Beiträge von jenni

    Die Beiden umarmten sich stürmisch und Aida gab dem kleinen Jungen sofort einen dicken Kuss auf die Pausbacke. „So schnell wirst du abgelöst“, grinste Semir und Ben verschränkte die Arme und verzog theatralisch den Mund. „Abserviert durch einen Jüngeren…soweit ist’s schon gekommen…“ Beide Männer lachten und sahen, wie Andrea auf die Gruppe der drei Erwachsenen zulief. Sofort gingen sie hinterher. Sie blieb vor dem grossen Mann stehen. „Christopher?“, fragte sie und streckte die Hand aus. Dieser nickte und schüttelte ihr sanft die Hand. „Dann müssen Sie Andrea sein. Wir hatten zusammen telefoniert.“ Andrea nickte. „Danke, dass Sie für Davids Eltern eingesprungen sind. Wir sind sonst schon zu wenig…für die vielen Gäste die kommen werden. Irgendwie hatte die lieung das falsch geplant und ich musste das wieder grade biegen…“ Christopher winkte ab. „Meine Schwester und ihr Mann sind halt durch ihre Firma oft eingespannt. Leider hatte Ihnen ein Geschäftspartner eine Sitzung noch reingedrückt. Da hatten sie mich gefragt ob ich mal was mit meinem Neffen mache…der Ihre Tochter anscheinend sehr mag! Ich glaube, Sie hätten bei jedem Termin bei ihnen schiefliegen können…“ Andrea nickte. „Kenn ich…ja…sie erzählt ständig von David.“ Sie drehte sich zu Semir und Ben um. „Ach, darf ich noch vorstellen? Mein Mann Semir und der beste Freund der Familie, Ben!“ Christopher begrüsste sie mit einem Handschütteln. „Von meiner Seite her, die Kleinste und Jüngste im Bunde ist Jennifer und die andere nette Dame ist Elvira.“ Die beiden Frauen gaben der Gruppe Andreas freundlich die Hand. „Schön, dass Sie noch ein paar helfende Hände gefunden haben“, meinte Andrea erleichtert und Jennifer grinste. „Wissen Sie, er mag zwar ein genialer Historiker sein, dafür ist er eine umso grössere Pfeife im Backen!“ Andrea grinste, während Christopher seine Kollegin mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Über meine Kochkünste hast du dich sonst nie beschwert!“, protestierte er und sie hob den Zeigefinger. „Ja, über deine Kochkünste nicht, aber über deine Backkünste schon!“ Ein Lacher ging durch die Runde.


    „Laden wir doch mal die Sachen aus und gehen rein. Es muss schliesslich noch einiges vorbereitet werden!“ Alle nickte und begaben sich wieder zu den Autos, während Aida und David auf den Spielplatz rannten um sich zu den Klassenkameraden zu gesellen. Jennifer öffnete den Kofferraum ihres schwarzen Minis und ein paar zugedeckte Körbe kamen zum Vorschein. „Das riecht ja lecker“, meinte Christopher und Elvira zog einen Korb aus dem Kofferraum. „Sicher, schliesslich haben Jenni und ich gebacken“, teilte nun sie auch aus und die Beiden Frauen liefen lachend mit ein paar Körben voraus. „Warum eigentlich auf die Männer?“, grummelte Christopher und ging dann hinterher.

    Alles war dunkel, doch langsam, erfüllten Geräusche seine Ohren. Sie waren unverständlich und hallten. War es das also? War er schon tot? Wen würde ihn wohl erwarten? Gott, der Teufel oder noch schlimmeres? Sein Kopf schmerzte und es pochte heftig gegen den Schädelknochen. „Ben…“, hörte er nun leise, „Ben komm schon…wach auf!“ Leichter gesagt als getan, dachte er. Seine Augenlider waren schwerer als hundert Kilo Stemmeisen. Sie zitterten nur, wenn er versuchte, sie zu öffnen. Plötzlich fühlte er, wie jemand seine Hand hielt. Es war ein schwacher, zittriger Druck. Ausserdem spürte er den Stoff eines Verbandes. „Na los Partner…“, wurde er angefeuert und diese Stimme erkannte er sofort. Auch in einem dämmerigen Zustand. „Semir…?“ Seine Stimme war kratzig, brüchig und leise. Kaum hörbar. Er musste schlucken, damit wieder etwas Feuchtigkeit in seinen Hals kam. Nun konnte er langsam seine Augen öffnen, wenn auch nur einen Spalt weit. Doch die Silhouette, die ihn ansah, erkannte er sofort. Es stank fürchterlich nach Medizin und die Wände blendeten, da sie schneeweiss waren. In seiner Nase herrschte ein leichter Druck. Als er mit der Hand langsam dorthin ging, fühlte er eine Nasenkanüle. „Du bist im Krankenhaus…Ben. Oh, Allah sei Dank!“ Der Druck um die Hand verstärkte sich. Ein leises Piepen erfüllte nun seine Ohren. „Was ist passiert?“, fragte er und seine Stimme klang noch immer wie die, eines abgestürzten Rockstars mit Heiserkeit. Nun langsam lichtete sich der dichte Schleier vor seinen Augen und Semir wurde erkennbar. Er trug einen dunkelblauen Trainingsanzug. Er war leicht blass um die Nase und tiefe Augenringe zierten sein Gesicht. Ausserdem liefen ihm Tränen über die Wangen.


