Beiträge von jenni

    11.


    "Diese Schweine..." Semir konnte seinen Unterkiefer runterklappen spüren und hatte Mühe, den Mund wieder zu schliessen. "Guten Tag...", erklang wieder eine Stimme und die Maskierte Person erschien. "Glauben Sie mir immer noch nicht, dass ich ernst mache?" Ben wollte das Headset nehmen, doch Semir war schneller. "Lassen Sie die Kleine laufen", sagte er harsch und bekam einen Lacher als Antwort. "Wieso? Habe ich etwa die Biografie von Erbacher? Nein! Also, wieso sollte ich das Mädchen gehen lassen..." Semir hörte das Wimmern des Mädchens und biss sich auf die Unterlippe. "Machen wir einen Treffpunkt aus. Ich werde Ihnen die Biografie bringen!" Hartmut streckte kurz seinen Kopf rein und sah Ben an. Er machte mit seinem Finger einen Kreis, Semir sollte ihn hinhalten. "Netter Versuch, aber Sie werden mir sicher nicht die Biografie bringen! Der Zottelkopf - ihr Partner soll Sie mir bringen!" Semir sah Ben geschockt an und dieser zog eine Augenbraue hoch - er wusste ja nicht, was der Maskierte sagte. "Auf keinen Fall! Ich, oder niemand!", sagte der Deutschtürke doch stur und der Maskierte trat vor die Kamera. In seiner Hand eine Pistole. "Wie Sie meinen...", sagte er knapp und legte die Mündung der Waffe auf Lenas Schulter. So stand er hinter ihr und drückte ab. Semir und Ben schrien auf, als eine Blutfontäne aus der Schulter des Mädchens schoss.


    "Okay", keuchte Semir, "er wird Sie bringen!" Er hörte Lena bitterlich weinen und schreien vor Schmerz - es zerriss ihn beinahe das Herz. "Aber Sie bringen das Mädchen!" Der Maskierte nickte. "Ich halte meine Versprechen. In einer Stunde, am verlassenen Fabrikgebäude am Stadtrand, das morgen gesprengt werden soll, erinnern Sie sich?" Semir bejahte. "Mein Partner wird da sein!" In diesem Moment brach die Verbindung kappte ab. Der Deutschtürke sah, wie Ben zitterte und mit der Hand den Bildschirm berührte. Die Furcht um Lena zierte jede einzelne Zelle seines Gesichtes und Semir machte sich Vorwürfe. "Ben...ich hätte nicht...", begann er stammelnd, doch wurde er von Ben unterbrochen. "Semir...was muss ich tun...? Was verlangen die?" Semir schluckte tief. "Sie wollen, dass du in einer Stunde die Biografie aushändigst. Ich gehe sofort zu der Chefin. Wir werden eine Lösung finden...ich lasse nicht zu, dass dir und Lena noch mehr passiert!" Mit diesen Worten verschwand er aus dem Büro.

    Noelle bereitete per dem PC von Semir, der Susanne ihr zur Verfügung gestellt hatte, eine Präsentation der Akte vor, um ihre Kollegen zu informieren. Schliesslich hatte sie auch alles auf einem USB-Stick gespeichert gehabt, und dies machte es leichter, alles zu visualisieren.
    In diesem Moment traten die Beiden Männer wieder rein. Der Jüngere wirkte ziemlich bleich, anscheinend hatte er sich auf der Toilette übergeben. "Ge't es I'nen besser?", fragte Noelle und Ben nickte. Er setzte sich auf seinen Stuhl und Semir tat es ihm gleich. "Wie haben Sie...?", fragte der Deutschtürke und wies auf den Bildschirm mit Touchscreen, wo bereits Noelles Akte erschienen war. "I're Kriminalbeamtin hatte mir ge'olfen.", antwortete sie und schritt zum Bildschirm. "Kann isch anfangen?" Semir und Ben nickten synchron und Noelle tippte kurz auf die Fläche. "Wie schon erwä'nt, 'aben wir fünf Opfer. Die ersten Vier waren bei uns in der Schweiz aufgefunden worden. Die letzte Person 'aben bekanntlich Sie entdeckt..." "...entdeckt...gutes Wort...", murmelte Semir und Noelle sah ihn verwirrt an. Er erklärte ihr kurz, wie er zum Leichenfund kam. "Verste'e...jedenfalls, vermuten wir nun dass er sisch 'ier einquartiert hat. Wir haben keinen An'altspunkt...die Opfer ste'en auch in keinem Zusammen'ang miteinander." Semir verschränkte die Arme. "Soll heissen..." "...der Typ ist ein Genie...", funkte Ben, Semir ins Wort und dieser sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Natürlich ist der Kerl ein Schwein", verbesserte sich der Jüngere dann, "aber...trotzdem...fünf Opfer und keinen einzigen Anhaltspunkt? Hoffen wir, dass Hartmut noch was genaueres findet, denn unser Doc konnte uns ja auch nicht helfen..."


    Noelle schaltete den Schirm aus und seufzte. "Dieser Fall raubt mir den letzten Nerv....", begann sie mit leiser Stimme, "Isch komme nicht weiter..." In diesem Moment klingelte ihr Handy und sie entschuldigte sich. "Was meinst du?", fragte Semir und Ben zuckte mit den Achseln. "Habe ich ja gerade gesagt...der Typ ist genial...leider..." Er strich sich kurz über die Augenlider und hustete kurz. "Deine Bronchien?", fragte Semir und Ben zuckte mit den Achseln. "Sobald ich meine Tablette genommen habe, gehts wieder..." "Aber tu's ansonsten kann das 'ne eklige Bronchitis werden!" Ben salutierte und gab ein kurzes "Ja Papa", von sich. "Das darf doch nischt wa'r sein!", zischte Noelle und hängte auf. "Probleme?", fragte Semir und die Angesprochene nickte. "Allerdings. Das 'otel, wo isch gebucht habe, hat sisch vertan und die Anderen sind überfüllt...isch muss wohl in einer Busstation liegen..." Ben stand auf. "Sie können sonst bei mir wohnen, sofern Sie wollen..." Noelle verschränkte die Arme. "Das dürfschte ich?" Ben nickte. "Aber natürlich..."

