Beiträge von jenni

    „STEHEN BLEIBEN!“ Peter August blieb stehen, als die laute Frauenstimme durch den Gang hallte. Er wusste genau, dass er alle Kugeln bis auf eine aufgebraucht hatte. Eine Kugel in seinem einzigen Magazin in dem Kleinrevolver.
    Er hob die Arme, drehte sich um und erblickte eine junge Frau, die mehr als nur zerschunden aussah. „Scheint, als wären Sie von meinen Kollegen schon richtig bearbeitet worden!“, grinste er, doch die Frau reagierte nicht und zeigte mit der Waffe nur auf die seine.
    „Runter!“, befahl sie knapp und Peter zuckte mit den Achseln. „Oder was?“
    „Passiert Ihnen dasselbe wie Johannes Dresdner.“, antwortete Johanna knapp und Peter zog eine Augenbraue hoch. „Dann werde ich verhaftet?“, fragte er unbeeindruckt und Johanna atmete tief durch. „Er ist tot!“, sagte sie und Peter taumelte für einen kurzen Moment. „Tot?“, flüsterte er geschockt doch seine weit aufgerissenen Augen verwandelten sich bald in funkelnde Schlitze. „TOT?!“
    Seine Stimme donnerte gegen die Wände und Johanna schloss für einen kurzen Moment die Augen.
    „Haben Sie ihm eine Kugel zwischen die Augen gejagt? Ist es das? Wie eine skrupellose Killerin sehen Sie mir aber nicht aus!“
    Johanna fühlte einen kurzen Moment der Unsicherheit. Die Bilder des Toten Dresdner hafteten kurz vor ihrem geistigen Auge und sie war abgelenkt. Es waren nur ein paar Sekunden, doch es reichte. Peter stürmte auf sie zu und riss sie zu Boden. Ihr bereits verletzter Kopf schien vor Schmerzen zu explodieren und die gestauchte Hand begann in Flammen zu stehen, als Peter mit der freien Hand darauf drückte (so dass sie ihre Waffe losließ), während er den Kleinrevolver gegen Johannas Wange presste.

    Das heiße Eisen brannte sich in ihre Haut und sie konnte nicht anders, als einen grellen Schrei auszustoßen. „Alles nur wegen diesem Scheißknirps! Dieser Schmid! Er hätte sich nur raushalten sollen. Sein Gewissen begraben, dann hätten wir ihm nicht eine Lektion erteilen müssen! Und dann müsste ich nun nicht eine solche Schröakel abmurksen!“
    Die Aussprache des Siegerländer Fluchwortes ließ Johannas Blut kochen. Niemand, aber auch niemand spielte ihre Weiblichkeit oder ihr sein herunter. Das hatte sie zu lange über sich ergehen lassen. Sie winkelte in Windeseile ihr Knie an und traf mit dem Gelenk Peters Genitalien. Dieser schrie kurz vor Schmerz auf und Johanna nutzte die Gelegenheit. Sie holte mit dem Kopf aus und die Stirne von ihr und Peter krachten aneinander.
    „Du verdammte…!“, knirschte Peter, wollte mit der Waffe auf Johanna zielen doch diese war schneller. Sie holte mit dem Bein aus und traf Peters Handgelenk so, dass dieser vor Schreck die Waffe losließ.
    „Mal sehen, wie Sie ohne Waffe auskommen!“, knurrte Johanna und trat Peter erneut. Dieser taumelte leicht zurück, rieb sich die schmerzende Stelle und wollte auf die Waffe zu rennen, doch lief stattdessen in Johannas Faust. Er spürte, wie seine Nase unter dem Druck zerbarst und Blut aus den Löchern lief. Benommen, taumelte er nach hinten und fiel auf sein Gesäß.

    So, mal eben zwischen alte Wohnung und neue Wohnung gelesen :D

    Semir und Paul wie auch Klaus sind frei. DAs ist schon mal gut. Die Helden sind beide verletzt und kommen jetzt ins Krankenhaus. Ging ja ziemlich schnell mit der Befreiung. Ich hätte mir da noch ein bisschen mehr gewünscht .D Aber die Geschichte scheint noch nicht am Ende zu sein. Oder??? WEnn doch, dann ging es entschieden zu schnell

    Hey du - schön dich hier zu lesen. (Hoffentlich bist du nicht zwischen die Wohnungen gefallen :D)

    Also bitte Elli, da solltest du mich schon besser kennen ;)

    Gemeinsam flüchteten sie in Richtung Ausgang, wo Alex Paul wieder auf den Boden legte und den Puls überprüfte. „Scheiße“, fluchte er und Semirs Augen rissen weit auf, als er sah, wie Alex mit der Herzmassage begann.
    Augenblicklich, kniete Semir neben Pauls Kopf und übernahm die Beatmung. „Aber vorhin hatte er noch guten Puls!“, keuchte er und Alex blickte kurz auf seinen ehemaligen Partner. „Wahrscheinlich steht er unter Schock“, antwortete er ebenso kurzatmig.
    „Komm schon Paul, bitte!“, flehte Semir und führte seinem Partner Luft zu. Dieser riss einige Augenblicke später für einen kurzen Moment die Augen auf, atmete scharf ein und verzog dann wieder das Gesicht.
    „Ganz ruhig, ganz ruhig“, flüsterte Semir und spürte, wie Paul mit einer Hand sich in seinem verdreckten Hemd vergriffen hatte. Der Blonde der Gruppe atmete tief durch die Nase durch und sah mit halb geöffneten Augen auf Alex. „Brandt?“, flüsterte Paul erstaunt und Alex nickte. „Die Erklärung verschieben wir auf später. Nun sollten Sie erst mal wach bleiben, bis der Krankenwagen kommt und die Fachkräfte sich um euch kümmern können!“
    Wie aufs Stichwort, erklangen Sirenen die sich immer mehr näherten. „Ich krieg‘ das hin Alex“, bekräftigte Semir und nickte wieder Richtung Eingang. „Geh! Das ist doch deine Partnerin da drinnen! Was, wenn sie deine Hilfe braucht?“
    „Sicher?“
    „Hau ab!“, versicherte Semir seinem ehemaligen Partner nochmals und mit einer dankenden Geste stand Alex auf, zog seine Waffe und rannte zurück in den Bunker.
    „Jag‘ mir nie wieder eine solche Angst ein“, keuchte Semir an Paul gewandt und schaffte es einarmig, seinen Partner an sich zu drücken.

    Johanna lief auf die Türe des Metallloches zu und riss am Griff. „Verdammt, verschlossen“, knurrte sie, als sie die Anwesenheit ihrer Kollegen hinter sich spürte. „Das haben wir gleich“, verkündete Fabian und zog hinter seinem Rücken eine Brechstange hervor. „Herr Kollege!“, mahnte Kim mit beeindruckter Stimme und Fabian rammte das Ende des Eisens in die Lücke. „Brandt! Ich brauche Ihre Muckis!“, befahl er Alex und die Beiden begannen, das Eisen gegen die Türe zu stemmen. Tatsächlich begannen die Scharniere zu knirschen und die Tür gab schlussendlich mit einem lauten Krach nach. Noch bevor diese auf den Boden gefallen war, hatten alle ihre Waffen gezogen und liefen im schnellen Schritt in den Bunker hinein.
    „Ich hoffe, Sie kennen sich hier aus Schimke!“, flüsterte Kim und alle schraken auf, als ein Schuss zu hören war.
    „Fuck…“, stieß Alex erschrocken aus und Fabian, der sich als erster gesammelt hatte wies auf den Weg, der sich in zwei ebnete. „Brandt, Schimke, links! Wir gehen rechts!“, wandte er sich an Kim und das Team begann sich aufzuteilen.
    Als ein weiterer Schuss fiel, blieb Alex für einen kurzen Moment stehen sein Kopf schoss in die Höhe. „Das ist auf unserer Route!“, flüsterte Johanna und Alex stimmte ihr mit einem Nicken zu. Sie erhöhten ihr Tempo und rannten den langen, kaum beleuchteten Gang entlang, bis ein helles Licht zu sehen war. Die Schatten von zwei Personen waren auf dem Boden sichtbar, die sich von dem Eingang entfernten.
    Ohne ein Wort zu sagen, beschleunigten Alex und Johanna ihr Tempo erneut und als sie in den Raum kamen sahen sie, wie ein junger Mann gerade auf Semir und Paul zielte.
    „WAFFE RUNTER!“, schrie Johanna und der Mann gab einen Schuss nun auf sie ab, dem sie noch gerade ausweichen konnten. Der Mann rannte nun an Semir und Paul vorbei (dies nach einem lauten Fluch) und rannte in die tiefe Schwärze des Bunkers.

