Dramatisch, spannend, bombastisch, mitreißend, hochemotional, spektakulär und todtraurig. So viele Adjektive um diese Folge zu beschreiben, und so gegensätzlich sie teilweise auch sein mögen: Zurück bleibt die große Begeisterung für diesen ersten Teil der Doppelfolge "Ausgelöscht".
Natürlich könnte man jetzt nach Ausstrahlung wieder das Thema aufgreifen warum nach Hotte nun auch unser lieber Bonrath sterben musste. Aber diese Entscheidung der Macher muss nun mal akzeptiert werden und seit heute steht für mich auch fest: Nicht alles ist schlecht daran und es ist durchaus nachvollziehbar warum man sich zu diesem drastischen Schritt hat hinreißen lassen. Denn erzählerisch und im Hinblick auf die Charaktere wurde mit dem heutigen Ende sozusagen wieder eine neue Ära mit vielen neuen Möglichkeiten eingeleitet. Denn nach diesem Ende ist wohl wirklich für jeden nachvollziehbar warum das Team, insbesondere Jenny, in den nächsten Folgen eine Psychologin braucht.
Aber nun zur Folge an sich. Man scheint Gefallen daran gefunden zu haben, an dem was Boris von Sychowski 2013 mit "Tödliche Wahl" eingeführt hat. Die Folge beginnt irgendwo mittendrin im Plot, Semir und Alex befinden sich irgendwo im Nirgendwo und das Interesse des Zuschauers ist geweckt. Ein Anfangsstunt mit tollen Digicopter Aufnahmen und als das Indikativ beginnt, steht schon zweifelsfrei fest: Diese Folge ist etwas besonderes.
Es folgt ein Bruch und die nächsten Minuten sind sehr ruhig. Bonraths Abschlussfeier, wunderschön und emotional inszeniert. Da ist sie wieder, die einzigartige Team- Atmosphäre. Wenn schon keine Autobahn, dann zumindest das. Hinzu kommt der horizontale Handlungsstrang um Dana, der an dieser Stelle sehr geschickt aufgegriffen wird.
So viele Wendungen wie in dieser Folge hat es selten zuvor gegeben. Die Motive der belgischen Polizistin sind mir etwas arg abgekürzt aber doch gelingt es mehrmals genial den Zuschauer auf falsche Fährten zu locken.
Die Spannung ist unglaublich stark, aber das ist man schon alleine durch die Bildsprache bei Franco gewohnt. Spannender kann man auch keine Schießerei inszenieren als er es getan hat beim Schusswechsel zwischen dem Auftragskiller von Grundmann und Semir/Alex.
Bonraths Tod ist unvorstellbar stark. Ja, das meine ich wirklich genau so wie ich es schreibe. Die durch diesen grausamen und fast schon abstoßenden Tod zugespitzte Dramatik sorgt für ein Gefühlschaos nach Abschluss der Episode, das quasi nicht größer sein könnte. Man sprengt alle Gesetze der entspannten Abendunterhaltung, packt den Zuschauer und lässt ihn ohne Bedenken wie ein Kartoffelsack wieder fallen. Einzigartig!
Was gibt es an dieser Folge auszusetzen? Nicht sonderlich viel, ganz im Gegensatz zu letzter Woche. Etwas arg schnell abgehandelt ist vielleicht das vorläufige Ende der Figur Maria Isolde Schrankmann. Lieb gewonnen hatte man sie ja irgendwie trotzdem. Das Ende der Folge ist zwar mit Absicht abrupt, vielleicht aber doch etwas zu abrupt. Da hätte ich als Regisseur den Emotionen noch etwas mehr Raum gegeben, auch was die Reaktion von Semir und Alex betrifft. Aber wenn schon gnadenlos und ohne Kompromisse dem Zuschauer gegenüber, dann auch richtig, wird sich Franco wohl gedacht haben.
Gesehen haben wir ein Highlight zu Ehren der Figur Dieter Bonrath, ein mehr als würdiger Abschied, der mit Sicherheit im zweiten Teil noch fortgesetzt wird. Und doch blickt man nach einer solchen Folge ein paar Jahre zurück und fragt sich wie Dietmar Huhn sich wohl jetzt fühlen könnte bei dem Abschied den seine genauso ehrenhafte Figur erhalten hat...
10 von 10 Punkte, steht natürlich außer Frage. "Die dunkle Seite" wurde aber für mich nicht getoppt. 