Beiträge von jenni

    Kapitel 12 - Prügeleien


    Hannes ging aus dem Raum. Sein Instrument hatte er lieblos im Rucksack verstaut gehabt. Enno hatte auf ihn in einem kleinen Zwischengang gewartet. "Hey, Liebelchen!", schrie er und Hannes wollte sich nicht umdrehen. Er ging weiter. "Hörst du auf mich zu ignorieren!", schrie Enno und packte den Jungen an der Schulter. Hannes wurde brutal umgerissen und fiel auf den Boden. Sein Rucksack öffnete sich und alle Utensilien wurden auf dem Boden verteilt. Zitternd, sammelte Hannes all die Dinge wieder auf. Enno stand ihm mit voller Wucht auf die Finger. Hannes schrie auf und glaubte sogar, einige Finger knacken zu hören. "Du bist so ein Weichei!", giftete Enno und kickte die Dinge durch den Raum.
    Ben ging gerade aus seinem Klassenraum und warf sich die Umhängetasche um, als er die Schreie des Jungen hörte. Er rannte und folgte den Geräuschen. Zu seinem Entsetzten musste er feststellen, dass sich einer seiner Schüler prutal gequält wurde. "Hey!", forderte er auf doch der Schüler gab keine Ruhe. Weiter zog er an den Haaren und spuckte dem Opfer ins Gesicht. "Das reicht!", schrie Ben und packte den Angreifer am Arm, um ihn von dem Jungen wegzuziehen. "Dafür kommst du zum Rektor!", drohte er und sah gerade, wie Semir aus dem qualmenden Chemieraum kam. "Was ist denn mit dir passiert?" fragte er verwundert.


    "Nun ja", räusperte sich Semir, "ein Versuch der schief ging, deshalb hat die Klasse frei!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Dann kannst du diesen Wicht ja zum Rektor bringen, der hat den armen hier verprügelt!" Semir nickte und nahm Ben den Jungen ab. Mit ihm verschwand er. Ben sah, wie der Kleine sich aufrichtete und die Sachen hektisch einsammelte. "Warte ich helf' dir!", sagte Ben und ordnete die Sachen. Hannes sagte nichts. Sondern biss sich vor lauter Schmerz in den Fingern auf die Unterlippe. Er erschrak als er spürte, wie jemand seine Hand hob. "Du musst sofort zu einem Arzt!" Hannes sagte wieder nichts. "Hast du eine Freistunde?" Hannes nickte zögerlich. "Ich auch, also komm! Ich fahre dich zum Arzt!" Ben half ihm, aufzustehen und lächelte aufmunternd. "Das wird schon wieder!"

    Liebe Leser


    Alle anderen Geschichten werden leider pausieren. Zeit ist bei mir im Moment mangelware und da ich keinen laptop besitzte, habe ich nun eine handgeschriebene Geschichte bereit die ich nur noch abschreiben muss. Durch private und auch berufliche Turbulenzen war alles ein wenig viel. Och hoffe ihr versteht es.


    Ansonsten, viel Spass mit der Story.
    Liebe Grüsse
    Jenni

    5.


    "Das könnten Sie", mischte sich Semir ein und drängte sich vor. "Kommen Sie mit ins Büro!" Lena folgte Semir und Ben und sah, wie der Deutschtürke die Tür hinter sich schloss. "Du musst uns versprechen, nichts davon weiterzuerzählen okay?" Lena symbolisierte Ben, wie sie ihren Mund wie ein Reissverschluss zumachte. "Sehr gut." Semir überreichte ihr die Akte. "Wir wollten Herrn Erbacher wegen schnellen Fahrens anhalten, da hat er das Feuer gegen uns eröffnet! Jedoch ist er tödlich mit seinem Wagen verunglückt" Lena weitete ihre Augen. "Das ist ein Scherz oder?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Leider nein", antwortete er knapp. "Und wie kann ich euch da helfen?" Semir nahm einen Stuhl, der in der Ecke des Büros stand und bot Lena an, sich zu setzten. "Sie lesen gerade die Biografie Lena, vielleicht ist dort etwas geschrieben, dass seinen Zustand erklären könnte!" Die junge Frau dachte nach. "So spontan würde mir nichts in den Sinn kommen!" Ben verschränkte die Arme. "Würdest du für uns die Biografie genauer unter die Lupe nehmen?" Sie nickte. "Klar kann ich machen. Ich muss eh meine Semesterarbeit drüber schreiben, also sollte dies kein Problem sein, wenn ich sie mir nochmals anschaue!" Semir klatschte in die Hände. "Wir danken vielmals!" Sie lächelte. "Kein Problem!" In diesem Moment klingelte Semirs Telefon. Er drehte sich von der Gruppe weg und nahm ab.


    Ben nahm seinen Schreibtischstuhl und setzte sich neben Lena. "Wie geht's dir eigentlich so?" Die junge Frau zuckte mit den Achseln. "Wie soll's mir schon gehen? Ben du kennst meine Situation und die hat sich seit zwei Jahren nicht verändert!" Er seufzte. "Deine Eltern sind also immer noch so verstritten?" Sie nickte. "Kann man wohl sagen, meine Mutter will nicht mal mehr mit mir was zu tun haben! Mein Vater muss jeden Cent dreifach umdrehen! Deshalb arbeite ich eben in der Raststätte, in der wenigen Freizeit, die ich habe!"
    "Und dein Studium? Leidet dies darunter?" Sie wippte mit dem Kopf hin und her. "Könnte schlimmer sein. Ich bin im soliden Mittelfeld. Aber mein Lektor behauptet, ich könnte viel besser sein! Aber damit ich überhaupt weiter studieren kann, muss ich halt die Plackerei auf mich nehmen!"
    "Ich könnte ja auch...!" Lena hob den Finger. "Ben, das Thema hatten wir doch schon vor zwei Jahren durchgekaut! Vergiss' es! Meiner Meinung nach leidet eine Freundschaft oder auch ein gute Beziehung, darunter. Du bist keine Weihnachtsganz für mich!" Er grinste. "Eben leider!" Sie gab ihm eine Kopfnuss und er konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.


    "Nein! Aber ich brauche dich heute Abend Caroline!" Entnervt brüllte Semir in sein Telefon aber kurz darauf schmiss er es entnervt auf den Schreibtisch. "Probleme?", fragte Ben. "Allerdings. Andrea und ich wollten uns heute Abend mit ehemaligen Kollegen aus Andreas Schule treffen! Und nun sagt die Babysitterin ab!" Er stöhnte und trat gegen den Papiereimer. "Vielleicht kann ich helfen!", sagte sie und lächelte. "Ich könnte ihre Kinder babysitten!" Semir sah sie an. "Eigentlich ginge es nur um ein Kind. Meine Tochter Aida!" Er sah Ben an. "Du kannst Lena vertrauen! Sie ist wirklich gut!" Sie hob die Arme. "Ich habe auch ein Diplom, weil ich einen Babysitterkurs besucht habe!" "Bens Wort reicht mir", sagte Semir, "allerdings kann ich nicht viel zahlen!" Lena winkte ab. "Um Geld geht's mir gar nicht, aber zu dieser Gelegenheit, kann ich auch eurer Bitte nachgehen!" Sie stand auf und ging zu Semir. "Also, welche Zeit und Ihre Adresse?"

    Kapitel 10 - Ein neuer Tag


    Semir stieg aus dem Wagen und sah sich Ben nochmals an. Allerdings konnte er dies nicht, ohne ein Grinsen auf den Lippen zu haben. "Was ist?", fragte der Jüngere und Semir winkte ab. Gemeinsam betraten sie das Schulgebäude. Es war sieben Uhr morgens. Der Direktor hatte sie persönlich ins Büro beordert. Ben gähnte lauthals. "Das ist definitiv nicht meine Uhrzeit", knurrte er und lief mit Semir die Treppen hinauf. "Könnte schlimmer sein, überleg dir mal wann du aufstehen müsstest, wenn das Opfer ein Bäcker gewesen wäre!" Ben rollte mit den Augen. "Deine Aufmunterungen beginnen zu hinken", erwiderte er leicht gereizt. "Schlechte Nacht gehabt?" Ben seufzte ausf Semirs Frage. "Semir ich könnte vielleicht Vater werden! Hattest du da keine schlechten Nächte?" Semir sagte nichts. Er durfte sich nicht verraten. "Sieh' es doch mal positiv. Wäre es nicht schön, einen kleinen Ben im Flur herumspringen zu sehen?" Ben grunzte. "Sicher, der mir jede Nacht den Schlaf raubt, kreischt und an meinen Haaren zerrt, oja! Ich bin absolut scharf drauf!"
    Sie erreichten das Büro des Direktors und klopften an. "Herein", vernahmen sie eine tiefe, Bassstimme und taten, wie ihnen befohlen.
    Der Direktor glich vom Aussehen her dem Weihnachtsmann. Dicklich, einen weissen, gestutzten Bart und zuletzt noch das schneeweisse Haar. "Herr Jäger, Herr Gerkhan, gut dass Sie sich noch die Zeit genommen haben", er wies auf zwei leere Stühle, "bitte, setzten Sie sich!"


