Beiträge von jenni

    Ich hätte ehrlich gesagt auch mit schlimmerem gerechnet ;)
    Man, sogar wenn einer 'nen Gipsarm hat schaffen die Beiden es trotzdem noch, den Wagen zu schrotten. Hey ey ey...
    Supi Dupi Chris, freu mich auf mehr! :thumbup:

    Noelle trat in den hellen, sterilen Raum und sah sich um. Bis auf ein Bett, war dieser Saal leer und sie schritt sofort zu Ben. Dieser lag, noch bleich, im Bett und wurde durch eine Transfusion mit Blut versorgt. Ansonsten, war von den unheimlichen Geräten die sie aus all den amerikanischen und deutschen Filmen kannte, nichts zu sehen. Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich. Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, nahm sie zart seine Hand und strich gleichzeitig durchs Haar. Sie wusste, dass er dies nicht falsch verstehen würde, wenn er aufwachte, denn er kannte sie und akzeptierte sie so wie sie war. Die ganze deutsche Autobahnpolizei konnte das, wieso, hatte dies ihr Umfeld nicht gekonnt? Wieder spürte sie die Tränen aufkommen und schluchzte kurz. Noch nie, hatte sie so viel geweint. Jede einzelne Träne war wie ein Dolchstoss in ihrem Herzen.
    Sie erschrak, als sich der Druck um ihre Hand stärkte und sah, wie Bens Finger die ihren umschlossen. Sie widmete sich sofort seinem Gesicht, wo die Augenlider flackerten und sich langsam öffneten. "Ben...?", fragte sie freudig und der Kopf neigte sich in ihre Richtung. "Noelle...", flüsterte dieser, anscheinend im Klaren, wo er war. "Sie verrückter 'und, Sie 'ätten schterben können!", sagte Noelle direkt und mit weinerlicher Stimme. Ben reagierte zunächst nicht, sondern zwinkerte ein paar Mal mit den Augen, um sich an das Licht zu gewöhnen. "Sie sind im Marienkrankenhaus...zumindest hat man mir gesagt, dass es so 'eisst..." Ben fühlte sich benebelt. Wahrscheinlich die Schmerzmittel, dachte er. Denn er konnte sich noch gut daran erinnern, wie die Kugel seinen Unterleib durchbohrt hatte. Danach, war alles schwarz. "Dein...?" Noelle verstand. "Mort...", antwortete sie leise und strich sich mit der Hand, mit der sie noch über Bens Haar gestrichen hatte, die Tränen aus den Augen.


    Ben versuchte sich zitternd aufzurichten, doch er schaffte es nicht. Er bat sie, sich zu ihm zu beugen. Danach umarmte er sie und sie war dankbar dafür. "Ich wünschte, du müsstest nicht so leiden, wie ich nun..." Die Worte des Autobahnpolizisten waren leise und langsam ausgesprochen worden. Noelle wusste genau, worauf er ansprach. "Es ist nischt eure Schuld...aber Ben...wie...wie soll ich dass nun schaffen? Wie soll isch darüber hinwegkommen?" Ben sah sie mit einem Lächeln an. "Das ist eine lange Geschichte...und ich denke, du solltest doch mal deine Heimreise antreten?" Seit langem, erwiderte die Schweizerin nun das Lächeln und rückte näher an das Bett. "Isch 'abe Zeit...", sagte sie und strich Ben über die Hand. Dieser schmunzelte - begann dann aber die Geschichte zu erzählen und teilte sie nun mit jemandem mit dem er wusste, dass sie genauso gelitten hatte. Und wahrscheinlich würde dieses Gespräch helfen, endlich, mit diesem Kapitel abschliessen zu können.


    ENDE

    Als die beiden Frauen im Krankenhaus ankamen, rannten sie auf den Empfang zu. Die Krankenschwester erschrak und sah sie entgeistert an. "Ich darf doch bitten!", sagte sie entrüstet und Noelle klatschte die Hände zusammen. "Verzeihen Sie, wir suschen Ben Jäger..." Die Schwester wusste genau, wovon sie sprachen. "Er ist noch im Op. Ihr Kollege sitzt im Warteraum. Bitte, begeben Sie sich auch dort hin!" Kim Krüger nickte und bat Noelle, sie zu begleiten. Sie liefen gemeinsam zum Warteraum, wo Semir auf einem Stuhl sass, die Ellbogen auf den Knie gebettet hatte und mit den Händen sich immer wieder übers Gesicht fuhr. Er sah auf, als sich die Türe öffnete und stand beim Anblick seiner Chefin auf. "Und?", fragte diese direkt und Semir räusperte sich. "Die Ärzte denken, dass er durchkommen wird. Es war ein glatter Durchschuss und anscheinend wurden keine Organe verletzt. Genaueres, wollen Sie natürlich erst nach der Operation sagen!" Noelle fuhr sich durchs Haar und lief wie ein räudiger Hund durch den Saal, bis sie auf einmal gegen die Wand trat. "Hätte isch dosch besser aufgepasst!", zischte sie und Tränen flossen aus ihren schon verweinten Augen. Sie krallte sich mit einer Hand am Kopf fest, mit der Anderen, hielt sie sich an der Wand fest. Ihr Mund verzog sich bei jedem Schluchzer und Kim Krüger wollte auf sie zugehen, als Semir sie aufhielt. Er übernahm dies und kniete zu ihr runter. "Alles wird gut...der Arzt hat doch gesagt, er wird durchkommen!" "Trotzdem ist alles meine Schuld", schniefte sie und konnte sich nicht beruhigen. Alles fiel über sie ein. Die Begrabung, die Tatsache, dass die Beiden Männer, denen sie so vertruat hatte, sie so gehasst hatten, schlug ihr dermassen aufs Gemüt. Sie wollte sich nur noch in ein tiefes Loch begeben. Wäre sie doch im Grabe gestorben.


