Beiträge von jenni

    5.


    „Nun ja, mein Job ist es ja, das herauszufinden“, lächelte der Doc aufmunternd und zwinkerte mit einem Auge, „ich werde mir alle Mühe geben, sicher!“ Ben nickte dankend und verließ mit Semir zusammen die Pathologie. „Mahler hat sich nicht umgebracht…und wenn er es getan hätte, nicht auf diese Weise!“ Semir sah Ben an. „Da gebe ich dir Recht…ich kann’s auch nicht so recht glauben…sich selbst zu vergiften…nein…nicht Mahler!“ Ben grinste. „Schön, dass du meiner Meinung bist“, grinste Ben und sie schritten zum Wagen.
    Sie bemerkten nicht, wie ein schwarzer Audi an der Strasse vorbeifuhr. Er hielt an, als die Fahrerin, die Beiden erblickten. „Da sind sie…du weisst was du zu tun hast“, sagte sie leise und eine dunkle Silhouette erschien auf der Rückbank, sie zog ein Maschinengewehr hervor, „aber denke daran, ich will keinen der Beiden tot. Es soll nur ihn ins Krankenhaus bringen…er wird wie Mahler enden! Nur für ihn, habe ich mir was besonderes ausgedacht. Ein paar Hundebisse, damit ist’s bei ihm nicht getan, er wird schon noch erfahren was es bedeutet, mir mein Leben genommen zu haben…stimmst du mir da nicht zu?“ Die Silhouette nickte. „Da bist du nicht die Einzige…ich hab mit Beiden noch ein Hühnchen zu rupfen…aber wenn wir ihn aus dem Weg geräumt haben, wird es meinem „Erzfeind“ das Herz aus den Leibe brennen. Du weisst gar nicht…wie sehr ich es geniessen werde, wenn sein Herz aus dem Leibe bricht und langsam das Leben verliert“, sagte sie leise, gehässig und öffnete das Fenster.


    „Also, was nun mein türkischer Hengst?“ Semir verschränkte die Arme. „Wollen wir zu Hartmut?“ Ben zuckte mit den Achseln. „Ich folge dir, wohin es auch hingeht!“ In dem Moment hörten die Beiden einen lauten Knall.
    Dann noch einer…
    Und noch einer…
    Semir und Ben gingen zu Boden, der schwarze Audi fuhr davon. Da das Gebäude des Gerichtsmediziners abseits der Stadt war, befand sich niemand ausser ihnen auf dem Parkplatz.
    Der schwarze Audi fuhr davon.
    „Semir…“, Ben richtete sich auf. Das Adrenalin pumpte durch seinen Körper, das Herz raste gegen den Brustkorb, der Puls war auf der höchsten Stufe. Ben sah seinen Partner auf dem Bauch liegen. Beinah regungslos. „Semir…SEMIR!“ Ben rannte auf ihn zu und rüttelte seinen Partner, er drehte ihn um. Keine Wunde auf der Brust. An den Beinen war auch nichts. „Semir!“ Ben gab seinem Partner leichte Klapse auf die Wange und tatsächlich, Semir regte sich. „Au….scheisse mein Arm…“ Ben wendete sich zu den beiden Armen. „Wo?“, fragte Ben. „Links…“, jammerte Semir und richtete sich auf. Und wirklich sah Ben eine tiefe Streifschusswunde. „Verdammt was war das?“, fragte Ben und richtete sich schnell auf und zuckte zusammen. Er verzog sein Gesicht und stieß kurz einen undefinierbaren Laut aus. „Alles okay?“, fragte Semir besorgt und Ben schüttelte mit dem Kopf. „Nein…mein Bauch…“, ächzte er, „mein Bauch tut weh…“ Semir sah auf und verlor beinahe die Farbe aus dem Gesicht.