    Kapitel 26 - Der neue Partner



    "Ja, das habe ich", sagte Ben mit klarer Stimme und atmete tief durch, "wie steht es um Adriano?" Der Arzt seufzte und sagte die Diagnose, das alles von dieser Nacht abhängen würde. Eine bedrückende Stille herrschte im Raum. "Aber Sie sollten sich ebenfalls schonen Herr Jäger, zwar sind Sie nicht in Lebensgefahr, jedoch sind auch Sie angeschossen worden!" Ben blickte nur kurz auf seinen Arm in der Schlinge und schluckte. "Sie sollten sich schonen Herr Jäger. Schlafen Sie ein wenig, im Moment können Sie Herrn Scolari nicht helfen!" Mit diesen Worten verschwand Dr. Wagner und liess die Gruppe zurück.
    "Ich gebe dem Doktor recht", begann Annelie und sah ihren Freund an, "du solltest wirklich ein wenig schlafen!" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Wie soll ich bitte schlafen können?", erwiderte er und Annelie verzog ihren Mund. "Hör zu,", mischte sich nun Semir ein, "ich werde zusammen mit Annelie nach Adriano sehen und du gönnst dir ein wenig Ruhe...einverstanden?" Ben sah hilfesuchend zu Kim Krüger, doch diese blieb ebenfalls hart. "Sie können Herrn Scolari wirklich nicht helfen!" Schliesslich gab sich Ben geschlagen, er legte sich ins Kissen und bekam von Annelie einen Kuss auf den Mund. Und sie alle behielten recht, Ben war sofort eingeschlafen.


    Zu dritt gingen sie aus dem Raum und fragten eine Schwester nach Adrianos Zimmer. Sie sagte dieses und beharrte aber darauf, dass die Drei nicht verwandt waren und so nicht ins Zimmer durften, jedoch dürften sie vor dem Fenster stehen bleiben und nach ihm sehen. Sie nickten dankend und begaben sich zur Intensivstation. "Ich finde es toll, dass du zu uns kommst", begann Semir und Annelie sah ein Lächeln in seinem Gesicht, "wir können mal wieder eine Frau gebrauchen!" Auf diesen Satz hin räusperte sich Kim Krüger kurz und Semir verstand. "Ich meine eine Frau im Polizistenteam. Eine die uns auf der Strasse unterstützt." Annelie nickte. "Danke...jedoch, wissen Sie denn schon wer mein neuer Partner ist Chefin?" Kim musste auf das "Chefin" hin lächeln. "Jap, ich glaube, Herr Gerkhan wird darüber sehr erfreut sein..." Semir zog eine Augenbraue hoch. "Wieso das denn?", fragte er verwundert und Kim Krüger zog ein Foto hervor. "Sie sind eine erfahrene und begnadete Polizistin Annelie, da dachte ich, dass Sie der Jugend helfen könnten. Und es gab einen Neuling, der frisch von der Komissarenschule kam, der interessiert an dem Posten an Ihrer Seite war...Lukas Steiner!"

    Kapitel 24 -Wahrheiten




    "Ben...?" Die sanfte Stimme seiner Freundin erreichte seine Ohren und er kam langsam wieder zu sich. Er fand sich in einem grossen Bett wieder. Es piepte leise und er wusste, dass er sich im Krankenhaus befand. "Annelie?", flüsterte er noch benebelt von den Betäubungsmitteln. "Was ist passiert?", fragter er und langsam erkannte er sie durch den Schleier und sah ihr trauriges Lächeln. "Du bist zusammengebrochen...weisst du noch?" Er nickte leicht. "Mir wurde schlecht...ab dann alles dunkel..." In diesem Moment erreichte ihn alles wieder. "Adriano!" Er schoss hoch und zuckte zusammen. Er spürte, dass sein verletzter Arm in einer Armschlinge war. Sofort hatte Annelie ihn am Rumpf gepackt. "Du musst dich schonen", sagte sie mit starker Stimme und Ben sah Annelie panisch an. "Aber du...und Adriano..." Annelie wusste sofort was Ben mit dem "Du" gemeint hatte. "Ben...diesbezüglich...muss ich dir noch ein Geständnis machen..." "Wir bekommen Zwilinge?", fragte Ben panisch und Annelie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Nein...es ist gar nichts unterwegs...ich wollte dich nur ablenken...wegen deiner Geburtstagsfeier...", in diesem Moment kamen ihr die Tränen, "...und nun das..." Sie vergrub kurz ihr Gesicht in den Händen und strich sich mit den Fingern die Tränen aus den Augen. Ben nahm sie in den Arm und kämpfte selbst. "Adriano...?", fragte er nocheinmal leise uns sie zuckte mit den Achseln. "Semir wartet vor dem OP mit Emanuel...dieser...hatte sich umbringen wollen." Bens Augen weiteten sich. "Was?", fragte er und in diesem Moment ging die Türe auf. Kim Krüger kam herein.


    "Frau Zaugg?" Annelie nickte uns sah sie erwartungsvoll an. "Was neues zu Adriano?" Die Chefin schüttelte mit dem Kopf. "Nein...aber zu Emanuel...er quitiert seinen Dienst..." Annelie stand auf. "Was, aber warum?" Ben packte sie mit dem gesunden Arm und bat sie sanft, sich zu setzten. Im Moment, war er der ruhigerer Pool, trotz seiner Angst um Adriano. "Wegen...seines Problems...und er lässt sich nicht umstimmen..." Kim nahm einen Stuhl und setzte sich. "Deshalb habe ich ein Angebot für Sie...ich denke, Sie werden es mir nicht abschlagen können." Annelie sah sie fragend an. "Aufgrund der hohen Verkehrsunfälle, benötige ich ein zweites Team. Und Sie haben mehr als einmal gezeigt, dass Sie zwar jung, aber eine gute Polizistin sind..." Annelie lächelte kurz verlegen. "Jedenfalls, wollen Sie für das zweite Team der Cobra 11 arbeiten?" Annelie weitete ihre Augen und sah Ben kurz an.