    In diesem Moment ging die Türe auf und ein junger, schneidiger Arzt kam in den Saal. Geradewegs ging er auf die Gruppe zu, dass sich niemand sonst in diesem Wartesaal befand. "Herr Gerkhan?" Semir nickte und stand auf. Sie gaben sich kurz die Hand. Auch Noelle erhob sich und rieb sich immer wieder mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. "Wie geht es meinem Partner?", wollte der Deutschtürke wissen und sah den Doktor erwartungsvoll an. "Wie schon gesagt, er hatte riesiges Glück. Die Kugel hat eine Niere verfehlt und den Hüftknochen gestreift, aber nicht ernsthaft. Der Schock war beiweitem schlimmer. Er ist gerade im Aufwachraum, wenn Sie wollen..." Semir nickte, hielt dann aber inne. Er sah zu Noelle und lächelte. "Noelle?", er wies zum Doktor und Noelle zeigte auf sich. "Isch...aber..." "Ich denke...er wird sich freuen zu sehen, dass es dir gutgeht!" Noelle nickte zögerlich und folgte dem Arzt, während Kim Krüger sich neben Semir stellte, die Arme verschränkte und grinste. "Aller Achtunt, dass Sie jemandem den Vortritt lassen..." Semir erwiderte das Lächeln. "Tja wissen Sie, manchmal, muss man auch Nein sagen können. Ausserdem, braucht sie Ben momentan viel mehr als Ben mich. Sie hat viel schlimmeres durchgemacht!"

    Semir vernahm die Schüsse, als er gerade den Gefangenen in einen Streifenwagen setzte. "Hoffentlisch hat es sie erwischt!", zischte Heden und Semir sah verachtungsvoll auf ihn herunter. "Schafft ihn weg", sagte er knapp und rannte zum Zugwagon zurück, wo Noelle, Ben stützend, aus diesem kam und Semir hilfesuchend ansah. Ben war kaum mein Bewusstsein und Semir erblickte das Blut, dass von einer Wunde im Unterleib, das am rechten Bein herunterlief und die Jeans benetzte. "Ben", stiess er knapp aus und in diesem Moment kam auch Kim Krüger dazu und sah dieses Szenario. "Wir brauchen sofort einen Krankenwagen!", schrie sie und ein uniformieter Polizist nickte.
    Noelle legte Ben flach auf den Boden und strich ihm das vor Schweiss triefende Haar aus dem Gesicht. Semir kniete sich in windeseile neben sie und keuchte dabei entsetzlich. "Was ist passiert?", fragte er und Noelle griff sich an den Kopf, dabei gelangte Bens Blut an ihre Wangen. "Es...isch hatte nischt aufgepasst und da...", stockte sie hervor, doch Semir begriff. Er zog sofort seinen Pullover aus und presste ihn auf Bens Wunde. "Noelle...wie ist sein Puls?", fragte er doch Noelle sass daneben, zusammengesackt wie eine Marionette, dessen Schnüre man abgeschnutten hatte. "NOELLE!", sagte er harsch und nun erst reagierte sie. Er wiederholte seinen Befehl und sogleich fühlte Noelle den Puls. "Er ist nosch da." Sie zog ihre Lederjacke aus und bettete sie unter Bens Kopf. "Bitte...Ben...", flehte sie und gab ihm keine Klapse auf die Wange. "Nischt schterben..." Das Heulen von Sirenen war zu vernehmen und ein Krankenwagen fuhr vor. Die Ärzte stürmten aus dem Wagen und kamen auf die kleine Gruppe zu. Sie baten Noelle und Semir, sich von Ben zu entfernen. Sie legten dem jungen Kommissaren einen Zugang für eine Infusion und einer der Sanitäter schloss eine Nasenkanüle an einem Sauerstoffgerät an. Semir sah kurz zu Noelle, die die Hände vor dem Mund geschlagen hatte.


    Bens Shirt wurde aufgeschnitten. Man legte eine Gaze auf seine Wunde und klebte diese mit Klebestreifen für Verbände fest. "Alles klar, sein Kreislauf ist stabil", konnte Semir vom Notarzt vernehmen, "auf die Trage, los! Auf drei!" Der Arzt zählte den Countdown herunter und sogleich hoben ein paar Sanitäter Ben auf die Trage. Seine Beine wurden mit einer Decke zugedeckt, doch die Wunde musste atmen. "Wir können jemanden mitnehmen!", sagte der Arzt und Noelle nickte Semir zu. "Gehen Sie, isch folge Ihnen mit meinem Motorrad." Semir nickte dankend und als er in den Krankenwagen stieg, fragte Noelle nach dem Namen des Krankenhauses. "Wir verlegen ihn ins Marien, dass ist am schnellsten!" Die Türen wurden geschlossen und der Wagen fuhr davon. Noelle sah Kim fragend an. "Fahren Sie mir mit dem Wagen hinterher", befahl sie und Noelle nickte.