    Semir konnte Paul mit Müh und Not gerade noch auffangen, als er eine bekannte Stimme hörte.
    „Joshi!“
    „Ich kümmere mich darum!“
    Er konnte sich kaum umsehen, als eine junge Frau an ihm im beidhändigen Anschlag vorbeirannte und ebenso im weiten Gang verschwand. Als er endlich seinen Kopf drehen konnte sah er, wer den Befehl abgegeben hatte und sich nun zu ihm kniete.
    „Alex…“, stieß er erstaunt aus und der Angesprochene half Semir, Paul auf den Rücken zu legen. „Dich kann man auch keine zwei Sekunden alleine lassen…“, murmelte Alex und legte eine Hand auf Semirs verletzter Schulter.
    „Das ist nichts! Er wurde im Bauch getroffen, Alex! Ich…“ Alex nickte und als er auf Paul hinabsah, bemerkte er, dass dieser das Bewusstsein verloren hatte. Sofort legte Semir die Finger seiner gesunden Hand auf Pauls Nacken und atmete tief durch.
    „Er ist noch da…“ Alex zog sofort sein Handy hervor und blickte auf den Display. „In dem Ding hat man sogar empfang!“, murmelte er und benachrichtigte den Notruf.
    „Wir müssen mit ihm hier raus, Kumpel“, begann er nachdem er das Handy wieder eingesteckt hatte, „ist sonst jemand noch hinter euch her?“
    Semir schüttelte mit dem Kopf. „Nein, nur noch dieser Typ…“, antwortete er und half Alex, Paul hochzuheben. Sofort griff Alex mit einem Arm unter Pauls Kniekehlen und mit dem anderen, stützte er den Oberkörper.
    „Geht’s noch?“, fragte er besorgt an Semir gerichtet. „Kennst mich doch, als ob mich so was aufhalten würde.“

    Besorgt blickte Johanna auf Alex, der mit eisigen Augen auf die Straße blickte, die zum Südhang führte. Selten, hatte sie für einen Kollegen solche Gefühle gespürt gehabt. Selbst in der kurzen Zeit, war Alex für sie wie ein großer Bruder geworden, den sie nicht hatte. Zwar hatte sie einst eine ältere Schwester, doch die war früh an einer unentdeckten Hirnhautentzündung gestorben.
    Immer mehr wurde Johanna nun klar, dass sie nur ein paar Jahre hatte warten müssen und nicht auf das Blut achten, doch das ältere Geschwisterteil würde noch kommen. In der Form eines Partners bei der Polizei.
    Sie atmete tief durch, blickte kurz durch den Rückspiegel auf den Wagen von Fabian und sah dann wieder auf Alex. „Sie leben, da bin ich mir sicher!“, sagte sie bestimmt und spürte Alex Blick in ihrem Nacken.
    „Wieder deine weibliche Intuition?“
    „Nein, mein Vertrauen in dich! Ich weiß inzwischen langsam wie du bist Alex, also können dein ehemaliger Partner und sein guter Freund nur am Leben sein!“ Alex wollte etwas erwidern, als Johanna ihn am Arm packte und auf den Parkplatz des bekannten Restaurants Athos, das sich a Spitze des Hanges befand.
    „Ein Pick-Up!“, stieß Alex aus und Johanna stimmte zu. „Wir parken am Försterparkplatz daneben, im Falle wenn er zurückkäme!“ Johanna nickte und gab diese Infos an Kim und Fabian durch, die wie Alex abdrehten und an den bestimmten Parkplatz hinfuhren. Kaum standen die Fahrzeuge still, sprangen die Insassen bereits daraus und versammelten sich zu einer kleinen Gruppe.
    Johanna zog aus ihrer Innentasche eine Landkarte hervor und zeigte darauf. „Wir befinden uns hier am Försterparkplatz“, begann sie und zeigte auf einen kleinen Punkt inmitten des Hügels. „Ungefähr einen halben Kilometer tiefer im Wald, befindet sich das Metallloch. Es gibt angeblich nur einen Eingang, dafür gibt es aber keine Garantie, weil der alte Bunker niemals genau untersucht wurde.“
    „Wir müssen es riskieren“, begann Kim und nahm ihre Waffe aus dem Halter, „ich will meine Männer zurück! Dafür ist mir jedes Wagnis wert!“ Auch Alex hatte als Zusage seine Waffe bereits gezogen gehabt und Fabian, sowie Johanna taten es ihnen gleich. „Okay, gehen wir!“, bestimmte nun der Chef des Präsidiums Freudenberg und begann mit der Gruppe, den Hang hinunterzuklettern.

    Peter August blickte durch das kleine Fenster zum Lagerraum, als er einen Krach hörte und sah den Blonden der beiden Gefangenen auf dem Boden. Der Körper war regungslos und es war kein Atemzug am Oberkörper zu erkennen.
    Was ihn jedoch mehr beunruhigte war, dass von dem elenden Türken keine Spur zu sehen war. „Dieser verdammte Kanake!“, zischte er, entsicherte die Türe und schlug sie mit einem Tritt auf. Er wollte die Waffe aus seinem Halfter ziehen als er bemerkte, dass diese fehlte.
    „Was zum…“ Als Peter ein Geräusch hinter sich hörte, wollte er sich umdrehen doch in diesem Moment spürte er einen heißen Schmerz am Nacken und fiel bewusstlos auf den Boden.
    Er spürte nicht mehr, wie Semir ihm an der Schulter rüttelte zum Sehen, ob er noch bei Sinnen war. „Okay, die Luft ist rein!“, verkündete der Deutschtürke und Paul atmete scharf ein, bevor er das Gesicht verzog.
    „Gottseidank, länger hätte ich nicht mehr durchgehalten…“, knirschte der Blonde und spürte, wie von Semir hochgezogen und gestützt wurde. Dabei konnte er sich einen unterdrückten Schmerzensschrei nicht verkneifen und hörte, wie Semir ihm gut zusprach.
    „Es geht schon…“, versuchte Paul ihn zu beruhigen und unterdrückte dabei den innerlichen Drang, seinen Schmerz weiterhin öffentlich zu präsentieren.
    Seine ganze Bauchgegend fühlte sich an, als stünde sie in Flammen. Eine gewisse Taubheit breitete sich auch in der Hüftgegend breit und jeder Schritt glich einem Marathonlauf.
    Trotzdem setzte er einen Fuß nach dem anderen, um mit Semir Schritt halten zu können, als dieser begann, ihn aus diesem Gefängnis zu begleiten. Die Beiden schraken dennoch auf, als neben ihnen am Türrahmen eine Kugel einschlug.
    Als sie sich umdrehten, sahen sie, wie ihr Entführer ein Kleinkaliber in der Hand hielt und sein linkes Hosenbein hochgerutscht war, was ein Fuß Halfter zum Vorschein brachte.
    „Scheiße! LAUF!“ Semir gab einen Warnschuss ab und zerrte Paul buchstäblich aus dem Raum.

    Hallo Zusammen

    Ich weiss, es ist schwer zu glauben, aber ich lebe noch.

    Ein ereignisreiche Zeit liegt hinter mir - negativ wie auch positiv. Allerdings litt meine Schreibkraft und -Lust darunter, aber nun kommt alles langsam in eine Routine wo das Schreiben auch wieder Zeit und Lust findet. Und ehrlich gesagt finde ich das "Freudenberg"-Projekt beinahe zu schade, um es fallen zu lassen, denn in letzter Zeit kommen immer mehr Fortsetzungsideen zustande und mit der neu gefundenen Freude am Schreiben...ja, kann ich natürlich auch die Einführungsgeschichte nicht unvollendet lassen

    Sollte es also doch noch ein, oder auch zwei neugierige Leser unter euch finden - ich würde mich freuen. Auch wenn ihr still mitliest. Wenn euch weiterhin die Geschichte spass macht, reicht mir das vollkommen.