    Der Verband, den er gespürt hatte, war um die Hand gebunden, da eine Kanüle Semir noch mit Medikamenten versorgte. „Das hat Zeit Ben…“, meinte Semir leise und Ben hörte deutlich, wie dieser Schluchzer unterdrücken musste. Langsam glitt die Hand von der Nasenkanüle an den Kopf, wo ein Netzverband spürbar wurde, der eine dicke Gaze an den Hinterkopf drückte. Langsam kam alles wieder. Stromers Cousin, der Lale umbringen wollte, wie er sich auf ihn gestürzt hatte, doch ab dann, war alles weg.


    „Wie lange war ich weggetreten?“ Semir atmete tief durch. „Eineinhalb Wochen. Davon eine Woche warst du im Koma…“ Semirs Stimme stockte. „Man, als ich aufgewacht war hatte ich dich an meinem Krankenbett erwartet gehabt zusammen mit Andrea und den Kindern. Doch als Andrea nur dasass, mit dicken Krokodils Tränen wusste ich, dass was nicht stimmte!“ Der letzte Teil des Satzes war für Semirs Verhältnisse her, ungewohnt laut. Sie klangen, ungewohnt, vorwurfsvoll. Doch Ben wusste warum.

    Am nächsten Morgen wartete Ben vor seinem Appartementhaus. Semir hatte versprochen, ihn zusammen mit Andrea und den Mädchen abzuholen. So stand er da. Es war ein angenehmer Frühlingstag. Warm und schön. Und er musste Leuten Getränke und Essen servieren. "Manchmal hasse ich den türkischen Hengst mit seinen Hundeaugen...", grummelte er und in dem Moment fuhr Semirs Privatwagen vor. Ein Ford Galaxy. Noch bevor die Eltern ausstiegen, sprang Aida aus dem Wagen und rannte auf ihn zu. "Ben!", schrie sie begeistert und Ben beugte sich, damit sie sich um den Hals hängen konnte. Ben hob sie hoch. "Na meine kleine Maus!", lachte er und genoss Aidas liebkosende Umarmung. Semir stieg aus und lächelte, als er diesen Anblick sah. Auch Andrea stieg aus und hielt die kleine Lale im Arm. Inzwischen war das Mädchen schon einige Monate alt und brabbelte wie eine Grosse. Andrea lief mit der Kleinen auf Ben zu. "Schön, dass Semir dich überreden konnte", sagte sie mit einem Lächeln. "Viele Väter haben gekniffen. Inzwischen müssen schon die Onkel oder grossen Brüder einspringen!" "Ben ist mein grosser Bruder!", sagte Aida begeistert und zerzauste Bens Haar. "Ja...ja ich bin dein grosser Bruder", erwiderte Ben lachend und strich mit einem Finger über Lales Pausebäckchen. "Na meine Süsse...", sagte er leise und Lale lächelte. "Ich bin deine Süsse", protestierte Aida und Ben winkte ab. "Aida...ich bin auch Lale ist meine Süsse, darüber musst du hinweg kommen!" Semir grinste. "Hey, nun ziehst du auch noch meine Töchter in deinen Womanizerbann, das geht nicht!" Ben grinste. "Selbst schuld. Was bringst du auch deinen Töchtern guten Geschmack bei?" Mit einem lauten Lachen gingen sie gemeinsam in den Wagen und fuhren los. Ihr Ziel, die Veranstaltungshalle im Wald. Inzwischen waren schon einige Autos da. Auch ein schwarzer Mini, wo davor drei Erwachsene und ein Kind standen.


    "Danke, dass ihr mir helft, meinen Neffen David zu unterstützen." Christopher, ein stattlicher Mann von rund zwei Metern, sah auf seine zwei weibliche Begleiterinnen, Jennifer und Elvira. "Nun ja, du hast noch einen gut bei uns! Du hilfst uns bei unserem Beruf so sehr. Ohne dich wären unsere Geschichten und Artikel bei weitem nicht so gut wie sie sind. Besonders wenn's um die Historik geht, dein Fachgebiet!" Christopher grinste. "Da siehst du, wozu man mich brauchen kann, also mehr Respekt in nächster Zeit!" Elvira und Jennifer sahen sich mit einem Grinsen an. "Vergiss' es!", sagen sie synchron mit einem Grinsen. "David!", hörten sie ein hohes Stimmchen und sahen, wie ein blondes Mädchen auf sie zurannte. "Aida!", erwiderte der Junge das Geschrei mit Freude und rannte auf das Mädchen zu.