    Von Bens linker Bauchseite aus, flossen kleine, feine Rinnsale die Jeans herunter. Der graue Pullover verfärbte sich rot. „Scheisse…Ben…leg dich hin! Leg‘ dich hin verdammt!“ Das Adrenalin spielte in Bens Körper noch verrückt. „Wieso…mein Bauch tut doch nur weh…“, meinte er verwirrt und im selben Moment gaben die Beine nach. Semir konnte seinen Partner noch rechtzeitig auffangen.
    Mit einem Ruck zog Semir seine Überziehjacke aus und legte sie Ben unter den Kopf. Danach nahm er sein Handy hervor und fragte nach einem RTW, danach wendete er sich wieder Ben zu der heftig atmete und immer wieder das Gesicht verzog.
    „Der RTW kommt gleich Kumpel…“, versprach Semir und riss die Ärmel seines Pullovers ab, faltete sie zusammen und drückte sie auf die Wunde, worauf Ben zuckte und stöhnte. „Scheisse…“, zischte der Jüngere leise und Semir schluckte. „Tut mir leid…aber ich will nicht dass du mir verblutest…“, entschuldigte er sich und Ben schüttelte langsam mit dem Kopf. „Du musst dich nicht entschuldigen…“, knirschte er und Semir presste die Lippen zusammen. „Verdammt wo bleibt der RTW!“, schrie er laut und in dem Moment öffnete sich die Türe des Zentrums. Der Gerichtsmediziner rannte zu ihnen. „Ich habe die Schüsse gehört…ach du meine…“, stieß er hervor als er die Wunden der Beiden sah. Auch bemerkte er, wie Semirs verletzter Arm unter der Belastung litt. „Gib‘ her!“, befahl er schroff und drückte noch einmal zu, worauf Ben nun aufschrie. „Hoffentlich wurden keine der Nieren verletzt, die Kugel scheint noch zu stecken“, diagnostizierte der Doc und Semir sah ihn geschockt an. Sofort kroch der Deutschtürke in die Nähe des Kopfes seines Partners und nahm einer seiner Hände. „Semir…was zum Teufel war das?“, wimmerte Ben hervor und Semir schüttelte fassungslos mit dem Kopf. „Ich habe keine Ahnung…“, flüsterte er und wurde vom Heulen der Sirenen des RTW’s übertönt.

    Hier auch meinen Eindruck zur Folge:


    Ich fand die Folge sehr gut - das mit der Zukunftswaffe ist wirklich ein wenig weit hergeholt, aber ich finde aufgrund der Ernsthaftigkeit und der ansonsten guten Story, kann man diese verschmerzen. Keine nervigen Auftritte eines XYZ-Promis, der Humor war echt gut dosiert (Semirs Beschreibung auf Grund des "Herzausrisses" fand ich einfach klasse :D der wird mein Liebesberater, definitiv :D) und ein sehr guter Tom Beck.
    Generell alle Schauspieler hatten mich überzeugt, wie ihr merkt, die Folge hatte mir echt gefallen - bitte mehr davon!

    4.


