Beiträge von jenni

    Kapitel 8


    Schlaflose Nacht


    Entnervt schmiss Ben seine Sachen in eine Ecke und ging in die Küche, wo er sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier holte. Erschöpft sank er in seine Couch und genehmigte sich einen Schluck des alkoholischen Getränkes. Er sah aus dem Fenster, wo kleine Regentropfen an das Fenster peitschten und in tausend kleinere Tröpfchen zerbarst. Noch immer kam kein Anruf von Andrea und das machte ihm Sorgen! Ausserdem hatte er während der Heimfahrt höllische Kopfschmerzen bekommen. Die ganzen Ereignissen waren ihm zu Kopf gestiegen. Er drückte sich die eiskalte Flasche an die Stirn und lehnte sich zurück. Mit geschlossenen Augen lauschte er dem Regen und atmete tief durch. Immer wieder sah er den bewusstlosen Semir und versuchte dieses Bild aus seinen Gedanken zu kriegen.
    Wieso hatte Andrea noch nicht angerufen? Diese Ungewissheit machte ihn noch ganz krank! Er hatte ja schon Kopfschmerzen davon. Er legte sich auf die Couch und hielt die Augen geschlossen. Jedoch konnte er nicht schlafen. Zu sehr strengten sich seine Ohren an. Immer wieder wollte er den Klingelton seines Telefons hören. "Klingle doch!", forderte er zischend doch der Apparat machte keine Anstalten. Diese technischen Geräte taten nie etwas auf Abruf. Und in solchen Situationen war dies immer besonders schlimm!


    Andrea hatte Mühe, ihre Augen offen zu halten. Also ging sie kurz zum Kaffeeautomaten hinaus, um sich eines der Koffeeingetränke zu gönnen. Sie nahm den Becher mit ins Zimmer und trank einen Schluck davon. Semirs Augen waren noch immer geschlossen. Andrea nahm die Hand ihres Mannes und drückte zu. Sagte aber nichts. Schweigend sass sie da, in der einen Hand den Becher Kaffee, mit der Anderen hielt sich Semirs Hand. Ihre Eltern hatten sie noch durch das Krankenhaus angerufen. Auch sie waren über die Gesundheit ihres Schwiegersohnes besorgt. Besonders Andreas Vater verstand sich sehr gut mit Semir. "Du musst aufwachen", flehte Andrea flüsternd, "bitte Semir, wach doch auf!"


    Seine Muskeln spannten sich ins unermessliche. Noch immer hielt er den Arm fest umklammert. "Du musst mich loslassen!" schrie die Person, die dem Arm gehörte. "Ich lass dich nicht los", erwiderte er und spürte, wie seine Kraft nachzulassen begann. "Du musst! Bitte! Es ist sinnlos wenn wir Beide sterben!" Sein Partner hing nur noch an ihm. In extremer Höhe. "Du kannst deine Familie doch nicht alleine lassen!" Immer mehr wurden die Adern und die Sehnen im Arm sichtbar. "Bitte, bitte! Lass mich los!" Er hörten das aufklappen eines Messers. "Das wagst du nicht!" Doch! Der Mann den er hielt wagte es. Er rammte das Messer in den Handrücken und reflexartig liess er los. Der Körper fiel lange und schlug dann mit einem Blutschwall auf den Boden auf. "NEIN! SEMIR!" schrie Ben und seine Stimme überschlug sich beinahe.


    Mit einem grellen Schrei wachte Ben auf und bemerkte, dass dies nur ein Traum war. Er musste eingeschlafen sein. Anders konnte er es sich nicht erklären. Sein ganzer Körper zitterte und war kaum zu kontrollieren. "Oh Gott", stiess Ben hervor und rieb sich die Oberarme. "Oh Gott, oh Gott!" Er massierte sich das Gesicht und stand auf. Die Bierflasche war auf den Teppich gefallen und der Inhalt war ausgelaufen. Doch das war Ben egal. Er ging ans Fenster und öffnete es. Die eiskalte Luft drängte an seinen Körper. Was sollte das gerade? Er hatte noch nie so einen Alptraum. Und irgendwas sagte ihm, dass dies nicht nur ein Traum war.

    Dann komme ich doch zu meinem Abschlussfeed :)



    Sehr, sehr gute Geschichte über Freundschaft, Mut und drüber hinaus! Ich sag es noch einmal aber, ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen. Einziges Mankel: Mir kam das Ende ein wenig zu schnell. Vielleicht ist das aber auch nur ein Gefühl von mir, lass dich bitte, bitte davon nicht entmutigen ja? Wie gesagt, ich finde deine Geschichten super und freue mich schon auf die Neue!


    WEITER SO!!!! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Jenni

    So, Ferien ich kann wieder feeden! :)
    Super Tina! Ich lese die Story sehr gerne und muss jedes Mal um Atem ringen! Du schreibst spannend! ich mag es, wenn einem beinahe das Herz in die Hose rutscht! Apropos...*es mal suchen geht* :P


    Solange: Einfach super, hoffentlich schafft Ben es! :S


    :thumbup: :thumbup: :thumbup:
    Jenni

    *schnauf* Brauche...dringend...Baldrian...


    Puh Danara, du solltest froh sein dass ich den Teil erst gelesen habe, nachdem ich meine neuen Teile veröffentlicht hatte. Hergott! Diese Geschichte muss eine Sicherheitswarnung haben! :D :D :D
    Sehr gut! Weiter so! :thumbup:

    "Ist das eine neue Schönheitskur?" fragte Ben verwirrt, sah jedoch die zerkratzen Arme seiner Freundin. "Sehr witzig", erwiderte Annelie und Andrea kam mit einem Badetuch. "Uns hat jemand beobachtet", begann sie und liess es sein, sich zu setzten. Semir sah Ben mit einem breiten Grinsen an, als dieser aufstand um zu seiner Freundin zu gehen. "Tut's weh?" fragte er besorgt als er die Kratzer erblickte. Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Ich hatte ihn fast, doch der Kerl spielte unfair! Einfach mit dem Wagen abrausen!" Semir blickte über der Lehne zu Annelie. "Hast du das Gesicht gesehen?" Annelie schüttelte mit dem Kopf. "Der Mistkerl hatte die Kapuze übergezogen!" zischte sie. "Man sollte die Wunden trotzdem versorgen!" Annelie grinste. "Zuerst, geh ich aber Duschen! Ich habe ehrlich gesagt keinen Bock, in diesem Dreckzeug meinen Tag zu verbringen!" Mit diesen Worten war sie verschwunden.
    "Sag' es!" forderte Semir und Ben stöhnte. "Ja Herrgott! Du hattest recht!" Er setzte sich wieder und rieb sich die dreckigen Hände, die er von Annelie hatte. "Jedenfalls ist Annelie auf Zack!" Ben nickte und alle hörten eine Dusche. "Wenn wir wirklich beobachtet wurden, kann es wirklich sein dass Tom etwas angehängt wird!" "Sag ich doch!" zischte André und genehmigte sich einen Schluck Wasser. Sarah kam wieder mit David, der friedlich in ihren Armen lag. "Ben könntest du ihn mal nehmen?"


