Beiträge von jenni

    Semir konnte einen Blick auf seine Armbanduhr erhaschen und schluckte. Zehn vor Sechs. Die Zeit war schnell vergangen. Noch immer zitterte er am ganzen Leibe. Das Fieber zerrte an seinen Kräften. Die Türe ging auf und Stromer trat ein. Sein Haupt war hoch und die Nase berührte beinahe die Decke. "So...ich habe den Wagen deines Kumpels anfahren sehen. Gehen wir." Stromer hatte einen Schlüssel in der einten Hand, in der anderen trug er eine Waffe. Er löste die Fessel aber nur so, dass Semir frei von dem Rohr war, an dem er gekettet war. Sofot ging Semir in die Knie. Sein Atem ging schnell und unregelmässig. "Los, auf!" Stromer zog Semir an dem Arm hoch, wo er sich die Hand verletzt hatte, die inzwischen taub war. Der Schmerz hatte sich in den Arm selbst verlagert. So stiess der Deutschtürke einen spitzen Schrei aus. "Jammer nicht", zischte Stromer und stiess Semir voraus ,der immer wieder auf den dreckigen Boden fiel und sich so noch die Knie aufschürfte. "Seit wann so ein Schwächling, Semir! Dein Freund wird bald da sein, also lauf!" In diesem Moment blieb Semir stehen. "Was, wenn ich es nicht tue?", fragte er und Stromer liess sich nicht provozieren. "Der älteste Trick Gerkhan. Du bist nun auf meiner Seite...denke dran, im Auge des Gesetzes bist du nun ein Verbrecher, also gelten hier meine Regeln!" Er trat mit dem Fuss in Semirs Rücken und dieser fiel mit einem grellenden Schrei wieder auf den Boden. Ein stechender Schmerz ging durch seine Wirbelsäule. "Wenn du nicht willst, dass dein Wirbelsäule in zwei ist, laufst du lieber weiter!" Semir richtete sich zitternd auf. "Nein...ich lasse Ben nicht ins offene Messer laufen!" Stromer lachte. "Dafür ist es jetzt schon zu spät!" Stromer öffnete eine Türe die zu einer grossen Abstellhalle führte. Diese war leer. Doch Semir sah, wie die Türe auf der anderen Seite aufging und die Silhouette Bens erkennbar wurde. Semir schüttelte mit dem Kopf, presste die Lippen zusammen und sank sein Haupt. Er wollte nicht, dass Ben sah, wie Tränen an seinen Wangen herunterliefen.

    "Sie sind tatsächlich gekommen", meinte Stromer grinsend. Nun trat Ben ins schwache Licht und nickte. "Ich lasse meine Freunde nie im Stich", erwiderte Ben leise und sah zu Semir, dessen Gesicht er nicht sehen konnte, doch aufgrund der bebenden Schulter sah er, dass sein Partner weinte. "Ich bin hier, also lassen Sie Semir frei.." Auf Bens Satz hin lachte Stromer diabolisch. "Zuerst, die Waffe her, ich weiss, dass Sie eine tragen!" Ben zog aus seinem Schulterhalfter seine Dienstwaffe, legte sie auf den Boden und stiess sie zu Stromer. "Danke sehr", meinte Stromer, hob die Waffe und Semir hörte, wie ein Schuss ging. Als er seinen Kopf hob sah er, wie Ben tödlich getroffen zu Boden ging.

    Semir holte Luft. "Ben...?", fragte er leise nach. "Semir...Kumpel, geht's dir gut?" "Ging mir schon mal besser", antwortete Semir seufzend und er hörte, wie Ben am anderen Ende schwer atmete. "Ben...bitte komm' nicht...was immer Stromer dir sagt...lebe ein langes Leben...du bist noch jung..." Über Semirs Wangen liefen Tränen. Stromers Blick war eiskalt. "Nein...nein ich kann dich doch nicht alleine lassen...", erwiderte Ben nun mit verzweifelter Stimme. "Tu' bitte einfach einmal mal das, was ich dir sage...bitte..." Noch bevor Ben etwas erwidern konnte, zog Stromer das Handy weg und hielt es sich wieder selbst ans Ohr. "Hör zu, Bulle, ich erwarte dich heute Abend, Punkt 6 Uhr, hier in dem ehemaligen Bürogebäude am Pier! Du wirst es sofort finden, orte einfach das Handy deines Freundes. Solltest du nicht alleine kommen...ist dein Freund tot..." Stromer schaltete auf Lautsprecher. "Ich werde da sein...", hörte Semir Bens Stimme. "NEIN, BEN ER WIRD DICH TÖTEN!!!!" Doch Stromer hängte auf. Semir zerrte an seinen Fesseln und schürte damit immer mehr seine Handgelenke auf. "Es bringt nichts Semir...geniesse noch die letzten Stunden...es werden die letzten deines Partners sein..." Mit diesen Worten verschwand Stromer wieder aus dem Raum und schloss ab. Semirs Lippen zitterten zuerst, dann entglitt ihnen ein bitterlicher Schrei der Verzweiflung, der wiederum in ein Schluchzen überging.