    „So Herr Jäger, das hätten wir“, kündigte Özer an und klebte noch einen Verband auf die Wunde. „Ich werde Sie persönlich wegen den Bluttests anrufen, ansonsten sehe ich kein Problem…wenn Sie also weiterarbeiten wollen, stehe ich Ihnen da nicht im Wege!“ Ben war sichtlich froh über diese Antwort. Denn er wollte unbedingt wissen, was denn nun mit Mahler war und wenn der Arzt nun gesagt hätte, dass er zuhause bleiben sollte, hätte Semir ihn mit Handschellen ans Bett gefesselt gehabt.
    Özer reichte Ben noch eine Schachtel Tabletten. „Sollten die Schmerzen wieder schlimmer werden, bitte ich Sie, welche von diesen zu nehmen!“ Ben bedankte sich und verabschiedete sich zusammen mit Semir. Noch einen Blick an die hübsche Arztgehilfin und schon liefen sie zum Parkplatz.
    „Also doch ein Biss, wie ich es befürchtet hatte…“, murmelte Semir gedankenverloren und Ben atmete tief durch. „Ja…aber woher…Semir ich habe keinen Hund und alles war verschlossen…wie hätte er reinkommen sollen?“ Semir zuckte mit den Achseln und nahm sein Handy hervor. Er schrieb kurz eine SMS. „Das werden wir noch herausfinden…“, meinte er aufmunternd und Ben schüttelte nur mit dem Kopf. „Ich kapiere es einfach nicht Semir, das ist das, was mich nervt!“ Semir hielt kurz an und blieb vor seinem besten Freund stehen.
    „Okay…hör zu…einen „wirklichen“ Grund wird’s ja wohl dafür geben, oder hast du dir wieder zu viele Horrorfilme angeschaut?“ Ben hob die linke Augenbraue. „Natürlich nicht…“, antwortete er grummelnd und lief auf Semirs BMW zu. Der Deutschtürke lief ihm hinterher. „Ben…hör mal…“, der Angesprochene drehte sich um, „mach‘ dir darum bitte keine zu grossen Gedanken…sehen wir mal zu, was mit Mahler ist.“ Ben nickte langsam. „Du hast ja recht…also mein türkischer Hengst, wo soll’s hingehen?“ Semir grinste leicht. „Ich denke, am besten ist es, wir fahren zur Gerichtsmedizin…wahrscheinlich liegt Mahler schon auf dem Seziertisch…der Arzttermin hatte ja etwas gedauert!“
    Sie stiegen gemeinsam in den Wagen und Semir fuhr los.


    Der Gerichtsmediziner sah auf, als die Türe aufging und die beiden Autobahnpolizisten eintraten. „Ben…Semir, mit euch habe ich gar nicht gerrechnet“, begrüsste er seine Besucher überrascht. Er hatte sich über eine Leiche gebeugt gehabt. In seinen Händen die Zange, mit der er den Brustkorb öffnete.
    „Ist das Mahlers Leiche?“, fragte Semir und der Mediziner nickte. „Allerdings, bin grad dran, ihn aufzumachen, aber das seht ihr ja!“ Allerdings, dachte Ben und musste ein paar Mal tief schlucken, als er Mahlers Innereien entdeckt hatte.
    „Weisst du schon was?“ Auf Semirs Frage zuckte der Angesprochene mit den Achseln. „Nun ja…die Bisse, von denen sein Körper voll ist, sind jedenfalls nicht die Todesursache. Keine Gewalteinwirkung oder anderes. Ich nehme gleich Proben vom Magen und den anderen Organen!“
    „Also gehst du von einem Gift aus?“, fragte Ben nach und der Doc nickte.
    „Allerdings. Wobei dies bei einem Selbstmord für einen Mann wirklich untypisch wäre. Männer erschiessen oder erhängen sich in den meisten Fällen. Wenn mit Giften gespielt wird, dann mit denen der Abgase eines Autos. Aber das er erstickt ist, kann ich auch nicht erkennen….“
    „Kannst du schon sagen, woher die Bisse stammen?“
    „Ich denke von einem Hund…wieso fragst du?“ Semir nahm sein Handy hervor und sah kurz Ben an, dieser nickte und Semir suchte in seiner Gallery das Foto hervor, das er von Bens Wunde gemacht hatte. Er streckte dem Gerichtsmediziner das Gerät entgegen. „Wow…ziemlich tief…wer wurde da so zugerichtet…“ Semir presste kurz die Lippen zusammen und Ben hob seinen Pullover. „Ich…“, sagte er knapp und der Doktor schluckte, als er das gigantische Pflaster sah. „Tut mir leid Ben…“, meint er dann mitfühlend und Ben winkte ab.