    Ben nickte und nahm seinen Patenneffen in den Arm und streichelte ihm mit dem Zeigefinger über die Wange. Semir bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Bens Lächeln war wirklich warm, wenn er den Kleinen in den Arm hielt. Sarah ging inzwischen in das Badezimmer und nahm ihren Notfallkoffer hervor. "Ich werde dann deine Freundin verarzten!", sagte sie mit einem Lächeln und stellte den Koffer auf den Tisch des Esszimmers, dass sich neben dem Wohnzimmer befand. "Damit kann ich leben", erwiderte Ben und widmete seine Aufmerksamkeit wieder David. "Du, ich möchte den gerne noch behalten!" Ben sah zu André der zum ersten Mal an diesem Tag lächelte. "Nichts, da den nehme ich mit!" gab Ben zurück und lachte aus vollem Herzen. Und es gluckste. David hatte die Mundwinkel aufgezogen und kicherte ebenfalls.

    Kapitel 7



    Ein Verdächtiger?



    "Wie bitte?" Krügers Stimme überschlug sich beinahe, als Ben die momentanen Stände der Ermittlungen mitteilte. "Semir ist im Krankenhaus! Ich werde mit Dieter Bonrath weiterermitteln", wiederholte Ben noch eimal und die Krüger winkte ab. "Ich habe es schon verstanden", sie atmete tief durch, stützte sich an ihrem Schreibtischstuhl auf, "wie geht es Herrn Gerkhan?" Ben war über den besorgten Ton von Kim Krüger erstaunt. Auch ihre Augen zeigten die pure Sorge um ihren Mitarbeiter. "Er ist zurzeit noch bewusstlos. Die Ärzte vermuten eine schwere Gehirnerschütterung. Ob das Gehirn Schaden genommen hat, wollen sie morgen testen!" Krüger seufzte schwer, setzte sich und legte ihren Kopf auf die gefalteten Hände. "Wenn Ihre Vermutung stimmt...ist jemand bei Herrn und Frau Gerkhan?" Ben nickte zögerlich. "Herr Herzberger", antwortete er dann und Krüger schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "Finden Sie den Typen Jäger! Das BKA sitzt mir im Nacken und sucht nach jedem Fehler! Wenn sie erst mal Blut gerochen haben, kann ich sie nicht mehr aufhalten!" Ben schluckte. Er kannte das BKA und auch das LKA. Zwei Organisationen der Polizei, deren Arbeiter schon beinahe skrupellos waren, um die Wahrheit aufzudecken. Selbst Leichen würden sie wahrscheinlich in Kauf nehmen. Doch verrichteten sie ihre Arbeit stets diskret. Im Sinne der Regierung.
    "Ich werde tun, was ich kann", versprach Ben und ging aus dem Büro.



    In seinem Büro, wartete Dieter bereits auf ihn und sah ihn mit sorgenvollen Augen an. "Alles in Ordnung?" Ben nickte, wenn auch nur langsam. Das Bild Semirs wollte einfach nicht aus seinem Kopf. Es schmerzte in seinem Herzen. Beinahe unerträglich. Er fragte sich, wie Andrea dies bloss aushielt. "Hat Hartmut angerufen?" fragte er mit schwerer Stimme und Dieter zog sich die Jacke an. "Dazu wollte ich gerade kommen!", sagte er mit einem Lächeln und Ben tat es ihm gleich. Sie gingen aus der PAST und schritten auf Dieters Porsche zu, den er zusammen mit Hotte teilte. Ohne sich zu wehren oder einen Kommentar abzugeben, setzte sich Ben auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. Dieter zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche und stieg ebenfalls ein. "Wie geht es Semir?" Ben sah Dieter an und seufzte schwer. "Er sah furchtbar aus. Richtig blass! Die Diagnose kennst du?" Dieter nickte und startete den Motor. "War er denn schon wach?" Bedrückt schüttelte Ben den Kopf und sah aus dem Fenster. Die gerade blühenden Bäume zogen an ihm vorbei. Immer schneller. Die Sonne wurde immer wieder von einigen Quellwolken verdeckt und begann allmählich, unterzugehen. Ein rötlicher Schimmer begann sich über den Horizont zu ziehen. Ebenso rot wie das Blut von Semir, dass Ben an seinen Händen hatte. Tief atmete der junge Polizist durch und hörte dumpf durch seine Trance Dieters Stimme, die ihn immer wieder rief.




    "Was ist?" fragte Ben verwirrt und Dieter seufzte. "Ich habe gefragt wie es dir geht?" Ben lächelte gequält. "Wieso?" fragte er zurück und Dieter schüttelte mit dem Kopf. "Du wirkst echt niedergeschlagen!" Ben erwiderte nichts. Spürte nur den leichten Druck des Wagens, als Dieter vor der KTU bremste und ausstieg. Gemeinsam gingen sie zu Hartmuts Abteil, wo der Rothaarige schon auf sie wartete. Auf seiner Stirn, eine tiefe Falte. "Ich habe es von Susanne gehört", murmelte er leise, als Ben und Dieter eintraten. "Jemand will Semir wirklich an den Kragen?" Ben nickte betrübt und erblickte die ausgebreiteten Beweise, die auf dem Tisch waren. "Meine Kollegen werden mir auch noch die Sachen der Explosion bringen", begann er und wies auf den Tisch, "aber zuerst dass was ich bisher herausgefunden habe." Er zog ein Blatt Papier hervor. "Euer Sperma ist von einem gewissen Herrn Kevin Sanders. 41 Jahre alt. Er war aktenkundig! Susanne sollte diese schon herausgepickt haben!" Hartmut zeigte auf ein Schälchen, dass ein Kügelchen enthielt. "Ganz klar die Munition eines Schrotgewehrs. Äusserst wirksam, wenn man jemanden umbringen will. Jedoch eine Universalmunition. Ich konnte sie keiner Waffe zuweisen!" Ben massierte sich die Stirn. "Sonst?" Hartmut klatschte in die Hände. "Krüger hatte mit ihrem Verdacht recht. Euer Frau ist wirklich Daniela Meier. Die DNA hat's deutlich beweisen. Man hatte ihr mehrere Verbrechen angehängt, jedoch konnte man sie nie verhaften! Die Pässe, sind sehr gute Fälschungen! Sie musste also gute Kontakte gehabt haben!"




