Beiträge von jenni

    10. Kapitel - Schockheilung


    Schottland


    Nach neuen Augenzeugenberichten zufolge, sollen die Flüchtlinge gestern in einem Einkaufsmarkt gesehen worden sein. Sie sollen sich Nahrungsmittel gekauft haben. Ob diese Quellen sicher sind, wollte die Polizei nicht verraten. Doch wolle man dieser Spur nachgehen.



    "Josh wir wollen los!", rief Annelie laut und suchte das ganze grosse Anwesen ab. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und suchte weiter. "Ich finde das nicht lustig!" Sie sah nur noch eine Möglichkeit. Yaos und Joshuas Zimmer. Also ging sie die Gänge entlang zum Zimmer und fand sich vor der Tür. Sie wusste nicht wieso, aber sie blickte hinunter zu Boden. Auf die holzigen Fliesen. Dort sah sie einen blutigen Schuhabdruck. Sie glit kurz mit dem Finger drüber und bemerkte, dass das Blut noch frisch war. Ihr Herz zog sich zusammen und mit zitternder Hand glitt sie zum Türknauf. Sie drehte ihn um und öffnete die Türe. Und das was sie sah, schnürte ihr beinahe die Kehle zu. Aber nur beinahe. Sie schlug die Hand vor den Mund um den Schrei aufzuhalten.
    Joshua lag rücklings auf dem Boden und wirkte bewusstlos. Aus dem Rücken strömte Blut und hatte bereits eine Lache von gefährlichem Ausmass angenommen. Der Kleiderschrankspiegel war mit Blut beschmiert. Die rechte Hand war auf den Bauch gepresst und durch die Fingerritzen strömte ebenfalls Blut. Das Haar war verschwitzt und klebte im Gesicht. Joshua hatte jegliche Farbe aus dem Gesicht verloren. Annelie spürte wie ihre Beine sich lösten und sie rannte auf ihren Freund zu. "Joshua", stiess sie entsetzt hervor und fühlte den Puls. Noch war er da. Annelie suchte ihr Handy. Geschwind wählte sie die Nummer 999. "Hello? Yes, here is Annelie Zaugg..." Sie nennte die Adresse und legte wieder auf. Sie zog ihre Strickjacke aus und begann sie zu zerreissen. Doch dann wurde sie am Arm gepackt. Joshua sah sie mit schwachem Blick an.



    "Annelie...", stockte er hervor und aus dem Mundwinkel begann Blut zu fliessen. Annelie legte ihren Zeigefinger ihm auf den Mund. "Ganz ruhig, der Krankenwagen kommt bald!" Doch Joshua zog sich an Annelies Pullover hoch und sah ihr in die Augen. "Das waren meine Brüder...", flüsterte er und die Tränen waren kaum zu übersehen. "Bitte?", fragte sie entsetzt nach obwohl sie die Wörter verstanden hatte. "Du musst Christopher in Sicherheit bringen...ich bin sicher....dass sie ihn auch wollen..." Annelie wusch Joshua eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Das tue ich...", versprach sie. "Und....kümmere dich um Yao und um unser Kind..." Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Das kannst du alleine...der Krankenwagen kommt bald!" Joshua lächelte matt und schloss die Augen. "Verdammt!", zischte die Deutschschweizerin und begann die Wunden zu versorgen.
    Semir spielte mit den Jungs, als Andrea auf ihn zukam. "Semir, kannst du mal nach Joshua sehen gehen?" Semir zog verwirrt eine Augenbraue hoch. "Nun ja, Annelie wollte eigentlich nach ihr sehen, aber sie ist ebenso verschwunden. Yao macht sich ein bisschen sorgen." Semir seufzte und kickte den Ball zu Ben. "Ich komme gleich wieder!", sagt er zu und Ben nickte. "Dann spielen wir halt ein bisschen Elfmeter schiessen." Er übersetzte dies George und dieser nickte mit Begeisterung. "Also bis naher."



    Semir dachte sofort an Joshuas Zimmer. Er wusste, wie gerne dieser und Annelie diskutierten und meinte, dass diese sich ein einer Konversation verfangen hatten. Also ging auch er die Gänge entlang. Und auch er bemerkte vor der Tür die blutige Spur. Doch die Türe war offen und er erschrack als er sah, wie Annelie den bewusstlosen, blutüberströmten Joshua versorgte. Sie sah auf. Ihr Geischt war furchtverzerrt. "Semir! Du musst mir helfen!" Semir ging auf sie zu und kniete vor ihr zu Boden. "Was ist passiert?", fragte er und Annelie wirkte ruhig. "Er sagte dass es seine Brüder waren." Semirs Augen weiteten sich. "Die Brüder die bei der Hochzeit so...?" Sie nickte. Alsa sie in den Spiegel sah, erblickte sie die Frau wieder. "Du machst mir keine Angst mehr!", zischte sie und tatsächlich verspürte sie keine Reue mehr.
    Ben und Christopher wurde es langsam suspekt. Nun war Semir auch schon mehr als zehn Minuten im Anwesen. Christopher bat seine Frau, auf George aufzupassen und die Frauen abzulenken. Doch in diesem Moment kam ein Krankenwagen zum Anwesen. "Joshua....!", stiess Ben vorahnend aus und die Männer stürmten ins Anwesen.

    8. Kapitel - Lügen und Angst



    Schottland


    Noch immer sind die Leichen der Beiden Flüchtlinge nicht gefunden worden. Chief Constable Moore erklärt der Presse die Einstellung der Suche. Die Fluten wären zu gefährlich, weitere Menschenleben in Gefahr zu bringen. Das Volk jedoch behauptet inzwischen, dass die Polizei sich selbst vor diesen Verbrechern fürchtet.



    Joshua beschloss, zunächst nichts von diesem Vorfall zu erzählen. Denn anscheinend war nichts gestohlen worden und seine Frau durfte keinesfalls nun Aufregung ausgesetzt werden. Jedoch war er wegen heftiger Kopfschmerzen der erste, der schon um fünf Uhr morgens am Frühstückstisch sass und versuchte, das Aspirin mit einer heissen Tassen Tee mit Honig zu schlucken. Er hörte, wie der Regen gegen die Fenster peitschte und es leise donnerte. Das Gewitter musste also weit entfernt sein.
    "Scheint als wäre ich nicht die Einzige, die nicht schlafen kann!" Joshua drehte sich um und erblickte die verweinten Augen Annelies. "Hattest du einen Alptraum?" Annelie nickte und setzte sich. "Willst du auch einen?" Sie schüttelte mit dem Kopf. "Yao hat mir von dem Vorfall erzählt. War es der erste Mensch, den du erschossen hast?" Wieder ein Kopfschütteln. "Natürlich war es schlimm - die Frau war in froher Erwartung aber, willst du dir wirklich dein ganzes Leben lang Vorwürfe machen?" Annelie sah zu Boden. Sie wusch sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Natürlich nicht aber...egal, wo hast du dir die Beule eingefangen?" Josh lächelte - gekünstelt, doch anscheinend war es so echt, dass Annelie es abnahm. "Ich bin gegen das Nachttischchen geknallt." Annelie stand auf und ging zum Kühlschrank, wo sie sich die Milch herausholte und ein Glas füllte.



    "Was haben wir heute vor?", fragte sie ablenkend. Joshua zuckte mit den Schulten. "Ben, Semir, Christopher und mein kleiner Patenjunge wollen heute Fussballspielen." Annelie nahm das Glas, ging an den Tisch und setzte sich. "Und du? Ausserdem wusste ich gar nicht, dass du der Patenonkel vom kleinen George bist!" Mit einem Grinsen zuckte Joshua mit den Achseln. "Ich mag Fussball nicht. Nun ja, ich war ja noch ziemlich jung. Jedoch habe ich George auch oft zu mich genommen und hab so auch schon ein bisschen Übung!" Er zwinkerte mit einem Auge. "Nun ja, Yao, Andrea und ich wollten mal die Gegen ein wenig besser entdecken. Willst du nicht mitkommen?" Joshua nickte. "Klar wieso nicht? Aber zuerst müssen wir Ben und Semir in die Landessitten gewöhnen. Zugunsten von Chris Vater." Annelie stutzte. "Wieso dass denn?", fragte sie verwundert nach und Joshua musste sich das Grinsen verkneifen. "Wir wollen die Beiden in den Kilt stopfen!" Mit diesem Satz und dieser Vorstellung, lachte Annelie zum ersten Mal seit langem wieder herzlichst. Dieser Urlaub schien eine gute Idee zu sein - zumindest für diesen Moment!