    "Nein...", stiess Ben hervor und Stromers Cousin grinste. "Dann leg die Waffe weg..." Ben spielte nervös mit den Fingern um der Waffe. Was sollte er nur tun? Er konnte doch nicht das Leben seiner Patennichte auf's Spiel setzten. "Okay..." Ben legte die Waffe auf den Boden. Er schob sie mit dem Fuss weg. "Gut...verschonen Sie einfach die Kleine...", bat Ben und atmete schwer. Er hörte Lale schreien, bitterlich schreien. Die Geräusche hatten sie wohl aufgeweckt. Sie wollte zu ihrer Mutter, zu Andrea, deren bitterliches Weinen er dumpf hören konnte. Stromers Cousin lächelte. "Soll ich die Kleine wirklich in Ruhe lassen?" Ben schloss für einen kurzen Moment die Augen. "Bitte...bitte...erschiessen Sie mich, meinetwegen...aber bitte..." Er kam sich so niedrig vor. Niedrig und erbärmlich. Aber lieber machte er vor diesem Typen den Hampelmann, als das Lale unter seinem jugendlichen Übermut leiden musste. "Tut mir leid Jäger...aber ihr habt mir alles genommen, nun bin ich dran!" Ben sah, wie Stromers Cousin den Finger um den Hahn spannte und schiessen wollte. "NEIN!" Ben stürzte sich auf ihn, hielt den Arm Stromers so, dass der Schuss in die Decke einschlug. Dabei fielen sie nach vorne, durchbrachen die Scheibe, die in tausend Scherben zersprang und auch das Geländer, zerstörten sie. Sie fielen ein paar Meter in die Tiefe und schlugen gemeinsam auf.
    "BEN!" Andrea, Kim und Aida sahen auf und erschracken. Die Kleine, fing bei dem Anblick an zu weinen. Andrea rannte sofort auf den regungslosen Ben zu, der neben dem still liegenden Cousin Stromers lag. "Frau Gerkhan nicht!", warnte Kim doch der Schmerz in der Seite zwang sie, auf dem Boden zu bleiben. Aida drückte sich an die Chefin seines Vaters und weinte bitterlich. "Alles in Ordnung meine Kleine...", meinte Kim ungewohnt sanft und strich ihr über den blonden Haarschopf. Sie legte ihren Kopf auf den Aidas und vergass beinahe ihren Schmerz. Denn sie sah, wie Andrea sich über Ben beugte.


    Stromers Cousin hatte die Augen geschlossen. Jedoch packte Andrea schnell Bens Handschellen, die in seiner Hosentasche heraushingen und zerrte Stromers Cousin an einen Tisch, um ihn dort fest zu fesseln. Danach rannte sie wieder zurück zu Ben. Die Augen waren geschlossen und die Hautfarbe war schneeweiss. Um dessen Kopf hatte sich schon eine ernorme Blutlache gebildet gehabt. Seine Kleidung war von den Scherben aufgeschnitten worden und stellenweise, konnte Andrea auch dort Blut entdecken. "Bitte nicht...", stiess sie hervor und fühlte sofort den Puls. "Verdammt..." Sie drehte Bens Kopf und sah sofort eine massive Kopfwunde. Tränen sammelten sich in ihren Augen. "Bleib stark Junge...", flüsterte sie und hörte ein Tastenklicken. Kim wählte also den Notruf. Andrea zog einer der frischen, weissen Frottétücher vom Tisch, die sie bereitgelegt hatte, um damit Lale zu baden, und drückte es gegen die Wunde. "Bitte nicht...", stiess Kim hervor und Aida krallte sich immer mehr an sie.

    Es dauerte drei geschlagene Stunden, bis Semir und Ben zurück in die renovierte PAST konnten, wo Hotte und Dieter sie schon mit einem breiten Grinsen erwartete. „Hat man euch nicht gesagt, dass man die Ostereier, zuerst kochen muss, bevor man lustige Sachen mit ihnen anstellt?“, neckte Hotte und Dieter musste die Lippen zusammenpressen um nicht laut loszulachen. „Brüller, wirklich komisch“, grummelte Semir und lief zu Susanne. Ben schritt ihm mit bösem Gesichtsausdruck hinterher. „Konntest du was mit dem Kennzeichen anfangen?“, kam Ben in die Konversation herein und Susanne nickte ihm mit einem Lächeln zu. „Ja…aber der Wagen wurde als gestohlen gemeldet. Sehr viel hilft euch das ja nicht…“ Semir musste zustimmen. „Leider…nun ja, gib‘ eine Fahndung raus, mehr können wir im Moment nicht tun, ausserdem sind wir ja Morgen sowieso nicht da!“ Susanne sah Ben mit einem Grinsen an. „Ach, konnte Semir dich umstimmen?“, fragte sie neugierig da sie Semir dazu ermutigt hatte, bei Ben nachzufragen, wie wollte sie niemandem verraten. „Leider…die Schnapsidee hatte er doch bestimmt von dir!“ Susanne sagte nichts. Sie lächelte nur und Ben rollte mit den Augen. „Dachte ich mir…ich geh‘ mir mal das Zeug aus den Haaren waschen!“ Mit einem Grinsen sahen Semir und Susanne dabei zu, wie Ben ins Büro stampfte, seine Umziehsachen holte und dann Richtung Dusche und Garderobe lief. Als er verschwunden waren, brachen sie in schallendes Gelächter aus. „Ich hab‘ dir gesagt ich krieg‘ ihn rum!“ Semir streckte die Hand aus und Susanne wippte mit dem Kopf hin und her. „Ich geb‘ mich geschlagen, du türkischer Hengst!“ Sie kramte aus ihrer Gesässtasche einen fünf Euroschein hervor und drückte ihn Semir auf die Handfläche. In dem Moment ging die Türe von Kim Krügers Büro auf. Die Chefin stand an der Türschwelle. „Gerkan, würden Sie kurz kommen?“ Semir nickte, verabschiedete sich von Susanne und trat mit ihr ins Büro. Sie zog die Türe hinter sich zu und setzte sich an ihren Schreibtisch. „Möchten Sie morgen also wirklich zusammen mit Ben freinehmen?“, fragte sie und Semir nickte.