    Ben nickte und Dieter bedankte sich für Hartmuts Mühe, bevor er sich mit Ben wieder auf den Weg in die PAST machte, wo Susanne aufstand, als sie die Beiden eintreten sah. "Hier ist die Akte von diesem Kevin Sanders!" Ihre Stimme war leise und ziemlich suspekt. "Ich sage dir eins Ben. Gefallen, wird dir das nicht!" Mit hochgezogener Augenbraue ging Ben mit Dieter ins Büro, zog sich die Jacke aus und setzte sich. Er las sich die Akte durch und seine Augen rissen sich weit auf. "Ach du Scheisse", stiess er hervor und Dieter ging auf ihn zu. "Was ist?" fragte er und Ben wies mit dem Bleistiftspitz auf einen bestimmten Vermerk. "Kevin Sanders hat zusammen mit Semir gegen Tayfun ausgesagt gehabt! Die Beiden kennen sich also!" Dieters Mundwinkel zogen sich nach unten. "Meinst du, er wollte Semir...?" Ben faltete die Hände und liess seine Stirn darauf sinken. "Hoffentlich nicht...", murmelte er leise und atmete tief durch. Er sah, wie der Himmel immer dunkler wurde und die Sonne entgültig verschwand. "Lass' uns nach Hause gehen Dieter! Bis Morgen früh, können wir eh' nichts erreichen!" Dieter stimmte dem vollkommen zu. Gemeinsam zogen sie sich wieder die Jacken an, gingen aus dem Büro und Ben löschte noch das Licht aus.

    Kapitel 6


    Angst


    Andrea rannte durch die Gänge des Marienkrankenhauses. Der Atem brannte in der Kehle und über ihre Wangen lief Schweiss. Sie hatte Angst. Pure Angst! Ben Jäger, der Kollege ihres Mannes, hatte sie angerufen, dass auf sie ein Attentat verübt wurde und Semir dabei verletzt wurde. Aus dem Hinterkopf war angeblich eine Menge Blut geflossen. Bens Stimme hatte hörbar gezittert.
    Und er wurde sichtbar. Er sass auf der Wartebank vor dem OP und hatte den Kopf auf den zusammengefalteten Händen gebettet. Sichtbar atmete er ein uns aus. An der Wand hatte sich Hotte gelehnt, der eine Hand auf Bens Rücken gelegt hatte. Sie sahen auf, als Andrea auf sie zugerannt kam und schwer atmend stehen blieb. "Wie geht es ihm?" fragte sie keuchend und Ben stand auf. "Wir wissen es nicht", antwortete er ehrlich und Andrea umarmte ihn. "Sah es schlimm aus?" Ihre Stimme zitterte und war beinahe nur noch ein Flüstern. Ben nickte nur, was Andrea auf ihrer Schulter spürte. "Sein Puls war zwar voll da, aber ich habe trotzdem Angst!" Andrea setzte sich, nachdem sie sich von Ben gelöst hatte und fuhr sich durchs Haar. "Wo ist Aida?" "Bei meinen Eltern", antwortete Andrea auf Hottes Frage und sah zu Ben hoch, der sich wieder setzte. "Wie geht es dir?" Ben zuckte mit den Achseln. "Mir ist nichts passiert!", antwortete er und Andrea sah ihn sich genauer an. Tatsächlich wirkte Ben, bis auf eine Schramme an der rechten Augenbraue, unversehrt. "Was ist denn genau geschehen?" Hotte erzählte Andrea dies, was er von Ben gehört hatte. "Also wollte euch jemand wirklich umbringen?"


    "Ich denke nicht, dass ich miteingeplant war!" Andreas Augen weiteten sich bei Bens Kommentar. "Du meinst..." "...allerdings! Semir wurde heute Morgen von der Strasse gedrängt. Zwar sass am Steuer eine tote Frau, aber ich denke, dass der Anschlag schon Semir galt!"
    "Wie kannst du dir da so sicher sein?" fragte Hotte verwirrt und Ben atmete tief durch. "Ich weiss nicht, es ist einfach ein Gefühl!" Andrea schlug sich mit den flachen Händen auf die Oberschenkel und verkniff sich die Tränen. "Aber wer?" Ben hob die Schultern. "Ich werde ihn finden Andrea, dass schwöre ich! Dieter wird mir helfen, er hat's mir schon angeboten!" Andrea sah zu Hotte. "Ich werde hier bei dir und Semir bleiben. Sicher ist sicher!" Andrea lächelte warm. "Dann brauche ich mir keine Sorgen zu machen", sagte sie mit sanfter Stimme und Hotte lächelte.
    Die Tür des OP-Raumes ging auf und eine junge Ärztin kam hervor. "Frau Gerkhan?", fragte er und ging auf Andrea zu. Sie nickte. Die Ärztin blickte Ben und Hotte an. "Sie gehören beinahe zur Familie", erklärte Andrea und die Ärztin atmete tief durch. "Schwere Gehirnerschütterung. Ausserdem war der Blutverlust für eine Kopfverletzung recht hoch. Aber ihr Mann schwebt nicht in Lebensgefahr. Morgen möchte ich ihn neurologischen Untersuchungen unterziehen, um Gehirnschäden auszuschliessen!" Andrea schluckte hörbar und nickte. "Kann ich zu ihm?" Die Ärztin nickte und sah, wie Ben seine Nervosität zu unterdrücken versuchte. "Er ist sein Partner", erklärte Andrea, "dürfte er bitte mitkommen?" "Natürlich!"


