Beiträge von jenni

    14.



    Ben zitterte. Jeder einzelne Muskel brannte und schmerzte ungemein. Immer wieder wimmerte und biss sich auf die Unterlippe. Besonders seine Wunden quälten ihn. Das Mädchen sah sich um. Wie konnte sie dem armen Mann helfen? Wärme! Das hatten sie doch in der Schule! Wärme beruhigt Muskeln. Sie zog die Decke vom Bett und wickelte sie um Ben. Sie hatte Angst. Angst vor ihrer Mutter, Angst, dass der Mann wegen ihr litt. Sie kniete zu ihm hinunter. „Bitte halten Sie durch!“ Sie merkte, wie er noch immer Schmerzen hatte und umarmte ihn, um zusätzliche Wärme zu geben. Ben versuchte, dass Zittern zu unterdrücken, doch die Muskeln arbeiteten auf Hochtouren. Sie drückte, mit der kleinen Kraft die sie noch hatte, ihn an sich. Für eine 13-Jährige war sie klein. Keine 1.50. „Kyle“, wurde sie deswegen scherzhaft immer auf der Schule von den Jungs genannt. Weil sie so klein und auch hübsch wie die australische Sängerin war. Bevor sie krank wurde.„Sie müssen sich hinlegen! Schaffen Sie das?“ Ben nickte. „Ich werde dich garantiert nicht noch mit meinem Gewicht belasten“, antwortete er mit zerknirschter Stimme und versuchte aufzustehen. Doch immer wieder sackte er wieder in die Knie und sie half ihm. Sie half ihm, mit ihren letzten Kräften, ihn aufs Bett zu legen und deckte ihn wieder richtig zu. „Wie ist dein Name?“, fragte Ben leise und sie seufzte. „Viktoria. Ich heisse Viktoria…bitte entschuldigen Sie. Meine Mutter ist nicht so“, Tränen sammelten sich in ihren Augen, „ich weiss nicht, was los ist. Seit heute Morgen ist sie so durch geknallt! Bitte verzeihen Sie ihr Herr…“„…Ben…einfach nur Ben…“, erwiderte er und wurde von einer nächsten Schmerzwelle überrollt.



    Andrea erblickte das Telefon, als sie nickte und nahm ab. „Hartmut? Fragen kannst du später!“ Sie hörte aufmerksam zu und spürte die Blicke aller in ihrem Nacken. „Verstehe“, ihre Stimme klang enttäuscht. „Ja ich sage es. Danke.“ Sie hängte auf. „Und?“, fragte Semir ungeduldig. „Die Fingerabdrücke stammen alle von der Toten. Leider.“ Semir stöhnte und strich sich mit den Händen übers kurze Haar. Krüger kam aus ihrem Büro. „Ich habe eine Suchmeldung aufgeben lassen. Das LKA sucht nun mit. Hoffentlich sind sie uns dieses Mal eine Hilfe!“ Semir sah sie skeptisch an. „Es ist eine Lösung Herr Gerkhan. Und im Moment haben wir nichts besseres!“ Er nickte leicht. Immer wieder machte er sich Vorwürfe. Schwere Vorwürfe. Hätte er es bloss nicht getan. Hätte er Ben doch nicht einfach alleine gehen lassen. Wieso hatte er einen solchen Fehler begannen? Nervös lief er auf und ab. „Du wirst noch seekrank!“, mahnte Andrea und sah auf, als eine Beamtin der KTU auf sie zukam. „Hier noch einige Sachen aus der Wohnung“, sagte sie ohne Umschweife, „Hartmut sagte mir, sie könnten es brauchen!“ Andrea nickte dankend und nahm sie entgegen. Sie stellte die Dinge auf den Schreibtisch. Und verabschiedete sich von der Beamtin. Semir öffnete die Schachtel und suchte die Dinge hervor. Geldbörse, leere Notizblöcke, Schmuck. Andrea nahm sich der Blöcke an und fuhr mit dem Finger über sie. „Semir!“ Er sah sie an. Seine Frau zog ein Bleistift hervor und fuhr darüber. Leserlich, kam eine Nummer zum Vorschein. „Sieh‘ mal einer an!“, sagte sie.



    Langsam beruhigte es sich. Ben konnte sich wieder aufrichten und atmete tief durch. Viktoria setzte sich neben ihm und hatte ein Glas Wasser in der Hand. „Danke“, flüsterte Ben und gönnte sich einen Schluck. „Ich weiss wirklich nicht was mit ihr los ist. Das ist einfach nicht meiner Mutter! Es ist sie einfach nicht!“ Sie schlug die Hände an den kahlen Kopf und begann bitterlich zu weinen. Ben nahm sie in den Arm. „Mein bester Freund ist wie ich, Polizist, er wird uns helfen können!“ Sie sah ihn an. „Sie sind Bulle?“ Er nickte. „Polizist um genau zu sein. Bullen sind faule Säcke. Wir sind die, die arbeiten.“ Sie seufzte. „Sie werden meine Mutter verhaften nicht wahr?“ Ben wusste nicht was antworten. Doch sie konnte genau in seinem Gesicht ablesen, dass es stimmte. „Sollte sie wirklich so weitermachen…dann muss es sein!“ Er sah sie erstaunt an. „Was sie da tut ist versuchter Mord Herr Jäger! Ich bin 13! Der Vater meiner beste Freundin ist Richter! Ich kenne mich aus!“

    13.



    Semir sah auf die Uhr. Schon über eine halbe Stunde war Ben nun in dieser Apotheke. Er stieg aus und betrat das Geschäft. Am Tresen stand die Apothekerin und schien leicht entrüstet zu sein. „Haben Sie meinen Partner gesehen?“ Sie sah ihn an. „Meinen Sie diesen unverschämten Jungen mit dem zerzausten Haar und dem Dreitagebart?“ Semir nickte. „Der ist einfach abgehauen. Ich stehe mir die Beine in den Bauch um sein Medikament zu finden und er geht einfach!“ Semirs Augen weiteten sich. „Er ist weg?“, fragte er nochmals und sie nickte. Er stürmte aus dem Laden und sah sich um. Schrie nach seinem Kollegen. Doch nichts. Eine alte Dame kam auf ihn zu. „Suchen Sie jemanden junger Mann?“ Er nickte und beschrieb Ben. Die Dame nickte. „Er ist mit einer Frau in einen schwarzen Wagen eingestiegen und sie sind davongefahren. Wo und was für ein Kennzeichen, weiss ich leider nicht mehr!“ Semir bedankte sich hastig und rannte zu seinem Wagen. Er zog sein Handy hervor. „Hotte? Hier ist Semir! Versuche sofort Bens Handy zu orten, es eilt!“ Der Polizist tat wie ihm befohlen. „Ich kann nichts finden, was ist denn?“ Semir hängte auf. Sein Herz raste und schlug heftig gegen den Brustkorb. „Ben, wo bist du?“ Er stieg in den Wagen und fuhr sofort in die PAST. Dort kamen ihm Hotte und Dieter entgegen. „Was ist denn passiert?“ „Ben ist verschwunden!“, antwortete Semir keuchend. „Bist du dir sicher?“ Semir nickte. „Irgendwas muss in der Apotheke passiert sein! Wir müssen sofort eine Beschreibung von ihm herausgeben! Irgendwer ausser der alten Dame, muss ihn gesehen haben!“



    Das Mädchen sass in dem Motelzimmer, dass ihre Mutter hermetisch abgeriegelt hatte. Aus dem Rucksack zog sie die Medikamente hervor. „Mama was hast du vor?“, fragte sie ängstlich. „Ich mache dich wieder gesund Schatz!“, antwortete sie knapp und stellte die Dosen und Spritzen in einer Reihe auf. „Mama, die Ärzte haben gesagt ich habe Leukämie! Da brauche ich keine Medikamente, sondern eine Knochenma…“„…das sind alles Kurpfuscher!“, sagte sie und legte den leeren Rucksack auf den Boden. Ben lag auf dem Bett und kam langsam wieder zu sich. Er richtete sich auf und das Mädchen sah ihn an. Er sah sich um. „Lady Sie machen einen grossen Fehler…“ Auf dem Nachttisch sah er sein Handy, zertrümmert. Eine Ortung war somit nicht mehr möglich. Hatte Semir sein Fehlen schon bemerkt?„Das entscheide immer noch ich.“ Ben und das Mädchen sahen, dass die Mutter eine Spritze aufzog. „Nun komm‘ wir testen dieses Medikament aus.“ Das Mädchen schüttelte energisch mit dem Kopf, als es die Spritze sah. „Nein, niemals! Mama ich habe Krebs!“ Doch die Mutter ignorierte den Kommentar. Ben erblickte die Etikette. Er erkannte das Mittel. Da seine Mutter Ärztin gewesen war, kannte er einige Medikamente sofort. Und dieses, war gefährlich. „Schatz, du hast kein Krebs! Glaube mir. Nun mach deinen Arm frei!“ Wieder schüttelte sie mit dem Kopf. „MACH DEINEN ARM FREI!“, schrie sie und rannte auf sie zu. Sie holte mit der Spritze aus und stach zu.



