Beiträge von jenni

    Manuel Brehme musterte ihn und Paul bemerkte seinen Blick, als dieser an seinen Schuhen hängen blieb.

    Ich nehme mal an, es sind wieder die berühmten Neo-gelben Schuhe in diesen Fall :D

    Aber nun weiss Paul jedenfalls Bescheid und ist am Ort des Geschehens. Das ist schon mal gut. Bleibt nur die Frage, ob die Zusammenarbeit mit Brehme wirklich gut verläuft, oder ob da noch was schief läuft. Ich hoffe einfach, dass unser türkischer Hengst, sicher aus der Situation rauskommt...wobei...das ist eine Story von dir...
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    *Baldrian-Vorrat auffüll*

    Semir erschrak als Ben auf einmal aufschrie und sich zusammenkrümmte. Doch bevor Semir auf ihn zuging, zwinkerte er ihm schnell zu und Semir begriff. Er rannte zur Türe und begann auf ihr zu hämmern. "Wir brauchen Hilfe! Bitte! Hilfe!", schrie er aus voller Kehle und es dauerte keine zwei Sekunden und das Schloss drehte sich. Einer der Männer kam hinein und ging sofort auf Ben zu. "Meine Fresse! Hör auf hier so rumzuschreien!", befahl er barsch und bemerkte nicht, wie Semir hinter sich die Türe zuzog.
    "Es tut so weh! Bitte...", flehte Ben und ergab sich vollkommen seinem Schauspiel. Hätte es Semir nicht besser gewusst, hätte er gedacht, dass Ben wirklich unter schlimmen Schmerzen leiden würde. "Man hör auf mit der Scheisse!" Der Mann wollte ausholen, um Ben zu treffen, doch Semir war schneller. Er faltete seine Hände zusammen und schlug mit der Konstruktion auf den Nacken des Mannes. Er ging mit einem Ächzen zu Boden und blieb liegen. "Okay, los!", keuchte Ben und durchsuchte den Mann, worauf er ein Handy gefunden hatte. Schnell steckte er es ein und legte sich dann wieder in die alte Position zurück, als die Türe wieder aufging und nun ein Mann beachtlicher Grösse den Raum betrat.
    "Verdammt, was ist hier denn los?", knirschte er und Semir drehte sich um. "Mein Freund hat Schmerzen und Ihr verdammter Kollege wollte ihn schlagen, ich musste was tun!" Der Hüne zog eine Augenbraue hoch, schubste Semir auf den Boden und warf eine Wasserflasche, sowie Schmerzmittel vor Ben hin. "Und nun ist Schluss!", befahl er barsch, zog die Türe hinter sich zu und verschloss sie. "Puh...", keuchte Semir und Ben zog mit einem Grinsen das Handy hervor. "Bingo!", sagte er triumphierend und reichte Semir das Gerät. "Also, was ist dein Plan? Ich meine, bei dem Keller haben wir keinen Empfang. Jedenfalls zum telefonieren reicht's nicht!"
    "Ich nehme an, als ihr nach mir klammheimlich gesucht habt, war das Johannas Laptop, den ihr mitgenommen habt, oder?" Ben nickte. "Gut, dann sollte es klappen. Ich weiss drum, dass Johanna, wenn sie ihr Handy ausgeschaltet hat, eine sogenannte Funktion drin hat, die alle Nachrichten auf ihren Laptop überweisen. Sprich, jemand sollte die dann lesen. Und für Nachrichten sollte der Empfang reichen!"
    Ben nickte beeindruckt. "Aller Achtung. Aber was, wenn jemand anderes den Fall übernommen hat? Ich meine, die Sache mit Johanna ist nicht unbemerkt geblieben!" Semir zuckte mit den Achseln. "Hauptsache, wir kommen hier raus! Oder?" Ben wippte mit dem Kopf hin und her. "Guter Punkt", stimmte er zu und Semir begann, mit dem Handy eine Nachricht zu schreiben. Als Mann alter Kinderstube, hatte er natürlich alle Wichtigen Telefonnummern in seinem Kopf gespeichert gehabt.

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    Mit einem Seufzen lehnte Kim sich zurück und strich sich übers Gesicht. "Ich glaub ich hab's!", stöhnte sie und Alex, der gerade Kaffee einschenkte, hob eine Augenbraue. "Was denn?", fragte er neugierig und Kim winkte ihn zum Laptop.
    "Ich habe die Sache mit Dario Conrad nochmals genau angeschaut. Ich konnte einfach nicht glauben, dass der Mann noch lebt. Schliesslich hatte ihn Jäger genau ins Herz getroffen. Also habe ich Nachforschungen angestellt!" Sie zeigte eine alte Geburtsurkunde. "Conrad hatte einen Zwilling?", fragte Alex erstaunt und Kim nickte. "Normalerweise sagt man ja immer: "Es kann kein Zwilling gewesen sein". In diesem Fall, scheinen wir aber direkt in einen Racheakt geraten zu sein. Deshalb wird der Fokus auch auf Gerkhan und Jäger gelegt." Alex nickte verstanden. "Macht Sinn. Das heisst, wir wissen nun wahrscheinlich, wer es war, aber nicht, wo die Beiden sind!" Niedergeschlagen pustete Kim kurz. "Ja...heisst es!", stimmte sie Alex zu und erschrak kurz, als ein Comic-Jingle erklang und eine Nachricht aufklappte. "Was zur...?" Alex blickte auf den Bildschirm. "Das gibt's nicht!", stiess er aus und nun sah sich Kim die Nachricht genauer an.


    Wir leben noch! Könnten Hilfe gebrauchen!

    Das Handy von dem ich schreibe ist an! Verfolgt es zurück!
    Semir

    *sich umsieht* Nochmals ich? OK :D

    Okay, der Polizist der unseren guten Bösewicht einlullen kann muss erst noch geboren werden? Ich denke, der Gute kennt unseren Semir nicht. Das kann für den noch böse enden. Es wird für ihn böse enden. Oder? Oder Eli? :huh:

    *reingesaust komm* So, da bin ich auch wieder :D

    ...und dann beginnt alles mit einem Schocker. PAUL IST PÜNKTLICH?! WAS?! =O

    Kleiner Scherz :D

    Aber ich verstehe seine Sorgen. Besonders wir wissen ja, dass diese ja berechtigt sind.
    Ich bin jedenfalls auch gespannt, wen du noch einbauen wirst! Aber ich weiss jetzt schon, dass wird spannend :)