    Sie liefen den langen Gang zu einem Zimmer, wo ihnen die obligatorischen grünen Kitteln übergezogen wurden. Andrea öffnete die Türe und sie schritten gemeinsam herein. Semirs Kopf war verbunden worden. In seiner linken Hand wurde eine Kanüle befestigt, die an einer Infusion mit Medikamenten angeschlossen war. Ebenfalls wurden durch einen dünnen Nasenschlauch, Medikamente zugeführt. Andrea ging mit hastigem Schritte auf ihren Mann zu, während Ben sich nur langsam vom Boden lösen konnte. Dieses Bild von Semir war ihm einfach nur fremd. So kannte er seinen Partner gar nicht. Andrea, setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett und ergriff Semirs Hand. Der Deutschtürke schlief. Sie wusch sich Tränen aus den Augen. Eigentlich sollte ihr das Bild inzwischen vertraut sein, hatte sie ihren Mann doch öfters im Krankenhaus besucht, doch jedesmal tat ihr der Anblick weh. Jedesmal war dies ein feuerheisser Stich ins Herz. Ben ging auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Er sieht wirklich zum fürchten aus", sagte er mit leiser Stimme und Andrea stiess einen leisen Lacher aus. "Du hast in noch nie im Koma gesehen", erwiderte sie heiser und schluchzte kurz. "Das will ich lieber auch gar nicht", antwortete Ben ehrlich und atmete schwer durch. Er hatte wirklich Mühe, sich mit diesem Anblick anzufreunden.


    "Eine Autobombe also?" fragte Andrea und Ben nickte. "Ich habe sie zu spät bemerkt", sagte er voller Reue und Andrea biss sich auf die Unterlippe. "Hauptsache du hast sie bemerkt. Ansonsten hätte ich meinen Mann und einen guten Freund verloren!" Ben setzte sich neben Andrea und sah Semir direkt ins Gesicht. "Werd' ja schnell wieder gesund!" forderte er mit trauriger Stimme. "Kriege bitte diesen Schweinehund Ben! Wenn du deinem Instinkt bisher immer Vertrauen konntest, vertraue ich ihm auch!" Andrea lächelte, als Ben sie ansah. "Ich weiss, dass du das kannst!" Ben nickte dankend und stand auf. "Meldest du mir bitte, wenn er aufwacht?" Andrea nickte. "Natürlich", fügte sie ihrer Geste hinzu.
    Ben strich Semir noch einmal über den Oberarm und ging dann aus dem Zimmer. Er legte seinen Kittel ab und legte ihn auf die Bank im Gang. Eine Schwester würde ihn bestimmt mitnehmen. Tausend Gedanken kreisten in seinem Kopf. Wer hatte es auf Semir abgesehen? Wer war so dreist, deswegen auch ein paar andere Menschenleben mit in den Tod zu reissen?

    "Darf ich fragen, wer die sind?" fragte er André und wies auf Ben und Semir. "Wir sind aus Köln. Hauptkommissare Gerkhan", Semir zeigte auf sich und dann auf Ben, "und Jäger!" "André!" Der Angesprochene sah sich um und erblickte seine Frau Sarah, die auf ihn zulief. "Und wer ist das?" Leubner schien sichtlich verwirrt. "Ich bin seine Frau!" sagte Sarah keuchend und Ben sah sie mit grossen Augen an. "Und wer passt auf David auf?" Sarah erzählte, dass Annelie sich dazu bereiterklärt hatte. "Und darf ich fragen was Sie hier wollen?" Auf Leubners Frage hin stemmte Sarah die Hände in die Hüften. "Tom Borkmann ist ein Freund der Familie. Ausserdem war ich ebenfalls Polizistin, ich möchte wirklich wissen wieso sie ihm einen Mord zu Last legen!" "Meine Meinung!", stimmte Ben zu und verschränkte die Arme. "Das sind interne Ermittlungen Meine Herren und meine Dame, das geht sie überhaupt nichts an!" Leubner schien ein harter Brocken zu sein. "Und ich bitte Sie auch, nun das Gebäude zu verlassen! Sollte ich Sie in der Nähe sehen, werden Sie wegen "Behinderungen an den Ermittlungen" ebenfalls verhaften." "Sie mieses..." wollte André schreien doch Ben hielt ihn auf. "Das bringt nichts!" beruhigte er ihn und sie gingen alle gemeinsam heraus. "Geht's dem eigentlich noch?" Sarah versuchte, ihren Mann zu beruhigen doch er riss sich los und fuchtelte heftig mit den Armen.


    "Die haben Tom einfach verhaftet! Das geht doch einfach nicht!" Ben atmete tief durch und sah Semir an. "Wir gehen zuerst mal nach Hause, erzählst uns noch mal alles genau! Dein Sohn sollte nämlich nicht alleine bleiben!" Ben sah Semir mit hochgezogener Augenbraue an. "Annelie ist doch bei ihm!" korrigierte er und Semir nickte. "Natürlich aber, Kinder unter einem Jahr emtfremden sich sehr schnell! David braucht seine Mutter! Ausserdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Annelie nach einer Flasche Milch dann Nachschub geben kann. Dann wäre allerdings was verkehrt!" Sarah konnte sich einen kleinen Lacher nicht verkneifen. "Halt die Klappe", wehrte Ben nur mürrisch ab. André fuhr sich kurz durchs Haar und nickte. "Meinetwegen! Ich glaube nämlich auch, dass dieser Leubner ernst macht! Bei der Bulldoggernvisage!" Die Anderen konnten nur zustimmen und stiegen in den Wagen, um loszufahren.


    Annelie ging in den Garten da David schlief. Sie steckte sich eine Zigarette an und zündete sich sie an. Das Babyphone stellte sie auf den Tisch, der sich auf dem betonierten Teil befand. Sie setzte sich auf einen der Stühle und inhalierte den Rauch tief ein. Die Nikotinschwaden schwebten in die Luft und verschwanden im Nichts. Tom wurde also verhaftet. Als Polizistin traute Annelie dem Allen nicht. Irgendwas stimmte doch nicht! Tom würde niemals jemanden umbringen. Niemals. Annelies Menschenkentnisse hatten sie noch niemals getäuscht! Sie zog wieder an der Zigarette und pustete ihn nach etlichen Sekunden aus. Auf ihrer Stirn hatte sich eine tiefe Falte gebildet. "Wenn du so weitermachst! Siehst du wirklich wie 25 aus! Deinem Alter entsprechend!" Annelie sah auf und erblickte Andrea. Sie schnappte sich einen Stuhl und setzte sich neben sie. "Wieso? Sehe ich sonst nicht so aus?" Andrea lächelte. "Ich hätte dir bei unserer Begegnung rund 5 Jahre weniger gegeben und hatte schon Angst, dass Ben in Sachen Alter sich nicht mehr drum scherte!" Annelie lachte und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Dann sah sie auf einmal jemanden. "Wer ist da?" schrie sie.