    Nach einer kurzen Zusammenfassung entschuldigte Semir sich und Noelle liess ihn ziehen. Sie hatte die Lage sofort begriffen. Der arme Kerl, dachte sie, kein Wunder, sah er so schlecht aus. In diesem Moment kam Susanne herein und schluckte kurz. „Frau Heden?“, begann sie zögerlich und Noelle kannte dieses Verhalten. „Machen Sie sisch keine Sorgen, Frau König, ich bin’s gewohnt.“ Susanne atmete aus. „Gott sei Dank…bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe keine Probleme das Sie lesbisch sind.“ „Ich habe auch keine Probleme, dass Sie hetero sind“, erwiderte Noelle mit einem Grinsen und Susanne spürte, wie sich die Anspannung löste. „Ich danke Ihnen…das wollte ich nur loswerden!“ Susanne wollte gerade los, als Noelle sie aufhielt. „Frau König…Herr Gerkhan hatte mir eine Kurzversion erzählt, was mit Herrn Jäger wiederfa’ren ist…und…wird Herr Jäger das durchschtehen? Was meinen Sie?“ Susanne seufzte und drückte die Türe zu. „Um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht…Ben hat diese Ereignis immer verdrängt…aber…er ist ein sturer Bock…so schnell werden Sie ihn nicht los…“ Noelle verschränkte die Arme. „Ich hoffe, die Beiden wissen, was sie tun. Ich mische mich da nicht ein…“


    Der Deutschtürke wusste genau wo Ben sich befand. Er öffnete die Türe zu der Männertoilette und hörte bereits die würgenden und hustenden Geräusche seines Partners. „Ben…?“ Semir näherte sich der Kabine und ein schwaches, „Bin hier…“, erreichte seine Ohren.„Geht’s wieder?“, fragte er besorgt und die Spülung wurde betätigt. Ben öffnete die Kabine und Semir hielt ihm ein Papiertaschentuch hin, doch Ben lehnte dankend ab, begab sich zum Waschbecken und nässte sich mit eiskaltem Wasser, mit dem er sich auch den Mund ausspülte. Im Spiegel sah er Semir, und sein blasses Ich. „Ich frage dich ein letztes Mal“, begann Semir, näherte sich und legte eine Hand auf Bens Schulter. Doch er kam nicht weiter. „Auf keinen Fall!“, sagte Ben bestimmend und trocknete sich mit einem Handtuch ab, „Ich laufe nicht weg Semir, selbst wenn mich der Kerl noch einmal einbuddeln sollte! Ich will nicht weglaufen!“ Semir wusste nicht, was er von diesem Entscheid halten sollte. Zwar fand er es bewundernswert, dass Ben sich seiner Angst stellen wollte, andererseits machte er sich auch ziemliche Sorgen. Jedoch lächelte. „Gut, können wir wieder zurück?“ Ben nickte. „Danke Partner…“, sagte er leise und Semir munterte Ben mit einem kurzen Drücker auf.

    "Natürlich, kommen Sie rein", ergriff Hotte das Wort und die Schweizerin lächelte dankend, er führte sie in die PAST und liess Ben und Semir zurück. "Das war eine Frau...", murmelte Ben und Semir kam langsam wieder zu sich - musste auf Bens abwesenden Blick lächeln. "Ich glaube nicht, dass die zu dir passt", murmelte er und entfernte sich. Ben schüttelte kurz mit dem Kopf und rannte Semir hinterher. "Das meinte ich doch gar nicht...", sagte er stotternd und zeigte auf die Harley. "Aber hast du dir dieses geile Teil angesehen?" Semir nickte nur. "Ich möchte dich mal sehen wenn aus einem Mini, so ein riesiger Rocker steigt." "Wenns ihm gefällt", Semir öffnete die Türe. Gemeinsam gingen sie zu Susannes Schreibtisch, wo die Kriminalbeamtin mit der Kommissarin sprach. Und Semir fiel etwas auf. Irgendwas stimmte mit Noelles Blick nicht. Sie sah Susanne nicht wie eine Kollegin an - da begriff er. "Nun WEISS ich, dass die nicht für dich ist..." Semir puffte Ben an und zeigte ihm Noelles Blick, und der junge Polizist verstand sofort. "Oha...", sagte Ben dann und verschränkte die Arme. "Ein Feind das am selben Ufer fischt wie ich...", fügte er mit einem Grinsen zu und Semir nickte. "Noelle?" Die Angesprochene sah auf Bens Satz hoch, "Kommen Sie?" Sie nickte und schritt mit den Beiden ins Büro. "Hatten Sie eine gute Reise?", fragte Semir und Noelle lächelte. "Ziemlich viele Baustellen im Moment. Finden Sie nischt?" Semir nickte. "Momentan schon. Nervt auch ziemlich!" Ben ging schnell hinaus um einen Stuhl für Noelle zu holen. Dort hielt ihn Susanne kurz auf. "Du...bin ich das oder..." Der Angesprochene begriff sofort. "Tja...sieht aus, als hätte die Kleine ein Auge auf dich geworfen!" Susannes Augen weiteten sich. "Nichts gegen...aber ich?" Ben zuckte mit den Achseln und betrat das Büro.


    Er stellte den Stuhl so hin, dass Noelle gerade mit Beiden am Tisch diskutieren konnte. Er bat den Platz an und Noelle setzte sich. "Merci", sagte sie mit einem Lächeln und Ben erwiderte es. "Avec plaisir", entgegnete er und setzte sich ebenfalls. Noelle, stellte eine Ledertasche mit Nietengürtel auf den Tisch und packte eine dicke Akte aus. "Ich war erstaunt, als mein Chef von I'ren Erlebnissen erzä'lt 'at", begann sie und klappte die Akte auf, um sie Semir zu überreichen, "denn gestern Nac't, 'aben wir eine weitere Leic'e gefunden." Semir blätterte bis zum letzten Eintrag, wo schon Fotos eingetragen waren. "Allerdings...bisher schon 4 Opfer, mit unserem 5...", sagte er dann und fragte Noelle, wie die Opfer getötet wurde. Und Noelle erzählte. Die Opfer wurden immer niedergeschlagen, in diesen Eisensarg gelegt und anschliessend begraben oder in einen verlassenen Raum gestellt. Der Eisensarg wurde so präpariert, dass die Opfer immer weniger Luft bekamen, und ebenfalls dem Erfrierungstode nahe waren. Ben wurde es zuviel. Die Bilder seines Begräbnisses kamen wieder hoch und ihm wurde schlecht. "Darf ich kurz raus...?", bat er und Noelle nickte. Sie sah sofort das bleiche Gesicht ihres Kollegen. Ben ging im hastigen Schritt hinaus. Semir seufzte. "Stimmt was nic't?", fragte Noelle besorgt und Semir begann zu erzählen.

