Semir konnte einen Blick auf seine Armbanduhr erhaschen und schluckte. Zehn vor Sechs. Die Zeit war schnell vergangen. Noch immer zitterte er am ganzen Leibe. Das Fieber zerrte an seinen Kräften. Die Türe ging auf und Stromer trat ein. Sein Haupt war hoch und die Nase berührte beinahe die Decke. "So...ich habe den Wagen deines Kumpels anfahren sehen. Gehen wir." Stromer hatte einen Schlüssel in der einten Hand, in der anderen trug er eine Waffe. Er löste die Fessel aber nur so, dass Semir frei von dem Rohr war, an dem er gekettet war. Sofot ging Semir in die Knie. Sein Atem ging schnell und unregelmässig. "Los, auf!" Stromer zog Semir an dem Arm hoch, wo er sich die Hand verletzt hatte, die inzwischen taub war. Der Schmerz hatte sich in den Arm selbst verlagert. So stiess der Deutschtürke einen spitzen Schrei aus. "Jammer nicht", zischte Stromer und stiess Semir voraus ,der immer wieder auf den dreckigen Boden fiel und sich so noch die Knie aufschürfte. "Seit wann so ein Schwächling, Semir! Dein Freund wird bald da sein, also lauf!" In diesem Moment blieb Semir stehen. "Was, wenn ich es nicht tue?", fragte er und Stromer liess sich nicht provozieren. "Der älteste Trick Gerkhan. Du bist nun auf meiner Seite...denke dran, im Auge des Gesetzes bist du nun ein Verbrecher, also gelten hier meine Regeln!" Er trat mit dem Fuss in Semirs Rücken und dieser fiel mit einem grellenden Schrei wieder auf den Boden. Ein stechender Schmerz ging durch seine Wirbelsäule. "Wenn du nicht willst, dass dein Wirbelsäule in zwei ist, laufst du lieber weiter!" Semir richtete sich zitternd auf. "Nein...ich lasse Ben nicht ins offene Messer laufen!" Stromer lachte. "Dafür ist es jetzt schon zu spät!" Stromer öffnete eine Türe die zu einer grossen Abstellhalle führte. Diese war leer. Doch Semir sah, wie die Türe auf der anderen Seite aufging und die Silhouette Bens erkennbar wurde. Semir schüttelte mit dem Kopf, presste die Lippen zusammen und sank sein Haupt. Er wollte nicht, dass Ben sah, wie Tränen an seinen Wangen herunterliefen.
"Sie sind tatsächlich gekommen", meinte Stromer grinsend. Nun trat Ben ins schwache Licht und nickte. "Ich lasse meine Freunde nie im Stich", erwiderte Ben leise und sah zu Semir, dessen Gesicht er nicht sehen konnte, doch aufgrund der bebenden Schulter sah er, dass sein Partner weinte. "Ich bin hier, also lassen Sie Semir frei.." Auf Bens Satz hin lachte Stromer diabolisch. "Zuerst, die Waffe her, ich weiss, dass Sie eine tragen!" Ben zog aus seinem Schulterhalfter seine Dienstwaffe, legte sie auf den Boden und stiess sie zu Stromer. "Danke sehr", meinte Stromer, hob die Waffe und Semir hörte, wie ein Schuss ging. Als er seinen Kopf hob sah er, wie Ben tödlich getroffen zu Boden ging.