    Noelle spürte feuerheisses Blut, dass ihre Wange benetzte, rührte sich dennoch nicht. Denn es war nicht sie, sondern ihr Vorgesetzter, der getroffen an der Schulter, zu Boden ging. Bewusstlos blieb er liegen. "Auf den Boden Heden!", schrie Semir, aus dessen Waffenmündung es noch leicht rauchte. Heden ging langsam zu Boden und sah seine Tochter mit grossen Augen an. "Du glaubst dosch nischt", sagte sie leise, "dass isch misch in eine solsche grosse Gefahr begebe, ohne einen Plan zu haben. Heden spürte, wie seine Hände gepackt wurden und mit Handschellen gefesselt waren. Es war Ben, der hinter ihm aufgetaucht war. Zusammen mit Semir, hatte er sich im Zug versteckt und Beide hatten auf den richtigen Augenblick gewartet. Ben nickte zu Semir und dieser verstand. "Gerald Heden, wir verhaften Sie des Serienmordes an 5 Personen und des versuchten Mordes an einer Person, sowie einer Geiselnahme und Körperverletzung!" Ben stemmte ihn hoch und reichte ihn an Semir. "Den, nehme ich gerne an mich", sagte er und drückte Heden, der nicht viel grösser war als er, nach vorne. Noelle hingegen, fesselte ihren Vorgesetzten mit einer Handschelle an einem der Sitze fest und sah sich kurz die Wunde, an der Schulter an. "Der klassische Durschschuss", murmelte sie und stand auf. Ben sah sie an. "Alles okay?", krächzte er und sie schüttelte mit dem Kopf. "Nischts ist in Ordnung. Mein Vater und mein Schef wollten misch umbringen. Die zwei einzigen Männer, denen isch vertraut hatte..." Sie senkte ihren Kopf, doch Ben konnte deutlich die Tränen sehen, die ihren Weg aus den Augen über die Wangen bahnten. Ben ging auf sie zu und umarmte sie. Sie war froh um diese Geste denn sie wusste, dass dieser Mann sie einigermassen verstand. Zwar wurde er nicht von einem Verwandten begraben, doch auch er konnte nur in letzter Sekunde gerettet werden. "Was machen wir mit ihm?", fragte Ben leise und Noelle sah nach draussen. "Die Sanitäter kommen sischer bald", sie strich sich eine Träne aus dem Auge, "wir sind hier fertisch." Sie ging voraus, doch sah sie nicht, wie ihr Vorgesetzer es schaffte, nach der Waffe zu greifen, die Gerald Heden fallen gelassen hatte.


    Ben sah sich nocheinmal um und seine Augen weiteten sich als er sah, dass der Mann auf Noelle zielte und im Stande war, abzudrücken. "NOELLE!", schrie er auf einmal mit klarer Stimme und stellte sich vor sie, um abzufeuern. Er spannte seinen Finger um den Hahn und drückte ab. Doch auch sein Gegner schoss, und somit waren zwei Schüsse zu hören.
    Noelle hatte sich in dem Moment umgedreht, als Bens Körpr nach hinten zuckte und eine Blutfontäne aus dem Unterleib schoss. Sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt, doch gab er keinen Laut von sich. "NEIN", schrie sie und konnte ihn auffangen, bevor er zu Boden fiel, in dem Moment sah sie auch, wie der Körper ihres Vorgesetzten nach vorne viel und am Hinterkopf ein extremes Loch ragte. Er war tot.

    Gerald Heden rannte mit seinem Partner Richtung Bahnhof, sie mussten so schnell wie möglich weg. Sie hatten sich auf einer Bank Geld abgehoben und wollten nun den nächsten Zug für in die Schweiz erwischen. Die Frau am Schalter gab ihnen auch sofort ein Ticket und sie stiegen in den Zug, sahen aber dabei nicht, wie diese ein Funkgerät herausholte. "Es geht los", sagte sie und rückte ihre braunen Locken zurecht, "Jäger, Gerkhan, Noelle, auf Position!" "Verstanden Chefin", kam die Antwort und die Konversation wurde beendet.
    Gerald betrat den Zug und der Wagon, in den er stieg, war leer. Keine Menschenseele war in diesem Wagon. Doch er begriff zu spät, als er nach draussen wollte, sich umdrehte, blickte er direkt in den Lauf einer Waffe und in die eiskalten Augen seiner Tochter. "Wohin des Weges?", fragte sie und er sah, wie sich der Zug abkopelte und davonfuhr. "Man hat disch also gefunden", sagte er und hob die Hände. Annelie durchsuchte ihn, warf die Waffe weg, die er bei sich trug und hielt dabei ihre Pistole immer zwischen die Augen gerichtet. Als sie sich wieder aufrichtete, spürte sie kaltes Metall an ihrem Hinterkopf und ihr Vater lächelte. "Mein Partner lässt mich nie im Stisch...", sagte er und Noelle bewegte sich nicht. "Willst du nischt wissen wer es ist?" Noelle biss sich auf die Unterlippe, nahm ihre Waffe aber nicht runter. "Nein...weil isch es schon weiss...nur frage isch misch, wie mein eigener Schef sisch so blosstellen lässt." Sie spürte die Aura von ihm hinter sich, wie er den Hahn spannte. "Du warst einfach langsam im Weg Noelle. Du warst zu perfekt. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bist du herausgefunden hättest, dass ich Gelder unterschlage und unfähiges Personal anstelle, aufgrund einer guten Bezahlung! Also haben dein Vater und ich ein paar Leute aus dem Weg geräumt, die nicht wichtig sind - da wir ein gemeinsames Ziel hatten!"


    Noelle schnaubte. "Ihr wolltet misch loswerden. Ihr hattet das mit dem Hotel organisiert und ihr wusstet, dass isch einen kranken Polizisten niemals dieser Qual ausgesetzt hätte!" "Scharfsinnisch wie immer", sagte ihr Vater und Noelle hörte, wie sich der Hahn weiter spannte. "Und nun maschst du hier einen auf Draufgängerin, keine gute Idee..." Noelles Vorgesetzter lächelte. "Allerdings...ich glaube, wir beenden die Sache langsam. Noelle, war nett dich gekannt zu haben!" In diesem Moment fiel ein Schuss.