    6. Kapitel - Alpträume



    Schottland
    Noch immer sind keine Spuren gefunden worden. Die Polizei gerät langsam in die Kritik. Der Premierminister Englands hat die besten Leute des Scotland Yard beauftragt, der Londoner Polizei zu helfen. Man erhofft dabei bessere Erfolge.



    Joshua und Ben gesellten sich neben Annelie. "Theres nothing", murmelte Joshua und Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Seltsam, ich dachte, ich hätte was gesehen!" Christopher sah auf die Uhr, die schon kurz vor Mitternacht zeigte. "Es ist spät", begann er und legte eine Hand auf Annelies Schulter, "vielleicht bist du nur einfach nur Müde. Gehen wir am besten einfach ins Bett."
    Gesagt getan. Die Leute versammelten sich in ihren Zimmern. Ben zog sich um und sah, wie seine Freundin aus dem Fenster sah. Sie war schon umgezogen. Ihr Schlafanzug bestand aus einem T-Shirt von Ben, dass er ihr einst geschenkt hatte und einer Shorts. Ihre langen Zapfenlocken hingen schlaf herunter. Sie hatte die Arme verschränkt. Ben zog sich sein T-Shirt und die Trainingshose an. "Schatz?", fragte er besorgt und Annelie drehte sich um. "Ich dachte wirklich, ich hätte etwas gesehen!" Ben gesellte sich neben sie und blickte noch einmal in die weite Dunkelheit Schottlands. Er wollte seiner Freundin glauben - doch er sah einfach nichts. "Wir sollten ins Bett, findest du nicht?" Annelie nickte mit einem Seufzen und ging zusammen mit ihrem Lebensgefährten ins Bett. Sie kuschelten sich an sich und Ben küsste seiner Geliebten auf den Haarschopf, bevor er das Licht ausmachte. Während Ben sofort den Schlaf der Gerechten fand, hatte Annelie ihre liebliche Mühe, einzuschlafen. Sie versuchte es immer wieder, doch es dauerte zwei lange Stunden, bis sie einschlief. Doch Schlaf konnte man dies nicht nennen. In ihren Träumen verfolgte sie das Bild der erschossenen Schwangeren, wie sie sie mit den glasigen Augen ansah und ihr Mund immer wieder stumm formte - dass es ihre Schuld seie, dass nun zwei Leben ausgelöscht wurde. Dabei wurde das Bild des Blutes immer klarer. Und Annelie stand vor ihr. Vor Angst das Gesicht verzehrt!



    "NEIN!" Die Deutschschweizerin schreckte auf und wusch sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr ganzer Körper zitterte, der Schweiss lief ihr über den ganzen Körper hinab. Das Herz schlug heftig gegen den Brustkorb und das so hart, dass es schmerzte. Annelie zog die Beine dicht an den Körper und kniff fest die Augen zusammen. Das Bild sollte aus ihrem Kopf verschwinden. Rasch aus ihrem Kopf verschwinden. Sie konnte es nicht mehr ertragen. Alle sagten immer es sei Notwehr, doch sie wollte es nicht glauben. Natürlich war es Notwehr, dass wusste sie selbst, aber irgendwas hinderte sie daran, zu glauben. Nichts wollte mehr so klappen wie es sollte. Jedes Mal wenn sie Schiessübungen machte, sah sie die Tote vor ihren Augen.
    Die Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie begann zu schluchzen. Sie versteckte das Gesicht in den Armen, die auf den Beinen gebettet waren. Ihre Schultern zuckten auf und ab. Sie versuchte leise zu sein, doch Ben hatte sie schon lange gehört. "Annelie?", fragte er besorgt. "Ich kann nicht Ben! Es will einfach nicht aus meinen Kopf!", wimmerte Annelie und spürte wie Ben seine Arme um sie schlang und sie an sich drückte. "Du hast keine Schuld!", sagte Ben mit sanfter, doch starker Stimme und er spürte, wie seine Freundin bebte. Eine Mischung zwischen Ratlosigkeit und Angst machte sich in ihm breit.



    4. Kapitel - Eiskalte Wut



    England


    Noch immer hat die Polizei keine Spur. Der Polizeichef muss sich immer mehr den Vorwürfen hingeben. Noch immer sind die Namen der Flüchtlinge unbekannt. Man wolle der Umwelt nicht schaden, hiess es offiziell.


    Yao stand am Eingang des Landwesens. Die Arme auf ihrem dicken Bauch abstütztend. Sie sah den Wagen vorfahren. Ein breites Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht. Sie beobachtete den Wagen dabei, wie dieser parkte und die ersten Leute ausstiegen. Es war Annelie die sofort auf die Asiatin zulief. "Wow how should i embrasse you, darling?", fragte sie mit Humor und Yao stemmte die Hände in die Hüfte. "Mal nicht so frecht meine Liebe! Ich kann jetzt Deutsch dank meinem Ehemann!" Sie umarmten sich und gaben sich Küsse auf die Wange. Sie sahen den Leuten dabei zu, wie sie ausstiegen. Yao zog eine Augenbraue hoch. "Bin ich das oder hinkt Ben leicht?" Annelie nickte. "Arbeitsunfall, aber bald ist's verheilt!" Yao begutachtete Annelie. "Und wie geht es dir? Ich habe schreckliches gehört!" Annelie winkte ab. "Körperlich bin ich wieder fit! Aber die Tatsache dass ich eine Frau in froher Erwartung getötet habe..." Yao legte Annelie ihre Hand auf den Mund. "Du hast sie in Notwehr erschossen!", mahnte Yao und lachte, als die Anderen auf sie zukamen. Annelie sah der Schwangeren dabei zu, wie sie Semir, Andrea und Ben begrüsste und ihrem Mann zärtlich einen Kuss gab. Jedoch mochte dies ihre Stimmung nicht wirklich heben. Schon im Flugzeug als alle schliefen, konnte sie nicht ruhig bleiben.



    Joshua sah, wie Ben das Gesicht verzog, als er sein Knie beugte und ging auf ihn zu. "Darf euer Page Josh euch behilflich sein?" Ben nickte dankend und grinste, als Joshua affig einen Pagen nachahmte. Sie gingen in das stattliche Anwesen, welches dem Schloss locker Konkurrenz machen konnte. Joshua verteilte die Koffer den Zimmern und bat seine Besucher in das Wohnzimmer beim Kamin. Wo ein Butler bereits den Tee vorbereitet hatte. Alle setzten sich und Joshua verteilte den Tee. "Wie schön zu sehen, dass der Mann auch mal im Haushalt hilft!", bemerkte Andrea sarkastisch und schenkte Semir einen vielsagenden Blick. "Was denn? Ich helfe doch auch!" Annelie und Andrea verdrehten die Augen, während Ben sein Lachen verkniff. Annelie puffte ihrem Lebensgefährten in die Seite. Ein klares Zeichen - wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.



    Die beiden Brüder sassen in einem kleinen Landhaus in der nähe des Anwesens. Sie wussten genau, bald würde es soweit sein. Bald könnten sie ihren Plan in die Tat umsetzten. Es fehlten nur noch dieser Christopher mit seinem Gefolge und dann wäre es soweit. Dann würde das blutige Spektakel beginnen, wo sie sich für all das rächen konnten. Was sie ihnen angetan hatten.

    2. Kapitel - Vorbereitungen




    England...


    Gemäss neuen Quellen sollen die geflohenen Häftlinge im Flughafen von Bouremouth gesehen worden sein. Nach beinahiger zweiwöchiger Abstinenz ist dies die erste wirkliche Spur seit langem. Die Polizei erbittet weitere Mithilfe.