    "Vielleicht...", murmelte Paul und liess die Prozedur geduldig über sich ergehen. Fachmännisch reinigte Julian die Wunde und begann, die Wunde neu zu verbinden. "Ich gebe dir auch Medikamente mit. Mit denen solltest du nicht unbedingt Autofahren, okay?" Paul lachte kurz auf. "Sagst du einem Autobahnpolizisten, du hast Humor!", grinste er und Julian zuckte mit den Achseln. "Ich war schon immer als Klassenclown bekannt.", bemerkte er nur kurz und fixierte den Verband. "Okay. Das hätten wir. Mit dem entlasse ich dich!" Paul stand auf und zog sich seine Kleidung wieder an. Jedoch blieb er bei der Schulter hängen und atmete stark durch. "Komm her, du Dickkopf", seufzte Julian und half Paul, sich anzuziehen. "So. Und wie gesagt, Schau zu dir. Sonst entzündet sich die Wunde und das kann zu einer Blutvergiftung führen. Ausserdem kann sich der Heilungsprozess dadurch verzögern und das mit der Hauttransplantation muss verschoben werden!"
    "Aye, aye Captain", murmelte Paul und nahm eine kleine Plastiktüte von Julian entgegen. "Ihr findet ihn Paul. Du bist doch n' Surfer. Jede Welle wird geritten, so schwierig sie auch ist! Oder?"
    Seit langem lächelte Paul mal wieder aus vollem Herzen. Er nickte. "Allerdings. Gut gesprochen!" Sie gingen beide hinaus, wo Alex und Kim schon auf sie warteten. "Fertig?", fragte Kim und Paul nickte. "Wir können los. Julian?" Der junge Arzt blickte neugierig zu Paul. "Könntest du den Beiden sagen..." Julian winkte ab. "Das wissen sie", lächelte er und verabschiedete sich.
    "Okay, fahren wir!", bestimmte Alex und lief mit den anderen Beiden zum Wagen, wo sie sich hineinsetzten und zu Alex alten Container fuhren.
    "Also dann, willkommen in meinem alten Heim!", sagte Alex, als sie das "Wohnzimmer" betreten hatten und Paul sich auf die Couch setzte, während Kim Johannas Laptop hervorholte und ihn an den Strom anschloss. "Die Schrankmann wird sie dafür umbringen!" Auf Alex Kommentar hob Kim die Augenbraue hoch und rollte mit den Augen. "Sie wird uns alle umbringen! Bis sie erfährt, dass wir wieder ihre Drecksarbeit gemacht haben. Dann wird sie wieder zahm wie ein Lamm. Wir kennen diese Frau doch. Grosse Klappe, nichts dahinter!", erwiderte sie sofort und rief Johannas Notizen und das Video auf. "Sehen wir, zu, dass es dieses Mal genau gleich wird. Ausserdem, kann Sie Renners Lippen nicht abweichen. Nicht wahr, Renner?" Kim sah auf, als sie keine Antwort erhalten hatte und sah, dass Paul eingeschlafen war.
    "Brandt?", flüsterte sie und Alex, der gerade den Kühlschrank einräumte mit den Lebensmitteln, die sie auf dem Weg eingekauft hatten, blickte auf. "Haben Sie eine Decke?"
    Neugierig sah Alex auf die Couch und nickte dann. Aus einem Regal nahm er eine Wolldecke hervor, klopfte den Staub ab und Kim legte Paul in eine bequemere Position hin, bevor Alex die Decke über ihn drüber legte. "Kommen Sie zur Küchentheke", murmelte Alex und Kim nahm die Dinge an den erwähnten Ort.

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    "WAS? DIE LEBT NOCH?" Semir und Ben horchten auf, als eine tiefe, krächzende Stimme deutlich zu hören war. Semir begab sich sofort zur Türe und begann zu lauschen. "Anscheinend hat Gerkhan nicht richtig getroffen. Sie ist im Krankenhaus. Sollen wir nachgehen?", war nun eine höhere Stimme zu hören. "Nein, das wäre zu gefährlich. Sie sind sicher vorbereitet. Ausserdem, wäre zwei Mal der gleiche Zug nicht sinnvoll."

    Semir atmete durch und spürte, wie seine Knie nachgaben. "Was ist los?", fragte Ben und Semir blickte mit einem erleichterten Lächeln zu ihm. "Johanna lebt...", flüsterte er und Ben nickte grinsend. "Siehste? Habe ich doch gesagt!", sagte er begeistert und Semir hob die Hand, als er die Stimmen erneut hörte. "Was machen wir denn nun? Wir können Gerkhans Familie nicht lokalisieren! Wahrscheinlich muss die Krüger etwas geahnt haben! Ich weiss es nicht genau!"

    "Wir dürfen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen! Die Zwei die wir wollen, haben wir in unserer Gewalt. Und den tödlichen Schuss auf meinen lieben Conrad hat Jäger abgefeuert. Brauchen wir unseren lieben Deutschtürken noch einmal! Ich habe da nämlich eine Idee! Aber lass' uns zuerst alles durchgehen!" Semir hörte, wie sich die Stimmen entfernten. "Scheisse!", zischte er und löste sich augenblicklich von der Türe. "Was ist?", fragte Ben nun wieder ungeduldig. "Die wollen, dass ich dich umbringe. Oder verletzte, oder irgendwas! Scheissegal was! Aber das lasse ich nicht zu!"
    "Ja super, was wollen wir machen? Die haben das Mittel. Sobald die dir das spritzen, weisst du doch, was passiert!..." Ben erblickte Semirs Gesicht. "Oder hast du eine Idee?"
    "Ja habe ich, aber dazu brauche ich ein Handy..." Ben grinste. "Lass' das mal meine Sorge sein!"

    Jetzt hast du mich wieder erinnert, wieso ich Postgänge nicht mag.
    Wobei ich noch niemals als Geisel genommen wurde :D

    Ich muss sagen, ein Paukenschlag, den du da abgeladen hast, bei deiner Rückkehr!
    Ich bin gespannt auf mehr :)

    "Das tue ich", versprach Paul und küsste sie nochmals. "Und du wirst mir wieder gesund! Denn das wäre der schlimmste Korb, den ich je erlebt hätte!" Johanna lächelte kurz und verzog dann das Gesicht. "Nicht so eine gute Idee, Witze zu erzählen Schatz...", flüsterte sie und Paul küsste sie auf die Stirn.
    "Pass' auf dich auf!" Ungern liess er sie los und ging aus dem Zimmer, wo Kim und Alex standen und die Köpfe zu ihm drehten, als er die Türe hinter sich zugezogen hatte. "Wir werden unseren "Bunker" zu Brandts alter Wohnung verlegen.", kündigte sie und Paul strich sich mit der gesunden Hand durch die Haare. "Alles schön und gut", murmelte er, "aber wir haben den Laptop nicht mehr. Joshi hat dort das Video von ihrem Hack drauf!" Kim grinste und zwei kleine Falten, umspielten ihren Mundwinkel. "Bitte Renner, ich mache so was nicht zum ersten Mal", lächelte sie und zog aus ihrer grossen Handtasche den Laptop nur so knapp hervor, dass die eine Ecke zu sehen war.
    Paul sah sie mit grossen Augen an. "Schauen Sie nicht so entsetzt, ich lerne nur von meinen Männern", scherzte sie und lief voraus, während Alex sich an Pauls Seite gesellte.
    "Geht's?", fragte er und Paul atmete tief durch. "Ich hätte sie beinahe verloren, Alex...sorry, dass du dir das alles mit anhören musstest." Alex winkte ab. "Darüber machst du dir keine Gedanken. Schau eher zu dir, siehst ein bisschen blass aus!" Paul blickte kurz in einen der Spiegel, die an der Wand hingen und tatsächlich. Sein Ebenbild war schneeweiss und die Augenringe hätten beinahe einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde verdient gehabt.

    "Wir sollten Johannas Vater Fragen, oder auch Julian, ob er kurz nach deiner Schulter sehen könnte. Schliesslich steht dir noch eine Hauttransplantation bevor und..."

    "...das hat Zeit...", winkte Paul ab und zog Alex mit sich. "Solltest du uns nicht zeigen, wo dein Container ist?"

    Alex löste sich von Pauls Griff. "Wie gesagt, den zeige ich dir erst, wenn du das anschauen lässt!" Paul schnaubte und blickte hilfesuchend zu Kim. Diese verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch. "Da erhaschen Sie bei mir keine Hilfe, Renner. Ich stehe auf Brandts Seite. Es ist unsere Bedingung. Wenn Sie noch weiter an Bord sein wollen, lassen Sie sich untersuchen!" In diesem Moment kam Julian und blickte die Gruppe an. "Ah, Schimke. Gut dass Sie da sind", begann die Chefin, "könnten Sie einen Blick auf unseren Patienten werfen?" Julian verstand sofort. "Sicher. Untersuchungsraum 3 ist gerade frei. Der war am Morgen noch besetzt, weil ein Gerät gewartet wurde."
    Mit einem Grummeln folgte Paul ihnen und liess sich von Julian auf den Untersuchungstisch bitten. Vorsichtig zog Julian Paul den Pullover aus und begann den Verband zu lösen, worauf Paul kurz zusammenzuckte und das Gesicht verzog. "Es tut also weh?", fragte Julian beinahe schon schnippisch und Paul sagte nichts.
    "Alex, Hauptkommissarin Krüger, würden Sie bitte kurz das Zimmer verlassen?" Alex und Kim sahen sich fragend an, gingen aber mit einem Nicken hinaus.