    "Ich habe Sie noch hergebeten, weil ich Sie um absolute Diskretion bitten wollte. Diese Schule hat aufgrund Ihrer vielen Mobbingfälle schon einen schlechten Ruf!"
    "Sie meinen, das gegenseitige Quälen von Schülern ist bei Ihnen Gang und Gäbe?" Der Direktor nickte mit betrübten Gesicht. "Leider ja! Die Lehrer erleiden immer mehr Burnouts und unsere Psychologin kämpft beinahe wöchentlich mit einem Schüler, oder einer Schülerin, die einen Amoklauf androhen! Die heutige Zeit ist für die Kinder und Jugendlichen sehr schwer. Besonders für die Aussenseiter, der Machtkampf gerät ausser Kontrolle!" Semir nickte. "Was in unseren Klassen nicht geschehen wird! Jedenfalls nicht, solange ich hier bin!" Er zeigte entschlossen auf sich. Der Direktor lächelte. "Ach, dass habe ich jeden Lehrer sagen hören", seufzte er und Ben grinste. "Mag ja sein", begann er, "aber im Gegensatz zu Ihren sonstigen Angestellten, sind wir Polizisten." Der Direktor nickte. "Jedenfalls, bitte erhalten Sie ihre Tarnung gut!" Er ging auf die Türe zu und öffnete sie. "Dann will ich Ihnen nun Ihre Klassenräume zeigen!"

    4.


    Susanne klopfte an die Türe und betrat das Büro. „Der Gerichtsmediziner hat mir die Akte gefaxt. Er konnte wirklich nicht mehr viel aus dem Toten herausholen. Jedoch hatte die Frau recht. Beim Opfer handelt es sich um Kevin Erbacher. Die Zahnabdrücke stimmen überein!“ Semir nahm dankend die Akte entgegen. „Der Mann war ein Genie“, begann Susanne und schüttelte mit dem Kopf, „wieso hatte er auf euch geschossen?“ Ben zuckte mit den Achseln. „Das versuchen wir herauszufinden“, murmelte Semir und schlug die Akte auf. „Die Explosion hat ihn definitiv getötet. Keine meiner Schüsse, hatte ihn getroffen!“ „Dann solltest du vielleicht zum Augenarzt gehen. Mit anfangs vierzig soll’s ja bergab gehen mit dem Sehvermögen!“, stichelte Ben und bekam als Antwort einen kurzen, giftigen Blick. „Jedenfalls, muss da sicher mehr dahinterstecken.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Susanne wieder.
    „Susanne hat recht“, sagte Semir und setzte sich. „Nun ja, aber wieso, wieso schiesst er auf uns?“, fragte Ben. „Er muss Angst vor uns gehabt haben. Seit wir keine Martinshörner mehr haben, kann jemand der total nervös ist, sicherlich was Falsches denken!“ Ben konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Die gute, alte Zeit nicht wahr? Jedenfalls, die Frau weiß ja schon Bescheid dass er tot ist, am besten ist es, wenn wir sie befragen!“ Semir nickte auf Bens Vorschlag und sie wollten gerade aufstehen, als die Türe aufging und Frau Erbacher eintrat. „Ich hatte Sie gesucht! Es ist mein Mann nicht wahr?“ Ben stand auf und bat der Frau an, sich auf seinen Stuhl zu setzten. Sie bedankte sich und tat dies.


    „Frau Erbacher, zuerst möchte ich mein Beileid aussprechen. Es tut mir leid, dass Sie so grausam erfahren mussten, dass Ihr Mann verstorben ist!“ Auf Semirs Satz hin schniefte die Erbacher und wusch sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. „Es ist total unerwartet. Kevin war immer so ein herzensguter Mensch.“
    „Ihr herzengsuter Mann hat, so darf ich Sie daran erinnern, hat auf uns geschossen“, sagte Ben mit einem sarkastischen Unterton und verschränkte die Arme. „Das ist es ja, was mich irritiert. Mein Mann ist wirklich eine liebenswerte Person. Nur seit einem Monat war er weg, hatte jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen gehabt. Das ist dass, was mich so beunruhigt hat. Deshalb bin ich ihm immer gefolgt. Unauffällig natürlich. Und habe diese Fotos geschossen!“ Sie überreichte Semir ein paar Bilder und er sah sich diese an. „Als ich das gesehen hatte, wollte ich ihn zur Rede stellen, doch dann geschah eben der Unfall auf der Autobahn!“ Ben sah Semir zu, wie dieser die Fotos ansah und die Augen sich immer weiter aufrissen. „Ben, sieh‘ dir das an!“ Ben ging auf Semir zu und nahm eines der Fotos entgegen. „Ach du Scheisse“, stiess er aus und sah Semir mit ebenso großen Augen an. „Der BKA-Präsident Faltmeier!“ Ben nickte auf Semirs Satz und pfiff kurz. „Hatte Ihr Mann Konflikte mit dem Gesetz?“


    Erbacher antwortete nicht sondern schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf. „Das kann gar nicht sein! Mein Mann ist ein guter Mensch! Wirklich!“ Sie stand auf. „Entschuldigen Sie mich!“ Ben wollte ihr noch die Visitenkarte reichen doch sie war bereits verschwunden. „Hallo, geht’s noch?“, hörten sie eine Frauenstimme sagen. Semir und Ben sahen sich an. „Lena?“ Sie gingen nach draussen. „Jap. Sie hatten was bei mir vergessen!“ Lena reichte Semir die Geldbörse. „Oh, ich muss sie wohl liegen gelassen haben! Vielen Dank!“ Lena lächelte. „Ich wohne ja in der Nähe. Deshalb konnte ich sie schnell vorbeibringen!“ Semir bedanke sich nochmals herzlich. „Wieso ist Frau Erbacher bei euch?“ „Du kennst sie?“, fragte Ben zurück und Lena nickte. „Ich muss für die Uni gerade die Biografie von Erbacher lesen und wollte ihn auch mal interviewen, doch er hatte mich auf seine Frau abgeschoben.“ Ben und Semir sahen sich an, lächelten und nickten. „Hast du die Biografie bei dir?“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Aber ich habe sie so gut wie durch. Ich weiß alles auswendig. Wieso, kann ich euch helfen?“


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    3.



    Semir setzte sich in den Wagen und genehmigte sich einen Schluck seines Kaffees. „Das ist neu“, sagte er knapp und Ben sah ihn verwirrt an. „Inwiefern?“, fragte er nach. „Dass du Nachhilfe in Mathe gegeben hast. Die Frau ist 20…21? Das ist etwa zwei Jahre her mit dem Abi oder?“ Er nickte. „Wie kommt ein Polizist wie du an einen Job als Hobbynachhilfelehrer?“ Ben grinste. „Meine Schwester hat ihr ursprünglich Nachhilfe gegeben. Gratis versteht sich, da Lenas Familie sehr arm ist. Dann musste meine Schwester aber selbst auf einen Studienausflug und hatte mich gefragt, ob ich das machen würde? Tja, im LKA hatte ich ja auch nicht so unregelmässige Arbeitszeiten wie hier!“„Beschwer dich bei der Krüger und nicht bei mir!“, erwiderte Semir knapp. Ben trank seinen Kaffee zu Ende und fuhr los. In der PAST sass Susanne König bereits an ihrem Schreibtisch. „Da habt ihr ja mal wieder was Schönes angerichtet“, sagte sie und Semir verdrehte die Augen. „DER hat auf uns geschossen, nicht wir auf ihn!“ Ben nickte zustimmend. „Wie auch immer. Frau Krüger war nicht sehr erfreut als sie erfahren hatte, dass nun auch noch Ben seine Autos zu Schrott fährt!“ „Die Frau macht mich eines Tages noch wahnsinnig!“, zischte Semir und verzog sich ins Büro. Ben nahm dies mit seiner typischen Gelassenheit. Ihm war es egal was die Anderen dachten. Das hatte er Semir voraus.Er folgte seinem Partner ins Büro und machte die Türe zu. „Wenn ich schon wieder dran denke, wie sie uns den Vortrag hält, krieg‘ ich Pickel!“ Ben musste auf den Kommentar hin Semirs Grinsen. „Sei doch froh“, erwiderte er, „dann siehst du doch wieder ein paar Jahre jünger aus!“ „Soll ich dich zum Nachhilfelehrer zurückdegradieren?“ „Nein lass mal, ohne mich kämest du doch sowieso nicht mehr klar in dieser unbarmherzigen, modernen Welt!“„Ich weiss wie man eine SMS schreibt!“, gab Semir schnaubend zurück.„Ja und damit wäre dein Fachwissen schon beendet!“Semir packte ein zusammengeknülltes Papier und warf es nach seinen Partner.