    „Wegen dem Fall…“, deutete er an und sie nickte. „Herzberger und Bonrath werden sich morgen darum kümmern. Ab übermorgen sind aber wieder Sie dran, ist das klar?“ Semir nickte heftig. „Danke…meine Frau wäre sonst ausgerastet, wenn ich das hätte sausen lassen!“ Kim trug Semirs Termin in ihren Kalender ein und grinste. „Wäre ich auch…“, sagte sie und nickte zur Tür, „und nun weiterarbeiten! Sie haben was zu tun!“ Semir verabschiedete sich und ging aus dem Raum. Er ging zurück in sein Büro und arbeitete dann mit Ben, nachdem dieser geduscht hatte, weiter. Wobei keine sichtlichen Ergebnisse herauskamen.

    Andrea stand in der kleinen Eingangshalle, wo die Treppe zu den Kinderzimmern führte. Sie seufzte schwer. Wie es Semir wohl ging. Bens Worte, bevor er zum Rettungseinsatz ging, waren nicht gerade optimistisch. Zumindest hatte sich Semir am Telefon nicht gut angehört gehabt. Sie überlegte, ob sie die Kinder lieber zu ihrer Mutter bringen sollte. Aber Semir würde sicher gerne seine Kinder sehen. „Mitnehmen oder nicht?“, fragte sie sich und in dem Moment hörte sie das Entsichern einer Waffe, sie drehte sich schnell um und erblickte ein Gesicht von dem sie hoffte, es nur aus Semirs Geschichten kennen zu müssen. „Stromer…“, stiess sie geschockt aus und der Angesprochene lächelte. „Fast meine liebe, fast!“ Stromers Cousin hielt die Waffe gegen Andreas Kopf und entsicherte die Waffe, die er dem Polizisten im Gefängnis geklaut hatte. „Mama?“ Andrea erstarrte. „Aida komm nicht runter Schätzchen…Mama hat noch was zu tun…“, versuchte sie mit ruhiger Stimme zu sagen, jedoch war das Zittern hörbar. Doch Aida begriff dies natürlich nicht. „Ich will helfen!“, sagte sie begeistert und Andrea konnte das Tapsen der kleinen Füsse ihrer Tochter hören. „Aida komm bloss nicht runter!“, schrie Andrea nun und in dem Moment stand das Mädchen schon an der Treppenschwelle. Sie sah Stromers Cousin mit grossen Augen an. Besonders die Waffe, liess das kleine Mädchen erzittern. „Kleines Mist Balg!“, stiess Stromers Cousin hervor, spannte den Finger um den Hahn und schoss. „Runter!“, hörte Andrea eine hohe Stimme und wurde zu Boden gedrückt. Auch Aida landete neben ihr. Braune Haare, fielen ihr ins Gesicht. Als sie aufsah, erblickte sie die Chefin ihres Mannes, die schützend über den Beiden lag und die Waffe auf Stromers Cousin gerichtet hatte. Die rechte Seite des Pullovers färbte sich rot. „Waffe runter!“, drohte Kim und Stromers Cousin machte keine Anstalten, im Gegenteil, er schoss nochmal und traf Kims Waffe, die ihr aus den Händen glitt und wegflog. Nun kam auch Ben, der sich für den Hintereingang entschlossen hatte, mit der Waffe im beidhändigen Anschlag.


    Stromer bemerkte dies und rannte die Treppe hinauf. Dabei entkam er knapp einem Schuss Bens. „Shit!“ Ben beugte sich aber zuerst zu seiner Chefin. Diese blieb noch immer schützend über Andrea und Aida. „Nur ein Streifschuss! Er will zu Lale! Schnappen Sie sich den Mistkerl!“ Ben nickte auf Kims Befehl und lief ebenfalls die Treppe hinauf. Die Chefin richtete sich zitternd auf und hielt sich an der Seite. „Danke…“, flüsterte Andrea und Kim nickte. „Schon in Ordnung…“, presste sie hervor und kniff für einen kurzen Moment die Augen zusammen. Ben rannte Stromer hinterher und dieser blieb an dem Balkon stehen, der zum Wohnzimmer führte. Ein Zaun und eine Glasscheibe, trennten die Besucher vor dem sicheren Absturz. Nah bei ihm war Lales Wagen, wo Ben die Kleine schreien hörte. „Na Jäger…soll ich ein bisschen mit der Kleinen spielen?“ Die Waffe von Stromers Cousin glitt zu dem Kinderwagen.