    "Hör mal, du alter Brummbär. Wenn du meinst, Schmerzen ertragen zu müssen und nicht mehr mit uns zu sprechen, weil das mit Joshi passiert ist, hast du dich aber kräftig geschnitten!" Paul blickte Julian an der sanft lächelte. "Ich bitte dich Paul, ich bin nicht blöd, sonst wäre ich ja auch nicht Mediziner. Wie Barbara wahrscheinlich dir schon gesagt hat. Joshi ist eine erwachsene Frau. Sie wusste, in welche Gefahr sie sich begeben hat. Du bist nicht Atlas, du kannst nicht alles auf dich nehmen." Julian sah die Wunde an. "Glück hast du jedenfalls gehabt, entzündet ist nichts!" Paul atmete tief durch.
    "Meinst du, Barbara und Richard sind sauer auf mich?"
    Julian schüttelte mit dem Kopf.
    "Als du einmal an dem Familienfest als Johannas Begleitung warst, hat es jeder gesehen Paul. Sie würde dir in den Tod folgen. Und für den, den man liebt, bringt man Opfer. Da zählt auch Joshi dazu. Und das wissen Richard und Barbara. Ansonsten wären die Beiden nicht schon über 35 Jahre glücklich zusammen."

    Langsam betrat Paul das Zimmer und sofort erreichte ihn das stetige Piepen des EKG's. Sein Blick fiel auf Joshi, die im Bett lag und zu ihm blickte. Ihre Augen waren blutunterlaufen und wirkten neblig. Sie trug eine Sauerstoffbrille und war mit diversen Kabeln und Schläuchen versehen. Jedoch umspielte ein Lächeln ihre farblosen Lippen.
    *Hey", begrüsste sie ihn mit rauer Stimme und Paul ging auf das Bett zu. "Hey selbst", murmelte er und setzte sich ans Bett.
    "Semir...?"
    "Darum solltest du dir nun keine Gedanken machen", erwiderte Paul augenblicklich, "Du konzentrierst dich nun darauf, gesund zu werden! Alles andere sollte dich nicht beschäftigen!" Johanna schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch. "Ich dachte, ich käme zu ihm durch. Aber die haben ihn vollgepumpt. Ich konnte nichts machen..." Paul nahm sanft ihre Hand und strich mit dem Daumen darüber. Er achtete gezielt darauf, nicht das Pflaster zu treffen, dass die Kanüle im Handrücken festhielt. "Ich hätte reagieren sollen...ich hätte einen Warnschuss abgeben müssen...oder ihn verletzten...dann würdest du hier nicht liegen und ich...nun ja...ich würde es dir nicht übel nehmen, wenn du eine Weile mit uns nichts mehr zu tun haben möchtest..."
    Johanna nickte auf den kleinen Tisch, wo ihre Handtasche lag, Pauls Aussage komplett ignorierend. "Würdest du bitte meine Geldbörse raus nehmen? Ausserdem könntest du mir etwas rausnehmen, was in der Seitentasche ist?" Paul tat wie ihm befohlen und zog aus dem erwähnten Fach eine Halskette, an der ein kleiner Anhänger war, der ein Surfboard darstellte. Verdutzt sah Paul es an und ohne zu wollen, stiegen ihm die Tränen in die Augen. "Du hast das behalten?", murmelte er und Johanna nickte, als sie es annahm.
    "Du hast es mir ja geschenkt, nach dem Vorfall beim Ausflug, als du Semir und ich einen "Männerabend" miteinander gemacht hatten. Du wolltest es mir, gleich nachdem du es mir geschenkt hast, wieder aus der Hand reissen, als es dir peinlich war. Doch ich hatte eine solche Freude dran..." Sie atmete tief durch, die Lautstärke ihre Stimme erstarb und sie schaffte es nur noch, zu flüstern. Auch in ihren Augen, begannen sich Tränen zu sammeln. "Es war schleichend...aber immer mehr bemerkte ich, dass ich dich mehr als nur "mag". Doch...ich hatte immer so schlechte Erfahrungen mit gut aussehenden Typen. Ich wurde immer nur benutzt, oder lächerlich gemacht. Ich dachte also, dass du mich ebenfalls nur als gute Freundin siehst. Ich hatte mich schon damit abgefunden. Aber es war mir egal. Lieber, ich habe dich als guten Freund...als gar nicht." Sie zwinkerte kurz und die Tränen flossen die Wangen hinab.
    "Ich hab das von vorhin ernst gemeint...Joshi...ich..."
    "...ich liebe dich!", funkte Johanna dazwischen. "Ich mag die anderen, ich mag Semir, Andrea, die Kinder, Susanne, Jenny, die Chefin, Finn...aber ich LIEBE dich, Paul Renner."
    Sie nahm sanft seine Hand und versuchte, mit aller Kraft zuzudrücken. "Und ich lass dich nicht mehr gehen..." Pauls Finger umschlossen Johannas Hand und er richtete sich auf. Mit seiner freien Hand, strich er ihr die störenden Haarsträhnen aus dem Gesicht und danach gab er ihr einen innigen Kuss. "Ich liebe dich auch", flüsterte er ihr ins Ohr, nachdem er sich gelöst hatte.
    "Bring ihn zurück...bring Semir zurück...Paul...bitte"

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    "Wir müssen hier raus", begann Semir auf einmal und löste sich von Ben. "Ich bringe nicht noch jemanden um! Ich lasse mich nicht noch einmal missbrauchen! NICHT NOCH EINMAL!" Ben erschrak über das Echo, das vom Keller ausgelöst wurde. Semir begann alles abzusuchen. Nach einem Werkzeug, einer Türe, irgendeiner Möglichkeit, zu fliehen. "Semir...das bringt doch nichts!", murmelte Ben und Semir trat in einer Wut gegen die eiserne Türe. "Ich lasse das nicht mehr mit mir machen! Lieber bring ich mich um, als das ihr nochmals eine Nadel in mich reinsteckt!"
    "SEMIR!", mahnte Ben und Semir blickte ihn mit feuerrotem Kopf an. "Was?", keuchte er und Ben versuchte aufzustehen, jedoch gab sein verletztes Bein sofort nach und er sackte wieder auf den Boden. Semir ging sofort auf ihn zu und blickte ihn besorgt an.
    "Das ist der Semir den ich kenne...sorgvoll und ehrlich. Wehe du bringst dich um! Ich warne dich!" Semir blickte in Bens Gesicht und sah ein Lächeln. Ein sicheres Lächeln, dass Semir schon so lange nicht mehr gesehen hatte.
    "Wir haben schon Schlimmeres, gemeinsam überstanden, findest du nicht auch? Dann kriegen wir auch das hin! Findest du nicht auch?" Semir atmete tief durch und setzte sich neben Ben. Die Beiden lehnten sich gegen die Wand und starrten zur Decke. "Da hast du aber auch noch nicht auf meine Partner geschossen und eine Solo-Action-Performance abgeliefert! Es hat sich einiges geändert Ben..." Ben lachte, was Semir eine Augenbraue heben liess. "Mag sein, aber unser verdammtes, unheimliches Glück hat uns noch nie verlassen Semir! Und ich vertraue deinen Leuten. Wir werden hier schneller rauskommen als wir glauben. Und dann wirst du dich bei Johanna entschuldigen können. Denn ich bin mir sicher, dass sie noch lebt!"