    Kapitel 5



    Erkentnisse und ein lauter Knall



    Ben nahm den Hörer seines Telefons, als dieses klingelte und begrüsste den Anrufer. "Alles klar, wir kommen!" Mit diesen Worten wurde das kurze Gespräch wieder beendet. "Der Gerichtsmediziner, er hat einige Ergebnisse für uns!" Semir stand auf, blieb aber kurz stehen und stützte sich an seinem Schreibtisstuhl auf. "Alles okay?" fragte Ben besorgt und der Deutschtürke nickte. "Bin wohl zu schnell aufgestanden!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Was wenn die Kopfverletzung doch härter ist als vermutet?" Semir schüttelte schon wieder heftig mit dem Kopf. Wahrscheinlich auch um Ben zu demonstrieren, dass es ihm gut ging. "Mach' dir keine Sorgen, mir geht es gut!" Kapitulierend nahm Ben seine Jacke und ging mit seinem Partner Richtung Parkplatz, wo er dieses Mal seinen Mercedes, seinen Dienstwagen, ansteuerte. Semir liess er in diesem Zustand trotzdem nicht fahren, da alle Zweifel noch nicht behoben wurden.
    Im Auto schliesslich rieb sich Semir noch einmal übers Gesicht. "Vielleicht sollte ich heute doch allein weitermachen!" Der Deutschtürke winkte bei Bens Kommentar ab. "Mir geht's wirklich gut! Ausserdem habe ich schon unter schlimmeren Bedingungen weitergearbeitet!" Nachdem Semir diese Worte ausgesprochen hatte, zündete Ben den Motor und fuhr los.
    Im Radio wurde gerade bekanntgegeben, dass die Sperre entgültig aufgehoben wurde. Nach über vier Stunden Wartezeit. "Hartmut scheint wohl fertig zu sein!", murmelte Semir und Ben nickte. "Willst du nach dem Doc noch zu ihm?"
    "Besser nicht, er wird sicher noch nicht mit seiner Arbeit fertig sein!"



    Der Gerichtsmediziner erwartete Semir und Ben bereits. Mit einem Lächeln hob er das Lacken von der Leiche und präsentierte sie wie bei einer Ausstellung. "Viel Neues zu berichten habe ich euch leider nicht", begann er und wies auf die gigantische Schusswunde, "dies hat sie ohne Zweifel getötet. Ausserdem hat sich mein Verdacht bestätigt. Sie starb nämlich an hohem Blutverlust!"
    "Im Wagen war beiweitem nicht so viel Blut, dass es tödlich sein hätte können!" Der Arzt nickte auf Bens Satz hin. "Sie muss also irgendwo anders angeschossen worden sein und dann in den Wagen gesetzt worden." Semir verschränkte die Arme. "Was sonst noch?" Die Mundwinkel des Docs zuckten hoch. "Euer Fräulein hatte kurz vor ihrem Ableben noch Geschlechtsverkehr. Die Spermien waren noch ziemlich frisch!" "Also ein Quieckie vor dem Sterbebett!" Ben wurde auf diesen Kommentar hin von eindeutigen Blicken durchbohrt. "Was?" fragte er und Semir schüttelte bloss mit dem Kopf. "Die Proben habe ich zu Hartmut geschickt. Mehr gibt es nicht zu berichten!" Er überreichte Ben den Bericht und dieser nickte dankend. "Also dann, man sieht sich!" Mit diesen Worten zog Semir Ben mit sich und sie verliessen die Pathologie.




    "Sie musste also ihren Täter gekannt haben", murmelte Semir und Ben sah ihn an. "Wenn sie wirklich kurz vor ihrem Tode Sex hatte, musste sie wirklich ihren Mörder gekannt haben!" Ben nickte zustimmend und hielt an. "Hartmut wird sich die Probe ja anschauen, dann kommen wir bestimmt weiter! Schliesslich ist auf ihn ja immer Verlass!" Semir grinste breit. "Und dass sagst du, nachdem er dich als Frauenversteher verschrien hat?" Ben lachte. "Das kriegt der noch zurück, versprochen!" Semir klopfte Ben gegen die Brust. Wieder genau dort, wo er verletzt war. Und wieder stiess einen kleinen, spitzen Schrei aus. "Entschuldige!" sagte Semir und Ben biss sich kurz auf die Unterlippe. "Manchmal denke ich echt, du machst das mit Absicht!" Semir hob entschuldigend die Hände. "Nein wirklich, dass wollte ich nicht!" Ben winkte ab und nahm seinen Autoschlüssel hervor. "Lass' uns lieber mal losfahren, sonst stehen wir morgen noch da!" Semir schnappte sich den Schlüssel. "Ich fahre!" Ben wollte kräftig protestieren, als ihm etwas am Wagen auffiel. Er hatte doch mit dem Heck nach vorne geparkt. Wieso stand der Wagen nun umgekehrt? Ausserdem piepte es leise im Hintergrund. Bens Alarmglocken schlugen Alarm. "Semir weg von dem Wagen!" schrie er. Seine Stimme kratzte und überschlug sich beinahe. Semir drehte sich zu Ben um. Er vertraute seinem Partner und als auch er noch das Piepen hörte, rannte er los. Doch zu spät.




    Mit einem lauten Knall zerbarst der Mercedes und riesige Flammen stiegen in den Himmel. Semir wurde von der Druckwelle erfasst und zu Boden gedrückt, während Ben knapp noch die Balance halten konnte. Der Deutschtürke schlug mit seinem angeschlagenen Kopf so hart auf den Beton, dass er das Bewusstsein verlor. "Semir!" Ben rannte auf ihn zu, roch das auslaufende Benzin und stützte seinen Partner, bevor eine zweite Druckwelle auch ihn im Weglaufen zu Boden brachte. Nachdem nur noch das leise Knistern des Feuers zu vernehmen war, richtete Ben sich auf und sah sich Semir an, aus dessen Hinterkopf Blut floss. "Semir!" Ben fühlte den Puls, er war noch voll da. Der junge Polizist nahm sein Handy hervor und atmete schwer. "Ja? Hier Ben Jäger. Vor der städtischen Pathologie hat sich eine Explosion ereignet! Es gibt einen Verletzten!" Der Mann der Notrufzentrale versprach, dass sich sofort ein Krankenwagen auf den Weg machen würde. Ben versuchte inzwischen, Semir mit kleinen Backpfeifen wach zu kriegen. Die Wunde am Hinterkopf, versuchte er mit Papiertaschentücher zu stillen. "Komm' schon!", forderte er. "Komm' schon Semir! Wach auf!