    Das Notfallteam drängte Kim und Ben von Semir weg und setzten die Reanimierung sofort fort. „Er steht unter Schock…“, konnte Ben heraushören und auf einmal vernahmen er und Kim ein leises Piepen „Wir haben ihn wieder…Herr Gerkhan?“ Ben hörte auf, war Semir wieder bei Bewusstsein? Er konnte nicht anders, er ging zu der Gruppe und der Arzt sah ihn ein wenig entrüstet an, bemerkte aber Bens Blick und liess ihn gewähren. Semir wurde inzwischen eine Nasenkanüle angelegt. Ausserdem wurde er auf eine Trage gebettet. Die Augen waren leicht geöffnet. „Gott sei Dank…“, stiess Ben hervor. „Das war knapp“, meinte auch der Arzt, „ich glaube, das kam vom Schock, allerdings muss er nun sofort ins Krankenhaus.“ Er nickte den Sanitäter zu und diese schoben die Trage zum Krankenwagen. Ben und Kim folgten ihnen, bis Bens Handy klingelte und er auf den Display sah. „Susanne…“, murmelte er leise und nahm ab. „Ja Susanne was gibt’s?“ Die Stimme am anderen Ende zitterte. „Stromer…oder wer immer er auch ist…ist ausgebrochen!“, stiess sie hervor und Ben erstarrte. „Wie…wie meinst du ausgebrochen?“ „Er hat einen Krawall angezettelt gehabt und ist im Durcheinander geflohen. Er hat von einem Polizist die Waffe geklaut…“ Ben sah Kim an und diese wirkte verwirrt. „Weiss man wo er hin ist?“ Susanne verneinte. „Nein…ich versuche alles um ihn zu bekommen…aber…nichts…“ Ben kam ein furchtbarer Verdacht. „Ich hatte dir doch gesagt, dass ich Semir befreien werde…hat das LKA das mitgekriegt!“ Auch Susanne begriff. „Ja…und die sind abgezogen! Andrea ist mit den Kindern alleine noch in der Schutzwohnung. Sie räumt alles zusammen!“ Ben hängte ohne ein Wort auf und rannte an dem Krankenwagen vorbei zu seinem Wagen. Kim ging hinterher. „Jäger was ist los?“, fragte sie hektisch und stieg mit ihm in den Wagen. „Stromers Cousin ist ausgebrochen…“ Nun begriff auch die Chefin. „Verdammt! Geben Sie Gas!“ Sie fuhren davon und liessen einen ratlosen Hotte zurück der sich dazu entschied, mit Semir mitzufahren.


    „Verdammt!“, schimpfte Ben und trat aufs Gaspedal. „Was wenn er schon da ist?“, schwarzmalte Kim und Ben schüttelte mit dem Kopf. „Wir werden rechtzeitig da sein. Ich lasse es nicht nochmals zu!“ Kim sah, wie Bens Hände zitterten. Die Finger waren fest um das Lenkrad, so fest, dass die Knöchel weiss hervortraten. Er fuhr zu der kleinen Hütte am Stadtrand, nahe dem Wald, wo das LKA Andrea verfrachtet hatte. Tatsächlich waren alle abgezogen. Nur noch ein weisser Opel Corsa, stand vor der Türe. „Fuck!“ Ben stieg sofort aus dem Wagen, entsicherte seine Waffe und rannte, trotz Schmerzen im Bein, in einem erstaunlichen Tempo, Kim Krüger davon.

    „Sag mal!“, schimpfte Semir als ein schwarzer Transporter sie in einer erhöhten Geschwindigkeit überholte und keine Rücksicht auf die Mitfahrer zeigte. „Die schnapp ich mir!“, zischte Ben, legte einen höheren Gang ein und gab Gas. Dabei überholte er sämtliche Kleinwagen, die mit lautem Hupen protestierten, bis sie die Blinklichter sahen, danach verstummten diese sofort. „Immer wieder dasselbe, sobald sie sehen, dass du von der Polizei bist, ist ihre grosse Klappe auf einmal ganz klein“, meinte Semir und Ben nickte nach vorne. „Da sind sie!“ Semir nickte und nahm sicherheitshalber schon mal seine silberne Walther P88 Compact hervor. Wie immer liess er sie einmal drehen und entsicherte sie dann. Ben sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Was denn? Immer, wenn wir diese Blinklichter einschalten und die uns sehen dann…“ In dem Moment zerbrachen Scheiben und Kugeln, flogen knapp an ihnen vorbei. „…passiert genau das!“ Ben rollte mit den Augen und fuhr in gebückter Haltung weiter. Semir hingegen, öffnete das Fenster, lehnte sich daraus und erwiderte das Feuer. Der frische Frühlingswind und die hell leuchtende Sonne brennte in seinen Augen und er musste sie zusammenkneifen um etwas zu sehen. Immer wieder versuchte er , auf die Reifen zu zielen, traf aber immer nur den Asphalt oder den Kofferraum. „Brauchst du eine Brille Opa?“, hörte er dumpf durch den Wind und sah, wie Ben mit einem Grinsen am Steuer sass. „Halt die Klappe und fahr!“, erwiderte Semir schreiend und konnte im letzten Moment einem Schuss ausweichen. Der schwarze Transporter ging in einem Drift auf die andere Fahrspur und Semir sah zunächst nicht warum, bis durch die Helligkeit langsam ein quergestellter LKW erkennbar wurde. „Ben, brems! Brems verdammt!“ „Was, warum?“, fragte Ben zurück, hob kurz seinen Kopf und begann zu schreien, da es zu spät war. Durch ein Wrackteil, das vor dem LKW lag, wurden die Beiden hochgeschleudert und flogen durch den Transporttraum des LKW’s, der mit tausenden von rohen Ostereiern beladen war. Mit einem harten Aufprall kamen sie zum Stehen und der schwarze Transporter war verschwunden.