    Ben starrte auf sein Handy, dass er die ganze Zeit auf Lautsprecher gestellt hatte. Er war inzwischen in Kim Krügers Büro gewesen, um ihr Bericht zu erstatten. Diese schnaubte. "Dieses Arschloch...", entglitt ihr und Ben sah sie an. "Ich werde hingehen", sagte Ben mit sicherer Stimme und Kim sah ihn entsetzt an. "Er wird Sie umbringen, ist Ihnen das klar?" Ben schluckte. "Ja...ja das weiss ich...aber lieber mich als Semir..." Kim schlug mit der Faust auf den Tisch und schüttelte mit dem Kopf. "Das lasse ich nicht zu!", sagte sie mit forscher Stimme und Ben lachte falsch. "Haben Sie etwa eine andere Idee?" Sie hielt inne. "Eben...", flüsterte Ben und wollte aus dem Raum gehen. "Ich muss halt sterben...Rock n' Roller sterben sowieso immer früh..." Kim rannte auf ihn zu und schlug die Türe, die er gerade aufmachen wollte, wieder zu. "Das ist es!", sagte sie begeistert und mit einem Lächeln im Gesicht. "Was ist was?", fragte Ben und Kim zwinkerte mit einem Auge. "Können Sie viel Vertrauen in mich aufbringen?" Ben zuckte mit den Achseln. "Bei dem, was Sie kürzlich alles für uns getan haben..." "Gut, ich habe tatsächlich einen Plan. Also, hören Sie mir gut zu..." Ben hörte ihr aufmerksam zu und lächelte dann. "Das könnte es sein", meinte er begeistert und sie lächelte. "Ziehen wir es durch?" Sie hielt eine Hand hin und Ben verstand. Er schlug ein. "Lassen Sie uns Semir retten!" In dem Moment kam Hotte herein und hielt einen Bericht in der Hand. "Hartmut hat was herausgefunden!", sagte er begeistert. "Er konnte auf den Beiden Tatwaffen, der Bombe und dem Messer, Latexabdrücke finden. Die Handabdrücke sind gar nicht echt!" Ben grinste begeistert. "Na dann, treten wir Stromer so richtig in den Arsch!"

    Es waren schwache Sonnenstrahlen, die durch die Betonritzen des Raumes Semirs Gesicht kitzelten und ihn somit aufweckten. Er öffnete langsam die Augen und atmete tief durch. Ihm war feuerheiss und kalt zugleich. "Auch das noch...Fieber...", stellte er fest und schluckte trocken. In seinem Hals befand sich keine Flüssigkeit mehr. Hunger und Durst zerrten zusätzlich an seinen Kräften. Was sollte er nur tun? Er war wie ein Stück totes Fleisch, dass für den Metzger bereit stand. Ein wertloses Stück Fleisch. Alt und vielleicht auch unbrauchbar. Wann würde Stromer ihn wohl entsorgen? Er versuchte nochmals, an den eisernen Fesseln zu rütteln, doch Hoffnungslos. "Wenn du so weitermachst, hälst du nicht mehr lange durch!" Semir sah direkt in das grinsende Gesicht Stromers und erschrack sichtlich. "So beschäftig, dass du mich nicht reinkommen hast hören?" Semir zitterte und presste die Lippen zusammen. "Was mache ich nun mit dir?" Stromer rieb sich übers Kinn und zog eine Schnute. "Da gibt es so vieles, aber nur körperliche Schmerzen..dass ist langweilig..." Stromer hob Semirs Handy. "Das habe ich dir abgenommen, als du gedöst hast. Weisst du noch? Wo ich dich mitgenommen habe." Semir erwiderte nichts. "Mal sehen...deine Frau und deine Kinder werde ich nicht finden. Denen wurde bestimmt das Handy entzogen. Ich kenne deine Truppe ja, die würden dich nicht im Stich lassen...mal sehen..." Stromer tippte auf Semirs Handy herum. "Oh, die Nummer deines Partners...unter Freunde gespeichert?" Semir zuckte kurz zusammen, was Stromer nicht entfiel. "Ah...was meinst du, würde er hier her kommen um dich zu retten? Tut der liebe Ben das für dich..." "Das würdest du nicht wagen...", zischte Semir und Stromer lachte. "Ach Semir, nun solltest du mich doch besser kennen. Natürlich werde ich das machen." Semir wusste genau, was Stromer vorhatte. "Bring' mich einfach um! Dann hast du, was du willst!" Stromer legte den Kopf schief. "Das ist ja nicht lustig. Ich will doch nicht, dass alles schon vorbei ist! Jedenfalls für dich..." In Semirs Augen sammelten sich Tränen. "Deiner Reaktion zufolge, ist dein Partner ein braves Kerlchen. Er würde also kommen, gut zu wissen." Semir schüttelte erneut mit dem Kopf. "Bring' mich einfach um Stromer...bitte...lass' Ben aus dem Spiel, er hat damit nichts zu tun..."