    "Und alle hatten schon Angst, Sie hätten sich vom Balkon gestürzt, Renner!" Barbara und Paul sahen auf und erblickten Kim, die mit besorgtem Gesicht auf das Duo hinabblickte. Als Barbara aufstand streckte Kim die Hand aus. "Kim Krüger. Ich bin die Chefin der Autobahnpolizei. Ihre Tochter hat uns schon des Öfteren bei schwierigen Situationen unterstützt und sich in der kurzen Zeit, als echtes Familienmitglied von uns bewiesen." Barbara schüttelte Kims Hand und nickte mit Tränen in den Augen.
    "Kann ich nur zurückgeben. Sie sprach immer nur gut von Ihnen und Ihrem Team." Kim legte eine Hand auf die Barbaras. "Sie sollten nun unten sein. Der Arzt war mit der Diagnose da. Sie können zu ihr!" Barbara wusch sich die Tränen aus den Augen und blickte kurz besorgt zu Paul, der zu Boden schaute. "Keine Sorge, lassen Sie das meine Sorge sein. Ich kümmere mich um ihn!", flüsterte Kim und umarmte Barbara kurz, bevor diese den Schauplatz verliess.
    "Woher wussten Sie, wo ich bin?" Kim lächelte traurig auf Pauls Frage und setzte sich neben ihn. Es kümmerte sie nicht, dass sich ihre elegante Anzugshose weiss verfärbte, da sich der Staub vom Kies sofort an dem feinen Baumwollstoff festhaftete.
    "Eigentlich sollte ich Ihnen nun eine riesige, wenn nicht sogar gigantische Standpauke halten, wissen Sie das?" Paul lachte kurz falsch auf. "Als ob mich das nun irgendwie kratzen würde, Chefin", sagte er ehrlich und Kim nickte. "Verständlich..."
    "Eben...wieso wussten Sie?..."
    "...ich weiss nicht, ob Gerkhan Ihnen das je erzählt hatte, doch als ich noch im "normalen" Polizeidienst war, hatte ich bei einem Einsatz meinen Verlobten verloren. Ich war zu dieser Zeit schwanger, hatte aber das Kind kurze Zeit danach verloren. Da ich einiges an Blut verloren hatte, landete ich hier im Krankenhaus. Damit ich in Ruhe trauern konnte, versteckte ich mich ab und an hier oben, nachdem ich es gefunden hatte. Ich wollte einfach alleine gelassen werden..." Paul sah Kim erstaunt an und sie lächelte traurig. "Wer hat auf Frau Schimke geschossen? Wir durften leider nicht auf die Kamera des Ausganges zugreifen, die im Treppenhaus ist. Gemäss der Aussagen der Kollegen, wurde ja Jäger entführt, mehr durften wir nicht erfahren..." Paul kniff die Augen zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen.
    "Diese Schweine...", flüsterte Kim und atmete tief durch. "Sie wollte ihm helfen. Wollte ihn aus dem Zustand herausholen, doch was immer die ihm genau geben, es macht Semir total willenlos, ob er will oder nicht, Chefin!" Kim stand auf. "Die Schweizer Polizei sowie die Kollegen der Mordkommission haben uns den Fall entrissen. Die Schrankmann liess nicht mal ein Gespräch zu, ich wurde abserviert wie ein Mädchen beim Abschlussball." Sie verschränkte die Arme.
    "Kein Wunder, bei dem, was wir abgezogen haben", murmelte Paul und liess sich von Kim auf die Füsse helfen.

    "Frau Dorn und Frau König halten in der PAST die Stellung. Sie wirken "sehr beschäftigt", mit Papierkram und Bürokratiefragen an die Staatsanwaltschaft. Auch Bartels kann natürlich als Neuling kaum mitkommen. Er braucht einfach die Hilfe der Schrankmann, damit wir alles auch richtig abgeben, was wir an Akten und Informationen haben.", murmelte Kim und Paul begriff.
    "Chefin, ich weiss nicht, was ich..."
    "Nichts. Sagen Sie einfach nichts. Ich will Gerkhan genauso zurück wie alle anderen, Renner..." Paul sammelte sich kurz und schluckte. "Wissen Sie was von der Diagnose? Wie geht es Joshi?" Kim verschränkte die Arme. "Sie hat viel Blut verloren, weshalb ihr Kreislauf während der OP immer wieder zusammenbrach. Jedoch hatte das Krankenhaus genug Reserven. Es wurden Venen und Arterien verletzt, dadurch hatte sich das Blut im Bauchraum gesammelt. Deshalb spuckte sie auch. Organe, wurden zum Glück keine getroffen. Jedoch braucht sie viel Ruhe. Einen Monat, wird sie Freund sicherlich nicht helfen können!"
    "Aber sie wird wieder?"
    Kim lächelte und legte Paul eine Hand auf die Schulter. "Sie wird wieder! Also, gehen wir runter!" Paul folgte Kim zu einem Korridor und sie trafen die Gruppe wieder, die aus einem der Zimmer kam. Richard und Barbara wirkten erleichtert, aber noch immer ein wenig geschockt. Julian und Alex, lächelten ein wenig. "Chefin", begrüsste Alex Kim freundlich. Barbara ging sofort zu Paul. "Sie will dich sehen", flüsterte sie ihm ins Ohr und nickte, als Paul sie verwundert ansah.
    "Brandt, wir gehen die nächsten Schritte besprechen.", bestimmte Kim und Alex folgte ihr. "Ich denke, wir Schimkes, könnten einen Kaffee vertragen", bestimmte wiederum Barbara und stiess die beiden Schimke-Männer, ebenfalls nach vorne, während Paul zurückblieb. Er klopfte kurz und betrat das Zimmer.

    Richard und Barbara Schimke rannten den Flur entlang, bis sie zu Julian ankamen, der mit Alex im Warteraum stand. Johannas Eltern wirkten um Jahre gealtert, da sie für ihre Mitt-50er normalerweise glatt zehn Jahre jünger aussahen.
    Julian ging auf sie zu und umarmte sie, während Alex sich neben die Gruppe gesellte und den Beiden gut zusprach.
    "Weiss man schon genaueres?", fragte Richard direkt, doch Julian schüttelte mit dem Kopf. "Leider nicht, sie ist noch immer im OP..." Barbara atmete tief durch und massierte sich die Schläfen. "Herr und Frau Schimke...ich kann nicht sagen, wie leid..." Richard hob eine Hand und Alex schluckte kurz. "Johanna hat sich für dieses Leben entschieden, Herr Brandt! Sie ist eine erwachsene Frau. Und wenn sie helfen wollte, Semir zu beschützen, dann hat sie richtig gehandelt! Auch wenn sie den halben Schrank in meiner Praxis, ausgeräumt hat...aber es war für Paul..." Barbara nickte auf die Aussage ihres Mannes.
    Nun verwunderte Alex nichts mehr, was Johanna betraf. Der grosse Gerechtigkeitssinn und das riesen Verständnis, wurden ihr buchstäblich in die Wiege gelegt.
    "Wir hoffen einfach, dass sie überlebt...", flüsterte Barbara, atmete tief durch und wusch sich die Tränen aus den Augen.
    "Apropos Paul", mischte sich Julian ein, "konntest du ihn nicht finden?" Auf Julians Frage schüttelte Alex seufzend mit dem Kopf. "Nein...ich hatte gehofft, er wäre wieder da. Ich hoffe einfach, der Junge baut keinen Mist...", flüsterte er und die drei Männer bemerkten nicht, wie Barbara sich von der Menge entfernte und ein direktes Ziel zu verfolgen schien.

    Sie begab sich auf die Dachterrasse des Krankenhauses und schlich durch einen Hintereingang zu einem kleinen Versteck, dass sie als Azubi immer benutzt hatte. Jahre hatte sie in diesem Krankenhaus als Krankenschwester verbracht, bevor sie sich in Richard verliebt hatte und mit ihm eine kleine Familie gründete.
    Natürlich wäre Barbara nun am liebsten einfach unten geblieben und hätte auf einen Bescheid bezüglich ihrer Tochter gewartet, doch sie wusste, dass sie nun gebraucht wurde. Selbst nach all den Jahren, seit Johanna erwachsen war, hatte sich ihr Instinkt aufrecht erhalten.
    Sie begab sich zu einer kleinen Nische der Terrasse und fand Paul tatsächlich vor. Kauernd an der Wand, die eine Hand auf die verletzte Schulter gelegt, die andere auf die verletzten Rippen.
    Sein Gesicht war verzogen. Tränen flossen ihm über die Wangen und wirkten milchig auf der fahlen Haut.
    Barbara sagte nichts. Sie konnte genau sehen, was in dem Mann vorging. Sie setzte sich neben ihn und nahm ihn in den Arm, soweit es ihre kurzen Arme bei der Körpergrösse von 157 cm zuliess.
    "Sie liebt dich auch", flüsterte sie ihm ins Ohr und Paul sagte nichts. Er vergrub sich in Barbaras Schulter und spürte, wie Johannas Mutter ihm über den Kopf strich.