    Kim Krüger kam ins Büro. Der Anruf hatte sie mitten in der Sitzung erreicht gehabt. Sie stürmte hinaus, doch nicht, ohne sich bevor beim Präsidenten zu entschuldigen. Sie sah einen besorgten Semir. „Und?“, fragte sie und Semir zuckte verzweifelt mit den Achseln. „Ich hätte ihn nicht alleine in die Apotheke gehen lassen sollen. Er ist doch verletzt!“ Die Chefin legte eine Hand auf seine Schulter und drückte zu. „Darüber können wir später diskutieren. Nun zählt es, Ben zu finden!“ Semir nickte. In diesem Moment kam Andrea ins Büro. Sie sah den besorgten Gesichtsausdruck ihres Mannes. Aida und Lisa liefen auf je einer Seite neben ihr und Lisa ging zu Hotte, der das Plüschtier auf seinem Schreibtisch hatte. „Semir was ist los?“ fragte Andrea. „Ben ist verschwunden!“, antwortete er ehrlich und erzählte, was geschehen war. „Und seitdem ist er spurlos verschwunden?“ Er nickte. „Und Susanne ist nicht da…wir kommen nicht hinterher!“ Andre krempelte ihre Ärmel hoch. „Aida Schatz?“ Das Mädchen sah ihre Mutter an. „Gehst du mit Lisa in Papas Büro?“ Sie reichte ihr ein Spiel, das sie eben gekauft hatte. Aida nickte und zog Lisa mit sich in Semirs Büro. „Andrea was…?“, fragte Semir verwundert, als seine Frau sich an den Schreibtisch setzte. Sie schaltete den Computer an und sah Kim Krüger ins Gesicht. Diese nickte. „Ich werde euch helfen! Ich will auch, dass Ben der Patenonkel unseres zweiten Kindes wird! Also, zurück zu den Anfängen!“



    Das Mädchen schrie, doch nicht aus Schmerz, sondern aus Angst. Die Nadel hatte sich in Bens Unterarm gebohrt und die Frau hatte das ganze Mittel in seine Adern gespritzt. Ben sank auf die Knie und begann bitterlich zu zittern. Die Frau wich zurück. „Das Mittel“, begann Ben wimmernd, „was Sie Ihrer Tochter geben wollten, regt die Muskeln an und ist für schwache Menschen gedacht. Menschen mit gesunden Muskeln, erleben einen furchtbaren…“, er schrie auf und krümmte sich, „Schmerz…da die Muskeln angeregt werden…die gesund sind.“ Die Frau schmiss das Mittel in den Abfalleimer. „Wenn Sie so schlau sind, können Sie doch das Versuchskaninchen spielen. Dann weiss ich, was meine Tochter heilen wird.“ Sie packte die Medikamente wieder in den Rucksack. Sie ging auf ihre Tochter zu und wollte ihr einen Kuss geben, doch diese wich zurück. Mit Tränen in den Augen schüttelte sie mit dem Kopf. „Ich habe einen Auftrag. Bin bald wieder zurück mein Schatz.“ Das Mädchen wollte fliehen um Hilfe zu holen, doch die Mutter schloss wieder alles zu. Sie war mit Ben in einem Gefängnis. Ein Gefängnis, dass ihre Mutter eigens für sie eingerichtet hatte. Um sie wie eine Versuchsratte zu behandeln.

    12.


    Hartmut stand im Wohnzimmer eines Appartements und lächelte, als er Semir und Ben erblickt hatte. „Da seid ihr ja, ich habe schon auf euch gewartet!“ Er hatte einen Stapel Papiere in der Hand und bat Semir und Ben, sich auf die Couch zu setzten. Er überreichte Semir den Stapel und dieser sah ihn sich an. „Bankauszüge?“, fragte er verwundert und zog eine Augenbraue hoch. „Sieh‘ dir doch mal die Auszüge der letzten zwei Monate an!“ Er tat, wie es ihm Hartmut befohlen hatte. Und ihm blieb beinahe die Spucke weg. „Ben, sieh‘ dir das an!“ Auch dem Jüngeren fehlten die Worte. Eine beachtliche Summe von 1‘500‘000 Euro hatte das Opfer sich in den letzten Tagen zusammengekratzt. „Spendest du heimlich armen Müttern dein Geld?“ Ben zog auf diesen lauen Witz eine Augenbraue hoch. „Das würde erklären, wieso sie Drogen lieferte. Da sie Geldprobleme hatte, war dieses Angebot sehr lukrativ!“ Ben nickte zustimmend. „Hast du sonst noch was gefunden Hartmut?“ Der Rothaarige zog aus einer Kiste eine Aservatentüte. „Ein kleines Päckchen mit Drogen. Ich werde davon Fingerabdrücke nehmen und sollte ich was haben, seit ihr die Ersten, die davon erfahren!“ Semir nickte dankend und stand auf. In diesem Moment klingelte sein Handy. Er blickte auf den Display und nahm ab. „Andrea? Was ist denn los?“



    „Lisa weint ununterbrochen. Sie vermisst ein Plüschtier. Eine kleine, weisse Robbe. So wie sie erklärt hat, ist es von der Firma „Steiff“. Es sollte ein Knopf im Schwanz haben!“


    „Ich werde es für dich suchen. Soll ich…“


    „…nein ich werde es selbst holen. Wollte sowieso noch mit den Kindern ein bisschen in den Park. Danke Schatz!“ Mit diesen Worten hängte sie auf und Semir ging ins Kinderzimmer. Ben blieb bei Hartmut um das weitere Vorgehen zu besprechen. Auf dem Kinderbett lag die kleine Robbe. Tatsächlich hatte sie ein Knopf und die berühmte Etikette der Firma am Schwanz geheftet und er nahm sie mit sich. Ben kam ihm entgegen. „Ist das für…“ Semir nickte und gemeinsam gingen sie hinaus. „Können wir naher noch zur Apotheke?“, fragte Ben und Semir stimmte zu.



    Sie packte eine Tasche zusammen und ging zu ihrer Tochter, die es ihr gleich tat. Wenn doch mit weit langsameren Bewegungen. Sie hatte ihr vorgegaukelt, wegen des Jobs in einem Motel schlafen zu müssen. Dabei wollte der Auftraggeber, der sie vor kurzem angerufen hatte, nur sie dorthin quartieren, damit die Polizei ihr nicht auf die Spur kam. Sie gingen gemeinsam zum Wagen und das Mädchen stieg auf der Beifahrerseite ein. „Wir fahren noch schnell zur Apotheke okay?“ Dem Mädchen fiel auf, wie ihre Mutter leicht zitterte und sie sich nicht wagte, sich nach hinten zu lehnen. „Hast du Schmerzen im Rücken?“, fragte sie besorgt und die Mutter nickte. „Ein bisschen“, log sie. Denn in Wirklichkeit befand sich dort eine Pistole, die sie im Briefkasten gefunden hatte. „Also, lass‘ uns fahren.“ Sie startete den Motor und fuhr los. Die Apotheke befand sich in der Vorstadt. Sie bat ihre Tochter, im Wagen zu warten und ging hinein. In diesem Moment, parkte an der anderen Strassenseite, ein silberner BMW.