    „Kannst du herausfinden, ob diese Bisswunden vom gleichen Hund stammen könnten?“, fragte Semir direkt und der Mediziner zuckte mit den Achseln. „Dazu brauche ich aber einen Grössenvergleich von Bens Wunde…ein Foto von einem Handy…hilft mir da eher wenig…“, gestand er und Ben rollte mit den Augen. „Gibt es doch zu, ihr habt Susanne doch „Oben-Ohne-Fotos von mir versprochen!“ Semir und der Doc grinsten kurz. „Ich denke, die Bisswunde wird sie eher abschrecken“, sprach Semir den Gedanken beider aus und der Doktor zog seine blutigen Latexhandschuhe aus. Danach nahm er ein rechteckiges Lineal hervor. „Okay…ich müsste dich dann nochmals bitten, das Pflaster abzunehmen. Keine Sorge, ich hab noch welche.“ Ben tat wie ihm befohlen und hob seinen Pullover. Semir bekam das Lineal in die Hand gedrückt und der Mediziner nahm seine Kamera hervor. „Also Ben, versuch so still wie möglich zu sein, Semir, würdest du mir das Lineal so hinhalten, dass die Wunde sich schön im Winkel befindet?“ Semir nickte und Ben lächelte kurz. „Krieg ich dann das Foto und komm‘ in die nächste Runde Heidi?“, fragte er grinsend und der Doktor rollte mit den Augen. „Du mich auch…“, grummelte er knapp und nach Semirs Prusten schoss er bereits das Foto. „Gut…danke…“ Semir legte das Lineal auf den Seziertisch und sie begaben sich wieder, nachdem Ben ein neues Pflaster bekam, wieder zu Mahlers Leiche, dessen blassen Gesicht immer noch furchterregend aussah, obwohl die Lippen blau angelaufen und die Augen geschlossen waren.
    Ben überkam ein kurzer Schauer und er rieb sich die Arme. „Ich will ehrlich zu euch sein…auch wenn’s respektlos klingt, aber ich bin überhaupt nicht traurig, dass der Kerl hier liegt!“ Auch wenn Semir entrüstet über Bens Kommentar war, so konnte er seinen Partner irgendwie verstehen und auch der Gerichtsmediziner, der in der Geschichte eingeweiht war, seufzte kurz. „Irgendwann bekommt jeder seine gerechte Strafe…obwohl der Kerl ja anscheinend, so glauben es alle, den feigen Weg gewählt hatte…“
    „Du sagst es…“, sagte Ben, „…alle glauben es…aber ich nicht!“

    Oje, das wird ja immer schlimmer, armer Semir (und mir immer was über Ben sagen jajaja Elli :D), hoffentlich kann Ben ihm irgendwie helfen...oder die anderen, sonst wird es ziemlich eng für unseren türkischen Hengst, und den will ich ehrlich gesagt noch n' wenig behalten ;)

    So, da meine Hand einigermassen wieder funktioniert, obwohl sie noch höllisch wehtut *snüff* hier mein Feed zu den letzten Teilen:


    Jaaa....so liebe ich deine Stories Chris, schön fesselnd müssen sie sein. Auch wenn's gerade nach durchatmen aussieht...so ist es aber nicht, das befürchte ich auch. Ach ich will einfach mehr, mehr MEHR!!!!! :D

    So, da meine Hand einigermassen wieder funktioniert, obwohl sie noch höllisch wehtut *snüff* hier mein Feed zu den letzten Teilen:


    Jaaa....so liebe ich deine Stories Chris, schön fesselnd müssen sie sein. Auch wenn's gerade nach durchatmen aussieht...so ist es aber nicht, das befürchte ich auch. Ach ich will einfach mehr, mehr MEHR!!!!! :D

    Hallo Zusammen
    Ihr denkt euch sicher schon...Jenni hat uns vergessen, nein habe ich nicht. ich sitze vor meinem lappi, einhändig. ebenso schreib ich auch. ich bin die treppe raufgefallen, schaff auch nur ich, und hab mir wahrscheinlich das linke handgelenk gestaucht oder schlimmeres...am montag gehts zum arzt. ich hoffe das bald alles wieder i.o. ist und ich bald wieder funktionsfähig bin.
    tut mir sooo leid :(

    3.