    "Was...?" Julian sah ihn an und Alex nickte. "Er hatte sich über sie gebeugt und es ihr gesagt." Julian kratzte sich am Kopf und dabei wippte sein schwarzes Haar hin und her. "Wir hatten es schon lange geahnt...", flüsterte er mit einem traurigen Lächeln und Alex legte seinen Kopf schief. "Was mich zu meiner Frage bringt: Woher kennst du Paul?"
    "Joshi hatte einmal schwere Grippe. Sie wollte eigentlich Paul und seinem Vater mit dem Shelby den sie restaurieren, helfen gehen. Sie rief mich an und bat mich, vorbeizuschauen. Ich meine, Arzt mit handwerklichen Fähigkeiten, ist immer hilfreich. Paul war froh um Hilfe, da sein Vater an diesem Abend, einen schlechteren Tag hatte..."
    "...schlechteren Tag?", fragte Alex verwundert, "was hat Pauls Vater denn? Ist er krank?" Seufzend nickte Julian auf Alex Frage. "Das kann man wirklich so sagen. Pauls Vater hat Demenz." Alex schluckte schwer. "Ach du Scheisse...", murmelte er.
    "Er wirkt auf einen normalerweise, als könnte ihn kein Leid der Welt etwas antun. Alles hat seine gute Seite. Aber auch er hat seine Grenzen", murmelte Julian und Alex nahm aus seiner Jackentasche eine Visitenkarte hervor. "Da ist meine Handynummer drauf. Ich versuche Paul zu finden. Würdest du mich informieren, sobald du eine Information über Johanna hast?" Julian nahm auf Alex Frage hin die Karte entgegen und nickte. "Sicher", fügte er seiner Geste hinzu und nahm sofort sein Handy hervor, um Alex Nummer einzuspeichern.
    Dieser klopfte Julian auf die Schulter. "Vielen Dank", sagte er mit einem traurigen Lächeln und begann, die Krankenhausflure abzusuchen.

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    Als Ben erwachte, fand er sich auf einen feuchten Boden wieder. Sein Blick fiel sofort auf seine Hände, die in metallenen Fesseln gefangen waren, die in einer langen Kette, irgendwo befestigt war. Langsam richtete er sich unter dem langen Geklimper des Metalls auf und erblickte die an einem Kabel hängende Glühbirne, die im schwachen Durchzug hin und her schwankte.
    Jeglicher seiner Knochen tat weh und durch sein linkes Knie zog ein dumpfer Schmerz. Als er hinab blickte, war die Jeans an dieser Stelle rot verfärbt. Nach dem genauen Abtasten, fand Ben eine Stichwunde, die direkt zwischen das Gelenk durchging.
    "Scheisse...", murmelte er und blickte durch den Raum. Es war ein verlassenes Kellergebäude. In einer Ecke fand er jemand, der zusammengekauert auf dem Boden lag und zitterte. Sein Körper war übersäht mit Schürf- und Prellwunden. Ben brauchte das Gesicht nicht zu sehen.
    "Semir...", flüsterte er und versuchte, zu ihm rüber zu kriechen. Doch inmitten des Weges, spannte die Kette an und Ben kam nicht mehr weiter.
    "Semir!", sagte er deshalb nun lauter und tatsächlich rührte sich der Körper. Langsam richtete sich Semir auf und seine Augen weiteten sich, als er Ben erblickte. "Nein...die haben...", flüsterte er und Ben sah, dass Semir nicht gefesselt war.
    "Alles klar Semir! Ich bin freiwillig mitgekommen! Alles Gut!", versuchte Ben ihn zu beruhigen, doch Semir zitterte am ganzen Leibe. "Was habe ich angestellt...? Ben, du bist verletzt!" Ben blickte auf seine blutüberströmte Jeans. "Ein Kratzer, weiter nichts. Ausserdem, glaube ich nicht, dass du das gewesen bist. Kann mich leider an kaum was noch erinnern", gestand Ben ehrlich und Semir atmete tief durch. "Die haben mir was gegeben. Ich kann mich an nichts erinnern", murmelte er und Ben nickte. "Ich weiss, alles okay, Semir. Wirklich!"

    Semir blieb in seiner Position verharren. Seine Augen wirkten traurig, müde, verzweifelt. "Ben...wer war noch dabei..."
    Semir bemerkte, wie Ben nach Worten rang.
    "Ben...wer war noch dabei? Habe ich irgendjemandem etwas angetan?"
    "Semir..."
    "Ben! Bitte. Ich muss es wissen! Ich muss wissen, was ich getan habe! Bitte, du kannst mich nicht im Dunkeln lassen! Das bist du mir schuldig, verdammt noch mal! Du musst es mir sagen! Ich will es von dir hören! Nicht von der Krüger, nicht von der Schrankmann, nicht von einem Richter! Ich will es jetzt wissen! Was habe ich getan!"
    Ben atmete tief durch. "Das warst nicht du Semir! Du warst nur ein Spielzeug! Was da geschehen ist...." Semirs Gesicht lief feuerrot an. In seinen Augen sammelten sich Tränen aus Wut und Verzweiflung.
    "Ben, verdammte Scheisse! Habe ich jemanden umgebracht! Habe ich jemand anderes, ausser Beatrice auf dem Gewissen?"
    Bens Augen weiteten sich. "Du weisst es bereits?" Semir schnaubte.
    "Natürlich! Die Typen haben mir das Video unter die Nase gehalten! Ich habe es gesehen, wie ich abgedrückt habe! Also bitte!"
    "Semir, das warst nicht du!"
    "BEN!"
    Selbst in seinen schlimmsten Zeiten, hatte Semir niemals seine Stimme so gegen Ben erhoben gehabt. Ben zeigte dies mit einem kurzen Zusammenzucken.
    "Johanna...du hast Johanna angeschossen..." Semirs Augen wirkten auf einmal augenblicklich leer. "Joshi...? Ich habe..." Er stand auf und begann, wie ein Tier hin und her zu laufen. "Semir...nochmals! Das warst nicht du!"
    Semir näherte sich Ben, verzog das Gesicht und ging auf die Knie. Sein verzweifelter Schrei hallte durch den ganzen Keller. Ben kroch zu Semir, nun in der Lage ihn zu erreichen, packte ihn und zog ihn an sich. Semir krallte sich sofort an Bens Pullover und begann bitterlich zu weinen. Ben drückte Semir an sich und spürte, wie Semirs Körper bebte.

    "Weiblich! Mitte Zwanzig! Schweres Abdomen-Trauma aufgrund einer Schussverletzung! Verdacht auf innere Blutungen sowie Verletzung eines Organes! Puls niedrig, Atmung flach!"
    Der junge Notfallstationsleiter Julian Schimke blickte auf die junge Frau hinunter und glaubte, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Jedoch sammelte er sich, unbemerkt aller Blicke, wieder schnell und atmete tief durch. "CT, Schockraum und danach sofort in den OP! Gebt Chefchirurg Müller Bescheid, er soll sich darum kümmern!", befahl er barsch und die Sanitäter, sowie der Notfallarzt, nickten und rannten zu dem benannten Raum.
    "Scheisse...", murmelte Julian und hielt sich geschockt die Hand vor den Mund. Er drehte sich um, als er eilige Schritte hörte und zwei Männer vor ihm stehen blieben. "Paul?", war seine Frage direkt an den Blonden gerichtet und auch dieser wirkte verwirrt. "Julian? Du praktizierst hier?" Julian nickte. "Ja, dann kannst du mir bestimmt berichten, wieso meine kleine Cousine gerade durch meinen Notfall geschoben wurde! Und warum du aus dem Krankenhaus abgehauen bist! Richard hatte sich gemeldet und war ausser sich, dass dein Vater ihn angerufen hatte, weil dein Krankenhausbett leer war! Ausserdem fehlten kurz darauf, medizinische Utensilien in seiner Praxis!" Während Paul wie ein Kind, dass zu unrecht bestraft wurde, nach Worten suchte, mischte sich der Zweite im Bunde ein. "Alex, hi, Kollege von Paul und Joshi. Das hat Zeit! Wie geht es Johanna? Man hat sie in den Krankenwagen befördert und uns hinterherfahren lassen! Wir wissen nicht, was mit ihr los ist! Immerhin wurde sie vor unseren Augen, niedergeschossen!"
    Julian blickte Alex in die eisblauen Augen und atmete tief durch. Er verschränkte die Arme und zuckte mit den Achseln. "Gemäss den Kollegen sieht's kurz zusammengefasst, bisher nicht gut aus! Jedenfalls sind ihre Vitalfunktionen schwach und sie hat innere Blutungen. Hatte sie Blut gespuckt?" Alex nickte langsam.
    "Gar nicht gut...dann besteht eventuell sogar ein Trauma des Magens. Und das bedeutet definitiv nichts Gutes." Alex und Julian zuckten auf, als Paul gegen die Wand schlug und davon lief. Julian wollte hinterher, doch Alex hielt ihn auf.

