VIII. Eine Leiche mehr
Meier rief Abends zur Versammlung auf. Ben schritt die langen Stufen hinunter, wo Larry bereits am Fussende wartete. Er hatte Ben mit dem Auspacken von seinen Sachen geholfen und auch einige Worte mit ihm gewechselt. Alles in allem wirkte der Junge recht freundlich und offen. Seine Tendenz zum Schweigen führte Ben auf den Tod von Sanders zurück. Schliesslich waren sie Kollegen. "Na, hast du dich eingerichtet?", fragte Larry mit einem Lächeln und Ben nickte. "Dank dir ist es schneller gegangen. Vielen Dank für deine Hilfe!" Larry winkte ab. "Hey, du gehörst nun zur Familie, und der Familie soll man helfen richtig?" "Richtig!", bestätigte Ben und so ging er mit dem Jungen in den Speisesaal, wo jeder Mitarbeiter zu Abend ass. Insgesamt, Ben und Larry mitgezählt, waren Sie zehn Leute. Meier galt als elfte Person. Als Chef. Er sass am Kopf eines gewaltigen Tisch aus Holz. Larry wies Ben auf einen Stuhl. "Du kannst dich neben mich setzten", sagte er mit einem Zwinkern und Ben lächelte dankend. Das Essen war gerade aufgetischt worden. Paniertes Schnitzel mit Pommes und Erbsen. Meier räusperte sich kurz. "Zuerst möchte ich euch Sandro Köstner, unseren Neuen vorstellen." Alle nickten lächelnd zu Ben. "Er wird ab nun den Part vor der Pause übernehmen. Wir hatten ja schon abgemacht, dass wir jemand neues Suchen!" "The Show must go on", bemerkte Larry leise und sarkastisch.
"Aber lasst uns eine Schweigeminute für Christian durchführen. Zum Stillen Gebet!" Alle falteten die Hände und es wurde eine Minute lang geschwiegen. Als Meier laut einatmete und einen guten Appetit wünschte, wurde gegessen. "Hoffentlich gefällt es dir bei uns. Trotz dem Zwischenfall!" Ben sah zu Larry, der ihn anlächelte. "Nun ja, was könnt ihr denn dafür, wenn ein Wahnsinniger das Leben eines Unschuldigen geraubt hat?" "Meine Rede!", stimmte ein muskulöser Typ Ben zu. Das laut schmatzend, so dass er einen mahnenden Blick von Meier bekam. "Sagt mal, wo ist eigentlich Markus? Sollte der nicht hier sein?" Meier sah Larry fragend an. "Ich dachte, der wär mit euch zur Kevins Leiche gegangen?" Alle verneinten. "Er wollte alleine sein! Er hatte uns versichert, rechtzeitig wieder hier zu sein!" Ben atmete tief durch. Das war gar nicht gut! "Nach dem Essen sollten wir nach ihm suchen gehen", schlug Meier vor, nach dem er Bens Blick gesehen hatte. "Wer kommt mit?" Alle hoben freiwillig die Hand. "In der momentanen Situation ist es eh besser, wenn niemand alleine geht!"
Tatsächlich versammelten sich alle vor dem Gebäude und hatten sich fertig gekleidet gehabt. "Na dann, wollen wir doch mal los!" Sie teilten sich in Zweiergruppen auf. Ben ging, natürlich, mit Larry zusammen. Dieser sah sich immer wieder um und fixierte manchmal seinen Blick auf das Licht von Bens Taschenlampe. "Ich hasse Köln bei Nacht", murmelte er und Ben zog eine Augenbraue hoch. "Dann ist doch erst richtig Stimmung", murmelte er und Larry schüttelte mit dem Kopf. "Nicht für mich! Einmal von so einer Anti-Homo-Gruppe verprügelt zu werden hat mir gerreicht!" Ben schluckte. "Meinst du es waren die, die Kevin getötet haben?" Larry sah Ben mit einem steinernden Blick an. "Ich verurteile keine Menschen Sandro. Nicht, bevor ihre Schuld bewiesen ist. Vielleicht ist das auch ein schlechter Charakterzug von mir aber den streife ich gewiss nicht ab!" Ben lächelte. "Also ich mag ihn", sagte er und Larry errötete. Gemeinsam schritten sie weiter. Bis Larry aufschrie. "Was ist denn?", fragte Ben und folgte dem ausgestreckten Zeigefinger Larrys. Eine Blutspur wurde sichtbar. Sie war verwischt, glänzte aber noch im Licht der Taschenlampe. "Die Spur ist noch ganz frisch. Anscheinend muss jemand weggeschleift worden sein!" Sie folgten der Spur bis zu einem dichten Busch. Und was die Beiden dort sahen, liess ihnen das Blut in den Adern gefrieren.