    Annelie wachte auf, als der Wecker klingelte und richtete sich auf. Mit einem Gähnen streckte sie sich und blickte sich um. Ach das neue Appartement für sie und Ben war einfach wunderschön. In den letzten Tagen hatten sie jeden Feierabend dafür genutzt umzuziehen. Eine grosse Hilfe waren dabei Semir, Andrea und Andre zusammen mit Tom. Diese waren absichtlich heimlich von Berlin und haben ihnen geholfen. Nach dem mussten sie unsere Freunden aber bereits wieder verlassen.
    Annelie stand auf und blickte auf Ben, der gemütlich noch im Bett lag und die Decke wieder vom Körper weggeschlagen hatte. Es war doch immer dasselbe mit ihm. Abends war er beinahe nicht mehr zu sehen vor lauter Decke, und morgens war die Decke bereits wieder auf dem Fussboden. Annelie erblickte die frische Narbe an Bens einem Knie und seufzte. Nun hatten sie noch eine Gemeinsamkeit. Eine Narbe am Bein.
    Ohne darüber weiter nachzudenken, ging Annelie in die Küche und machte sich ein Marmeladenbrot. Si eblickte nach draussen. Es regnete furchtbar. Es goss wie aus Eimern. Annelie musste grinsen. Da gewöhnt man sich doch schon an den Urlaub, dachte sie sich und schreckte auf, als etwas kaltes ihren Nacken berührte. Sie schrie auf und drehte sich um. Ben, grinsend und sich das Lachen verkneifend, hatte einen Eiswürfel in der Hand. "Na Schatz, habe ich dich erschreckt?" Als Entschuldigung gab er seiner Herzensdame einen dicken Kuss. "Das war wirklich hinterlistig", sagte Annelie mit einem, jedenfalls gedachten, vorwurfsvollen Ton und erwiderte den Kuss. "Hast du gestern wirklich noch gepackt?", fragte Ben verwundert und wies auf die beiden Trollys, die am Eingang standen. "Sicherlich", antwortete Annelie und zog Ben zu sich. "Weisst du, dann können wir unser gemeinsames Zuhause besser einweien!" Ben grinste und begann seine Geliebte den Nacken herunter zu küssen.




    "Also dann Andrea, ich wünsche dir viel Spass mit Semir in Schottland!" Andreas Mutter nahm Aida an der Hand und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. "Danke dass du sie zu dir nimmst", rief Andrea hinterher und sah, wie ihre Mutter zusammen mit Aida wegfuhr.
    Mit einem erleichterten Seufzer ging Andrea zurück in ihr Haus und begab sich zur Küche, wo Semir sass und die Tageszeitung las. "Selbst im Urlaub musst du nach Verbrechen suchen was?", fragte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Semir grinste. "Ach was", winkte er ab, "aber hast du das über die Häftlinge in England gelesen?" Andrea beugte sich über ihren Mann und las den Artikel. "Ja, davon habe ich auch schon gesehen. Wies aussieht hat die Polizei noch immer keine Spur." Semir nickte zustimmend. "Haben wir eigentlich schon gepackt?", fragte er und Andrea nickte. "Vorgestern", antwortete sie und setzte sich. "Die neue Wohnung von Annelie und Ben ist einfach wunderschön!" Semir lächelte. "Was meinst du, wie lange es bei denen beiden geht?" Semir zuckte mit den Achseln. "Die Beide geniessen das Leben Andrea. Sie sind nicht so häuslich wie wir!" Andrea nickte zustimmend. "Ich bin wirklich gespannt, was uns alles in Schottland erwarten wird!" "Nicht nur du!", stimmte Semir zu und sah in den Regen hinaus. Unwissend, dass die Stimmung in Schottland genau so sein würde.









    Unsere Englandreihe geht in die nächste Runde! Und ich verspreche euch eins. Schön wird es nicht. Es wird nichtf für schwache Nerven sein. Deshalb, seit gewarnt und habt trotztdem Spass an unserer Fanfiction :)
    Christopher und Jennifer





    Prolog: Nachrichten und ein neuer Abschnitt





    England
    Diversen Meldungen zufolge, sind zwei Schwerverbrecher aus dem Londoner Gefängnis geflohen. Von den Insassen fehlt jegliche Spur. Die Polizei hat Fotos zur Fahndung herausgegeben und bittet die Einwohner um Mithilfe. Wie die Flüchtlinge türmen konnten ist nicht bekannt. Die Polizei schweigt.


    "Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass unser Appartement gross genug für uns Beide ist!" Annelie drehte sich zu Ben um, der einen ziemlich genervten Eindruck machte und tief seufzte. "Und wie oft habe ich dir gesagt, dass ich unsere Zukunft nicht in deiner stinkenden Bude verbringen will!" Entrüstet stemmte Ben die Hände in die Hüfte. "Die ist nicht stinkend! Gut sie mag nach Cheeseburger und Fastfood riechen, aber beiweitem nicht stinken!" Annelie verdrehte die Augen. Sie sah sich die prunkvolle Dachwohnung an und atmete tief durch. "Die wär's doch findest du nicht?" Ben steckte die Hände in die Hosentasche. "Ja...wenn man es mag!" Annelie kickte Ben gegen eines seiner Knie und dieser schrie kurz auf. "Spinnst du? Der Arzt hat gesagt die Wunde sei noch nicht ganz verheilt!" Ben war bei einer Untersuchung verletzt worden. Zwar war dies schon einen Monat her. Doch das Kniegelenk selbst brauchte etwa noch ein paar Wochen, um wieder vollständig funktionsfähig zu sein. "Was meinst du warum ich gegen getreten bin?", konterte Annelie und verschränkte die Arme. "Versteh doch...dein Appartement liegt in der Nähe dieser Farbrikengegend wo ich..." Sie wurde still. Ben begriff. "Das ist also der wahre Grund. Du machst dir also immer noch Vorwürfe. Du hast in Notwehr geschossen Annelie. Und es war dunkel! Wie solltest du da gesehen haben dass die Frau schwanger war." Annelie schlug gegen die Wand. "Trotzdem habe ich ihr den Hals aufgeschossen!", schrie sie zurück und begann zu zittern. Ben ging zu ihr und nahm sie in den Arm. "Du hast Julia gerettet. Dank dir kann ich Onkel werden! Annelie...", er nahm ihre Hände und strich sanft über sie - tief sah er ihr in die Augen, "du bist das Beste, was mir je passiert ist!"


    Annelie musste lächeln. "Wenn Semir das hören würde...", scherzte sie. Ben grinste. "Ich sollte ihm noch sagen, dass ich nun mit dir zusammen bin." Annelie zog eine Augenbraue hoch. "Ach, du meinst, er hat es noch nicht mitbekommen?" Verliebt gaben sie sich einen Kuss. "Also bleibst du bei deiner Meinung mit der Wohnung?" Annelie nickte. "Meinetwegen", gab Ben nach und Annelie drückte ihren Freund fest. "Du bist der beste Schatz den man einfach haben kann", säuselte sie und er hob den Kopf. "Dann schätze mich mal mehr klar?"
    Als sie zuhause waren, erwartete sie ein Anruf. Annelie nahm ab. Sie war zu Ben gezogen. In Bonn hielt sie es nicht mehr aus. Doch arbeitete sie noch immer dort. Sie wollte Emanuel nicht im Stich lassen und schätzte ihre Kollegen im Revier sehr. "Oh Hello, how are you? Yes i know that you can speak german!" Ben zog eine Augenbraue hoch und ging zu seiner Freundin. "Really? That's beautiful! Congratulations!" Ben tippte seiner Freundin auf die Schulter. "Wer ist das?", fragte er flüsternd und Annelie winkte ab. "Yes of course. We will have holidays in two weeks! So we can come! Yes. Bye!" Sie hängte auf. "Wieso Urlaub? Wohin kommen? Sag mal Anne wovon sprichst du eigentlich?" Annelie zwinkerte mit einem Auge. "Ruf Semir an! Schottland erwartet uns!"