    „Ich brauche nicht lange“, sagte Ben und stieg aus. Er ging in die Apotheke und ging direkt zum Tresen. Dort gab er sein Rezept ab und die Apothekerin bat ihm um Geduld, da sie die Medizin erst suchen sollte. Ben nickte und sah sich, während er wartete, um. Er erblickte eine Frau in seinem Alter. Sie schlich sich in die Kammer der Apotheke. In diesem Teil, wo sich die rezeptpflichtigen Medikamente befanden. Als sie sich leicht beugte, um die Tür aufzuziehen, erblickte er den Lauf einer Waffe. Nun konnte er nicht mehr anders. Er folgte ihr. Unauffällig. Hinter einem Regal beobachtete er sie, wie sie Medikamente in einen Rucksack stopfte und sich immer wieder umsah. Es waren wirklich hochgefährliche Medikamente dabei, die wirklich nur auf Rezept ausgestellt wurden. Ben dachte zunächst auf die nette Tour zu kommen. Also kroch er aus seinem Versteck und zog seinen Ausweis hervor. Doch die Frau war verschwunden. Er ahnte nicht, dass sie sich von hinten angeschlichen hatte und ihm die Waffe in den Rücken bohrte, er schreckte auf. „Keinen Mucks!“, drohte sie und schob Ben nach vorne. Dieser lief langsam weiter und sie führte ihm durch einen kleinen Geheimgang zum Wagen. Dort befahl sie ihm, sich neben seiner Tochter zu setzten und verlangte seine Waffe. Ihre Tochter riss die Augen auf. „Mama was?“ Diese hob einen Zeigefinger vor dem Mund und sie schwieg. Die Waffe in den Händen ihrer Mutter waren furchterregend.


    „Was sie da tun ist ein Fehler!“, sagte Ben und sah, dass das Mädchen krank war. Ein Tuch war um den kahlen Schädel gebunden worden und auch die Augenbrauen fehlten. Die Haut war schneeweiss und die Augen hatten eine rötliche Farbe. „Halten Sie die Klappe!“, drohte sie und sah sich um. Niemand zu sehen. „Wir können Ihnen helfen!“, sagte er noch immer ruhig und sah, wie ihre Hand zitterte. „Ich brauche Ihre Hilfe nicht!“, erwiderte sie gehässig. „Geben Sie mir…“ In diesem Moment schlug sie mit der Waffe auf seine Wunde und Ben verlor sofort das Bewusstsein. Das Mädchen wollte schreien, doch die Mutter hielt selbst ihr die Waffen entgegen. Und sie liess es bleiben. Die Mutter stieg ein und fuhr los. Ihre Tochter begriff gar nichts mehr. Was war mit ihrer Mutter geschehen?

    11.


    Semir parkte seinen Wagen und stieg aus. Mit der rechten Hand umklammerte er die Henkeln einer Plastiktüte, die voll mit Brötchen, Fleisch und Käse war. Zudem jonglierte er in der anderen Hand ein Karton mit zwei Kaffeebecher darin. Er wusste es genau. Ben war sicherlich nicht Zuhause. Schliesslich hatte er geklingelt und hatte ihn abholen wollen. Aber er war nicht da. Also besorgte er diese Dinge, um ihn wieder wachzukriegen. Obwohl er im ersten Moment wütend war, wurde ihm im Nachhinein klar, dass er es für ihn getan hatte. Trotz Schmerzen hatte er ihn nach Hause zu seiner Frau geschickt, damit er sich um sie, Aida und die kleine Lisa kümmern konnte. Es war acht Uhr morgens. Im Büro befanden sich zunächst bloss Hotte und Dieter. Susanne hatte sich an diesem Tage freigenommen gehabt, weil ihre Schwester heiratete und Kim Krüger befand sich an einer Sitzung mit dem Polizeipräsidenten. Wahrscheinlich wurden mal wieder die hohen Kosten der Autobahnpolizei diskutiert. Die beiden Polizisten der älteren Generation begrüssten ihren Kollegen freundlich und deuteten an, dass Ben im Büro schlafen würde. Wie Semir vermutet hatte. Hotte zeigte auch, dass er den „Jungen“, wie er Ben immer nannte, mit der Jacke zugedeckt hatte. Semir hob den Daumen und ging ins Büro. Tatsächlich lag Ben mit dem Oberkörper auf dem Schreibtisch. Die Arme hinter einem Aktenstapel verschränkt und den Kopf darauf gebettet. Neben dem Aktenstapel stand eine geöffnete Dose mit Red Bull. Semir stellte die Sachen auf seinem Schreibtisch und hing seine Jacke an den Garderobenständer. Aus einer Jackentasche, holte er einen falschen, weissen Bart. Mit einem Grinsen zog er sich diesen an, setzte sich an seinen Schreibtisch und haute mit der Faust darauf. Ben schreckte auf und sah sich um.


    „Die heutige Jugend“, begann Semir mit krächzender und alter Stimme, „lassen einen warten bis man alt und grau ist!“ Ben zog eine Augenbraue hoch, lachte aber und beugte sich über den Schreibtisch. Mit einem Ruck zog er Semir den falschen Bart ab. „Der ist so alt wie du Opa Semir“, sagte er mit einem Gähnen und legte den Bart beiseite. „Ich hatte gedacht du wolltest nach Hause.“ Ben sah auf die Uhr. „Muss wohl eingeschlafen sein“, murmelte er und versuchte sich zu strecken, wobei er seinen verletzten Arm kaum heben konnte, ohne das Gesicht zu verziehen. Semir zog einen Becher aus der Halterung und übergab ihn Ben. „Wie du ihn magst!“ Dankend nahm der Jüngere den Muntermacher entgegen und trank sofort einen Schluck davon. „Konntest du was erreichen?“ Ben wedelte mit einem gefaxten Durchsuchungsbefehl. „Wir dürfen in die Wohnung unserer Springerin. Hatte mir der Richter gestern noch geschickt.“ Semir klatschte in die Hände. „Sehr gut!“ Ben gähnte nochmals. „Ausserdem habe ich Hartmut eine Mail geschrieben. Er sollte eigentlich schon dort sein und auf uns warten.“ Semir holte eines der Brötchen hervor und warf es Ben, der es mit Müh und Not mit der linken Hand fangen konnte. „Erst Mal wird gegessen!“, mahnte er und so teilten sie sich ein genüssliches Frühstück.


    Sie sass auf der Couch und begutachtete das Ergebnis. Woher hatte dieser Mann das her? Es zeigte tatsächlich, dass ihre Tochter keine Leukämie hatte, sondern an einem unbekannten Virus litt. In ihrem Kopf überschlugen sich die Ereignisse. Konnte sie nun wirklich noch einem Arzt trauen? Immerhin hatte ihr dieser Mann 250‘000 Euro gegeben und hielt seine Versprechen. Er war nun ihr Arbeitgeber und zu diesen sollte man ein grosses Vertrauen haben. An diesem Tage, hätte sie ein Termin beim Arzt gehabt. Doch, ihre Naivität, die sie schon zur armen Frau gemacht hatte, schlug wieder zu und sie hatte den Termin abgesagt. In diesem Moment, als sie das Telefon wieder auf die Station gelegt hatte, kam ihre Tochter aus dem Zimmer und stand auf der Türschwelle. „Mama? Wieso hast du den Termin abgesagt?“, fragte sie verwundert und sie drehte sich um. „Mein Schatz, ein guter Freund ist Arzt und hat mir erklärt, dass du nicht diese Krankheit hast!“ Ihre Tochter zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Die Ärzte waren sich doch aber sicher das…“„…diesen Kurpfuschern können wir nicht mehr vertrauen!“, sagte sie mit leicht bissiger Stimme und strich ihrer Tochter über den Oberarm. „Wir müssen nun selbst herausfinden was du hast! Ich werde alles tun, damit du wieder gesund wirst!“ Noch immer konnte die Tochter nicht glauben, was ihre Mutter da sagte. „Und was gedenkst du zu tun?“, fragte sie neugierig und doch mit Angst in der Stimme. „Ich werde uns Medikamente besorgen. Irgendwas davon wird dich heilen! Versprochen!“

    So, endlich bin ich auch mal gekommen die Story zu lesen! Mensch, die Zeit ist einfach gemein! Immer gibt's zu wenig davon!
    Aber sehr gut Chris. Spannend. Besonders der letzte Abschnitt. Ich bin gespannt, ob sich unsere Autobahnpolizisten noch retten können. Hoffen wir es!
    Am besten fand ich:



    Zitat

    Und was hoffen wir hier zu finden?“, fragte Ben und sah an dem teuer aussehenden Hochhaus auf. „Einen grüngelben Drachen mit einem Auge und einem Einhorn auf der Stirn... mit Raucherhusten.“, erwiderte Semir kopfschüttelnd. „Was?“ „Mensch... du kannst Fragen stellen. Irgendwas werden wir schon finden.“



    :D :D :D :D :D

    10.