    Es wurde eine Videobotschaft gezeigt. Zwei maskierte Männer, standen neben einer Geisel, die Lukas zu gut kannte. "Scheisse...", stiess er hervor und Kim Krüger sah ihn verwirrt an. "Wer ist das?", fragte sie und Lukas atmete tief durch. "Das ist Daniel Meier, er ist ein BKA-Beamter und im Irak tätig!" Die Augen der Chefin der Autobahnpolizei weiteten sich. "Bitte?" Lukas schluckte tief. Als er mit Reden ansetzen wollte, begann eine Off-Stimme mit starkem Akzent zu sprechen. "Wir sind die "roten Haie", Meier hat einen von uns genommen. Das dulden wir nicht. Wir wollen ihn zurück. Wir haben alle Eingänge dieser Aula versperrt, sollte jemand nur eindringen wollen, wird jemand erschossen! Das meinen wir ernst! In diesem Moment hielt eine der Männer seine Waffe an Meiers Kopf und drückte ab. Der Kopf des Beamten kippte zur Seite und tödlich getroffen ging er zu Boden. Kim Krüger stiess einen undefinierbaren Laut aus und Lukas schloss für eine kurze Zeit die Augen. "Wir müssen die Arbeiten sofort stoppen!", schrie Kim Krüger und sah zu Hotte Herzberger, der sie begleitet hatte. "Rufen Sie sofort alle zurück! Sie sollen sich nicht nähern!" Hotte nickte und rannte aus dem Pavillon. Lukas nahm sein Handy hervor und wählte eine bestimmte Nummer. Nur diese Person, konnte ihm helfen.


    Ivan öffnete langsam seine Augen und erkannte, wie Ben den Gewehrlauf nach oben gedrück hielt und unter dieser Anstrengung zitterte. Denn sein Gegner, drückte heftig den Lauf gegen Bens Körper. "Du verdammter Miskerl", zischte der Vermummte, doch Ben gab nicht nach. Er trat seinem Gegner in den Magen und dieser liess vor Schreck seine Waffe los. Ben packte sie und richtete sie gegen ihn. "Noch so was, und ich ramme dir das Ding in deinen Arsch!" Der Maskierte begann zu zittern, doch als er das Entsichern der anderen Gewehre hörte, stürzte er sich gegen Ben und dieser fiel ausser Atem auf den Boden, sofort wurde er entwaffnet. "Noch so was", wiederholte ein Anderer Maskierter, "und wir legen den Schwerverletzten sofort um, du hast die Wahl." Ben keuchte und hielt sich die Seite, wahrscheinlich war eine Rippe in Leidenschaft gezogen worden. Er verzog das Gesicht und musste zuerst zu Atem kommen. Ivan blieb bei Semir und hielt das Tuch um den Fremdkörper gepresst, denn nachdem Ben ihn gerettet hatte, kämpfte der Deuschtürke bereits wieder mit der Ohnmacht. "Sie müssen wach bleiben", sagte Ivan und tröpfelte Semir ein wenig Wasser auf die Lippen. Doch dieser war wie in ein Delirium gefallen und der Junge wusste, der Alptraum, hatte gerade erst begonnen.

    Hotte zuckte kurz, als er mit seiner Schaufel gegen was stiess. Wie bei den Anderen, lief ihm der Schweiss von der Stirn und er keuchte unter der grossen Anstrengung. "Leute!", sagte er laut und deutete an, dass er etwas hatte. "Sofort die Schaufel weg", sagte Semir und in diesem Moment beugte sich Ben schon über die glitzernde Fläche, die unter Hottes Loch zum vorschein kam, als er die Schaufel wegzog. Er fuhr mit der nackten Hand über die Erde und eine Glasplatte wurde sichtbar. Doch es war nur Sand zu sehen. Er sah zu Semir und dieser nickte. Sie tasteten den Rand ab und der Deutschtürke fand eine Öffnung, er klappte sie hoch und Ben griff sofort in den Sand, zerquetschte die Spinnen vor Wut, wo er Noelles Lederjacke erwischte und sie aus den feinen Steinchen herausziehen konnte. Die junge Frau war bewusstlos und sofort trug Ben sie an eine flache Stelle und beugte sich über ihre Nase. "Sie atmet nicht", flüsterte er und Semir drehte sie sofort in die stabilden Seitenlage. Er klopfte ihr auf den Rücken. "Komm schon", zischte Semir, doch die Frau tat keinen Atemzug. Dem Autobahnpolizisten lief der Schweiss von der Stirn und Ben versuchte ihm zu helfen, in dem er mit den Fingern Noelles Atemwege freimachte. Er kratze den Sand aus der Luftröhre und dem Mund. Als Semir noch einmal zuschlug, zuckte Noelles Körper nach vorne und sie begann zu husten und zu weinen. Sie suchte jemanden zum halten und die beiden Autobahnpolizisten kamen ihr sofort zu Hilfe. Natürlich krallte sie sich an Ben, doch nickte sie auch dankend zu Semir und dieser keuchte erleichtert. Auch Hotte und Dieter klatschten sich vor Freude die Hände und in diesem Moment, vernahmen sie das Heulen vom Krankenwagen.


    "Alles wieder gut?", fragte Semir, als sie auf dem Rand des Hecks seines Wagens sass und eine Tasse Tee trank, die ihr ein Sanitäter gegeben hatte. Sie nickte leicht. Die Wunde an der Stirn, die von einem Schlag kam, wurde mit einem Pflaster abgedeckt und die Spinnenbisse wurden versorgt. Sie sah auf, als Ben auf sie zukam. "Je suis desolée...", murmelte sie und Semir sah Ben fragend an. Dieser winkte zunächst ab und wies dann auf seinen Hals. "Sie können nischt mehr spreschen?" Semir übernahm das Wort. "Es hat sich in eine Bronchitis umgewandelt...Noelle, haben Sie gesehen, wer Sie eingesperrt hat? Wer Ihnen das angetan hat!" In diesem Moment krallte Noelle ihre Finger um die dünnglasige Tasse, bis diese zersprang und Ben und Semir leicht zurückwichen. Blut floss von einer Schnittwunde an der linken Hand ihren Arm hinunter und tropfte in die trockene Erde. "Das war mein missratender Vater!", zischte sie und sah die Beiden mit einem teuflischen Blick an, "Und isch will ihm das heimzahlen!"