    In diesem Sinne - es geht weiter

    LG
    Jenni

    Hallo Zusammen

    Ich weiss, es ist schwer zu glauben, aber ich lebe noch. ^^

    Ein ereignisreiche Zeit liegt hinter mir - negativ wie auch positiv. Allerdings litt meine Schreibkraft und -Lust darunter, aber nun kommt alles langsam in eine Routine wo das Schreiben auch wieder Zeit und Lust findet. Und ehrlich gesagt finde ich das "Freudenberg"-Projekt beinahe zu schade, um es fallen zu lassen, denn in letzter Zeit kommen immer mehr Fortsetzungsideen zustande und mit der neu gefundenen Freude am Schreiben...ja, kann ich natürlich auch die Einführungsgeschichte nicht unvollendet lassen :)

    Sollte es also doch noch ein, oder auch zwei neugierige Leser unter euch finden - ich würde mich freuen. Auch wenn ihr still mitliest. Wenn euch weiterhin die Geschichte spass macht, reicht mir das vollkommen.

    In diesem Sinne - es geht weiter :D

    LG
    Jenni

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    Maria sah auf, als sie Alex Stimme schon von weitem hörte und ihn gemeinsam mit Johanna hereintreten sah. „Hey...“, begrüßte sie die Zwei und ging auf die Jüngste zu. „Wie geht’s dir?“
    „Besser, wenn ich diesen Kerl ausgequetscht habe!“, antwortete Johanna knapp und lief voraus, während Alex bei Maria zurückblieb. „Sie gibt sich heimlich die Schuld oder? Am Tod des Flüchtigen?“ Alex nickte langsam und seufzte. „Es ist ihr erster Fall, wo sie eine solche Verfolgungsjagd hatte. Und dann noch so was...“, fügte er seiner Geste hinzu.
    „Meinst du, sie kommt klar?“, fragte die Kriminalbeamtin weiter. „Wird sie. Sie ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie mein ehemaliger Partner. Das wird sie nicht aufhalten, auch wenn sie gerade eine Kriese hatte!“
    „Und ihre Verletzungen? Sind sie schlimm?“
    „Nein. Ein paar Schrammen, aber nichts Dramatisches. Die beste Medizin wird es sein, sie einfach machen zu lassen. In dieser Beziehung ist sie wie ich.“ Alex klopfte Maria kurz auf die Schulter und ließ nun die Kriminalbeamtin ebenfalls zurück.
    Zu Alex’ Überraschung stand Johanna noch vor der Türe zum Verhörraum und öffnete sie erst, als sie Alex sah. Gemeinsam gingen sie in den Verhörraum, wo August mit verschränkten Armen sass und sie mit hochgezogener Augenbraue ansah.
    „So, nun haben Sie einen von uns. Sind Sie nun glücklich? Hebt das Ihre Statistik wieder?“, knurrte der Verhaftete und während Alex sich hinsetzte, blieb Johanna der Ecke nahe zur Türe stehen, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand.
    „Eine Statistik hat Ihre Aktion gehoben ja“, begann Alex ruhig und faltete die Hände zusammen, „und zwar die der Unfallopfer an der Autobahn. Ihr Kollege, der Sie so selbstlos im Stich ließ, wollte sich anscheinend nicht vor uns rechtfertigen und hat seinen Wagen überschlagen lassen. Meine Partnerin ist zum Glück halbwegs heil herausgekommen (zu Ihrem Glück sonst wäre ich nicht so ruhig), aber Ihr Kollege hat es nicht überlebt.“
    Nach Alex’ Erklärung weiteten sich Augusts Augen und sein Unterkiefer klappte nach unten. Sein Blick wanderte sofort auf Johanna, die tief durchatmete und versuchte, ruhig zu bleiben.
    „Johannes ist tot...?“

    „Meine Kollegin war kurz davor ihn zum Anhalten zu bewegen, doch er beschloss...“ Alex zuckte zusammen, als August aufsprang und auf Johanna zu rennen wollte. Alex schaffte es trotzdem noch, seinen Arm auszufahren und ihn aufzufangen.
    „SIE MIESE...“, schrie August und die Spucke spritzte nur so aus seinem Mund, „...ER PASSTE DOCH NUR NICHT IN IHR WELTBILD! DESHALB HABEN SIE DIE GELEGENHEIT DOCH AUSGENUTZT!“
    Alex presste den wütenden August gegen die Wand und hielt den Unterarm gegen die Brust gedrückt.
    „Lassen Sie mich los!“, keifte August und Alex war ebenfalls sichtlich bemüht, seine Fassung zu bewahren. „Ja, er hat nicht in mein Weltbild gepasst“, begann Johanna ruhig, rieb sich die verletzte Hand und zog eine Augenbraue hoch, „allerdings wurde mir von meinen Eltern gelernt, auch andere Ansichten zu respektieren und akzeptieren. Etwas, was Ihre Gruppe anscheinend nicht beherrscht!“
    Johannas Worte waren eiskalt und scharf wie ein Messer. „Wäre das nämlich anders, würde Ihr Kollege nun noch leben und hätte bei seiner Flucht nebenbei nicht noch andere Menschenleben in Gefahr gesetzt. Sie sagen Sie sind eine Organisation, die nur existieren will und niemandem schadet? Von dem habe ich nichts gesehen!“ Johanna setzte sich auf den Stuhl auf dem Alex vorher saß und zeigte auf dem ihr gegenüber. „Dann beweisen Sie es mir und helfen Sie uns!“
    August schnaubte, doch seine Haltung wurde lockerer. Er blickte Alex in die Augen, doch dieser drückte August noch immer an die Wand.
    „Alex, würdest du den Mann bitte wieder an seinen Platz lassen?“ Alex packte August unter der Achsel und setzte ihn wieder an den freien Stuhl.
    „Ich habe Ihren Kumpel nicht umgebracht August. Ich wollte ihm helfen, trotz allem. Ja ich hätte ihn einfach sterben lassen können, doch ich sitze hier mit Schrammen vor Ihnen und musste fitgepumpt werden.“
    August sah der jungen Frau in die Augen. „Jemand mit Ihrer Entschlossenheit, könnten wir gebrauchen“, lachte er schwach und schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe erst davon erfahren, als die Beiden den Kleinen schon getötet hatten...“
    „Sie meinen Nikolas Schmid“, ergänzte Alex nun ebenfalls wieder Herr seiner Sinne und August nickte.
    „Ich weiß nicht, was Schmid gemacht hatte, aber die Beiden sind anscheinend durchgedreht und dann hatten sich diese Zivilisten noch eingemischt gehabt!“ Nach Augusts Antwort schoss Alex hoch doch Johanna hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. „Diese Zivilisten sind zwei Polizisten und der Älteste, den Sie bereits freigelassen haben, leidet unter Demenz!“
    „Was?“, flüsterte August und der Schock war in sein Gesicht gemeißelt. „Davon hat man Ihnen nichts gesagt?“, fragte Johanna ruhig nach und August schüttelte mit dem Kopf.
    „Nein. Die Beiden...sie waren immer ein wenig verlorene Seelen, um die ich mich gekümmert habe...aber...mein Gott...niemals sollte jemand mit einer Krankheit Schaden nehmen! Auch wenn Sie mir wahrscheinlich nicht glauben, aber auch wir haben einen gewissen Standard!“