    Sarah rannte zu Annelies Zimmer die immer noch nichts von dem Tumult bemerkt hatte. Wenn sie schlief, schlief sie wirklich tief und hörte nichts mehr. Sarah stiess die Tür auf, rannte zu ihrer Freundin und rüttelte sie wach. "Annelie! Annelie! Wach auf!" schrie sie der Deutschschweizerin ins Ohr und diese regte sich langsam, richtete sich auf und sah Sarah mit verschlafenen Augen an. "Was'n los?" murrte sie und rieb sich die Augen. "Is'n Lastwagen hier reingestürmt?" Sarah schüttelte heftig mit dem Kopf. "Nein aber das LKA!" Nun war Annelie wach. "Bitte?" Sie schmiss die Decke vom Körper und stand auf. "Tom wurde verhaftet! Die haben einfach geklingelt, waren reingestürmt und haben sich Tom geschnappt! Semir, Ben und André sind sofort dahin! Ich durfte ja nicht mehr mit da ich nicht mehr als Polizistin arbeite!" Annelie verschränkte die Arme. Ihre fransigen Haare fielen ihr ins Gesicht. "Was wird im zur Last gelegt?" fragte sie ruhig und Sarah fuhr sich durch die Haare und atmete tief durch. "Mord!" sagte sie knapp und auf Annelies Stirn bildete sich eine tiefe Falte. "Soll ich hinfahren?" Sarah schüttelte mit dem Kopf. "Nein, bitte bleib hier! Ich möchte bald zu André fahren und Andrea muss auf Aida aufpassen. Bitte pass auf David auf!" Annelie nickte. "Natürlich!" Sarah nickte dankend. "Die Muttermilch ist im Kühlschrank! Wie wärmen weisst du?" Annelie deutete den Handgelenktest an und Sarah lächelte müde. "Gut, danke!" Mit diesen Worten stürmte Sarah aus der Wohnung.


    Andrea kam gerade auf ihr Zimmer zu. "Hast du es gehört?" Annelie nickte. "Ben und Semir regeln das schon! Die schaffen das!" Annelie zog sich um, während sie mit Andrea diskutierte. "Schöner Beginn dieses Ausflugs!" murmelte Andrea enttäuscht und Annelie hob die Schultern. "Was soll man machen? Die Hauptsache ist, dass Tom da heil wieder rauskommt!" Andrea nickte zustimmend und ging auf die Seite als Aida zu Annelie tappste. "Wo Benben?" fragte sie da das Mädchen begriffen hatte, dass Annelie und Ben zusammen waren. Nur in ihren Augen waren sie verheiratet. Für Aida war jedes Pärchen verheiratet. Eine reine Kinderlogik.
    "Benben ist mit Papa schnell nach draussen. Sie kommen bald wieder!" Aida hatte Annelie ins Herz geschlossen. Die Deutschschweizerin hatte eine erstaunliche Eigenschaft. Auf Kinder hatte sie eine magische Anziehung. Nur waren sie und Ben noch nicht bereit für ein Kind. Sie waren erst seit kurzer Zeit zusammen und beide waren Lebemenschen. Kinder in der Umgebung mussten sein.
    In diesem Moment begann David zu weinen. "Um diese Zeit hunger?" Andrea schüttelte mit dem Kopf. "Manchmal wollen Kinder einfach zuneigung!"


    Annelie ging zu David, der in seinen Bettchen lag. Mit grossen Augen sah er Annelie an. Die Deutschschweizerin nahm den Jungen auf den Arm. "Mama kommt gleich wieder!", sagte sie sanft und wiegte den Jungen in den Armen. "Mit Papa, Tom, Ben! Dann machen wir grosse Party okay?" Auf einmal lächelte David und gluckste vergnügt. Annelie bemerkte nicht, wie sie dabei beobachtet wurde.

    Ehrlich, Jenni.
    Schade, eigentlich wollte ich dich doch fragen, wie du auf den Quatsch gekommen bist?!
    Muss aber nicht, es war aber trotzdem klasse und spitze.


    Bin ich dir zuvorgekommen ;)
    Ich weiss es wirklich nicht! Ich habe nicht mal einen Freund im Kreise, der so wie ben über Autos redet. Es kam einfach aus meinen Fingern :)

    So, dann beginne ich mal! :)
    Also, du brauchst dich überhaupt nicht zu verstecken! Ich finde das super geschrieben und denke, dass die ganze Geschichte noch einiges zeigen wird. Jedoch tappe ich im Dunkeln, um wen es sich handelt. Vielleicht steh ich mal wieder auf der Leitung oder es ist so von dir geplant! :D


    Ich freu mich auf mehr!
    Gruss
    JEnni ;)

    Boah...boah...BOAH! So ein Penner! X( X( X(
    Noch nie hatte ich eine solche Wut auf eine fiktive Figur! Theo, ich warne dich ich kann ziemlich ungenehm werden! :D
    Die Idee mit dem Wasserspeicher, respekt auf sowas wäre ich nie gekommen! Däumchen hoch! :thumbup: :thumbup:


    Freu mich auf mehr!
    Jenni

    Kapitel 4







    Die Superchefin







    Ben trank gerade seinen Kaffee, als sein Handy klingelte. Er zog es aus der Hosentasche und blickte auf das Display. "O-oh!" Semir blickte von der Zeitung auf, die er ergattert hatte und legte den Kopf schief. "Die Chefin", erklärte Ben seinen Laut und nahm ab. "Frau Krüger! Ja, genau dass haben Bonrath und Herzberger Ihnen richtig erklärt! Was machen Sie eigentlich wieder hier?" Angewidert streckte Semirs junger Partner die Zunge aus. "Ach so. Der Fall. Aha. Semir geht es soweit gut! Eine Platzwunde am Kopf, mehr nicht!" Semir war über die Frage nach seinem Zustand erstaunt. Zwar hatten er und Kim Krüger inzwischen ein besseres Verhältnis wie zu Anfang, doch richtig schmecken konnten sich die Beiden noch lange nicht. "Ich werde es ihm ausrichten. Wie, Sie wissen wer unser Opfer ist?" Bens Augen rissen sich weit auf und er sah Semir mit irritiertem Blick an. "Natürlich, wir kommen sofort!" Semir beobachtete Ben dabei, wie dieser sein Handy wieder verstaute und seine Gelbörse, die auf dem Tischlag, aufklappte. Er winkte die Kellnerin zu sich. "Alles zusammen bitte!" Semir wollte etwas erwidern aber Bens Blick sprach Bände. Keine Widerworte! Der Sohn eines reichen Unternehmers überreichte der Kellnerin einen Zwanziger, winkte mit einem "Gut so", ab und stand auf. "Wir müssen zurück!" Semir trank in einem Schluck seinen Kaffee aus und folgte Ben zum Wagen. "Wieso kennt die Chefin unser Opfer?", dachte Ben laut als er einstieg und sah, wie Semir sich neben ihn gesellte. "Vielleicht hat sie 'ne finstere Vergangenheit? Viel mehr interessiert es mich, was die überhaupt in der PAST zu suchen hat! Die is' doch im Urlaub!" Bei Semirs Kommentar gingen Bens Augenbrauen immer weiter nach oben. "Erstens: Sie hatte es anscheinend in den Nachrichten gesehen. Und da sie das Opfer kennt, hat sie ihren Urlaub verschoben. Und Zweitens: Das glaubst du doch wohl selber nicht!" Der Deutschtürke liess dies offen im Raum stehen. Ben schüttelte, leicht irritiert, den Kopf, startete den Motor und fuhr los.