    "Was?"
    "Glaub mir, du würdest es nur noch Schlimmer machen!", versicherte Alex, Julian und dieser sah ihn verwundert an. "Johanna ist also deine Cousine?" Julian nickte.
    "Ich bin Richards Neffe. Und Richard, so wie du dir sicher denken kannst, ist Joshis Vater. Aber wieso...?"
    Alex begann die ganze Geschichte zu erzählen. Julians Gesicht wurde immer weisser und beinahe durchsichtig, setzte er sich hin und Alex gesellte sich neben ihn. Die Arme auf den Beinen gebettet und die Hände gefaltet.
    "Scheisse...Semir? Joshi hatte immer nur super von ihm erzählt gehabt! Sie sagte immer, er sei eine Art Vorbild für sie!" Alex atmete tief durch. "Das ist er für alle! Joshi glaubt, dass Semir unter Mitteln steht, die ihn gefügig machen. Er ist sich seiner Aktionen nicht bewusst!", erklärte er und Julian nickte.
    "Verstehe...kein Wunder, ist Paul so ausser sich!"
    "Das ist nicht alles!" Julian hob eine Augenbraue hoch. "Paul hatte deiner Cousine seine Liebe zu ihr gestanden!"

    Es dauerte zwei Stunden, bis Ben und Alex ein Klopfen hörten und sofort zur Türe stürmten. Ben sah durch den Türspion. "Paul und Johanna", sagte er und Alex drehte sofort den Schlüssel und liess die Beiden hinein.
    Sie wirkten hektisch und sehr still. Es war Johanna, die zuerst das Wort ergriff. "Wir haben was gefunden!", sagte sie und zog aus ihrer Umhängetasche eine grosse Tüte hervor, die man mit einem Zipverschluss, zumachen konnte. Darin, waren verschiedene Abhörgeräte zu sehen, sowie eine Waffe.
    "Wo habt ihr das gefunden?", fragte Alex erstaunt und nahm die Handschuhe entgegen, die Johanna den Beiden ausgeteilt hatte. "Lüftungsschacht. Joshi ist reingeklettert und hatte die Sachen gefunden. War ein Abluftschacht, von dem her, konnte man als Mensch gut reinkriechen!" Alex nickte auf Pauls Erklärung verstanden und nahm die Waffe hervor. Er roch an der Mündung.
    "Da wurde deutlich vor kurzem ein Schuss abgegeben." Er reichte Ben die Waffe, welche Alex Aussage nur bestätigen konnte. "Könnte die Waffe sein, die Semir benutzt hat. Wahrscheinlich wollte man die Dinge so platzieren, um Semir anschliessend die Schuld zu geben. Wobei das Video schon gereicht hat. Man wollte anscheinend auf Nummer sicher gehen", murmelte Ben und Paul atmete tief durch. "Jedenfalls haben die Kollegen sonst gute Arbeit geleistet, sonst haben wir nichts mehr gefunden."
    "Was heisst, dass ihr das Paar sehr überzeugend gespielt habt! Wenn ihr so gut dort reinkommen konntet!"
    Nach einem kurzen Erröten, räusperte Paul sich, während Johanna dies gekonnt ignoriert hatte. "Nun ja, wir kamen bis zu dem Stock, anschliessend, haben wir uns reinschleichen können. Nichts grossartiges", brummelte er in seinen imaginären Bart hinein. "Ich schliesse die Abhörgeräte an den Laptop an, anschliessend versuche ich, Signale zurückzuverfolgen. Vielleicht finde ich was." Ohne auf eine Antwort abzuwarten, setzte sich Johanna auf den Sessel und begann ihre Arbeit.
    Ben und Alex sahen fragend zu Paul, doch dessen Gesicht sprach Bände. "Ja...", murmelte er nur und liess die anderen Beiden zurück.
    "Anscheinend ist da was passiert, aber man ignoriert es", flüsterte Ben zu Alex und dieser nickte. "Wie bei uns...nur nicht so! Ich meine die Sache von vorhin!", fügte Alex sofort an als Ben ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. "Die erste Priorität ist nun Semir!", sagte Alex leise.

    Alle drehten sich zur Türe, als diese knirschte und knarzte. "Da macht sich jemand zu schaffen", zischte Paul und nahm wie die anderen Jungs, seine Waffe hervor. Alex näherte sich der Türe, wollte den Knauf greifen, als die Türe mit einer Wucht geöffnet wurde, und der Rand Alex traf. Sofort platzte eine Gegend seiner Stirn auf und blutend ging er zu Boden, wo er regungslos liegen blieb.
    Paul und Ben, wichen leicht zurück und hielten die Waffe im Beidhändigen Anschlag, wobei sie in ihrer Position verharren blieben, als sie sahen, wer dort erschienen war. "Semir...", flüsterte Paul und erstarrte, als er sah, wie abwesend, Semirs Blick war. Die Waffe war einhändig ausgestreckt. Die Gestik roboterhaft.
    "Nicht schiessen!", bat Paul Ben und auch dieser wirkte verunsichert. Johanna hingegen, stand langsam auf und legte ihren Laptop auf den Boden. Sie hob ihre Hände und ging langsam an den Männern vorbei.
    "Semir...hör nicht auf die Stimme in deinem Ohr", begann sie langsam und sah, wie der vernebelte Verstand Semirs seine Spielchen mit ihm begann. Der Kopf wippte nervös hin und her und die Hand legte sich auf das Ohr, in dem der Knopf steckte. "Joshi...", zischte Paul und auch Ben, sah sie geschockt an.
    "Semir...bitte...Andrea, Ayda, Lilli und Dana warten auf dich! Sie möchten ihren Papa und ihren Mann zurück!" Johannas Stimme war zart und melodisch. Die Angst, war nur in kleinen Vibrationen in ihrer Sprechart zu hören.
    Semirs Kopf, wippte noch immer hin und her. Nur ein leichtes Stöhnen, verliess seine Lippen. Bis auf einmal sein abwesender Blick wieder gegenwärtig wurde. Noch bevor Paul und Ben reagieren konnten, schoss Semir und Johanna wurde von der Wucht nach hinten geschleudert. Ihr ganzer Körper, schlug auf den Salontisch, der in tausende Teile zerbrach, und unter ihr begraben wurde.
    "NEIN!", stiess Paul aus und umgriff seine Waffe nun fester. "Semir hör auf mit der Scheisse! Das bist nicht du!" Semirs Blick richtete sich Ben. "Jäger, mitkommen! Sofort!", sagte er mit einer tonlosen Stimme und die Waffe richtete sich auf Paul, "Oder ich schiesse nochmals!" Ben sicherte seine Waffe und legte sie auf den Boden. Als er sich wieder aufrichtete, hob er die Arme. "Schon gut...alles ist gut...ich komme mit."
    Paul blickte entsetzt auf Ben. "Es ist gut Paul...wirklich..." Bens Augen richteten sich kurz auf Johanna und dann wieder auf Semir. "Ich komme...alles ist gut!" Semir packte Ben am Arm und lief mit ihm auf den Ausgang zu, wo Alex noch immer lag. "Du folgst uns nicht!", drohte er Paul, schloss die Türe hinter sich zu und war verschwunden.