    Semir und Ben sahen zur Tür, als es klopfte und Hartmut hereintrat. "Puh", begann dieser und schloss die Türe hinter sich, "es hat zwar die ganze Nacht gedauert, aber ich habe euren Text!" Ben stampfte auf ihn zu und nahm das Blatt entgegen. Hartmut erschrack leicht und sah Semir mit grossen Augen an. Dieser winkte leicht ab und der Rothaarige verstand. Die Sorge um Lena liess dem jungen Polizisten jegliches Feingefühl vergessen. "Hast du sonst noch was Hartmut?", fragte Semir und der Angesprochene seufzte. "Nicht viel leider. Die Kerle waren gut vorbereitet. Keine DNA, keine sonstigen Spuren, die auf sie hinweisen. Das Fenster hatten sie mit einem Stein eingeschlagen." Semir massierte sich kurz das Gesicht. "Das ist wirklich wenig...aber gut das du da bist!" Hartmut verstand die Anspielung sofort. "Die Chefin hat mich schon eingeweiht. Ich habe ein Teil meines Teams angeordert. Welches ist das Team, welches ist der Computer?" Semir wies nach draussen. "Susannes, jedoch hat sie alle Daten auf den Schirm projeziert." "Das macht keinen Unterschied", sagte Hartmut und öffnete die Türe, "ich kümmere mich sofort darum!" Semir nickte dankend und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Ben, als Hartmut verschwunden war. "Und?", fragte der Deutschtürke neugierig. "Das ist ein Geständnis Semir...", murmelte Ben und reichte seinem Partner das Papier. Semir begann zu lesen:


    An Alle die meinen Code verstehen:
    In meiner Vergangenheit hatte ich schlimme Dinge getan, dazu zählt auch der Tod eines Menschen. Und dieser Mensch gehörte zu einer geheimen Gruppe, die mit Drogen dealte. Ich hatte mir ziemlich alles reingezogen, was zu dieser Zeit normal war. Und das, macht mich zu einem schlimmeren Menschen, als jeden Anderen. Eines Tages, werde ich dafür büssen müssen...wenn dies soweit ist...sagt meiner Frau, dass ich sie liebe...


    "Eine Drogenbande...", murmelte Semir und legte das Blatt auf den Tisch. "Die wollen den Tod ihres Mitgliedes rächen...", Ben lief auf seinen Schreibtisch zu und setzte sich, "und Lena muss dafür büssen...vielleicht sollten wir Ihnen die Biografie geben!" Semir sah seinen Partner entsetzt an. "Auf keinen Fall! Das ist ein Beweisstück! Ausserdem werden wir Lena retten, ohne Biografie!" Ben sah seinen Partner an und nickte. "Entschuldige..." Semir atmete kurz durch und setzte sich auf Bens Schreibtisch, dabei legte er eine Hand auf seine Schultern. "Alles wird gut...das schwöre ich dir..." In diesem Moment flackerte der Bildschirm von alleine und Lena wurde sichtbar. Als erstes fiel den Beiden natürlich der blutige Fleck auf dem Hemd auf. "Nein...", murmelte Ben und näherte sich dem Bildschirm.

    Wenn es Live-Auftritte gibt, an denen du hingehen kannst, werden diese von der Fanclubleitung angekündigt. Schau doch einfach manchmal bei den News vorbei. Dann siehst du es bestimmt.

    9.



    "Diese Mistkerle...", zischte Ben. Kim Krüger hob ein Head-Set hoch. "Sie haben Sie verlangt Jäger. Sie dürfen mit der Kleinen reden. Währenddessen verhandeln ich und Semir mit den Typen." Ben verspürte einen Kloss im Hals. "Gut...", sagte er dennoch und nahm das Head-Set in die Hand. Kim nickte Semir zu und dieser folgte ihr nach draussen, zusammen mit den Anderen. Ben wurde allein gelassen. Er atmete kurz tief durch und setzte sich die Kopfhörer auf und hob das Mikrophon auf seine Mundhöhe. Diese Typen kannten also kein Erbarmen. Man sollte Lena leiden sehen. Doch Ben wollte ihr Mut machen. "Lena?", sagte er leise ins Mikro und tatsächlich., ihr Kopf hob sich. "Ben? Du lebst! Aber wie? Ich habe doch gesehen...wie?", fragte sie panisch und er hörte deutlich, wie sie weinte. "Wo bist du? Ich kann nichts sehen...." Ben biss sich kurz auf die Unterlippe. "Ich kann sehen Lena...und du hörst mich durch ein Head-Set. Keine Sorge, ich habe nur ein paar Kratzer, ich werd's überleben." Ein Schluchzen. "Sie wollen, dass ich Ihnen alles über die Erbacher Biografie sage...alles...aber ich will nicht...ich kann nicht..." "Dafür bin ich unendlich stolz auf dich Gringer..." Gringer, Lenas Spitzname, weil sie manchmal so angriffslustig sein konnte wie die Riesenkatze in He-Man, ihrer Lieblingscomicserie. "Du wirst mich da rausholen oder?" "Natürlich, dass verspreche ich dir!" Ein leichtes Lächeln, danach wackelte die Kamera. Eine schwarze Maske erschien. "Die Kleine schweigt...", sagte eine verstellte Stimme und die Person, zu der die Maske gehörte, zog Lenas Kopf nach hinten. Lena schrie auf und Ben zuckte zusammen.