    10, Kapitel Max


    "Gratuliere Herr Prahl, ich kann Sie offiziell als Krebsfrei einstufen!" Mit Freuden nahm Max Prahl, ein junger Journalist, den Handschlag seines Arztes an sich und lächelte dabei erleichtert. Eine lange Aufenthaltszeit im Krankenhaus war nun vorbei. Der Darmkrebs war endgültig besiegt. Er war wieder ein gesunder Mensch. "Und bitte, ich sage das wirklich in aller Freundlichkeit, kommen Sie nicht so schnell wieder!" Max lachte auf den Satz des Arztes hin und nickte. "Natürlich, ich hab's ehrlich gesagt auch nicht vor!" Er stand auf und sie gaben sich nochmals die Hand, bevor Max das Büro des Arztes verliess. Nun eine Zigarette, dachte er sich, solange hatte er keine mehr gehabt. Zur Feier des Tages, würde er sich nun eine gönnen. Er ging auf die Terrasse des Krankenhauses, die so gut wie leer war, bis auf eine junge Frau, die am Telefon sass und impulsiv mit jemanden telefonierte. "Ja Semir...wirklich, Lähmungserscheinungen", sagte sie besorgt und Max sah auf ihrer Stirn tiefe Falten. Aber es war ja nicht sein Problem. Er kramte sein Zigarettenpäckchen hervor und zog eine der Glimmstengel hervor, steckte sie in den Mund und suchte nach seinem Feuerzeug. Sein Feuerzeug! Er fand es nicht. "Na super", nuschelte er und sah, dass die junge Dame mit einer Zigarette in der Hand rumfuchtelte. Was für ein glücklicher Zufall! Er ging zu ihr und tippte sie kurz an, sie sah ihn fragend an, versuchte dabei, die Angst, die er in ihrer Stimme gehört hatte, zu überspielen. Er deutete ein Feuerzeug an und sie verstand. Sie reichte ihm ihr gifgrünes Tankstellenfeuerzeug und er bedankte sich. "Wie bitte, nur fünf Stunden, und der Typ will nicht drauf eingehen?" Max zündete seine Zigarette an und horchte auf, als sie diese fünf Stunden erwähnt hatte. "Wie...und dieser Typ von der BP lässt sich nicht umstimmen?" Max tat so, als hätte er das nicht gehört, gab ihr das Feuerzeug zurück und sah, wie sie ihre Zigarette ausdrückte. "Meinetwegen, ich bin gleich bei euch! Lukas ist sowieso noch in der Untersuchung!"


    Als sie an ihm vorbei ging sah er ihre Waffe ihm Halfter. War dieses zarte Wesen eine Polizistin? Sein journalistischer Spürsinn war erweckt. Ein Lukas würde sich also hier im Krankenhaus befinden, seine Gelegenheit! Er rauchte seine Zigarette fertig und schlich sich dann im Krankenhaus umher, um die passende Gelegenheit zu bekommen. Von den Explosionen hatte er gehört, die der BP schadeten, dazu noch die Ölkriese. Die Story wäre perfekt. Er musste angreifen. Eine junge Schwester rannte an ihm vorbei und wurde von einer älteren Arbeitskollegin aufgehalten. "Mädchen ich brauch dich", sagte sie, "Untersuchungsraum 203, Lukas Steiner." Sie nickte und lief ihr hinterher. "Ausgezeichnet", murmelte Max und rieb sich die Hände.

    Ich muss Elli recht geben Chris - das war ja mal nur ein Fünkchen Licht in dieser dunklen Sache. Ein kleines furzendes Licht :P
    Da müssen wir einfach mehr erfahren. Was ist da bloss los - und wir wollen Action! :thumbup:
    Ich freu' mich auf mehr!

    Mit Entsetzen mussten die Drei Männer sehen, wie Noelle die Waffen unter ihren Kieferknochen gepresst hatte und ihr dabei die Tränen über die Augen liefen. "Tu es nicht!", krächzte Ben und grif dabei den Bildschirm von Hartmuts Laptopt und der gab ein entrüstetes "Hey", von sich. Er klackerte wie wild auf den Tasten herum. Eine Landkarte erschien und wie wild begann ein Kreis zu blinken. "Der Typ muss mit ihr sprechen. Ich kann ihn durch das Bluetooth der Sprechanlage verfolgen und da weiss ich wo Noelle ist." Der Kreis wurde immer ruhiger und landete in einem abgelegenen Industriegebiet. "Das kenn' ich", stiess Semir hervor und packte seine Jacke. Er winkte Ben zu sich und dieser sah noch kurz zu Hartmut. "Kannst du versuchen..." In diesem Moment starb seine Stimme und Hartmut nickte. "Ich weiss Ben. Ich werde mich einklinken. Ich werde versuchen, das Mädchen davon abzubringen!" Ben klatschte die Hände zusammen als Zeichen des Dankes und rannte Semir hinterher. Dieser sprang in seinen silbernen Bmw und wartete nur noch auf seinen Partner, bevor er sein Handy schnappte. Er rief ein SEK-Team und informierte die Krüger hastig über den Stand der Dinge. "Alles klar", sagte diese dann, "ich werde nachkommen. Holen Sie die Kleine da raus!" Schon in selbem Moment hörten die Beiden das Heulen von Sirenen hinter sich. Dieter und Hotte, kamen ihnen hinterher und gemeinsam fuhren sie zu dem Gelände. Ben holte sein Handy hervor, wo Hartmut eine Verbindung mit der Karte hergestellt hatte, er winkte die Leute den richtigen Weg entlang und sie ranten in ein altes Fabrikgebäude. Semir wies auf eine Stelle, wo die Erde umgegraben wurde. Sie wirkte dunkler wie die restliche, die schon durch den einsamen Verfall des Gebäudes vertrocknete. "Da muss sie sein!" Dieter reichte den Beiden Schaufeln, die er mitgenommen hatte. Semir sah einen Schreibtisch, der erst vor kurzem verlassen wurde. Ben tippte ihn an und wies auf ein Rohr. Der Deutschtürke verstand sofort.