    „Also haben die „Beiden“ Sie angelogen und haben überhaupt keinen Standard! Wie heißen „die“?“ August sah nach Alex Frage auf und schluckte schwer. „Der Dickliche war Johannes Dresdner...der Andere ist mein Stiefsohn. Peter August...hören Sie...ja was wir machen passt vielleicht nicht allen in den Kram und wir werden als Hassbürger beschimpft, wenn nicht sogar Schlimmeres...doch ich und meine Kollegen verfolgten niemals einen gewalttätigen Kampf. Das sollte in Ihnen Aufzeichnungen doch stehen“
    „Ich brauche keine Aufzeichnungen, ich brauche einen Beweis!“, drückte Johanna deutlich aus und August schien zu verstehen. Er presste die Lippen zusammen und schloss die Augen. „Das Metallloch...ich habe gesagt Sie sollen sich dort verstecken, bis mir eine Idee gekommen wäre...“, flüsterte er und Alex blickte Johanna verwirrt an, die sofort ihr Handy aus der Hosentasche zog und eine Nummer wählte.
    „Maria...ja ich weiß ich bin mit Alex im Verhörraum, hör zu! Informier den Chef und Frau Krüger. Wir haben einen Ort!“ Sie stand auf klopfte zwei Mal gegen die Türe und blickte August noch einmal tief in die Augen. „Das war mein Beweis.“ Mit diesen Worten ging sie mit Alex aus dem Raum und machten Platz für den uniformierten Kollegen, der August mitnahm.
    Sie liefen in dem Eingangsraum auf Kim und Fabian zu, die Schusswesten gepackt hatten.
    „Ich wollte vor dem Typen nicht das ahnungslose Hühnchen spielen aber...was ist das Metallloch?“ Auch Kim und Fabian blickten nach Alex Frage verwundert auf Johanna und diese holte von einem kleinen Lagerraum ebenfalls Schusswesten für sich und Alex. „Das Metallloch war ein ehemaliger Kriegsbunker, der von den Belgiern zur Nachkriegszeit als Lagerraum benutzt wurde. Für eine lange Zeit hat ein Bewohner der Stadt den Bunker gewartet und kleine Führungen darin gemacht (eine Komplettrestaurierung wurde in den 70ern durchgezogen). Jedoch ist dieser Besitzer letztes Jahr aufgrund seines hohen Alters in ein Altersheim gezogen und seitdem steht der Bunker leer. Man weiß noch nicht, was man mit dem machen will. Manche nutzen ihn teilweise für Partys, aber diese Personen haben einen recht kranken Sinn für Feten. Jedenfalls, weiß ich genau wo der ist! Und zwar am Waldbereich am Südhang!“
    „Gut, ich benachrichtige noch das SE...“
    „...nein!“, funkte Kim Fabian ins Wort, „Wenn dieser Typ genauso durchdreht wie sein Kollege vorhin; können wir das nicht wagen. Schimke hatte vorhin noch Glück, aber ich möchte nicht nochmals darauf setzten...“, flüsterte sie beinahe und Alex nickte. „Besonders weil hier zwei Leben auf dem Spiel stehen!“

    „Wir müssen zu Maria ins Präsidium...“, sagte sie bestimmt und Alex atmete tief durch. „Meinst du, wir können mit dieser Information was anfangen?“, sagte er mit einem Zweifel mit der Stimme und Johanna schlug mit der geballten Faust auf die flache Hand. „Selbst wenn nicht, dann wird dieser Ernst August uns vielleicht endlich wichtige Informationen herausgeben. Er steht mit dem Rücken zur Wand.“

    Alex zog den Autoschlüssel aus der Tasche. „Hoffentlich, die Zeit drängt, ich will meinen ehemaligen Partner und dessen Kumpel nicht tot aus irgendeinem Lager herausziehen müssen!“

    Johanna nickte und begann mit Alex den Weg zurückzulaufen. „Das wollen wir alle nicht und glaube mir, ich bin inzwischen ebenfalls auf 180!“, knurrte Johanna und sie liefen auf den Wagen zu. „Du weißt aber, wie wir es mit August angehen müssen. Schließlich wird Reichenbach sicherlich auch da sein! Und du weißt ja, wie wir die Dinge angehen sollen.“ Johanna nickte mit einem seufzenden Lächeln. „Natürlich weiß ich das!“, entgegnete sie und schlug auf das Dach ihres Autos, „Diskret. Immer und immer wieder diskret!“, grinste sie und Alex nickte ebenso.

    „Wir müssen die Beiden finden, und zwar so schnell wie möglich!“


    Paul entglitt ein leiser Lacher und er schüttelte mit dem Kopf. „Punkt geht an dich“, flüsterte er und Semir löste seinen Arm von der Schlinge, nachdem er die Pistole zwischen Hose und Gurt geklemmt hatte. „Nein Semir...dein Arm...“, keuchte Paul und Semir hob eine Augenbraue. „Ich bitte dich...“, sagte er bloß und nahm sanft Pauls Hand, „Lass mich sehen...“

    Paul sah seinem besten Freund dabei zu wie dieser, mit verzogenem Gesicht, begann die Wunde zu versorgen und dabei, trotz augenscheinlicher starken Schmerzen, keinen Laut von sich zu geben.

    „Ich wollte Papa und dich schützten...es tut mir leid...“, murmelte er und Semir sah Paul in die Augen. „Ich darf ja eigentlich nichts sagen“, begann der Ältere seufzend, „in deinem Alter war ich ja nicht besser...aber auch wenn du deinen Vater und mich beschützen wolltest...spätestens als dein Vater weg war, hättest du es mir sagen sollen, Paul! Du bist Familie und wen soll ich denn fragen, wer sich um mein Familie kümmern soll, wenn du nicht mehr da bist?“

    Paul wollte lächeln doch im selben Moment atmete er scharf ein, riss seine Augen auf, bevor er das Gesicht verzog und sich am Regal festklammerte. „Entschuldige...“, flüsterte Semir da er genau wusste, dass Pauls Reaktion daher kam, weil er den Druck auf die Wunde erhöht hatte, um die Blutung zu stillen.

    „Die Kugel steckt noch drin. Aber bei dir haben sie nicht so was einfaches benutzt wie bei mir...oder besser gezielt, keine Ahnung...aber ich will nichts riskieren und versuche nun vor allem die Blutung zu stillen!“

    „Klingt...vernünftig...“, keuchte Paul und kniff die Augen zusammen, „ein Vorteil hat’s ich kann nun rumjammern wie ich will...“

    „Ich warne dich“, knurrte Semir und als er aufsah, sah er, wie Paul grinste. „Blöder Affe...“, konnte nun auch Semir sein Kichern nicht verstecken und begann, die Wunde zu verbinden.

    „Okay, du hast die Waffe. Ich nehme an, du hast auch einen Plan?“, fragte Paul langsam und Semir nickte. „Sobald der Kerl nochmals kommt, brauche ich dein schauspielerisches Talent. Du wirst dich tot stellen und ich werde mich hinter der Tür verstecken. Wenn der Kerl reinkommt und sich zu dir beugt, hau ich ihm eine rüber und wir verschwinden aus diesem Alptraum“, antwortete Semir.

    *reingeschneit komm* Puh...endlich komme ich auch wieder dazu!

    Hm...dieser Jaron verbreitet ja eine "hitzige" Stimmung. *ähem*
    Jedenfalls meint es dieser überhaupt nicht gut mit unserem Semir. Sieht so aus als müsste unserer guter Deutschtürke mal wieder kräftig unter deinen Fittichen leiden. *händereib* Ich bin jedenfalls gespannt, was du dir dieses Mal wieder für uns hast einfallen lassen :D

    Trotzdem hoffe ich aber, dass unser guter Feuerpinsel eine hilfreiche Spur hat.

    So, so weit bin ich schon mal gekommen. Schnell weiterlesen.

    Als der zerschundene Körper des Mannes nun erkennbar war, schalteten Johanna und Alex ihre Lampen aus und Alex kniete langsam vor den Mann. „Herr Renner?“, fragte er leise und der Mann sah ihn an. „Ich habe Ihr Gesicht mal auf einem Foto gesehen“, begann der Angesprochene leise und Alex nickte mit einem Lächeln. „Ja, wie gesagt, ich bin ein alter Freund von Semir...“, erklärte Alex nochmals und in dem Moment rissen Klaus Renners Augen auf.
    „SEMIR, MEIN SOHN! Sie sind...oh mein Gott...ich hatte es wieder vergessen...ich wurde verprügelt...es...oh...“, stammelte er hervor und Johanna nahm auf Alex Geste her schnell ihr Handy hervor und verständigte die Zentrale.
    „Ganz ruhig Herr Renner. Sie wurden entführt und dann freigelassen, erinnern Sie sich?“ Klaus sah Alex tief in die Augen und nickte heftig. „Ja...ja! Ich...Gott, das ist alles wegen mir passiert...“
    Johanna steckte ihr Handy zurück in die Hosentasche und kniete auf die freie Seite an Klaus’ Seite. „Wie es ist Ihre Schuld? Wie kommen Sie darauf?“, fragte sie mit einer Sänfte in der Stimme, die Alex noch nie an ihr gehört hatte. „Ich wollte dem Jungen helfen, den diese beide Typen verprügelt hatten...durch dass haben die dann auf uns geschossen und uns mitgenommen...“, stockte Klaus hervor und nun waren die Tränen in seinen Augen deutlich zu sehen. „Das war nicht Ihre Schuld Herr Renner...“, begann Johanna leise und nahm sanft seine Hand, „...Sie wollten helfen. Das ist doch nichts Schlimmes“, sagte sie beinahe in einer mütterlicher Stimme und Klaus sah sie an. „Sind Sie auch Polizistin?“, fragte er und Johanna nickte. „Ja, ich bin Alexanders Partnerin und will ihm helfen, Semir und Ihren Sohn zu finden!“, antwortete sie und spürte dann Klaus Hand an ihrer Stirn. „Sie sind verletzt“, stellte er fest und sie winkte ab. „Das ist nicht schlimm...nun zählt es, Semir und Ihren Sohn zu finden! Können Sie sich erinnern, wo Sie hingebracht wurden?“
    Klaus schüttelte mit dem Kopf. „Nein...wir wollten in den Wagen flüchten und da haben Sie bereits auf uns geschossen. Semirs Schulter wurden dabei verletzt und das Blut spritzte in unser Auto...es war furchtbar...“