    Ben konnte ausweichen. Er zog seine Jacke aus und hing sie neben der Semirs an den Garderobenständer. „Jedenfalls, sollten wir mal Lena und auch die Chefin vergessen und uns fragen, wieso ein Jazzpianist auf uns schiesst, obwohl wir ihm bloß einen Strafzettel geben wollten!“ Semir zuckte auf Bens Satz hin mit den Schultern. „Das kann jegliche Gründe haben. Und wir sind am Anfang. Denn wir haben ein Problem.“ „Welches denn?“, fragte Ben verwundert. „Unseren Barbeque-Boy können wir nun schlecht fragen!“ Beide lehnten sich nach hinten. „Das ist wirklich ein Problem!“ Ben riss eine Packung Salzstangen auf und zog eines der Gebäcke hinaus. Er begann daran zu knabbern. „Nun ja, aber wir haben ja schon schlimmeres gehabt. „„Den Todesvirus?“ Semir grinste auf Bens Frage. „Nein, die Ankunft von Frau Krüger!“ Ben prustete und sah auf, als die Türe aufging und Susanne hereintrat. „Da hat eine gewisse Lena für dich angerufen Ben. Soll ich sie durchstellen?“ Ben nickte und lächelte Semir zu.„Das ging aber schnell!“ Ben sah auf das klingelnde Gerät. „Sie ist schnell. Das kann’s geben!“ Er hob den Hörer und drückte ihn ans Ohr. „Hey Lena, geschwind wie immer. Übermorgen am Abend?“ Ben sah seinen Partner fragend an und Semir hob den Daumen. „Ich kann auch mal den Abend durchmachen“, formte der Deutschtürke mit seinen Lippen und Ben nickte dankend. „Klar kein Problem. Wie wär’s mit McDonald’s? Ich lade dich auch ein?“ Ben rollte mit den Augen. „Lena ich habe viel mehr Geld als du! Also versuche gar nicht erst, mir das Auszureden. Also, ich hole dich dann ab, ich freu mich!“


    Ben hängte auf und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Freust du dich wirklich darauf? Die Kleine wirkte nicht wie ein Ding aus deinem Beuteschema!“ Ben stöhnte genervt. „Semir, Lena ist eine gute Freundin von mir. Als ich ihr Nachhilfe gab, war gerade die Zeit, bevor ich zu dir wechselte. Im LKA fühlte ich mich unwohl und konnte mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, zur Autobahnpolizei zu gehen. Sie hatte mir, aber geraten, mal hinzugehen, ich würde es sicher nicht bereuen!“ Semir grinste. „Und, bereust du es sicher nicht!“ Ben zerknüllte ein Papier und warf den Ballen nach seinen Partner.

    Kapitel 8 - Nichts ist's wie es scheint



    "Ein Lappen?", wiederholte Annelie und Emanuel zog eine Augenbraue hoch. "Lustig", sagte dieser mit hochgezogener Augenbraue. Emanuel fühlte den Puls. "Jedenfalls ist's zu spät. Ich rufe den Doc von Köln an." Gesagt getan. Danach widmete er sich wieder seiner Partnerin. "Was ist nun so besonders an dem Lappen?" Annelie hielt ihm das Stück Tuch vor die Nase und er wich zurück. "Chloroform!", stiess er aus und rieb sich das Riechorgan. "Allerdings, und ich habe noch nie einen Selbstmörder gesehen, der sich freiwillig noch Chloroform gewaltsam ins Gesicht drückt." Sie wies auf Rötungen an der Nase und am Mund. "Tatsächlich. Wir müssen auf den Gerichtsmediziner warten. Sehen wir uns mal um!" Annelie begab sich zu einem hölzernen Sekretär und durchsuchte ihn.
    "Alte Teste, Zeugnisse...langweillig....", murmelte sie und setzte sich auf den Boden. Immer wieder sah sie sich die Schriftstücke an. Emanuel setzte sich zu ihr. "Meinst du nicht dein Witz geht zu weit...wegen Ben?" Annelie sah Emanuel ein wenig perplex an. "Wieso? So ist er abgelenkt!" Emanuel wippte mit dem Kopf hin und her. "Nun ja, aber du kennst ihn. Er ist dann in seiner Art übervorsichtig. Du kannst keinen Schritt mehr gehen ohne dass er dich beobachtet." Annelie zuckte mit den Achseln. "Risiko. Willst du, dass er uns wieder wegen der Party nervt?" Emanuel hob die Arme.


    "Gott bewahre, dass nun nicht!" Sie nickte. "Eben, was willst du dann tun? Wir können Ben nicht ja Tagelang einsperren!" Emanuel seufzte. "Der Mann hat rein gar nichts was man brauchen könnte!" Annelie stand auf und sah aus dem Fenster und dachte über ihren Streich nach. War sie wirklich zu weit gegangen? In diesem Moment klingelte es und der Gerichtsmediziner trat herein.

    2.





    „Da habt ihr ja was Schönes angestellt“, murmelte der Gerichtsmediziner und beugte sich über die, mit Löschschaum bedeckten, Leiche. „Wieso wir?“, fragte Ben leicht pikiert und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich weise auch jegliche Schuld von mir“, ergänzte Semir und ging auf den Doc zu. „Jedenfalls, kann ich so nichts sagen. Die Leiche muss mit in die Gerichtsmedizin. Hier kann ich euch nicht helfen!“ Semir seufzte. „Nun ja, sieht ja auch aus als wäre er gerade aus einer Verbrennungsanlage geflüchtet.“ Ben verkniff sich das Lachen und begutachtete den Wagen. Ausser der Karosse war nicht mehr viel übrig. „Der schöne, gelbe Lotus...“, sagte er mit ein wenig Wehmut in der Stimme. „So einen kaufst du doch beim morgendlichen Shopping!“ Ben zog auf Semirs Satz die Augenbrauen hoch. „Klar, weißt du, gestern sah ich einen und wollte dir den kaufen, aber dann hatte ich mich erinnert was für ein kleiner…Türke bist!“ „Ach deine Güte ist Grenzenlos“, erwiderte Semir und klopfte dem Gerichtsmediziner auf die Schulter. „Meld‘ dich, wenn du was hast!“Sie gingen auf den Wagen zu und wollten gerade einsteigen, als eine Frau an der Absperrung stand und sich die Seele aus dem Leibe schrie. „Kevin!“, kreischte sie immer wieder, „Kevin, nein!“ Die beiden Autobahnpolizisten gingen auf sie zu. „Kennen Sie das Opfer?“, fragte Semir direkt und die Frau sah ihn mit tränenerfüllten Augen an. „Das ist mein Mann!“, flüsterte sie und hatte die Hände auf die Wange gepresst. „Kevin…Kevin Erbacher.“ Bei Ben legte den Kopf schief. „Der berühmte Jazzpianist?“ Sie nickte. „Darf man dann fragen, wieso Ihr werter Herr Pianistgatte auf ein Polizeiauto geschossen hat?“ Die Frau begann zu zittern. „Das kann nicht sein“, stieß sie hervor. Ben nickte zu seinem Mercedes, der mit Einschusslöchern übersät war. „Dann sind die nur wohl zur Belüftung“, bemerkte er sarkastisch. „Woher wollen Sie überhaupt wissen, dass dies ihr Mann ist“, mischte sich Semir wieder ins Geschehen ein.


    „Der Lotus…er ist eine Seltenheit. Deshalb…und die Reste der Kleidung.“ Semir verschränkte die Arme. Er überreichte ihr seine Visitenkarte. „Gehen Sie zum Gerichtsmediziner, er steht dort hinten am Kleintransporter, sollten Sie dann Gewissheit haben, melden Sie sich bitte bei mir.“ Sie nickte und verschwand.„Ein Jazzpianist der auf einen schiesst, dass hat man auch nicht alle Tage!“ Semir zuckte mit den Achseln. „Noch ist nicht bewiesen, ob er es ist. Aber wenn, wieso hat er das getan? Werden wir nun von jedem beschossen der sich ein Knöllchen eingefangen hat?“ „Wenn du immer wieder beschwörst dass nichts passiert!“, giftete Ben und sah wehmütig zu seinem Mercedes. „Na super…“ Sie gingen auf den Wagen zu und fuhren Richtung PAST. Im Vorbeifahren erblickten sie Hartmut, der gerade seinem Team Anweisungen gab. „Ich könnt‘ einen Kaffee vertragen“, begann Semir und kramte in seiner Geldbörse, „was ist mit dir?“ „Kann nicht schaden“, antwortete Ben und bog in die nächste Einfahrt für eine Autobahnraststätte. Gemeinsam stiegen sie aus und bemerkten die verwirrten Blicke von anderen Autobesitzern. „Ich bin heute Morgen aufgewacht und fand den Lack einfach grässlich“, sagte Ben laut und Semir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie liessen sich Beide einen Automatenkaffee aus und begaben sich zur Kasse. Semir schlug eine Einladung von Ben aus. Nicht dass es ihm nicht gefiel, dass Ben manchmal daran dachte, dass Semir nicht gerade das Geld von den Bäumen pflücken konnte, aber er wollte nicht als Schmarotzer gelten. Dazu war ihm die Freundschaft zu wichtig.


    An der Kasse stand eine junge Frau. Als sie Ben erblickte, begann sie zu strahlen. „Ben? Ben Jäger?“ Er sah sie verwirrt an. Die junge Frau trug ihr braunes Haar kurz, hatte eine Brille auf der Nase. Jedoch war sie zärtlich und sicher nicht älter als 20. „Erkennst du mich nicht?“, fragte sie nach und Ben schüttelte ehrlich mit dem Kopf. „Also ehrlich. Da verhilft der Sohn des reichen Nachbarn einem die Matheklausur beim Abi zu bestehen und dann das!“ Nun machte es Klick. „Lena? Lena Thaler?“ Sie nickte enthusiastisch. Sie umarmten sich kurz. „Lass dich ansehen!“ Sie stellte sich zur Schau. „Junge bist du gross geworden. Aber was macht eine Abiturentin, die bei mir Nachhilfe hatte, bei einer Autoraststätte?“ Sie grinste. „Ich studiere Literatur. Damit ich nicht meinen Eltern komplett auf dem Portemonnaie sitze, verdiene ich hier noch ein wenig Geld dazu.“ Ben zog einen fünf Euroschein hervor. „Die Kaffees machen je zwei Euro.“ Ben zwinkerte als er den Schein gab. „Stimmt so.“ Semir sagte nichts, sondern lief leicht peinlich berührt an. Er konnte sich solche Spässchen nicht leisten. „Sie scheinen wohl auch nicht mit dem Geldregen überhäuft zu sein wie unser guter Ben.“ Semir nickte. „Semir Gerkhan. Ich bin sein Partner bei der Autobahnpolizei.“ Sie gaben sich die Hand. Ben zog seine Visitenkarte aus der Jackentasche und schrieb auf dem freien Feld seine Handynummer drauf. „Meld‘ dich doch mal. Ich muss leider los, aber, ich würde gerne wissen, wie es bei dir läuft!“ Lena lächelte. „Sehr gerne. Ich freu mich!“






    1.




    Die Autobahn Kölns war voller Wagen. Es war gerade Mittag. Die unglückliste Zeit. Leute die Halbtags arbeiteten, drängten, um nach Hause zu kommen, Mütter mussten das Essen vorbereiten und Ganztagsarbeitende wollten unbedingt noch Mittagessen.
    Im Gegensatz zu Ben Jäger, der sass mit seinem Partner Semir Gerkhan im Mercedes und beide assen genüsslich einen Hamburger. Sie standen auf einem Autorastplatz und begutachteten den Verkehr. "Wieso stressen die Leute eigentlich immer so?", fragte Ben sich selbst und Semir zog eine Augenbraue hoch. "Es gibt kaum Leute, die so locker denken wie du..." "Alles Spiesser", erwiderte der Jüngere und biss in seinen Hamburger. "Die Spiesser, haben auch keinen reichen Vater, der dem Sohn immer ein paar Euros in den Hintern steckt!" Ben streckte Semir nur die Zunge raus. "Jedenfalls, können die nicht einfach in den nächsten Fastfoodladen und sich es dann gemütlich machen." Ben lächelte. "Deshalb liebe ich meinen Job", sagte er dann und nahm den letzten Bissen seines Hamburgers. Danach steckte er den Schlüssel und startete den Motor. Er bog in die Einfahrt ein und befand sich dann auf der Autobahn. "Scheint aber ruhig zu sein heute..." Ben zweifelte. "Immer wenn du das sagst, passiert was Semir, das gefällt mir gar nicht!" Semir grinste. "Ich dachte, du wärst kein Spiesser..."




    Ben überholte einen kleinen weissen Golf. "Ich bin auch kein Spiesser, aber auch ich möchte meine Ruhe haben..." Semir lachte. "Wirst du langsam alt?", fragte er stichelnd und Ben zog eine Schnute. "Bei den jungen Mädchen bist du mit 31 schon so gut wie tot. Ich habe das beobachtet, als 13-Jährige die Schwester ihrer besten Freundin fragte, wie alt sie seie. Sie sagte zwanzig und die hatten Augen so gross wie Billiardbälle." "Damit musst du dich abfinden." Semir schaltete das Radio an und lehnte sich nach hinten. Es lief gerade Udo Jürgens mit seinem Hit "Mit 66 Jahren". "Das nenn' ich mal passend!", kommentierte Ben und schüttelte mit dem Kopf. Beide schreckten auf, als ein gelber Lotus sie mit hoher Geschwindigkeit überholte. "Ey!", protestierte Ben und schüttelte mit dem Kopf. "Das gibt ein gewaltiges Knöllchen", sagte Semir und holte die Kelle hervor. "Hol' ihn mal ein, dem will ich Manieren beibringen!" Ben drückte auf's Gas und konnte sich dem Lotus nähern. Semir öffnete das Fenster und hielt die Kelle heraus. "Hoffentlich hält..." Zwei Schüsse durchdrangen den Wagen und sausten knapp an den Beiden vorbei. "So ein Arschloch", zischte Semir und holte seine Waffe hervor. Er erwiderte das Feuer. Ben musste immer wieder einen Wagen überholen und benutzte dazu ziemlich gefährliche Fahrmanöver.




    "Kannst du nicht ruhiger fahren?", fragte Semir. "Ich kann auch auf 80 zurückfallen und den Typen entkommen lassen!", giftete Ben zurück. Der Fahrer des Lotus lehnte sich nach hinten und schoss weiter. Dabei übersah er einen leeren Autotransporter und fuhr direkt in ihn hinein. Der Wagen flog über die Rampe hinaus und überschlug sich. "Heilige Scheisse", stiess Ben hervor und fuhr auf den Pannenstreifen. Beide stiegen aus und rannten auf den Wagen zu, der auf dem Dach zum stehen gekommen war. Semir rannte sofort auf die Fahrerkabine zu und sah den blutüberströmten Fahrer. Er legte den Finger auf den Hals. "Nichts", sagte er, als Ben auf ihn zukam. Dieser hob die Hand. "Hörst du das?", fragte er und Semir sah unter den Wagen, wo Benzin auslief. "Los, weg hier!", schrie er und zog Ben mit sich. Sie hasteten weg und schon knallte es. Eine Druckwelle von enormer Stärke riss sie zu Boden. Ben sah Semir mit funkelnden Augen an. "Ich habe es dir doch gesagt!", kommentierte er und Semir rollte mit den Augen. "Irgendwas gebrochen?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Und du?" Semir tastete sich ab. "Nein, mir geht's gut, im Gegensatz zu dem armen Kerl, der gerade zum Barbeque wird."

    21.



    "Ich bin froh, dass Sie es nicht getan haben", kam eine leise Stimme und alle blickten zur Türschwelle. Viktoria stand aufrecht. In ihren Augen hatten sich immer noch Tränen gesammelt. Semir sah sie an. Ein schwerkrankes Mädchen. Solche Anblicke zerissen ihm immer wieder das Herz. Viktoria kam auf das Bett zu, begrüsste zuvor aber Frau Krüger freundlich welcher den Gruss mit einem Nicken erwiderte. Semir hob sich vom Stuhl und half Viktoria, sich zu setzten. Ben sah seinen Partner mit einem vielsagendem Blick an. Semir verstand und nickte der Krüger zu. "Ich komm später nochmal", flüsterte er Ben zu und er nickte dankend.
    Semir und Kim Krüger gingen voraus und begaben sich in die Cafeteria. "Sie will wirklich nichts sagen?" Die Krüger schüttelte auf Semirs Frage mit dem Kopf. "Nein, gar nichts. Sie will mit niemanden reden. Aber Ihre Tochter hat Herr Herzberger sogar geschworen, gegen ihre eigene Mutter auszusagen." Sie bestellte sich einen Kaffee und lud Semir ein. Die Kellnerin brachte die gewünschten Getränke. "Ausserdem noch die Aussage von Herrn Jäger, damit ist der Fall erledigt!" Semir nickte und nippte an seiner Cola. "Hat sie sich einen Anwalt besorgt?" Kim Krüger schüttelte mit dem Kopf. "Gar nichts. Sie ist in Lethargie verfallen."
    "Was das Mädchen betrifft, ich habe ihr einen Platz bei der oberen Spenderliste beschaffen können. Ein guter Freund von mir war mir noch einen Gefallen schuldig."


    Viktoria starrte auf den Boden. Die Hände auf den Schoss gelegt. Sie konnte ihren Blick nicht von den Schläuchen nehmnen, die mit Bens Blut gefüllt waren. "Werden Sie einen Schaden davontragen?", fragte sie, doch hob ihren Kopf nicht. "Nein, sobald die Dialyse abgeschlossen ist, bin ich wieder vollkommen gesund..." Viktoria schluchzte. "Es tut mir alles so leid...", stiess sie hervor. Ben versuchte sich aufzulehnen, schaffte es aber nicht. "Komm her Viktoria...", sagte er und sie gehorchte. Ben strich ihr über eine Wange. "Es ist nicht deine Schuld...aber willst du wirklich gegen deine Mutter..."
    "...sie ist nicht mehr meine Mutter mehr...sie soll ins Gefängnis...und dann kann sie vielleicht wieder meine Mutter werden. Der dicke, liebe Polizist hat gesagt, dass man für mich bereits eine Pflegefamilie gefunden hat, die meine Kosten tragen kann..." Ben nahm ihre Hände. "Ich kann dir auch noch helfen Viktoria. Auch wenn ich nicht so aussehe aber, ich habe auch noch ein wenig Geld..." Viktoria schüttelte mit dem Kopf. "Ich will Ihnen nicht zur Last fallen...das habe ich schon genug getan..." Ben schüttelte mit dem Kopf. "Ich hätte es nicht getan, wenn ich es nicht wollte..." Er streckte seine Arme aus. Viktoria fiel in seine Arme, ohne dabei einen Schlauch zu beschädigen. "Ich werde dir immer helfen Viktoria..."


    Eine Woche später


    Ben packte seine Sachen. Er war zwar noch wackelig auf den Beinen, aber er hatte wieder Farbe im Gesicht. Die kleinen Wunden von den Schläuchen, waren mit Pflaster abgedeckt worden. Die Schusswunde und die Platzwunde am Kopf waren beinahe verheilt. Es klopfte an der Tür und Semir kam herein. "Du bist ja wirklich gekommen", sagte der Jüngere und Semir nickte. "Ich habe auch jemanden mitgebracht." In Semirs Begleitung war Viktoria. "Schön", jauchzte Ben und die Beiden umarmten sich. "Wie gefällt es dir in deiner Familie?" Viktoria lächelte. "Sehr gut, dort gibt es einen kleinen Jungen, der ist wirklich süss. Und ich habe von Semir gehört, dass auch die Tochter der ersten Frau eine Familie gefunden hat." Ben sah Semir an und zwinkerte. "Meine Mutter habe ich gestern besucht!" Ben kniete sich zur Viktoria hinunter. "Sie ist immer noch wahnsinnig. Sie hat mich gar nicht beachtet." Ben strich ihr über die Wange. "Das kommt mit der Zeit. Also, wer hat Lust auf Eis?" Ein Jauchzen ging durch den Raum. Semir nahm Bens Tasche und gemeinsam gingen sie aus dem Krankenhaus.


    Ende

    20.





    Semir verbrachte die Nacht zuhause. Er konnte sich an Andrea lehnen und sich aussprechen, seine Frau hörte ihn aufmerksam zu. Aida und Lisa schliefen zusammen im grossen Gästebett. Das kleine Mädchen hatte immer wieder Alpträume und Aida hatte sie getröstet.
    "Wie sah Ben aus?", fragte Andrea und strich ihrem Mann über den Kopf. Semir hatte seinen Kopf auf ihe Beine gebettet gehabt. "Schrecklich...die Ärztin hat zwar gesagt...es geht ihm bald wieder gut aber..." Andrea lächelte. Das war typisch Semir. Übersorgend. "Wenn die Ärztin gesagt hat, dass es ihm bald wieder besser geht. Also, wieso sollte sie dann nicht recht haben!" Semir schoss hoch. "Aber was wenn es Komplikationen gibt oder...etwas unge..." Semir spürte Andreas Zeigefinger auf seinen Lippen. Dann küsste sie ihn. "Es kommt alles gut mein Schatz. Glaub' mir. Geh' doch morgen nochmals ins Krankenhaus. Und wenn es schlechter um ihn steht, kannst du mir einen Vortrag halten, dass Frauen nie recht haben!" Semir lächelte. Das war Andreas Stärke und deshalb liebte er sie so sehr. Sie war die absolute Optimistin. Manchmal nervte ihn dies ungeheuer, doch er war froh, dass sie so war.


    Am nächsten Morgen ging er tatsächlich nochmals ins Krankenhaus. Die Krankenschwester lächelte Semir nur kurz zu. Sie wusste anscheinend, wer er war. Wenn ein Polizist im Krankenhaus war, sprach sich dies im Personal schnell um. Dieses Mal klopfte er. "Herein?" Konnte Semir schwach vernehmen. Ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen. Er trat herein und sah Ben. Der Oberkörper war leicht aufgerichtet. Zwar sah Ben noch genauso aus wie am Abend vorher, doch er lächelte, als er seinen Partner erblickte. Die Augen waren geöffnet und in den Händen befand sich eine Zeitschrift. "Der Retter in der Not", flüsterte Ben und wies auf den Stuhl, der sich neben dem Bett befand. Semir setzte sich. "Übertreib' nicht", sagte er verlegen. "Wie geht es..." "...der Kleinen?" Ben nickte. "Sie steht zwar unter Schock, doch der Schlag auf den Kopf hat keine bleibende Schäden hinterlassen." Ben atmete erleichtert aus und strich sich über das Gesicht. "Wie fühlst du dich?", fragte Semir. Ben hob seinen Arm und wies auf die Schläuche in der Armbeuge. "Ich weiss nun, wie sich eine Zapfsäule fühlt!" Semir grinste. In diesem Moment klopfte es.


    Die zarte Statur Kim Krügers erschien. "Herr Jäger", begrüsste sie mit ungewohnt freundlicher Stimme, "schön dass Sie wach sind." "Schön dass Sie mich besuchen...", erwiderte Ben und sah Semir verwirrt an, der ebenfalls die Schultern zuckte. "Ich komme gerade aus dem Büro, die Ärztin hatte mich angerufen..." Ben nickte. "Was hat die Mutter der Kleinen gesagt?" "Sie meinen Daria Gerber?" Semir nickte. "Zwei Worte: Leck' mich!" "Sehr nett", kommentierte Semir mit einer hochgezogenen Braue. Ben rollte mit den Augen. "Sie wird nichts sagen, der Wahnsinn hat sie ereilt!" Semir fiel auf, wie schwer dies Ben fiel. "Hatte sie Sie gezwungen, die Medikamente zu nehmen?" Auf Kim Krügers Frage hin liess sich Ben ins Kissen fallen und seufzte. "Nicht direkt...sie hätte es an ihrer eigenen Tochter ausprobiert gehabt...was hätte ich denn tun sollen? Die Kleine sterben lassen?" Sofort erfüllte sich der Raum mit Stimme.

    19.

    Hotte hastete durch die Gänge des Marienkrankenhauses und blickte immer auf die Hinweisschilder. Er hatte vor kurzem gerade Viktoria verhört gehabt. Ihr Zustand war stabil. Der Schlag auf den Kopf hatte keine Schäden davongetragen. Mit tränenerstickter Stimme hatte sie ihm erzählt gehabt, was geschehen war. Dass Ben die Mittel genommen hatte, um sie zu retten. Ihre Mutter war wahnsinnig in ihren Augen. Sie wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Denn als Hotte sie fragte, ob sie mit ihr sprechen wollte, hatte sie energisch mit dem Kopf geschüttelt. Und Hotte konnte sie verstehen. Für eine Dreizehnjährige war dies ein grosser Schock.
    Als er endlich den Wartesaal zum OP erreicht hatte, erblickte er Semir als Einziger auf einen der Sessel. Den Kopf auf die gefalteten Hände gebetet. Die Ellbogen waren auf den Knien abgestützt. Der Anruf hatte Hotte erreicht, als er mit Hartmut und Dieter noch am Tatort war. Sofort war er hergeeilt.
    „Semir?“ Der Angesprochene sah auf und bemühte sich zu lächeln, schaffte es aber nicht. „Danke dass du sofort gekommen bist!“ Hotte winkte ab und setzte sich neben ihn. „Was hat die Kleine gesagt?“
    „Sie war sehr tapfer“, lobte Hotte, „Ben war so schwach, weil die Frau Medikamente an ihrer leukämiekranken Tochter testen wollte. Er griff ein und verabreichte sich diese selbst. Eines war ein muskelanregendes Medikament, das andere war gegen Schmerzen und führt zu…“
    „…Nierenversagen…das erklärt seine gelbliche Hautfarbe…“, funkte Semir ihm ins Wort.


    „Was ist mit der Täterin?“ Hotte zuckte mit den Achseln. „Die Chefin selbst kümmert sich um sie. Sie wollte nämlich, dass Dieter beim Tatort bleibt.“ Hotte sah, wie Semir seufzte und wie das rechte Bein des Deutschtürken auf und ab wippte. „Er wird es schaffen Semir…“, sagte er beruhigend und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Andrea ist im Büro geblieben bei den Kindern. Jedoch wünscht sie, dass du sie über Bens Zustand informierst!“ Semir nickte. „Natürlich…“, fügte er seiner Geste hinzu. „Hotte er sah furchtbar aus. Du hättest ihn…nein besser du hast es nicht…“ Hotte klopfte Semir auf den Rücken. Es waren bereits zwei Stunden vergangen. Semir war nicht von Bens Seite gewichen. Mit einer Atemmaske wurde er auf der Trage abtransportiert. Genau, wie vor ein paar Tagen. Doch dieses Mal, war die Sorge viel grösser gewesen.
    Eine Frau im Kittel betrat den Wartesaal. „Herr Gerkhan?“, fragte sie und Semir stand auf. „Ich bin Doktor Schwab, ich habe…“ „Wie geht es meinem Partner?“, fragte er direkt. „Das Mittel dass die Muskel angeregt hatte, war beinahe abgebaut. Jedoch hat das Naproxen bereits die Nieren angegriffen gehabt.“ Semirs Augen weiteten sich. „Und was bedeutet das?“, fragte er mit zitternder Stimme. Die Ärztin lächelte. „Nun gucken Sie nicht wie ein Auto“, sagte sie, „der Schaden ist zum Glück gering. Eine Woche an der Dialyse und Herr Jäger ist so gut wie neu. Jedoch muss er wirklich die Woche durchziehen!“
    „Dafür sorge ich!“, versprach Semir, „Darf ich zu ihm?“ Die Ärztin nickte. „Jedoch ist er noch narkotisiert. Deshalb machen Sie sich keine Hoffnungen, dass er heute noch aufwacht. Es ist sowieso besser für ihn! Und…im ersten Moment mag er noch erschreckend aussehen, dass kommt noch vom unreinen Blut. Er liegt im Zimmer 306.“ Sie gaben sich zum Abschied nochmals die Hand. „Ich warte hier auf dich“, sagte Hotte und Semir nickte dankend.
    Der Gang zu Bens Zimmer war schwer. Trotzdem schaffte es Semir und trat hinein.


    Ben lag, kreidebleich und noch immer mit diesem gelben Schimmer, im einzigen Bett im Zimmer. An seinen Armen waren Schläuche für die Dialyse angebracht worden. Sie leiteten Bens Blut zum Gerät, das das Blut reinigte, um den Nieren zu helfen, sich zu heilen. Unter dem weiß, schwarzgepunkteten Krankenhaushemd konnte Semir die Kabel zu EKG-Pats erkennen. Auch das Piepen des Herzaufnahmegerätes war laut zu vernehmen.
    Semir atmete tief durch und begab sich zum Bett. Er wollte sich nicht setzten. Er stand am Bettkopf und legte eine Hand auf Bens Haar. Die Brust seines Partners hob sich regelmässig. „Ach Ben, wieso hast du das gemacht?“

    18.



    Als Semir am Pier ankam, stand das SEK-Team schon in den Startlöchern. Der Leiter, reichte ihm eine Schussweste, die er dankend annahm. „Also“, begann Semir, „in einem dieser Lagerhallen, befindet sich eine Frau, ihr Kind und mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Polizist. Ich will, dass niemand zu Schaden kommt, verstanden?“ Die vermummten Gestalten nickten. „Kein Problem“, murmelte der Anführer. „Also, Wir teilen uns in drei Teams auf. Eine übernimmt die Lagerhalle zu unseren rechten, die andere zu der linken und ich gehen schliesslich mit einem Team zu der Lagerhalle die sich direkt am Rhein befinden!“ „Jawohl!“, kam es synchron und man teilte sich auf. Semir besprach mit seinem Team nochmals genau, was er verlangte. Da man sich schon von früheren Einsätzen kannte, gab es keine Widerworte. Nur ein jüngerer SEK-Beamte fragte nochmals alles nach, doch die vielsagenden Blicke seiner Kollegen liessen ihn verstummen. „Alles klar, nochmals, niemand soll zu Schaden kommen!“ Semir gab das „Go“-Zeichen und die Waffen wurden entladen.



    „Ich werde es an meiner Tochter testen, wenn Sie es nicht tun!“, drohte Viktorias Mutter. Sie näherte sich mit der Pistole. „Oder ich werde Ihnen die Sache erleichtern!“ Ben hatte die Spritze umfasst. Seine Hände zitterten und er spürte, wie schwerer es ihm fiel, sich aufrecht zu halten. Er schnaufte und hob die Spritze an. „Ich kann nicht“, wiederholte er flehend. „Mama hör auf!“, schrie Viktoria und ihr Ruf hallte durch die ganze Lagerhalle. „Mama ist gleich fertig Schätzchen!“ Viktoria konnte es einfach nicht fassen. „Ich bin keine Zwei mehr! Ich weiss genau was du tust Mama! Und das ist unrecht! Du begehst den grössten Fehler meines Lebens!“ Die Mutter begann zu zittern. Doch die Hand, mit der sie die Waffe hielt, blieb ruhig. „Der grösste Fehler war, dass ich diesen Ignoranten von Quacksalbern geglaubt habe, dass du Krebst hast.“„Ich HABE Krebs!“, erwiderte Viktoria und begann bitterlich zu weinen. „Es ist so, Ben hat doch gesagt er kann mir helfen!“ Die Mutter ging auf ihre Tochter zu, die Waffe aber immer noch auf Ben gerichtet und schlug zu. Viktorias Kopf zuckte nach hinten und das Mädchen sank bewusstlos auf den Rücksitz des Wagens. „Tut mir leid mein Schatz“, schluchzte die Mutter, „aber es muss sein!“ Ben hatte sich, mit aller Kraft, umgedreht und seine Augen waren weit aufgerissen. „Sind Sie des Wahnsinns?“, fragte er entsetzt. Die Mutter widmete sich wieder ihm zu. „Ich habe gesagt, Sie sollen sich das Mittel spritzen! Wird’s bald?“ Ben schüttelte erneut mit dem Kopf. „Ich kann nicht“, sagte er noch einmal. Er erinnerte sich, wie Semir ihm das Ultraschallbild seines Patenkindes zeigte. Er konnte sich doch nun nicht in den Tod spritzen! „Dem kann ich dann wenigstens eine Carrera-Bahn schenken“, hörte er sich in seinem Kopf selbst sagen und das laute Lachen von Semir erfüllte seine Ohren. „Wenn Sie es nicht tun, werden Sie auf der Stelle sterben!“



    In Bens Augen sammelten sich die Tränen. Die Angst vor dem Tod und die Schwäche übermannten ihn. „Bitte, sehen Sie denn nicht, was Sie sich und Ihrer Tochter antun? Mit wem soll Ihre Tochter diese schlimme Zeit durchstehen!“, versuchte er nochmals an sie zu appellieren. Doch sie schaltete auf Stur. Die Verzweiflung hatte sie wahnsinnig gemacht. „Spritzen Sie sich endlich das Mittel!“, drängte sie ungeduldig. Bens Hand zitterte. Er konnte nicht. Er konnte es einfach nicht. „Gut“, sagte sie und richtete die Waffe auf ihre Tochter. „Nein!“, schrie Ben mit all seiner Kraft. „Dann machen Sie endlich!“ Kapitulierend, hob er die Spritze an und hob sie über seine Armbeuge. „Ich zähle bis drei. Wenn Sie sich dann das Mittel nicht endlich injiziert haben, schiesse ich.“ Ben zweifelte zwar daran, doch in ihrem Zustand fürchtete er jedoch auch, dass sie es wirklich tun könnte. Getrieben von einem Wahn, den er nicht verstehen konnte, war sie sogar bereit, ihre Tochter zu töten, der sie eigentlich einst helfen wollte. „1…“, zählte sie an und Ben hob schloss die Augen. Feuerheisse Tränen liefen über sein Gesicht. „2…“, ihre Stimme wurde lauter. „Vergib‘ mir Semir“, flüsterte er schluchzend und sie nannte die Drei. Er wollte ausholen, doch in dem Moment hörte er einen spitzen Schrei. Er öffnete seine Augen und aus der Schulter der Frau floss Blut. Die Waffe war zu Boden gefallen. „Polizei, auf den Boden!“, hörte er eine unbekannte Person rufen. Die Frau sah gehässig auf das Licht einer Taschenlampe, regte sich jedoch nicht. „Ben!“ Diese Stimme kannte der Angesprochene nun. Kaum war sein Name ausgesprochen worden, kniete sich Semir neben ihn. „Das Mädchen“, stockte er hervor, „das Mädchen im Wagen. Es hat Leukämie…wurde geschlagen…bitte.“ Semir wies ein paar Männer zum Auto. Semir sah sich seinen Freund an. Er sah furchtbar aus. Die Haut hatte einen gelben Schimmer, die Augenlider und die Haut darum waren rot. Sein Partner zitterte am ganzen Leibe. „Ben was ist los?“ Und in diesem Moment schloss Ben die Augen und fiel nach hinten. Semir konnte ihn noch im letzten Moment auffangen. „Ben! Um Himmels Willen! Rede mit mir!“ Er gab seinem Freund immer wieder leichte Schläge auf die Wange. Doch nichts. „Wir brauchen sofort einen Krankenwagen!“, schrie Semir panisch.

    17.



    Semir, Hotte und Dieter standen vor einem Computer, auf dessen Bild auf Englisch stand: „All Files are deleted!“ Obwohl Semir des Englisches nicht gerade mächtig war, wusste er genau, was das hiess. „Scheisse!“, zischte er und fasste sich an den Kopf. „Er wusste, dass wir kommen würden…“, murmelte Hotte und blickte auf den toten Körper. „Vielleicht kann Hartmut noch was retten“, schlug Dieter vor und rief auf Semirs Nicken hin den KTU-Spezialisten an. Semir erblickte auf dem Schreibtisch eine Packung mit weissen Latexhandschuhen. Er nahm sich ein Paar und streifte es sich über. „Was hast du vor?“, fragte Hotte erstaunt und sah, wie Semir in der Tasche der Leiche zu suchen begann. „Bis der Gerichtsmediziner da ist, vergeht zu viel Zeit und die hat Ben nicht. Du hast doch den Typen gehört! Er hatte eine weitere, hilflose Frau angeheuert. Dessen Kind krank ist und er hatte ihr glauben gemacht, dass die Kleine keine Leukämie hätte! Was, wenn die Mutter und Ben in der Apotheke aufeinander gestossen sind?“ Hotte konnte nur mit einem Nicken zustimmen und half Semir dabei. In der Gesässtasche, wurde der Deutschtürke schliesslich fündig. Ein silbernes Handy. Semir durchsuchte es und fand eine gesendete Nachricht. „Flüchte an den Ort, den wir vereinbart haben. Ich bin aufgeflogen…“, las er vor und sah die Nummer. „Wann wird Hartmut da sein?“, fragte er Dieter und dieser zuckte mit den Achseln. „In zehn Minuten, hat er geschätzt!“ Semir zog sein Handy hervor und wählte die Nummer von Susannes Telefon. Andrea nahm ab. „Schatz, du musst mir eine Handynummer orten!“ Er las sie vor und sie bestätigte. „In fünf Minuten weisst du, wo deine Nummer gerade hausiert!“


    Ben sah, wie die Frau in Richtung eines alten Lagerhauses am Pier fuhr und direkt in die Halle steuerte. Sie stieg aus und schloss die Türe. Ben fühlte sich immer schlechter. Sein Körper funktionierte nicht mehr richtig. Er zitterte am ganzen Leibe. Als die Beifahrertüre aufging, schreckte er auf und die Frau wies mit der Waffe nach draussen. „Aussteigen“, befahl sie forsch und Ben konnte sich nur mit langsamen Bewegungen erheben. Seine Verletzungen schmerzten ungemein. Seine Augen brannten furchtbar und in der Beckengegend fühlte sich alles taub an. Er sank sofort in die Knie. „Mama, bitte hör auf damit! Ben wird sterben!“, kam es aus dem Wagen und Viktoria sah, wie ihre Mutter, vom Wahnsinn getrieben, lächelte. „Ben also ja? Schöner Name…im Gegensatz zu ihrem Aussehen im Moment!“ Viktoria sah, wie Ben immer blasser wurde. Seine Augenlider waren weinrot. „Bald ist es vorbei. Ich habe nur noch ein Mittel. Vielleicht geht es Ihnen dann besser!“ Sie legte den Rucksack ab und zog ein Fläschchen hervor. „Paracetamol, das sollte doch helfen!“


    „Okay, ich konnte deine Handynummer am Pier ausfindig machen! Ziemlich nahe am Rhein! Mehr kann ich dich leider nicht sagen!“ Semir bedankte sich bei seiner Frau und hängte auf. Anschliessend rief er Frau Krüger an und verlangte nach einem SEK-Trupp. Er nannte ihr den Standort und sie versprach, sich zu beeilen.„Hotte, Dieter, ihr bleibt hier. Versucht Hartmut zu helfen!“ Er rannte los und hörte wie Dieter noch fragte: „Und du?“ „Ich rette Ben“, murmelte er und lief das Treppenhaus hinunter, stieg in seinen BMW und fuhr los. Sein Herz klopfte wie wild und der Brustkorb begann zu schmerzen. „Halt bitte durch Ben, was immer auch mit dir ist! Ich lasse dich nicht im Stich!“ Seine Finger umklammerten das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöcheln weiss hervortraten. Die Fingernägel bohrten sich in die Handfläche, doch Semir war dies egal.


    „Paracetamol?“, hörte sie ihre Tochter und sah sie an. Sie schüttelte mit dem Kopf. „Mama, das Mittel ist höchstgefährlich! Das hat Michael Jackson umgebracht, weisst du nicht mehr?“ Viktoria fühlte, dass ihre Mutter zwar so tat, als würde sie zuhören, doch sie tat es nicht. „Hören Sie“, presste Ben hervor, „noch können Sie dieses kranke Spiel beenden! Noch ist es nicht zu spät!“ Sie lachte. „Es ist schon längst zu spät, Ben. Wenn Sie mich entschuldigen.“ Sie hielt die Waffe noch immer gegen Ben und zog mit einer Hand die Spritze auf. Sie ging auf Ben zu, drückte sie ihm in die Hand und rollte mit einer Gewalt den Hemdärmel hoch. Und das an Bens verletzten Arm. Er zuckte auf und stiess einen spitzen Schmerzschrei aus. „Und nun, stechen Sie zu!“ Ben schüttelte mit dem Kopf. „Das kann ich nicht“, flüsterte er, dabei sah er auf seine Armbeuge, wo die beinah weisse Haut, einen gelblichen Schimmer bekam.

    16.




    „Guter Scherz“, sagte sie und steckte das Mittel zurück in die Tasche. Ben schnaubte. „Glauben Sie mir“, begann er, „wenn ich im Moment zu etwas nicht aufgelegt bin, dann ist das zu scherzen!“ Ben glaubte, eine leichte Erstauntheit aus ihren Augen hervor nehmen zu können. „Wieso nehmen Sie es dann?“ Ben sah zu Viktoria. „Ich weiss ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich werde bestimmt nicht das Leben eines jungen Mädchens gefährden.“ Sie lachte laut auf. „Mein Guter, ihr Leben ist schon gefährdet, weil die Ärzte gepfuscht haben und ich werde meine Tochter heilen!“ Ben glaubte immer noch nicht, was er da hörte. „Sind Sie wirklich von allen guten Geistern verlassen? Ihre Tochter hat Leukämie - Blutkrebs! Was sie braucht ist eine…“
    „…SIE HAT KEINE LEUKÄMIE!“, schrie sie ihn an und hielt wie ein Kind die Ohren zu. Mit Tränen in den Augen rannte sie hinaus und schloss wieder die Riegel. Viktoria kam hinter dem Kissen hervor. „Sie ist wahnsinnig“, schluchzte sie, „einfach nur wahnsinnig!“ Ben ging langsam auf sie zu, setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm. „Und sie sind es genauso! Warum haben Sie das nur getan?“ Über Bens Lippen, huschte ein Lächeln. „Weil ich weiss, dass mein Freund uns rechtzeitig finden wird. Er hat es schon mehrmals geschafft, mich vor dem Tod zu bewahren, er wird es auch dieses Mal schaffen!“ Viktoria schmiegte sich an den stattlichen Oberkörper dieses Mannes und liess ihren Tränen freien Lauf.


    Semir, Hotte und Dieter standen, mit den Waffen im Anschlag, vor der Wohnung. Semir legte seinen Kopf an die Türe und hörte, wie jemand eilig etwas durchwühlte. Er nickte und trat die Türe direkt auf. „Polizei stehen bleiben!“, schrie er und ein hagerer Mann stand im Flur. In seinen Händen, ein Gewehr. „Kommen Sie nicht näher“, zischte er gehässig, „ich werde schiessen!“ Semir zog eine Augenbraue hoch. „Und ich bin Brad Pitt“, erwiderte er cool und zeigte mit der Waffe auf das Gewehr. „Sie können mich erschiessen, aber dann werden meine Männer erbarmungslos auf sie feuern!“ Der Mann biss sich auf die Unterlippe. Der Finger, der sich um den Abzug krümmte, zitterte. „Was wollen Sie?“, fragte er langsam. „Die Wahrheit über Frau Renniger und den Aufenthaltsort meines Partners!“ Der Mann legte das Gewehr auf den Boden und hob seine Arme nach oben. „Frau Renniger sollte den Mann entsorgen, den ich mir vom Leibe geschafft hatte, stattdessen stürzt sich dieses ignorante Miststück in den Tod. Da musste mich einen Ersatz suchen!“ Semir hielt die Waffe gespannt im Anschlag. „Wo ist sie?“ Er lächelte. „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, ansonsten tun Sie der Kleinen weh. Das arme Ding hat Leukämie. Da mir dies aber zu langweilig war, habe ich einen Test gefälscht. Als Arzt, kommt man überall hin. Aber die Löhne sind echt mickrig, ich musste mir einen Nebenverdienst überlegen…“
    „…in dem Sie armen Frauen die am Existenzminimum stehen, falsche Hoffnungen machen!“ Er nickte mit einem diabolischen Grinsen. „Nun muss ich Sie verlassen, meine Herren!“ Er zuckte kurz mit seinem rechten Arm. Eine kleine Handfeuerwaffe kam zum Vorschein und bevor Semir und die Anderen reagieren konnte, hatte sich der Mann in den Kopf geschossen. Semir rannte auf ihn zu und fühlte den Puls. „Verdammt“, zischte er und schlug mit der Faust auf den Boden. „Hört ihr das auch?“, fragte Dieter und ging an Semir vorbei. Der Deutschtürke und Hotte folgten ihm.



    Ben und Viktoria sahen auf, als die Türe aufging und Viktorias Mutter erneut den Raum betrat. In ihren Händen, ein neues Handy. „Wir müssen gehen!“, sagte sie und packte ihre Sachen zusammen. Ben zögerte. Doch bevor er handeln konnte, zeigte sie bereits wieder mit der Waffe auf ihn. „Aufstehen!“, drohte sie und Ben tat wie befohlen. Jedoch fühlte er sich müde und matt. Jede einzelne Bewegung schmerzte. „Du auch Schatz“, sagte sie nun im sanfteren Ton doch Viktoria schaffte es nicht. Die Anstrengung, die sich bei der Hilfe für Ben hatte, war zu hoch gewesen. Ihre Kraftreserven waren aufgebraucht. Sie zitterte. Ben wickelte sie in die Decke ein und nahm sie auf den Arm. Solange er noch konnte. Er folgte ihr und drückte Viktoria an sich. Diese sah müde zu Ben. „Sie wirken schwach“, flüsterte sie und schniefte wieder. „Alles wird gut Viktoria, dass verspreche ich!“ Ben sah, wie die Frau sich auf das Personal achtete und immer erst dann weiterging, wenn ihr der Rücken zugedreht wurde. Als sie auf dem verlassenen Parkplatz des Motels waren, befahl sie Ben, Viktoria auf den Rücksitz zu legen. Unter grosser Anstrengung tat Ben dies und ihm wurde übel. Er zog seinen Kopf sofort aus dem Wagen und erbrach Galle auf den Asphalt. Doch die Frau störte das wenig. Sie reichte Ben mit gerümpfter Nase ein Taschentuch. Er wusch sich den Mund. „Einsteigen!“, befahl sie knapp. Ben tat, wie ihm befohlen. Seit er das Mittel eingenommen hatte, war eine Stunde vergangen und ihn ereilte bereits die Übelkeit er erblickte seine Haut, die noch eine normale Hautfarbe hatte. Sollte diese doch eine gelbliche Farbe annehmen. War es nur noch eine Frage von Minuten, bis seine Nieren aufgeben würden.

    Kapitel 6 - Der Beginn


    Ben und Annelie fuhren mit dem Motorrad zur PAST und die Frau stieg als Erstes ab. "Das war einfach wunderschön gestern", lobte sie nochmals und gab Ben einen Kuss. "Für meine Schöne ist mir nichts zu teuer", säuselte Ben ihr dann ins Ohr und Annelie kicherte wie ein Teenager. Sie gingen ins Gebäude, wo im Konferenzraum bereits Kim Krüger, Reinhard Decker und Emanuel sassen. "Wo ist Semir?", fragte Ben verwundert. "Herr Gerkhan wird gleich kommen. Er hat noch einen Termin beim Kinderarzt wegen seiner Tochter", antwortete Kim und wies die Beiden auf, sich zu setzten. "Was ist denn mit Aida?", fragte Annelie besorgt. "Das wissen sie eben noch nicht genau. Wenn er da ist, wird er es Ihnen bestimmt sagen können." Der Ton in der Stimme der Chefin war leicht mit Gift bespritzt. Annelie führte dies darauf zurück, dass Ben, bevor sie sich kennengelernt und lieben hatten, es auf die Chefin abgesehen hatte, aber das Ruder wechselte. Vielleicht fühlte sich Kim Krüger in ihrem Ego verletzt. Aber Annelie war dies egal. "Sie planen also einen Undercovereinsatz an dieser Schule?", unterbrach Decker die Stimme und Emanuel nickte. "Wir dachten, dass Ben und Semir den Einsatz durchziehen würden, während Annelie und ich in der Sache weiterermitteln."