    Stromer tippte die Nummer ein und wartete. "Herr Jäger?", fragte er und sah Semir mit einem diabolischen Grinsen an. "Sie erkennen meine Stimme also..." Stromer nickte immer wieder und lachte. "Ah...Sie haben schon Bekanntschaft mit meinem Cousin gemacht? Erstaunlich diese Ähnlichkeit nicht war? Man könnte meinen, wir seinen Zwilinge..." Doch nun wurde Stromers Gesicht dunkel. "Das beweist nichts!", schrie er und hielt Semir das Telefon hin. Dazu zog er seine Waffe hervor und hielt sie Semir an die Kehle. "Sag' dass er herkommen soll - flehe ihn an!" Er drückte die Muschel Semir ans Ohr und Semir schüttelte mit dem Kopf. "SAG'S IHM!"

    Semir und Lukas saßen im BMW. Lukas saß am Steuer und sah immer wieder zu Semir, dessen Kopf am Fenster lehnte. "Semir, was ist denn los? Du hast noch nicht ein Wort seit unserer Abfahrt geredet.", wollte der junge Kommissar wissen. "Hm? Was meinst du?", kam es nur von Semir. "Ich meine, du siehst nicht gerade gut aus.", erklärte Lukas dann. "Du weißt doch warum...Ich kann es halt noch immer nicht glauben.", erklärte er und sah dann, dass Lukas kurz vor dem Zoo war. "Wir sind ja fast da." Lukas nickte nur und verlangsamte die Fahrt. Das Wirtschaftstor stand weit offen und der Jungkommissar fuhr einfach hinein. "Vielleicht sollte man da nicht rein?", meinte Semir und Lukas lächelte. "Ein offenes Tor sagt immer wieder "Komm rein... komm rein..." "Mit dir redet doch alles", erwiderte Semir und Lukas grinste. Er parkte s einen Wagen und stieg zusammen mit Semir aus. "Hör mal zu Kumpel", begann Lukas und lehnte sich mit den Armen auf das Wagendach, "ich habe viele Menschen verloren, so wie du...vor allem meinen Vater, und das auf brutalste Weise...ja ich habe ihn sogar zum Schluss selber getötet...aber...ich lasse meine Mundwinkel nicht bis zum Boden herunterhängen! Und du...du bist Semir Gerkhan, die Legende der Autobahnpolizei. Selbst der Tod von vier Partner, hat dich nicht aufgehalten. Und nun trauerst du unendlich um einen Engländer, der euch des öfteren beschissen hat?" Semir sah Lukas geschockt an. "Ich sage nur die Wahrheit Kumpel, du kennst mich!"

    Semir musste zugeben, dass Lukas recht hatte. "Okay, ich werde mich zusammenreißen.", versprach er nur und ging dann mit seinem jungen Partner auf das Löwenhaus zu. "So kenn ich dich.", grinste Lukas und klopfte seinem Mentor auf die Schulter. Sie gingen einige Schritte und sahen dann von weitem eine Gruppe aufgeregter Tierwärter, die auf irgendwas zu warten schienen. Dann kam einer auf Lukas und Semir zu. "Sind sie die Transporteure? Wir warten auf unsere Löwen.", erklärte der junge Mann. "Oh, das ist jetzt übel. Wir sind eigentlich von der Kripo Autobahn und kommen wegen ihrer Löwen." "Das...das versteh ich nicht.", meinte der Pfleger nur. "Nun ja, Ihre Löwen sind weg!", sagte Lukas direkt und die Wärter rissen ihre Augen auf. "Wie weg?", fragten sie verwundert. "Na weg, futsch, geklaut", wiederholte Semir und die Männer schwiegen geschockt. "Deshalb sind wir hier, wir würden gerne wissen, was für einen Wert die Löwen hätten und wieso man die klauen würde?" Einer der Männer sammelte sich wieder und überlegte. "Sie sind wertvoll in dem Sinne, dass es ein Männchen und ein Weibchen sind. Beide gerade läufig. Sie sind wertvolle Zuchttiere!" Semir und Lukas sahen sich an. "Könnte ein Sammler an ihnen Interhesse haben?"

