Die Folge hat mir zwar besser gefallen als die der vorherigen Woche, jedoch habe ich nach wie vor ein Problem mit dem neuen Konzept. Es sagt schon genug aus, wenn mich der Beginn der anschließenden Ben Jäger-Folge ! "Die Nervensäge" direkt mehr anspricht und unterhält als die komplette neue Folge.
Hier entsteht einfach der Eindruck, man würde sich zu keiner Richtung richtig bekennen wollen und alles auf einmal unter einen Hut bekommen um möglichst viele Geschmäcker zur selben Zeit zufriedenzustellen. Emotionen und Gefühle ja, aber bloß nicht zu viel davon, Komik und Ernsthaftigkeit gemeinsam Hand in Hand, aber von beidem unter keinen Umständen zu viel. Sinnbildlich dafür ist das Ende der Episode, als man die Freundin der Hauptfigur noch mal eben so auf relativ brutale und nicht zum Ton der üblichen Folge passende Darstellung über die Klinge springen lässt, danach noch kurz in wenigen Sekunden die trauernde Episodenhauptrolle zeigt um hinter dem Stichwort "Emotionen" einen Haken zu machen und dann mit einem einzigen Schnitt zur lockeren und komödiantischen Schlusszene um Semir und Andrea wechselt.
Ein wenig hat sich diese Richtung auch schon in der letzten Staffel mit Vinzenz Kiefer abgezeichnet und auch hier hatte dies schon zur Folge, dass Episoden wie "Space", "Duell in der Wildnis" oder auch "Gestohlenes Leben" dabei herauskamen, die vieles sein wollten, im Endeffekt aber nichts richtig gewesen sind. Direkte Konsequenz wiederum ist Spannungsarmut, kein Drive, Belanglosigkeit und null Gefühl. Dies wird zudem noch gefördert, wie auch gestern in "Tödlicher Profit", durch einen vielfach gesehenen standardmäßigen Verlauf der Handlung ohne jeglichen Tiefgang der Figuren und zu allem Überfluss noch durch eine ästhetische und optische Wertlosigkeit. Vor allem die Darstellung der Action steht nun wieder in keinerlei Zusammenhang mehr mit der Geschichte, ist eine eigene Komponente und einfach nur darauf aus möglichst spektakulär zu sein, ohne irgendeinen minimalen realistischen Anspruch.
Erneut möchte ich wieder auf die von mir letzte Woche angesprochene Parallele zu "Der Lehrer" eingehen, die ich mir dauernd einbilde. Obwohl ich "Der Lehrer" nebenbei sehr gerne sehe und gerade die in diesem Jahr ausgestrahlte Staffel mir relativ gut gefiel, ist das einfach eine "Gute Laune"- Serie, wo ernste Themen spielerisch und humorvoll auf sehr leichte und fast haarsträubend klischeehafte Weise, für Jugendliche quasi als zusätzliche Erziehungsmaßnahme, verpackt werden. So sympathisch und unterhaltsam die Serie auch ist, der Anspruch ist aber relativ niedrig, auch wenn die Message des jeweiligen Themas immer sehr schön herübergebracht wird.
Bei der Cobra verhält sich das aktuell ein wenig ähnlich. Die Schurken sind eigentlich richtig richtig böse (immerhin Russenmafia!!), merken tut man davon aber herzlich wenig, da alles komplett seicht und mit Augenzwinker umgesetzt wird. Auch den Soundtrack kritisiere ich hier, auch wenn er allein nach Ansage von RTL genau so entsteht wie er es hier tut. Bei "Die Nervensäge" als Beispiel geht aber wenigstens direkt zu Beginn noch richtig die Post ab, durch eine ganz andere Kameraführung, ein anderer Schnitt und auch durch den (wenn auch von mir oft kritisierten) Vollgas-Soundtrack von Daniel Freundlieb. Da ist der Zuschauer wenigstens "drin" und erhält nicht nur passiv von Allem etwas. Und wenn es denn eine gewisse Härte in der Folge gibt, wird sie unmittelbar darauf wieder schnell entschärft. Die Stimmung und Atmosphäre, die beim Zuschauer rüberkommen soll, erinnert mich einfach immer wieder an den quotenstarken "Lehrer", an dem man sich nun zu inspirieren scheint. Perfektes Beispiel hier auch direkt die Darstellung des aufwachenden Pauls in der Anfangsszene samt des eingespielten Popsongs, die eigentlich genau so gut den Vollmer zeigen könnte, aber so beginne ich doch nicht eine Episode einer Krimi- und Actionserie...
Einziger Pluspunkt ist für mich daher erneut wieder generell das Spiel von Daniel Roesner, der mich einmal mehr an der Seite von Erdogan Atalay überzeugt hat. An ihm scheitert es meiner Meinung nach definitiv nicht, auch mit seiner Rolle trotz fehlender Ecken und Kanten kann ich sehr gut leben, da er sowohl in ernsten als auch lustigeren Momenten sehr glaubwürdig und sympathisch agiert. Vinzenz Kiefer als Alex Brandt wäre in solch einem Konzept aber wirklich vollkommen fehl am Platz gewesen, auch das ist eine Erkenntnis von mir und aus dieser Sicht zumindest positiv, dass man seine Rolle nicht noch weiter "zurecht geschnitten" hat, als man es im Herbst 2015 schon getan hat.
Erstmalig habe ich diese Staffel aber auch vorgeschaut und zumindest die nächste Episode macht ein wenig Hoffnung, da hier nur sehr wenig von der hier geschilderten Kritik zu den letzten beiden Episoden zutrifft.