    „Das war die Krüger…die Polizisten die die Leiche gefunden haben, sind Dieter und Hotte…ausserdem dürfte dir die Leiche mehr als bekannt sein…“ Ben zog eine Augenbraue hoch. „Ist das die dramatische Pause vor dem Schock?“, fragte er danach und Semir atmete tief durch. „Ben…es ist Mahler…“ Ben liess beinahe seine Kaffeetasse fallen. „Was?“, fragte er laut und Semir hielt sich kurz die Ohren zu. „Mahler…Wolf Mahler…er ist der Selbstmörder!“ Ben blieben die Worte im Halse stecken.
    „Ben…Dieter und Hotte kümmern sich darum, da es dir noch nicht besser geht, finde ich, wir sollten zum Arzt…ausserdem ist es ein Selbstmord!“
    „Mahler würde sich niemals umbringen…dazu ist er zu stolz“, flüsterte Ben, stand auf und machte sich in sein Zimmer. „Wo willst du hin?“, fragte Semir verwirrt und Ben kam beinahe umgezogen wieder zurück. Über seinen nackten Oberkörper, wollte er gerade seinen Pullover ziehen.
    „Ich will mir das ansehen Semir, ich kann nicht glauben, dass Mahler sich selbst umgebracht hat!“ Semir packte den Pullover und zog ihn weg. Dabei bewegte sich Bens Oberkörper rasch und er stieß einen spitzen Schrei aus. „Siehst du, dir geht es bei weitem nicht besser!“, schimpfte Semir und Ben wollte sich den Pullover wieder packen. Aber der Deutschtürke war schneller.
    „Semir bitte…du kanntest ihn doch auch! Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass Mahler den Freitod gewählt hat!“ Semir seufzte. Ben hatte in dieser Beziehung bei weitem recht. Mahler hatte Ben lebendig begraben gehabt, nachdem er ihn gefoltert hatte.
    „Hm…Ben…trotzdem, du kannst dich ja kaum bewegen…“
    „Semir bitte…!“ Semir dachte nach. Er wäre in dieser Situation auch nicht besser gewesen, aber Ben sah wirklich nicht gut aus. Seine Vaterinstinkte schlugen Alarm, aber der Beste-Freund-Instinkt wollte helfen.
    „Lass‘ uns einen Deal machen okay?“, Semir hielt zögerlich den Pullover hin, „Wir gehen zuerst zum Arzt, dann gehen wir der Sache Mahler nach okay?“ Ben antwortete nichts, sondern wollte direkt den Pullover packen, doch Semir zog ihn wieder weg. „OKAY?“, fragte er nun laut nach und Ben grummelte ein kleinlautes „Okay“ hervor. „Gut…also…zieh‘ dich fertig an, wir schauen kurz bei meinem Hausarzt vorbei, ich habe dich schon angemeldet, da dein Hausarzt ja Urlaub hat.“
    „Woher wusstest du…?“
    „…deine Zettelwirtschaft am Kühlschrank – die ist echt beachtlich!“ Ben lächelte kurz. „Danke…“, sagte er leise und Semir zog seine Jacke an. „Was war das? Ich konnte dich nicht verstehen!“ Er öffnete die Türe und Ben lief an ihm vorbei. „Du konntest mich sehr wohl verstehen, mein türkischer Hengst!“, erwiderte Ben und lief zusammen mit Semir zu dessen Wagen, um zum Hausarzt zu fahren.