    Noelle wollte abdrücken, als eine dumpfe Stimme ihr Gehör erreichte. Träumte sie? "Tu's nicht Noelle!", schrie eine bekannte Stimme und sie liess die Waffe fallen. Der Sand hatte inzwischen schon ihren ganzen Körper eingedeckt, nur noch ihr Kopf ragte raus. "Helfen Sie mir!", schrie sie verzweifelt. "Keine Sorge Kleines", kam es nun von jemand anderem, "gleich bist du draussen!" Noelle schloss die Augen, und liess den Dingen seinen Lauf.
    Semir und die Anderen und gruben mit voller Kraft. In dieser Zeit begann der Sand, Noelle immer weiter zu vergraben und in sich zu nehmen. Immer wieder musste sich die Schweizerin nach oben stemmen, um noch ein wenig Luft zu holen. Einige Sandkörner fanden ihren Weg durch die Luftröhre und Noelle hustete immer wieder, bis ihre Kraft endgültig zuende war und sie sich fallen liess, in die unbarmherzige Schwärze, die sie einholte.

    Och Eli...*voller Enttäuschung Taschentücher wegschmeiss* :D
    Nun gut, Aida ist nichts passiert. Gut für mich :) Aber das wird immer suspekter. Mal sehen, was noch kommt.


    Freu mich auf meehr! :thumbup:

    "Was meinst du damit?", fragte Semir und richtete sich auf, in diesem Moment zog ein fürchterlicher Schmerz durch seinen Oberkörper und er konnte einen Blick auf seinen Bauch werfen. Sofort verschwand die Farbe aus seinem Gesicht. "Scheisse...", flüsterte er und Ben nickte, beugte sich über ihn und lächelte. "Alles wird gut Semir, glaub mir...wir kommen hier raus!" Er wusch nochmals seine Hände mit dem Wasser. "Und du bist?" Der Junge sah Semir an. "Ich heisse Ivan", sagte er und Semir lächelte ihm kurz. "Gut dass du da bist Ivan. Sehr mutig von dir", er nickte leicht zu Ben, der auch nun den Stoffetzen, den er von seiner Jacke abgerissen hatte, in Wasser tränkte, "der käme ohne Hilfe nicht zurecht!" Ben gab einen leisen Lacher von sich und Ivan hatte für kurze Zeit seine Angst vergessen gehabt. Semir legte sich wieder hin und atmete tief durch. Sein ganzer Körper fühlte sich wie Blei an. "Das wird nun weh tun Partner!" Semir erstarrte. "Du willst mir doch etwa nicht die Stange rausziehen oder?" "Für wie bescheuert hälst du mich?", fragte Ben zurück und schüttelte mit dem Kopf, "Nein, ich werde nur versuchen, die Blutung zu stoppen." Er legte den Stoff um den Fremdkörper in Semirs Unterleib und drückte leicht zu. Semir zitterte kurz auf und gab ein leises Wimmern von sich. "Was machst du da?" Ein anderer Maskierte kam auf die Drei zu und richtete die Waffe auf sie. "Wir sorgen nur dafür, dass nicht noch weitere Menschen sterben!", gab Ben von sich und Ivan riss seine Augen auf. Er wollte nicht, dass dieser Polizist schon wieder geschlagen wurde. Er stellte sich vor Ben und sah den Maskierten mit angsterfüllten Augen an. "Tun Sie ihm nichts, bitte!" Ben staunte nicht schlecht. Auch Semir, konnte durch den Nebelschleier seines Schmerzes erkennen, was der Junge da gerade tat. "Bist du verrückt Kleiner, geh zur Seite!" Er drückte mit dem Gewehrlauf Ivan zu Boden. Staub wirbelte auf und der Junge weinte vor Angst und Schmerz. "Lassen Sie ihn in Ruhe!", drohte Ben und ging auf ihn zu. "Nein!", schrie Ivan und in diesem Moment sah er, wie der Gewehrlauf auf ihn gerichtet wurde. Er schloss die Augen und hörte einen Gewehrschuss.


    Inzwischen wurde eine Kriesensitzung einberufen, um die Aufräumarbeiten besser voranzubringen. Vor dem Polizeigebäude war ein Pavillon aufgestellt worden, in dem sich Kim Krüger und Lukas nun befanden, zusammen mit ein paar uniformierten Polizisten. Ein Notarzt, hatte sich Lukas angenommen und untersuchte ihn. Es wurde nichts schlimmes festgestellt. Durch den enormen Druck war jediglich ein Äderchen im Ohr geplatzt, was die Blutung verursacht hatte. "Es wird bald aufhören", sagte er zum Abschied und war verschwunden. In diesem Moment, kam eine blonde Frau hinein, ungefähr genau so alt wie Susanne von der Autobahnpolizei. Sie rannte mit einem Laptop auf Lukas zu und die pure Angst war in ihrem Gesicht zu sehen. "Wir habe ein grosses Problem Hauptkommissar Steiner", stiess sie hervor und legte den Laptop auf den kleinen Holztisch, der in dem Pavillon bereitgestellt war. Kim Krüger und Lukas setzten sich davor und was sie da sahen, liess ihnen den Atem stocken.