    Semir, der sich im letzten Moment zurück ins Auto retten konnte, sah auf und wusch sich das Eiweiss und Eigelb von der Kleidung. „Alles okay?“, fragte er Ben und dieser hob ebenfalls seinen Kopf. „Klar…nur was…“ Er griff sich in den Haarschopf und fasste genau in das Eigelb eines aufgeplatzten Eies. „Boah ne…!“, schimpfte er angewidert und Semir zuckte mit den Achseln. „Sieh es positiv. Ich habe gelesen dass rohe Eier das Haar schöner machen soll…“ Ben stöhnte und schenkte Semir einen eindeutigen Blick. „Jedenfalls sind unsere Raser weg…“, meinte Ben wütend und Semir winkte ab. „Ich habe das Kennzeichen. Versuchen wir, das Chaos hier zu beseitigen und rufen dann sofort Susanne an!“




    So Leute, da "Auf der anderen Seite" bald endet, hier meine neue Story, ich hoffe, sie wird euch gefallen, ich hoffe, ihr kommt auf eure kosten und grinst über die Cameo-Auftritte, die hier auftauchen werden. Werdet ihr herausfinden, wer sie sind? :)


    Viel Spass
    Eure Jenni




    Für Elvira und Chris - ihr wisst warum ;)




    Prolog



    „Komm schon Ben, bitte – sei mal ein guter Freund zu mir!“ Ben Jäger, der am Steuer sass, sah seinen Partner, Semir Gerkan, mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Semir, ich war immer ein guter Freund zu dir, aber da mache ich nicht mit!“ „Aber ich will da nicht alleine hin!“, jammerte der Deutschtürke und zog eine Jammerlippe. „Oh nein“, erwiderte Ben, „nicht den Hundeblick! Aus!“ Doch Semir machte weiter. „Ich sagte aus!“ Ben versuchte sich, stur, auf den Strassenverkehr zu konzentrieren. Dabei biss er sich immer wieder auf die Unterlippe. „Lieber Ben…“, begann Semir und lächelte dabei frech, „du lässt doch deinen Partner bei dieser Aktion nicht einfach alleine!“ Ben konnte nicht, er musste hinsehen und sah direkt in die glänzenden, hundeähnlichen Augen seines Partners. „Ich hasse dich“, zischte er und Semir wusste, dass dies in Bens Sprache einem Ja glich. Semir fiel ihm um den Hals. „Bist du verrückt? ICH FAHRE GERADE!“, schrie Ben und konnte gerade noch ein Fahrzeug überholen. Semir löste sich. „Danke, du weisst gar nicht, wie viel mir das bedeutet!“ Ben seufzte „Will ich auch gar nicht – wahrscheinlich willst du mich sowieso nur auslachen! Eine kleine Veranstaltung von der Schule und dem Kindergarten, in dem Aida ist. Wehe ich muss irgendein dämliches Kostüm anziehen!“ Semir grinste. „Ach…ich fände in so einem Osterhasenkostüm würdest du sicher ziemlich schick aussehen, so mit dem Bürzel!“ „Ich hau dir gleich eine!“, drohte Ben und der Deutschtürke lachte lauthals. „Keine Sorge. Aidas Kindergarten hat einen kleinen Ess- und Trinkstand. Die Mütter, machen das Essen und die Getränke selber. Die Väter oder in deinem Falle die liebenswerten Benbens, servieren es dann. Wer weiss, vielleicht lernst du eine süsse Alleinstehende kennen!“ Ben atmete tief ein. „Wieso hat mir meine Mutter so fleissig beigebracht, keine alten Menschen zu schlagen!“ „Weil deine Mutter eine weise Frau war, Allah habe sie selig“, erwiderte Semir und Ben grinste. „Gut ich gebe mich definitiv geschlagen, hab morgen ja sowieso nichts Besseres vor. Aber dafür habe ich etwas gut bei dir!“ „Natürlich“, versprach Semir und Ben richtete seine Aufmerksamkeit wieder der Strasse.


    Markus Streuer zog seine Maske ab. Gemeinsam mit seinen Kollegen sass er in einem schwarzen Transporter und hatten gerade wieder einen grossen Coup gelandet gehabt. Insgesamt waren sie zu sechst. Er und seine Kumpel kannten sich schon lange. Alle waren, ihrer Ansicht nach, Opfer der deutschen Regierung geworden. Ihnen wurde nur Leid zugetan. Also durften sie sich auch das nehmen, was für sie gedacht war. „Geil, 500`000 Euro mal wieder erbeutet. Leute, wir sind einfach zu gut für diese Welt.“ Markus sah zum Fahrer. „Gib mal ein bisschen Stoff, ich will die Scheinchen in meinen Händen halten. Der Fahrer nickte uns drückte aufs Gaspedal, unwissentlich, dass sie an einem Auto mit zwei Polizisten vorbeifuhren.

    Das war ja wohl klar...Ben in der Bredoullie und kein Semir da, der ihn retten kann und was meint der Kerl mit sehr sehr warm werden ? Irgendwie brennt es mir unter den Nägel...ob Ben auch bald brennt? Es würde mich wirklich brennend interessieren.


    So und nun ist Semir auch in dem Fall drin....damit ist der Urlaub vorbei.

    Aber sowas von. Ben kann man wirklich keine Minute alleine lassen. Semir hat ja drei Kinder. Zwei kluge, gescheite hübsche Mädchen und...Ben. :D Oje, hoffentlich kommt jemand und kann Ben noch rechtzeitig befreien. Denn schlimmer kann es kaum werden. Chris ich bin gespannt wie's weitergeht ;)

    So endlich auch mein Feed. :D Also, ich hatte mich ja schon auf die Story gefreut, aber das wusstest du schon sicher :) Also, ich kann den Montag auch nie leiden, aber schwarz war er noch nie, ich denke aber, dass der für unsere Jungs wirklich pechschwarz wird. Besonders, wenn die herzensgute Schrankmann mitmacht ;)

    Hach ich kenn dich also wirklich Eli, ich wusste, dass da nicht Friede, Freude Eierkuchen herrscht. Ansonsten wäre ich ja auch schwer enttäuscht gewesen ;) Ich schliesse mich meinen Vorgängern an, dass kann nicht gut kommen. Hoffen wir, dass für Carla alles gut wird.

