11.
"Diese Schweine..." Semir konnte seinen Unterkiefer runterklappen spüren und hatte Mühe, den Mund wieder zu schliessen. "Guten Tag...", erklang wieder eine Stimme und die Maskierte Person erschien. "Glauben Sie mir immer noch nicht, dass ich ernst mache?" Ben wollte das Headset nehmen, doch Semir war schneller. "Lassen Sie die Kleine laufen", sagte er harsch und bekam einen Lacher als Antwort. "Wieso? Habe ich etwa die Biografie von Erbacher? Nein! Also, wieso sollte ich das Mädchen gehen lassen..." Semir hörte das Wimmern des Mädchens und biss sich auf die Unterlippe. "Machen wir einen Treffpunkt aus. Ich werde Ihnen die Biografie bringen!" Hartmut streckte kurz seinen Kopf rein und sah Ben an. Er machte mit seinem Finger einen Kreis, Semir sollte ihn hinhalten. "Netter Versuch, aber Sie werden mir sicher nicht die Biografie bringen! Der Zottelkopf - ihr Partner soll Sie mir bringen!" Semir sah Ben geschockt an und dieser zog eine Augenbraue hoch - er wusste ja nicht, was der Maskierte sagte. "Auf keinen Fall! Ich, oder niemand!", sagte der Deutschtürke doch stur und der Maskierte trat vor die Kamera. In seiner Hand eine Pistole. "Wie Sie meinen...", sagte er knapp und legte die Mündung der Waffe auf Lenas Schulter. So stand er hinter ihr und drückte ab. Semir und Ben schrien auf, als eine Blutfontäne aus der Schulter des Mädchens schoss.
"Okay", keuchte Semir, "er wird Sie bringen!" Er hörte Lena bitterlich weinen und schreien vor Schmerz - es zerriss ihn beinahe das Herz. "Aber Sie bringen das Mädchen!" Der Maskierte nickte. "Ich halte meine Versprechen. In einer Stunde, am verlassenen Fabrikgebäude am Stadtrand, das morgen gesprengt werden soll, erinnern Sie sich?" Semir bejahte. "Mein Partner wird da sein!" In diesem Moment brach die Verbindung kappte ab. Der Deutschtürke sah, wie Ben zitterte und mit der Hand den Bildschirm berührte. Die Furcht um Lena zierte jede einzelne Zelle seines Gesichtes und Semir machte sich Vorwürfe. "Ben...ich hätte nicht...", begann er stammelnd, doch wurde er von Ben unterbrochen. "Semir...was muss ich tun...? Was verlangen die?" Semir schluckte tief. "Sie wollen, dass du in einer Stunde die Biografie aushändigst. Ich gehe sofort zu der Chefin. Wir werden eine Lösung finden...ich lasse nicht zu, dass dir und Lena noch mehr passiert!" Mit diesen Worten verschwand er aus dem Büro.