    Wow...Eli....Wow...Eli...WAS ZUM TEUFEL HAST DU VOR?
    Das is ja ein reiner Bleihagel, bitte tu dem Kind nichts, du weisst doch was passiert mit mir, wenn Kindern was passiert...obwohl...ich kenne dich...*Taschentücher hohl und auf Schreibtisch stell* So bin bereit! :D :D :D
    Freue mich auf den nächsten Teil ;)

    "Noelle", sang die Stimme ihres Vaters, doch sie reagierte nicht, "isch wüsste, wie du deinem Leiden ein Ende bereiten kannst!" Ein Klackern war zu hören und Noelle machte ihr Feuerzeug an. Sie folgte mit der Flamme dem Geräusch und erblickte eine Kleine Öffnung, die mit einem Rohr verbunden war. Es klackerte ein paar Mal und ein schwarzer Gegenstand kam auf sie zu. Sie merkte sofort was dies war. Eine Kleinkaliber. Ein kleiner, schwarzer Revolver. Sie nahm ihn in die Hand und spürte die blanke Wut in sich aufkommen. "Du bist dosch krank!", schrie sie und begann bitterlich zu husten. Der Sand reichte ihr inzwischen schon bis zu der Hüfte und er begann immer schneller zu rieseln. "Du müsstest dann nischt ersticken. Es wäre besser für disch, mein Schatz!" Er hatte in diesem Punkt recht. Lange würde sie es nicht mehr aushalten, wieso also dieses Leiden nicht verringern? Aber, sie würde ihm dann seinen Erfolg gönnen und das wollte sie wiederum auch nicht. Nein - sie musste ihren Kopf abschalten. Überlege mit dem Herzen Noelle, dachte sie sich und schaltete das Feuerzeug aus und drückte die Pistole an ihre Brust. Der Lauf, zeigte aber von ihr weg. Die Angst war zu gross. Sie konnte doch nicht. Die Anderen würden bestimmt nach ihr suchen. In diesem Moment begann es mehr zu rieseln. Immer mehr. Ausserdem spürte sie ein Kribbeln an ihrem Körper. "Wovor hattest du nochmals am meisten Angst meine Süsse?", klang erneut die Stimme ihres Vaters und sie leuchtete nochmals mit der Flamme. Kleine, kleine schwarze Dinger krabbelten ihren Körper hinauf und sie begann zu schreien. Panisch zu kreischen und zu weinen. Spinnen! Kleine, achtbeinige Spinnen, krabbelten ihren Körper hinauf und begannen, sie zu beissen.


    Ben und Semir hörten Hartmuts kleinen erschreckenden Laut. "Scheisse", stiess der Rothaarige hervor und hatte die Finger von der Tastatur. "Hartmut was machst du denn da?", fragte Semir entrüstet und Ben stimmte ihm mit einen Nicken zu. Beide hatten sich über die Akte Noelles gebeugt gehabt und sie studiert. Doch ohne Erfolg. "Leute...das ist echt krank...", stotterte Hartmut und wies auf den Bildschirm seines Laptops. Ben und Semir gingen auf ihn zu und sahen direkt auf das Szenario. Semir hielt sich vor Schock die Hand vor den Mund und Bens Augen rissen ins Unermessliche auf. "Oh mein Gott", krächzte Ben und sah Semir an. "Wir müssen sie sofort finden Semir!" Der Deutschtürke bejahte Bens Satz und klopfte Hartmut auf die Schulter. "Feuerpinsel! Gib Stoff, na los! Finde unsere arme Schweizerin!" Ben stockte und zeigte wieder auf den Bildschirm. "Semir! Verdammt!", schrie er und die Angst ergriff alle Herzen der Leute, die sich in dem Raum befanden.

    "Keiner bewegt sich", schrie eine Männerstimme und aus allen Ecken kamen maskierte Personen hervor. Alle mit dem selben Gewehrtyp. Ben sah auf und viele Kinder begannen vor Angst zu weinen. "Wenn ihr alle brave Kinderchen seit, wird euch nichts geschehen", erklang nun eine Frauenstimme und Ben schluckte. Eine Geiselnahme. Diese Explosionen hatte nur dazu gedient, sie alle gefangen zu nehmen. Viele der überlebenden Polizisten nahmen sich der Kinder an und versuchten, sie zu beruhigen. Sie drückten sie an sich und strichen ihnen über die Schultern. Ben wollte sich nicht von Semir entfernen. Auch der junge Hip-Hoper, blieb an der anderen Seite des leblosen Leibes sitzen und rührte sich keinen Milimeter. Ein Maskierter beachtlicher Grösse, kam auf sie zu. "Weg von dem Toten!", befahl er schroff. "Er is' nich' tot, er lebt noch!", erwiderte der Junge zitternd und Ben hatte in diesem Moment grossen Respekt vor ihm. "Bist du ein Bulle?", fragte der Andere und Ben mischte sich ein. "Er nicht", zischte er und richtete so die Aufmerksamkeit des Maskierten auf sich, "aber ich schon!" Ben stand auf und stellte sich schützend vor die Beiden. Keinen Wank, würde er tun. Semir schwebte in Lebensgefahr und der Kleine wollte ihm helfen. Der Maskierte lachte kurz auf, holte aus und traf mit dem Gewehrlauf Bens Kinn, worauf dieser zu Boden fiel und einen kurzen Stöhner von sich gab. Ein Raunen ging durch den Saal und der junge Hip-Hoper hatte einen spitzen Schrei ausgestossen. "Nun gut, ihr dürft dem Typen da helfen, aber noch so 'ne dicke Lippe, und der nächste Schlag trifft deine Rippen, kapiert?" Ben sagte nichts, sondern rieb sich die schmerzende Stelle. Zitternd richtete er sich auf und begab sich zu Semir zurück. Dessen Augenlider flackerte leicht und öffneten sich. "Ben...?", stiess er hervor und der Angesprochene lächelte kurz. "Türkischer Hengst...wieder unter den Lebenden?" Semir verzog das Gesicht. "Bis auf das Stechen im Bauch...woher kommt das?" Er versuchte sich aufzurichten, doch Ben drückte ihn zurück. "Nicht!" Er zog den restlichen Teil seiner Jacke aus und faltete diese zu einem Kissen, um es unter Semirs Kopf zu legen. "Sagen wirs so, du hast ein...drückendes Problem..."