    Semirs Hausarzt befand sich in der Nähe von Bens Haus. Sie parkten auf dem Parkplatz und liefen in das kleine, schmucke Häuschen, das in mediterranen Farben gestrichen war. Ben sah auf das silberne Schild am Eingang, wo der Name des Arztes eingraviert war.
    „Cem Özer. Wieso wundert mich das nicht?“ Semir ignorierte Bens Kommentar und lief mit ihm zum Empfang, wo eine deutsche Arztgehilfin saß. „Ah, Herr Gerkan…gut, Doktor Özer wartet schon auf Sie und Ihre Begleitung!“ Semir nickte dankend und er zog Ben mit sich, der unfreiwillig seinen Blick nicht von dem Mädchen nehmen konnte. „Sie ist verheiratet!“, zischte Semir und Ben zuckte leicht mit den Achseln. „Gucken wird man doch wohl noch dürfen“, erwiderte er und Semir klopfte kurz an der Türe.
    „Immer rein Gerkan!“ kam eine tiefe, angenehme Stimme und die Beiden traten ein.
    Cem Özer war ein älterer gutaussehender Herr mit schneeweissem Haar und Schnauz. Seine Augen waren warm und einladend. „Ah, Sie müssen Herr Jäger sein“, sagte er in einem wunderschönen, klaren Deutsch, zog seine Lesebrille ab und stand vom Schreibtisch auf. Er reichte Ben die Hand.
    „Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben“, sagte Semir und Özer winkte ab. „Herr Gerkan, Sie haben mir auch schon geholfen…also Herr Jäger, Herr Gerkan hat mir alles erzählt. Ich würde mir das gerne ansehen!“
    Özer ging zu der Liege und bereitete sie vor. „Würden Sie sich bitte setzten und Ihre Oberbekleidung ausziehen?“ Ben nickte, setzte sich auf die Liege und zog den Pullover aus.
    „Ich werde nun das Pflaster entfernen…das könnte ein wenig brennen!“ Mit einem Ruck zog Özer an dem Pflaster und Ben zuckte zusammen und gab einen undefinierbaren Laut von sich. „So, das wär’s.“ Özer beugte sich um die Wunde anzusehen.


    „Solche Wunden sehe ich normalerweise immer nur nach Hundeattacken. Und das bei Rottweilern, wenn diese nicht richtig zubeissen. Sie hatten wirklich Glück!“ Ben atmete tief durch. „Die Hämatome kommen vom harten Aufprall des Kopfes…und Sie können sich wirklich nicht erinnern, mit einem Hund in Kontakt gekommen zu sein?“ Ben schüttelte mit dem Kopf. „Ich war wirklich Zuhause…ich weiß klingt seltsam…“
    „Herr Jäger, ich hab schon verrücktere Sachen gehört, glauben Sie mir…und ich bin kein Polizist und kein Mensch, der eine voreingenommene Meinung hat. Jedenfalls würde ich Ihnen gerne Blut abnehmen und Ihnen sicherheitshalber etwas gegen Tollwut und Tetanus spritzen…noch sieht es nicht danach aus, dass Sie etwas in dieser Richtung erwischt haben…aber man kann nie sicher genug sein!“
    Ben nickte und Özer machte sich daran, die Spritzen vorzubereiten.

    2.


    „Es klingt bescheuert nicht wahr?“ Semir zuckte mit den Achseln und nahm ein grosses Pflaster hervor. „Noch klingt es nach gar nichts…vielleicht ist ein Tier in deine Wohnung geschlichen und hat dich gebissen!“, murmelte der Deutschtürke. „Ich werde es mal fotografieren…vielleicht kennt unser Gerichtsmediziner so eine Bisswunde.“ Er nahm seine Handykamera hervor und schoss ein Foto, nachdem Ben das Unterhemd hielt. Danach nahm er das hervor genommene Pflaster und klebte es auf Bens Wunde. „So…und nun mach ich uns was zu trinken…“ Er stand auf und machte Tee. Als er zurückkam, saß Ben mit angewinkelten Knien auf dem Sofa. Die Arme hatte er auf den Knie gebettet und die Hände am Kopf.
    „Hey Kumpel…“, sagte Semir leise und hielt Ben die Tasse Tee hin, „mach dir darum keinen Gedanken. Das finden wir schon raus.“ Ben hob seinen Kopf, lächelte gequält und nahm dankend die Tasse entgegen.
    Semir setzte sich neben seinen Partner. „Entschuldige, dass ich dich so spät aus dem Bett geholt habe…du hast sicher schon geschlafen…“ Semir grinste und zuckte mit den Schultern. „Schlafen ist schön gesagt…ich hatte anderes zu tun…“ Zum ersten Mal war Bens Lächeln ehrlich und nicht verzogen. „Ah ja…erspar‘ mir bitte die Details…“, erwiderte er und Semir winkte ab. „Jedenfalls zu Anfang war ich einfach verwundert aber nun, wo ich mir das so ansehe“, er hob nochmals das Unterhemd um auf das Pflaster zu sehen, „bin ich froh, dass ich hergeeilt bin…“ Ben rieb sich die Arme. „Ist dir kalt?“, fragte Semir besorgt. „Geht schon“, folgte die knappe Antwort, die Semir nicht auf sich sitzen liess. Da er und Ben sich nun schon länger kannten, kannte er auch dessen Wohnung und so holte er eine Decke aus dem Wohnzimmerschrank. Mit dieser ging er zurück zu Ben und legte sie um dessen Schultern. „Soll ich bei dir bleiben?“, fragte Semir besorgt und Ben schüttelte mit dem Kopf. „Ich bin dir schon genug zur Last gefallen…“, meinte Ben leise und Semir rollte mit den Augen. Er schrieb kurz eine SMS an Andrea, dass er bei Ben bleiben würde. „Nein Semir…bitte…“ Doch der Deutschtürke liess sich nicht beirren.
    „Wir haben morgen sowieso Streife, weil alle im Urlaub sind. Große Verbrecherjagden stehen nicht an, ausserdem, sollte die Wunde am Morgen nicht besser aussehen, will ich sowieso mit dir zum Arzt. Denn wenn dich wirklich ein Hund gebissen hat, dann ist’s mir lieber, wenn du noch etwas gegen Tetanus oder Tollwut kriegst!“
    „Aber Semir…“
    „…kein Aber…“Aber’s“ sind für diese Nacht tabu. Deine Couch ist bequem und genug Wolldecken hast du ja“, er strich Ben beruhigend über die Schulter, „und nun geh‘ ins Bett und versuch ein wenig zu schlafen!“


