Als Kai Meyer-Ricks letzte Staffel mit "Freunde fürs Leben" ankam, waren wir fast alle überrascht. So gut hatte man die Cobra schon lange nicht mehr, und so anders noch nie gesehen. Ich bin noch heute restlos begeistert von der Umsetzung dieser Folge, und so waren meine Erwartungen an "Das große Comeback" recht groß. Enttäuscht wurde ich ganz und gar nicht, allerdings bin ich nicht ganz so beeindruckt wie bei "Freunde fürs Leben". Der "Wow-Effekt" blieb aus, dennoch ist die Folge um Längen besser als der Durchschnitt der letzten Staffeln.
Mit den letzten beiden ziemlich gelungenen Folgen von Heinz Dietz ist "Das große Comeback" nicht zu vergleichen. Das aber heißt nichts Schlechtes. Die Umsetzung und die Atmosphäre war komplett anders, und ich kann nur sagen, ich mag auch den heutigen Stil.
Das Negative an dieser Folge ist aber das Buch. Denn das ist ziemlich 0815-mäßig und hat zudem noch nicht mal irgendeinen Zusammenhang gehabt mit der Autobahnpolizei. Das stört mich am allermeisten und ist eigentlich mein einziger Hauptkritikpunkt. Es ist klar, dass die Autobahn in den letzten Jahren immer mehr in den Hintergrund gerückt ist, aber wenn jetzt auch schon der "Tatort" abseits der Autobahn liegt, und diese überhaupt nicht mehr zu sehen ist wie auch schon in "Auferstehung", könnte man die Serie eigentlich auch direkt umbenennen...
Regisseur Kai Meyer-Ricks hat aus dem Buch aber fast noch mehr herausgeholt als eigentlich möglich war und hat so trotz einer eigentlich mehr oder weniger Standard-Handlung, für einige Spannungsmomente gesorgt. Die Erzählweise war perfekt, es wurde auch versucht, die Erzählung etwas "härter" darzustellen. Der Protagonist Mark Heitmüller war außerordentlich gut dargestellt, man konnte sich richtig in seine Situation hineinversetzen, man hat mit ihm mitgefiebert. Das hat von Anfang an für eine gewisse Spannung gesorgt und zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Folge, was mir sehr gefallen hat. Auch die Rückblenden haben da ihren Teil zu beigetragen.
Besonders loben muss man in diesem Zusammenhang auch die Kameraführung. Die vielen Nahaufnahmen von dem sich im Gefühlschaos befindenden Mark beförderten zusätzlich die Spannung, eine andere, aber sehr interessante Art von Spannung. Eine emotionale Mitgerissenheit irgendwie. Top!
Ganz besonders hervor gestochen haben da auch die Actionsequenzen. Das hatte irgendwie etwas von einem Actionstreifen aus Hollywood. Das war am Anfang so bei der richtig toll inszenierten Verfolgung (die Farben, der Bösewicht mit Glatze und Schrotflinte, die Motorengeräusche) und das war auch so im Parkhaus als Jenny aus dem Wagen raus schießt. Knallhart präsentierte Action, auch am Ende, das hat mir gefallen.
Die Szenen mit Semir haben mir auch sehr gut gefallen, da hat man Erdogans Ausfall perfekt ausgenutzt um die "Semir-Andrea-Robert"- Geschichte zu erweitern.
Was die Comedy angeht, so war diese auch heute wieder sehr gut dosiert. Ein paar richtig lustige Stellen gab es sogar, zB. Jenny: "Ich hab mal Philipp Poisel in der Bar getroffen. Das war eine totale Enttäuschung, der Typ heult nicht nur beim Singen, der.." ...oder auch Hartmut: "Ach und Jenny. Attacke!!".
Ein kurzes Wort noch zu Jenny. Die fand ich heute nämlich auch sehr sympathisch dargestellt und bei weitem nicht so "billig" und kindisch gezeichnet als in "Katerstimmung".
Zu guter Letzt aber noch zu dem aus meiner Sicht extrem krassen Patzer. Mark Heitmüller zu Ben und Jenny als sie durch die Katakomben des Stadions laufen: "Ich wollte unser Geld zurückholen. Für Mark. Ich wollte meine Fehler wieder gut machen." Für Mark?! Er meinte wohl eher "Für Tom". Auch wenn man noch argumentieren könnte, dass er durch die Folgen seines Alkoholkonsums durcheinander war und deswegen seinen Kumpel bei seinem eigenen Namen nennt, kann ich nicht wirklich verstehen, dass das, wenn schon nicht am Set, nicht mal im Schnitt jemandem aufgefallen ist.
Nun bin ich nach der Pause nächste Woche, gespannt wie die beiden Folgen von Nico Zavelberg so sind und ob sie an die bisherigen Folgen rankommen. Auch diesmal würde es mich wundern, aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Und dann natürlich "Einsame Entscheidung", da freue ich mich jetzt schon.
Die heutige Folge hat jedenfalls, auch wenn sie ihren Fokus auf komplett anderen Dingen hatte als die letzten beiden Folgen, eindeutig ihre 8 von 10 Punkte verdient. Eine sehr gelungene Staffel bis jetzt!