    "Was meinen sie...wird sie reden? Oder ist sîe mutig..." Ben brodelte vor Wut. Seine Wunden schmerzten und sein ganzer Körper zitterte. "Sie mieses Schwein! Wenn ich Sie in die Finger kriege!", schrie er laut und Lenas Mund öffnete sich, sie wollte was sagen, bekam dafür aber eine Ohrfeige. Sofort färbte sich die Wange rot. Und die Kameraverbindung wurde abgestellt. "LENA!" Ben trat gegen die Mülltonne und setzte sich danach auf seinen Stuhl. "Verdammt!" Er strich sich durchs Haar und schnalzte kurz mit der Zunge. In diesem Moment trat Semir in den Raum. "Und?", fragte Ben und der Blick Semirs war nicht viel versprechend. "Sie wollen die Biografie, nicht mehr und nicht weniger!" Ben sah aus dem Fenster ."Ben wir werden sie finden!" Der Angesprochene nickte. "Sie hatte geweint Semir...bitterlich geweint und sie hat Angst..." Semir seufzte. "Das ist klar...aber sie ist mutig...und wir werden ihr dafür danken!"


    Lena sammelte sich langsam wieder. "Ben...Ben...?", fragte sie, doch sie bekam keine Antwort. Sie erschrack, als sie etwas metallenes an der Brust spürte. "Das ist eine Tokarev meine Liebe, sehr effektiv. Zuerst ein Streifschuss, dann einen durch die Schulter, und anschliessend einen durchs Knie..." Lena zitterte noch mehr. "Fangen wir doch mal an meine Liebe" Sie hörte einen knall und sofort brannte ihre rechte Seite. Vor Schmerz begann sie zu schreien und die Tränen liefen automatisch. "Du Mistkerl...", zischte sie und fühlte das feuerheisse Blut, dass sich in ihr Unterhemd einsog.

    Köln, zwei Tage nach dem Leichenfund



    Ben sass an seinem Schreibtisch und strich sich über das Gesicht. Sein Herz klopfte heftig gegen den Brustkorb und der kalte Schweiss lief ihm über die Stirn. Er war eingeschlafen gewesen, da er die ganze Nacht gearbeitet hatte. Der Fall hatte hohe Priorität. Es stellte sich nämlich heraus, dass dieser Theler der Sohn des schweizer Polizisten war. Jedoch wollte das Land selbst den Fall nicht annehmen. Irgendwas stimmte da nicht. Und das wollten Semir und Ben herausfinden.


    In seinem Schlaf hatte Ben von seinem Erlebnis im Sarg geträumt gehabt. Ein lautes Klopfen an der Türe weckte ihn aus seinem Alptraum auf. Es war Semir. "Alles in Ordnung?", fragte dieser besorgt und Ben nickte. "Ja...bin nur eingeratzt. Was gibt's denn?" Semir setzte sich an seinen Schreibtisch. "Heute kommt diese romandie Ermittlerin. Die aus Murten." Ben erinnerte sich. "Die, die Susanne kontaktiert hat, nachdem sie eine ähnliche Mordserie in Murten gefunden hat?" Semir nickte. "Genau, sie telefonierte ja mit dem Chef der Mordkommission. Dieser findet unseren Verdacht bestätigt. Und die Kleine scheint heftig an der Sache dran zu sein. Sie sollte uns eine grosse Hilfe sein...sofern du nicht wieder was mit ihr anfängst..." Ben rollte mit den Augen. "Au mann...kannst du das nicht sein lassen?" Semir grinste. "Tut mir leid, fällt mir sehr schwer!" Ben lächelte leicht und wusch sich der Schweiss von der Stirn. Die Tür öffnete sich. Es war Hotte. "Leute, dass müsst ihr euch ansehen, da fährt gerade eine scharfe Harley vor!" Semir und Ben, getrieben von ihren Genen, rannten mit Hotte hinaus und sahen das Gefährt. Eine wunderbare Harley Davidson-Rocker mit 240er Hinterreifen. Das klare Weinrot schien im Sonnenlicht.



    "Geile Maschine!", sagte Ben und stiess einen bewunderndswerten Pfiff aus, "Der Kerl hat bestimmt Eier in der Hose!" Semir rollte mit den Augen. Der Fahrer stieg von der Maschine und war erstaunlich Klein. Für einen Mann zumindest. 1.70 vielleicht ein wenig grösser. Das Gesicht war durch einen Helm verdeckt und erst beim Heben der Arme, spannte sich die Jacke und die Männer staunten. "Das ist ja...eine Sie!", sagte Semir und der Helm wurde abgezogen. Die Frau wirkte jungenhaft, hatte kurzes Haar. Jedoch achtete sie auf ihr Aussehen. Sie hatte geschminkte Augen und rund drei Ohrlöcher befanden sich in je einem Ohrläppchen. Die Kleidung bestand aus einer Lederjacke, einem T-Shirt mit dem AC/DC-Logo, Jeans mit Nietengürtel und Lederstiefel. Sie sah die Männer mit verwundertem Blick an. "'allo.", sagte sie mit einem Lächeln und heller Stimme. Der französische Akzent war zwar zu hören, doch er war nicht allzustark ausgeprägt. "Die Hauptkommissaren Jäger und Gerk'an?" Semir und Ben hoben die Hand, ohne ein Wort. Sie lief auf die Beiden zu. "Mein Name ist Noelle 'eden. Ihre Kollegin 'atte mit meinem C'ef telefoniert." "Semir...", sagte der Deutschtürke knapp und Ben erwähnte seinen Namen auch nur knapp. "Darf ic' reinkommen?"

    8.



    Der frische Duft von Kaffee drang in seine Nase und Ben öffnete langsam die Augen. „Guten Morgen“, wünschte Semir leise und hatte sich über ihn gebeugt. In seiner Hand eine Tasse mit frischem Kaffee. „Morgen“, murmelte Ben und fand sich in dem Gästebett wieder. Er war also doch eingeschlafen. Lange hatte er sich dagegen gewehrt gehabt, doch anscheinend nicht gut genug. Unter Schmerzen richtete sich auf und rieb‘ sich kurz die Augen. „Wie lange hab‘ ich geschlafen?“ „Hielt sich in Grenzen“, antwortete Semir und übergab Ben die Tasse. Dieser nickte dankend und pustete kurz. Danach genehmigte er sich einen Schluck. „Ich frag dich zum letzten Mal, willst du wirklich nicht zum Arzt?“ Ben verneinte es. „Ich kann Lena nicht alleine lassen…nicht nachdem, was sie für uns getan hat…“ Ein kurzes Seufzen. „Nun gut. Willst du direkt in die PAST, oder hast du noch hunger?“


