm Schritte hörte. Semir drehte sich erschrocken um und fühlte im selben Moment wie ihn ein harter Gegenstand im Gesicht traf.