    Die Nacht des Auftrags war gekommen. Ihre Stunde. Ihr Einsatz für die 200‘000 Euro. Sie würde diesem Typen zeigen dass es sich gelohnt hatte, ihr zu vertrauen. Ihre 13-Jährige Tochter hatte sie Zuhause gelassen. Von der Leukämie geschwächt, schlief diese sowieso und eine Nachbarin hatte versprochen, hin und wieder nach ihr zu sehen.
    Also hatte sie freie Bahn. Sie lief auf den vereinbarten Parkplatz wo er bereits war. Angelehnt an einem Ford Mustang GT in schwarzer Farbe. In seinem Mundwinkel eine Zigarette dessen leuchtendes, kirschrotes Ende seinen Standpunkt verriet. Sie lief auf ihn zu. „Pünktlich. Eine Eigenschaft die ich an einer Person sehr schätze“, sagte er mit heiterer Stimme und kam ihr entgegen. „Also, ich bin hier. Was ist der nächste Schritt?“ Der Mann zog die Zigarette aus dem Mund, warf sie auf den Boden und zertrat das Ende. „Der nächste Schritt besteht darin“, begann er nun mit düsterer Stimme, „die Ware zu meinem Empfänger zu bringen. Sie werden nicht nachsehen! Ansonsten werden Sie das bereuen!“ Sie nickte langsam. Er übergab ihr ein Handy. „Mit diesem Telefon können Sie mich die ganze Zeit erreichen. Im Auto befindet sich ein Navigationsgerät. In diesem sind die Daten Ihres Auftrages gespeichert. Sollten Sie Erfolg haben, bekommen Sie nochmals 50‘000 Euro als „Bonus“ sozusagen!“ Nun klopfte ihr Herz wie wild. Nochmals so viel Geld. Damit wäre ihre Tochter definitiv gerettet. „Gut. Sie werden nicht enttäuscht sein!“ Er gab ihr den Schlüssel und das Telefon in die Hand. Sie verabschiedeten sich mit einem Nicken und sie stieg in den Wagen ein.


    Ben sah in die dunkle Nacht hinaus. Noch immer sassen Semir und er im Büro. Letzterer hing am Telefon und versuchte Andrea zu beruhigen. Doch hoffnungslos. Ben ergriff die Initiative, packte Semirs Hörer und drückte ihn sich ans Ohr. „Andrea? Ja ich bin’s“, begann er und hob die Hand als Semir, leicht entrüstet, aufstehen wollte, „keine Sorge Semir ist gleich bei dir! Wir machen für heute Schluss!“ Mit diesen Worten hängte er auf, ging zur Garderobe und warf Semir seine Jacke zu. „Aber“, wollte dieser erwidern und Ben winkte ab. „Ich weiss wir hätten noch genug zu tun! Ich bleibe noch hier! Andrea ist schwanger Semir. Auch wenn sie findet dass wir uns zu viele Sorgen machen, braucht sie einen starken Mann an ihrer Seite. Na ja, sie hat zwar dich an der Backe, aber du solltest nach Hause!“ Semir ignorierte den Kommentar und seufzte. „Und was ist mit dir? Du solltest dich doch auch mal ausruhen!“ Er deutete auf Bens verbundene und zugeklebten Wunden und er lächelte. „Keine Sorge“, er blickte auf die Wanduhr, Zehn Uhr abends, „spätestens in einer Stunde bin ich auch Zuhause! Also, verpiss dich!“ Semir nickte dankend und ging aus dem Büro. Ben setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und massierte sich das müde Gesicht. Sein Arm schmerzte und in seinem Kopf pochte es unerträglich. Doch er kannte Semir. Er wäre nicht nach Hause gegangen wenn er gesehen hätte, wie schlecht es ihm ging. Doch Ben hatte selbst am eigenen Leibe erfahren wie schwer es ist, wenn der eigene Vater nicht Zuhause war. Also wollte er nicht, dass Aida und ihr zukünftiges Geschwisterchen dies auch durchmachen mussten.


    Sie folgte dem Navigationssystem und fand sich an einer alten Scheune am Stadtrand wieder. Dort stand bereits ein junger Mann, keine zwanzig Jahre alt. Sein Gesicht war aschfahl, die Wangenknochen standen weit hervor und die Augenringe reichten beinahe bis zu der Brust. Er zitterte und sah sie erwartungsvoll an. Sie öffnete den Kofferraum. Ging nicht hinaus. Dies war ihr einfach zu gefährlich. Der Typ war ihr suspekt. Durch den Rückspiegel sah sie, wie er die Kofferaumklappe hochklappte und etwas hinauszog. Ein Päckchen mit weissem Inhalt. Als ihre Blicke sich kreuzten, sah sie sofort wieder geradeaus. Drogen! Sie hatte Drogen an einen Junkie geliefert! Natürlich wusste sie, dass dieser Auftrag nicht ganz reine war, aber gleich eine Drogenhändlerin zu spielen? Sofort fiel ihr wieder ihre Tochter ein. Ihre, überalles geliebte, Tochter. Ihre arme, kranke Maus. Da war es doch egal, wenn sie was illegales tat. Hauptsache, ihre Tochter wäre gerettet. Der Mann entfernte sich wieder in die Scheune und sie fuhr los. Als sie auf die Autobahn kam, klingelte das Telefon sie nahm ab. „Ja?“ „Sehr gute Arbeit! Ich denke, ich kann Sie wirklich gebrauchen!“ Ihr Herz verkrampfte sich. „Man tut was man kann“, antwortete sie mit tiefer Stimme und hatte Mühe, richtig zu atmen. „Kommen Sie zu Ihrem Wohnblock, dort erfolgen weitere Anweisungen!“


    Sie tat wie ihr befohlen und parkte den Wagen vor ihrem Zuhause. Er stand auf einem Motorrad, erneut eine Zigarette im Mundwinkel. Er gab ihr das Zeichen, das Beifahrerfenster hinunterzulassen. Als sie dies getan hatte, parkte er sein Motorrad und ging auf den Wagen zu. Keck, lehnte er sich mit einem Arm an der Türe. „Super Job! Wissen Sie…ich bin Arzt. Ich heile Leute!“ Mit Drogen, dachte sie und versuchte, den ekelerregenden Schauer wegzubekommen. „Und ich will Ihnen was sagen. Ihre Tochter, hat keine Leukämie. Ich weiss nicht, bei welchen Kurpfuschern Sie waren aber. Sie sollten dies alleine herausfinden! Die hatten Sie nämlich angelogen!“ Er gab ihr ein Papier in die Hand. Auf diesem waren Werte ihrer Tochter zu finden. Als sie aufsah war er verschwunden.

    Kapitel 4 - Vergangenheit und Zukunft



    "Jemand hat dem Lehrer eine SMS geschrieben. Und zwar mit unterdrückter Nummer. In dieser beordert der mysteriöser Schreiber ihn zu der Tankstelle, wo schliesslich der Wagen explodiert ist." Semir nickte. "Du meinst, der Täter könnte in der Schule zu finden sein?", fragte Emanuel nochmals nach und die Deutschschweizerin nickte. "Ich denke es nicht nur, ich glaube es sogar." In diesem Moment kam Kim Krüger mit Reinhard Decker in den Raum. "Sie arbeiten schon zusammen wie ein altes Ehepaar...", murmelte die Chefin der Kölner Autobahnpolizei und Annelie verschränkte die Arme. Mit dieser Frau konnte sie nun überhaupt nichts anfangen. Doch die Kontaktaufnahme der Zwei hatte auch schon schlecht begonnen gehabt. "Wir sind nur gekommen, um die Zusammenarbeit offiziel zu bestätigen", lenkte Decker dann ab und ein erleichterndes Seufzen ging durch die Runden. "In diesem Falle komme ich gerade mit einem Anliegen", begann Semir und stand auf. Er erzählte von ihrer These und Kim Krüger nickte immer wieder. "Ich denke ich weiss worauf Sie hinauswollen Herr Gerkhan. Aber dieses Mal gibt es keinen Ferrari!" Semir nickte lächelnd. "Das habe ich mir schon fast gedacht!", fügte er mit einem Lächeln hinzu. "Wo ist eigentlich Jäger?", fragte sie dann verwirrt und Annelie zuckte mit den Achseln. "Das wüsste ich auch gerne."
    "Gut, wir treffen uns alle morgen hier im Büro. Dann besprechen wir alles. Im Moment können wir nur die genauen Ergebnisse von der KTU und dem Gerichtsmediziner abwarten. Deshalb, gehen Sie nach Hause. Morgen fangen wir richtig an!"