    Die Nacht verlief alles andere als ruhig. Zumindest für Ben. Durch die schrecklichen Schmerzen in der Seite wusste er nicht wie liegen und schlafen konnte er sowieso nicht mehr. Als der Wecker um acht Uhr klingelte, rappelte er sich auf und schlurfte zur Küche, wo es nach frischen Brötchen und aufgesetzten Kaffee roch.
    „Na…“, begrüsste Semir ihn mit einem Lächeln. „Du warst schon beim Bäcker?“, fragte Ben erstaunt und Semir zuckte mit den Achseln.
    „Der ist ja bei dir gleich um die Ecke, ausserdem dachte ich mir, solltest du was essen…“
    Ben setzte sich an den Küchentisch und verzog kurz das Gesicht. „Scheint nicht besser geworden zu sein…“, stellte Semir fest und Ben schüttelte mit dem Kopf. „Es fühlt sich taub und feuerheiss zu gleich an.“ Semir gab Ben eine Tasse Kaffee, nachdem er sie eingeschenkt hatte. „Dann gehen wir naher am besten zum Arzt okay?“ Ben erwiderte nichts. Semir war auf dem „Papa-Modus“ – Widerworte waren Tabu und so langsam hatte Ben dies gelernt.
    „Okay, meinetwegen…“, flüsterte er leise und rieb sich übers Gesicht. „Dürfte ich kurz bei den Nachrichten reinschauen?“
    „Mein Haus ist dein Haus“, antwortete Ben auf Semirs Frage und dieser lächelte. „Danke…“, er schaltete den kleinen Fernseher in Bens Küche ein und gerade wurden die neusten News angekündigt.


    „Köln. Auf der Autobahn Richtung Stadtmitte wurde an einer Raststätte die Leiche eines jungen Mannes gefunden, die der Polizei Rätsel aufgibt. Verschiedene Bisswunden weisen zwar auf einen Angriff eines Tieres hin, doch begann der Junge Selbstmord. Ein mysteriöses Abschiedsschreiben wurde gefunden, näheres wollte die Polizei jedoch nicht sagen.“
    In dem Moment klingelte Semirs Handy und er nahm ab. „Chefin, wir sind doch nicht zu spät oder?“, begrüsste er seine Anruferin und je länger das Telefonat dauerte, umso dunkler wurde Semirs Gesicht. „Ja…ja…okay…“ Er hängte auf. Ben sah ihn verwundert an. „Alles klar?“, fragte er besorgt und Semir schüttelte mit dem Kopf.