"Gestohlenes Leben" ist endlich wieder eine richtig starke Folge. Man geht hier wieder deutlich Richtung Psychothriller und verpackt das Ganze mit den Gefahren des Internets bzw. der sozialen Netzwerke, also einem durchaus aktuellen und auch neuen Thema bei "Cobra 11".
Sämtliche "Thrill"-Momente, wie die im Parkhaus oder in Jenny´s Wohnung wissen sehr zu überzeugen und sind mir vor allem durch einen hervorragenden Schnitt aufgefallen. In diesen Szenen weiß der Score von Daniel Freundlieb ähnlich wie in "Angst" auch zu überzeugen. In den emotionalen Szenen finde ich ihn aber nach wie vor, und vor allem im Vergleich zu Nik und Jaro, schwach. Dass bei Jennys Gefühlsausbruch im Parkhaus sogar gänzlich auf Musik verzichtet wurde, hat mich am allermeisten gestört. Da habe ich mir die ganze Zeit ihr Musikthema aus der letzten Staffel gewünscht, auch bei der Szene in ihrer Wohnung und bei der Aussprache auf den Treppen mit Semir. Sei´s drum.
Großer Pluspunkt der Folge ist vor allem, dass die Lösung des Falls bis zum Schluss unvorhersehbar ist. Dass die Ausbilderin dahinter steckt, kann man sich zwar schon spätestens nach dem Tod von Kilian Kramer denken, jedoch bleiben ihre Motive noch eine längere Zeit rätselhaft. Die Auflösung ist überraschend, zugleich aber auch sehr plausibel.
In Sachen der wieder obligatorischen Leichtigkeit ist dem Beginn nichts vorzuwerfen bis auf Dana´s Freude nach dem Crash. Das ist wieder so ein platter Moment, wo man fast nicht anders kann, als die Augen zu verdrehen. Sie hat erst vor kurzem selbst ihre Eltern auf tragische Art und Weise verloren und amüsiert sich dann darüber, wenn 2 Autos durch die Luft fliegen und vielleicht gerade Kinder dabei drauf gehen um sie bei ihren eigenen kurz zuvor geäußerten Worten zu nehmen. Ihr Filmen hätte auch so gereicht, warum muss sie denn hier erneut so unreif dargestellt werden?
Das auch wieder obligatorisch gewordene "lockere Ende" weiß hingegen heute auf ganzer Linie zu überzeugen und ist wirklich ziemlich lustig. Dennoch finde ich es einfach extrem schade, dass selbst bei einer Folge wie dieser nicht doch darauf verzichtet werden kann. Ein nachdenkliches Ende mit einer noch geschockten Jenny hätte dramaturgisch natürlich deutlich besser gepasst. Oder den Dialog wenigstens am Ufer des Sees spielen lassen ohne größeren Zeitsprung und davor wenigstens noch 1-2 Sätze zu den eigentlichen Geschehnissen.
Insgesamt dominiert aber natürlich die Ernsthaftigkeit und die Folge gehört selbstverständlich zu den Besten der Staffel, übertrifft für mich "Tausend Tode" und "Vendetta" aber definitiv nicht.