    „Das muss es definitiv gewesen sein“, sagte Alex, „aber als Sie von dem Versteck weggebracht gebracht wurden...haben Sie da was gesehen?“
    „Nein...der dickliche Typ hat mir etwas über den Kopf gestülpt...das wurde mir erst abgenommen, als wir bei der Lichtung angekommen sind!“ Johanna konnte deutlich die Enttäuschung in Alex Gesicht sehen.
    „Wie sah der den Raum aus, wo Sie drinnen waren? Können Sie sich daran erinnern?“ Klaus legte seine Stirn in Runzeln. „Da war ein Lebensmittellager. Ich konnte es nicht sehen, Sie erhaschen ja vielleicht meine violetten Augen..., aber es schmeckte danach. Ich kannte das von früher. Es roch nach Salz und der seltsame metallene Geruch von alten Konservendosen.“, erklärte er und Alex nickte verstanden.
    „Hilft das...?“, fragte Klaus zögerlich und Johanna klopfte ihm auf die Schulter. „Sehr sogar, Herr Renner, sehr! Können Sie sich noch an etwas erinnern?“
    „In dem Raum...wo Sie mich geschlagen haben...da hing eine alte, deutsche Flagge. Wissen Sie, wie aus dem zweiten Weltkrieg. Die war mir sofort aufgefallen, weil die Dinger sogar verboten sind.“
    „Eine Hitler-Flagge?“, fragte Alex nach und Klaus nickte heftig. „Ja, ja genau eine solche. Das so etwas noch irgendwo hängen darf...“ Johanna sah auf, als das Martinshorn eines Krankenwagens zu hören war. „Ich hole sie“, sagte Alex bestimmt und rannte los, während Johanna sanft Klaus Hände nahm.
    „Ich wünschte...ich könnte mich an mehr erinnern“, schluchzte Klaus leise, „was, wenn die Typen, Paulchen und Semir schon...“ Johanna strich sanft über Klaus Hände und schüttelte heftig mit dem Kopf.
    „So dürfen Sie schon gar nicht denken! Und was Sie uns da erzählt haben, hilft schon viel.“ Sie nahm eine Packung Papiertaschentücher aus ihrer Hemdtasche. „Kommen Sie, hier“, sie reichte ihm einen der Tücher und so konnte sich Klaus die Tränen aus den Augen wischen. „Ich konnte kein Vater für meinen Sohn sein...ich...ich musste von meinem Sohn gerettet werden!“, brach Klaus in Tränen aus und Johanna legte ihre Arme so um ihn und drückte ihn an ihren Körper.
    „Sie helfen nun Ihrem Sohn, Herr Renner, dank ihm, werden wir ihn finden, dass verspreche ich Ihnen!“, sagte sie leise und stand langsam auf, als Alex mit Kim Krüger zusammen mit Sanitätern auf sie zukam.
    „Herr Renner“, stieß Kim aus und kniete sofort auf den Vater ihres Mitarbeiters hinunter. „Frau Krüger...Sie hier?“, sagte er erstaunt und Kim ließ ihn gewähren, als er nach ihren Armen suchte. „Ja...ich bin hier. Und ich habe Ihre Frau angerufen. Sie wird zusammen mit Frau Gerkhan im Krankenhaus Siegen auf Sie warten!“ Kim nickte Johanna zu und diese stand auf. Sie lief auf Alex zu und verschränkte die Arme.

    Kaum geschrieben dass man froh ist dass du wieder da bist, schon ist der nächste Teil oben. Fleissig fleissig. Pass' einfach gut auf deine Hand auf, ja?

    Vielleicht sollte Alex der Profilerin doch recht geben. Ich meine, aus irgendeinem Grund ist diese Schlussfolgern bei ihr im Kopf drin. Semir hat Recht, man sollte dem nachgehen und es sicherlich nicht ignorieren.

    Ich bin jedenfalls gespannt ob diese Spur doch etwas sein könnte.

    Als Paul kleine Klapse auf seiner Wange spürte, zuckte er zusammen und öffnete die Augen. Er blickte direkt in die rehbraunen Augen von Semir. Ohne es zu wollen, musste er lächeln und schüttelte leicht mit dem Kopf.
    „Scheisse...also habe ich nicht durchgehalten...“, flüsterte er und spürte Semirs gesunde Hand auf seiner Schulter. „Nicht durchgehalten? Nicht durchgehalten?! Paul du hast‚ ne Schusswunde im Bauch! Warum zum Teufel...“
    Paulspürte den dumpfen Schmerz in seiner Bauchhöhle und atmete tief durch. „Ich wollte Papa nicht aufregen...“, sagte er leise und Semir seufzte. „Seit wann hast du die?“, fragte er nun sanfter und Paul konnte mit Hilfe von Semir in eine aufrechtere Position sitzen.
    „Ich wollte, dass die Typen nur mich behalten und hatte mich aufgeregt, als sie Papa in einen separaten Raum gerissen haben. Ich hatte für einen kurzen Moment die Kontrolle verloren, vor allem auch als sie dich wie ein nasser Sack in dieses Lager geschmissen hatten...ich wollte denen die Meinung geigen, doch dieser Model-Verschnitt war schneller...“
    Semir schloss für einen kurzen Moment die Augen und rieb sich die Lider. „Du verdammter Vollidiot...“, murmelte er und sammelte die Dinge zusammen, die Paulzuvor für Semirs Behandlung benutzt hatte. Er nahm ein paar Fetzen der Gaze und faltete sie mehr schlecht als recht einhändig zusammen. „Drück mit denen auf die Wunde.“, befahl er Paul und dieser stöhnte kurz auf, als er Semirs Anweisung befolgte „und bleib mir ja wach!“ Paul nickte langsam und er, sowie Semir, schraken auf, als sich die Türe geöffnet hatte und der gutaussehende Mann den Raum betrat.
    „Also hatte mein Kumpel doch getroffen! Hätte ich ihm gar nicht zugetraut!“, murmelteer und Semir stand sofort auf.
    „Hören Sie allmählich mit der Scharade auf und lassen Sie uns gehen!“, zischte er und der Mann lächelte und schüttelte mit dem Kopf. „Tut mir leid, aber Sie haben einfach zu viel gesehen. Ich mach nicht gerne meine Hände schmutzig, aber ich muss noch eine Lösung finden, wie ich Sie Beide loswerden kann.“, erklärte er mit einer Engelsgeduld und Semir schüttelte fassungslos mit dem Kopf. „Sie spinnen! Lassen Sie uns gehen!“, schrie er und stürzte sich auf den Mann. Er hörte Paulhinter sich schreien vor Schreck. „Lass mich los du Scheisstürke!“, schrie der Mann, stieß Semir mit den Händen vor sich so, dass der Deutschtürke gegen das Regal knallte und kurz scharf einatmete. Ohne ein Wort zu sagen, ging der Mann wieder aus dem Raum und schloss die Türe.
    „Puh...“,murmelte Semir und Pauls Augen waren weit aufgerissen. „Puh...puh?! Bist du von Sinnen?“, hastete er mit heiserer Stimme und Semir grinste. „Ach, mein bester Freund“, begann er schelmisch und zog eine Pistole hinter dem Rücken hervor, „du solltest mich doch inzwischen besser kennen!“

