Die drei Männer beschlossen, nach einem Vorschlag von Ben, sich durch die Tiefgarage zurückzuschleichen. Semir nahm, während des Marsches, sein Handy hervor und rief Kim Krüger an. "Chefin?" Die Stimme am anderen Ende antwortete. "Gut, wir sind ebenfalls in Sicherheit...und Sie glauben nicht dank wem!" Semir schenkte Ben einen eindeutigen Blick und dieser rollte nur mit den Augen. "Sie hatten es also bei dem anonymen Anrufer vermutet? Gut...ja mir geht es auch so! Bis naher in der PAST!" Semir hängte auf und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche. "Mein Wagen steht am Ende der Tiefgarage", sagte Ben eindeutig und lief auf eine Türe zu, die sich am Ende des Kellers befand. "Hoffentlich kugelsicher...", grummelte Alex und gemeinsam gingen sie, nachdem Ben die Türe aufgebrochen hatte, weiter durch die unterirdischen Gänge des Hauses.
Kein Wort wurde miteinander gesprochen. Selbst Alex, der immer wieder sich zusammennehmen musste, keine Fragen zu stellen, presste die Lippen zusammen und lief einfach hinterher. Die Spannungen zwischen Semir und Ben waren mehr als deutlich und nach all' dem, was Alex gehört hatte, war er über Semirs Reaktion nicht sonderlich erstaunt gewesen.
Doch die Stille war beinahe erdrückend. Das ständige Surren der Generatoren war zu hören und immer wieder wurde sich umgedreht, wenn man das kleinste Geräusch vernommen hatte. Ben führte sie zu der Tiefgarage und brachte sie zu einem silbernen Ford Mustang, neuer Generation. Immer wieder sah Ben sich um, bevor er den Wagen öffnete und die Beiden Autobahnpolizisten hereinbat.
"Sehr unauffällig", bemerkte Alex sarkastisch, als er sich auf die Rückbank setzte und sich anschnallte. Aus lauter Gewohnheit, setzte sich Semir auf den Beifahrersitz und beobachtete Ben dabei, wie dieser den Wagen startete, gekonnt rückwärts ausparkte und danach hinausfuhr.
Durch den Rückspiegel konnte Semir die Flammen sehen, die, die Feuerwehr angestrengt versuchte, zu löschen.
"Hoffentlich wurde niemand verletzt", seufzte Semir und rieb sich über die Stirn. "Und wenn Semir, ist es nicht deine Schuld!", funkte Alex sofort dazwischen, "Da sind so wahnsinnige Typen unterwegs, die es lustig finden, uns wahnsinnig zu machen! Gib' dir daran keine Schuld!" Nach Alex Satz nahm Ben sein Handy aus der Jackentasche und drückte kurz darauf rum. "Wenn du an mir vorbeigefahren wärest, hätte das einen saftigen Strafzettel gegeben!", knurrte Semir und wich leicht zurück, als Ben ihm das Handy entgegenstreckte. "Diese Nachricht habe ich vor einer halben Woche in Amerika erhalten.", sagte er nur knapp und Semir hob eine Augenbraue. "Hör sie dir einfach an!", bat Ben und Semir verzog kurz den Mund. Trotzdem drückte er auf den Play-Button und wartete ab.
Ben Jäger,
Wenn Sie dies hören, habe ich Ihre Nummer herausgefunden!
Ihr Leben in Amerika ist ja schön und gut, doch Sie werden in Köln vermisst!
Wollen Sie das Leben Ihres Freundes, Semir Gerkans, retten? Dann fliegen Sie noch heute zurück nach Deutschland!
Alles andere, überlasse ich Ihnen!
Es wurde aufgehängt. Semirs Augen weiteten sich und er sah Ben an, der wiederum seinen Blick nicht von der Strasse richtete. "Ich dachte mich trifft der Schlag...ich habe sofort natürlich meine Sachen gepackt und bin hergefahren, deine Reaktion hin oder her!"
"Ben...ich..."
Alex lehnte sich nach vorne und stützte seine Ellenbogen an den Autositzen ab. "Danach hast du natürlich recherchiert!" Ben nickte auf Alex Vermutung hin. "Ich habe mich ein wenig im Strassennetz von Köln herumgehört, gegen ein paar Scheine sind Obdachlose noch immer sehr geschwätzig. Man munkelte, dass sich zwei Rachsüchtige zum Ziel gesetzt hatten, einen Autobahnpolizisten zu töten! Der eine sei ein Scharfschütze, klug und sehr geschickt, den Namen wisse man aber nicht...der Andere, über den konnte nichts gesagt werden!"
Alex lehnte sich wieder zurück und rieb sich kurz mit dem Finger über den Nasenrücken. "Hast du dich danach an meine Fersen geheftet?" Ben nickte auf Semirs Frage. "Doch leider konnte ich deinem Freund nicht mehr helfen." Semirs Gesicht zeigte nun erneut Wut. "DU WARST DA?", schrie er die Fahrerkabine zusammen und Alex, sowie Ben zuckten zusammen. "ICH FASS' ES NICHT!" Alex wollte ansetzten, doch er wurde von Semirs Zeigefinger abgehalten. "Sitz!", zischte Semir und Alex zog nur eine Augenbraue hoch.
"Semir hätte ich mich gezeigt, wäre vielleicht alles schlimmer geworden!"
"Anouk liegt schwer verletzt im Krankenhaus! Er musste die Nacht kämpfen! Hat unheimliche Schmerzen und das nennst du nicht schlimm?" Zum ersten Mal richtete Ben seinen Blick auf Semir.
"Meinst du etwa...ich finde es spassig?" Semir atmete tief durch und verschränkte die Arme.
Ben bog in die Einfahrt zur PAST ein, wo eine ungeduldige Jenny und ein ernst reinschauender Bonrath standen.
"BEN!", kreischte Jenny sofort und rannte auf diesen zu, als dieser aus dem Wagen ausgestiegen war. "Hey, langsam meine Kleine", lachte dieser und umarmte die junge Polizistin zur Begrüssung, als er über ihre Schulter blickte, sah er, wie Semir auf Bonrath zuging.
"Als die Krüger es mir erzählte, wollte ich es kaum glauben", stiess Bonrath aus und Semir zuckte mit den Achseln. "Ich bin irgendwo zwischen ihm eine reinhauen und ihm zu umarmen...", knurrte Semir und schüttelte mit dem Kopf. "Da bist du nicht der Einzige, die Stimmen gehen alle durchgehend so durch's Revier!", bestätigte Bonrath ihm und Semir klopfte dem grossgewachsenen Polizisten auf die Schulter.