    Ben sah gespannt den Fingerfertigkeiten seines besten Freundes zu. "Das Talent zu Kochen, hast du eindeutig von deiner Mutter!" Adriano lächelte und bereitete frisch zubereitete Bruschettas vor. Kleine Brotscheiben mit einer italienischen Köstlichkeit. "Du kanntest ja auch nur das Fertiggemachte auf dem goldenen Löffel!" Ben verdrehte die Augen. "Fang' du nicht auch noch an! Es reicht wenn mir Semir schon den Vorwurf macht, reich zu sein!" Adriano legte etwas von der zubereiteten Masse auf die Scheibe Brot. "Also bist du wirklich bei der Autobahnpolizei geblieben. Ich dachte, das wäre nur dein Sprungbrett zur Karriere!" Ben lachte. "Das Sprungbrett hat eine kaputte Feder. Und an der ist Semir Schuld!" "Aber nicht nur Semir", erwiderte Adriano und Ben errötete. "Ja nicht nur Semir", gab er kleinlaut zu. "Wieso bist du eigentlich wieder zurück in Köln?" Adriano machte sich an das Risotto. Selbstverständlich bereitete er dies auch handgemacht zu. "Ich gebe an einer Schule ein Training für jede Klasse, was passiert wenn ein Amoklauf geschieht!" "Ist im Moment auch wichtig", stimmte Ben mit betrübter Stimme zu. "Deshalb bin ich wieder hier! Ausserdem habe ich das viele Reisen auch manchmal satt. Und ich wollte dich selbstverständlich auch wieder sehen!"


    Die Zeit verging und Adriano war fertig mit seiner Arbeit. "Du bist ein Held!", jauchzte Ben und gab Adriano einen Handschlag. "Noch immer bist du auf mich angewiesen! Ist das nicht traurig?" Ben stemmte die Hände in die Hüfte. "Oh, hahaha!", gab er zurück und in diesem Moment war ein leichtes Kratzen im Schloss zu vernehmen. "Annelie kommt nach Hause!", stiess Ben hervor und sah Adriano entsetzt an. Dieser begriff. "Gibt es irgendwo eine Feuerleiter?" Ben nickte und wies auf ein Fenster. "Das wirst du noch bereuen!", drohte der Deutschitaliener, öffnete das Fenster und stieg hinaus. In diesem Moment öffnete sich die Türe und Annelie sah erstaunt in die Küche. "Wow, was ist denn hier passiert?"

    9.


    Andrea Gerkhan kam in das Grossbüro der PAST und ging direkt auf ihren Mann zu, der sich an Susannes Schreibtisch gelehnt hatte. "Du hast mich angerufen?", fragte sie ihren Mann und dieser begrüsste sie mit einem dicken Kuss. "Erstmal Hallo", sagte er und strich über den leicht gewölbten Bauch seiner Frau. "Ich brauche deine Hilfe als Betreuerin!" Verwundert sah sie Semir an und legte den Kopf schief. Er erzählte ihr von den Ereignissen und sie hörte gespannt zu. "Verstehe", sagte sie dann, "du hast nichts über ihre Mutter gesagt oder?" Semir schüttelte mit dem Kopf. "Sie ist erst fünf." Andrea verschränkte die Arme. "Okay, ich werde mir ein paar Tage freinehmen und wir können sie zu uns nehmen. Läuft aber die Suche nach einer Pflegefamilie?" Semir bestätigte dies. "Ich wollte eigentlich, dass die Schwester der Toten das Mädchen an sich nimmt, doch sie befindet sich einfach in einer zu seelisch schlechten Verfassung!" Andrea sah sich um. "Wo ist die Kleine!" Nun huschte ein Lächeln über Semirs Lippen. "Sieh's dir an. Sonst glaubst du es mir nie!" Er klappte die Jalousine ein wenig auf und Andrea blickte durch den Schlitz. Ben sass an seinem Schreibtisch. Das Mädchen sass auf seinem Schoss und spielte mit ihm ein Kartenspiel mit Spongebobaufdrucken. Das Lächeln des jungen Kommissaren war warm und das Mädchen grinste breit. "Unglaublich!", stiess Andrea aus, "Er ist wirklich ein geeigneter Patenonkel!"


    Sie gingen ins Büro und Ben sah auf. "Na Lisa?", fragte er und das Mädchen sah Andrea mit grossen Augen an. Diese ging in die Knie. Sofort hüpfte das Mädchen von Ben ab dem Schoss und lief auf sie zu. "Bist du die Frau die auf mich aufpassen wird?" Andrea nickte mit einem Lächeln. "Ben hat gesagt, dass du eine liebe Frau bist!" Andrea sah Ben amüsiert an und dieser zuckte mit den Achseln. "Na dann werde ich dich mal mit nach Hause nehmen. Aida freut sich schon auf ihre Spielgefährtin!" Lisa legte den Kopf schief. "Wer ist Aida?" "Meine kleine Tochter", antwortete Andrea, richtete sich wieder auf und nahm sie bei der Hand. Sie gab Semir noch einen Abschiedskuss und diese flüsterte in ihr Ohr: "Du bist die Beste!" Danach war sie verschwunden. Semir schmachtete noch kurz und widmete sich dann wieder Ben, der die Karten zusammensammelte. "Woher hattest du die eigentlich?" Ben grinste. "Ein guter Kumpel von mir ist so Fan von der kindischen Serie. Deshalb wollte ich ihm die eigentlich zum Geburtstag schenken. War gar keine schlechte Idee von mir!" Semir setzte sich und faltete die Hände. "So, die Kleine hätten wir untergebracht. Danke im Übrigen, dass du so schnell gehandelt hast!" Ben lächelte. "Weisst du, manchmal hilft es halt doch, dass ich ein wenig mit der Gitarre herumklampfen kann!"


    Semir tippte mit den Fingern auf den Tisch. "Wir haben einen Wagen voller Drogen und einer Leiche. Eine Frau die sich aus Verzweiflung in den Tod stürzt, und ein junges Mädchen, dass mitten in der Stadt ausgesetzt wird und nach ihrer Mutter weint...Ben, die Pointe?"
    "Wir haben keine Ahnung wieso?"
    "Wir haben keine Ahnung wieso", wiederholte Semir und betete die Arme auf den Tisch. "Fängt schon Mal gut an. Wir wissen gar nichts! Die Aussage des Mädchens brachte uns auch nicht grossartig weiter. Nur dass sie ein Mann abgesetzt hatte. Wer es war, konnte sie nicht erkennen!" Ben lehte sich nach hinten und atmete tief durch. "Du hast recht. Aber was sollen wir machen?" Semir wusste keine Antwort.

    8.


    Ben und Semir sahen auf als es klopfte und Hotte hereinstürmte. "Man hat euer Mädchen gefunden!", keuchte er und die beiden Autobahnpolizisten schossen hoch. "Bitte?", fragte Ben nochmals nach und der rundliche uniformierte Polizist nickte. "Auf der Strasse, es irrte umher und weinte. Sie schrie immer nach ihrer Mutter! Sie wird hierhergebracht!" Ben und Semir sahen sich mit grossen Augen an. "Gut", ergriff Semir das Wort, "empfang du die Kleine, wir kümmern uns dann so sie." Hotte nickte und entfernte sich. Ben setzte sich. "Mitten auf der Strasse?", fragte er entsetzt und Semirs Blick war dunkel. "Sie war nicht mehr von wert...", dachte er laut und in diesem Moment hörten beide Hottes Stimme.


    "Na mein Kleines, komm, ich bringe dich zu zwei ganz lieben Polizisten..." Noch immer war ein Schluchzen zu vernehmen. Die Tür öffnete sich und Hotte stand mit einem kleinen Mädchen an der Türschwelle, sie war ein perfektes Ebenbild ihrer Mutter. Sie sah Ben und Semir mit grossen Augen an. Sie war nicht älter als fünf. Die Augen waren feuerrot und noch immer kullerten grosse Tränen über ihre Wangen. Semir zog den Stuhl zu sich und half dem Mädchen, sich da rauf zu setzten. "Seit ihr wirklich Polizisten?" Ben nickte. "Ja genau, und wir hatten dich gesucht!" Sie schniefte. "Der Mann hatte mich fortgeschickt..."