    Alex folgte Johannas Anweisungen und sie fuhren wirklich auf die Waldlichtung zu ,die im Video gezeigt wurde. Auch die kleine Statue wurde sichtbar und er parkte direkt davor. „Du bist die Beste!“, murmelte Alex erleichtert und stieg gemeinsam mit Johanna aus. „Ich habe im Kofferraum zwei Handscheinwerfer, damit sollten wir im Wald gut vorankommen!“, sagte sie und tatsächlich fand Alex im Kofferraum die erwähnten Gegenstände. Er reichte seiner Partnerin eine davon und Johanna nahm mit der verbundenen Hand ihr Handy hervor, wo sie die Karte des Waldes aufrief.
    „Fußspuren können wir vergessen. Die Erde ist zu trocken“, knurrte Alex genervt und Johanna atmete tief durch. „Stell dir vor du bist ein Mann mittleren Alters der an Demenz leidet und du wirst als Entführungsopfer mitten in einen Waldausgesetzt, den du möglicherweise nicht kennst...wo gehst du hin?“
    Auf Johannas Frage hin schaltete Alex seine Lampe an und schien auf den Boden. „Wahrscheinlich hat er ein Mantra oder irgendwas, sieh dir das an...“ Johanna ging neben ihren Partner. „Obwohl die Erde trocken ist, hat er mit seinen Füssen so sehr darauf gestampft, so dass man die Spuren sieht. Es sieht gar wie ein Rhythmus aus...“
    „Jeder Schritt, eins zwei, eins zwei! Dann komme ich ans Ziel...“, flüsterte Johanna und Alex sah sie fragend an.
    „Ein alter Reim den wir beim Wandern immer aufgesagt haben. Sein Sohn oder seine Frau, muss ihm diesen Reim gelernt haben. So weiß er, dass er immer mit den Füssen so aufstampfen muss, dass man ihn findet...“
    „Also, dann los...“, entschied Alex und sie begannen, den Weg abzulaufen. Die Schritte waren immer aufs genaueste in den Boden gestampft. Sie führten tief in den Waldhinein und Johanna blieb stehen, als sie inmitten des Weges einen blutigen Stoff fand. Sorgsam hob sie ihn auf und zeigte ihn Alex.
    „Ein wenig Blut, aber nicht viel...“, stellte er fest und Johanna presste die Lippenzusammen. „Wahrscheinlich hat er den Verband gemerkt und ist erschrocken. Das heißt, er mag sich vielleicht schon gar nicht mehr erinnern, was passiert ist!“Alex begann mit Johanna den Fußspuren entlang zu rennen. Sie stoppten, als die Spur an einem Moosabteil zu Ende ging und von weitem, das leise Echo eines Wimmerns zu hören war. Alex stoppte Johanna mit einem Handzeichen und die junge Polizistin verzog kurz das Gesicht. „Geht’s?“, fragte Alex besorgt und Johannanickte. „Ja, mein Schädel brummt nur...“, flüsterte sie und richtete sich auf. „Du hörst das auch oder?“ Alex nickte auf Johannas Frage und leuchtete an die Bäume. „Herr Renner?“, rief er laut, „Mein Name ist Alexander Brandt, ich bin Kriminalhauptkommissar am Präsidium Freudenberg. Ich bin ein alter Freund von Semir Gerkhan. Dem aktuellen Partner von Ihrem Sohn Paul!“
    Johannaleuchtete in eine bestimmte Richtung, als das Wimmern lauter wurde und erblickte eine Silhouette, die sich hinter einem Baum versteckte. „Ich hab ihn“, sagte sie leise zu Alex und lief mit ihm vorsichtig zu der Person.

    „Ihr Leben ist kostbar Schimke! Sie und Brandt sind die Besten in meinem Team. Dank Ihnen können wir das Präsidium Freudenberg wieder neu aufbauen und den Kollegen von Köln-Düsseldorf so eine neue Stütze bieten. Ihr Verlust wäre hart für uns alle!“, schnaubte er und Kim räusperte sich kurz. Auch sie wirkte von Fabians Ausbruch total überfahren, doch im Gegensatz zu Johanna, hatte sie sich schneller gesammelt.
    „Ich muss meinem Kollegen zustimmen“, begann sie langsam und blickte Johanna tief in die Augen, „glauben Sie mir, mit Brandt auszukommen ist schwer und Sie scheinen es zu schaffen. Zudem, auch wenn ich mir meine besten Männer so schnell wie möglich zurückwünsche und jede Minute dafür bete, dass sie noch leben, so soll kein anderes Leben darunter leiden. Auch dieser Typ hätte für das alles nicht sterben müssen. Ich weiß, dass der Tod von jemandem, besonders in den ersten Fällen, hart ist...doch Sie sind stärker als das Schimke!“
    Johanna atmete tief durch. „Tut mir leid, ich war vorhin wahrscheinlich nicht ganz ich selbst...“
    „Das ist der Schock, das ist ganz normal“, tröstete Kim sie und tätschelte sie leicht an der Schulter. „Man sitzt schließlich nicht jeden Tag in einem überschlagenden Auto.“, fügte Fabian, nun wieder Herr seiner Sinne, an undblickte Richtung Hügel, als er zwei Gestalten dahinter hervorkommen sah.„Mäddche, geht’s wieder?“, war nun Mishkas Stimme deutlich zu hören und sieerschien mit Alexander neben Fabian. „Ja...werde noch fitgepumpt und dann bin ich wieder startklar.“
    „Das ist gut, denn wir sind da auf was gestoßen!“, sagte Alex und hielttriumphierend ein Gerät in der Hand.

    „Eine Dashcam?“, fragte Kim erstaunt und Mishka nickte mit einem Grinsen. „Dem Typen war dieses giftgrüne Ding anscheinend sehr wichtig und es hat den Sturz überlebt.“, fügte sie ihrer Geste an und Alex übergab das Gerät an Johanna. Fabian gesellte sich hinter die beiden Frauen, so dass auch er auf den Bildschirm blicken konnte.
    „Der Junge war vor seinem Besuch bei August noch unterwegs. Leider hat er die Dashcam zu spät eingeschaltet, aber er muss etwas, oder jemand abgesetzt haben, denn das ist auf Band.“, erklärte Alex und Johanna ließ die Aufnahme laufen. Zusehen war wie der Wagen einer Waldstrecke entlang fuhr und dann anhielt. Das Gefährt rüttelte und es waren Schreie zu hören. „Das ist Klaus Renner“, stieß Kim aus, „Die Stimme ist so was von erkennbar!“ Während Fabian sie gespannt ansah, starrte Johanna auf den Bildschirm und hielt die Aufnahme an.
    „Sieh an“, lächelte Mishka und als sie alle, bis auf Johanna ansahen, wies sie auf die junge Polizistin, „unser laufendes GPS, scheint zu starten!“
    „Kommt Ihnen die Umgebung bekannt vor?“, fragte Fabian langsam und Johanna nickte. „Woher kennst du das alles so gut? Du bist doch ursprünglich aus Dortmund“, murmelte Alex erstaunt und Johanna wippte mit dem Kopf hin und her. „Ja, aber ich lebte nur meine ersten vier Lebensjahre in Dortmund. Meine Eltern sind Ärzte und hatten eine Praxis eines verstorbenen Kollegen in Siegen übernommen. Außerdem ist meine Oma aus Siegen. Ich bin dann erst wieder nach Dortmund zurückgezogen, als ich mit der Polizeischule angefangen hatte.“, erklärte sie mit gedankenverlorener Stimme und zuckte dann auf.
    „Mein Gott...der Mistkerl hat den armen Herr Renner in den Wäldern nähe Artendorf ausgesetzt!“
    „Artendorf? Das ist über 40 Fahrminuten von hier!“, stieß Mishka aus und näherte sich dem Bildschirm und Johanna zeigte auf ein Schild, dass zu sehen war. „Tatsächlich, ein Schild zu den Atta-Höhlen!“, bestätigte sie und Johanna wies auf eine kleine Statue. „Außerdem ist da eine Schnitzerei zu sehen, die wurde für das Jubiläum der Höhlen dort aufgestellt von diversen Fans.“
    Johanna riss den Infusionskatheter aus dem Arm und presste auf die blutende Wunde. „Wir gehen sofort dahin!“, sagte sie beschlossen und Alex ging auf sie zu.
    „Bist du sicher?“, fragte er besorgt und Johanna blickte auf Fabian. Dieser seufzte kurz und nickte dann. „Beeilen Sie sich. Wie schon gewusst, Herr Renner leidet an Demenz, nicht dass er sich noch was antut, oder ihm was angetan wird!“ Alex und Johanna verabschiedeten sich mit einem Nicken und rannten zu Johannas Wagen, wo Alex auf der Fahrerseite einstieg und den Motor sofort startete, als Johanna ebenfalls im Wagen saß.

