„Wenn die Drei wirklich entführt wurden...erschwert das die Sache deutlich. Ohne es zu wollen könnte Senior Renner seinen Sohn und dessen Kollegen in größte Gefahr bringen!“, fügte er seiner Geste hinzu und Alex verschränkte mit einem dunklen Blick die Arme.
„Aber genauso verwirrt wie der gute Herr Renner, scheinen mir die Täter zu sein“, begann Johanna und unterbrach so die kurze, entstandene Stille, „seht euch das alles an!“ Sie begann um das Auto zu laufen und zeigte zunächst auf die Leiche.
„Der Mann wurde brutal so zusammengeschlagen, dass man sein Gesicht nicht mehr erkennen kann und dann erschossen? Warum? Schon alleine das macht für mich keinen Sinn! Außerdem...die Pässe wurden zurückgelassen und Alex, du sagtest du hättest die Polizeiausweise versteckt gefunden? Wieso? Wieso die Pässe offen lassen aber die Ausweise nicht? Wenn man verdecken will, dass man zwei Polizisten mitgenommen hat, dann nimmt man doch auch die Ausweise mit!“
Alex sah seine Partnerin an und kratzte sich kurz an der Wange. „Außerdem wurden die Geldbörsen unangetastet zurückgelassen...“, sagte er dann murmelnd.
Fabian zuckte kurz auf, als sein Handy klingelte. Nach einem kurzen Blick auf das Display nahm er ab.
„Maria, was haben Sie für mich?“, fragte er ohne seine Anruferin zu begrüßen und hörte danach aufmerksam zu.
Johanna und Alex erkannten dies, weil ihr Chef sich immer wieder die nackenlangen Haare hinter die Ohren strich. Eine Geste, die er nur tat, wenn er konzentriert war.
„In Ordnung. Wir werden gleich im Präsidium sein. Richten Sie bitte alles ein! Vielen Dank!“ Mit diesen Worten hängte er auf und zog seine Handschuhe aus.
„Wir müssen ins Präsidium und zwar jetzt!“, bestimmte er forsch und Alex, sowie Johanna sahen ihn mit hochgezogenen Augen an.
„Ich weiß, Ihnen liegt es besonders am Herzen Brandt, dass Sie beide Ihre Arbeit hier weiterführen können, aber Maria hat die Kollegen erreicht...“
„...und?“, funkte Alex seinem Chef sofort ins Wort und dieser hob mahnend die Hand. „Die Chefin hält die Sache noch bedeckt. Sie möchte zuerst den Eindruck von Ihnen beiden erfahren.“, erklärte Fabian danach ruhig und Johanna verschränkte die Hand. „Ich nehme an über Videokonferenz“, deduzierte sie. „Richtig. Steigen Sie in Ihren Wagen. Wir haben 20 Minuten. Wir sehen uns dort!“ Mit diesen Worten schritt Fabian voraus und ließ seine beiden Kommissare zurück.
Johanna nutzte die Gelegenheit und ging auf Alex zu, der besorgt ins Leere blickte und kurz davor war, sich an den Nägeln zu kauen, bis er die Hand seiner Partnerin an der Schulter spürte.
„Geht’s?“, fragte sie leise und für sie in einem ungewohnten, zarten Ton. Alex zuckte mit den Achseln und atmete tief durch. „Ich...“, begann er stockend und sah dann Johanna in die Augen, danach schüttelte er mit dem Kopf, „nein...nein ehrlich gesagt es geht nicht...“
„Ich bin sicher es geht Ihnen gut“, versuchte Johanna hilflos ihn aufzumuntern was aber nur dazu führte, dass Alex falsch auflachte.
„Nichts gegen dich Joshi...aber du hast das Blut gesehen, nicht wahr? Und wenn man sieht was die Wahnsinnigen mit dem Typen im Kofferraum gemacht haben, will ich mir gar nicht vorstellen, was sie mit...“ Alex presste die Lippen zusammen und atmete nur stoßend aus .
„Ja ich bin ein Realist Alex, du kennst mich besser wie jeder andere hier“, sagte Johanna langsam und stellte sich dann vor ihren fast gleich großen Partner (sie trug immer flache Schuhe, damit sie niemals auf ihn herunter sah), „aber selbst ein Realist wie ich weiß, dass Negativität nun überhaupt nichts hilft. Ich will mit dir diesen Fall durchziehen, aber dazu müssen wir einen kühlen Kopf behalten. Du kennst Reichenbach, er wird uns selbst über die Grenzen unterstützen, aber auch er stößt dann irgendwann an seine Grenze. Er hätte den Fall direkt an jemanden anderen abgeben können, hat’s aber nicht getan...“
„Ich weiß...“, murmelte Alex und sah dann, wie Johanna ihre Hand ausstreckte.
„Wir stehen das gemeinsam durch, okay Partner? Ich halte zu dir egal was geschehen wird und glaube mir, ich sage das nicht zu jedem. Aber dazu musst du die Nerven behalten, für mich, Deal?“
Alex lächelte traurig, schlug ein und nickte. „Deal!“