    XXIV. Hoffnung und Tod



    Annelie sah flackernde Lichter, die den Raum zu beleuchten anfingen. Schützend hielt sie sich die Hand vors Gesicht. "Annelie Zaugg?", fragte eine tiefe Männerstimme. "Ich bin hier!", rief sie und erkannte sofort drei uniformierte Polizisten. Der Eine trug einen Erstehilfekasten bei sich. "Sind Sie verletzt?" Annelie richtete sich auf und hob das Top. Sie zeigte den Streifschuss. "Nur ein Kratzer", murmelte er und verband die Wunde. "Da hatten Sie ja noch richtig Glück!" Annelie stand auf und konnte sich wieder freier bewegen. Der Polizist hatte die Wunde mit Jod versorgt gehabt und ihr ein übliches Mittel gespritzt, dass lokal betäubte. So fühlte sie keinen Schmerz mehr. "Wer hat euch geschickt?", fragte sie verwundert. "Semir Gerkhan. Sie hatten einen Anruf von Julia Jäger erhalten. Dort hatte sie gesagt wo Sie sind!" Der Anführer der Polizisten blickte auf den gefesselten Clemens. "Das ist einer der Entführer", erklärte Annelie, "am Besten nehmen Sie diesen mit!" Der Polizist nickte seine Kollegen an und diese verstanden. Tauschten die Fesseln mit Handschellen aus und führten ihn ab. Annelie, hörte jedoch von hinten ein Geräusch. "Haben Sie eine Pistole?" Der Polizist nickte ein wenig perplex und überreichte Annelie seine silbern, schwarze Waffe. Sie nahm Sie in Anschlag und deutete dem Polizist an, er solle aussen rum gehen. Er nickte und tat wie ihm befohlen. Mit leisen Schritten ging sie weiter. Und das Geräusch wurde immer lauter. Als sie sich einmal zu laut bewegte, prallte sofort ein Geschoss an ihr ab. Die Person musste einen Schalldämpfer benutzten. Annelie folgte dem schnellen Getrampel. Dieser Keller war gross. Ein tyischer Lagerhauskeller. Sie fand sich in einem Raum wieder. Der mit diesen Plastikvorhängen bestückt war. Und wieder zog knapp an ihrem Gesicht eine Kugel vorbei. Annelie sah nichts, der Raum war einfach zu dunkel. Doch sie musste reagieren und feuerte dorthin, wo das Licht der Kugel herkam. Und sofort war ein Stöhnen zu vernehmen.



    Ben legte sich auf die Bank. Er fühlte sich elend. Nicht nur der körperliche, nein auch der seelische Schmerz hatte ihn übermannt. Er hörte, wie sich jemand von hinten an ihn näherte. Aber er kannte die Schritte genau. Sie waren kurz, schnell nacheinander. "Semir", flüsterte er und spürte sofort die Hände seines Partners auf seinem Rücken. "Ben...", murmelte der Deutschtürke besorgt. "Habt ihr sie?" Semir musste verneinen und erzählte, wie es gekommen war. "Emanuel hat mir erzählt was passiert ist. Gott, was machst du auch für Sachen?" Ben lächelte gequält und sah, wie Semir sich vor ihn kniete. "Ich hatte einfach nicht aufgepasst...", murmelte er und verzog das Gesicht. Das verletzte Bein wirkte taub, doch die Stelle, wo die Kugel eindrang, brannte noch immer höllisch und der Schmerz war nicht zu ignorieren.
    "Der Polizist hat mich vor kurzem angefunkt. Annelie geht es gut. Es war wirklich nur ein Kratzer!" Semir sah, wie sich auf der Stirn seines Partners, Schweissperlen sammelten. "Gott bin ich froh", flüsterte Ben und die Augen schlossen sich. "Ben...Ben!"



    Annelie folgte dem Geräusch, die Waffe noch immer auf Anschlag. Sie hörte, wie ihre Füsse in etwas nasses traten. "Frau Zaugg?", hörte sie eine Stimme. "Hier!", rief sie und der Polizist näherte sich. In seiner Hand, die Taschenlampe. "Leuchten Sie bitte in meine Richtung." Annelie beschlich ein ungutes Gefühl. Der Mann tat wie ihm befohlen. Und was Annelie sah, liess sie nach hinten auf den Boden fallen. Zum ersten: War ihre Angreiferin eine Frau, zweitens: war dieser in froher Erwartung. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass Annelie der Frau in den Hals geschossen hatte. Sie war inner kurzer Zeit verblutet. Zu allem Überfluss, war die Deutschweizerin auch noch in den Lebenssaft getretten. Annelie konnte nicht anders, ihr flossen Tränen über die Wangen und sie richtete sich zitternd auf. "Grosser Gott....", hörte sie den Polizisten neben sich sagen. Auch er hatte eine Hand vor den Mund geschlagen. "Was habe ich getan?", flüsterte Annelie und ging noch ein paar Schritte zurück. Der Polizist handelte sofort und wies ein paar Männer an, ihnen nachzufolgen und eine Decke mitzubringen. Er wollte Annelie wegbringen. Er war ein erfahrener Polizist doch er sah der jungen Frau an, dass diese zwar schon einen Menschen getötet hatte, aber noch nicht mit einer solche seelischen Belastung fertig werden musste. Annelie spürte, dass ihre Beine wieder nachgaben und sie kniete zu Boden. Sie krümmte sich und begann zu schreien. Jeglicher Frust, Schmerz und jegliche Trauer mussten diesen Körper verlassen. "Krämer?" Annelie kannte diese Stimme, die das Funkgerät des Polizisten verliessen. "Semir!", schrie sie und riss dem Polizisten das Funkgerät weg. "Annelie, Ben ist ohnmächtig. Er wurde getroffen! Du musst sofort zum Hauptbahnhof kommen..." Annelie wollte antworten, doch sie wusste nicht wie. "Annelie, kannst du mich hören? Was ist los?"

    XXII. Flucht nach vorne


    Sofort wollte sich Bens Schwester auf Annelie stürzen und sie beschützen, doch diese stand wieder auf und spürte den Mann hinter sich. Sie holte mit dem Ellbogen aus und traf ihn mitten ins Gesicht. Clemens taumelte nach hinten. Annelie blieb nicht viel Zeit. "Julia lauf!", schrie sie und die junge Frau zitterte sichtlich. Ihr Blick war auf Annelies Seite gerrichtet. Wo das Kurzarmtop ein wenig aufgerissen war und aus einer länglichen Wunde Blut floss. "Es ist ein Streifschuss Jula", Annelie sicherte die Waffe und nahm das Magazin heraus, "und nun lauf! Hol Ben und die Anderen!" Nun lösten sich endlich Julias Füsse vom Boden und sie rannte los, in dem Moment stürzte sich Clemens über Annelie und nahm sie in den Schwitzkasten. "Du blöde Schlampe!", zischte er und legte den Arm fester um Annelies Hals. Sie schnappte nach Luft und keuchte. "Du bist nur eine junge Frau, wer immer du auch bist, gegen einen Mann kommst du Schmalwurf doch niemals an!" Annelie lächelte. "Sei dir da mal nicht so sicher", zischte sie und stiess mit den Absätzen ihrer Stiefel auf seine Zehen. Clemens schrie auf und lockerte seinen Griff, so dass Annelie sich lösen konnte und mit einem gezielten Tritt den Angreifer in das Land der Träume schicken konnte. Doch dieses Mal, kettete ihn Annelie mit einen seiner eigenen Fesseln an einem Rohr fest und lehte sich an die gegenüberliegende Wand. Langsam liess sie sich hinuntergleiten, die Hand, fest auf die Wunde gepresst.Es floss nur noch wenig Blut aus der Wunde, die Kugel musste sie wirklich nur gestreift haben. Annelie sah die riesige Beule an Clemens Stirn. "Kumpel", begann sie stöhnend und keuchend, "niemand schiesst mich an und beschimpft mich dann auch noch als Schlampe! Das kann Böse enden!"


    Julia rannte, so schnell es ihr geschundener Körper erlaubte. Am Ende der Strasse fand sie eine Telefonzelle. Doch zuerst musste sie nach Luft holen. Ihr war schlecht. Ziemlich schlecht. Der Stress, die Angst und der Anblick der blutenden Annelie waren einfach zu viel gewesen. Ohne es zu wollen übergab sie sich und konnte nur noch rechtzeitig die Haare aus dem Gesicht wischen.
    Nach diesen Strapazen, ging sie in die Telefonzelle und wählte Bens Nummer. Sie kannte sie auswendig. Schliesslich telefonierten die Beiden regelmässig miteinander. Lange klingelte es.



