Gespannt sassen Franka und Jenni gemeinsam auf dem Krankenbett der Kleinen und sahen dem Arzt dabei zu, wie er Bens Augen untersuchte. Jenni hatte ein riesen Pflaster auf der Stirn und das Pflaster an der Seite, zeichnete sich unter dem Kurzarmtop ab, das sie trug. Im Verlaufe der letzten Woche hatte sie durch die Eisdusche eine schlimme Erkältung bekommen gehabt, ausserdem war die Schusswunde entzündet gewesen und so musste sie noch im Krankenhaus bleiben. Auch sie freundete sich schnell mit Franka an.
Der Arzt nahm sich zur Untersuchung eine kleine Lampe zur Hand. Rund um der Iris befand sich ein roter Rand, ansonsten konnte man keine Verletzung sehen. „Das sieht doch sehr gut aus…“, meinte der Held in weiss zufrieden und schrieb sich einige Notizen auf. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Verheilungsprozess Herr Jäger…“
„…soll heissen?“, fragte Ben leise und der Arzt lächelte. „Soll heissen, dass ich den Operationstermin auf nächste Woche ansetzten werde, es geht schneller als gedacht. Sie machen grosse Fortschritte!“ Ben atmete erleichtert aus und lächelte zufrieden. „Ich werde auch für ein – zwei Tage Sie vom Verband befreien, da ihre Haut ein wenig gescheuert ist durch den Verband. Allerdings werde ich Ihnen zwei Pats über die Augen legen, damit sie sich noch weiter erholen können, wir wollen ja nichts riskieren!“
„Machen Sie was Sie wollen Herr Doktor, für mich zählt dass ich schon bald wieder sehen kann“, winkte Ben ab und hörte, wie die Beiden Mädels begeistert kicherten. „Das ist doch super“, meinte Franka begeistert, die sich einigermassen von den Strapazen erholt hatte, sie war nicht mehr ganz die Alte, doch sie hatte sich nicht in sich gekehrt, wie viele Kinder in ihrem Alter.
Der Arzt, legte sanft die Pats auf die Augen und widmete sich Jenni. „Haben Sie noch Schmerzen?“, fragte er und sie schüttelte mit dem Kopf. „Ein kleines Stechen in der Seite – mehr nicht“, antwortete sie und sah wieder zu Ben. „Das ist normal, gut, ich werde morgen nochmal nach Ihnen sehen und wenn es zu keinem Zwischenfall mehr kommt, will ich Sie übermorgen entlassen!“ Mit diesen Worten verschwand er. Jenni und Franka setzten sich gerade je neben Ben und dieser erschrak kurz. „Hey, meinen Augen geht’s zwar besser, aber ich seh‘ immer noch nichts“, tadelte er und Franka schmiegte sich an ihren Freund. „Das sind doch tolle Neuigkeiten“, meinte Jenni und klopfte ihm auf die Schulter. „Ja…aber der Gedanke dass du mich übermorgen mit dem Biest alleine lässt, macht mir schon Sorgen“, scherzte Ben und alle lachten herzlichst.
In der Zwischenzeit stand Lukas im Taucheranzug im Rhein und blickte Semir, Elvira und Chris mit grimmigen Augen an. „Ich hasse euch…“, grummelte er und setzte sich die Taucherbrille auf. „Jugend hat doch Vortritt, ausserdem kennst du dich als Soko-Schatzsucher am besten aus, ich bin ja nur Wagenzerstörer!“, meinte Semir grinsend und steckte mit dem Lächeln auch Elvira und Chris an. „Tja na danke! Bin mal gespannt, ob ich was finde!“ Mit den Worten machte sich Lukas bereit und tauchte ab.
„Danke fürs genaue Berechnen des Standorts!“ Semir sah seine beiden Kollegen an. „Ach was, Hauptsache der Albtraum ist vorbei und wir machen das nur noch, um den Fall abzuschliessen“, erwiderte Chris und Elvira verschränkte die Arme. „Haben die Beiden eigentlich irgendwas gesagt?“ Semir zuckte mit den Achseln.
„Ninas Komplize hat wie ein Vögelchen gesungen, nachdem wir ihm einen Deal vorgeschlagen hatten, danach konnten wir die restlichen Bandenmitglieder dingfest machen. Nina Levi selbst aber, schweigt. Ich hoffe, wir können mit dem Fund des Schatzes irgendwas aus ihr herauslocken!“
„Du meinst als Köder?“, fragte Elvira nach und Semir nickte. „Ich verstehe drum eins nicht, wieso hatte Nina diese Pläne nicht gefunden gehabt!“ Elvira schmunzelte. „Weil die Frau nicht so ein Computergenie wie Jenni ist, ausserdem wenn sich die Kleine mal in was verbeisst, dann hängt sie auch so lange dran, bis sie was hat. Nina und ihre Komplizen waren ja nur auf Gewalt aus, das bringt halt einem nicht weiter!“
„Semir…kannst du mich hören?“ Lukas Stimme erklang knisternd aus einem Gerät, das zur Überwachung des Tauchers diente. Durch ein Mikrofon konnte Lukas mit ihnen reden. Ausserdem war eine Kamera am Kopf des Anzugs befestigt worden, so konnten sie auch in die Tiefen des Rheins sehen. Semir nahm das Funkgerät. „Laut und deutlich Lukas“, antwortete er und die Kamera schwenkte zu einem kleinen Kästchen aus Bronze, mit Edelsteinen verzierten Deckel. „Das könnte es sein…jedoch sehr klein…“ Chris nickte zustimmend. „Ich bringe es mal hoch!“, meldete Lukas sich und kurze Zeit später tauchte er auch auf. Das Kästchen war nicht grösser als eine Brotdose. Lukas nahm das Sauerstoffgerät ab und wies andere Taucher seines Teams an, runterzugehen.
„Dann schauen wir mal, was wir da haben…“, meinte Lukas und öffnete mit einem Dietrich die Versiegelung des Kästchens. Spielend liess es sich öffnen.
„Am besten, du lässt unseren Historiker das anschauen“, mischte sich Semir ein, als Lukas den Deckel ganz abnehmen wollte. Der Angesprochene nickte und liess Chris an das kleine Kästchen ran. Der Deckel wurde abgenommen und die Augen Chris‘ weiteten sich. „Oje…“, stiess er aus und schluckte tief. Er nahm eine kleine Halskette mit Anhänger und Notizen hervor. „Nichts was von Wert an Geld hätte. Alte Notizen wahrscheinlich und eine Kette mit Anhänger…“ Semir sah sich die Dinge nur mit dem Auge an, da Chris Handschuhe trug. „Der Anhänger kann man öffnen!“ Chris legte die Notizen auf den Tisch, der bereitgestellt worden war und öffnete das Schmuckstück. Ein altes Schwarzweissfoto kam zum Vorschein. „Das ist Levis Grossmutter, mit dessen Mutter auf dem Arm.“, murmelte Chris, der sich informiert hatte und atmete tief durch. „Wenn deine Leute nichts mehr finden Lukas, ist Levi wegen einer Schatulle im Wert von ungefähr 200 Euro gestorben.“ Semirs Augen weiteten sich.
„Du meinst…“
„…ja genau, das alles hat historisch einen Wert, aber keinen grossen sachlichen. Nina Levi hat die ganze Show für ein paar Mäuse durchgezogen, ohne es zu wissen!“