    „Heute brauche ich nichts zu essen…jedenfalls nicht für den Moment…“ Ben richtete kurz seine Kleidung und sah sich um. „Andrea und die Kleinen?“ „Ich habe sie in der Nacht noch zur Mutter von Andrea gebracht, nur zur Sicherheit. Denn ich denke, die wollten was von Lena…irgendwas scheint in dieser Biografie zu sein! Und ich hoffe, dass Hartmut es bald herausfindet!“ Ben stöhnte kurz vor Schmerz und rieb sich über die Augen. „Wir wollten heute zusammen essen gehen…mal wieder plaudern…“ Semir legte Ben eine Hand auf die Schulter. „Wir werden sie finden! Das verspreche ich dir Ben!“


    Semir fuhr mit seinem 3er BMW sich und Ben in die PAST, wo Susanne auf sie zu kam. Sie ging nicht auf die Verletzungen auf Ben ein, da sie auf glühenden Kohlen zu sitzen schien. „Das ist furchtbar!“, sagte sie mit zitternder Stimme und hatte die Hände an die Wange geschlagen. „Was ist denn los?“, fragte Semir besorgt. „Die Chefin erwartet euch in eurem Büro“, sie entfernte sich, „furchtbar…einfach furchtbar…“ Ben und Semir sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an und zuckten kurz mit den Schultern. Sie gingen ins Büro wo Kim Krüger vor dem riesigen Plasmabildschirm stand, der mit Touchscreenfunktion ausgestattet waren. Neben ihr standen Hotte und Dieter, die die Beiden mit traurigem Gesicht ansahen. „Ist ‚ne Beerdigung im Gange?“
    „Nein…zumindest noch nicht“, begann die Chefin und sah besonders Ben an. „Das wird Ihnen nicht gefallen Herr Jäger.“ Sie schaltete den Bildschirm an wo ein Internetfenster geöffnet wurde und sie mit dem Finger auf den „Watch“-Button drückte. Ein Streamfenster wurde geöffnet, der eine Lifeübertragung zu zeigen schien. Es zeigte Lena, gefesselt auf einem Stuhl. Ihr Gesicht und ihre Arme waren mit wunden übersähet. Ihre Augen waren zugeklebt worden, doch Ben konnte deutlich die Tränenstreifen erkennen. In seinem Herz verzog sich alles. „Nein…“, flüsterte er und auch Semir hatte seinen Mund weit geöffnet. „Ach du Scheisse…“, stieß der Deutschtürke hervor und sah Kim Krüger an. Diese schluckte schwer. „Sie wollen die Biografie…ansonsten werden sie das Mädchen töten…“
    „Sie…?“, fragte Semir verwundert und wusste nicht, dass er bald Bekanntschaft mit diesen Typen machen würde.

    Auch von mir, nun wieder zurück in der Schweiz, ein herzliches Wb bei uns. Schön hast du wieder zu schreiben begonnen. Denn der Anfang gefällt mir schon super - und wie war das mit friede, freude....ach verflixt, schon vergessen XD - ?
    Hach wir könnens einfach nicht lassen. Weiter so, ich freu mich auf neues!



    Gruss


    Jenni

    Kapitel 22 - Am Ende aller Kräfte


    Semir und Annelie traten gerade aus dem Raum, als Ben Schlachter packte und Beide zu Boden gingen. "Heilige Scheisse!", stiess die Deutschschweizerin hervor und sah Semir kurz an, dieser nickte und sie rannten zu Boden. "Ich mach dich fertig!", schrie Ben und Annelie packte ihn am Rumpf. "Ben, lass ihn los!", kreischte sie und keuchte unter den grossen Anstrengungen, Ben wegzuziehen, Semir half ihr dabei. "Nein, dieses Arschloch! Er muss..." "BEN HÖR AUF!", mahnte nun auch Semir, "Damit hilfst du Adriano auch nicht!" Das pure Adrenalin und die blanke Wut hatte Ben übermannt, doch bei Annelies Satz entspannten sich die Muskeln und Ben beugte nach vorne. Die Tränen liefen aus seinen Augen und streiften seine Wange. "Verdammte Scheisse...", wimmerte er und Schlachter richtete sich auf. "Der Typ ist wahnsinnig!", zischte er und Annelie sah ihn mit funkelnden Augen an. "Der Einzige der wahnsinnig ist sind Sie Schlachter!" Alle sahen zur Tür, wo Kim Krüger mit ein paar SEK-Beamten stand. "Sie gehen mit Ihren Kollegen, die begleiten Sie zum Untersuchungsauschluss!" Die Beamten packten Schlachter bei der Schulter und zogen ihn nach draussen. "Wir sollten ins Krankenhaus...", murmelte Semir und Ben nickte schniefend. Der Deutschtürke half seinem Freund auf und dieser stützte sich ab. "Semir...mir ist..." In diesem Moment klappte Ben ohnmächtig zusammen. "Ben!", rief Annelie und Kim Krüger reagierte sofort. "Holen Sie sofort einen Notarzt!", befahl sie einem uniformierten Polizisten und dieser rannte sofort los. "Wo zum Teufel ist Emanuel?"


    Emanuel hatte sich in eine dunkle Ecke des Tatorts verzogen. Niemand sollte ihn sehen. Es hatte keinen Sinn mehr. Einfach keinen Sinn mehr. Er hatte ein Kind umgebracht. Er konnte sich nicht mehr seiner Familie zeigen. Mit zitternden Händen nahm er seine Waffe hervor und überprüfte ob noch Kugeln im Magazin waren. Und das waren sie. "Perfekt", murmelte er und entsicherte die Pistole. "Hoffe, du kannst mir verzeihen Annelie..." Er drückte sich die Waffe an die Schläfe und atmete tief durch. Nur noch ein paar Sekunden, dann würde er nicht mehr leben und allen damit einen Gefallen tun. "So long...", murmelte er und spannte den Finger um den Abzug, "war schön hier!"