    Emanuel und Semir sahen auf, als Bens Handy klingelte und er abnahm. "Julia?", stiess er hervor und die Augen der beiden Anderen rissen weit auf. In Bens Augen hatten sich Tränen der Erleichterung gesammelt. "Schwesterherz wo bist du? Was ist passiert?" Bens Gesicht verdunkelte sich zunehmendst. "Du hast dir schon ein Taxi bestellt? Dann bleibe nicht alleine zuhause, geh zu einer Freundin bitte!" Julia versicherte Ben dies zu tun und hängte auf. Semir sah sofort im Gesicht seines Partners, dass etwas nicht stimmte. "Annelie hatte den Kidnapper gesehen und ist hinterhergegangen! Sie sind in der alten Lagerhalle im Industrieviertel." "Bitte?", fragte Emanuel entsetzt nach und Ben nickte. "Es kam zum Kampf und es löste sich ein Schuss!" Semirs Augen rissen sich ins Unermessliche auf. "Das kann nicht dein Ernst sein!" Ben zitterte. "Sie hatte geblutet aber sie schrie Julia an dass sie flüchten sollte, sie habe nur ein Streifschuss!" Voller Wut warf Ben das Handy auf den Boden. Emanuel sah zu seinem Funkgerät. "Die Tasche ist immer noch auf seinem Platz jedoch", Emanuel nahm das Gerätan sich, "jedoch ist nichts mehr drin!" Semir blickte auf den Bildschirm und durchsuchte Leute, die einen Koffer hatten. Und er wurde fündig. "Da ist er!" Emanuel und Semir entluden ihre Waffen während Ben still stehen blieb. Semir nahm sein Handy. "Susanne schick sofort eine Truppe ins alte Industrieviertel. Beim stillgelegten Lagerhaus! Genau das!" Mit diesen Worten hängte ab und ging los. Emanuel erkannte aber sofort, dass Ben wie in Trance war und scheuerte ihm eine.



    "Spinnst du?", fragte Ben entsetzt und hielt sich die schmerzende Wange. "Semir hat einen Trupp zu Annelie geschickt. Deine Arbeit ist hier und Annelie geht es sicher gut. In solchen Dingen hatte sie noch nie gelogen oder? Wir sollten ihr vertrauen!" Ben wollte zu Erwiderung ansetzten, sah aber wie Emanuel davon ging und lief hinterher.
    Sie sprinteten durch die Massen des Bahnhofes. Semir hatte ihnen eine Beschreibung der Person gegeben. Alle hatten ihre Waffen auf Anschlag. Ben versuchte seine Gedanken frei zu halten. Auch wenn er Emanuel immer noch nicht so mochte, hatte er doch Recht. Was sollte denn Annelie sagen? Immerhin musste sie auch mitansehen, wie Ben beinahe gestorben wäre. Doch sie hatte sich nie beschwert. Er hatte sich wirklich wie ein Trottel benommen.
    Gerade als er zu dieser Einsicht gekommen war, sah er die Person. Sie blickte ihn mit grossen Augen an. Jägers Sohn! Sie erkannte ihn sofort. Sie nahm ihre Waffe und zielte auf ihn. "Runter!", schrie Ben und die Passanten gehorchten, wenn auch mit voller Panik. Die Frau schoss und Ben versuchte auszuweichen. Jedoch verspürte er einen stechenden, brennenden Schmerz im Knie und ging zu Boden, während die Frau die Panik ausnutzte und verschwand. Doch Semir sah sie, und ging hinterher.
    Emanuel machte sich sofort zu Ben auf und kniete sich über ihn. Annelies Freund hatte seine Hände fest auf das Knie gepresst, jedoch sickerte Blut hindurch. "Ben!" Emanuel löste seinen Gürtel und band diesen an Bens Oberschenkel um. "Kumpel, kannst du mich hören?"

    XX. Annelie und Julia


    Julia hatte allmählich ihren Kampf aufgegeben. Sie würde hier zusammen mit ihrem Kind sterben, dass wurde ihr allmählich klar. Jegliche Versuche, sich zu befreien, waren gescheitert. Die Tränen kullerten dem verdreckten Gesicht entlang und die Schluchzer verfingen sich im Knebel. Die Zweifel wurden immer grösser und das Vertrauen in ihr Bruder brach. Nicht dass sie nicht an ihn glaubte, aber die Angst und die Verzweiflung begannen die optimistischen Gefühle zu überschlagen. Sie lehnte sich an die eiskalte Betonmauer und glitt langsam zu Boden. Sie liess ihrer Verzweiflung freien Lauf und weinte lauthals. Die Angst um ihr Baby wurde immer stärker und die Furcht vor dem Tod immer grösser. Sie wusste, dass wenn sie sich nicht beruhigen würde, sie ihrem Kind nur schaden zufügte, doch sie konnte einfach nicht. Sie zitterte am ganzen Leibe. Bitte lieber Gott, dachte sie, bitte hilf mir! Sie schloss die Augen und versuchte, der grauenhaften Wirklichkeit zu entfliehen.


    Annelie fuhr dem Wagen hinterher und sah, dass dieser in einem Fabrikenviertel anhielt. Sie hielt ein paar Meter weiter hinten und stellte ihr Motorrad in einem sicheren Versteck ab. Schliesslich musste sie das Ding wieder zurückgeben, hatte sie es doch schon unter einem falschen Vorwand in Beschlag genommen.
    Flink und geschickt, schlich sie dem Verdächtigen hinterher und klebte sich an ihn. Der Mann ging auf eines der leeren Lagerhäuser zu, sah sich kurz um und ging hinein. Annelie schaffte es, knapp durch den Türspalt zu schlüpfen, ohne dabei gesehen zu werden. Tja, dass sie ein paar Kilo abgenommen hatte um Ben zu gefallen, zeigte auch andere, positive Seiten. "Wie geht es ihr?", hörte sie jemanden fragen. "Nicht so gut, sie scheint wirklich verzweifelt. Aber wir brauchen die Kohle!" Annelie schlich sich näher heran. Konnte die Menschen aber nicht sehen. "Nun ja, ich muss los, die Förster hat eingestimmt. Die Übergabe findet statt. Du bleibst hier und bewachst das Mädchen!" "Alles klar!" Annelie hörte Schritte auf sich zukommen und versteckte sich. Sie sah eine Frau an sich vorbeigehen. Sie ging auf die Tür zu und verschwand. Als Annelie sich wieder dem Mann widmete sah sie, wie dieser sich an einen Tisch setzte und eine Zigarette in den Mund steckte. Verzweifelt schien er nach einem Feuerzeug zu suchen. Da sah Annelie ihre Chance. Sie zückte ihr Feuerzeug hervor und schlich sich an den Kerl ran. Mit einer leichten Geste hielt sie das Feuer hin. "Oh danke", hörte sie den Mann sagen der zu schalten schien und sich umdrehte. Annelie holte aus und traf mit der gestreckten Hand den Mann direkt in den Nacken.


    Mit einem Ächzen ging dieser zu Boden und rührte sich nicht mehr. Annelie durchsuchte seine Taschen und fand einen Schlüssel. Sie zog ihn heraus und ging zur Türe. Mit einer Bewegung steckte sie den Schlüssel und öffnete die Türe. Sie sah eine zierliche Gestalt am Boden die zitterte und sich langsam aufrichtete. Annelie sah ihn die verweinten Augen Julias. Sofort ging sie auf sie zu und erlöste ihre Vielleicht-Schwägerin vom Knebel. "Annelie, du?", keuchte Julia hervor und die Deutschschweizerin lächelte. "Ich weiss du wärst mit deinem Bruder zufriedener gewesen, aber nun musst du mit mir vorlieb nehmen!" Annelie löste die Fesseln und Julia glitt in ihre Arme. Sie weinte bitterlich. Annelie liess sie gewähren. "Geht's wieder?", fragte sie nach einer Weile und Julia nickte. Langsam stand sie auf und liess sich von Annelie stützen. "Lass uns von hier verschwinden, bevor mir dein Bruder den Kopf abreisst!"

