"Warum?", fragte dieser zurück und lachte diabolisch und laut. Doch sah Larry, dass Patrick schwach und krank wirkte. Das Gesicht wirkte auf einmal bleich und eingefallen. Unter den Augen hatten sich dicke Ringe gebildtet. Die Augen selbst, waren fahl, grau und leer. Jegliches Leben war daraus gewichen. "Du fragst mich das wirklich Larry? Tust du das wirklich?" Der Amerikaner antwortete nicht, presste die Lippen zusammen und schloss die Augen. Er konnte diesen Anblick nicht ertragen. "Larry antworte mir!", schrie Patrick, holte aus und traf den Amerikaner mit voller Wucht an der Backe. Larry biss sich vor Schock auf die Wange und spürte den metallenen Geschmack von Blut im Mund. Er schrie kurz auf und spuckte dann Speichel und Blut. "Larry ich habe dich was gefragt!" Larry öffnete langsam die Augen, sah Patrick direkt ins Gesicht. "Ja ich frage dich das!", antwortete er schliesslich schwach und mit zitternder Stimme. Patrick lachte erneut. "Du bist so naiv. 19 und so naiv. Du bist ein Kind Larry, ein kleines Kind, dass von Amerika hier her flüchtete. Ein Mann, mit einer grossen Karriere, ein begnadeter Sanitäter, der wegen seiner Einstellung und seiner Krankheit vor zwei Jahren hier her flüchten musste", eine lange Atempause, "und solche wie du, haben meinen Bruder und mich zum Tode verurteilt! Ich habe Aids Larry, genau wie du! Mein Bruder ist tot, wegen solcher Bastarde wie dir, die das Klischee der Homosexuellen nur bestärkt!" "Meine Infektion war ein Unfall!", schrie Larry zurück und die Stimme überschlug sich beinahe. "Das sagen sie alle", erwiderte Patrick ruhig und zog eine Peitsche hervor. "Weisst du was das ist Larry? Eine Reiterpeitsche, sie schlagt schön auf deinen Körper auf und zerfetzt deine Haut." Larry sah den schwarzen Stock mit dem Lederriemen mit grossen Augen an. Fassungslos schüttelte er mit dem Kopf. "Ich wusste dass du ein Arschloch bist, aber ein solches..." Weiter kam er nicht, denn Patrick holte aus und der Riemen riss einen langen, roten Strich in Larrys linker Schulter. "Du Bastard!", schrie der Amerikaner und wand sich in Schmerzen.
Jo und Semir waren zusammen mit Ben in die PAST gefahren. Sie wollten sich noch mal in aller Ruhe, wie es die Zeit ermöglichte, mit Ben unterhalten. Jedes Detail war nun wichtig. Jo hatte Ben seine Jacke angeboten, da die Nacht ziemlich kühl geworden war und Ben fror. Noch immer hatte dieser, nachdem er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, Jos Jackett über den Schultern und massierte sich das Gesicht. Seine Wunden schmerzten und allmählich überzog ihn eine unbändige, gar ohnmächtige Wut. Semir sah dies. Er sah wie sein Partner kochte. So nahm er einen Stuhl und setzt sich neben ihn. Bens verletzter Arm zitterte. Er hatte ihn nicht mehr unter Kontrolle. Semir legte sanft eine Hand auf den dicken Verband und sah Ben tief in die Augen. "Ich hätte mich nicht auf ihn "einlassen" sollen!" Semir seufzte. "Du hättest ihn dadurch nicht gerettet Ben." Bens Gesichtsfarbe verfärbte sich in ein dunkles Wutrot und er schlug auf seinen Schreibtisch. "Was wenn doch?", erwiderte er laut und Jo fuhr sogar ein wenig zusammen. "Du hast doch den Verdacht, dass es dieser Patrick ist, gibt es etwas bestimmtes, dass er stehts bei sich trug?" Auf Jos Frage hob sich Bens Kopf. Er stand auf und durch diese Wucht wurde sein Stuhl nach hinten geschleudert. "Sein Tagebuch!", stiess er hervor und drehte sich zu Semir um. "Wir müssen sofort ins Amusement zurück! Dort ist sein Tagebuch!" Semir stand auf und nickte Jo zu. "Gehen wir!"