    „Ach du Scheiße“, stieß Alex geschockt aus und packte das Funkgerät. „Falke 1 an Zentrale, wir brauchen sofort ein Rettungsteam nähe Abzweigung Richtung Olpe! Und zwar dringend!“ Er steckte das Funkgerät zurück in den Halter und parkte den Wagen auf den Pannenstreifen. Mit einem Sprung war er draußen und rannte den Hügel hinunter auf das Wrack, das früher einst der grüne Audi war. Neben dem Schrotthaufen, lag ein regungsloser Körper, den Alex aufgrund des roten Flanellhemdes sofort erkannte.

    „JOSHI!“, schrie er und kniete sich sofort zu seiner Partnerin. Die Kleidung war verdreckt und Teile der Jeans waren aufgerissen. Die linke Hand war mit Blutstriemen übersäht und an der selben Richtung liegende Seite der Schläfe ragte eine Platzwunde. Augenblicklich legte Alex, zwei Finger an Johannas Hals und spürte den kräftigen Puls gegen seine Kuppen pochen. „Johanna...Joshi...komm schon...“, flüsterte er leise und strich ihr sanft über die Wangen. Tatsächlich regte sich Johannas Körper und die Augen öffneten sich langsam. „Au...“, murmelte sie und richtete sich langsam auf, indem sie sich auf dem gesunden Arm abstützte, „...der Mistkerl hat einfach das Lenkrad umgerissen...“, keuchte sie und Alex legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Geht es dir gut?“, fragte er besorgt und sie nickte. „Die linke Hand tut weh und ich habe das Gefühl als hätte mir jemand einen Holzhammer über den Schädel gezogen, aber ich lebe noch. Was ist mit dem Typen?“ Alex und Johanna blickten auf den Wagen und die Augenpaare der Beider rissen sich weit auf.

    Der Oberkörper des Mannes war verdreht und blickte unter dem Wrack hervor. Die glasigen, leeren Augen blickten auf die Beiden und verschwanden beinahe unter den unzähligen Blutstriemen.

    „Verdammt“, flüsterte Johanna geschockt und begann mit dem Kopf zu schütteln. Alex packte sie sofort an den Schulter und drückte zu. „Joshi, das war nicht deine Schuld, klar?! Du hast den Wagen nicht gedreht. Du wolltest ihn nur aufhalten.“ Er bemerkte sofort, wie ihr Blick noch immer auf die Leiche gerichtet war.

    „HEY!“, rief er und richtete so endlich ihre Aufmerksamkeit auf ihn. „Es war nicht deine Schuld Johanna Maria Schimke, okay?! Du hast den Wagen nicht gedreht und du wolltest ihm helfen! Es war seine Entscheidung und du hast sie zum Glück überlebt, klar?“ Johanna nickte, nachdem sie tief geschluckt hatte und zuckte erstaunt zusammen, als Alex seine Arme um sie legte und sie an sich drückte.

    „Jag’ mir ja nie wieder so eine Angst ein, kapiert?!“, hörte sie Alex’ Stimme in ihrem Ohr und musste Lächeln. Erschöpft, lehnte sie sich gegen ihren Partner und hörte die Sirenen des Rettungswagens von weitem, wie sie sich näherten.


    Fabian und Kim stiegen aus dem Wagen aus und rannten auf den Krankenwagen zu, der auf dem Pannenstreifen der Autobahn geparkt hatte. Auf der Abladefläche saß Johanna, über deren Schulter war eine Decke geworfen worden und die Hand, mit der sie ein heißes Getränk in der Hand hatte, war verbunden. Unter ihren langen Stirnfransen war ein dickes Pflaster auf der Schläfe sichtbar. In ihrem rechten Unterarm steckte eine Kanüle, die mit einer Infusion verbunden war, die im Wagen hing.

    „Mein Gott Schimke“, keuchte Fabian und schüttelte mit dem Kopf, „müssen Sie uns so eine Angst einjagen?“

    „Willkommen in meiner Welt“, murmelte Kim und verschränkte die Arme. Johanna nahm einen Schluck ihres Getränkes, das sich nun als warmer Tee entpuppte und atmete tief durch. „Soll nicht wieder vorkommen“, seufzte die Verletzte und Kim setzte sich neben sie. „Wie geht es Ihnen?“, fragte sie mit gar mütterlicher Stimme und Johanna sah sie mit einem aufgezwungenen Lächeln an. „Laut den Ärzten habe ich ein gestauchtes Handgelenk, eine Platzwunde am Kopf und wurde ein wenig durchgeschüttelt, sonst werde ich einfach noch mit kreislaufhebenden Mittel vollgepumpt“, antwortete sie und zeigte auf den Schlauch der Infusion, doch Kim sah sie ernst an.

    „Das meinte ich nicht“, gab sie deutlich zu verstehen und Johanna nickte. „Ich weiß. Ich wollte ihn aufhalten Chef, doch so schnell wie er den Wagen umgerissen hat...ich konnte nicht reagieren...dabei hätte der Flüchtige wahrscheinlich wichtige Informationen gehabt...“ Johanna sank ihren Kopf und Kim blickte auf Fabian, der vor Johanna kniete und ihren Kopf sanft mit Daumen- und Zeigefinger hob. „Ich bin sicher, dass Brandt Ihnen das schon gesagt hat aber, es ist nicht Ihre Schuld Schimke. Man hat mir berichtet, dass ihre Waffe sogar im Halter steckte, also sind Ihre Absichten deutlich.“ Johanna atmete tief durch und spürte nun auch Kims Hand auf ihrer Schulter.

    „Auch wenn die Zeit drängt, es hätte niemandem etwas gebracht, wenn auch Sie gestorben wären...wo ist eigentlich Brandt?“

    „Unten mit Mishka. Sie untersuchen den Wagen.“, antwortete Johanna und Fabian richtete sich wieder auf.

    „Ernst August wurde ins Revier gebracht. Obwohl er noch kurz von der Rolle wirkte, begann er schon zu keifen, als wir dort angekommen sind. Was bloß aus unserem Staat geworden wäre und so weiter...“, erklärte er und Johanna konnte nur abwertend lachen.

    „Wurde schon was entdeckt?“

    „Vieles, was wir gegen die Libellen selbst verwenden können, aber nichts, was uns zum Aufenthalt von den Dreien weiterhelfen könnte“, antwortete nun Kim und Johanna schüttelte mit dem Kopf. „Ich hätte mir eine Kugel oder so einfangen sollen, vielleicht würde der Typ dann noch leben...“

    Sie erschrak, als Fabian neben ihr mit der flachen Hand gegen das Auto schlug. „Sagen Sie so was noch einmal und Sie werden eine Woche am Schreibtisch verbringen! Haben wir uns verstanden?!“ Als er den letzten Satz beinahe herausschrie, sank Johanna beinahe in sich zusammen und sah ihn mit großen Augen an.

    Wir wissen nun jedenfalls....der Fall ist komplizierter als gedacht. Unsere Jungs kommen nicht vorwärts und der Feuerpinsel
    scheint wieder der letzte Strang der Hoffnung zu sein. Was werden die Beiden mal machen wenn es den guten Hartmut nicht mehr gibt?
    Wahrscheinlich in eine Ecke kauern und verzweifeln :D.