    Ben parkte seinen Wagen und betrat mit Semir die PAST, wo Susanne schon am Eingang stand und sie ansah. Besonders Semir, musterte sie genau. "Geht's dir gut?" fragte sie besorgt und Semir nickte. "Mich kriegt man nicht so leicht!", scherzte er und Susanne atmete erleichtert aus. "Schön dass du wieder da bist Ben!" Ben nickte dankend und zog Semir zum Büro der Chefin. Diese stand auf als sie ihre Männer eintreten sah. "Das hat aber gedauert", begann sie mit ihrer bekannten, strengen Stimme und wies auf die Stühle die sich gegenüber ihrem Schreibtisch befanden, "nehmen Sie Platz!" Semir und Ben taten wie ihnen befohlen. Krüger setzte sich ebenfalls und faltete die Hände. "Als ich als junge Polizistin im Dienst unterwegs war, absolvierte ich eine kurze Zeit meine Arbeit im BKA. Und zwar in der Abteilung "Organistiertes Verbrechen"!" Ihre Stimme war ruhig und doch irgendwie bewegt. "Dort traf ich auf Daniela Meier. Eine Frau mit aussergewöhnlichem Talent. Bis sie in die falschen Hände geriet." Krüger zog aus ihrem Schreibtisch eine Akte hervor und liess sie über den Tisch zu Semir gleiten. "Das ist sie!", stiess er hervor und sah Ben an. "Als ich das Foto der Toten von Bonrath bekam, erkannte ich sie sofort. Sie ist, beziehungsweise war, eine Auftragskillerin! Als sie bei einem Einsatz in das Verbrechen fiel, konnte sie niemand mehr daraus holen! Deshalb bin ich auch gegangen!" Semir hörte Krüger gar nicht mehr zu, sondern las sich die Akte genau durch. "Frau Krüger", begann Ben, "wir haben aussergewöhnliche Dinge entdeckt. Zum Beispiel fuhr die Frau einen Hummer und ihre Waffe war eine Glock!"
    "Und?", fragte Krüger mit verschränkten Armen. "Entschuldigen Sie meine Meinung aber, für mich nicht gerade Utensilien, die eine Frau benutzt!" In Krügers Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln.
    "Herr Jäger, genau dass wollte sie immer damit erreichen!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Ich verstehe nicht..." "Daniela konnte so stet's den Verdacht von sich lenken. Da niemals Fingerabdrücke auf der Glock zu finden waren, vermutete man, dass man ihr die Waffe heimlich zugespielt hatte. Und den Hummer, ist einfach ihr Lieblingsgefährt. Es gibt solche und solche Herr Jäger!"




    Semir stand auf und bedankte sich. "Das BKA hängt mir im Nacken! Lösen Sie diesen Fall also so schnell wie möglich!" Ben salutierte auf Krügers Befehl hin und ging mit Semir ins Büro. "Eine Auftragskillerin am Montag Morgen! Was will man mehr?" Semir hob die Schultern und setzte sich an seinen Schreibtisch. Sofort war er wieder in der Akte versunken. Vieles wurde der Frau zur Last gelegt, jedoch konnte man es nie beweisen. "Wirklich geschickt!", meinte er und sah auf, als Ben sich mit einem Stöhnen hinsetzte. "Alles okay?" fragte Semir besorgt und Ben winkte ab. "Geht schon! Nur eines verstehe ich nicht! Wieso wollte dich, wenn es wirklich sie war, eine Auftragskillerin umbringen? Das ergibt doch keinen Sinn!" Semir zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung...vielleicht muss ich ja wieder mal was ausbaden, was du angerichtet hast!" "N' Clown zum Frühstück gehabt?", gab Ben zurück. "Jedenfalls wollte dich irgendwer von der Strasse drängen und dich so in den Graben zwingen. Irgendwas steckt da schon dahinter!"
    "Meinst du, der hat's auch auf meine Familie abgesehen?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Ein Auftragskiller macht alles auf einmal! Hätte er wirklich auch Andrea und Aida töten wollen, wäre das doch sicher schon längst geschehen!" Nur langsam nickte Semir und massierte sich kurz die Augenlider. "Jedenfalls brauchen wir ein Profil von dieser Meier." Ben nickte, nahm die Akte entgegen und öffnete die Türe. "Susanne?" Die Angesprochene kam auf ihn zu. Ben gab ihr den Auftrag und überreichte ihr die Akte.




    Mit einer ungewöhnlichen Sorgfalt reinigte er sein Gewehr. Sein Schatz! Seine Partnerin! Noch immer schmeckte er den erregenden Duft von Schiesspulver, der sein Schätzchen von sich gab. Wie wohltuend! Vor kurzem hatte sie einer Frau ihr Leben genommen. Schnell, unbarmherzig, brutal! Das Blut war an die Wand gespritzt und hinterliess sanfte, rote Pünktchen. Er hatte sie nicht weggewischt! Sie waren eine reine Verzierung für sein Gebäude. Beinahe hätte er zwei Fliegen mit einer Klatsche umbringen können, doch es war gescheitert. Aber in diesem Spiel hatte er mehrere Leben. Und sein Gegner nur eines! Doch er würde ihn nicht so einfach umbringen wie diese Frau. Nein! Ihm würde er zuerst noch die Seele töten und dann erst seinem Körper den Rest geben! Sein Werk! Seine jahrelange Planung sollte sich bald ausbezahlt machen! Er drückte die Waffe fest an seinen Körper. Schmiegte sich an sie. "Warte nur ab Semir Gerkhan!", zischte er leise und begann hämisch zu lachen.