    „Du sagst es, eigentlich, manchmal macht das keinen Unterschied!“ Der Doc sah die Beiden an. „Kann ich weitermachen?“ Semir nickte und atmete nochmals tief durch. „Schiess’ los“, forderte Ben auf und verschränkte die Arme, damit niemand seine Hände sehen konnte. „Wie gesagt, die
    Person lebte noch, als sie eingesperrt wurde. Und das sogar ziemlich unverletzt. Als Todesursache vermute ich ersticken, genaueres aber wieder erst nach der Obduktion.“ Semir gab ein kleines „Mhm“, von sich und liess den Gerichtsmediziner ziehen. Er und Ben verliessen kurz darauf ebenfalls den Frachtraum. „Weißt du, wo Murten liegt?“, fragte der Deutschtürke da er merkte, dass Ben abwesend war. „Keine Ahnung…jedenfalls in der Schweiz. Aber wo? Ich bin ziemlich schlecht in der schweizerischen Geografie!“ „Dann ruf’ doch Susanne an, ich hole mal unseren Feuerpinsel, der geduldig an der Absperrung steht!“ Mit Feuerpinsel meinte Semir Hartmut, der mit seinem Gefolge wartete. Als der Deutschtürke loslief konnte sich Ben ein Grinsen nicht verkneifen und wählte die Nummer der Kriminalbeamtin, die nach einmal Läuten bereits abnahm. „Ja Ben, womit kann ich dienen?“ „Susanne, wir brauchen Informationen, und zwar über einen Jean-Paul Theler, wohnhaft in Murten, in der Schweiz.“


    „Ach du meine Güte, wo ist denn das?“, fragte sie verwundert und Ben rollte mit den Augen. „Wieso meinst du, frage ich dich das?“ „Gut, ich werde es herausfinden. Melde mich!“ Sie hängte auf und Ben fragte sich, ob er zu grob zurückgefragt hatte. Er ging auf Semir zu, der Hartmut die Absperrung aufhielt und der rothaarige KTU-Beamte, lächelte Ben zur Begrüssung kurz zu und entfernte sich dann. „Susanne wird’s für uns herausfinden“, sagte er und Semir nickte. „Gut, fahren wir zurück. Deinen oder meinen Wagen?“ Ben begutachtete Semirs BMW, der eine Beule aufwies. „Willst du den wirklich der Krüger zeigen?“ Semir zog eine Schnute. „Nicht wirklich, nehmen wir deinen Mercedes!“ Ben zuckte mit den Augenbrauen. „Eine gute Wahl!“ Sie stiegen in den Wagen und begaben sich zur PAST.


    Ben, der in der Zentrale sass, stand auf und zog seine Jacke an. Hotte und Dieter sahen ihn erwartungsvoll an. „Hotte, du musst doch wohl was holen gehen. Es gab einen Zwischenfall. Dieter, hol Verstärkung – Semir braucht uns!“ Der beleibte Polizist verdrehte die Augen. „Na gut Ben! Aber wehe, ihr kommt erst wieder, wenn alles schon abgelaufen ist!“ Der junge Polizist zwinkerte mit einem Auge und verliess die PAST. Er stieg in seinen Mercedes, steckte den Schlüssel und startete den Motor. Er fuhr zu dem Standpunkt, den Semir ihn genannt hatte. Und der Deutschtürke stand bereits an der Absperrung, als Ben ausstieg und einem uniformierten Polizisten seinen Ausweis zeigt, um den Tatort zu betreten. „Du hast mich gerufen, da bin ich“, begrüsste er seinen Partner und der Deutschtürke sah ernst aus. „Stimmt was nicht?“, fragte Ben verwundert und gesellte sich neben Semir. „Der Doc ist gerade bei der Leiche.“ „Wie immer?“ Ben wusste nicht, worauf Semir hinaus wollte. Doch er sah genau, wie Semir nach Worten suchte. „Semir, was ist los?“ Der Angesprochene atmete tief durch und lief los. „Komm einfach mit!“ Sie näherten sich dem Lastwagen. „Wow ein runtergekommener Frachter. Ich zittere vor Angst!“ Semir ging gar nicht auf Bens Kommentar ein, sondern stieg in den Laderaum, wo der Gerichtsmediziner sich über den Eisenkasten gebeugt hatte. „Semir…Ben?“ Der Letztere zog eine Augenbraue hoch.


    „Nun mal raus mit der Sprache Leute: Hab ich einen Pickel im Gesicht? Geht morgen die Welt unter?“ Semir packte Ben am Arm. „Ich…nun ja…“ Ben drückte Semir leicht weg und ging zum Doc. „Eine Leiche in einem Kasten? Und, die wurde sicher Post Mortem reingelegt!“ Der Gerichtsmediziner schluckte. „Das ist ja der Punkt Ben…“ Semir gesellte sich zu den Beiden und verschränkte die Arme. „…sie…lebte noch…als sie da rein gesteckt wurde…“ Bens Augen weiteten sich. Sofort holten ihn die Bilder seines Begräbnisses ein und er schüttelte kurz mit dem Kopf. „Das war mal…“, knirschte er hervor und beugte sich über den Kasten. „Wissen wir wer das Opfer ist?“, murmelte er und Semir reichte ihm ein Blatt Papier. „Das hatte der Tote in seiner Tasche. Eine Kopie seines Ausweises!“ Ben nahm es entgegen und sah es sich an. „Jean-Paul Theler. Schweizer…“, Ben schluckte kurz, „geboren in Murten, 33 Jahre alt…“ Semir sah genau, wie das Blatt bebte, da seine Hände zitterten. „Ben?“ Der Angesprochene sah Semir an. „Ja?“, fragte er mit leiser Stimme und Semir nickte zu den Händen. „Du zitterst…“ Ben blickte auf seine Hände. „Nein…das bildest du dir ein!“ Semir nahm sich das Blatt und sah Ben ernst an. „Heb’ deine Hände und halt sie still.“ Ben tat wie ihm befohlen, doch es gelang ihm nicht. „Nun ja…“, versuchte Ben anzusetzen, doch er kam nicht weiter. „Soll ich den Fall abgeben?“ Ben hörte genau, wie sich Semir sorgte. „Nein…das Zittern wird aufhören und ich kann nicht immer wegrennen! Wie gross ist die Chance dass ich nochmals begraben werde Semir? Ausserdem wurde der Mann hier einfach eingesperrt, dass ist eigentlich was anderes!“ Semir seufzte.