    Im Büro angelangt, gingen Semir und Ben gleich ihrer Arbeit nach. "Okay, finden wir doch mal heraus, wo die beiden Löwen eigentlich hin sollten.", meinte Ben nur und schaltete seinen PC an. "Ähhhh..." "Elefantenzahn...noch immer. Seit über einem halben Jahr.", stieß Semir nur aus und musste doch lachen. Noch immer konnte Ben sich sein Passwort nicht merken. Dieser grinste nur verlegen und tippte es ein. Ein zustimmendes Pling verdeutlichte Semir, dass es geklappt hatte. "So, sehen wir doch mal nach..." Während sich Semir die Spedition vornahm, suchte Ben nach dem Zielort des Löwenpärchens."Also...", murmelte er während er die Liste des Lieferdienstes abrief, "mal sehen, wohin sollten die Miezekätzchen gehen..." In diesem Moment traf eine Mail ein, die von Joshua war. Bei Semir traf ebenso eine ein. Es war eine Dankensmail, für die ganzen Trauerkarten, die an die Familie geschickt wurde. Ben seufzte und sah auf. Semir schüttelte kurz den Kopf und Ben konnte an dem Plinggeräusch hören, dass Semir die Mail geschlossen hatte. Ben sagte nichts, jeder Kommentar hätte nun falsch sein können! "So ich glaube ich habe da was, die Löwen hätten eigentlich an den Kölner Zoo gehen sollen...nun ja, eine Attraktion weniger!" Semir konnte, auf diesen Kommentar hin, nur die Augenbraue heben.

    "Ich fahre mal mit Lukas hin. Du kümmerst dich in der Zwischenzeit mit Annelie um den Feuerpinsel ob er schon was hat.", meinte Semir nur und atmete kurz durch. Ben nickte nur und ging dann ins Nebenbüro. Lukas schnellte an ihm vorbei, duckte sich, da Ben ihm immer gerne durch die gestylte Frisur fuhr. "So Mäuschen...dann lass uns mal zu unserem Cyborg fahren und gucken, ob er schon was hat.", meinte Ben nur. Annelie stand auf und kam dicht an ihn heran. "Was hat Semir zu der Mail gesagt? Sicher hat er doch auch eine gekriegt." Ben nickte nur resignierend. "Er ist gleich aufgesprungen und hat sich Lukas geschnappt. Ehrlich gesagt, irgendwie macht er mir Sorgen." "Er kannte Chris halt länger als wir...gib ihm einfach noch ein wenig Zeit...", meinte sie und drückte Ben einen Kuss auf die Wange. Kim Krüger, lief, räuspernd aber doch grinsend, an den Beiden vorbei. Inzwischen hatte man sich an das Liebespaar gewöhnt gehabt. Kim Krüger, hatte ihnen sogar persönlich den Segen gegeben gehabt. Es wurden schon Wetten abgegeben, wann ein Heiratsantrag gemacht wurde. "Fahren wir?", fragte Ben und Annelie nickte. "Eben, gib ihm einfach noch Zeit Ben...das wird wieder!" Ben zweifelte daran. Und Annelie sah dies genau.