    "Semir? Semir!" Lukas presste sein Handy ans Ohr und schrie mit aller Kraft. Die Sirenen der Polizei- und Feuerwehrautos überklang seine Stimme beiweitem. Er ignorierte dabei das blutende Ohr und presste sich auf die Unterlippe. In einem Augenwinkel sah er eine braunhaarige Schönheit auf ihn zulaufen. Sie trug ein festliches Kleid und ihr Haar war elegant nach oben gebunden. "Sie rufen nach Semir?", fragte sie direkt, ohne sich vorzustellen. "Und Sie sind?", fragte Lukas ein wenig entrüstet und sie schien erst zu begreifen. "Verzeihen Sie, Krüger, Kim Krüger, Chefin der Autobahnpolizei! Ich bin die Vorsitzende von Semir Gerkhan und Ben Jäger", sie blickte auf die rauchende Fassade des Polizeigebäudes, "sind Sie da drin?" Lukas nickte und fühlte auf einmal die Finger der Frau auf seiner Wange. "Sie sind verletzt!", sagte sie besorgt. "Im Gegensatz zu unseren Kollegen Frau Krüger, ist das Pipifax!"

    Kapitel 1
    Es ist ein winzig kleiner Schritt
    Und es gibt kein Zurück mehr

    Oomph! with Marta Jandová



    Noch immer war ein leises Rieseln von zersprungenem Beton zu hören und der Rauch strich noch immer sanft über den Boden. In dieser Atmosphäre wachte Ben langsam auf und spürte, dass er unter einem Haufen von Schutt lag. Jedoch gelang es ihm, dieses wegzudrücken und sich zu befreien. Als er sich aufrichtete, zog sich ein furchtbarer Schmerz durch seinen Nacken bis zu seiner Schulter. Als er mit einer Hand dort hin glitt, spürte er er neben seinem leicht geschwollenen Nacken, noch eine blutige Wunde an der Schulteroberseite. Nur langsam, lichtete sich der Nebel vor seinen Augen. Weinende Gesichter wurden sichtbar, die sich über scheinbar leblose Leibe beugten und dabei immer wieder nach Hilfe schrien. Ben stand langsam auf und drehte sich um. Seine ganzen Bandkollegen standen bereits bei einigen Kindern und halfen ihnen, langsam wieder auf die Beine zu kommen - die erste Erleichterung war also da. Aber, Semir! Wo war sein Partner? Von der Angst auf einmal vollkommen wieder bei bewusstsein, lief er auf den jüngsten seiner Kollegen zu. "Mirko, hast du meinen Partner gesehen?" Der Junge überlegte, während er ein kleines Mädchen tröstete. "Du meinst den Türken oder?" Ben nickte zustimmend. "Vor der Explosion war er vor dem Südeingang, jedenfalls hatte ich ihn dort gesehen..." Ben rannte sofort in die genannte Richtung und fand dort ein Trümmerfeld vor. "Semir!", schrie er aus voller Kehle und begriff sofort, dass hier eine Detonation stattgefunden hatte. Er riss einige Bruchstücke von dem Haufen und erblickte eine blutüberströmte Hand. "Scheisse!" Mit blossen Händen grub er sich einen Weg entlang des Körpers frei und riss sich dabei die Haut seiner eigenen Hände auf. "Ich brauche hier Hilfe!" Ein junger, in Hip-Hop Manier gekleidet, Mann kam auf ihn zu und ging ihm zu Hand, ohne jegliche Fragen zu stellen. Immer mehr wurde klar, dass es sich hierbei um Semir handelte. Die Kleidung, die Statur, der Ausweis, der um den Hals hing. Ben und der Junge zogen ihn aus dem Trümmerfeld auf eine freie Fläche.


    Dem jungen Hauptkommissaren blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen. Semir war bewusstlos, zitterte jedoch aufgrund der grossen Schmerzen. Überall befanden sich Schürfwunden und an der Stirn ragte eine Platzwunde, aus der das Blut das ganze Gesicht besudelt hatte. Doch der wahre Schock war, als Ben sich den Unterleib Semirs anschaute, wo sich ein abgebrochenes Stück einer Eisenstange reingebohrt hatte. "Fuck...", stiess der Junge hervor und schlug sich die Hände vor den Mund. "Wir brauchen hier sofort Hilfe!" Ben zog seine Stoffjacke aus und begann sie zu zerreissen. "Hat jemand Wasser?" Ein junges Mädchen kam mit einer Flasche auf sie zu. "Die hier ist heil geblieben!", sagte sie und Ben säuberte sofort seine Hände. "Was haben Sie vor?", fragte der Junge und in diesem Moment war der Schuss eines Gewehrs zu hören.