    "Oh Gott...", flüsterte Paul, liess seine Waffe fallen und rannte zu Johanna, die mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden lag. Ihr weisses Shirt war um die ganze Bauchgegend, weinrot verfärbt. Ihr Brustkorb hob sich heftig und Tränen liefen ihr über die Wangen. Paul packte die Decke, die auf der Couch lag und drückte sie auf die Wunde. Johanna biss die Zähne zusammen und ein unterdrückter Schrei, pfiff durch die Kauleiste.
    "Ach du Scheisse!", hörte Paul hinter sich und sah, wie Alex, torkelnd auf die Beiden zukam. "Alex, ruf bitte einen Krankenwagen! Bitte!" Pauls Gesicht war vor Angst verzerrt und Alex glaubte, Tränen, in den Augen zu sehen.
    Ohne zu zögern, nahm er sein Handy hervor und verständigte den Notruf.
    "Joshi...sieh mich an, bitte!" Tatsächlich, trafen sich die Blicke von Johanna und Paul. Sanft, legte Paul eine freie Hand auf Johannas Wange. "Halt durch okay? Bitte...du musst durchhalten...ich..." Pauls Mund verzog sich kurz und er holte tief Luft. "Ich liebe dich..." Trotz der unbändigen Schmerzen, öffnete Johanna ihren Mund und wollte etwas erwidern. Doch sie begann zu würgen und schaumiges Blut, glitt ihren Mundwinkel hinunter. Ihr Körper begann sich zu verkrampfen und die Pupillen verschwanden in den Augenhöhlen.
    "NEIN....JOSHI...!"


    "Die Schweizer Polizei, sowie die Bundespolizei bitten um Ihre Mithilfe. Gesucht wird der deutsch-türkische Polizist, Semir Gerkhan. Er wird verdächtigt, eine junge Frau brutal im Hotel Maritim, ermordet zu haben! Der Täter ist auf der Flucht und gilt als schwergefährlich. Sollten Sie diese Person sehen, bittet die Polizei, nichts zu unternehmen, sondern sofort den Notruf zu alarmieren - vielen Dank!"


    "...was?" Semir Gerkhan sah auf den kleinen Smartphone-Bildschirm, der ihm vor der Nase gehalten wurde. Sein Gesicht war verdreckt und mit Blut übersäht. Im schmutzigen Unterhemd, Jeans und Schuhen sass er auf einem Stuhl, die Hände um die Lehne hinter dem Rücken gefesselt. Das Packet Band schnitt in die Haut und dünne Blutstriemen liefen zu den Fingern hinunter. Trotz seines jämmerlichen Aussehens, waren Semirs Augen weit aufgerissen und die Realisation folgte auf schnellem Fusse.
    Bilder vor seinem Blackout blitzen vor seinem geistigen Auge auf. Seine Entführung, die verzweifelten Schreie nach Paul, das Fesseln und die Folter. Das Foto von Beatrice das ihm gezeigt wurde. Alles wurde wieder real, nachdem sich der Schleier über seinem Gedächtnis gelichtet hatte. Er erinnerte sich auch an die Spritze, die ihm gesetzt wurde. Als die Flüssigkeit seine Venen erreicht hatten, begann das Blackout. Die völlige Entgleisung ins Nichts.
    "...nein...ihr...nein! Was ist mit Trix! Was habt ihr, ihr angetan!", schrie Semir und seine Stimme hallte in dem alten Kellerraum, dessen Ziegel bereits mit Moos befallen war.
    Zwei Männer, in Semirs Alter, grinsten ihm entgegen. Ihre bulligen Erscheinungen waren ein Nichts, im Gegensatz zu ihren eiskalten Augen.
    "Wir?", begann der eine und lachte, "Nichts! Aber sieh doch selbst!" Er zog das Smartphone zurück, wählte ein Symbol an und hielt Semir ein aufgenommenes Video hin. Der Ton war auf voller Lautstärke gedreht und die Lautsprecher überschlugen sich auch einige Male.
    Beatrice Schreie die Semir baten aufzuhören, brannten sich in sein Trommelfell. Semirs Augen weiteten sich erneut und er schüttelte mit dem Kopf. Als der Schuss erklang, zuckte er zusammen, kniff die Augen zusammen und verkrampfte sich zitternd.
    "Ihr Schweine...was habt ihr mit mir gemacht?", flüsterte er und die Männer sagten nichts. Sie schienen sich an seinem Leid zu ergötzen.
    "Ein Zauberer, verrät doch nicht seine Tricks", begann nun der andere Mann und stiess Semirs Stuhl mit einem gezielten Tritt um.
    Semir kippte nach hinten und sein ganzes Gewicht fiel auf die gefesselten Armen. Ein feuerheisser Schmerz, ging durch seine Glieder.

    "Und wir wollen noch einen Zaubertrick ausführen!" Der Mann griff in seinen Parker und zog ein Foto hervor. "Wir wollen, dass du jemanden für uns besorgst. Er soll dir ein wenig Gesellschaft leisten. Ausserdem, hat unser werter Auftraggeber, noch ein Wörtchen mit ihm zu reden."
    "Den Teufel, werd' ich!", zischte Semir und spuckte dem Mann ins Gesicht, was sofort in einer Ohrfeige endete.
    "So...nochmal von vorne." Er zeigte das Foto und Semir schüttelte erneut mit dem Kopf. Doch dieses Mal, war sein Gesicht angstverzerrt. "Nein...nein das tue ich nicht!", wiederholte er erneut und sah ihm Augenwinkel, wie der Zweite im Bunde eine Spritze aufzog. "Keine Widerrede, du wirst uns Ben Jäger liefern, ob du willst oder nicht. Conrad möchte noch mit ihm sprechen!" Semirs Mund klappte auf. "Conrad ist tot! Das kann nicht sein!", schrie er und spürte, wie die Nadel in seine Armbeuge eindrang. "Conrad ist tot...nein...", flüsterte Semir und begann, in den willenlosen Zustand abzudriften.

    "Hör zu", begann Ben langsam, "ja, ich habe einen Fehler gemacht. Aber in dem Moment erschien es mir als die einzige, beste Lösung, Semir und Paul aus der Sache rauszuhalten." Alex hob eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. "Ernsthaft?", fragte er nur knapp und Ben schoss in dem Moment aus seinem Sessel hoch. Der Laptop fiel achtlos auf den Sessel.
    "Finde du mal raus, dass deine Verlobte ermordet wurde und dein ungeborenes Kind während diesem Prozess tot zur Welt kam. Dann reden wir weiter!", zischte er und lief an Alex dabei und touchierte seine Schulter. Alex kippte leicht zurück, fand dann seinen Stand aber recht schnell wieder.
    "Wo willst du hin?", fragte er.
    "Auf die Toilette, wenn es nicht zu viel verlangt ist, oder hast du Angst, dass ich mich durchs Toilettenrohr aus dem Staub mache?" Alex erwiderte nichts, sondern sah Ben nur dabei zu, wie er im Flur hinter einer Türe verschwand und diese mit einer Wucht zuschlug.
    Tief durchatmend, begab sich Alex zum Sessel, nahm den Laptop und setzte sich. Er blickte auf das Video, dass genau dort pausiert war, wo Semir auf Beatrice abfeuerte. "Diese Schweine...", flüsterte er und schüttelte mit dem Kopf. Er kannte Semir. Diese Tatsache würde ihn zerstören. Der gutmütige Familienvater mit dem hohen Gerechtigkeitssinn würde niemals jemanden so brutal und eiskalt töten.
    In einer Laune heraus, suchte Alex nach einem Nachrichten-Livestream und wurde fündig. Eine junge Moderatorin erzählte von einem Mordfall.
    "Die Schweizer Polizei, sowie die Bundespolizei bitten um Ihre Mithilfe. Gesucht wird der deutsch-türkische Polizist, Semir Gerkhan. Er wird verdächtigt, eine junge Frau brutal im Hotel Maritim, ermordet zu haben! Der Täter ist auf der Flucht und gilt als schwergefährlich. Sollten Sie diese Person sehen, bittet die Polizei, nichts zu unternehmen, sondern sofort den Notruf zu alarmieren - vielen Dank!"
    "Scheisse...BEN!"