Larry weinte. Der dritte Schlag war bereits auf die offene Wunde gefallen und er hatte aufgegeben zu schreien. Niemand, ausser Patrick, hätte ihn gehört. "Du gibst aber schnell auf", verhöhnte Patrick sein Opfer und wusch mit einem seidernen Taschentuch über den Riemen, um das Blut abzuwischen. "Wer sagt, dass ich aufgebe", begann Larry und hob seinen Kopf um Patrick direkt in die Augen sehen zu können, "ich weiss, dass ich gerettet werde!" Patrick lief hastigen Schrittes auf Larry zu und starrte ihn an. "Woher willst du das wissen?" Seine Stimme war tief und gehässig geworden. "Ich weiss es einfach! Ich glaube!" Patrick stütze sich auf den Stuhllehnen ab. "Woher?", wiederholte er, "WOHER?" Larry sagte nichts. Seine Antwort, hatte ihm genügt. Doch anstatt ihm wieder zu schlagen, richtete sich Patrick wieder auf und lächelte. "Verstehe", er umkreiste Larry wie einen hungrigen Aasgeier, "es ist dieser "Sandro" nicht wahr?" Larry musste eine Reaktion gezeigt haben, denn Patrick lachte diabolisch. "Oder soll ich ihn besser Ben nennen? Ist das besser für dich?" Larry sah auf den Boden, der schon einige Spritzer seines Blutes abbekommen hatte. "Versuch' gar nicht erst dich rauszureden! Ich habe gehört, wie du seinen Namen gesagt hast, als ihr Beide aus der Bar gekommen ward. Larry schnaufte. "Ganz recht! Ben wird mich retten, verlass dich drauf!"
Ben, Semir und Jo rannten in das Amusement, vorbei an Maximilian Meier, vorbei an all den neugierigen Blicken, die sie verfolgten. Sie gingen in Patricks Zimmer, wo Ben die Matratze hob. Und es war noch da! Das schwarze Büchlein war noch da! "Perfekt", stiess er hervor und zog es heraus. Er liess die Matratze wieder ins Bettgestell fallen und blätterte in den Seiten. Jo und Semir, beobachteten ihn genau. Und Semir sah diesen Gesichtsausdruck Bens. Diese Augen. Voller Wut und Elan. Ben ignorierte sein Umfeld. Die Pupillen hatten sich auf das Geschriebene konzentriert. Sie überflogen die Zeilen, jedes einzelne Wort, dass ihm helfen konnte. Die Seiten wurden immer schneller umgeblättert. "Komm' schon", flüsterte Ben, "sag' mir was ich brauche!" Semir verschränkte die Arme. "Machen Sie sich keine Sorgen um ihn?", fragte ihn Jo mit leisem Ton ins Ohr und Semir atmete tief durch. "Das Tier in Ben ist erwacht, und es macht aus ihn den besten Polizisten, den ich je getroffen habe!" Jo zuckte mit den Achseln. "Wenn Sie ihm vertrauen..."
Ben entdeckte eine aufgezeichnete Karte. "Seht mal her!", rief er und winkte die Beiden zu sich. "Das Versteck für den Tod der Sünder", las Jo die Überschrift und folgte den Linien. "Das ist ganz in der Nähe des Kölner Doms." Semirs Augen huschten über die Zeichnung. "Ich weiss welches Gebäude das ist!", sagte er dann und Ben sah ihn erwartungsvoll an. "Na dieses alte Gebäude, dass bald umgebaut werden sollte! Man hatte den Umbau aber wegen der Wirtschaftskrise gestopt und..." "...seit dem steht es leer!", funkte Ben seinem Partner ins Wort und schlug das Buch mit voller Wucht zu. "Lasst uns Larry finden!"