    Ich bin zwar kein Fan von Slash, aber ich finde deine Story hat einen Kommentar verdient. :)
    Du schreibst nämlich sehr toll! Von anderen FF's her die ich schreibe weiss ich, wie schwierig die "Ich-Perspektive" ist. Ich hatte lange daran zu knabbern, deshalb, grossen Respekt von mir! :thumbup:


    Gruss
    Jenni

    So, dann gebe ich, nachträglich, auch noch meinen Kommentar ab.


    Erstmal ein dickes Sorry dass es nur diesen grossen Abschlusskommentar von mir gibt. In den nächsten Zwei Wochen habe ich Ferien dann kann ich dann wieder regelmässig posten versprochen! ;)
    DIe vielen Kommentare verwundern mich nicht. Die Story ist ja auch absolute Klasse! Perfekt durchdacht und noch mit einem neunen "Gegner" für Semir und Ben. Ob Brenner Kalvus oder Tscherne Konkurrenz machen wird? Wir werden es sehen. :)


    Ich freue mich schon auf deine nächste Geschichte! Und ich fb'le regelmässig versprochen!


    Gruss
    Deine Co-Autorin und Ideenaustauscherin ;)
    Jenni

    Semir wollte gerade seinen Koffer heben, als ein stechender Schmerz durch sein Bein ging, was Annelie natürlich nicht ignorierte. "Gib' her!", befahl sie in ihrer schroffen Art und hob den Koffer auf. Semir lächelte dankend. "Ey, und meins?" fragte Ben und Annelie zwinkerte zu ihrem Freund. "Lass' dir auch erstmal ein Messer ins Bein rammen, dann trage ich auch deine Koffer!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Ach nur dann?" fragte er beleidigt und beugte sich zu Semir. "Hast du dein Taschenmesser dabei?" Semir gab Ben eine Kopfnuss und dieser grinste frech. Luis und Marie hatten ihre Aufmerksamkeit Annelie gewidmet. "Kommst du wirklich aus der Schweiz?" fragte der Junge neugierig und Verena sah ihren Sohn belehrend an. "Das macht doch nichts", winkte Annelie ab und nickte, "ja ich komme aus der Schweiz.Wart ihr denn schon dort?" Luis und Marie schüttelten mit dem Kopf. "Ist es denn schön dort?" Maries Stimme war sanft und hoch. Ausserdem konnte Annelie deutlich die Schüchternheit in ihrer Stimme hören. "Wenn euer Papa das mal erlaubt, werde ich es euch zeigen!" Sofort rannten die Beiden Kinder auf Tom zu. "Bitte Papa!" hörte Annelie sie betteln. "Da hast du was schönes angerichtet!" schrie Tom und die Deutschschweizerin grinste.
    Alle zusammen liefen auf einen weissen Kleinbus zu. "Hast du den extra für uns gemietet?" fragte Ben und Tom nickte. "Ich hoffe ihr wisst das zu schätzen." Man verlud das Gepäck und stieg in den Wagen. An vordester Front Tom mit seiner Frau. In der Mitte Semir, mit Aida auf dem Schoss, Andrea und Ben und Annelie hatte sich zu den Kindern gesetzt, da diese total fasziniert von der Schweizerin waren.


    "Hast du wirklich Tattoos?" Annelie zog ihre Jacke ab und ein Kurzarmtop kam zum Vorschein. Da sie am Fenster sass, konnte sie sich den Rücken zu den Kindern wenden und zeigte einen Phönix im Trivialstyle, der ihre linke Schulter verzierte. "Der ist ja schön!", jauchzte Marie und drehte sich zu ihrem Vater. "Papa, wenn ich gross bin möchte ich auch ein Tattoo!" Während Verena laut zu lachen begann, zuckte Tom zusammen. "Kommt nicht in Frage!", zischte er und Annelie beugte sich zu Marie. "Keine Sorge, wenn du erwachsen bist, kann er dir's nicht verbieten!" "Hör auf meiner Tochter solche Tipps zu geben!" Im ganzen Wagen brach Gelächter aus.
    "Hast du einen Freund?" fragte Luis und Annelie lächelte. "Wieso?" fragte sie zurück und Luis errötete. "Du bist nämlich ein hübsches Mädchen!" Annelie lächelte warm und sah zu Ben. "Komisch, von einer bestimmten Person höre ich das nie!" Ben drehte sich mit einer Schnute um und sah Annelie an. "Ach, aber dass ich dich liebe und ich dir dass immer wieder sage, überhörst du wohl gekonnt!" Luis sah Ben an. "Du bist ihr Freund?" fragte er und Ben nickte. "Und so schnell gebe ich sie auch nicht her!" meinte er gespielt drohend und riss die Augen weit auf. "Nun ja ich weiss nicht", Annelie umarmte Luis und dieser wurde noch mehr rot, "aber ich denke Luis wird ein knallharter Gegner!"


    Sie fuhren zu einem schönen umgebauten Bauernhaus, wo Sarah schon an der Tür stand und auf die Gruppe zukam, als sie ausstiegen. Ihre erste Umarmung galt Annelie, die zweite Andrea. "Hattet ihr eine schöne Reise?" Ben blickte zu Semir. "Na ja, "Mecker-Murat" hat noch immer seinen Kommentar abgeben müssen!" Semir stemmte die Hände in die Hüfte. "Mecker Murat?" fragte er noch einmal nach und Ben grinste breit. Auf einmal kam André aus der Türe. In seinen Armen, der Hauptgrund für die Reise. Der kleine David. Annelie liess sofort ihre Koffer fallen und streckte die Arme aus. "Darf ich?", flehte sie und André nickte. "Sicher, du musst dich doch mit ihm Vertraut machen!" Annelie nahm sanft das Baby in den Arm und betrachtete es genau. Über dem Kopf hatte sich ein kleiner, schwarzer Haarflaum gebildet und die Augen waren geöffnet. Die Farbe war meeresblau. "Oh er ist so niedlich!", flüsterte Annelie und spürte auf einmal ihren Freund im Nacken. "Hallo David-Benjamin", begrüsste Ben mit ungewohnt sanfter, und leiser Stimme und fuhr mit dem Zeigefinger über die sanften Backen des Jungen.