    Ich wusste schon immer, warum ich Kalvus hasse wie die Pest! So ein blödes...*für Kinder unter 18 nicht geeignet ist fluchwort*
    Hoffentlich schaffen Ben und Hotte es, ihn zu retten. Finger kreuzen und fest hoffen, enttäuscht uns nicht! :)

    Hotte hörte zwei Schüsse und rannte zu der Halle. Mit der Waffe im beidhändigen Anschlag rannte er zu der Halle und erblickte Kim und Ben, wie sie Semir zwischen sich gebettet hatten und beruhigend auf ihn einredeten. "Komm' schon Semir, bitte!", flehte Ben und hörte Hottes geschockten Seufzer. "Oh mein Gott, Semir!" Der dickliche Polizist lief auf die Beiden zu, doch Kim reagierte schnell. "Herzberger, holen Sie das Rettungsteam zu uns! Schnell!" Im Hintergrund konnte man die Sirenen hören. Semir, der inzwischen wieder aufgewacht war, sah Ben an. "Mir ist kalt Kumpel...", flüsterte er und Ben presste die Lippen zusammen. "Kein Wunder...ist ja auch Nebel draussen..." Semir lächelte. "Versuch' mich nicht zu verarschen...ist zwar ein Durchschuss, aber ich fühle mich wie eine Milchpackung, die langsam aufläuft..." Ben schluckte, mühte sich aber auch zu einem Lächeln ab. "Mag sein, aber die Ärzte sind gleich da...alles wird gut Kumpel..." Kim erblickte Tränen in Bens Augen und atmete tief durch. "Ich kann nicht mehr Ben...", sagte Semir leise und Ben schüttelte mit dem Kopf. "Wir haben schon schlimmeres durchstanden Gerkhan", meinte Kim nun, ebenfalls mit weinerlicher Stimme. Semirs Blut sickerte durch ihre Fingerritzen, da sie die Hand fest auf die Wunde Semirs gepresst hatte. Sie wollte nicht, dass er geht. Auch sie hatte ihn langsam lieb gewonnen. Ihre Beziehung zu Semir war speziell. Sie konnten nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Auch wenn sie sich manchmal stritten, auch Ben miteinbezogen, sie konnte sich auf ihre Männer verlassen. Und sie waren auch ihr zur Seite gestanden. Deshalb durfte dies nicht schon zu Ende sein. Semir lächelte. "Ist schon gut Ben...du schaffst das auch ohne mich..." Nun liefen die Tränen über Bens Wange ohne jegliche Kontrolle. "Nein...nein bitte Semir...das....das ist doch langweilig ohne dich..." Semir lächelte erneut und strich mit seiner blutüberströmten Hand noch einmal über Bens Haar, bevor sie ohne jegliches Leben zu Boden ging. "NEIN SEMIR!"


    Kim legte Semir auf den Boden. Die Augen des Deutschtürken waren geschlossen. "Wir müssen sofort mit der Reanimierung beginnen!" Kim machte sich sofort daran, eine Herzmassage durchzuführen, während Ben sich daran machte, Semir Luft zuzuführen. "Bitte Semir", flehte Ben und musste immer wieder schlucken, um aufkommende Schluchzer zu vermeiden. "Kommen Sie schon..." Auch Kim atmete tief und Ben hörte auch bei ihr, wie sie sich zusammenreissen musste. Auch ihr begannen Tränen über die Wangen zu fliessen. In dem Moment hörten sie Schritte und Hotte kam mit der Rettungsmannschaft. "Das wurde auch Zeit! Wir brauchen sofort Hilfe!" ,schrie Kim wütend.

    "BEN!" Der Angesprochene spürte nur noch, wie Semir ihn zu Boden drückte. Dabei war ein Schuss zu vernehmen und Ben fühlte, wie feuerheisses Blut in sein Gesicht spritzte. Gemeinsam mit Semir fiel er zu Boden. "Heilige Scheisse", stiess Ben hervor und sah Semir vor sich liegen. In seiner Brust klaffte ein Loch aus dem Blut floss. Doch dieses Blut, war echt. "Scheisse...Semir!" Hinter Semir, konnte er den Mann sehen, der ihm die grauenhaften Schmerzen im Bein zugefügt hatte. Stromers Partner. Er hatte Tränen im Gesicht und in seiner Hand befand sich ein rauchender Revolver. "Meinen Freund...meinen besten Freund!", zischte er und richtete die Waffe auf Ben. Semir krallte sich an Ben. Als der Jüngere den Rücken seines Partners berührte, benetzte er seine Hand mit Blut. Stromers Partner lief auf die Beiden zu und lud seine Waffe neu. Ben wollte zu seiner Waffe greifen, doch Stromers Partner hielt die Waffe auf Semir, dessen Shirt sich immer mehr mit Blut vollsog. "Denk' nicht mal dran!" Stromers Partner trat mit dem Fuss gegen Bens Schläfe und dieser zuckte zusammen. Vor seinen Augen tanzten lauter Sterne. Für einen kurzen Moment liess er Semir los und diese Gelegenheit nutzte Stromers Partner. Er packte Semir, packte ihn und zwang ihn, stehen zu bleiben. Das Blut lief das Bein herunter. Ben kam wieder zu sich und sah, wie Stromer die Mündung des Revolvers gegen Semirs Schläfe presste. "Nein...", stiess Ben aus und Stromers Gehilfe lachte. "Das wirst du büssen!" Ben sah, wie Stromers Partner die Waffe entsicherte und den Finger um den Hahn spannte. Semir zitterte und hing beinahe nur noch in den Armen von Stromers Partner. Die Augen waren nur noch einen Spalt weit offen. "Bitte...erschiessen Sie mich einfach...ich habe Stromer getötet...", flehte Ben und stand langsam auf. Er war noch leicht wackelig auf den Beinen. "Das wäre zu einfach...und nicht so schön. Deshalb wollte Stromer auch dich umbringen, um Semir grosse Pein zuzufügen. Und du hättest es beinahe gemacht..." Ben hob die Arme. "Bitte...bitte...mach' mit mir was du willst...!" "NEIN DAS WE..." In dem Moment erklang erneut ein Schuss.