    Er wies mit der Hand auf den Bildschirm seines Computers, wo ein vollständiger Handabdruck zu sehen war. „Von der Grösse her würde ich sagen der gehört Semir!“, stellte Ben fest und Hartmut nickte. „Toll du Feuerpinsel, das hilft uns gar nicht weiter“, meckerte Ben, doch Hartmut blieb, ungewohnt unbeeindruckt. „Nun wart doch ab!“, sagte er lächelnd und nahm einen Stift hervor. „Den Abdruck habe ich vom Messer genommen, dass Aischa Yanar umgebracht hatte, und rekonstruiert. Es ist der Abdruck der rechten Hand.“ „Logisch, wenn Semir Rechtshänder ist“, meinte nun Hotte ein wenig genervt und Hartmut fuhr fort. „Ja, aber Leute. Ist es so offensichtlich, dass ihr den Wald vor lauter Bäumen nicht seht?“ „Anscheinend“, erwiderte Ben genervt und Hartmut bemerkte den Blick. „Okay, sagte mir Semir nicht, dass er Vampir ist und vom Eigenanbau lebt?“ Ben horchte auf und sah sich den Handabdruck nochmals genau an. Danach umarmte er Hartmut stürmisch, packte ihn an den Schultern und rüttelte ihn kurz. „Du bist ein Genie!“, sagte er begeistert und Hartmuts Grinsen reichte beinahe bis zu den Ohren. Hotte stand da wie bestellt und nicht abgeholt. „Ich kapier‘ gar nichts, was ist los?“ Ben streckte seine rechte Handfläche aus und symbolisierte mit dem Zeigefinger der linken Hand eine Linie. „Semir hat sich an dem Wrackteil geschnitten, als wir es untersucht hatten. Die Wunde musste sogar genäht werden!“ Hotte verstand. „Natürlich! Und wenn er Aischa danach umgebracht haben soll, wie kommt es, dass keine Narbe auf dem Abdruck erkennbar ist?“ Ben nickte heftig. Wie ein kleines, begeistertes Kind. „Du sagst es! Hartmut ich könnte dich küssen.“ Der Rothaarige hob die Hände. „Lass‘ mal! Dein Dank reicht mir!“, grinste dieser und schlug mit der Faust auf die flache Hand. „Jetzt wird es ein Kinderspiel sein, den ersten Fall auch von ihm loszubekommen! Braucht zwar noch ein zwei Nachtschichten…aber egal!“ Ben winkte ab und packte Hotte am Arm. „Kauf‘ dir so viele Kaffees oder Energiedrinks wie du brauchst! Geht alles auf mich!“ Mit diesen Worten waren Hotte und Ben aus dem Labor verschwunden. Hartmut blieb zufrieden alleine zurück. „Hartmut Freund, du bist ein echtes Genie!“, lobte er sich selbst und begab sich sogleich wieder an die Arbeit.

    Die Nacht brach herein und Semir kämpfte mit der gnadenlosen Schwärze der Ohnmacht. Seine verletzte Hand zitterte und schmerzte ungemein und auch der Stromstoss, hatte seine Spuren hinterlassen. Das kalte Wasser brannte an seiner Haut und die nasse Kleidung machte ihn noch schwerer. Er begann zu husten und lachte dabei. „Super, noch ‚ne Erkältung, wieso nicht? Ich bin für alles offen!“, sagte er laut und dachte an seine Frau Andrea und die Kinder. Wieso musste es nur so weit kommen? Hätte er doch Stromer einfach umgebracht, als er die Gelegenheit dazu hatte. Doch nein, er war zu jung und hatte gezögert. Und deshalb, hatte er Stromer die lange Narbe an der Brust zu verdanken. „Ben bitte, komm dieses Mal einfach nicht zu spät. Nimm es mal genau mit der Pünktlichkeit!“

    Ben konnte sich im rechten Moment noch auffangen und setzte sich auf die Treppe. "Ben..." Hottes Stimme war voller Sorge. "Es geht gleich wieder...ich hatte nur heute noch nichts gegessen und getrunken...mein Kreislauf ist ein wenig im Eimer." Hotte klopfte Ben kurz auf die Schulter. "Warte schnell, ich hole dir eine Cola, das hilft schon ein wenig!" Hotte ging zurück ins Gefängnis und Ben schloss für einen kurzen Moment die Augen. Stromer war also noch im Gefängnis, aber, wer war der Mann der Semir entführt hatte? Sie glichen sich einem Ei dem Anderen. "Zwilinge?", dachte er laut und nahm sein Handy hervor. Er wählte eine Kurzwahl und am anderen Ende nahm Susanne ab. "Ben, was kann ich für dich tun?", fragte sie mit ihrer heller Stimme. "Susanne, finde heraus ob Stromer irgenwelche versteckte Verwandten hat. Laut Akte, soll er ja keine Geschwister haben...ich habe da aber eher einen anderen Eindruck." "Ist gut, ich werde alles dran setzten." Mit diesen Worten hängte sie auf und Ben steckte sein Hände wieder in die Hosentasche. In dem Moment kam auch Hotte zurück und überreichte Ben eine Colaflasche. "Das wird dir helfen." Ben nickte dankend und genehmigte sich einen Schluck, während Hotte sich neben ihn setzte. "Dieser Besuch im Gefängnis hat uns rein gar nichts gebracht...jedenfalls nichts, was Semir helfen könnte...", meinte Hotte, ebenfalls nun niedergeschlagen und Ben seufzte. "Dieser Stromer ist ein Genie. Ich bin mir sicher, dass dies nicht der echte Stromer ist. Jedenfalls...er...er war nicht wie der Mann von dem mir Semir erzählt hatte." Hotte sah ihn fragend an. "Semir erzählte, dass Stromer eine furchterregende Aura hat. Wenn Semir schon sagt, dass sich bei ihm alles zusammenzieht, wenn er nur an ihn denkt, da muss das doch auch ein wenig auf mich abfärben. Aber, ich hatte keine Angst vor dem Mann - nur die pure Verachtung." Hotte kratzte sich an seinem Bart. "Du meinst, dass das ein Doppelgänger ist? Der für Stromer im Knast sitzt?" Ben nickte. "Jap...und ich werde alles daran setzten, dass der echte Stromer wieder in seiner Zelle sitzt!" Ben zuckte auf, als sein Handy klingelte. Er sah auf den Display. "Hartmut?", fragte er verwundert und nahm ab.