    Ernst August blickte mit weit aufgerissenen Augen auf den Durchsuchungsbefehl, dem ihm von der jungen Kriminalhauptkommissarin vors Gesicht gehalten wurde.
    „Das nächste Mal sollten Sie auch auf Ihre Parkplätze achten, August“, sagte sie mit einem frechen Unterton und als sie den Durchsuchungsbefehl sank, erschienen dahinter ihr Partner sowie mehrere, uniformierte Polizisten sowie KTU-Beamte. „Auf geht’s Leute!“, befahl Alex und die Leute drängten sich an August vorbei, der wie gelähmt neben der Eingangstreppe stehen blieb.
    Noch bevor er ein Wort sagen konnte, war das Klirren einer Scheibe zu hören, sowie das Schreien verschiedener Leute. Alex und Johanna blickten an dem Haus vorbei und sahen einen grünlichen Audi mit Flammenverzierung davonfahren.
    Ohne etwas zu sagen, warf Johanna Alex ihren Wagenschlüssel zu und die Beiden stiegen ein. Noch bevor Johnanna auf dem Beifahrersitz richtig Platz genommen hatte und sich anschnallen konnte, trat Alex so auf das Gaspedal, dass die Reifen durchdrehten und erst mit einem lauten Quietschen wieder auf dem Asphalt greifen konnte.
    „Falke 1 an Zentrale! Verdächtige Person auf der Flucht Richtung A45, brauchen dringend Verstärkung!“, rief Johanna in das Funkgerät und zog aus dem Halfter ihre Waffe hervor.
    Der grüne Audi bog von der Fischbacherstrasse in die Autobahneinfahrt und Alex folgte ihn mit einem gekonnten Drift. Als er den Hügel überquert hatte, öffnete Johanna die Scheibe und lehnte ihre Hand hinaus, welche sie im rechten Moment noch einziehen konnte, als eine Kugel knapp an ihrem Gelenk vorbeiflog.
    „Zwei Dumme ein Gedanke!“, keuchte sie und löste ihren Gurt. „Das wollte ich schon immer einmal machen“, grinste sie diabolisch, als Alex sie verwirrt ansah und lehnte nun ihren ganzen Oberkörper aus dem Wagen. Sie zielte auf einen der Reifen, doch verfehlte, da Alex einem verwirrten Autofahrer ausweichen musste.
    Johanna spürte, wie ihre Augen aufgrund des kalten Windes zu Tränen begannen und doch setzte sie wieder an, um in den Reifen des Audis zu schießen. Doch wieder wurde sie von einer Kugel gestört, doch dieses Mal, drang diese durch die Frontscheibe und sie spürte die Glassplitter auf ihre Beine fallen.
    „ALEX!“, schrie sie in Schock doch als das Auto immer noch seinen Kurs behielt, beruhigte sie sich ein wenig. „Mir geht’s gut! Doch so kommen wir nicht weiter!“, rief Alex zurück und Johanna steckte ihre Waffe in den Halfter. „Versuch an den Typen heranzukommen!“

    Ohne auf Alex Antwort zu warten, kletterte Johanna auf das Autodach und wartete in kauernder Position auf ihren Moment. Tatsächlich schaffte es Alex, sich dem grünen Audi zu nähern. Nach einem kurzen Durchatmen, sprang Johanna auf das Dach des Audis und stürzte auf die Seite, als der Lenker des Wagens eine Kurve machte. Mit einem lauten Stöhnen prallte sie auf und schaffte es, sich an dem Dachspoiler festzuhalten.
    Weit entfernt konnte sie den entsetzten Schrei ihres Partners hören. Sie hob kurz ihre Hand mit geballter Faust und hochgestrecktem Daumen und versuchte sich auf dem Dach zu kehren. Dennoch versuchte der Flüchtige sie immer wieder abzuschütteln und so war es Johanna kaum möglich, auf dem Dach zu kriechen.
    Aus diesem Grund blickte sie durch das Rückfenster des Wagens und sah, dass der Flüchtige alleine war. Im rechten Moment konnte sie ihren Kopf heben, als drei Schüsse hintereinander, durch die Scheibe drangen und diese danach in tausend Teile sprang. Als kein Schuss folgte, riskierte Johanna es und hechtete durch das offene Fenster in den Wagen.
    „Du verdammtes Miststück!“, schrie der Flüchtige ihr entgegen und entpuppte sich nun als dickliche, ärmliche Gestalt, deren Gesicht vor Angst verzerrt war. Dennoch hielt er ihr einhändig die Waffe entgegen und wollte schießen, doch Johanna schaffte es den Arm zu packen und ihn so wegzudrehen, so dass der Schuss in das Polster des Sitzes drang. „Noch nist nichts verloren! Halten Sie den Wagen an!“
    „Ich gehe nicht in den Knast!“, knurrte der Angreifer und wollte wieder schießen, doch Johanna hob ihr eines Bein und trat dem Mann gezielt in die Schulter. Sie spürte, selbst durch die dicke Sohle ihrer Schuhe, dass sich das Gelenk des Mannes ausrenkte. Mit einem grellen Schrei ließ der Mann die Waffe fallen und schaffte es, sich aus Johannas Griff zu befreien.
    „Du Miststück!“, wimmerte er und Johanna wollte sich auf den Beifahrersitz schleichen, doch der Mann sah sie nun mit einem entschlossenen Blick an. „Ich...gehe...nicht in...den...Knast!“, knurrte er erneut und bevor Johanna überhaupt reagieren konnte, drehte der Mann das Lenkrad und sie krachten durch die Leitplanke auf einen Hügel, wo der Wagen den Halt verlor und sich zu überschlagen begann.

    Semir hatte sich ans Regal gelehnt, als er Paul dabei zuschaute, wie dieser die Möbel hinaufkletterte um sich die Lage genauer anzuschauen. „Keine Chance?“, fragte er nach einer Weile und Paul sah auf ihn hinab.
    „Jedenfalls nichts auf den ersten Blick“, erklärte der Angesprochene und sprang vom Regal, „aber bisher gab’s doch immer einen Weg nach draußen...“ Semir fiel auf, wie tief sein Partner durchatmete und seufzte. „Es war besser Paul...hier drin hätten sie ihn fertig gemacht...ich hab’s in den Augen den Beiden gesehen, sie werden ihn nicht töten.“
    „Zu hoffen ist es“, erwiderte Paul auf Semirs Aufmunterungsversuch und Semir erschrak, als sein bester Freund kurz stöhnte und sich danach am Regal festhielt. „Paul, alles klar?“, fragte er besorgt und wollte auf ihn zu rennen, doch Paul hob die Hand. „Ja...ja...war nur alles grad ein bisschen viel...“ Semir runzelte die Stirn und hob eine Augenbraue, doch Paul sah ihn mit einem Lächeln an.
    „Sorg’ dich lieber um dich selber. Was macht deine Schulter?“ Semir hielt sich das verletzte Gelenk. „Was immer du geleistet hast, ist ein kleines Meisterwerk. Es brennt, aber ich habe zum Glück nicht das Gefühl, vor Schmerz schreien zu müssen.“
    „Nun ja, du bist ja schmerzunempfindlich inzwischen...solltest du aber den Arm nicht mehr fühlen, sagst du es mir, klar?!“ Semir nickte langsam und Paul verschränkte die Arme. „Irgendwo muss es doch eine Möglichkeit geben...“, murmelte der Blonde und verschwand wieder zwischen den Regalen. Semir wollte gerade hinterher als er bemerkte, dass er in etwas Rutschiges getreten war. Als er seinen Fuß hob, hinterließ sein abgetretener Turnschuh einen roten Abdruck.

    „Paul...“, begann er langsam und blickte durch das offene Regal auf seinen Partner, „da ist frisches Blut auf dem Boden!“ Paul zuckte mit den Achseln. „Sicher, ich habe dich auch verarztet.“, antwortete er unbeeindruckt, doch im selben Moment begann er zu taumeln und konnte sich noch gerade am Regal festhalten. „Es geht gleich wieder...ich...au...“, pustete Paul aus und sank langsam auf den Boden.
    „Paul...PAUL!“ Semir rannte sofort auf die andere Seite und konnte einarmig seinem Partner noch helfen sich zu setzten. „Paul...was...“ Semir zog seine Hand weg, die mit Blut verschmiert war. Als er auf Pauls Bauchgegend blickte, sah er, dass sich der schwarze Kapuzenpullover seltsam kreisförmig verdunkelt hatte. Augenblicklich begann Semir mit Müh und Not den Reisverschluss des Pullovers aufzureißen und sah, wie das weiße T-Shirt an derselben Stelle blutrot verfärbt war.
    „Oh mein Gott...“ Semir hob das Shirt und sah, wie sich Paul oberhalb des Hüftbereichs ein provisorisches Pflaster angeklebt hatte, dass inzwischen vollständig vollgesogen war. Als er es entfernte, entdeckte er eine Schusswunde, aus der ein kleiner Schwall Blut floss.
    „Nein Partner...“, flüsterte Semir geschockt und zuckte zusammen, als Pauls Kopf auf seine verletzte Schulter fiel. Dennoch überwog die Sorge den Schmerz und Semir verzog deshalb seine Miene aus purer Angst und nicht aus Pein. Sofort legte er seine Hand auf Pauls Wange und tätschelte ihn leicht. „Paul, nicht einschlafen! Bei mir bleiben, Kumpel! Komm schon!“