    XVIII. Annelies Alleingang


    Ben reichte es. Sein Vater würde diese Anstrengung nicht nochmals verkraften. Er sah zu Semir. Dieser verstand und zückte aus seiner Jackentasche das Handy hervor. Er benachrichtigte einen Notarzt. "Nein, muss Julia helfen", hörte Ben seinen Vater stöhnen. "Das vergisst du mal ganz schnell. Wir sind Polizisten Paps, es ist unser Job Leute zu finden. Und da es sich um meine Schwester handelt, werden wir alles geben!" Annelie hörte in der Stimme ihres Freundes, wie sehr er sich um seinen Vater sorgte. Sie konnte sich seine lange Falte auf der Stirn vorstellen. "Hoffentlich kommt Hartmut voran", hörte Semir Emanuel sagen, "ansonsten haben wir ein ziemliches Problem..." Semir mochte sich gar nicht vorstellen, was alles geschehen hätte können. Die Sorge um Julia und ihr Ungeborenes wuchs mit jeder Sekunde und die Anspannung war immer stärker zu spüren.
    Der Krankenwagen war nicht soweit vom Jägerschen Anwesen entfernt gewesen. So konnten die Notärzte sofort eilen und begannen, Konrad zu versorgen. "Bitte nehmen Sie ihn mit", flehte Ben schon beinahe und sie nickten. Sie bereiteten seinen Vater für den Transport vor und hoben die Trage an. "Ich komme sonst mit", sagte Annelie und Ben sah sie verwundert an. "Du musst deine Schwester finden. Ich denke, mit den Beiden wirst du das ohne weitere Probleme schaffen!" Ben wollte zum Erwidern ansetzten, doch Annelie schenkte ihm zum Abschied nur noch einen Kuss und begleitete die Sanitäter nach draussen.
    "Was hat sie bloss vor?", dachte Semir laut und Emanuel zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung, aus dieser Frau werde ich einfach nicht schlau." "Willkommen in meiner Welt", erwiderte Ben und seufzte schwer.


    Der Krankenwagen fuhr ins städtische Krankenhaus. Konrad wurde sofort in einer Zimmer verlegt und Annelie über die Umstände aufgeklärt. Die Situation war einfach zu viel für das Herz. Bens Vater brauchte nun absolute Ruhe und die sollte nicht gestört werden. Annelie verstand sofort. Sie versprach den Arzt, Konrad nicht über den Fall zu informieren.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen verliess Annelie das Krankenhaus und wollte ein Taxi bestellen. Bis sie einen Mann mit Kapuze und orthopädischen Schuhen sah. Diese Gangart hatte sie schon gesehen und zwar, als Julia entführt wurde. So eine Gangart würde sie unter Hunderten wiedererkennen. Aber wenn sie nun laut schrie, würde sie nur den Entführer, wenn er es wirklich war, verwirren und Julia wäre so gut wie tot. Was also tun? Sie sah, wie der Mann in eine Apotheke ging. Sein Auto, hatte er gegenüber eines Motoradgeschäfts geparkt. "Bingo", murmelte Annelie und machte sich sofort an ihren Plan. Sie beschlagnahmte, unter falschen Vorwand, eines der Motorräder und versteckte sich im Hintergrund. Die Männer, hatte sie schon lange vergessen. Nun hatte Julia ihr ganzes Hirn übernommen und sie legte sich wie eine Raubkatze auf die Lauer.



    Der Mann kam aus der Apotheke mit einem Medikament, dass Schwangere beruhigen soll. Annelie hatte es bei ihrer Mutter gesehen, als diese mit ihrer jüngsten Schwester schwanger war. Ihr Verdacht wurde also erhärtet. Der Mann stieg in den Wagen und fuhr los. Annelie startete den Motor der schwarzen Yamaha und fuhr hinterher. Das Haar wehte nach hinten und die Zapfenlocken schlugen immer wieder auf den Rücken. Doch Annelie war dies egal. Sie setzte sich eine Sonnenbrille auf, die untergehende Sonne blendete sehr, und fuhr so unauffällig wie möglich hinterher. "Dich kriege ich", zischte sie, "wart's nur ab!"

    XVI. Ben und Emanuel



    Annelie griff sich das Glas und sah ihren Lebensgefährten mit funkelnden Augen an. "Das reicht!", mahnte sie mit zischender Stimme und Ben wirkte wie ein kleines Kind, dem man den Lolli geklaut hatte. "Ich bin ja noch nüchtern!", verteidigte er sich mit klarer Stimme und wollte nach dem Glas greiffen, dass Annelie aber zurückzog. "Eben du sagst es! Noch! Meinst du, du kannst deiner Schwester damit helfen? Sie braucht uns...besser gesagt, sie brauchen unsere Hilfe! Da kannst du dich nicht grundlos besaufen!" In diesem Moment kam Emanuel ins Zimmer und begutachtete die Szene. "Bin ich schon zum Begräbnistrunk gekommen?", fragte er sarkastisch und erntete einen giftigen Blick von Bens Seite her. "Und?", fragte Annelie ungeduldig und sah das betrübte Gesicht ihres Partners. "Sie ist abgehauen. Es tut mir leid. Aber ich konnte mir ihr Kenntzeichen merken, es sollte also nur eine Sache von Minuten sein, sie zu finden!" Ben sah Emanuel fassungslos an. "Du hast sie einfach gehen lassen!", schrie er und Annelie musste sich die Ohren zuhalten! Emanuel reagierte kaum, er packte Ben an der Jacke und zog ihn, mit einer unwahrscheinlichen Kraft, nach draussen. Semir wollte hinterher doch Annelie hielt ihn auf. "Keine Sorge Semir, er weiss was er tut!"


    Julia sass in ihrer Ecke und weinte bitterlich. Sie hatte Angst um sich, sie hatte Angst um ihr Baby. Immer wieder sprach sie Gebete aus, dass Ben sie finden solle, sie hielte es kaum aus in dieser Dunkelheit, dieser Nässe und Kälte. Ihr Herz raste heftig gegen den Brustkorb und das Leben darunter schien sich auch nicht wohlzufühlen. Zwar hatte Julia keine Schmerzen, aber ein ungewohntes Gefühl. Ihr war schlecht, was ihr bisher noch nie war, doch immer wieder musste sie sich zusammennehmen, sich nicht zu übergeben. Denn noch der Geruch von Erbrochenem, würde sie nicht ertragen, geschweige denn aushalten.


    "Ich habe es nicht mit Absicht getan Ben!", zischte Emanuel und suchte immer wieder den Blickkontakt mit Ben. "Im Übrigen finde ich es ziemlich lächerlich, wenn du nun einen auf Schmollhans machst. Annelie hat sich wirklich alle Mühe gegeben. Das sieht man an ihrer dreckigen Kleidung und an den Schrammen. Sie wollte Julia retten." Ben grummelte ein kleines "Weiss ich selbst", hervor. "Und noch was, wir werden deine Schwester finden. Ben, Annelie ist eine treue Person und wenn ich nicht schon verlobt wäre, hätte ich mich prompt in sie verliebt. Aber ich bin schon seit über 10 Jahren mit meiner Frau zusammen, ich möchte nur sie, also kannst du getrost deine Eifersucht gegen mich begraben!" Ben konnte es nicht begreifen, aber Emanuels Worte waren so ehrlich und aufopfernd, dass seine Eifersucht wirklich zu verschwinden begann. Auch die Wut und der Hass legte sich nieder. "Tut mir leid", flüsterte er leise hervor und setzte sich auf die Treppe. Emanuel tat es ihm gleich. "Lass' uns das Kriegsbeil begraben okay? Denn so wie Annelie erzählt hast, biste noch ein dufte Typ, und es wäre doch wirklich schade, wenn nicht nur wir, sondern auch deine Schwester darunter leiden würde." Emanuel streckte die Hand aus und Ben schlug ein. "Also, lass uns deine Schwester finden!"