    In diesem Moment ging die Türe auf und Semir kam herein. Sein Gesicht war betrübt und besorgt. Er setzte sich neben Ben. "Fahren Sie einfach fort", sagte der Deutschtürke dann und Emanuel schilderte den beiden Chefs den Vorgang noch genauer. "Was ist mit Aida?", fragte Ben und Semir seufzte. "Sie hat Mumps!", antwortete Semir mit weinerlicher Stimme. "Ich dachte, dass kriegen nur die Jungs." "Nicht unbedingt", verbesserte Annelie ihren Freund, "ich hatte als Klein auch Mumps, und sehe ich in deinen Augen aus wie ein Kerl?" Ben grinste. "Wenn dem so wäre, wärst du die geilste Transe auf der Welt!", flüsterte er ihr ins Ohr und sie zog die Mundwinkel hoch. "Frau Zaugg, Herr Jäger", mahnte die Chefin und Annelie räusperte sich kurz. "Entschuldigung", sagte sie dann. "Ich bin mit diesem Vorgehen einverstanden, wie geht es Ihrer Tochter?" Semir schilderte die Krankheit den beiden Chefs nochmals genau. "Soll jemand anderes Ihren Undercovereinsatz übernehmen?" Er schüttelte mit dem Kopf. "Im Moment muss Aida nur stillliegen. Und zur Not, ist auch noch meine Schwiegermutter an Bord da meine Frau schwanger ist." Die Chefs nickten und widmeten sich wieder Emanuel. Annelie tippte Semir an. "Hör' mal, sonst helfe ich auch noch aus!", schlug sie vor.


    "In deinem Zustand?", fragte Ben besorgt und sie lächelte. "Ich schaff das schon!", antwortete sie und musste aufpassen, sich nicht zu verraten. "Nun gut, dann machen wir das so. Wir müssen zwei Profile erstellen. Herr Gerkhan und Herr Jäger werden als Lehrer an die Schule gehen. Nun müssen wir Fächer für Sie nehmen, in denen Sie auch wirklich unterricht geben können!" Ben verschränkte die Arme. "Ich kann Musik geben...gegebenfalls noch Mathe. In den Fächern war ich nicht schlecht an der Schule." "Sport und Physik", schlug Semir für sich vor. "Könnte hinhauen. Wir werden noch Kleidung und nötige Accessoirs aussuchen. Emanuel, Annelie?" Die Beiden sahen ihren Chef an. "Ihr geht zum Bruder des Opfers." Er reichte ihnen eine Akte. "Vielleicht weiss er etwas."

    15.



    „Das könnte aber auch eine gewöhnliche Nummer sein. Von einer Verwandten…“ Andrea zwickte ihren Mann kurz. „Nun sei mal nicht so pessimistisch!“ Sie gab die Nummer ein und der Suchmodus wurde gestartet. „Na also. Die Nummer wurde auf eine gefälschte Identität hergestellt. Das Foto könnte zwar nicht das Richtige sein, aber wer schon mit einem gefälschten Ausweis ein Handy kauft, kann doch nicht ganz koscher sein!“ Semir nickte zustimmend und nahm sein Handy hervor. „Hartmut? Ich brauche deine Hilfe. Komm‘ sofort her. Wir versuchen, einen Anruf zu verfolgen. Ich selbst werde am Telefon sein!“ Hartmut versprach, sich zu beeilen. Obwohl er nicht wusste, warum und wieso er dies tun sollte. „Du willst selbst anrufen?“, fragte Andrea ein wenig besorgt und Semir nickte. „Ich muss, wenn es dem Zweck dient, Ben zu helfen, müssen wir dies tun!“ Sie atmete tief durch und nickte. „Meinetwegen“, sagte sie dann und sah zum Büro, woher ein lautes Glucksen der Kinder kam. Jedoch mit einem lauten Lacher einer Frau. „Das kann doch nicht…“ Semir klappte die Jalousien ein wenig auf. Er erblickte Kim Krüger, wie sie Aida auf dem Schoss hielt und mit ihr „Hoppe-Reiter“ spielte. Lisa hatte ihr Plüschtier in der Hand und quiekte vergnügt mit. Der sonst so seriösen Chefin störte das nicht, dass Aida an ihrem Haar zupfte und dass Lisa immer wieder über das Ziehen am Anzug auch auf ihren Schoss wollte. „Unglaublich“, stiess Semir hervor und widmete sich wieder Andrea. „Was ist?“ Semir winkte ab. „Nichts, hoffen wir, dass Hartmut bald kommt, ich habe wirklich ein ungutes Gefühl…“


    Ben und Viktoria schraken auf, als die Türe aufging und Viktorias Mutter wieder hereintrat. Sie schloss alles erneut hermetisch ab und legte den Rucksack auf den kleinen Kleiderschrank. „Mama“, versuchte Viktoria nochmals, an ihre Mutter zu appellieren, „bitte hör auf damit!“ Doch ihre Mama, ignorierte sie komplett. „Bitte“, begann nun auch Ben und stand auf, er schwankte noch leicht auf den Beinen, „so helfen Sie Ihrer Tochter nicht!“ Im selben Moment hatte er die Mündung der Waffe im Gesicht. „Was gut für meine Tochter ist, entscheide ich noch immer selbst!“ Viktoria kämpfte bereits wieder mit den Tränen, doch sie hatte ihre körperliche Kraft bereits verbraucht. Sie lag einfach auf ihrem Bett und krallte sich an ein Kissen, in das sie ihr Gesicht drückte um ihre Schreie aufzufangen. „Eben nicht“, erwiderte Ben leise und wies auf das Mädchen, „oder meinen Sie, Sie tun Viktoria mit dem allen einen gefallen! Ich bin Polizist, ich werde dafür sorgen, dass Viktoria in ein gutes Programm kommt, wo man was gegen ihre Leukämieerkrankung tun kann!“ Sie holte aus und schlug mit der Mündung Ben an die Wange und da die Muskeln noch geschwächt waren, ging er gezwungen in die Knie. „Sie halten die Klappe! Ich weiss genau was ich tu! Und nun, können Sie entscheiden, entweder, Sie nehmen das nächste Mittel zu sich, oder ich verabreiche es meiner Tochter!“ „Tu’s nicht!“, schrie Viktoria und Ben sah, wie Viktorias Mutter wieder eine Spritze aufzog. „Ich werde sowieso sterben Ben! Ich werde es ausprobieren!“ Ben stand auf und näherte sich ihr. „Was ist es für ein Mittel?“ „Nein!“, kreischte Viktoria, schaffte es aber nicht aufzustehen. „Naproxen!“, las die Mama vom Etikett ab und Bens Augen weiteten sich. „Das ist nicht Ihr ernst!“ Sie sah ihn ein wenig perplex an. „Dieses Mittel ist zwar gut um das Fieber zu senken, aber es ist gleichzeitig ein Antibiotika! Wenn Sie das Ihrer Tochter gegeben hätten…“ Ben sah, wie die Frau auf ihrer Tochter zuging. Sie wollte sich nichts anhören. Ben ging auf sie zu und riss ihr die Spritze aus der Hand, drückte seinen Hosenbund leicht nach unten und spritzte sich das Mittel in die Hüfte. Mit einem Ruck zog er die Nadel wieder aus seinem Körper. Jedoch blieb er stehen. „Sieht doch gut aus!“, sagte sie mit einer Lockerheit in der Stimme, die ihrer Tochter Angst machte. „Sie haben keine Ahnung“, zischte Ben und atmete tief durch. „Naproxen lindert Fieber und Schmerzen…aber hat eine grosse Nebenwirkung.“ Sie wollte ihrer Tochter über den Kopf streichen, doch diese wich zurück. „Welche?“, fragte sie dann uninteressiert. „In ein paar Stunden, werden meine Nieren versagen!“


    Hartmut näherte sich mit seinem Team und stellte alles so auf, dass Andres Telefon verzapft wurde. „Ben wurde wirklich entführt?“, fragte der Rotschopf entsetzt. „Nein, du bist hier bei „Verstehen Sie Spass?““, erwiderte Semir leicht giftig und erntete von seiner Frau dafür einen Puffer in die Seite. „Okay, wir haben alles verlegt. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, wählst du die Nummer und ich versuche…“ Hartmut spürte Semirs Blick. „…werde ich die Nummer zurückverfolgen.“ Er setzte sich an Hottes Schreibtisch und klappte den Laptop auf. „Okay, ich bin drin. Das Programm ist gestartet!“ Er nickte Semir zu und dieser hob den Hörer. Er wählte die Nummer und wartete ab. „Hallo?“, meldete sich eine seltsame Stimme. „Mit wem spreche ich hier?“, fragte Semir und es kam keine Antwort. Lange hing er einfach in der Leitung und Hartmut nickte. „Ich hab‘ ihn!“ „Sind Sie von den Bullen?“ In diesem Moment hängte Semir auf. „Wo finde ich ihn?“ Hartmut schrieb Semir die Adresse auf den Zettel und übergab ihn dem Deutschtürken. „Hotte, Dieter, ihr kommt mit!“ Die beiden uniformierten Polizisten nickten und rannten ihm hinterher.