    "Was für ein Mann?", fragte Semir mit sanfter Stimme und sie zuckte mit den Achseln. "Ich hatte ihn nie gesehen. Er trug so einen Michael Jackson-Hut und Sonnenbrille!" Sie sah sich um. "Wo ist meine Mama?" Die Stimme brach. Sie begann wieder zu weinen. Ben erblickte die Wickie-Tasche, die sie in den Händen hatte und lächelte. Er ging zu seiner Gitarre, nahm sie, schob seinen Schreibtischstuhl zu ihr und setzte sich. Er begann die Akkorde des Titellieds der Wikinger-Trickfilmserie zu spielen und das Mädchen sah auf. Ben lächelte. Für ein Täuschungsmanöver reichte es vollkommen. Das Kind lachte und klatschte mit.

    7.


    Sie sah sich die Rechnung an. 400 Euro. Wie sollte sie diese enormen Arztkosten je bezahlen können? Als alleinerziehende Mutter hatte sie dieses Geld nicht. Sie blickte auf das Bettende, wo ihre kleine Tochter mit ihrem Teddy spielte und ihn immer wieder in die Luft hob. Über das kahle Haupt war ein Tuch gebunden worden, doch konnte man sehen, dass dieses Kind schwer krank war. Ihr stiegen die Tränen in die Augen und sie ging in den Flur ihrer kleinen zwei Zimmerwohnung. Was sollte sie nur tun? Sie hatte einfach kein Geld und ihre Tochter brauchte die Behandlungen? Sollte sie einfach die Flinte ins Korn werfen? Ihre Tochter sterben lassen? Das konnte sie doch nicht tun! Sie war doch keine Killermutter. Sie liebte ihre Tochter, auch wenn sie ungewollt gewesen war.
    Sie setzte sich auf den Hocker im Flur und lehnte sich an die Wand. Die Verzweiflung wuchs in ihr hoch. Jeden Abend dachte sie schon daran, den ganzen Medizinvorrat zu schlucken und so diesem Leben zu entfliehen, doch ihre Tochter hielt sie im Leben fest.


    Sie erschrak, als es klingelte. Sie ging auf die Türe zu und öffnete sie. Ein magerer Mann anfangs vierzig stand vor ihr. Er hob seinen kleinen Hut zur Begrüssung. "Frau Seiler?", fragte er unscheniert und sie nickte. "Ich bin über ihr Problem informiert und möchte Ihnen helfen!" Sie zog eine Augenbraue hoch. "Ich weiss nicht wovon Sie reden." Sie wollte die Türe zuschliessen, doch er ging mit dem Fuss dazwischen. "Sie wissen genau wovon ich rede. Ich rede von Ihrer Tochter die an Leukämie leidet! Sie haben das Geld für die Chemotherapie nicht - ich schon!" Sie öffnete die Tür und liess ihn herein. Sie bat ihn in die Küche und offerierte ihm ein Kaffee. "Ich bin ein Handelfreier Mann Frau Seiler und habe keine Transportmöglichkeiten", begann er seine Erklärung, "deshalb bräuchte ich eine Frau, die manchmal verfügbar ist, sagen wir, wenn ihr Kind im Krankenhaus sich wieder einer Therapie unterzieht." Sie nickte und bat, weiter zu reden. "Dies würde einmal pro Woche passieren. Ich zahle Ihnen pro Transport 200'000 Euro!" Sie verschluckte sich beinahe und sah ihn mit grossen Augen an. "200'000 Euro?", wiederholte sie und er nickte. "Und wenn Sie Ihre Arbeit korrekt erledigen, kann der Preis sogar steigen!"


    Sie wusste genau, dass dies eine Finte sein konnte. Oder ein Zweifelhaftes Angebot. Aber sie brauchte das Geld dringend. "Meinetwegen! Ich werde Ihre Aufträge erledigen! Und sollte ich mich wirklich gut anstellen, bestehe ich auf diese Gehaltserhöhung!" Er nickte heftig und die Mütze rutschte auf dem Kopf hin und her. "Natürlich! Deal?" Er streckte die Hand hin. Sie nickte. "Deal!" Sie schlug ein und er lächelte. Er überreichte ihr einen Chek mit der genannten Summe. "Sehr gut! Ich hoffe sie enttäuschen mich nicht. Meine letzte Arbeiterin war nämlich nicht sehr hilfreich!" Sie zog eine Augenbraue hoch. "Was ist mit ihr passiert?" Er zuckte mit den Achseln. "Sagen wir's so. Sie ist wortwörtlich abgesprungen!" Mit diesen Worten verliess er die Wohnung und liess sie verdutzt zurück. Mit grossen Augen sah sie auf den Betrag. 200'000 Euro. Ihre Tochter war so gut wie gerettet - aber zu welchem Preis?

    Kapitel 2 - Zusammenarbeit


    Kim Krüger sah auf, als an ihrer Tür geklopft wurde und diese sich öffnete. Ein Mann in den fünfzigern stand an der Türschwelle. Das volle, kurze Haar war kurz geschnitten. Die Kleidung war elegant und die Haltung stramm. "Frau Krüger?" Sie nickte und stand auf. Danach gab sie dem Unbekannten die Hand. "Mit wem habe ich das Vergnügen?", fragte sie mit kühlem und misstrauischem Ton und er zog einen Ausweis hervor. "Rainhard Decker. Autobahnpolizei Bonn. Ich komme wegen der Explosion eines Wagens in dem unsere Beiden Teams involviert sind." Sie nickte und wies auf einen Stuhl. Decker setzte sich. "Danke - es geht einfach darum, dass ich einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt bin aber, ich muss noch ihre Meinung wissen..." Krüger faltete die Hände. "Herr Decker ich bin einer Zusammenarbeit ebenfalls nicht abgeneigt. Ausserdem, denke ich dass Emanuel ein sehr seriöser Typ ist. Er wird den Chaostrupp in Schacht halten!" Decker nickte und verschränkte die Arme. "Dann bin ich froh. Annelie und Emanuel sind sturr." Kim Krüger lächelte. "So sind meine ebenfalls. Wir sind wohl gestrafft immer die zweite Geige spielen zu müssen!"


    Es war Mittag und während die Anderen sich zu Hartmut machten, schlich sich Ben mit der Ausrede davon, dass er das Mitagessen zusammensuchen würde, dabei hatte er was anderes vor. Er wollte annelie ein wunderschönes Abendessen kochen. Italienisch. Das mochte sie so sehr und das konnte er herausstellen, nachdem sie von ihren Trips nach Italien erzählt hatte. Ben machte sich auf zu einem kleinen, italienischen Laden wo eine kleine Frau diesen leitete und amüsiert dabei zusah, wie er versuchte, die Zutaten zusammen zu kriegen. Die Klingel tat sich und die Frau lachte lauthals. "Hallo Adriano!" Ben wurde hellhörig. Adriano? Doch nicht etwa. "Du bist immer noch so verfressen wie früher!" Ben grinste und drehte sich um. "Adriano Scolari!" Die Beiden umarmten sich. "Wie schön! Lange ist's her!"

    6.


    Zurück im Büro tat Ben dies, was er angekündigt hatte. Er drückte zwei Tabletten aus einer Packung und legte sie vor sich hin, um ein Trinkglas mit Wasser füllen zu können. Angewidert sah er die Medikamente an. Semir bemerkte dies und wusste, dass Ben damit haderte, diese wirklich zu schlucken. "Runter damit!", befahl er im scharfen Ton und Ben zuckte. "Schon gut", erwiderte er mit entsetztem Ton und warf sich die Pillen in den Mund und spülte sie mit Wasser herunter. Dabei verzog er das Gesicht. Als er den letzten Schluck getrunken hatte, stellte er das Glas wieder auf den Tisch und streckte die Zunge raus. "Die schmecken wie Oma unter'm Arm!" Semir zog eine Augenbraue hoch. "Seit wann weisst du, wie eine Oma unter'm Arm schmeckt?" Ben zog eine Schnute. "Hahaha, ich lach mich tot!" Beide blickten zur Türe als diese sich öffnete und Susanne hereintrat. "Ich habe die Ergebnisse des Gerichtsmediziners!" Sie übergab sie Semir und sah Ben mit einem vorwurfsvollen Blick an. "Solltest du dich nicht schonen?", fragte sie mit einer bissigen Stimme und Ben wich leicht zurück. "Du klingst wie Semir!", entgegnete er und der Deutschtürke rollte mit den Augen. Susanne erwiderte nichts und ging hinaus. "Wollen alle heute meine Mutter spielen?" Semir schlug die Akte auf und vertiefte sich in diese.