    Johanna parkte vor dem Maritim Hotel und drosselte den Motor. Sie blickte auf Paul, der seinen Kopf auf dem gesunden Arm abgestützt hatte und Kopfschüttelnd das Hotel ansah. "Paul...wir finden raus, was da genau abgegangen ist!" , versicherte Johanna und Paul atmete tief durch.
    "Auf mich wirkte Semir immer so unantastbar. Ihn konnte niemand verändern, ihn mit Drogen unter Etwas setzten, Joshi. Das einzige Mal, wo er furchterregend auf mich wirkte war, als er sein Gedächtnis verloren hatte und sich für einen Serientäter hielt. Aber...das war anders. Das was ich auf dem Video gesehen hatte...liess mir wirklich einen Schauer über den Rücken jagen. Diese Augen..."
    Paul Stimme wurde immer leiser und zittriger. Er atmete tief durch und strich sich über die geschlossenen Augen. "Das war nicht Semir, der da geschossen hat Paul. Er war nur ein Werkzeug, zu diesem Zeitpunkt, weiter nichts. Man hat ihn missbraucht. Nutzt ihn für furchtbare Dinge. Man will ihn nicht töten, nicht verletzten, man will ihn fertig machen! Und je eher wir ihn finden, desto schneller, können wir dieses Unheil beenden." Johanna hörte ein leises schniefen und nahm Pauls Hand. "Hey...", sagte sie leise und Paul senkte seine Hand. Deutlich wurden die Tränen sichtbar.
    "Was soll ich Andrea und den Kindern sagen? Dass ihr Mann und Vater ein Mörder ist. Das auch noch an einer Frau, die sie kennen und schätzen gelernt hatten?" Paul schluchzte und schüttelte mit dem Kopf. "Das wird ihn zerstören, Joshi. Wieso musste ich bloss das Bewusstsein verlieren? Ich hätte reagieren müssen! Dann hätten sie ihn nicht aus dem Wagen ziehen können!" Pauls Mund verzog sich und Johanna reagierte sofort. Sie löste ihren Gurt, beugte sich zu Paul und umarmte ihn. Dieser wiederum, vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter und krallte sich mit der gesunden Hand in ihren Blazer. Als er sich langsam löste, blickten er und Johanna sich tief in die Augen. Niemand sagte ein Wort. Es herrschte eine langen Stille. Bis die beiden sich instinktiv die Hände auf das Gesicht des anderen legten und ihre Lippen ineinander versiegelten.

    Zur Entschädigung, noch ein weiterer Teil.
    Zu meinem Handgelenk: Nun ja, ich bin im Bus gestürzt. Aufgeschnittener Finger, gestauchtes Handgelenk und geprellte Rippen (so was schaffe auch nur ich :D) Aber keine Sorge, mit einer guten Physiotherapeutin als jüngere Schwester konnte das alles besser und schneller behandelt werden als gedacht. Ich hab noch leichte Schmerzen, aber ich bin wieder PC-Fähig :)

    Und vielen Dank für die "Gute-Besserung"-Wünsche. Ich habe mich sehr gefreut :)

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    "Ich hab's gleich", flüsterte Johanna leise und fixierte den neu angelegten Verband. Paul atmete tief durch und nickte dankend. "Schon okay", murmelte Johanna und packte die Sachen wieder in eine Plastiktüte, die sie mitgebracht hatte. "Tut's sehr weh?", fragte Ben und Paul zog eine Augenbraue hoch. "Willst du tauschen?", fragte er schnippisch zurück und Ben hob verteidigend die Hände. "Wollte mich nur erkundigen", tat er die Sache ab und konzentrierte sich auf den Laptop. "Etwas entdeckt?" Ben schüttelte auf Johannas Frage mit dem Kopf. "Nein, leider nicht. Das war wirklich eine schnelle Tötung. Man wusste anscheinend wirklich, was man hier mit Semir tat.", seufzte er und klappte den Laptop zu. "Wir können wirklich nur hoffen, dass du und Paul noch etwas herausfinden werdet!"
    "Sicher, dass das für dich okay ist?" Johanna hob auf Pauls Bedenken die Augenbrauen. "Ähm...ja klar. Sonst hätte ich ja nicht zugestimmt. Mir geht es ja eher um dir!"

    "Das wird schon gehen", erwiderte Paul und in dem Moment klopfte es. Erneut blickte Johanna, die zur Türe gelaufen war, durch den Spion und öffnete, als Alex hereinkam. "Okay, ich denke, ich habe was gefunden. Am Besten zieht ihr euch um und dann können wir alles weitere besprechen." Johanna nahm einer der beiden Einkaufstüten und blickte zu den Jungs. "Ich erlaube mir, in das Badezimmer zu gehen, um mich umzuziehen." Sie verschwand, ohne auf eine Antwort zu sagen, und liess sie alleine zurück.

    "Sicher, dass das gehen wird?", fragte nun auch Alex noch, als Paul die Tüte entgegennahm. "Ja, wird schon klappen..." Paul sah sich die Kleidung an. Eine schwarze Hose, ein Jackett, weisser Pullover und dunkle Schuhe. "Simple, aber effektiv", meinte Ben und Alex zuckte mit den Achseln.
    "ich habe etwas sportliches, elegantes auch für Johanna ausgesucht. Auch wenn ich denke, dass euch das nicht schwerfallen wird, ein Paar zu spielen!" Paul hob seinen Kopf auf Alex Kommentar. "Hä?", fragte er verwirrt und Ben hob ebenfalls eine Augenbraue. "Moment, du und die Kleine, seid nicht zusammen?" Paul schüttelte mit dem Kopf. "Nein. Wir sind gute Freunde", entgegnete er und Alex verschränkte die Arme. "Wenn wir jetzt nicht in einer ernsten Situation wären, würde ich mit dir in eine recht unterhaltsame und lange Diskussion führen, aber dazu fehlt uns die Zeit. Brauchst du Hilfe?" Obwohl sein Innerstes sich gegen eine Antwort sträubte, nickte Paul und Alex ging auf ihn zu und half sich in die Kleidung zu zwängen. "Was gefunden, Jäger?" Ben verneinte Alex Frage mit einem knappen Murren.
    "Wir können wirklich nur hoffen, dass Paul und Johanna etwas finden", wiederholte Ben seine Aussage nochmals. "Das kann noch dauern, schliesslich ist sie eine Frau und muss sich schick machen...", knurrte Alex.

    "Ich ignoriere diese sexistische Aussage einfach", hörte Alex hinter sich und als er sich umdrehte, blickte ihn Johanna mit schüttelndem Kopf an. Sie hatte ihren Undercut elegant frisiert, schwaches Make-Up aufgetragen und Alex hatte eine sportlich elegante Ausstattung gefunden gehabt, was die junge Frau, die sich sonst an Karo-Hemden, Jeans, Schnürstiefeln und Comic-Shirts fixierte, richtig seriös und erwachsen wirken liess.
    "Okay, ich habe nichts gesagt", murmelte Alex und nickte zufrieden. "Nehmt einen Wagen", rief Ben und warf Johanna einen Schlüssel für einen Lexus zu. "Danke..." Ben nickte lächelnd Paul zu. "Gehen wir", bestimmte er nachher und Johanna warf Alex wiederum den Schlüssel zu der Wohnung zu. "Schau zu, dass er nicht noch jemanden anschiesst!", sagte sie und verliess mit Paul die Wohnung.
    "Das werde ich noch mein Leben lang hören", grummelte Ben und Alex verschränkte die Arme und tippte mit einem Fuss auf und ab. "Da wunderst du dich noch nicht wirklich? Wenn Paul sich nicht eingemischt hätte, würdest du nun an dem Fenster kleben! Oder am Asphalt. Aber wir müssen uns jetzt auf Semir konzentrieren! Und der erste Schritt ist, dass Paul und Johanna etwas rausfinden!"