    XIV. Eine schreckliche Entdeckung


    Hartmut kam mit seinem Gefolge in Konrads Haus und sah, wie sich dieser langsam wieder aus dem Sessel erhob und einem Sanitäter zuwinkte und sagte, dass alles wieder in Ordnung sei. „Wo soll ich meine Männer hinschicken?“, fragte er Semir mit ernstem Gesicht, ohne jeglichen Anflug von Ulk, weil er wusste, wie ernst die Lage war. „Zu der Lichtung, ihr findet sie sofort. Dort wurde sie entführt!“ Hartmut nickte und winkte seine Leute in den Garten. Annelie sah, wie Konrad zitternd zu Ben ging und mit ihm zu sprechen begann. Hier konnte sie wirklich nichts mehr tun. Vielmehr plagte sie auch die Frage, wieso Julia entführt wurde? Sie hatte doch gar nichts mit diesem Fall zu tun. Wieso also das Ganze? Annelie ging nach oben. Jegliche Spur zählte nun und in diesem Moment wurde wieder das Privatleben egal. Jetzt war sie wirklich wieder nur die Polizistin. Nicht mehr, und nicht weniger. Gefühle hatten keinen Platz mehr. Das hätte es nur noch schlimmer gemacht. Und das hätte Julia nicht wirklich geholfen.Sie ging in Julias Zimmer, dass sie noch hatte, da ihr Mann viel auf Geschäftsreisen war. Julia hatte es ihr noch gezeigt gehabt. Ein Wink des Schicksals? Annelie durchsuchte alles, Kleiderschränke, Schubladen, Koffer. Erst bei der Mülltonne wurde sie fündig. Sie fand ein kleines Gerät, das einen Papierstreifen in der Mitte enthielt. Dieser zeigte ein Plus auf und Annelie schaltete sofort. „Bitte nicht!“, flüsterte sie und durchsuchte den Papierkorb noch mehr. Sie wollte es nicht glauben. Das wäre einfach zu grausam gewesen. Doch als sie schliesslich noch die Verpackung dazu fand, warf sie diese entnervt und wütend gegen die Wand. „Scheisse!“


    Ben sah in das bleiche Gesicht seines Vaters. „Tut mir leid“, flüsterte er leise und Konrad legte eine Hand auf den Rücken seines Sohnes. „Ben, ich weiss es ist furchtbar dass Julia entführt wurde, und schliesslich hatten wir dies schon einmal durchgemacht. Aber, haben wir nicht Semir? Ausserdem scheint mir Annelie auch eine sehr gute Polizistin zu sein!“ Ben seufzte. „Hast du nicht ihre Kleidung gesehen? Sie war ganz verdreckt. Annelie hat sich wirklich Mühe gegeben Ben.“ Das hatte Ben natürlich gewusst. Aber die Wut war mal wieder stärker als die Vernunft gewesen und diese brach aus ihm heraus. Es hätte jeden treffen können. Annelie war gerade in der Nähe, also wurde sie zum Opfer. "Ich weiss Paps...ich werde mich bei ihr entschuldigen...."...willst du nicht lieber damit warten?" Alle drehten sich zu Annelie um, die das Gerät in den Händen hielt und wirklich geschockt aussah. "Was meinst du damit?", fragten Emanuel und Semir synchron und der Deutschtürke erblickte dann das Gerät. Als Vater erkannte er dieses genau, schliesslich hatte Andrea das genau selbe genutzt gehabt. "Oh nein...", stiess er hervor und ging zu Annelie. "Sag' mir bitte dass..." "...das kann ich nicht", flüsterte Annelie und überreichte Semir das Gerät. Ein Schwangerschaftstester. "Er ist positiv Semir..."


    "Was denn?", fragte Emanuel verwundert und gesellte sich neben Semir. "Ach du scheisse", stiess auch nun der Portugiese hervor und schluckte schwer. "Was, was ist denn los?", fragte Ben und ging auf sie zu. "Was denn?" "Julia ist schwanger Ben...sie trägt ein Kind in sich!"
    Ben fühlte wieder die Wut in sich aufkommen. Nun musste Annelie reagieren. Er würde explodieren, dass war ihr klar. Sie packte ihn am Arm und zog ihn nach draussen. "Schwanger?", schrie Ben und lief wie ein gehässiges Tier hin und her. Er wirkte wie auf einem Beutezug. "Ben, das bringt doch nichts", ermahnte Annelie ihn doch er liess nicht nach. Er konnte es einfach nicht glauben. "Schwanger...einfach schwanger...wieso hatte sie uns nichts erzählt?" Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Ich weiss es nicht, aber wir sollten uns nicht damit beschäftigen. Wichtiger ist es jetzt, Julia und das zu retten, ansonsten haben wir ein Todesopfer, schlimmer noch zwei." Ben setzte sich auf die Treppe und vergrub das Gesicht in den Händen. "Das ist ein Alptraum, absoluter Alptraum...", hörte Annelie ihn mit zitternder Stimme sagen. Und sie kannte diesen Ton in der Stimme genau. Oft hatte er diesen, wenn er sie am Krankenbett besucht hatte, oder wenn sie zuhause waren und sie mal wieder einer ihrer Schmerzschübe hatte. Sie setzte sich neben ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Wir müssen dafür kämpfen Ben, schliesslich will ich dich als Onkel sehen..."


    "Oh Gott wenn sie das Kind verlieren würde, das würde sie nicht durchstehen..." Ben sah Annelie direkt in die Augen und sie erblickte, wie seine Augen tränten. "Schatz wir schaffen das! Wir haben Semir und Emanuel! Ein besseres Los haben wir nicht. Beide würden für uns in eine Schlucht springen um uns zu retten. Julia wird mit ihrem Kind da rauskommen! Und dann haben wir bereits das zweite Baby in unserer grossen Familie!" Ben atmtete tief durch und zog Annelie zu sich, um ihr einen Kuss zu geben. Dabei schmeckte sie seine salzigen Tränen. Emanuel kam hinaus und wollte gerade wieder herein. Doch Ben bemerkte ihn. "Du störst nicht...", murmelte Ben und Emanuel lächelte leicht. "Gut, denn wir haben ein weiteres Problem. Die Förstner ist getürmt! Sie ist einfach weg."

    XII. Glauben ist nicht alles!


    Julia entfernte sich langsam von der Gruppe und ging nach draussen, um ein wenig frische Luft zu schnappen und zu spazieren. Schliesslich brauchte sie nun viele gesunde Sachen - wenn die anderen nur davon wüssten. Sie strich sich behutsam über ihren, noch flachen, Bauch und verschränkte dann die Arme davor. Mit langsamen Schritten ging sie in die Lichtung, die sich nahe dem Anwesen befand. Der angenehme Föhn wehte durch ihr langes, braunes Haar und sie atmete tief ein. Diese frische Landluft war schon nicht mit der, der Stadt zu vergleichen. Sie schritt weiter und sah die orangene Sonne, die langsam hinter dem Horizont verschwand und die Welt in ein blutiges Rot tauchte. Eine wahre Melancholie. Doch eine Angenehme. Julia mochte sie wirklich.
    Als sie es hinter sich knacken hörte, schenkte sie diesem Geräusch zunächst keine Bedeutung. Schliesslich war so eine kleine Waldlichtung voll mit Leben und nicht tot. Also widmete sie sich weiter dem Sonnenuntergang. Als es aber ein zweites Mal knackte, sah sie sich um und erblickte eine maskierte Person, welche sie packte und fest an sich drückte. Panisch begann sie zu schreien und um sich zu schlagen. Doch sie spürte keine Lockerung - nichts. Der Angreifer wollte nicht von ihr ablassen. "Sie Schwein! Bitte, hilfe!" Gewaltsam wurde sie über den Boden gezogen und sie sah, wie sie auf ein Auto zugingen.


    "Sagt mal, habt ihr das nicht auch gehört?" Alle drei Männer sahen Annelie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Selbst Förstner sah ein wenig verwirrt aus. "Also ich habe nichts gehört", kommentierte Emanuel und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Annelie stand auf und spannte ihre Waffe. "Ich werde kurz nachsehen." Der Portugiese rollte mit den Augen. "Das lässt dir nun keine Ruhe was?" Die Angesprochene schüttelte mit dem Kopf und verliess das Gebäude. Als sie einen Fuss auf die gewaltige Treppe setzte, hörte sie sie! Julia! "HILFE!", schrie Bens Schwester aus voller Kehle. Annelie entsicherte ihre Waffe und rannte zu der Lichtung. "JULIA!" Ihre Stimme überschlug sich beinahe. Immer wieder schlug sie Äste weg, die ihren Weg blockierten. Sie kam zu der Einfahrtsstrasse des Anwesens und dort sah sie, wie Julia in ein Wagen gestossen wurde. "Annelie, hilf mir!", kam es verzweifelt aus dem Wagen und Annelie entsicherte ihre Waffe. "Polizei stehen bleiben!", mahnte sie und richtete die Waffe auf einen Maskierten Mann. Dieser aber zückte eine Waffe hervor und schoss ohne jede Vorwarnung in Annelies Richtung. Diese konnte dem Geschoss mit einer Hechtrolle knapp entgehen, musste aber vernehmen, wie der Wagen startete und losfuhr. In einem Verzweiflungsakt versuchte die Schweizerin, in die Reifen zu schiessen. Doch so schnell der Angreifer gekommen war, so schnell war er wieder weg.