    "Wir machen uns nur Sorgen um dich", murmelte hinter der Akte hervor und Ben stöhnte. "Ich wurde zwar angeschossen, aber ich bin nicht tot!" Semir schlug die Akte auf den Tisch. "Ich wiederhole es gerne nochmal, du hättest es sein können!" Ben stützte sein Gesicht auf der gesunden Hand ab und atmete tief durch. "Ich weiss dass ich es hätte sein können, deshalb muss man es mir nicht unter die Nase reiben!" Semir schnalzte mit der Zunge und las nochmals den Bericht durch. "Gemäss unseres Docs, ist der Mann im Kofferraum an der Schusswunde in der Brust gestorben. Sie durchschlug sofort das Herz. Ein schneller Tod!" Ben lehnte sich nach hinten. "Meinst du Jeanine hat ihn umgebracht?" Semir zuckte mit den Achseln. "Wieso hatte sie aber dann bei dir Bedenken?" Ben verschänkte die Arme. "Keine Ahnung...meinst du, er wurde von jemand anderem umgebracht?" Semir nickte und sah Ben streng an. "Was, wenn sie den Mord beobachtet hat? Und sie ihn dann beseitigen musste."


    Ben schien von diesem Gedanken nicht abgeneigt zu sein. Er hatte ja gesehen, wie verzweifelt die Frau gewesen war. "Das kann gut sein. Sie hatte gezittert, als sie auf mich geschossen hatte...nun ja, an den Rest kann mich leider nicht mehr erinnern!" Er deutete mit seinem Finger auf das Pflaster. Semir nickte. "Danach muss sie gesprungen sein. Aber, wenn ihre Tochter verschwunden ist, wie du glaubst..." "...ich habe eine Suchmeldung bei Susanne aufgegeben!", funkte Ben Semir ins Wort. "Okay, wieso bringt sie sich um wenn ihre Tochter noch in Gefahr ist?" Ben massierte sich die Augenlider. "Ich habe keine Ahnung. Aber wir sollten es herausfinden!"

    5.


    Er zog sein Taschenmesser aus der Hosentasche. "Könntest du mir was zu trinken holen Jo?" Der Junge nickte manierlich und ging aus dem Zimmer. Bens Gelegenheit. Er rammt das Messer in die Naht und schnitt sie auf. Sofort erblickte er lauter 100 Euronoten. "Heillige Scheisse", stiess er hervor und stand auf. Jo kam herein und sah Ben erstaunt an. "Woher haben Sie das Geld?", fragte er und Ben kniete zu dem Jungen. "Das ist in deinem Teddy", sagte er direkt und Jo weitete seine Augen, "weisst du, woher dies kommt?" Jo schüttelte mit dem Kopf. "Nein, der hat mir Tante Jeanine geschenkt. Ich habe mich nie darüber gewundert...hätte ich das tun sollen?" Ben schüttelte mit dem Kopf und blickte auf ein Glas Orangensaft. "Die Vitamine sorgen dafür, dass ihre Verletzungen schneller verheilen!" Ben lächelte und nahm das Glas entgegen. "Sehr gut Jo. Danke, damit werde ich schnell wieder gesund!" Ben nahm einen Schluck und setzte sich mit Jo aufs Bett. "Was ist denn los? Wieso sind Sie eigentlich hier? Ist was mit Tante Jeanine?" Ben stellte sein Glas auf einer der Bettpfosten und nickte. "Hatte Sie einen Unfall? Ist Sie im Himmel?" Ben wusste nicht wie antworten. Zweiteres stimmte aber wie sollte er erklären, dass seine Tante den Freitod gewählt hatte? "Sie ist im Himmel Jo...", sagte er dann und Jo verzog keine Miene was Ben verwunderte. "Meine Mama hat gesagt dass sie irgendwann so enden wird. Natürlich hatte sie mir das nie ins Gesicht gesagt aber...immer wenn sie mit Papa streitet wird dies ein grosses Thema!"


    "Frau Renniger, Ihre Schwester muss in einer verzweifelten Lage gewesen sein. Sie wollte meinem Partner nichts antun und geriet wegen dem Anblick der Waffe in Panik. Wenn Sie meinem Partner wirklich hätte was antun wollen, würde er jetzt sicher nicht mehr neben Ihrem Sohn sitzen!" Renniger atmete tief durch und wusch sich mit dem Handrücken neu entstandene Tränen aus den Augen. "Hatte Sie sich danach in den Tod gestürzt?" Semir nickte. "Was immer meine Schwester getan hat, es musste sie wirklich aus dem Konzept gebracht haben. Wenn Sie nämlich mal wieder das Gesetz brach, so brach sie es mit System." Semir schnalzte mit der Zunge. Also wurde die These mit dem entführten Kind immer realistischer. Vielleicht wurde es als Druckmittel gebraucht, sollte dies aber stimmen, so wäre das Kind in Lebensgefahr. "Frau Renniger, hatte ihre Schwester in letzter Zeit mit Ihnen Kontakt?" Sie nickte. "Sie brachte meinem Sohn einen Teddy zum Geburtstag. Wieso fragen Sie?" Semir winkte ab und horchte auf, als er Schritte vernahm.


    Ben stand an der Türschwelle mit dem Teddy in der Hand und zeigte den Beiden den offenen Rücken. "Mein gott!", stiess Renniger hervor und hielt sich eine Hand vor den Mund. "Das lag auf Jo's Bett!" Er warf Semir den Teddy zu und schaffte es, keinen Schein zu verlieren. Semir seufzte. "Ihre Schwester hatte definitiv Dreck am Stecken", sagte er direkt und Renniger nickte. "Ich bin nicht überrascht, aber dass sie nun auch noch meinen Sohn da mitreinzieht geht definitiv zu weit!" Ihr Gesicht wurde feuerrot und die Tränen die nun liefen entstanden nicht mehr aus Traurigkeit, sondern als blanker Wut. "Anscheinend wollte sie das Geld verstecken. Wir nehmen das als Beweisstück mit!" Renniger stimmte zu und winkte ab. "Ich will dieses Ding nicht mehr sehen!" Sie brach in einen Weinanfall aus und ihr Sohn rannte ins Zimmer. "Mami?", fragte er und Semir legt eine Hand auf ihre Schulter. "Frau Renniger, falls Ihnen noch was einfällt..." Er streckte seine Visitenkarte hin und Jo nahm sie entgegen. Semir stand auf, ging zu Ben und zog ihn mit. Sie verliessen die Wohnung und begaben sich zum Parkplatz. "Die arme Familie", murmelte Ben und schüttelte mit dem Kopf. Er stieg ein und ein feuerheisser Schmerz durchzog seinen Arm. "Scheisse", zischte er und Semir sah ihn besorgt an. "Alles okay?" Ben nickte. "Ja...muss in der PAST nur meine Tabletten nehmen dann geht's wieder. Semir hegte sichtliche Zweifel daran, erwiderte aber nichts und fuhr los.

    Ich habe sonst auch noch welche.
    Ben: (Liegt vor "Terminator")
    Semir: Na, schon wieder ein Herz gebrochen, nun komm schon!
    Ben: *räuspert sich* SITZ! (Der Hund gehorcht), geht doch!


    Semir: Bist du verrückt mich so zu erschrecken?
    Ben: Sorry...
    Semir: Geht's wieder?
    Ben: Ja...der Schnupfen ist weg ich hab nur noch so n' Ziepen in der Schulter!
    Semir: In deinem Alter habe ich das noch nicht mal gespürt!


    Semir: Krankentransport bitte einsteigen!

    4.