    "Ben...ich habe etwas, was dir helfen könnte! Kannst du sofort in die KTU kommen?" Ben hörte, dass Hartmuts Stimme voller Hoffnung war. "Ja...Hotte und ich kommen sofort!" Ben hängte auf und Hotte sah ihn besorgt an. "Bist du dir sicher? Du bist noch immer so bleich?" Ben winkte ab und stand auf. "Siehst du, es geht schon wieder, dank deiner Cola. Hartmut hat was, das Semir helfen könnte!" Hotte stand auf und ging voraus. "Wieso sagst du das nicht gleich?" Ben folgte seinem Kollegen zum Wagen und gemeinsam fuhren sie in die KTU. In seinem Labor, stand der Rothaarige mit einem Lächeln im Gesicht. "Leute, dafür seid ihr mir einen riesen Gefallen schuldig!" "Lass' uns erst mal hören, was du hast", meinte Ben und Hartmut grinste. "Na dann kommt mal her!"

    "Überrascht?", fragte Stromer und schlug lässig die Beine übereinander. Ben erwiderte nichts. "Wie geht es dem guten Semir? So mit einem Doppelmord am Hals?" Ben lehnte sich an die Türe. Bloss keinen näheren Kontakt mit dem Typen, ansonsten würde er ihm den Hals umdrehen und dies trug nicht gerade zur Semirs Rettung bei. "Das sollten Sie doch am Besten wissen Stromer...", erwiderte er knapp und Stromer zuckte mit den Achseln. "Wieso, wieso sollte ich das wissen. Ich sitze hier drin. Lebenslänglich. Ich habe es nur durch das Buschtelefon mitbekommen gehabt. Wieso sollte ich dann wissen wie es ihm geht?" Ben atmete tief durch. Er durfte sich nicht provozieren lassen. "Wo waren Sie letzte Nacht?", fragte er und Stromer kreiste mit seiner Hand umher. "Na hier, wo sollte ich sonst gewesen sein?" "Gibts, dafür zeigen?", fragte Ben zurück und Stromer nickte mit einem verächtlichen Lächeln. "Natürlich, die ganzen Wächter, die ihre Nachtschicht gemacht haben." Ben rieb sich wieder über das Gesicht. Sein Bein, versuchte er so wenig wie möglich zu belasten. Er war müde, kämpfte gegen die Schmerzen und ihm war schwindelig. Die Gehirnerschütterung zeigte sich nun. "Ihnen scheint es wohl nicht so gut zu gehen?" Ben hörte deutlich den Hohn in Stromers Stimme. Bei ihm, würde er nicht viel erreichen. Er klopfte drei Mal und zeigte dem Wächter so, dass er hier fertig war. Er drehte sich um und hörte, wie Stromer sich aufrichtete. "Herr Jäger?" Ben reagierte nicht. "Versuchen Sie es nicht. Semir wird untergehen. Er wird leiden, für das was er mir angetan hat." Die Tür öffnete sich und der Wärter liess Ben hinaus, der Stromers Kommentar nicht beachtete. "Sind Sie in Ordnung? Sie sind ein wenig blass um die Nase", meinte der Wärter und Ben versuchte, seinen Kopf so wenig wie möglich zu bewegen. "Geht schon, ist mein Kollege inzwischen auch fertig?" Der Wärter nickte. "Er wartet schon unten am Eingang auf Sie!" Der Wärter führte ihn da hin und tatsächlich stand Hotte schon am Eingang. Ben bedankte sich und der Wärter ging wieder davon.

    "Und, konntest du was erreichen?", fragte Ben leise und massierte sich die Augenlider. "Nicht wirklich. Der Direktor sagt, dass die Wächter Stromer immer wieder gesehen haben. Er kann nicht geflüchtet sein...jedenfalls aus ihrer Sicht!" Ben stöhnte. "Das kann doch alles nicht wahr sein. Wir sind bei null! Bei null!" Sie liefen die Treppe zum Parkplatz hinunter. "Was sollen wir nun der Krüger sagen?" "Was weiss ich Hotte? Hoffentlich hat' sie eine rettende Idee. Ich..." Ben stützte sich auf der kleinen Mauer auf, die sich neben der Treppe befand und kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit die sich in seiner Speiseröhre bemerkbar machte. Er spürte Hottes Händen auf seinen Schultern. "Ben...alles klar?", fragte der liebliche Polizist besorgt und Ben nickte. "Gib' mir zwei Sekunden...", keuchte er doch in dem Moment verlor er den Halt unter seinen Füssen.

    "Ja kann es", erklang es dump und Semir sah, wie sich die Türe öffnete. Stromer trat herein. Allerdings, hatter er dieses Mal, keine ersichtlichen Geräte bei sich. "Ach Semir, schon am Verzweifeln? Ich hatte mehr von dir erwartet! Schliesslich, hast du ja einen Messeranschlag von mir überlebt." Semir erwiderte nichts und als Stromer näher kam, wendete er den Kopf von ihm ab. "Semir...wir sind so gute alte Freunde. Du könntest ein bisschen netter zu mir sein, findest du nicht?" Wieder keine Erwiderung. "Wie du meinst...heute werde ich lieb zu dir sein. Nur noch eine Sache", Semir hörte, wie Stromer in seiner Tasche wühlte und sah plötzlich vor sich die Klinge eines Messers. "Wie in guten alten Zeiten", sang Stromer fröhlich und sah sich Semirs Hand an. "Sieht so aus, als wärst du verletzt...oh, wo hattest du dir das denn zugezogen? Aber die Naht ist noch nicht richtig auf..." Semir hörte ein Lachen und wusste genau, was kommen würde. So schloss er bereits die Augen. "Das ist ja besser, als das, was ich vorgehabt hatte." Stromer versenkte das Messer in der Schnittwunde und riss die Fäden aus der Wunde. Semir schrie vor Schmerzen und neues, feuerheisses Blut strömte seinen Arm hinab. "Ben wird dich finden Stromer! Und dann gnade dir Gott, denn wenn es um micht geht kennt er kein Pardon! Umgekehrt wär's genau so!" Stromer grinste. "Der grosse Held und sein treues Helferlein. Mir wird gleich schlecht!" Stromer legte das Messer zurück in die Tasche. "Und nun schlaf was schönes Gerkhan...der Abend bricht ein und wir wollen ja nicht, dass du morgen schon tot bist!" Mit diesen Worten verschwand Stromer wieder und Semir fühlte sich wieder, wie der junge, hilflose Polizist, der schmerzerfüllt mit einer Stichwunde im Bauch auf dem Boden lag und hilflos auf seinen Partner warten musste.

    "Stromer ist nicht aufgebrochen...", sagte einer der Gefängniswärter überrascht, als Hotte und Ben vor ihm standen und ihn danach fragten, "ich habe ihm gerade erst das Essen gebracht! Da die Mitarbeiter der Küche sich nicht zu ihm trauen." "Können Sie mich zu ihm bringen? Ich weiss es ist spät, aber es würde mir sehr viel bedeuten!" Der Gefängniswärter nickte. "Natürlich, Sie sind befugt." Hotte sah Ben an. "Ich werde inzwischen mit dem Gefängniswärter reden.", verabschiedete er sich und verschwand. Der Gefängniswärter führte Ben zu einer Zelle in der geschlossenen Abteilung. Er öffnete das Guckloch. "Stromer, Besuch für dich!" Mit diesen Worten öffnete er die Zelle. "Bitte", sagte er und schloss die Türe hinter sich zu. Ben sah, wie ein Mann auf dem Bett lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Eine kleine Deckenlampe, beleuchtete die spärlich eingerichtete Zelle. "Sieh' an. Ben Jäger, ich hätte eigentlich früher mit Ihnen gerechnet gehabt!" Der Kopf drehte sich um und Ben sah direkt in das Gesicht, dass Semir und ihn angegriffen hatte. Aber, wie konnte das sein?

    Es wurde Abend, als Ben mit der letzten Schublade fertig war und erschöpft auf dem Boden sass. Nichts - absolut nichts hatte er gefunden. Hoffentlich hatte Hotte im oberen Stock mehr Erfolg gehabt. Als er Schritte hörte, sah er auf und tatsächlich kam der liebliche, dickliche Polizist die Treppe hinunter. "Hast du was gefunden?", fragte Hotte und somit hatten sich Bens alle Hoffnungen in Luft aufgelöst gehabt. Mit bitterer Miene schüttelte er mit dem Kopf. "Ich verstehe..." Hotte beugte sich zu Ben und hielt ihm die Hand hin. "Wir müssen zurück. Der Krüger Bericht erstatten." Ben schlug ein und liess sich von Hotte hochziehen. "Wir kommen hier nicht weiter und Stromer stellt mit Semir weiss nicht was an.", knurrte Ben und Hotte sah den Jüngeren besorgt an. "Ich weiss, aber wenn wir uns nur verbeissen und nicht Platz für andere Möglichkeiten offen lassen, können wir nie was erreichen!" Bens Blick verzerrte sich in eine entsetzte Fratze. "Willst du damit etwa sagen, dass du auch in Betracht beziehst, dass es Semir gewesen sein könnte?" Hotte schüttelte mit dem Kopf. "Um Gottes Willen nein! Ben, ich will damit sagen, dass du nur enstirnig siehst. Ich denke auch dass es Stromer war, aber ich erweitere meinen Denkhorizont, wie konnte er aus dem Gefängnis entfliehen, was hatten Aischa und Hakan damit zu tun? All' diese Fragen müssen wir uns auch stellen?" In diesem Moment klingelte Bens Handy. Er sah auf den Display und nahm ab. "Chefin was gibt es?", begrüsste er seine Anruferin. "Haben Sie Hartmuts Bericht versteckt?" Ben war ein wenig erstaunt über diese Frage. "Ja....", antwortete er knapp. "Gut, die Schrankmann hat in einer Stunde einen Besuch angekündigt. Gehen Sie in dieser Zeit zum Gefängnis, wo Stromer inhaftiert war. So bekommt die alte Fatzke nichts mit und ich kann verhindern, dass Sie noch was versauen." "Natürlich Chefin..." Mit diesen Worten hängte Ben auf und teilte Hotte mit, was Kim ihm gesagt hatte. "Gut, sieht so aus, als hätte die Frau mich erhört", sagte er mit einem Grinsen und Ben rollte mit den Augen. "Wie auch immer, lass' uns gehen..." Sie gingen aus dem Haus, liefen auf den Wagen zu und stiegen ein. Während sie fuhren, verzog Ben immer wieder das Gesicht und rieb sich über die Augenlider. "Alles in Ordnung?", fragte Hotte besorgt und Ben nickte. "Jaja, alles klar."

    Semir seufzte schwer. langsam wich der Schmerz einer unerträglichen Taubheit. Sein ganzer Körper war nicht mehr zu bewegen. Wie ein faules Stück Fleisch, hing er an seinen Fesseln und sah auf den Boden, wo sich eine kleine Wasserlache gebildet hatte. Ausserdem konnte er kleine, rote Punkte sehen. Als er nach oben sah, erblickte er den Verband um seine verletzte Hand. Dieser hing wie eine schlaffe Liane herunter und Semirs Lebenssaft floss den Arm hinab. "Super, die Naht ist aufgebrochen...", nach diesem Satz lächelte Semir leise, "kann es denn noch Schlimmer werden?"

    Zitat

    „Ja sicher….er wird sicher in Ohnmacht fallen, wenn er dich so in der Kirche sieht….“

    Hoffen wir es mal nicht :D Das wäre sonst was. *Handycam hervorkram* Aha, also noch einen spannenden Fall dazu, eli ich wusste du würdest mich nicht enttäuschen ^^ Einfach klasse, freu mich auf mehr

    Ich fand diese Folge bis jetzt am besten von dieser Staffel,auch wenn sich viel wiederholt.Nach so vielen Jahren Cobra11 ist das ja auch nicht verwunderlich.Ein paar schöne Fangeschichten von Elli oder Jenny zu verfilmen wäre mal was Neues.Axel Stein hat mir sehr gut gefallen,hätte ihm diese Rolle garnicht zugetraut.Andrea vermisse ich auch sehr,könnte ruhig mal auftauchen mit den Kindern.Die Chefin ist für meinen Geschmack zu jung.Aber sonst hab ich nichts zu meckern. :)

    Christophers hast du vergessen Sili ;). Ich wollte mich mal an dieser Stelle bedanken, für die ganzen "Aufforderungen" von euch bezüglich meiner Stories. Ich fühle mich natürlich sehr geehrt. :) Allerdings, ich bin total zufrieden mit den Folgen und diese sind ja auch pure Inspiration. Und eben, wie du gesagt hast, nach über einem Jahrzent kann es gut mal vorkommen, dass sich einiges wiederholt, und das ist nicht nur bei C11 der Fall. Die Leute haben gute Schreiber - das muss man hier mal anmerken :)
    Trotzdem. Vielen, lieben Dank für das Lob