    „Halten Sie sofort ihren Wagen an!“, schrie er und der Mann fuhr sofort auf den Pannenstreifen und hielt seinen Laster an. Genervt stieg er aus. „Sag’ mal Bulle, wieso haste mir einen solchen Schrecken eingejagt?“ Semir verliess auch sein Gefährt und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich würde mal sagen, Sie kennen den Grund.“ Der Fahrer erwiderte nichts und verschränkte bloss die Arme. Der Deutschtürke sah sich den Lastwagen an, der alt und schäbig wirkte. „Wenn wir schon dabei sind, zeigen Sie mir mal ihre Fracht!“ Der Fahrer nickte langsam, öffnete den Frachtraum und zeigte verschiedene Kasten aus Eisen. „Öffnen Sie bitte mal einen!“ Der Mann verdrehte genervt die Augen und winkte Semir hinein. Er leuchtete den Raum mit einer kleinen Glühbirne und öffnete ein elektronisches Schloss. „Da sind nur Schinken drin!“ „Dann können Sie ja beruhigt aufmachen“, erwiderte Semir mit einem Grinsen und der Mann stöhnte. „Sie geben nicht auf oder?“ Der Deutschtürke schüttelte mit dem Kopf. Der Mann tippte das Passwort ein und öffnete den Kasten. Beide schreckten zurück und der Lastwagenfahrer stiess sogar einen kleinen Schrei aus.


    In dem Kasten lag ein toter Mann. Die Haut weiss und aschfahl. Die Lippen dunkelblau. Die Augen weit aufgerissen. „Heilige Scheisse!“ Der Lastwagenfahrer wich zurück und fiel auf sein Hinterteil. Sein ganzer Körper zitterte und das Maul war weit aufgerissen. „Ich wusste nichts davon…echt nicht!“, stiess er hervor und rutschte immer weiter zurück. „Das werden wir sehen…“, murmelte Semir, der langsam wieder zur Besinnung kam und nahm sein Mobiltelefon hervor. Er wählte die Nummer des Gerichtsmediziners und verlangte danach in der Zentrale Verstärkung. Anschliessend wählte eine Nummer, die er ein und auswendig kannte. „Ja Semir? Wo bleibt unser Essen?“, fragte Ben verwirrt. „Das muss leider ausfallen. Ich brauche euch hier. Wir haben eine Leiche in einem Lastwagen.“ Semir hörte genau, wie Ben seufzte. „Alles klar ich komme – wo bist du?“ Semir nannte seinen genauen Standpunkt. „Gut, gib mir zehn Minuten!“

    Köln zwei Tage zuvor


    „Also noch mal von vorne“, sagte Semir und packte einen kleinen, von hand beschriebenen Zettel, der in einer Plastiktüte lag, „ein Cheeseburgermenü mit Cola für Ben, Currywurst für Hotte und Pommes rot-weiss für Dieter, Salat mit Fanta für Susanne und ein Schinkensandwich mit Mineralwasser für die Chefin ist das richtig?“ Kurzes Schweigen am Telefon. „Was denkst du denn vor mir Partner, im Gegensatz zu Hotte kann ich aufschreiben, was man mir diktiert!“ Semir wusste genau, wieso Ben diesen Seitenhieb gegen Hotte ausgeholt hatte - dieser schrieb die Bestellungen nämlich immer falsch auf. „Kein Respekt vor dem Alter die heutige Jugend“, grummelte der Angesprochene und Semir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, zum Glück sahen dies die Anderen nicht, da er im Auto sass und per Lautsprecher des Handys mit ihnen sprach. „Wie auch immer. Ist richtig Semir! Danke dass du die Aufgabe übernommen hast!“ In Dieters Stimme schwang Erleichterung mit. Der gross gewachsene Polizist hatte mit seinem Rücken zu kämpfen, Ben war von einem Arzttermin erst gerade zurückgekehrt und konnte gerade noch die Bestellung aufschreiben und niemand wollte Hotte mit der Aufgabe betreuen. „Ich finde das wirklich eine Unverschämtheit! Nur weil ich ein paar Mal die Bestellung falsch aufgeschrieben habe!“ „Seit wann gelten eine Million als ein Paar!“ Lautes Gelächter nach Bens Satz. Semir verdrehte die Augen. „Was hat der Arzt gesagt
    Ben? Woher kommt dein Reitzhusten?“, wollte der Deutschtürke wissen.


    „Eine Infektion der Bronchien, nicht wirklich dramatisch. Muss nur Hustentabletten nehmen! Im Übrigen: Ich habe Hunger!“ „Dann ist es wirklich nicht schlimm! Ich beeile mich, ich sollte gleich…“ In diesem Moment fuhr ein Lastwagen an Semir mit einer ungeheueren Geschwindigkeit vorbei. „Hey!“, schrie er und startete die Sirene. „Sorry Jungs, dass Essen muss kurz warten!“ Ein entnervtes Stöhnen kam von der anderen Leitung. „Man dann müssen wir’s wieder in der Mikrowelle aufwärmen“, beschwerte sich Hotte. „Schnapp dir den Verkehrssünder Semir, ich versuche unseren Hungrigen zu beruhigen!“ Mit diesen Worten hängte Ben auf. Semir fuhr dem Wagen hinterher und steuerte neben die Fahrerkabine, wo ein Mann in seinem Alter sass. Doppelt so breit, mit einer Halbglatze und der Zigarette am Mundwinkel. Mit den Knien lenkte er den Wagen und in den Händen hatte er eine Zeitung. „Das gibt es doch nicht“, zischte Semir entrüstet und zog die Kelle hervor. Doch der Fahrer hielt nicht, sondern erschrak ab Semirs Ruf, verlor die Kontrolle und rammte Semirs BMW, dieser gab Gegenkraft. „Was zur Hölle?“, schimpfte der Fahrer und Semir sah ihn mit funkelnden Augen an.


    Boah Eli...ich hätts aucn nie gedacht, da muss ich den Anderen recht geben.
    Aber es ist einmal eine andere Wendung - gefällt mir. Ich muss immer noch warten ob sich mein Verdacht bestätigt. Menno... aber ich bin gespannt und bleibe am Ball.


    Grüsse aus Frankreich


    Jenni