    "Scheisse!", stiess Annelie keuchend hervor und versuchte noch, dem Wagen zu folgen, doch als sie aus der Einfahrt rannte, war dieser spurlos verschwunden. "Julia", flüsterte sie und trat voller Wut gegen einen Feuerhydranten, der sich vor ihr befand. Das hatte sie ja einmalig gelöst. Ausgerechnet ihre Schwägerin in Spe! Gott, wie sollte sie das Ben nur beibringen? In seiner momentanen, seelischen Lage hätte sie ihm alles zugetraut. Doch sie schworen sich Ehrlichkeit in ihrer Beziehung, also musste sie in den sauren Apfel beissen. Hinter ihr hörte sie Schritte und als sie sich, immer noch mit der Waffe in der Hand, umdrehte, zielte sie direkt Semir zwischen die Augen. Dieser zuckte und riss die Augen weit auf. "Gott, du bist's nur!", keuchte Annelie erleichtert. "Annelie was ist passiert?", fragte Semir direkt und wies auf die verdreckte Kleidung seiner besten Freundin. "Jemand hat Julia entführt", platzte es aus Annelie heraus und sie schilderte Semir den ganzen Tathergang. Auf der Stirn des Deutschtürken, bildete sich eine riesige Falte. "Zum ersten Annelie, dich trifft keine Schuld, ohne dich hätten wir das gar nicht bemerkt. Dann hätten wir einfach gedacht sie wäre nach Hause gefahren und das ist sie nun Mal nicht!" Dann war es eine Weile Still. "Soll ich mit Ben reden?" Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Ich werde es ihm sagen, auch wenn ich die Reaktion schon erahne!"



    Gemeinsam gingen sie in das Anwesen zurück. Wo Emanuel und Ben heiss miteinander diskutierten. Doch anscheinend, ging es nicht um die Eifersucht Bens, sondern wirklich um den Fall. Ben schlug Emanuel nämlich vor, Hartmut für die Telefonabhörung zu beantragen, denn obwohl dieser ein Mann der KTU war, war er doch flink und geschickt in solchen Dingen. Emanuel hatte die Arme verschränkt und nickte zustimmend. Ein kleiner Anflug von Erleichterung, war in seinem Gesicht zu bemerken. Ben wollte es versuchen. Annelie zu liebe. Er wollte versuchen, ihr zu Vertrauen und Emanuel eine Chance zu geben. Die Beiden drehten sich um, als sie Semir und Annelie hörten. Während Semir direkt zu Emanuel ging, zog Annelie ihren Freund an sich. "Ich muss mit dir und deinem Vater reden, schnell!"
    "Wird das eine Blitztrennung?", versuchte Ben zu scherzen, sah aber, dass Annelie es tot ernst meinte. "Es geht um Julia Ben!"

    X. Emanuel und Annelie


    "Kann es sein, dass dein Freund eifersüchtig auf mich ist, obwohl ich ihm erklärt habe, dass ich verlobt bin?" Annelie zuckte mit den Achseln. "Du hattest vergessen zu erwähnen, dass du mit deiner Verlobten schon 15 Jahre zusammen bist, ich denke, dass hätte ihn mehr beruhigt!" Emanuel verdrehte die Augen. "Ach du meine Güte", stiess er hervor und Annelie seufzte. "Auf irgend eine Weise kann ich ihn auch verstehen..." "...natürlich", Emanuel nahm seine Partnerin sanft an den Schulern, "aber meinst du nicht, dass er überreagiert?" Annelie löste sich freundschaftlich aus der Haltung, in dem sie Emanuel auf die Hände klopfte, dieser verstand sofort. "Natürlich...aber...wären wir besser?" Beide grinsten. "Nicht wirklich", korrigierte Emanuel sich dann selber. "Aber wie kann ich ihn dazu bringen? Ich habe es schon mit sanft zureden versucht, mit der harten Tour..." Emanuel verschränkte die Arme. "Kann es sein", begann er dann, "dass er schon mal eine Freundin verloren hat?" Nun schien Annelie zu schalten. "Herrgott ja! Saskia! Er hatte sie damals im Streit alleine gelassen und sie wurde daraufhin ermordet!" Emanuel schnippste mit den Fingern. "Siehst du, da hast du deinen Grund. Du solltest mal mit Semir reden, anscheinend hört Ben noch ein wenig auf ihn. Vielleicht kann er es schaffen!" Annelie tippte ihrem Partner auf die Brust. "Oder du tust es!" Emanuels Augen weiteten sich. "Guter Witz, der tötet mich schon mit seinen Blicken! Mal ehrlich Annelie, er kann mich nicht ausstehen!" Annelie lächelte. "Muss er aber. Du bist mein Partner Emanuel. Und so schnell gebe ich dich auch nicht her! Das kann Ben getrost vergessen. Ich liebe ihn über alles, aber er muss mir endlich wieder vertrauen können!"


    "Ben meinst du nicht, dass du es allmählich übertreibst? Deine Angst in allen Ehren, aber Annelie ist erwachsen und Polizistin!" Ben antwortete nicht, sondern schmollte, wie ein kleines Kind. Semir musste bei dem Anblick lächeln. Es erinnerte ihn ein wenig an Aida, wenn diese ein Spielzeug oder ein Eis nicht bekam. Dann war sie genau so bockig. Jedoch war etwas anders. Bens Pupillen zitterten. Heftiger, als es Semir jemals zuvor gesehen hatte. "Ben", Semirs Stimme war nun ruhig, "du kannst Annelie nicht auf Schritt und Tritt beschützen? Es ist eine schwere Erkenntnis und die musste ich zunächst auch machen aber..."
    "...ich würde das nicht noch einmal durchstehen Semir", kam es nun leise von Ben und Semir lächelte. "Das würde niemand", ergänzte er und nickte auf Annelie, die intensiv mit ihrem Partner redete. Beide lachten und schafften es gar, die Förster ein wenig zu beruhigen. "Aber wenn ich Annelie sehe, weiss ich genau, dass zwischen ihr und Emanuel nur Freundschaft besteht. Sie lacht, hat aber kein Glitzern in den Augen. Das hat sie nur, wenn sie mit dir zusammen ist!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Du klingst wie eine beste Freundin weisst du das?" Semir grinste schelmisch. "Nun ja, kann davon kommen, dass ich eine bin!" Mit diesen Worten ging er zu den Anderen und liess einen verdutzten Ben zurück.



    Mario schnippste mit den Fingern. "Na klar! Das ist die Idee!" Seine Frau sah ihn irritiert an. "Was für eine Idee?", fragte sie unwissend nach und Mario ging zu einem Buch, dass er mit Zeitungsausschnitten von Marianne Förstner gefüllt hatte. "Hier! Marianne Förstner und Konrad Jäger! Ein Dream-Team. Mit dabei auch Jägers Tochter Julia, die mit ihrem Mann bald den Betrieb ihres Vaters übernehmen will! Sie ist der Schlüssel mein Schatz!" "Das heisst, du willst die Jäger entführen, um über ihren Vater die Körstner erpressen zu können!" Mario zwinkerte mit einem Auge. "Genau das habe ich vor!"

    Naja RTL lagert es auch gerne im Archiv...


    Ich muss Robert da recht geben. Soweit meine Recherchen stimmen, wurde die Serie noch nie ausgestrahlt, geschweige denn der Pilotfilm. Das staubt mal wieder so vor sich hin. :wacko: