„Weißt du Semir…“ begann Tom dann stockend, „…in dem Moment, als ich da so am Boden lag und Sven die Waffe auf mich anlegte, da…da dachte ich wirklich, es wäre aus…ich hatte abgeschlossen…ich war aufgeflogen, jeder wusste, dass ich ein Bulle war…es standen so viele Menschen um mich herum…alle waren bewaffnet, alle voller Hass und Wut auf mich…es war mir klar, dass ich unmöglich entkommen konnte…es war unmöglich.“ erzählte er leise und musste eine kurze Pause machen, ehe er fort fuhr. „Der einzige Gedanke, den ich zu diesem Zeitpunkt noch hatte war der, dass ich innerlich bettete, dass du dich auf keinen Fall einmischen würdest. Ich wollte nicht, dass es dir genauso ergeht wie mir…das wollte ich unter allen Umständen verhindern!…und wenn du etwas Falsches gesagt hättest, dann wärst du ebenfalls aufgeflogen…da bin ich mir sicher…“ wieder stoppte Tom, es fiel ihm nicht leicht darüber zu reden. „Aber Tom…“ begann Semir, doch Tom ließ ihn nicht zu Wort kommen und sprach weiter. „Semir, als Sven diesen furchtbaren Befehl gab und von dir verlangte auf mich zu schießen, da hoffte ich einfach nur, dass du es tun würdest. Verstehst du? Ich war zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie verloren, aber du nicht! Und wenn du dich geweigert hättest, dann wäre es dir genauso ergangen wie mir. Dann hätten sie uns beide erschossen, das war für mich klar. Die hätten nicht lange gezögert. Du weißt doch, was Petra über diesen Sven erzählt hat und wie grausam er ist. Aber, das hätte ich doch niemals zulassen können! Ich hoffte inständig, dass du das begreifen würdest...es gab immerhin keine andere Möglichkeit...es gibt in solchen Extremsituation kein Richtig und kein Falsch mehr, du hast das Bessere getan.“ erklärte er seinem Freund und sah ihn dabei an. „Nein, Tom, das stimmt nicht…ich hätte es verhindern können, ich hätte es niemals tun dürfen…ich…“ Tom merkte, dass Semir noch immer mit sich haderte. Mit einem festen Griff nahm er Semirs Hände in seine und sah ihm fest und ernst, tief in seine Augen. Langsam und bestimmt fuhr er fort. „Semir, du hast mir das Leben gerettet! Ohne dich wäre ich jetzt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr hier – und dafür bin ich dir unendlich dankbar!“, dann begann Tom plötzlich zu lachen „Und jetzt hör endlich auf, dir die Schuld dafür zu geben. Das hält ja kein Mensch mehr aus.“ grinste Tom. „Hast du das jetzt endlich verstanden?“ fragte er noch einmal etwas ernster nach. Semir begann jetzt auch zu lächeln und nickte. „Danke Tom. Du bist wirklich der beste Freund und Partner, den man sich vorstellen kann!“ antwortete er.
Andrea merkte sofort die Erleichterung in Semirs Gesicht, als er wieder den Warteraum betrat. Sie freute sich für ihn und war froh, dass es ihm wieder besser ging. „Na, alles in Ordnung?“ fragte sie sanft. Semir nickte. „Ja Andrea.“ stieß er freudig aus und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
Dann ging Semir zu Petra und schickte sie zu Tom ins Zimmer. Dankbar nickte sie ihm zu. Sie freute sich schon sehr darauf Tom endlich wieder in die Arme nehmen zu können.
Einige Tage später konnte Tom wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Obwohl er eigentlich vom Arzt die Anweisung erhalten hatte noch zu Hause zu bleiben und bei jeder Bewegung noch immer leichte Schmerzen verspürte, so war er trotzdem auf die Dienstelle gefahren und wollte unbedingt wieder arbeiten. Er hielt es zu Hause einfach nicht lange aus. Tom wollte zusammen mit Semir so schnell wie möglich den Fall endgültig abschließen. Außerdem musste Petra ja ohnehin arbeiten und wenn er in der PAST war, so konnte er zumindest ständig bei ihr in der Nähe sein. Die Kollegen freuten sich sehr als sie ihn sahen und begrüßten ihn alle herzlich.
Danach ging Tom zu Semir und Anna, die sich gerade mit Philip Sand unterhielten, der Bursch, den sie damals nach dem Überfall als einzigen verhaften konnten und der ihnen bei diesem Fall sehr weitergeholfen hatte.
„Ohne Philip hätten wir Sie beide nie gefunden. Wer weiß, was dann geschehen wäre. Sie sollten sich bei ihm bedanken.“ klärte Anna die Beiden auf. Semir und Tom taten es und der junge Mann freute sich natürlich darüber. „Muss ich jetzt trotzdem in den Knast?“ fragte er leise und sah Anna mit flehenden und zugleich ängstlichen Augen an. Anna warf ihm einen traurigen Blick zu. „Also ja.“ flüsterte Philip enttäuscht und ließ die Schultern wieder hängen. „Übrigens, Chefin...als wir in der Bande waren, da hat uns Norbert einiges erzählt, auch über Philip.“ fiel Semir wieder ein. „Philip hat keinen Menschen umgebracht…er hatte sich geweigert jemanden zu erschießen.“ erzählte er Anna. „Na das sind ja sehr gute Nachrichten! Aber ganz ohne Strafe geht es leider auch nicht. Eine kurze Zeit wirst du dennoch absitzen müssen.“ musste sie Philip erklären. Dieser sah sie erneut traurig und mit großen Augen an. Anna tat es richtig Leid, als sie diese Worte aussprechen musste. Der Bursche hatte einfach nur Pech gehabt und war in die falschen Kreise geraten, aber er war kein schlechter Mensch. „Wir werden uns allerdings beim Richter für dich einsetzten. Du hast uns wirklich viel geholfen. Wir werden versuchen die Strafe zu mildern.“ erklärte sie aufmunternd. Philip sah sie an. „Danke. Ich weiß, was ich getan habe, war nicht richtig. Ich bereue es sehr und ich verspreche Ihnen, wenn ich aus dem Knast…ähm, ich meine Gefängnis wieder draußen bin, dann suche ich mir eine anständige Arbeit. Versprochen! Noch einmal danke für alles!“ sagte er. Dann wurde Philip von einem Polizeibeamten mitgenommen. Die drei sahen ihm nach. „Ich hoffe, er ist bald wieder draußen. Ich bin mir sicher, dass er aus dieser Sache gelernt hat und nicht mehr denselben Fehler machen wird.“ meinte Tom. Anna stimmte ihm zu.
Dann wandte sich Tom an Semir. „Und? Wollen wir unsere Runde fahren?“ fragte er grinsend. Semir sah ihn verwundert an. „Du gehörst nach Hause!“ erinnerte er ihn in strengem Ton. „Ach komm schon, mir geht’s gut. Na los!“ forderte Tom ihn auf und zog ihn zum Auto. Kurze Zeit später fuhr er zusammen mit Semir wieder auf der Autobahn.
ENDE
Ich hoffe das Ende gefällt euch auch und es ist nicht zu übertrieben. Ich möchte mich hiermit noch einmal für die vielen, vielen Feeds bedanken und bei allen, die meine Story gelesen haben! Danke...