    Die Schwester der Toten hörte auf den Namen Isolde Renniger und war eine Frau in Semirs Alter. Durch ihr hellbraunes Haar zogen sich bereits graue Strähnen und ihre Augen wirkten müde. Sie blickte auf den Ausweis, den Semir ihr hinhielt. "Gerkhan und Jäger, Kripo Autobahn!" Sie nickte mit einem Schluchzen. "Kommen Sie herein", stiess sie hervor und führte ihre Begleiter in die Wohnung. Sie verwies sie auf die braune Ledercouch im Wohnzimmer. Alles wirkte wie wahllos zusammengekauft, in diesem Lebensraum war kein System zu finden. Semir und Ben vernahmen das laute Rauschen einer Kaffeemaschine. Renniger näherte sich mit drei Tassen Kaffee und sah ihre Besucher an. "Milch und Zucker?" Während Ben dankend nickte verneinte Semir und nahm sein Koffeeingetränk schwarz zu sich. Eine der wenigen Anzeichen seiner türkischen Herkunft. "Ihre Chefin hatte mich benachrichtigt...", begann Renniger und zog aus ihrer Hosentasche ein Taschentuch mit Karomuster hervor, "ich befürchtete, dass dieser Tag einmal kommen würde aber..." Semir hob die Hand. "Wie meinen Sie das?", fragte er genau und nahm einen weiteren Schluck. "Sie müssen wissen, unsere Familie war schon ärmlich, als wir hineingeboren wurden. Während ich damit sehr gut klarkam, nun glücklich verheiratet bin und Kind habe, lebte meine Schwester in einer Traumwelt. Jeanine war sich sicher, nicht zu uns zu gehören. Sie fiel in die schlimmsten Kreise. Drogen, Alkohol..." Ben setzte seine Tasse ab. "Ihre Schwester hatte Drogen im Kofferraum, dazu noch eine Leiche...war Sie in einer Beziehung?" Renniger schüttelte mit dem Kopf. "Nein...aber Sie hatte, wie ich, ein Kind. Eine kleine Tochter...! Lisa Renniger..." Semir und Ben sahen sich entsetzt an. "Ist das Kind bei Ihnen?", fragte Semir mit hektischer Stimme und mit grossen Augen schüttelte Renniger mit dem Kopf.


    Ben zückte sofort sein Handy hervor und begab sich zum Hausflur. "Susanne? Ja ich bins...hör zu ich habe keine Zeit für lange Erklärungen, warum ich wieder arbeite...aber du musst eine Suchmeldung aufgeben und zwar nach einem Mädchen, Lisa Renniger!" Ben suchte ein Bild und fand prompt ein Portrait der Beiden Schwestern mit ihren Kindern. Er fotografierte es kurz und schickte es an Susanne. "Das kleine Mädchen genau! Es eilt bitte!" Mit diesen Worten hängte er auf und hörte den verzweifelten Schrei Rennigers. Jetzt musste sie nicht nur mit dem Tod ihrer Schwester, sondern auch mit dem Verschwinden ihrer Nichte klarkommen. Ben seufzte und begab sich wieder zurück. "Frau Renniger, das muss noch gar nichts heissen...", versuchte Semir sie zu beruhigen, "wir haben sie nicht in der Wohnung Ihrer Schwester gefunden, jedoch kann sie bei einem Bekannten sein!" Renniger schluchzte. Sie sah zu Ben und der Blick war auf seinem Pflaster an der Stirn fokusiert. "Hat Sie Ihnen das angetan?", fragte sie und Ben sah hilfesuchend zu Semir. Inzwischen hatte Ben auch seine Hemdärmel hochgekrempelt gehabt so das der Verband leicht zu sehen war. "Was hat Sie Ihnen angetan Herr Jäger?" Semir holte Luft. "Ihre Schwester muss verzweifelt gewesen sein Frau Renniger. Und mein Partner hatte eine Waffe in der Hand und da hatte ihr..." Doch bevor er weiterreden konnte, funkte Renniger ihm ins Wort. "Sie hat auf Sie geschossen?" Ben nickte leicht und Renniger stand auf und ging ans Fenster. "Das ist ein Alptraum!" In diesem Moment ging die Türe auf und ein helles Stimmchen rief nach seiner Mutter. "Mama ich bin wieder da!" Panisch sah sie zu Ben. Sie wollte anscheinend, dass ihr Sohn sie nicht so sieht. Er reagierte sofort.


    Er ging zum Flur und sah einen Jungen von etwa sechs Jahren mit einem grossen Scoutrucksack, die er schon selbst trug, als er in die Schule ging. Der Junge sah ihn fragend an. "Wer sind Sie!" Ben zeigte seinen Ausweis. "Mein Name ist Ben. Ich bin von der Polizei!" Mit glänzenden Augen, nahm der Junge den Ausweis entgegen. "Polizei, wie mein Papa?" Verwundert neigte Ben den Kopf zur Seite, was der Junge bemerkte. "Wissen Sie, mein Papa ist kein richtiger Polizist, aber Kaufhausdetektiv. Er jagd die bösen Ladendiebe!" Ben lächelte. "Die sind natürlich genauso wichtig wie wir!" Der Junge legte seinen Schulranzen ab und zog die Gummistiefel aus, da es draussen begonnen hatte zu regnen. "Ich heisse Jonas!", stellte er sich vor und gab Ben manierlich die Hand. "Aber all meine Freunde nennen mich Jo! Willst du mein Zimmer sehen?" Direkt, dachte Ben und nickte. Er folgte dem Jungen und sah, wie Semir ihm dankend zunickte. Er winkte mit der Hand ab und ging ins Zimmer, das wie ein typisches Jungenzimmer aussah. Autobahnteppich am Boden, Postern von Fussballspielern an der Wand und Teddys auf dem Bett. Doch einer dieser Plüschtiere kam Ben verdächtig vor. Es wirkte zu aufgedunsen. "Du hast aber hübsche Teddys", gebrauchte er als Vorwand und lief auf sie zu. Er nahm das verdächtige Ding in die Hand und drückte leicht zu. Es knisterte leicht.

    So Eli ich hab's dir versprochen. Wenn es wieder 'ne Story mit Ben von dir gibt, kriegste FB! Und ich halte meine Versprechen:
    Der Anfang klingt gut, kurios, aber gut, ich bin gespannt was du für uns wieder bereit hälst!
    Lieber Gruss
    Jenni


    EDIT: Aha, Hartmut hat also nichts gefunden. Mysteriös. Ich bin wirklich neugierig. Freue mich schon auf neue teile! :thumbup:

    So, hier meldet sich die Grippekranke (nein es ist nicht die Schweinegrippe :D ) mit ihrem Fazit. Hoffentlich kann ich alles zusammenschustern trotz der Fieberschübe, die ich gestern hatte.
    Also, über die Story sage ich an sich nichts. Es ist Cobra 11. Überdreht, unlogisch aber zur "200." Folge dürfen unsere Zwei auch ruhig mal die Welt retten oder?



    Zu den anderen sachen. Mein absolutes Highlight war "Terminator". Ich dachte was für ne Bulldogge da rauskommt und dabei war es nur so ein "Bodenwischmopp" einfach genial.
    Ich muss sagen, ich bin eine der wenigen die von Pocher überzeugt war. Oli wenn du das liest, mach mehr Filme! Das kannst du nämlich viel besser als Comedienprogramme! Gut, Sturmi war einfach eine Marke für sich. Viele der Sprüche kamen bei mir so natürlich rüber so dass ich mich frage, ob wirklich alle aus der Feder stammten.
    Das Semir nun Vater wird, gab der Episode die nötige Dramatik. Der werdende Vater der Sterben soll und sein aufopfernder Partner der das sich nicht ansehen kann und somit beschliesst, gegen Semirs Willen ihm das Gegenmittel zu spritzen. Zudem der Selbstmordversuch der so wie er war, wohl der erste in der Cobra11-Geschichte war. (Hoffentlich auch der letzte! Meine armen Nerven!)
    Wer bei mir viele Pluspunkte holte war unsere werte Frau Krüger! Vorallem als Andrea den Bullen von der Gesundheitsbehörde schlug und Kimi sagte "Sie war nur schneller". :thumbup:
    Semirs Angst und Trauer wegen Ben waren sehr gut gespielt. Das ganze wurde durch Bens "Tipp"-Geste sehr aufgelockert.


    Ich war überzeugt von dem Piloten! Ich fand ihn sogar besser als den letzten! 10/10 Punkten! :thumbup: