Die Beiden sahen auf, als jemand um später Uhrzeit die PAST betrat. „Chris?“, stiess Elvira erstaunt aus und der Angesprochene stand vor den Beiden. Er trug einen grossen Lederkoffer bei sich und sah Elvira und Semir mit grossen Augen an. „Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte. Wisst ihr schon was Neues?“ Die Beiden schüttelten mit dem Kopf. „Nein, leider nicht, jedenfalls, was Jennis Zustand betrifft…“
„…aber sie muss jedenfalls noch so bei Sinnen sein, dass sie ihr Feuerzeug benutzen kann!“, funkte Elvira Semir ins Wort und dieser nickte zustimmend. „Du meinst das mit der Kamera?“, fragte Chris nach und man konnte deutlich die Nervosität in seiner Stimme hören. „Allerdings…“ Chris fuhr sich durchs kurze Haar. „Okay noch mal von vorne. Ich möchte die ganze Geschichte wissen! Was zum Teufel ist passiert?“ Semir holte tief Luft und berichtete. Der Leichenfund Levis, der Unfall bei der Stürmung, Bens Erblindung, die Ermittlungen sowie Jennis Entführung – alles erzählte er im kleinsten Detail. „Scheisse…und woran seid ihr gerade?“ „…Hartmut versucht das Foto zu schärfen, da im Hintergrund ein Wappen ersichtlich war, vielleicht hilft uns das was weiter…!“ In dem Moment ging die Tür zu Semirs Büro auf und Hartmut trat hinaus. „Geschafft, allerdings kenn ich das Zeichen nicht…“ Er sah Christopher mit schiefem Kopf an, stellte sich danach aber vor. „Darf ich das Zeichen mal sehen?“, fragte der Historiker und Hartmut winkte alle drei ins Büro.
Sie blickten zum Bildschirm und tatsächlich, alles war geschärft und das Wappen nun gut ersichtlich. „Super gemacht!“, lobte Semir den rotblonden KTU-Spezialist und klopfte ihm auf die Schulter. Christopher sah sich das Wappen an. „Das ist das alte Wappen der Nazis!“, meinte er. „Aber das hilft uns nicht sonderlich weiter…“, meinte Lukas resignierend, stellte sich Chris ebenfalls noch kurz vor und der Angesprochene hob stoppend einen Finger. „Und wie uns das hilft! Wie ihr seht, wurde das Wappen nicht gesprayt oder schlecht angepinselt, es ist feinste Handarbeit!“, er griff in einer seiner Koffer und holte ein Buch hervor, „die meisten solcher Wappen, wurden vernichtet! Sprich: Überfärbt, weggewaschen und so weiter…es gibt nur einen Ort in Köln, wo das bis heute nicht möglich war!“ Er legte das aufgeklappte Nachschlagewerk auf den Tisch und wies darauf. „Das ist ja nur ein paar Meter vom Hafen entfernt!“, meinte Semir und rieb sich übers Kinn. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Lukas seinen älteren Dienstkollegen und Semir presste kurz die Lippen zusammen. „Am liebsten würde ich einfach reinstürmen und die Kleine rausholen, aber wir haben ja gesehen, was passieren kann…“, eine kurze Stille herrschte im Raum, danach fuhr Semir fort, „…es ist schon sechs Uhr morgens, bald wir die Krüger kommen und so ungern ich es auch zugebe, brauche ich ihren Rat.“ Hartmuts Kiefer klappte nach unten. „Du lässt dir freiwillig von der Chefin helfen?“ Semir nickte langsam. „Ich will nichts überstürzen, der letzte Einsatz hat mir als Lektion mehr als gereicht…“ Chris seufzte. „Wie geht es ihm eigentlich?“ Semir zuckte mit den Achseln. „Nicht so gut, so wie ich ihn kenne, fühlt er sich im Moment total nutzlos. Besonders in der momentanen Situation…“ Elvira seufzte. „Es ist für uns alle schwer im Moment, aber die Vorstellung nichts sehen zu können…da krieg ich grad ‚nen Schauer über dem Rücken…“ Die Andern, konnten ihnen nur mit einem Nicken zustimmen.
„Hartmut, du kannst sonst wieder nach Hause, ich danke dir vielmals!“ Der Rothaarige nickte, packte seine Sachen zusammen und verabschiedete sich.
Jenni sah, wie es allmählich draussen wieder hell wurde. Sie hatte gar nicht geschlafen und ihre nassen Kleider hatten sich an der Haut festgesogen. Die Tür schlug auf und Nina Levi trat, unmaskiert und alleine, herein. „Oh, hast ja schon ganz blaue Lippen“, säuselte sie und kniete sich vor Jenni auf den Boden. „Hör mal, du könntest es so einfach haben, sag‘ mir einfach wo ich die Pläne finden kann und dann lass‘ ich dich frei!“
„Ich bin nicht so blöd, wie ich aussehe!“, gab Jenni mit zitternder Stimme zurück und Levi schnaubte wieder vor Wut. „Langsam reicht es mir mit dir!“ In dem Moment ging die Türe auf und ein Maskierter trat herein, er bat Levi zu sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „Ah…tatsächlich, gut gemacht!“ Der Maskierte bedankte sich und verliess wieder den Raum. Levi schritt wieder auf Jenni zu. „Wir machen einen kleinen Ausflug mein Schatz!“, sagte sie und löste Jenni von ihren Fesseln, hielt sie aber dabei so fest, dass sie die Fesseln vom Stuhl lösen konnte, um sie danach gleich wieder an Jennis Hände zu binden. „Und nun? Willst du mich in Mafia-Manier versenken?“ Levi lachte auf Jennis Frage hin. „Gute Güte nein…wir machen einen schönen Ausflug, habe ich dir doch gesagt!“ Sie stiess Jenni nach vorne und leitete sie so zu einem schwarzen Jeep. „Ich hoffe, du hast nicht zu sehr Angst vor dem Autofahren, nach deinem kleinen Malheur.“ Jenni reagierte nicht darauf. Die Türe wurde geöffnet und sie wurde auf die Rückbank gestossen. „Ich weiss nun, wie ich dich zum Reden bringe mein Kleines und glaub mir, das wird wirklich lustig!“
„Du bringst mich nicht zum Reden! Niemals!“, sagte Jenni entschlossen und Levi stieg auf der Fahrerseite ein. „Bist du dir da wirklich sicher?“ Jenni nickte. „Auch, wenn ich mit dir zum Marienkrankenhaus fahre?“