„STEHEN BLEIBEN!“ Peter August blieb stehen, als die laute Frauenstimme durch den Gang hallte. Er wusste genau, dass er alle Kugeln bis auf eine aufgebraucht hatte. Eine Kugel in seinem einzigen Magazin in dem Kleinrevolver.
Er hob die Arme, drehte sich um und erblickte eine junge Frau, die mehr als nur zerschunden aussah. „Scheint, als wären Sie von meinen Kollegen schon richtig bearbeitet worden!“, grinste er, doch die Frau reagierte nicht und zeigte mit der Waffe nur auf die seine.
„Runter!“, befahl sie knapp und Peter zuckte mit den Achseln. „Oder was?“
„Passiert Ihnen dasselbe wie Johannes Dresdner.“, antwortete Johanna knapp und Peter zog eine Augenbraue hoch. „Dann werde ich verhaftet?“, fragte er unbeeindruckt und Johanna atmete tief durch. „Er ist tot!“, sagte sie und Peter taumelte für einen kurzen Moment. „Tot?“, flüsterte er geschockt doch seine weit aufgerissenen Augen verwandelten sich bald in funkelnde Schlitze. „TOT?!“
Seine Stimme donnerte gegen die Wände und Johanna schloss für einen kurzen Moment die Augen.
„Haben Sie ihm eine Kugel zwischen die Augen gejagt? Ist es das? Wie eine skrupellose Killerin sehen Sie mir aber nicht aus!“
Johanna fühlte einen kurzen Moment der Unsicherheit. Die Bilder des Toten Dresdner hafteten kurz vor ihrem geistigen Auge und sie war abgelenkt. Es waren nur ein paar Sekunden, doch es reichte. Peter stürmte auf sie zu und riss sie zu Boden. Ihr bereits verletzter Kopf schien vor Schmerzen zu explodieren und die gestauchte Hand begann in Flammen zu stehen, als Peter mit der freien Hand darauf drückte (so dass sie ihre Waffe losließ), während er den Kleinrevolver gegen Johannas Wange presste.
Das heiße Eisen brannte sich in ihre Haut und sie konnte nicht anders, als einen grellen Schrei auszustoßen. „Alles nur wegen diesem Scheißknirps! Dieser Schmid! Er hätte sich nur raushalten sollen. Sein Gewissen begraben, dann hätten wir ihm nicht eine Lektion erteilen müssen! Und dann müsste ich nun nicht eine solche Schröakel abmurksen!“
Die Aussprache des Siegerländer Fluchwortes ließ Johannas Blut kochen. Niemand, aber auch niemand spielte ihre Weiblichkeit oder ihr sein herunter. Das hatte sie zu lange über sich ergehen lassen. Sie winkelte in Windeseile ihr Knie an und traf mit dem Gelenk Peters Genitalien. Dieser schrie kurz vor Schmerz auf und Johanna nutzte die Gelegenheit. Sie holte mit dem Kopf aus und die Stirne von ihr und Peter krachten aneinander.
„Du verdammte…!“, knirschte Peter, wollte mit der Waffe auf Johanna zielen doch diese war schneller. Sie holte mit dem Bein aus und traf Peters Handgelenk so, dass dieser vor Schreck die Waffe losließ.
„Mal sehen, wie Sie ohne Waffe auskommen!“, knurrte Johanna und trat Peter erneut. Dieser taumelte leicht zurück, rieb sich die schmerzende Stelle und wollte auf die Waffe zu rennen, doch lief stattdessen in Johannas Faust. Er spürte, wie seine Nase unter dem Druck zerbarst und Blut aus den Löchern lief. Benommen, taumelte er nach hinten und fiel auf sein Gesäß.