    Stromers Gehilfe fiel mit einem Loch im Kopf zu Boden. Semir fiel vor ihm um und blieb regungslos liegen. Ben hörte ein hohes und leichtes Keuchen. Noch bevor er zu Semir konnte, rannte Kim Krüger an ihm vorbei und beugte sich zu Semir. Sie drehte ihn auf den Rücken und sah sich die Wunde an. "Scheisse...", stiess sie hervor und blickte zu Ben, der wie in Trance dastand. "JÄGER, RUFEN SIE EINEN KRANKENWAGEN!", schrie sie und Ben war wieder bei Sinnen. Er nahm sein Handy hervor, wählte die Notrufnummer und rannte zuerst zu Stromers Partner, der mit weit aufgerissenen Augen da lag. Doch nichts rührte sich, auch er war tot. "Bitte...Gerkhan...", flüsterte Kim und fühlte Semirs Puls. "Bitte, bitte geben Sie nicht auf!" Ben kniete zu ihnen und packte mit beiden Händen Semirs Kopf. "Komm schon Kumpel, bitte bleib bei uns!"

    "NEIN!", schrie Semir und zerrte heftig. Das Adrenalin verlieh ihm eine ziemliche Kraft, so dass Stromer keine Chance hatte, ihn zu halten. Doch das war ihm egal. Er liess Semir los und dieser rannte zu Ben. In dessen Brust klaffte ein Loch und aus dem Mundwinkel floss Blut. "Ben...", schluchzte Semir und strich seinem Partner die störenden Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Wie vor ein paar Jahren Gerkhan. Tragisch...aber auch er wollte dir helfen, eins bewundere ich an dir, du schaffst es wirklich, deine Partner eng an dich zu binden. Die sind ja beinahe treuere Hundchen als meine Mitarbeiter." Semirs Tränen der Trauer verwandelten sich in Tränen der Wut und er stand auf. "Bitte, nun hast du was du wolltest! Bist du nun glücklich?" Stromer zuckte mit den Achseln. "Lass' mich überlegen...nein!" Er richtete die Waffe auf Semir. "Noch bin ich nicht fertig!" Semir stellte sich neben Ben, wenn er schon sterben sollte, dann an der Seite seines besten Freundes. "Auf den Boden...", hörte er eine leise Stimme und zögerte für einen Moment. Das konnte nicht sein. "SEMIR RUNTER!", schrie wieder jemand und Semir hechtete auf den Boden, noch bevor Stromer schiessen konnte. Denn als dieser den Hahn spannte, sah Semir, wie sich Bens Hand zu dessen Hosenbeinende glitt, diesen kurz hochkrempelte, er eine Waffe hervorzog und schoss. Er traf Stromer inmitten der Brust und dieser taumelte kurz noch. "Verdammt...", stiess er aus, bevor er Blut spuckte und zu Boden ging. Semir sah auf und sah Ben, lebend, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Sorry Stromer...aber um mich zu kriegen, musst du früher aufstehen!" Er stand auf, verzog kurz das Gesicht, humpelte zu Stromer und trat die Waffe weg. Er suchte nach einem Puls, doch vergeblich, Stromer war tot. "Verdammter Mistkerl", zischte Ben und drehte sich um. Semir richtete seinen Oberkörper auf und Ben musste, bei dem weit offenen Mund lachen. "Was denn, meinst du, ich komme einfach hier her und lass' mich abknallen?" Semir versuchte immer wieder ein Wort zustande zu bringen, doch vergeblich. Er lächelte und weinte zugleich.


    Ben ging auf seinen Partner zu und kniete zu ihm runter, er öffnete seine Jacke und eine Schussweste kam hervor, darüber war ein Beutel mit künstlichem Blut gespannt gewesen. "Das war die Idee unserer Chefin...ohne die...wäre ich wirklich einfach gekommen...", gab er schlussendlich zu und Semir sah seinen Partner mit tränenerfüllten Augen an. Ben zog die Weste aus und warf sie von sich. "Weg mit dem Ding...", murmelte er und zog aus seinem Mund noch die Überreste eines Balles, der mit roter Farbe gefüllt war. "Du bist einfach ein Vollidiot", schluchzte er und fiel erschöpft in Bens Arme. Dieser spürte Semirs heisse Haut. "Du musst hier raus...schaffst du das?" Semir nickte. "Wenn du mir hilfst...", sagte er leise und Ben stützte seinen Partner. "Verschwinden wir von hier...", murmelte er leise und in dem Moment, als Semir sich noch einmal umdrehte um nach dem toten Stromer zu sehen. Und was ihn sah, liess ihm sämtliches Blut in den Adern gefrieren.