Kapitel 8
Schlaflose Nacht
Entnervt schmiss Ben seine Sachen in eine Ecke und ging in die Küche, wo er sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier holte. Erschöpft sank er in seine Couch und genehmigte sich einen Schluck des alkoholischen Getränkes. Er sah aus dem Fenster, wo kleine Regentropfen an das Fenster peitschten und in tausend kleinere Tröpfchen zerbarst. Noch immer kam kein Anruf von Andrea und das machte ihm Sorgen! Ausserdem hatte er während der Heimfahrt höllische Kopfschmerzen bekommen. Die ganzen Ereignissen waren ihm zu Kopf gestiegen. Er drückte sich die eiskalte Flasche an die Stirn und lehnte sich zurück. Mit geschlossenen Augen lauschte er dem Regen und atmete tief durch. Immer wieder sah er den bewusstlosen Semir und versuchte dieses Bild aus seinen Gedanken zu kriegen.
Wieso hatte Andrea noch nicht angerufen? Diese Ungewissheit machte ihn noch ganz krank! Er hatte ja schon Kopfschmerzen davon. Er legte sich auf die Couch und hielt die Augen geschlossen. Jedoch konnte er nicht schlafen. Zu sehr strengten sich seine Ohren an. Immer wieder wollte er den Klingelton seines Telefons hören. "Klingle doch!", forderte er zischend doch der Apparat machte keine Anstalten. Diese technischen Geräte taten nie etwas auf Abruf. Und in solchen Situationen war dies immer besonders schlimm!
Andrea hatte Mühe, ihre Augen offen zu halten. Also ging sie kurz zum Kaffeeautomaten hinaus, um sich eines der Koffeeingetränke zu gönnen. Sie nahm den Becher mit ins Zimmer und trank einen Schluck davon. Semirs Augen waren noch immer geschlossen. Andrea nahm die Hand ihres Mannes und drückte zu. Sagte aber nichts. Schweigend sass sie da, in der einen Hand den Becher Kaffee, mit der Anderen hielt sich Semirs Hand. Ihre Eltern hatten sie noch durch das Krankenhaus angerufen. Auch sie waren über die Gesundheit ihres Schwiegersohnes besorgt. Besonders Andreas Vater verstand sich sehr gut mit Semir. "Du musst aufwachen", flehte Andrea flüsternd, "bitte Semir, wach doch auf!"
Seine Muskeln spannten sich ins unermessliche. Noch immer hielt er den Arm fest umklammert. "Du musst mich loslassen!" schrie die Person, die dem Arm gehörte. "Ich lass dich nicht los", erwiderte er und spürte, wie seine Kraft nachzulassen begann. "Du musst! Bitte! Es ist sinnlos wenn wir Beide sterben!" Sein Partner hing nur noch an ihm. In extremer Höhe. "Du kannst deine Familie doch nicht alleine lassen!" Immer mehr wurden die Adern und die Sehnen im Arm sichtbar. "Bitte, bitte! Lass mich los!" Er hörten das aufklappen eines Messers. "Das wagst du nicht!" Doch! Der Mann den er hielt wagte es. Er rammte das Messer in den Handrücken und reflexartig liess er los. Der Körper fiel lange und schlug dann mit einem Blutschwall auf den Boden auf. "NEIN! SEMIR!" schrie Ben und seine Stimme überschlug sich beinahe.
Mit einem grellen Schrei wachte Ben auf und bemerkte, dass dies nur ein Traum war. Er musste eingeschlafen sein. Anders konnte er es sich nicht erklären. Sein ganzer Körper zitterte und war kaum zu kontrollieren. "Oh Gott", stiess Ben hervor und rieb sich die Oberarme. "Oh Gott, oh Gott!" Er massierte sich das Gesicht und stand auf. Die Bierflasche war auf den Teppich gefallen und der Inhalt war ausgelaufen. Doch das war Ben egal. Er ging ans Fenster und öffnete es. Die eiskalte Luft drängte an seinen Körper. Was sollte das gerade? Er hatte noch nie so einen Alptraum. Und irgendwas sagte ihm, dass dies nicht nur ein Traum war.